Der Bierstaedter Mai 2013
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Seite 2<br />
<br />
FLEISCH ALS KUNST<br />
Die Ausstellung FLESH AND MEAT in Kulmbach<br />
Was unterscheidet einen Künstler von einem<br />
„normalen“ Menschen? Es ist die Fähigkeit,<br />
Inspirationen zu gewinnen aus Dingen und<br />
Situationen, die für alles stehen nur nicht für<br />
einen kreativen Musenkuss. Genau so einen<br />
würs te in die Pfanne legen könne. „Nein“,<br />
hatte die Künstlerin geantwortet, „ich brauche<br />
sie zuerst auf dem Scanner.“<br />
Eine Fülle von Strukturen, wie sie Fleisch<br />
zu eigen sind, einschließlich der typischen<br />
Farbe, wurde so zur Datei, die sich beliebig<br />
be- und verarbeiten ließ. Und Brigitte Had lich<br />
ließ ihrer Kreativität am Computer freien<br />
Lauf. Die Ergebnisse stellte sie in zahlreichen<br />
Ausstellungen vor. <strong>Der</strong>zeit ist ihre Beschäfti -<br />
gung mit dem Lebensmittel in den Ausstel -<br />
lungsräumen des Brauerei- und Bäckereimu -<br />
Fleisch als Lebensgrundlage, als Basis<br />
von Existenz veranlasste Hadlich dazu, die<br />
Struktur des Fleisches zum Dekor von Boden -<br />
fliesen zu machen. So entstand das Projekt<br />
Fleischparkett-Steinfleischboden-Fleischflie -<br />
„Fürstenbad“ ist man von Fleischfliesen völlig<br />
umgeben. Fleisch überall, stets gegenwärtig,<br />
Symbol des Lebens und der Lebens -<br />
wirklichkeit.<br />
Einen eher sonderbaren Aspekt liefern<br />
der Fleischfußball und das Fleischbier. Ermun -<br />
terung für den Ausblick auf die Zukunft bieten<br />
die Fleischfalter (Sphin gidae Fleischia<br />
Hadlichii), deren Flügel Fleischmuster tragen.<br />
Wo sie sind ,,blüht Le ben selbst aus här-<br />
Augenblick erlebte die Weidenberger Künst -<br />
lerin Brigitte Hadlich vor einigen Jahren als<br />
sie gefrorenes Fleisch aus der Gefriertruhe<br />
holte. Sie nahm das Fleisch in die Hand,<br />
schaute es an – und legte es auf den Scan -<br />
ner ihres Computers.<br />
Die grafische Struktur des Gefriergutes<br />
hatte sie fasziniert. Später wanderte noch so<br />
manches Stück erst nach Aufnahme in den<br />
Rechner in den Topf. Ihr Lebensgefährte er -<br />
zähl te, dass er einmal fragte, ob er die Brat -<br />
Anzeigen<br />
seums in Kulmbach zu besichtigen. Die vom<br />
Kulmbacher Kunstverein organisierte Ausstel -<br />
lung ist noch bis zum 16. Juni jeweils Diens -<br />
tag bis Sonntag von 10-17 Uhr geöffnet.<br />
sen. Das Fleischparkett ist geprägt von der<br />
Form des Doppelmäanders aus helleren und<br />
dunkleren Stellen, die umgeben sind von rötlichen<br />
Brettchen. Scans von Rouladen und<br />
Sauerbraten bilden die Grundlage.<br />
Hadlich will damit zeigen, dass das,<br />
„was wir mit Füßen treten“, was für uns alltäglich,<br />
normal ist, kaum nachdenkenswert,<br />
„wichtiger ist für unser Leben als wir wahrhaben<br />
wollen. Erst wenn wir die ´künstli che´<br />
Atmosphäre betreten und begreifen, dass wir<br />
auf Fleisch´stehen, beginnt ein Empfin dungs -<br />
prozess. Ähnliches gilt für das Fleisch-Laby -<br />
rinth. Kaum jemand der Ausstellungsbesu -<br />
cher wagte es, das als Fußbodenfolie auf<br />
dem Beton aufgebrachte Objekt zu betreten.<br />
Es wirkt ehrfurchtsgebietend, fast heilig. Im<br />
Atelier Harald Burger<br />
Veitlahm 19, 95336 <strong>Mai</strong>nleus<br />
testem Beton, wie die Nar zissen in der Aus -<br />
stellung zeigen. Die Refle xion über unsere<br />
Le bensgrundlage schafft die Vorausset zung<br />
für die Weiterexistenz irdischen Lebens.<br />
Brigitte Hadlich hat während ihrer Be -<br />
FRÄNKISCHER THEATERSOMMER LANDESBÜHNE OBERFRANKEN<br />
Sonntag, 9. Juni/ 19.00 Uhr<br />
„Gift“<br />
Das Leben und Töten der Anna Margaretha Zwanziger<br />
oder: Psychologie einer fränkischen Serienmörderin<br />
„So mag das Hohe Gericht denn sein Urteil fällen. Alles Weitere wird sich entwickeln.“ Dies<br />
waren die letzten Worte der dreifachen Mörderin Anna Margaretha Zwanziger, bevor sie am<br />
11. September 1811 in Kulmbach enthauptet wurde.<br />
