Schleswig-Holstein im demographischen Wandel - Landesverband ...
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<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />
<strong>im</strong> <strong>demographischen</strong> <strong>Wandel</strong><br />
Ein Beitrag zur Diskussion<br />
1
Vorwort<br />
1. Einleitung 06<br />
2. Daten und Fakten – Die wichtigsten Entwicklungen in den Kreisen<br />
und kreisfreien Städten bis 2020 <strong>im</strong> Überblick 09<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
Landesregierung <strong>Schleswig</strong> <strong>Holstein</strong>,<br />
www.landesregierung.schleswig-holstein.de<br />
Staatskanzlei, Referat Planung<br />
Düsternbrooker Weg 64, 24105 Kiel<br />
Innenministerium, Abteilung Landesplanung<br />
Düsternbrooker Weg 104, 24105 Kiel<br />
Arbeitsgemeinschaft der Kommunalen Landesverbände<br />
Reventlouallee 6, 24105 Kiel<br />
Redaktion:<br />
Rambøll Management GmbH, Hamburg<br />
Gestaltung:<br />
Milchmädchen, Berlin<br />
Druck:<br />
Rathaus-Druckerei, Kiel<br />
Fotonachweise:<br />
Titelfoto links: Damp Touristik GmbH<br />
Titelfoto mitte: Barbara Littig<br />
Titelfoto rechts: Caro Fotoagentur<br />
ISSN-Nummer (für StK: 0935-4727)<br />
Erscheinungsdatum:<br />
November 2005<br />
3. Demographische Herausforderungen auf kommunaler Ebene 18<br />
3.1 Arbeitsmarkt und Wirtschaftsstruktur 18<br />
3.2 Soziale Infrastruktur 24<br />
3.3 Technische Infrastruktur 30<br />
3.4 Einzelhandel, Nahversorgung, öffentliche Dienstleistungen 33<br />
3.5 Mobilität 38<br />
3.6 Wohnen 41<br />
3.7 Demographie und kommunale Finanzen 46<br />
4. Strategiezyklus und Tipps für die Umsetzung in den Kommunen 50<br />
Phase 1: Sensibilisierung der Entscheidungsträger 51<br />
Phase 2: Analyse der Ausgangssituation 54<br />
Phase 3: Szenarioentwicklung 58<br />
Phase 4: Zieldefinition 65<br />
Phase 5: Maßnahmen: Planung und Durchführung 68<br />
Phase 6: Controlling 70<br />
5. Instrumente: integrierte Konzepte und Fachplanungen 72<br />
5.1 Regionale Entwicklungskonzepte (REK) 72<br />
5.2 Kreisentwicklungskonzepte (KEK) 72<br />
5.3 Stadt-Umland-Konzepte (SUK) 73<br />
5.4 Ländliche Struktur- und Entwicklungsanalysen (LSE) 74<br />
5.5 Städtebauförderung 75<br />
5.6 Wohnraumversorgungskonzepte 76<br />
5.7 Städtebau- und Ortsplanung 77<br />
5.8 Verkehrsentwicklungsplanungen 78<br />
5.9 Einzelhandelskonzepte 78<br />
5.10 Sozialplanungen 79<br />
5.11 Berichtswesen 80<br />
6. Service 82<br />
6.1 Adressen 82<br />
6.2 Interessante und nützliche Internetlinks 83<br />
6.3 Quellen und weiterführende Literatur zu den verschiedenen Handlungsfeldern 83<br />
6.4 Mitglieder der interdisziplinären Arbeitsgruppe „Demographischer <strong>Wandel</strong>“ 89<br />
Wahlhinweis:<br />
Diese Druckschrift wird <strong>im</strong> Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der schleswigholsteinischen<br />
Landesregierung herausgegeben. Sie darf weder von Parteien<br />
noch von Personen, die Wahlwerbung oder Wahlhilfe betreiben, <strong>im</strong> Wahlkampf<br />
zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Auch ohne zeitlichen<br />
Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die Druckschrift nicht in einer Weise<br />
verwendet werden, die als Parteinahme der Landesregierung zugunsten einzelner<br />
Gruppen verstanden werden könnte. Den Parteien ist es gestattet, die<br />
2 3<br />
Druckschrift zur Unterrichtung ihrer eigenen Mitglieder zu verwenden.
Vorwort<br />
<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> steht vor großen <strong>demographischen</strong><br />
Veränderungen. Ab 2011 werden<br />
<strong>im</strong> nördlichsten Bundesland nicht nur <strong>im</strong>mer<br />
weniger Menschen leben – sie werden auch<br />
<strong>im</strong>mer älter. Damit verändert sich die Bevölkerungsstruktur<br />
des Landes: Immer mehr ältere<br />
Menschen stehen <strong>im</strong>mer weniger jüngeren<br />
Menschen gegenüber. Diese als demographischer<br />
<strong>Wandel</strong> bezeichnete Entwicklung<br />
stellt die Gesellschaft – nicht nur in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />
– vor vielfältige Herausforderungen.<br />
Vor allem in den Kommunen werden<br />
ökonomische, infrastrukturelle und soziale<br />
Veränderungen spürbar werden. Eine in die<br />
Zukunft gerichtete Kommunalpolitik muss<br />
diese Entwicklung analysieren und frühzeitig<br />
die richtigen Weichenstellungen treffen.<br />
Wer dies tut, sichert sich entscheidende<br />
Standortfaktoren.<br />
Die Landesregierung und die kommunalen<br />
Landesverbände wollen diese Entwicklung<br />
gestalten. Daher haben wir uns entschlossen,<br />
gemeinsam einen Diskussionsbeitrag für die<br />
Kommunen zu erarbeiten. Die Publikation<br />
stellt die Problemlagen und Handlungsansätze<br />
der Kommunen rund um das Thema dar und<br />
bietet praktische Hilfen zur Selbsthilfe.<br />
Für die Kommunen gehört es zum Tagesgeschäft,<br />
ihre Zukunft zu gestalten. Die<br />
Auseinandersetzung mit dem <strong>demographischen</strong><br />
<strong>Wandel</strong> aber stellt Kommunalpolitik<br />
und Kommunalverwaltung vor eine qualitative<br />
Daueraufgabe. Der interkommunalen<br />
Zusammenarbeit kommt bei der Lösung<br />
dieses Problems besondere Bedeutung zu.<br />
Einige Kommunen und Regionen <strong>im</strong> Land<br />
haben das Thema bereits aufgegriffen und<br />
sind aktiv geworden.<br />
Die Entwicklungen in den Städten und Gemeinden<br />
werden regional sehr unterschiedlich<br />
sein. Daher kann es keine Standardlösungen<br />
eben. Eine Strategie für die Zukunft muss<br />
alle gesellschaftlichen Gruppen beteiligen.<br />
Diese Broschüre gibt wichtige Hinweise für<br />
den Prozess und Denkanstöße, wie Kommunen<br />
mit dem Thema umgehen können.<br />
Die kommunalen Landesverbände werden<br />
ihre Mitglieder bei den anstehenden Entwicklungen<br />
und Prozessen gemeinsam mit der<br />
Landesregierung begleiten und unterstützen.<br />
Wir hoffen, dass die Broschüre dafür eine<br />
erste Anregung gibt.<br />
Peter Harry Carstensen<br />
Ministerpräsident des Landes<br />
<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />
Dr. Ralf Stegner<br />
Innenminister des Landes<br />
<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />
Johannes Petersen<br />
für die Arbeitsgemeinschaft<br />
der Kommunalen Landesverbände<br />
4 5
1. Einleitung<br />
Die <strong>demographischen</strong> Veränderungen der<br />
Bevölkerung in Deutschland und den meisten<br />
anderen europäischen Ländern werden unser<br />
künftiges Leben verändern. Der Blick auf<br />
Statistiken, Vorausberechnungen und Alterspyramiden<br />
zeigt, dass die Gesellschaft bereits<br />
in 10 bis 20 Jahren ein anderes Gesicht haben<br />
wird. Weniger, älter und bunter wird unsere<br />
Bevölkerung sein – drei Schlagworte, die den<br />
<strong>Wandel</strong> erahnen lassen.<br />
Auch <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> wird vom <strong>demographischen</strong><br />
<strong>Wandel</strong> betroffen sein mit<br />
der Folge, dass sich die Altersstruktur und<br />
Zahl der Bevölkerung verändern werden.<br />
Die zentrale Herausforderung in <strong>Schleswig</strong>-<br />
<strong>Holstein</strong> liegt in der Veränderung der Altersstruktur.<br />
Sind heute rund eine halbe Million<br />
Menschen <strong>im</strong> Rentenalter, werden 2020<br />
bereits über 850.000 Menschen 60 Jahre<br />
und älter sein. Im gleichen Zeitraum wird<br />
sich die Zahl der 20 bis 60-Jährigen um<br />
22.000 reduzieren. Die Bevölkerungszahl<br />
wird zwar bis 2020 noch weitgehend konstant<br />
bleiben, doch zeigen längerfristige Prognosen,<br />
dass auch in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> mit<br />
einem deutlichen Rückgang der Bevölkerung<br />
zu rechnen ist. So wird die Bevölkerung –<br />
nach derzeitigen Modellrechnungen – bei<br />
Annahme nur sehr geringer Zuwanderungen<br />
bis 2050 um rund 380.000 Personen auf<br />
dann 2,44 Millionen zurückgehen.<br />
Diese Fakten zeigen, dass es Handlungsbedarf<br />
auf allen politischen Ebenen gibt und<br />
dass der demographische <strong>Wandel</strong> ein zentraler<br />
Faktor ist, mit dem Politik und Verwaltung<br />
sich bereits heute intensiv befassen sollten.<br />
2003 hat die Landesregierung <strong>Schleswig</strong>-<br />
<strong>Holstein</strong> den Zukunftsdialog Demographie<br />
begonnen, um rechtzeitig auf die <strong>demographischen</strong><br />
Herausforderungen reagieren und<br />
Chancen ergreifen zu können. Damit sollen<br />
die Handlungsmöglichkeiten opt<strong>im</strong>al genutzt<br />
werden. Jeder politischen Ebene kommen<br />
dabei spezifische Aufgaben zu. Während<br />
Bundes- und Landestrends noch relativ einheitlich<br />
klar zu beschreiben sind, zeigt sich<br />
die Lage für Kommunen wesentlich heterogener.<br />
So wird es in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> Kommunen<br />
geben, die bereits in den kommenden<br />
Jahren deutlich an Einwohnern verlieren.<br />
Ebenso wird es Kommunen geben, die ihre<br />
Größe halten können oder leicht wachsen.<br />
Sicher erscheint schon heute, dass ein Großteil<br />
der konkreten Maßnahmen zum Umgang<br />
mit dem <strong>demographischen</strong> <strong>Wandel</strong> auf kommunaler<br />
Ebene geplant und umgesetzt werden<br />
muss. So schaffen Bund und Land zwar Rahmenbedingungen,<br />
für die Ausgestaltung der<br />
Lebensqualität in den Städten und Gemeinden<br />
sind diese jedoch selbst verantwortlich.<br />
Da die regionalen Unterschiede hinsichtlich<br />
der Bevölkerungsentwicklung zwischen den<br />
Kreisen, den kreisangehörigen und kreisfreien<br />
Städten, dem Hamburger Umland sowie dem<br />
ländlichen Raum zum Teil recht groß sind,<br />
kann es kein Patentrezept für die vielfältigen<br />
Problemlagen geben. Vielmehr müssen die<br />
Kommunen individuelle Lösungen entwickeln,<br />
die den spezifischen Problemen vor Ort<br />
gerecht werden. Dies erfordert vernetztes<br />
Denken und fachübergreifendes Handeln von<br />
Politik, Wirtschaft und Verwaltung. Auch die<br />
Einbindung von Vereinen, Verbänden und<br />
engagierten Bürgerinnen und Bürgern kann<br />
neue Perspektiven eröffnen.<br />
Da der demographische <strong>Wandel</strong> nahezu<br />
alle kommunalen Handlungsfelder – von<br />
der Altenpflege über Kinderbetreuung bis<br />
zum Wohnungsbau – betrifft, stellt sich die<br />
Frage, wie ein solcher Prozess zu gestalten<br />
und zu koordinieren ist und wer wie wann<br />
eingebunden werden sollte.<br />
Die interkommunale beziehungsweise regionale<br />
Zusammenarbeit wird vor diesem Hintergrund<br />
einen neuen Stellenwert erhalten.<br />
Isolierte Vorgehensweisen einzelner Kommunen<br />
oder Akteure bieten künftig nur noch<br />
begrenzte Entwicklungsmöglichkeiten. Kooperation<br />
erhöht hingegen die Potenziale und<br />
eröffnet neue Entwicklungsperspektiven<br />
für Kommunen und Regionen.<br />
Dieser Erkenntnis folgend haben bereits<br />
mehrere Kommunen und Regionen <strong>im</strong> Land<br />
das Thema aufgegriffen. Die Abbildung auf<br />
Seite 8 „Beispiele lokaler und regionaler<br />
Kooperationsprojekte“ zeigt, welche unterschiedlichen<br />
Ansätze in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />
bereits existieren, den <strong>demographischen</strong><br />
<strong>Wandel</strong> auf kommunaler oder regionaler<br />
Ebene zu gestalten.<br />
Diese Broschüre ist eine Arbeitshilfe für kommunale<br />
Praktikerinnen und Praktiker. Ziel ist<br />
es, <strong>im</strong> Rahmen der Aktivitäten von Landesregierung<br />
und kommunalen Landesverbänden<br />
über die Bedeutung des <strong>demographischen</strong><br />
<strong>Wandel</strong>s für die Menschen in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />
zu informieren. Außerdem sollen Entscheiderinnen<br />
und Entscheider aus Politik<br />
und Verwaltung für die Auswirkungen der<br />
<strong>demographischen</strong> Entwicklungen sensibilisiert<br />
und gleichzeitig angeregt werden, sich frühzeitig<br />
mit dem Thema zu befassen und dieses<br />
als permanente Aufgabe zu begreifen. Die<br />
Publikation gibt zwar nicht auf jede Frage eine<br />
Antwort, sie zeigt jedoch Wege auf und erläutert<br />
Instrumente, die bei der Beantwortung<br />
der vielen Fragen eine Hilfe sein können. Es<br />
werden weniger die akademischen Debatten<br />
nachgezeichnet, als vielmehr praktische Informationen<br />
und Handlungsoptionen vermittelt.<br />
Den Ausgangspunkt und die Basis für die<br />
Diskussion bildet <strong>im</strong> Kapitel 2 ein Überblick<br />
über die wichtigsten Daten und Fakten bezüglich<br />
der künftigen Bevölkerungsgröße<br />
und -struktur in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>. Regionale<br />
Unterschiede wie auch die gemeinsame<br />
Trends und Handlungsnotwendigkeiten treten<br />
hier klar hervor.<br />
Hieran anschließend wird <strong>im</strong> Kapitel 3 die<br />
Bedeutung des <strong>demographischen</strong> <strong>Wandel</strong>s in<br />
den verschiedenen kommunalen Handlungsfeldern<br />
dargestellt und ein Blick auf kommunale<br />
Pilotprojekte geworfen, die bereits heute<br />
durch innovative Ideen aktiv mit den neuen<br />
Herausforderungen umgehen. Bei diesen Projekten<br />
handelt es sich um eine beispielhafte<br />
Auswahl. Daneben mag es noch viele weitere<br />
gute Beispiele geben.<br />
So unterschiedlich heute die Ausgangslagen<br />
sind, so vielfältig werden auch die notwendigen<br />
kommunalen Strategien <strong>im</strong> Umgang<br />
mit dem <strong>demographischen</strong> <strong>Wandel</strong> sein.<br />
Jede pauschale Strategie würde zu kurz greifen.<br />
Stattdessen wird in Kapitel 4 ein idealtypischer<br />
Strategiezyklus vorgestellt, der es<br />
Kommunen erlaubt, aktiv eigene Handlungsansätze<br />
zu entwickeln.<br />
Abgerundet wird die Broschüre durch die<br />
Vorstellung verschiedener Fachplanungen<br />
und Instrumente in Kapitel 5 und einem<br />
Serviceteil, der eine Reihe weiterführender<br />
Literaturhinweise sowie relevante Adressen<br />
und Ansprechpartner umfasst.<br />
6 7
1./4.<br />
5.<br />
2.<br />
6.<br />
3.<br />
2.<br />
Daten und Fakten – Die wichtigsten<br />
Entwicklungen in den Kreisen und<br />
kreisfreien Städten bis 2020 <strong>im</strong> Überblick<br />
Demographischer <strong>Wandel</strong><br />
in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>: Beispiele<br />
für lokale und regionale<br />
Kooperationsprojekte<br />
1.<br />
2.<br />
„Kreis Dithmarschen <strong>im</strong> Demogra-<br />
phischen <strong>Wandel</strong>“ in Kooperation<br />
mit der Bertelsmann Stiftung<br />
Schwerpunkte:<br />
- Sensiblisierung von Verwaltung,<br />
Kommunalpolitik und Öffentlichkeit<br />
- Identifizierung prioritärer<br />
Handlungsfelder<br />
- Initiierung von Modellprojekten<br />
- Festlegung der strategischen<br />
Ausrichtung für langfristiges<br />
Handeln des Kreises<br />
Kontakt: Kreis Dithmarschen<br />
Herr Erk Ulrich und Frau Astrid Geruhn<br />
Telefon: 0481.97-1360, 0481.97-1448<br />
fd-regionalentwicklung@dithmarschen.de<br />
Lebensqualität ein Leben lang.<br />
Wirtschaftsentwicklung<br />
und Infrastrukturanpassung<br />
unter neuen <strong>demographischen</strong><br />
Voraussetzungen<br />
Schwerpunkte:<br />
- Seniorenorientierter<br />
Wirtschaftsraum K.E.R.N.<br />
- Anpassungsstrategien für<br />
die kommunale Infrastruktur<br />
Kontakt: K.E.R.N. e.V.<br />
Herr Dr. Frieder Henf<br />
Telefon: 04331.1386-86<br />
www.kern.de<br />
3.<br />
4.<br />
LSE Schwentinetal/Barkauer Land<br />
Preetz, Preets-Land,<br />
Klausdorf, Raisdorf<br />
Schwerpunkte:<br />
- Systemische Regionalentwicklung<br />
zur kooperativen Bewältigung demographischer<br />
Herausforderungen<br />
Kontakt: Amt Preetz-Land<br />
Herr Ralf-Uwe Jann<br />
Telefon: 04342.886621<br />
jann@amtpreetzland.de<br />
Leitprojekt Demographischer<br />
<strong>Wandel</strong> Metropolregion Hamburg<br />
Schwerpunkte:<br />
- Status quo-Bericht, mit teilregionalen<br />
Prognosen und einem Überblick<br />
über bestehende Handlungsansätze<br />
Kontakt: Behörde für Stadtentwicklung<br />
und Umwelt der Freien und Hansestadt<br />
Hamburg, Amt für Stadtentwicklung<br />
Herr Guido Sempell<br />
Telefon: 040.42840-8094<br />
guido.sempell@bsu.hamburg.de<br />
5.<br />
6.<br />
4.<br />
Gebietsentwicklungsplanung<br />
für den Lebens- und Wirtschaftsraum<br />
Rendsburg<br />
Schwerpunkte:<br />
- Unter anderem Flächenentwicklung<br />
und -management unter Berücksichtigung<br />
des <strong>demographischen</strong> <strong>Wandel</strong>s<br />
Kontakt: Amt Fockbek<br />
Herr Rainer Hinrichs<br />
Telefon: 04331.6677-19<br />
www.buedelsdorf.de<br />
Kiel, eine zukunftsfähige Stadt<br />
in einer wachsenden Region<br />
Schwerpunkte:<br />
- Ältere Menschen – älter werden in Kiel<br />
- Familien- und Kinderfreundlichkeit<br />
Kontakt: Landeshauptstadt Kiel<br />
Herr Kurt Feldmann-Jäger<br />
Telefon: 0431.9013312<br />
feldmann.jaeger@lhstadt.kiel.de<br />
www.kiel.de<br />
Wozu braucht man Bevölkerungsvorausberechnungen?<br />
Bevölkerungsvorausberechnungen sind eine<br />
unerlässliche Grundlage für bevölkerungsbezogene<br />
Infrastrukturplanungen. Sie geben<br />
Auskunft darüber, wie sich die Zahl und<br />
die Altersstruktur der Einwohnerinnen und<br />
Einwohner in den nächsten Jahren verändern<br />
werden. Daraus können zum Beispiel<br />
Rückschlüsse gezogen werden, wie viele<br />
Kindergartenplätze zukünftig benötigt werden,<br />
wie viele Schülerinnen und Schüler es voraussichtlich<br />
in den einzelnen Jahrgangstufen<br />
geben wird, wie viele ältere Mitbürgerinnen<br />
und Mitbürger leben werden und wie viele<br />
davon Pflege- oder Betreuungseinrichtungen<br />
nachfragen oder auch welche Kapazitäten bei<br />
der technischen Infrastruktur, wie Ver- und<br />
Entsorgung, erforderlich sind.<br />
Welche aktuellen Bevölkerungsvorausberechnungen<br />
für die Kreise und kreisfreien<br />
Städte in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />
gibt es zurzeit?<br />
Aktuelle Vorausberechnungen zur Entwicklung<br />
der Zahl der Einwohnerinnen und Einwohner<br />
in den Kreisen und kreisfreien Städten<br />
in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> bis 2020 wurden <strong>im</strong><br />
Jahr 2003 vom Bundesamt für Bauwesen<br />
und Raumordnung (BBR) und 2004/2005<br />
vom Statistischen Amt für Hamburg und<br />
<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> (Statistikamt Nord) erstellt.<br />
Aufgrund unterschiedlicher Annahmen,<br />
insbesondere zu den Wanderungen, kommen<br />
beide Vorausberechnungen zu abweichenden<br />
Einschätzungen der künftigen Einwohnerentwicklung<br />
<strong>im</strong> Land insgesamt und<br />
in den Kreisen und kreisfreien Städten.<br />
Gibt es auch Bevölkerungsvorausberechnungen<br />
für regionale Einheiten unterhalb<br />
der Kreisebene oder für einzelne Kommunen<br />
in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>?<br />
Für viele kleine Kommunen in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />
sind Bevölkerungsvorausberechnungen<br />
nur unter best<strong>im</strong>mten Bedingungen durchführbar.<br />
Nach Einschätzung des Statistikamtes<br />
Nord und der Landesplanung <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />
ist ab ca. 50.000 Einwohnerinnen und<br />
Einwohnern eine kommunale oder regionale<br />
Bevölkerungsvorausberechnung unproblematisch.<br />
Bei kleineren Einheiten – dies trifft auf<br />
die Vielzahl der Städte und Gemeinden in<br />
<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> zu – ist jeweils <strong>im</strong> Einzelfall<br />
zu prüfen, ob eine Berechnung aus methodischer<br />
Sicht vertretbar ist. Um eine solche<br />
durchführen zu können, müssen zum einen<br />
für die Kommune oder die räumliche Einheit<br />
(zum Beispiel für einen Stadt-Umlandbereich<br />
oder einen Amtsbereich) verschiedene Grunddaten<br />
vorhanden sein, wie die derzeitige Einwohnerzahl<br />
oder die Altersstruktur der Bevölkerung.<br />
Zum anderen müssen Annahmen<br />
zur künftigen Entwicklung möglich sein. Das<br />
heißt zum Beispiel, wie viele Zu- und Fortzüge<br />
wird es in den nächsten Jahren geben und<br />
wer wird zu- oder fortziehen (junge Familien<br />
oder ältere Menschen?).<br />
8 9
Wenn Sie sich weiter<br />
zum Thema kleinräumige<br />
Bevölkerungsvorausberechnungen<br />
informieren<br />
möchten, dann können Sie<br />
sich an das Statistikamt<br />
Nord wenden.<br />
Unter diesen Voraussetzungen ist es sinnvoll,<br />
dass sich Kommunen <strong>im</strong> Rahmen von<br />
interkommunaler Zusammenarbeit abst<strong>im</strong>men<br />
und sich gemeinsam an das Statistikamt Nord<br />
wenden, um eine kostenpflichtige Vorausberechnung<br />
prüfen zu lassen. Entsprechende<br />
Angebote werden dazu erarbeitet (vgl. auch<br />
Kapitel 4, Seite 65).<br />
Kleinere kommunale oder regionale Einheiten,<br />
für die aufgrund zu geringer Einwohnerzahlen<br />
(unterteilt nach Altersjahren und Geschlecht)<br />
keine Bevölkerungsvorausberechnungen sinnvoll<br />
sind, sollten sich zumindest ein Bild ihrer<br />
derzeitigen Altersstruktur machen. Daten hierüber<br />
sind be<strong>im</strong> Statistikamt Nord erhältlich.<br />
Auch ohne konkrete Annahmen zu künftigen<br />
Geburten, Sterbefällen und Wanderungen<br />
ist erkennbar, wie sich die Altersstruktur der<br />
heutigen Bevölkerung in den nächsten Jahren<br />
verändern wird.<br />
Im Folgenden wird für die Kreise und kreisfreien<br />
Städte in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> ein Überblick<br />
über die Annahmen und die wichtigsten<br />
Ergebnisse der Vorausberechnung des Statistikamtes<br />
Nord gegeben. Die Vorausberechnung<br />
wurde Anfang 2005 fertig gestellt. Sie<br />
ist Datengrundlage für alle bevölkerungsbezogenen<br />
Planungen auf Landesebene.<br />
Welche Annahmen wurden bei<br />
der Bevölkerungsvorausberechnung<br />
des Statistikamtes Nord getroffen?<br />
Für eine Bevölkerungsvorausberechnung<br />
müssen Annahmen zur Geburtenhäufigkeit,<br />
zur Sterblichkeit und zu den Wanderungen<br />
getroffen werden. Die Annahmen der Bevölkerungsvorausberechnung<br />
des Statistikamtes<br />
Nord für die Kreise und kreisfreien Städte in<br />
<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> entsprechen denen der<br />
unteren Variante der 10. Koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung<br />
des Bundes und<br />
der Länder (10. KBV). Es wurden eine gleich<br />
bleibende Geburtenhäufigkeit und eine weiter<br />
steigende Lebenserwartung unterstellt.<br />
Außerdem wurde angenommen, dass <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />
<strong>im</strong> Zeitraum 2004 bis 2020 einen<br />
Wanderungsgewinn von 186.000 Einwohnerinnen<br />
und Einwohnern haben wird, darunter<br />
54.000 Ausländerinnen und Ausländer (aus<br />
dem Ausland), etwa 56.000 Bürgerinnen und<br />
Bürger aus Hamburg und rund 48.000<br />
aus den neuen Ländern.<br />
Wie wird sich die Einwohnerzahl<br />
in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> in den nächsten<br />
Jahren verändern?<br />
Die Einwohnerzahl <strong>im</strong> Land insgesamt wird<br />
noch weiter ansteigen von 2.823.000 (Ende<br />
2003) auf rund 2.855.000 (Ende 2010). Damit<br />
werden <strong>im</strong> Jahr 2010 in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />
rund 32.000 Menschen mehr leben als heute.<br />
Erst nach 2010 wird die Einwohnerzahl insgesamt<br />
langsam zurückgehen. Die jährlichen<br />
Wanderungsgewinne des Landes werden<br />
dann nicht mehr ausreichen, die <strong>im</strong>mer größer<br />
werdenden Sterbeüberschüsse auszugleichen.<br />
Mit 2.829.000 Einwohnerinnen und Einwohner<br />
werden <strong>im</strong> Jahr 2020 in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />
in etwa wieder so viele Menschen leben wie<br />
heute. Erst nach 2020 werden die Einwohnerzahlen<br />
<strong>im</strong> Land insgesamt deutlich unter das<br />
Niveau von heute sinken. Eine modellhafte<br />
Weiterrechnung der 10. KBV kommt zu dem<br />
Ergebnis, dass ohne Wanderungsgewinne<br />
aus anderen Bundesländern die Einwohnerzahl<br />
in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> bis zum Jahr<br />
2050 auf 2.440.000 sinken wird. Das wären<br />
383.000 Einwohnerinnen und Einwohner<br />
weniger als heute.<br />
Voraussichtliche Einwohnerentwicklung in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> – Vorausberechnung bis 2020 und modellhafte<br />
Weiterberechnung bis 2050; Quelle: Innenministerium <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>, Abt. Landesplanung<br />
Wie werden sich die Einwohnerzahlen<br />
in den einzelnen Kreisen und kreisfreien<br />
Städten des Landes bis 2020 entwickeln?<br />
Die Einwohnerentwicklung in den einzelnen<br />
Kreisen und kreisfreien Städten in <strong>Schleswig</strong>-<br />
<strong>Holstein</strong> wird sehr unterschiedlich verlaufen.<br />
Es wird<br />
• Schrumpfungsregionen geben,<br />
in denen die Einwohnerzahlen<br />
bis 2020 teilweise bereits deutlich<br />
zurückgehen werden<br />
• Stagnationsregionen, in denen <strong>im</strong><br />
Jahr 2020 in etwa so viele Menschen<br />
leben werden wie heute<br />
• Wachstumsregionen, in denen<br />
die Einwohnerzahlen bis 2020<br />
ansteigen werden<br />
Schrumpfungsregionen<br />
(Einwohnerrückgänge bis 2020 von -1,0%)<br />
In den kreisfreien Städten Kiel, Lübeck und<br />
Neumünster sowie <strong>im</strong> Kreis Dithmarschen<br />
gehen bereits heute die Einwohnerzahlen<br />
zurück. Im Kreis Steinburg sowie <strong>im</strong> Kreis<br />
Ostholstein werden die Einwohnerzahlen<br />
zwar kurzfristig noch leicht steigen, aber<br />
bereits vor dem Jahr 2010 tendenziell sinken.<br />
Im Jahr 2020 wird die Einwohnerzahl in<br />
diesen Teilen des Landes zwischen 11.000<br />
(Lübeck) und 2.200 (Steinburg) unter den<br />
Einwohzahlen Ende 2003 liegen.<br />
Stagnationsregionen<br />
(Einwohnerrückgänge bis 2020 von -1,0%<br />
oder Einwohnerzuwächse bis +1,0%)<br />
Im nördlichen Landesteil (kreisfreie Stadt<br />
Flensburg, Kreise Nordfriesland und<br />
<strong>Schleswig</strong>-Flensburg) sowie in den Kreisen<br />
Rendsburg-Eckernförde und Plön<br />
werden die Einwohnerzahlen ähnlich<br />
wie <strong>im</strong> Landesdurchschnitt noch etwa<br />
bis 2010 steigen und danach wieder<br />
leicht zurückgehen. 2020 werden sie nur<br />
leicht unter oder über den heutigen Einwohnerzahlen<br />
liegen.<br />
Wachstumsregionen<br />
(Einwohnerzuwächse bis 2020 von +1,0%)<br />
Im südlichen Landesteil, in den an Hamburg<br />
grenzenden Kreisen Herzogtum Lauenburg,<br />
Pinneberg, Segeberg und Stormarn werden<br />
die Einwohnerzahlen weiter steigen. Die Zuwächse<br />
bis 2020 werden mit jeweils rund<br />
13.000 Einwohnerinnen und Einwohnern <strong>im</strong><br />
Kreis Herzogtum Lauenburg und <strong>im</strong> Kreis<br />
Segeberg am höchsten ausfallen. Hier werden<br />
die Einwohnerzahlen bis 2020 durchgehend<br />
ansteigen, während sie <strong>im</strong> Kreis Pinneberg<br />
und <strong>im</strong> Kreis Stormarn bereits nach 2015<br />
zu sinken beginnen und 2020 nur um 8.200<br />
(Pinneberg) und 4.200 (Stormarn) höher<br />
liegen werden als Ende 2003.<br />
Ansprechpartner<br />
Herr Ulrich Hußing<br />
Telefon: 040.42831-1479<br />
ulrich.hussing@statistik-nord.de<br />
10 11
Voraussichtliche Einwohnerentwicklung<br />
in den Kreisen<br />
und kreisfreien Städten<br />
31.12. 2003 bis 31.12. 2020<br />
RELATIV<br />
über 1,0% (Wachstum)<br />
-1,0% bis unter 1,0% (Stagnation)<br />
unter -1,0% (Schrumpfung)<br />
Kreis/kreisfreie Stadt<br />
ABSOLUT<br />
Positive Entwicklung<br />
Negative Entwicklung<br />
Landesdurchschnitt: 0,2%<br />
Land insgesamt: 5.300<br />
Einwohnerinnen und Einwohner<br />
am 31. Dezember<br />
Kreisgrenze<br />
Quelle: Innenministerium des Landes<br />
<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>, Abt. Landesplanung<br />
Einwohnerentwicklung absolut<br />
2003 2003 2010<br />
2003 2010 2020 bis 2020 bis 2010 bis 2020<br />
Flensburg 85.300 86.100 86.000 700 800 -100<br />
Kiel 233.000 231.600 229.900 -3.100 -1.400 -1.700<br />
Lübeck 212.800 208.900 201.700 -11.100 -3.900 -7.200<br />
Neumünster 79.000 76.300 72.700 -6.300 -2.700 -3.600<br />
Dithmarschen 137.400 135.600 130.300 -7.100 -1.800 -5.300<br />
Herzogtum Lauenburg 184.900 193.400 198.700 13.800 8.500 5.300<br />
Nordfriesland 166.300 168.100 166.400 100 1.800 -1.700<br />
Ostholstein 205.100 205.800 199.500 -5.600 700 -6.300<br />
Pinneberg 296.900 303.800 305.100 8.200 6.900 1.300<br />
Plön 135.000 137.000 134.900 -100 2.000 -2.100<br />
Rendsburg-Eckernförde 273.100 277.100 273.600 500 4.000 -3.500<br />
<strong>Schleswig</strong>-Flensburg 199.600 202.000 199.600 0 2.400 -2.400<br />
Natürliche Einwohnerentwicklung 2004 bis 2020 in den Kreisen und kreisfreien Städten in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />
Quelle: Innenministerium <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>, Abt. Landesplanung<br />
Welche Faktoren beeinflussen die Einwohnerentwicklung<br />
in den einzelnen Kreisen<br />
und kreisfreien Städten des Landes?<br />
Die Einwohnerentwicklung eines Kreises<br />
oder einer kreisfreien Stadt hängt sowohl von<br />
der natürlichen Entwicklung (Geburten und<br />
Sterbefälle) als auch vom Wanderungssaldo<br />
(Saldo aus Zu- und Fortzügen) ab. Alle Kreise<br />
und kreisfreien Städte in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />
werden <strong>im</strong> Zeitraum 2004 bis 2020 Sterbeüberschüsse<br />
haben, das heißt es wird mehr<br />
Sterbefälle als Geburten geben. Wegen der<br />
Altersstruktur in den Kreisen und kreisfreien<br />
Städten fallen die Sterbeüberschüsse aber<br />
unterschiedlich hoch aus.<br />
Der Wanderungssaldo der Kreise und kreisfreien<br />
Städte wird ebenfalls sehr unterschiedlich<br />
sein. Für fast alle Kreise und kreisfreien<br />
Städte in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> wurde bei der<br />
Vorausberechnung angenommen, dass sie<br />
bis 2020 mehr Zu- als Fortzüge, das heißt<br />
einen Wanderungsgewinn haben werden.<br />
Je nachdem, ob der Wanderungsgewinn<br />
ausreicht, die Sterbeüberschüsse auszugleichen<br />
oder nicht, werden die Einwohnerzahlen<br />
in den Kreisen und kreisfreien Städten<br />
steigen oder sinken.<br />
Wie wird sich die Altersstruktur<br />
in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> bis zum Jahr<br />
2020 verändern?<br />
Während die Einwohnerzahlen in den meisten<br />
Landesteilen erst in einigen Jahren zurückgehen<br />
werden, hat der Alterungsprozess<br />
der Bevölkerung – als zweiter Aspekt des<br />
<strong>demographischen</strong> <strong>Wandel</strong>s – seit einigen<br />
Jahren deutlich an Dynamik gewonnen.<br />
Bereits zwischen 1992 und 2002 ist der Anteil<br />
der Einwohnerinnen und Einwohner,<br />
die 60 Jahre und älter sind, an der Gesamtbevölkerung<br />
von 21% auf 25% angestiegen.<br />
Bis 2020 wird dieser Anteil weiter auf 30%<br />
anwachsen. Dann werden in <strong>Schleswig</strong>-<br />
<strong>Holstein</strong> rund 853.000 Menschen leben,<br />
die 60 Jahre und älter sind – über 131.000<br />
mehr als Ende 2003. Ab dem Jahr 2030,<br />
wenn die Generation der Baby-Boomer<br />
(Geburtsjährgänge 1963 bis 1968) über 60<br />
Jahre sein wird, wird der Anteil der 60-Jährigen<br />
und älter sogar bei etwa 36% liegen.<br />
Segeberg 255.600 264.900 268.900 13.300 9.300 4.000<br />
Steinburg 137.000 137.300 134.800 -2.200 300 -2.500<br />
Stormarn 222.000 226.800 226.200 4.200 4.800 -600<br />
<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> 2.823.200 2.854.900 2.828.500 5.300 31.700 -26.400<br />
12 13
Wanderungssaldo 2004 bis 2020 in den Kreisen und kreisfreien Städten in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />
Quelle: Innenministerium <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>, Abt. Landesplanung<br />
Prozentualer Anstieg der Zahl der Einwohnerinnen und Einwohner “75 Jahre und älter” bis 2020 in den Kreisen und kreisfreien<br />
Städten in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>; Quelle: Innenministerium <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>, Abt. Landesplanung<br />
Gleichzeitig wird es <strong>im</strong>mer weniger jüngere<br />
Menschen in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> geben. Die<br />
Zahl der „unter 20-Jährigen“ wird bis 2020<br />
um rund 103.000 zurückgehen. Und auch<br />
der Anteil der Einwohnerinnen und Einwohner<br />
„20 bis unter 60 Jahre“ an der Gesamtbevölkerung<br />
wird bis 2020 zurückgehen. Es<br />
wird in dieser Altersgruppe 2020 zwar nur<br />
etwa 22.000 Einwohnerinnen und Einwohner<br />
weniger geben als heute, jedoch findet eine<br />
Verschiebung hin zu den höheren Altersjahrgängen<br />
statt. Dies hat vor allem Auswirkungen<br />
auf die Altersstruktur der Erwerbspersonen.<br />
Wie wird sich die Altersstruktur<br />
der Einwohnerinnen und Einwohner<br />
in den einzelnen Kreisen und kreisfreien<br />
Städten verändern?<br />
Nicht überall <strong>im</strong> Land werden die Zunahme<br />
älterer Menschen und der Rückgäng jüngerer<br />
Einwohnerinnen und Einwohner gleich stark<br />
ausfallen, denn die derzeitige Altersstrukutur<br />
in den Kreisen und kreisfreien Städten <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>s<br />
ist sehr unterschiedlich. Am<br />
stärksten werden die vier Kreise <strong>im</strong> Umland<br />
von Hamburg vom Alterungsprozess betroffen<br />
sein. Ingesamt werden in den Kreisen Herzogtum<br />
Lauenburg, Pinneberg, Segeberg und<br />
Stormarn 2020 etwa 50.000 Menschen mehr<br />
„75 Jahre und älter“ sein als <strong>im</strong> Jahr 2003.<br />
Und auch in den Umlandkreisen der Landeshauptstadt<br />
Kiel, in Rendsburg-Eckernförde<br />
und Plön, sowie <strong>im</strong> Kreis <strong>Schleswig</strong>-Flensburg<br />
wird die Zunahme älterer Menschen<br />
überdurchschnittlich hoch ausfallen. In den<br />
kreisfreien Städten, in denen heute bereits<br />
überdurchnittlich viele ältere Menschen leben,<br />
wird die Zunahme der Einwohnerinnen und<br />
Einwohner „75 Jahre und älter“ hingegen<br />
weniger stark ausfallen. Die Alterung der<br />
Bevölkerung wird damit in den kommenden<br />
Jahren vor allem zu einem Thema der Umlandkreise<br />
werden.<br />
Die Zahl jüngerer Menschen wird prozentual<br />
am stärksten <strong>im</strong> Kreis Dithmarschen (-26%)<br />
und in der kreisfreien Stadt Neumünster<br />
(-25%) zurückgehen, während sie absolut<br />
am deutlichsten in den Kreisen Rendsburg-<br />
Eckernförde (-12.800) und <strong>Schleswig</strong>-Flensburg<br />
(-10.800) sinken wird. In den kreisfreien<br />
Städten Kiel (-1.500/ -8,5%) und Flensburg<br />
(-3.400/ -9,2%) wird der Rückgang bis<br />
2020 sowohl absolut als auch prozentual<br />
am geringsten ausfallen.<br />
Prozentualer Rückgang der Zahl der Einwohnerinnen und Einwohner “unter 20 Jahre” bis 2020 in den Kreisen und kreisfreien<br />
Städten in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>; Quelle: Innenministerium <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>, Abt. Landesplanung<br />
Weitere Informationen zum Thema<br />
finden Sie zum Beispielauf folgenden<br />
Internet-Seiten:<br />
www.landesplanung.schleswig-holstein.de<br />
www.demographie.schleswig-holstein.de<br />
14 15
Das Wichtigste in Kürze<br />
• Die Zahl älterer Menschen in<br />
<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> wird deutlich<br />
zunehmen. 2020 werden bereits<br />
rund 30% aller Einwohnerinnen<br />
und Einwohner 60 Jahre und älter sein.<br />
• Die Alterung der Bevölkerung in den<br />
nächsten Jahren wird vor allem zu<br />
einem Thema für die Kreise <strong>im</strong> Umland<br />
der Oberzentren werden. Die größten<br />
Zunahmen bei der Zahl älterer Menschen<br />
wird es in den vier Kreisen <strong>im</strong> Umland<br />
von Hamburg geben.<br />
• Die Einwohnerzahlen in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />
werden noch etwa bis zum Jahr 2010<br />
ansteigen und danach zurückgehen.<br />
• Deutliche Einwohnerrückgänge<br />
<strong>im</strong> Land wird es voraussichtlich<br />
erst ab dem Jahr 2015 geben.<br />
• Die regionale Einwohnerentwicklung <strong>im</strong><br />
Land wird sehr unterschiedlich ausfallen.<br />
Neben Kreisen, die über 2010 hinaus<br />
Einwohnerzuwächse verzeichnen werden,<br />
wird es sowohl Regionen mit stagnierenden<br />
als auch Regionen mit sinkenden<br />
Einwohnerzahlen bis 2020 geben.<br />
• Aus der Alterung der Bevölkerung resultiert<br />
bis 2020 eine deutliche Zunahme der Zahl<br />
der Haushalte <strong>im</strong> Land. Dabei wird es <strong>im</strong>mer<br />
weniger Haushalte mit jüngeren und <strong>im</strong>mer<br />
mehr mit älteren Menschen geben.<br />
• Wie die Bevölkerung insgesamt werden<br />
auch die Erwerbspersonen <strong>im</strong> Durchschnitt<br />
<strong>im</strong>mer älter. Die Zahl der Erwerbspersonen<br />
wird aber erst nach dem Jahr 2020 unter<br />
das Niveau von heute sinken.<br />
Wie werden sich die Zahl und<br />
die Altersstruktur der Erwerbspersonen<br />
<strong>im</strong> Land verändern?<br />
Nicht nur die Bevölkerung, sondern auch die<br />
Erwerbspersonen werden in den kommenden<br />
Jahren <strong>im</strong> Durchschnitt <strong>im</strong>mer älter. 2020<br />
wird es <strong>im</strong> Vergleich zu heute fast 150.000<br />
