INSUMED Labordiagnostisch optimierte Therapie
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<strong>Labordiagnostisch</strong> <strong>optimierte</strong> <strong>Therapie</strong> von Adipositas und Übergewicht – ein kasuistischer Beitrag<br />
1<br />
Labor Dr. Bayer<br />
<strong>Labordiagnostisch</strong> <strong>optimierte</strong> <strong>Therapie</strong> von<br />
Adipositas und Übergewicht – ein kasuistischer Beitrag<br />
Niels Schulz-Ruhtenberg<br />
Laboratorium für spektralanalytische<br />
und biologische Untersuchungen<br />
Dr. Bayer GmbH<br />
Bopserwaldstraße 26<br />
D-70184 Stuttgart<br />
Telefon +49-(0)711-16418-0<br />
Telefax +49-(0)711-16418-18<br />
info@labor-bayer.de<br />
www.labor-bayer.de
2 <strong>Labordiagnostisch</strong> <strong>optimierte</strong> <strong>Therapie</strong> von Adipositas und Übergewicht – ein kasuistischer Beitrag<br />
Die Adipositas ist ein weltweites, jedoch besonders in den Industrieländern verbreitetes Problem, von dem alle Bevölkerungsschichten<br />
und Altersgruppen betroffen sind. Die Häufigkeit der Adipositas steigt mit dem Alter an. Die Adipositas<br />
stellt einen der wichtigsten Risikofaktoren für die Entstehung einer Vielzahl von chronischen Erkrankungen dar und<br />
Gewichtsreduktion kombiniert mit individuell <strong>optimierte</strong>r körperlicher Aktivität ist daher ein wesentlicher Baustein der<br />
Präventivmedizin.<br />
Wir führen in unserer Praxis seit zehn Jahren ambulante Adipositas-<strong>Therapie</strong> durch. Unsere Erfahrungen haben gezeigt,<br />
dass neben den Bereichen Ernährungsberatung, Bewegungsprogramm und Verhaltenstherapie der Einsatz von<br />
gezielten Laboranalysen entscheidene Vorteile bringt.<br />
1. Erkennung von „Abnehmbremsen“<br />
Therapeut und Patient stehen bei einer relevanten Zahl von Fällen bei der Adipositas-<strong>Therapie</strong> vor dem Problem, dass<br />
trotz unzweifelhaft bestehender Compliance des Patienten die Ernährungstherapie nicht zu den angestrebten Ergebnissen<br />
führt. Häufig liegen dabei Stoffwechselsituationen vor, die eine Gewichtsreduktion erschweren oder sogar verhindern<br />
können. Dazu zählen so genannte „Abnehmbremsen“ wie<br />
• hormonelle Dysregulationen<br />
• Nahrungsmittelintoleranzen<br />
• Störungen im Bereich des Gastrointestinaltraktes<br />
• Mikronährstoffmangel mit Stoffwechsel-/Enzymschwächen<br />
• und vieles mehr.<br />
2. Erkennung von Adipositas-assoziierten Risikofaktoren<br />
Die Adipositas führt per se zu einer ganzen Reihe von Folgeerscheinungen und Risiken, die in unterschiedlichem Umfang<br />
ausgeprägt sein können und zu deren Erkennung weitere Laboranalysen nicht nur wichtig, sondern praktisch unerlässlich<br />
sind. Dazu gehören:<br />
• Die Entwicklung eines Metabolischen Syndroms und eines Typ 2-Diabetes.<br />
• Das Auftreten einer Dislipidämie, wobei neben den klassischen Lipidwerten die Erhebung eines<br />
Fettsäurestatus wichtig ist.<br />
• Adipositas-induzierte Hormonstörungen wie z. B. ein Mangel des wichtigen lipolytischen Wachstumshormons.<br />
• Chron. Entzündungsprozesse durch Mediatorfreisetzung aus dem Fettgewebe.<br />
• Mikronährstoff-Defizite.<br />
