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Durch Höhen und Tiefen - 4-Seasons.de

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16 Träume leben<br />

Träume leben 17<br />

Polarregionen waren stets eine Domäne norwegischer Abenteurer.<br />

Haben dich Fridtjof Nansen o<strong>de</strong>r Roald Am<strong>und</strong>sen inspiriert?<br />

Weißt du was, ich habe nichts davon in meiner Kindheit gelesen.<br />

Erst Rolf legte mir nahe, diese Bücher zu lesen. Ehrlich gesagt<br />

fand ich sie ziemlich langweilig. Diese Bücher transportieren<br />

kaum Gefühle, son<strong>de</strong>rn nur eine Menge Fakten. Auch die Sprache<br />

ist sehr nüchtern. Das trifft nicht mein Lebensgefühl im Eis. Ich<br />

liebe es, auf Ski unterwegs zu sein, zu lachen <strong>und</strong> zu fluchen.<br />

Apropos: Rolf <strong>und</strong> PH haben sich bei eurer Tour zum Nordpol<br />

beschwert, weil du so unglaublich fluchst, nicht wahr?<br />

Wenn <strong>de</strong>r Schlitten zum 20. Mal umfällt, tut es gut, <strong>de</strong>n Ärger<br />

mit ein paar <strong>de</strong>ftigen Worten rauszulassen. Und weißt du: Meine<br />

Haare sind nicht norwegisch, son<strong>de</strong>rn spanisch. Meine Urgroßmutter<br />

ist Spanierin, von diesem Temperament habe ich wohl<br />

etwas geerbt.<br />

Gleichzeitig haben sich Rolf <strong>und</strong> PH über ein paar Prinzessinnen-<br />

Allüren von dir mokiert …<br />

Ich hatte Lipgloss <strong>und</strong> Feuchttücher dabei, um wenigstens ein<br />

bisschen Körperpflege betreiben zu können. Außer<strong>de</strong>m hatte Rolf<br />

zum Beispiel oft Eis am Bart, wenn er Wasser geschmolzen hat,<br />

<strong>und</strong> dann sind die Tropfen vom Bart ins Wasser gefallen. Das fin<strong>de</strong><br />

ich nicht so lecker. Rolf meinte, ich solle mich nicht so anstellen.<br />

Aber ich bestand darauf, dass wir trotz <strong>de</strong>r Umstän<strong>de</strong> ein bisschen<br />

Stil bewahren. An<strong>de</strong>rerseits hat sich Rolf auf <strong>de</strong>m Weg zum<br />

Nordpol als wahrer Prinz erwiesen …<br />

Pascal Tournaire<br />

Ein bisschen Stil muss sein. Weihnachten in <strong>de</strong>r Antarktis.<br />

Die Strecke dreifach zurückgelegt? Das ist ja brutal. Schließlich<br />

trennten euch 800 Kilometer vom Nordpol, als ihr in Kanada<br />

gestartet seid!<br />

Und was die Sache nicht einfacher machte: Wir bewegten uns<br />

gegen die Eisdrift. Nachts sind wir häufig sechs, sieben Kilometer<br />

in die Richtung zurückgetrieben, aus <strong>de</strong>r wir gekommen waren.<br />

Wie motivierst du dich an solchen Tagen?<br />

Je<strong>de</strong>r noch so harte Tag gibt mir ein gutes Gefühl: dass ich etwas<br />

kann. Ich bin gut darin, einen schweren Schlitten durch so eine<br />

raue Umgebung zu ziehen. Ich bin gut darin, ein Zelt zu errichten.<br />

Ich bin gut darin, auf meine Fre<strong>und</strong>e zu achten.<br />

Ein weiteres Hin<strong>de</strong>rnis am Nordpol sind die so genannten Waken,<br />

also Löcher o<strong>de</strong>r Rinnen mit offenem Wasser, die sich nicht immer<br />

umgehen lassen. Wie habt ihr dieses Problem gemeistert?<br />

Teilweise haben wir die Waken in wasserdichten Anzügen durchschwommen<br />

<strong>und</strong> die Pulkas wie Boote hinter uns hergezogen. Es<br />

kostet je<strong>de</strong>s Mal Überwindung, ins Polarmeer zu hüpfen, aber das<br />

