Susanne Kosiek - Universität Osnabrück
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Diplomarbeit im Fachbereich Humanwissenschaften<br />
Lehreinheit Psychologie<br />
Universität Osnabrück<br />
EXEKUTIVE FUNKTIONEN NACH HIRNSCHÄDIGUNG<br />
vorgelegt von<br />
<strong>Susanne</strong> <strong>Kosiek</strong><br />
Osnabrück<br />
Februar 2003<br />
Erstgutachter: Prof. Dr. H. Schöttke<br />
Zweitgutachter: Prof. Dr. K. H. Wiedl
INHALTSVERZEICHNIS<br />
Einleitung<br />
1<br />
THEORETISCHER TEIL<br />
1. Anatomische Grundlagen 3<br />
1.1 Anatomie der Großhirnrinde (Cortex) 3<br />
1.2 Anatomie der Frontallappen 4<br />
2. Frontalhirnsyndrom 6<br />
2.1 Begriffsbestimmung 6<br />
2.2 Kognitive Beeinträchtigungen 8<br />
2.2.1 Exekutive Fähigkeiten 8<br />
2.2.2 Frontalhirnsyndrom und Intelligenz 9<br />
2.3 Psychopathologisches Syndrom 12<br />
2.3.1 Heterogenität der Symptome 12<br />
2.3.2 Negativsymptomatik 13<br />
2.3.2.1 Pseudodepressives Syndrom 14<br />
2.3.2.2 Apathie 14<br />
2.3.2.3 Abulie/Hypobulie 14<br />
2.3.2.4 Verminderter Antrieb 15<br />
2.3.2.5 Sozialer Rückzug 15<br />
2.3.3 Positivsymptomatik 15<br />
2.3.3.1 Pseudopsychopathisches Syndrom 16<br />
2.3.3.2 Euphorie 16<br />
2.3.3.3 Witzelsucht 16<br />
2.3.3.4 Gestörte Impulskontrolle 17<br />
2.3.3.5 Unangemessenes soziales Verhalten 17<br />
2.3.4 Depression 17
3. Exekutive Funktionen 18<br />
3.1 Entstehung des Konzepts 18<br />
3.2 Exekutive Funktionen im Zusammenhang mit dem Frontalhirn 20<br />
3.3 Was sind exekutive Funktionen? 21<br />
3.4 Komponenten exekutiver Funktionen 24<br />
3.4.1 Sequenzierung 25<br />
3.4.2 Kognitive Flexibilität 26<br />
3.4.3 Strategieentwicklung und –anwendung 27<br />
3.4.4 Abstraktionsvermögen 29<br />
3.4.5 Schlussfolgern und Schätzen 29<br />
3.4.6 Nutzung von Feedback 31<br />
3.4.7 Regelbefolgung und die Nutzung von Kontextinformationen 32<br />
3.4.8 Reaktionsunterdrückung (response inhibition) 34<br />
3.4.9 Handlungsinitiation und –überwachung 37<br />
4. Frontalhirntheorien 39<br />
4.1 Die Frontalhirntheorie von Shallice und Norman 39<br />
4.2 Arbeitsgedächtnis und Frontalhirnfunktionen 42<br />
4.3 Kontexttheorie 44<br />
4.4 Grafmans Modell der Managerial Knowledge Units 45<br />
5. Befunde neuropsychologischer Studien über exekutive Funktionsstörungen:<br />
Kategorisieren, Planen und Psychopathologie nach frontaler Hirnschädigung 49<br />
5.1 Der Wisconsin Card Sorting Test 49<br />
5.1.1 Bedeutung und Einsatz des WCST 50<br />
5.1.2 Zerebrale Aktivierung beim WCST 51<br />
5.1.3 Kategorisieren nach Frontalhirnschädigung mit dem WCST 51<br />
5.2 Planungstests 57<br />
5.2.1 Der Turm von Hanoi 58<br />
5.2.1.1 Planen nach Frontalhirnschädigung mit dem TvH 59
5.2.2 Der Turm von London 62<br />
5.2.2.1 Planen nach Frontalhirnschädigung mit dem TvL 62<br />
5.2.2.2 Zerebrale Aktivierung beim TvL 65<br />
5.2.3 Bewertung der Ergebnisse der Planungstests 66<br />
5.3 Die Fragebögen zum dysexekutiven Syndrom 67<br />
6. Fragestellungen und Hypothesen 69<br />
EMPIRISCHER TEIL<br />
7. Methode 73<br />
7.1 Patientenstichprobe 73<br />
7.1.1 Rekrutierung der Patienten 73<br />
7.1.2 Beschreibung der Stichprobe 74<br />
7.2 Testbatterie 76<br />
7.2.1 Durchführung und Auswertung des Turms von Hanoi 76<br />
7.2.2 Durchführung und Auswertung des Turms von London 77<br />
7.2.3 Durchführung und Auswertung des Wisconsin Card Sorting Tests 78<br />
7.2.4 Durchführung und Auswertung der Fragebögen<br />
zum dysexekutiven Syndrom 80<br />
7.2.4.1 Beantwortung der DEX-Fragebögen 80<br />
7.2.4.2 Items und Subskalen der DEX-Fragebögen 80<br />
8. Auswertung und Ergebnisse 83<br />
8.1 Vergleich der kognitiven Leistungen 83<br />
8.1.1 Unterschiede im Turm von Hanoi 84<br />
8.1.1.1 Züge im TvH 84<br />
8.1.1.2 Zeiten im TvH 85<br />
8.1.1.3 Regelverstöße im TvH 87<br />
8.1.1.4 Zusammenfassung der Ergebnisse mit dem TvH 88<br />
8.1.2 Unterschiede im Turm von London 89<br />
8.1.2.1 Züge im TvL 89
8.1.2.2 Zeiten im TvL 89<br />
8.1.2.3 Fehler im TvL 90<br />
8.1.2.4 Zusammenfassung der Ergebnisse mit dem TvL 90<br />
8.1.3 Unterschiede im WCST 90<br />
8.1.3.1 Erreichte Kategorien im WCST 92<br />
8.1.3.2 Anzahl richtig sortierter Karten im WCST 92<br />
8.1.3.3 Perseverative Fehler im WCST 92<br />
8.1.3.4 Gesamtzahl der Fehler im WCST 93<br />
8.1.3.5 Zusammenfassung der Ergebnisse mit dem WCST 93<br />
8.2 Vergleich der psychopathologischen Kennwerte 94<br />
8.2.1 DEX-Gesamtwert 94<br />
8.2.2 Plussymptomatik der DEX-Fragebögen 95<br />
8.2.3 Minussymptomatik der DEX-Fragebögen 95<br />
8.2.4 Neutrale Symptomatik der DEX-Fragebögen 95<br />
8.2.5 Zusammenfassung der Ergebnisse mit den DEX-Fragebögen 97<br />
8.3 Zusammenhänge der kognitiven Tests 98<br />
8.3.1 Korrelationen der Planungstests 98<br />
8.3.2 Korrelationen von Planungstests und Kategorisierungstest 100<br />
8.3.3 Zusammenfassung der Korrelationen der kognitiven Tests 101<br />
8.4 Zusammenhänge kognitiver und psychopathologischer Variablen 103<br />
9. Diskussion 104<br />
Literaturverzeichnis 118<br />
ANHANG<br />
Anhang A: Material 126<br />
Anhang B: Tabellen und Abbildungen 135
1. Anatomische Grundlagen<br />
Die folgenden Abschnitte enthalten einen Überblick über die anatomischen Grundlagen<br />
der Einteilung des menschlichen Gehirns und der Frontallappen. Insbesondere die<br />
Rindengebiete der Frontallappen und deren ausgeprägte neuronale Verknüpfungen sind<br />
Gegenstand der Beschreibung, die sich auf relevante Informationen zum Thema dieser<br />
Arbeit beschränken soll. Ausführliche Beschreibungen finden sich zahlreich in der<br />
einschlägigen Literatur (z.B. Fuster, 1989; Thaller, Villringer, Weis & Wenger, 1992).<br />
1.1 Anatomie der Großhirnrinde (Cortex)<br />
Die Oberfläche des Gehirns, die aus den Nervenzellkörpern, ihren Dendritenbäumen<br />
sowie den dazwischenliegenden Gliazellen besteht und im Gegensatz zu der darunter<br />
liegenden weißen Substanz, die von den Axonen der Neurone gebildet wird, grau<br />
erscheint, ist zentrale Schaltstelle und Ort der bewussten Informationsverarbeitung. Alle<br />
kognitiven Prozesse finden im Cortex statt, während die Übertragung nervöser Impulse an<br />
weitere Rindenareale und subcortikale Strukturen über die myelinisierten Axone erfolgt.<br />
Die Oberfläche des Gehirns wird durch zahlreiche Einstülpungen stark vergrößert.<br />
Charakteristisch für das menschliche Gehirn sind drei meist besonders deutlich<br />
ausgeprägte Furchen (Sulci). Sie gliedern das durch die Längsspalte (Fissura<br />
longitudinalis) in zwei Hemisphären geteilte Gehirn in fünf große Bereiche auf, die als<br />
Lappen (lobes) bezeichnet werden. Zentralfurche (Sulcus centralis), seitliche Furche<br />
(Sulcus lateralis) und parieto-okzipitale Furche (Sulcus parieto-occipitalis) begrenzen so<br />
vorne die Frontallappen, dahinter Parietal- und Okzipitallappen sowie an den Seiten der<br />
Hemisphären die Temporallappen (vgl. Abbildung 1.1). In der Tiefe der seitlichen Furche<br />
befinden sich die sogenannten Insellappen (Thaller et al., 1992).
1.2 Anatomie der Frontallappen<br />
Die Frontallappen, die auch als Frontalhirn oder Stirnhirn bezeichnet werden, lassen sich<br />
sowohl anatomisch als auch funktional von anderen Hirnbereichen bzw. subcortikalen<br />
Strukturen abgrenzen (Röhrenbach & Markowitsch, 1997). Sie stellen den<br />
entwicklungsgeschichtlich jüngsten Teil des Gehirns dar und machen beim Menschen<br />
etwa ein Drittel der Masse der beiden Hemisphären aus (Walsh, 1987). Nach Goldenberg<br />
(1997) können als Oberflächen anatomisch die Unterseite (orbital), die Oberseite<br />
(dorsolateral) und die zur Mitte gewandte Innenseite (medial) der frontalen Rinde<br />
unterschieden werden (vgl. Abbildung 1.1).<br />
Abbildung 1.1: Lappengliederung und Furchenrelief des menschlichen<br />
Gehirns<br />
Frontallap<br />
Zentralfurche<br />
Parietallap<br />
Parieto-okzipitale<br />
Furche<br />
Seitliche Furche<br />
Temporallappen<br />
Okzipitallap
Zum Frontalhirn gehören mehrere Rindenabschnitte mit unterscheidbaren Funktionen. Die<br />
unterschiedliche Architektur der Zellen in Bereichen der frontalen Rinde und die<br />
Faserverbindungen dieser Bereiche erlauben eine Differenzierung in präfrontalen Cortex<br />
(orbitale und vordere dorsolaterale Fläche der frontalen Rinde), motorischen Cortex<br />
(hinterste dorsolaterale Fläche der frontalen Rinde) und prämotorischen Cortex (frontaler<br />
Rindenbereich zwischen präfrontalem und motorischem Cortex). An der Innenseite der<br />
Hemisphären grenzen prämotorische und präfrontale Rinde an den Gyrus cinguli, der Teil<br />
des limbischen Systems ist (Goldenberg, 1997).<br />
Eine genaue Bezeichnung der zum frontalen Cortex gehörenden Bereiche ist auch auf der<br />
Basis der von Brodmann (1909) vorgenommenen Einteilung der Hirnrinde in Areale<br />
möglich. In der Literatur ist allerdings eine exakte Definition der zum Frontalbereich<br />
zählenden Regionen strittig und in unterschiedlichen Quellen werden verschiedene Areale<br />
als zum frontalen Cortex gehörig genannt. Dies gilt insbesondere für den<br />
Präfrontalbereich (Brown, 1995; Röhrenbach & Markowitsch, 1997), den Bereich, der als<br />
zentraler Sitz exekutiver Funktionen, zu denen kognitive Planungs- und<br />
Regulationsfunktionen gehören, gesehen wird. Trotz divergierender Ansichten über eine<br />
exakte Zuordnung können nach Röhrenbach und Markowitsch (1997) die Felder 9 bis 15<br />
der Brodmannschen Einteilung mit Sicherheit, und die Felder 8, 25 und 32<br />
möglicherweise als präfrontal angesehen werden.<br />
Aus den Verläufen der Faserverbindungen von Neuronen aus der Hirnrinde mit anderen<br />
Hirnregionen, die für einen reziproken Informationsaustausch verschiedener<br />
Hirnrindenbereiche und zwischen Hirnrinde und tiefer gelegeneren Zentren sorgen, lassen<br />
sich Rückschlüsse auf die Zugehörigkeit von Rindenarealen zu den Frontallappen ziehen.<br />
Die Verbindungen der frontalen Rinde sind vielfältig. Neben Verknüpfungen mit dem<br />
limbischen System haben alle Teile der Frontallappen Verbindungen zu den Basalganglien<br />
und zum Thalamus (Goldenberg, 1997). Ebenso existieren weite Vernetzungen mit<br />
Bereichen anderer Teile der Hirnrinde. So spielt der präfrontale Cortex eine zentrale Rolle<br />
bei der Informationsverknüpfung aus Seh-, Hör- und somatosensorischem System, den<br />
drei wichtigsten sensorischen Modalitäten (Rieger, 1995).
2. Frontalhirnsyndrom<br />
Im Folgenden wird auf den Begriff „Frontalhirnsyndrom“ Bezug genommen, der in der<br />
Literatur häufig im Zusammenhang mit den beobachteten Folgen von Stirnhirnläsionen<br />
verwendet wird. Nach einer Begriffsbestimmung und kritischen Beleuchtung der<br />
Terminologie werden die durch die Läsionen in Mitleidenschaft gezogenen kognitiven<br />
Funktionen und psychopathologischen Veränderungen dargestellt.<br />
2.1 Begriffsbestimmung<br />
Die Bezeichnung „Frontalhirnsyndrom“ wird allgemein verwendet, um die nach Läsion<br />
der Frontallappen entstehenden Auffälligkeiten zu beschreiben. Es handelt sich dabei um<br />
Veränderungen im Denken und in der Persönlichkeit von Patienten mit<br />
Frontalhirnschädigung (Walsh, 1987).<br />
Benton (1968) beschreibt zwei Gruppen von Auffälligkeiten, die nach bilateraler frontaler<br />
Schädigung beobachtet werden.<br />
Er nennt im Bereich der Persönlichkeit:<br />
• verminderte Ängstlichkeit und Bezug zur Zukunft<br />
• Impulsivität, Spaßhaftigkeit und leichte Euphorie<br />
• Fehlende Initiative und Spontaneität<br />
Auf der anderen Seite sieht Benton (1986) eine Gruppe von Veränderungen die<br />
intellektuellen Fähigkeiten betreffend:<br />
• Zeitweise beeinträchtigte Integration von Verhalten<br />
• Verlust der Fähigkeit, abstrakt zu denken<br />
• Unfähigkeit eine Handlungsabfolge zu planen, umzusetzen und mögliche<br />
zukünftige Konsequenzen eigener Handlungen zu berücksichtigen
Dieses Krankheitsbild als ein Syndrom zu beschreiben, ist jedoch aus verschiedenen<br />
Gründen nicht unproblematisch und erfordert die Berücksichtigung einiger<br />
Einschränkungen (Prosiegel, 1991). Erstens weckt dieser Begriff den Eindruck, es<br />
existiere ein einheitliches Muster an klinischen Störungen, welches im Zusammenhang<br />
mit präfrontalen Läsionen auftritt. Dieses trifft jedoch nicht zu, da in der Folge von<br />
Verletzungen des präfrontalen Cortex verschiedenste psychische und kognitive<br />
Veränderungen in unterschiedlicher Kombination beobachtet werden (Goldenberg, 1997).<br />
Zweitens finden sich Störungen, die bei präfrontalen Läsionen auftreten, ebenso bei<br />
Schädigungen in Bereichen außerhalb des präfrontalen Cortex, allerdings meist in<br />
Verbindung mit Hirnregionen, die über Faserverbindungen mit präfrontalen Arealen<br />
verknüpft sind. Baddeley und Wilson (1988) schlagen die Bezeichnung „dysexekutives<br />
Syndrom“ (dysexecutive syndrome) vor, die Fragen einer möglichen Lokalisation offen<br />
lässt. Auch da Symptome sich mit der Zeit verändern, scheint es nicht sinnvoll, von einem<br />
Frontalhirnsyndrom zu sprechen (Canavan & Sartory, 1990).<br />
Eine Abwendung von der Annahme eines universellen Frontalhirnsyndroms und<br />
stattdessen eine Differenzierung in mehrere umschriebene Frontalhirnsyndrome schlägt<br />
Goldenberg (1997) vor. Seine Darstellung der „Störungen der Kontrolle kognitiver<br />
Leistungen und des Verhaltens“ ist ein Versuch, verschiedene Aspekte der Abweichungen<br />
nach frontalen Läsionen definierten Lokalisationen zuzuordnen, um verschiedene<br />
umschriebene Syndromvarianten einzugrenzen. Den gleichen Versuch unternehmen<br />
Röhrenbach und Markowitsch (1997), die als grobe funktionale Aufteilung der<br />
Syndrombilder eine Dreiteilung vorschlagen. Sie nennen erstens das orbitofrontale<br />
Syndrom, welches Enthemmung, Impulsivität, emotionale Labilität, mangelnde Einsicht,<br />
mangelndes Urteilsvermögen und Ablenkbarkeit einschließt. Zweitens unterscheiden sie<br />
das frontale Konvexitätssyndrom mit Apathie, Indifferenz, psychomotorischer<br />
Retardierung, Reizgebundenheit, psychischer Haltlosigkeit, geringem Abstraktions- und<br />
Kategorisierungsvermögen. Drittens nennen Röhrenbach und Markowitsch (1997) das<br />
mediale Frontalhirnsyndrom, bei dem eine Einschränkung der spontanen Gestik,<br />
Bewegung und Sprache, aber auch Empfindungsverlust der unteren Extremitäten und<br />
Inkontinenz die Kernsymptome sind.<br />
Weitere Aufteilungsmöglichkeiten finden sich in Fuster (1989) und Stuss und Benson<br />
(1986).
Zusammenfassend ist die Bezeichnung „Frontalhirnsyndrom“ nur unter Vorbehalt zur<br />
Beschreibung des Krankheitsbildes einzelner Patienten zu verwenden. Trotz der<br />
Regelmäßigkeit, mit der bestimmte Defizite nach Frontalhirnläsionen auftreten, sollten<br />
aufgrund der Vielfalt der Symptome und ihrer Kombinationen bei Betroffenen die im<br />
konkreten Fall beobachteten Funktionsbeeinträchtigungen im Vordergrund stehen, da<br />
diese eine präzisere Beschreibung darstellen.<br />
2.2 Kognitive Beeinträchtigungen<br />
Schädigungen der Frontallappen stehen mit einer Vielzahl charakteristischer<br />
Beeinträchtigungen in unterschiedlichen Bereichen von Hirnleistungen in Verbindung. Im<br />
Hinblick auf das Thema dieser Arbeit finden hier jedoch ausschließlich bestimmte<br />
kognitive bzw. psychische Störungen Beachtung. Weitere Funktionen, die im Rahmen<br />
einer frontalen Hirnschädigung Auffälligkeiten aufweisen können, werden beschrieben in<br />
Stuss, Eskes und Foster (1994). Es handelt sich dabei um Defizite in Sensorik, Motorik<br />
und konstruktiven Fähigkeiten, beeinträchtigte Aufmerksamkeit, Sprache und<br />
Gedächtnisleistung.<br />
2.2.1 Exekutive Fähigkeiten<br />
Zum charakteristischen Bild des Frontalhirnsyndroms gehören Störungen des Planens und<br />
der Handlungskontrolle. Kognitive Leistungsauffälligkeiten sind hier in einer Vielzahl<br />
einzelner Bereiche zu beobachten. Sie äußern sich bei der Bewältigung komplexer<br />
Probleme in standardisierten Tests wie auch in Alltagssituationen durch vermehrtes<br />
Auftreten von Regelverstößen, mangelnde Organisation von Verhaltensschritten (Duncan,<br />
1986), eingeschränkte Erwartungsbildung, Perseveration, Inflexibilität und Rigidität des<br />
Denkens (Karnath und Sturm, 1997). Außerdem finden sich Hinweise auf Schwierigkeiten<br />
beim Hypothesenbilden und -prüfen (Cicerone, Lazar & Shapiro, 1983), ineffizienten<br />
Strategiegebrauch (Incisa della Rocchetta & Milner, 1993), Störungen der<br />
Reaktionshemmung und -initiation (Burgess & Shallice, 1996), beeinträchtigte<br />
Urteilsfähigkeit und Gebrauch von Wissen (Shallice & Evans, 1978) sowie eingeschränkte<br />
Abstraktionsfähigkeit (Eslinger & Grattan, 1993).
