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Titel als PDF - Fakultät für Sozialwissenschaft der Ruhr-Universität ...

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Manager zwischen den Welten.<br />

Entsendungen von Managern im Spannungsfeld<br />

von Karriere, Kultur und Familie<br />

Freya Schwarzbach<br />

Fakultät für <strong>Sozialwissenschaft</strong> – <strong>Ruhr</strong>-Universität Bochum<br />

Diskussionspapiere aus <strong>der</strong><br />

Fakultät für <strong>Sozialwissenschaft</strong> – 05-1<br />

<strong>Ruhr</strong>-Universität Bochum<br />

2005<br />

ISSN 0943 - 6790


DISKUSSIONSPAPIERE AUS DER FAKULTÄT FÜR SOZIALWISSENSCHAFT<br />

RUHR-UNIVERSITÄT BOCHUM<br />

MANAGER ZWISCHEN DEN WELTEN. ENTSENDUNGEN IM SPANNUNGSFELD<br />

ZWISCHEN KARRIERE, KULTUR UND FAMILIE<br />

von<br />

Freya Schwarzbach<br />

Diskussionspapier Nr. 05 – 1<br />

Februar 2005<br />

Korrespondenzanschrift:<br />

Freya Schwarzbach<br />

<strong>Ruhr</strong>-Universität Bochum<br />

Institut für Arbeitswissenschaft<br />

Lehrstuhl für Arbeitsorganisation und Arbeitsgestaltung<br />

NB 1/28<br />

D-44780 Bochum<br />

Telefon 0234 - 32 27731<br />

Die Diskussionspapiere aus <strong>der</strong> Fakultät für <strong>Sozialwissenschaft</strong> <strong>der</strong> <strong>Ruhr</strong>-Universität Bochum<br />

werden von <strong>der</strong> Fakultät für <strong>Sozialwissenschaft</strong> herausgegeben. Die inhaltliche Verantwortung<br />

für die Beiträge liegt bei den Autoren und nicht bei <strong>der</strong> Fakultät. Die Papiere können bei<br />

den jeweiligen Autoren angefor<strong>der</strong>t werden.<br />

Die Liste aller Papiere finden Sie auf den Internet Seiten <strong>der</strong> Fakultät unter<br />

http://www.ruhr-uni-bochum.de/sowi/ Rubrik „Forschung“<br />

ISSN 0943 – 6790


1. Einleitung<br />

Die schon oft konstatierte Globalisierung <strong>der</strong> Wirtschaft, die am Wachstum des Außenhandels<br />

und den Auslandsdirektinvestitionen gemessen wird, geht auch mit einem höheren Grad internationaler,<br />

konzerninterner Verflechtungen einher (Köhler 2004). Damit nehmen die Wahrscheinlichkeit<br />

und die Notwendigkeit von Auslandsentsendungen 1 des Managements zu. Allerdings<br />

liegen keine gesicherten Daten über die quantitative Verbreitung von Auslandsentsendungen<br />

von Managern 2 vor. Einige Studien über multinationale Unternehmen weisen aber<br />

deutlich darauf hin, dass die Anzahl von Entsendungen gestiegen ist und auch zukünftig steigen<br />

wird, da sie eine hohe strategische Bedeutung für internationale Unternehmen, z. B. im<br />

Rahmen des Know-how-Transfers, einnehmen (Caligiuri 2000). Dennoch ist eine Diskussion<br />

um die Folgen <strong>der</strong> Glo balisierung auf <strong>der</strong> personellen Ebene im deutschsprachigen Raum<br />

weitgehend ausgeblieben. Auch wenn insgesamt eine relativ geringe Mobilität von Deutschen<br />

innerhalb des EU-Auslandes im Vergleich zu an<strong>der</strong>en EU-Bürgern konstatiert werden kann,<br />

so sind dennoch zunehmend Deutsche <strong>der</strong> Altersgruppe von 25 bis 39 Jahren mit hohem Bildungsniveau<br />

innerhalb <strong>der</strong> EU mobil (Mytzek 2004). Dies spricht u. a. für erhöhte Managementtätigkeiten<br />

im Ausland.<br />

Bislang liegt <strong>der</strong> Schwerpunkt <strong>der</strong> deutschen Forschung eher auf einer vergleichenden Perspektive<br />

von Managementmodellen o<strong>der</strong> -strategien (z. B. Al-Nagah 2002; Heidenreich/Schmidt<br />

1991) <strong>als</strong> auf <strong>der</strong> personellen Ebene <strong>der</strong> Internationalisierung. Theorien o<strong>der</strong><br />

Modelle über das internationale Management stellen vorrangig auf (idealtypische) Internationalisierungsschritte<br />

o<strong>der</strong> -stufen des Personalmanagements ab (Scherm 1999; Pawlik 2000;<br />

Weber/Festing/Dowling 2001; Drumm 1995; Perlmutter 1969) o<strong>der</strong> speisen sich aus (Ratgeber-)Literatur<br />

zu vorbereitenden Maßnahmen von Auslandsentsendungen (z. B. Götz/Bleher<br />

2000; Gollnick 1997). Im amerikanischen Forschungsraum liegen aber bereits einige Unter-<br />

1 Beim Auslandseinsatz von Mitarbeitern wird zwischen Dienstreise, Abordnung, Entsendung und Versetzung<br />

unterschieden (Kronisch 2001; Pawlik 2000). Die Dienstreise ist zu verstehen <strong>als</strong> eine auf zwei bis drei Monate<br />

befristete Tätigkeit im Ausland, die keinerlei Verän<strong>der</strong>ungen im ursprünglichen Arbeitsvertrag mit sich<br />

bringt. Die Abordnung markiert einen Aufenthalt im Ausland bis zu einem Jahr, wobei auch hier die Anbindung<br />

an das Heimatunternehmen und <strong>der</strong> inländische Arbeitsvertrag bestehen bleiben. Der Terminus Auslandsentsendung<br />

schließlich bezieht sich auf einen befristeten Auslandsaufenthalt, <strong>der</strong> mindestens 24 Monate<br />

andauert.<br />

2 Im Anschluss an Baethge/Denkinger/Kadritzke (1995) sollen unter Managern in diesem Kontext die strategisch<br />

bedeutsamen höheren Angestelltengruppen verstanden werden, die entwe<strong>der</strong> eine verantwortungsvolle<br />

Leitungstätigkeit mit Direktionsbefugnissen inne haben o<strong>der</strong> in Forschung, Entwicklung, Planung sowie bei<br />

<strong>der</strong> wirtschaftlichen Gestaltung und Kontrolle von Produktion und Marktbeziehungen agieren; sie verfügen in<br />

<strong>der</strong> Regel über akademische Abschlüsse und gehören zu den außertariflichen o<strong>der</strong> leitenden Angestellten.<br />

1


suchungen und – wenn auch sich in Teilen wi<strong>der</strong>sprechende – Ergebnisse vor, auf die im<br />

Rahmen dieses Diskussionspapiers zurückgegriffen wird.<br />

Die Bedeutung von Auslandsentsendungen in <strong>der</strong> Wahrnehmung und Interpretation <strong>der</strong> Expatriats<br />

in Bezug auf Chancen und Risiken im beruflichen wie auch privaten Bereich sowie<br />

die Einbettung von Auslandsentsendungen in die eigene Biographie werden in diesen Studien<br />

nicht einbezogen. Um dem hier nachzugehen, werden die Motivationen von Managern für<br />

Auslandsentsendungen, biographische und sozialisatorische Elemente sowie habitusspezifische<br />

Eigenschaften, die u. a. auf <strong>der</strong> Verfügbarkeit von unterschiedlichem kulturellen und<br />

sozialen Kapital – auch im internationalen (sozialen) Raum – gründen, diskutiert. Unter Bezugnahme<br />

auf das Habitus-Konzept und die differenzierten Kapitalien von Bourdieu (1983a;<br />

1983b) sowie dem Identitätsbegriff bei Mead (1973) werden die Wahrnehmungen sowie Biographien<br />

und identitätsstiftenden Prägungen von Expatriats theoretisch aufgeschlüsselt und in<br />

Bezug gesetzt zum Gelingen <strong>der</strong> Überbrückung kultureller Welten.<br />

Auslandsentsendungen stellen insbeson<strong>der</strong>e auch die familiären Bindungen vor zusätzliche<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen, da Expatriats nicht nur in einem allgemeinen Spannungsverhältnis zwischen<br />

beruflicher Karriere und Familie stehen, son<strong>der</strong>n zudem Mobilitäts- und Familienansprüche<br />

vereinbaren müssen. Dies gilt um so mehr, <strong>als</strong> dass die familiäre Stabilität und Unterstützung<br />

wichtige Faktoren für einen erfolgreichen Auslandsaufenthalt darstellen. Unter Bezug<br />

auf vorliegende Daten aus <strong>der</strong> (internationalen) Mobilitäts- und Managementforschung<br />

wird den familiären Voraussetzungen und Hemmnissen von Auslandsentsendungen nachgegangen.<br />

Leitend für die Analyse dieser Themenkomplexe sind die folgenden Thesen:<br />

1. Manager, die ins Ausland entsandt werden, befinden sich in doppelter Hinsicht zwischen<br />

den Welten: Zum einen sind unterschiedliche kulturelle Welten zu überbrücken und zum an<strong>der</strong>en<br />

ist die Berufswelt mit <strong>der</strong> familiären Welt zu vereinbaren.<br />

2. Manager mit hohem interkulturellem und internationalem sozialen Kapital sowie einem<br />

entsprechenden Habitus des gehobenen Bürgertums sind eher geneigt, im Ausland längere<br />

Zeit beruflich tätig zu werden; diese Entsendungen werden auch <strong>als</strong> erfolgreicher eingeschätzt.<br />

2


3. Die Beharrungskräfte des traditionellen Geschlechterverhältnisses – im Sinne einer Anpassung<br />

<strong>der</strong> Partnerin an die Karriereorientierung des Partners – verstärken sich bei familiär gebundenen<br />

Expatriats im Rahmen von Entsendungen.<br />

Um diesen Thesen nachzugehen, werden im Folgenden Karriereoptionen durch längere Tätigkeiten<br />

im Ausland sowie Motive für die Annahme von Auslandsentsendungen und unternehmensseitige<br />

Auswahlkriterien diskutiert. Bestimmte Persönlichkeitseigenschaften und Kompetenzen<br />

gelten <strong>als</strong> Voraussetzungen für das Gelingen von Auslandsentsendungen. Aufgrund<br />

dessen wird <strong>der</strong> Versuch unternommen, biographische Prägungen und die Verfügbarkeit von<br />

kulturellem und sozialem Kapital von Expatriats in <strong>der</strong> Funktion kultureller Brücken nachzuvollziehen.<br />