Erwerbspersonen weniger <strong>im</strong> Alter zwischen<br />
„35 und unter 45 Jahre“ geben und fast<br />
100.000 mehr, die „55 Jahre und älter“ sind.<br />
Die Zahl der Erwerbspersonen wird zunächst<br />
noch um rund 23.000 bis 2013 weiter ansteigen,<br />
danach aber wieder zurückgehen. Insgesamt<br />
wird es <strong>im</strong> Jahr 2020 in <strong>Schleswig</strong>-<br />
<strong>Holstein</strong> etwa so viele Erwerbspersonen<br />
geben wie heute. Erst nach 2020 wird die<br />
Zahl der Erwerbspersonen deutlicher sinken.<br />
Während die Zahl der Männer unter den<br />
Erwerbspersonen bis 2020 um rund 14.000<br />
zurückgehen wird, steigt die Zahl der weiblichen<br />
Erwerbspersonen aufgrund der weiter<br />
steigenden Erwerbsbeteiligung der Frauen<br />
etwa in gleichem Umfang an.<br />
Wie werden sich die Zahl und<br />
die Altersstruktur der Haushalte<br />
<strong>im</strong> Land verändern?<br />
Obwohl die Einwohnerzahl in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />
<strong>im</strong> Jahr 2020 in etwa so hoch sein wird<br />
wie heute, wird es aufgrund der Alterung<br />
der Bevölkerung 2020 fast 75.000 Haushalte<br />
mehr geben als 2003. Denn je älter jemand<br />
wird, um so eher wird er oder sie in einem<br />
eigenen Haushalt oder in einem Zwei-Personenhaushalt<br />
leben. Daher wird es zukünftig<br />
nicht nur <strong>im</strong>mer mehr, sondern auch <strong>im</strong>mer<br />
ältere Haushalte geben. Auch die durchschnittliche<br />
Haushaltsgröße sinkt weiter ab. Diese<br />
Entwicklungen müssen insbesondere be<strong>im</strong><br />
Wohnungsangebot berücksichtigt werden.<br />
Die Zahl der Haushalte wird am stärksten<br />
in den vier Hamburg-Umlandkreisen ansteigen,<br />
denn hier n<strong>im</strong>mt bis 2020 nicht nur die<br />
Einwohnerzahl am stärksten zu, sondern<br />
auch die Zahl älterer Menschen steigt am<br />
deutlichsten an.<br />
Altersstruktur der Einwohnerinnen und Einwohner in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> 2004 und 2020 <strong>im</strong> Vergleich<br />
Quelle: Innenministerium <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>, Abt. Landesplanung<br />
Welche wichtigen <strong>demographischen</strong><br />
Veränderungen sollten außerdem<br />
noch bei kommunalen Planungen<br />
beachtet werden?<br />
Im Zusammenhang mit dem <strong>demographischen</strong><br />
<strong>Wandel</strong> wird häufig auch von einer<br />
„bunter“ werdenden Gesellschaft gesprochen.<br />
Gemeint ist damit zum einen, dass in<br />
unserem Land aufgrund von Zuwanderung<br />
<strong>im</strong>mer mehr Ausländerinnen und Ausländer<br />
sowie Menschen mit Migrationshintergrund<br />
leben werden. Zum anderen beinhaltet der<br />
Begriff einer „bunteren“ Gesellschaft, dass<br />
es zukünftig eine größere Pluralität von<br />
Lebensformen und Lebensstilen geben wird.<br />
All diese Veränderungen werden Auswirkungen<br />
auf die Nachfrage nach kommunalen<br />
Angeboten haben und sollten bei der Planung<br />
beachtet werden.<br />
Wo bekommen Sie ausführlichere Daten<br />
zur zukünftigen Einwohnerentwicklung<br />
in den Kreisen und kreisfreien Städte<br />
in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>?<br />
Das Statistikamt Nord bietet kostenlos für alle<br />
Kreise und kreisfreien Städte in <strong>Schleswig</strong>-<br />
<strong>Holstein</strong> eine Kurzfassung mit den wichtigsten<br />
Eckdaten der Einwohnerentwicklung bis 2020.<br />
Altersstruktur der Erwerbspersonen in <strong>Schleswig</strong>-<br />
<strong>Holstein</strong> 2004 und 2020 <strong>im</strong> Vergleich; Quelle: Innenministerium<br />
<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>, Abt. Landesplanung<br />
Hierzu gehören<br />
• Einwohnerzahlen insgesamt<br />
(2003 bis 2020)<br />
• Geburten, Sterbefälle<br />
und Wanderungssalden (2004 bis 2020)<br />
• Altersstruktur 2004, 2010 und 2020<br />
unterteilt in die Altersgruppen<br />
„unter 20 Jahre“, „20 bis 65 Jahre“<br />
und „65 Jahre und älter“<br />
Ausführlichere Daten sind in der Regel<br />
kostenpflichtig und können be<strong>im</strong><br />
Statistikamt Nord erworben werden.<br />
Statistisches Amt für Hamburg und<br />
<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> (Statistikamt Nord)<br />
Steckelhörn 12<br />
20453 Hamburg<br />
Telefon: 040.42831-1713<br />
Telefon: 040.42831-1479<br />
www.statistik-nord.de<br />
16 17
3.<br />
Demographische Herausforderungen<br />
auf kommunaler Ebene<br />
3.1<br />
Arbeitsmarkt und Wirtschaftsstruktur<br />
Der Arbeitsmarkt und die Wirtschaftsstruktur<br />
vor Ort werden durch den <strong>demographischen</strong><br />
<strong>Wandel</strong>, insbesondere durch die Alterung der<br />
Bevölkerung, in den nächsten Jahren entscheidend<br />
geprägt werden. Diese Entwicklungen<br />
lassen sich durch Kommunen allenfalls indirekt<br />
beeinflussen. Arbeitsmarkt und Wirtschaftsstruktur<br />
sind allerdings wichtige Rahmenbedingungen<br />
für kommunales Handeln. So<br />
beeinflusst beispielsweise die lokale Arbeitsmarktentwicklung<br />
die regionalen Wanderungen,<br />
die für die Gesamtbevölkerungsentwicklung<br />
entscheidend sind.<br />
Ausgangslage<br />
Insgesamt lag die Arbeitslosenquote in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />
<strong>im</strong> Mai 2005 bei 11,4%. Regional<br />
ergibt sich ein deutlich unterschiedliches Bild.<br />
Während in einigen Kreisen des Hamburger<br />
Umlandes (Stormarn: 7,6%, Segeberg: 8,5%,<br />
Pinneberg: 10,1%) eine Arbeitslosenquote<br />
deutlich unter dem Landesdurchschnitt<br />
zu verzeichnen war, lag sie in den kreisfreien<br />
Städten jeweils deutlich über 15%.<br />
Die Arbeitsmarktstruktur in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />
ist dadurch geprägt, dass die Altersgruppe<br />
der 35bis 49-Jährigen mit 40% die meisten<br />
Erwerbstätigen stellt. Trotzdem verfolgen<br />
viele Unternehmen eine stark jugendzentrierte<br />
Personalpolitik, die tendenziell die Arbeitslosigkeit<br />
unter den älteren Menschen erhöht.<br />
Der Frauenanteil an den Erwerbstätigen hat<br />
in den letzten Jahren stetig zugenommen und<br />
lag <strong>im</strong> Jahre 2002 bei 46,7%. Zwei Drittel<br />
der Beschäftigten arbeiten Vollzeit, ca. 30%,<br />
hauptsächlich Frauen, stehen mit dem Arbeitgeber<br />
in Teilzeitverhältnissen.<br />
Die Wirtschaftsstruktur <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>s<br />
wird zunehmend durch den Dienstleistungssektor<br />
geprägt, der in den letzten Jahren<br />
ständig gewachsen ist und mittlerweile<br />
ca. 75% der Wirtschaftsleistung ausmacht.<br />
Allein <strong>im</strong> Gesundheitswesen wurden zwischen<br />
1997 und 2002 20.000 neue Stellen<br />
geschaffen. Ähnlich starke Zuwächse gab<br />
es <strong>im</strong> gleichen Zeitraum <strong>im</strong> Bereich der Unternehmensdienstleistungen<br />
(18.000), <strong>im</strong> Gastgewerbe<br />
(7.000) und Verkehrsbereich (6.000).<br />
Negativ hat sich die Beschäftigung <strong>im</strong> Baugewerbe<br />
und in der öffentlichen Verwaltung<br />
entwickelt. Trotz der Beschäftigungsverluste<br />
zwischen 1997 und 2002 (16.900) bleibt das<br />
Verarbeitende Gewerbe auch weiterhin ein<br />
wichtiger Faktor für die Arbeitsmarktentwicklung<br />
in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>.<br />
Trends und Perspektiven<br />
Arbeitsmarkt<br />
Der demographische <strong>Wandel</strong> führt sowohl zu<br />
einem Absinken der Gesamtzahl als auch zu<br />
einer Erhöhung des durchschnittlichen Alters<br />
der Personen <strong>im</strong> erwerbsfähigen Alter. Bereits<br />
bis zum Jahre 2020 ist in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />
mit einem leichten Rückgang der Bevölkerung<br />
<strong>im</strong> erwerbsfähigen Alter um über 35.000<br />
auf ca. 1,8 Millionen zu rechnen. Dies kann<br />
zu einem Fachkräftemangel, beispielsweise<br />
<strong>im</strong> Tourismus- und Pflegebereich, führen.<br />
Gleichzeitig steigt das Durchschnittsalter der<br />
Erwerbspersonen an. So wird ab 2020 die<br />
Gruppe der 50 bis 59-Jährigen am stärksten<br />
auf dem Arbeitsmarkt vertreten sein. Dieser<br />
Trend wird auch nicht durch die Integration<br />
von ausländischen Personen <strong>im</strong> erwerbsfähigen<br />
Alter vollständig zu ändern sein. Eine<br />
Nettozuwanderung dieser Personengruppe<br />
aus anderen Bundesländern oder dem Ausland<br />
kann allerdings zu einer Verlangsamung<br />
dieses Alterungstrends führen.<br />
Um den Rückgang der Personen <strong>im</strong> erwerbsfähigen<br />
Alter auszugleichen, wird es von<br />
zentraler Bedeutung sein, die Erwerbsquote<br />
von Frauen, aber auch von älteren Menschen,<br />
weiter zu erhöhen, beispielsweise durch eine<br />
Verbesserung der Kinderbetreuungsinfrastruktur<br />
zur erleichterten Vereinbarkeit von<br />
Familie und Beruf.<br />
Neben dem Rückgang der Anzahl der Personen<br />
<strong>im</strong> erwerbsfähigen Alter ist <strong>im</strong> Hinblick<br />
auf das Qualifikationsniveau auch die Alterung<br />
der Erwerbstätigen problematisch. Denn der<br />
Ausbildungsabschluss dieser Personen wird<br />
<strong>im</strong>mer weiter zurückliegen. Dadurch kann sich<br />
„modernes“ Wissen reduzieren und damit<br />
auch die Qualität der Arbeit beeinträchtigen,<br />
sofern ein „lebenslanges Lernen“ ausbleibt.<br />
Ebenso kann die Innovationsfähigkeit der<br />
Unternehmen zurückgehen, weil ältere Belegschaften<br />
zu einer geringeren Innovationsbereitschaft<br />
tendieren könnten. Allerdings stellen<br />
ältere Arbeitnehmer aufgrund ihres breiten<br />
Erfahrungswissens auch ein großes Potenzial<br />
dar, das es zu nutzen gilt.<br />
Die Richtung der Binnenwanderung, also<br />
der Bevölkerungsbewegung innerhalb <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>s,<br />
wird dabei stark von der regionalen<br />
Arbeitsmarktentwicklung geprägt. In<br />
den strukturschwachen ländlichen Kommunen<br />
aber auch in den kreisfreien Städten<br />
und <strong>im</strong> Umland Hamburgs wird die Anzahl<br />
der Erwerbstätigen zurückgehen. Allerdings<br />
überlagert die Suburbanisierung in den städtischen<br />
Regionen diese Entwicklung. Zusätzlich<br />
sind die bestehenden Pendlerverflechtungen<br />
<strong>im</strong> Stadt-Umland-Bereich zu beachten.<br />
Zudem könnte der Fachkräftemangel dazu<br />
führen, dass aufgrund des Wettbewerbs um<br />
diese Fachkräfte Abwanderungen aus weniger<br />
attraktiven Kommunen verstärkt werden.<br />
Aus dieser so dargestellten Arbeitsmarktentwicklung<br />
kann jedoch nicht geschlossen<br />
werden, dass zukünftig die Arbeitslosigkeit<br />
stark zurückgehen wird. Es ist ebenso denkbar,<br />
dass dem Fachkräftemangel Arbeitslosigkeit<br />
<strong>im</strong> gering qualifizierten Bereich gegenübersteht,<br />
weil die Nachfrage nach diesen<br />
Arbeitskräften sinkt.<br />
18 19
Wirtschaftsstruktur<br />
Die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen<br />
wird sich verändern und die Wirtschaftsstruktur<br />
der Kommunen stark beeinflussen.<br />
Gerade in den Bereichen Gesundheit und<br />
Tourismus werden Güter und Dienstleistungen<br />
von der wachsenden Anzahl älterer Menschen<br />
verstärkt nachgefragt. Des Weiteren werden<br />
die Freizeitbranche und auch kulturelle Einrichtungen<br />
profitieren. Grundsätzlich bestehen<br />
hierfür in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> bereits günstige<br />
Ausgangsbedingungen.<br />
Für die Ausrichtung der regionalen Wirtschaft<br />
auf das wachsende Nachfrage- bzw. Kundenpotenzial<br />
der Seniorinnen und Senioren<br />
ist die zukünftige Einkommensstruktur dieser<br />
Gruppe von großer Bedeutung. Während die<br />
über 60-Jährigen heute noch eine vergleichsweise<br />
wohlhabende Bevölkerungsschicht<br />
darstellen, werden diese langfristig unter<br />
anderem durch die Entwicklung der staatlichen<br />
Rentenzahlungen so wie der Arbeitsmarktreformen<br />
(Hartz IV) über weniger Einkommen<br />
verfügen. Dies dämpft die Nachfrageentwicklung.<br />
Davon sind insbesondere<br />
binnenmarktorientierte Branchen betroffen,<br />
weil die entsprechenden Unternehmen<br />
nur eingeschränkt auf internationale Märkte<br />
ausweichen können. Exportorientierte Unternehmen<br />
hingegen werden von demographisch<br />
bedingten Nachfrageänderungen<br />
wenig beeinflusst.<br />
Handlungsoptionen<br />
Es ist davon auszugehen, dass sich der interkommunale<br />
Standortwettbewerb verschärfen<br />
wird. Kommunen werden nicht nur verstärkt<br />
um die Ansiedlung von Unternehmen konkurrieren,<br />
sondern auch als Wohnstandort<br />
<strong>im</strong> Wettbewerb stehen. Es gilt, durch eine<br />
hohe Lebensqualität und gute Arbeitsmarktchancen<br />
die Abwanderung insbesondere<br />
von Fachkräften zu verhindern und Anreize<br />
für Zuwanderung von außen zu setzen.<br />
Außerdem kann eine verbesserte Kinderund<br />
Familienfreundlichkeit der Kommunen<br />
dazu beitragen, die Geburtenrate langfristig<br />
anzuheben. Folgende Bereiche sind bei<br />
der Steigerung der Standortattraktivität von<br />
besonderer Bedeutung:<br />
Familienförderung<br />
Zur verbesserten Ausschöpfung des vorhandenen<br />
Erwerbspersonenpotenzials in den<br />
Kommunen kommt der Vereinbarkeit von<br />
Beruf und Familie eine zentrale Bedeutung<br />
zu. Dazu gehören insbesondere eine flexible,<br />
bedarfsgerechte Kinderbetreuung, Ganztagsunterricht<br />
und familienfreundliche Beschäftigungsverhältnisse<br />
(zum Beispiel Telearbeit<br />
und flexible Arbeitszeitmodelle).<br />
Bildung und lebenslanges Lernen<br />
Die berufsbegleitende Qualifizierung älterer<br />
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wird<br />
angesichts des Fachkräftemangels <strong>im</strong>mer<br />
wichtiger. Kommunen können hier über die<br />
Angebote der Volkshochschulen eine aktive<br />
Rolle übernehmen. Die Volkshochschulen in<br />
<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> haben damit begonnen,<br />
ihre Arbeit in diesem Bereich auszubauen.<br />
Kommunen können außerdem Ansätze zur<br />
Förderung des lebenslangen Lernens durch<br />
die Unterstützung von Netzwerken mit Unternehmen<br />
und Bildungseinrichtungen fördern.<br />
Dabei kann eine regionale Spezialisierung<br />
des Bildungsangebots zu einer vorteilhaften<br />
Abgrenzung zu anderen Regionen führen.<br />
Bürgerschaftliches Engagement beispielsweise<br />
von Rentnerinnen und Rentnern kann<br />
be<strong>im</strong> Aufbau von Bildungs-Netzwerken verstärkt<br />
genutzt werden.<br />
Wirtschaftsstruktur<br />
Kommunen können Unternehmen <strong>im</strong> Strukturwandel<br />
unterstützen, der sich aus den<br />
Nachfrageänderungen in Folge der Verschiebung<br />
der Altersstruktur ergibt. Ein Ansatz ist<br />
die Positionierung als Standort für Branchen,<br />
die vom <strong>demographischen</strong> <strong>Wandel</strong> besonders<br />
profitieren, beispielsweise Medizintechnik,<br />
Gesundheitstourismus, Pflege- sowie Dienstleistungsbereich.<br />
Allgemein kann die Entwicklung<br />
von (Branchen-) Clustern in enger Zusammenarbeit<br />
mit ansässigen Unternehmen<br />
angestrebt und gegebenenfalls durch Public-<br />
Private-Partnerships (PPP) finanziert werden.<br />
Die Landesregierung hat hier, beispielsweise<br />
<strong>im</strong> Bereich neue Medien/Informationstechnologie,<br />
Initiativen gestartet, an die angeknüpft<br />
werden kann. PPP ermöglichen neue Finanzierungsmodelle,<br />
bei denen bislang öffentliche<br />
Aufgaben in Zusammenarbeit von Kommunen<br />
mit Unternehmen finanziert werden. Auch<br />
hier können Ansätze interkommunaler Kooperationen<br />
die Wirkung kommunaler Aktivitäten<br />
entscheidend erhöhen.<br />
Zusätzlich kommt der Förderung des Tourismus<br />
eine entscheidende Rolle bei der<br />
Stärkung der lokalen Wirtschaftsstruktur zu.<br />
Reisen und die Nutzung von Wellness-Angeboten<br />
stößt gerade auch bei älteren Menschen<br />
auf ein wachsendes Interesse. Daher zählt<br />
der Tourismus insbesondere vor dem Hintergrund<br />
der <strong>demographischen</strong> Entwicklung<br />
zu den Wachstumsbranchen, für die <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />
durch seine naturräumlichen<br />
Gegebenheiten über große Potenziale verfügt.<br />
Gleichzeitig erscheint für Gemeinden an der<br />
Nord- und Ostseeküste die Positionierung als<br />
Altersruhesitz sinnvoll.<br />
Integration<br />
Der Zuzug von Migrantinnen und Migranten<br />
ist künftig wichtig, um den Rückgang des<br />
Erwerbspersonenpotenzials zu verlangsamen.<br />
Dabei geht es darum, die Integration dieser<br />
Personengruppe zu verbessern, beispielsweise<br />
indem die Bildungsbeteiligung ausländischer<br />
Mitbürgerinnen und Mitbürger<br />
erhöht und ihnen damit der Zugang zum<br />
Arbeitsmarkt erleichtert wird. Dies ist zugleich<br />
eine wichtige Voraussetzung für soziale<br />
Integration. Erfolgreiche Integration setzt<br />
nicht nur eine entsprechende Bereitschaft<br />
bei Migrantinnen und Migranten voraus,<br />
sondern auch die Aufnahmebereitschaft<br />
der Mitmenschen in den Kommunen vor Ort.<br />
Hier bietet sich viel Gestaltungsspielraum<br />
für Städte und Gemeinden <strong>im</strong> Rahmen einer<br />
kommunalen Integrationspolitik. Zur Unterstützung<br />
dieser Ansätze hat das Innenministerium<br />
des Landes <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> die<br />
Migrationssozialberatung weiterentwickelt.<br />
Bei allen Maßnahmen zur Beeinflussung des<br />
<strong>demographischen</strong> <strong>Wandel</strong>s ist zur Vermeidung<br />
einer ruinösen Konkurrenz zwischen den Städten<br />
und Gemeinden eine interkommunale Abst<strong>im</strong>mung<br />
dringend geboten. Dies gilt insbesondere<br />
für die Ausweisung besonders günstiger<br />
Baugebiete zur Beeinflussung von Wanderungsbewegungen.<br />
Angesichts stagnierender<br />
bzw. sinkender Bevölkerungszahlen kann dies<br />
zu erhöhten Kosten durch nicht ausgelastete<br />
Baugebiete führen. Interkommunale Kooperationen<br />
können hierbei zu einem kostengünstigeren<br />
Angebot führen, das besser auf den<br />
tatsächlichen Bedarf abgest<strong>im</strong>mt ist.<br />
20 21
In aller Kürze<br />
• Erwerbstätige werden älter<br />
und weniger<br />
• Fachkräftemangel n<strong>im</strong>mt zu<br />
• Frauenerwerbstätigkeit<br />
sollte gefördert werden<br />
• Qualifizierungsbedarf steigt an<br />
• Branchenstruktur ändert sich<br />
• Chancen für Tourismus<br />
und seniorenorientierte Branchen<br />
• Risiken für binnenmarktorientierte<br />
Branchen<br />
• Erhöhter Integrationsbedarf,<br />
auch zur Sicherung<br />
des Erwerbspersonenpotenzials<br />
Beispiele und Projekte<br />
„Seniorenorientierter Wirtschaftsraum<br />
K.E.R.N.-Region“<br />
Die Technologie-Region K.E.R.N. erarbeitet<br />
seit Ende 2003 (bis Ende 2005) als eines<br />
von bundesweit sechs Modellvorhaben der<br />
Raumordnung (MORO) Handlungsstrategien<br />
für Wirtschaft und Gesellschaft <strong>im</strong> <strong>demographischen</strong><br />
<strong>Wandel</strong>. Leitziel ist, sich als<br />
Region der „Lebensqualität ein Leben lang”<br />
aufzustellen. Dabei legt die K.E.R.N.-Region<br />
den Schwerpunkt auf die „Chancen des<br />
Mehr” – mithin die zunehmende Zahl älterer,<br />
beruflich und gesellschaftlich erfahrender<br />
Menschen und die daraus resultiernden veränderten<br />
und zusätzlichen Nachfragepotenziale.<br />
Dies soll erreicht werden durch:<br />
• Schaffung attraktiver Bedingungen<br />
für älter werdende Menschen, um den<br />
wirtschaftlichen und gesellschaftlichen<br />
<strong>Wandel</strong> positiv zu gestalten, die Menschen<br />
in der Region zu halten und Anreize für<br />
Wanderungen in die Region zu bieten<br />
• Sensibilisierung der Unternehmen,<br />
Produkte und Dienstleistungen für mehr<br />
Lebensqualität <strong>im</strong> Alter zu entwickeln<br />
und zu vermarkten, die Erwerbsbeteiligung<br />
Älterer zu erhöhen und deren Erfahrungswissen<br />
zu nutzen<br />
• Sensibilisierung der Kommunen und<br />
Erarbeitung von konkreten Lösungen<br />
insbesondere für eine tragfähige und<br />
hochwertige Infrastruktur<br />
Die regionalen Wettbewerbsbedingungen und<br />
der „Standortfaktor Demographie“ stehen <strong>im</strong><br />
Mittelpunkt der Handlungsstrategie – durch<br />
Anpassung der regionalen Wirtschaftsstruktur<br />
an demographisch veränderte Nachfragstrukturen.<br />
Dies erfordert die Information, Sensibilisierung<br />
und Vernetzung der Anbieter in Industrie,<br />
Handwerk und Dienstleistungen sowie<br />
der Kommunalpolitik. Folgende Aktivitäten<br />
sind derzeit in der Umsetzung:<br />
Bildungsangebot der Volkshochschulen<br />
Die Volkshochschulen in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />
können flexibel die kommunalen Anforderungen<br />
an Weiterbildung umsetzen. Beispielhafte<br />
Projekte, die zumindest indirekt <strong>im</strong> Zusammenhang<br />
mit demographischem <strong>Wandel</strong><br />
stehen, sind:<br />
• Unter dem Titel ORFEUS –<br />
Orientierungskurs für Frauen<br />
zur Vorbereitung auf Erwerbseinstieg,<br />
Umschulung oder Selbständigkeit<br />
bieten die Volkshochschulen<br />
landesweit ein erprobtes Lehrgangskonzept<br />
zur Vorbereitung von Frauen<br />
auf den Erwerbseinstieg an<br />
• Deutschkurse und Kurse<br />
für Migrantinnen und Migranten<br />
zur Integration in den Arbeitsmarkt<br />
• Kurse zur Vermittlung von Fremdsprachen<br />
und interkultureller Kompetenz<br />
• Kurse für Menschen mit geringer<br />
Qualifikation zum Nachholen<br />
von Grundbildung, Alphabetisierung<br />
und zum nachträglichen Erwerb<br />
von Schulabschlüssen (Hauptschulabschluss,<br />
Realschulabschluss)<br />
• Kurse für ältere Menschen, unter anderem<br />
zum Erwerb und Ausbau der Kompetenzen<br />
<strong>im</strong> Bereich der Informations- und<br />
Kommunikationstechnologien<br />
• Aufbau und Moderation<br />
von regionalen Bildungsnetzwerken<br />
www.vhs-sh.de<br />
Netzwerk 50 plus<br />
Das Projekt hat zwei zentrale Ziele:<br />
• Verbesserung der Arbeitsmarktsituation<br />
bzw. die Erleichterung des Neueinstiegs<br />
Erwerbsloser über 50<br />
• Veränderung der Einstellungspraxis der<br />
in der Region angesiedelten Unternehmen<br />
Die Wirtschaftsakademie <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />
ist für die Umsetzung des Projektes verantwortlich.<br />
Im Herbst 2004 wurde eine enge<br />
Kooperation mit dem Flensburger Projekt<br />
„Initiative 50plus“ geschlossen, um durch<br />
ein vergrößertes Einzugsgebiet neue Beschäftigungschancen<br />
nutzen zu können.<br />
www.netzwerk50plus.de<br />
Chefsache Familie<br />
Ziel des Projektes in den Kreisen Nordfriesland<br />
und Dithmarschen ist es, die Vereinbarkeit<br />
von Familie und Beruf sowie die Wettbewerbsfähigkeit<br />
der Betriebe in der Region<br />
zu stärken. Ein Bündnis aus Wirtschaft, Gesellschaft,<br />
Politik und Wissenschaft erarbeitet<br />
Maßnahmen wie die Schaffung von bedarfsgerechten<br />
Kinderbetreuungsmöglichkeiten,<br />
die den Folgen der <strong>demographischen</strong> Entwicklung<br />
auf dem Arbeitsmarkt entgegenwirken<br />
und das Erwerbspotenzial gerade<br />
von Frauen erhöhen soll. Teilnehmende Unternehmen<br />
werden zertifiziert und erhalten<br />
so einen Imagegewinn.<br />
www.chefsache-familie.de<br />
Lebenslanges Lernen: „Profil-Pass“<br />
Der Profil-Pass in Neumünster – Mittelholstein<br />
dient der Zertifizierung von Weiterbildungsmaßnahmen,<br />
die <strong>im</strong> informellen<br />
Bereich absolviert wurden, beispielsweise<br />
Einarbeitungsmaßnahmen am Arbeitsplatz.<br />
Der Weiterbildungsverbund Neumünster –<br />
Mittelholstein hat diesen Pass in einer<br />
Erprobungsphase eingeführt.<br />
www.efa-beratung.de/ProfilPASS_Flyer.pdf<br />
• Modellkommunen/-regionen<br />
(vgl. Kap. 4, Phase 3)<br />
• Marktforschung<br />
• Projekt „Tourismus 50plus/Altersruhesitz“<br />
• Best Practices zu zukunftsfähigen<br />
Wohnstandorten<br />
Zur Information und Vernetzung<br />
der regionalen Akteure wird die K.E.R.N.-<br />
Homepage www.kern.de als Plattform<br />
genutzt und ausgebaut.<br />
22 23
3.2<br />
Soziale Infrastruktur<br />
Unter sozialer Infrastruktur werden in diesem<br />
Abschnitt folgende Bereiche einer Kommune<br />
näher betrachtet: Schulen und Kinderbetreuung,<br />
Altenbetreuung, Kultur- und Freizeiteinrichtungen<br />
(wie zum Beispiel Bibliotheken,<br />
Theater oder Schw<strong>im</strong>mbäder). Für die Planung<br />
oder mögliche Anpassung dieser Infrastruktur<br />
ist die Veränderung der Altersstruktur die zentrale<br />
Herausforderung. Dies führt mittelfristig<br />
bei Schulen und Kindergärten zu Unterauslastungen,<br />
während bei der Altenpflege ein<br />
Ausbaubedarf, insbesondere <strong>im</strong> ambulanten<br />
Bereich, besteht.<br />
Ausgangssituation<br />
Schulen und Kinderbetreuung<br />
Aufgrund der geringen Geburtenrate in<br />
<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> ging bei leicht wachsender<br />
Gesamtbevölkerung die Anzahl der Kinder<br />
schon in den letzten Jahren spürbar zurück.<br />
So sank zum Beispiel die Zahl der Grundschüler<br />
in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> von 124.000<br />
<strong>im</strong> Schuljahr 1999/2000 auf 119.000 <strong>im</strong><br />
Jahr 2002/2003 (ca.-5%). Für die Kinder<br />
zwischen 3 und 6 Jahren wird ein noch<br />
stärkerer Rückgang von 87.000 Kindern <strong>im</strong><br />
Jahr 2000 auf knapp 81.000 Ende 2005<br />
prognostiziert (ca.-7%). Zwar verzeichnet<br />
die Sekundarstufe I derzeit noch steigende<br />
Schülerzahlen mit einem Wachstum von<br />
ca. 8% in den letzten fünf Jahren. Bei konstant<br />
niedriger Geburtenrate wird sich die<br />
geringe Anzahl an Kindern in den nächsten<br />
Jahren <strong>im</strong> Bevölkerungsaufbau jedoch fortsetzen,<br />
so dass in Zukunft auch mit deutlich<br />
kleineren Jahrgängen in älteren Altersklassen<br />
gerechnet werden muss.<br />
Allerdings liefern diese Angaben nur einen<br />
groben Hinweis auf die konkrete Situation<br />
in den Kommunen <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>s,<br />
denn die Bevölkerungsentwicklung variiert<br />
erheblich zwischen den Kreisen, kreisfreien<br />
Städten und dem Hamburger Umland. Für<br />
die derzeit am stärksten schrumpfende<br />
Gruppe der bis 5-jährigen Kinder wird in<br />
den Städten für dieses Jahr, ausgehend<br />
vom Jahr 2000, ein Rückgang von 7,1%<br />
bis 9,8% prognostiziert. In den ländlichen<br />
Regionen liegt die gleiche Rückgangsprognose<br />
stets darüber (10% bis zu 15,9%).<br />
Schon heute stellt die Einhaltung der Mindestnutzerzahlen<br />
in Kindergärten und Schulen in<br />
einigen Regionen ein Problem dar. Ländliche<br />
Räume sind von dieser Entwicklung stärker<br />
betroffen. Ohne Berücksichtigung der Inseln<br />
unterschritten <strong>im</strong> Jahr 2002/2003 einige<br />
Haupt- und Realschulen und vereinzelt Gymnasien<br />
die Mindestschülerzahlen. Bei dieser<br />
Entwicklung der Schülerzahlen wird es für<br />
Gymnasien zunehmend schwierig, das breit<br />
gefächerte Kursangebot aufrecht zu erhalten.<br />
Altenpflege<br />
2004 war gut jeder vierte Einwohner in<br />
<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> 60 Jahre oder älter.<br />
Fünf Jahre zuvor betrug dieser Anteil noch<br />
ca. 21%. Dabei blieb der Anteil der über<br />
70-Jährigen in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> nahezu<br />
konstant, während der Anteil der 65- bis<br />
70-Jährigen <strong>im</strong> selben Zeitraum von 4,6% auf<br />
5,8% und der Anteil der 60 bis 65-Jährigen<br />
von 5,1% auf 7,5% gestiegen ist.<br />
Im Jahr 2001 haben in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />
laut Pflegestatistik 77.055 Personen Leistungen<br />
der Pflegeversicherung empfangen.<br />
Der überwiegende Teil der Pflegebedürftigen,<br />
47.913 Personen bzw. 62% der Pflegebedürftigen,<br />
wurde zu Hause versorgt. 29.142<br />
Personen bzw. 38% wurden in stationären<br />
Einrichtungen betreut. Von den zu Hause<br />
versorgten Menschen erhielten 32.674<br />
Personen (42%) ausschließlich Pflegegeld,<br />
15.239 Personen (20%) wurden durch ambulante<br />
Pflegedienste versorgt.<br />
In der allgemeinen stationären Versorgung<br />
n<strong>im</strong>mt <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> gemessen am<br />
Bundesdurchschnitt mit einer effizienten Auslastung<br />
und einer günstigen Kostenstruktur<br />
einen Spitzenplatz ein. Die Pflegestatistik<br />
des Landes listet für das Jahr 2001 für die<br />
29.142 stationär betreuten Pflegebedürftige<br />
33.097 stationäre Pflegeplätze auf. Damit ist<br />
eine vollständige Versorgung <strong>im</strong> stationären<br />
Bereich vorhanden. Es dürften keine Wartezeiten<br />
für die Aufnahme in stationäre Einrichtungen<br />
bestehen. Dies kann jedoch in regionaler<br />
und qualitativer Hinsicht variieren.<br />
Kultur- und Freizeiteinrichtungen gehören<br />
überwiegend zu den freiwilligen Leistungen<br />
einer Kommune und stehen daher unter<br />
besonderem Konsolidierungsdruck. In den<br />
letzten Jahren sind vielfach kommunale<br />
Kultur- und Freizeiteinrichtungen in die Trägerschaft<br />
von Vereinen und anderen privaten<br />
Institutionen übergegangen. Gleichzeitig<br />
n<strong>im</strong>mt die Bedeutung von Sponsoring und<br />
ähnlichen Finazierungsformen zu. Aufgrund<br />
des lokal sehr unterschiedlichen Angebots<br />
lassen sich hier allerdings keine allgemeinen<br />
Aussagen treffen.<br />
Trends und Perspektiven<br />
Schulen und Kinderbetreuung<br />
Der derzeitige Trend des Rückgangs der<br />
Kinderzahlen <strong>im</strong> Schul- und Vorschulalter<br />
wird sich in Zukunft weiter fortsetzen. Denn<br />
bei gleich bleibender Geburtenrate wird die<br />
künftig schrumpfende Elterngeneration zu<br />
weiter sinkenden Kinderzahlen führen (demographischer<br />
Echoeffekt). Auch eine verstärkte<br />
Zuwanderung wird diesen Trend nicht entscheidend<br />
ändern können.<br />
Dementsprechend gehen alle Prognosen von<br />
einem weiteren Rückgang der Kinderzahlen<br />
<strong>im</strong> Vorschulalter aus. In zwei Dritteln der Kommunen<br />
<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>s ist, ausgehend<br />
vom Jahr 2000, bis 2020 von einem Rückgang<br />
in dieser Altersgruppe von bis zu 20%<br />
auszugehen. Diese Entwicklung wird regional<br />
unterschiedlich verlaufen, wobei die ländlichen<br />
Regionen, aber teilweise auch das Hamburger<br />
Umland, überdurchschnittliche Rückgänge zu<br />
verkraften haben. Lediglich die Städte Kiel und<br />
Flensburg können bei dieser Altersgruppe bis<br />
2020 noch Zuwächse verzeichnen. Dies führt<br />
zunächst zur Unterauslastung von Kindergärten<br />
und Grundschulen, die letztendlich die<br />
weitere Existenz einzelner Einrichtungen in<br />
Frage stellen kann.<br />
Diese Entwicklung setzt sich mit einer gewissen<br />
Zeitverzögerung in den älteren Altersklassen<br />
und damit auch in anderen Schulformen<br />
fort. Jedoch ist nicht unbedingt davon<br />
auszugehen, dass die rückläufigen Schülerzahlen<br />
alle Schulformen der Sekundarstufe I<br />
gleichermaßen betreffen werden, besonders<br />
wenn der Trend hin zu Realschule und Gymnasium<br />
weiter fortbesteht. Da dieser Trend<br />
für die beiden Schulformen in der Vergangenheit<br />
zu steigenden Schülerzahlen geführt hat,<br />
kann der demographische <strong>Wandel</strong> in regional<br />
unterschiedlichem Ausmaß zunächst für<br />
eine kurzfristige Entlastung sorgen. Mittelfristig<br />
jedoch werden <strong>im</strong>mer mehr Schulen<br />
die vorgegebenen Mindestschülerzahlen<br />
unterschreiten. Dies zeigt, dass auch der<br />
Bestand der weiterführenden Schulen vereinzelt<br />
gefährdet sein kann.<br />
Zudem wird der Integrationsbedarf gerade<br />
<strong>im</strong> Bereich der kinder- und jugendorientierten<br />
Infrastruktur in den nächsten Jahren deutlich<br />
zunehmen, wenn die Zuwanderung aus dem<br />
Ausland sich weiter fortsetzt. Verstärkte Integrationsbemühungen<br />
sind insbesondere vor<br />
dem Hintergrund der unterdurchschnittlichen<br />
Bildungsbeteiligung von Migrantinnen und<br />
Migranten notwendig. Eine erfolgreiche Integration<br />
und ein hohes Bildungsniveau ausländischer<br />
Mitbürgerinnen und Mitbürger können<br />
zum Beispiel auch helfen, den zu erwartenden<br />
Fachkräftemangel zu begrenzen.<br />
Altenpflege<br />
Die Zahl der Seniorinnen und Senioren<br />
(60 Jahre und älter) wird noch bis zum Jahr<br />
2030 stark ansteigen und dann wieder sinken.<br />
Diese Entwicklung spiegelt auch der Altenquotient<br />
wieder, der sich ab dem Jahr 2030<br />
bei 77 Einwohner über 60 Jahre gegenüber<br />
100 Menschen <strong>im</strong> erwerbsfähigen Alter<br />
einpendelt.<br />
Regional verläuft dieser Alterungsprozess sehr<br />
unterschiedlich. Die Kreise Segeberg, Pinneberg<br />
und Stormarn <strong>im</strong> Umland von Hamburg<br />
weisen bis 2020 besonders starke Alterungstendenzen<br />
auf, gleiches gilt für Ostholstein.<br />
Im Gegensatz dazu verzeichnen die kreisfreien<br />
Städte einen relativ geringen Anstieg des<br />
Anteils älterer Menschen, so dass dort Anpassungen<br />
der Pflegeinfrastruktur in geringerem<br />
Maße notwendig sein werden.<br />
24 25
Unter der Annahme, dass der Anteil der <strong>im</strong><br />
Alter pflegebedürftigen Personen mit ungefähr<br />
6% der über 60-Jährigen konstant bleibt,<br />
wird der Bedarf an Pflegediensten mit dem<br />
Wachstum der Bevölkerungsgruppe der über<br />
60-Jährigen steigen. Berücksichtigt man<br />
darüber hinaus die steigende Lebenserwartung<br />
und bedenkt, dass gerade die Älteren<br />
der Seniorinnen und Senioren (80 Jahre und<br />
älter) den größten Anteil der Pflegebedürftigen<br />
stellen (ca. 70%), kann von einem zusätzlichen<br />
Anstieg des jetzigen Anteils der Pflegebedürftigen<br />
ausgegangen werden.<br />
Darüber hinaus wird ein anderer Trend erkennbar.<br />
Künftig werden die alten Menschen<br />
weniger dem klassischen Bild entsprechen,<br />
sondern individueller, vielfältiger und gesundheitsbewusster<br />
leben. Gleichzeitig führen<br />
aber die gestiegene Mobilität der Bevölkerung<br />
und die gesunkenen Kinderzahlen zu einem<br />
geringeren sozialen Netz der Älteren, welches<br />
durch professionelle Unterstützung abgefedert<br />
werden muss. Dies erfordert frühzeitige<br />
Vorsorge als individuelle Verantwortung<br />
jedes einzelnen.<br />
Der Schwerpunkt der Altenbetreuung wird<br />
sich zugunsten der ambulanten Pflege<br />
verschieben. Dies liegt nicht nur an der<br />
vergleichsweise günstigen Kostenstruktur,<br />
sondern auch an dem Wunsch vieler Seniorinnen<br />
und Senioren, möglichst lange in ihrem<br />
gewohnten Umfeld bleiben zu können. Dahingegen<br />
wird die Betreuung durch die Familie<br />
tendenziell zurückgehen, nicht zuletzt auch<br />
weil der Anteil älterer Menschen, die kinderlos<br />
geblieben sind, steigen wird.<br />
Angesichts des Ausbaubedarfs bei der Altenpflegeinfrastruktur<br />
ist mit einem Fachkräftemangel<br />
in diesem Bereich zu rechnen. Zurzeit<br />
kann der Personalbedarf noch durch Krankenschwestern<br />
und -pfleger gedeckt werden,<br />
die aufgrund des Rationalisierungsdrucks <strong>im</strong><br />
Gesundheitswesen entlassen wurden. Vor<br />
dem Hintergrund eines wachsenden Anteils<br />
Demenzkranker unter den Pflegebedürftigen<br />
verändern sich auch die Qualifikationsanforderungen<br />
an das Pflegepersonal. So werden<br />
verstärkt Begleitungsaufgaben <strong>im</strong> Alltagsleben<br />
anfallen, für die Personal mit geringeren<br />
Qualifikationen eingesetzt werden kann.<br />
Durch die Zunahme von Personen, deren<br />
Pflegebedarf nicht ausreichend durch die<br />
Pflegeversicherung abgedeckt werden kann<br />
(Demenzkranke, Migrantinnen und Migranten,<br />
arme Ältere), steigt die Bedeutung der<br />
Kommunen. Zur Erfüllung ihrer Pflichten <strong>im</strong><br />
Bereich der allgemeinen Daseinsvorsorge,<br />
aber auch <strong>im</strong> Rahmen des SGB XII, werden<br />
Kommunen hier zunehmend Aufgaben der<br />
Steuerung übernehmen müssen.<br />
Kultur- und Freizeiteinrichtungen<br />
Hinsichtlich der Kultur- und Freizeitangebote<br />
werden Kommunen die Frage beantworten<br />
müssen, welche Einrichtungen noch finanzierbar<br />
sind und welche Angebote für die Attraktivität<br />
der Stadt oder Gemeinde verzichtbar<br />
sind. Da die Gesamtbevölkerung in <strong>Schleswig</strong>-<br />
<strong>Holstein</strong> erst ab 2011 sinkt, bis zum Jahr 2020<br />
aber wieder das heutige Niveau erreichen<br />
wird, sind Anpassungen in diesen Bereichen<br />
erst mittel- bis langfristig notwendig.<br />
Allerdings ist es bereits jetzt erforderlich, sich<br />
auf diese langfristigen Veränderungen einzustellen.<br />
Wenn ab dem Jahr 2020 die Bevölkerungszahlen<br />
stärker zurückgehen, hat dies<br />
Konsequenzen für die Erhaltungsmöglichkeiten<br />
von Kultur- und Freizeiteinrichtungen.<br />
Die Instandhaltungskosten von zum Beispiel<br />
Schw<strong>im</strong>mbädern verteilen sich zukünftig<br />
auf weniger Nutzer, so dass in der Folge die<br />
Nutzungsgebühren steigen müssen. Dies hat<br />
aber wiederum einen Effekt auf die Attraktivität<br />
des Angebots, das bei steigendem Preis<br />
weniger nachgefragt wird. Diese negative<br />
Kostenspirale betrifft die meisten öffentlichen<br />
