Weil der Mensch was lernen muss ... - H. TH. WENNER · Antiquariat
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112 »Bei mir wird morgens gebetet!«<br />
Jahr vor dem Wechsel zum Carolinum in Osnabrück<br />
unangenehm und gefährlich werden könnte.<br />
Zu meiner Schulzeit wurde <strong>der</strong> Klassenraum von<br />
einem gewaltigen, mit Holz und Kohlen zu fütternden<br />
Ofen beherrscht. Wie wir später erfahren <strong>muss</strong>ten,<br />
sorgte er zwar im Winter für die notwendige Wärme,<br />
war aber auch nicht selten die Ursache für lästigen<br />
Rauch und schlechte Luft.<br />
Dann betrat ER, <strong>der</strong> von vielen Schülern gefürchtete<br />
Lehrer Ernst Buermeyer, den Klassenraum. Kniebundhosen<br />
mit Gamaschen und <strong>der</strong>be Schuhe vermittelten<br />
ein Bild ländlicher Robustheit, das zur Vorsicht mahnte.<br />
In seinem »Malepartus«, wie er frei nach Reineke Fuchs<br />
die Honer Schule gern nannte, war er <strong>der</strong> absolute<br />
Regent.<br />
Die erste Stunde begann mit einer Überraschung:<br />
»Ihr habt doch sicher bisher zum Beginn des Unterrichts<br />
gebetet?« Wir <strong>muss</strong>ten das verneinen, denn selbst<br />
an ehemals katholischen Volksschulen reichte es im Zeichen<br />
<strong>der</strong> nationalsozialistischen Erziehung nur noch zu<br />
einem vaterländischen Spruch. Buermeyer reagierte unwillig:<br />
»Bei mir ist das an<strong>der</strong>s! Bei mir wird morgens gebetet!<br />
Wir werden an jedem Tag zum Unterrichtsbeginn<br />
ein christliches Gebet o<strong>der</strong> Gedicht sprechen.«<br />
So begann künftig das Unterrichtsgeschehen bei<br />
Ernst Buermeyer morgens mit einem allgemeinen ökumenischen<br />
Gebet o<strong>der</strong> auch mit Eduard Mörike:<br />
In ihm sei’s begonnen,<br />
Der Monde und Sonnen<br />
An blauen Gezelten<br />
Des Himmels bewegt.<br />
Du, Vater, Du rate!<br />
Lenke Du und wende!<br />
Herr, Dir in die Hände<br />
Sei Anfang und Ende,<br />
Sei alles gelegt!