Da <strong>der</strong> Beitrag <strong>der</strong> Familien entsendeter ManagerInnen zum Gelingen <strong>der</strong> Entsendung<br />

betont wird, wird das familiäre Arrangement auch in Bezug auf die Karriereorientierung<br />

bei<strong>der</strong> Partner genauer analysiert.<br />

2. Karriere<br />

Gemeinhin wird eine Auslandsentsendung <strong>als</strong> karriereför<strong>der</strong>lich eingeschätzt (Ambler et al.<br />

2002) 3 , doch ist das Risiko einer Entsendung sowohl auf <strong>der</strong> persönlichen <strong>als</strong> auch auf <strong>der</strong><br />

beruflichen Ebene nicht gering. Reintegrationen nach Auslandsaufenthalten werden von Unternehmen<br />

<strong>der</strong> Ursprungslän<strong>der</strong> zwar angestrebt, können aber keineswegs garantiert werden.<br />

Eine Wie<strong>der</strong>einglie<strong>der</strong>ung ins Stammhaus wird meistens gewährleistet, aber nicht unbedingt<br />

<strong>der</strong> Statuserhalt vor <strong>der</strong> Entsendung, geschweige denn ein direkter Aufstieg nach <strong>der</strong> Rückkehr<br />

(Horsch 1996). Bislang gibt es nur wenige Untersuchungen zur Wie<strong>der</strong>einglie<strong>der</strong>ungspraxis<br />

von Unternehmen und Karriereoptionen nach einem Auslandsaufenthalt.<br />

Eine Ausnahme stellt die Studie von Tung/Miller (1990) dar, die allerdings – zumindest für<br />

den amerikanischen Raum – eher den Schluss zulässt, dass sich Entsendungen neutral auf die<br />

Karriereentwicklung auswirken, da 93 % <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Studie befragten Führungskräfte Auslandserfahrungen<br />

bei Beför<strong>der</strong>ungen nicht berücksichtigen. In dieselbe Richtung weisen auch<br />

Ergebnisse aus Studien von Hartmann (2002a), die zeigen, dass vier von fünf Top-Managern<br />

in deutschen Unternehmen in ihrem Berufsleben (Studium eingeschlossen) sich noch nicht<br />

einmal ein Jahr im Ausland aufgehalten haben. Für Karrieren in Deutschland, England,<br />

3 Bei <strong>der</strong> Studie von Ambler et al. wurden nicht konkret Expatriats nach ihren Einschätzungen befragt, son<strong>der</strong>n<br />

Beschäftigte allgemein.<br />

3


Frankreich und den USA hat sich gezeigt, dass immer noch die national geprägten Ausbildungssysteme<br />

und Karrierepfade ausschlaggebend sind (Hartmann 2002a).<br />

An<strong>der</strong>erseits zeichnen sich nationale Karrierepfade teilweise auch durch Tätigkeiten im Ausland<br />

aus, wenn auch bei einer ausländischen Tochtergesellschaft des Mutterkonzerns. In Folge<br />

<strong>der</strong> Dominanz ethnozentrischer Personalpolitik bei <strong>der</strong> Internationalisierung von Unternehmen<br />

ist es für einen national geprägten Karrierepfad nicht unüblich, in einer ausländischen<br />

Tochtergesellschaft tätig gewesen zu sein (Hartmann 1995, S. 191), wenn vielleicht auch<br />

nicht über einen längeren Zeitraum.<br />

Im Rahmen nationaler Rekrutierungen für (Elite-)Führungspositionen konnte Hartmann<br />

(2001) feststellen, dass Dress- und Verhaltenscodes, breite bildungsbürgerliche Allgemeinbildung,<br />

eine unternehmerische Einstellung, eine optimistische Grundhaltung und vor allem<br />

Souveränität und Selbstsicherheit bei <strong>der</strong> Stellenbesetzung ausschlaggebend sind. Dies gilt<br />

sicherlich auch für einen internationalen Kontext, wobei diese Merkmale dann nicht nur das<br />

sichere Bewegen in <strong>der</strong> eigenen Kultur umfassen, son<strong>der</strong>n auch die Kenntnis über bzw. Sensibilität<br />

für an<strong>der</strong>e Kulturen beinhaltet. Hohe kommunikative Kompetenz, Flexibilität, ein<br />

schnelles Vertrautwerden mit fremden Kulturen und eine gewisse Risikobereitschaft und Entscheidungsfreude<br />

werden eher dem gehobenen Bürgertum zugeschrieben (Hartmann 2002b).<br />

Als Kriterium für Risiko- und Entscheidungsfreude werden wie<strong>der</strong>um längere Auslandsaufenthalte<br />

angesehen (Hartmann 1995). Im Umkehrschluss ist Risikobereitschaft wie<strong>der</strong>um eine<br />

Persönlichkeitseigenschaft, welche die Bereitschaft für Auslandsaufenthalte för<strong>der</strong>t. Damit ist<br />

wie<strong>der</strong>um ein Hinweis darauf gegeben, dass Auslandsaufenthalte einen positiven Einfluss auf<br />

Karrierechancen nehmen können. Dieser Einfluss tritt vermittelt über die Risikobereitschaft<br />

und Entscheidungsfreude auf und nicht im Sinne eines direkten Zusammenhangs zwischen<br />

einem Auslandsaufenthalt und einer Beför<strong>der</strong>ung. Auslandsentsendungen sind dann kein konkretes<br />

Beför<strong>der</strong>ungskriterium, son<strong>der</strong>n gewinnen über zugeschriebene Persönlichkeitseigenschaften<br />

indirekt Geltung.<br />

Bei den Motiven für Manager ins Ausland zu gehen, können zwei Grundrichtungen ausgemacht<br />

werden: zum einen Flucht- und zum an<strong>der</strong>en Anziehungsmotive (Spieß/Brüch 2002).<br />

Anziehungsmotive sind das Streben nach dem Erreichen einer höheren Qualifikation, bessere<br />

Entlohnung und hoher Status (vor allem im orientalischen und asiatischen Raum), aber auch<br />

Abenteuerlust und Neugier auf fremde Län<strong>der</strong> (Pawlik 2000). Fluchtmotive können fehlende<br />

berufliche Perspektiven im Inland o<strong>der</strong> persönliche Probleme sein (Spieß/Brüch 2002). Auch<br />

4


die Angst vor Stagnation des beruflichen Werdegangs aufgrund impliziter Anfor<strong>der</strong>ungen an<br />

Beschäftigte, sich flexibel und mobil in Bezug auf Arbeitsort und Arbeitstätigkeit zu erweisen<br />

(Sennett 1998), kann treibende Kraft für die Annahme längerer Tätigkeiten im Ausland sein.<br />

Dabei konnte Brüch (2001) in seiner Studie über entsendete Mitarbeiter zeigen, dass neben<br />

an<strong>der</strong>en Faktoren die intrinsisch motivierten Anziehungsfaktoren für den Auslandsaufenthalt<br />

– wie z. B. Interesse an <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Kultur – die Anpassung an das Gastland und auch den<br />

beruflichen Erfolg im Ausland för<strong>der</strong>n.<br />

Aus Sicht <strong>der</strong> Expatriats kann ein Auslandsaufenthalt <strong>als</strong> Entwicklung des eigenen beruflichen<br />

Profils wahrgenommen werden und mit potenziellen Karrierechancen einhergehen. Aus<br />

<strong>der</strong> Perspektive von Unternehmen dienen Entsendungen dem Know-how-Transfer vom<br />

Stammhaus in die regionalen Nie<strong>der</strong>lassungen, <strong>der</strong> Einführung internationaler Managementstandards,<br />

<strong>der</strong> Kontrolle von Geschäftsaktivitäten o<strong>der</strong> zur Personalentwicklung (vgl. zusammenfassend<br />

Stierle/van Dick/Wagner 2002). Da durch Auslandsentsendungen für Unternehmen<br />

zusätzliche Kosten auf Grund von Vorbereitungsmaßnahmen, Auslandszulagen und<br />

Rückkehrkosten anfallen (Pawlik 2000) 4 , ist die Reintegration und die Nutzung <strong>der</strong> im Ausland<br />

erworbenen Qualifikationen <strong>der</strong> Rückkehrer sowie eine qualifizierte Auswahl potenzieller<br />

Expatriats für Unternehmen grundsätzlich ökonomisch relevant.<br />

Grundlage für die Auswahl geeigneter Expatriats sind Anfor<strong>der</strong>ungen, die sich aus den erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Kompetenzen (Wun<strong>der</strong>er 1997) und speziell aus <strong>der</strong> jeweiligen Auslandsdelegation<br />

ergeben (Oechsler 1997). Insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> interkulturellen Kompetenz, <strong>der</strong> psychischen Belastbarkeit,<br />

<strong>der</strong> gesundheitlichen Kondition und <strong>der</strong> familiären Flexibilität werden hohe Bedeutungen<br />

zugemessen (etwa Perlitz 2000; Oechsler 1997). Auf <strong>der</strong> operativen Ebene <strong>der</strong><br />

Stellenbesetzung werden in <strong>der</strong> Literatur eine Reihe von Auswahlverfahren vorgestellt, wobei<br />

nicht zu erkennen ist, ob, und wenn ja, in welchem Umfang, diese in diese in die betriebliche<br />

Praxis Eingang gefunden haben. Zwar wird konstatiert, dass ein Methodenmix aus verschiedenen<br />

Instrumenten angewandt wird (Pawlik 2000), um sowohl die fachliche <strong>als</strong> auch persönliche<br />

Eignung eines möglichen Kandidaten festzustellen; aber ebenso wird betont, dass die<br />

Auswahlpraxis vieler Unternehmen sich vorrangig an <strong>der</strong> bisher erbrachten Leistung <strong>der</strong> potenziellen<br />

Expatriats orientiert (Welge/Holtbrügge 2001; Oechsler 1997).<br />

4 Schätzungen über Kosten von Auslandsaufenthalten gehen von dem drei- bis sechsfachen des Gehaltes im<br />

Heimatland aus.<br />

5


Insgesamt wird <strong>der</strong> Lebensentwurf <strong>der</strong> Expatriats damit entscheidungsintensiv und risikoreich:<br />

Ob sich eine Entsendung für die Karriere lohnt, bleibt fraglich, da neben möglichen<br />

hohen „sozialen Kosten“ für die Manager und ihre Familien das berufliche Fortkommen bei<br />

<strong>der</strong> Rückkehr ins Heimatland nicht gesichert ist. Die Entscheidung für eine Auslandsentsendung<br />

aus <strong>der</strong> Perspektive <strong>der</strong> Manager und ihrer Familien hängt damit von <strong>der</strong> Interpretation<br />

bzw. den Wahrnehmungen beruflicher und sozialer Chancen und Risiken ab, d. h., wie sie die<br />

eigene Situation und ihre Lebensumstände interpretieren.<br />

3. Kulturelle Brücken: Habitus, internationales soziales und kulturelles Kapital<br />

In Bezug auf den Zusammenhang von Persönlichkeitseigenschaften und den Erfolg eines<br />