Die genannten kognitiven Defizite sind Thema der gegenwärtigen Forschung zu<br />
Frontalhirnschädigungen und Funktionen des Frontalhirns. Zusammengenommen lassen<br />
sie sich mit dem Begriff exekutive Planungs- und Kontrollfunktionen umschreiben (Stuss<br />
et al., 1994), auf dessen Bedeutung im Kapitel 3 dieser Arbeit eingegangen wird.<br />
2.2.2 Frontalhirnsyndrom und Intelligenz<br />
In der neuropsychologischen Literatur besteht keine Einigkeit darüber, ob im Rahmen des<br />
Frontalhirnsyndroms aus den beobachteten kognitiven Veränderungen eine<br />
Beeinträchtigung der Intelligenz resultiert und inwieweit die Frontallappen für die<br />
Intelligenz des Menschen eine wichtigere Rolle spielen als andere Teile des Gehirns<br />
(Walsh, 1987). Es existieren zwei gegensätzliche Positionen, bei denen die eine Seite<br />
annimmt, Läsionen der Frontallappen führen zu Intelligenzminderung, während die andere<br />
Seite diesen Einfluss auf intellektuelle Fähigkeiten nicht vermutet.<br />
Ein wichtiger Aspekt in der Diskussion um die Beteiligung der Frontallappen am<br />
intellektuellen Funktionieren ist die Definition von Intelligenz; so weisen Stuss und<br />
Benson (1986) auf den unterschiedlichen Umgang von Forschern mit diesem Konstrukt<br />
hin. Wird der Begriff generell auf verschiedene Aspekte des menschlichen Denkens,<br />
insbesondere auf Fähigkeiten des Planens und Problemlösens, bezogen, können die<br />
berichteten Befunde dahingehend interpretiert werden, dass in der Tat intellektuelle<br />
Veränderungen in der Folge frontaler Läsionen auftreten. Beispielsweise berichtet<br />
Goldstein (1944) von Veränderungen des Abstraktionsvermögens, Shallice und Evans<br />
(1978) stellen Beeinträchtigungen bei Schätzaufgaben fest, Delis, Squire, Bihrle und<br />
Massman (1992) finden in einem Kartensortiertest defizitäres Problemlösen bei<br />
frontalhirngeschädigten Patienten, Goel, Grafman, Tajik, Gana und Danto (1997)<br />
interpretieren ihre Daten aus einer am wirklichen Leben orientierten finanziellen<br />
Planungsaufgabe in Richtung auf einen inadäquaten Zugang frontalhirngeschädigter<br />
Personen zu strukturierten Ereigniskomplexen („structured event complexes“) und<br />
erkennen Schwierigkeiten beim Generalisieren, Konzeptwechsel und Urteilen.<br />
Die Anzahl der Ergebnisse, die für eine Beeinträchtigung intellektueller Fähigkeiten<br />
dieser Art nach Frontalhirnschädigung sprechen, ist immens, und die hier berichteten<br />
stellen nur eine Auswahl dar.
Trotz der oben genannten Ergebnisse kann von der Annahme einer Veränderung der<br />
Intelligenz nach Frontalhirnschädigung abgesehen werden, wenn man sich vor Augen<br />
führt, dass die zuletzt genannten Untersuchungen nicht Intelligenz im engeren Sinne, d.h.<br />
nach der Definition gebräuchlicher Intelligenztests, erfassen, sondern eher einzelne<br />
Aspekte des Konzeptes „exekutive Funktionen“ darstellen, deren Anforderungen sich von<br />
denen der Intelligenztests unterscheiden.<br />
Für diese Annahme sprechen empirische Untersuchungen, die berichten, Defizite bei<br />
Frontalhirngeschädigten beziehen sich lediglich auf kognitive Prozesse, die auf höheren<br />
Ebenen der Informationsverarbeitung stattfinden (higher-level cognitive skills), während<br />
kognitive Fähigkeiten, die auf niedrigerem Verarbeitungsniveau ablaufen (lower-level<br />
cognitive skills), weitgehend unbeeinträchtigt bleiben (Grunthal, zit. n. Shallice & Evans,<br />
1978; Goldstein, zit. n. Shallice & Evans, 1978). Shallice und Evans (1978) weisen auf die<br />
unterschiedlichen kognitiven Anforderungen von konventionellen Intelligenztests und<br />
Schätzaufgaben hin:<br />
…„This implies that such tests [conventional intelligence tests] would stress primarily<br />
lower-level cognitive systems. Cognitive estimate questions, by contrast, would stress the<br />
more anterior higher level system.” (S. 301)<br />
Diese Annahme wird von einer Untersuchung der Autoren gestützt, die 79 Patienten mit<br />
unilateralen frontalen Hirnläsionen und einer nicht-frontal geschädigten Kontrollgruppe<br />
Schätzaufgaben vorlegten, ihre Intelligenz mit einem non-verbalen Intelligenztest (Raven)<br />
erfassten und Rechenaufgaben vorgaben (Addition, Subtraktion). Erwartungskonform<br />
zeigt bei den Schätzaufgaben die frontale Gruppe gegenüber der nicht-frontalen Gruppe<br />
Defizite, die sich in einer Unfähigkeit, adäquate Einschätzungen zu produzieren, äußern.<br />
Der Effekt bleibt auch nach Auspartialisieren der Intelligenz und der Arithmetikfähigkeit<br />
stabil. Dieses Ergebnis lässt eine Trennung der Konzepte Intelligenz und kognitive<br />
Einschätzung sinnvoll erscheinen.<br />
Einen weiteren Grund für eine Differenzierung liefert eine deutliche Zahl von Studien, die<br />
belegt, dass in standardisierten Intelligenztests die erzielten Werte frontalhirngeschädigter<br />
Patienten im Normalbereich liegen, bzw. sich nicht signifikant von den Leistungen<br />
gesunder Kontrollen unterscheiden (Shallice & Evans, 1978; Stuss, Benson, Kaplan, Weir,<br />
Naeser, Liebermann & Ferrill, 1983). Beispielsweise finden Shallice und Burgess (1991)<br />
bei einzelnen Patienten mit Läsionen der Frontallappen Defizite in Entwicklung und<br />
Einsatz von Strategien, bei gleichzeitigen WAIS-Intelligenzwerten im oberen Bereich.
Aus diesem Blickwinkel betrachtet kann angenommen werden, Intelligenz und frontale<br />
bzw. exekutive Funktionen sind grundsätzlich nicht dasselbe, so dass eine Läsion der<br />
Frontallappen nicht in jedem Fall auch mit einer Beeinträchtigung der Intelligenz<br />
verbunden sein muss, wenn in Tests der exekutiven Funktionen Leistungsauffälligkeiten<br />
gemessen werden.<br />
Duncan, Burgess und Emslie (1995) kritisieren die mittlerweile verbreitet geltende<br />
Annahme, frontale exekutive Funktionen haben wenig oder nichts mit der konventionellen<br />
psychometrischen Intelligenz zu tun. Sie führen in diesem Zusammenhang kritisch<br />
Ergebnisse an, die in standardisierten Intelligenztests eine Beeinträchtigung bei<br />
frontalhirngeschädigten Patienten feststellen. Duncan et al. (1995) messen bei<br />
Frontalhirngeschädigten eine geringe flüssige Intelligenz (erhoben mit Cattells Culture<br />
Fair) bei unauffälliger Standard-Intelligenz (Wechsler Adult Intelligence Scale), ein<br />
Muster, das bei Patienten mit posterioren Läsionen nicht vorliegt. Nach der Auffassung<br />
der Autoren eignen sich Tests zur flüssigen Intelligenz, wie Cattells Culture Fair oder<br />
Ravens progressive Matrizen, aufgrund psychometrischer Faktoren am besten zur<br />
Messung der Intelligenz im Sinne des g-Faktors nach Spearman und so kommen sie zu<br />
dem Schluss, dass exekutive Funktionen aufgrund beobachteter Korrelationen ein<br />
bedeutender konstituierender Teil dieses allgemeinen Intelligenzfaktors sind. Eine<br />
Beeinträchtigung exekutiver Funktionen geht dieser Auffassung nach einher mit einer<br />
Beeinträchtigung der Intelligenz, wenn sie als flüssige Intelligenz bzw. g-Faktor gemessen<br />
wird.<br />
Die Diskussion um den Zusammenhang von Intelligenzminderung und<br />
Frontalhirnsyndrom sowie die Beziehung zu den exekutiven Fähigkeiten kann hier im<br />
Hinblick auf die unterschiedlichen Ergebnisse nicht geklärt werden. Sinnvoll erscheint<br />
jedoch zumindest die Berücksichtigung der Definition von Intelligenz und der<br />
verwendeten Methoden zu ihrer Erfassung, sowie eine Trennung der Konzepte Intelligenz<br />
und exekutive Funktionen.<br />
Die von Duncan et al. (1995) vorgeschlagene besondere Beachtung der flüssigen<br />
Intelligenz, die exekutive Funktionen beinhalte, weist einerseits darauf hin, dass exekutive<br />
Funktionen nicht gleich Intelligenz sind, betont andererseits aber den großen<br />
Überlappungsbereich der beiden Konstrukte.
2.3 Psychopathologisches Syndrom<br />
Lange bevor man auf Beeinträchtigungen des Denkens nach Stirnhirnläsionen<br />
aufmerksam wurde, wurden bei diesen Patienten Änderungen der Persönlichkeit und des<br />
Charakters beschrieben (Stuss & Benson, 1984). Es handelt sich dabei um im Vergleich<br />
zu prämorbiden Eigenschaften auffällige Veränderungen in Motivation, Antrieb,<br />
Stimmung, Affekt, Emotionalität, Triebleben und Sozialverhalten (Röhrenbach &<br />
Markowitsch, 1997). Die Symptome, die in zahlreichen Veröffentlichungen beschrieben<br />
werden, sind heterogen und scheinen zum Teil widersprüchlich zu sein; so werden neben<br />
Apathie und Depression Zustände der Euphorie, Ruhelosigkeit und Enthemmung berichtet<br />
(Stuss, 1996).<br />
2.3.1 Heterogenität der Symptome<br />
Bemühungen verschiedener Autoren um eine Ordnung der vielfältigen<br />
psychopathologischen Symptome nach Frontalhirnschädigung führten zu<br />
unterschiedlichen Ergebnissen. Häufig zitiert wird die von Blumer und Benson<br />
vorgeschlagene Zweiteilung in pseudopsychopathisches und pseudodepressives Syndrom<br />
(Blumer & Benson, 1975). Tatsächlich gibt es bis heute aber keine verbindliche<br />
Einteilung der Syndrome.<br />
Das heterogene Bild der Auffälligkeiten im Rahmen des Frontalhirnsyndroms kann durch<br />
Verschiedenheiten in Ätiologie, Ausmaß und Lokalisation der Schädigung erklärt werden<br />
(Gainotti, 1996). Einige Autoren ziehen daher eine Einteilung der Befunde anhand<br />
verschiedener Krankheitsursachen vor und ersparen sich so den Aufwand, die unzähligen<br />
Ergebnisse nach Symptomen zu gruppieren (Röhrenbach und Markowitsch, 1997). Trotz<br />
der Übersichtlichkeit, die die Autoren damit erreichen, wird für die Darstellung in dieser<br />
Arbeit eine Einteilung in positive Symptome (Positivsymptomatik), negative Symptome<br />
(Negativsymptomatik) und Depression gewählt, die in Anlehnung an die Dreiteilung von<br />
Holmes (Apathie/Indifferenz, Euphorie/Witzelsucht und Depression) sinnvoll erscheint<br />
(Holmes, 1931, zit. n. Röhrenbach & Markowitsch, 1997). Auf eine theoretische<br />
Einordnung wissenschaftlicher Konstrukte wie Persönlichkeit, Motivation, Antrieb,<br />
Initiative, Affekt, Stimmung etc. wird verzichtet, da auch in den Quellen diese Termini<br />
nicht konsistent getrennt werden.
2.3.2 Negativsymptomatik<br />
In der Literatur werden schon seit langem psychische Auffälligkeiten Stirnhirnverletzter<br />
beschrieben, die auf einen verminderten Antrieb und eine generalisierte Abflachung<br />
emotionaler Reaktionen und Affekte hinweisen (Fuster, 1989; Damasio & Van Hoesen, zit.<br />
n. Canavan & Sartory, 1990). Die Ähnlichkeit dieser Zustände mit der<br />
Negativsymptomatik bei schizophrenen Patienten hat erfolgreiche Bemühungen ausgelöst,<br />
bei dieser Störung neuroanatomische und neurochemische Auffälligkeiten in den<br />
Frontallappen zu identifizieren (Weinberger, Berman & Zec, 1988; Goldman-Rakic &<br />
Selemon, 1997). Eine Beeinträchtigung der Arbeitsgedächtnisfunktion im präfrontalen<br />
Cortex wird häufig als Ursache von negativen Symptomen und disorganisiertem<br />
Verhalten bei Schizophrenie und Frontalhirnschädigung gesehen (siehe Kapitel 4.2). Eine<br />
Verbindung der schizophrenen Negativsymptomatik mit den kognitiven Defiziten nach<br />
Hirnschädigung wird seit einiger Zeit angenommen und durch Befunde gestützt (z.B.<br />
Röhrenbach, Cohen & Matthes-von Cramon, 1991).<br />
Obwohl Veränderungen des emotionalen Verhaltens bisher nicht eindeutig mit<br />
Läsionslokalisationen in Beziehung gesetzt werden konnten, gibt es einige<br />
Beobachtungen, die eine Systematik erkennen lassen. Die psychopathologischen<br />
Auffälligkeiten, die bei der Schizophrenie als Minussymptome bzw. Negativsymptomatik,<br />
bei Frontalhirnläsionen als pseudodepressives Syndrom bezeichnet werden, kommen<br />
verschiedenen Aussagen zufolge vorwiegend bei Schädigungen des dorsolateralen<br />
präfrontalen Cortex vor (Blumer & Benson, 1975; Malloy & Duffy, 1994; Weinberger et<br />
al., 1988), werden aber auch nach medialen Läsionen der Frontallappen und großen,<br />
bilateralen Stirnhirntumoren berichtet. Es gibt Evidenzen, die für eine Entstehung von<br />
Pseudopsychopathie nach Läsionen der rechten und Pseudodepression nach Läsionen der<br />
linken Hemisphäre sprechen und Befunde, die diesen Zusammenhang nicht zeigen.<br />
Eindeutige Symptomzuordnungen sind auf dieser Basis wegen mangelnder Unterstützung<br />
durch Befunde noch nicht zulässig (Canavan & Sartory, 1990). Dies wird einerseits mit<br />
der Komplexität der Entstehung von Stimmungen, emotionalen Reaktionen und Verhalten<br />
erklärt, ist aber andererseits auch auf die mangelnde Vergleichbarkeit von Ergebnissen<br />
zurückzuführen, die aufgrund der meist sehr unterschiedlichen Zusammensetzung<br />
untersuchter Patientengruppen (Größe der Läsion, Ätiologie, betroffene Strukturen,<br />
prämorbide Persönlichkeit) gegeben ist.<br />
Es folgt eine Beschreibung der beobachteten negativen Symptome nach Frontalhirnläsion.
2.3.2.1 Pseudodepressives Syndrom<br />
Der von Blumer und Benson (1975) benannte Symptomkomplex der Pseudodepression<br />
umfasst emotionale und Verhaltensänderungen wie Apathie, fehlenden Antrieb, erhöhte<br />
Ängstlichkeit, depressive Verstimmtheit, ausgeprägtes Desinteresse und Unfähigkeit<br />
vorauszuplanen. Typisch für Läsionen der frontalen dorsolateralen Konvexität stellt das<br />
pseudodepressive Syndrom das Gegenstück zum pseudopsychopathischen Syndrom<br />
(Positivsymptomatik) dar.<br />
2.3.2.2 Apathie<br />
Die emotionale Unansprechbarkeit nach Frontallappenläsionen wird als Apathie<br />
bezeichnet. Patienten verhalten sich indifferent ihren Mitmenschen gegenüber und<br />
vernachlässigen sonst sehr sorgfältig erfüllte Pflichten (Schifferdecker & Schmidt, 1992).<br />
Äußeren Ereignissen gegenüber besteht ein Zustand der Gleichgültigkeit,<br />
Teilnahmslosigkeit und Interesselosigkeit.<br />
2.3.2.3 Abulie/Hypobulie<br />
Ein krankhafter Zustand der Willen- oder Entschlusslosigkeit wird auch bei<br />
Frontalhirnpatienten beobachtet (Luria, 1966). Bei der Mehrzahl der Patienten liegt jedoch<br />
keine vollständige Lähmung der Willenstätigkeit (Abulie), sondern nur eine Verminderung<br />
dieser vor (Hypobulie). Verminderung der Willenstätigkeit ist in diesem Zusammenhang<br />
zu verstehen als eine beeinträchtigte Fähigkeit der Patienten, einen Entschluss zu treffen,<br />
etwas zu wollen. Von Cramon (1988) berichtet über hypobulische Patienten, die<br />
Schwierigkeiten haben, Überlegungsprozesse abzuschließen und sich für eine von<br />
mehreren Alternativen zu entscheiden. Dieses Defizit könnte für den Initiativverlust,<br />
eingeschränkte spontane Handlungen und Bewegungslosigkeit bei Patienten mit<br />
Stirnhirnverletzungen relevant sein.
2.3.2.4 Verminderter Antrieb<br />
Hinweise auf eine Verminderung des spontanen Antriebs geben eine Verarmung der<br />
Motorik, verminderte Sprachflüssigkeit, ein reduziertes Ess- und Sexualverhalten und<br />
verminderter Affektausdruck (Damasio, 1985, zit. n. Canavan & Sartory, 1990). Auch<br />
fehlende Spontaneität und Negativismus werden beobachtet. Es liegt die Vermutung nahe,<br />
dass nach medialen Läsionen der Frontallappen diese Symptome primär auf Störungen des<br />
motorischen Systems zurückgehen und so der Eindruck einer Affektverflachung entsteht.<br />
2.3.2.5 Sozialer Rückzug<br />
Im Kontext von Persönlichkeitsstörungen mit Involviertheit der Frontallappen tritt häufig<br />
eine gestörte Initiierung von Verhaltensweisen auf (Schöttke, 1993; Cohen & Servan-<br />
Schreiber, 1992), die auch soziales Verhalten einschließen kann. Myers (zit. n. Beaumont,<br />
Kenealy & Rogers, 1996) studierte unter natürlichen Bedingungen das soziale Verhalten<br />
lobotomisierter Affen. Er stellte einen massiven Rückgang typischer sozialer Interaktion,<br />
Kommunikation und mütterlicher Verhaltensweisen fest. Die Beobachtungen zeigen, dass<br />
frontale Lobotomie bei Primaten eine Reihe von Verhaltensänderungen zur Folge haben<br />
kann, die auch im Kontext von Persönlichkeitsstörungen beim Menschen auftreten.<br />
2.3.3 Positivsymptomatik<br />
Neben negativen Symptomen existieren eine Reihe positiver Symptome, die im Anschluss<br />
an Läsionen frontaler Hirnbereiche die Persönlichkeit von Patienten so massiv verändern<br />
können, dass der Eindruck entsteht, es handle sich nicht mehr um denselben Menschen<br />
(zit. n. Canavan & Sartory, 1990). Die Patienten weisen Symptome einer geschwächten<br />
Impulskontrolle auf, die mitunter Gefahr läuft, als manische Störung fehlgedeutet zu<br />
werden, sie scheinen euphorisch gestimmt und produzieren in affektiven, teils aggressiven<br />
Ausbrüchen einen Strom von unangemessenen bissig-witzigen Bemerkungen. Diese<br />
Konstellation abweichender Verhaltensweisen ist häufig nach orbitofrontalen<br />
Schädigungen zu beobachten und wird als pseudopsychopathische Persönlichkeit<br />
bezeichnet (Blumer & Benson, 1975). Es fallen auch die starken Parallelen zur<br />
Antisozialen Persönlichkeit auf.
Einige der in kognitiven Tests anfallenden Defizite Frontalhirngeschädigter, z.B.<br />
Regelverstöße im Verlauf einer neuropsychologischen Testung, werden mancherorts als<br />
Ausdruck einer gestörten Reaktionshemmung und Impulsivität interpretiert (z.B. Glosser<br />
& Goodglass, 1990).<br />
Im Folgenden wird die Positivsymptomatik nach Frontalhirnschädigung dargestellt.<br />
2.3.3.1 Pseudopsychopathisches Syndrom<br />
Nach Blumer und Benson (1975) lässt sich ein zweites typisches Muster von Symptomen<br />
als pseudopsychopathisches Syndrom charakterisieren. Es beinhaltet euphorisches,<br />
scherzhaftes, kindisches Verhalten, vermindertes soziales Feingefühl, sexuelle<br />
Enthemmung, anzüglichen Humor und Rücksichtslosigkeit. Im Gegensatz zum<br />
pseudodepressiven Syndrom (Negativsymptomatik) tritt es der Ansicht nach vorwiegend<br />
bei orbitalen Verletzungen der Frontallappen auf.<br />
2.3.3.2 Euphorie<br />
Patienten mit Frontallappenläsionen legen eine unangemessene Heiterkeit an den Tag und<br />
ihre Gefühlsreaktionen scheinen von einer euphorischen Grundstimmung beeinflusst zu<br />
sein (Schifferdecker & Schmidt, 1992). Möglicherweise ist hier eine Dissoziation von<br />
Stimmungslage und Antrieb die Ursache.<br />
2.3.3.3 Witzelsucht<br />
Als „Moria“ bezeichnet Jastrowitz (1888, zit. n. Röhrenbach & Markowitsch, 1997) ein<br />
Phänomen mit humoristischem, läppischen Benehmen und Reden, Aufgelegtsein zu<br />
groben Späßen, Neckereien und unangemessener pathologischer Heiterkeit, das besonders<br />
mit Stirnlappentumoren assoziiert ist. Die sogenannte „Witzelsucht“ wurde als Begriff<br />
auch im anglo-amerikanischen Sprachraum übernommen.
2.3.3.4 Gestörte Impulskontrolle<br />
Das Verhalten frontalhirngeschädigter Patienten ist oftmals von Impulsivität, affektiven<br />
Durchbrüchen und Enthemmung gekennzeichnet, was sich in neuropsychologischen Tests<br />
durch signifikant höhere Anzahlen impulsiver Reaktionen äußert (Miller & Milner, 1985;<br />
Miller, 1992). Auf eine mangelnde Impulskontrolle deutet auch die gesteigerte<br />
Reizbarkeit mit verbal- oder handlungsaggressiven Tendenzen hin (Schifferdecker &<br />
Schmidt, 1992).<br />
2.3.3.5 Unangemessenes soziales Verhalten<br />
Die Positivsymptomatik äußert sich auch in sozialen Situationen. Es wird über<br />
schamloses, egoistisches Verhalten, den Verlust sexueller Kontrolle und Interesselosigkeit<br />
an der eigenen sozialen Funktion als Mitglied einer Gemeinschaft berichtet (Kolodny, zit.<br />
n. Röhrenbach & Markowitsch, 1997). Prosiegel (1991) beschreibt Distanzlosigkeit,<br />
Einbußen an sozialen Umgangsformen und die Tendenz zu kindlichem oder kindischem<br />
Verhalten in sozialen Situationen.<br />
2.3.4 Depression<br />
Untersuchungen der Depression nach Schlaganfall (post-stroke depression) berichten über<br />
ein bemerkenswert konsistentes Auftreten dieser psychischen Störung bei Beteiligung der<br />
Frontallappen (Robinson, Kubos, Starr, Rao & Price, 1984). Zur Indifferenz,<br />
Interesselosigkeit und psychomotorischen Hemmung der Negativsymptomatik als<br />
Ausdruck einer generellen Abflachung von Reaktionen treten bei der Depression nach<br />
frontaler Hirnschädigung zusätzlich eine gesteigerte Ängstlichkeit, Hoffnungslosigkeit,<br />
gedrückte Stimmung mit Schuldgefühlen und Selbstzweifel bis hin zu Suizidgedanken<br />
auf, so dass die Depression als umschriebene psychische Störung nicht nur im Sinne einer<br />
Verflachung der Affekte zu verstehen ist, sondern darüber hinaus mit einer gesteigerten<br />
negativen Gefühlslage, körperlichen Symptomen und kognitiven Defiziten einhergeht.<br />
Affektive Störungen können sowohl als Folge der Hirnschädigung durch organische<br />
Veränderungen entstehen (Gainotti, 1989) oder als Reaktion auf die andauernde<br />
Frustration durch das Erleben kognitiver und motorischer Defizite (Lezak, 1995).
