"Struktur und Haptik" - Lacksysteme für das Automobil-Interieur ...
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mo<br />
SCHWERPUNKT: OBERFLÄCHENTECHNIK FÜR DIE AUTOMOBILINDUSTRIE<br />
Persönlichkeit. Die durch geeignete<br />
Lackierkonzepte realisierten Individualisierungsmöglichkeiten<br />
werden im Markt<br />
erfolgreich umgesetzt.<br />
Bei der Gestaltung des Fahrzeug-<br />
Innenraumes werden eine Vielzahl —<br />
gemäß technischen <strong>und</strong> ökonomischen<br />
Erfordernissen — ausgewählter Thermoplaste<br />
durch die Lackierung mit geeigneten<br />
Beschichtungsstoffen qualitativ spürbar<br />
aufgewertet. Neben dem Erfüllen der<br />
automobilspezifischen technischen Anforderungen<br />
erbringen Innenraum-<strong>Lacksysteme</strong><br />
zusätzliche Leistungen wie<br />
Chemikalienresistenz, hohe Kratzbeständigkeit<br />
<strong>und</strong> Schutz vor UV-Strahlung.<br />
Darüber hinaus tragen diese lackierten<br />
Oberflächen durch eine individuelle<br />
Haptik, einen matten Glanz <strong>und</strong> die<br />
Laserbeschriftbarkeit von Funktionselementen<br />
etc. dem Gedanken der Innenraum-Harmonie<br />
Rechnung.<br />
Im Spannungsfeld zwischen steigenden<br />
technischen Anforderungen an die<br />
Oberflächen, stetig neuen preisoptimierten<br />
Thermoplastblends sowie der Notwendigkeit<br />
weiterer kostenreduzierter Applikationsprozesse<br />
entsteht Raum für innovative<br />
<strong>Lacksysteme</strong>, welche die unterschiedlichen<br />
Anforderungen als Systemlösung<br />
erfüllen.<br />
Qualitative Anforderungen<br />
<strong>Struktur</strong> <strong>und</strong> Haptik<br />
<strong>Lacksysteme</strong> für <strong>das</strong> <strong>Automobil</strong>-<strong>Interieur</strong><br />
Stefan Jacob, Hamburg<br />
Bei der Fahrzeug-Innenlackierung werden Kunststoffe durch<br />
Beschichtungen qualitativ aufgewertet. Durch Zusatzeffekte wie<br />
individuelle Haptik, matter Glanz <strong>und</strong> Laserbeschriftbarkeit von<br />
Funktionselementen tragen die <strong>Lacksysteme</strong> wesentlich dazu<br />
bei, den Wunsch nach Individualität <strong>und</strong> Sensivität zu erfüllen.<br />
Die Kaufentscheidung für ein <strong>Automobil</strong><br />
wird nicht nur auf Gr<strong>und</strong> eines favorisierten<br />
Karosseriedesigns, sondern in zunehmenden<br />
Maß durch die Anmutung des<br />
<strong>Interieur</strong>-Designs bestimmt.<br />
Abgesehen von den wenigen Augenblicken,<br />
in denen man sich dem Fahrzeug<br />
von außen nähert, erleben wir unser<br />
<strong>Automobil</strong> aus der Innenraum-Perspektive.<br />
Der Innenraum wird hierbei in starkem<br />
Maß von Trends <strong>und</strong> dem aktuellen<br />
Lebensgefühl jedes Einzelnen geprägt<br />
<strong>und</strong> ist damit Ausdruck der eigenen<br />
Die qualitativen Anforderungen an die<br />
lackierten Oberflächen sind in den Spezifikationen<br />
dargestellt, welche die Belastungen<br />
im Rahmen des Lebenszyklus<br />
eines <strong>Automobil</strong>s sozusagen im „Zeitraffer“<br />
definieren. Diese technischen<br />
„Lasten-Hefte“ unterscheiden sich automobil-<br />
<strong>und</strong> länderspezifisch in vielen<br />
wesentlichen Details.<br />
Die ursprüngliche Aufgabe einer<br />