Auslandseinsatzes existieren inzwischen einige Befunde aus <strong>der</strong> diagnostischen Persönlichkeitsforschung.<br />

Caligiuri (2000) und auch Stierle/van Dick/Wagner (2002) haben Zusammenhänge<br />

zwischen <strong>der</strong> Leistung Entsendeter und dem vorzeitigen Abbruch von Auslandsentsendungen<br />

mit Persönlichkeitsmerkmalen wie Extraversion, Offenheit, Neurotizismus, Verträglichkeit<br />

und Gewissenhaftigkeit 5 aufgefunden. Neben den Persönlichkeitsmerkmalen wurden<br />

von Stierle/van Dick/Wagner (2002) auch sozialpsychologische Variablen in Zusammenhang<br />

mit erfolgreichen Entsendungen gebracht. Dabei stellen sie fest, dass die familiäre Stabilität,<br />

Akkulturationshaltungen und <strong>der</strong> Kontakt mit Personen aus dem Gastland sowie die Persönlichkeitseigenschaften<br />

Extraversion und Offenheit mit Erfolgskriterien einer Entsendung positiv<br />

korrelieren.<br />

Beschränkt man sich auf die sozialpsychologischen Variablen <strong>der</strong> Akkulturation und des<br />

Kontaktverhaltens in <strong>der</strong> Studie von Stierle/van Dick/Wagner (2002), ist festzustellen, dass<br />

Personen, die offenere Haltungen zeigen und stärker mit ihrer Umwelt interagieren, schneller<br />

Kontakt im Gastland finden sowie eher zu integrierenden Akkulturationshaltungen neigen.<br />

Akkulturationshaltungen weisen in <strong>der</strong> zuvor genannten Studie hohe Werte auf, wenn Personen<br />

positive Haltungen zu einer multikulturellen Gesellschaft aufweisen und sich nicht für<br />

eine Assimilation o<strong>der</strong> eine Separation von kulturellen Min<strong>der</strong>heiten aussprechen 6 .<br />

5 Diese Persönlichkeitsmerkmale, auch die „big five of personality“ genannt, wurden von Stierle/van<br />

Dick/Wagner (2002) herangezogen und mit dem deutschen psychologischen Diagnoseverfahren NEO-PI-R<br />

getestet.<br />

6 Die Präferenz von Assimilation o<strong>der</strong> Separation auf <strong>der</strong> einen Seite und einer Integration im Sinne einer multikulturellen<br />

Gesellschaft auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite lässt sich dadurch erklären, dass Personen mit niedrigen Werten<br />

bei Akkulturationshaltungen eher eine Anpassung o<strong>der</strong> ein „Für-Sich-Verbleiben“ von Min<strong>der</strong>heiten erwarten<br />

(Wagner/van Dick/Zick 2001).<br />

6


Unbeantwortet bleibt dabei, wie bestimmte Akkulturationshaltungen und Kontaktfreudigkeit<br />

im Gastland zustande kommen. Um dieses Phänomen zu analysieren, müssen biographische<br />

Erfahrungen von Managern näher betrachtet werden. Eine positive Auswirkung auf die Motivation,<br />

beruflich im Ausland tätig zu werden, haben interkulturelle Kontakte 7 . Spieß/Brüch<br />

(2002) konnten in ihrer Befragung von Studierenden feststellen, dass Auslandsreisen und -<br />

aufenthalte sowie positive Einstellungen gegenüber näheren Kontakten zu Personen aus an<strong>der</strong>en<br />

Kulturen und <strong>der</strong> Erwerb interkultureller Kompetenz sich positiv auf die Bereitschaft<br />

auswirken, beruflich international tätig zu werden. Damit scheinen sich interkulturelle Erfahrungen<br />

und Motivationen zu weiteren Auslandsaufenthalten wechselseitig zu bestärken.<br />

Dementsprechend kann für Expatriats vermutet werden, dass insbeson<strong>der</strong>e Personen, die bereits<br />

häufiger in Kontakt zu an<strong>der</strong>en Kulturen standen, nicht nur eine höhere Akkulturationsbereitschaft<br />

im Sinne einer multikulturellen Gesellschaft an den Tag legen, son<strong>der</strong>n auch<br />

mehr interkulturelle Kompetenz angesammelt haben. Dies bestätigt sich auch dadurch, dass<br />

Führungsnachwuchskräfte, die während ihres Studiums Auslandserfahrungen gesammelt haben,<br />

motivierter sind, auch beruflich ins Ausland zu gehen (Spieß/Wittmann 1996). Allerdings<br />

ist die Wahrscheinlichkeit von Auslandsaufenthalten Studieren<strong>der</strong> nicht durch alle<br />

Schichten gleich verteilt. Bei Promovenden, die dem gehobenen Bürgertum entstammen, ist<br />

die Wahrscheinlichkeit eines Auslandsstudiums um 89 % höher <strong>als</strong> bei denjenigen an<strong>der</strong>er<br />

gesellschaftlicher Schichten (Hartmann 2002b, S. 62). Demnach können nicht alle gesellschaftlichen<br />

Schichten gleichermaßen Auslandserfahrungen und interkulturelle Kompetenz<br />

ansammeln. Eine theoretische Erklärung <strong>der</strong> Unterschiede in <strong>der</strong> Ansammlung und Verteilung<br />

von interkulturellen Erfahrungen kann durch das Habitus- und Kapital-Konzept von Bourdieu<br />

(1983a, 1983b) abgeleitet werden.<br />

Die stark erhöhte Wahrscheinlichkeit für Auslandsstudienaufenthalte des gehobenen Bürgertums<br />

im Vergleich zu an<strong>der</strong>en gesellschaftlichen Schichten lässt sich zunächst aus <strong>der</strong> größeren<br />

Verfügbarkeit ökonomischen Kapit<strong>als</strong> (Bourdieu 1983b) herleiten, das für ein Studium im<br />

Ausland aufgewendet werden muss. Aber nicht nur ökonomisches Kapital ist ausschlaggebend.<br />

Vielmehr können auch Persönlichkeitseigenschaften wie Souveränität und Risikobereit-<br />

7 Wie aus Untersuchungen zu Haltungen von Deutschen gegenüber Min<strong>der</strong>heiten im eigenen Land bekannt ist,<br />

spielt <strong>der</strong> Kontakt zu ethnischen Min<strong>der</strong>heiten eine bedeutsame Rolle für Akkulturationshaltungen: Die empirisch<br />

belegte Kontakthypothese besagt, dass <strong>der</strong> Kontakt zwischen verschiedenen Gruppen zum Abbau von<br />

gegenseitigen Vorurteilen führt, wenn ein gleicher Status in <strong>der</strong> Kontaktsituation vorherrscht, gemeinsame<br />

Ziele verfolgt werden und <strong>der</strong> Kontakt durch anerkannte Autoritäten unterstützt wird sowie die Möglichkeit<br />

besteht, persönliche Beziehungen aufzubauen (Pettigrew 1998; Wagner/van Dick/Zick 2001).<br />

7


schaft, die eher dem gehobenen Bürgertum zugeschrieben werden, o<strong>der</strong> auch vorherige interkulturelle<br />

Erfahrungen eine Rolle spielen. Durch die Konvertierbarkeit <strong>der</strong> Kapitalformen<br />

(Bourdieu 1983b) ist es wahrscheinlich, dass hohes ökonomisches Kapital zu verstärkter (inter-)kultureller<br />

Bildung, häufigeren Auslandsreisen und -aufenthalten, dem Erlernen von<br />

Fremdsprachen etc. führt. Dieses so gewonnene Kapital wird hier in Anlehnung an Bourdieus<br />

kulturelles Kapital (1983b) <strong>als</strong> „interkulturelles“ Kapital bezeichnet, das inkorporierte Kenntnisse<br />

im Umgang mit an<strong>der</strong>en Kulturen, Fremdsprachenkenntnisse, internationale Bildungstitel,<br />

<strong>als</strong>o kurzum alles, was im internationalen Feld an Wissen benötigt wird, beinhaltet. Es ist<br />

<strong>als</strong>o anzunehmen, dass durch die familiäre und berufliche Sozialisation von Expatriats ein<br />

spezifisches Kulturkapital (im Sinne von Bourdieu 1983b) in Form eines „interkulturellen“<br />

Kapit<strong>als</strong> angesammelt wurde, das die Entscheidung für eine Auslandsentsendung begünstigt.<br />

„Einem bestimmten Umfang ererbten Kapit<strong>als</strong> entspricht ein Bündel ungefähr gleich wahrscheinlicher,<br />

zu ungefähr gleichwertigen Positionen führen<strong>der</strong> Lebensläufe – das einem bestimmten<br />

Individuum objektiv gegebene Möglichkeitsfeld“ (Bourdieu 1983a, S. 188). Das<br />

Möglichkeitsfeld international tätig zu werden, ist dementsprechend für die Gruppe von Personen<br />

wahrscheinlicher, die mit einem hohen Kapitalvolumen ausgestattet ist.<br />

Auch wenn nicht von einer „transnationalen Bourgeoisie“ (Hartmann 2002a) gesprochen<br />

werden kann, so sind dennoch <strong>der</strong> Besuch von international ausgerichteten (Hoch-)Schulen<br />

o<strong>der</strong> frühzeitige Auslandsaufenthalte von beson<strong>der</strong>er Bedeutung für weitere Motivationen im<br />

Ausland tätig zu werden. Durch frühzeitigen Kontakt mit an<strong>der</strong>en Kulturen und Län<strong>der</strong>n kann<br />

„interkulturelles“ Kapital inkorporiert werden. „Inkorporiertes Kapital ist ein Besitztum, das<br />

zu einem festen Bestandteil <strong>der</strong> „Person“, zum Habitus geworden ist; aus „Haben“ ist „Sein“<br />

geworden“ (Bourdieu 1983a, S. 187).<br />

Akkulturationshaltungen und Kontakte zu Personen des Gastlandes stehen <strong>als</strong>o nicht nur in<br />

Verbindung mit psychologischen Persönlichkeitseigenschaften, son<strong>der</strong>n auch im Zusammenhang<br />

mit biographischen und sozialen Erfahrungen, die zur Inkorporierung von „interkulturellem“<br />

Kapital geführt haben und den Aufbau von internationalem sozialen Kapital för<strong>der</strong>n. Mit<br />

Kontakten zu Personen an<strong>der</strong>er kultureller Hintergründe können soziale Netzwerke verbunden<br />

sein, die bereits vor <strong>der</strong> Entsendung bestehen bzw. während <strong>der</strong> Entsendungsphase – über<br />

an<strong>der</strong>e vermittelt – aufgenommen werden. Dies spricht für ein hohes „soziales internationales<br />

Kapital“: Bourdieu (1983b) versteht unter sozialem Kapital „die Gesamtheit <strong>der</strong> aktuellen und<br />

potentiellen Ressourcen, die mit dem Besitz eines dauerhaften Netzes von mehr o<strong>der</strong> weniger<br />

institutionalisierten Beziehungen gegenseitigen Kennens o<strong>der</strong> Anerkennens verbunden sind;<br />