3. Exekutive Funktionen<br />
Die Bezeichnung „exekutive Funktionen“ wird in der Neuropsychologie zur Beschreibung<br />
der Funktionen verwendet, die durch Frontalhirnläsionen oftmals beeinträchtigt sind<br />
(Tranel, Anderson & Benton, 1994). Verschafft man sich einen Überblick über die<br />
verfügbare Literatur zum Thema exekutive Funktionen und zugehörige<br />
Operationalisierungen, wird rasch klar, dass sich dahinter nicht eine bestimmte Fähigkeit<br />
oder eine klar definierte Gruppe kognitiver und verhaltensbezogener Funktionen verbirgt.<br />
Dieser Begriff und die damit in Zusammenhang gebrachten Verhaltensweisen werden<br />
vielmehr in unterschiedlichen Kontexten auf ganz verschiedene Arten untersucht und<br />
diskutiert. Tranel et al. (1994) weisen in ihrer Schilderung der Entwicklung des Konzepts<br />
der exekutiven Funktionen auf den losen Gebrauch des Begriffes hin und merken dazu an:<br />
…„Despite ist popularity, the term has remained rather elusive in terms of precise<br />
operationalization, and just what it is that comprises executive functions varies<br />
considerably across theorists and investigators.” (S. 125)<br />
Was verstehen verschiedene Autoren unter exekutiven Funktionen? Nach welchen<br />
Gesichtspunkten treffen sie eine Einteilung, um die zugehörigen Konstrukte um diesen<br />
Begriff zu gruppieren? Ziel dieses Kapitels ist eine Zusammenfassung der in der Literatur<br />
auftauchenden Komponenten dieses vielschichtigen Begriffes und deren Darstellung im<br />
Zusammenhang mit der Forschung zu Frontalhirnläsionen.<br />
3.1 Entstehung des Konzepts<br />
Frühes Interesse an menschlichem Verhalten auf höherem kognitiven Niveau zeigte im<br />
Jahr 1835 der Mediziner Franz Joseph Gall, der sich in seinen Veröffentlichungen mit<br />
Verhaltensweisen wie Voraussicht, Kreativität und sozialem Verhalten beschäftigte (zit. n.<br />
Tranel et al., 1994). Gall entwickelte in dieser Zeit ein „Biobehaviorales Modell“ zur<br />
Beschreibung komplexer Verhaltensweisen, in dem er jedoch keine Angaben über<br />
Prozesse machte, die eine Integration verschiedener Komponenten des Verhaltens leisten.<br />
In der Folge der Veröffentlichung des Modells von Gall gegen Ende des neunzehnten<br />
Jahrhunderts wurden erste Annahmen über die Existenz übergeordneter Zentren im<br />
menschlichen Gehirn gemacht, welche die Aktivität untergeordneter Zentren
kontrollieren, modifizieren und eine Integration aus verschiedenen Modalitäten schaffen.<br />
Die sogenannte zentrale Exekutive (zentrale Kontrolle) ist heute fester Bestandteil<br />
neuropsychologischer Theorien über die menschliche Informationsverarbeitung (Shallice,<br />
1988; Goldenberg, 1997) und als ihr morphologisches Substrat werden in<br />
übereinstimmender Weise die Frontallappen angenommen.<br />
Goldenberg (1997) legt in seinen Ausführungen zur zentralen Kontrolle den Fokus auf die<br />
überwachenden Eigenschaften der zentralen Kontrollinstanz in den Frontallappen, die<br />
über Arbeitsgedächtnis, Verhalten in neuen, komplizierten Situationen (non-routine), die<br />
Einhaltung sozialer Konventionen in sozialen Situationen und Realisation persönlicher<br />
Ziele wacht. Ebenso stellen auch andere Autoren, z.B. Walsh (1987) und Goldberg und<br />
Bilder (1987), die Bedeutung der Präfrontalregion für höhere integrative kognitive<br />
Prozesse heraus.<br />
Einen weiteren Anstoß zur expliziten Entwicklung einer Vorstellung von exekutiven<br />
Funktionen und kognitiven Kapazitäten höherer Ordnung gab in der Mitte des<br />
19. Jahrhunderts der als „crowbar case“ bekannt gewordene Fall des Bahnarbeiters<br />
Phineas Gage aus New England, dem durch eine Brechstange erhebliche Verletzungen im<br />
linken Frontalhirn zugefügt worden waren (Harlow, 1848). Eine Veränderung der<br />
Persönlichkeit des Mannes, die sich manifestierte, ohne dass gravierende<br />
Beeinträchtigungen seiner kognitiven Leistungen zu beobachten waren, führte zusammen<br />
mit ähnlichen Befunden dazu, dass sich auch spezifische Persönlichkeitseigenschaften<br />
unter den exekutiven Funktionen etablierten (zit. n. Tranel et.al., 1994).<br />
Es kam zu weiteren Differenzierungen und Spezifizierungen des Konzepts (Lezak, 1995),<br />
so dass heute allgemein die integrativen Fähigkeiten des präfrontalen Cortex und andere<br />
kognitive Kapazitäten, die mit zielgerichtetem, willentlichen Handeln, Handlungsplanung,<br />
-ausführung und deren Kontrolle in Zusammenhang stehen unter den Begriff der<br />
exekutiven Funktionen gefasst werden. Ebenso werden Aspekte der Persönlichkeit dazu<br />
gezählt, besonders diejenigen, die für soziale Verhaltensweisen relevant sind.<br />
Exekutive Funktionen, deren kognitive Verarbeitungsstufen selbst höherer Ordnung sind,<br />
beruhen auf einer Vielzahl von untergeordneten kognitiven Funktionen, wie Gedächtnis,<br />
Wahrnehmung und Sprache (Tranel et al., 1994), und besonders die Bedeutung einer<br />
intakten Funktion des Arbeitsgedächtnisses für einen reibungslosen Ablauf der in diesem<br />
Kapitel genannten Prozesse und Verhaltensweisen wird in der aktuellen Literatur betont<br />
(Lehto, 1996; Schöttke, 2000).
Auf diese grundlegenden Prozesse wird in der vorliegenden Arbeit nicht eingegangen.<br />
Ausführliche Darstellungen, auch zur Beteiligung der Frontallappen an diesen Leistungen,<br />
finden sich in der Literatur (z.B. Stuss & Benson, 1984; Röhrenbach & Markowitsch,<br />
1997; Hartje & Poeck, 1997).<br />
3.2 Exekutive Funktionen im Zusammenhang mit dem<br />
Frontalhirn<br />
Erste Indizien für die Beteiligung des Frontalhirns an kognitiven Prozessen des Planens<br />
und Handelns stammen aus frühen Falldarstellungen von Patienten mit lokalisierbaren<br />
Läsionen im Bereich des Stirnhirns, in denen aus den beobachteten Veränderungen in<br />
unterschiedlichen Hirnleistungsbereichen Rückschlüsse auf die Bedeutung der verletzten<br />
Hirnbereiche gezogen wurden (Röhrenbach & Markowitsch, 1997). Spätere gezielte<br />
experimentelle Versuche, Ergebnisse operativer Eingriffe und die Möglichkeit einer<br />
exakteren Bestimmung von Läsionen und lokaler Stoffwechselaktivität mit den neuen<br />
bildgebenden metabolischen und elektrischen bzw. magnetischen Verfahren ermöglichten<br />
differenziertere Hypothesen über Funktionszuordnungen umgrenzter Bereiche des<br />
frontalen Cortex (Weiller & Elbert, 1997). Sie erweiterten einerseits das vorhandene<br />
Wissen, widersprüchlich erscheinende Ergebnisse und nur schwer replizierbare Befunde<br />
aus empirischen Untersuchungen warfen andererseits aber neue Fragen auf.<br />
Ein Ergebnis, das in Jahren intensiver Forschung viel empirische Evidenz fand und als<br />
gesichert gilt, ist die Beteiligung der Frontallappen an Prozessen, die auf der höchsten<br />
Stufe der menschlichen Informationsverarbeitung angesiedelt werden (Goldberg & Bilder,<br />
1987). Das Frontalhirn wird als Sitz einer zentralen Kontrollinstanz, der zentralen<br />
Exekutive, gesehen, die die Überwachung von Verhalten und kognitiven Prozessen leistet<br />
(Goldenberg, 1997).<br />
Bei der Ausübung der sogenannten exekutiven Funktionen wird insbesondere der Einfluss<br />
des präfrontalen Cortex betont (Karnath & Wallesch, 1992; Waltz, Knowlton, Holyoak,<br />
Boone, Mishkin, de-Menezes-Santos, Thomas & Miller, 1999).
Tranel, Anderson und Benton (1994) verweisen auf eine enge Beziehung von<br />
präfrontalem Cortex und exekutiven Funktionen, indem sie feststellen:<br />
…„It is virtually impossible to find a discussion of prefrontal lobe lesions that does not<br />
make reference to disturbances of executive functions and, in parallel fashion, there is<br />
rarely a discussion of disturbances of executive functions that does not make reference to<br />
dysfunction of prefrontal brain regions.” (S. 126)<br />
3.3 Was sind exekutive Funktionen?<br />
Exekutive Funktionen sind im Allgemeinen die kognitiven Prozesse des Planens und<br />
Handelns, die als wesentliche Komponenten menschlicher Informationsverarbeitung und<br />
Handlungssteuerung angesehen werden. Dazu gehören grundlegende Prozesse wie die<br />
Exploration des relevanten Umfeldes (Informationsanalyse), Zielformulierung, die<br />
Planung von Handlungssequenzen in neuartigen Situationen durch<br />
Aufmerksamkeitssteuerung, (un-) bewusstes Bilden von Erwartungen, der automatische<br />
Abruf vorgefertigter Handlungsschemata in Routinesituationen sowie das Ausführen von<br />
Handlungen und deren Kontrolle (Karnath & Sturm, 1997). Diese Zusammenfassung<br />
zentraler Bestandteile exekutiver Funktionen integriert bereits einen großen Teil der in der<br />
Literatur zu findenden Aspekte des Begriffes. Es sind darüber hinaus jedoch noch andere<br />
kognitive Prozesse und Fähigkeiten zu nennen, die im Verlauf der<br />
Informationsverarbeitung und Handlungssteuerung Einfluss nehmen und kognitivem<br />
Planen und sinnvollem Handeln vorausgehen.<br />
Die Entwicklung von Strategien (Owen, Downes, Sahakian, Polkey & Robbins, 1990),<br />
kognitive Flexibilität (Eslinger & Grattan, 1993) und Nutzung von Feedback (Karnath,<br />
Wallesch & Zimmermann, 1991; Cicerone, Lazar & Shapiro, 1983) sind nur einige der<br />
Fähigkeiten, die Voraussetzungen für die von Karnath und Sturm (1997) genannten<br />
Abläufe darstellen und als kognitive Komponenten von Planungsprozessen gesehen<br />
werden können, die in weiteren Kapiteln dieser Arbeit beschrieben werden (Kapitel 3.4).<br />
Feuchtwanger (1923) beschäftigte sich früh mit Fähigkeiten der Kontrolle und Integration<br />
von Verhaltensschritten, die unter die heutige Bezeichnung „exekutive Funktionen“ zu<br />
subsumieren sind.
Röhrenbach und Markowitsch (1997) stellen den Bezug exekutiver Funktionen speziell zu<br />
zielgerichteten und sinnvollen Handlungen heraus. In ihrem Kapitel über Störungen<br />
exekutiver Funktionen nach frontalen Hirnschädigungen nennen sie im Einzelnen die<br />
Verarbeitung zeitlicher Reihenfolgen, konzeptuelles Denken, Flexibilität und<br />
Ideenproduktion sowie das Planen und Ausführen zielgerichteter Handlungen als<br />
unterscheidbare Komponenten exekutiver Planungs- und Regulationsfunktionen.<br />
Tranel et al. (1994) entnehmen der gegenwärtigen Literatur zu exekutiven Funktionen<br />
einige in konstanter Weise diskutierte Themen, aus denen sich eine allgemeine<br />
Vorstellung von dem ableiten lässt, was mit dem Ausdruck „exekutive Funktionen“<br />
gemeint ist. Sie merken an, der Begriff beziehe sich auf kognitive Fähigkeiten höherer<br />
Ordnung (higher-order cognitive capacities), und nennen als Beispiele die Bereiche<br />
Urteilen, Entscheidungsfindung, Planen und soziales Verhalten als Prozesse, die auf dem<br />
höchsten Niveau in der kognitiven Hierarchie angesiedelt sind.<br />
Als ergänzende Teile einer allgemeinen exekutiven Gesamtfunktion sehen Stuss und<br />
Benson (1986) die Teilbereiche Antizipation, Zielbildung, Planen, Überwachung von<br />
Ergebnissen und Feedback-Nutzung. Die Autoren weisen darauf hin, dass es<br />
möglicherweise noch andere Funktionen als die von ihnen genannten gibt, die zu den<br />
exekutiven Funktionen bzw. zum exekutiven System gehören, und betonen deren<br />
deutliche Zugehörigkeit zu den Frontallappen.<br />
Einen Mehrkomponenten-Ansatz verfolgt Lezak (1995). Sie nennt als vier Bestandteile<br />
exekutiver Funktionen erstens das „Wollen“ (volition) als die Fähigkeit, den eigenen<br />
Willen und die eigenen Bedürfnisse zu erkennen und den Wunsch nach ihrer Umsetzung,<br />
zweitens die Planungsfähigkeit (planning), die aus der Identifikation und Organisation<br />
von Schritten und Elementen zur Umsetzung einer Intention besteht, drittens<br />
zielgerichtetes Handeln in Nicht-Routine-Situationen (purpose action) und viertens<br />
effektives Ausführen einer Handlung, einschließlich deren Überwachung und Modifikation<br />
(effective performance). Lezak sieht die Notwendigkeit einer intakten exekutiven<br />
Kapazität für die Entwicklung von situationsangemessenen, sozial verantwortungsvollen<br />
und effektiven, selbsterhaltenden Verhaltensweisen.
Zu den kognitiven Störungen nach präfrontalen Läsionen führt von Cramon (1988) eine<br />
umfangreiche Liste von Defiziten an. Die von ihm genannten Beeinträchtigungen können<br />
unter Berücksichtigung der Angaben in der Literatur als Defizite bei der Ausübung<br />
exekutiver Funktionen interpretiert werden.<br />
Er nennt im Einzelnen:<br />
• impulsives, vorschnelles Handeln<br />
• eingeschränkte Produktion von (Teil-) Lösungen<br />
• kein zielgerichtetes Handeln<br />
• unzureichende Extraktion der relevanten Informationen<br />
• Extraktion der relevanten Merkmale/Teilpläne ohne nachfolgende<br />
Handlungskonsequenzen<br />
• „Haften“ an (irrelevanten) Details<br />
• mangelhafte Umstellungsfähigkeit bzw. Perseveration vorausgegangener<br />
Handlungsschritte<br />
• „Rationalisierungen“ beim Auftreten von Schwierigkeiten mit der<br />
Testdurchführung<br />
• mangelhaftes Lernen aus Fehlern<br />
• mangelhafte Entwicklung von Alternativplänen<br />
• Regelverstöße<br />
• mangelhafte Koordination von Teilplänen<br />
• zunehmende Ungenauigkeit der Planung im Testverlauf<br />
• Einsatz von planungsirrelevanten Routinehandlungen<br />
Defizite in diesen Bereichen treten vor allem nach Läsionen des Frontalhirns auf, wie in<br />
Studien mit hoher Übereinstimmung berichtet wird (Morris, Miotto, Feigenbaum, Bullock<br />
& Polkey, 1997; Röhrenbach et al., 1991; Carlin, Bonerba, Phipps, Alexander, Shapiro &<br />
Grafman, 2000).
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass der Begriff „exekutive Funktionen“ für<br />
eine Vielzahl von kognitiven Prozessen höherer Ordnung verwendet wird. Einerseits<br />
werden durch ihn die für komplexe Anforderungen des Planens und Handelns<br />
notwendigen Grundvoraussetzungen wie kognitive Flexibilität, Abstraktionsvermögen<br />
und Initiation von Handlungen erfasst, andererseits bezeichnet er auch komplexere<br />
Fähigkeiten, die in einer konkreten Situation zum Tragen kommen, wie Exploration,<br />
Antizipation, Zielbildung, Strategieentwicklung und die Nutzung von Feedback, die in der<br />
Hierarchie der Informationsverarbeitung höher anzusiedeln sind. Unter die exekutiven<br />
Funktionen fallen ebenso Vorgänge, die eine Integration der verschiedenen zuvor<br />
dargestellten kognitiven Abläufe erfordern, wie hochkomplexe Planungsvorgänge,<br />
Problemlösen, Handlungskontroll- und Regulationsprozesse.<br />
Exekutive Funktionen werden in Routinesituationen (Abruf der passenden vorgefertigten<br />
Handlungsschemata) und Nicht-Routinesituationen (Planen) wirksam und beziehen sich<br />
insbesondere auf zielgerichtetes, sinnvolles Handeln. Auch Persönlichkeitsmerkmale, die<br />
Interaktionen einer Person mit ihrer sozialen Umwelt prägen, werden von einigen Autoren<br />
zu den exekutiven Funktionen gezählt.<br />
3.4 Komponenten exekutiver Funktionen<br />
Die in diesem Kapitel dargestellten Komponenten von exekutiven Funktionen sind Teil<br />
der komplexen menschlichen Informationsverarbeitung und werden in der Literatur als<br />
essentielle Faktoren für einen reibungslosen Ablauf von Prozessen des Planens und<br />
Handelns diskutiert.<br />
Die Auswahl der vorgestellten Bereiche stützt sich auf eine umfangreiche<br />
Literaturrecherche und zum großen Teil weisen einzelne Komponenten Überlappungen<br />
auf. Sie sind daher nicht so strikt voneinander zu trennen wie es anhand der hier<br />
gewählten Aufteilung erscheinen mag. Es werden Untersuchungsergebnisse aus der<br />
Forschung zu Funktionen und Schädigungen der Frontallappen berichtet.<br />
Ausführliche empirische Befunde über die Teilbereiche Kategorienbilden und Planen nach<br />
frontalen Hirnläsionen werden gesondert in Kapitel 5 diskutiert, da sie besonders<br />
charakteristische Felder der Forschung zu Frontalhirnschäden darstellen und zentraler<br />
Gegenstand des methodischen Teils dieser Diplomarbeit sind.