Lackierung liegt in der Kaschierung spritzguss-<br />
<strong>und</strong> colorbatchbedingter Glanz- <strong>und</strong><br />
Farbdifferenzen im <strong>Automobil</strong>-<strong>Interieur</strong>.<br />
Eine häufig als minderwertig empf<strong>und</strong>ene<br />
„Plastikumgebung“ wird optisch<br />
harmonisiert <strong>und</strong> vermittelt den Eindruck<br />
eines qualitativ hochwertigen Umfeldes.<br />
Diese Anforderungen hinsichtlich der<br />
Oberflächenveredelung werden durch<br />
technische Anforderungen ergänzt, die<br />
häufig erst durch die schützende<br />
Wirkung der zum Teil nur 20 bis 40 µm<br />
messenden Lackfilme sichergestellt werden<br />
können. Diese Leistungen werden<br />
von Dekorlacken erbracht. Dazu zählen:<br />
■ Erhöhen der Licht-/Alterungsbeständigkeit,<br />
■ Erhöhen der mechanischen Oberflächenfestigkeit<br />
(Kratzfestigkeit, Ringfestigkeit),<br />
■ Erhöhen der chemischen Beständigkeiten<br />
sowie<br />
■ Harmonisieren von Farbe <strong>und</strong> Glanz<br />
im <strong>Interieur</strong>.<br />
Haptikmessung<br />
Die Haptik ist die Lehre vom Tastsinn <strong>und</strong><br />
beschäftigt sich in ihrer wissenschaft-<br />
50<br />
Jahrg. 57 (2003) 5
SCHWERPUNKT: OBERFLÄCHENTECHNIK FÜR DIE AUTOMOBILINDUSTRIE<br />
mo<br />
Bild 1. Die Kaufentscheidung wird zunehmend durch <strong>das</strong> <strong>Interieur</strong>-Design<br />
bestimmt<br />
Bild 2. Kunststoffe im <strong>Automobil</strong>-<strong>Interieur</strong><br />
lichen Form mit physischen <strong>und</strong> psychischen<br />
Einflussgrößen bei der Wahrnehmung<br />
von Oberflächen.<br />
Gerade die nur schwer zu definierenden<br />
psychischen Einflüsse bei der Beurteilung<br />
von Softcoating-Oberflächen führten<br />
zu der stetigen Forderung nach einer<br />
Messmethode zur objektiven Beurteilung<br />
von haptischen Empfindungen.<br />
Eine von Mankiewicz initiierte <strong>und</strong><br />
von verschiedenen Seiten aufgegriffene<br />
Methode findet sich in der Messung der<br />
Mikrohärte mit dem Fischer-Scope. Die<br />
Messungen erfassen die absoluten Messwerte<br />
von plastischen <strong>und</strong> elastischen<br />
Anteilen sowie die Verhältniszahlen dieser<br />
Messgrößen (Bild 3).<br />
Diese Methode gibt für die aufgeführten<br />
Qualitäten eine durch Testpersonen<br />
bestätigte Reihenfolge der Haptikniveaus.<br />
Sie versagt jedoch bei einer Erweiterung<br />
der Prüfuntergründe um eine gummierte<br />
Oberfläche mit höchsten Elastizitätswerten,<br />
aber einem als unangenehm bewerteten<br />
„Feeling“.<br />
Eine ergänzende Methode erfasst den<br />
Slip-Effekt der Oberflächen durch Messung<br />
der Reibungskräfte von Masseeinheiten<br />
mit definierten Reibflächen.<br />
Auf Gr<strong>und</strong> zur Zeit noch streuender<br />
Ergebnisse müssen hier zukünftig noch<br />
weitere Anstrengungen unternommen<br />
werden, um eine verlässliche Messmethode<br />
zu etablieren.<br />
Softcoatings<br />
Unter Berücksichtigung sehr unterschiedlicher<br />
Vorstellungen der einzelnen<br />
Designer von den haptischen Qualitäten<br />
der Oberflächen stehen Softcoatings verschiedener<br />
Haptikniveaus zur Verfügung<br />
(Tabelle 1).<br />
Besonders hervorzuheben ist hier die<br />