Wasser ist wärmer als die Luft. Sehr zur Freu<strong>de</strong> meiner Begleiter<br />

»Vier Tage vor Erreichen <strong>de</strong>s<br />

Nordpols ging Rolf vor mir<br />

auf die Knie <strong>und</strong> überreichte<br />

mir einen Ring aus Draht.«<br />

habe ich die Cecilie-Metho<strong>de</strong> erf<strong>und</strong>en: Ich durchschwimme die<br />

Rinne ohne Pulka mit einem Seil um <strong>de</strong>n Bauch. Dann legen sich<br />

die Jungs auf die Pulkas <strong>und</strong> lassen sich von mir rüberziehen.<br />

Was sind für dich die Schattenseiten so einer Expedition?<br />

Nicht die Sehnsucht nach einer Dusche, auch nicht das Verlangen<br />

nach besserem Essen. Vielmehr vermisse ich meine Familie <strong>und</strong><br />

meine Fre<strong>und</strong>e. Es fühlt sich mies an, dass sie sich Sorgen um<br />

mich machen, während ich die Zeit meines Lebens genieße.<br />

Du meinst, weil Rolf dir im Eis einen Heiratsantrag gemacht hat?<br />

Vier Tage vor Erreichen <strong>de</strong>s Pols rief Rolf von hinten, ich solle<br />

warten. Ich war schon etwas genervt, weil ich auskühlte. Dann<br />

kam er auf Ski auf mich zu, nahm meine Hän<strong>de</strong>, ging auf die Knie<br />

<strong>und</strong> sagte: »Ich will, dass wir auch zusammen sind, wenn wir alt<br />

wer<strong>de</strong>n. Ich liebe dich. Cecilie, willst du mich heiraten?« Während<br />

mir die Tränen auf <strong>de</strong>n Wangen festfroren, stammelte ich:<br />

»Natürlich will ich!« Dann hat er mir einen Ring gereicht, <strong>de</strong>n<br />

er heimlich im Schlafsack aus Draht aus unserem Reparaturset<br />

geflochten hatte.<br />

Hat Rolf dich auch gerettet, als du 40 Kilometer vor <strong>de</strong>m Nordpol<br />

im Polarmeer zu versinken drohtest?<br />

Die Scholle, auf <strong>de</strong>r ich stand, ist auseinan<strong>de</strong>rgebrochen. Ich lag<br />

also zwischen lauter Eisbrocken im Wasser <strong>und</strong> konnte mich nicht<br />

befreien, weil sich meine Ski unter Wasser verhakt hatten. Rolf<br />

versuchte, mich am Skistock herauszuziehen, aber ich hing fest.<br />

Erst nach elf Minuten gelang es PH von hinten, meine Ski in <strong>de</strong>r<br />

eisigen Brühe von meinen Schuhen zu lösen. Dann zog Rolf mich<br />

völlig durchnässt aufs Eis. Ich habe mit <strong>de</strong>m Wind um die Wette<br />

geheult. Das war die einzige Situation <strong>de</strong>r gesamten Expedition,<br />

in <strong>de</strong>r ich lieber woan<strong>de</strong>rs gewesen wäre – am liebsten zu Hause<br />

auf meinem großen Sofa mit <strong>de</strong>n weichen Kissen.<br />

Wür<strong>de</strong>st du dich als risikofreudige Person bezeichnen?<br />

Mein Job besteht darin, es so sicher wie möglich zu machen.<br />

Dabei folge ich meist meiner Intuition. Wenn ich mich in einer<br />

Situation nicht wohlfühle, dann kehre ich um. Als Rolf <strong>und</strong> ich im<br />

Jahr 2005 <strong>de</strong>n K2 versucht haben, sind wir umgekehrt, weil die ><br />

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