Gerade Mikronährstoffdefizite erfordern häufig eine eingehende diagnostische Abklärung. Trotz seiner überkalorischen<br />
Ernährung weist der Adipöse häufig Mikronährstoffdefizite auf (einseitige Ernährung, „leere“ Kalorien, niedrige Nährstoffdichte).<br />
So ist z. B. Vitamin D- oder Zink-Mangel bei Adipösen weitaus häufiger als bei Normalgewichtigen. Im<br />
Rahmen ernährungsmedizinischer Konzepte zur Gewichtsreduktion muss man sich auch der Tatsache bewusst sein, dass<br />
jede Ernährungsweise mit einer Energiezufuhr von weniger als 1.800 kcal in aller Regel nicht mit einer ausreichenden<br />
Deckung des Bedarfs an essentiellen Mikronährstoffen einhergeht. Ausnahmen sind der Einsatz von ergänzenden<br />
bilanzierten Diäten unter ärztlicher Leitung und optimalerweise begleitet durch Labor-Kontrollen.<br />
Abbildung 1 soll sol che prädisponierenden Fakto ren („Abnehmbremsen“) sowie die Folge erscheinungen der Adipositas<br />
auf bio che mischer und dann auch auf klinischer Ebene zusammenfassend darstellen. Die Erhebung entsprechender<br />
Laborwerte erlaubt daher:<br />
• Die Erkennung und Beseitigung von „Abnehmbremsen“.<br />
• Die Erkennung und <strong>Therapie</strong> Adipositas-assoziierter Risikofaktoren.<br />
• Die Erkennung und Beseitigung von Mikronährstoff-Defiziten.<br />
• Eine Aktivierung/Optimierung von Stoffwechselprozessen.
<strong>Labordiagnostisch</strong> <strong>optimierte</strong> <strong>Therapie</strong> von Adipositas und Übergewicht – ein kasuistischer Beitrag<br />
3<br />
Abbildung 1: Prädisponierende Faktoren für<br />
Adipositas und Adipositas-assoziierte<br />
Folge erscheinungen<br />
= sinnvolle Laborparameter<br />
Auf der Basis langjähriger Erfahrung haben wir in Zusammenarbeit mit dem Labor Dr. Bayer, Stuttgart, acht Untersuchungsprofile<br />
zusammengestellt, die sich für die Begleitung und Optimierung der Adipositas-<strong>Therapie</strong> als besonders<br />
sinnvoll erwiesen haben. Diese sind nachfolgend dargestellt.<br />
Untersuchungsprofile<br />
Profil I<br />
Profil II<br />
Profil III<br />
Profil IV<br />
Profil V<br />
Profil VI<br />
Profil VII<br />
Profil VIII<br />
Mikronährstoffe 1 (Mineralstoffe)<br />
Na, K, Ca, Mg, Cu, Fe, Zn, Se im Vollblut, Ferritin im Serum<br />
Mikronährstoffe 2 (Vitamine)<br />
Vitamine D (25-OH-D3), E, B 12 (Serum), B 6, Folsäure (Vollblut), Coenzym Q10 (Serum)<br />
Mikronährstoffe 3 (Fettsäuren)<br />
14 Fettsäuren im Serum<br />
Nahrungsmittelunverträglichkeiten<br />
Bestimmung von spezifischem IgG4 (sIgG4) Panel 8 / 20 / 40 / 80<br />
Panel 8 Panel 20 Panel 40 Panel 80<br />
Hormone Frau<br />
Östradiol, TSH, DHEA-S, Serotonin, Wachstumshormon (IGF-I)<br />
Hormone Mann<br />
Testosteron, TSH, DHEA-S, Serotonin, Wachstumshormon (IGF-I)<br />
Risikofaktoren<br />
Lp (a), CRP hs, Homocystein, Nitrotyrosin, Cholesterin (+ HDL, LDL),Triglyceride<br />
Metabolisches Syndrom<br />
HbA1c, Proinsulin intakt, Adiponektin<br />
Tabelle 1: Untersuchungsprofile als Begleitung der Adipositas-<strong>Therapie</strong><br />
Anhand von Kasuistiken wird nachfolgend der Stellenwert dieser Laboruntersuchungen zur Optimierung der Adipositas-<br />
<strong>Therapie</strong> dargestellt.