neueste Generation der Softcoatings — die<br />
Dünnschicht-Systeme Alexit-Softcoating<br />
401-73 <strong>und</strong> die wasserverdünnbaren<br />
Alternativen Alexit- Softcoating 341-97<br />
<strong>und</strong> Alexit-Universal-Softcoat. Diese<br />
Produkte überwinden erstmalig den technischen<br />
Widerspruch einer Haptikerhöhung<br />
bei gleichzeitiger drastischer<br />
Reduzierung der Trockenfilmdicken.<br />
Weitere Vorteile finden sich in einer<br />
erhöhten Ergiebigkeit (gegenüber Standardlacken),<br />
der Reduzierung von Lösemittelretentionen<br />
in den Untergr<strong>und</strong><br />
sowie einer höheren Konturenschärfe der<br />
Substratnarbung.<br />
Tag-Nacht-Design<br />
In speziellen Fällen wird die Anforderung<br />
der Lasergravierfähigkeit an Softcoating<strong>und</strong><br />
Dekorlackoberflächen gestellt. Hierbei<br />
wird die lasersensitiv eingestellte Decklackschicht<br />
an einigen Stellen selektiv verbrannt.<br />
In der Kombination mit laserresistent<br />
eingestellten farbigen Gr<strong>und</strong>ierungsmaterialien<br />
lassen sich effektvolle konturenscharfe<br />
Tag-Nacht-Designs unterschiedlicher<br />
Farbgestaltung erzielen.<br />
So genannte Velvet-Coatings finden<br />
ihre Anwendung für Bauelemente, die<br />
aus Gründen der Sicherheit oder des<br />
Designs keine Oberflächenreflexion aufweisen<br />
dürfen. Es entstehen samtige<br />
Oberflächen (Velvet), die bei hoher<br />
Kratzunempfindlichkeit die Reflektome-<br />
Bild 3.<br />
Haptikmessung<br />
durch<br />
Mikrohärtemessungen<br />
Jahrg. 57 (2003) 5 51
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SCHWERPUNKT: OBERFLÄCHENTECHNIK FÜR DIE AUTOMOBILINDUSTRIE<br />
Bild 4. Vergleich<br />
typischer<br />
Glanzbereiche<br />
terwerte typischer <strong>Interieur</strong>-Oberflächen<br />
deutlich unterschreiten (Bild 4).<br />
Airbag-Systeme<br />
Den stetig steigenden Anforderungen an<br />
<strong>das</strong> Öffnungsverhalten von Airbagsystemen,<br />
auch bei niedrigsten Temperaturen,<br />
wird durch den Einsatz von kälteelastischen<br />
Substraten Rechnung<br />
getragen. Die hiermit einhergehende<br />
hohe Empfindlichkeit der hochelastischen<br />
Substrate gegenüber Chemikalien<br />
<strong>und</strong> UV-Strahlung machen bei den<br />
hohen optischen <strong>und</strong> funktionalen<br />
Anforderungen des extrem exponierten<br />
Bauteils eine qualitätsschützende <strong>und</strong><br />
funktionswahrende Lackierung unumgänglich.<br />
Die automobilherstellerübergreifend<br />
gültige Norm AKLV01, in der ein splitterfreies,<br />
kontrolliertes Aufreißverhalten<br />
von Airbagcovers bei -35 °C gefordert ist,<br />
wird von hochelastischen <strong>Lacksysteme</strong>n<br />
(zum Beispiel Alexit-Decorlack 401-79)<br />
erfüllt.<br />
Akustische Störgeräusche<br />
Berührungsflächen zwischen Bauelementen<br />
können zufällig entstehen oder funktionsbedingt<br />
erforderlich sein (zum Beispiel<br />
Dichtungsgummi). Die Fahrt über<br />
Kopfsteinpflaster führt bei den einzelnen<br />
Baugruppen eines Fahrzeuges zu Schwingungen<br />
unterschiedlichster Frequenzen –<br />
Bauteilflächen reiben aneinander.<br />
Hierbei auftretende Quietsch-Geräusche<br />
