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Der Bierstaedter Mai 2013

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Seite 2<br />

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FLEISCH ALS KUNST<br />

Die Ausstellung FLESH AND MEAT in Kulmbach<br />

Was unterscheidet einen Künstler von einem<br />

„normalen“ Menschen? Es ist die Fähigkeit,<br />

Inspirationen zu gewinnen aus Dingen und<br />

Situationen, die für alles stehen nur nicht für<br />

einen kreativen Musenkuss. Genau so einen<br />

würs te in die Pfanne legen könne. „Nein“,<br />

hatte die Künstlerin geantwortet, „ich brauche<br />

sie zuerst auf dem Scanner.“<br />

Eine Fülle von Strukturen, wie sie Fleisch<br />

zu eigen sind, einschließlich der typischen<br />

Farbe, wurde so zur Datei, die sich beliebig<br />

be- und verarbeiten ließ. Und Brigitte Had lich<br />

ließ ihrer Kreativität am Computer freien<br />

Lauf. Die Ergebnisse stellte sie in zahlreichen<br />

Ausstellungen vor. <strong>Der</strong>zeit ist ihre Beschäfti -<br />

gung mit dem Lebensmittel in den Ausstel -<br />

lungsräumen des Brauerei- und Bäckereimu -<br />

Fleisch als Lebensgrundlage, als Basis<br />

von Existenz veranlasste Hadlich dazu, die<br />

Struktur des Fleisches zum Dekor von Boden -<br />

fliesen zu machen. So entstand das Projekt<br />

Fleischparkett-Steinfleischboden-Fleischflie -<br />

„Fürstenbad“ ist man von Fleischfliesen völlig<br />

umgeben. Fleisch überall, stets gegenwärtig,<br />

Symbol des Lebens und der Lebens -<br />

wirklichkeit.<br />

Einen eher sonderbaren Aspekt liefern<br />

der Fleischfußball und das Fleischbier. Ermun -<br />

terung für den Ausblick auf die Zukunft bieten<br />

die Fleischfalter (Sphin gidae Fleischia<br />

Hadlichii), deren Flügel Fleischmuster tragen.<br />

Wo sie sind ,,blüht Le ben selbst aus här-<br />

Augenblick erlebte die Weidenberger Künst -<br />

lerin Brigitte Hadlich vor einigen Jahren als<br />

sie gefrorenes Fleisch aus der Gefriertruhe<br />

holte. Sie nahm das Fleisch in die Hand,<br />

schaute es an – und legte es auf den Scan -<br />

ner ihres Computers.<br />

Die grafische Struktur des Gefriergutes<br />

hatte sie fasziniert. Später wanderte noch so<br />

manches Stück erst nach Aufnahme in den<br />

Rechner in den Topf. Ihr Lebensgefährte er -<br />

zähl te, dass er einmal fragte, ob er die Brat -<br />

Anzeigen<br />

seums in Kulmbach zu besichtigen. Die vom<br />

Kulmbacher Kunstverein organisierte Ausstel -<br />

lung ist noch bis zum 16. Juni jeweils Diens -<br />

tag bis Sonntag von 10-17 Uhr geöffnet.<br />

sen. Das Fleischparkett ist geprägt von der<br />

Form des Doppelmäanders aus helleren und<br />

dunkleren Stellen, die umgeben sind von rötlichen<br />

Brettchen. Scans von Rouladen und<br />

Sauerbraten bilden die Grundlage.<br />

Hadlich will damit zeigen, dass das,<br />

„was wir mit Füßen treten“, was für uns alltäglich,<br />

normal ist, kaum nachdenkenswert,<br />

„wichtiger ist für unser Leben als wir wahrhaben<br />

wollen. Erst wenn wir die ´künstli che´<br />

Atmosphäre betreten und begreifen, dass wir<br />

auf Fleisch´stehen, beginnt ein Empfin dungs -<br />

prozess. Ähnliches gilt für das Fleisch-Laby -<br />

rinth. Kaum jemand der Ausstellungsbesu -<br />

cher wagte es, das als Fußbodenfolie auf<br />

dem Beton aufgebrachte Objekt zu betreten.<br />

Es wirkt ehrfurchtsgebietend, fast heilig. Im<br />

Atelier Harald Burger<br />

Veitlahm 19, 95336 <strong>Mai</strong>nleus<br />

testem Beton, wie die Nar zissen in der Aus -<br />

stellung zeigen. Die Refle xion über unsere<br />

Le bensgrundlage schafft die Vorausset zung<br />

für die Weiterexistenz irdischen Lebens.<br />

Brigitte Hadlich hat während ihrer Be -<br />

FRÄNKISCHER THEATERSOMMER LANDESBÜHNE OBERFRANKEN<br />

Sonntag, 9. Juni/ 19.00 Uhr<br />

„Gift“<br />

Das Leben und Töten der Anna Margaretha Zwanziger<br />

oder: Psychologie einer fränkischen Serienmörderin<br />

„So mag das Hohe Gericht denn sein Urteil fällen. Alles Weitere wird sich entwickeln.“ Dies<br />

waren die letzten Worte der dreifachen Mörderin Anna Margaretha Zwanziger, bevor sie am<br />