3.4.1 Sequenzierung<br />
Die Verarbeitung zeitlicher Reihenfolgen und das chronologische Ordnen von Ereignissen<br />
werden als Sequenzierung bezeichnet und können im Rahmen von Frontalhirnschäden<br />
verändert sein (Duncan, 1986). Auch im Zusammenhang mit Störungen der<br />
Handlungsplanung werden Sequenzierungsfähigkeiten diskutiert. Für betroffene Patienten<br />
stellt sich die eigenständige Organisation nicht routinemäßig ablaufender Abfolgen von<br />
Verhaltensschritten sowie die Antizipation von Konsequenzen und Handlungsresultaten<br />
als ein grundlegendes Problem dar.<br />
Die Schwierigkeiten, die im Alltag der Patienten auftreten, lassen sich in<br />
neuropsychologischen Tests abbilden. Beispielsweise sind Patienten mit frontalen<br />
Läsionen bei Gedächtnisaufgaben vorwiegend dann beeinträchtigt, wenn sie die Items<br />
beim Abruf nach der Reihenfolge ihres Auftretens ordnen sollen (Röhrenbach &<br />
Markowitsch, 1997). Dieser Befund konnte auch bei Patienten mit degenerativen<br />
Krankheiten, die das Frontalhirn mitbetreffen, z.B. Parkinson und Korsakow-Syndrom,<br />
festgestellt werden (Harrington & York Haaland, 1991).<br />
Als weiteres Verfahren zur Erfassung von Sequenzierungsdefiziten werden in<br />
experimentellen Untersuchungen Recency-Aufgaben verwendet. Diese Art von Aufgaben<br />
erfordert vom Probanden eine Einschätzung der zeitlichen Nähe von einzelnen oder<br />
gepaarten Stimuli, die zuvor in einer Serie dargeboten wurden. Es zeigt sich ein selektives<br />
Defizit frontal geschädigter im Vergleich zu temporal geschädigten Patienten, wobei die<br />
frontalen Gruppen bei Recency-Urteilen beeinträchtigt sind, nicht aber bei der<br />
Wiedererkennung; bei den temporalen Gruppen verhält es sich hingegen genau umgekehrt<br />
(Milner, Corsi & Leonard, 1991).<br />
Auch Milner, Petrides und Smith (1985) kommen in ihrer Untersuchung zu dem Ergebnis,<br />
dass präfrontale Läsionen die Recency-Urteile der Patienten beeinträchtigen, wenn sie mit<br />
anderen Gedächtnisfunktionen verglichen werden. Dieser Effekt tritt bei Bildern und<br />
Wörtern gleichermaßen auf.<br />
Defizite in der Fähigkeit, Handlungssequenzen zu verarbeiten und selbstständig zu<br />
entwickeln ohne wichtige Teile auszulassen und unwichtige Schritte einzufügen, sind<br />
nicht ohne Bedeutung für defizitäres Planen und Problemlösen. Vorgänge, bei denen
wichtige Elemente wie Zielformulierung, Erwägen der Schritte zur Umsetzung,<br />
Ausführung, Vergleich von Soll- und Ist-Zustand und Adaption des Lösungsprozesses<br />
vollständig und in geordneter Reihenfolge erfolgen müssen, werden durch mangelnde<br />
Sequenzierungsfähigkeiten in ihrem Ablauf gestört (Duncan, 1986).<br />
3.4.2 Kognitive Flexibilität<br />
Eslinger und Grattan (1993) weisen auf ein zentrales Merkmal adaptiven menschlichen<br />
Verhaltens hin, welches darin besteht, Gedankengänge und einmal eingeschlagene<br />
Handlungswege zu ändern um flexibel reagieren zu können und Verhalten an die<br />
Erfordernisse einer aktuellen Situation anzupassen. Diese als kognitive Flexibilität<br />
beschriebene Fähigkeit wird in der Literatur häufig im Zusammenhang mit<br />
Problemlösedefiziten genannt und eine Beeinträchtigung äußert sich in den<br />
gebräuchlichen Testverfahren in perseverativer Beibehaltung einer als falsch bewerteten<br />
Reaktion (Eslinger & Grattan, 1993; Cicerone et al., 1983).<br />
Einer der ersten Autoren, die dieses Konzept identifizierten und sich damit befassten, war<br />
Goldstein (1943). Er beschreibt einen Patienten mit frontalen Hirnverletzungen, der ein<br />
Verhalten initiieren, Reaktionen aber nicht ändern konnte, wenn die Situation es von ihm<br />
verlangte.<br />
Einige Forscher unterscheiden verschiedene Bestandteile einer allgemeinen kognitiven<br />
Flexibilität. Die Fähigkeit, Verhalten und Kognition dem Kontext anzupassen und zu<br />
ändern, wird als reaktive Flexibilität bezeichnet. Spontane Flexibilität bezieht sich auf die<br />
Fähigkeit, durch divergentes Denken eine Vielzahl von Ideen und Antworten zu<br />
generieren.<br />
Eslinger und Grattan (1993) stellten bei 30 Patienten mit kürzlich erworbenen fokalen<br />
Hirnschäden der Frontallappen oder Basalganglien eine geringere Leistung in einem Test<br />
zur reaktiven Flexibilität fest als bei Patienten mit posterioren Läsionen und gesunden<br />
Personen. Dieses Ergebnis interpretieren sie als Hinweis darauf, dass für eine geringe<br />
reaktive Flexibilität eine frontal-striatale Dysfunktion maßgeblich zu sein scheint, die<br />
entweder mit frontaler Schädigung oder einer Schädigung der Basalganglien verbunden<br />
sein kann. Bei der untersuchten spontanen Flexibilität manifestiert die frontale Gruppe die
stärkste Beeinträchtigung über alle Gruppen. Die Autoren weisen auch auf Befunde<br />
anderer Untersuchungen hin, denen zufolge eine reduzierte kognitive Flexibilität auch bei<br />
vielen anderen cortikalen und subcortikalen Läsionen aufzufinden ist. Als Grund wird die<br />
Vielschichtigkeit der an der kognitiven Flexibilität beteiligten Verarbeitungsprozesse<br />
angenommen.<br />
Eine eingeschränkte kognitive Flexibilität steht in enger Beziehung zur Perseveration, die<br />
in Berichten über Verhaltensauffälligkeiten im Kontext des Frontalhirnsyndroms einen<br />
festen Platz einnimmt. So verhindert oder erschwert die Tendenz zur Perseveration den<br />
flexiblen Umgang mit einem Problem oder führt eine mangelhafte Flexibilität dazu, in<br />
perseverativem Verhalten zu verharren.<br />
In Tests zu Kategorisierungsfähigkeiten (z.B. WCST) äußert sich ein Mangel an<br />
kognitiver Flexibilität in einem vermehrten Auftreten perseverativer Fehler. Besonders bei<br />
der Prüfung des Reaktionswechsels (reaction shift) bzw. Kategorienwechsels zeigen<br />
Frontalhirnpatienten diese Auffälligkeit (Miller & Tippett, 1996; Goldberg & Bilder,<br />
1987; Cicerone et al., 1983). Miller und Tippet (1996) stellen die Bedeutung des rechten<br />
Frontallappens, besonders dessen ventraler Region, für die Änderung einer Reaktion<br />
heraus.<br />
3.4.3 Strategieentwicklung und -anwendung<br />
Problemlösen und Planen erfordern den Einsatz adäquater Strategien, die eine Person<br />
unter Umständen selbst generieren muss. Studien über Hirnschädigungen berichten<br />
Befunde, die bei Patienten mit frontalen Hirnschäden eine Beeinträchtigung in diesen<br />
Bereichen belegen (Burgess & Shallice, 1996; Owen et al., 1990; Cicerone et al., 1983).<br />
Owen et al. (1990) untersuchten mit einem Test zum räumlichen Arbeitsgedächtnis das<br />
Ausmaß, in dem uni- und bilateral Frontalhirngeschädigte eine visuelle Suchstrategie<br />
entwickeln und einsetzen. Als Ergebnis wurde ein signifikanter Unterschied zuungunsten<br />
der Patientengruppe gegenüber der gesunden Kontrollgruppe gefunden. Die frontal<br />
geschädigten Patienten dieser Stichprobe setzen die Strategie mit geringerer Effizienz ein,<br />
was eine erhöhte Anzahl von Suchfehlern zur Folge hat.
Im Rahmen von Kategorisierungsaufgaben wird Probanden Feedback über richtige und<br />
falsche Reaktionen gegeben. Erfolgreiche Strategien zu verfolgen bedeutet hier, dass nach<br />
jeder Rückmeldung „falsch“ ein Reaktionswechsel erfolgt (lose-shift) und nach jeder<br />
Rückmeldung „richtig“ diese Reaktion beibehalten wird (win-stay). Cicerone et al. (1983)<br />
fanden einen selteneren Gebrauch der „lose-shift-Strategie“ bei Patienten mit frontalen<br />
Hirntumoren, die stattdessen häufiger eine als falsch bewertete Reaktion beibehielten<br />
(lose-stay), was zu mehr Fehlern und einer geringeren Anzahl richtiger Lösungen in<br />
dieser Gruppe führte.<br />
Inwieweit die Beibehaltung einer Reaktion in der Gruppe frontalhirngeschädigter<br />
Patienten im Sinne der bewussten Verwendung einer „lose-stay-Strategie“ erfolgte oder<br />
ob sie auf eine generelle Tendenz zur Perseveration zurückzuführen ist, wird nicht<br />
geklärt. Perseveratives Verhalten wird häufig im Zusammenhang mit frontalen<br />
Schädigungen berichtet (Eslinger & Grattan, 1993; Karnath & Wallesch, 1992; Delis et<br />
al., 1992).<br />
Defizite in einer Gedächtnisaufgabe beim Abruf von Wörtern aus kategorisierten Listen<br />
fanden Incisa della Rocchetta und Milner (1993) nur nach Frontalhirnläsion der linken<br />
Hemisphäre. Für diese Auffälligkeit machen die Autoren eine Beeinträchtigung bei der<br />
selbstständigen Entwicklung einer geeigneten Abrufstrategie nach linkshemisphärischer<br />
Verletzung verantwortlich, da sowohl die links- als auch die rechts-frontale Gruppe eine<br />
Abrufstrategie gleichermaßen anwenden konnten, wenn ihnen diese vorgegeben wurde.<br />
Über Schwierigkeiten beim Wechsel einer Strategie im Rahmen einer Testaufgabe zum<br />
divergenten Denken (Holzstäbchen umlegen), bei der Probanden versuchen sollten ein<br />
vorgegebenes Ziel auf möglichst viele unterschiedliche Wege zu erreichen berichten<br />
Miller und Tippet (1996). Patienten mit rechts-frontalen und rechts zentral-parietalen<br />
Läsionen lösten weniger Probleme, bei denen die Änderung einer zuvor etablierten<br />
Strategie gefordert wurde. Die Autoren folgern daraus, dass besonders die rechte<br />
Hemisphäre wichtig für den Reaktions- bzw. Strategiewechsel ist.<br />
Andere Ergebnisse aus Untersuchungen zur Bildung und Verwendung von Strategien<br />
sprechen gegen ein Defizit bei Frontalhirnpatienten. Goel und Grafman (1995) fanden in<br />
ihrer Studie bei 20 erwachsenen Patienten mit Läsionen im präfrontalen Cortex im Turm<br />
von Hanoi-Test zwar signifikant schlechtere Ergebnisse als in der gesunden
Kontrollgruppe, eine Zurückverfolgung der Züge in Patienten- und Kontrollgruppe deutet<br />
jedoch auf den Einsatz gleicher Strategien in den beiden Gruppen hin. Dementsprechend<br />
führen die Autoren das Ergebnis nicht auf einen defizitären Strategieeinsatz der<br />
geschädigten Patienten zurück, sondern machen andere Beeinträchtigungen dafür<br />
verantwortlich, wie die Unfähigkeit zur Lösung eines Konflikts zwischen Gesamtziel und<br />
Teilzielen (goal-subgoal-Konflikt; vgl. Goel & Grafman, 1995; Morris et al., 1997).<br />
3.4.4 Abstraktionsvermögen<br />
Der Begriff Abstraktionsvermögen beschreibt die Fähigkeit einer Person, sich zur Analyse<br />
einer Situation oder eines Gegenstandsbereiches von anschaulichen Sachverhalten zu<br />
lösen, um Zusammenhänge, übergeordnete Aspekte und Gesetzmäßigkeiten zu erfassen.<br />
Das Bilden von Begriffen und Kategorien, wesentliche Teilaspekte und Merkmale aus<br />
einem konkreten Ganzen herauszulösen, geistiges Vorausplanen einer Lösung zu einem<br />
vorliegenden Problem und Antizipation vorausgegangener und zukünftiger Ereignisse<br />
sind Ergebnisse von Abstraktionsprozessen, die grundlegende Erfordernisse des<br />
kognitiven Problemlösens sind.<br />
Defizite bei Frontalhirnpatienten werden berichtet und äußern sich in Tests zur<br />
Kategorisierungsfähigkeit und Konzeptbildung, Aufgaben zum Urteilsvermögen und in<br />
Planungs- und Schätzaufgaben (Perrine, 1993; Cicerone et al., 1983; Waltz et al., 1999),<br />
auf die in weiteren Kapiteln Bezug genommen wird.<br />
3.4.5 Schlussfolgern und Schätzen<br />
Aus komplexen Beziehungen Schlussfolgerungen zu ziehen ist eine wichtige<br />
Voraussetzung für adäquates Vorausplanen und erfolgreiches Handeln, jedoch finden sich<br />
in der Literatur nur wenige Studien, die diese Fähigkeit bei hirngeschädigten Personen<br />
untersuchen. Die wenigen auffindbaren Arbeiten betrachten im Wesentlichen deduktives<br />
und induktives Schlussfolgern (Waltz et al., 1999) sowie die Möglichkeiten<br />
frontalhirngeschädigter Patienten, realistische Einschätzungen abzugeben (Luria, 1966;<br />
Shallice & Evans, 1978).
Waltz et al. (1999) fassen die Integration multipler Beziehungen zwischen mentalen<br />
Repräsentationen als bedeutendste kognitive Grundlage des deduktiven und induktiven<br />
Schlussfolgerns auf und postulieren eine Verbindung dieser Vorgänge zum präfrontalen<br />
Cortex. Diese Annahme wird durch ihre Untersuchung unterstützt, in der sie finden, dass<br />
Patienten mit Läsionen des präfrontalen Cortex besondere Schwierigkeiten bei Aufgaben<br />
haben, in denen es um die Bildung und Integration mentaler Repräsentationen von<br />
Beziehungen geht, insbesondere wenn es sich dabei um komplexe Relationen zwischen<br />
zwei oder mehr Elementen handelt. Die unzureichende Integrationsfähigkeit der Patienten<br />
in der präfrontalen Läsionsgruppe führt in der vorliegenden Untersuchung zu auffälligen<br />
Störungen beim transitiven Schlussfolgern (Deduktion) und bei der Vervollständigung<br />
einer Matrix analog zu Ravens progressiven Matrizen (Induktion).<br />
Klinischen Berichten ist zu entnehmen, dass auch die Unfähigkeit zu urteilen in der Folge<br />
frontaler Läsionen auftritt (Shallice & Evans, 1978). Luria (1966) beschreibt einen<br />
Patienten, dessen augenfälligstes Defizit nach einer Läsion des rechten Frontallappen<br />
darin besteht, dass er trotz erhaltener Intelligenz nicht in der Lage ist, auf einfache Fragen<br />
hin angemessene kognitive Einschätzungen zu produzieren. Dieses führt Luria auf die<br />
Neuartigkeit der Situation zurück, in der allgemeine Wissenselemente auf ungewohnte,<br />
nicht unbedingt aber komplexe Weise verarbeitet werden müssen und wertet das Ergebnis<br />
als Bestätigung seiner Hypothese, dass die Selektion und Regulation kognitiven Planens<br />
eine Hauptfunktion der Frontallappen ist. Als Schritte im Lösungsprozess bei<br />
Schätzaufgaben führt er die Auswahl eines angemessenen kognitiven Plans, Aktivierung<br />
von Wissenselementen, Bildung von Hypothesen und deren Prüfung, Bewertung und<br />
Abwägen möglicher Antwortalternativen, Auswahl der wahrscheinlichsten Antwort und<br />
die Ausführung des gewählten Plans an.<br />
Die Frage, ob für Frontalhirnpatienten Schätzaufgaben grundsätzlich schwieriger sind als<br />
für andere hirngeschädigte Gruppen oder Gesunde, untersuchen Shallice und Evans<br />
(1978) in einer Gruppenstudie. Wie oben beschrieben stellen die Autoren in drei<br />
Untersuchungsgruppen Schätzfragen, bei denen ein kognitiver Plan zur Lösung nicht<br />
unmittelbar ersichtlich ist, deren Lösung aber kein Expertenwissen erfordert und bewerten<br />
die Rationalität der Antworten. Das Urteilsvermögen bei Schätzaufgaben erweist sich bei<br />
der Gruppe mit frontalen Läsionen als schlechter im Vergleich zu den Patienten mit<br />
posterioren Läsionen, da die Anzahl bizarrer Antworten in dieser Gruppe signifikant
größer ist. Für diesen Effekt können weder Verständnisprobleme noch die zusätzlich<br />
erhobene Arithmetikfähigkeit und Intelligenz erklärend sein, so dass die Autoren die<br />
Erklärung äußern, Beeinträchtigungen der komplizierten Verarbeitungsprozesse bei<br />
Schätzaufgaben stehen in Verbindung mit Läsionen der Frontallappen, während<br />
einfachere Verarbeitungsmodi (Rechnen, Intelligenztest) dadurch nicht berührt sind (vgl.<br />
Kapitel 2.2.2).<br />
Nach Meinung von Smith und Milner (1984), die ihre Patienten die Preise von Waren<br />
schätzen ließen, machen vor allem Patienten mit rechtshirnigen Läsionen dabei<br />
überdurchschnittlich viele Fehler.<br />
3.4.6 Nutzung von Feedback<br />
Eine zentrale Rolle innerhalb der exekutiven Funktionen nimmt die Fähigkeit ein,<br />
Feedback aus der Umwelt zu beachten, zu bewerten und zur Verhaltenssteuerung zu<br />
nutzen. Verschiedene kognitive Voraussetzungen sind essentiell für diesen Prozess.<br />
Zunächst erfordert die Aufnahme von Feedback aus der Umwelt eine Steuerung der<br />
Aufmerksamkeit in Richtung auf die in einem Kontext relevanten Informationen, die<br />
Hinweise auf Konsequenzen einer vorausgegangenen Handlung enthalten können. Indem<br />
eine Feedbackinformation in Beziehung zum eigenen Verhalten gesetzt wird, kann eine<br />
Person Erwartungen über die Zukunft bilden und Handlungsergebnisse gedanklich<br />
vorwegnehmen. Die Antizipation von Konsequenzen kann im Sinne einer Optimierung<br />
von Handlungen und Handlungsergebnissen zur aktiven Verhaltenssteuerung genutzt<br />
werden. Im Allgemeinen ist eine Person durch Feedback dazu in der Lage, das<br />
wiederholte Auftreten falscher Reaktionen (Perseveration) zu unterlassen und sich mit<br />
einem Gegenstandsbereich flexibler auseinander zu setzen, um einen gegebenen<br />
Problemzustand aufzulösen.<br />
In der Forschung verfolgen Wissenschaftler seit langem die Ansicht, spezielle<br />
Problemlösedefizite, wie eine eingeschränkte Fähigkeit, adäquate Kategorien zu bilden,<br />
Regelverstöße und Perseveration, seien unter anderem auf eine mangelhafte Nutzung von<br />
Feedbackinformationen zurückzuführen (Cicerone et al., 1983; Milner, 1964). Dieses<br />
Feedback wird im Rahmen von empirischen Untersuchungen meist durch die verbale oder<br />
visuelle Rückmeldung „richtig“/„falsch“ auf eine Reaktion des Probanden hin realisiert
(Nelson, 1976; Cicerone et al., 1983; Röhrenbach et al., 1991) und häufig zeigen gerade<br />
Patienten mit Frontalhirnschäden Schwierigkeiten bei der Verwertung dieser Information.<br />
Cicerone et al. (1983) berichten so über eine signifikant höhere Auftretenshäufigkeit von<br />
Beibehaltungen falscher Reaktionen in einem Kartensortiertest bei einer Gruppe<br />
Frontalhirngeschädigter im Vergleich zu Patienten mit posterioren Läsionen. Sie führen<br />
die nicht angemessene Berücksichtigung des „falsch“-Feedback für weitere Reaktionen<br />
auf das Fehlen eines speziellen Aufmerksamkeitsprozesses bei Frontalhirnlädierten<br />
zurück, der Feedback berücksichtigt und relevante von irrelevanten Informationen trennt.<br />
Auch die Erkenntnis, dass nach frontalen Hirnschäden perseveratives Verhalten verstärkt<br />
auftritt, liefert eine mögliche Erklärung für die tendenzielle Beibehaltung von Reaktionen<br />
unabhängig vom Feedback.<br />
Während die Mehrzahl der Untersuchungen zum Thema Problemlösen für eine<br />
eingeschränkte Feedbacknutzung bei Frontalhirnpatienten spricht, stellen Karnath et al.<br />
(1991) in ihrer Studie anderes fest, in der es darum ging, einen mentalen Plan von einem<br />
Irrgarten zu entwickeln, von dem jeweils nur ein kleiner Ausschnitt sichtbar ist. Sie<br />
werten die einzelnen Durchgänge, die ihre Probanden brauchen, um sich durch den<br />
Irrgarten zu finden, getrennt voneinander aus und kommen zu dem Ergebnis, dass die<br />
Beachtung des Fehler-Feedback bei Patienten mit akuten frontomedialen Hirnschäden<br />
intakt ist, da sie alternative Reaktionen direkt im Anschluss an die Rückmeldung<br />
entwickeln. Dieselben Patienten lernen jedoch langsamer aus dem Feedback, das sie im<br />
Verlauf der Problembearbeitung erhalten, da sie mehr Durchgänge brauchen als Patienten<br />
mit akuten retrorolandischen Läsionen und gesunde Kontrollen, bis sie den Irrgarten<br />
fehlerfrei lösen. Die Ergebnisse zeigen unterschiedliche Defizite, die jedoch alle für<br />
Auffälligkeiten bei der Nutzung von Feedback nach Stirnhirnläsionen sprechen.<br />
3.4.7 Regelbefolgung und die Nutzung von Kontextinformationen<br />
Neben Feedback spielt auch der gegebene Kontext eine Rolle bei der Reaktionsauswahl<br />
und -modifikation. Die Beachtung relevanter Kontextinformationen, die alle möglichen zu<br />
einem Zeitpunkt verfügbaren Informationen beinhalten können, verhindert reizgesteuerte,<br />
automatisierte Reaktionen und unterbindet beispielsweise ein zu langes Aufhalten an<br />
Versuch- und Irrtumsverhalten. Eine Speicherung der Kontextinformationen muss dazu
gewährleistet sein, die im Hippocampus lokalisiert ist und in reziprokem Austausch mit<br />
Inhalten des Arbeitsgedächtnisses steht (Schöttke, 2000).<br />
In der neuropsychologischen Forschung werden Kontextinformationen durch Regeln<br />
operationalisiert, die mögliche Lösungswege einer Aufgabe einschränken und diese zu<br />
einem Problem machen (Schöttke, 2000; Kotovsky, Hayes & Simon, 1985). Vermehrt<br />
auftretende Regelverstöße bei der Bearbeitung eines Problems werden daher mit einer<br />
eingeschränkten Nutzung von Kontextinformationen in Verbindung gebracht. Empirische<br />
Untersuchungen belegen immer wieder den Zusammenhang von Regelverletzungen und<br />
Frontalhirnschäden (Petrides, 1985; Karnath et al., 1991; Leòn-Cariòn, Morales,<br />
Forastero, Del Rosario Domìnguez-Morales, Murillo, Jimenez-Baco & Gordon, 1991;<br />
Schöttke, 2000; Carlin et al., 2000). Die Befunde stützen die Kontext-Theorie der<br />
Frontalhirnstörung (Kapitel 4.3).<br />
Kotovsky et al. (1985) sehen die Automatisierung des Gebrauchs von Regeln als<br />
Vorläufer von Planungsverhalten an, da erfolgreiche Lösungsprozesse vom routinierten<br />
Umgang mit den Regeln eines zu lösenden Problems profitieren. Diese Aussage<br />
unterstreicht die Bedeutung von Lernprozessen und Arbeitsgedächtnis für<br />
Problemlöseprozesse.<br />
Dass neben der Befolgung festgesetzter Regeln auch deren selbstständiges Erkennen<br />
Hinweise auf Störungen exekutiver Funktionen liefert, vermuten Leòn-Cariòn et al.<br />
(1991). Sie schlagen eine interessante Variante der computerisierten Turm von Hanoi-<br />
Aufgabe vor, die darin besteht, zu Beginn der Bearbeitung den Probanden nur das Ziel<br />
vorzugeben (Turm verschieben), nicht aber die Regeln zu nennen (nur kleinere auf<br />
größere Scheibe), um die Fähigkeit ihrer Probanden zu ermitteln, eine Regel selbst zu<br />
erkennen. Die Daten von Leòn-Cariòn et al. (1991) zeigen, dass die Gruppe der<br />
Hirngeschädigten trotz Rückmeldung der illegalen Reaktionen mehr Regelverstöße<br />
begeht als gesunde Kontrollpersonen. Aufgrund der unterschiedlichen Zusammensetzung<br />
der Untersuchungsgruppen sind statistische Vergleiche in dieser Untersuchung jedoch<br />
nicht zulässig. Die Auswertung der Regelverstöße in dieser Testversion erlaubt nicht ohne<br />
Weiteres Rückschlüsse auf das Erkennen der Regeln auf der Seite der Probanden, denn ob<br />
die begangenen Regelverstöße auf die Unfähigkeit zurückgehen, die Regeln zu erkennen,<br />
oder ob der Proband die Regeln im Laufe der Zeit zwar erkennt, diese aber nicht befolgt,<br />
ist nicht zu unterscheiden. Eine diesbezügliche Aussage ist ohne weitere Informationen,<br />
beispielsweise durch eine Befragung der Probanden zu erkannten Regeln, nicht möglich.