stellen <strong>das</strong> eben noch empf<strong>und</strong>ene<br />
hohe Qualitätsniveau des Fahrzeuges<br />
stark in Frage.<br />
Zur Vorbeugung <strong>und</strong> Unterdrückung<br />
dieser Störgeräusche finden Gleitlacksysteme<br />
Anwendung, die durch <strong>das</strong> Einbinden<br />
geringer Gleitreibungskoeffizienten<br />
ein lautloses <strong>und</strong> langfristig materialschonendes<br />
Entlanggleiten der Kontaktflächen<br />
ermöglichen. Auf Gr<strong>und</strong> der hohen<br />
Anforderungen an die Abriebfestigkeiten<br />
bei gleichzeitig hoher Elastizität der<br />
Beschichtung werden hier 2K-Polyurethansysteme<br />
angewendet.<br />
Anti-Fogging-Systeme<br />
Bei der Verarbeitung von Thermoplasten<br />
werden eine Reihe von Additiven eingesetzt,<br />
um die Eigenschaften des Fertigteils<br />
oder der Kunststoff-Schmelze zu<br />
beeinflussen. Einige dieser niedermolekularen<br />
Substanzen zeigen eine hohe<br />
Mobilität in der Kunststoffmatrix. Aus<br />
den Kunststoffen austretende Substanzen<br />
führen zu einem nebligen Belag auf der<br />
Innenseite der Windschutzscheibe – ein<br />
Effekt der mit dem Begriff „Fogging“ definiert<br />
wird.<br />
Durch den Einsatz geeigneter Beschichtungsmaterialien<br />
lassen sich die<br />
Migrationsgeschwindigkeiten dieser Substanzen<br />
erheblich reduzieren <strong>und</strong> die Fogging-Werte<br />
gegenüber unlackierten Substraten<br />
deutlich reduzieren.<br />
Textil-Effekt-Systeme<br />
Aus Gründen der Ökonomie, aber auch<br />
auf Gr<strong>und</strong> einer einfachen Reinigungsfähigkeit<br />
der Oberflächen werden hinterspritzte<br />
Textilien im Bauteilsegment A-<br />
<strong>und</strong> B-Säule teilweise durch Textileffektlacke<br />
vom Typ Nextel <strong>und</strong> Macrocolor<br />
substituiert.<br />
Unter Darstellung einer „optischen<br />
Brücke“ zwischen dem textilbespannten<br />
Dach-Himmel <strong>und</strong> dem unteren Bereich<br />
der Schalttafel lassen sich auf Verschmutzungen<br />
basierende Gebrauchsspuren<br />
mit einem üblichen Haushaltsreiniger<br />
leicht entfernen.<br />
Besondere Bedeutung erhalten die<br />
Reinigungseigenschaften dieser Oberflächen<br />
vor dem Hintergr<strong>und</strong> ausnahmslos<br />
heller, verschmutzungssensibler<br />
Oberflächen.<br />
Neben der hinreichend bekannten<br />
Fähigkeit, die sportliche <strong>und</strong>/oder elegante<br />
Anmutung einer Umgebung durch<br />
geeignete Farbauswahl zu unterstreichen,<br />
stehen „Skin-Decor“, Metallics,<br />
Mikro- <strong>und</strong> holografische Effektlacke zur<br />
Verfügung, die im Innenraum zusätzliche<br />
Akzente setzen.<br />
Anforderungen an die<br />
<strong>Lacksysteme</strong><br />
Die Anforderungen der lackverarbeitenden<br />
Industrie sind unterschiedlich. Die<br />
Prioritätenfolge wechselt hierbei individuell<br />
nach Anwendungsfall <strong>und</strong> Aufgabenstellung.<br />
Wird durch die Forderung einer drastischen<br />
Reduzierung der organischen<br />
Lösemittel der Einsatz wasserverdünnbarer<br />
Materialien erforderlich (VOC-Verordnungs-Richtlinie),<br />
geht diese Veränderung<br />
mit einer deutlichen Einengung<br />
des Verarbeitungsfensters einher.<br />
Neben besonderen Anforderungen an<br />