Leistungen, die auf eine langfristige Nutzungsdauer<br />
angelegt sind.<br />
Darüber hinaus sollten Kultur- und Freizeitangebote<br />
die Veränderung der Altersstruktur<br />
berücksichtigen. Dementsprechend sollten<br />
neue bzw. andere Formen von Veranstaltungen,<br />
Einrichtungen oder Angeboten bereitgestellt<br />
werden.<br />
Handlungsoptionen<br />
Der Anpassungsbedarf der sozialen Infrastruktur<br />
wird sich entsprechend des derzeitigen<br />
Bestandes und der zukünftigen Bevölkerungsentwicklung<br />
regional stark unterscheiden.<br />
Anpassungsplanungen haben daher die<br />
lokalen Besonderheiten zu berücksichtigen.<br />
Gleichzeitig ist zu beachten, dass das lokale<br />
Infrastrukturangebot als ein Gesamtsystem<br />
verstanden werden muss, bei dem Änderungen<br />
in Teilbereichen erhebliche Auswirkungen<br />
auf andere Infrastrukturbereiche und die<br />
Lebensqualität einer Gemeinde haben können.<br />
Schulen und Kinderbetreuung<br />
Schulen und Kindertageseinrichtungen tragen<br />
erheblich zur Identität einer Gemeinde bei.<br />
Daher wird es bei rückläufigen Kinderzahlen<br />
eine zentrale Herausforderung kommunaler<br />
Schul- und Kindertagesstättenpolitik sein<br />
müssen, die Schließung von Standorten durch<br />
Flexibilisierung der Angebotsstrukturen zu<br />
vermeiden, soweit dieses unter Beachtung der<br />
Grundsätze des Kinder- und Jugendhilferechts<br />
bzw. des Schulrechts vertreten werden kann.<br />
Durch Standortschließungen verschlechtert<br />
sich außerdem die Erreichbarkeit der verbleibenden<br />
Einrichtungen. In der Sekundarstufe I<br />
kann dies unter Umständen sogar die Schulwahl<br />
beeinflussen und damit einen möglicherweise<br />
negativen Einfluss auf das Qualifikationsniveau<br />
von Jugendlichen haben. Außerdem<br />
hat gerade <strong>im</strong> Grundschulbereich die<br />
vertraute Umgebung einen positiven Einfluss<br />
auf den Lernerfolg der Schüler. Je jünger die<br />
Schulkinder sind, desto wichtiger ist diese Vertrautheit.<br />
Eine dezentrale Schulinfrastruktur ist<br />
damit auch ein wichtiger Faktor, um Abwanderungstendenzen<br />
gerade <strong>im</strong> ländlichen Raum<br />
zu verhindern. Zudem erhöhen sich mit verschlechterter<br />
Erreichbarkeit der Schulen die<br />
Kosten der Schülerbeförderung.<br />
Eine Alternative zur Vermeidung von Standortschließungen<br />
ist das Filialschulkonzept.<br />
Denkbar ist hier eine gemeinsame Schulorganisation<br />
mit einer Verwaltung und zwei oder<br />
mehreren Standorten.<br />
In Flächenländern können Schulstandorte<br />
auch durch jahrgangsübergreifenden Unterricht<br />
erhalten werden. Positive Erfahrungen<br />
aus dünnbesiedelten Regionen der Alpenländer,<br />
in denen teilweise bis zu vier Jahrgänge<br />
eine Klasse bilden, zeigen, dass dadurch der<br />
Lernerfolg der Schüler nicht beeinträchtigt<br />
wird, sondern vielmehr soziale Kompetenzen<br />
gefördert werden.<br />
Besonders für Schulen der Sekundarstufe I<br />
sind darüber hinaus die Verbundschulkonzepte<br />
von Interesse. So könnten verschiedene<br />
Schularten an einem Standort kooperieren<br />
und dadurch zumindest unterrichtsbegleitende<br />
Programme trotz sinkender Schülerzahlen<br />
erhalten werden. Im Grundschulbereich<br />
ist die Zusammenlegung von Kindertagesstätten<br />
und Schulen denkbar. Vorbild kann<br />
die Jugendarbeit sein, bei der schon jetzt eine<br />
enge Zusammenarbeit von Jugendhilfe und<br />
Schulen stattfindet.<br />
Die <strong>im</strong> Zuge der <strong>demographischen</strong> Entwicklung<br />
frei werdenden Kindergarten-Kapazitäten<br />
können dazu genutzt werden, die Betreuungsangebote<br />
für unter 3-Jährige auszubauen.<br />
Dies zeigt, dass Anpassungmaßnahmen <strong>im</strong><br />
Infrastrukturbereich auch zur Verbesserung<br />
der Kinderfreundlichkeit beitragen können.<br />
Auch das bürgerschaftliche Engagement von<br />
Eltern oder anderen interessierten Bürgerinnen<br />
und Bürgern kann einen Beitrag leisten,<br />
Unterrichts- und Betreuungsangebote trotz<br />
sinkender Kinderzahlen zu gewährleisten.<br />
Zu beachten ist allerdings bei allen Alternativkonzepten,<br />
dass die Möglichkeiten der Kommunen<br />
durch die Vorgaben der Schulaufsicht<br />
begrenzt sind.<br />
Ist die Schließung von Schulen nicht zu vermeiden,<br />
können die verbleibenden Standorte<br />
beispielsweise als kulturelle Einrichtungen<br />
genutzt werden. Dadurch kann es gelingen,<br />
die Funktion der Schulen als Kristallisationspunkte<br />
des kulturellen Lebens gerade <strong>im</strong><br />
ländlichen Raum auch weiterhin aufrecht<br />
zu erhalten.<br />
26 27
Altenpflege<br />
Angesichts des Wunsches vieler Seniorinnen<br />
und Senioren, <strong>im</strong> gewohnten Umfeld alt<br />
werden zu können, kommt der Entwicklung<br />
neuer Betreuungsmodelle und einer stärkeren<br />
Konzentration auf ambulante Betreuungsformen<br />
eine entscheidende Bedeutung zu.<br />
Daher müssen alternative Konzepte betreuten<br />
Wohnens, wie sie bereits von vielen Kommunen<br />
erfolgreich umgesetzt werden, gestärkt<br />
und weiter entwickelt werden.<br />
Außerdem muss beachtet werden, dass<br />
der Bedarf an altersgerechter sozialer Infrastruktur<br />
ab dem Jahr 2030 langsam wieder<br />
absinken, aber weiterhin über dem jetzigen<br />
Niveau liegen wird. Dementsprechend sollten<br />
die Pflegestrukturen insgesamt ausgebaut<br />
werden, insbesondere aber durch ambulante<br />
Betreuungsformen, um die Flexibilität der<br />
Angebote sicherzustellen.<br />
Eine Alternative zur stationären Pflege stellt<br />
betreutes Wohnen dar. Vom altersgerechten<br />
Umbau der eigenen Wohnung mit ambulanter<br />
Pflege bis hin zu teilstationärer Betreuung in<br />
gemieteten oder auch erworbenen speziellen<br />
Seniorenwohnungen gibt es viele verschiedene<br />
Ausprägungen. Allen gemein ist der<br />
Wunsch und die Möglichkeit der betreuungsbedürftigen<br />
Personen innerhalb eines individuellen<br />
Rahmens ein weitgehend selbständiges<br />
und selbstbest<strong>im</strong>mtes Leben zu führen.<br />
Eine alternative Wohnform, die ebenso <strong>im</strong>mer<br />
größeren Anklang findet, sind die so<br />
genannten „Alten-WGs“. Bei diesem Konzept<br />
teilen sich mehrere ältere Menschen,<br />
häufig mit ähnlichem Pflegebedarf, eine<br />
Wohnung. Die Gemeinschaft kann zur Unterhaltung<br />
sowie zur gemeinsamen Bewältigung<br />
des Alltags genutzt werden. Gleichzeitig wird<br />
die Wohngemeinschaft von professionellen<br />
Pflegern „mitbewohnt“, die bei der Organisation<br />
des Alltags unterstützend wirken. Dieser<br />
Ansatz ist insbesondere bei Demenzkranken<br />
vielversprechend.<br />
Kultur- und Freizeiteinrichtungen<br />
Aufgrund der <strong>demographischen</strong> Entwicklungen<br />
besteht hier erst mittelfristig konkreter<br />
Handlungsbedarf. Bei Neuplanungen sollte<br />
allerdings stets der langfristige Bedarf genau<br />
analysiert werden. Auf kostspielige (Ersatz-)<br />
Investitionen sollte möglichst verzichtet<br />
werden, wenn künftig weniger Menschen<br />
diese finanzieren müssen. Weiterhin ist es<br />
wichtig, den Schwerpunkt der Infrastrukturplanung<br />
auf die nachhaltige Bestandsentwicklung<br />
zu setzen, das heißt bestehende Infrastruktur<br />
so weit wie möglich multifunktional<br />
zu planen. Zusätzlich entsteht durch die Alterung<br />
der Nutzerinnen und Nutzer Umbaubedarf,<br />
um die Einrichtungen barrierefrei nutzen<br />
zu können.<br />
Bei der Planung und dem Betrieb von Kulturund<br />
Freizeiteinrichtungen sollte auch bürgerschaftliches<br />
Engagement unterstützt und<br />
genutzt werden. Da die Anzahl so genannter<br />
„junger Alter“, also Menschen zwischen<br />
60 und 80 Jahren, in den nächsten Jahren<br />
deutlich zunehmen wird und diese Personen,<br />
<strong>im</strong> Gegensatz zu Gleichaltrigen früherer Jahre,<br />
noch körperlich fit und daher besser in der<br />
Lage sind, ihren Wunsch nach gesellschaftlicher<br />
Teilhabe zu verwirklichen, liegt hier ein<br />
großes Potenzial. Bürgerschaftliches Engagement<br />
kann helfen, die bestehenden Angebote<br />
zu sichern und qualitativ aufzuwerten.<br />
Für den Erhalt von Einrichtungen wie Sporthallen,<br />
Büchereien, Theater oder Museen<br />
können darüber hinaus auch interkommunale<br />
Kooperationen oder Public Private Partnerships<br />
sinnvoll und hilfreich sein.<br />
Beispiele und Projekte<br />
Die „Schule für alle“ auf Fehmarn<br />
Aufgrund stetig sinkender Schülerzahlen ist<br />
die Möglichkeit des „Inselabiturs“ langfristig<br />
nur über die Zusammenlegung der drei<br />
Schulformen möglich. Nach finnischem Vorbild<br />
möchte die Kommune die Schülerinnen und<br />
Schüler mindestens bis zur sechsten Klasse<br />
gemeinsam unterrichten lassen und durch den<br />
integrativen Unterricht die Fähigkeiten des<br />
Einzelnen besser fördern und letztlich mehr<br />
Schülerinnen und Schüler zum Abitur führen.<br />
Auch <strong>im</strong> Grund- und Vorschulbereich ist<br />
die Verbindung der bisherigen Formen eine<br />
gangbare Alternative zu Standortschließungen.<br />
Die Grenzen zwischen Kindergarten<br />
und Grundschule sollen abgeschafft werden.<br />
Eltern, Pädagogikstudierende und auch<br />
Arbeitslose sollen als Schulassistenten<br />
die Lehrer be<strong>im</strong> Unterricht unterstützen.<br />
www.stadtfehmarn.de<br />
Hausgemeinschaft für Demenzkranke<br />
in Rendsburg<br />
In der Hausgemeinschaft für Demenzkranke<br />
leben die zwölf Bewohner in eigenen kleinen<br />
Wohnungen betreut von einem Team<br />
aus sieben Fachkräften und zwei bis drei<br />
Zivildienstleistenden. Dies ist ein gelungener<br />
Mittelweg zwischen der Betreuung durch<br />
Angehörige und der Versorgung in stationären<br />
Pflegehe<strong>im</strong>en. Durch die gleichzeitige<br />
Betreuung der Seniorinnen und Senioren<br />
mit gleichem Krankheitsbild lässt sich der<br />
Pflegeaufwand für Demenzkranke in dieser<br />
Wohnform auf ein vertretbares Maß reduzieren<br />
und gleichzeitig die Selbstbest<strong>im</strong>mtheit<br />
der Betroffenen weitgehend aufrechterhalten.<br />
www.pflegelebensnah.de/12/ev.html<br />
In aller Kürze<br />
• Kindergärten und Schulen können<br />
künftig nicht ausgelastet sein<br />
• Kinder- und Familienfreundlichkeit<br />
kann durch qualitative Weiterentwicklung<br />
von Kindergärten und Schulen, zum Beispiel<br />
Ganztagsbetreuung, verbessert werden<br />
• Neue Schulformen können<br />
Standortschließungen vermeiden<br />
• Altenbetreuung muss ausgebaut werden<br />
• Ambulante Betreuung<br />
<strong>im</strong> Wohnumfeld wird <strong>im</strong>mer wichtiger<br />
• Betreuung in der Familie<br />
verliert an Bedeutung<br />
• Potenziale bürgerschaftlichen<br />
Engagements müssen genutzt werden<br />
Generationenübergreifende Wohnprojekte<br />
sind ebenfalls ein Ansatz, älteren Menschen<br />
möglichst lange ein selbstbest<strong>im</strong>mtes Leben<br />
zu ermöglichen. Dies zeigt auch, dass bürgerschaftliches<br />
Engagement dazu beitragen<br />
kann, Engpässe abzufedern, die insbesondere<br />
auch aus dem Rückgang der familiären<br />
Pflege entstehen.<br />
28 29
Projekt Lebensort Schule<br />
Amt Schafflund<br />
Herr Ralf Fleddermann<br />
Telefon: 04639.70-13<br />
Informations- und Servicestelle<br />
Demokratiekampagne <strong>im</strong><br />
Ministerium für Soziales,<br />
Gesundheit, Familie, Jugend<br />
und Senioren des Landes<br />
<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />
Herr Klaus Meeder<br />
Telefon: 0431.988-7479<br />
Der Bürgerverein Barkauer Land e.V.<br />
ist aus der Bürgerbeteiligung <strong>im</strong> Rahmen<br />
der LSE Barkauer Land (11 westliche Gemeinden<br />
des Amtes Preetz-Land) entstanden.<br />
Der Verein ist eine entscheidende Säule<br />
des gesellschaftlichen, sozialen, kulturellen<br />
und sportlichen Lebens in der Region Barkauer<br />
Land. Der Arbeitskreis Senioren des<br />
Vereins führt Veranstaltungen und Aktionen<br />
für ältere Menschen durch und macht sich<br />
zusammen mit dem Arbeitskreis Kinder und<br />
Jugendliche um die Begegnung von Alt und<br />
Jung verdient, zum Beispiel durch gemeinsames<br />
Kochen oder Theater spielen.<br />
www.barkauerland.de<br />
Lebensort Schule, Amt Schafflund<br />
Ausgehend von einem Projekt, in dem mit<br />
den Schülerinnen und Schülern der Schulhof<br />
am Schulzentrum Schafflund gestaltet wurde,<br />
wurde eine Struktur geschaffen, in der das<br />
gesamte Lebensumfeld in der Gemeinde unter<br />
dem Blickwinkel der Kinderfreundlichkeit betrachtet<br />
wird. Dieser Prozess läuft unter dem<br />
Motto „Vom Lernort zum Lebensort“. Dabei<br />
wird die Schule als Schmelztiegel für das<br />
gesamte gesellschaftliche Leben begriffen.<br />
3.3.<br />
Technische Infrastruktur<br />
Ausgangssituation<br />
Zur technischen Infrastruktur einer Kommune<br />
zählen insbesondere die Bereiche Wasser,<br />
Abwasser, Energieversorgung (Gas, Strom,<br />
Fernwärme) sowie Abfallentsorgung. Die<br />
Bereitstellung dieser Dienste zählt zu den<br />
wichtigsten Aufgaben der Kommunen. Durch<br />
den Ausbau der technischen Infrastruktur in<br />
den letzten Jahrzehnten insbesondere in ländlichen<br />
Gebieten sind Reichweite und Qualität<br />
der Versorgung stetig gestiegen, so dass in<br />
<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> von einer vollständigen<br />
Versorgung ausgegangen werden kann. Eine<br />
hochwertige Telekommunikationsinfrastruktur<br />
n<strong>im</strong>mt hier eine Sonderrolle ein, weil sie nicht<br />
zum üblichen Angebot kommunaler Infrastrukturleistungen<br />
gehört, aber eine wichtige Rolle<br />
für die Nutzung internetgestützter Versorgungsangebote<br />
spielt. Dies gilt insbesondere für<br />
Kommunen mit einer eingeschränkten Erreichbarkeit<br />
von Nahversorgungseinrichtungen.<br />
Ähnlich wie bei der Abfallentsorgung sind<br />
bei der leitungsgebundenen Infrastruktur die<br />
Kosten der Versorgung von der Anzahl der<br />
Nutzerinnen und Nutzer abhängig. Das liegt<br />
daran, dass für Gas, Strom, Trink- und Abwasser<br />
Netze benötigt werden, die mit zunehmender<br />
Größe <strong>im</strong>mer kosteneffizienter werden.<br />
Denn für Wartung und Instandhaltung fallen<br />
zwar relativ hohe Fixkosten an, aber kaum<br />
variable Kosten für die Bereitstellung beispielsweise<br />
einer Einheit Strom oder Wasser. Durch<br />
den Anschluss von <strong>im</strong>mer mehr Haushalten an<br />
ein großes Netz lassen sich diese Fixkosten<br />
auf viele Nutzerinnen und Nutzer verteilen und<br />
fallen weniger ins Gewicht. Voraussetzung<br />
für die Kostenersparnis ist jedoch eine hohe<br />
Auslastung der Netze. Reduziert sich die Zahl<br />
der Nutzerinnen und Nutzer, werden die Fixkosten<br />
auf eine kleinere Anzahl von Nutzerinnen<br />
und Nutzern verteilt und die Pro-Kopf-<br />
Kosten steigen (Remanenzkosten).<br />
Ein weiterer wichtiger Aspekt dieser technischen<br />
Infrastruktur ist der tendenziell lange<br />
Investitionszyklus. So werden beispielsweise<br />
Trinkwasserleitungen über 25 Jahre abgeschrieben<br />
und häufig bis zu 80 Jahre genutzt.<br />
Die angespannte Situation der Kommunalfinanzen<br />
in den letzten Jahren hat dazu geführt,<br />
dass die Erneuerung der Anlagen in<br />
die Zukunft verschoben wurde und inzwischen<br />
der Sanierungsbedarf bei vielen Kommunen<br />
erheblich ist. Gerade vor dem Hintergrund<br />
des <strong>demographischen</strong> <strong>Wandel</strong>s ist es jedoch<br />
besonders wichtig, diese Sanierungsvorhaben<br />
besonders sorgfältig zu planen<br />
und auf die zukünftige Bevölkerungsentwicklung<br />
abzust<strong>im</strong>men.<br />
In den touristisch geprägten Regionen<br />
<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>s wird die Infrastrukturplanung<br />
zusätzlich erschwert durch die saisonal<br />
stark schwankende Auslastung der Anlagen<br />
infolge der Nutzung durch die Urlaubsgäste.<br />
Hierzu werden besondere technische<br />
Anlagen eingesetzt, um den zusätzlichen<br />
Investitionsbedarf durch diese Auslastungsschwankungen<br />
zu dämpfen.<br />
Trends und Perspektiven<br />
Mit dem Bevölkerungsrückgang in <strong>Schleswig</strong>-<br />
<strong>Holstein</strong> ab 2011 sinkt auch die Auslastung der<br />
Abfallentsorgung sowie der Versorgungsnetze<br />
von Wasser, Abwasser und Energie. Während<br />
eine zeitweilige und geringfügige Unterauslastung<br />
weniger Probleme verursacht, können<br />
bei größeren Überkapazitäten erhebliche<br />
Kostensteigerungen für die Nutzer entstehen.<br />
Neben diesen direkten Kosten können<br />
sich darüber hinaus indirekte Kosten durch<br />
die Unterauslastung ergeben, beispielsweise<br />
durch die Notwendigkeit, Leitungen häufiger<br />
durchzuspülen. Werden Leitungen nicht<br />
regelmäßig genutzt, können beispielsweise<br />
in der Trinkwasserversorgung Ablagerungen<br />
entstehen, die wiederum Gesundheitsrisiken<br />
nach sich ziehen.<br />
Die steigenden Infrastrukturkosten je Nutzer<br />
infolge sinkender Einwohnerzahlen können<br />
mögliche Abwanderungstendenzen aus den<br />
betroffenen Kommunen weiter verschärfen.<br />
Dadurch kann eine Abwärtsspirale in<br />
Gang gesetzt werden, die sich <strong>im</strong>mer weiter<br />
verstärkt: Sinkende Einwohnerzahlen führen<br />
zu einer höheren Kostenbelastung der verbleibenden<br />
Einwohner, was wiederum zu weiterer<br />
Abwanderung und weiter steigenden Infrastrukturkosten<br />
je Nutzer führt.<br />
Remanenzkosten<br />
Handlungsoptionen<br />
Da bei Unterauslastung der Versorgungsnetze<br />
teilweise erhebliche Folgekosten entstehen<br />
und die Planungs- und Abschreibungszeiträume<br />
sehr lang sind, müssen Anpassungsmaßnahmen<br />
an die Bevölkerungsentwicklung<br />
sehr frühzeitig geplant werden. Dazu ist eine<br />
Synchronisierung von Bevölkerungsentwicklung<br />
und Investitionszyklen der technischen<br />
Infrastruktur erforderlich. Aufgrund der großen<br />
lokalen Unterschiede bei der Bevölkerungsentwicklung<br />
und des gegenwärtigen Erhaltungszustandes<br />
der technischen Infrastruktur<br />
können hier nur sehr allgemeine Handlungsoptionen<br />
vorgestellt werden.<br />
Der Rückbau von Überkapazitäten kommt<br />
aus finanziellen Gründen meistens erst dann<br />
in Frage, wenn die entsprechenden Infrastrukturanlagen<br />
abgeschrieben sind. Aufgrund der<br />
erheblichen Kosten des Rückbaus ist diese<br />
Maßnahme nicht zwangsläufig auch die ökonomischste<br />
Lösung.<br />
Bei geringerer Unterauslastung kann das regelmäßige<br />
Durchspülen der Leitungen eine<br />
kurz- und mittelfristige Lösung sein, um Ablagerungen<br />
zu vermeiden. Dies gilt insbesondere<br />
dann, wenn die entsprechenden Anlagen<br />
eine lange Nutzungsdauer haben und noch<br />
nicht abgeschrieben sind. Allerdings führt<br />
auch dieser Ansatz zu einer dauerhaften<br />
Erhöhung der Versorgungskosten.<br />
30 31
In aller Kürze<br />
• Unterauslastung führt zu Mehrkosten<br />
je Nutzer<br />
• Steigende Infrastrukturkosten können<br />
Abwanderungstendenzen verstärken<br />
• Anpassungsbedarf unterscheidet<br />
sich regional entsprechend der Auslastung<br />
und des Unterhaltungszustandes<br />
• Dezentrale Lösungen werden gerade<br />
<strong>im</strong> ländlichen Raum wichtiger<br />
Interkommunale Kooperationen können kurzbis<br />
mittelfristig zu deutlichen Kosteneinsparungen<br />
führen. Es gibt in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />
eine lange kommunale Tradition der Bildung<br />
von Zweckverbänden, bei der die Aufgaben<br />
beispielsweise der Abwasserbeseitigung<br />
von den Kommunen auf einen Wasser- und<br />
Bodenverband übertragen werden. Die<br />
gemeinsame Bereitstellung und Unterhaltung<br />
der technischen Anlagen sowie die Verwaltung<br />
der Nutzungsgebühren durch einen<br />
Zweckverband ermöglichen Synergieeffekte,<br />
die als Kostenvorteile direkt an den Kunden<br />
weitergegeben werden können.<br />
Langfristig ist eine schrittweise Rückführung<br />
der Kapazitäten das wichtigste Element der<br />
Anpassung der technischen Infrastruktur.<br />
Insbesondere in den ländlichen Räumen mit<br />
einer geringen Siedlungsdichte und zurückgehender<br />
Bevölkerung wird es zudem darauf<br />
ankommen, neue Entsorgungslösungen zu<br />
finden. Dazu gehört auch die Konzentration<br />
der Ver- und Entsorgungsnetze auf die Siedlungskerne.<br />
Streusiedlungen mit nur wenigen<br />
Einwohnern werden auch künftig am kostengünstigsten<br />
durch dezentrale Infrastrukturlösungen<br />
versorgt werden. Dazu gehören<br />
insbesondere dezentrale Kleinkläranlagen.<br />
Parallel dazu ist schon heute die Siedlungsentwicklung<br />
auf die Innenbereiche zu konzentrieren.<br />
Bei der Mobilisierung von innerörtlichen<br />
Bauflächenreserven kann zum Teil sogar<br />
ohne neue Investitionen auf bestehende Verund<br />
Entsorgungsnetze zurückgegriffen werden<br />
(Stichwort: Hinterliegerbebauung). Bei der<br />
in jeder Hinsicht möglichst sparsam zu haltenden<br />
Ausweisung neuer Wohngebiete <strong>im</strong><br />
Außenbereich ist auf kompakte Siedlungsformen<br />
zu achten, um Neuinvestitionen in<br />
die technische Infrastruktur so gering wie<br />
möglich zu halten.<br />
Beispiele und Projekte<br />
Ein Beispiel für eine dezentrale Lösung stellt<br />
das Ende 1999 in Eckernförde eingerichtete<br />
Biomasseheizkraftwerk dar. Das Blockheizkraftwerk<br />
versorgt auf Basis der thermischen<br />
Vergasung von Holzhackschnitzeln das Baugebiet<br />
Domsland, das auf rund 15 Hektar für 400<br />
Wohneinheiten ausgelegt ist. Das Besondere<br />
dieses Projekts ist, dass erstmals in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />
die Energieversorgung eines<br />
ganzen Neubaugebietes durch die Nutzung<br />
einhe<strong>im</strong>ischer Biomasse erfolgen soll.<br />
Die Stadtwerke Norderstedt haben <strong>im</strong><br />
Zuge der Erneuerung und Erweiterung ihres<br />
Signal- und Steuerkabelsystems eine flächendeckende<br />
Glasfaser basierte Kommunikationsinfrastruktur<br />
aufgebaut. Das Glasfasernetz<br />
bildet die Grundlage für besonders leistungsfähige<br />
und kostengünstige Telefon-, Fernseh-,<br />
Internet und interaktive Mult<strong>im</strong>edia-Dienste<br />
und stellt damit bereits heute eine leistungsfähige<br />
Plattform für die künftigen Kommunikationsbedürfnisse<br />
älterer Generationen dar.<br />
Künftige Anforderungen liegen zunehmend<br />
in einer ortsunabhängigen Kommunikation<br />
über eine weit reichende Vernetzung. In<br />
Norderstedt werden derzeit interaktive<br />
sicherheitstechnische Überwachungssysteme<br />
für den häuslichen Bereich geplant.<br />
Aktuell erfüllen bereits Projekte wie der lokale<br />
Fernsehsender noa4 (mit einer wöchentlichen<br />
„Seniorenecke“) oder der „Lernverbund<br />
<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>“ derartige erweiterte<br />
Bedürfnisse. Die Glasfaservernetzung des<br />
Norderstedter Stadtgebietes erhöht so in<br />
erheblichem Maße die Mobilität und Kommunikationsmöglichkeiten<br />
älterer Menschen.<br />
www.wilhelm-tel.de<br />
3.4<br />
Einzelhandel, Nahversorgung,<br />
öffentliche Dienstleistungen<br />
Ausgangssituation<br />
<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> ist geprägt von vielen<br />
kleinen Gemeinden – für die Nahversorgung<br />
der Menschen, die <strong>im</strong> ländlichen Raum leben,<br />
bedeutet diese Struktur eine große Herausforderung.<br />
Viele Anbieter aus Handel, Gastronomie<br />
und Dienstleistung haben sich bereits<br />
aus der Fläche zurückgezogen.<br />
In Stadt und Land schreitet der Konzentrationsprozess<br />
auf wenige Anbieter und<br />
der Expansionsprozess der discount-orientierten<br />
Vertriebstypen unvermindert voran.<br />
In den Innenstädten wird die Angebotsvielfalt<br />
durch eine wachsende Filialisierung <strong>im</strong>mer<br />
uniformer. Vor allem in den Stadtteilzentren,<br />
aber auch in den Innenstädten wird die<br />
Grundversorgung zunehmend ausgedünnt.<br />
Leerstände und Verödung nehmen zu. An<br />
den Stadträndern hingegen ist das rasante<br />
Flächenwachstum von Fachmärkten und<br />
Discountern nicht mehr mit der Befriedigung<br />
zusätzlicher Nachfrage zu begründen. Hier ist<br />
bereits ein reiner Verdrängungswettbewerb<br />
<strong>im</strong> Gange und ein „Kannibalisierungsprozess“<br />
eingeleitet worden. Die klassische „Arbeitsteilung“<br />
zwischen der Innenstadt für die<br />
„Tragetaschensort<strong>im</strong>ente“ und der Peripherie<br />
für die „Kofferraumsort<strong>im</strong>ente“ droht aus<br />
dem Gleichgewicht zu geraten.<br />
Vor allem <strong>im</strong> ländlichen Raum wurden in<br />
den vergangenen Jahren zahlreiche „Tante<br />
Emma Läden“ geschlossen. Die Konsumenten<br />
orientieren sich vermehrt am Preis und<br />
wenden sich daher den günstigen Discountern<br />
zu. Für einen niedrigen Preis sind viele<br />
bereit, weite Strecken in Kauf zu nehmen.<br />
Zudem haben die Discounter ihr Sort<strong>im</strong>ent<br />
erheblich über die Güter des täglichen Bedarfs<br />
hinaus ausgeweitet. Die Rolle der verbleibenden<br />
Tante-Emma-Läden beschränkt<br />
sich demnach <strong>im</strong>mer mehr auf die „Notversorgung“,<br />
das heißt auf nicht geplante,<br />
spontane Einkäufe.<br />
32 33
Schließungen von Gaststätten, Bank- oder<br />
Postfilialen haben gravierende Auswirkungen<br />
auf kommunale Zentren, deren Attraktivität<br />
unter Leerständen leidet. Um einer weiteren<br />
Ausdünnung der Nahversorgung entgegenzutreten,<br />
werden in vielen Gemeinden<br />
<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>s öffentliche und private<br />
Dienstleistungen in Markt-Treffs gebündelt.<br />
Bereits heute gibt es 15 Markt-Treffs, 12<br />
weitere sind in Planung (siehe auch Beispiele<br />
und Projekte unten). Diese Einrichtungen<br />
haben sich zu einem Treffpunkt der Dorfgemeinschaft<br />
entwickelt und leisten somit<br />
einen wichtigen Beitrag zur Identifikation der<br />
Bürgerinnen und Bürger mit ihrer Kommune.<br />
In diesem Rahmen wird zugleich bürgerliches<br />
Engagement gefördert und ist unverzichtbar,<br />
um ein möglichst breites Angebot an Dienstleistungen<br />
anzubieten.<br />
Weitere, bereits existierende Versorgungsstrukturen<br />
<strong>im</strong> ländlichen Raum sind mobile<br />
Geschäfte bzw. mobile Lieferservices und<br />
Nachbarschaftsläden, die mit dem Konzept<br />
der Markt-Treffs vergleichbar sind und ein<br />
vielfältiges Angebot haben.<br />
Insbesondere die medizinische Versorgung<br />
der ländlichen Räume in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />
gilt es mit Blick auf die demographische<br />
Entwicklung zu beobachten. Derzeit gibt<br />
es jedoch in keiner Kommune <strong>Schleswig</strong>-<br />
<strong>Holstein</strong>s eine Unterversorgung. Hausärzte<br />
sind in ausreichender Anzahl flächendeckend<br />
vorhanden. Die Erreichbarkeit der stationären<br />
Einrichtungen in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> ist ebenfalls<br />
unproblematisch. Im Bereich der stationären<br />
Versorgung fördern einige Krankenhäuser<br />
zudem neue Servicestrukturen, wie<br />
zum Beispiel die Telemedizin, die kranken<br />
Menschen gerade <strong>im</strong> ländlichen Raum neue<br />
Wege der Versorgung bieten.<br />
Trends und Perspektiven<br />
Einzelhandel und Nahversorgung<br />
Der demographische <strong>Wandel</strong> hat starke<br />
Auswirkungen auf das gesamtwirtschaftliche<br />
Nachfrageverhalten der Bevölkerung.<br />
Die älteren Menschen werden als Zielgruppe<br />
für Unternehmen zunehmend interessanter.<br />
Dieses Potenzial gilt es in den kommenden<br />
Jahren verstärkt auszuschöpfen. In Zukunft<br />
wird das Kaufverhalten der Seniorinnen und<br />
Senioren deutlich heterogener sein als das<br />
der vergangenen älteren Generationen.<br />
Ein vielfältigeres und anderes Angebot von<br />
Dienstleistungen und Gütern wird daher<br />
erforderlich sein.<br />
Der Trend zur Verlagerung des Einzelhandels<br />
auf die „Grüne Wiese“ könnte weiter fortgesetzt<br />
werden: Sollte durch sinkende Kaufkraft<br />
auch der Umsatz zurückgehen, wird<br />
der Ansatz, mehr Umsatz durch mehr Fläche<br />
zu erreichen, fortgesetzt. Dieses wird dann<br />
aus Gründen der Flächenverfügbarkeit,<br />
des Bodenpreisgefüges und der Verkehrsanbindung<br />
weiterhin an den Stadträndern<br />
geschehen. Dieser Trend wird in dem Maße<br />
verstärkt, wie auch die Wohnbauentwicklung<br />
weiterhin durch Suburbanisierung gekennzeichnet<br />
sein wird.<br />
Sollten die Mieten in den Innenstädten weiter<br />
steigen, werden traditionelle Einzelhändler<br />
in Konkurrenz zu Filialisten <strong>im</strong>mer weniger<br />
wettbewerbsfähig sein. Die Handelsketten<br />
können durch hohe Umschlagfrequenzen mit<br />
standardisiertem Angebot bei min<strong>im</strong>alem<br />
Personaleinsatz <strong>im</strong>mer mehr an Boden gewinnen.<br />
Die „Corporate Identity“ der Filialisten<br />
führt besonders in den Innenstädten zur<br />
Uniformisierung und dem Verlust an individueller<br />
Stadtbildqualität. Letzteres ist mit<br />
dem Verlust an Wettbewerbsfähigkeit identisch,<br />
da es sich um ein Qualitätsmerkmal<br />
handelt, was auf der „Grünen Wiese“ nicht<br />
reproduzierbar ist.<br />
Parallel dazu wird sich das Einkaufsverhalten<br />
der Kunden insofern verändern, dass es sich<br />
<strong>im</strong>mer deutlicher in Versorgungs- und Erlebniseinkauf<br />
aufspaltet. Für letzteres wird ein<br />
urbanes und anspruchvolles städtebauliches<br />
Ambiente erwartet – was nicht gleichzusetzen<br />
ist mit den stadtstrukturell schwer zu integrierenden<br />
Shopping-Malls. Vielmehr ist<br />
für die Einlösung dieses Anspruchs auch hier<br />
das gesamte Potenzial der historischen Innenstädte<br />
prädestiniert.<br />
Im ländlichen Raum wird durch die steigende<br />
Anzahl der Markt-Treffs in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />
ein Beitrag zur Verbesserung der Grundversorgung<br />
geleistet. Perspektivisch soll es ca. 50<br />
solcher Zentren geben. Bei der Planung neuer<br />
Markt-Treffs ist jedoch zu beachten, dass<br />
ältere Menschen zunehmend mobiler werden<br />
und sich in ihrem Konsumverhalten verändern.<br />
Daher ist <strong>im</strong>mer zu prüfen, ob die Markt-Treffs<br />
auf ausreichende Nachfrage treffen und die<br />
richtige Zielgruppe mit attraktiven Angeboten<br />
bedienen kann.<br />
Versorgungslücken oder -engpässe werden<br />
schon heute zum Teil durch die Nutzung von<br />
Internetdienstleistungen kompensiert. Dieser<br />
Trend wird sich verstärken, die Nutzung des<br />
Internets liegt in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> sogar<br />
über dem Bundesdurchschnitt. Insbesondere<br />
bei Menschen über 50 steigt die Zahl der<br />
Internetnutzer. Informationsangebote <strong>im</strong> Internet<br />
und Online-Shopping, insbesondere von<br />
Spezialprodukten, aber auch Online-Banking<br />
werden künftig noch mehr genutzt.<br />
Im Bereich der medizinischen Betreuung<br />
kann es langfristig, insbesondere aufgrund<br />
einer hohen Verrentung von Ärzten, in einigen<br />
wenigen ländlichen Regionen (beispielsweise<br />
Kreis Steinburg) zu einer Unterversorgung<br />
kommen. Kranke und somit nicht mehr mobile<br />
Bürgerinnen und Bürger werden jedoch auf<br />
ein flexibles Vor-Ort-Angebot angewiesen<br />
sein. Daher kann davon ausgegangen werden,<br />
dass die schon existierenden mobilen Dienste<br />
ausgeweitet werden müssen.<br />
Öffentliche Dienstleistungen<br />
Für die Verwaltungen in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />
sind vor allem zwei Fragen relevant: Welche<br />
Leistungen müssen Kommunen für eine<br />
älter werdende Bürgerschaft anbieten, das<br />
heißt müssen andere Programme oder Projekte<br />
initiiert und neue Beratungsleistungen<br />
geschaffen werden?<br />
In welcher Form müssen Dienstleistungen<br />
künftig angeboten werden? Zu prüfen ist,<br />
wie neue Angebotsformen, beispielsweise<br />
das „rollende Rathaus“, „Bürger-Läden“ oder<br />
Internet-Angebote (zum Beispiel e-Government)<br />
genutzt werden können.<br />
Angesichts des <strong>demographischen</strong> <strong>Wandel</strong>s<br />
stellt sich auch in Kommunalverwaltungen<br />
die Frage, ob sich die Zahl der Beschäftigten<br />
<strong>im</strong> öffentlichen Dienst dieser Veränderung<br />
anpassen muss. Bei wachsenden Pensionslasten<br />
der öffentlichen Hand müssen dauerhafte<br />
Personalüberhänge auch bei den Kommunen<br />
vermieden werden.<br />
Für die Personalgewinnung und -entwicklung<br />
in der öffentlichen Verwaltung kann der demographische<br />
<strong>Wandel</strong> darüber hinaus zu<br />
einem Nachwuchsproblem führen (Rückgang<br />
der Erwerbstätigen, Fachkräftemangel) und<br />
neue Qualifizierungsmaßnahmen erfordern –<br />
insbesondere für ältere Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter.<br />
Schon heute kooperieren und fusionieren<br />
Kommunen und kommunale Verwaltungen,<br />
um Aufgaben besser und kostengünstiger<br />
zu erfüllen und Einrichtungen erhalten zu<br />
können. Die Stadt Fehmarn und die Gemeinden<br />
Heikendorf, Mönkeberg, und Schönkirchen<br />
sind dafür Beispiele. Diese Formen<br />
der kommunalen Zusammenarbeit auf freiwilliger<br />
Basis werden weiter zunehmen,<br />
nicht zuletzt auch wegen der dauerhaften<br />
Finanzkrise der öffentlichen Hand in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>.<br />
Zu den Rahmenbedingungen<br />
verweist die Landesregierung auf die Leitlinien<br />
des Kabinetts vom 28. Juni 2005 zur<br />
zukünftigen kommunalen Struktur.<br />
34<br />
35
Handlungsoptionen<br />
Zur Steuerung der Einzelhandelsentwicklung<br />
sollten vor allem in den Städten, möglichst<br />
in Kooperation mit dem Umland, Einzelhandelskonzepte<br />
(siehe Kapitel 5.9) erarbeitet<br />
werden. Auf dieser Basis können interkommunale<br />
Beteiligungsverfahren und abgest<strong>im</strong>mte<br />
Bauleitpläne entwickelt werden.<br />
Parallel hierzu muss eine städtebauliche Aufwertung<br />
der Innenstädte erfolgen. Hier sind<br />
programmatische Ansätze zur Steigerung der<br />
Sauberkeit und Sicherheit zwar richtungsweisend,<br />
aber nicht ausreichend. Auch in Zeiten<br />
schwieriger Finanzlage gilt es, die städtebaulichen<br />
Qualitäten der Innenstädte zu sichern<br />
und weiter zu entwickeln. Als Planungsinstrument<br />
ist hierfür auch ein „Integriertes Stadtentwicklungskonzept<br />
(ISEK)“ <strong>im</strong> Rahmen des<br />
Städtebauförderungsprogramms „Stadtumbau<br />
West“ (siehe Kapitel 5.5) geeignet, das seit<br />
2004 neben dem klassischen Förderinstrumentarium<br />
des Besonderen Städtebaurechts<br />
zur Verfügung steht.<br />
Die Hamburger und andere Erfahrungen mit<br />
„Business Improvement Districts (BIDs)“<br />
werden in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> ausgeweitet<br />
und in einem eigenen Gesetzgebungsvorschlag<br />
umgesetzt. BIDs sind klar definierte,<br />
innerstädtische Gebiete, in denen sich<br />
Gewerbetreibende und Eigentümer auf die<br />
Erhebung einer zusätzlichen Abgabe durch<br />
die Kommune einigen, deren Aufkommen<br />
ausschließlich für die Attraktivitätssteigerung<br />
dieses Gebietes verwendet wird.<br />
Markt-Treffs und Bürger-Läden sollten weiter<br />
von Kommunen initiiert und gefördert werden,<br />
um die Grundversorgung der Gemeinden in<br />
<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> zu erhalten und gleichzeitig<br />
das bürgerschaftliche Engagement zu<br />
unterstützen. Dabei ist allerdings sicherzustellen,<br />
dass die Einrichtungen in den Gemeinden<br />
verankert sind und den Bedürfnissen der<br />
lokalen Zielgruppe gerecht werden.<br />
Eine weitere Möglichkeit zur Verbesserung<br />
der Grundversorgung ist der Ausbau von<br />
Strukturen und Angeboten der Direktvermarktung.<br />
Hofläden sind bereits heute attraktiv und<br />
nicht nur für Touristen ein Anziehungspunkt.<br />
Dienstleistungen, wie zum Beispiel die Möglichkeit<br />
der Bestellung alltäglicher Verbrauchsgüter<br />
per Internet oder Telefon, können ebenfalls<br />
dazu beitragen, die Nahversorgung <strong>im</strong><br />
ländlichen Raum sicherzustellen. Besonders<br />
geeignet ist dabei eine Verzahnung mit den<br />
Markt-Treffs und Bürger-Läden, über die die<br />
benötigte technische Infrastruktur zur Bestellung<br />
und Auslieferung der Güter bereitgestellt<br />
werden kann.<br />
Für die Weiterentwicklung des Angebots<br />
öffentlicher Leistungen durch die Kommunalverwaltungen<br />
bieten sich auch jenseits von<br />
Fusionen <strong>im</strong> Zuge der Verwaltungsstrukturreform<br />
vielfältige Möglichkeiten der interkommunalen<br />
Kooperation auf freiwilliger Basis an.<br />
Dadurch können Auslastungsverbesserungen<br />
und eine Reduktion von Verwaltungskosten<br />
erreicht werden.<br />
Ein positives Beispiel für interkommunale<br />
Kooperationen stellt die Stadt Kaltenkirchen<br />
dar, die mit dem Amt Kaltenkirchen Land,<br />
Amt Kisdorf sowie den Gemeinden Ellerau<br />
und Henstedt-Ulzburg in den Bereichen<br />
Beschaffung, Bauhof und Feuerwehr seit<br />
dem Jahr 2000 zusammenarbeitet.<br />
Beispiele und Projekte<br />
Ländliche Dienstleistungszentren –<br />
Markt-Treff<br />
Ziel ist die Verbesserung der Versorgungsstrukturen<br />
kleiner Gemeinden <strong>im</strong> ländlichen<br />