8


o<strong>der</strong>, an<strong>der</strong>s ausgedrückt, es handelt sich dabei um Ressourcen, die auf <strong>der</strong> Zugehörigkeit<br />

einer Gruppe beruhen“ (ebenda, S. 190f.).<br />

Das Volumen des sozialen Kapit<strong>als</strong> hängt von <strong>der</strong> Ausdehnung des Netzes an Beziehungen ab<br />

sowie ebenso vom Umfang des Kapit<strong>als</strong> <strong>der</strong>jenigen, mit denen ein sozialer Austausch gepflegt<br />

wird. Die Herausbildung von internationalem o<strong>der</strong> interkulturellem Sozialkapital bedarf<br />

dann einer geographischen Ausdehnung über den nationalen Kontext hinaus und des Kontaktes<br />

zu Personen im Ausland, die über ein ähnlich hohes Gesamtkapital verfügen. Durch die<br />

Zugehörigkeit zu sozialen internationalen Netzen sind Kontakte mit Personen aus dem Gastland<br />

leichter herzustellen und eine Integration des Managers und auch <strong>der</strong> mitreisenden Familienangehörigen<br />

einfacher zu bewerkstelligen, wodurch <strong>der</strong> Auslandsaufenthalt <strong>als</strong> erfolgsversprechen<strong>der</strong><br />

eingeschätzt wird. Die Ausbildung dieser Form des sozialen Kapit<strong>als</strong> bedarf allerdings<br />

schon frühzeitiger Anknüpfungspunkte mit Personen aus an<strong>der</strong>en Nationen bzw. an<strong>der</strong>er<br />

kultureller Hintergründe. Der Erwerb solcher Bindungen kann bereits durch die Primärsozialisation<br />

im Elternhaus o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> schulischen und beruflichen Ausbildung erfolgen. In<br />

welcher Form internationale Netzwerke von Expatriats und ihren Familienangehörigen genutzt<br />

werden können, ist empirisch nicht erforscht.<br />

Bislang liegen ebenso keine Ergebnisse in Bezug auf die individuelle Verarbeitung von Auslandsentsendungen<br />

vor. Wie eine Auslandsentsendung wahrgenommen wird, ist sicherlich<br />

nicht nur von dem beruflichen Erfolg einer Entsendung, son<strong>der</strong>n auch von <strong>der</strong> Einbettung in<br />

die eigene Biographie abhängig. Das prägende Moment <strong>der</strong> Sozialisation für eine verstärkte<br />

Mobilität zeigt sich bspw. bereits im nationalen Raum. Personen, die in ihrer Kindheit häufiger<br />

umgezogen sind, wechseln auch in ihrem späteren Leben häufiger den Wohnort. Die<br />

Wohnbiographie vor dem Erwachsenenalter nimmt einen hohen Einfluss auf das spätere Mobilitätsverhalten<br />

(Schnei<strong>der</strong>/Limmer/Ruckdeschel 2002). Demnach ist auch davon auszugehen,<br />

dass Mobilität im internationalen Raum durch die eigene Wohnbiographie geprägt ist.<br />

Die individuelle Wahrnehmung <strong>der</strong> eigenen Biographie wird – gemäß dem symbolischen Interaktionismus<br />

(z. B. Blumer 1973) – interpretiert und konstruiert. Es ist anzunehmen, dass<br />

diese Konstruktionen und Interpretationen in enger Verbindung mit dem Habitus und dem<br />

kulturellen Kapital einer Person stehen: Wie Chancen und Risiken, die persönliche Eignung<br />

für Auslandseinsätze etc. von den Entsandten eingeschätzt werden, ist von <strong>der</strong> zugeschriebenen<br />

Bedeutung von Auslandsentsendungen abhängig, wobei die Art dieser Interpretation wie<strong>der</strong>um<br />

vom jeweiligen Habitus <strong>der</strong> Person beeinflusst wird. Der Habitus ist sowohl inkorpo-<br />

9


ierte Struktur <strong>als</strong> auch Grundlage für das Wahrnehmen von Personen. Dadurch „konstituiert<br />

sich die repräsentierte soziale Welt, mit an<strong>der</strong>en Worten <strong>der</strong> Raum für Lebensstile“ (Bourdieu<br />

1983a, S. 278). Im Habitus drücken sich sowohl Kompetenzen und Erfahrungen <strong>als</strong> auch die<br />

soziale Herkunft und Position sowie <strong>der</strong> Lebensstil einer Person aus. Die Prägung des Habitus<br />

erfolgt insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> frühen Sozialisation; sie wird aber in lebenslangen Lernprozessen<br />

fortgesetzt.<br />

Ebenso wie <strong>der</strong> Habitus bildet sich die Identität in frühen Phasen <strong>der</strong> Sozialisation. Wie Mead<br />

zeigt, wird die Identität durch nachahmendes Spiel und durch das „Sich-Selbst-Bewusst-<br />

Werden“ über die „organisierten gesellschaftlichen Haltungen <strong>der</strong> jeweiligen gesellschaftlichen<br />

Gruppe o<strong>der</strong> Gemeinschaft (o<strong>der</strong> eines ihrer Teile)“ (Mead 1973, S. 198f.) <strong>als</strong> generalisierte<br />

An<strong>der</strong>e ausgeprägt. Die Identität einer Person ist sowohl gesellschaftlich <strong>als</strong> auch durch<br />

das spontane, schöpferische, unkonventionelle Ich geprägt. Der gesellschaftlich geprägte Teil<br />

<strong>der</strong> Identität bei Mead weist insofern Ähnlichkeiten mit dem Habitus auf, <strong>als</strong> dass er durch die<br />

Gesellschaft strukturiert ist. Identität „entsteht aber innerhalb des gesellschaftlichen Erfahrungs-<br />

und Tätigkeitsprozesses, das heißt im jeweiligen Individuum <strong>als</strong> Ergebnis seiner Beziehungen<br />

zu diesem Prozess <strong>als</strong> Ganzem und zu an<strong>der</strong>en Individuen innerhalb dieses Prozesses“<br />

(Mead 1973, S.177). Identitäten sind damit immer auch durch die spezifischen Interaktionsprozesse<br />

<strong>der</strong> jeweiligen gesellschaftlichen Gruppe geprägt. Der Ausdruck und die Bewusstwerdung<br />

<strong>der</strong> eigenen Identität sind nur über an<strong>der</strong>e möglich und in <strong>der</strong> Anpassung o<strong>der</strong><br />

Differenz zu ihnen. Das Verhalten und die Erwartungen An<strong>der</strong>er variieren mit <strong>der</strong> Zugehörigkeit<br />

zu gesellschaftlichen Gruppen und werden im Prozess <strong>der</strong> Entstehung <strong>der</strong> Identität ebenso<br />

angezeigt, vermittelt und verstanden (o<strong>der</strong> auch eben nicht) wie auch allgemein gruppenübergreifende<br />

Symbole. „Diese Identität, die für sich selbst Objekt werden kann, ist im Grunde<br />

eine gesellschaftliche Struktur und erwächst aus <strong>der</strong> gesellschaftlichen Erfahrung“ (Mead<br />

1973, S. 182).<br />

Es ist davon auszugehen, dass Auslandserfahrungen ein prägendes Moment <strong>der</strong> Identität einer<br />

Biographie darstellen und zur Konstruktion dieser beitragen. Aus diesem Grund ist zu fragen,<br />

inwieweit diese Erfahrungen Auswirkungen auf die Selbstwahrnehmung und Identitätsbildung<br />

von Expatriats sowie ihre berufliche Perspektivenwahrnehmung haben. Zwei Studien<br />

zur Identität von Managern (Buß u. a. 2001; 2002) liefern erste Hinweise für den Wandel ihrer<br />

eigenen Identitätswahrnehmungen. Bei jüngeren Managern gewinnen Auslandserfahrungen<br />

und eine interkulturelle Prägung an Gewicht sowie auch die Orientierung an einem sequenziellen<br />

Lebensmodell, das sich durch große Offenheit gegenüber Wandel im Leben aus-<br />

10


zeichnet. Dennoch weisen auch diese Manager größtenteils ein traditionales Lebensmodell in<br />

Bezug auf Heirat und Kin<strong>der</strong> auf.<br />

Die erste Studie (Buß u.a. 2001) behandelt Quellen <strong>der</strong> Identität und Lebensläufe von Top-<br />

Managern aus Vorstandsetagen deutscher Großunternehmen, während sich die zweite (Buß<br />

u.a. 2002) mit <strong>der</strong> „debütierenden Wirtschaftselite“ aus <strong>der</strong> New Economy beschäftigt. Während<br />

die Topmanager <strong>der</strong> traditionelleren Großunternehmen 50 Jahre und älter sind, liegt das<br />

Durchschnittsalter <strong>der</strong> Grün<strong>der</strong> und Unternehmer <strong>der</strong> New Economy bei 40 Jahren. Im Hinblick<br />

auf ihre vorberufliche Biographie und Prägung unterscheiden sich die beiden Gruppen<br />

insofern, <strong>als</strong> dass die Topmanager aufgrund ihres Alters im Nachkriegsdeutschland aufgewachsen<br />

sind und ihre Kindheit demzufolge eher von materiellen Entbehrungen gekennzeichnet<br />

war. Bei ihnen wurde großer Wert auf Bildung gelegt und sie verfügen in den meisten<br />

Fällen über mindestens einen Hochschulabschluss.<br />

Die jüngeren ManagerInnen <strong>der</strong> New Economy hingegen erlebten ihre Kindheit vielfach unter<br />

an<strong>der</strong>en Bedingungen: Sie wuchsen in <strong>der</strong> Mehrzahl in konservativ-fortschrittlichen Elternhäusern<br />

mit einer guten o<strong>der</strong> sehr guten materiellen Basis auf. Auch die Prägung durch die<br />

Erziehung basierte auf an<strong>der</strong>en Grundsätzen <strong>als</strong> die <strong>der</strong> Älteren. Neben Leistungsprinzip,<br />

Pflicht und Disziplin, die auch bei <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> Topmanager zu finden ist, waren die Leitideen<br />

<strong>der</strong> Erziehung auch an formaler sowie kultureller Bildung orientiert und durch eine offene<br />

Diskussionskultur und Internationalität geprägt (Buß u.a. 2002). Die Eltern gehörten zum<br />

größten Teil gesellschaftlichen Führungsgruppen an. Die Herkunft <strong>der</strong> erforschten Manager<br />

<strong>der</strong> Identitätsstudien verweist zumeist auf hohes ökonomisches und kulturelles Kapital, das<br />

auch die Akkumulation von interkulturellem Kapital för<strong>der</strong>t.<br />