die Lackieranlage (lackfördernde Elemente<br />
aus Edelstahl, Luftstromvolumina) besteht<br />
eine größere umweltbedingte Störanfälligkeit<br />
der Hydromaterialien, zum<br />
Beispiel gegenüber Schwankungen der<br />
Luftfeuchtigkeit <strong>und</strong> Verarbeitungstemperatur.<br />
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Mankiewicz Gebr.&Co.<br />
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52<br />
Jahrg. 57 (2003) 5
Während der Lackchemiker zur Kompensation dieser Einflüsse<br />
bei konventionellen (lösemittelhaltigen) Systemen auf eine<br />
Vielzahl organischer Lösemittel zurückgreifen kann, steht ihm im<br />
Hydrobereich im Wesentlichen <strong>das</strong> in seinen physikalischen<br />
Eigenschaften nicht veränderbare Wasser zur Verfügung.<br />
Ein Mehraufwand zur Temperatur- <strong>und</strong> Luftfeuchtigkeitsregelung<br />
in der Lackieranlage muss einkalkuliert werden. Vom<br />
Verarbeiter werden folgende Forderungen an <strong>das</strong> Lacksystem<br />
gestellt:<br />
■ Prozesssicherheit,<br />
■ einfache Prozessführung (Kosten, Zeit),<br />
■ großes „Verarbeitungsfenster“,<br />
■ möglichst geringe Emissionen organischer Lösemittel,<br />
■ möglichst einschichtige Applikation von zum Beispiel (unvorbehandeltem)<br />
PP, PBT, PA etc.,<br />
■ möglichst universeller Einsatz der Lackkomponenten<br />
(Komplettmodule) <strong>und</strong><br />
■ Erfüllen arbeitsschutztechnischer Forderungen.<br />
Die gr<strong>und</strong>legenden Eigenschaftsprofile der Materialklassen – 1-/2-<br />
Komponenten bzw. konventionell/wasserverdünnbar – sind in<br />
stark vereinfachter Form in Tabelle 2 dargestellt. Bereits heute stehen<br />
wasserverdünnbare Alternativen mit einem VOC < 250 g/l zur<br />
Substitution konventioneller Systeme zur Verfügung.<br />
Im Rahmen einer prozesssicheren Anwendung wasserverdünnbarer<br />
Beschichtungssysteme ist ein – im Vergleich zum Einsatz<br />
konventioneller Systeme – höherer technologischer Aufwand (zum<br />
Beispiel Klimatisierung, Powerwash, Auslegung der lackfördernden<br />
Elemente in Edelstahl) erforderlich.<br />
Anforderungen an die<br />
Lack- <strong>und</strong> Rohstoffindustrie<br />
Längst schon sind die kartografischen Grenzen überschritten, kulturelle<br />
Unterschiede der einzelnen Regionen in die einzelnen<br />
Unternehmenskulturen übernommen <strong>und</strong> der Begriff des „Global<br />
Player“ geprägt worden. Mit dem gleichen Selbstverständnis wird<br />
die weltweite Just-in-Time-Verfügbarkeit der eingesetzten Lackmaterialien<br />
<strong>und</strong> Rohstoffe vorausgesetzt.<br />
Die Lackindustrie — Großindustrie <strong>und</strong> Mittelstand — reagiert<br />
auf diese Forderungen mit flexiblen Logistikkonzepten, der Gründung<br />
neuer fertigungsnaher Produktionsstandorte <strong>und</strong> der Kooperation<br />
mit geeigneten Fertigungspartnern. Die weitere Reduktion<br />
der Emissionen organischer Lösemittel wird als permanenter<br />
Forschungsauftrag durch die konsequente Weiterentwicklung von<br />
High-Solid- <strong>und</strong> wasserverdünnbaren <strong>Lacksysteme</strong>n verfolgt. Die<br />
durch den hohen anlagentechnischen Aufwand gegenüber konventionellen<br />
Systemen benachteiligten wasserverdünnbaren 2K-<br />