11. September 1811 in Kulmbach enthauptet wurde.<br />

Doch wer war diese Frau, die drei Menschen vergiftete und selbiges auch bei mehreren<br />

anderen versuchte? Ein Monster? Eine Wahnsinnige?<br />

Oder doch eine verlorene Seele auf der Suche nach der Liebe, die ihr von Kindesbeinen an<br />

immer wieder verweigert wurde?<br />

Christiane Reichert erforscht in ihrem Solostück die Psychologie der oberfränkischen<br />

Serienmörderin und führt den Zuschauer mitten hinein in das Leben einer außergewöhnlichen<br />

Frau.<br />

Inh. Jürgen Bredemeyer<br />

Am Holzmarkt 13<br />

95326 Kulmbach<br />

Tel. 09221/3222<br />

Anzeigen<br />

schäftigung mit Fleisch tief nachgedacht.<br />

Wer mit wachen Augen und offenem Herzen<br />

durch die Ausstellung geht wird von ihr be -<br />

rührt, vielleicht etwas aufgewühlt, sicher<br />

aber nachdenklich gemacht – und wohl auch<br />

etwas in seinem Blickwinkel verändert.<br />

Wolf Gittel<br />

Fotos Hermsdörfer, Gittel<br />

„Same procedure as every year...“<br />

Von Jürgen Linhardt<br />

<strong>Der</strong> Kulmbacher Literaturverein hat eine neue Vorstandschaft!<br />

Diese Schlagzeile ist so nicht ganz richtig, denn der scheidende Vorstand kommt postwendend<br />

als neuer Vorstand zurück! Im Klartext: Frau Karin Minet, die nunmehr seit November 1999<br />

die Geschicke des Vereins in bravouröser Manier leitet, wurde in ihrem Amt bestätigt – ebenso<br />

ihre Mitstreiter Wolfram Stutz (stellvertretender Vorsitzender), Schriftführerin Brigitte Bin -<br />

der und Kassier Klaus Köstner (Bild von rechts).<br />

Die Art, wie diese Vorstandswahlen beim Verein ablaufen, ist immer wieder faszinierend:<br />

Es wird, wie gewohnt, per Akklamation, einstimmig und in „gestrecktem Schweinsgalopp”<br />

gewählt – will heißen, hier ist man sich einig und verschwendet keine Zeit mit überflüssigen<br />

Verwaltungsakten. Das Resultat dieser nunmehr 25-jährigen Vereinsarbeit kann sich sehen<br />

lassen:<br />

Aus den 15 Gründungsmitgliedern, die den Verein am 11.02.1988 aus der Taufe hoben,<br />

sind bis jetzt bereits 84 geworden (Stand: 15.04.<strong>2013</strong>). Noch drei der Ur-Mitstreiter finden<br />

sich in der aktuellen Mitglieder-Liste: Margarete Biedermann und Jürgen Linhardt aus dem<br />

ersten Vorstand sowie Erhard Döring. Viele Klippen galt es seitdem zu umschiffen, vielen stürmischen<br />

Zeiten wurde getrotzt – sogar eine Fast-Auflösung gab es in den 90er Jahren. Doch<br />

mittlerweile ist der Verein eine feste, stabile Institution im Kulturleben der Stadt Kulmbach<br />

geworden. Es werden beispielsweise öffentliche Lesungen gehalten (im Café Clatsch, bei<br />

Einladungen von anderen Vereinen, bei Buchvorstellungen, bei der Kulmbacher Kulturnacht<br />

usw.). <strong>Der</strong> Verein brachte im Abstand von wenigen Jahren eigene Anthologien sowie (in Zu -<br />

sam menarbeit mit dem Verlag „Leben in der Sprache„ in Presseck) Themenbücher heraus<br />

(Alltag, Zeit, Liebe u.a.m.). Auch weit über die Stadtgrenzen hinaus hat der Verein einen<br />

guten Ruf und einen hohen Beliebtheitsgrad. Hier seien nur einige Beispiele genannt: Kultur-<br />

Freundschaft mit der Goethegesellschaft Gera, Mitgliedschaft bei Focus Europa, Ausrichtung<br />

von überregionalen Wettbewerben und so weiter. <strong>Der</strong> Verein kennt keinen Generationskonflikt<br />

(die Mitglie der sind zwischen 7 und 88 Jahre alt!) und auch keine Berührungsängste mit<br />

anderen Natio na litäten (neben Franken und Preußen sitzen auch Griechen, US-Amerikaner<br />

und Chinesen an einem Tisch).<br />

Na, lieber Leser, wäre das nicht auch etwas für Sie? Gäste bei den regelmäßigen Treffen<br />

(an jedem ersten Mittwoch im Badhaus und an jedem dritten Montag im Café Clatsch) sind<br />

herzlich willkommen. Oder besuchen Sie doch mal die Homepage (www.kulmbacher-literaturverein.de)!<br />

Oder schauen Sie zu einem Plausch bei der Vorsitzenden, Frau Minet, in der<br />

Unteren Apotheke vorbei!<br />

Anzeigen<br />

Ihr Inserat im Internet: www.bierstaedter.de<br />

Tel. 09221/878241<br />

Fax 09221/878248<br />

bierstaedter1@web.de<br />

www.bierstaedter.de

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