4 <strong>Labordiagnostisch</strong> <strong>optimierte</strong> <strong>Therapie</strong> von Adipositas und Übergewicht – ein kasuistischer Beitrag<br />
Fall 1: Mineralstoff- und Vitamin-Mangel als häufige „Abnehmbremse“<br />
(... auch bei jungen Menschen)<br />
Frau S., 25 Jahre, ist Studentin mit einem Ausgangsgewicht von knapp 120 kg (BMI: 47 kg/m²). Die Zunahme erfolgte<br />
kontinuierlich nach Beendigung der sportlichen Aktivitäten als Teenagerin. In der Vergangenheit hatten verschiedene<br />
„Diäten“ nur zu geringen und vorrübergehenden Gewichtssenkungen geführt. Die Routine-Laborwerte inkl. TSH durch<br />
den Hausarzt zeigten (noch) Normalbefunde. Nach einem Einführungs-Vortrag über das von unserer Praxis angebotene<br />
<strong>INSUMED</strong>®-Konzept zur Gewichtsreduktion boten wir der Patientin eine Mikronährstoff-Blutanalyse an, um die Versorgung<br />
des Körpers mit eini gen ausgewählten essentiellen Mikronährstoffen zu überprüfen. Wir empfahlen das Profil 1<br />
(Mineralstoffe im Vollblut) und Profil 2 (Vitamine). Die Studentin stimmte zu, wobei sie in diesem Punkt von den Eltern<br />
finanziell unter stützt wurde.<br />
Abbildung 2: Mineralstoffprofil<br />
bei Frau S.<br />
Abbildung 3: Vitamin-<br />
Befund bei Frau S.<br />
Die Messung der Mineralstoffe und Spurenelemente im Vollblut (Abbildung 2) zeigte einen Kalium-, einen Magnesiumund<br />
einen sehr ausgeprägten Zink-Mangel. Sowohl Magnesium als auch Zink aktivieren als Co-Faktoren ca. 200 bzw. 300<br />
Enzyme im menschlichen Stoffwechsel (u. a. im Kohlenhydrat-, Lipid- und Proteinstoffwechsel).<br />
Zink ist u. a. für die Insulin-Wirkung und die Synthese des lipolytischen Hormons Testosteron (auch bei der Frau) unentbehrlich.<br />
Ein Magnesium-Mangel verschlechtert die Glukose-Toleranz und erhöht das Risiko für ein Metabolisches<br />
Syndrom. Kalium ist neben seiner Bedeutung z. B. für die Herzmuskelfunktion und die Blutdruckregulation auch für den<br />
Glucosetransport und Insulinstoffwechsel lebenswichtig.<br />
Zusätzlich sind die genannten Mikronährstoffe auch für die allgemeine Leistungsfähigkeit und Vitalität sehr wichtig, was<br />
wiederum die Umsetzung eines Bewegungs-Programms als wichtige Komponente im Rahmen der Adipositas-<strong>Therapie</strong><br />
entscheidend unterstützt.<br />
Mineralstoff- und Spurenelement-Analysen im Vollblut sind aussagekräftiger<br />
Zink-Messungen im Serum haben nur eine sehr begrenzte Aussagekraft, da die dort befindliche Menge nur 10 %<br />
des gesamten Zink-Pools ausmacht. Die von uns genutzte Messung im Vollblut erfasst auch den Zell- bzw.<br />
Erythrozytengehalt, der aufgrund der durchschnittlichen Lebensdauer von 120 Tagen einen Langzeitstatus ermöglicht.<br />
Die Vitamin-Analyse ergab einen erheblichen Vitamin D-Mangel sowie eine im unteren Normalbereich angesiedelte<br />
Vitamin B 12-Konzentration (Anmerkung: Vitamin B 12-Konzentrationen zwischen 200 und 400 ng/l müssen als grenzwertig<br />
angesehen werden und eine ergänzende Bestimmung von Holotranscobalamin als Marker für das physiologisch<br />
aktive Vitamin B 12 ist bei Konzentrationen in diesem Bereich zu empfehlen).