Raum. Seit 1999 wurden schon 15 Dienstleistungszentren<br />
in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> gegründet,<br />
13 weitere sind in Planung. Kerngeschäft<br />
ist in einem Großteil der Markt-Treffs ein<br />
Lebenmittelladen. Ergänzend werden weitere<br />
Dienstleistungen integriert, zum Beispiel Post,<br />
Lotto-Toto oder Tourist-Information. Zudem<br />
kann durch bürgerschaftliches Engagement<br />
eine Vielzahl an zusätzlichen Leistungen<br />
angeboten werden, wie etwa frei zugängliche<br />
Internet-Arbeitsplätze. Das Projekt wird<br />
gefördert vom Land <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>, den<br />
betroffenen Gemeinden und der EU.<br />
www.markttreff-sh.de<br />
Gebietsentwicklungsplan für den<br />
Lebens- und Wirtschaftsraum Rendsburg<br />
Die Städte Rendsburg und Büdelsdorf und<br />
die 11 Umlandgemeinden stellen eine Gebietsentwicklungsplanung<br />
(GEP) für den Stadt-<br />
Umland-Bereich von Rendsburg auf. Mit dem<br />
GEP soll, bezogen auf einen Planungshorizont<br />
von 15 bis 20 Jahren, eine bedarfsgerechte,<br />
geordnete und auf Schwerpunkte ausgerichtete<br />
Siedlungsentwicklung der beteiligten<br />
Gemeinden und Städte <strong>im</strong> Lebens- und<br />
Wirtschaftsraum Rendsburg eingeleitet und<br />
sichergestellt werden. Im April 2004 wurde<br />
von den Beteiligten eine Kooperationsvereinbarung<br />
abgeschlossen. Die Verhandlungen<br />
zum Entwicklungsplan und zum Interessenausgleich<br />
stehen kurz vor dem Abschluss.<br />
Zur GEP gehört auch ein Einzelhandelskonzept,<br />
dem eine flächendeckende Bestandserhebung<br />
und -bewertung zugrunde liegt.<br />
Es werden dort grundsätzliche Empfehlungen<br />
für die jeweilige kommunale Bauleitplanung<br />
abgegeben und eine Struktur für ein interkommunles<br />
Abst<strong>im</strong>mungsverfahren vorgeschlagen.<br />
Im eigens für die Aufstellung des<br />
GEP auf Verwaltungsebene eingerichteten<br />
Arbeitsausschuss, in dem sich die GEP-<br />
Partner monatlich treffen, findet ein permanenter<br />
Informationsaustausch sowie<br />
eine Abst<strong>im</strong>mung von Vorhaben und Bauleitplanungen<br />
statt.<br />
www.buedelsdorf.de<br />
In aller Kürze<br />
• Sicherung der Grundversorgung<br />
in ländlichen Kommunen durch<br />
Markt-Treffs und Direktvermarkter<br />
sowie in städtischen Randbereichen<br />
durch Attraktivitätssteigerung<br />
von Stadtteilzentren<br />
• Nachfrageverhalten ändert sich,<br />
Internetnutzung steigt<br />
• Medizinische Versorgung<br />
weitestgehend gesichert<br />
• Öffentliche Dienstleistungen<br />
werden zum Teil weniger und<br />
anders nachgefragt<br />
36 37
3.5<br />
Mobilität<br />
Ausgangslage<br />
Der Trend zu mehr Mobilität der Bevölkerung<br />
ist in den letzten Jahren ungebrochen. Die<br />
gute Erreichbarkeit der Kommunen bleibt<br />
dabei ein wichtiges Kriterium für Lebensqualität<br />
und Attraktivität einer Gemeinde<br />
für ihre Bürger. Dies gilt insbesondere für<br />
den ländlichen Raum.<br />
Hauptträger der Mobilität ist auch weiterhin<br />
das Auto. So liegt der Anteil des motorisierten<br />
Individualverkehrs zum Beispiel <strong>im</strong><br />
Kreis Plön bei 57%, <strong>im</strong> Kreis Rendsburg-<br />
Eckernförde bei 67% und Kiel bei 47%. Im<br />
Straßenverkehr besteht in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />
ein gut ausgebautes Straßennetz, bei dem<br />
die künftigen Herausforderungen eher in<br />
der Unterhaltung als <strong>im</strong> Ausbau des bestehenden<br />
Netzes bestehen.<br />
Der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV)<br />
konnte in den letzten Jahren keine entscheidende<br />
Veränderung des Mobilitäts-Mixes<br />
erreichen. Insgesamt sind die Anforderungen<br />
an die Flexibilität und Erreichbarkeit des<br />
ÖPNV weiter gestiegen. Gerade <strong>im</strong> Bereich<br />
der barrierefreien Nutzung des ÖPNV sind<br />
durch die derzeit schon steigenden Zahlen<br />
mobilitätseingeschränkter Personen weitere<br />
Servicemaßnahmen notwendig. Weitere<br />
Investitionen sowie die Bekanntmachung<br />
der bestehenden Angebote sind Aufgabenschwerpunkte<br />
in diesem Bereich.<br />
Die Auslastung und Finanzierung des ÖPNV<br />
wird zu großen Teilen durch den Schüler- und<br />
Berufsverkehr erreicht. Dementsprechend<br />
ist das Angebot des ÖPNV derzeit noch stark<br />
an diesen Nutzergruppen orientiert.<br />
Trends und Perspektiven<br />
Durch die demographische Entwicklung steht<br />
der Verkehrsbereich, insbesondere aber der<br />
ÖPNV, vor großen Herausforderungen. Aufgrund<br />
der vielfältigen, teilweise gegenläufigen<br />
Trends und lokal unterschiedlichen Rahmenbedingungen<br />
werden sich diese Herausforderungen<br />
regional teilweise deutlich unterscheiden.<br />
Mittelfristig wird die Zahl der Verkehrsteilnehmer<br />
durch die Abnahme und Alterung<br />
der Bevölkerung wahrscheinlich eher sinken,<br />
denn ältere Menschen sind tendenziell weniger<br />
mobil. Für den motorisierten Individualverkehr<br />
bedeutet dies zunächst, dass der<br />
Ausbaubedarf des Straßennetzes deutlich<br />
zurückgehen wird. Der Schwerpunkt wird in<br />
Zukunft vor allem auf der Bestandsentwicklung<br />
und -erhaltung des Straßennetzes liegen.<br />
Der demographische <strong>Wandel</strong> führt be<strong>im</strong><br />
ÖPNV langfristig einerseits zu einer Verminderung<br />
und andererseits zu einer Alterung<br />
der Fahrgäste. Beide Aspekte erfordern eine<br />
erhebliche Umstrukturierung des bisherigen<br />
ÖPNV-Angebots. So wird der Schüler- und<br />
Berufsverkehr für die Auslastung und Finanzierung<br />
des ÖPNV an Bedeutung verlieren.<br />
Allerdings können neue Schulstrukturen zu<br />
neuem und geänderten Bedarf in der Schülerbeförderung<br />
führen. Entsprechend sind Linienangebot,<br />
Taktung, Fahrzeug- und Haltestellenausstattung<br />
verstärkt an den älter werdenden<br />
Fahrgästen zu orientieren. Damit erhöhen<br />
sich die Anforderungen an die Flexibilität des<br />
ÖPNV weiter, weil durch den zunehmenden<br />
Freizeitverkehr die Nachfrage nach ÖPNV-<br />
Leistungen schwerer abzuschätzen ist als <strong>im</strong><br />
Schüler- und Berufsverkehr. Insbesondere<br />
der Schülerverkehr wird aber auch weiterhin<br />
ein wichtiges Standbein des ÖPNV-Angebots<br />
sein, um eine Mindestversorgung gewährleisten<br />
zu können.<br />
Dem Trend rückläufiger Verkehrsteilnehmerzahlen<br />
gerade <strong>im</strong> Schülerverkehr steht das<br />
geänderte Mobilitätsverhalten älterer Menschen<br />
entgegen. So steigt die Verfügbarkeit<br />
von Autos und damit auch die Mobilität älterer<br />
Menschen. Es kann damit gerechnet werden,<br />
dass die besonderen Anforderungen älterer<br />
Menschen bei der Konstruktion von Autos<br />
künftig stärker berücksichtigt werden. Die<br />
entsprechend erhöhte Auto-Nutzung von<br />
älteren Menschen verbessert die Erreichbarkeit<br />
insbesondere von Gemeinden <strong>im</strong><br />
ländlichen Raum. Gleichwohl bleiben gerade<br />
die älteren Seniorinnen und Senioren auf<br />
die Nutzung des ÖPNV angewiesen.<br />
Neben steigenden Anforderungen an die<br />
Flexibilität steht der ÖPNV auch vor finanziellen<br />
Herausforderungen. Künftig wird es<br />
schwieriger die Verluste des ÖPNV abzudecken.<br />
Denn einerseits werden den kommunalen<br />
Unternehmen weniger Gewinne<br />
aus dem Betrieb technischer Infrastruktur<br />
zur Quersubventionierung des ÖPNV zur<br />
Verfügung stehen. Diese Möglichkeit wird<br />
zusätzlich durch Änderungen <strong>im</strong> EU-Wettbewerbsrecht<br />
eingeschränkt. Andererseits<br />
stehen angesichts der angespannten kommunalen<br />
Finanzsituation kaum Haushaltsmittel<br />
zur Unterstützung des ÖPNV zur Verfügung.<br />
Zudem entsteht durch den steigenden Anteil<br />
älterer Fahrgäste zusätzlicher Investitionsbedarf,<br />
um den barrierefreien Zugang zu Leistungen<br />
des ÖPNV zu gewährleisten.<br />
Trotzdem bleibt der ÖPNV ein wichtiger<br />
Faktor, um die Erreichbarkeit der Kommunen<br />
und damit ihre Attraktivität und Lebensqualität<br />
zu sichern. Ein weiterer Rückzug des ÖPNV<br />
insbesondere aus ländlichen Gebieten sollte<br />
daher möglichst vermieden werden. Zudem<br />
würde dies zu einem weiteren Attraktivitätsverlust<br />
des ÖPNV führen.<br />
Von den Auslastungsproblemen des ÖPNV<br />
werden insbesondere die ländlichen Räume<br />
betroffen sein. Der Pendelverkehr der stadtnahen<br />
Kommunen wird dagegen zunächst<br />
tendenziell weiter zunehmen. Die Auslastung<br />
des ÖPNV gerade in ländlichen Regionen<br />
kann zumindest teilweise durch den Tourismus<br />
gesichert werden. Allerdings führt dies<br />
zu einer saisonbedingt stark schwankenden<br />
Auslastung.<br />
Insgesamt werden flexiblere und kostengünstigere<br />
Angebotsformen <strong>im</strong> ÖPNV notwendig<br />
(siehe Handlungsoptionen).<br />
Handlungsoptionen<br />
Für eine sachgerechte Verankerung des ÖPNV<br />
in der Stadtentwicklungsplanung ist es erforderlich,<br />
in kommunalen Gesamtverkehrsplänen<br />
(GVP) oder Verkehrsentwicklungsplänen<br />
(VEP) Qualität und künftige Anforderungen<br />
des ÖPNV insbesondere mit dem Individualverkehr<br />
zu harmonisieren. Mindestvoraussetzungen<br />
sind dabei zuverlässige Anbindungen,<br />
einfache Preissysteme, bedarfsgerechte Fahrzeuge<br />
und attraktive Bahnhöfe. Das umfasst<br />
Fragen der Linienbedienung, der Taktzeiten,<br />
der Fahrplanabst<strong>im</strong>mung der ÖPNV-Träger<br />
untereinander und mit dem Fernverkehr,<br />
der barrierefreien Haltestellenausstattung,<br />
der Fahrzeugwahl (Niederflurbusse) sowie<br />
der Ampelsteuerung (Vorrangschaltungen).<br />
Ergänzend zu bestehenden ÖPNV-Angeboten<br />
werden für geringere Nachfrageräume und<br />
-zeiten andere Formen der Fahrgastbeförderung<br />
zunehmend wichtiger – zum Beispiel<br />
Rufbusse und Anruf-Sammel-Taxis. Diese<br />
Maßnahmen ermöglichen, dass schon für<br />
geringe Fahrgastzahlen ein ÖPNV-Angebot<br />
bereitgestellt und flexibel auf die Wünsche<br />
der Nutzer reagiert werden kann. In beiden<br />
Fällen erfolgt die Beförderung auf Bestellung<br />
der Fahrgäste. Dadurch werden Leerfahrten<br />
vermieden und somit Kosten begrenzt.<br />
Auch mit Hilfe bürgerschaftlichem Engagements<br />
kann gerade in ländlichen Regionen<br />
mit so genannten Bürgerbussen ein Mindestangebot<br />
an öffentlichen Transportleistungen<br />
in der Fläche sichergestellt werden. Dabei<br />
erklären sich Einwohner einer Gemeinde<br />
bereit, Mitbürger bei regelmäßigen Fahrten<br />
in ihren Autos mitzunehmen. Die genutzten<br />
Autos könnten von der Gemeinde mitfinanziert<br />
werden. Durch diese institutionalisierte<br />
Form der Fahrgemeinschaft kann zu vergleichsweise<br />
geringen Kosten ein dezentrales<br />
ÖPNV-Angebot bereitgestellt werden, das<br />
über die Verlässlichkeit traditioneller Systeme<br />
mit Fahrplanbindung verfügt.<br />
Die zunehmende Motorisierung älterer Menschen<br />
erfordert vor allem in den Innenstädten<br />
Anpassungsmaßnahmen wie beispielsweise<br />
gut verständliche Parkleitsysteme. Neben<br />
durchgängigen Hinweisschildern sind dynamische<br />
Parkleitsysteme hilfreich. Außerdem<br />
sollten sich die öffentlichen Parkplätze räumlich<br />
nicht nur am Mindestmaß bewegen.<br />
Gleiches gilt für anwenderfreundliche Ticketautomaten<br />
für den ÖPNV.<br />
38 39
In aller Kürze<br />
• Im Straßenverkehr kaum noch<br />
Ausbaubedarf, jedoch verstärkter<br />
Sanierungsbedarf<br />
• Verminderung und Alterung<br />
der Fahrgäste führt zu Unterauslastung<br />
und qualitativem Anpassungsbedarf<br />
<strong>im</strong> ÖPNV<br />
• Verlustabdeckung des ÖPNV<br />
<strong>im</strong>mer schwieriger<br />
• Linien-Stilllegungen vermeiden,<br />
um Attraktivitätsverlust <strong>im</strong> ländlichen<br />
Raum zu verhindern<br />
• Flexiblere Angebotsformen<br />
gewinnen an Bedeutung<br />
Beispiele und Projekte<br />
Anrufbus in Ostholstein<br />
Dieses Modellprojekt der Stadt Oldenburg mit<br />
den umliegenden Gemeinden sorgt seit Ende<br />
2002 <strong>im</strong> ländlich strukturierten Norden des<br />
Kreises Ostholstein für eine an den jeweiligen<br />
Bedarf angepasste Nahverkehrsversorgung.<br />
Das Projekt ist ein vorbildliches Beispiel für<br />
die enge Zusammenarbeit des Kreises mit<br />
ortsansässigen Unternehmen. Die Investitionen<br />
und laufende Kosten werden von der<br />
öffentlichen Hand kofinanziert.<br />
www.alr-sh.de/download/pdf/Anrufbus.pdf<br />
Nordfriesland-Nacht-Taxi<br />
Ein mit ÖPNV-Mitteln finanziertes Projekt,<br />
das gerade jungen Leuten jeden Tag in der<br />
Zeit von 22 bis 6 Uhr „Mobilität in der Fläche“<br />
ermöglicht. Das „Nacht-Taxi“ geht auf die<br />
Initiative des Kreises Nordfriesland sowie<br />
des Ministeriums für Wirtschaft, Technologie<br />
und Verkehr des Landes <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />
und der Verkehrsgemeinschaft Nordfriesland<br />
Regional zurück.<br />
Mobilität für alle<br />
Schaffung einer Internet-Plattform zur Informationsbereitstellung<br />
für mobilitätseingeschränkte<br />
Personen. Diese Initiative geht auf<br />
die Landesweite Verkehrsservicegesellschaft<br />
mbH (LVS) in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>, den Hamburger<br />
Verkehrsverbund (HVV), die Hamburger<br />
Landesarbeitsgemeinschaft für behinderte<br />
Menschen e.V. (LAG) und den Direkten<br />
Bürger-Informations-Services (DiBIS) zurück.<br />
www.geofox.de/mm/pages/contact/about<br />
Bürgerbus Sievershütten,<br />
Kreis Segeberg<br />
Bürgerinnen und Bürger aus dem Kreis<br />
Segeberg organisieren einen Bürgerbus, um<br />
die Mobilität vor allem der nicht motorisierten<br />
Bevölkerung zu verbessern. Mit finanzieller<br />
Unterstützung des Landes <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />
und des Kreis Segebergs wurde ein<br />
Kleinbus angeschafft, dessen Fahrplan von<br />
den ehrenamtlichen Fahrerinnen und Fahrer<br />
gesteuert wird und auf die Bedürfnisse der<br />
Bevölkerung abgest<strong>im</strong>mt ist. Er berücksichtigt<br />
die Anschlussverbindungen zu allen größeren<br />
Orten der Umgebung.<br />
3.6<br />
Wohnen<br />
Ausgangssituation<br />
Der Wohnungsmarkt in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />
stellt sich derzeit als ausgeglichen dar. Insgesamt<br />
steht in allen Landesteilen der Wohnungsnachfrage<br />
ein quantitativ voll ausreichendes<br />
Angebot gegenüber. So hat sich die<br />
Fluktuationsquote als wichtges Anzeichen<br />
für Entspannung am Wohnungsmarkt von<br />
10,4% in 1994 auf 15,5% in 2000 erhöht,<br />
die Leerstände sind in diesem Zeitraum von<br />
0,5% auf 2,2% gestiegen. Ursache hierfür<br />
ist, dass aufgrund der hohen Bautätigkeit der<br />
Anstieg der Wohnungszahlen Mitte der 90er<br />
Jahre um 6,5 Prozentpunkte höher ausfiel als<br />
der Anstieg der Bevölkerungs- und Haushaltszahlen.<br />
Zudem hat sich das Wachstum der<br />
Wohnfläche pro Person als wichtiger Nachfragetreiber<br />
am Wohnungsmarkt in den letzten<br />
Jahren verlangsamt.<br />
Aktuelle Untersuchungen weisen allerdings<br />
darauf hin, dass sich diese Entspannungstendenz<br />
nicht weiter fortsetzt. So sind die Baufertigstellungszahlen<br />
seit Mitte der 90er Jahre<br />
deutlich zurückgegangen. Dieser Rückgang fiel<br />
prozentual am deutlichsten in Kiel und Lübeck<br />
aus, absolut gingen die Fertigstellungszahlen<br />
am stärksten in den ländlichen Räumen<br />
zurück. Den geringsten Rückgang verzeichnet<br />
der Wohnungsbau <strong>im</strong> Hamburger Umland und<br />
<strong>im</strong> Umland der Kernstädte. Die Wohnungsbauentwicklung<br />
von Kernstädten und Umland<br />
korrespondiert eindeutig. Können in den Kernstädten<br />
kaum noch Flächen, insbesondere für<br />
den Ein- und Zweifamilienhausbau, erschlossen<br />
werden, findet Wohnungsbau verstärkt <strong>im</strong><br />
Umland statt. Die nachlassende Wohnungsbautätigkeit<br />
hat <strong>im</strong> Jahr 2000 erstmals nach<br />
dem Höhepunkt der Leerstandsquote Ende<br />
der 90er Jahre wieder zu einem Rückgang<br />
der Leerstände auf 2,2% des Bestandes und<br />
zu einer sinkenden Fluktuationsquote geführt.<br />
Nordfriesland Nacht-Taxi<br />
Ansprechpartner<br />
Kreis Nordfriesland<br />
Herr Heiko Tiedemann<br />
Telefon: 04841.67-271<br />
www2.connex-gruppe.de/seiten/00000165/de/00003401.html<br />
Bürgerbus<br />
Ansprechpartnerin<br />
Bürgerbusverein Sievershütten<br />
Frau Isabel Struck<br />
Telefon: 04194.1405<br />
40 41
In regionaler Hinsicht ist die Entspannungstendenz<br />
auf den Wohnungsmärkten der<br />
letzten Jahre insbesondere in Lübeck und dem<br />
Hamburger Umland weitgehend gestoppt,<br />
während in den nordwestlichen Kreisen<br />
<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>s und in Ostholstein diese<br />
Entwicklung noch andauert. Dementsprechend<br />
ist die Fluktuationsquote in den größeren<br />
Städten in den letzten Jahren rückläufig<br />
gewesen. Zudem ist die Leerstandsquote in<br />
den Kreisen des Hamburger Umlandes und<br />
in Lübeck mit Werten von 0,9% bzw. 1,3%<br />
deutlich unterdurchschnittlich gewesen.<br />
Be<strong>im</strong> Wohnungsneubau kommt den Ein- und<br />
Zweifamilienhäusern eine wachsende Bedeutung<br />
zu. So stieg der Anteil dieser Bauform<br />
an den fertig gestellten Wohnungen von 46%<br />
<strong>im</strong> Jahr 1994 auf 63% <strong>im</strong> Jahr 2000.<br />
Während die Wohnungsmarktsituation in<br />
quantitativer Hinsicht weitgehend entspannt<br />
ist, steht die Wohnungswirtschaft vor erheblichen<br />
qualitativen Herausforderungen. Bei<br />
einer Befragung der schleswig-holsteinischen<br />
Wohnungswirtschaft gaben 89% der Befragten<br />
an, umfangreiche Investitionen in Teilbeständen<br />
tätigen zu müssen, um die Wettbewerbsfähigkeit<br />
bzw. Vermietbarkeit ihrer<br />
Wohnungen in den nächsten 10 Jahren sicher<br />
stellen zu können. Durchschnittlich müssen<br />
demnach jährlich 5% der Wohnungen mit<br />
einem Investitionsaufwand von 24.000 EUR<br />
pro Wohneinheit saniert werden. Den Schwerpunkt<br />
der Maßnahmen bilden Bauten aus den<br />
50er und 60er Jahren. Wichtigste Defizite sind<br />
die Ausstattung (Sanitär, Heizung, Küche) und<br />
der Zuschnitt der Wohnungen. Geplant sind<br />
daher vor allem Maßnahmen zur Aufwertung<br />
dieser Wohnungen sowie Energiesparmaßnahmen.<br />
Aber auch viele Eigenhe<strong>im</strong>e aus<br />
den 60er und 70er Jahren entsprechen nicht<br />
mehr heutigen Standards.<br />
Trends und Perspektiven<br />
Die Entwicklung am Wohnungsmarkt wird<br />
maßgeblich von der Entwicklung der Bevölkerungs-<br />
und Haushaltszahl, der Eigentümerquote<br />
und der Wohnfläche pro Kopf (Wohnungsnachfrage)<br />
sowie des Wohnungsbestandes<br />
best<strong>im</strong>mt.<br />
Für die künftige Wohnungsnachfrage wird<br />
entscheidend sein, dass der Bevölkerungsrückgang<br />
zunächst durch die weiterhin<br />
leicht steigende Anzahl an Haushalten und<br />
die wachsende Wohnfläche pro Kopf ausgeglichen<br />
wird. Auch die wahrscheinlich<br />
weiterhin steigende Eigentümerquote wird<br />
die Wohnflächennachfrage tendenziell erhöhen,<br />
weil Wohneigentümer eine deutlich<br />
größere Wohnfläche pro Kopf nachfragen<br />
als Mieter. Somit ist erst nach dem Jahr 2015<br />
mit einer allgemein sinkenden Wohnungsnachfrage<br />
zu rechnen.<br />
Aus dieser Wohnungsmarktentwicklung lässt<br />
sich nicht auf flächendeckende Leerstände<br />
schließen. Allerdings wird sich die regionale<br />
Verteilung der zukünftigen Wohnungsnachfrage<br />
und damit auch der Leerstände erheblich<br />
unterscheiden. Es wird damit gerechnet, dass<br />
die Wohnungsnachfrage insbesondere in den<br />
kreisfreien Städten mittel- bis langfristig eher<br />
stagniert oder sogar rückläufig ist, während<br />
<strong>im</strong> Hamburger Umland und in den Kieler<br />
Umlandkreisen noch mit einer leicht steigenden<br />
Wohnungsnachfrage gerechnet werden<br />
kann. Gleichwohl können sich in anderen<br />
Gemeinden oder sogar Stadtteilen die schon<br />
jetzt bestehenden Leerstände verschärfen<br />
bzw. neue Leerstände entstehen. Insbesondere<br />
Großwohnsiedlungen aus den 70er<br />
Jahren, die häufig auch soziale Brennpunkte<br />
sind, und der Wohnungsbestand aus den 50er<br />
und 60er Jahren wird aufgrund der baulichen<br />
Mängel davon betroffen sein. Dies gilt vor<br />
allem für mittelgroße Städte <strong>im</strong> ländlichen<br />
Umfeld, die Einwohner durch Suburbanisierung<br />
und fehlende Wirtschaftsperspektiven<br />
verlieren, sowie für diejenigen Gemeinden,<br />
die in den 60er und 70er Jahren besonders<br />
stark gewachsen sind.<br />
Die Entwicklung der Wohnungsnachfrage<br />
und damit der Leerstände wird in verstärktem<br />
Maße auch von der regionalen Arbeitskräfteentwicklung<br />
abhängen. Angesichts der<br />
schrumpfenden Bevölkerung wirkt sich dann<br />
die Abwanderung von Arbeitskräften stärker<br />
auch auf den Wohnungsmarkt aus als dies<br />
derzeit der Fall ist. Die Leerstandsentwicklung<br />
führt zu einem deutlichen Absinken der Immobilienwerte,<br />
von dem insbesondere ländliche<br />
Gebiete betroffen sind.<br />
Angebotsseitig ist mit einem deutlichen<br />
Rückgang der Fertigstellungszahlen von<br />
Ein- und Zweifamilienhäusern zu rechnen.<br />
Denn zukünftig wird die Altersklasse der<br />
30 bis 40-Jährigen, die maßgeblich für den<br />
Neubau dieser Gebäude verantwortlich ist<br />
(so genannte Häuslebauer-Generation),<br />
deutlich kleiner ausfallen. Trotzdem bleiben<br />
Ein- und Zweifamilienhäuser die bevorzugte<br />
Wohnform in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>.<br />
Mittelfristig droht trotz der weiterhin gültigen<br />
Entspannungstendenz am Wohnungsmarkt <strong>im</strong><br />
sozialen Wohnungsbau eine eingeschränkte<br />
Versorgung, weil die Zahl der gebundenen<br />
Wohnungen aufgrund planmäßiger Tilgung der<br />
Darlehen oder des Endes der Nachwirkungsfrist<br />
aus der Bindung fallen. Nach Berechnungen<br />
des Innenministeriums <strong>Schleswig</strong>-<br />
<strong>Holstein</strong> würde sich der Bestand an Sozialwohnungen<br />
ohne weitere Neuförderung von<br />
2000 bis 2010 von 81.116 auf 41.232 Sozialwohnungen<br />
nahezu halbieren. Inwieweit die<br />
Arbeitsmarktreformen (Hartz IV) mit den<br />
Regelungen bezüglich der angemessenen<br />
Kosten der Unterkunft für Langzeitarbeitslose<br />
zu einer Verschärfung dieses Engpasses<br />
führen könnten, kann aus heutiger Perspektive<br />
nicht abgeschätzt werden.<br />
Die zentrale Herausforderung für Wohnungswirtschaft<br />
und Kommunen in <strong>Schleswig</strong>-<br />
<strong>Holstein</strong> wird also mittelfristig weniger in der<br />
quantitativen Anpassung des Wohnungsbestandes<br />
an die Wohnungsnachfrage liegen,<br />
sondern vielmehr in der qualitativen Umstrukturierung<br />
des Bestandes. Dies gilt auch für<br />
die Einfamilienhausbestände. Denn die Veränderung<br />
der Altersstruktur der Bevölkerung<br />
mit einem wachsenden Anteil älterer Menschen<br />
sowie veränderte Lebensgewohnheiten<br />
führen zu einem steigenden Anteil von Single-<br />
Haushalten. Die Nachfrage nach kleineren,<br />
aber qualitativ hochwertigen Wohnungen<br />
steigt daher, während der Bedarf an großem,<br />
kostengünstigen Wohnraum für Familien<br />
zurückgehen wird. Dieser Trend erfordert<br />
den Umbau eines Großteils des bisherigen<br />
Wohnungsbestandes, weil der Zuschnitt der<br />
Wohnungen nicht mehr heutigen bzw. zukünftigen<br />
Ausstattungsstandards entspricht.<br />
Zentrale Herausforderung angesichts des<br />
wachsenden Anteils älterer Menschen ist<br />
der barrierefreie Zugang zu den Wohnungen.<br />
Beispielhaft kann hier der Einbau von Fahrstühlen<br />
<strong>im</strong> Geschosswohnungsbau genannt<br />
werden. Zusätzlich gewinnen Maßnahmen zur<br />
Verbesserung und Aufwertung des Wohnumfeldes<br />
an Bedeutung. Dazu gehören insbesondere<br />
auch Betreuungsangebote für ältere<br />
Menschen und eine ausreichende Nahversorgung.<br />
Für Kommunen wird die systematische<br />
Aufwertung von Wohngebieten <strong>im</strong> Rahmen<br />
eines Quartiersmanagements zunehmend an<br />
Bedeutung gewinnen, um die Abwanderung<br />
der Bewohnerinnen und Bewohner zu verhindern.<br />
Außerdem kann damit die Entstehung<br />
sozialer Brennpunkte vermieden werden.<br />
Bei den Planungen des künftigen Wohnungsbaus<br />
und der Quartiersentwicklung ist außerdem<br />
dem wachsenden Integrationsbedarf<br />
von Migrantinnen und Migranten Rechnung<br />
zu tragen. So ist ein Anstieg des Ausländeranteils<br />
an der Bevölkerung <strong>im</strong> Zuge des <strong>demographischen</strong><br />
<strong>Wandel</strong>s bei fortgesetzter<br />
Zuwanderung und rückläufiger Gesamtbevölkerung<br />
absehbar. Ein Quartiersmanagement<br />
kann hier die kommunalen Integrationsmaßnahmen<br />
unterstützen.<br />
Angesichts der teilweise erheblichen qualitativen<br />
Defizite des Wohnungsbestandes<br />
kann trotz Leerständen ein weiterer Neubau<br />
notwendig sein, weil die Altbestände nur noch<br />
sehr eingeschränkt zu verwerten sind. Allerdings<br />
sind dabei die Infrastrukturkosten von<br />
Neuerschließungen zu beachten.<br />
42<br />
43
Handlungsoptionen<br />
Vor dem Hintergrund stagnierender bzw.<br />
teilweise sogar rückläufiger Wohnungsnachfrage<br />
sollte der Schwerpunkt kommunaler<br />
Wohnungspolitik auf der Bestandsentwicklung<br />
anstelle einer Neuausweisung von Wohngebieten<br />
liegen. Aufgabe der Kommunen wird<br />
es sein, in Zusammenarbeit mit den ansässigen<br />
Wohnungsunternehmen Konzepte und<br />
Maßnahmen zu entwickeln, um die Attraktivität<br />
des Wohnungsbestandes und des Wohnumfeldes<br />
zu sichern bzw. zu steigern.<br />
Eine Grundlage bieten kommunale Wohnraum<br />
versorgungskonzepte, mit denen Kommunen<br />
eine Moderatorenrolle zwischen den Akteuren<br />
der Wohnungswirtschaft einnehmen können.<br />
In Rahmen einer vorausschauenden Untersuchung<br />
des Wohnungsmarktes sind folgende<br />
Aspekte besonders zu berücksichtigen:<br />
• Analyse der differenzierten<br />
Entwicklungen auf dem Gesamtmarkt<br />
und seinen Teilmärkten<br />
• Darstellung der städtebaulichen Potenziale<br />
• Ermittlung des Handlungsbedarfs<br />
bei Neubau und Bestandsentwicklung<br />
• Maßnahmenplanung<br />
In größeren Kommunen ist der Fokus auch<br />
auf die Stadtteile zu richten. Zudem sollte das<br />
besondere Sicherheitsbedürfnis älterer Menschen<br />
berücksichtigt werden. Begleitend zur<br />
Aufstellung von Wohnraumversorgungskonzepten<br />
sollten Kommunen, falls erforderlich,<br />
schnell die planungsrechtlichen Voraussetzung<br />
für die Quartiersentwicklung schaffen.<br />
Wohnungsneubau kann nur für diejenigen<br />
Gemeinden eine Option sein, in denen mit<br />
einer auch langfristig stabilen Wohnungsnachfrage<br />
zu rechnen ist. Dies betrifft vor<br />
allem den Hamburger Rand und die Kieler<br />
Umlandgemeinden. Neubau kommt außerdem<br />
dann in Frage, wenn der Bestand in<br />
einer Kommune nicht mehr verwertbar ist<br />
und damit die Wohnungsnachfrage nicht<br />
mehr decken kann. Dabei muss beachtet<br />
werden, dass ein attraktiver Wohnungsbestand<br />
ein entscheidender Faktor <strong>im</strong> kommunalen<br />
Wettbewerb um Einwohner ist.<br />
Kommunale Wohnungspolitik ist daher ein<br />
wichtiges Instrument bei der Beeinflussung<br />
der lokalen Bevölkerungsentwicklung und<br />
der Vermeidung von Einwohnerverlusten.<br />
Im Wohnungsneubau sollte zudem die Binnenverdichtung<br />
– soweit möglich – Vorrang<br />
vor der Neuausweisung von Wohngebieten<br />
haben. Bei der Erschließung neuer Wohngebiete<br />
sind in Zukunft die Infrastrukturfolgekosten<br />
besonders zu beachten, um eine Unterauslastung<br />
dieser Einrichtungen zu vermeiden.<br />
Gerade weil neue Wohngebiete kleinräumige<br />
Wanderungsbewegungen auslösen können,<br />
kommt der vorherigen interkommunalen<br />
Abst<strong>im</strong>mung entsprechender Planungen eine<br />
besondere Bedeutung zu. Ziel sollte es sein,<br />
Leerstände zu vermeiden, wie sie in den<br />
90er Jahren teilweise von Gewerbegebieten<br />
bekannt sind.<br />
Beispiele und Projekte<br />
Die Rendsburger Parksiedlung ist ein<br />
Modellvorhaben des Bundes aus den 60er<br />
Jahren mit 568 Wohnungen. In fünf Hochhäusern<br />
befinden sich 360 1- und 2-Z<strong>im</strong>merwohnungen,<br />
der Geschosswohnungsbau<br />
in Zeilenstruktur verfügt über 208 3- und<br />
4-Z<strong>im</strong>merwohnungen. Der Leerstand ist in<br />
den letzten Jahren auf 20% gestiegen; davon<br />
war vor allem die Zeilenbebauung betroffen.<br />
Die Mieter sind überwiegend ältere Menschen<br />
und kinderreiche Familien. Ziel des<br />
Projektes ist es, den älteren Menschen in<br />
der Parksiedlung einen Verbleib in der gewohnten<br />
Umgebung zu ermöglichen, auch<br />
wenn sie pflegebedürftig werden. Außerdem<br />
soll die Vermietbarkeit des Wohnungsbestandes<br />
durch eine allgemeine Attraktivitätssteigerung<br />
langfristig gesichert werden.<br />
Dazu wird ein Teil des Geschosswohnungsbaus<br />
abgerissen und durch eine stationäre<br />
Altenpflegeeinrichtung mit 90 Betten ersetzt.<br />
Zudem wird die bestehende Tages- und Pflegeeinrichtung<br />
für Seniorinnen und Senioren<br />
sowie der verbleibende Wohnungsbestand<br />
modernisiert und das Wohnumfeld aufgewertet.<br />
Der Rückbau des Teilbestandes sowie die<br />
Neugestaltung der Grünflächen werden über<br />
das Förderprogramm des Bundes „Stadtumbau<br />
West“ finanziert. Das Projekt ist ein<br />
Beispiel für die gute Abst<strong>im</strong>mung zwischen<br />
Kommune und der Wohnungswirtschaft.<br />
Ein ähnliches Projekt hat die LEG in Lübeck-<br />
Eichholz realisiert.<br />
In aller Kürze<br />
• Regional unterschiedliche Leerstände<br />
ab 2015 möglich, vor allem <strong>im</strong> Bestand<br />
der 50er/60er Jahre und in Großwohnsiedlungen<br />
der 70er Jahre<br />
• Künftig zu wenige<br />
Sozialwohnungen verfügbar<br />
• Vom Neubau zur Bestandsentwicklung<br />
• Neubau unter anderem bei Ein- und<br />
Zweifamilienhäusern, kaum noch<br />
Geschoßwohnungsbau<br />
• Hoher Modernisierungsbedarf:<br />
Wohnungsausstattung, barrierefreier<br />
Zugang, Heizung<br />
Wohnraumversorgungskonzepte sind auch<br />
die Basis für eine bedarfsgerechte Wohnraumförderung<br />
nach dem Wohnraumförderungsgesetz.<br />
Das Land kann bei der Vergabe<br />
von Wohnungsbaufördermitteln kommunale<br />
Wohnraumversorgungskonzepte zu Grunde<br />
legen. Für Wohnungsbaumaßnahmen hat<br />
die Landesregierung verschiedene Förderprogramme<br />
zur Verfügung gestellt, auch das<br />
Bundesprogramm „Soziale Stadt“ kann dazu<br />
genutzt werden.<br />
Rendsberger Parksiedlung<br />
WOBAU<br />
Wohnungsverwaltung GmbH<br />
Herr Fischer<br />
jens-uwe.fischer@wobau.de<br />
LEG<br />
Entwicklung GmbH<br />
Herr Schulze<br />
karl-ernst.schulze@leg.de<br />
44 45
Förderung von altengerechten<br />
Wohnungen<br />
Das Innenministerium fördert Modernisierung<br />
und Neubau von Miet- und Genossenschaftswohnungen,<br />
die den Lebensgewohnheiten<br />
und Wohnbedürfnissen älterer Menschen<br />
besonders entsprechen. Die geförderten<br />
Wohnungen müssen ausschließlich Personen<br />
über 60 Jahren und ihren Ehe- bzw. Lebenspartnern<br />
vorbehalten sein. Schwerpunkt der<br />
Modernisierungsförderung ist die stufenlose<br />
Erreichbarkeit des Wohnraums, die durchgehend<br />
rollstuhlgeeignete Erschließung der<br />
Wohnung, altengerechte Sanitäreinrichtungen<br />
sowie Freisitze. Die Förderung erfolgt durch<br />
die Vergabe von Darlehen. Der jeweilige<br />
Darlehensbetrag wird entsprechend der<br />
jeweiligen Investitionsbedingungen des<br />
Antragstellers vereinbart.<br />
www.ib-sh.de<br />
Finanzierung einer Wohnungsmarktanalyse<br />
in Kooperation mit<br />
den Wohnungsbaugesellschaften<br />
Die <strong>im</strong> Jahr 2004 erstellte Wohnungsmarktanalyse<br />
für die Hansestadt Lübeck bestätigt<br />
die unter „Trends und Perspektiven“ geschilderten<br />
Entwicklungen. Die enge Zusammenarbeit<br />
zwischen dem Bereich Wohnen und<br />
den Lübecker Wohnungsunternehmen führte<br />
dazu, dass die Analyse nicht nur gemeinsam<br />
in Auftrag gegeben, sondern auch zu je 50%<br />
finanziert wurde. Die Ergebnisse der Studie<br />
bekräftigen die schon laufenden Aktivitäten<br />
und ermuntern zu deren Fortführung: Abkehr<br />
vom Flächenverbrauch und Weiterentwicklung<br />
der Bestände.<br />
3.7<br />
Demographie und kommunale Finanzen<br />
Angesichts der zunehmenden Finanznot vieler<br />
Kommunen in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> werden die<br />
Gestaltungsmöglichkeiten der kommunalen<br />
Selbstverwaltung <strong>im</strong>mer geringer. Der demographische<br />
<strong>Wandel</strong> ist dabei einer von vielen<br />
Faktoren, die die Haushaltssituation der Kommunen<br />
beeinflussen. Bei der Entwicklung von<br />
Strategien und Maßnahmen, die den <strong>demographischen</strong><br />
Veränderungen Rechnung tragen,<br />
müssen daher auch <strong>im</strong>mer die finanziellen<br />
Auswirkungen berücksichtigt werden.<br />
Wie werden sich die kommunalen Einnahmen<br />
und Ausgaben bei einer stagnierenden oder<br />
gar rückläufigen Bevölkerung und einer sich<br />
ändernden Altersstruktur entwickeln?<br />
Um zur Beantwortung dieser Frage erste<br />
Anhaltspunkte geben zu können, werden in<br />
diesem Abschnitt einige wesentliche Zusammenhänge<br />
zwischen der Bevölkerungsentwicklung<br />
und den Kommunalfinanzen dargestellt.<br />
Dabei sind folgende grundlegende<br />
Aspekte zu beachten:<br />
1. Aussagen über die künftige Entwicklung<br />
der Kommunalfinanzen stehen <strong>im</strong>mer<br />
unter dem Vorbehalt möglicher Änderungen<br />
der finanzpolitischen Rahmenbedingungen.<br />
So steht eine umfassende<br />
Reform der Kommunalfinanzen noch aus,<br />
die in den nächsten Jahren umgesetzt<br />
werden könnte. Dadurch kann sich die<br />
Verteilung der staatlichen Aufgaben sowie<br />
der Einnahmen und Ausgaben zwischen<br />
Bund, Ländern und Kommunen und damit<br />
auch die kommunale Finanzausstattung<br />
grundlegend ändern. Außerdem ist in den<br />
nächsten Jahren eine Harmonisierung<br />
des Steuerrechts auf EU-Ebene, insbesondere<br />
bezogen auf die Umsatzsteuer,<br />
möglich. Auch dies würde die Finanzausstattung<br />
der Kommunen verändern.<br />
2. Die Entwicklung der kommunalen Einnahmen<br />
und Ausgaben wird von vielen,<br />
teilweise entgegengesetzt wirkenden<br />
Faktoren beeinflusst. Eine ausschließliche<br />
Betrachtung der <strong>demographischen</strong><br />
Einflussfaktoren greift daher zu kurz.<br />
3. Die Haushaltssituation der Kreise, Städte<br />
und Gemeinden in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />
unterscheidet sich zum Teil erheblich.<br />
Die spezifische wirtschaftliche Entwicklung<br />
in der jeweiligen Kommune hat entscheidenden<br />
Einfluss auf die Haushaltssituation.<br />
Daher müssen Aussagen über die künftige<br />
Entwicklung der Finanzen <strong>im</strong>mer <strong>im</strong><br />
Zusammenhang mit den lokalen Rahmenbedingungen<br />
stehen.<br />
Diese Punkte verdeutlichen, dass Aussagen<br />
über die Folgen des <strong>demographischen</strong> <strong>Wandel</strong>s<br />
für die Entwicklung der Kommunalfinanzen<br />
zunächst nur Tendenzen aufzeigen können<br />
und mit Unsicherheiten behaftet sind. Gleichwohl<br />
sind einige grundlegende Zusammenhänge<br />
zwischen der <strong>demographischen</strong> Entwicklung<br />
und den kommunalen Haushalten<br />
schon jetzt erkennbar.<br />
Auswirkungen auf der Einnahmenseite<br />
Die kommunalen Einnahmen speisen sich aus<br />
einer Vielzahl von Einnahmequellen. Neben<br />
den Zuweisungen von Bund und Land zählen<br />
dazu insbesondere die kommunalen Steuereinnahmen<br />
(insbesondere Gewerbesteuer und<br />
Grundsteuer sowie der kommunale Anteil an<br />
der Einkommens- und Umsatzsteuer) sowie<br />
Gebühren und Beiträge. Ein Teil der kommunalen<br />
Einnahmearten wird von der <strong>demographischen</strong><br />
Entwicklung allenfalls indirekt<br />
betroffen sein. Dazu zählt insbesondere die<br />
Gewerbesteuer, deren Einkommen stark von<br />
der wirtschaftlichen Entwicklung der ortsansässigen<br />
Unternehmen abhängt. Das Aufkommen<br />
aus der Grundsteuer sowie der kommunale<br />
Anteil an der Umsatzsteuer sind zwei<br />
sehr stabile Einnahmearten, die nicht direkt<br />
von der Bevölkerungsentwicklung abhängig<br />
sind. Daher ist auch in Zukunft eine von den<br />
<strong>demographischen</strong> Veränderungen weitgehend<br />
unabhängige Entwicklung dieser Einnahmequellen<br />
zu erwarten.<br />
Die Zuweisungen sind stark von der Ausgestaltung<br />
der politischen Rahmenbedingungen,<br />
insbesondere des kommunalen<br />
Finanzausgleichs, geprägt. Einige Tendenzen<br />
bezüglich des Zusammenhangs von demographischer<br />
Entwicklung und der Entwicklung<br />
der Zuweisungen sind schon jetzt deutlich.<br />
Denn der Verteilungsmechanismus der<br />
Schlüsselzuweisungen zwischen den Kommunen<br />
ist stark an der Anzahl der Einwohnerinnen<br />
und Einwohner in den Kommunen<br />
orientiert, so dass sich Bevölkerungsveränderungen<br />
direkt in der Höhe der Zuweisungen<br />
niederschlagen. Allerdings kann dieser Effekt<br />
