Gerste - AT Verlag
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Synonyme und Namensdeutung<br />
Volksnamen: Allgut, Feldspinat, Gänsefuß, Heinerle<br />
oder Heinerli, Hirtenspinat, Hundszunge, Lämmer-<br />
Ohren, Mehlkraut oder Mehlspinat, Schmalzblätter,<br />
Schmerling, Schmotzig Heiner, sowohl Eisener als auch<br />
Roter, Sanfter und Stolzer Heinrich, Wilder Spinat, Good<br />
King Henry<br />
Die Herkunft des Namens Guter Heinrich ist nicht<br />
eindeutig geklärt. Das Wort Heinrich stammt aus dem<br />
Germanischen (haganrich, »König«); Heinz, Hinzel oder<br />
Heinzel sind alte Namen für einen Kobold oder Wichtel<br />
mit platten Gänsefüßen (Storl 2006). Der Namensbestandteil<br />
»Guter« soll nach Marzell auf die Verwendung<br />
als Heilpflanze zurückführen (Gröll 2001). Eine<br />
andere Erklärung gibt Hanns Bächtold-Stäubli<br />
(2000). Der heilige Henrik (Heinrich) soll aus dem Guten<br />
Heinrich ein Pflaster hergestellt haben, das für alle<br />
Wunden tauglich war.<br />
Aus alten Kräuterbüchern<br />
In den alten Kräuterbüchern findet man wenig über das<br />
Gänsefußgewächs. Otto Brunfels hat den Guten Heinrich<br />
einer Gruppe mehrerer Pflanzen zugeordnet, die er »Naterwurz«<br />
nannte und schrieb über den »Gut Hennrich«:<br />
»Noch ist ein kraut / Guthynrich genant / wollen mich<br />
die alten Weiber bereden / es sey auch ein Naterwurz ...«<br />
(1532). Leonhart Fuchs (1543) fasste unter dem Begriff<br />
»Mengelwurtz« sowohl den Wilden Ampfer, den Rhabarber,<br />
den Guten Heinrich und den Sauerampfer zusammen.<br />
Nur Tabernaemontanus hat die »Natur / Krafft und<br />
Würckung des Guten oder stolzen Henrichs« explizit,<br />
wenn auch nicht ausführlich, mit den Worten beschrieben:<br />
»Der gute Henrich hat ein Ebenmäßigkeit in der<br />
Wärme und Kälte / trucknet aber aus. Ist ein gemein<br />
Wundkraut« (1731).<br />
Ein einziges Mal taucht der Gute Heinrich auch als<br />
Bestandteil des Neunerleikrautes auf, aus dem ein heilkräftiger<br />
Trank gebraut wurde und das gleichzeitig zum<br />
Abwehrzauber gebräuchlich war. Eine Annecke Enfers<br />
bekannte am 2. Oktober 1582, dem Wasser »negenderlei<br />
Krüder« zugesetzt zu haben, wozu in diesem Fall der<br />
»Glatthe Hinrichk« gehörte (Gröll 2001).<br />
Pflanzenkunde<br />
Der Gute Heinrich ist eine 20 bis 80 Zentimeter hohe,<br />
mehrjährige winterharte Staude und gehört zur Familie<br />
der Fuchs schwanzgewächse (Amaranthaceae). Er ist bis<br />
in Höhen lagen von 3000 Metern in ganz Europa bis nach<br />
Sibirien beheimatet. Heute gilt er in Deutschland bundesweit<br />
als gefährdet (Rote Liste der gefährdeten Arten).<br />
Allen Gänsefußgewächsen (neben dem Guten Heinrich<br />
auch Rote Bete, Mangold, Zuckerrübe, Runkelrübe, Melden,<br />
Spinat) ist gemein, dass sie kalium- und natriumgetränkte<br />
Böden lieben. Sie wachsen in der Nähe menschlicher<br />
Ansiedlungen, wo Tierharn und Asche die Erde<br />
düngen und anreichern. Vor allem die Briten lieben den<br />
Good King Henry, weil er über das ganze Jahr nachwachsende<br />
Blätter liefert.<br />
Die Blätter sind dunkelgrün oder rötlich gefärbt, in<br />
der Form dreieckig und pfeilförmig; der Blattrand ist etwas<br />
wellig. Beim Zerreiben verströmen sie ein spinatartiges<br />
Aroma. Sie sind auf der Unterseite mehlig bestäubt<br />
– daher der Name »Mehlspinat« – und sehen tatsächlich<br />
den Füßen von Gänsen recht ähnlich. Guter Heinrich<br />
liebt feuchte, humose, stickstoffreiche und leicht salzhaltige<br />
Böden und einen sonnigen Standort.<br />
Die zahlreichen kleinen, weißlich-grünen Blüten<br />
sind rispenartig angeordnet und ähneln büscheligen<br />
Ähren; die Blütezeit ist von Mai bis September. Die Vermehrung<br />
kann durch Aussaat im Frühjahr oder Herbst<br />
bzw. über den Wurzelstock älterer Pflanzen erfolgen, da<br />
er problemlos teilbar ist.<br />
Inhaltsstoffe<br />
Blätter: Die jungen Blätter enthalten die B-Vitamine<br />
und das Provitamin A. Bemerkenswert ist der hohe Vitamin-C-Gehalt,<br />
der mit bis zu 230 mg pro 100 g den Wert<br />
des Spinats um das Dreifache übertrifft (Gröll 2001).<br />
Weiter enthält er Folsäure, etwa 6,5 % Eiweiß, Stärke,<br />
etwa 1 % Glucose, etwas ungesättigte Fettsäuren (Linolsäure<br />
und Linolensäuren), Mineralien, reichlich Kalium,<br />
Kalzium, Eisen, Magnesium, Saponine und Betalaine.<br />
Wie alle Gänsefußgewächse weist er Oxalsäure auf, die in<br />
höheren Konzentrationen bei entsprechender Veran -<br />
lagung Nierensteine verursacht. Außerdem neigt er zur<br />
Nitratanreicherung.<br />
Guter Heinrich