Eine Missachtung von Instruktionen, die in einer Untersuchung von Milner (1964)<br />
spezifisch für Patienten mit frontalen Schädigungen ist, erklärt die Autorin im<br />
Zusammenhang mit weiteren Befunden durch Störungen in einer speziellen<br />
Modulatorfunktion, die den Wechsel des Antwortverhaltens in Folge sich verändernder<br />
Signale des äußeren Umfeldes reguliert. Da im Verlauf mehrerer Durchgänge eine<br />
Abnahme der anfänglichen Regelverstöße auffällt, nimmt die Autorin an, dass es sich<br />
nicht um ein kontinuierliches Phänomen handelt. Die Missachtung der Regeln könnte<br />
auch Ausdruck einer zeitweisen Überforderung oder erhöhter Anspannung sein.<br />
Eine ähnliche Sichtweise verfolgen Karnath et al. (1991). Sie sehen Regelverstöße und die<br />
Nicht-Beachtung von Kontextinformationen nicht generell als Defizit nach frontalen<br />
Hirnschäden, sondern als normales Verhalten, das vorübergehend dann auftritt, wenn es<br />
durch neue Anforderungen und Situationen (non-routine) zu einer Überbelastung kommt.<br />
Zu diesem Schluss führt sie der Befund, dass gesunde und hirngeschädigte Personen im<br />
ersten Irrgarten-Versuch mit gleicher Häufigkeit Regelverstöße begehen. Die<br />
Überbelastung scheint anfangs in allen Gruppen vorzuliegen, nimmt aber in weiteren<br />
Versuchen in der gesunden Gruppe schneller ab als in der Gruppe der Hirngeschädigten,<br />
die insgesamt zwar mehr Durchgänge benötigen, das Labyrinth am Ende jedoch auch<br />
fehlerfrei lösen. Der Umgang mit Nicht-Routine-Situationen bei Patienten mit frontalen<br />
Läsionen ist diesen Ergebnissen nach nicht generell gestört, sie lernen nur weniger schnell<br />
aus gesammelten Informationen und behalten daher regelwidriges Verhalten länger bei<br />
als Gesunde. Vermehrte Regelverstöße bei Frontalhirngeschädigten sind daher nach<br />
Karnath et al. (1991) nicht Ausdruck einer generellen Unfähigkeit, den Kontext zu<br />
beachten, sondern entstehen aus der sich verzögert einstellenden Routine. Die Befunde<br />
stellen keinen Widerspruch zur Annahme über die beeinträchtigte Nutzung von<br />
Kontextinformationen nach Frontalhirnschädigung dar, sondern sind im Sinne einer<br />
Präzisierung zu verstehen.<br />
3.4.8 Reaktionsunterdrückung (response inhibition)<br />
Die Unterdrückung einer Reaktion spielt immer dann eine Rolle, wenn subjektiv ein<br />
starker Handlungsimpuls besteht (prepotent response), der aber nicht befolgt wird, weil<br />
die Reaktion ungeeignet ist, beispielsweise der Erreichung von Zielen einer Handlung<br />
entgegensteht oder in einer Situation in anderer Hinsicht unangemessen ist.
Lhermitte (1983) beschreibt Patienten mit Läsionen der Frontallappen, die Objekte in<br />
ihrer Umwelt automatisch benutzen müssen, ohne dieses Verhalten kontrollieren zu<br />
können. Dieses reizgesteuerte „utilization behaviour“ wird in der Literatur auf die<br />
mangelnde Unterdrückung spontaner, intuitiver Verhaltensprogramme zurückgeführt, die<br />
automatisch und ohne bewusste Absicht der handelnden Person ablaufen.<br />
Auch perseveratives Verhalten deutet auf eine Störung der Reaktionsunterdrückung hin,<br />
da die Wiederholung des Verhaltens mitunter geschieht, obwohl die Person sich der<br />
Perseveration bewusst ist. Luria, Pribram und Homskaya (1964) berichten in diesem<br />
Zusammenhang von einer Patientin, die anstelle verschiedener einfacher geometrischer<br />
Figuren immer wieder Kreise zeichnet, obwohl sie die Instruktionen der Untersuchung<br />
wiederholen kann und sich über den Fehler im Klaren ist.<br />
Zahlreiche Befunde über Perseveration und intuitives Verhalten bei Frontalhirnpatienten<br />
unterstreichen die Bedeutung der Frontallappen für die Unterdrückung starker Reaktionen<br />
(Goldberg & Bilder, 1987).<br />
Neben klinischen Beobachtungen und Einzelfalldarstellungen stammen die Belege zu<br />
Defiziten der Reaktionsunterdrückung bei frontalhirngeschädigten Patienten aus<br />
empirischen Studien. Burgess und Shallice (1996) beschreiben in der oben erwähnten<br />
Untersuchung eine zweite Bedingung, in der die Patienten jeweils im Anschluss an einen<br />
Satz ein Wort generieren sollen, dessen Bedeutung nicht auf den Inhalt des Satzes<br />
bezogen sein darf. Patienten mit Verletzungen der Frontallappen produzieren mehr<br />
Wörter, die einen Bezug zum Satz haben als Patienten mit Läsionen an anderen Stellen im<br />
Gehirn. Hier überlagert die überlernte Reaktionstendenz, Wörter mit Bezug zum vorher<br />
Gehörten zu assoziieren, die verlangte Reaktion, Wörter ohne Bezug zu generieren.<br />
Bei der Ausführung geplanter Handlungssequenzen kann die Unterdrückung von<br />
Reaktionen eine besondere Rolle spielen, wenn die Zielerreichung die Bewältigung eines<br />
goal-subgoal-Konflikts erfordert (Morris et al., 1997; Goel & Grafman, 1995). Unter der<br />
Voraussetzung, dass die Lösung eines Problems nur über eine lange Sequenz von<br />
Schritten erfolgen kann, die als mentaler Plan nicht in voller Länge gespeichert werden<br />
kann, ist eine mögliche Strategie die Zerlegung des Gesamtziels (goal) in mehrere<br />
Teilziele (subgoals), deren sukzessive Erreichung zur Lösung führt. Gebräuchliche Tests,<br />
die diese Anforderung erfüllen, sind die höheren Schwierigkeitsstufen des Turms von<br />
Hanoi (Kapitel 5.2.1) und Versionen dieses Instruments.
Zu einem goal-subgoal-Konflikt kommt es, wenn der erste Schritt zur Erreichung eines<br />
Teilziels scheinbar vom Gesamtziel wegführt. In diesem Fall erfordert die störungsfreie<br />
Umsetzung der geplanten Abfolge erstens die Unterdrückung aller Reaktionstendenzen,<br />
die vermeintlich auf direktem Wege näher an das Gesamtziel heranführen, aber die<br />
Teilzielerreichung behindern, zweitens müssen die zur Umsetzung des nächstfolgenden<br />
Teilziels notwendigen Schritte allen anderen Reaktionen vorangestellt werden, da sie als<br />
notwendige Schritte im Lösungsprozess Vorrang haben, auch wenn dies im Hinblick auf<br />
das Gesamtziel nicht offensichtlich ist.<br />
Goel und Grafman (1995) führen die Defizite, die sie bei ihrer eigenen Untersuchung mit<br />
dem Turm von Hanoi beobachten und schlechte Leistungen in verschiedenen<br />
neuropsychologischen Tests (z.B. Wisconsin Card Sorting Test) aus anderen Studien auf<br />
die Unfähigkeit der Patienten zurück, den Zielkonflikt zu sehen und angemessen zu lösen.<br />
Die Autoren gehen in ihrem Bericht soweit, den Turm von Hanoi als ungeeignetes<br />
Instrument zur Erfassung der Planungsfähigkeit zu befinden, da er treffender als<br />
Operationalisierung des goal-subgoal-Konflikts zu verstehen sei. Sie kritisieren die<br />
verbreitete Vorgehensweise von Autoren, die im Turm von Hanoi entstehenden<br />
Handlungsschwierigkeiten ohne genauere Analysen durch Zuschreibung von<br />
Planungsschwierigkeiten zu erklären und sagen eine gestörte Reaktionshemmung durch<br />
den goal-subgoal-Konflikt nach Läsionen der Frontallappen voraus.<br />
Mit diesen Befunden korrespondierende Ergebnisse stammen von Morris et al. (1997), die<br />
über die Effekte des goal-subgoal-Konflikts auf die Planungsfähigkeit nach frontalen und<br />
temporalen Hirnläsionen berichten. Im Gegensatz zu der von Goel und Grafman<br />
vorausgesagten Beeinträchtigung nach frontalen Läsionen zeigen in dieser Untersuchung<br />
allerdings nur die Patienten mit links-frontalen Läsionen Beeinträchtigungen in einer<br />
Computerversion des Turm von Hanoi, die sich auf die Aufgaben beschränkt, die einen<br />
solchen Zielkonflikt enthalten. Die Autoren führen die erhöhten Zugzahlen auf die<br />
Unfähigkeit zurück, die mit dem Endziel kompatible Reaktion zu unterdrücken.<br />
Im Gegensatz zu Goel und Grafman (1995) bezweifeln Morris et al. (1997) nicht die<br />
Fähigkeit der Turm von Hanoi-Aufgabe, Planen zu erfassen, sondern betonen die<br />
Eigenschaft dieses Tests, durch die zu beobachtenden Defizite viele verschiedene<br />
Faktoren aufzuzeigen, die zur Planungsfähigkeit beitragen. Darunter fallen ihrer Ansicht<br />
nach Strategieformulierung, Lösungsfindung, -bewertung und -ausführung, aber auch die<br />
Kapazität des räumlichen Arbeitsgedächtnisses und die Bewältigung von goal-subgoal-<br />
Konfliken.
3.4.9 Handlungsinitiation und -überwachung<br />
Berichte über die Folgen von Hirnverletzungen beschreiben neben Defiziten bei der<br />
Planung von Handlungen auch immer wieder die Schwierigkeiten der Patienten,<br />
Handlungen zu initiieren (Benton, 1968; Grafman, 1989). Die mangelnde Initiative (lack<br />
of initiative) ist in Verbindung mit Veränderungen der Stimmung (Interessenverlust,<br />
Affektverflachung, Apathie) Teil des pseudodepressiven Syndroms nach frontalen<br />
Läsionen (Kapitel 2.3.2) und stellt ein weiteres Handlungsdefizit dieser Patienten dar.<br />
Röhrenbach et al. (1991) konnten in ihrer Untersuchung zeigen, dass enge<br />
Zusammenhänge zwischen Negativsymptomatik und exekutiven Funktionsdefiziten nach<br />
Frontalhirnläsionen bestehen.<br />
Eine intakte Handlungssteuerung ist auf die schon beschriebene Nutzung von<br />
Kontextinformationen und Feedback angewiesen, die das Auftreten von Fehlverhalten<br />
verhindern. Die Überwachung und Korrektur ablaufender Handlungen erfordert von der<br />
handelnden Person, aufgetretene Fehler selbstständig zu erkennen und zu berücksichtigen.<br />
Wissenschaftler stellen die Frage, inwieweit diese Prozesse durch Frontalhirnverletzungen<br />
betroffen sind. Die scheinbar triviale Beziehung, dass auf die Fehlererkennung hin eine<br />
Nutzung dieser Information für die Verhaltenssteuerung folgt, muss in Frage gestellt<br />
werden, so dass der synonyme Gebrauch der Begriffe Fehlererkennung und<br />
Fehlernutzung nicht zulässig erscheint. Zu diesem Schluss kommen Konow und Pribram<br />
(1970) aufgrund ihres Befundes aus einer Folgeuntersuchung mit der von Luria et al.<br />
(1964) untersuchten Patientin, die Läsionen des linken Frontallappens aufweist. In dieser<br />
Untersuchung gelingt der Frau zwar das Erkennen eigener und fremder Fehler, diese aber<br />
aktiv zur Verhaltenssteuerung zu nutzen ist der Patientin nicht möglich. Das Wissen über<br />
die Fehler hat in diesem Fall keinen Einfluss auf die Handlung.<br />
Diese Beobachtung bekräftigt Untersuchungen, die finden, dass eine Nutzung relevanter<br />
Feedbackinformationen aus der Umwelt nach Frontalhirnläsionen erschwert sein kann<br />
(Cicerone et al., 1983).<br />
Im Handlungsverlauf müssen Reaktionen gegen konkurrierende Reize abgeschirmt<br />
werden, damit Abläufe ihren geplanten Fortgang nehmen und zum Erfolg führen. In<br />
wissenschaftlichen Untersuchungen wird die Interferenzneigung als Maß für die Fähigkeit<br />
herangezogen, diese Aufrechterhaltung von Handlungsabsichten trotz störender
Umweltreize zu realisieren. Incisa della Rocchetta und Milner (1993) erhoben die<br />
Interferenzneigung bei hirnverletzten Personen in einer Gedächtnisaufgabe beim Abruf<br />
des gelernten Materials nach Stichworten und ermittelten hier insbesondere eine<br />
Beeinträchtigung nach Läsionen des linken frontalen Lappens.<br />
Auch die im Abschnitt 3.4.8 beschriebene Reaktionsunterdrückung, die intuitive<br />
Reaktionen, Perseveration, Automatismen etc. unterbindet, ist Teil einer effektiven<br />
Handlungsüberwachung.<br />
4. Frontalhirntheorien<br />
Im folgenden Kapitel werden vier ausgewählte Theorien über die Funktion des<br />
Frontalhirns dargestellt, die Erklärungen für die nach Frontalhirnverletzungen<br />
auftretenden kognitiven Defizite liefern. Die Modelle unterscheiden sich in ihren<br />
Annahmen und Aussagen, sie profitieren aber zum Teil auch voneinander. Es handelt sich<br />
um die einflussreiche Theorie des SAS von Shallice und Norman (Shallice 1982; 1988),<br />
das Arbeitsgedächtnis-Modell von Baddeley (1986), die Kontexttheorie (z.B. Cohen &<br />
Servan-Schreiber, 1992; Schöttke, 2000) und ein nicht-psychologisches Modell der<br />
Wissensspeicherung von Grafman (1989).<br />
4.1 Die Frontalhirntheorie von Shallice und Norman<br />
Die Theorie von Shallice und Norman (Shallice, 1982; 1988) basiert auf der<br />
Unterscheidung von automatischen, unbewussten und aktiven, Aufmerksamkeit<br />
erfordernden Prozessen der Informationsverarbeitung, wobei letztere mit der Auswahl<br />
von adäquaten kognitiven Planungsprogrammen in Nicht-Routinesituationen die zentrale<br />
Funktion des Frontalhirns darstellen.<br />
Denken und Handeln hängen in dem Modell vom Ablauf hoch spezialisierter<br />
Routineprogramme (Schemata) ab, die überlernte Handlungsabläufe oder Fertigkeiten<br />
kontrollieren können, wie die Zubereitung eines Frühstücks, Autofahren oder das Finden<br />
des Weges von der Arbeit nach Hause. Ein Schema kann auf unterschiedliche Weise
aktiviert werden, beispielsweise durch wahrgenommene Situationsaspekte (Trigger) oder<br />
durch das Output anderer Schemata. Um in einer bestimmten Situation ein Ziel erreichen<br />
zu können, ist die Auswahl spezifischer, in einer Situation angemessener Schemata<br />
notwendig.<br />
Für diesen Selektionsprozess nehmen die Autoren zwei qualitativ unterschiedliche<br />
Prozesse an, Contention Scheduling (CS) und das Supervisory Attentional System (SAS).<br />
CS bezeichnet die automatische, direkte und durch Trigger aktivierte Selektion von<br />
geeigneten Schemata. Da in einer Situation potenziell sehr viele Routineprogramme<br />
angesprochen werden, besteht die Aufgabe des CS vorwiegend in der Hemmung<br />
inadäquater Schemata. Die Auswahl durch das CS ist schnell, jedoch unflexibel und reicht<br />
daher in schwierigen Situationen zum erfolgreichen Bewältigen von Aufgaben nicht aus.<br />
Das SAS ist ein generelles, hierarchisch übergeordnetes Planungsprogramm, das<br />
langsamer arbeitet, aber flexibel mit Schemata aller Hierarchieebenen und unabhängig<br />
von aktivierenden Triggern operieren kann. Es wird immer dann aktiviert, wenn ein<br />
Selektionsprozess über CS nicht zum angestrebten Ziel führt oder wenn für ein<br />
bestimmtes Problem kein geeignetes Schema vorhanden ist. Diese überwachende<br />
Tätigkeit des SAS ist nach Ansicht der Autoren die Funktion, die die Bedeutung der<br />
Frontallappen beim Bewältigen komplexer Probleme ausmacht. CS und SAS können<br />
unabhängig voneinander arbeiten. So kann das SAS mit der Verarbeitung anderer<br />
Informationen beschäftigt sein oder ruhen, während über CS Routinehandlungen gesteuert<br />
werden.<br />
Abbildung 4.1: Vereinfachte Darstellung von Informationsverarbeitungsprozessen<br />
nach dem Modell von Shallice und Norman (Shallice, 1982; 1988)<br />
Supervisory<br />
Attentional<br />
System<br />
Perceptual<br />
System<br />
Trigger Data<br />
Base<br />
Effector<br />
System
Schema<br />
Control<br />
Units<br />
Contention<br />
Scheduling<br />
In Abbildung 4.1 sind Informationsfluss und Handlungskontrollsysteme nach Shallice und<br />
Norman dargestellt. Pfeile symbolisieren aktivierendes Input, die gestrichelten Linien<br />
stellen die hemmende Funktion des CS dar. Beginnend mit sensorischem Input, das auf<br />
eine Basis von Trigger-Daten trifft, erfolgt die Auswahl adäquater Schemata über das<br />
schnelle Contention Scheduling bzw. über die kontrollierte Steuerung der<br />
Selektionsprozesse durch das Supervisory Attentional System in den Frontallappen. Ein<br />
Effektorsystem dient der Ausführung der aktivierten Handlungs- bzw.<br />
Gedankenschemata.<br />
Wenn das SAS die Auswahl von Schemata nicht überwacht, kann es durch einen starken<br />
Trigger auch bei gesunden Personen zur Ausführung einer Routinehandlung kommen, die<br />
in einer spezifischen Situation inadäquat ist. Es tritt ein sogenannter „capture error“ auf<br />
(Reason, 1979), ein Handlungsfehler, der sich mit Hilfe des vorliegenden Modells<br />
erklären und vorhersagen lässt.<br />
Neben normalen Handlungsfehlern sagt das Modell auch Defizite nach Verletzung der<br />
Frontallappen voraus und eignet sich zur Erklärung der nach solchen Läsionen<br />
auftretenden Auffälligkeiten. Funktionsbeeinträchtigungen des SAS sollten keine<br />
Leistungseinbußen in Routine-Situationen nach sich ziehen; das Modell sagt aber<br />
Schwierigkeiten im Umgang mit neuartigen Situationen und beim aktiven Planen voraus.<br />
Das Verhalten von Personen mit Frontalhirnschäden sollte durch die daraus resultierenden<br />
Funktionsbeeinträchtigungen des SAS durch eine generell verstärkte Tendenz, auf<br />
Umweltstimuli zu reagieren, gekennzeichnet sein, die mit einer Übernahme der<br />
Reaktionsauswahl durch das CS erklärt wird.