durch Veränderungen des Verteilungsmechanismus<br />
und der Schlüsselmasse <strong>im</strong> Kommunalen<br />
Finanzausgleich verändert werden.<br />
Wohnungsmarktanalyse<br />
Hansestadt Lübeck<br />
Bereich Wohnen<br />
Frau Habeck<br />
Telefon: 0451.122-6428<br />
46 47
Bei der Abschätzung der künftigen Entwicklung<br />
der Einkommensteuer sind zwei gegenläufige<br />
Trends zu beachten. So sinkt einerseits<br />
die Zahl der Personen <strong>im</strong> erwerbsfähigen<br />
Alter und damit auch die Anzahl der Einkommensteuerzahler.<br />
Dies kann dann zu einem<br />
sinkenden Einkommensteueraufkommen<br />
führen, wenn das Pro-Kopf-Einkommen nicht<br />
wesentlich ansteigt. Andererseits kann die<br />
nach gelagerte Rentenbesteuerung zusätzliche<br />
Einkommensteuereinnahmen bewirken.<br />
Daraus lassen sich somit keine generellen<br />
Aussagen über das künftige Volumen des<br />
kommunalen Einkommensteueranteils ableiten.<br />
Zusätzlich ist die Verteilung dieser<br />
Einnahmenart zwischen den Kommunen zu<br />
beachten. Die Verteilung des kommunalen<br />
Einkommensteueranteils erfolgt <strong>im</strong> Wesentlichen<br />
nach der Anzahl der Einkommensteuerzahler<br />
und dem Einkommensteueraufkommen.<br />
Regional unterschiedliche<br />
Bevölkerungsentwicklungen können daher<br />
zu einer Umverteilung des kommunalen<br />
Einkommensteueranteils zwischen den<br />
Kommunen führen. Dabei hätten Kommunen<br />
mit einer rückläufigen Anzahl an Einkommensteuerzahlern<br />
Einnahmeverluste zu verkraften.<br />
Der demographische <strong>Wandel</strong> wird sich auch<br />
auf die kommunalen Gebührenhaushalte<br />
auswirken. Bei kostendeckend wirtschaftenden<br />
Einheiten, dies betrifft beispielsweise<br />
die Abwasserentsorgung, führt der Rückgang<br />
der Bevölkerung zu einer steigenden Gebührenbelastung,<br />
weil die laufenden Kosten der<br />
Infrastruktureinrichtungen auf die geringer<br />
werdende Anzahl der verbleibenden Nutzerinnen<br />
und Nutzer verteilt werden. Dies gilt<br />
nur eingeschränkt für die Gebührenhaushalte<br />
ohne Kostendeckungsprinzip, wie sie beispielsweise<br />
für den Kulturbereich typisch<br />
sind. Hier kann der Bevölkerungsrückgang<br />
zu geringeren Gebühreneinnahmen und damit<br />
zu geringeren Kostendeckungsgraden und<br />
steigenden Haushaltsbelastungen führen.<br />
Gleichzeitig würde dann der Druck auf diese<br />
Einrichtungen steigen, den Kostendeckungsgrad<br />
zu erhöhen. Deshalb sollten bereits jetzt<br />
Maßnahmen ergriffen werden, bei denen eine<br />
generationengerechte Kommunalabgabenerhebung<br />
durchgesetzt wird und anstehende<br />
Reinvestitionsmaßnahmen nicht auf zukünftige<br />
Generationen verlagert werden.<br />
Auswirkungen auf der Ausgabenseite<br />
Die Sozial- und die Personalausgaben<br />
machen den größten Teil der kommunalen<br />
Ausgaben aus.<br />
Bei den Sozialausgaben ist aufgrund der<br />
Verschiebung der Altersstruktur und des<br />
Rückgangs der Bevölkerung mit veränderten<br />
Ausgaben in Teilbereichen der kommunalen<br />
Sozialausgaben zu rechnen. So können die<br />
Ausgaben der Kommunen in der Jugendhilfe<br />
aufgrund der rückläufigen Zahl der Kinder<br />
und Jugendlichen zurückgehen.<br />
Inwiefern durch das Inkrafttreten des SGB II<br />
eine tatsächliche und dauerhafte Entlastung<br />
der Kommunen entsteht, die den Kommunen<br />
in Höhe von jährlich 2,5 Milliarden Euro zugesichert<br />
wurde, ist derzeit nicht absehbar.<br />
Ebenfalls kann noch nicht abgeschätzt werden,<br />
ob mittel- bis langfristig eine weitere<br />
Entlastung für die Kommunen möglich ist,<br />
wenn es <strong>im</strong> Zuge der sinkenden Anzahl<br />
von Personen <strong>im</strong> erwerbsfähigen Alter zu<br />
einer Entspannung am Arbeitsmarkt kommen<br />
sollte. Dann könnte auch die Zahl der Langzeitarbeitslosen,<br />
für die die Kommunen und<br />
der Bund die Leistungen zur Unterkunft<br />
finanzieren, zurückgehen.<br />
Die Alterung der Bevölkerung kann aber auch<br />
zu einem Anstieg der Sozialausgaben führen,<br />
weil mit einer wachsenden Anzahl älterer<br />
Menschen auch die Ausgaben <strong>im</strong> Rahmen<br />
des SGB XII (Grundsicherung <strong>im</strong> Alter) steigen<br />
können. Dies gilt insbesondere dann, wenn<br />
die Altersarmut ansteigt. Diese Entwicklung<br />
kann sich insbesondere aus der verschlechterten<br />
Absicherung <strong>im</strong> Alter durch die gesetzliche<br />
Rentenversicherung ergeben.<br />
Außerdem können Remanenzkosteneffekte<br />
dann zu einer zusätzlichen finanziellen Belastung<br />
der Kommunen führen, wenn nicht<br />
rechtszeitig durch Kapazitätsanpassungen<br />
gegengesteuert wird. Dies gilt beispielsweise<br />
für die Personalausgaben. So ist es möglich,<br />
dass bei einer sinkenden Nachfrage nach<br />
öffentlichen Dienstleistungen, die sich aus<br />
einer schrumpfenden Bevölkerung ergeben<br />
kann, aus personalrechtlichen und sozialpolitischen<br />
Gründen der Personalbestand nicht<br />
schnell genug gesenkt werden kann. Entsprechend<br />
wird dann der bestehende Personalstock<br />
der Kommunen von einer sinkenden<br />
Zahl von Einwohnerinnen und Einwohnern<br />
zu finanzieren sein. Eine langfristig ausgerichtete<br />
Bedarfsplanung kann allerdings entsprechende<br />
Kostenbelastungen verhindern.<br />
Aus dem <strong>demographischen</strong> <strong>Wandel</strong> können<br />
sich zudem neue Aufgaben und damit auch<br />
Ausgaben für die Kommunen ergeben. Dazu<br />
zählen beispielsweise kommunale Integrationsleistungen.<br />
Die wachsende Bedeutung<br />
von Integrationspolitik auf kommunaler Ebene,<br />
beispielsweise <strong>im</strong> Rahmen des Zuwanderungsgesetzes,<br />
kann zu weiteren Ausgabenbelastungen<br />
führen, wenn diese Integrationsaufgaben<br />
nicht durch Dritte übernommen<br />
werden können.<br />
Die unsichere Entwicklung von Einnahmen<br />
und Ausgaben verdeutlicht, dass eine langfristige<br />
Planung der kommunalen Leistungen<br />
und Finanzen künftig <strong>im</strong>mer wichtiger wird,<br />
um Anpassungskosten <strong>im</strong> Zuge des <strong>demographischen</strong><br />
<strong>Wandel</strong>s zu vermeiden bzw. soweit<br />
wie möglich zu verringern. Dazu kann, <strong>im</strong><br />
Sinne einer intergenerativen Haushaltsgerechtigkeit,<br />
auch die Einführung eines doppischen<br />
Rechnungssystems beitragen. Hiermit lassen<br />
sich die Kreditbelastungen einer Kommune<br />
dem kommunalen Vermögen gegenüberstellen.<br />
So wird transparent, welche Belastungen<br />
bzw. Werte den künftigen Generationen<br />
„vererbt“ werden. Dies ist insbesondere<br />
von Bedeutung, weil die Pro-Kopf-Verschuldung<br />
der Kommunen bei einer sinkenden<br />
Bevölkerung ohne entscheidende Konsolidierungserfolge<br />
weiter ansteigen wird. Die<br />
derzeit katastrophale Finanzsituation, aber<br />
auch die unsichere künftige Entwicklung<br />
der Kommunalfinanzen macht es ebenfalls<br />
erforderlich, dass die Kommunen entsprechend<br />
des Vorsichtsprinzips an ihren Konsolidierungsbemühungen<br />
festhalten.<br />
48<br />
49
4.<br />
Strategiezyklus und Tipps<br />
für die Umsetzung in den Kommunen<br />
Wie können Kommunen in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />
auf den <strong>demographischen</strong> <strong>Wandel</strong> reagieren?<br />
Welche Handlungsmöglichkeiten gibt es überhaupt<br />
und was lässt sich auf kommunaler<br />
Ebene gestalten?<br />
Da die regionalen Unterschiede hinsichtlich<br />
der Bevölkerungsentwicklung beispielsweise<br />
zwischen den kreisfreien Städten, dem Hamburger<br />
Umland und den ländlichen Räumen<br />
zum Teil recht groß sind, gibt es keine Patentrezepte<br />
für die vielfältigen Problemlagen.<br />
Vielmehr müssen die Kommunen individuelle<br />
Lösungen entwickeln, die den spezifischen<br />
Problemen vor Ort gerecht werden. Hierbei<br />
kann ein intensiver Austausch zwischen Kommunen<br />
mit ähnlichen Rahmenbedingungen<br />
förderlich sein oder auch die interkommunale<br />
Zusammenarbeit von Kommunen einer Region<br />
zu pragmatischen Konzepten führen und somit<br />
die kommunalen Handlungsmöglichkeiten<br />
erweitern. So haben sich bereits viele ländliche<br />
Gemeinden <strong>im</strong> Rahmen der Ländlichen<br />
Struktur- und Entwicklungsanalysen (LSE)<br />
gemeinsam mit ihren Nachbarn in Städten und<br />
Dörfern Gedanken über die wirtschaftliche,<br />
kulturelle und ökologische Zukunft gemacht.<br />
Für den Erhalt der Lebensqualität in den Kommunen<br />
<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>s ist es notwendig,<br />
bei allen Planungen und Entscheidungen<br />
die demographische Entwicklung <strong>im</strong> Blick<br />
zu haben. Dies erfordert vernetztes Denken<br />
und fachübergreifendes Handeln von Politik<br />
und Verwaltung. Auch die Einbindung von<br />
Vereinen, Verbänden und und Unternehmen<br />
sowie engagierten Bürgerinnen und Bürgern<br />
kann neue Perspektiven eröffnen. Da der<br />
demographische <strong>Wandel</strong> nahezu alle kommunalen<br />
Handlungsfelder – von der Altenpflege<br />
über Kinderbetreuung bis zum Wohnungsbau<br />
– betrifft, stellt sich die Frage, wie ein solcher<br />
Prozess zu gestalten und zu koordinieren ist<br />
und wer wie und wann eingebunden werden<br />
sollte. Hierbei ist zu beachten, dass es nicht<br />
darum gehen kann, kurzfristig Entscheidungen<br />
zu treffen, sondern vielmehr darum, bei<br />
künftigen kommunalen Entscheidungen den<br />
<strong>demographischen</strong> <strong>Wandel</strong> regelmäßig zu<br />
berücksichtigen. Hierbei handelt es sich also<br />
um eine kommunale Daueraufgabe, die Zeit<br />
und Ressourcen kostet, jedoch mittel- bis<br />
langfristig gesehen eine Investition in die<br />
Zukunft darstellt.<br />
Nachfolgend wird ein idealtypischer Strategiezyklus<br />
vorgestellt, der aufzeigt, wie das<br />
Thema demographischer <strong>Wandel</strong> in Verwaltung,<br />
Politik und Bürgerschaft verankert werden<br />
kann. Dieser Zyklus ist ein Instrument<br />
bzw. ein modellhafter Prozess. Er soll den<br />
Verantwortlichen der Kommunen Anregungen<br />
geben, wie das Thema Demographie ressortübergreifend<br />
in Planungen und Projekte integriert<br />
werden könnte. Je nach Stand der individuellen<br />
Diskussion in einer Kommune oder<br />
der Erfahrungen mit integrierten Planungen<br />
und Prozessen müssen nicht alle Phasen eingehalten<br />
werden.<br />
Strategiezyklus<br />
Der Strategiezyklus gliedert sich in sechs<br />
Phasen. Im Folgenden werden die Ziele<br />
dieser verschiedenen Phasen erläutert und<br />
zahlreiche Vorschläge für konkrete Maßnahmen<br />
und Tipps zur praxisnahen Umsetzung<br />
näher beschrieben.<br />
Phase 1:<br />
Sensibilisierung der Entscheidungsträger<br />
Obwohl das Thema demographischer <strong>Wandel</strong><br />
derzeit hochaktuell ist und von vielen Medien<br />
aufgegriffen wird, lässt sich dennoch feststellen,<br />
dass es auf kommunaler Ebene und auch<br />
in der breiten Öffentlichkeit noch große Unterschiede<br />
hinsichtlich des Informationsstandes<br />
gibt. Während die Städte in Ostdeutschland<br />
bereits die Folgen des <strong>demographischen</strong> <strong>Wandel</strong>s<br />
abfedern müssen, beschäftigen sich viele<br />
westdeutsche Kommunen noch nicht mit den<br />
langfristigen Entwicklungen. Als Querschnittsthema<br />
wird der demographische <strong>Wandel</strong><br />
bisher nur von einigen wenigen Kommunen<br />
behandelt. Dies gilt auch für viele Kommunen<br />
in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>.<br />
Ein zentraler Erfolgsfaktor ist daher, das Problembewusstsein<br />
für die Folgen des <strong>demographischen</strong><br />
<strong>Wandel</strong>s bei den kommunalen<br />
Entscheidungsträgerinnen und -trägern sowie<br />
Multiplikatorinnen und Multiplikatoren zu<br />
stärken. Diese stehen vor dem systembedingten<br />
Problem, dass die Konsequenzen<br />
des <strong>demographischen</strong> <strong>Wandel</strong>s erst deutlich<br />
nach Ablauf des jeweiligen Mandats wirksam<br />
werden und dass gleichzeitig wegen des<br />
langen Planungshorizonts – beispielsweise<br />
von Infrastruktur – frühzeitige, teilweise<br />
unpopuläre Entscheidungen notwendig sind.<br />
Was soll erreicht werden?<br />
Ziel der ersten Phase ist es, alle relevanten<br />
Entscheidungsträger und Multiplikatoren<br />
möglichst umfassend über die <strong>demographischen</strong><br />
Entwicklungen und Auswirkungen in<br />
ihrer Kommune zu informieren und zu sensibilisieren.<br />
Hierfür können zum Beispiel die<br />
Daten und Fakten, die in Kapitel 2 aufbereitet<br />
sind, als Ausgangspunkt genutzt werden.<br />
Die Information und Kommunikation sollte<br />
jedoch kein einmaliges Ereignis, sondern eine<br />
kontinuierliche Aufgabe sein. Nur durch eine<br />
beständige Öffentlichkeitsarbeit bleibt das<br />
Thema demographischer <strong>Wandel</strong> <strong>im</strong> Bewusstsein<br />
der Beteiligten, verdeutlicht den Handlungsbedarf<br />
und weckt <strong>im</strong> Idealfall Interesse,<br />
sich an Projekten zu beteiligen.<br />
Parallel zur Information und Sensibilisierung<br />
sollte entschieden werden, wie ein möglicher<br />
Prozess „demographischer <strong>Wandel</strong>“ in der<br />
Verwaltung organisiert werden kann. Grundsätzlich<br />
ist es empfehlenswert, Demographie<br />
zur Chefsache zu erklären. Daher sollte die<br />
Verwaltungsleitung auch den Prozess führen.<br />
50 51
Wie wird es gemacht?<br />
Prozessorganisation<br />
Hierfür gibt es verschiedene Möglichkeiten:<br />
• die Schaffung oder Ernennung<br />
einer/eines Demographie Beauftragten<br />
• die Etablierung einer ressortübergreifenden<br />
Arbeitsgruppe<br />
• die Einrichtung eines Projektes<br />
Wichtig ist, das Projektziel oder den Arbeitsgruppenauftrag<br />
konkret zu benennen, zum<br />
Beispiel Überprüfung der Relevanz und Finanzierbarkeit<br />
von kommunalen Investitionen<br />
vor dem Hintergrund der veränderten Bevölkerungsstruktur<br />
bis 2020.<br />
Verbindet die Kommune jedoch eher negative<br />
Erfahrungen mit Arbeitsgruppen oder<br />
Projekten (besonders bei abstrakten, übergeordneten<br />
Themen), sollten pragmatische<br />
Lösungen gesucht werden. Hier bietet sich<br />
an, das Thema als Querschnittsaufgabe in<br />
allen Fachbereichen zu verankern und in<br />
die bereits vorhandenen Planungsprozesse<br />
und -konzepte einzubinden. Ob integrierte<br />
Stadtentwicklungskonzepte, Ländliche<br />
Struktur- und Entwicklungsanalysen, Stadt-<br />
Umland-Konzepte, Regionale Entwicklungskonzepte,<br />
Flächennutzungsplanung oder<br />
Sozialplanungen – alle diese Instrumente<br />
und Konzepte sollten die Auswirkungen<br />
der <strong>demographischen</strong> Veränderungen berücksichtigen<br />
(vgl. auch Kapitel 5).<br />
Eine mögliche Gefahr bei dieser Organisationsform<br />
ist die tendenzielle Unverbindlichkeit.<br />
Vorteil einer Arbeitsgruppe oder eines Projektes<br />
ist die klare Benennung von Verantwortlichen,<br />
die den Prozess treiben und überprüfen.<br />
Tipps für die Umsetzung<br />
• Demographie braucht eine/einen<br />
Promoterin/Promoter.<br />
Die Verwaltungsspitze sollte<br />
den Prozess unterstützen, wenn<br />
nicht gar zur Chefsache machen<br />
• Vermeiden Sie eine aufwändige<br />
Projekt- oder Prozessorganisation<br />
Nutzen Sie wenn möglich<br />
bestehende Strukturen<br />
• Legen Sie klare, terminierte Ziele,<br />
Aufgaben und Verantwortlichkeiten fest<br />
• Mittelfristig sollte die Beschäftigung<br />
mit dem <strong>demographischen</strong> <strong>Wandel</strong><br />
keinen Projektcharakter haben,<br />
sondern fest in der Verwaltung<br />
verankert werden<br />
Information und Kommunikation<br />
In dieser Phase sollte festgelegt werden, mit<br />
welchen Maßnahmen und Medien die verschiedenen<br />
Zielgruppen der Kommune angesprochen<br />
und wie diese umgesetzt werden.<br />
Das Thema demographischer <strong>Wandel</strong> ist komplex<br />
und hat viele Facetten. Diese Komplexität<br />
muss auf jeden Fall zum richtigen Zeitpunkt<br />
auch dargestellt werden. Am Anfang sollte die<br />
Information jedoch nicht mit zu vielen Details<br />
und Daten überfrachtet werden und eher<br />
plakativ sein. Ein Leitmotiv der Kommunikation<br />
könnte beispielsweise sein: Den <strong>demographischen</strong><br />
<strong>Wandel</strong> gestalten meint Lebensqualität<br />
zu erhalten und in die Zukunft zu investieren.<br />
Welche Maßnahmen eignen sich?<br />
Infoveranstaltung<br />
Konferenz, Podiumsdiskussion, Zukunftsforum,<br />
Bürgerforum – für eine zentrale Veranstaltung<br />
gibt es viele Varianten. Jede<br />
Kommune sollte zunächst klären, wer mit<br />
der Veranstaltung angesprochen werden soll<br />
(Verwaltung und Politik, Expertinnen und<br />
Experten, lokale Akteurinnen und Akteure<br />
aus Vereinen und Verbänden, Bürgerschaft<br />
oder alle gemeinsam) und welche Ressourcen<br />
für die Realisierung zur Verfügung stehen.<br />
Danach sollte die entsprechende Veranstaltungsform<br />
ausgewählt werden. Steht zum<br />
Beispiel der Dialog mit Bürgerinnen und Bürgern<br />
<strong>im</strong> Mittelpunkt, eignet sich ein Bürgerforum<br />
mit interaktiven Elementen. Für Strategiediskussionen<br />
empfehlen sich hingegen<br />
eher Workshops, an denen Vertreterinnen<br />
und Vertreter aus Verwaltung und Politik<br />
teilnehmen sollten.<br />
Die Landeshauptstadt Kiel veranstaltet zum<br />
Beispiel die Reihe „Kieler Demografie-Konferenzen“<br />
für Vertreterinnen und Vertreter aus<br />
Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Im Mittelpunkt<br />
der Veranstaltungen stehen Fragen<br />
wie zum Beispiel, welche Folgen hat die<br />
Bevölkerungsentwicklung für die kommunalen<br />
Finanzen und für die Infrastrukturen oder wie<br />
werden die Generationen zusammenleben.<br />
Auch die Stadt Büdelsdorf hat bereits eine<br />
Veranstaltung zum <strong>demographischen</strong> <strong>Wandel</strong><br />
initiiert. Auf dem Wirtschaftsforum 2004<br />
diskutierten Vertreterinnen und Vertreter aus<br />
Wirtschaft und Handwerk die Auswirkungen<br />
der <strong>demographischen</strong> Entwicklungen auf den<br />
Lebens- und Wirtschaftsraum Rendsburg, um<br />
somit rechtzeitig eine demographiegerechte<br />
Ausrichtung der Arbeitsmarkt- und Personalpolitik<br />
anzustoßen.<br />
Eine besondere Form der Informationsveranstaltung<br />
realisierte das Amt Preetz-Land:<br />
Im Rahmen eines Planspiels sensibilisierte<br />
das Amt seine Bürgerinnen und Bürger und<br />
nutzte dies als Auftakt für die LSE „Untersuchung<br />
der <strong>demographischen</strong> Entwicklung“<br />
(vgl. auch Seite 64).<br />
Natürlich kann nicht jede Gemeinde oder<br />
Stadt solche Veranstaltungen mit externen<br />
Referentinnen und Referenten organisieren.<br />
Auch hier empfiehlt sich die Zusammenarbeit<br />
und regionale Vernetzung mit angrenzenden<br />
Kommunen, den kommunalen Landesverbänden,<br />
regionalen Entwicklungsinitiativen oder<br />
der Landesregierung, um eventuell gemeinsam<br />
regionale oder überregionale Veranstaltungen<br />
zu organisieren.<br />
Infomaterial und Medien<br />
Internet, Broschüren, Faltblätter, Plakate oder<br />
auch eine originelle Postkartenaktion – es gibt<br />
viele Möglichkeiten auf das Thema aufmerksam<br />
zu machen.<br />
Das Internet ist eine kostengünstige Variante,<br />
da hier die Webseite der Kommune genutzt<br />
werden kann.<br />
Eine Broschüre oder Faltblatt als Basisinformation<br />
ist meist sinnvoll. Es ist aber zu prüfen,<br />
für welche Zielgruppe die Broschüre erstellt<br />
werden soll.<br />
Der Kreis Ostholstein hat sich ebenfalls dem<br />
Thema angenommen. So hat der Landrat<br />
mit einem Pressegespräch Anfang April 2005<br />
den Startschuss zu einer intensiven Beschäftigung<br />
mit der <strong>demographischen</strong> Entwicklung<br />
in allen Fachdiensten der Verwaltung und auf<br />
der kommunalen Ebene gegeben.<br />
Stadt Büdelsdorf<br />
Herr Grabau<br />
Telefon: 04331.355-140<br />
Kreis Ostholstein<br />
Herr Weppler<br />
Telefon: 04521.788-380<br />
52 53
Pressearbeit<br />
Kontinuierliche Pressearbeit ist ein Muss und<br />
die beste Möglichkeit, die verschiedenen Zielgruppen<br />
mit möglichst wenig Aufwand zu<br />
erreichen. Ob Fachzeitschriften oder die lokale<br />
Tageszeitung – Printmedien eignen sich besonders<br />
gut, um das Thema demographischer<br />
<strong>Wandel</strong> in die Öffentlichkeit zu transportieren.<br />
Tipps für die Umsetzung<br />
• Infoveranstaltungen eignen sich<br />
besonders gut als Sensibilisierungsmaßnahme<br />
für verschiedene Zielgruppen.<br />
Binden Sie externe Referentinnen und<br />
Referenten sowie eventuell eine/einen<br />
Moderatorin/Moderator ein. Begleitende<br />
Pressearbeit zur Ankündigung und<br />
Nachbereitung schafft entsprechende<br />
Aufmerksamkeit<br />
• Suchen Sie sich Kooperationspartnerinnen<br />
und -partner für die Erstellung<br />
von Infomaterial<br />
Wer macht es?<br />
Die Federführung für den gesamten Prozess<br />
sollte generell bei der Verwaltung liegen.<br />
In enger Abst<strong>im</strong>mung mit der Politik sollte<br />
vereinbart werden, wie das Thema demographischer<br />
<strong>Wandel</strong> organisiert wird und wer<br />
dafür verantwortlich ist. Darüber hinaus ist es<br />
ratsam, früh Multiplikatorinnen und Multiplikatoren<br />
aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft,<br />
Vereinen, Verbänden und der Bürgerschaft zu<br />
gewinnen, die in den verschiedenen Phasen<br />
unterschiedliche Rollen einnehmen können.<br />
Phase 2:<br />
Analyse der Ausgangssituation<br />
wichtiger Handlungsfelder<br />
Wie können Kommunen zu Erkenntnissen<br />
über ihre Ausgangssituation gelangen?<br />
Welche Ausgangsbedingungen bestehen<br />
in den verschiedenen Handlungsfeldern,<br />
um den <strong>demographischen</strong> Herausforderungen<br />
zu begegnen?<br />
Ob eine Kommune die Chancen, die mit dem<br />
<strong>demographischen</strong> <strong>Wandel</strong> verbunden sind,<br />
nutzen kann oder ob sie Gefahr läuft, vor<br />
allem von den Risiken betroffen zu sein,<br />
hängt auch von der derzeitigen Ausgangslage<br />
der Kommune ab. Für die Wahl einer geeigneten<br />
Strategie, um diesen Herausforderungen<br />
begegnen zu können, sind umfassende<br />
Kenntnisse der jeweiligen Ausgangslage die<br />
zentrale Voraussetzung.<br />
Was soll erreicht werden?<br />
Ziel dieser Phase ist es, umfassende und<br />
verlässliche Kenntnisse über die Auswirkungen<br />
des <strong>demographischen</strong> <strong>Wandel</strong>s in den<br />
unterschiedlichen Handlungsfeldern zu ermitteln.<br />
Eine sorgfältige Analyse der Ausgangssituation<br />
ist von grundlegender Bedeutung<br />
für den gesamten Strategieprozess. Die Analyse<br />
ist außerdem Basis für die anschließende<br />
Entwicklung von Szenarien, Strategien<br />
sowie Zieldefinitionen und Maßnahmen zu<br />
ihrer Umsetzung.<br />
Dazu ist es wichtig, die Analyse möglichst<br />
genau auf die lokalen Gegebenheiten und<br />
Bedürfnisse abzust<strong>im</strong>men.<br />
Wie wird es gemacht?<br />
Auswahl der Analysefelder<br />
Vor Beginn der Analyse sollten die zu untersuchenden<br />
Themenfelder in enger Abst<strong>im</strong>mung<br />
mit Entscheidungsträgerinnen und<br />
-trägern in der Kommune und beispielsweise<br />
einer Projektgruppe, die für das Thema<br />
„demographischer <strong>Wandel</strong>“ zuständig ist,<br />
festgelegt werden. Folgende Themenfelder<br />
können in Anlehnung an Kapitel 3 Gegenstand<br />
der Analyse sein:<br />
• Wirtschaftsstruktur und Arbeitsmarkt<br />
• Soziale Infrastruktur, insbesondere<br />
Bildung, Kinder- und Altenbetreuung<br />
• Technische Infrastruktur<br />
• Nahversorgung und öffentliche<br />
Dienstleistungen<br />
• Mobilität<br />
• Wohnungswesen<br />
Die Auswahl der Themenfelder sollte dabei die<br />
spezifischen Gegebenheiten und Handlungsmöglichkeiten<br />
der Kommune berücksichtigen.<br />
Datensammlung<br />
Grundlage für die Analyse in diesen Handlungsfeldern<br />
ist die Vergegenwärtigung der<br />
Bevölkerungsentwicklung und damit zusammenhängender<br />
Grunddaten (zum Beispiel<br />
Wanderungen, Haushalte). In der Regel<br />
handelt es sich dabei um Daten der amtlichen<br />
Statistik (vgl. Kapitel 2). Darüber hinaus sind<br />
zur Analyse der Handlungsfelder auch Daten<br />
anderer Stellen und Einrichtungen erforderlich,<br />
die ggf. in den Kommunen nicht vorliegen.<br />
Hier könnten folgende Kooperationspartnerinnen<br />
und -partner bei der Datenrecherche<br />
behilflich sein:<br />
Auch die Handlungsfelder- und Szenariomatrix<br />
aus dem K.E.R.N.-Projekt kann hilfreich für die<br />
Datenaufbereitung sein (vgl. www.kern.de und<br />
Phase 3 in diesem Kapitel).<br />
Rambøll Management hat ein Kennzahlenset<br />
„Demographischer <strong>Wandel</strong>“ entwickelt,<br />
mit dem sich Kommunen <strong>im</strong> Rahmen<br />
der Datenbank Kommunal Kompakt!<br />
(www.kommunal-kompakt.de) vergleichen<br />
können. Außerdem kann das Kennzahlenset<br />
unter demographie@r-m.com kostenlos<br />
angefordert werden und somit als Hilfe für<br />
die Datenaufbereitung genutzt werden.<br />
Die Bertelsmann Stiftung entwickelt zurzeit<br />
Indikatoren (Wegweiser demographischer<br />
<strong>Wandel</strong>), die voraussichtlich <strong>im</strong> Herbst 2005 <strong>im</strong><br />
Internet verfügbar sind (www.aktion2050.de).<br />
Neben der Rückschau und der daraus abgleiteten<br />
Trendfortschreibung muss auch der überörtliche<br />
bzw. regionale Kontext berücksichtigt<br />
werden. Ein kontinuierliches Berichtswesen<br />
(siehe Kapitel 5) kann dafür eine Basis liefern.<br />
• Lokale Wohnungswirtschaft<br />
• Ortsansässige Unternehmen<br />
• Industrie- und Handelskammer<br />
• Handwerkskammer<br />
• Gewerkschaften<br />
• Sozialverbände<br />
• Lokale Vereine<br />
• Bildungseinrichtungen<br />
• Benachbarte Gemeinden<br />
54 55
Checkliste Handlungsfelder (1):<br />
Auf diese Fragen sollten Sie Antworten finden.<br />
Arbeitsmarkt<br />
• Wie entwickelt sich die Zahl der Personen<br />
<strong>im</strong> erwerbsfähigen Alter?<br />
• Welche Branchen/Sektoren sind von einem<br />
Rückgang des Erwerbspersonenpotentials<br />
besonders betroffen?<br />
• Wie beeinflusst Zu- und Abwanderung<br />
das Erwerbspersonenpotential?<br />
• In welchen Branchen ist ein Fachkräftemangel<br />
zu erwarten? Welchen Service zur Bestandspflege<br />
bietet Ihre Kommunalverwaltung<br />
den Unternehmen vor Ort an?<br />
• Wie beurteilen Sie die Abst<strong>im</strong>mung zwischen<br />
Ihrer kommunalen Wirtschaftsförderung,<br />
des Kreises und des Landes?<br />
Wirtschaftsstruktur<br />
• Welche örtlichen Faktoren beeinflussen<br />
eine ausgewogene Wirtschaftsstruktur?<br />
• Welche Aktivitäten entwickeln Sie für<br />
die Anwerbung von Neuansiedlungen?<br />
• Wie ist die wirtschaftsrelevante Einwerbung<br />
von Fördermitteln des Landes, des Bundes<br />
und der EU organisiert?<br />
• Wie ist die Eigentümerstruktur der Unternehmen?<br />
• Auf welchen Märkten sind die Unternehmen<br />
aktiv (Export, Binnenmarkt)?<br />
• Welche Branchen dominieren<br />
die Wirtschaftsstruktur?<br />
Datenauswertung<br />
Je nachdem, ob es sich bei der Kommune<br />
um eine wachsende, stagnierende oder<br />
schrumpfende Kommune handelt, ergeben<br />
sich unterschiedliche Fragestellungen für<br />
die Analyse der Ausgangssituation. Ebenfalls<br />
entscheidend ist eine Unterscheidung der<br />
zu untersuchenden Handlungsfelder <strong>im</strong><br />
Hinblick auf die Zuständigkeit und die Beeinflussbarkeit<br />
durch die Kommune.<br />
Auf diesen Seiten und auf der Seite 58<br />
befinden sich Checklisten mit möglichen<br />
Untersuchungsfragen zur Analyse der Ausgangssituation<br />
in den zentralen kommunalen<br />
Handlungsfeldern, wie sie in Kapitel 3<br />
beschrieben wurden. Diese Liste kann als<br />
Anregung für die Datenaufbereitung und<br />
Strukturierung der Analyse dienen.<br />
Für alle Handlungsfelder sollten bei der Auswertung<br />
die zwei folgenden übergeordneten<br />
Leitfragen berücksichtigt werden:<br />
• Welche zukünftigen Anforderungen an<br />
Ihre Kommune erkennen Sie und welche<br />
Maßnahmen ergreifen Sie?<br />
• Welche Kooperationsmöglichkeiten mit<br />
Ihren Nachbargemeinden halten Sie für<br />
zukunftsfähig? Wie gestalten Sie aktiv<br />
den Kooperationsprozess? Welche Unterstützung<br />
ist hierfür erforderlich?<br />
Die Rechercheergebnisse sollten hinsichtlich<br />
wichtiger Trends analysiert werden, welche<br />
die weitere Entwicklung der jeweiligen Handlungsfelder<br />
prägen könnten.<br />
Außerdem kann eine Systematisierung der<br />
gesammelten Informationen mit Hilfe einer<br />
SWOT-Analyse (siehe auch Phase 6) nach<br />
den Kriterien Stärken, Schwächen, Chancen,<br />
Risiken die Bewertung der Ausgangssituation<br />
erleichtern.<br />
Dieses Vorgehen vereinfacht die spätere<br />
Erarbeitung von Zielen und Strategien, mit<br />
denen Kommunen auf die Herausforderungen<br />
des <strong>demographischen</strong> <strong>Wandel</strong>s reagieren<br />
können (siehe Phase 4). In dieser Phase wird<br />
dann zu diskutieren sein, wie künftige Chancen<br />
des <strong>demographischen</strong> <strong>Wandel</strong>s zu nutzen<br />
bzw. künftige Risiken zu vermeiden sind und<br />
ob eher bestehende Stärken ausgebaut oder<br />
Schwächen reduziert werden sollten. Die<br />
folgende Abbildung zeigt schematisch dieses<br />
Auswertungsschema am Beispiel des Handlungsfeldes<br />
Wohnen.<br />
Handlungsfeld Wohnen<br />
Stärken<br />
• Gute ÖPNV<br />
Anbindung der<br />
Wohngebiete<br />
Chancen und Risiken<br />
Schwächen<br />
• Modernisierungsbedarf<br />
in Teilbereichen<br />
• Attraktive Konversionsfläche<br />
• Abwanderung durch Neuausweisung<br />
von großen Wohngebieten<br />
in Nachbargemeinde<br />
Wer macht es?<br />
Für die Datensammlung und -aufbereitung zur<br />
Analyse der kommunalen Handlungsfelder ist<br />
die Festlegung einer klaren Zuständigkeit in<br />
der Verwaltung wichtig. Damit kann sichergestellt<br />
werden, dass einmal durchgeführte<br />
Analysen in regelmäßigen Abständen aktualisiert<br />
werden.<br />
Bei der Zuordnung von Verantwortlichkeiten<br />
sollten die bisherigen Verwaltungsstrukturen<br />
genutzt werden. In diesem Zusammenhang<br />
sollte auch geklärt werden, wer für das Controlling<br />
der Maßnahmen und die Überprüfung<br />
der Zielerreichung verantwortlich ist (siehe<br />
Phase 6 und Kapitel 5 - Berichtswesen).<br />
Checkliste Handlungsfelder (2):<br />
Auf diese Fragen sollten Sie Antworten finden.<br />
Soziale Infrastruktur<br />
• Welche Informationen haben Sie zum künftigen<br />
Bedarf an Schul- und Kindergartenplätzen,<br />
auch mit Ganztagsbetreuung?<br />
• Wie wirken sich die <strong>demographischen</strong><br />
Veränderungen auf die berufliche Bildung aus?<br />
• Wie schätzen Sie den künftigen Bedarf an Tages-,<br />
Kurzzeit- und stationären Pflegeplätzen ein?<br />
• Wie hoch ist der Anteil der Pflegebedürftigen,<br />
die in der Familie gepflegt werden?<br />
• Welche Informationen haben Sie über die Bedarfsgerechtigkeit<br />
der medizinischen Versorgung?<br />
• Welche kulturellen Angebote in Ihrer Kommune<br />
sollten unbedingt erhalten werden? Welche fehlen?<br />
• Welche kulturellen Angebote sind speziell für ältere<br />
Menschen attraktiv?<br />
Technische Infrastruktur<br />
• Welche Informationen haben Sie zur Beurteilung<br />
von Quantität und Qualität der Versorgung in den<br />
Sparten Strom, Gas, Wasser und Telekommunikation<br />
sowie der Abwasserentsorgung?<br />
• Wie beurteilen Sie die Auslastung und den<br />
technischen Stand insbesondere der Anlagen<br />
zur Abwasserentsorgung? Auf welchem Stand<br />
ist Ihr Generalentwässerungsplan?<br />
• Welche Anspassung der Kapazitäten ist<br />
mittel- bis langfristig notwendig?<br />
Wohnen<br />
• Welche Grundlagen haben Sie zur Beurteilung<br />
von Quantität und Qualität Ihrer örtlichen<br />
Wohnraumversorgung? Gibt es ein Wohnraumversorgungskonzept?<br />
Falls ja: Ist es auf dem<br />
aktuellen Stand? Welche Schlüsse haben Sie<br />
gezogen? Falls nein: Warum halten Sie es für<br />
nicht erforderlich?<br />
• Welche Kriterien haben Sie zur Beurteilung<br />
der Ausgewogenheit der Wohnraumversorgung<br />
in Ihrer Kommune?<br />
• Wie beurteilen Sie das Verhältnis zwischen<br />
Wohneigentum und Mietwohnungen?<br />
• Welche Bautätigkeit ist durch neu ausgewiesene<br />
Baugebiete zu erwarten?<br />
• Wie stellt sich das Thema der Steuerung<br />
der Wohnraumversorgung in Ihrer kommunalen<br />
Bauleitplanung dar?<br />
• Halten Sie den Abschmelzungsprozess der<br />
Belegungsbindung von öffentlich gefördertem<br />
Wohnraum für örtlich angemessen? Falls ja:<br />
Aus welchen Gründen? Falls nein: Welche<br />
Gegenmaßnahmen ergreifen Sie?<br />
• Wie entwickelt sich Bestand und Bedarf<br />
an Sozialwohnungen?<br />
• Wie wird der Aus- und Umbau von barrierefreien<br />
und altengerechten Wohnungen unterstützt?<br />
56 57
Checkliste Handlungsfelder (3):<br />
Auf diese Fragen sollten Sie Antworten finden.<br />
Phase 3:<br />
Szenarioentwicklung<br />
Nahversorgung und Einzelhandel<br />
• Welche Grundlagen haben Sie zur Beurteilung von<br />
Quantität und Qualität Ihres örtlichen Einzelhandels?<br />
Gibt es ein Einzelhandelskonzept?<br />
Falls ja: Ist es auf dem aktuellen Stand?<br />
Welche Schlüsse haben Sie gezogen? Falls nein:<br />
Warum halten Sie es für nicht erforderlich?<br />
• Welche Möglichkeiten der Einflussnahme auf<br />
die Beseitigung von Versorgungsdefiziten und/oder<br />
Leerständen sehen Sie seitens Ihrer Kommune?<br />
• Wie stellt sich das Thema der Steuerung des Einzelhandels<br />
in Ihrer kommunalen Bauleitplanung dar?<br />
• Welche Initiativen zur Sicherstellung<br />
der Nahversorgung gibt es (zum Beispiel Markt-<br />
Treff)?<br />
Öffentliche Dienstleistungen<br />
• Wie beurteilen Sie die Servicefreundlichkeit<br />
Ihrer Kommunalverwaltung, insbesondere<br />
für ältere Menschen?<br />
• In welcher Weise unterstützen<br />
Sie ehrenamtliches Engagement?<br />
• Wie steht es um die Barrierefreiheit<br />
Ihrer öffentlichen Gebäude?<br />
Mobilität<br />
• Welche Grundlagen haben Sie zur Beurteilgung<br />
der Mobilität in Ihrer Kommune? Gibt es einen<br />
Gesamtverkehrsplan oder Verkehrsentwicklungsplan?<br />
Falls ja: Ist dieser auf dem aktuellen Stand?<br />
Welche Schlüsse haben Sie gezogen? Falls nein:<br />
Warum halten Sie ihn für nicht erforderlich?<br />
• Wie stellt sich das Thema Mobilität in Ihrer<br />
kommunalen Bauleitplanung dar?<br />
• Wie können durch flexible Angebotsformen<br />
neue Kunden <strong>im</strong> ÖPNV gewonnen werden?<br />
Wie wirkt sich der Bevölkerungsrückgang<br />
in Lübeck auf das Angebot an Schulen und<br />
Kindergärten aus? Was bedeutet der Anstieg<br />
der über 60-Jährigen <strong>im</strong> Kreis Segeberg für<br />
die stationäre und ambulante Pflegeinfrastruktur?<br />
Welche Möglichkeiten haben Kommunen,<br />
solche Entwicklungen zu beeinflussen?<br />
Um Antworten auf diese oder ähnliche Fragen<br />
zu finden, kann die Entwicklung von Szenarien<br />
ein hilfreiches Instrument sein, um die künftigen<br />
Herausforderungen für Kommunen in<br />
wichtigen Handlungsfeldern zu identifizieren.<br />
Was soll erreicht werden?<br />
In dieser Phase sollen die Kommunen mögliche<br />
Szenarien beschreiben, die in ausgewählten<br />
Handlungsfeldern relevant werden.<br />
Für die Entwicklung von Szenarien stehen<br />
unterschiedliche Methoden zur Verfügung.<br />
Im Folgenden wird zunächst die klassische<br />
Szenario-Technik vorgestellt.<br />
Die Vorteile der Szenariotechnik liegen in<br />
einem verbesserten Systemverständnis,<br />
welches das Denken in klaren Alternativen<br />
fördert und Wechselwirkungen zwischen<br />
verschiedenen Handlungsfeldern und Maßnahmen<br />
berücksichtigt. Den beteiligten<br />
Akteuren wird mit dieser Methode eine Entscheidungshilfe<br />
zur Verfügung gestellt, mit<br />
der sie die wesentlichen Triebkräfte künftiger<br />
Entwicklungen systematisch analysieren und<br />
Möglichkeiten der strategischen Einflussnahme<br />
ableiten können. Auf dieser Basis können<br />
Ziele für die Gestaltung des <strong>demographischen</strong><br />
<strong>Wandel</strong>s definiert und entsprechende Maßnahmen<br />
abgeleitet werden.<br />
Szenarioentwicklung<br />
Wie wird es gemacht?<br />
Grundlage für die Entwicklung von Szenarien<br />
ist die Analyse der Ausgangssituation in den<br />
relevanten kommunalen Handlungsfeldern.<br />
Darauf aufbauend werden wesentliche Entwicklungstrends<br />
identifiziert und in die Zukunft<br />
fortgeschrieben. Damit lässt sich ein Trend-<br />
Szenario erstellen, bei dem unterstellt wird,<br />
dass bisherige Entwicklungstendenzen in<br />
gleicher Weise auch in der Zukunft Gültigkeit<br />
haben werden (siehe Abbildung).<br />
Darauf aufbauend werden Alternativszenarien<br />
entwickelt, in denen die zugrunde gelegten<br />
Annahmen und Trends variiert werden. Mit<br />
diesem Schritt kann der Einfluss politischer<br />
Entscheidungen auf künftige Entwicklungen<br />
dargestellt und die Wirkungen einzelner strategischer<br />
Optionen abgeschätzt werden.<br />
Für die strategische Steuerung von Kommunen<br />
<strong>im</strong> <strong>demographischen</strong> <strong>Wandel</strong> bietet<br />