PUR-Systeme müssen parallel durch konsequente rohstoffseitige<br />
Erforschung <strong>und</strong> Entwicklung weiter optimiert werden.<br />
Design-Emotionen wecken<br />
Nach dem häufig zitierten Bedürfnis der Menschen nach Mobilität<br />
mehrten sich in den letzten Jahren zusätzlich die Rufe nach Individualität.<br />
Das <strong>Automobil</strong> ist somit nicht nur ein Fortbewegungsmittel,<br />
sondern Ausdruck von Selbstverständnis, Image <strong>und</strong><br />
Lebensfreude.<br />
Zur Unterstützung dieser Individualität stehen dem Designer<br />
unterschiedliche Farb- <strong>und</strong> Effektkombinationen zur Verfügung.<br />
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SCHWERPUNKT: OBERFLÄCHENTECHNIK FÜR DIE AUTOMOBILINDUSTRIE<br />
Tabelle 1. Übersicht<br />
Soft-Systeme<br />
Die farbliche Zusammenfassung funktionsähnlicher<br />
Bauelemente unterstützt die<br />
Übersichtlichkeit <strong>und</strong> <strong>Struktur</strong> von Innenraumkonzepten.<br />
Mit speziellen Effekten<br />
variabel ausgestattete Leistenelemente setzen<br />
Akzente, mit denen der Charakter des<br />
Fahrzeugs geprägt wird. Das Design orientiert<br />
sich hierbei am Zeitgeist, mit der notwendigen<br />
Flexibilität, auch kurzfristigen<br />
Trends nachzugehen <strong>und</strong> diese im Rahmen<br />
der Philosophie des jeweiligen <strong>Automobil</strong>herstellers<br />
umzusetzen.<br />
Seit wenigen Jahren wird neben den<br />
Ansprüchen des Menschen auf Mobilität<br />
<strong>und</strong> Individualität dem Anspruch auf Sensitivität<br />
verstärkt Aufmerksamkeit geschenkt.<br />
Der Innenraum eines Fahrzeugs muss<br />
in unserer industriell geprägten, häufig<br />
„reizlosen“ Umwelt die Sensitivität des<br />
Menschen herausfordern <strong>und</strong> unterstützen.<br />
Der Einsatz von<br />
unterschiedlichen Formen,<br />
Farben, <strong>Struktur</strong>en<br />
<strong>und</strong> Haptiken im Fahrzeug-Innenraum<br />
beeinflusst<br />
die Wahrnehmung<br />
des Fahrers.<br />
Bewusst oder unbewusst<br />
wahrgenommen,<br />
mit Softcoating griffsympathisch<br />
ausgestattete<br />
Baugruppen prägen den<br />
Eindruck hochwertiger<br />
Oberflächen. Über <strong>Struktur</strong><br />
<strong>und</strong> Haptik selbsterklärende<br />
Funktionen von<br />
Bedienelementen unterstützen<br />
den Anspruch auf<br />
die häufig unterforderte<br />
„sinnliche“ Wahrnehmung<br />
der Umgebung.<br />
ALEXIT-Decorlack (lösemittelhaltig)<br />
ALEXIT-Softcoating 401–53 (Ism)<br />
ALEXIT-Softcoating 401–83 (Ism)<br />
ALEXIT-Softcoating 401–73 (Ism)<br />
ALEXIT-Decorlack (wasserverdünnbar)<br />
ALEXIT-Softcoating 341–83 (wv)<br />
ALEXIT-Softcoating 341–97 (wv)<br />
ALEXIT-Universal-Softcoat (wv)<br />
Qualität Schichtdicke Haptikniveau<br />
20–40 µm<br />
50–80 µm<br />
60–80 µm<br />
35–50 µm<br />
20–40 µm<br />
60–80 µm<br />
35–50 µm<br />
25–60 µm<br />
Lacksystem<br />
Filmeigenschaften<br />
Chemikalienbeständigkeit<br />
Mechanische Resistenz<br />
Lichtbeständigkeit<br />
Haftung<br />
Ökonomie<br />
Materialkosten in % relativ<br />
Reinigungsprozess<br />
Klimatisierung der Applikationsanlage<br />
2K-Anlage<br />
Prozesssicherheit<br />
Haftung<br />
Stabilität gegenüber Varianz der rel. Luftfeuchte<br />
