Histologie Muskelgewebe - anthropia
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12.10.2006 VO Klima<br />
<strong>Histologie</strong> - <strong>Muskelgewebe</strong><br />
Lernhilfe und Zusammenfassung<br />
Das <strong>Muskelgewebe</strong><br />
Wir unterscheiden zwischen<br />
• glatter Muskulatur<br />
• Skelettmuskulatur<br />
• Herzmuskulatur<br />
Die frühere Unterscheidung in glatt und quergestreift ist überholt, da sich die Skelett- und Herzmuskulatur<br />
in vielen Dingen unterscheiden, lediglich die Querstreifung haben sie gemeinsam.<br />
Das glatte <strong>Muskelgewebe</strong><br />
• besteht aus spindelförmigen Zellen und<br />
• einem stäbchenförmigen Zellkern (zigarrenförmig),<br />
• ist nicht der bewussten Kontrolle unterworfen<br />
• wird vom vegetativen Nervensystem innerviert und gesteuert<br />
• sind etwa 50 - 200 μm lang<br />
• Durchmesser ca. 5 - 10 μm<br />
• können bis 800 μm lang werden, hypertrophieren<br />
(durch Zellenvergrößerung, zB beim Uterus in der Schwangerschaft)<br />
• zB Muskulatur des Darms, der Lunge, des Harnleiter und von Blutgefäßen,...<br />
Die Zellen des glatten <strong>Muskelgewebe</strong>s sind spindelförmig und besitzen ungefähr in der Mitte einen<br />
stäbchenförmigen bzw. zigarrenförmigen Zellkern. Bei einem Querschnitt werden selten Zellkerne getroffen<br />
(lange Zellen), somit entsteht der Eindruck, als ob die spindelförmigen Zellen keinen Zellkern hätten.<br />
Die spindelförmigen Zellen bilden Zellverbände, welche von der Muskelhaut (Tunica) umgeben sind. Rund<br />
um die eine Zelle besteht ein Strumpf aus retikulinen Fasern (argyrophil, silbersalzfreundlich - dient der<br />
Färbung). Die Retikulinfaser ist auch als Gitter- oder Netzfaser bekannt und sorgt für den Zusammenhalt.<br />
Sie schert aus und geht in andere Zellen, so entsteht ein fester Verband.<br />
Verharrt die glatte Muskulatur in einem Kontraktionszustand, so spricht man von einer Kolik.
Die Skelettmuskulatur<br />
• ist quergestreift<br />
• hat extrem lange Fasern, bis zu 20 Zentimeter<br />
• längster Muskel: Schneidermuskel (Oberschenkel)<br />
• die Fasern besitzen viele Zellkerne, ca. 20 - 40 pro Millimeter<br />
• können willkürlich und bewusst kontrahiert werden<br />
Die Skelettmuskelfaser wird auch als Syncytium bezeichnet. Im Laufe der Entwicklung einer Faser fließen<br />
mehrere Zellen zusammen, die Membranen lösen sich auf. Darum auch die vielen Zellkerne pro Zelle,<br />
welche am Rand der Zelle liegen.<br />
Ein Sarkomer ist die kleinste funktionelle Einheit und aus drei kontraktilen Proteinen aufgebaut, dem Actin,<br />
dem Myosin und dem Titin. Diese setzen sich zu Filamenten (Proteinfäden) zusammen.<br />
Sarkomere haben einen strengen regelmäßigen Aufbau und sind der Länge nach geordnet (klassische<br />
Querstreifung). Ein Sarkomer folgt dem anderen und so bilden sie zusammen eine Myofibrille, welche<br />
wiederum in Massen die Muskelfaser ausmacht.<br />
Die Myofibrillen sind im Polarisationsmikroskop sichtbar, allerdings unterscheiden sie sich durch ihre<br />
Helligkeit. Die Actin-Streifen sind isotrop und die Myosin-Streifen sind anisotrop (dunkler als Actin-Streifen).<br />