es sich an, neben dem Trend-Szenario ein<br />
Präventionsszenario, bei dem Kommunen<br />
versuchen, die demographische Entwicklung<br />
zu beeinflussen, und ein Anpassungsszenario<br />
zu betrachten, bei dem kommunale Handlungsfelder<br />
an eine gegebene demographische<br />
Entwicklung angepasst werden.<br />
Nachfolgend wird eine Szenarioentwicklung<br />
in fünf idealtypischen Schritten beschrieben.<br />
Voraussetzung für die Erstellung eines Szenarios<br />
ist das Vorliegen einer kleinräumigen<br />
Bevölkerungsprognose (siehe Kapitel 2 und<br />
Tipps zur Umsetzung).<br />
Auf den Seiten 63/64 finden sich noch<br />
weitere Ansätze aus den Kommunen für<br />
eine Szenarioentwicklung.<br />
Fünf idealtypische Schritte<br />
zur Szenarioentwicklung<br />
1. Workshop I mit kommunalen<br />
Entscheidungsträgern:<br />
Bewertung der Ausgangssituation<br />
und Identifizierung wichtiger Trends<br />
2. Erarbeitung des Trend-Szenarios durch<br />
die Verwaltung oder externe Gutachter<br />
3. Workshop II mit kommunalen<br />
Entscheidungsträgern:<br />
Diskussion der kommunalen<br />
Steuerungsmöglichkeiten<br />
4. Entwicklung der Alternativ-Szenarien<br />
5. Überprüfung der Plausibilität<br />
der Ergebnisse<br />
58 59
1. Schritt<br />
Zunächst werden die Ausgangssituation in<br />
zentralen Handlungsfeldern einer Kommune,<br />
beispielsweise der sozialen Infrastruktur,<br />
bewertet und wichtige Trends identifiziert.<br />
Dazu werden die Ergebnisse der Phase 2<br />
durch die Verwaltung aufbereitet. Bei der<br />
Bewertung ist es von großer Bedeutung, sich<br />
auf einige wenige, aber besonders relevante<br />
Trends zu konzentrieren, die dann Grundlage<br />
für die spätere Szenarioentwicklung sind.<br />
Diese Bewertung sollte mit Entscheidungsträgerinnen<br />
und -trägern aus Politik und<br />
Verwaltung rückgekoppelt werden, weil<br />
sie entscheidenden Einfluss auf die Ausgestaltung<br />
der Szenarien hat. Für diese Rückkopplung<br />
kann es sinnvoll sein, einen Workshop<br />
mit diesen Entscheidungsträgerinnen<br />
und -trägern zu organisieren.<br />
2. Schritt<br />
Darauf aufbauend wird ein Trend-Szenario<br />
erarbeitet. Dazu werden die aktuellen und<br />
bisherigen Entwicklungslinien, die in dem<br />
Workshop identifiziert wurden, in die Zukunft<br />
fortgeschrieben. Dabei wird unterstellt,<br />
dass keine politischen Interventionen zur<br />
Änderung dieser Trends erfolgen. Grundlage<br />
des Trend-Szenarios ist eine Status Quo-<br />
Bevölkerungsprognose, die auf der Annahme<br />
eines konstanten Geburten- und Wanderungsverhaltens<br />
beruht.<br />
Das Trend-Szenario wird für die kommunalen<br />
Handlungsfelder jeweils spezifisch entwickelt.<br />
Für den Bereich der Altenbetreuungsinfrastruktur<br />
bedeutet dies, dass der gegenwärtige<br />
Bestand an Betreuungskapazitäten mit der<br />
Anzahl künftiger Bedarfsträgerinnen und -<br />
träger, beispielsweise der Einwohnerinnen und<br />
Einwohner über 80 Jahre, verglichen wird.<br />
Mit dem Trend-Szenario lassen sich folglich<br />
wesentliche künftige Herausforderungen der<br />
Kommunen identifizieren. In dem genannten<br />
Beispiel wären das der erhebliche Ausbaubedarf<br />
<strong>im</strong> Bereich der Altenbetreuungsinfrastruktur<br />
und die damit verbundenen Kosten.<br />
Die Erstellung des Trend-Szenarios kann durch<br />
die Verwaltung geleistet werden. Bei begrenzten<br />
Kapazitäten in der Verwaltung kann alternativ<br />
auch ein externes Gutachten mit der<br />
Szenarioentwicklung beauftragt werden.<br />
3. Schritt<br />
Dann werden die Ergebnisse des Trend-Szenarios<br />
<strong>im</strong> Rahmen eines Strategie-Workshops<br />
mit kommunalen Entscheidungsträgerinnen<br />
und -trägern aus Politik und Verwaltung<br />
bewertet. Dabei werden die wesentlichen<br />
Herausforderungen, die sich für die Kommunen<br />
aus dem <strong>demographischen</strong> <strong>Wandel</strong><br />
ergeben, identifiziert. Außerdem werden<br />
grundsätzliche Handlungsmöglichkeiten<br />
der Kommune diskutiert.<br />
Ziel des Workshops ist es, eine Entscheidung<br />
zu treffen, welches Szenario entsprechend<br />
der Abbildung unten eine Kommune<br />
als Grundlage ihrer künftigen Entwicklung<br />
wählen will.<br />
Diese Leitfragen sollten bei der Szenario-<br />
Entwicklung berücksichtigt werden:<br />
• Welche Stärken und Schwächen<br />
kennzeichnen das Handlungsfeld<br />
in der Gegenwart?<br />
• Was sind mögliche Einflüsse auf<br />
das Handlungsfeld in der Zukunft?<br />
• Welche Chancen und Risiken ergeben<br />
sich daraus?<br />
• Welche Steuerungsmöglichkeiten<br />
hat die Kommune?<br />
Für die Entscheidungsfindung in dem Workshop<br />
kann die folgende Erläuterung der unterschiedlichen<br />
Szenarien als erste Orientierungshilfe<br />
genutzt werden.<br />
Im Präventionsszenario (Szenario 2) wird<br />
unterstellt, dass Kommunen versuchen, den<br />
Trend einer rückläufigen Bevölkerungsentwicklung<br />
zu beeinflussen. Folgende Fragestellungen<br />
sind für dieses Szenario von<br />
zentraler Bedeutung:<br />
• Kann der Bevölkerungsrückgang abgeschwächt<br />
oder aufgehalten werden?<br />
• Welche Maßnahmen müssen<br />
dazu ergriffen werden?<br />
Für die Mehrzahl der Kommunen zielt dieses<br />
Szenario eher auf die Vermeidung von<br />
Schrumpfung als auf die Generierung weiteren<br />
Wachstums. Nur wenige Kommunen<br />
werden in den kommenden Jahren in der<br />
Lage sein, ihre Bevölkerung zu steigern.<br />
Dies geschieht dann in der Regel zu Lasten<br />
anderer Kommunen.<br />
Grundlage dieses Szenarios ist eine Bevölkerungsprognose<br />
für den günstigsten Fall, bei<br />
der von einer steigenden Geburtenrate und/<br />
oder einer erhöhten Zuwanderung ausgegangen<br />
wird. Um dies zu erreichen, stehen den<br />
Kommunen <strong>im</strong> Wesentlichen drei Einflussfaktoren<br />
zur Verfügung:<br />
1. Ein verbessertes Kinderbetreuungsangebot<br />
erleichtert die Vereinbarkeit von Familie<br />
und Beruf. Dies unterstützt insbesondere<br />
Frauen dabei, Kinderwünsche ohne<br />
die Aufgabe der Berufstätigkeit oder<br />
von Karrierechancen zu realisieren.<br />
Erfahrungen aus Frankreich, wo es ein<br />
umfangreiches staatliches Betreuungsangebot<br />
gibt und die Geburtenrate deutlich<br />
über dem deutschen Durchschnitt liegt,<br />
bestätigen diesen Zusammenhang.<br />
2. Ein stabiles ökonomisches Umfeld und<br />
Arbeitsplatzsicherheit in den Kommunen:<br />
Ohne ökonomische Perspektiven für junge<br />
Familien werden auch verbesserte Betreuungsangebote<br />
keine Wirkung zeigen.<br />
Auf die ökonomischen Rahmenbedingungen<br />
haben Kommunen nur bedingt einen<br />
direkten Einfluss. Kommunen können aber<br />
durch eine gezielte Wirtschaftsförderung<br />
ihren Beitrag zu einer positiven Wirtschaftsentwicklung<br />
leisten.<br />
3. Hohe Lebensqualität und ein attraktives<br />
Wohnungsangebot helfen, Abwanderungstendenzen<br />
zu begrenzen bzw. Zuwanderung<br />
in die eigene Gemeinde zu fördern.<br />
Wie schon in Kapitel 3.6 erwähnt, ist allerdings<br />
gerade bei der Neuausweisung von<br />
Wohngebieten eine ruinöse Konkurrenz<br />
zwischen Kommunen zu vermeiden.<br />
Erscheint eine präventive Strategie nicht realistisch,<br />
um den Auswirkungen des <strong>demographischen</strong><br />
<strong>Wandel</strong>s entgegenzuwirken, kann als<br />
Alternative das Reaktionsszenario (Szenario 3)<br />
entwickelt werden. Ausgehend von einer<br />
Status Quo-Bevölkerungsprognose werden<br />
dann Strategien entwickelt, mit denen insbesondere<br />
die kommunale Infrastruktur an die<br />
rückläufige Bevölkerung und die Veränderung<br />
der Altersstruktur angepasst werden kann.<br />
Dazu stehen den Kommunen <strong>im</strong> Wesentlichen<br />
drei Optionen offen:<br />
1. Veränderung der bestehenden Angebote,<br />
um neue Nutzergruppen zu erschließen<br />
und damit die bestehenden Infrastruktureinrichtungen<br />
besser auszulasten. Dazu<br />
zählt beispielsweise die Erweiterung der<br />
Angebote der Kindertagesstätten in den<br />
Krippenbereich für unter 3-Jährige.<br />
2. Veränderung von Standards, beispielsweise<br />
bei der Kindertagesbetreuung<br />
durch neue Betreuungsschlüssel.<br />
3. Rückbau und Umnutzung von Infrastruktureinrichtungen:<br />
Dies gilt beispielsweise<br />
für kleinere Grundschulen, die aufgrund<br />
der rückläufigen Schülerzahlen nicht mehr<br />
aufrechterhalten, aber als Kulturzentren<br />
oder Alteneinrichtungen weitergenutzt<br />
werden können.<br />
In der Praxis hat sich gezeigt, dass kommunale<br />
Entscheidungsträgerinnen und -träger als<br />
Reaktion auf die <strong>demographischen</strong> Herausforderungen<br />
einen Strategie-Mix aus präventiven<br />
und reaktiven Maßnahmen bevorzugen. Dabei<br />
werden in kurz- und mittelfristiger Perspektive<br />
reaktive Handlungsansätze gewählt. Präventiven<br />
Maßnahmen wird vor allem eine langfristige<br />
Wirksamkeit zugesprochen; gerade<br />
deswegen sollte aber schon kurzfristig mit<br />
ihrer Umsetzung begonnen werden.<br />
60 61
4. Schritt<br />
Die strategischen Grundsatzentscheidungen<br />
aus dem Strategie-Workshop sind die Grundlage<br />
für die weitere Konkretisierung der Alternativ-Szenarien.<br />
Dieser Arbeitsschritt kann<br />
wiederum von der Verwaltung oder einem<br />
externen Gutachter erfolgen. Auf Basis der<br />
jeweiligen Varianten der Bevölkerungsprognose<br />
und der identifizierten Einflussfaktoren<br />
werden die Entwicklungsmöglichkeiten in<br />
den kommunalen Handlungsfeldern abgeschätzt<br />
und geprüft, welche Auswirkungen<br />
von den identifizierten kommunalen Einflussfaktoren<br />
ausgehen könnten.<br />
5. Schritt<br />
Schließlich werden die Ergebnisse der Szenario-Entwicklung<br />
lokalen Initiativen und Verbänden<br />
sowie betroffenen Akteurinnen und<br />
Akteuren präsentiert. Diese lokalen Expertinnen<br />
und Experten haben dann die Aufgabe,<br />
die Szenario-Ergebnisse auf ihre Plausibilität<br />
hin zu überprüfen. Damit kann gewährleistet<br />
werden, dass die Szenarien den spezifischen<br />
Gegebenheiten vor Ort gerecht werden.<br />
Fragen zum Prozess<br />
der Szenario-Entwicklung<br />
• Wer organisiert die Workshops<br />
zur Diskussion der Szenarien?<br />
• Wer erstellt die Szenarien?<br />
• Wer n<strong>im</strong>mt an den Workshops teil?<br />
• Welche Akteure überprüfen<br />
die Szenario-Ergebnisse?<br />
• Wie werden die Szenario-Ergebnisse<br />
in den weiteren Strategie-Prozess<br />
eingebracht?<br />
Weitere Methoden für<br />
die Szenarioentwicklung<br />
Im MORO-Projekt „Seniorenorientierter Wirtschaftsraum“<br />
der K.E.R.N.-Region (siehe Kapitel<br />
3.1) wurde ein Verfahren entwickelt, das<br />
dem Trendszenario vergleichbar ist. Mit Hilfe<br />
einer Handlungsfelder-/Szenariomatrix wurden<br />
zunächst von einer Projektgruppe demographische<br />
Grundlagendaten in den Modellkommunen<br />
und -regionen (Kiel, Büdelsdorf sowie<br />
Region Schwentinetal/Barkauer Land) vergleichbar<br />
aufbereitet und dargestellt:<br />
• für die Ausgangssituation (Entwicklung<br />
1990 bis 2003) auf Basis von den<br />
Kommunen/Regionen gelieferten<br />
Daten unter Einsatz abgest<strong>im</strong>mter<br />
Excel-Datenabfrageschemata<br />
• für die Zukunft/Trendszenario auf Basis<br />
von Prognosen bzw. überwiegend durch<br />
gemeinsame Einschätzung der Entwicklung<br />
und Formulierung plausibler Szenarioannahmen<br />
Diese gemeinsame Einschätzung der zukünftigen<br />
Entwicklung ist ein Prozess mit hohem<br />
Erkenntnisgewinn, da sehr intensiv über Annahmen<br />
und Konsequenzen diskutiert wird.<br />
Im Rahmen von Workshops können auf einfachem<br />
Wege (zum Beispiel Metaplan-Technik)<br />
die in der Kommune vorhandenen Daten<br />
diskutiert und bewertet werden. Auf Basis<br />
der Workshop-Ergebnisse bzw. der entwickelten<br />
Szenarien werden dann Handlungsnotwendigkeiten,<br />
Lösungsansätze und „Stellschrauben“<br />
der Infrastrukturanpassung identifiziert.<br />
Ziel dieses „Querschnittsprojektes“ ist das<br />
Aufzeigen einer einfachen Vorgehensweise<br />
hinsichtlich der Auseinandersetzung mit Handlungsfeldern<br />
zum <strong>demographischen</strong> <strong>Wandel</strong><br />
in den Kommunen. Die vollständige Matrix als<br />
„Checkliste“ sowie weitere Informationen zu<br />
diesem Ansatz erhalten Sie unter:<br />
www.kern.de.<br />
Erwerbstätigkeit Wohnen Haushalte Bevölkerung<br />
Handlungsfeld<br />
Indikatoren<br />
Geburten<br />
Sterbefälle<br />
Natürliche Bev.-<br />
Entwicklung<br />
Altenquotient<br />
Jugendquotient<br />
Zuzüge<br />
Fortzüge<br />
Entwicklung der<br />
Ausländerzahlen<br />
Wanderungssaldo<br />
Bevölkerungssaldo<br />
insgesamt<br />
Zahl<br />
Struktur<br />
Wohnungsbestand<br />
Altengerechte<br />
Wohnungen<br />
Seniorenresidenz<br />
Erwerbsquote<br />
50+<br />
Erwerbsquote<br />
Frauen<br />
SVB<br />
Erwerbspersonen<br />
Arbeitslosenquote<br />
Rückblick<br />
Trendszenario<br />
Problembeschreibung<br />
Ziele<br />
Handlungsstrategie<br />
Sozialhilfequote<br />
Infrastruktur Kommunalfinanzen<br />
Gestaltungsquote<br />
(oder freie<br />
Finanzspritze)<br />
Handlungsfelder-und Szenariomatrix des MORO K.E.R.N. – Projektes „Modellkommunen/-regionen“<br />
Quelle: CONVENT – Planung und Beratung GmbH. Hamburg<br />
62 63
Einen alternativen Ansatz zur Szenarioentwicklung<br />
möchte das Amt Preetz-Land umsetzen.<br />
Das Amt hat hierfür einen Vorschlag erarbeitet,<br />
wie eine LSE mit dem Schwerpunkt<br />
„Untersuchung der <strong>demographischen</strong> Entwicklung“<br />
gemeinsam mit den Gemeinden<br />
Raisdorf, Klausdorf und der Stadt Preetz<br />
durchgeführt werden soll. Die bisherige LSE-<br />
Methodik soll dabei durch den Einsatz des<br />
Sensitivitätsmodells nach Prof. Frederic Vester<br />
und die von ihm entwickelten computergestützten<br />
System-Tools ergänzt werden.<br />
Das Sensitivitätsmodell nach Prof. Vester<br />
ist ein Instrument zur Unterstützung ganzheitlicher<br />
Planung. Damit kann auch ein<br />
komplexes dynamisches System mit angemessenem<br />
Aufwand unter Beibehaltung<br />
der Transparenz erfasst, visualisiert in<br />
seinem Verhalten analysiert und <strong>im</strong> Hinblick<br />
auf sinnvolle Entwicklungen bewertet<br />
werden. Hierbei werden Probleme stets<br />
<strong>im</strong> Systemzusammenhang betrachtet.<br />
Das Vester-Modell wurde bereits in der Stadtund<br />
Regionalplanung erfolgreich eingesetzt.<br />
Zurzeit läuft die Vorbereitung des Projektes.<br />
Eine bürgernahe Möglichkeit zur Szenarioentwicklung<br />
kann eine Zukunftswerkstatt bieten.<br />
Im Rahmen von solchen Veranstaltungen<br />
kann ein breiter Teilnehmerkreis aus Bürgerschaft,<br />
Politik, Verwaltung, Verbänden und<br />
Vereinen eingeladen werden, der nicht nur auf<br />
die eigene Kommune beschränkt sein muss,<br />
sondern auch Vertreter aus benachbarten<br />
Kommunen einbeziehen kann. So können<br />
Zukunftswerkstätten auch einen Beitrag zur<br />
interkommunalen Zusammenarbeit leisten.<br />
Außerdem bietet diese Veranstaltungsform<br />
die Möglichkeit, die Vielfalt von Meinungen<br />
und Ideen aus der Bürgerschaft und Interessensgruppen<br />
aufzunehmen und diese in eine<br />
Szenarioentwicklung einfließen zu lassen. Je<br />
nachdem wie unterschiedlich die Interessen<br />
der zu erwartenden Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />
sind, kann der Einsatz einer Mediatorin<br />
oder eines Mediators sinnvoll sein.<br />
Die Vielfalt der methodischen Ansätze zeigt,<br />
dass bei der Entwicklung von Szenarien vor<br />
allem die Kreativität der Beteiligten gefordert<br />
ist, um Lösungen zu finden, die möglichst gut<br />
den Gegebenheiten vor Ort angepasst sind.<br />
Tipps für die Umsetzung<br />
Die Entwicklung von Szenarien erfordert<br />
kleinräumige Bevölkerungsprognosen. Das<br />
Statistikamt Nord bietet für die kreisfreien<br />
Städte und Kreise eine Vorausberechnung<br />
der Bevölkerung bis 2020 und eine Modellrechnung<br />
bis 2050, bei der die Bevölkerung<br />
in 100 Altersklassen und nach Geschlecht<br />
differenziert wird. Zusätzlich ist eine Modellrechnung<br />
der Haushalte und Erwerbspersonen<br />
bis 2020 verfügbar (vgl. Kapitel 2).<br />
Das Statistikamt Nord erstellt außerdem<br />
Bevölkerungsvorausberechnungen auf<br />
kleinerem räumlichen Aggregationsniveau<br />
gegen eine Gebühr. Folgende Daten sind<br />
dafür Voraussetzung:<br />
• Bevölkerungsbestand des Basisjahres<br />
differenziert nach 100 Altersklassen<br />
und Geschlecht<br />
• Zahl der Geburten, möglichst<br />
differenziert nach dem Alter der Mutter<br />
• Wanderungssalden nach Alter<br />
differenziert als Zeitreihe für mindestens<br />
fünf bis zehn Jahre zurückreichend<br />
und möglichst differenziert nach<br />
Herkunfts- und Zielgebieten<br />
• Angaben über zu erwartende Zuzüge<br />
von außerhalb der Region, die sich<br />
aus der Ausweisung von größeren<br />
Neubaugebieten ergeben<br />
Auch der Verband deutscher Städtestatistiker<br />
bietet mit SIKURS ein Modell für kleinräumige<br />
Bevölkerungsprognosen an. Kommunen<br />
können gegen Zahlung eines Jahresbeitrages<br />
Mitglied der „Wartungsgemeinschaft kleinräumige<br />
Bevölkerungsprognose“ werden und<br />
erhalten dafür das Prognosemodell sowie jährliche<br />
Programmverbesserungen bzw. -erweiterungen.<br />
Das Rechenmodell muss dann von<br />
den beteiligten Kommunen selbstständig mit<br />
Daten bestückt werden. In <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />
arbeiten beispielsweise die Städte Kiel und<br />
Lübeck mit SIKURS.<br />
www.sikurs.de<br />
Szenarien lassen sich auch quantitativ aufbereiten.<br />
Rambøll Management hat hierfür<br />
ein Excel-gestütztes Szenario-Modell entwickelt.<br />
Mit dieser Darstellung können<br />
Änderungen von Annahmen und die Auswirkungen<br />
in den Handlungsfeldern Kinderbetreuung,<br />
Schulen oder Altenpflege direkt<br />
abgebildet werden. Dadurch werden künftige<br />
Herausforderungen anschaulicher und die<br />
Wirkungen unterschiedlicher Handlungsoptionen<br />
transparenter. Zusätzlich ist eine grobe<br />
Abschätzung von Folgekosten in den Szenarien<br />
möglich. Das Modell wurde in der Stadt<br />
Hilden und <strong>im</strong> Landkreis Lüneburg erprobt<br />
und kann unter demographie@r-m.com<br />
kostenlos angefordert werden.<br />
Phase 4:<br />
Zieldefinition<br />
Ziele bieten eine klare und notwendige Orientierung<br />
für die Entwicklung von Konzepten,<br />
Maßnahmen oder Projekten und sind gleichzeitig<br />
notwendig, um Erfolg oder Misserfolg<br />
von kommunalem Handeln zu messen.<br />
Was soll erreicht werden?<br />
Auf Basis der Analyse-Ergebnisse und der<br />
beschriebenen Szenarien geht es in dieser<br />
Phase um die Entwicklung von strategischen<br />
und operativen Zielen. Hier müssen die<br />
Kommunen entscheiden, welche mittel- und<br />
langfristige Strategie für sie passend und<br />
realistisch ist. Nicht jede Stadt, Gemeinde<br />
oder jeder Kreis sollte einzig und allein auf<br />
Wachstum setzen und einen potenziellen<br />
Bevölkerungsrückgang mit allen Mitteln verhindern<br />
wollen. Um den <strong>demographischen</strong><br />
<strong>Wandel</strong> zu gestalten und zukunftsfähig zu<br />
bleiben, geht es vielmehr um kreative Ideen<br />
und eine passgenaue Strategie, die den<br />
spezifischen Strukturen und Potenzialen<br />
der Kommune gerecht wird.<br />
Existieren bereits Leitlinien, strategische Ziele<br />
oder sogar ein Leitbild, dann sollte geprüft<br />
werden, ob diese mit den <strong>demographischen</strong><br />
Entwicklungen der Kommune kompatibel sind.<br />
Im Zuge der Definition oder ggf. Anpassung<br />
von Zielen sollte auch festgelegt werden,<br />
welche Handlungsfelder Priorität besitzen.<br />
Steht zum Beispiel der Ausbau von touristischer<br />
Infrastruktur <strong>im</strong> Vordergrund oder sollte<br />
das Ziel „familienfreundliche Kommune“<br />
Priorität haben? Auf diese oder andere Fragen<br />
sollte jede Kommune Antworten bereithalten.<br />
Sind die Ziele und Prioritäten festgelegt, sollte<br />
gleichzeitig überlegt werden, wie die Erreichung<br />
dieser Ziele überprüft werden kann. Ob<br />
mit Hilfe eines eventuell schon bestehenden<br />
Berichtswesens, eines Qualitätsmanagementsystems<br />
oder anhand von Kennzahlen – Kommunen<br />
nutzen unterschiedliche Instrumente,<br />
Ziele zu überprüfen. Daher gibt es keinen<br />
Königsweg, der zwingend eingeschlagen<br />
werden muss. Bereits während der Zieldefinition<br />
kann es angebracht sein, geeignete<br />
Kooperationspartner zu identifizieren und mit<br />
diesen in Kontakt zu treten, um gemeinsame<br />
Zielsetzungen auszuloten.<br />
Auch hier sollte der Aufwand für die Kommunen<br />
in Grenzen gehalten werden. So verfügt<br />
die Datenbank Kommunal KOMPAKT!, in der<br />
sich über 80 deutsche Kommunen – darunter<br />
auch sechs Kreise aus <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> –<br />
zu unterschiedlichen Themen interkommunal<br />
vergleichen, über ein Kennzahlenset „Demographischer<br />
<strong>Wandel</strong>“.<br />
Wie wird es gemacht?<br />
Für die Entwicklung oder Anpassung von<br />
Zielen und die Festlegung von Handlungsschwerpunkten<br />
empfiehlt es sich, einen<br />
Workshop für die Entscheidungsträgerinnen<br />
und -träger aus Verwaltung und Politik zu<br />
veranstalten.<br />
Nähere Informationen zur LSE<br />
Schwentinetal/Barkauer Land<br />
<strong>im</strong> Amt Prretz-Land erteilt<br />
Herr Jann<br />
jann@amtpreetzland.de<br />
Nähere Informationen zu kleinräumigen<br />
Bevölkerungsprognosen<br />
<strong>im</strong> Statistikamt Nord erteilt<br />
Herr Hußing<br />
Telefon: 040.428 31-1479<br />
64 65
Je nachdem wie ausgeprägt die Beteiligungskultur<br />
in der Kommune ist, können auch Bürgerinnen<br />
und Bürger oder lokale Akteurinnen<br />
und Akteure eingeladen werden.<br />
Hierbei sollte allerdings auf Folgendes<br />
geachtet werden:<br />
• Bei der Beteiligung der Bürgerschaft<br />
kann es passieren, dass Ziele genannt<br />
werden, die nicht realisierbar sind.<br />
Wenn sich aber der Bürgerwille <strong>im</strong><br />
Ergebnis nicht wieder findet, wird<br />
die Beteiligung unglaubwürdig<br />
• Hat eine Kommune bisher keine<br />
Erfahrung mit Beteiligungsverfahren,<br />
sollte dieses nicht <strong>im</strong> Rahmen eines<br />
Zielfindungsworkshops erprobt werden<br />
• Im Rahmen der Zielfindung kann<br />
es manchmal bereits nützlich sein,<br />
Kooperationspartnerinnen und -partner<br />
zu identifizieren und mit diesen gemeinsame<br />
Ziele zu diskutieren<br />
Tipps für die Organisation eines<br />
Zielfindungs-Workshops<br />
Für die Vorbereitung, Durchführung und<br />
Nachbereitung sollte eine Person oder ein<br />
Team aus der Verwaltung zuständig sein.<br />
Vorbereitung<br />
Die Verwaltungsspitze sollte mit einem persönlichen<br />
Anschreiben und Antwortfax oder<br />
-karte einladen. Das erhöht die Verbindlichkeit<br />
zur Teilnahme.<br />
Wenn Bürgerinnen und Bürger eingeladen<br />
werden, sollten Sie vermeiden, dass nur<br />
die „üblichen Verdächtigen“ erscheinen.<br />
Wählen Sie die Bürgerschaft per Zufallsprinzip<br />
aus dem Melderegister aus.<br />
Fügen Sie der Einladung Infomaterial zur<br />
<strong>demographischen</strong> Entwicklung und den<br />
Auswirkungen in Ihrer Kommune bei. So<br />
verbessern Sie die Qualität der Diskussion<br />
und der Ergebnisse.<br />
Durchführung<br />
Die Teilnahme des Bürgermeisters bzw.<br />
der Bürgermeisterin, des Landrats bzw.<br />
der Landrätin oder des Amtsvorstehers<br />
bzw. der Amtsvorsteherin ist ein Muss.<br />
Eine neutrale Moderation ist eine sinnvolle<br />
Unterstützung für eine strukturierte Diskussion.<br />
Gerade bei den oft gegensätzlichen<br />
Vorstellungen der politischen Vertreterinnen<br />
und Vertreter oder mancher Bürgerinnen<br />
und Bürger hilft ein Moderator oder Mediator<br />
eine zielorientierte oder interessengerechte<br />
Debatte zu führen.<br />
Präsentieren Sie Informationen kurz und<br />
prägnant, visualisieren Sie Inhalte und<br />
Redebeiträge.<br />
Achten Sie darauf, dass es um die Entwicklung<br />
von Zielen (strategisch und operativ)<br />
geht und nicht um Maßnahmen (s. Tipps<br />
zur Formulierung von Zielen).<br />
Überlegen Sie bei der Zieldefinition, welche<br />
Kooperationspartnerinnen und -partner für<br />
die Realisierung gewonnen werden könnten.<br />
Nachbereitung<br />
Kommunizieren Sie die Ergebnisse zeitnah<br />
an alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer.<br />
Informieren Sie auch die Vertreterinnen und<br />
Vertreter aus Verwaltung und Politik, die nicht<br />
zu dem Workshop eingeladen wurden oder<br />
nicht teilnehmen konnten. Die strategischen<br />
Ziele einer Kommune sollten möglichst breit<br />
kommuniziert werden.<br />
Tipps für die Formulierung von Zielen<br />
Die Erfahrung zeigt, dass die klare Formulierung<br />
von Zielen nicht einfach ist und Ziele<br />
oftmals mit Maßnahmen verwechselt werden.<br />
Die entscheidenden Fragen bei der Entwicklung<br />
von Zielen sind „Wo wollen wir hin?“<br />
bzw. „Was wollen wir erreichen?“ und nicht<br />
„Wie wollen wir es erreichen?“.<br />
Eine einprägsame Hilfestellung für die Formulierung<br />
von Zielen sind die so genannten<br />
SMART-Kriterien:<br />
• Spezifisch – mit Blick auf Ergebnis,<br />
Ressourcen, Zielgruppe<br />
• Messbar – die Zielerreichung muss<br />
kontrollierbar sein, qualitativ oder<br />
quantitativ<br />
• Angemessen und attraktiv – Ziele<br />
sollten Herausforderungen darstellen,<br />
die die Akteurinnen und Akteure<br />
zum Handeln motivieren<br />
• Realistisch – Ziele sollten erreichbar<br />
sein; es macht keinen Sinn, Ziele zu<br />
definieren, deren Erreichung ausschließlich<br />
fremdbest<strong>im</strong>mt ist<br />
• Terminiert – Bis wann soll was passieren?<br />
Bei der Entwicklung von Zielen sollte darüber<br />
hinaus auch zwischen strategischen<br />
und operativen Zielen unterschieden werden.<br />
Strategische Ziele, die auch durch ein Leitbild<br />
oder eine Vision abgebildet werden<br />
können, haben einen übergeordneten Charakter<br />
und sind meist mittel- bis langfristig<br />
angelegt. Hier würden dann nicht alle<br />
SMART-Kriterien erfüllt sein. Operative<br />
Ziele sind dagegen eher kurzfristig und<br />
konkreter (Produkt- oder Projektziele).<br />
Ein strategisches Ziel einer Kommune kann<br />
zum Beispiel lauten: „Integration von Migrantinnen<br />
und Migranten fördern“. Ein passendes<br />
operatives Ziel könnte lauten: „Angebote von<br />
Sprachkursen bis 2007 um 10% erhöhen“.<br />
Tipps für die Arbeit mit Kennzahlen<br />
Kennzahlen helfen, Entscheidungen besser<br />
treffen zu können, können Trends und Veränderungen<br />
aufzeigen und schaffen Transparenz<br />
über die Ergebnisse und Wirkung von<br />
Maßnahmen. Kennzahlen sollten jedoch kein<br />
Selbstzweck sein, sondern helfen, die Qualität<br />
von Produkten, Programmen oder Projekten<br />
zu überprüfen und zu sichern.<br />
Auch wenn manche Kommunen in <strong>Schleswig</strong>-<br />
<strong>Holstein</strong> negative Erfahrungen mit der Kennzahlenarbeit<br />
gemacht haben, so sind gewisse<br />
Daten oder Kennzahlen unerlässlich bei der<br />
Politikgestaltung. Um bei dem oben genannten<br />
Beispiel zu bleiben, stellt sich die Frage,<br />
wieso das Ziel „Integration von Migrantinnen<br />
und Migranten fördern“ definiert wurde.<br />
Vielleicht weil es viele ausländische Schülerinnen<br />
und Schüler ohne Schulabschluss gibt<br />
oder nur ein geringer Anteil ausländischer<br />
Kinder einen Kindergarten besucht. Für diese<br />
Erkenntnisse sind Kennzahlen erforderlich,<br />
die als Grundlage bzw. Entscheidungshilfe<br />
für die Bewilligung von Maßnahmen oder<br />
Projekten dienen.<br />
Bei der Entwicklung von Kennzahlen zu den<br />
Auswirkungen des <strong>demographischen</strong> <strong>Wandel</strong>s<br />
sollte pragmatisch vorgegangen werden. Es<br />
empfiehlt sich, Kennzahlen so zu wählen, dass<br />
die erforderlichen Daten in der Kommune vorhanden<br />
bzw. über Statistik Nord oder andere<br />
Quellen verfügbar sind. Kennzahlen, die nur<br />
unter großem Aufwand zu erheben sind,<br />
sollten vermieden werden. Eher lohnt es sich<br />
zu prüfen, ob bestehende Kennzahlen genutzt<br />
werden können.<br />
66 67
Welche Qualitätsmerkmale sollten<br />
Kennzahlen aufweisen?<br />
• Zielabbildung und Handlungsorientierung:<br />
Kennzahlen als Instrument zur<br />
Überprüfung der Zielerreichung<br />
und Wegweiser für Handlungsbedarf<br />
• Hinweis auf Zukunftsentwicklung<br />
• Eindeutige Definition<br />
• Verfügbarkeit oder geringer<br />
Erhebungsaufwand: möglichst verfügbare<br />
oder einfach zu erhebende Daten nutzen<br />
• Akzeptanz in Politik und Verwaltung<br />
• Vergleichbarkeit<br />
Nicht jede Kennzahl muss zwingend alle Kriterien<br />
erfüllen. Diese Qualitätsmerkmale sollten<br />
jedoch als praktische Hilfe für die Entwicklung<br />
von Kennzahlen verstanden werden.<br />
Phase 5:<br />
Maßnahmen: Planung und Durchführung<br />
Ohne die richtigen Maßnahmen bleiben<br />
Strategien und Ziele für die Kommune ohne<br />
praktischen Nutzen. Doch welche Maßnahmen<br />
sichern in Kommunen Lebensqualität<br />
und machen diese attraktiv für ihre Einwohnerinnen<br />
und Einwohner? Die Förderung<br />
des ÖPNV, der Erhalt des Schw<strong>im</strong>mbads,<br />
die Schaffung kultureller Angebote oder<br />
die Sicherung der Nahversorgung?<br />
Die Entwicklung von geeigneten Maßnahmen<br />
zur Gestaltung des <strong>demographischen</strong><br />
<strong>Wandel</strong>s ist entscheidend, um Strategien<br />
mit Leben zu füllen und die vereinbarten<br />
Ziele zu erreichen.<br />
Was soll erreicht werden?<br />
In dieser Phase geht es um die konkrete<br />
Planung und Realisierung von Projekten<br />
und Maßnahmen, die <strong>im</strong> Einklang mit der<br />
jeweiligen Strategie der Kommune stehen.<br />
Was bedeutet zum Beispiel für eine kinderund<br />
familienfreundliche Stadt wie Flensburg<br />
der Rückgang von Kindern und Jugendlichen<br />
bis zum Jahr 2020? Müssen hier schon spezielle<br />
Maßnahmen ergriffen werden? Diese<br />
und ähnliche Zusammenhänge sollten die<br />
Kommunen in den jeweiligen Handlungsfeldern<br />
beachten, wenn neue Projekte oder<br />
Maßnahmen initiiert werden. Eine Übersicht<br />
über zentrale Fragen, die sich vor dem Hintergrund<br />
des <strong>demographischen</strong> <strong>Wandel</strong>s in den<br />
verschiedenen politischen Handlungsfeldern<br />
stellen, gibt die Checkliste auf Seite 56.<br />
Im Rahmen der Maßnahmenplanung sollten<br />
auch Kooperationspartnerinnen und -partner<br />
gewonnen werden – sofern dies nicht<br />
bereits während der Zielfindung erfolgt ist.<br />
Ohne Kooperationspartnerinnen und -partner<br />
können viele Projekte in Kommunen gar nicht<br />
mehr realisiert werden. So ist beispielsweise<br />
die Aufwertung von Wohnquartieren für eine<br />
Kommune häufig nur <strong>im</strong> direkten Zusammenwirken<br />
mit öffentlichen oder privaten Wohnungsbaugesellschaften<br />
und Bauträgern zu<br />
realisieren. Manchmal fungiert die Verwaltung<br />
sogar eher als Moderator, um die Zusammenarbeit<br />
zwischen lokalen Akteuren zu fördern<br />
und hierfür Unterstützungsstrukturen<br />
zur Verfügung zu stellen (zum Beispiel Räume<br />
oder Know-How).<br />
In Zeiten knapper finanzieller und personeller<br />
Ressourcen sollten Verwaltung und Politik<br />
bei der Entwicklung von Maßnahmen auch<br />
überlegen, wie das Engagement von Bürgerinnen<br />
und Bürgern ihrer Kommune stärker<br />
gefördert werden kann. Insofern geht es in<br />
dieser Phase nicht nur darum, klassische<br />
Maßnahmen oder Projekte auf den Weg zu<br />
bringen (zum Beispiel Deutschkurse für<br />
Migrantinnen und Migranten anzubieten),<br />
sondern auch Anreize oder Infrastruktur zu<br />
schaffen, so dass best<strong>im</strong>me Aufgaben von<br />
Bürgerinnen und Bürgern übernommen<br />
werden können. Nur so wird es gelingen,<br />
Lebensqualität und <strong>demographischen</strong> <strong>Wandel</strong><br />
auch in Zeiten knapper öffentlicher Kassen<br />
in Einklang zu bringen.<br />
Wie wird es gemacht?<br />
Kreative Maßnahmenentwicklung<br />
Auch wenn die Handlungsspielräume für<br />
Kommunen <strong>im</strong>mer enger und viele freiwillige<br />
Aufgaben nicht mehr wahrgenommen<br />
werden, lohnt es sich, bei der Planung von<br />
Maßnahmen neue Wege zu gehen.<br />
Wer kennt nicht die Situation, dass für<br />
die Lösung eines Problems manchmal<br />
die zündende Idee fehlt. Um dieses Dilemma<br />
zu überwinden, gibt es viele kreative<br />
Techniken – intuitiv und systematisch –<br />
die bei der Maßnahmenentwicklung eingesetzt<br />
werden können, zum Beispiel:<br />
intuitiv<br />
• Brainstorming<br />
• Rollenspiel<br />
• Exkursion<br />
• Knetgummi<br />
systematisch<br />
• Morphologische Analyse<br />
• Fragenkaskade<br />
• Ideensammlung<br />
• Mindmapping<br />
• Fischgerät<br />
Bei intuitiven Techniken stehen spielerische<br />
Ansätze, spontane Äußerungen und assoziatives<br />
Denken <strong>im</strong> Mittelpunkt – gemäß dem<br />
Motto „alles ist erlaubt“. Systematische Techniken<br />
sind strukturierter und eng am Kontext<br />
des Problems oder der Aufgabe.<br />
An dieser Stelle können nicht alle Techniken<br />
erläutert werden. Am Beispiel der Fragenkaskade<br />
lässt sich jedoch zeigen, wie diese<br />
Technik zur Problemanalyse eingesetzt wird:<br />
Warum sind in den letzten fünf Jahren 5%<br />
der Einwohnerinnen und Einwohner unserer<br />
Stadt ins Umland gezogen?<br />
Mögliche Antwort: Weil unser Wohnraumangebot<br />
nicht mehr attraktiv ist.<br />
Warum ist das Wohnraumangebot nicht<br />
mehr attraktiv? Die Kaskade lässt sich so<br />
lange fortsetzen, bis man zur eigentlichen<br />
Ursache des Problems durchdringt. So wird<br />
die Voraussetzung dafür geschaffen, dass<br />
Maßnahmen am konkreten Problem ansetzen<br />
und eine spezifische Verbesserung der<br />
Situation bewirken.<br />
Tipps für die Umsetzung<br />
• Testen Sie verschiedene Techniken<br />
in unterschiedlichen Gruppen.<br />
Sie werden überrascht sein über<br />
die Vielzahl neuer Vorschläge<br />
• Binden Sie Kooperationspartner<br />
in Kreativprozesse ein<br />
• Nehmen Sie sich ein- bis zwe<strong>im</strong>al<br />
jährlich einen Tag Zeit für kreative<br />
Maßnahmenentwicklung<br />
Pilotprojekte<br />
Wie kann der demographisch bedingte<br />
Fachkräftemangel in ausgewählten Branchen<br />
abgefedert werden? Wie sichert eine<br />
Kommune die medizinische Versorgung<br />
in den ländlichen Regionen?<br />
Antworten auf solche Fragen können<br />
Pilotprojekte liefern. Die Kommune sollte<br />
bei Pilotprojekten <strong>im</strong>mer folgende Fragen<br />
<strong>im</strong> Blick haben:<br />
• Führt ein solches Projekt<br />
zu nachhaltigen Veränderungen?<br />
• Sind Ergebnisse übertragbar?<br />
• Gibt es geeignete Kooperationspartnerinnen<br />
und -partner?<br />
Bürgerbeteiligung<br />
Die schleswig-holsteinische Kommunalverfassung<br />
wurde in den 90er Jahren umfassend<br />
reformiert. Heute existieren verschiedene<br />
direktdemokratische Elemente, die den<br />
Rahmen für die formale Beteiligung von Bürgerinnen<br />
und Bürgern bilden. Ob Direktwahl<br />
der Bürgermeisterin und des Bürgermeisters,<br />
Einwohnerfragestunden, Senioren- oder Ausländerbeiräte<br />
– die Bürgerinnen und Bürger<br />
<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>s haben viele Möglichkeiten,<br />
sich an der örtlichen Kommunalpolitik<br />
zu beteiligen. Die Kinder- und Jugendbeteiligung<br />
wurde in den letzten Jahren ebenfalls<br />
verbessert.<br />
Neben den Regelungen in der Gemeinde-,<br />
Kreis- oder Amtsordnung beinhalten auch die<br />
Fachgesetze Vorgaben, wie die Bürgerschaft<br />
zu beteiligen ist (zum Beispiel bei der Verkehrs-<br />
und Bauleitplanung).<br />
Ergänzend zur formalen Verankerung von<br />
Beteiligungsmöglichkeiten bestehen auch<br />
zahlreiche informelle Verfahren und Maßnahmen<br />
zur Beteiligung der Bürgerschaft.<br />
Im Rahmen der Planung und Durchführung<br />
von Maßnahmen und Projekten, die <strong>im</strong><br />
Kontext des <strong>demographischen</strong> <strong>Wandel</strong>s<br />
stehen, bieten sich insbesondere zwei<br />
Veranstaltungsformen an: die Zukunftswerkstatt<br />
und die Freiwilligenbörse.<br />
68 69
Mit Hilfe von Zukunftswerkstätten (oder<br />
auch Zukunftskonferenzen) können gezielt<br />
Diskussionen zu den Auswirkungen des<br />
<strong>demographischen</strong> <strong>Wandel</strong>s in spezifischen<br />
Handlungsfeldern geführt, Handlungskonzepte<br />
vorgestellt und bürgerschaftliches<br />
Engagement initiiert werden.<br />
Die Freiwilligenbörse bietet Raum, um Projekte,<br />
Initiativen, Vereine etc. vorzustellen, die<br />
in der Kommune oder benachbarten Regionen<br />
aktiv sind. Ziel ist es, das Spektrum von ehrenamtlicher<br />
Arbeit darzustellen und interessierte<br />
Bürgerinnen und Bürger zum Engagement<br />
anzuregen. Die hauptamtliche Verwaltung<br />
fungiert als Initiator und unterstützt solche<br />
Veranstaltungen durch die Bereitstellung von<br />
technischer und personeller Infrastruktur.<br />
Insbesondere bei konfliktträchtigen Themen<br />
bieten sich Mediationsverfahren an. Bei dieser<br />
Methode werden mit Hilfe eines Mediators<br />