Eine Überprüfung der Aussagen des Modells ist insofern möglich, als Testaufgaben<br />
konstruiert werden können, die entweder die Leistung des CS oder des SAS fordern und<br />
eine selektive Beeinträchtigung von Frontalhirngeschädigten in Nicht-Routinesituationen<br />
(SAS) abbilden müssten. Die zu erwartenden Defizite entsprechen der klassischen Sicht<br />
von Dysfunktion des Frontalhirns (vgl. Luria, 1966; Stuss & Benson, 1984) und passen zu<br />
dem nach Frontalhirnläsionen beobachteten Störungsbild. Shallice (1982) entwickelte eine<br />
auf dem Turm von Hanoi-Test beruhende vereinfachte Aufgabe, den Turm von London,<br />
der durch die gestellten Planungsanforderungen als besonders sensitiv gegenüber<br />
Frontalhirnschäden gilt (Kapitel 5.2.2).<br />
Shallice und Normans Theorie hat andere Kognitions- und Gedächtnismodelle beeinflusst.<br />
Beispielsweise übernimmt Baddeley (1986) das SAS in seiner Theorie als einen<br />
Mechanismus der zentralen Kontrolle des Arbeitsgedächtnisses (Kapitel 4.2).<br />
In jüngeren Arbeiten präsentieren sich bei gesunden und klinischen Gruppen zum Teil<br />
Leistungsprofile in neuropsychologischen Tests, die Diskussionen über eine Unterteilung<br />
des SAS für unterschiedliche exekutive Anforderungen angeregt hat (Shallice & Burgess,<br />
1991; Van der Linden, Coyette & Seron, 1994; Letho, 1996). Die Sicht eines<br />
fraktionierten SAS wird durch faktorenanalytische Studien unterstützt, die keinen<br />
gemeinsamen Faktor zur Erklärung der Varianz von Leistungen in Tests zu<br />
unterschiedlichen exekutiven Funktionen ermitteln konnten (Levin, Culhane, Hartmann,<br />
Evankovich, Mattson, Harward, Ringholz, Ewing-Cobbs & Fletcher, 1991; Welsh,<br />
Pennington & Groisser, 1991).<br />
4.2 Arbeitsgedächtnis und Frontalhirnfunktionen<br />
Baddeley stellt die Beteiligung des Arbeitsgedächtnisses (working memory) in den<br />
Frontallappen an komplexen kognitiven Funktionen heraus (Baddeley & Hitch, 1994). Er<br />
sieht dieses Gedächtnissystem als ein System, mit dessen Hilfe mehrere Informationen<br />
gleichzeitig festgehalten und zueinander in Beziehung gesetzt werden können. Als die drei<br />
separaten, aber interagierenden Komponenten des Arbeitsgedächtnisses (AG) identifiziert<br />
Baddeley eine zentrale Kontrolle oder zentrale Exekutive (central executive) und zwei<br />
Sklavensysteme (phonological loop und visuo-spatial sketchpad) die das
Kurzzeitgedächtnis-System zur temporären Verarbeitung und Speicherung von<br />
Informationen konstituieren.<br />
Während in den Sklavensystemen akustische und visuelle bzw. räumliche Informationen<br />
gespeichert werden, kommt der modalitätsfreien zentralen Exekutive eine herausragende<br />
Bedeutung bei der Steuerung der Sklavensysteme und bei der Kontrolle der<br />
Informationsübertragung zwischen anderen Teilen des kognitiven Systems zu. Die<br />
zentrale Exekutive ist die komplexeste und bisher am wenigsten verstandene Komponente<br />
des AG-Modells. Zur Verdeutlichung der Funktionsweise dieser Instanz greift Baddeley<br />
das Modell der Aufmerksamkeitskontrolle durch das Supervisory Attentional System<br />
(SAS) von Shallice und Norman auf (Kapitel 4.1).<br />
Die im Anschluss an Frontalhirnläsionen auftretenden kognitiven, verhaltensbezogenen<br />
und psychopathologischen Symptome (Positiv- und Negativsymptomatik) werden auch<br />
auf eine Beeinträchtigung der Arbeitsgedächtnisfunktion in den Frontallappen<br />
zurückgeführt, ebenso wie für Symptome der Schizophrenie präfrontale Dysfunktionen<br />
und eine Minderung der Tätigkeit des Arbeitsgedächtnisses verantwortlich gemacht<br />
werden (Goldman-Rakic & Selemon, 1997).<br />
Erste Hinweise deuten auf eine Lokalisation des AG in den Frontallappen hin (Baddeley<br />
& Wilson, 1988; Goldman-Rakic & Friedman, 1991; Petrides, 1994; Berman, Ostrem,<br />
Randolph, Gold, Goldberg, Coppola, Carson, Herscovitch und Weinberger, 1995), jedoch<br />
werden nicht in allen Aufgaben zur Prüfung dieses Gedächtnissystems bei Patienten mit<br />
Frontalhirnläsionen Beeinträchtigungen deutlich (Frisk & Milner, 1990). Es besteht<br />
darüber hinaus kein Konsens über die konstituierenden Eigenschaften eines Tests zur<br />
Erfassung von AG-Funktionen. Gebräuchliche Verfahren sind einfache und komplexe<br />
Tests der AG-Spannne sowie andere Tests, die auf Verarbeitungsaspekte des AG abzielen<br />
(Letho, 1996). Stuss et al. (1994) berichten Untersuchungsergebnisse verschiedener<br />
Autoren zur AG-Funktion, die auf Leistungen frontalhirnlädierter Patienten in Delayed-<br />
Response und Delayed-Alternation-Aufgaben beruhen.<br />
Eine Erweiterung der Arbeitsgedächtnis-Theorie stellt die bereits genannte Annahme einer<br />
vermuteten Fraktionierung der zentralen Exekutive dar (Letho, 1996). Kritische<br />
Anmerkungen, die die Notwendigkeit einer zentralen Kontrolle für komplex organisiertes<br />
Verhalten im Arbeitsgedächtnis anzweifeln und gegensätzliche Befunde berichten,
stammen aus nicht-neuropsychologischen Disziplinen und stützen sich vorwiegend auf<br />
Computersimulationen oder Tierversuche (Kimberg & Farah, 1993).<br />
Für weitere Informationen zur Arbeitsgedächtnis-Theorie wird auf die Veröffentlichungen<br />
Baddeleys verwiesen (vgl. oben genannte Quellen).<br />
4.3 Kontexttheorie<br />
Die Verarbeitung von Kontextinformationen wird als eine zentrale Funktion des<br />
Arbeitsgedächtnisses gesehen (Cohen, Barch, Carter & Servan-Schreiber, 1999). Eine in<br />
diesem Abschnitt als „Kontexttheorie“ vorgestellte Theorie bringt eine Störung der<br />
Bildung und Aufrechterhaltung der internalen Repräsentation von Kontextinformationen<br />
mit Defiziten in verschiedenen kognitiven Leistungsbereichen in Zusammenhang. Sie<br />
wird insbesondere von der Forschungsgruppe um Cohen vertreten (Cohen & Servan-<br />
Schreiber, 1992; Cohen et al., 1999). Die Autoren verstehen kontextuelle Information als<br />
diejenigen Informationen, die aktiv im Gedächtnis behalten werden müssen, um zur<br />
Vermittlung aufgabenangemessener Verhaltensweisen beizutragen.<br />
Die ursprünglich aus der Schizophrenieforschung stammende Hypothese der gestörten<br />
Verarbeitung der Kontextinformation besitzt vor allem für Störungen der<br />
Problemlösefähigkeit, der selektiven Aufmerksamkeit und Störungen des sprachlichen<br />
Diskurs Gültigkeit (Schöttke, 1994). Die Theorie sagt in diesen Bereichen<br />
Leistungsdefizite voraus, wenn die Unterdrückung automatisierter Verhaltensweisen<br />
gefordert wird, um aufgabenrelevante Verhaltensweisen, die weniger stark assoziiert sind,<br />
vorrangig auszuführen.<br />
Dass die Verwendung der Kontextinformation für diesem Zusammenhang relevant ist,<br />
wird durch Ergebnisse von Cohen et al. (1999) gestützt, die Computermodelle zur<br />
Verarbeitung von Informationen bei der Bewältigung kognitiver Aufgaben entwickelten<br />
und durch gezielte Manipulation einzelner informationsverarbeitender Elemente gestörtes
Verhalten bei Patienten simulierten. Die empirische Testung der daraus abgeleiteten<br />
Vorhersagen über spezifische Muster von Defiziten nach Ausschaltung der<br />
Kontextinformation veranlassen die Autoren zu der Aussage, ein generelles Defizit<br />
(Kontextverarbeitungsstörung) sei stärker als eine Störung in einem spezifischen<br />
Mechanismus für die bei der Schizophrenie beobachteten kognitiven Beeinträchtigungen<br />
verantwortlich.<br />
Kontexttheoretische Annahmen besitzen in Anbetracht der Ähnlichkeiten der<br />
Leistungsauffälligkeiten schizophrener und hirngeschädigter Patienten auch im<br />
Zusammenhang mit den nach Frontalhirnschäden auftretenden kognitiven Störungen<br />
Relevanz. Diese angenommene Verbindung trägt der neuropsychologischen<br />
Schizophrenieforschung Rechnung, die schizophrene Symptome zunehmend mit<br />
Dysfunktion der Frontallappen in Zusammenhang sieht (Goldman-Rakic & Selemon,<br />
1997).<br />
Dass es durch einen verminderten Einfluss der Kontextinformation und eine daraus<br />
folgende Dominanz der Reaktionsauswahl durch automatisierte Routinen in<br />
neuropsychologischen Tests, z.B. Turm von Hanoi, vermehrt zu Regelverstößen kommt,<br />
zeigt Schöttke (2000). In der Untersuchung begehen die hirngeschädigten Patienten mehr<br />
Regelverstöße als die Kontrollgruppe, was eine eingeschränkte Beachtung der<br />
Kontextinformation indiziert. Ebenso weisen Hirngeschädigte längere Lösungszeiten auf,<br />
während sich die Anzahlen der Züge nicht unterscheiden.<br />
Eine getrennte Analyse nach Lokalisation der Hirnschädigung ergibt zwischen den<br />
klinischen Gruppen keine Unterschiede bezüglich der Problemlöseindikatoren (Zugzahlen<br />
und Zeiten), zeigt aber differentielle Unterschiede in der Beachtung der<br />
Kontextinformation, wobei die Gruppen mit multiplen Läsionen, links-frontalen Läsionen<br />
und bifrontalen Läsionen am häufigsten Regelverletzungen aufweisen.<br />
Dieser Befund spricht für die Notwendigkeit getrennter Analysen der beiden<br />
Problemlöseindikatoren und der Regelverstöße (Indikator des Arbeitsgedächtnisses) beim<br />
Turm von Hanoi und ähnlichen Operationalisierungen (z.B. Turm von London), um die<br />
Kontextstörung separat von der Planungsstörung erfassen zu können. Die berichteten<br />
Ergebnisse von Schöttke (2000) lassen eine Interpretation des Verhaltens im TvH in<br />
Richtung einer fehlerhaften Reaktionsauswahl aufgrund der läsionsbedingt fehlenden<br />
Berücksichtigung von Kontextinformation im Arbeitsgedächtnis nach links-frontalen<br />
Läsionen zu. Vor diesem Hintergrund werden auch andere kognitive Defizite und
Verhaltensauffälligkeiten bei Frontalhirnläsionen und Schizophrenie durch die<br />
Ausschaltung der Kontextinformation erklärt.<br />
4.4 Grafmans Modell der Managerial Knowledge Units<br />
Die Theorie Grafmans ist ein Versuch, die kognitive Architektur des im präfrontalen<br />
Cortex gespeicherten Wissens aufzudecken, um daraus überprüfbare Vorhersagen über<br />
Defizite nach Schädigung der Frontallappen abzuleiten (Grafman, 1989; 1994). Zu diesem<br />
Zweck greift er Ansichten der Kognitionswissenschaften über die Speicherung von<br />
Ereignissen im menschlichen Gedächtnis auf. Während kognitionswissenschaftliche<br />
Ansätze von einer Speicherung in Form von Schemata, Skripten oder<br />
Handlungsgrammatiken sprechen, die jeweils unterschiedliche Bezeichnungen für einen<br />
zusammengefassten Satz von Ereignissen, Begriffen, Handlungen oder<br />
Bewegungsabfolgen sind, bezeichnet Grafman diese mentale Repräsentation als<br />
Structured Event Complex (SEC). Die Grundlage seiner Theorie bildet die sogenannte<br />
Managerial Knowledge Unit (MKU), ein spezieller SEC, der insbesondere an exekutiven<br />
Planungsprozessen, sozialem Verhalten und Wissensmanagement beteiligt ist. MKUs und<br />
andere angrenzende, primitivere SECs sind im präfrontalen Cortex gespeichert. Sie stellen<br />
prinzipielle Informationseinheiten dar, die dafür sorgen, dass größere konzeptuelle<br />
Einheiten abgerufen werden können (Röhrenbach & Markowitsch, 1997).<br />
Grafman (1989; 1994) schlägt eine hierarchische Anordnung der MKUs von abstrakt bis<br />
konkret im erwachsenen menschlichen Gehirn vor. An der Spitze der Hierarchie stehen<br />
abstrakte MKUs, die lediglich prinzipielle Abfolgen von Verhaltensweisen mit Beginn,<br />
Zielen, Handlungen und Abschluss repräsentieren. Sie repräsentieren noch keine<br />
spezifischen Aktivitäten. Eine Stufe darunter befinden sich die kontextfreien MKUs, die<br />
spezifische aber kontextunabhängige Verhaltensweisen repräsentieren, zum Beispiel ein<br />
Schema für das Essen einer Mahlzeit. Darauf folgen kontextabhängige MKUs, die<br />
spezifische Kontexte für ein Verhalten repräsentieren, wie das Essen einer Mahlzeit in<br />
einem Restaurant. Eine Stufe darunter sind konkretere episodische MKUs mit<br />
Repräsentationen zeitlicher und örtlicher Verhältnisse angesiedelt. Im Beispiel<br />
entsprechen diese einem Schema der Abfolge von Verhaltensweisen bei einem<br />
Mittagessen in einem ganz bestimmten Restaurant. Weiter unten in der Hierarchie
efinden sich entwicklungsabhängige Vorläufer der MKUs, die Repräsentationen von<br />
Regeln (z.B. sich im Restaurant vom Kellner einen Tisch zuweisen lassen), Prozeduren<br />
(z.B. Schemata der Benutzung von Messer und Gabel) und Fertigkeiten (z.B. Schema des<br />
präzisen Zerlegens eines Truthahns) umfassen.<br />
Weitere Annahmen im Modell von Grafman sagen aus, dass sich die Repräsentationen<br />
von unten nach oben entwickeln (bottom-up), d.h. die abstrakten und kontextfreien MKUs<br />
bilden sich erst auf der Grundlage entstandener episodischer und kontextabhängiger<br />
MKUs. Zusätzlich enthalten die Repräsentationen redundante Informationen, so dass<br />
einfache Verhaltensweisen oder Verhaltenssegmente erhalten bleiben, auch wenn der<br />
Zugriff auf eine MKU nicht erfolgen kann.<br />
Die Aktivierung einer MKU erfolgt Grafmans Ausführungen nach durch ein System mit<br />
sowohl impliziten, automatischen Steuerungselementen, als auch mit expliziten,<br />
aufmerksamkeitsgesteuerten Handlungskontrollprozessen, wie es von Norman und<br />
Shallice (Shallice, 1988) vorgeschlagen wurde (siehe Kapitel 4.1). MKUs weisen<br />
verschiedene Aktivierbarkeiten auf. Selten genutzte (konkrete) Schemata besitzen höhere<br />
Schwellen zur Aktivierung als häufig aktivierte (abstrakte) und erfordern daher eine<br />
bewusstere Steuerung, während für die Ausführung von Handlungen auf der Grundlage<br />
niedrigschwelliger MKUs unter Umständen schon bestimmte Kontextstimuli aktivierend<br />
sind.<br />
Zu einem Zeitpunkt können mehrere hierarchisch unterschiedliche MKUs parallel<br />
aktiviert sein, wobei die assoziativen Verbindungen zwischen MKUs die Ausbreitung der<br />
Aktivität bestimmen. MKUs, die einen starken Bezug zu einer aktivierten MKU<br />
aufweisen, werden eher aktiviert als MKUs ohne direkten Bezug. Beispielsweise aktiviert<br />
ein Essen zu Hause mit größerer Wahrscheinlichkeit gespeichertes Wissen über die<br />
persönlichen Essgewohnheiten, familiäre Beziehungen oder die nach dem Essen zu<br />
erledigenden Aufgaben als Wissen über das Schreiben einer Diplomarbeit.<br />
Störungen exekutiver Funktionen im Anschluss an präfrontale Läsionen führt Grafman<br />
auf eine Zerstörung der kognitiven Architektur der MKUs zurück. Er postuliert, dass<br />
durch eine Unterbrechung der Assoziationen zwischen verwandten MKUs eine<br />
eingeschränkte Aktivierungsausbreitung resultiert, was sich unter anderem in<br />
Verhaltensdefiziten in sozialen Situationen, beeinträchtigter Aufmerksamkeitssteuerung
und im assoziativen Denken äußern würde, da nicht alle in einem Kontext relevanten<br />
Schemata aktiviert werden.<br />
Anders als das Modell von Shallice und Norman (Shallice, 1988; Kapitel 4.1) sagt<br />
Grafmans Modell Defizite in Routine- und in Nicht-Routinesituationen voraus, da die<br />
MKUs das Wissen über Handlungsfolgen in beiden Situationen repräsentieren.<br />
Aus den Annahmen über die Informationsinhalte der MKUs auf einem hierarchischen<br />
Niveau leitet Grafman unterschiedliche Defizite ab, die nach Läsion der Frontallappen<br />
und Schädigung spezifischer MKU-Gruppen (episodisch, kontextfrei, kontextabhängig,<br />
abstrakt) zu erwarten sind. Durch die Möglichkeit der experimentellen Überprüfung der<br />
Voraussagen des Modells mit traditionellen neurposychologischen Tests ist der Beitrag<br />
Grafmans ein Fortschritt im Vergleich zu vorherigen Beschreibungen von Funktionen<br />
und Störungen des Frontalhirns. Auch besitzt es Erklärungswert für verschiedene<br />
kognitive Auffälligkeiten nach Frontalhirnschädigung (Godbout & Doyon, 1995). Die von<br />
Grafman postulierte kognitive Architektur von Kenntniseinheiten und Wissenselementen<br />
und deren Funktionieren bietet eine Grundlage für die Weiterentwicklung des<br />
Verständnisses der Natur der Informationsspeicherung in den Frontallappen und besitzt<br />
möglicherweise Relevanz für Interventionen im Rahmen der neuropsychologischen<br />
Rehabilitation.<br />
Über die bisherigen Ausführungen hinausgehende Beschreibungen der Theorie Grafmans<br />
und andere nicht-psychologische Theorien der Funktion des Frontalhirns sind z.B. in<br />
Röhrenbach und Markowitsch (1997) oder Grafman (1989; 1994) zu finden.<br />
5. Befunde neuropsychologischer Studien über<br />
exekutive Funktionsstörungen:<br />
Kategorisieren, Planen und Psychopathologie<br />
nach frontaler Hirnschädigung
Es werden vier neuropsychologische Tests vorgestellt. Im Einzelnen handelt es sich um<br />
den Kartensortiertest WCST (Wisconsin Card Sorting Test; Grant & Berg, 1948), zwei<br />
Planungstests (Turm von Hanoi; Klix & Rautenstrauch-Goede, 1967; Turm von London;<br />
Shallice, 1982) und die DEX-Fragebögen (Fragebögen zum dysexekutiven Syndrom;<br />
Wilson, Alderman, Burgess, Emslie & Evans, 2000) aus der Testbatterie BADS<br />
(Behavioural Assessment of the Dysexecutive Syndrome; Wilson et al., 2000).<br />
Unter Bezugnahme auf das jeweilige Verfahren werden im Anschluss<br />
Forschungsergebnisse zum Kategorisieren und Planen nach frontaler Hirnschädigung<br />
berichtet und zusammenhängend ausgewertet.<br />
5.1 Der Wisconsin Card Sorting Test<br />
In der Standardversion des Wisconsin Card Sorting Tests (WCST; Heaton, Chelune,<br />
Talley, Kay & Curtiss, 1993) müssen 128 Antwortkarten vier Zielkarten zugeordnet<br />
werden. Jede Antwort- und Zielkarte ist durch drei Merkmale charakterisiert: Anzahl der<br />
abgebildeten Elemente (eins bis vier), Form (Kreis, Dreieck, Kreuz, Stern) und Farbe (rot,<br />
grün, gelb, blau). Das Kriterium der Zuordnung wird dem Probanden nicht mitgeteilt, so<br />
dass er es im Verlauf seiner Zuordnungen aus den Rückmeldungen des<br />
Untersuchungsleiters („richtig“ bzw. „falsch“) erschließen muss. Die Sortierregel ändert<br />
sich ohne Ankündigung nach zehn aufeinanderfolgenden richtigen Zuordnungen und muss<br />
vom Probanden jeweils neu erkannt werden. Der Test ist beendet, wenn der Proband sechs<br />
Kategorien beendet hat bzw. wenn alle 128 Karten zugeordnet wurden.<br />
Ausgewertet werden üblicherweise die Anzahl der korrekten Zuordnungen, perseverative<br />
Fehler und beendete Kategorien. Darüber hinaus können eine Reihe weiterer Testscores<br />
berechnet und für die Auswertung herangezogen werden, die dem Testmanual (Heaton et<br />
al., 1993) zu entnehmen sind.<br />
Die Bewertung der WCST-Leistung stützt sich auf Vergleichswerte einer<br />
Normierungsstichprobe aus den USA, die aus insgesamt 899 hirngesunden Personen im<br />
Alter zwischen 6;6 und 89 Jahren besteht. Es werden nach Alter und Schulbildung<br />
differenzierte Normen angegeben.<br />
5.1.1 Bedeutung und Einsatz des WCST
Die erfolgreiche Bewältigung der Sortieraufgabe erfordert vom Probanden das Bilden von<br />
Kategorien, sowie die Beibehaltung und den Wechsel der Konzepte (Sortierregeln) auf der<br />
Basis von Feedback. Während die erste Version des WCST von Berg (1948) und eine<br />
frühe Variation von Grant und Berg (1948) ursprünglich als Verfahren zur Erfassung des<br />
abstrakten Denkens und der geistigen Flexibilität bei hirngesunden Erwachsenen<br />
entwickelt wurden, zeigte sich im Verlauf weiterer Forschung zu Auswirkungen<br />
bestimmter Charakteristika des WCST auf Testleistungen und durch die Untersuchung<br />
personengruppenspezifischer Leistungen die Sensitivität des WCST für Verletzungen des<br />
Frontalhirns (Heaton et al., 1993). Der Test wird heute weltweit in der<br />
Entwicklungspsychologie, in der klinischen Neuropsychologie und in der Psychiatrie als<br />
Test für exekutive Funktionen verwendet und kommt insbesondere im Rahmen der<br />
Diagnostik von Stirnhirnfunktionen zum Einsatz.<br />
Die Autoren der überarbeiteten und erweiterten Standardversion des Tests (Heaton et al.,<br />
1993) bewerten den WCST insgesamt als reliables und valides Instrument zur Erfassung<br />
exekutiver Funktionen in diversen neurologisch auffälligen Populationen. Befunde aus<br />
Studien mit physiologischen Parametern und neuropsychologische Untersuchungen<br />
belegen die Sensitivität des WCST für Frontallappendysfunktionen, wohingegen die<br />
Spezifität des Tests für Hirnschäden mit Lokalisation im Frontalbereich aufgrund<br />
widersprüchlicher Befunde weniger gut belegt ist (vgl. Anderson, Damasio, Dallas Jones<br />
& Tranel, 1991).<br />
5.1.2 Zerebrale Aktivierung beim WCST<br />
Verschiedene Untersuchungen geben durch die eingesetzten bildgebenden Verfahren<br />
Aufschluss über die lokale Gehirnaktivität während der Bearbeitung des WCST. Mittels PET<br />
und SPECT wird ein bedeutsamer Aktivierungsanstieg in den Frontallappen gemessen,<br />
insbesondere im dorsolateralen präfrontalen Cortex (Berman et al., 1995; Nagahama,<br />
Fukuyama, Yamauchi, Matsuzaki, Konishi, Shibasaki & Kimutra, 1996). Neben der frontalen<br />
Aktivierung ist auch in anderen Cortexbereichen ein Anstieg zu verzeichnen, was die<br />
Beteiligung eines komplexen cortikalen Netzwerkes bei der Ausführung des WCST nahe legt<br />
(Berman et al., 1995).