Viele dieser ManagerInnen und Unternehmensgrün<strong>der</strong>Innen (unter den insgesamt 29 Interviewten<br />

befinden sich im Gegensatz zu den Topmanagern auch zwei Frauen) haben bereits<br />

früh Erfahrungen mit fremden Kulturen gemacht, die auch <strong>als</strong> prägend für ihre Person betrachtet<br />

werden. Diese Erfahrungen, die aus Sicht <strong>der</strong> ManagerInnen zur Weiterentwicklung<br />

ihrer interkulturellen Kompetenz führten, werden <strong>als</strong> Bereicherung empfunden (Buß u.a.<br />

2002). Dies deckt sich auch mit <strong>der</strong> Untersuchung von Spieß/Brüch (2002, S. 220): „Wenn<br />

frühzeitig Begegnungen mit an<strong>der</strong>en Kulturen und Auslandserfahrungen ermöglicht werden,<br />

wird dies <strong>als</strong> positive und wichtige Lebens- und Lernerfahrung beurteilt“.<br />

Spaß an <strong>der</strong> Arbeit, <strong>der</strong> Wille zu Selbständigkeit und eigenbestimmten Handeln (Buß u. a.<br />

2002) sind Triebkräfte und durchgängiges Motiv im Leben <strong>der</strong> Unternehmensgrün<strong>der</strong> und<br />

11


-leiter <strong>der</strong> New Economy. Die Manager betonen ihre Offenheit für den Wandel im Leben und<br />

teilweise orientieren sie sich bewusst an einem sequenziellen Lebensmodell, wobei eigene<br />

Leitideen und Identitäten von Unabhängigkeit und Entscheidungsfreiheit aber nicht aufgegeben<br />

werden. Fast alle Unternehmen sind international tätig und über ein Drittel <strong>der</strong> Befragten<br />

hat zumindest zeitweise im Ausland studiert. 90 % <strong>der</strong> Manager haben ein Studium abgeschlossen,<br />

die Hälfte hat einen Doktortitel und einige einen zweiten Studienabschluss.<br />

Diese Tendenzen des Wandels in <strong>der</strong> „herrschenden Klasse“ hat Bourdieu (1983a, S. 480ff.)<br />

bereits Mitte <strong>der</strong> 70er Jahre in Frankreich ausmachen können: Die „neue“ Bourgeoisie, die<br />

sich im Gegensatz zur „Älteren“ durch mehr Hochschuldiplome, Tätigkeiten in großen Unternehmen<br />

und einen Lebensstil – <strong>der</strong> eher <strong>der</strong> einer mo<strong>der</strong>nen Führungskraft entspricht – charakterisieren<br />

lässt, interessiert sich stark für das Wirtschaftsleben. Sie übt eine Berufstätigkeit<br />

aus, „die mit ihren weiten und häufigen Flugreisen, ihren Restaurantbesuchen und Cocktails<br />

mit Geschäftspartnern, ihren Kolloquien und Seminaren einen „mo<strong>der</strong>nen“ kosmopolitischen<br />

Lebensstil in sich begreift“ (1983a, S. 486). Häufige Geschäftsreisen ins Ausland, die Lektüre<br />

von fremdsprachigen und wirtschaftsorientierten Zeitschriften und <strong>der</strong> Besuch von international<br />

ausgerichteten Instituten, die für multinationale Unternehmen ausbilden, sind kennzeichnend<br />

für die „neue Bourgeoisie“ (1983a, S. 487). Insbeson<strong>der</strong>e nationale und internationale<br />

Hochschuldiplome werden von Bourdieu <strong>als</strong> Eintrittskarte zur Oberschicht beschrieben. Damit<br />

wird die Überzeugung dieser Klasse genährt, ihre Position sei allein ihrer technischen<br />

Kompetenz sowie Eigeninitiative und Einsatzbereitschaft geschuldet (Bourdieu 1983a, S.<br />

495f.). Damit gehen neue identitätsstiftende Momente einher.<br />

Ebenso wie <strong>der</strong> Habitus auch immer Distinktionsmittel ist, Unterschiede durch ihn wahrgenommen<br />

und hergestellt werden (Bourdieu 1983a, S. 22/23), so stellt auch die Verwirklichung<br />

<strong>der</strong> eigenen Identität auf die Unterscheidung zu an<strong>der</strong>en Personen ab (Mead 1973, S.<br />

249). Der gesellschaftliche Teil <strong>der</strong> Identität bei Mead und <strong>der</strong> Habitus bei Bourdieu sind damit<br />

eng mit <strong>der</strong> Bewertung von Mobilität und Auslandserfahrungen durch Manager verbunden.<br />

Damit wird deutlich, dass die Biographie und die Verfügbarkeit über interkulturelles und<br />

internationales soziales Kapital in einem engen Zusammenhang mit dem Habitus und <strong>der</strong> gesellschaftlich<br />

geprägten Identität stehen, wodurch die Bereitschaft zu Entsendungen beeinflusst<br />

wird: Je größer <strong>der</strong> Umfang an interkulturellem und internationalem sozialen Kapital,<br />

desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, ins Ausland zu gehen. Theoretisch abgeleitet, beför<strong>der</strong>n<br />

demnach ein dem Kapital entsprechen<strong>der</strong> Habitus gekoppelt mit einem international ori-<br />

12


entierten Lebensstil und einer interkulturell geprägten Identität Auslandsaufenthalte. Eine<br />

empirische Überprüfung steht dabei noch aus.<br />

Werden familiäre Konstellationen des Lebensstils dieser jüngeren Manager in den Blick genommen,<br />

so zeigt sich, dass fast 80 % <strong>der</strong> Befragten entwe<strong>der</strong> verheiratet sind o<strong>der</strong> mit einer<br />

Partnerin zusammenleben. 63 % haben ein o<strong>der</strong> mehrere Kin<strong>der</strong>. Damit zeigen sich auch bei<br />

den jüngeren Managern zwar keine Auflösungstendenzen vom Modell „Familie“, aber eine<br />

an<strong>der</strong>e Einstellung und Einschätzung <strong>der</strong> eigenen Biographie. Der Verweis auf sequenzielle<br />

Lebensentwürfe und die Offenheit für Wandel legen Annahmen über eine positive Einstellung<br />

gegenüber selbstbestimmten „Bastelbiographien“ (Hitzler/Honer 1994) nahe, die unterschiedliche<br />

Lebensabschnitte, die sich nicht an <strong>der</strong> Normalbiographie orientieren, positiv konnotieren.<br />

Die Orientierung an einem sequenziellen Lebensmodell, das sich nicht nur auf die Phasen<br />

einer institutionalisierten Normalbiographie stützt (Kohli 1994), son<strong>der</strong>n auch eine Offenheit<br />

für Wandel im Rahmen <strong>der</strong> eigenen Biographie propagiert, erhöht auch die Wahrscheinlichkeit<br />

für die Annahme von Auslandstätigkeiten.<br />

4. Manager zwischen beruflichen und familialen Welten?<br />

Die Familie hat neben an<strong>der</strong>en Faktoren, wie bspw. <strong>der</strong> kulturellen Ähnlichkeit von Gastland<br />

und Heimatland o<strong>der</strong> finanziellen Vorteilen, eine herausragende Bedeutung für die Annahme<br />

o<strong>der</strong> Ablehnung von Entsendungen. Beispielsweise verweisen Kröher (2000) und Thomas<br />

(2001) auf familiäre Bezüge <strong>als</strong> gewichtige Barriere gegen geographische Mobilität. Stierle/van<br />

Dick/Wagner (2002) zeigen in ihrer Untersuchung, dass ein deutlich negativer Zusammenhang<br />

zwischen <strong>der</strong> Intention, einen Auslandsaufenthalt vorzeitig abzubrechen und <strong>der</strong><br />

familiären Stabilität bzw. Unterstützung besteht. Den Beitrag <strong>der</strong> Familiensituation für den<br />

Erfolg eines Auslandsaufenthaltes bestätigt auch die Studie von Arthur/Bennett (1995). Ebenso<br />

konstatieren Bergemann und Sourisseaux (2003) unter Bezugnahme auf unterschiedliche<br />

Studien, dass <strong>der</strong> Erfolg eines Auslandsaufenthaltes entscheidend durch die begleitende Partnerin<br />

o<strong>der</strong> Familie geprägt ist. Die Familie kann für die entsandten ManagerInnen <strong>als</strong> „Coping-Ressource<br />

gegen die mögliche Stressbelastung des Auslandseinsatzes“ (Bergemann/Sourisseux<br />

2003, S. 211) eine Hilfe darstellen, aber auch bei mangeln<strong>der</strong> Unterstützung<br />

den Aufenthalt gefährden. Als eine Schwierigkeit benennen sie, dass die Familie im Gegensatz<br />

zu den Managern zunächst weniger in soziale Netze und Kontakte eingebunden ist.<br />

Betrachtet man die soziodemographischen Faktoren, dann lässt sich aufzeigen, dass die meisten<br />

Expatriats männlich sind. Bei <strong>der</strong> Analyse diverser Studien zu Expatriats in Bezug auf<br />

13


Geschlecht, Familienstand und Alter <strong>der</strong> Entsendeten konnten Selmer/Leung (2001) feststellen,<br />

dass über 80 % <strong>der</strong> Entsendeten Männer unterschiedlichster Berufe und Branchen sind,<br />

auch wenn ein Trend zu mehr weiblichen Expatriats ausgemacht werden kann (Caligiuri/Tung<br />

1999; Caligiuri/Joshi/Lazarova 1999). Das durchschnittliche Alter <strong>der</strong> Expatriats liegt zwischen<br />

vierzig und sechsundvierzig Jahren. Ebenso zeigte sich, dass 75 - 90 % <strong>der</strong> Expatriats<br />

verheiratet sind und größtenteils Kin<strong>der</strong> haben (Selmer/Leung 2001). Die Meisten entsprechen<br />

daher nicht dem Bild eines vollmobilen Singles, wie vielleicht angenommen werden<br />

könnte. Auch Spieß und Wittmann (1996) stellten in einer Studie über Führungsnachwuchskräfte<br />

entgegen ihrer Vermutung fest, dass die Motivation ins Ausland zu gehen, nicht im<br />

Zusammenhang mit dem Familienstand steht.<br />

Allerdings nehmen die Partnerinnen einen deutlichen Einfluss auf den „internationalen Mobilitätswillen“<br />

ihrer Ehemänner. Wenn die Ehefrau eine positive Einstellung gegenüber einem<br />

Entsendungsangebot hat, bewerten die Manager selbst dieses gleichfalls positiv. Bei einer<br />

positiven Einstellung <strong>der</strong> Manager gegenüber einer Entsendung kann aber kein direkter Rückschluss<br />

zu einer positiven Einstellung <strong>der</strong> Ehepartnerin gezogen werden (Brett/Stroh 1995).<br />

Ein positives Dafürhalten sowie auch die Anpassung <strong>der</strong> Partnerin im Allgemeinen im Gastland<br />

und in <strong>der</strong> Interaktion mit Personen des Gastlandes erfor<strong>der</strong>t neben dem „interkulturellen<br />