Lösungen entwickelt, die von allen (Konflikt-)<br />
Parteien getragen werden können. Durch<br />
diese Form der Konfliktlösung können<br />
Planungsverfahren beschleunigt und gleichzeitig<br />
Betroffene beteiligt werden.<br />
Wie Bürgerbeteiligung organisiert und in<br />
welcher Form bürgerschaftliches Engagement<br />
in der Kommune gefördert wird, sollten<br />
die Verwaltungsleitungen und Gemeindevertretungen<br />
gemeinsam entscheiden.<br />
Tipps für die Umsetzung<br />
Zukunftskonferenz:<br />
• Achten Sie bei solchen Veranstaltungen<br />
darauf, dass Dialoge mit der Bürgerschaft<br />
<strong>im</strong> Mittelpunkt stehen. Die Vertreterinnen<br />
und Vertreter aus Verwaltung und Politik<br />
sollten unbedingt teilnehmen, aber nicht<br />
zu lange Reden halten<br />
• Eine gute Vorbereitung sichert Erfolg.<br />
Bereiten Sie solche Veranstaltungen<br />
sorgfältig vor und planen Sie genügend<br />
Zeit für Diskussion und Fragen ein<br />
• Eine neutrale Moderation trägt zu<br />
einem reibungslosen Ablauf und<br />
guten Ergebnissen bei<br />
Die Federführung für die Maßnahmenplanung<br />
obliegt der Verwaltung, natürlich in enger<br />
Abst<strong>im</strong>mung mit der Politik. Die Durchführung<br />
von Maßnahmen kann je nach Aufgaben<br />
auch nur von Kooperationspartnerinnen und<br />
-partnern oder engagierten Bürgerinnen und<br />
Bürgern übernommen werden.<br />
Phase 6:<br />
Controlling<br />
Was soll erreicht werden?<br />
In der abschließenden Phase geht es um die<br />
Bewertung von Maßnahmen oder Projekten<br />
und die Überprüfung der Zielerreichung.<br />
Welche Ergebnisse und Wirkungen wurden<br />
erzielt? Welche Maßnahmen waren erfolgreich<br />
und konnten die demographische Entwicklung<br />
beeinflussen? Und wo muss ggf.<br />
nachgebessert oder angepasst werden?<br />
Diese Fragen sollten <strong>im</strong> Zuge einer Bewertung<br />
(Evaluierung) bzw. durch regelmäßiges Überprüfen<br />
(Controlling) beantwortet werden. Hierbei<br />
darf jedoch nicht vergessen werden, dass<br />
viele Maßnahmen, die aufgrund des <strong>demographischen</strong><br />
<strong>Wandel</strong>s umgesetzt werden, erst<br />
mittel- und langfristig ihre Wirkungen zeigen.<br />
Neben dem Erfolgs- und Ergebniscontrolling<br />
der Maßnahmen sollten auch die Aktionen und<br />
Wirkungen der Öffentlichkeitsarbeit kontinuierlich<br />
überprüft und ausgewertet werden.<br />
Darüber hinaus sollten die Ergebnisse wenn<br />
möglich auch in einem überörtlichen bzw.<br />
regionalen Kontext kommuniziert werden.<br />
Wie wird es gemacht?<br />
Wie bereits in den anderen Phasen empfohlen,<br />
sollte auch hier zunächst geprüft werden,<br />
ob bestehende Controllingsysteme und das<br />
Berichtswesen der Kommune (siehe Kapitel 6)<br />
– zum Beispiel der Haushaltsbericht – ausreichend<br />
Auskunft geben über Ergebnisse,<br />
Erfolge oder auch Misserfolge von Maßnahmen<br />
und Projekten, die vor dem Hintergrund<br />
der <strong>demographischen</strong> Veränderungen durchgeführt<br />
wurden.<br />
Reichen diese vorhandenen Informationen und<br />
Instrumente nicht aus, könnten auch die in<br />
Phase 4 genannten Kennzahlen eine sinnvolle<br />
Ergänzung zur Evaluierung sein.<br />
Die Evaluierung der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
erfolgt kontinuierlich mit Hilfe eines<br />
Pressespiegels. Für qualitative Auswertungen<br />
kann auch eine so genannte Medienresonanzanalyse<br />
durchgeführt werden. Dies ist jedoch<br />
nur sinnvoll, wenn eine Reihe von öffentlichkeitswirksamen<br />
Aktionen in einem Zeitraum<br />
von einem Jahr initiiert wurden.<br />
Tipps für die Umsetzung<br />
• Nutzen Sie <strong>im</strong> Rahmen des Controllings<br />
das Schema der SWOT Analyse (Strength,<br />
Weakness, Opportunities, Threats).<br />
Die Stärken und Schwächen-Analyse<br />
eignet sich für eine komplexere Interpretation<br />
von Daten und Kennzahlen<br />
und liefert ein umfassendes Bild von<br />
der Situation in Ihrer Kommune<br />
Stärken<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Chancen<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Schwächen<br />
Wer macht es?<br />
Für das Controlling ist in erster Linie die Verwaltung<br />
zuständig, da sie über die notwendigen<br />
Daten verfügt bzw. diese abrufen kann.<br />
Wie <strong>im</strong> Abschnitt zu Phase 2 vorgeschlagen,<br />
sollte das Ergebnis- und Erfolgscontrolling<br />
wenn möglich von den Verantwortlichen<br />
durchgeführt werden, die für die Analyse<br />
der Ausgangssituation der verschiedenen<br />
Handlungsfelder zuständig sind.<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Risiken<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Für das Controlling der Maßnahmen und Projekte<br />
sollten jährlich Analysesitzungen in der<br />
Verwaltung durchgeführt werden, an denen<br />
Verantwortliche aus allen betroffenen Abteilungen<br />
oder Fachbereichen teilnehmen. Die<br />
Ergebnisse sollten dann der Politik und ggf.<br />
den Kooperationspartnerinnen und -partnern<br />
ebenfalls einmal <strong>im</strong> Jahr präsentiert werden.<br />
70 71
5.<br />
Ansprechpartnerin REK<br />
<strong>im</strong> Innenministerium<br />
Frau Jutta Behrend<br />
Telefon: 0431.988-1850<br />
jutta.behrend.@<strong>im</strong>.landsh.de<br />
Instrumente: Integrierte Konzepte<br />
und Fachplanungen<br />
In diesem Kapitel werden die zentralen<br />
Planungsinstrumente – integrierte Konzepte<br />
und Fachplanungen – vorgestellt. Viele Kommunen<br />
<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>s nutzen diese<br />
bereits. Vor dem Hintergrund der <strong>demographischen</strong><br />
Veränderungen werden die Instrumente<br />
noch wichtiger. Daher sollte die demographische<br />
Entwicklung in der Kommune bei<br />
der Anwendung dieser Instrumente <strong>im</strong>mer<br />
berücksichtigt werden.<br />
5.1<br />
Regionale Entwicklungskonzepte (REK)<br />
Regionale Entwicklungskonzepte haben in<br />
der Regel einen weit größeren Zuschnitt<br />
als Stadt-Umland-Konzepte oder Ländliche<br />
Struktur- und Entwicklungsanalysen. Sie sind<br />
grundsätzlich auf ein sehr breites Themenspektrum<br />
orientiert, meist stehen auch die<br />
wichtigsten entwicklungspolitischen Handlungsfelder<br />
(zum Beispiel Wirtschaft, Tourismus,<br />
Verkehr) <strong>im</strong> Vordergrund. In den REK<br />
werden für diese Themen Ziele, Strategien<br />
und Maßnahmenpakete erarbeitet. Beispiele<br />
für Regionale Entwicklungskonzepte bilden<br />
die Metropolregion Hamburg, die Region<br />
Lübeck, Flensburg-<strong>Schleswig</strong> oder das jüngste<br />
Entwicklungskonzept Nordfriesland-Westküste.<br />
Die Landesregierung <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />
unterstützt diese regionalen Entwicklungsinitiativen.<br />
5.2<br />
Kreisentwicklungskonzepte (KEK)<br />
Auf Kreisebene war der Kreisentwicklungsplan<br />
(KEP) bis zu Änderung des Landesplanungsgesetzes<br />
durch Gesetz vom 25.06. 2002<br />
das übliche Planungsinstrument der Kreise.<br />
Als Fachplanungen kommen vor allem der<br />
Schulentwicklungsplan und der Bedarfsplan<br />
für Kindertageseinrichtungen und Tagespflege<br />
zum Tragen.<br />
Das Landesplanungsgesetz sah die Aufstellung<br />
von Kreisentwicklungsplänen in einem<br />
5-jährigen Rhythmus als Pflichtaufgabe der<br />
Kreise vor. Mit Änderung des LPlG ist diese<br />
Aufgabe entfallen. Angesichts knapper werdender<br />
Personalressourcen sahen viele Kreise<br />
eine Möglichkeit auf Verzicht von (freiwilligen)<br />
Planungen und damit die Möglichkeit zur<br />
Kosteneinsparung.<br />
Besonders die Kreise <strong>im</strong> Umland der größeren<br />
Städte, insbesondere <strong>im</strong> Hamburger<br />
Umland, erkannten aber die Notwendigkeit,<br />
die vielfältigen Fachplanungsbereiche, die<br />
Entscheidungen verlangen, kreisweit zu koordinieren.<br />
Zwischen den landesplanerischen<br />
Ebenen des Landesraumordnungsplans und<br />
der Regionalpläne und der kommunalen<br />
(gemeindlichen) Ebene der Flächennutzungspläne<br />
und Bebauungspläne klafft allein schon<br />
wegen des Maßstabssprunges eine Lücke,<br />
die durch Stadt-Umland-Planungen alleine<br />
nicht geschlossen werden kann. Auch ist<br />
durch den langen Geltungszeitraum und<br />
das aufwändige formelle Verfahren bei einer<br />
Fortschreibung ein kurzfristiges Reagieren<br />
auf aktuelle Entwicklungen in Wirtschaft und<br />
Gesellschaft schwierig.<br />
Das Land hat das Kreisentwicklungskonzept<br />
als geeignetes Instrument zur Förderung<br />
der interkommunalen Zusammenarbeit<br />
anerkannt.<br />
Ziele des KEK sind allgemein:<br />
• Entwicklung regionaler Entwicklungsperspektiven<br />
als grundlegender Kommunalbeitrag<br />
für die übergeordnete formelle<br />
Planungsebene (Regionalplanung)<br />
• Koordination kommunaler Planungs- und<br />
Entwicklungsansätze (GEP, LSE.) und<br />
deren Verknüpfung mit regionalen und<br />
landesplanerischen Zielvorstellungen<br />
und Förderprogrammen<br />
• Plattform zur verbesserten Kooperation/<br />
Kommunikation innerhalb der Region<br />
• Definition von Handlungsstrategien und<br />
Projekten als Reaktion auf die demographische<br />
Entwicklung und aufgrund<br />
aktueller Raumbeobachtungen<br />
• Instrumentalisierung politischer Entwicklungsstrategien<br />
und Zielsetzungen des<br />
Kreises und seiner Kommunen<br />
Zusätzlich in der Metropolregion Hamburg:<br />
• Transport der Inhalte des Regionalen<br />
Entwicklungskonzeptes für die Metropolregion<br />
Hamburg (REK) auf die kommunale<br />
Ebene und umgekehrt<br />
Die Inhalte können <strong>im</strong> Wesentlichen folgenden<br />
Punkten zugeordnet werden:<br />
• Siedlungsentwicklung<br />
• Naturhaushalt und Freiraumentwicklung<br />
• Wirtschaft<br />
• Verkehr<br />
• Soziales<br />
Darüber hinaus sind Schwerpunkte oder zusätzliche<br />
Themen je nach aktueller Situation<br />
des jeweiligen Kreises denkbar.<br />
Weitere Informationen liefern die Broschüren<br />
„KEK – Die neue Chance zur Mitgestaltung<br />
der Region“ und „KEK – Leitfaden für die<br />
kommunale Beratung“ des Kreises Pinneberg<br />
(www.kreis-pinneberg.de).<br />
5.3<br />
Stadt-Umland-Konzepte (SUK)<br />
Städte und ihr Umland bilden eine enge<br />
Schicksalsgemeinschaft: Das Umland ist in<br />
seiner Leistungsfähigkeit ebenso abhängig<br />
von der florierenden Stadt, deren Angebote<br />
es nutzt, wie die Stadt auf die Attraktivität des<br />
Umlandes angewiesen ist. „Neu“ in diesem<br />
Kontext sind drei Herausforderungen, die dazu<br />
zwingen, die Gewichtung von Konflikt und<br />
Schicksalsgemeinschaft zugunsten letzterer<br />
zu verändern:<br />
• Die überregionale Standortkonkurrenz<br />
verlangt von kleineren Einheiten eine<br />
Bündelung aller ihrer Kräfte<br />
• Die Verknappung natürlicher, finanzieller<br />
und – <strong>im</strong> Zuge der <strong>demographischen</strong><br />
Entwicklung – auch personeller Ressourcen<br />
erfordert größtmögliche Ressourceneffizienz<br />
• Ein verändertes Standortnachfrageverhalten<br />
von Handel, Gewerbe und Dienstleistungen<br />
führt zu neuen funktionalen<br />
Verflechtungsmustern<br />
Der Leitgedanke von Stadt-Umland-Konzepten<br />
(bisher auch als Gebietsentwicklungsplanungen<br />
bezeichnet) ist <strong>im</strong> Prinzip einfach und auch<br />
keineswegs neu: Es gilt eine abgest<strong>im</strong>mte<br />
Entwicklung zu planen und zu steuern, die<br />
eine bestmögliche Leistungserbringung durch<br />
Bündelung aller Potenziale des zentralen Ortes<br />
und des Umlandes gewährleistet. Neu ist<br />
bei diesem informellen, landesplanerischen<br />
Ansatz oberhalb der Bauleitplanung und<br />
unterhalb der Regionalplanung, dass solche<br />
Konzepte nicht von einer übergeordneten<br />
Instanz entworfen und „angeordnet“ werden,<br />
sondern dass die Kommunen dafür selbst<br />
und freiwillig die Verantwortung übernehmen.<br />
Daraus folgt: Stadt und Umland müssen sich<br />
als Schicksalsgemeinschaft verstehen und zu<br />
gemeinsamem Handeln bereit sein. Es geht<br />
darum, dass bisherige klassische Konkurrenten<br />
aufgefordert sind, durch Freiwilligkeit<br />
und Gleichberechtigung eine strategische<br />
Zukunftsallianz einzugehen.<br />
72 73
Das klassische Konflikt- und damit auch<br />
Abst<strong>im</strong>mungsthema bildet in der Regel die<br />
Siedlungsentwicklung. Dabei geht es jedoch<br />
nicht mehr nur um Abst<strong>im</strong>mung von Quantitäten<br />
der Flächenentwicklung, sondern vor dem<br />
Hintergrund des <strong>demographischen</strong> <strong>Wandel</strong>s<br />
zunehmend um die Abst<strong>im</strong>mung von Qualitäten<br />
in den Stadtregionen und den Aufbau<br />
eines kontinuierlichen Flächenmanagements.<br />
Daneben werden zunehmend entwicklungspolitische<br />
Themen einbezogen, die konkret auf<br />
die gemeinsame Leistungssteigerung ausgerichtet<br />
sind: Wirtschaftsförderung, Marketing,<br />
Ver- und Entsorgung, soziale Infrastruktur,<br />
Verwaltungsorganisation. In den Erarbeitungsprozess<br />
von Stadt-Umland-Konzepten<br />
lässt sich auch der <strong>im</strong> Kapitel 4 beschriebene<br />
Strategiezyklus integrieren.<br />
Wie moderne Stadt-Umland-Konzepte erarbeitet<br />
werden können, zeigt die Broschüre<br />
„Stadt-Umland-Konzepte in <strong>Schleswig</strong>-<br />
<strong>Holstein</strong> – Empfehlungen für die kommunale<br />
Praxis“ des Innenministeriums <strong>Schleswig</strong>-<br />
<strong>Holstein</strong> (siehe www.landesplanung.schleswig-holstein.de;<br />
hier finden Sie auch weitergehende<br />
Informationen zu diesem Instrument).<br />
Die Landesplanung <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />
unterstützt diese Form von interkommunaler<br />
Kooperation.<br />
5.4<br />
Ländliche Struktur- und Entwicklungsanalysen<br />
(LSE)<br />
Das Instrument der LSE ist Bestandteil der<br />
Förderrichtlinie zur integrierten ländlichen<br />
Entwicklung. Zielsetzung ist die Sicherung<br />
der ländlichen Räume als Lebens-, Arbeits-,<br />
Erholungs- und Naturräume. Schwerpunkte<br />
werden auf die Sicherung und Schaffung von<br />
Arbeitsplätzen, die Verbesserung der Grundversorgung<br />
sowie die Ausrichtung auf die von<br />
der Bevölkerung formulierten Entwicklungsziele<br />
der jeweiligen Region gesetzt.<br />
Im Vordergrund des Programms steht die<br />
Unterstützung örtlicher und regionaler Initiativen<br />
in grundsätzlich allen entwicklungsbest<strong>im</strong>menden<br />
Bereichen. Das heißt, neben der<br />
Siedlungsentwicklung und der Gestaltung<br />
der Dörfer ist das Programm auf die Bereiche<br />
Infrastruktur, Wirtschaft inklusive Landwirtschaft<br />
und Tourismus, auf Natur- und Umweltschutz<br />
und auf den kulturellen und sozialen<br />
Bereich ausgerichtet.<br />
Das Instrument der LSE Stufe I bietet somit<br />
einen breiten Rahmen, in dem sich die regionalen<br />
Akteure umfassend mit den Folgen der<br />
<strong>demographischen</strong> Entwicklung auseinander<br />
setzen können. Den Bezugsraum für die LSE<br />
können die Regionen selbst festlegen. In der<br />
LSE erarbeiten Bürgerinnen und Bürger und<br />
regionale Initiativen gemeinsam mit den kommunalen<br />
Trägern und mit Unterstützung externer<br />
Fachkompetenz die Stärken und Schwächen<br />
ihrer Region, formulieren Leitziele und<br />
entwickeln Projekte, die <strong>im</strong> nächsten Schritt<br />
auch umgesetzt werden können. Die Richtlinie<br />
sieht die Beteiligung aller Bevölkerungsgruppen<br />
vor. Die Philosophie des LSE-Prozesses<br />
ist also eine Entwicklung von unten. Das Land<br />
gibt den Rahmen vor und stellt Fördermittel<br />
zur Umsetzung von LSE-Projekten bereit.<br />
Es besteht darüber hinaus die Möglichkeit,<br />
<strong>im</strong> Rahmen einer ergänzenden LSE-Stufe II<br />
ein spezielles Thema in einem ebenfalls<br />
frei zu wählenden jedoch größeren Unterschungsraum<br />
zu vertiefen, zum Beispiel<br />
unter dem Schwerpunkt “demographische<br />
Veränderung”.<br />
Die <strong>demographischen</strong> Entwicklungen erfordern<br />
zukünftig eine stärkere Mitverantwortung<br />
der Bürgerinnen und Bürger für das Gemeinwesen<br />
(Stichwort: aktive Bürgergesellschaft)<br />
sowie eine verbesserte Zusammenarbeit auf<br />
allen Ebenen. Die Erfahrungen <strong>im</strong> Rahmen<br />
von über 100 LSE´n <strong>im</strong> Lande haben gezeigt,<br />
dass die LSE´n hierzu einen wichtigen Beitrag<br />
leisten. Sie ermöglichen den Bürgerinnen und<br />
Bürgern, die Zukunft ihres Lebensraumes aktiv<br />
mit zu gestalten. Als Ergebnis sind neue Partnerschaften<br />
in den Regionen entstanden. Es<br />
entwickelt sich oftmals eine neue Gesprächsund<br />
Kooperationskultur zwischen Bürgern,<br />
Politik und Verwaltung, zwischen Stadt und<br />
Landgemeinden. Das Instrument der LSE ist<br />
damit ein wichtiger Baustein zur Förderung<br />
der interkommunalen Zusammenarbeit, zur<br />
Verbesserung der Stadt-Umland-Kooperationen.<br />
Viele LSE-Projekte stärken die Entwicklung<br />
der Region allein durch das in diesem<br />
Rahmen mobilisierte ehrenamtliche Engagement<br />
(zum Beispiel Gründung sozialer Netzwerke,<br />
Aufbau von Nachbarschaftshilfe).<br />
Ein neues Instrument der „Integrierten ländlichen<br />
Entwicklung“, mit dem die kooperativen<br />
Entwicklungsprozesse der LSE´n in einem<br />
größeren Raum weiter geführt werden<br />
können, ist die Möglichkeit zur Förderung<br />
eines Regionalmanagements (Bezugsraum<br />
mind. 30.000 EW). Dieses Instrument bietet<br />
die Chance, die regionalen Akteure für das<br />
Thema demographische Veränderungen<br />
stärker zu sensibilisieren und gemeinsam<br />
zukunftsfähige Strategien zu entwickeln.<br />
Ansprechpartner für nähere Informationen<br />
sind das Ministerium für Landwirtschaft,<br />
Umwelt und ländliche Räume und die zuständigen<br />
Ämter für ländliche Räume.<br />
Ansprechpartner für das Ministerium<br />
für Landwirtschaft, Umwelt<br />
und ländliche Räume<br />
Herr Hermann-Josef Thoben<br />
Telefon: 0431.988-49 80<br />
hermann-josef.thoben@mlur.landsh.de<br />
5.5<br />
Städtebauförderung<br />
Im Rahmen der Städtebauförderung unterstützt<br />
das Land <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> die Städte<br />
bei ihrer Anpassung an die Erfordernisse<br />
unserer Zeit und der Zukunft <strong>im</strong> Sinne einer<br />
nachhaltigen Stadtentwicklung. Vor dem Hintergrund<br />
des sich vollziehenden <strong>demographischen</strong>,<br />
sozialen und wirtschaftsstrukturellen<br />
<strong>Wandel</strong>s müssen die Städte sich auf die geänderten<br />
Nachfrage- und Wachstumsbedingungen<br />
einstellen. Dabei handelt es sich in erster<br />
Linie um einen marktgesteuerten Anpassungsprozess.<br />
Städtebauförderung setzt in<br />
den Gebieten ein, die gleichzeitig erkennbare<br />
Entwicklungsprobleme und Potenziale aufweisen,<br />
in denen ein allein marktwirtschaftlicher<br />
Verlauf aber wegen zunächst bestehender<br />
Unwirtschaftlichkeit nicht funktioniert oder<br />
zu erheblichen städtebaulichen Problemen<br />
führen würde.<br />
<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> konzentriert die von Bund,<br />
Land und Gemeinden zu je einem Drittel<br />
finanzierten Mittel auf die größeren Städte,<br />
besonders auf die Mittel- und Oberzentren:<br />
Diese sollen als Wachstumsmotoren für die<br />
wirtschaftliche, gesellschaftliche und kulturelle<br />
Entwicklung des Landes und in ihrer vielseitigen<br />
Versorgungsfunktion für ihre Bewohnerinnen<br />
und Bewohner sowie für ihre Region<br />
gestärkt werden. Auch hat sich gezeigt, dass –<br />
mit deutlichen regionalen Unterschieden –<br />
etliche Zentrale Orte in besonderem Maße<br />
von Arbeitsplatz- und Bevölkerungsverlusten,<br />
zunehmender Alterung, wachsender sozialer<br />
und kultureller Heterogenität und Polarisierung<br />
betroffen sind, so dass hier der größte Handlungsbedarf<br />
besteht. Die rückläufigen Wachstumsbedingungen<br />
haben vielerorts bereits zu<br />
erkennbaren städtebaulichen Entwicklungsrückständen<br />
geführt, die als Attraktivitätsverlust<br />
der Stadtzentren, Imageverlust von<br />
Stadtteilen und Wohnquartieren, dauerhaften<br />
Gebäudeleerständen und Brachflächen zu<br />
Tage treten.<br />
Ansprechpartner SUK<br />
<strong>im</strong> Innenministerium<br />
Herr Dr. Christian Diller<br />
Telefon: 0431.988-1730<br />
christian.diller@<strong>im</strong>.landsh.de<br />
Ansprechpartnerin LSE<br />
für die Akademie<br />
für die Ländlichen Räume<br />
<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>s e.V.<br />
Frau Andrea Weigert<br />
Telefon: 04351.8 66 66<br />
andrea.weigert@alr-sh.de<br />
www.alr-sh.de<br />
74 75
Die anstehenden städtebaulichen Aufgaben<br />
lassen sich nur <strong>im</strong> Konsens und in enger<br />
Kooperation der Kommunen mit allen Stadtentwicklungspartnern<br />
bewältigen. Dafür gibt<br />
es zwei Gründe:<br />
1. Die knappen öffentlichen Mittel und die<br />
sich in Teilmärkten verändernde Nachfrage<br />
machen es erforderlich, dass Kommunen,<br />
Wohnungswirtschaft sowie andere Investoren<br />
und Akteure ihre Ressourcen bündeln.<br />
Vor diesem Hintergrund haben auch<br />
die Städtebauförderung und die Wohnraumförderung<br />
ihre Instrumente eng miteinander<br />
verzahnt. Sie müssen sich <strong>im</strong><br />
Interesse der Nachhaltigkeit öffentlicher<br />
und privater Investitionen auf zukunftsfähige<br />
Projekte in den Städten, Stadtteilen<br />
und Wohnquartieren konzentrieren.<br />
2. Angesichts der <strong>demographischen</strong> und<br />
sozialen Veränderungen haben die Städte<br />
eine enorme soziale Integrationsaufgabe<br />
vor sich. Diese können sie nur in Gemeinschaftsleistung<br />
mit der Wohnungswirtschaft<br />
und anderen Partnern bewältigen.<br />
Beides setzt langfristig angelegte, fortschreibungsfähige<br />
Konzepte voraus, die<br />
von den Städten gemeinsam mit allen<br />
wichtigen örtlichen Akteuren entwickelt<br />
werden. Hier hat die Novelle des Baugesetzbuchs<br />
<strong>im</strong> Jahre 2004 durch die Stadtumbaumaßnahmen<br />
(§§ 171 a ff.) neue<br />
Maßstäbe gesetzt: Die Festlegung von<br />
Stadtumbaugebieten, die auch mit Städtebauförderungsmitteln<br />
gefördert werden<br />
können, setzt integrierte städtebauliche<br />
Entwicklungskonzepte voraus, in denen<br />
zunächst auf gesamtstädtischer Ebene<br />
die Gebiete mit dem dringendsten Handlungsbedarf<br />
ermittelt werden. Für die auf<br />
dieser Grundlage von den Kommunen zu<br />
beschließenden Stadtumbaugebiete sind<br />
teilräumliche Entwicklungskonzepte zu erarbeiten,<br />
die das städtebauliche Planungs-,<br />
Handlungs-, Maßnahmen- und Finanzierungskonzept<br />
darstellen.<br />
Mit den sozialen Folgen des <strong>demographischen</strong><br />
und wirtschaftsstrukturellen <strong>Wandel</strong>s beschäftigt<br />
sich speziell auch das Städtebauförderungsprogramm<br />
Soziale Stadt: Es verfolgt das<br />
Ziel, der sozialen und räumlichen Ausgrenzung<br />
benachteiligter Bevölkerungsgruppen in den<br />
Städten entgegenzuwirken. In den geförderten<br />
Stadtteilen und Quartieren werden auf der<br />
Grundlage von Integrierten Handlungskonzepten<br />
und mit der Hilfe unmittelbar vor Ort aktiver<br />
Quartiersmanagements unter intensiver<br />
Mitwirkung der Bewohnerinnen und Bewohner<br />
bauliche/städtebauliche Maßnahmen und<br />
soziale und integrationsfördernde Projekte<br />
gebündelt.<br />
5.6<br />
Wohnraumversorgungskonzepte<br />
Demographischer <strong>Wandel</strong>, Wanderungsbewegungen<br />
und Pluralisierung der Lebensstile<br />
sind einige Faktoren, die auch die Entwicklung<br />
der Wohnungsmärkte in Zukunft kennzeichnen<br />
werden. Wohnungsbauinvestitionen müssen<br />
sich in Zukunft vor allem auf Bestandsentwicklung<br />
und punktuell gezielten Neubau richten.<br />
Die Zielsetzungen einer nachhaltigen Wohnraumversorgung<br />
für alle Bevölkerungsgruppen,<br />
des Erhalts der Funktionalität der Städte und<br />
der sozialen Stabilität von Stadtquartieren<br />
stellen vor diesem Hintergrund alle Akteure<br />
vor neue Herausforderungen.<br />
Entscheidungen zu Wohnungsmarktinvestitionen,<br />
wie Rückbau, Neubau, Modernisierung<br />
und Sanierung, müssen auf der Basis abgest<strong>im</strong>mter<br />
Wohnraumversorgungskonzepte<br />
erfolgen. In diesen Konzepten wird unter<br />
anderem eine Analyse der Wohnungsmärkte<br />
und der Bestände vorgenommen und eine<br />
Prognose zur Entwicklung von Stadtteilen und<br />
der Gesamtstadt aufgestellt. Anhand dieser<br />
Erhebungen lassen sich dann politisch akzeptierte<br />
Zielvorstellungen entwickeln und Maßnahmen<br />
zur Zielerreichung abst<strong>im</strong>men. Hierbei<br />
ist die Umlandentwicklung einzubeziehen.<br />
Ziel ist nicht nur eine Übersicht zum aktuellen<br />
Stand und Geschehen auf dem Wohnungsmarkt<br />
herzustellen, sondern auch <strong>im</strong> ständigen<br />
Austausch mit allen relevanten Akteuren<br />
und in Integration demographischer Fragestellungen<br />
und Ergebnisse ein ständiges Monitoring<br />
und laufendes Zielcontrolling der in den<br />
Wohnraumversorgungskonzepten beschlossenen<br />
Maßnahmen sicherzustellen.<br />
Die Landesregierung wird ihre Bemühungen<br />
um einen bedarfsgerechten und notwendigen<br />
Stadtumbau und die Erneuerung der Bestände<br />
auf der Basis von Stadtentwicklungskonzepten<br />
und Wohnraumversorgungskonzepten fortsetzen.<br />
Sie unterstützt die Kommunen – wie<br />
bei Stadt-Umland-Konzepten und bei integrierten<br />
Stadtentwicklungskonzepten – auch<br />
bei Wohnraumversorgungskonzepten. So<br />
hat das Innenministerium zum Beispiel eine<br />
Arbeitshilfe für die Erstellung von Wohnraumversorgungskonzepten<br />
herausgegeben<br />
(www.landesregierung.schleswig-holstein.de;<br />
– Innenministerium – Städtebauförderung/<br />
Wohnungswesen – Wohnraumversorgungskonzepte).<br />
Die für Ende des Jahres 2005<br />
geplante neue Wohnungsmarktprognose für<br />
<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> wird eine weitere Basis<br />
für die Erarbeitung bzw. das Monitoring dieser<br />
Konzepte darstellen. Außerdem werden vielfältige<br />
Fördermöglichkeiten, auch anhand der<br />
eng verzahnten Mittel der Städtebauförderung<br />
und Wohnraumförderung, angeboten, um die<br />
nachhaltige Wohnraumversorgung und die<br />
Stabilisierung der Städte in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />
zu gewährleisten.<br />
5.7<br />
Städtebau- und Ortsplanung<br />
Vor dem Hintergrund des <strong>demographischen</strong><br />
<strong>Wandel</strong>s geht es bei der kommunalen Städtebau-<br />
und Ortsplanung künftig mehr um die<br />
Qualitätsentwicklung bzw. -wahrung als um<br />
eine reine quantitative Flächenentwicklung.<br />
Bedarfsverschiebungen und Änderungen der<br />
Standortpräferenzen werden die Kommune<br />
auch in der Städtebau- und Ortsplanung vor<br />
neue Herausforderungen stellen. Das gilt<br />
bedingt für die Planinhalte und die Verfahrensstrategie,<br />
wann und wo neue Flächen<br />
ausgewiesen werden sowie welche Strategien<br />
der Innenentwicklung und Nachverdichtung<br />
entwickelt werden.<br />
Die Bestandspflege, sowohl die Erhaltung der<br />
Werthaltigkeit von Gebäuden/Quartieren als<br />
auch der technischen Infrastrukturen, wird<br />
strategisch an Bedeutung gewinnen. Hierzu<br />
bedarf es auch neuer Kooperationspartner.<br />
Da die Entwicklungen sehr differenziert ablaufen,<br />
sind Prognosen sehr schwierig. Insoweit<br />
sind die Entwicklungen fortlaufend<br />
zu beobachten, die Strategien flexibel auszugestalten<br />
und Instrumente flexibel zu<br />
handhaben. Ein derartiger Ansatz erfordert<br />
nicht das eine, langfristige Konzept, sondern<br />
ein schrittweises Vorgehen für jeweils überschaubare<br />
Zeiträume <strong>im</strong> Rahmen eines<br />
gesamträumlichen Rahmenkonzeptes. Das<br />
Vorgehen ist dabei auf Prioritätensetzungen<br />
und Zeitabläufe der Planumsetzung auszurichten.<br />
Darüber hinaus ist zwingend der Blick<br />
über die Gemeindegrenzen erforderlich. Nur<br />
ein koordiniertes, abgest<strong>im</strong>mtes Vorgehen <strong>im</strong><br />
Rahmen interkommunaler Zusammenarbeit<br />
ermöglicht die konkrete Flächensteuerung und<br />
Vermeidung von ruinösen Konkurrenzen (siehe<br />
auch Stadt-Umland-Konzepte). Der Flächennutzungsplan,<br />
der als umfassendes Planwerk<br />
für das gesamte Gemeindegebiet streitende<br />
Flächenansprüche integriert und die kommunalen<br />
Entwicklungsziele koordiniert, bringt<br />
die Verlässlichkeit und Verbindlichkeit in die<br />
interkommunalen Absprachen. Sollten die in<br />
Kapitel 4 dargestellten Schritte des Strategiezykluses<br />
berücksichtigt werden.<br />
Ansprechpartnerin<br />
Städtebauförderung<br />
<strong>im</strong> Innenministerium<br />
Frau Bärbel Pook<br />
Telefon: 0431. 988-2754<br />
baerbel.pook@<strong>im</strong>.landsh.de<br />
Ansprechpartnerin Wohnungsversorgungskonzepte<br />
<strong>im</strong> Innenministerium<br />
Frau Karin Siebeck-Rauscher<br />
Telefon: 0431.988-3217<br />
karin.siebeck-rauscher@<strong>im</strong>.landsh.de<br />
Ansprechpartner Städtebau- und<br />
Ortsplanung <strong>im</strong> Innenministerium<br />
Herr Klaus Goede<br />
Telefon: 0431.988-2788<br />
klaus.goede@<strong>im</strong>.landsh.de<br />
76 77
5.8<br />
Verkehrsentwicklungsplanungen<br />
Mit der Aufstellung von Verkehrsentwicklungsplänen<br />
(VEP) oder Gesamtverkehrsplänen<br />
(GVP) ist vor allem für die Städte ein Planungsinstrument<br />
für eine zukunftsorientierte Verkehrsplanung<br />
gegeben. Ein VEP/GVP gliedert<br />
sich in der Regel in die Teilpläne Motorisierter<br />
Individualverkehr (MIV), ruhender Verkehr<br />
(Parkraumkonzept), Öffentlicher Personnahverkehr<br />
(ÖPNV) und Fuß- und Radwegekonzept.<br />
Den Teilplänen liegt eine Analyse der<br />
jeweiligen Verkehrsart zugrunde. Zur Absicherung<br />
der Erhebungsergebnisse werden auch<br />
Haushalts-, Betriebs- und Schülerbefragungen<br />
zum Verkehrsverhalten durchgeführt. Dieses<br />
ist zukünftig auch für die Zielgruppe der Senioren<br />
besonders angezeigt.<br />
Über die Erhebungsergebnisse werden Defizitanalysen<br />
erarbeitet und darauf aufbauend<br />
konkrete Maßnahmen entwickelt. Be<strong>im</strong> MIV<br />
sollte ein besonderes Augenmerk auf Fragen<br />
der Verkehrsberuhigung gelegt werden, und<br />
dies nicht nur in Wohngebieten.<br />
Be<strong>im</strong> Parkraumkonzept geht es nicht nur um<br />
die Quantität möglichst kostengünstig bereitzustellenden<br />
Parkraums. Gefragt ist zunächst<br />
die Erreichbarkeit, die durch die Einrichtung<br />
von Parkleitsystemen mit Restkapazitätsanzeigen<br />
opt<strong>im</strong>iert werden kann. Weiterhin ist der<br />
Komfort der angetroffenen Parkplatzanlage<br />
ein wichtiges Kriterium. Eine Kontingentierung<br />
breiterer Parkplätze für ältere Bevölkerungsgruppen<br />
wäre zu diskutieren.<br />
Der größte Handlungsbedarf liegt sicher in<br />
der Attraktivierung des ÖPNV. Hierzu wurde<br />
<strong>im</strong> Kapitel 3.5 eine ganze Palette denkbarer<br />
Maßnahmen aufgezeigt. Nicht zu vergessen<br />
ist das Fuß- und Radwegekonzept. Alte<br />
Qualitätsansprüche wie direkt verbindende,<br />
gut ausgebaute und ebenso ausgeleuchtete<br />
Geh- und Radwege mit schnellen, sicheren<br />
und barrierefreien Überquerungsmöglichkeiten<br />
an Kreuzungspunkten erhalten eine neue Aktualität.<br />
Anzusprechen ist hier auch das relativ<br />
neue Instrument der „Fahrradstraßen“.<br />
Am Schluss der Entwicklung der einzelnen<br />
Teilpläne ist eine Querschnittsbetrachtung <strong>im</strong><br />
Sinne eines integrierten Planungsteils erforderlich,<br />
da nicht alle Empfehlungen der Einzelpläne<br />
widerspruchsfrei zu einem Gesamtpaket<br />
kumuliert werden können. So ist die Einrichtung<br />
von Tempo 30-Zonen, besonders mit<br />
flankierenden baulichen Maßnahmen, nicht<br />
ohne weiteres kompatibel zu dort geführten<br />
Buslinien, für die es auf Schnelligkeit und<br />
Komfort für die Fahrgäste ankommt.<br />
Bei der Aufstellung von VEP/GVP werden<br />
zur Prozessbegleitung interdisziplinäre Arbeitskreise<br />
der relevanten Gruppen eingerichtet,<br />
zu denen auch Seniorenbeiräte, Behindertenvertreter<br />
oder ähnlich ehrenamtlich<br />
Engagierte gehören.<br />
Im Ergebnis best<strong>im</strong>mt der demographische<br />
<strong>Wandel</strong> für die kommunale Verkehrsplanung<br />
keine grundsätzlich neuen Aufgabenfelder,<br />
sondern gewichtet in der Abwägung der<br />
einzelnen Anforderungen und Maßnahmen<br />
untereinander best<strong>im</strong>mte Teilaspekte neu.<br />
5.9<br />
Einzelhandelskonzepte<br />
Zur Quantifizierung und Qualifizierung des<br />
zukünftigen Handlungsbedarfs hinsichtlich<br />
des Einzelhandels und der Nahversorgung<br />
bietet sich die Erarbeitung (inter-)kommunaler<br />
Einzelhandelskonzepte an. Am Anfang<br />
steht dabei die Bestands- und Marktanalyse<br />
des Makrostandorts. Ermittelt werden<br />
die Nachfrage, der Bestand (vor allem nach<br />
Warengruppen), die relevanten Kennziffern<br />
und das Einzugsgebiet, ferner Kaufkraftströme<br />
und Bindungsquoten. Eine Beurteilung des<br />
Umlandes <strong>im</strong> Sinne der regionalen Wettbewerbssituation<br />
schließt sich an. Allein schon<br />
aufgrund der regionalen Verflechtungen der<br />
Einkaufsbeziehungen ist bei der Begutachtung<br />
eine Kooperation mit den Nachbargemeinden<br />
zu empfehlen.<br />
Weiterhin ist eine Bewertung der Profile der<br />
Einzelhandelslagen vorzunehmen, in der Regel<br />
auf der Basis einer repräsentativen Haushaltsbefragung<br />
zur Einzelhandelssituation aus<br />
Verbrauchersicht. Auf allem aufbauend und<br />
entscheidend ist dann die Konzeptentwicklung,<br />
vor allem in Bezug auf allgemeine, aber<br />
auch projektgebundene Entwicklungsempfehlungen<br />
zu den Standorten.<br />
Bei interkommunalen Einzelhandelskonzepten<br />
sind Empfehlungen für die informelle Abst<strong>im</strong>mung<br />
von Planvorhaben und Projekten der<br />
Kommunen untereinander notwendig. Das<br />
gemeinsame Ziel sollte eine Stärkung und<br />
Weiterentwicklung des in der Region vorhandenen<br />
Standortnetzes sein. Hierfür ist die<br />
Schaffung eines Informations- und Abst<strong>im</strong>mungsprozesses<br />
erforderlich, der in die regionale<br />
Gremienstruktur zu integrieren ist. Das<br />
übliche Instrument der (Min<strong>im</strong>al-)Abst<strong>im</strong>mung<br />
mit den Nachbargemeinden als formale Beteiligung<br />
in der Bauleitplanung reicht nicht mehr<br />
aus. Letztendlich bringt ein regional ausgerichtetes<br />
Abst<strong>im</strong>mungsverfahren auch Entscheidungssicherheit<br />
für Entwickler, Investoren und<br />
Betreiber.<br />
5.10<br />
Sozialplanungen<br />
Sozialplanung ist ein Planungs- und Handlungsprozess,<br />
der in vier Bereichen stattfindet,<br />
die sich zum Teil überschneiden.<br />
Sozialplanungen verstehen sich als Zielund<br />
Handlungskonzepte, die<br />
• auf die sozialen Bedürfnisse aller<br />
Bürgerinnen und Bürger in der Gemeinde,<br />
• auf die von speziellen Zielgruppen und<br />
• auf spezielle räumliche Bereiche<br />
gerichtet sind<br />
Soziale Infrastrukturplanung<br />
Sozialplanung als soziale Infrastrukturplanung<br />
hat die konzeptionele Entwicklung, Bedarfsermittlung,<br />
Standortbest<strong>im</strong>mung, Realisierung<br />
und die räumliche Verteilung von Gemeinbedarfseinrichtungen<br />
unter anderem für folgende<br />
Bereiche zum Gegenstand:<br />
• Bildung<br />
• Erziehung<br />
• Freizeit<br />
• Beratung<br />
• Betreuung<br />
• Pflege<br />
• Eigeninitiative/Selbsthilfe<br />
• ambulante Dienste<br />
(Sozialarbeit, Pflege, Gesundheit)<br />
Handlungsfelder kommunaler Sozialplanung<br />
Die Vorhaltung dieser Einrichtungen ist eine<br />
wichtige Voraussetzung für das Funktionieren<br />
des Zusammenlebens in der Gemeinschaft.<br />
Sozialplanung muss dabei insbesondere die<br />
Bevölkerungsentwicklung, die Altersstruktur,<br />
die Mischung und Segregation sozialer und<br />
ethnischer Gruppen analysieren, bewerten,<br />
ggf. prognostizieren und vor allem am Planungsprozess<br />
beteiligen.<br />
Kommunale Sozialpolitik<br />
Sozialplanung als Konkretisierung vorbeugend<br />
einsetzender kommunaler Sozialpolitik wird<br />
von öffentlichen und freien Trägern in der<br />
Regel <strong>im</strong> Dialog geleistet und ist somit als<br />
Ziel- und Handlungskonzept für best<strong>im</strong>mte,<br />
benachteiligte Bevölkerungsgruppen zu verstehen.<br />
Ziel ist es, Benachteiligungen von<br />
Menschen in besonderen Lebenslagen (Menschen<br />
mit Migrationshintergrund oder mit<br />
Einkommensdefiziten) auszugleichen und<br />
die Integration in die Gesellschaft zu erleichtern,<br />
bzw. denen zu helfen, die sich nicht<br />
selbst helfen können.<br />
Die Beförderung der Hilfe zur Selbsthilfe<br />
einerseits und des bürgerschaftlichen Engagements<br />
andererseits – zum Beispiel durch<br />
Unterstützung von Selbsthilfeaktivitäten, Initiierung<br />
und Ausbau von Netzwerken oder<br />
Nachbarschaftshilfen – kommt in diesem Zusammenhang<br />
eine besondere Bedeutung zu.<br />
78 79
Soziale Kommunalpolitik<br />
Sozialplanung als Grundlage einer vorbeugenden<br />
sozialen Kommunalpolitik greift über diese<br />
Zielsetzung hinaus und erfolgt als integraler<br />