Doch wer war diese Frau, die drei Menschen vergiftete und selbiges auch bei mehreren<br />
anderen versuchte? Ein Monster? Eine Wahnsinnige?<br />
Oder doch eine verlorene Seele auf der Suche nach der Liebe, die ihr von Kindesbeinen an<br />
immer wieder verweigert wurde?<br />
Christiane Reichert erforscht in ihrem Solostück die Psychologie der oberfränkischen<br />
Serienmörderin und führt den Zuschauer mitten hinein in das Leben einer außergewöhnlichen<br />
Frau.<br />
Inh. Jürgen Bredemeyer<br />
Am Holzmarkt 13<br />
95326 Kulmbach<br />
Tel. 09221/3222<br />
Anzeigen<br />
schäftigung mit Fleisch tief nachgedacht.<br />
Wer mit wachen Augen und offenem Herzen<br />
durch die Ausstellung geht wird von ihr be -<br />
rührt, vielleicht etwas aufgewühlt, sicher<br />
aber nachdenklich gemacht – und wohl auch<br />
etwas in seinem Blickwinkel verändert.<br />
Wolf Gittel<br />
Fotos Hermsdörfer, Gittel<br />
„Same procedure as every year...“<br />
Von Jürgen Linhardt<br />
<strong>Der</strong> Kulmbacher Literaturverein hat eine neue Vorstandschaft!<br />
Diese Schlagzeile ist so nicht ganz richtig, denn der scheidende Vorstand kommt postwendend<br />
als neuer Vorstand zurück! Im Klartext: Frau Karin Minet, die nunmehr seit November 1999<br />
die Geschicke des Vereins in bravouröser Manier leitet, wurde in ihrem Amt bestätigt – ebenso<br />
ihre Mitstreiter Wolfram Stutz (stellvertretender Vorsitzender), Schriftführerin Brigitte Bin -<br />
der und Kassier Klaus Köstner (Bild von rechts).<br />
Die Art, wie diese Vorstandswahlen beim Verein ablaufen, ist immer wieder faszinierend:<br />
Es wird, wie gewohnt, per Akklamation, einstimmig und in „gestrecktem Schweinsgalopp”<br />
gewählt – will heißen, hier ist man sich einig und verschwendet keine Zeit mit überflüssigen<br />
Verwaltungsakten. Das Resultat dieser nunmehr 25-jährigen Vereinsarbeit kann sich sehen<br />
lassen:<br />
Aus den 15 Gründungsmitgliedern, die den Verein am 11.02.1988 aus der Taufe hoben,<br />
sind bis jetzt bereits 84 geworden (Stand: 15.04.<strong>2013</strong>). Noch drei der Ur-Mitstreiter finden<br />
sich in der aktuellen Mitglieder-Liste: Margarete Biedermann und Jürgen Linhardt aus dem<br />
ersten Vorstand sowie Erhard Döring. Viele Klippen galt es seitdem zu umschiffen, vielen stürmischen<br />
Zeiten wurde getrotzt – sogar eine Fast-Auflösung gab es in den 90er Jahren. Doch<br />
mittlerweile ist der Verein eine feste, stabile Institution im Kulturleben der Stadt Kulmbach<br />
geworden. Es werden beispielsweise öffentliche Lesungen gehalten (im Café Clatsch, bei<br />
Einladungen von anderen Vereinen, bei Buchvorstellungen, bei der Kulmbacher Kulturnacht<br />
usw.). <strong>Der</strong> Verein brachte im Abstand von wenigen Jahren eigene Anthologien sowie (in Zu -<br />
sam menarbeit mit dem Verlag „Leben in der Sprache„ in Presseck) Themenbücher heraus<br />
(Alltag, Zeit, Liebe u.a.m.). Auch weit über die Stadtgrenzen hinaus hat der Verein einen<br />
guten Ruf und einen hohen Beliebtheitsgrad. Hier seien nur einige Beispiele genannt: Kultur-<br />
Freundschaft mit der Goethegesellschaft Gera, Mitgliedschaft bei Focus Europa, Ausrichtung<br />
von überregionalen Wettbewerben und so weiter. <strong>Der</strong> Verein kennt keinen Generationskonflikt<br />
(die Mitglie der sind zwischen 7 und 88 Jahre alt!) und auch keine Berührungsängste mit<br />
anderen Natio na litäten (neben Franken und Preußen sitzen auch Griechen, US-Amerikaner<br />
und Chinesen an einem Tisch).<br />
Na, lieber Leser, wäre das nicht auch etwas für Sie? Gäste bei den regelmäßigen Treffen<br />
(an jedem ersten Mittwoch im Badhaus und an jedem dritten Montag im Café Clatsch) sind<br />
herzlich willkommen. Oder besuchen Sie doch mal die Homepage (www.kulmbacher-literaturverein.de)!<br />
Oder schauen Sie zu einem Plausch bei der Vorsitzenden, Frau Minet, in der<br />
Unteren Apotheke vorbei!<br />
Anzeigen<br />
Ihr Inserat im Internet: www.bierstaedter.de<br />
Tel. 09221/878241<br />
Fax 09221/878248<br />
bierstaedter1@web.de<br />
www.bierstaedter.de