Kapital“ weitere Faktoren: Besuche des Gastlandes vor <strong>der</strong> Entsendung, das Einholen <strong>der</strong><br />

Meinung <strong>der</strong> Partnerin über die Entsendung von Seiten des Unternehmens, <strong>der</strong> Zeitraum <strong>der</strong><br />

Entsendung, angenehme Lebensbedingungen vor Ort und <strong>der</strong> Reiz des Neuen einer an<strong>der</strong>en<br />

Kultur beeinflussen die Anpassung <strong>der</strong> Partnerinnen positiv (Black/Gregersen 1991).<br />

Die Ergebnisse <strong>der</strong> Studie von Ambler et al. (2002) zeigen, dass Entsendungen ins Ausland<br />

ambivalent im Hinblick auf Partnerschaft und Familie wahrgenommen werden. Über 50 %<br />

europäischer Beschäftigter nennen die Familie und immerhin noch knapp 50 % die Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

<strong>der</strong> EhepartnerIn <strong>als</strong> Hemmnisse für einen längeren Auslandsaufenthalt.<br />

Damit scheinen die Familien und die Berufstätigkeit von PartnerInnen ein Hin<strong>der</strong>nis für Entsendungen<br />

darzustellen. Nach den skizzierten Untersuchungen sind aber ein Großteil <strong>der</strong> Expatriats<br />

verheiratet. Aufgrund dieser Befunde stellt sich die Frage, wie das familiäre Arrangement<br />

<strong>der</strong> Entsendeten und ihrer Familien aussieht. Da wenig über die PartnerInnen von<br />

deutschen Expatriats bekannt ist, werden zunächst einige nationale Befunde diskutiert, aus<br />

denen Rückschlüsse gezogen werden können für die Problematik <strong>der</strong> Vereinbarkeit von Familie<br />

und internationaler Berufstätigkeit von Managern.<br />

14


Neben an<strong>der</strong>en individuellen Faktoren und <strong>der</strong> jeweiligen Familienphase ist die berufliche<br />

Situation bei<strong>der</strong> Partner bei einer Entsendung entscheidend. Daher wird hier zunächst allgemein<br />

das Spannungsfeld von Beruf und Familie von deutschen Managern näher in Augenschein<br />

genommen. Dabei ergibt sich ein differenziertes Bild: Auf <strong>der</strong> einen Seite brechen traditionelle<br />

Rollenmuster von Ehepartnern auf und gerade qualifizierte Partnerinnen streben<br />

eine eigene Berufstätigkeit an und haben selbst Ansprüche an eine eigene Karriere. Auf <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>en Seite existieren die tradierten Rollenmuster zumindest im Sinne eines sequenziellen<br />

Lebensmodells von Frauen weiter, da sie nach <strong>der</strong> Geburt des ersten Kindes oftm<strong>als</strong> geneigt<br />

sind, ihre Berufstätigkeit zumindest für einen Zeitraum zu unterbrechen.<br />

Grundsätzlich kann aber <strong>der</strong> Wille zum Verzicht <strong>der</strong> Partnerin auf die eigene Karriere zu<br />

Gunsten <strong>der</strong> ihres Partners nicht ohne Weiteres angenommen werden (Ellguth/Liebold/Trinczek<br />

1998; Notz 2001). Da eine Entstrukturierung von Heiratsmustern in Deutschland nicht<br />

stattgefunden hat, ist anzunehmen, dass deutsche Expatriats aufgrund von Bildungshomologien<br />

im Heiratsverhalten oftm<strong>als</strong> mit Partnerinnen zusammenleben, die ebenfalls hochqualifiziert<br />

sind. Aber nicht nur in Bezug auf Bildung sind überzufällige Ähnlichkeiten von Ehepartnern<br />

festzustellen, son<strong>der</strong>n auch in Bezug auf Herkunft und Alter. Regionale, kulturelle<br />

und soziale Aspekte spielen bei <strong>der</strong> Wahl des Ehepartners schon allein deshalb eine Rolle, da<br />

„who does not meet, does not mate“ (Blossfeld/Timm 1997). Daneben sind sozialisatorische<br />

Gründe bedeutsam, da stark unterschiedliche Lebensstile eine Partnerschaft unwahrscheinlicher<br />

werden lassen (Wirth/Lüttinger 1998). Obwohl große Ähnlichkeiten in Ausbildung und<br />

Qualifikation in Partnerschaften angenommen werden können, scheint eine vollständig<br />

gleichberechtigte Berufstätigkeit von beiden Partnern im Allgemeinen nur zu funktionieren<br />

o<strong>der</strong> aufrechterhalten zu werden bis zur Familiengründung mit Kin<strong>der</strong>n.<br />

Die Geburt des ersten Kindes ist das einschneidende Erlebnis, das zu eher tradierteren Rollenverteilungen<br />

führt. Die Geburt des ersten Kindes bedeutet für die Partnerinnen zumindest<br />

eine zeitweilige Unterbrechung ihrer Berufstätigkeit; dies gilt auch für qualifizierte Frauen,<br />

die ein hohes Einkommen erzielen (Notz 2001). Die vorm<strong>als</strong> berufstätigen Partnerinnen werden<br />

oftm<strong>als</strong> nach <strong>der</strong> Geburt des Kindes zu „Managerinnen“ des Haushaltes (Behnke/Liebold<br />

2002). Die Berufstätigkeit von verheirateten Frauen hat zwar insgesamt stark zugenommen<br />

und die Gestaltung des Zusammenlebens von Paaren kann aufgrund des Wandels des gesetzlichen<br />

Rahmens und sozialer Normen relativ frei gewählt werden, aber die Aufgabenzuweisung<br />

zwischen den Partnern ist im Vergleich dazu relativ traditionell geblieben (Krüger/Levy<br />

15


2000). Auch wenn Frauen berufstätig sind, übernehmen sie nach wie vor den Großteil <strong>der</strong><br />

Hausarbeit (Hochschild 2003).<br />

Für Manager ist es aufgrund <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ungen des Arbeitsmarktes und den Erwartungen <strong>der</strong><br />

Unternehmen zunehmend schwieriger geworden, sich von <strong>der</strong> Arbeit abzugrenzen (Notz<br />

2001). Gerade Manager sehen sich in beson<strong>der</strong>er Weise den Verfügbarkeitsansprüchen ihrer<br />

Firma gegenüber verpflichtet und für sie steht ihre Arbeit im Vor<strong>der</strong>grund, in <strong>der</strong> sie Selbstverwirklichung<br />

und Anerkennung finden. An<strong>der</strong>erseits dient die Arbeit zum Teil auch <strong>als</strong><br />

Schutzmechanismus vor familiären Belastungen (Behnke/Liebold 2002). Eine funktionierende<br />

Ehe gilt <strong>als</strong> wichtige Voraussetzung, um den Anfor<strong>der</strong>ungen des Berufes Stand halten zu<br />

können.<br />

Die Familie wird von Managern einerseits <strong>als</strong> ein Ruhepol betrachtet, an<strong>der</strong>erseits ist ein Anstieg<br />

des Stellenwertes <strong>der</strong> Familie bzw. des Privatlebens insbeson<strong>der</strong>e bei jüngeren Managern<br />

zu verzeichnen (Kasper/Meyer/Schmidt 2003). Eine deutlichere Hinwendung von Managern<br />

zur Familie und Verantwortungsübernahme für familiäre Belange über den Gel<strong>der</strong>werb<br />

hinaus können für einige Manager konstatiert werden. Insbeson<strong>der</strong>e jüngere Manager suchen<br />

allein schon deshalb nach Möglichkeiten <strong>der</strong> Vereinbarkeit von Beruf und Familie, weil die<br />

Partnerinnen einer eigenen Berufstätigkeit nachgehen (möchten). Aber ebenso die Reflexion<br />

des Mannes in seiner Rolle <strong>als</strong> Vater führt dazu, <strong>der</strong> Familie ein größeres Gewicht beizumessen<br />

(Ellguth/Liebold/Trinczek 1998; Kasper/Scheer/Schmidt 2002). Auch nimmt im Vergleich<br />

zu früheren Kohorten <strong>der</strong> Effekt <strong>der</strong> weiblichen Vollzeiterwerbstätigkeit auf ein erhöhtes<br />

Scheidungsrisiko 8<br />

für Kohorten, die nach 1970 geheiratet haben, deutlich ab<br />

(Beck/Hartmann 1999). Die Vollzeiterwerbstätigkeit von Frauen scheint damit in Partnerschaften<br />

akzeptierter zu sein. Unter diesen Bedingungen sehen Manager sich dann Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> Firma ausgesetzt, gegen die es die Ansprüche des familiären Lebens zu verteidigen<br />

gilt und umgekehrt.<br />

Trotz <strong>als</strong>o in Teilen noch recht traditioneller Prägung <strong>der</strong> Paarbeziehungen von Managern in<br />

Bezug auf Haus- und Berufsarbeit – zumindest wenn Kin<strong>der</strong> vorhanden sind – hat die Erwerbstätigkeit<br />

von verheirateten Frauen zugenommen, die im Rahmen einer Entsendung aufgegeben<br />

werden müsste. Die Ablehnung von Entsendungen aus familiären Motiven und aufgrund<br />

<strong>der</strong> notwendigen Aufgabe des Arbeitsplatzes <strong>der</strong> PartnerInnen im Heimatland ist für<br />

8 Der Zusammenhang von Scheidungsrate und Vollerwerbstätigkeit wurde in dieser Studie für alle Kohorten in<br />

Bezug auf eine antizipierte Scheidung bereinigt.<br />

16


Unternehmen nicht ungewöhnlich. Daher werden die EhepartnerInnen bei einigen Unternehmen<br />

in die Gespräche im Vorfeld einer Auslandsentsendung direkt einbezogen, um zu prüfen,<br />

inwieweit sie eine Entsendung mittragen (Krüger 2001).<br />

Auf diese Weise stehen Manager von zwei Seiten unter Druck, seitens <strong>der</strong> Firma ebenso wie<br />

seitens <strong>der</strong> Familie. Auch für Manager stellt sich mithin zunehmend die Vereinbarungsproblematik<br />

von Familie und Beruf. Es wird über Partnerschaftskonflikte berichtet, wobei offenbar<br />

vor allem die <strong>der</strong> Familie zur Verfügung gestellte Zeit ein Konfliktthema zu sein scheint<br />

(Faust/Jauch/Notz 2000; Kasper/Meyer/Schmidt 2003), insbeson<strong>der</strong>e dann, wenn es zu erziehende<br />