In unterschiedlichen Phasen des WCST sind möglicherweise jeweils unterschiedliche<br />
frontale Mechanismen aktiv. Dies konnte in Studien mit evozierten Potentialen für Shiftund<br />
non-Shift-Trials nachgewiesen werden (Barcelo, Sanz, Molina & Rubia, 1997).<br />
Eine sonografische Untersuchung von Schuepbach, Merlo, Goenner, Staikov, Mattle,<br />
Dierks und Brenner (2002) gibt durch eine Steigerung der Blutflussgeschwindigkeit in der<br />
linken Arteria Media Cerebri Hinweise auf Dominanz der linken Hemisphäre bei der<br />
Bearbeitung präfrontaler Tests (WCST und Turm von Hanoi).<br />
5.1.3 Kategorisieren nach Frontalhirnschädigung mit dem WCST<br />
Im Folgenden sollen 12 neuropsychologische Untersuchungen zur WCST-Leistung von<br />
Patienten mit Frontalhirnschädigung dargestellt werden (Tabelle 5.1). Es werden nur<br />
Studien berichtet, die Leistungen frontalhirngeschädigter Gruppen im WCST mit den<br />
Leistungen anderer klinischer Populationen oder gesunden Kontrollgruppen vergleichen.<br />
Folgende Informationen finden sich in der Tabelle: Autor (-en), Jahr der Untersuchung,<br />
Zusammensetzung der untersuchten Stichprobe hinsichtlich Lokalisation der Läsion,<br />
Ätiologie und verstrichener Zeit seit dem schädigenden Ereignis, erhobene Messwerte und<br />
Ergebnisse. Die Untersuchungen stammen aus der Zeit von 1974 bis 2002.<br />
Tabelle 5.1:<br />
Befunde zur WCST-Leistung frontalhirngeschädigter Stichproben im<br />
Vergleich mit anderen klinischen und gesunden Kontrollgruppen (1974-<br />
2002)<br />
Autor, Jahr Stichprobe WCST-Maße Ergebnis<br />
1. Drewe<br />
(1974)<br />
Läsion:<br />
22 Pat.: links-frontal (LF)<br />
20 Pat.: rechts-frontal (RF)<br />
20 Pat.: links-nonfrontal (LNF)<br />
23 Pat.: rechts-nonfrontal (RNF)<br />
Ätiologie: Tumor, Lobektomie, SHT, Hämatom<br />
u.a.<br />
Dauer seit Ereignis: LF Ø 2.87 Jahre, RF Ø 3.61,<br />
Richtige (total)<br />
Fehler (total)<br />
perseverative Fehler<br />
nonpersev. Fehler<br />
Anz. 0-Zuordnungen<br />
erreichte Kategorien<br />
Anz. Sortierungen in<br />
der am häufigsten<br />
gewählten Kategorie<br />
Frontale schlechter<br />
als Nonfrontale<br />
(LNF+RNF) bzgl.:<br />
persev. Fehler,<br />
erreichte Kateg.,<br />
Richtige (total),<br />
Anz. Sortierungen<br />
in häufigster Kat.<br />
(jeweils p
Autor, Jahr Stichprobe WCST-Maße Ergebnis<br />
LNF Ø 3.39, RNF Ø 3.98; Range 1-52 Monate<br />
LF meist<br />
schlechtere Werte<br />
als RF;<br />
RF meiste persev.<br />
Fehler (Median);<br />
medial-frontal<br />
besonders mit<br />
schlechter Leistung<br />
assoziiert (nicht<br />
dorsolateraler PFC)<br />
2. Heaton<br />
(1981)<br />
Läsion:<br />
43 Pat.: Frontalhirn (F)<br />
36 Pat.: Frontalhirn plus andere Regionen (F+)<br />
35 Pat.: nonfrontal (NF)<br />
94 Pat.: diffus (D)<br />
150 Pers.: Gesunde (KG)<br />
Ätiologie: SHT, Tumor, Hydrozephalus,<br />
Encephalitis/Meningitis, Schlaganfall, Abszess,<br />
degenerative Erkrankungen u.a.<br />
Dauer seit Ereignis: unbekannt<br />
Fehler (total)<br />
perseverative Fehler<br />
persev. Fehler (%)<br />
perseverative Antw.<br />
Konzeptantw. (%)<br />
nonpersev. Fehler<br />
erreichte Kategorien<br />
Versuche 1. Kateg.<br />
“Learning to Learn”<br />
Failure to Maintain<br />
Set<br />
F, F+, D und NF<br />
zusammen in allen<br />
Maßen außer<br />
Failure to Maintain<br />
Set schlechter als<br />
KG (p=?);<br />
F schlechter als NF<br />
bzgl.<br />
Fehler (total),<br />
persev. Fehler,<br />
persev. Fehler %,<br />
persev. Antworten,<br />
Konzeptantw. (%)<br />
(p=?);<br />
D haben ähnliche<br />
Werte wie F<br />
3. Stuss,<br />
Benson,<br />
Kaplan, Weir,<br />
Naeser, Liebermann<br />
& Ferrill<br />
(1983)<br />
Diagnose/Läsion:<br />
5 leukotomisierte Schizophrene, Besserung: gut<br />
5 leukotom. Schizophrene, Besserung: moderat<br />
6 leukotom. Schizophrene, Besserung: keine<br />
5 nicht-leukotomisierte Schizophrene<br />
5 gesunde Kontrollen (KG)<br />
Dauer seit Eingriff: 25 Jahre<br />
Richtige (total)<br />
erreichte Kategorien<br />
getrennte<br />
Auswertung für<br />
1. und 2. Hälfte<br />
1. Hälfte und<br />
Gesamttest keine<br />
Unterschiede<br />
2. Hälfte: KG mehr<br />
Kategorien und<br />
Richtige als alle<br />
leukotomisierten<br />
Gruppen (p=.05)<br />
4. Crockett,<br />
Bilsker,<br />
Hurwitz &<br />
Kozak (1986)<br />
Diagnose/Läsion:<br />
Gesamt: 83 Neuropsychiatrische Patienten,<br />
davon<br />
18 mit Frontallappendysfunktion (F)<br />
22 mit Dysfunktionen anderer Hirnbereiche (NF)<br />
43 ohne nachweisbare Hirnschädigung (PS)<br />
Dauer seit Erkrankung: nicht bekannt<br />
erreichte Kategorien<br />
Fehler (total)<br />
perseverative Fehler<br />
Bei Kontrolle von<br />
Alter, Ausbildung<br />
und IQ keine<br />
Unterschiede der 3<br />
Gruppen,<br />
tendenziell haben F<br />
die schlechtesten<br />
Werte, dann NF<br />
und PS;<br />
F und NF haben<br />
zusammen<br />
schlechtere Werte<br />
als PS (p
Autor, Jahr Stichprobe WCST-Maße Ergebnis<br />
Bryer (1986)<br />
1 Frau mit bilateraler frontaler Atrophie (orbital<br />
und dorsolateral)<br />
Ätiologie: Enzephalitis<br />
Dauer seit Ereignis: ca. 20 Jahre<br />
endete den WCST<br />
erfolgreich nach<br />
64 Karten, machte<br />
nur 8 Fehler,<br />
konnte spontan<br />
korrekte<br />
Sortierregel nennen<br />
6. Janowsky,<br />
Shimamura,<br />
Kritchevsky &<br />
Squire (1989)<br />
Diagnose/Läsion:<br />
7 Pat.: Frontallappen, keine Amnesie (F)<br />
7 Pat.: Korsakoff Syndrom (K)<br />
6 Pat.: Alkoholiker, keine Amnesie (Al)<br />
5 Pat.: Amnesie, keine Alkoholiker (Am)<br />
11 Pers.: Gesunde (KG)<br />
Ätiologie: Abszess, Schlaganfall,<br />
Neurofibromatose<br />
persev. Fehler (%)<br />
erreichte Kategorien<br />
F erreichten<br />
tendenziell weniger<br />
Kategorien als KG<br />
(n.s.) und hatten<br />
einen größeren<br />
Anteil<br />
perseverative<br />
Fehler (p=?)<br />
Dauer seit Ereignis: 3-38 Jahre<br />
7. Grafman,<br />
Jonas &<br />
Salazar (1990)<br />
Läsion:<br />
126 Pat.: Frontalhirn (F)<br />
112 Pat.: Frontalhirn plus andere Bereiche (F+)<br />
183 Pat.: nonfrontal (NF)<br />
84 Pers.: Gesunde (KG)<br />
Ätiologie: Schussverletzungen<br />
Dauer seit Ereignis: ≥ 15 Jahre<br />
perseverative Fehler<br />
erreichte Kategorien<br />
kein Unterschied<br />
von F und NF;<br />
F, F+ und NF<br />
erreichen weniger<br />
Kateg. und machen<br />
mehr perseverative<br />
Fehler als KG<br />
(p
Autor, Jahr Stichprobe WCST-Maße Ergebnis<br />
10. Eslinger &<br />
Grattan (1993)<br />
Läsion:<br />
10 Pat.: Frontallappen (F)<br />
10 Pat.: Basalganglien (BG)<br />
10 Pat.: Posteriore Rindenareale (P)<br />
10 Pers.: Gesunde (KG)<br />
perseverative Fehler<br />
F begehen mehr<br />
perseverative<br />
Fehler als P<br />
(p
Forderung gibt den WCST als einen Test der Kategorisierungsfähigkeit aus, der eine<br />
weniger eindeutige Beziehung zu den Frontallappen aufweist, als bisher angenommen<br />
wurde. Die Frontalhirnsensitivität des WCST kann aufgrund der hier berichteten<br />
Ergebnisse somit nicht grundsätzlich bestätigt werden.<br />
Trotz dieser Einschränkung kann weiterhin gelten, dass fokale Schädigungen der<br />
Frontallappen mit größerer Wahrscheinlichkeit mit beeinträchtigter WCST-Leistung<br />
verbunden sind als nicht-frontale Läsionen, da bei mehreren Messwerten recht zuverlässig<br />
eine geringere Leistungsfähigkeit der frontalhirngeschädigten Gruppe gegenüber den<br />
anderen klinischen oder nicht-klinischen Gruppen gefunden wird. Es lassen sich WCST-<br />
Maße identifizieren, die besonders häufig signifikant zwischen den Gruppen<br />
differenzieren und denen aus diesem Grund eine besondere Bedeutung zukommt. Im<br />
Einzelnen sind dies die Anzahl perseverativer Fehler, Anzahl beendeter Kategorien und<br />
Anzahl richtiger Zuordnungen. In der Untersuchung von Heaton (1981; 2.) werden bei<br />
einem Cut-off-Score von 18 durch die perseverativen Antworten immerhin 74% der<br />
hirngeschädigten Patienten und 72% der gesunden Kontrollen richtig klassifiziert. Er hebt<br />
daher die perseverativen Antworten als aussagekräftigsten Wert des WCST hervor.<br />
Die Rolle weiterer an den Anforderungen des WCST beteiligter Hirnstrukturen, z.B. die<br />
Funktion der Basalganglien, tritt anhand der Ergebnisse von Eslinger und Grattan (1993;<br />
10.) in den Vordergrund. Die Untersuchung betont einerseits die Komplexität der<br />
ablaufenden kognitiven Prozesse bei der Testbearbeitung, stellt gleichzeitig aber auch die<br />
Spezifität des Tests für frontale Verletzungen in Frage, da die Leistung von Patienten mit<br />
Schädigungen im Bereich der Basalganglien mit der Leistung von frontalhirngeschädigten<br />
Patienten vergleichbar ist.<br />
Die Heterogenität der Ergebnisse geht neben der unterschiedlichen Güte der Messwerte wohl<br />
auch auf die mangelnde Vergleichbarkeit der Untersuchungen zurück, die unter anderem<br />
durch Unterschiede der Stichproben gegeben ist, wie unterschiedliche Ätiologien und<br />
unterschiedliche Zeiträume zwischen Ereignis und Untersuchung. Uneinheitlichkeiten in<br />
diesen Punkten kommen sowohl zwischen als auch innerhalb der Studien vor. Auch die<br />
Verwendung unterschiedlicher Versionen des WCST (z.B. von Nelson, 1976) erschwert einen<br />
Vergleich der Ergebnisse.<br />
Die Stichproben setzen sich aus Patienten zusammen, die meist durch verschiedenste<br />
Ätiologien strukturelle Schäden der Frontallappen aufweisen. Kommt dies innerhalb einer<br />
Studie vor, können möglicherweise vorhandene Effekte durch die uneinheitliche<br />
Stichprobenzusammensetzung übersehen worden sein, wenn nicht bekannt ist, ob die
Läsionsursache (Schlaganfall, Schädelhirntrauma, Entzündung u.s.w.) neben dem<br />
Läsionsort Auswirkungen auf die Leistung hat.<br />
Unterscheiden sich die Ätiologien der Schäden zwischen Untersuchungen, können sich<br />
widersprechende Ergebnisse nicht den Eigenschaften des Tests zugeschrieben werden.<br />
Die jeweiligen Ergebnisse lassen dann keine allgemeinen Aussagen über die Leistung<br />
frontalhirngeschädigter Patienten zu, sondern können nur im Rahmen ihres eigenen<br />
Gültigkeitsbereichs interpretiert werden.<br />
Eine andere mögliche Erklärung der unbefriedigenden Ergebnisse ist eine Besserung der<br />
Symptome durch den relativ langen Zeitraum zwischen Erkrankung und Untersuchung.<br />
Die zeitliche Entfernung zum schädigenden Ereignis stellt insofern einen relevanten<br />
Faktor dar, als vermutet werden kann, dass sich mit verstreichender Zeit eine substanzielle<br />
Besserung der akuten Effekte der Läsion einstellt (vgl. Rosvold, 1964; Anderson et al.,<br />
1991; 10.). Dafür sprechen die Untersuchungen mit Patienten, deren Läsionen schon<br />
Monate oder Jahre zurückliegen und die keine signifikanten Ergebnisse hinsichtlich der<br />
WCST-Leistung erbringen (z.B. Stuss et al., 1983; 3.). Chronische<br />
Frontalhirnverletzungen eignen sich in Anbetracht dieses Befundes nur bedingt, um die<br />
durch die Läsion entstandenen Funktionsbeeinträchtigungen zu untersuchen. Dem stehen<br />
Gruppenunterschiede einzelner Messwerte gegenüber, die trotz lange zurückliegendem<br />
Läsionsereignis signifikant sind (z.B. Janowsky et al., 1989; 6.).<br />
Aufgrund der genannten Unstimmigkeiten sind weitere Untersuchungen mit dem WCST<br />
erforderlich, die seine Eignung als diagnostisches Instrument von Frontalhirnschäden und<br />
Kategorisierungsdefiziten prüfen. Bei der Stichprobenwahl zur Untersuchung von<br />
Frontalhirnschäden sind die Faktoren Ätiologie der Schädigung und Zeitdauer seit<br />
Läsionsereignis möglichst zu kontrollieren und bei der Interpretation zu berücksichtigen.<br />
Weiterhin besteht die Frage nach Korrelationen zwischen Leistungen im Kartensortiertest<br />
und weiteren Tests, die den Fokus auf andere Aspekte exekutiver Funktionen legen (z.B.<br />
Planungstests). Im Hinblick auf den theoretischen und empirischen Hintergrund zu<br />
Beeinträchtigungen nach Frontalhirnschädigungen sind Zusammenhänge der<br />
verschiedenen exekutiven Funktionstests zu erwarten. Die Stärke des Zusammenhangs<br />
gibt Aufschluss darüber, ob bereits mit einzelnen Tests kognitive Defizite nach<br />
Frontalhirnschäden erschöpfend untersucht werden können oder ob die Annahme einer
Segmentierung der exekutiven Funktionen berechtigt ist, die eine getrennte Untersuchung<br />
einzelner exekutiver Funktionsbereiche anzeigt.<br />
Auch mit Bereichen der Psychopathologie (Negativsymptomatik und Positivsymptomatik)<br />
sind Zusammenhänge der kognitiven Leistungen im WCST zu erwarten, wie u.a. Schöttke<br />
(1993) thematisiert. In dieser Untersuchung mit Hirngeschädigten und Schizophrenen<br />
beträgt die gefundene Korrelation der Werte der SANS (Andreasen, 1984) mit den<br />
perseverativen Fehlern r=.45, die Korrelation mit der Anzahl erreichter Kategorien r=-.48<br />
(p
sind, die der Proband unter Beachtung der oben genannten Regeln umstecken muss (vgl.<br />
Turm von London, Kapitel 5.2.2).<br />
Der TvH stellt den Probanden vor ein Problem, dessen Struktur er nicht vollständig<br />
überblicken kann und zu dessen Lösung im Allgemeinen keine vorhandenen<br />
Verhaltensprogramme eingesetzt werden können. Daher erfordert die Aufgabe die<br />
mentale Zerlegung des Endziels in mehrere Unterziele, innovatives Planen der Schritte<br />
und deren Ausführung.<br />
Gediga und Schöttke (1994) stellen eine Computerversion des TvH vor, die neben den<br />
gebräuchlichen Leistungsmaßen, Anzahl der Züge und Lösungszeit, die Anzahl der<br />
Regelverstöße erfasst, die im Gegensatz zu den beiden ersten Maßen (Indikatoren der<br />
Problemlösefähigkeit) als Indikator des Arbeitsgedächtnisses betrachtet wird (Schöttke,<br />
2000). Speziell nach links-frontalen Läsionen ließen sich in einer Untersuchung gehäuft<br />
Regelverstöße nachweisen.<br />
Die Reliabilität des TvH kann, obwohl sie nur wenig thematisiert wird, mit einem Splithalf-Koeffizienten<br />
von .87 und Cronbachs α von .90 als sehr gut bewertet werden (Humes,<br />
Welsh, Retzlaff und Cookson, 1997).<br />
5.2.1.1 Planen nach Frontalhirnschädigung mit dem TvH<br />
Obwohl der TvH als Planungstest stark mit dem frontalen Cortex assoziiert ist, wird er nur<br />
in wenigen Studien gezielt bei Gruppen mit fokalen frontalen Hirnschädigungen<br />
eingesetzt. Aus der Zeit von 1990 bis 2000 liegen nur fünf entsprechende Arbeiten vor.<br />
Die erste Untersuchung stammt von Glosser und Goodglass (1990). Mit dem Ziel der<br />
Prüfung der Frage, ob Defizite aphasischer Patienten in Tests der exekutiven Kontrolle auf<br />
die Sprachstörung oder auf andere kognitive Beeinträchtigungen zurückzuführen sind,<br />
untersuchten sie 41 Schlaganfallpatienten mit Aphasie, davon dreizehn mit Verletzungen<br />
des linken Frontallappens, neun mit Läsionen des rechten Frontallappens, neun mit<br />
linkshemisphärischen nicht-frontalen Läsionen, zehn mit rechtshemisphärischen nicht-
frontalen Läsionen. Ebenso wurde eine gesunde Kontrollgruppe von 49 Personen<br />
einbezogen. Die Autoren setzten verschiedene exekutive Funktionstests ein, unter<br />
anderem den Turm von Hanoi (drei Scheiben). Vergleiche der zur Lösung benötigten<br />
Zugzahlen und der Regelverstöße ergeben keine signifikanten Unterschiede zwischen den<br />
einzelnen Patientengruppen, jedoch sind Patienten mit links-frontalen Läsionen als einzige<br />
Gruppe im Vergleich zur gesunden Kontrollgruppe beeinträchtigt. Die Autoren<br />
resümieren daher, dass die Eignung des TvH in weiteren Analysen überprüft werden<br />
sollte, da er anders als die anderen in dieser Untersuchung eingesetzten Tests nicht zur<br />
Differenzierung von frontalen und nicht-frontalen Läsionen beiträgt.<br />
Goel und Grafman (1995) finden in ihrer Untersuchung mit 20 Patienten, die Läsionen des<br />
präfrontalen Cortex aufweisen (Schussverletzungen, Schädelhirntrauma, Tumor,<br />
Schlaganfall), und einer nach Alter und Ausbildung gematchten gesunden Kontrollgruppe<br />
von ebenfalls 20 Personen signifikant schlechtere TvH-Leistungen bei der Gruppe mit<br />
Frontalhirnläsionen als bei der Kontrollgruppe (p=.0001). Dieses Ergebnis gilt für einen<br />
aus Genauigkeit, Geschwindigkeit, Problemschwierigkeit und einer Konstanten<br />
berechneten Testscore. Die Aufteilung der frontalen Gruppe in bilaterale, links- und<br />
rechtshemisphärische Läsionen ergibt keine signifikanten Unterschiede der Subgruppen,<br />
während der Vergleich der Kontrollgruppe mit jeder der Subgruppen signifikant ausfällt<br />
(p=.004 bzw. p=.01). Die Aufgabe bestand in der Lösung von neun 5er-TvH-Problemen<br />
unterschiedlichen Schwierigkeitsgrades, bei denen verschiedene Anfangsformationen<br />
nach bekannten Regeln in eine vorgegebene Zielformation umgesteckt werden sollten.<br />
Analysen der Problemschwierigkeiten, Problemlösestrategien und der Leistungen in den<br />
Untersuchungsgruppen lassen die Autoren folgern, dass die Anforderung des Tests,<br />
Subziele im Kurzzeitgedächtnis zu behalten und im Hinblick auf das Gesamtziel<br />
kontraintuitive Rückwärtszüge zur erfolgreichen Bewältigung der Subziele auszuführen,<br />
die Grundlage schlechter TvH-Leistungen sind. Frontalhirngeschädigte<br />
Untersuchungsteilnehmer hatten mit dieser Leistung größere Schwierigkeiten als die<br />
Kontrollen, so dass die Autoren die Annahme eines Planungsdefizits beim TvH verwerfen<br />
und eine nicht gelungene Umsetzung der goal-subgoal-Strategie als Ursache sehen. Sie<br />
erklären den Planungsprozess als eine erste (unbedeutendere) Stufe der Lösung des TvH,<br />
während der eigentlich wichtige Aspekt das Erkennen und vor allem Umsetzen der<br />
scheinbar von der Lösung wegführenden Rückwärtszüge ist.
