Myasthenia gravis - Ãsterreichische Gesellschaft für Neurologie
Myasthenia gravis - Ãsterreichische Gesellschaft für Neurologie
Myasthenia gravis - Ãsterreichische Gesellschaft für Neurologie
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Österreichische <strong>Gesellschaft</strong><br />
für <strong>Neurologie</strong><br />
Leitlinien der ÖGN und DGN 2008<br />
Glukokortikoide*<br />
Interferone<br />
Lithium<br />
Lokalanästhetika<br />
Magnesium<br />
Muskelrelaxanzien<br />
Psychopharmaka<br />
Statine<br />
Transiente Verschlechterung bei Behandlungsbeginn mit hohen Dosen<br />
Interferon-alpha (Einzelfälle)<br />
Langzeitbehandlung und bei akuter Überdosierung<br />
Procain (Ester-Typ); heute verwendete Substanzen vom Amid-Typ sind<br />
unproblematisch<br />
Hohe Dosen als Laxanzien<br />
Curare-Derivate; wegen erhöhter Empfindlichkeit initial 10– 50% der normalen<br />
Dosierung wählen. Succhinylcholin sollte grundsätzlich nicht eingesetzt werden,<br />
da es nicht mit Pyridostigmin antagonisiert werden kann<br />
Chlorpromazin, Promazin und Verwandte; alle Benzodiazepine und<br />
Strukturverwandte wie Zolpidem, Zopiclon<br />
Mehrere Befundberichte über verschiedene Cholesterinsenker<br />
Diese Liste ist nicht vollständig.<br />
Bei jeder Einführung eines neuen Medikaments muss über eine mögliche Verschlechterung der MG<br />
aufgeklärt werden und nach typischen Symptomen und deren Intensität nachgefragt werden.<br />
* Bei einschleichender Dosierung oder bei primär mittleren Dosen ist eine klinisch relevante Verschlechterung selten.<br />
Pathophysiologie<br />
Autoimmunpathogenese<br />
Ursache der autoimmunen <strong>Myasthenia</strong> <strong>gravis</strong> ist ein Verlust von Azetylcholin-Rezeptoren (nAChR) an<br />
der motorischen Endplatte durch Autoantikörper (AK). Unterschreitet die nAChR-Dichte ein kritisches<br />
Maß, kann das Endplattenpotenzial nicht mehr regelmäßig die Schwelle zur Depolarisation der<br />
Muskelmembran erreichen. Die pathogene Bedeutung der Autoantikörper gegen AChR wurde durch<br />
Transferversuche bewiesen, nachdem Immunglobulin G von Myastheniepatienten bei Versuchstieren<br />
myasthene Symptome auslöste (Toyka et al. 1975). Autoantikörper gegen AChR lassen sich bei ><br />
90% mit einer generalisierten Myasthenie, bei einer okulären MG dagegen nur in etwa 50% der Fälle<br />
nachweisen. Bei etwa 10% der Patienten mit einer generalisierten <strong>Myasthenia</strong> <strong>gravis</strong> sind keine<br />
Autoantikörper gegen AChR nachweisbar. Bei dieser als „ seronegativ“ bezeichneten Myasthenie<br />
finden sich bei Mitteleuropäern in 20– 40 % der Fälle Autoantikörper gegen eine muskelspezifische<br />
Rezeptor-Tyrosinkinase (MuSK). Die Immunisierung mit MuSK-Protein löst in Versuchstieren ein<br />
myasthenes Syndrom aus (Shigemoto et al. 2006, Jha et al. 2006, Cole et al. 2008) und MuSK-AK<br />
interferieren mit der Agrin-induzierten Clusterbildung von AChR an der Endplatte (Hoch et al. 2001).<br />
Die MuSK-AK-positive MG weist häufig einen bulbopharyngealen Schwerpunkt und seltener okuläre<br />
Symptome auf (Bartoccioni et al. 2006, Bau et al. 2006, Deymeer et al. 2007). AChR-AK und<br />
MuSK-AK kommen praktisch nicht gemeinsam vor (Diaz-Manera et al. 2007).<br />
Die MG manifestiert sich bei prädisponierten Personen mit bestimmten immungenetischen Merkmalen<br />
oder als paraneoplastisches Syndrom, aber nur bei Thymom und nicht bei anderen malignen Tumoren<br />
oder hämatoonkologischen Erkrankungen. Einzelne Fälle einer MG wurden im Rahmen einer<br />
<strong>Myasthenia</strong> <strong>gravis</strong> Seite 6 von 32