Bestandteil der Stadt- bzw. Kreisentwicklungsplanung.<br />
Hier werden vorausschauend<br />
die sozialen Belange der Gesamtbevölkerung<br />
der Gemeinde vertreten, indem diese in die<br />
Planungsvorhaben der anderen Ressorts, zum<br />
Beispiel der Verkehrs-, Wirtschafts-, Umweltplanung<br />
eingebracht werden. Sozialplanung<br />
in diesem Sinne ist insbesondere auf die<br />
Daseinsvorsorge aller Bürgerinnen und Bürger<br />
einer Kommune gerichtet.<br />
Aktive Gesellschaftspolitik<br />
Örtliche Sozialplanung wird <strong>im</strong> Sinne aktiver<br />
Gesellschaftspolitik tätig, wenn sie die generellen<br />
Vorgaben der Bundes- und Landesebene<br />
in konkrete kommunale Vorhaben umsetzt.<br />
Diese generellen Vorgaben strukturieren<br />
das Zusammenleben der Gesamtbevölkerung<br />
in den verschiedenen Lebensbereichen<br />
(Wohnen, Arbeit, Freizeit, Bildung, usw.) und<br />
haben auch über die kommunalen Grenzen<br />
hinweg Bedeutung.<br />
5.11<br />
Berichtswesen<br />
Die Änderung der Kommunalverfassung<br />
in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> zum 01.04. 2003 hatte<br />
vor allem zum Ziel, die mit der Novelle 2000<br />
eingeführte präzise Trennung der Aufgaben<br />
und Verantwortlichkeiten des ehrenamtlichen<br />
Elements in der kommunalen Selbstverwaltung<br />
von denen des Hauptamtes zu verdeutlichen<br />
und damit eine Effizienzsteigerung<br />
der Kommunalverwaltung zu erreichen. Trotz<br />
dieser vorgegebenen Trennung ist die kommunale<br />
Selbstverwaltung aber als Einheit<br />
anzusehen – Haupt- und Ehrenamt müssen<br />
gemeinsam eine opt<strong>im</strong>ale Erfüllung der kommunalen<br />
Aufgaben anstreben. Diesem Ziel<br />
dienen vorrangig die Informations-, Berichtsund<br />
Kontrollmechanismen des neuen kommunalen<br />
Verfassungsrechts.<br />
Nach § 45 b Gemeindeordnung (GO) kontrolliert<br />
der Hauptausschuss die Umsetzung<br />
der von der Vertretung festgelegten Ziele<br />
und Grundsätze. Er hat <strong>im</strong> Rahmen dieser<br />
Zuständigkeit insbesondere die Aufgabe, das<br />
Berichtswesen zu entwickeln, um die Vertretung<br />
(und die Ausschüsse) in die Lage zu<br />
versetzen, die Verwaltung zu kontrollieren und<br />
kommunalpolitisch zu steuern.<br />
Wesentliche Grundlage für die Wahrnehmung<br />
der Controllingfunktion des Hauptausschusses<br />
ist das Berichtswesen.<br />
Ein zweckmäßiges und informatives Berichtswesen<br />
leistet einen wichtigen Beitrag zur<br />
Verbesserung der Steuerung. Die Konzentration<br />
auf Wichtiges und die Kommunikation<br />
der Verantwortlichen untereinander werden<br />
durch ein leistungsfähiges Berichtswesen<br />
gefördert. Das Berichtswesen vermittelt<br />
der Vertretung und ihren Ausschüssen die<br />
Informationen, die sie bei der Wahrnehmung<br />
ihrer gesetzlichen Aufgaben benötigen. In der<br />
Gesetzesbegründung wird festgestellt, dass<br />
der Hauptausschuss „die Leistungen und den<br />
Ressourcenverbrauch der Verwaltung laufend<br />
zu überprüfen“ hat. Damit ist klargestellt,<br />
dass zum Controlling die Bereitstellung und<br />
zukunftsorientierte Auswertung von Informationen<br />
zur Unterstützung der politischen Entscheidungsträgerinnen<br />
und Entscheidungsträger<br />
gehört. Diese wiederum orientieren<br />
sich an den Zielen und Grundsätzen, die die<br />
Vertretung nach § 27 Abs. 1 S. 1 GO nach Vorbereitung<br />
durch den Hauptausschuss festlegt.<br />
Das Berichtswesen ist daher gekennzeichnet<br />
durch die Vorgabe von Zielen und Grundsätzen,<br />
die Festlegung ihrer Umsetzung, den<br />
Vergleich von Ist- und Sollzustand und die<br />
Korrektur <strong>im</strong> Falle des Abweichens. Es setzt<br />
zwingend voraus, dass die (kommunalpolitischen)<br />
Ziele und Grundsätze hinreichend<br />
deutlich formuliert sind, weil die Verwaltung<br />
sonst nicht in der Lage ist, die für eine „Kontrolle“<br />
erforderlichen Aussagen über deren<br />
Umsetzung zu machen sowie aussagefähige<br />
und auf den Berichtsempfänger angepasste<br />
Berichte anzufertigen. Schließlich müssen die<br />
Berichtsempfänger wissen, ob der vorgegebene<br />
Kurs gehalten wird und ob Anlass besteht,<br />
mit Blick auf die in der Zukunft zu erwartende<br />
Entwicklung, Kurskorrekturen einzuleiten,<br />
Ziele in der laufenden Planungsphase zu verändern<br />
bzw. Zielkorrekturen für die nächste<br />
Planungsperiode einzubringen. Aussagefähige<br />
Zielvereinbarungen mit Hilfe präziser, messbarer<br />
Ziele ergeben sich nicht von selbst, sie<br />
müssen erarbeitet, kommuniziert und vereinbart<br />
werden. Im Regelfall wird die Vertretung<br />
die für die Verwaltung verbindlichen Ziele und<br />
Grundsätze nur in einem zeitlichen Rahmen<br />
von mindestens einem Jahr, künftig wohl eher<br />
mittelfristig für die Dauer der Wahlperiode formulieren,<br />
also keine Wochen-, Monats- oder<br />
Quartalsziele vorgeben.<br />
Der Gesetzgeber hat damit dem Hauptausschuss<br />
<strong>im</strong> Rahmen des Neuen Steuerungsmodells<br />
und unter Berücksichtigung der klaren<br />
Trennung der Verantwortungsbereiche die<br />
Funktion eines zentralen Controlling-Gremiums<br />
zugewiesen.<br />
Er ist verantwortlich für die Erarbeitung und<br />
Fortentwicklung eines wirksamen Controllinginstrumentariums<br />
(„Er kontrolliert die Gemeindeverwaltung<br />
auf der Basis der von der Vertretung<br />
für die Verwaltung beschlossenen<br />
Vorgaben, Ziele, Grundsätze, ggf. Vorgaben<br />
zum Leitsungsoutput“) (so die Gesetzesbegründung,<br />
LT-Drs. 13/2806, S. 102). Controlling<br />
soll der Steuerungsebene systematische,<br />
zeitgerechte und aussagefähige Informationen<br />
liefern und dabei<br />
• in zukunftsorientierter Form<br />
• zur Unterstützung der Führung mit<br />
steuerungsrelevanter Information<br />
• bei der Entscheidungsfindung<br />
informieren und koordinieren und nicht kontrollieren.<br />
Controlling ist daher nie selbst Führung,<br />
sondern <strong>im</strong>mer nur Führungsunterstützung.<br />
Unter diesen Vorgaben gewinnt ein effizientes<br />
Berichtswesen bei der Bewältigung der<br />
Aufgabe demographischer <strong>Wandel</strong> für die<br />
Kommunen zunehmend an Bedeutung. Mit<br />
einem gut aufgebauten und funktionierenden<br />
Berichtswesen können die Kommunen schon<br />
heute eine Vielzahl von Daten und Informationen<br />
nutzen, die für wichtige Grundsatzentscheidungen<br />
und Fachplanungen unter dem<br />
Blickwinkel des <strong>demographischen</strong> <strong>Wandel</strong>s<br />
erforderlich sind.<br />
Nähere Einzelheiten hierzu<br />
auch in Heft 9 der Schriftenreihe<br />
des Städteverbandes <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>:<br />
„Das Berichtswesen nach der neuen<br />
Kommunalverfassung in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>“<br />
(2. Auflage 2003).<br />
80 81
6.<br />
Service<br />
Im Folgenden finden Sie die wichtigsten<br />
Kontaktdaten, nützliche Internetadressen,<br />
aktuelle Literaturhinweise sowie Angaben<br />
zu den verwendeten Quellen – insbesondere<br />
<strong>im</strong> Kapitel 3 und 4 – und eine Liste der Mitglieder<br />
der interdisziplinären Arbeitsgruppe<br />
„Demographischer <strong>Wandel</strong>“. Bei den Quellenangaben<br />
haben wir auf Doppelnennungen<br />
verzichtet.<br />
6.1<br />
Adressen<br />
Landesregierung <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />
www.landesregierung.schleswig-holstein.de<br />
• Staatskanzlei<br />
Düsternbrooker Weg 64<br />
24105 Kiel<br />
landesregierung@schleswig-holstein.de<br />
• Innenministerium des Landes<br />
<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />
Abteilung Landesplanung<br />
Düsternbrooker Weg 104<br />
24105 Kiel<br />
pressestelle@<strong>im</strong>.landsh.de<br />
www.landesplanung.schleswig-<strong>Holstein</strong>.de<br />
Kommunale Landesverbände<br />
www.sh-kommunen.de<br />
• <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>ischer Landkreistag<br />
Telefon: 0431.570050-10<br />
Telefax: 0431.570050-20<br />
info@sh-landkreistag.de<br />
www.sh-landkreistag.de<br />
• <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>ischer Gemeindetag<br />
Telefon: 0431.57 00 50-50<br />
Telefax: 0431.57 00 50-54<br />
info@shgt.de<br />
www.shgt.de<br />
• Städteverband <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />
Telefon: 0431.57 00 50-30<br />
Telefax: 0431.57 00 50-35<br />
info@staedteverband-sh.de<br />
www.staedteverband-sh.de<br />
Adresse der Landesverbände<br />
Haus der kommunalen Selbstverwaltung<br />
Reventlouallee 6<br />
24105 Kiel<br />
Statistisches Amt für Hamburg und<br />
<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> (Statistikamt Nord)<br />
Fröbelstraße 15-17<br />
24113 Kiel<br />
Telefon: 0431.68 95-93 93<br />
info-sh@statistik-nord.de<br />
www.statistik-nord.de<br />
LEG Entwicklung GmbH<br />
Fabrikstraße 7<br />
24103 Kiel<br />
Telefon: 0431.9796-04<br />
Telefax: 0431.9796-999<br />
info@leg.de<br />
www.leg.de<br />
<strong>Landesverband</strong> der Volkshochschulen<br />
<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>s e.V.<br />
Holstenbrücke 7<br />
24103 Kiel<br />
Telefon: 0431.97984-0<br />
Telefax: 0431.9 66 85<br />
lv@vhs-sh.de<br />
www.vhs-sh.de<br />
LVS <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>, Landesweite<br />
Verkehrsservicegesellschaft mbH<br />
Raiffeisenstr. 1<br />
24103 Kiel<br />
info@lvs-sh.de<br />
www.lvs-sh.de<br />
Technologie-Region K.E.R.N. e.V.<br />
Königinstr. 1<br />
24768 Rendsburg<br />
Telefon: 04331.138686<br />
info@kern.de<br />
www.kern.de<br />
Akademie für die Ländlichen Räume<br />
<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>s e.V.<br />
Mühlenberg 10<br />
24340 Eckernförde<br />
Telfon: 04351.8 66 66<br />
info@alr-sh.de<br />
www.alr-sh.de<br />
6.2<br />
Interessante und nützliche Internetlinks<br />
• Informationen der Landesregierung<br />
<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> zum <strong>demographischen</strong><br />
<strong>Wandel</strong><br />
www.demographie.schleswig-holstein.de<br />
• Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung<br />
zu dem Modellvorhaben mit<br />
dem Themenschwerpunkt „Infrastruktur<br />
und demographischer <strong>Wandel</strong>“<br />
www.bbr.de<br />
• Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung<br />
be<strong>im</strong> statistischen Bundesamt (BiB)<br />
www.bib-demographie.de<br />
• Aktion Demographischer <strong>Wandel</strong><br />
der Bertelsmann Stiftung<br />
www.aktion2050.de<br />
• Schlussbericht der Enquete-Kommission<br />
“Demographischer <strong>Wandel</strong>”<br />
des Deutschen Bundestags<br />
www.dip.bundestag.de/btd/14/088/<br />
1408800.pdf<br />
• Deutsche Gesellschaft für<br />
Demographie e.V. (DGD)<br />
www.demographie-online.de<br />
• Deutsches Institut für Urbanistik<br />
www.difu.de<br />
• Deutsche Bank Research<br />
www.dbresearch.de/servlet/ reweb2.<br />
ReWEB?rwkey=u109<br />
• Kuratorium Deutsche Altenhilfe (KDA)<br />
mit zahlreichen Informationen und<br />
Planungshilfen zur Altenbetreuung<br />
www.kda.de<br />
• Datenbank Kommunal KOMPAKT<br />
www.kommunal-kompakt.de<br />
• Gemeinsames Projekt des Bundesministeriums<br />
für Verkehr, Bau und Wohnungswesen,<br />
des IfS Institut für Stadtforschung<br />
und Strukturpolitik GmbH und des Bundesamtes<br />
für Raumordnung und Bauwesen<br />
www.regionale-anpassung.de<br />
• Prognose-Instrument des Verbandes<br />
Deutscher Städtestatistiker für<br />
kleinräumige Bevölkerungsprognosen<br />
www.sikurs.de<br />
• Internetplattform des Forschungsverbundes<br />
Stadt 2030 des Bundesministeriums<br />
für Bildung und Forschung, der einen<br />
Ideenwettbewerb zum Thema Bauen und<br />
Wohnen <strong>im</strong> 21. Jahrhundert organisiert<br />
www.stadt2030.de<br />
• Zukunftsinitiative Rheinland-Pfalz zu Auswirkungen<br />
des <strong>demographischen</strong> <strong>Wandel</strong>s<br />
www.zukunftsradar2030.de<br />
• Initiative „Arbeit und Innovation <strong>im</strong><br />
<strong>demographischen</strong> <strong>Wandel</strong>“ des Landes<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
www.arbid.de<br />
• Landesinitiative Seniorenwirtschaft<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
www.seniorenwirtschaft.de<br />
Regionale Links<br />
• Studie des Hamburger Welt-Wirtschafts-<br />
Archiv zu Konsequenzen des <strong>demographischen</strong><br />
<strong>Wandel</strong>s in Norddeutschland<br />
www.hwwa.de/Publikationen/Report/2005/<br />
Report250.pdf<br />
• Kieler Demografie-Konferenz<br />
www.kiel.de/kiel sozial<br />
• Bereich Statistik der Hansestadt Lübeck<br />
mit vielen Informationen zum <strong>demographischen</strong><br />
<strong>Wandel</strong><br />
www.luebeck.de/stadt_politik/statistik/<br />
index.html<br />
• K.E.R.N.-Region<br />
www.kern.de<br />
• Informationen zu neuen Wohnformen,<br />
Institut für Neues Wohnen e.V.<br />
www.inw-sh.de<br />
• Metropolregion Hamburg<br />
www.metropolregion.hamburg.de<br />
82 83
6.3<br />
Quellen und weiterführende Literatur<br />
zu den verschiedenen Handlungsfeldern<br />
Demographische Entwicklung<br />
und Bevölkerungsprognosen<br />
• Bertelsmann Stiftung 2004: Demographie<br />
konkret – Handlungsansätze für die kommunale<br />
Praxis, Aktion Demographischer<br />
<strong>Wandel</strong><br />
• Birg, H. 2001: Die demographische<br />
Zeitenwende. Der Bevölkerungsrückgang<br />
in Deutschland und Europa, München<br />
• Deutscher Bundestag 2002:<br />
Enquête-Kommission Demographischer<br />
<strong>Wandel</strong>. Herausforderungen unserer älter<br />
werdenden Gesellschaft an den Einzelnen<br />
und die Politik.Zur Sache 3/2002, Berlin.<br />
• Dickmann, N. 2003: Demographischer<br />
<strong>Wandel</strong> – Geburtenraten <strong>im</strong> internationalen<br />
Vergleich, in: iw-trends, H. 1<br />
www.iwkoeln.de/data/pdf/content/<br />
trends01-03-1.pdf<br />
Stand: 16.02.-2004<br />
• dsn Projekte-Studien-Publikationen 2004:<br />
Zukunftsfähiges <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>.<br />
Konsquenzen des <strong>demographischen</strong><br />
<strong>Wandel</strong>s. Studie für die Staatskanzlei<br />
des Landes <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>, Kiel<br />
• Hansestadt Lübeck 2001, Bereich Statistik:<br />
Bevölkerungsprognose 2000-2015, Lübeck<br />
• Lang, T., Tenz, E. 2003: Von der schrumpfenden<br />
Stadt zur Lean City. Prozesse und<br />
Auswirkungen der Stadtschrumpfungen<br />
in Ostdeutschland und ihre Bewältigung,<br />
Stadt Umbau, Bd. 1, Dortmund<br />
• Lux-Henseler, Barbara 1996: SIKURS<br />
Bevölkerungsprognose, in: Stadtforschung<br />
und Statistik, Zusatzheft, S. 130-140<br />
• Mäding, H. 2003: Demographischer<br />
<strong>Wandel</strong>: Herausforderungen an eine<br />
künftige Stadtpolitik, in: Stadtforschung<br />
und Statistik, H. 1, S. 63-72<br />
• Meinhold-Henschel, S., Schmidt, K.,<br />
Walther, C. 2004: Innovation gestalten<br />
– Handlungskonzepte für Lebensqualität,<br />
Bertelsmann Stiftung, Gütersloh<br />
• Ministerium für Umwelt – Saarland 2004:<br />
Demographischer <strong>Wandel</strong> – Herausforderung<br />
und Chance für den ländlichen Raum,<br />
Melanie: Modellvorhaben zur Eindämmung<br />
des Landschaftsverbrauchs durch Innerörtliche<br />
Entwicklung, Saarbrücken<br />
• Ministerium für Umwelt – Saarland 2004:<br />
Zukunftsplanung für den ländlichen Raum<br />
– die demographische Entwicklung und<br />
ihre Konsequenzen, Saarbrücken<br />
• Müller, B. 2004: Demographischer <strong>Wandel</strong><br />
und die Folgen für die Städte – Einführung<br />
und Übersicht, Deutsche Zeitschrift für Kommunalwissenschaften<br />
(DFK),<br />
43. Jahrgang 2004/I, Im Brennpunkt:<br />
Demographischer <strong>Wandel</strong> in Kommunen<br />
• Niebuhr, A.; Stiller, S. 2005: Demographischer<br />
<strong>Wandel</strong> in Norddeutschland –<br />
Konsequenzen und Handlungsbedarf,<br />
HWWA-Report, Nr. 250<br />
www.hwwa.de/Publikationen/Report/<br />
2005/Report250.pdf<br />
• Statistisches Bundesamt 2003: Bevölkerung<br />
Deutschlands bis 2050. 10. koordinierte<br />
Bevölkerungsvorausberechnung,<br />
Presseexemplar, Wiesbaden<br />
• Statistisches Amt für Hamburg und<br />
<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> 2004: 10.<br />
koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung<br />
für <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> bis 2020.<br />
Statistischer Bericht A I 8, Hamburg<br />
• Stern, Marion 1996: Zur Notwendigkeit<br />
und Problematik kleinräumig differenzierter<br />
Bevölkerungsfortrechnungen, in: Akademie<br />
für Raumforschung und Landesplanung:<br />
Methodische Ansätze kleinräumig<br />
differenzierter Bevölkerungsfortrechnungen,<br />
Beiträge, Nr. 132, Hannover, S. 14-49<br />
• Ulrich, R. – Eridion GmbH 2001:<br />
Die zukünftige Bevölkerungsstruktur<br />
Deutschlands nach Staatsangehörigkeit,<br />
Geburtsort und ethnischer Herkunft:<br />
Modellrechnung bis 2050<br />
www.bmi.bund.de/nn_121576/Internet/Content/Common/Anlagen/Default/<br />
Eridion__p<br />
df,templateId=raw,property=publicationFile.<br />
pdf/Eridion_pdf<br />
Arbeitsmarkt und Wirtschaftsstruktur<br />
(Kapitel 3.1)<br />
Verwendete Quellen<br />
• Antwort der Landesregierung auf<br />
die große Anfrage der SPD 2004:<br />
Älter werden in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>.<br />
Drucksache 15/ 3815, 25.11.2004<br />
• Bertelsmann Stiftung 2002/2003:<br />
Neue Strategien gegen den Fachkräftemangel,<br />
Memorandum<br />
• Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung<br />
2004: Arbeitslosigkeit <strong>im</strong> Bundesland<br />
<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>, Dezember 2004,<br />
www.bbr.bund.de/infosite/kinfo/<br />
bkam_swh.pdf<br />
• Institut für Regionalforschung der Universität<br />
Kiel 2003: Statistischer Arbeitsmarktbericht<br />
<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> 2002.<br />
Beschäftigung, Arbeitsmarktbilanz und<br />
Arbeitslosigkeit, Bericht <strong>im</strong> Auftrag des<br />
Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr<br />
des Landes <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>, Kiel<br />
• Institut für Tourismus- und Bäderforschung<br />
in Nordeuropa GmbH 2001: Marktanalyse<br />
<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>. Im Auftrag des Ministeriums<br />
für ländliche Räume, Landesplanung,<br />
Landwirtschaft und Tourismus, Kiel<br />
• Ministerium für Justiz, Frauen, Jugend<br />
und Familie des Landes <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />
2004: Die Gleichstellungsbeauftragten in<br />
<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>. Hinsehen – aufgreifen –<br />
handeln, Kiel<br />
Materialien zum Weiterlesen<br />
• Franz, P. 2004: Schrumpfende Städte –<br />
Schrumpfende Wirtschaft? Der Fall Ostdeutschland,<br />
in: Deutsche Zeitschrift<br />
für Kommunalwissenschaften (DFK),<br />
43. Jahrgang 2004/I<br />
Informationen und Ansprechpartner<br />
zu den Projektbeispielen<br />
• K.E.R.N.<br />
www.kern.de<br />
Netzwerk 50 plus<br />
www.netzwerk50plus.de<br />
Innenministerium<br />
pressestelle@<strong>im</strong>.landsh.de<br />
• Chefsache Familie: Kreis Nordfriesland<br />
und Kreis Dithmarschen<br />
www.chefsache-familie.de<br />
• Lebenslanges Lernen: Profil-Pass<br />
www.efa-beratung.de/ ProfilPASS_Flyer.pdf<br />
• Migrationssozialberatung<br />
in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />
www.landesregierung.schleswig-holstein.<br />
de/coremedia/generator/Aktueller_20<br />
Bestand/IM/Information/Auslaenderangelegenheiten/sozialberatung.htm<br />
• seniorTrainer<br />
“Erfahrungswissen für Initiativen”<br />
Ministerium für Soziales<br />
Frau Dorothea Blume<br />
Telefon: 0431.988 5555<br />
• Ingenieursnetzwerk<br />
mit Ingenieuren über 50<br />
Ingenieurbüro Gerhard Steger<br />
Fahrendorf<br />
Telefon: 04621.360 638<br />
• University of the Third Age Dänemark<br />
Herr Hans-Christian Rasmussen<br />
lisshc@post10.tele.dk<br />
Soziale Infrastruktur (Kapitel 3.2)<br />
Verwendete Quellen<br />
• Bucher, H.; Kocks, M.; Schlömer, C. 2002:<br />
Künftige internationale Wanderungen<br />
und die räumliche Inzidenz von Integrationsaufgaben,<br />
in: Informationen zur Raumentwicklung,<br />
H. 8, S. 415-430<br />
• Deutsche Bank Research 2004:<br />
Demografische Entwicklung verschont<br />
öffentliche Infrastruktur nicht<br />
www.dbresearch.de/servlet/reweb2Re<br />
WEB?rwkey=u432176&%24rwframe=0<br />
• Ecoplan 2000: Siedlungsentwicklung<br />
und Infrastrukturkosten<br />
www.are.admin.ch/<strong>im</strong>peria/md/content/are/<br />
are2/publikationen/deutsch/49.pdf<br />
• Gürtler, M. 2004: Demographischer<br />
<strong>Wandel</strong> – Herausforderung für die Kommunen<br />
– Auswirkungen auf Infrastruktur und<br />
Kommunalfinanzen, Taurus Diskussionspapier<br />
Nr. 8, Trier<br />
• Gutsche, J.-M. 2002: Kommunale<br />
Investitionskosten für soziale Infrastruktur<br />
und äußere Erschließung bei neuen<br />
Wohngebieten. Auswertung einer<br />
Gemeindebefragung <strong>im</strong> Herbst 2002. ECTL<br />
Working Paper 16<br />
www.vsl.tu-harburg.de/ECTL/Publikationen/<br />
wp/wp16.pdf<br />
• Rösner, E. 2004: Schulentwicklung in<br />
<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>, Veränderung der<br />
Schulstruktur in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />
als Konsequenz demographischer und<br />
gesellschaftlicher Entwicklungen, Gutachten<br />
des Instituts für Schulentwicklungsforschung<br />
(IFS) Universität Dortmund<br />
Materialien zum Weiterlesen<br />
• Hansestadt Lübeck, Gesundheitsamt 2004:<br />
Lübecker SeniorInnen-Gesundheitsbericht.<br />
Daten, Fakten und Einschätzungen zur gesundheitlichen<br />
Lage der Senioren/innen<br />
in Lübeck, Lübeck<br />
• Kuratorium Deutsche Altenhilfe (KDA):<br />
KDA-Newsletter, über info@kda.de<br />
zu beziehen<br />
• Reichwein, A., Vogel, S. 2005: Integrationsarbeit<br />
– effektiv organisiert. Ein Handbuch<br />
für Kommunen. Im Auftrag des Ministeriums<br />
für Gesundheit, Soziales, Frauen und Familie<br />
des Landes Nordrhein-Westfalens<br />
www.mgsff.nrw.de/medien/download/<br />
broschueren/material/integrationsarbeithandbuch.pdf<br />
84 85
• Reidenbach, M., unter anderem 2002:<br />
Der kommunale Investitionsbedarf in<br />
Deutschland. Eine Schätzung für die<br />
Jahre 2000 bis 2009. Difu-Beiträge zur<br />
Stadtforschung, Nr. 35, Berlin<br />
• Schilling, M. 2000: Auswirkungen<br />
des Bevölkerungsrückgangs auf die<br />
Kinder- und Jugendhilfe bis zum Jahr<br />
2010 in Westfalen-Lippe. Im Auftrag<br />
des Landesjugendamtes Westfalen-Lippe<br />
www.lwl.org/lja-download/pdf/bevoelkerungsentwicklung.pdf<br />
Informationen und Ansprechpartner<br />
zu den Projektbeispielen<br />
• Gemeinschaftsschule Stadt Fehmarn<br />
www.stadtfehmarn.de<br />
• Hausgemeinschaft für Demenzkranke<br />
in Rendsburg: Kieler Nachrichten vom<br />
7.10.2004, Infos bei Frau Irene Fuhrmann<br />
Pflege LebensNah gGmbH<br />
www.pflegelebensnah.de/12/ev.html<br />
• Vom Lernort zum Lebensort<br />
Gemeinde Schafflund<br />
Amt Schafflund, Herr Jörg Hauenstein<br />
Telefon: 04639.7014<br />
Informations- und Servicestelle<br />
Demokratie-Kampagne des Ministerium<br />
für Jugend und Familie<br />
Herr Klaus Meeder<br />
Telefon: 0431.988 7479<br />
http://landesregierung.schleswig-holstein.<br />
de/coremedia/generator/Aktueller_20Bestand/MJAE/Dokumente_20MJF/Jugend/<br />
Demokratiekampagne/Welche_20Voraussetzungen_20muessen_20erfuellt_20werden.html<br />
• Bürgerverein Barkauer Land<br />
www.barkauerland.de<br />
• AWO-Servicehäuser<br />
www.awo-servicehaus.de<br />
• Kinder- und Jugendbeteiligung Kasseedorf<br />
www.amt-ostholstein-mitte.de<br />
• Umnutzung ehemaliger (Schul)-Gebäude<br />
zu Kindergärten, Jugendtreffs, Markt-Treffs<br />
und Dorfgemeinschaftshäusern<br />
www.amt-hattstedt.de<br />
Technische Infrastruktur (Kapitel 3.3)<br />
Verwendete Quellen<br />
• Deutsche Bank Research 2002:<br />
Die demografische Herausforderung,<br />
Demografie Spezial<br />
• Herz, R.; Werner, M.; Marschke, L. 2002:<br />
Erfordernisse und Finanzierung der Anpassung<br />
der technischen Infrastruktur<br />
<strong>im</strong> Zuge des Stadtumbaus<br />
www.tu-dresden.de/stadtbau/stadtumbau/<br />
pdf/<strong>im</strong>pulsreferat-workshopprotokoll.pdf<br />
• Koziol, M. 2004: Folgen des <strong>demographischen</strong><br />
<strong>Wandel</strong>s für die kommunale<br />
Infrastruktur, Deutsche Zeitschrift für<br />
Kommunalwissenschaften (DFK),<br />
43. Jahrgang 2004/I<br />
• Müller, B., Siedentop, S. 2004:<br />
Wachstum und Schrumpfung in Deutschland<br />
– Trends, Perspektiven und Herausforderungen<br />
für die räumliche Planung und Entwicklung,<br />
Deutsche Zeitschrift für Kommunalwissenschaften<br />
(DFK), 43. Jahrgang 2004/I<br />
Informationen und Ansprechpartner<br />
zu den Projektbeispielen<br />
• Stadt Eckernförde<br />
www.eckernfoerde.de<br />
Informationen zur Energieversorgung<br />
<strong>im</strong> Baugebiet Domsland<br />
www.bauwesen.fh-kiel.de/fbb/infosysbaunu/<br />
proj-6.html<br />
• Die Stadtwerke Norderstedt<br />
www.stadtwerke-norderstedt.de<br />
• Telekommunikationsanbieter Norderstedt<br />
wilhelm.tel GmbH<br />
Herr Theo Weirich<br />
tweirich@wtnet.de<br />
www.wilhelm-tel.de<br />
Nahversorgung und öffentliche<br />
Dienstleistungen (Kapitel 3.4)<br />
Verwendete Quellen<br />
• Mehlert, C. 2001: Die Einführung des<br />
AnrufBus <strong>im</strong> ÖPNV: Praxiserfahrungen<br />
und Handlungsempfehlungen. Bielefeld<br />
• Muschwitz, C., Schuler, D., Monhe<strong>im</strong>, H.<br />
unter Mitwirkung von Wolff, M., Pansch, H.<br />
2002: ExWoSt Themenfeld -Stadtentwicklung<br />
und Stadtverkehr- Forschungsexpertise<br />
Infrastrukturanpassung bei Bevölkerungsrückgängen<br />
Abschlußbericht an das Bundesamt<br />
für Bauwesen und Raumordnung Trier<br />
• Stiens, G./Pick, D.: Nachbarschaftsdienste<br />
in dünn besiedelten Gebieten. Eine Auswertung<br />
von Konzept- und Fallstudien (Bundesamt<br />
für Bauwesen und Raumordnung,<br />
Arbeitspapiere Heft 1/2001), Bonn, 2001<br />
• ZIRP Zukunftsinitiative Rheinland-Pfalz 2003:<br />
Demographischer <strong>Wandel</strong>. Herausforderungen<br />
für die Kommunen in Rheinland-Pfalz.<br />
Ergebnisprotokoll der 3. Sitzung am<br />
11. Oktober 2003 bei der BASF AG<br />
www.zirp.de und www.zukunftsradar2030.de<br />
Materialien zum Weiterlesen<br />
• Mehlert, C. 2001: Mehr Anrufbus durch<br />
Wettbewerb - Praxiserfahrungen aus<br />
Deutschland und der Schweiz.- in:<br />
Der Nahverkehr, Heft 5/2001, S. 68-70<br />
Informationen und Ansprechpartner<br />
zu den Projektbeispielen<br />
• Ländliche Dienstleistungszentren –<br />
Markt-Treff<br />
www.markttreff-sh.de<br />
• Telemedizin<br />
www.tsgz.de<br />
• Gebietsentwicklungsplan für den<br />
Lebens- und Wirtschaftsraum Rendsburg<br />
www.buedelsdorf.de<br />
Mobilität (Kapitel 3.5)<br />
Verwendete Quellen<br />
• Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und<br />
Verkehr 2003: Bericht der Landesregierung<br />
zur Anmeldung des Landes <strong>Schleswig</strong>-<br />
<strong>Holstein</strong> zum Teil III des 33. Rahmenplanes<br />
der Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung<br />
der regionalen Wirtschaftsstruktur für<br />
den Zeitraum 2004 bis 2007 (2008),<br />
Drucksache 15/ 3130<br />
Informationen und Ansprechpartner<br />
zu den Projektbeispielen<br />
• Anrufbus in Ostholstein<br />
www.alr-sh.de/download/pdf/<br />
Anrufbus.pdf<br />
• Bürgerbus Sievershütten/Kreis Segeberg<br />
Vereinsvorsitzende: Frau Struck<br />
Telefon: 04191.1405 oder<br />
Herr Ortwin Spender<br />
Telefon: 04191.4585<br />
• Mobilität für alle<br />
www.geofox.de/mm/pages/contact/about<br />
• Nordfriesland-Nacht-Taxi<br />
Herr Heiko Tiedemann<br />
Telefon: 04841.67-271<br />
http://www2.connex-gruppe.de/seiten/<br />
00000165/de/00003401.html<br />
Wohnen (Kapitel 3.6)<br />
Verwendete Quellen<br />
• AWO <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> gGmbH; Verband<br />
norddeutscher Wohnungsunternehmen<br />
e.V. 2005: Alt genug, um selbst best<strong>im</strong>mt<br />
zu wohnen. Dokumentation der Tagung<br />
am 12. Januar 2005 in Kiel<br />
• Deutsche Bank Research 2003:<br />
Demografie lässt Immobilien wackeln<br />
www.dbresearch.de/servlet/reweb2.ReW<br />
EB?rwkey=u432176&%24rwframe=0<br />
• Institut für Stadtforschung und Strukturpolitik<br />
GmbH 2002: Wohnungsmarktprognose<br />
für <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> bis 2015,<br />
<strong>im</strong> Auftrag des Innenministeriums<br />
des Landes <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />
www.landesregierung.schleswig-holstein.<br />
de/coremedia/generator/ Aktueller_20Bestand/IM/Bericht_20_2F_20Gutachten/<br />
Wohnungsmarktprognose.htm<br />
• Investitionsbank <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> 2004:<br />
Wohnungsmarktbeobachtung in<br />
<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> 2002<br />
www.ib-sh.de/IB/jsp/DatenbankErgebnis.<br />
jsp?key=59<br />
Materialien zum Weiterlesen<br />
• AG Kooperation BDA-DST-GdW 2004:<br />
Zukunftsfähige Modernisierung von Wohnsiedlungen<br />
der 50er Jahre als Gemeinschaftsaufgabe<br />
von Wohnungswirtschaft<br />
und öffentlicher Hand<br />
• Birg, H. 2000: Trends der Bevölkerungsentwicklung.<br />
Auswirkungen der Bevölkerungsschrumpfung,<br />
der Migration und<br />
der Alterung der Gesellschaft in Deutschland<br />
und Europa bis 2050, insbesondere <strong>im</strong><br />
Hinblick auf den Bedarf an Wohnraum.<br />
Ein Gutachten <strong>im</strong> Auftrag des Verbandes<br />
deutscher Hypothekenbanken, Frankfurt/M<br />
• Erlass des Innenministeriums <strong>Schleswig</strong>-<br />
<strong>Holstein</strong> vom 10. Januar 2001: Förderung<br />
des sozialen Wohnungsbaus in <strong>Schleswig</strong>-<br />
<strong>Holstein</strong> – Förderung von altengerechten<br />
Wohnungen<br />
• Innenministerium <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />
2003: Erlass des Innenministeriums<br />
vom 18. Februar 2003: Soziale Wohnraumförderung<br />
in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>; Modernisierungen<br />
von Gebäuden mit Miet- oder<br />
Genossenschaftswohnungen durch Nachrüstung<br />
mit Aufzügen, Landesinitiative<br />
aus Anlass des Europäischen Jahres<br />
der Menschen mit Behinderungen<br />
• Institut für Frauenforschung der FH Kiel<br />
(o.A.), Wissenschaftliche Begleitung des<br />
Modell-Wohnprojektes, WOBAU Wohnungsverwaltung<br />
GmbH, Kiel-Mettenhof, Vaasastraße:<br />
Modellprojekt für Generationsübergreifendes<br />
Wohnen von Frauen und Familien<br />
• InWIS – Institut für Wohnungswesen,<br />
Immobilienwirtschaft, Stadt- und Regionalentwicklung<br />
GmbH 2004: Wohnungsmarktanalyse<br />
und -prognose für die Stadt Lübeck.<br />
Im Auftrag der Hansestadt Lübeck und der<br />
Lübecker Wohnungswirtschaft, Bochum<br />
• Strohmeier, K.-P., Bader, S. 2004: Bevölkerungsrückgang,<br />
Segregation und Soziale<br />
Stadtneuerung <strong>im</strong> altindustriellen Ballungsraum,<br />
Deutsche Zeitschrift für Kommunalwissenschaften<br />
(DFK), 43. Jahrgang 2004/I<br />
• Vhw – Bundesverband für Wohneigentum<br />
und Stadtentwicklung 2003: Stadtumbau<br />
Ost/West: Ergebnisbericht der Interdisziplinären<br />
Arbeitsgruppe des vhw e. V., Berlin<br />
86 87
Informationen und Ansprechpartner<br />
zu den Projektbeispielen<br />
• 75+ - Serviceangebote der Wankendorfer<br />
Baugenossenschaft<br />
www.wankendorfer.de<br />
• Böckler-Siedlung in Neumünster<br />
bernd.heilmann@neumuenster.de<br />
• Förderprogramm Soziale Stadt<br />
www.soziale-stadt.de<br />
• Förderung von altengerechten Wohnungen<br />
www.ib-sh.de<br />
• Modellprojekt für generationsübergreifendes<br />
Wohnen von Frauen und Familien Kiel-Mettenhof<br />
Generationsübergreifendes Wohnen,<br />
Frau Sandra Bollow<br />
sandra.bollow@wobau.de<br />
www.wobau.de<br />
• Quartiersentwicklung, Lübeck-Eichholz:<br />
He<strong>im</strong>stättengesellschaft Lübeck<br />
www.he<strong>im</strong>staetten.de<br />
und LEG Entwicklung GmbH<br />
Herr Gieseler<br />
www.leg.de<br />
• Rendsburger Parksiedlung:<br />
WOBAU Wohnungsverwaltung GmbH<br />
Herr Fischer<br />
jens-uwe.fischer@wobau.de<br />
www.wobau.de<br />
• Finanzierung einer Wohnungsmarktanalyse<br />
in Kooperation mit den Wohnungsbaugesellschaften<br />
Hansestadt Lübeck<br />
Bereich Wohnen<br />
Frau Habeck<br />
Telefon: 0451.122-6428<br />
Kommunalfinanzen (Kapitel 3.7)<br />
Verwendete Quellen<br />
• Bach, S. unter anderem 2002: Demographischer<br />
<strong>Wandel</strong> und Steueraufkommen, Forschungsprojekt<br />
<strong>im</strong> Auftrag des Bundesministeriums<br />
der Finanzen. Deutsches Institut<br />
für Wirtschaftsforschung (DIW), Berlin<br />
• Bekanntmachung der Neufassung des<br />
Finanzausgleichsgesetzes vom 4.2.1999<br />
www.landesregierung-sh.de/landesrecht/6030-1.htm<br />
• Deutsche Bank Research 2003:<br />
Entvölkerung gefährdet Ratings von<br />
Ländern und Kommunen<br />
www.dbresearch.de/servlet/reweb2ReWE<br />
B?rwkey=u140565&%24SearchNumber=9<br />
233537<br />
• Karrenberg, H., Münstermann, E., 2004:<br />
Der Gemeindefinanzbericht 2004 <strong>im</strong> Detail,<br />
Deutscher Städtetag, Der Städtetag, 1,<br />
Gemeindefinanzbericht 2004<br />
• Mäding, H. 2004: Demographischer<br />
<strong>Wandel</strong> und Kommunalfinanzen –<br />
Einige Trends und Erwartungen, Deutsche<br />
Zeitschrift für Kommunalwissenschaften<br />
(DFK), 43. Jahrgang 2004/I<br />
• Seitz, H. 2002: Kommunalfinanzen bei<br />
schnell schrumpfender Bevölkerung in<br />
Ostdeutschland: Eine politikorientierte<br />
deskriptive Analyse Stand: 21.01.2004<br />
www.makro.euv-frankfurt-o.de<br />
Materialien zum Weiterlesen<br />
• Bundesministerium der Finanzen 2002:<br />
Monatsbericht 11/2002, Demographischer<br />
<strong>Wandel</strong> und Steueraufkommen<br />
• Deutscher Städtetag Schlagzeilen 2004:<br />
Finanzlage der Städte bleibt angespannt<br />
und von Defiziten geprägt – Hoffnung auf<br />
bessere Vermittlung und Entlastung durch<br />
Hartz IV: Erklärung der Städtetagspräsidentin<br />
zum Jahreswechsel<br />
• Seitz, H. 2004: Implikationen<br />
der <strong>demographischen</strong> Veränderungen<br />
für die öffentlichen Haushalte und<br />
Verwaltungen, Dresden<br />
• von Loeffelholz, H., Rappen, H. 2003:<br />
Demographischer <strong>Wandel</strong> <strong>im</strong> Ruhrgebiet:<br />
Bevölkerungsentwicklung und Kommunalfinanzen<br />
<strong>im</strong> Ruhrgebiet – Ein Problemaufriss,<br />
Rheinisch-Westfälisches Institut<br />
für Wirtschaftsforschung e.V., Essen<br />
Strategiezyklus (Kapitel 4)<br />
Materialien zum Weiterlesen<br />
Mediation:<br />
• Nina L. Dulabaum 2003: Mediation:<br />
Das ABC, 4. Auflage, Weinhe<strong>im</strong><br />
• Harald Pühl 2003: Mediation in<br />
Organisationen, Berlin<br />
• W. Kerntke unter anderem 2004: Mediation<br />
als Organisationsentwicklung, Bern<br />
Kreativitätstechniken:<br />
• Kerstin Meier 2004: Kreativität<br />
in Meeting und Team, Göttingen<br />
• Thomas Biermann, Gunther Dehr 1997:<br />
Innovation mit System, Berlin<br />
Prozesssteuerung:<br />
• Jörg Becker et al. 2005: Prozessmanagement,<br />
Berlin<br />
6.4<br />
Mitglieder der interdisziplinären Arbeitsgruppe<br />
„Demographischer <strong>Wandel</strong>“<br />
Landesregierung<br />
• Frank Liebrenz<br />
Landesplanung (Innenministerium)<br />
• Irene Michels<br />
Referat Planung (Staatskanzlei)<br />
Städteverband <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />
• Siegried Becker<br />
Leiterin des Hauptamtes (Norderstedt)<br />
• Gerhard Bender<br />
Statistik und Wahlen (Lübeck)<br />
• Kurt Feldmann-Jäger<br />
Referat des Dezernenten,<br />
Planung, Berichtswesen (Kiel)<br />
• Traudchen Perrefort<br />
Amtsleiterin Schule, Kultur,<br />
Sport und Jugend (Pinneberg)<br />
• Emilie Sittel<br />
Stv. Amtleiterin Wohnen<br />
und Grundsicherung (Kiel)<br />
• Frank Thomsen<br />
Fachbereichsleiter Bau<br />
und Umwelt (Rendsburg)<br />
• Claudia Zempel<br />
Dezernentin (Städteverband<br />
<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>)<br />
<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>ischer Landkreistag<br />
• Andreas Doll<br />
Leiter der Entwicklungsabteilung<br />
(Kreis Nordriesland)<br />
• Ute Spieler<br />
Kreisbaudirektorin (Kreis Steinburg)<br />
<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>ischer Gemeindetag<br />
• Ansgar Dörnte<br />
Bürgermeister (Gemeinde Hohenlockstedt)<br />
• Uwe Meister<br />
Bürgermeister (Gemeinde Kronshagen)<br />
• Helmer Otto<br />
Referent<br />
(<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>ischer Gemeindetag)<br />
• Uwe Schwab<br />
Leitender Verw.-Beamter (Amt Siek)<br />
Rambøll Management GmbH<br />
• Dr. Christoph Emminghaus<br />
Business Manager<br />
• Martin Gürtler<br />
Consultant<br />
• Christine Schaerffer<br />
Business Manager<br />
weitere Teilnehmer<br />
• Alexandra Dahmen<br />
LEG S-H Entwicklung GmbH (Kiel)<br />
• Horst Müller<br />
Geschäftsführer<br />
(Akademie für die Ländlichen Räume)<br />
• Holger Rohde<br />
Kommunaler-Pflegeverband<br />
<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> (Kiel)<br />
• Thorsten Peper<br />
K.E.R.N. (Rendsburg)<br />
• Andrea Weigert<br />
Referentin<br />
(Akademie für die Ländlichen Räume)<br />
88 89