<strong>Labordiagnostisch</strong> <strong>optimierte</strong> <strong>Therapie</strong> von Adipositas und Übergewicht – ein kasuistischer Beitrag<br />
5<br />
<strong>INSUMED</strong> ® -Intensivprogramm plus Mikronährstoff-<strong>Therapie</strong><br />
Wir begannen eine Ernährungstherapie mit dem <strong>INSUMED</strong>®-Konzept. Zu Beginn nahm Frau S. an den meisten Tagen der<br />
Woche jeweils morgens und abends eine ergänzende bilanzierte Diät zu sich (<strong>INSUMED</strong>®-Proteinshake nach § 14b Diät-<br />
Verordnung mit einer niedrigen glykämischen Last (GL: 3,6), einer hohen biologischen Wertigkeit (BW: 175) und prebio -<br />
tischen Ballaststoffen). Mittags aß die Patientin eine „normale“ Mischkost-Mahlzeit. Die Makronährstoff- und Kalorienvorgaben<br />
für das Mittag essen basierten auf dem in der BIA-Analyse (Akern 101) ermittelten BCM (aktive Körperzellmasse/<br />
„Muskeln“) bzw. dem Grundumsatz. Die Zusammenstellung der Mittagsmahlzeit sollte möglichst Kohlenhydratreduziert<br />
nach den Regeln der LOGI-Ernährung erfolgen. Begleitend erfolgte eine Mikronährstoff-<strong>Therapie</strong> mit<br />
entsprechenden Präparaten in geeigneter Dosierung (Zink 25–50 mg/Tag; Magnesium 300–600 mg/Tag, Kalium<br />
40–100 mmol/Tag). Die Patientin nahm wöchentlich an den <strong>INSUMED</strong>-Gruppentreffen mit BIA-Messungen teil, die<br />
bei uns auch aus motivations-psychologischen Gründen einen wichtigen Pfeiler in der multimodalen Adipositas-<strong>Therapie</strong><br />
bilden. Nach den ersten Erfolgen und einer Zunahme an Lebensenergie und Zuversicht meldete sich die Patientin in<br />
einem Fitness-Studio an und entdeckte Ihre Begeisterung für den Sport wieder, so dass die Gewichtsreduktion auch auf<br />
diesem Wege außergewöhnlich effektiv unterstützt wurde. Mit diesem Konzept nahm die Patientin bis heute insgesamt<br />
40 kg Fettmasse (BIA-kontrolliert) über einen Zeitraum von ca. 10 Monaten ab (BMI-Absenkung von 47 auf 30 kg/m²).<br />
Fazit<br />
In den zehn Jahren seit Bestehen unserer ärztlichen <strong>INSUMED</strong>®-Ernährungsberatung haben wir immer wieder praktisch erfahren,<br />
wie wichtig eine gute Versorgung des Organismus mit lebenswichtigen Nährstoffen sowohl für einen aktiven Stoffwechsel<br />
wie auch für eine gute körperliche und mentale Leistungsfähigkeit ist. Es kann nicht oft genug darauf hingewiesen<br />
werden, dass gerade übergewichtige Menschen häufiger einen Mikronährstoffmangel aufweisen als Normalgewichtige, der in<br />
den meisten Fällen nicht oder nicht optimal (Serum-Messungen) diagnostiziert wird und/oder durch unprofessionelle<br />
„Diäten“ in vielen Fällen noch verstärkt wird.<br />
Fall 2: Fettsäure-Analysen ermöglichen eine gezieltere Ernährungs-<strong>Therapie</strong> von<br />
Lipidstoffwechsel-Störungen<br />
Herr H., 44 Jahre, kam auf Empfehlung seines Kardiologen bei Z.n. Myokardinfarkt und PTCA zur ernährungsmedizinischen<br />
<strong>Therapie</strong> der bekannten LDL-Hypercholesterinämie. Die LDL-Ausgangswerte von 240 mg/dl konnten unter<br />
<strong>Therapie</strong> mit 60 mg Simvastatin auf 160 mg/dl gesenkt werden. Unter der Statin-<strong>Therapie</strong> war es jedoch nach Aussage<br />
des Patienten zu muskulären Beschwerden und einer muskulären Schwäche v. a. in den Oberschenkeln gekommen. Der<br />
Wunsch des Patienten war eine Verbesserung dieser Symptomatik und außerdem eine Gewichtsreduktion um 7–10 kg.<br />