Kin<strong>der</strong> gibt (Streich 1994). Das jeweilige Arrangement von Haus- und Berufsarbeit<br />

hängt dann von den paarbezogenen Zumutbarkeitsgrenzen ab (Notz 2001). Somit stehen Manager<br />

vor dem Problem, die Ansprüche ihrer Partnerinnen in Teilen abzuwehren, ohne damit<br />

zugleich das partnerschaftliche Arrangement zu zerstören.<br />

Bei <strong>der</strong> Betrachtung von Untersuchungen zur Entsendungsbereitschaft von Familien wird vor<br />

allem die Wi<strong>der</strong>sprüchlichkeit <strong>der</strong> Ergebnisse evident. Zum einen scheinen insbeson<strong>der</strong>e Paare,<br />

bei denen beide Partner eine Karriereorientierung aufweisen, beson<strong>der</strong>s ablehnend gegenüber<br />

einer Entsendung eingestellt zu sein und zum an<strong>der</strong>en weisen die Befunde in die entgegengesetzte<br />

Richtung.<br />

Laut einer Befragung von Personalmanagern, die mit Entsendungen befasst sind, stellen Dual-<br />

Career Couples 9 die schwierigste Gruppe für Entsendungen aus Sicht <strong>der</strong> Unternehmen dar.<br />

Bei Dual-Income Couples wird die Situation <strong>als</strong> weniger problematisch eingeschätzt, da zumindest<br />

die finanziellen Nachteile des Wegfalls eines Doppelverdienstes oftm<strong>als</strong> durch höhere<br />

Bezüge während des Auslandsaufenthaltes kompensiert werden. Insgesamt scheint aber die<br />

Bedeutung <strong>der</strong> Karriereorientierung <strong>der</strong> mitreisenden PartnerInnen mit zunehmen<strong>der</strong> Höhe<br />

<strong>der</strong> Position <strong>der</strong> Entsendeten abzunehmen (Harvey 1995). An<strong>der</strong>erseits gehen Schätzungen in<br />

den USA davon aus, dass 70 % <strong>der</strong> Entsendeten Dual-Career Couples sind. Neben möglicher<br />

finanzieller Einbußen für karriereorientierte PartnerInnen von Expatriats bereitet aber auch<br />

hier <strong>der</strong> Verlust von sozialer Unterstützung durch Familie und Freunde sowie <strong>der</strong> beruflichen<br />

Identität Schwierigkeiten. Berufliche Isolation und Karrierenachteile werden befürchtet (Harvey<br />

1997).<br />

9 Als Dual-Career Couple werden Ehepartner bezeichnet, die nicht nur beide erwerbstätig sind, son<strong>der</strong>n zugleich<br />

eine starke Karriereorientierung aufweisen.<br />

17


Nach einer Studie von Brett und Stroh (1995) hingegen sind Ehepartnerinnen die älter, besser<br />

ausgebildet, insgesamt positiv gegenüber Umzügen eingestellt sind und die keine mehr zu<br />

betreuenden Kin<strong>der</strong> haben sowie von <strong>der</strong> Entsendungspolitik des Unternehmens überzeugt<br />

sind, auch eher bereit einer Entsendung zuzustimmen. Erstaunlicherweise und auch im Gegensatz<br />

zu an<strong>der</strong>en Befunden konnte hier kein signifikanter Zusammenhang zwischen <strong>der</strong><br />

Zustimmung zu einer Entsendung und <strong>der</strong> beruflichen Tätigkeit <strong>der</strong> Ehefrauen aufgefunden<br />

werden. Während dieser Studie zufolge diejenigen Frauen, die nicht berufstätig sind, am wenigsten<br />

zu einer Auslandsentsendung gewillt sind, sind diejenigen Ehefrauen, die selbst Managementtätigkeiten<br />

ausüben, am meisten zu einem internationalen Umzug im Rahmen einer<br />

Entsendung ihres Partners bereit. Eine Erklärung für diesen überraschenden Befund konnte<br />

allerdings nur in <strong>der</strong> Form gegeben werden, dass diese Ehefrauen sich selbst einen Karrierevorteil<br />

durch die Entsendung erwarten.<br />

Dieser Mutmaßung ist nur unter Einschränkungen zuzustimmen, wenn berücksichtigt wird,<br />

dass in den meisten Fällen PartnerInnen, die vor <strong>der</strong> Entsendung berufstätig waren, dies nicht<br />

während des Zeitraums <strong>der</strong> Entsendung sind. Zwar finden karriereorientierte Ehepartnerinnen<br />

mit hohem Einkommen im Heimatland am ehesten auch im Gastland eine Arbeit. Aber je<br />

nach Entsendungsland ist es für mitreisende PartnerInnen teils gar nicht möglich, eine Berufstätigkeit<br />

mangels Arbeitserlaubnis im Gastland aufzunehmen. Nicht karriereorientierte Partnerinnen<br />

haben zumeist keine Arbeit aufgenommen, was u. a. damit zu erklären ist, dass die<br />

finanziellen Kompensationen für die Entsendung so hoch sind, dass sie den finanziellen Unterschied<br />

ausgleichen (Stephens/Black 1991).<br />

Lépine et al. (2002) konnten in einer qualitativen Studie mit zwanzig interviewten Ehefrauen<br />

und einem Ehemann von Expatriats aus unterschiedlichen Län<strong>der</strong>n feststellen, dass 15 <strong>der</strong><br />

befragten PartnerInnen vor dem Auslandsaufenthalt berufstätig waren und dies zunächst dafür<br />

unterbrochen haben. Ähnliches kann vom internationalen Shell-Konzern im Jahre 1996 berichtet<br />

werden: Von den rund 5700 expatriierten Beschäftigten sind 90 % Männer, von denen<br />

75 % verheiratet sind und <strong>der</strong>en PartnerInnen zu gut 50 % einer Erwerbstätigkeit nachgehen.<br />

Zwei Drittel dieser erwerbstätigen PartnerInnen haben ihre Tätigkeit im Rahmen <strong>der</strong> Entsendung<br />

aufgegeben (Kuenzle 1997).<br />

Unter Rückgriff auf die nationale interregionale Migrations- und Mobilitätsforschung können<br />

verschiedene Faktoren ausgemacht werden, welche die Mobilitätsbereitschaft beeinflussen.<br />

Insgesamt sind ungebundene Personen mobiler <strong>als</strong> gebundene und Paare mit Kin<strong>der</strong>n immo-<br />

18


iler <strong>als</strong> solche ohne Kin<strong>der</strong> (Kalter 1998). Paare mit gleichem, hohem Bildungsniveau sind<br />

weniger geneigt im interregionalen Raum zu wan<strong>der</strong>n, wenn nicht beide Partner am Zielort<br />

eine adäquate Arbeit finden. Betrachtet man die Qualifikation bei<strong>der</strong> Partner, lässt sich feststellen,<br />

dass bei Paaren mit stark unterschiedlichem Bildungsniveau eine höhere Migrationsrate<br />

zu verzeichnen ist, die durch den besser gestellten Partner bedingt ist (Jürges 1998).<br />

Allerdings konnte Jürges (1998) auch zeigen, dass regionale Wan<strong>der</strong>ungsentscheidungen innerhalb<br />

Deutschlands auch dann eher von Männern dominiert werden, wenn die Partnerin<br />

berufstätig ist. Dafür können zwei Gründe ausgemacht werden: zum einen höher gestellte<br />

Positionen von Männern am Arbeitsmarkt durch die auch höhere Einkommen realisiert werden<br />

können; zum an<strong>der</strong>en eine unterschiedliche Definition von Frauen- und Männerrollen in<br />

<strong>der</strong> Familie. Allerdings sind Wan<strong>der</strong>ungsentscheidungen von Familien kollektive Entscheidungen,<br />

die zumeist <strong>als</strong> Kosten-Nutzen-Kalkül für o<strong>der</strong> wi<strong>der</strong> die Migration gefasst werden.<br />

Mobilitätsentscheidungen sind zwar zumeist durch den männlichen Partner motiviert, aber die<br />

Partnerin muss überzeugt werden (Schnei<strong>der</strong>/Limmer/Ruckdeschel 2002).<br />

Gleicht man die Befunde aus <strong>der</strong> Forschung über Expatriats mit den Ergebnissen zu Mobilitätsentscheidungen<br />

innerhalb Deutschlands ab, zeigt sich, dass feste Paarbeziehungen und<br />

Kin<strong>der</strong> offensichtlich für diejenigen, die sich zu einer Auslandsentsendung entschlossen haben,<br />

kein Hin<strong>der</strong>ungsgrund sind; während die Ergebnisse <strong>der</strong> interregionalen Mobilitätsforschung<br />

deutlich darauf hinweisen, dass Paare mit Kin<strong>der</strong>n weniger mobil sind <strong>als</strong> Singles o<strong>der</strong><br />

Paare ohne Kin<strong>der</strong>. Bei Paaren, die einen hohen Einkommensunterschied aufweisen und bei<br />

denen <strong>der</strong> Beruf bei <strong>der</strong> mitreisenden Partnerin nicht so sehr im Vor<strong>der</strong>grund steht, ist vorstellbar,<br />

dass die finanziellen Kompensationen die Nachteile einer Entsendung wettmachen.<br />

Bei Dual-Career Couples ist hingegen das ökonomische Argument hinfällig und auch die höhere<br />

Bewertung <strong>der</strong> Karriere des Entsendeten. Aufgrund dessen, dass die Expatriats in erster<br />

Linie männlich sind und ihren beruflichen Anfor<strong>der</strong>ungen gegenüber denen <strong>der</strong> Partnerin somit<br />

Vorrang eingeräumt wird, scheinen internationale Mobilitätsentscheidungen auch bei Dual-Career<br />

Couples stärker durch die männlichen Manager selbst dominiert zu werden. Dies<br />

zeigt sich auch bei erwarteten Konflikten im Vorfeld einer Entsendung von Dual-Career<br />

Couples: Während die Ehefrauen um die familiäre Zufriedenheit und über die Unterbrechung<br />

<strong>der</strong> eigenen Karriere besorgt sind, sind die Expatriats selbst mehr mit ihren eigenen zukünftigen,<br />

beruflichen Herausfor<strong>der</strong>ungen im Ausland beschäftigt. Erstaunlicherweise empfanden<br />

19


die Ehefrauen während <strong>der</strong> Entsendung ihre Unterbrechung <strong>der</strong> Karriere nicht <strong>als</strong> konfliktbereitend<br />

(Harvey 1998).<br />

Um Entscheidungen zu Entsendungen von Dual-Career Couples zu erklären, können zwar<br />

Theorien zu Geschlechterrollen herangezogen werden, aber wie sich die Entscheidungsprozesse<br />

genau vollziehen, ist aufgrund <strong>der</strong> Forschungslage nicht auszumachen. Die Befunde<br />

deuten jedoch darauf hin, dass trotz aller Unwägbarkeiten für die eigene Berufstätigkeit im<br />

Ausland Partnerinnen oftm<strong>als</strong> bereit sind, ihre eigene Karriere zurückzustellen und mit dem<br />

Ehepartner ins Ausland zu gehen. Neben diesen Erklärungen, können auch hier – wie bei den<br />