Potlife<br />
1K-Systeme<br />
dualität wird der Bedarf an Spezial-Beschichtungsstoffen<br />
weiterhin zunehmen.<br />
Im Spannungsfeld weiterhin steigender<br />
Qualitätsanforderungen an <strong>das</strong> beschichtete<br />
Formteil unter Verwendung<br />
neuer Hochleistungssubstrate, aber auch<br />
von „Low-Price“-Kunststoffen führt <strong>das</strong><br />
rechtzeitige Einbinden des Lackentwicklers<br />
als „Know-how“-Träger zu einem optimalen<br />
Gesamtergebnis. Frühzeitig erkannte<br />
technologische Sonderleistungen<br />
der Beschichtungsmaterialien führen —<br />
bei der Substratauswahl berücksichtigt —<br />
zur Steigerung der Ökonomie durch Verwenden<br />
preisgünstiger Standardkunststoffe<br />
bzw. durch Einsatz einschichtig anwendbarer<br />
Beschichtungsstoffe (Prozesskostenreduzierung).<br />
Um eine weitere Reduzierung von<br />
Emissionen organischer Lösemittel zu<br />
erreichen, werden (in Europa) konventionelle<br />
Beschichtungen zunehmend durch<br />
wasserverdünnbare <strong>Lacksysteme</strong> ganz<br />
oder teilweise substituiert.<br />
Für eine höhere Prozesssicherheit<br />
beim Verarbeiten wasserverdünnbarer<br />
<strong>Lacksysteme</strong> ist eine weitere Optimierung<br />
der bereits vorhandenen sowie die<br />
konzentrierte Entwicklung weiterer neuer<br />
Rohstoffe im engen Dialog zwischen<br />
Rohstoff- <strong>und</strong> lackentwickelnder Industrie<br />
erforderlich.<br />
Die Komplexität der bei der Kunststofflackierung<br />
zu bewältigenden Aufgaben<br />
wird weiter zunehmen. Im Sinne des<br />
zielorientierten Handelns wird der enge<br />
Dialog zwischen Substratlieferanten,<br />
Kunststoffverarbeiter, Lackierbetrieb,<br />
Lackentwicklung <strong>und</strong> dem <strong>Automobil</strong>werk<br />
notwendig <strong>und</strong> interessante Fragestellungen<br />
hervorbringen. Die Lackindustrie<br />
ist darauf vorbereitet, ihr Knowhow<br />
in diese Prozesse einzubringen.<br />
Der Autor dieses Beitrags<br />
Dipl.-Ing. Stefan Jacob, Jahrgang 1965,<br />
studierte Chemieingenieurwesen mit<br />
Schwerpunkt technische Chemie an der<br />
Fachhochschule Hamburg. Er war von<br />
1994 bis 1995 als Projektingenieur für allgemeine<br />
Industrielacke bei Mankiewicz<br />
tätig. Seit 1995 leitet er dort <strong>das</strong> F&E-<br />
Labor „Beschichtungen für die Kunststofflackierung“.<br />
2K-PUR-Systeme<br />
konventionell hydro konventionell hydro<br />
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110–130<br />
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empfohlen<br />
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1–4 h<br />
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+<br />
110<br />
110<br />
110–130<br />
empfohlen<br />
+<br />
–<br />
1–4 h<br />
Fazit<br />
In einem Umfeld erhöhter<br />
Ansprüche auf Indivi-<br />
Ökologie<br />
Emission VOC < 250 g/l<br />
Reinigungsmittel<br />
Tabelle 2. Gegenüberstellung konventionelles <strong>und</strong> wasserverdünnbares Lacksystem<br />
–<br />
+<br />
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–<br />
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0<br />
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–<br />
54<br />
Jahrg. 57 (2003) 5