Ausgangswerte: Gewicht: 99 kg, Taillenumfang: > 102 cm, BMI: 29 kg/m², BIA-Analyse (Akern 101): hohe BCM (aktive<br />
Körper zellmasse /„Muskeln“), Phasenwinkel: 8,5°.<br />
Im ersten Schritt führten wir eine Fettsäure-Analyse durch (Profil 3 „Fettsäuren“, Abbildung 4). Dabei werden die wichtigsten<br />
gesättigten, einfach- und mehrfach-ungesättigten Fettsäuren inkl. der Omega-3- und -6-Fettsäuren im Blut bestimmt.<br />
Von besonderer Bedeutung ist auch das Verhältnis der verschiedenen Gruppen von Fettsäuren zueinander. Im<br />
Hinblick auf das kardiovaskuläre Risiko hat sich der Omega-3-Index (Verhältnis der längerkettigen Omega-Fettsäuren<br />
zur Gesamtkonzentration aller Fettsäuren) als wichtiger Risiko-Marker erwiesen.<br />
Bei der Fettsäure-Analyse zeigte sich als auffälligster Befund ein Erhöhung der gesättigten Fettsäuren C:14 bis C:16 und<br />
ein Mangel an Omega-3-Fettsäuren, gemessen über die DHA- und EPA-Konzentrationen sowie die entsprechenden Quotienten<br />
(AA/EPA und Omega-3-Index). Dies ist relevant für die praktische Ernährungsberatung, da die hier erhöhten Fettsäuren<br />
(bis C:16) durch eine erhöhte Kohlenhydrat-Zufuhr verstärkt synthetisiert werden können. Dies deckte sich mit der<br />
Ernährungsanamnese, in welcher der Patient eine kohlenhydratbetonte Ernährung (täglich Brot und/oder Nudeln) angab.<br />
Wir verordneten hier langfristig eine Kohlenhydrat-reduzierte Ernährung nach dem LOGI-Konzept. Initial erfolgte eine<br />
8-wöchige Phase mit täglich zwei ergänzenden bilanzierten Diäten (<strong>INSUMED</strong>-Trinkmahlzeit®) an den meisten Tagen<br />
der Woche. Darunter nahm der Patient 6 kg BIA-kontrolliert bei Erhalt der aktiven Körperzellmasse (BCM) und bei subjektiv<br />
gutem Allgemeinzustand ab. Außerdem erfolgte eine Substitution von Omega-3-Fettsäuren (1–2 g/Tag).<br />
Bezüglich der Statin-<strong>Therapie</strong> wurde von kardiologischer Seite eine Umstellung auf Rosuvastatin 10 mg, die von dem<br />
Patienten, begleitet durch einen Ausgleich des labormedizinisch gesicherten Mikronährstoff-Mangels (hier vor allem<br />
Coenzym Q 10) relativ gut vertragen wurde.
6 <strong>Labordiagnostisch</strong> <strong>optimierte</strong> <strong>Therapie</strong> von Adipositas und Übergewicht – ein kasuistischer Beitrag<br />
In der Verlaufskontrolle nach 6 Monaten zeigte sich eine deutliche Verbesserung der Lipid- und Fettsäure-Werte (Abb. 5).<br />
Abbildung 4: Fettsäure-Befund bei Herrn H. vor <strong>Therapie</strong><br />
Abbildung 5: Fettsäure-Befund bei Herrn H. nach 6 Monaten<br />
Fall 3: Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten<br />
Eine 47-jährige adipöse Patientin (BMI 30,4 kg/m²) klagte über Unwohlsein nach dem Verzehr von Eiweiß-Shakes im<br />
Rahmen einer Formula-Diät. Eine Laktose-Intoleranz sowie IgE-Nahrungsmittel-Allergien waren nicht bekannt bzw.<br />
konnten diagnostisch ausgeschlossen werden. Wir führten daraufhin einen Blut-Untersuchung auf spezifische IgG4-<br />
Antikörper gegen die typischen Zutaten von Proteinshakes durch (siehe Insudiagnost-Laborauftrag). Dabei zeigte sich<br />
sowohl für Ei-Eiweiß als auch für Milch-Eiweiß erhöhte Werte im Sinne einer Nahrungsmittel-Unverträglichkeit<br />
(siehe Abbildung 6). Gegenüber Soja zeigten sich unauffällige Werte. Nach Umstellung auf die <strong>INSUMED</strong>-Trinknahrung<br />
„Laktosefrei“ auf Soja-Basis, die frei von Milch- und Ei-Eiweiß sowie von Gluten und Fruktose ist, konnte die Patientin<br />
die Gewichtsreduktion erfolgreich beenden.<br />