Expatriats selbst – <strong>der</strong> Habitus und biographische Faktoren eine bedeutende Rolle spielen.<br />

Partnerinnen, die selbst bereits Auslandserfahrungen gesammelt haben und eigene Karrierechancen<br />

im Ausland positiv bewerten, werden einer Entsendung eher zustimmen <strong>als</strong> Partnerinnen,<br />

<strong>der</strong>en Identität stark durch ihr nationales o<strong>der</strong> regionales Umfeld geprägt ist.<br />

5. Resümee<br />

Die einleitende These, Manager stehen sowohl in Bezug auf Karriere und Familie zwischen<br />

den Welten <strong>als</strong> auch zwischen den kulturellen Welten, ist aufgrund <strong>der</strong> Befunde differenziert<br />

zu betrachten. In Bezug auf das familiäre Arrangement von Managern ist die berufliche Situation<br />

<strong>der</strong> Ehepartnerin einzubeziehen. Insbeson<strong>der</strong>e Manager, die in Dual-Career Partnerschaften<br />

leben und <strong>als</strong> schwierig zu entsenden gelten, stehen scheinbar stärker vor <strong>der</strong> Entsendung<br />

zwischen beruflicher und familiärer Welt <strong>als</strong> während <strong>der</strong> Entsendung. Als Grund für eine<br />

Ablehnung eines internationalen Einsatzes wird von Personalmanagern an erster Stelle die<br />

Familie <strong>der</strong> Expatriats genannt, d. h. die Berufstätigkeit des/r PartnerIn, die Kin<strong>der</strong> o<strong>der</strong> zu<br />

pflegende Familienangehörige (Swaak 1995). Einerseits können <strong>als</strong>o <strong>der</strong> Beruf <strong>der</strong> Partnerin<br />

und die Kin<strong>der</strong> ein Hin<strong>der</strong>nis für die Entsendung darstellen und zu einer Ablehnung dieser<br />

führen. An<strong>der</strong>erseits aber ist die Familie und die Karriere <strong>der</strong> Partnerin keinesfalls ein Ausschlusskriterium<br />

für die Annahme einer Entsendung, wenn davon ausgegangen werden kann,<br />

dass mindestens 50 % <strong>der</strong> Partnerinnen von Expatriats vor <strong>der</strong> Entsendung berufstätig waren.<br />

Hier zeichnet sich ein auf den ersten Blick wi<strong>der</strong>sprüchliches Bild: Entwe<strong>der</strong> sind familiäre<br />

Belange ein deutlicher Hin<strong>der</strong>ungsgrund eine Entsendung anzunehmen o<strong>der</strong> die Entsendung<br />

wird gerade von Dual-Career-Couples und ihren Kin<strong>der</strong>n <strong>als</strong> positiv wahrgenommen. Anhand<br />

empirischer Studien wäre genauer zu prüfen, wie diese Wahrnehmungen zustande kommen<br />

und warum Entsendungen von Personen mit gleichem Familienstand und ähnlicher beruflicher<br />

Orientierung bei<strong>der</strong> Partner zur Ablehnung o<strong>der</strong> gerade zur Annahme führen. Allerdings<br />

20


scheint es, dass, wenn die Entscheidung bei<strong>der</strong> Partner für eine Entsendung des Managers<br />

gefallen ist, partnerschaftliche Konflikte in Bezug auf die Karriere <strong>der</strong> Ehefrauen wenig hervortreten,<br />

da sie entwe<strong>der</strong> eine Berufstätigkeit im Ausland aufnehmen können o<strong>der</strong> die Unterbrechung<br />

<strong>der</strong> eigenen Karriere bzw. Berufstätigkeit hinnehmen.<br />

Für deutsche Manager und ihre Partnerinnen und Familien steht eine Überprüfung dieses Befundes<br />

aus 10 . Ebenso können keine Aussagen über die Häufigkeit von Dual-Career Couples<br />

bei deutschen Entsendeten getroffen werden. Allerdings erhöhen die Verbreitung von zumindest<br />

lebensphasenabhängiger traditioneller Verteilung von Berufs- und Hausarbeit und <strong>der</strong><br />

dadurch grundsätzlich sequenziellere Lebenslauf von Frauen die Wahrscheinlichkeit, dass<br />

auch deutsche Partnerinnen von Managern im Rahmen von Auslandsentsendungen verstärkt<br />

bereit sind, ihre Berufstätigkeit zu unterbrechen. Insbeson<strong>der</strong>e Partnerinnen mit eigenem Einkommen<br />

und keiner Karriereorientierung werden im Rahmen <strong>der</strong> Entsendung ihre Berufstätigkeit<br />

nicht weiterführen (können), da <strong>der</strong> finanzielle Nachteil des Wegfalls eines Gehaltes<br />

oftm<strong>als</strong> ausgeglichen werden kann. Für Paare, bei denen die Partnerinnen kein eigenes Einkommen<br />

vor und während <strong>der</strong> Entsendung haben, wirken sich die finanziellen Kompensationen<br />

positiv aus. Problematischer gestalten sich wahrscheinlich die Entsendungen für Partnerinnen,<br />

die keine berufliche Orientierung aufweisen, da die soziale Einbettung nicht über eine<br />

Berufstätigkeit erlangt werden kann.<br />

Insgesamt ist anzunehmen, dass Auslandsentsendungen zu dem tradierten Modell des männlichen<br />

Alleinverdieners beitragen, wenn die Untersuchungen für den amerikanischen und internationalen<br />

Raum auch für Deutschland gelten. Wie aber die konkreten Entscheidungen für<br />

Entsendungen aussehen, ist stark von <strong>der</strong> jeweiligen paarbezogenen und familiären Situation<br />

und den Karrieren des Ehepaares abhängig. Auch hier müssten biographische Erfahrungen<br />

auch in Bezug auf die Berufstätigkeit bei<strong>der</strong> Partner näher untersucht werden.<br />

Aber nicht nur in Bezug auf die Familie ist ein Spannungsverhältnis zwischen beruflicher<br />

Mobilität und Erwartungen und Ansprüchen <strong>der</strong> Partnerin (nicht nur an eine eigene Berufstätigkeit)<br />

und Kin<strong>der</strong> zu erwarten, son<strong>der</strong>n auch in Bezug auf die eigene Karriere <strong>der</strong> Manager<br />

zwischen den Kulturen. Auslandsentsendungen sind aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> Expatriats bei allen<br />

Chancen für die berufliche Karriere auch mit Risiken behaftet: sowohl hinsichtlich des Auf-<br />

10 Es ist darauf hinzuweisen, dass hier in Bezug auf die Merkmale von entsendeten Managern und insbeson<strong>der</strong>e<br />

ihrer Partnerinnen zumeist ein Rückgriff auf internationale und vor allem amerikanische Studien erfolgen<br />

musste, da sich nur sehr wenige Forschungen explizit auf deutsche Manager beziehen.<br />

21


enthaltes im Ausland <strong>als</strong> auch in Bezug auf die spätere soziale und betriebliche Reintegration.<br />

Expatriats weichen von traditionellen Karrierewegen ab, ohne dass vorab mit Sicherheit zu<br />

klären ist, ob eine Auslandsentsendung vorteilhaft o<strong>der</strong> unerheblich für die Karriere ist. Die<br />

Interpretation <strong>der</strong> Chancen und Risiken von Auslandsaufenthalten kann mit dem Habitus-<br />

Konzept und dem sozialen wie auch kulturellen Kapital von Bourdieu in Verbindung gebracht<br />

werden. Ebenso trägt die Prägung <strong>der</strong> Identität zu unterschiedlichen Wahrnehmungen von<br />

Entsendungen bei.<br />

Ein Habitus, <strong>der</strong> durch hohes kulturelles und soziales Kapital (auch im internationalen Raum)<br />

geprägt ist, erleichtert die Bereitschaft zu Entsendung, die dann auch <strong>als</strong> erfolgreicher wahrgenommen<br />

wird. Zum einen bringen Personen aus dem Bürgertum Voraussetzungen mit, die<br />

im Rahmen <strong>der</strong> Internationalisierung för<strong>der</strong>lich sind wie hohes kulturelles Kapital inklusive<br />

sozialer/kommunikativer Kompetenz. Zum an<strong>der</strong>en weisen sie auch eher Auslandserfahrungen<br />

sowie interkulturelle Erfahrungen in ihren Biographien und Identitäten auf, die durch einen<br />

Habitus geprägt sind, <strong>der</strong> international geprägte Lebensstile erwartbarer werden lässt.<br />

Dadurch wird wie<strong>der</strong>um ihre Einsetzbarkeit im Ausland unterstrichen und die Wahrscheinlichkeit<br />

für Auslandseinsätze steigt. „So erhöhen die starke Internationalisierung des Geschäfts,<br />

<strong>der</strong> wachsende Konkurrenzdruck, die kürzeren Innovationszyklen und das gestiegene<br />

Ausbildungsniveau <strong>der</strong> Beschäftigten die Anfor<strong>der</strong>ungen in den Punkten weiter, in denen <strong>der</strong><br />

Nachwuchs des etablierten Bürgertums deutliche Vorteile besitzt“ (Hartmann 1995, S. 464).<br />

Damit befinden sich diese Manager weniger im Konflikt zwischen den Welten, da eine internationale<br />

Ausrichtung des Lebensstils und biographische Erfahrungen im interkulturellen<br />

Kontext den Umgang mit fremden Kulturen erleichtern 11 .<br />

Diese Ausführungen zur Internationalisierung von Managern und ihren Familien sollen u. a.<br />

dazu dienen, das bestehende Forschungsdefizit aufzuzeigen und Implikationen für empirische<br />

Möglichkeiten für die weitere Untersuchung des Gegenstandes „Auslandsentsendungen“ zu<br />

bieten. Eine Verbindung von Biographieforschung, organisationssoziologischen und konstruktivistischen<br />

Ansätzen, die sowohl das Individuum <strong>als</strong> auch strukturelle Aspekte vereint,<br />

wäre eine wünschenswerte Perspektive im Hinblick auf den Gegenstand <strong>der</strong> Transnationalisierung.<br />

Dabei sind diverse Forschungsfel<strong>der</strong> offengelegt, die im Rahmen von vertikaler und<br />

11 Dass die Internationalisierung in personeller Hinsicht soziale Ungleichheiten im Sinne <strong>der</strong> vertikale Mobilität<br />

weiterhin verschärft, ist zwar zu befürchten, kann aber aufgrund mangeln<strong>der</strong> Erhebungen nicht empirisch belegt<br />

werden.<br />

22


geographischer Mobilität für beide Geschlechter relevant sind. Damit könnte über die Diskussion<br />

von Chancen und Risiken für institutionelle Arrangements in Zeiten <strong>der</strong> Internationalisierung<br />

o<strong>der</strong> Globalisierung hinausgegangen und auch mikrosoziologische Herangehensweisen<br />

ermöglicht werden.<br />

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