Erregt wird das <strong>Muskelgewebe</strong> durch das somatische Nervensystem und unterliegen daher der Willkür. Bei<br />
der so genannten motorischen Endplatte (ist eine Synapse) kommt das Signal von den Nervenfasern an. In<br />
dieser Übertragungsstruktur wird der Reiz vom Elektrischen ins Chemische umgewandelt und bringt dann<br />
den Muskel zum Kontrahieren.<br />
Eine Muskelkontraktion ergibt sich durch die Summe aller Sarkomerkontraktionen. Verharren die Muskeln<br />
in einem Kontraktionszustand spricht man bei der Skelettmuskulatur von einem Krampf.<br />
Die Herzmuskulatur<br />
• besteht aus verzweigten Einzelzellen<br />
• diese besitzen nur einen Zellkern (kein Syncytium)<br />
• bilden ein dreidimensionales Netzwerk<br />
• ist quergestreift<br />
• braucht enorm viel Energie, ist ein Leistungsmuskel<br />
(deshalb besteht ¼ des Volumens der Herzmuskelgewebezelle aus Mitochondrien)<br />
• unterliegt nicht unserem Willen
Die einzelnen verzweigten Zellen sind durch Desmosomen (zonula adhaerens) beim so genannten<br />
Glanzstreifen miteinander verbunden. Dies ermöglicht die hohe Belastbarkeit. Der Informationsaustausch<br />
findet durch gap junctions an der Seite von Zelle zu Zelle statt. Auf der Seite deshalb, weil dort keine<br />
Zugfestigkeit bestehen muss.<br />
Ein spezialisiertes Herz-Muskel-Gewebe (Reizleitungssystem) übernimmt anstatt dem Nervensystem die<br />
Erregungen, da das Nervensystem zu anfällig für Ausfälle wäre. Das vegetative Nervensystem kann jedoch<br />
das Herz beeinflussen.<br />
Das Herz wird in der Erschlaffungsphase von eigenen Gefäßen versorgt, die jeweils einen ganz<br />
bestimmten Bereich abdecken. Da es zu keinen Überlappungen der Bereiche kommt, kann ein Verschluss<br />
eines solchen Gefäßes nicht kompensiert werden. Darum sterben ganze Bereiche bei Verengungen und<br />
Verschlüssen ab (klassischer Herzinfarkt).<br />
Da das Herz ein Leistungsmuskel ist und somit viele Fibrillen besitzt erscheint er bei mikroskopischen<br />
Untersuchungen im Gegensatz zu dem weniger belasteten Reizleistungsmuskel, der weniger Fibrillen<br />
benötigt, dunkler.<br />
Muskelfasern im Herzmuskelgewebe keinen enormen Belastungen stand halten müssen, besteht das<br />
Gewebe aus weniger Fibrillen. Deshalb ist es bei mikroskopischen Untersuchungen heller.<br />
Bereits drei Wochen nach der Befruchtung fängt das Herz an zu schlagen. Natürlich darf es nie in einem<br />
Kontraktionszustand verharren (sprich krampfen).<br />
Das Regenerationsvermögen des <strong>Muskelgewebe</strong>s<br />
• glatte Muskulatur<br />
⁃ kann sich sehr gut regenerieren<br />
⁃ durch Hypertrophie, vereinzelt Hyperplasie (Vergrößerung bzw. Vermehrung der Zellen)<br />
• Skelettmuskulatur<br />
⁃ kann sich bedingt regenerieren<br />
⁃ Narbenbildung<br />
⁃ durch Syncytium (Zusammenfließen einzelner Zellen)<br />
• Herzmuskulatur<br />
⁃ kann sich nicht regenerieren<br />
⁃ nicht versorgtes Gewebe stirbt ab<br />
⁃ Verletzungen werden mit Bindegewebe ersetzt: Narbenbildung<br />
Sehr interessanter Link: http://www.everything-virtual.org/histol_04.html