Jede Ernährungs-<strong>Therapie</strong> des Übergewichtigen sollte auch Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten berücksichtigen. Dies<br />
gilt auch in Bezug auf die in der initialen Adipositastherapie häufig verwendeten Formula- bzw. besser ergänzenden<br />
bilanzierten Diäten (meal replacemant), die in der Regel Molke-, Ei-, Soja- und/oder Milcheiweiß enthalten. Daher<br />
sollte beim Auftreten von Unverträglichkeiten (ggf. auch präventiv) eine entsprechende Diagnostik veranlasst werden.<br />
Kommentar zu sIgG4-Tests<br />
Trotz aussagekräftiger und wissenschaftlich publizierter Studien (z. B.: Zar, S. et al: Scand. J. Gastroenterol. 40, 800 – 807,<br />
2005; Bernardi, D. et al.: Clin. Chem. Lab. Med. 46, 687– 690, 2008), wird diese Diagnostik in den bisheri gen Stellungnahmen<br />
von vielen Allergologen abgelehnt. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass diese Diagnostik für die praktische Beratung<br />
und Lebensmittel-Auswahl wertvolle Informationen liefern kann. Auch hier sollte auf eine qualitativ hochwertige Labordiagnostik<br />
geachtet werden, da nur wenige Messverfahren für sIgG4-Tests (z. B. von der FDA) zugelassen sind.<br />
Nahrungsmittelunverträglichkeiten – Spezifische Immunglobuline gegen Nahrungsmittel<br />
Abbildung 6: sIgG4-Test zu<br />
Fallbeispiel 3<br />
Fall 4: Stress-bedingte Hormon-Störungen erschweren die Gewichtsreduktion<br />
Herr Hans M., 42 Jahre, Geschäftsführer eines international tätigen Handelsunternehmens kam in die Ernährungssprechstunde<br />
mit dem Wunsch einer Gewichtsreduktion bei einem Ausgangsgewicht von 95 kg (BMI 30 kg/m²).
<strong>Labordiagnostisch</strong> <strong>optimierte</strong> <strong>Therapie</strong> von Adipositas und Übergewicht – ein kasuistischer Beitrag<br />
7<br />
Der Patient berichtete, dass vor zwei Jahren von internistischer und psychiatrischer Seite ein „Burnout“ diagnostiziert<br />
worden sei. Vor diesem Hintergrund beklagte der Patient auch eine seit zwei Jahren bestehende ausgeprägte Erschöpfungssymptomatik<br />
und einen gestörten Schlaf. Die bisherige <strong>Therapie</strong> bestand in der Einnahme eines Antidepressivums<br />
vom SSRI-Typ, einer Gesprächstherapie beim Psychotherapeuten, sowie von internistischer Seite der medikamentösen<br />
Behandlung der arteriellen Hypertonie. Die umfangreiche labormedizinische Vordiagnostik lieferte keine weiterführenden<br />
Befunde. Die bisherigen Abnehmversuche in Eigenregie nach dem Motto „weniger essen“ waren erfolglos geblieben.<br />
Als Vorbereitung für die geplante Gewichtsreduktion führten wir u. a. einen Hormon-Check durch (Profil VI, Abbildung 7).<br />
Dabei zeigten sich niedrige Werte für DHEA, Testosteron und Wachstumshormon/IGF-1. Da es keine Hinweise für<br />
en do krinologische Erkrankungen gab bzw. diese ausgeschlossen wurden, können diese Hormon-Dysbalancen am ehesten<br />
durch die extrem hohe und über Jahre anhaltende Stress-Belastung erklärt werden. Passend dazu war der Nitrotyrosin-<br />
Wert (Profil VII, Abbildung 8) als Marker für einen hohen oxidativen Stress deutlich erhöht.<br />
Abbildung 7: Hormon-Befund bei Herrn M. Abbildung 8: Deutlich erhöhte Nitrotyrosin-Konzentration bei Herrn M.<br />
Die hier mit niedrigen Werten gemessenen Hormone DHEA, Testosteron und Wachstumshormon sind lipolytisch wirksam<br />
und daher für eine erfolgreiche Fettreduktion sehr wichtig.<br />
