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Download - Buntes Haus Celle

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gang in Schulbücher gefunden hat. Der eher unbekannte<br />

Grasshoff ist der dann kommerziell noch erfolgreichere:<br />

nämlich der Schlagertexter. Hier knüpft er an die<br />

Hafenballaden und Spelunkensongs an, di sich auch in<br />

seinen Gedichtbänden finden, aber heruntergebrochen<br />

auf die Schnulze, wie er sie<br />

selbst genannt hat („Ohne<br />

Schulzen wäre ich längst<br />

eines seligen Todes für die<br />

Kunst gestorben“). Sein<br />

heute noch bekanntester<br />

Song ist sicherlich „Nimm<br />

mich mit, Kapitän, auf die<br />

Reise“, den angefangen<br />

von Hans Albers viele Sänger*innen<br />

der 1960er und<br />

1970er Jahre im Programm<br />

hatten – und<br />

selbstverständlich jeder<br />

Shanty-Chor. Auf der Bekanntheitsskala<br />

folgen „Heimweh nach St. Pauli“, das<br />

zum Repertoire von Freddy Quinn gehörte, und die<br />

„Kleine weiße Möwe“, aufgenommen u.a. auch von Lala<br />

Andersen und Lolita. In den 1960ern erwärmten sich<br />

auch eine Reihe Schauspieler*innen für Grasshoffs Balladen.<br />

Davon zeugen LPs wie „Seeräuber-Report“ oder<br />

„Damen dürfen erröten“, wo seine Texte vorgetragen<br />

werden u.a. von Gustav Knuth, Wolfgang Neuss, Rene<br />

Deltgen, Günter Pfitzmann, Ralf Bendix, Ingrid van<br />

Bergen, Hans Messemer und Heinz Reinke (das »Who<br />

is Who« der 1960er).<br />

Weniger bekannt dürfte sein, dass sich dann auch die<br />

Liedermachergeneration der späten 1960er, frühen<br />

1970er für Grasshoff begeistern konnten. An erster Stelle<br />

steht hier das Duo »Schobert & Black«. Schon auf<br />

ihrer ersten LP »Lästersongs und moralische Lieder«<br />

(1967) arbeiteten sie mit Grasshoff-Texten. Die zweite<br />

LP »Deutschland oder was beißt mich da« (1968) bestand<br />

komplett aus Grasshoffs Balladen, der auch das<br />

Covermotiv beisteuerte. Hier zwei Strophen aus »Neudeutsches<br />

Marschlied für Antimarschierer«, die deutlich<br />

machen, warum Teile der neuen Liedermacher etwas<br />

mit Grasshoffs Texten anfangen konnten:<br />

Der Haifisch schwimmt im grünen Sud<br />

Und braucht nicht zu Marine<br />

Glaubt nicht an Kreuz und Kirchengut<br />

Und legt auch keine Mine<br />

Er glaubt an seine Zähne<br />

Und frisst sogar Kapläne<br />

Der Kuckuck wohnt im grünen Forst<br />

In Sachsen wie in Bayern<br />

Er braucht auf keinen Fliegerhorst<br />

Auch schmeißt er nicht mit Eiern<br />

Doch lässt er kleine Ballen<br />

Auf beide Deutschlands fallen<br />

Auch an den 1966 erschienenen Übersetzungen der<br />

Balladen des schwedischen Nationaldichters Carl Michael<br />

Bellman durch Grasshoff ins Deutsche bediente<br />

sich die Liedermachergeneration, zuletzt im Jahr 1996<br />

Dieter Süverkrüp auf der CD »Süverkrüp singt Graßhoffs<br />

Bellmann«. Zusammen mit Lothar Lechleiter (d.i.<br />

»Black«) und Pit Klein brachte Süverkrüp 1997 noch<br />

eine Hommage an den Dichter heraus, die CD »Hört<br />

mal her, ihr Zeitgenossen«, auf der auch Grasshoff mit<br />

O-Tönen zu hören ist.<br />

Malerei = keine TIEFE vortäuschen<br />

Die eigentliche Leidenschaft Grasshoffs war aber die<br />

Malerei. RWLE Möller hat sein Werk anlässlich einer<br />

Ausstellung 1989 in <strong>Celle</strong> so eingeordnet: „Der Maler<br />

ist keinem »Ismus« zuzuordnen. Zu spüren sind aber<br />

Einflüsse und/oder Parallelentwicklungen von und zu<br />

Klee, Hofer, Pechstein, Kokoschka.“ Der Künstler selbst<br />

schrieb aus Hudson/Kanada, wohin er 1983 ausgewandert<br />

war, im Jahr 1985 an Oskar Ansull zu seiner Sicht<br />

auf Malerei:<br />

„Der Hudson ist von Hudson so weit entfernt wie<br />

etwa Grönland von Langlingen. Suchen Sie mich eher<br />

in der Nähe New Yorks, denn das liegt nur 500 km südlicher.<br />

Daher: im Raum Montreal scheint die Sonne so<br />

hell und warm wie etwa in Milano (gleicher Breitengrad).<br />

Es ist nur die offene Meerseite, die den Unterschied<br />

zu Italien ausmacht. (Hier gibt’s Kolibris u.<br />

schwalbengroße Schmetterlinge!) Die Winter allerdings<br />

sind »russisch«, mir aber noch lieber als das Sabberwetter<br />

in Germany. (Obwohl sich auch hier schon der Green-<br />

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revista Nr. 67, Nov./Dez. 2013 25

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