Wir besprachen die Situation mit dem Patienten in dem Sinne, dass hier ein ganzheitliches <strong>Therapie</strong>-Konzept erforderlich<br />
bestehend aus einer Ernährungs-<strong>Therapie</strong> (<strong>INSUMED</strong>®-Konzept und orthomolekulare Vitalstoff-<strong>Therapie</strong>),<br />
Stressmanagement (u. a. aerobes Bewegungstraining, Coaching mit dem Ziel eines gesundheitsgerechten Selbstmanagements,<br />
Erlernen einer Entspannungsmethode) und einer Hormon-<strong>Therapie</strong> (zunächst „Lifestyle-<strong>Therapie</strong>“, ggf. Hormon-<br />
Substitution). Eine einseitige Kalorien-reduzierte Ernährungsumstellung greift in solchen Fällen zu kurz und führt erfahrungsgemäß<br />
kaum zu echten Erfolgen, was der Patient ja bereits selbst erlebt hatte. Begleitend erfolgt, wann immer<br />
möglich (Kostenaspekt) eine Messung und Optimierung der lebenswichtigen Mikronährstoff-Versorgung.<br />
Der Patient konnte mit diesem Konzept in den folgenden 5 Monaten ca. 7 kg abnehmen, was ihn persönlich sehr zufrieden<br />
stellte. Zeitgleich verbesserten sich die allgemeine Vitalität und die Schlafqualität. Die Blutdruckmedikamente<br />
konnten vom Hausarzt reduziert, die Antidepressiva vom Psychiater abgesetzt werden. In der Labor-Verlaufskontrolle<br />
zeigte sich passend zur Klinik eine Verbesserung bzw. Normalisierung aller relevanten Insudiagnost-Laborparameter.<br />
Das Wachstumshormon (HGH) „Schlank im Schlaf Hormon“. Übergewicht ist eine wesentliche Ursache<br />
für Wachstumshormon-Mangel. So weisen 40jährige Adipöse nur etwa 50 % der Wachstumshormonproduktion<br />
auf wie 40jährige Nicht-Adipöse.<br />
Praxistipp: Wird niedriges Wachstumshormon nachgewiesen, so bieten sich folgende Ansatzpunkte zur<br />
Verbesserung der endogenen Bildung von Wachstumshormon an:<br />
• aerober Ausdauersport<br />
• Gewichtsnormalisierung bei Übergewicht<br />
• Dinner-Cancelling zur Maximierung der nächtlichen HGH-Sekretion<br />
• Schlafoptimierung<br />
• Stimulierung der endogenen Reserven durch abendliche Gabe von 1 bis 3 g Arginin + Ornithin<br />
(+ Antioxidantien zum Schutz vor oxidativem bzw. nitrosativem Stress).<br />
Zusammenfassung<br />
Nach unseren Erfahrungen mit dem <strong>INSUMED</strong>®-Konzept zur Gewichtsreduktion, die wir in den letzten 10 Jahren<br />
machen konnten, ist eine labordiagnostische Begleitung dieser (und anderer) Konzepte zur Gewichtsreduktion unerlässlich,<br />
was sich in einer deutlichen Erhöhung der Erfolgsrate zeigt. Gerade bei der Abklärung zunächst therapieresistenter<br />
Fälle haben sich die ergänzenden Laboranalysen bewährt und in vielen Fällen erst durch Erkennung und Beseitigung so<br />
genannter „Abnehmbremsen“ eine erfolgreiche Gewichtsreduktion ermöglicht. Auch die Compliance der Patienten kann<br />
in aller Regel durch die Dokumentation Patienten-spezifischer Risikofaktoren und eine hierauf basierende individuelle<br />
Optimierung von Gewichtsreduktionsmaßnahmen weiter verbessert werden.
8 <strong>Labordiagnostisch</strong> <strong>optimierte</strong> <strong>Therapie</strong> von Adipositas und Übergewicht – ein kasuistischer Beitrag<br />
Autor<br />
Niels Schulz-Ruhtenberg<br />
Facharzt für Allgemeinmedizin,<br />
Ernährungsmedizin, Sportmedizin<br />
Wiesenstraße 42<br />
D-20255 Hamburg<br />
info@ernaehrungsmediziner.de<br />
www.ernaehrungsmediziner.de<br />
Laboranalysen<br />
Laboratorium für spektralanalytische<br />
und biologische Untersuchungen<br />
Dr. Bayer GmbH<br />
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