Die Ergebnisse von Goel und Grafman (1995) stellen die Eignung des TvH als<br />
Planungstest in Frage, sprechen aber für Unterschiede zwischen frontalhirnlädierten und<br />
gesunden Personen und stützen so die Frontalhirnsensitivität dieses Tests. Die Autoren<br />
zeigen weiter die Bedeutung der Frage nach den hintergründigen Mechanismen auf, wenn<br />
im Verhalten Defizite beobachtet werden.<br />
Der Gedanke des goal-subgoal-Konflikts wird erneut von Morris et al. (1997)<br />
aufgegriffen. Sie verglichen 21 Patienten mit unilateralen präfrontalen Läsionen und<br />
38 Patienten mit unilateralen temporalen Läsionen mit 44 nach Alter und IQ gematchten<br />
Kontrollpersonen bezüglich ihrer Leistungen mit einer Computerversion des TvH<br />
(drei Scheiben). Als Indikator der Leistung verwendeten sie die Anzahl zur Lösung<br />
benötigter Züge und Lösungszeiten. Für mit vier Zügen lösbare Probleme zeigten sich bei<br />
den Gruppen mit links-frontalen und rechts-temporalen Schädigungen signifikante<br />
Beeinträchtigungen, die sich auf die Probleme beschränkten, die einen goal-subgoal-<br />
Konflikt enthalten. Die Beeinträchtigung verschwand bei der rechts-temporalen Gruppe,<br />
nicht aber bei der links-frontalen Gruppe, wenn die visuelle Merkspanne als Kovariate<br />
berücksichtigt wurde. Die Ergebnisse von Morris et al. (1997) sprechen für eine besondere<br />
Bedeutung links-frontaler Hirnareale bei der Bewältigung des TvH, eine Ansicht, die<br />
auch andere Autoren vertreten (z.B. Schöttke 2000; für den TvL z.B. Shallice, 1982).<br />
Eine Untersuchung von Markowitsch und Härting (1996) ergibt im TvH bei einer Gruppe<br />
mit fokalen Hirnschädigungen verschiedener Lokalisationen schlechtere Leistungen als<br />
bei einer orthopädischen Patientengruppe (Anzahl der Züge; p=.011). Aufgrund der<br />
gemischten Lokalisationen der Läsionen in der Gruppe der Hirngeschädigten war ein<br />
Unterschied zur orthopädischen Gruppe nicht zu erwarten und stellt eher einen Gegensatz<br />
zur Annahme dar, der TvH sei speziell ein Test für frontale Funktionen. Der im<br />
Nachhinein festgestellte, überproportional hohe Anteil von Frontalhirnschädigungen unter<br />
den neurologischen Patienten (60%) kann neben einer geringeren Intelligenz der<br />
hirngeschädigten Gruppe (p
Lösungszeiten und Regelverstöße, nicht aber für die Anzahl der Züge, wobei die Patienten<br />
der hirngeschädigten Gruppe längere Lösungszeiten (p
überschritten werden. Ziel ist es, die Aufgabe mit einer möglichst geringen Anzahl von<br />
Zügen zu bewältigen. Neben der Holzversion des TvL existiert eine Computerversion des<br />
Tests (Kohler & Beck, 2001).<br />
Es wird die Annahme vertreten, der TvL erfasse dieselben kognitiven Funktionen wie der<br />
TvH, tatsächlich korrelieren Leistungen in diesen Tests bei gesunden College-Studenten<br />
aber relativ gering (r=.37, p
Kernelement in seiner Theorie der Funktion des Frontalhirns ist (Shallice, 1982;<br />
Kapitel 4.1).<br />
Den Befund, dass besonders Läsionen des linken Frontallappens zu Beeinträchtigungen<br />
im TvL führen sollen (Shallice, 1982), konnten Owen et al. (1990) nicht bestätigen. Sie<br />
fanden eine beeinträchtigte Planungsfähigkeit bei Patienten, denen Teile der Frontallappen<br />
entfernt worden waren, unabhängig davon, ob die frontale Läsion links oder rechts<br />
lokalisiert war. Die frontalhirngeschädigte Gruppe benötigte signifikant mehr Züge zur<br />
Lösung der Probleme und löste signifikant weniger Probleme mit der Mindestzahl von<br />
Zügen als gesunde Kontrollen (p
Der Einfluss der Intelligenz auf die Ergebnisse der neuropsychologischen Tests in dieser<br />
Untersuchung kann als Hinweis darauf gewertet werden, dass die Leistung in den<br />
Standard Progressiven Matrizen ähnliche Planungs- und Kategorisierungsfähigkeiten<br />
erfordert wie WCST und TvL. Auf der anderen Seite spricht die um den Einfluss der<br />
Intelligenz bereinigte signifikante Korrelation der Planungs- und Kategorisierungstests<br />
mit der Minussymptomatik eher für die Annahme einer eigenständigen,<br />
intelligenzunabhängigen Planungsfähigkeit, von der WCST und TvL jeweils<br />
unterschiedliche Aspekte erfassen.<br />
Die Untersuchung von Röhrenbach et al. (1991) belegt neben der Sensitivität des TvL für<br />
Frontalhirnverletzungen einen Zusammenhang von kognitiven Defiziten und<br />
Pseudodepression (Negativsymptomatik) nach Frontalhirnschädigung.<br />
In der aktuellsten Studie mit dem TvL untersuchen Carlin et al. (2000) die Frage,<br />
inwieweit unterschiedliche Arten von Frontalhirnschäden zu differentiellen<br />
Leistungsmerkmalen bei der Entwicklung und Ausführung von Plänen führen. Zu diesem<br />
Zweck testeten sie zwei frontalhirngeschädigte Patientengruppen (fokale Läsionen des<br />
präfrontalen Cortex durch Schlaganfall/Tumor/Hämatom vs. Frontalhirndemenz durch<br />
Atrophie) und zwei gesunde, gematchte Kontrollgruppen mit dem TvL. Als<br />
Leistungsindikatoren verwendeten sie die Anzahl optimal gelöster Probleme, Anzahl nicht<br />
gelöster Probleme (durch Regelverletzung oder Überschreiten der Maximalzahl von<br />
Zügen), Gesamtzahl benötigter Züge, Gesamtzahl der Fehler, Planungszeit (vor dem<br />
ersten Zug), Lösungszeit (nur Ausführung) und Gesamtzeit (Planungszeit plus<br />
Lösungszeit).<br />
Ein wesentliches Ergebnis der Studie von Carlin et al. (2000) war eine Beeinträchtigung<br />
der beiden Patientengruppen gegenüber ihren Kontrollen. Im Einzelnen benötigten die<br />
dementen Patienten im Vergleich zur KG mehr Züge, begingen mehr Fehler, lösten eine<br />
größere Anzahl der Probleme nicht und weniger Probleme mit der optimalen Zugzahl. Sie<br />
waren darüber hinaus langsamer bei der Ausführung der Lösungen. Die Unterschiede<br />
zwischen Dementen und KG waren umso größer, je schwieriger das zu lösende Problem<br />
war. Die fokale Läsionsgruppe wies im Vergleich zu ihrer KG defizitäre Leistungen nur<br />
bezüglich der Anzahl von Zügen und Lösungszeiten auf und auch hier führte eine höhere<br />
Problemschwierigkeit zu einer Verstärkung der Unterschiede.<br />
Die gefundenen Muster der Leistungen im TvL interpretieren die Autoren in Richtung auf<br />
differentielle Beeinträchtigungen der beiden frontalen Patientengruppen. Während die
demente Gruppe bei der Entwicklung und Ausführung eines mentalen Plans beeinträchtigt<br />
zu sein scheint, deutet das Leistungsmuster der fokalen Läsionsgruppe nur auf<br />
Beeinträchtigungen ausführungsbezogener Prozesse.<br />
5.2.2.2 Zerebrale Aktivierung beim TvL<br />
Morris, Ahmed, Syed und Toone (1993) zeigen mittels SPECT bei gesunden Personen<br />
eine Steigerung der Aktivierung des linken dorsolateralen präfrontalen Cortex während<br />
der Bearbeitung des TvL. Neben dem Aktivierungsanstieg in diesem Bereich korrelierte<br />
das Aktivationsniveau signifikant mit der erbrachten TvL-Leistung.<br />
Signifikante bilaterale Aktivierungszuwächse in verteilten cortikalen und subcortikalen<br />
Arealen fanden Baker, Rogers, Owen, Frith, Dolan, Frackowiak und Robbins (1996) im<br />
Rahmen einer PET-Untersuchung. Die Aktivierung bezog sich auf den frontalen Cortex<br />
(rostraler präfrontaler Cortex, prämotorischer Cortex, dorsolateraler präfrontaler Cortex<br />
und Cingulum), parietalen Cortex (superior, inferior und medial), okzipitalen Cortex<br />
(lateral), Thalamus und Cerebellum. Aufgrund ähnlicher Aktivierungsmuster bei<br />
räumlich-visuellen Arbeitsgedächtnisaufgaben, die jedoch keinen Anstieg im rostralen<br />
präfrontalen Cortex beinhalteten, ordneten die Autoren dieser Region die exekutiven<br />
Komponenten des Planens zu (Reaktionsauswahl und Bewertung). Die Aktivität im<br />
rostralen präfrontalen Cortex und im räumlich-visuellen Arbeitsgedächtnissystem<br />
korrelierte mit der Problemschwierigkeit des TvL.<br />
5.2.3 Bewertung der Ergebnisse der Planungstests<br />
Die Auswertung der berichteten Studien zum TvH und TvL ergibt, dass<br />
Leistungsauffälligkeiten in diesen Tests vorwiegend bei Patienten mit Läsionen des<br />
Frontalhirns auffallen. Die kognitiven Beeinträchtigungen lassen sich in verschiedenen<br />
Leistungsmaßen abbilden, wobei neben der Anzahl benötigter Züge auch die<br />
gelösten/nicht gelösten Probleme, Lösungszeiten und Regelverstöße wichtige Indikatoren<br />
sein können. Auch anhand der Ergebnisse bildgebender Untersuchungen wird durch die<br />
nachgewiesene Aktivierung frontaler Cortexbereiche während der Testbearbeitung eine<br />
Beziehung von Planungsprozessen zu den Frontallappen sichtbar.
Bezüglich einer möglichen Lateralisation der Funktionen sprechen mehrere Befunde<br />
dafür, dass sowohl für TvH als auch TvL der linke Frontallappen von stärkerer Bedeutung<br />
ist, da in diesen Untersuchungen die Leistungen von Patienten mit links-frontalen<br />
Läsionen hinter denen der anderen Gruppen zurückstehen (Shallice, 1982; Morris et al.,<br />
1997; Schöttke, 2000). Andere Untersuchungen finden keine seitenspezifischen<br />
Leistungsdefizite (Owen et al., 1990; Röhrenbach et al., 1991; Goel & Grafman, 1995).<br />
Kritisch anzuführen sind einige Befunde zu den Testgütekriterien. Obwohl die Äquivalenz<br />
der beiden Planungstests in der Literatur häufig vorausgesetzt wird, muss sie hier<br />
angezweifelt werden, denn trotz der Ähnlichkeit der Aufgaben korrelieren die Tests nur<br />
gering. Beispielsweise die Untersuchung von Humes et al. (1997), in der der<br />
Zusammenhang bei gesunden College-Studenten r=.37 beträgt, deutet darauf hin, dass<br />
TvH und TvL tatsächlich nicht dieselben kognitiven Funktionen erfassen. Schon Goel und<br />
Grafman (1995) differenzieren zwischen den beiden Tests und bevorzugen den TvL zur<br />
Erfassung von Planungsfähigkeiten. Die Validität der Instrumente, die Gleiches zu<br />
erfassen beanspruchen, ist daher zweifelhaft und an klinischen Populationen noch zu<br />
wenig untersucht worden.<br />
Auch bezüglich der Reliabilitäten der Tests stehen Ergebnisse für (Frontal-)<br />
Hirngeschädigte noch aus. Besonders die Zuverlässigkeit des TvL sollte von Interesse<br />
sein, die sich in der Untersuchung von Humes et al. (1997) zumindest in der nichtklinischen<br />
Stichprobe als unbefriedigend erwiesen hat.<br />
Der Zusammenhang der beiden Planungstests untereinander und mit anderen exekutiven<br />
Funktionstests (z.B. WCST) ist zu untersuchen, um eine Differenzierung innerhalb des<br />
Konzepts der exekutiven Funktionen zu prüfen. Ebenso stellt sich die Frage nach<br />
Zusammenhängen der kognitiven Leistungen in den Planungstests mit<br />
psychopathologischen Variablen im Sinne von Positiv- und Negativsymptomatik nach<br />
Frontalhirnschädigung. Wie bereits Röhrenbach et al. (1991) fanden, korreliert die Anzahl<br />
optimaler Lösungen des TvL mit dem Gesamtwert der SANS (Andreasen, 1984) nach<br />
Auspartialisieren von IQ (Raven ) und Alter zu r=.36 (p
Die DEX-Fragebögen (Fragebögen zum dysexekutiven Syndrom; Wilson, Alderman,<br />
Burgess, Emslie & Evans, 2000) sind ein Untertest der Testbatterie BADS (Behavioural<br />
Assessment of the Dysexecutive Symdrome; Wilson et al., 2000). Es handelt es sich um<br />
zwei inhaltlich identische Fragebögen mit je 20 Aussagen zum Verhalten der<br />
hirngeschädigten Person in alltäglichen Situationen, deren Auftretenshäufigkeit von einer<br />
nahestehenden Person und vom Patienten selbst auf einer 5-Punkte-Skala (0-4) bewertet<br />
werden. Die Aussagen wurden aus charakteristischen Merkmalen des dysexekutiven<br />
Syndroms abgeleitet und beziehen sich auf Störungen der Kognition, Motivation, Emotion<br />
und des Verhaltens. Wie bereits in Kapitel 2.1 dieser Arbeit erwähnt wird, stellt die<br />
Bezeichnung dysexekutives Syndrom, die erstmals von Baddeley (1968) vorgeschlagen<br />
wurde, eine lokalisationsunabhängige Benennung der Symptome des Frontalhirnsyndroms<br />
dar.<br />
Das Ergebnis der DEX-Fragebögen geht nicht in die Berechnung des BADS-<br />
Gesamtwertes ein. Die Beantwortungen der Items liefern qualitative Informationen über<br />
exekutive Probleme im Alltag des Patienten. Durch die Fremd- und Selbstbeurteilung der<br />
Symptome kann zusätzlich eine mögliche Diskrepanz zwischen der Selbst- und<br />
Fremdeinschätzung aufgedeckt werden.<br />
Anhand der Ergebnisse der englischen Standardisierungsstichproben mit 216<br />
Kontrollpersonen und 92 Patienten bemerken die Autoren einen signifikanten Unterschied<br />
zwischen den Einschätzungen der Patienten und der Angehörigen. Dies reflektiert die<br />
nach Hirnschädigung häufig anzutreffende krankheitsbedingte Einsichtsstörung.<br />
Während die Autoren des Tests aufgrund der Ergebnisse einer Faktorenanalyse die Items<br />
der DEX-Fragebögen den Bereichen Verhalten, Kognition und Emotion zuordnen, scheint<br />
inhaltlich auch eine Trennung in positive und negative Symptome sinnvoll. Impulsivität,<br />
Konfabulation und Euphorie, die in den verschiedenen Items unter anderem abgefragt<br />
werden, sind der Plussymptomatik zuzuordnen; Apathie, Zurückhalten affektiver<br />
Reaktionen und mangelnde Entscheidungsfähigkeit als Ausdruck einer affektiven<br />
Reaktionsverflachung der Minussymptomatik.<br />
6. Fragestellungen und Hypothesen
UNTERSCHIEDE IN DEN TESTS EXEKUTIVER FUNKTIONEN:<br />
FRONTALE VS. NICHT-FRONTALE HIRNSCHÄDIGUNGEN<br />
Fragestellung 1: Lassen sich trotz einer eher uneinheitlichen Befundlage mit Tests<br />
exekutiver Funktionen spezifische Leistungsdefizite bei Personen mit Läsionen des<br />
Frontalhirns finden?<br />
Untersuchungen der Leistung von Personen mit Frontalhirnschädigungen ermittelten<br />
bisher Beeinträchtigungen in verschiedenen Bereichen exekutiver Funktionen und<br />
besonders die Teilfunktionen Planen und Kategorisieren stellen sich in der Literatur als<br />
charakteristische Forschungsfelder dar. Mit den einschlägigen Testverfahren werden dabei<br />
z.T. widersprüchliche Ergebnisse erzielt, die zumindest teilweise auf Eigenschaften der<br />
Stichproben und eine mangelnde Vergleichbarkeit der Untersuchungsbedingungen<br />
zurückgeführt werden können. Vor dem theoretischen Hintergrund der<br />
Frontalhirnfunktion mit Annahmen über Arbeitsgedächtnisfunktion, Nutzung von<br />
Kontextinformationen, zentrale Kontrolle und Wissensspeicherung in den Frontallappen<br />
ist zu erwarten, dass die Leistung frontalhirngeschädigter Patienten in Tests exekutiver<br />
Funktionen im Vergleich zu nicht frontalhirngeschädigten Personen beeinträchtigt ist.<br />
Zur Untersuchung von Planungsfähigkeiten stellen der Turm von Hanoi und der Turm von<br />
London verbreitete Verfahren dar, für die Erfassung von Kategorisierungsfähigkeiten wird<br />
der Wisconsin Card Sorting Test favorisiert.<br />
Hypothese 1: Patienten mit Läsionen der Frontallappen erzielen im Turm von Hanoi<br />
schlechtere Leistungen als Patienten mit nicht-frontalen Hirnschädigungen.<br />
Hypothese 2: Patienten mit Läsionen der Frontallappen erzielen im Turm von London<br />
schlechtere Leistungen als Patienten mit nicht-frontalen Hirnschädigungen.<br />
Hypothese 3: Patienten mit Läsionen der Frontallappen erzielen im Wisconsin Card<br />
Sorting Test schlechtere Leistungen als Patienten mit nicht-frontalen Hirnschädigungen.<br />
UNTERSCHIEDE DER PSYCHOPATHOLOGISCHEN SYMPTOME:<br />
FRONTALE VS. NICHT-FRONTALE HIRNSCHÄDIGUNGEN
Fragestellung 2: Sind Patienten mit Schädigungen des Frontalhirns stärker von<br />
Symptomen des dysexekutiven Syndroms betroffen als Patienten mit Hirnschädigungen<br />
anderer Lokalisation?<br />
In Verbindung mit Hirnschädigungen frontaler Lokalisation treten neben kognitiven<br />
Einschränkungen verstärkt psychopathologische Symptome auf, die auf einen<br />
krankheitsbedingt veränderten Antrieb hindeuten. Minussymptome äußern sich in<br />
abgeflachten affektiven Reaktionen und Apathie, Plussymptome kommen mit gesteigerter<br />
Impulsivität und mangelnder Handlungskontrolle zum Ausdruck. Die Items der DEX-<br />
Fragebögen erfassen kognitive (neutrale) und psychopathologische Symptome des<br />
dysexekutiven Syndroms.<br />
Hypothese 4: Patienten mit frontalen Hirnläsionen weisen in den DEX-Fragebögen<br />
höhere Störungswerte als Patienten mit nicht-frontalen Hirnläsionen auf. Dies gilt sowohl<br />
für den Gesamtwert der Selbstbeurteilung als auch für den Gesamtwert der<br />
Fremdbeurteilung.<br />
Hypothese 5: Patienten mit Läsionen der Frontallappen erhalten in der DEX-Skala<br />
Plussymptomatik höhere Werte als Patienten mit nicht-frontalen Hirnschädigungen. Der<br />
Unterschied liegt gleichermaßen in der Selbst- und Fremdbeurteilung vor.<br />
Hypothese 6: Patienten mit Läsionen der Frontallappen erhalten in der DEX-Skala<br />
Minussymptomatik höhere Werte als Patienten mit nicht-frontalen Hirnschädigungen. Der<br />
Unterschied liegt gleichermaßen in der Selbst- und Fremdbeurteilung vor.<br />
Hypothese 7: Patienten mit Läsionen der Frontallappen erhalten in der DEX-Skala<br />
Neutrale Symptome höhere Werte als Patienten mit nicht-frontalen Hirnschädigungen. Der<br />
Unterschied liegt gleichermaßen in der Selbst- und Fremdbeurteilung vor.<br />
ZUSAMMENHÄNGE DER PLANUNGSTESTS
Fragestellung 3: Erfassen die Planungstests TvH und TvL dasselbe Konstrukt? Wie hoch<br />
korrelieren sie in einer Gruppe hirngeschädigter Patienten?<br />
Zur Untersuchung von Planungsfähigkeiten stehen verschiedene Tests zur Verfügung.<br />
Der Theorie zufolge müssten mit dem TvH und TvL hoch korrelierende Ergebnisse erzielt<br />
werden, da der TvL als eine Abwandlung des TvH entwickelt wurde und beide<br />
Instrumente Planungsfähigkeiten erfassen sollen. Eine Beurteilung dieser Forderung für<br />
hirngeschädigte Populationen ist aufgrund eines Mangels an Befunden nicht möglich und<br />
muss angesichts des Ergebnisses von Humes et al. (1997) für eine nicht-klinische<br />
Stichprobe angezweifelt werden. Im empirischen Teil dieser Arbeit soll daher auch diese<br />
Frage nach der Gleichheit oder Verschiedenheit der mit den beiden Planungstests<br />
erfassten Funktionen in einer hirngeschädigten Population untersucht werden.<br />
ZUSAMMENHÄNGE VON PLANUNGSTESTS UND KATEGORISIERUNGSTEST<br />
Fragestellung 4: Bestehen Zusammenhänge zwischen kognitiven Tests, die<br />
unterschiedliche Aspekte exekutiver Funktionen zu erfassen beanspruchen? Wie hoch<br />
korrelieren die Planungstests TvH und TvL mit dem Kategorisierungstest WCST?<br />
Die zentrale Kontrolle des Frontalhirns steuert eine Vielzahl von kognitiven<br />
Einzelleistungen, die mit dem Begriff exekutive Planungs- und Kontrollfunktionen<br />
zusammengefasst werden. Unter dem Gesichtspunkt einer gemeinsamen Steuerung durch<br />
das Frontalhirn sollten die Fähigkeiten Planen und Kategorisieren korrelieren. Auf der<br />
anderen Seite kann nicht davon ausgegangen werden, dass die kognitiven Anforderungen<br />
des Planens und Kategorisierens identisch sind, so dass die Zusammenhänge der<br />
heterogenen Tests möglicherweise geringer ausfallen sollten als die Korrelationen der<br />
Planungstests untereinander. Für einen Beitrag zur Klärung dieser Frage soll auch eine<br />
Prüfung des Zusammenhangs der Tests verschiedener exekutiver Funktionen Gegenstand<br />
der geplanten Untersuchung sein.<br />
ZUSAMMENHÄNGE VON KOGNITIVEN LEISTUNGEN<br />
UND PSYCHOPATHOLOGISCHEN SYMPTOMEN
Fragestellung 5: Ist bei hirngeschädigten Patienten ein Zusammenhang von Leistungen<br />
in Tests exekutiver Funktionen und Symptomen des dysexekutiven Syndroms zu<br />
beobachten? Wie sind die Zusammenhänge von TvH, TvL und WCST mit den DEX-<br />
Fragebögen insbesondere bei Schädigungen des Frontalhirns?<br />
Ausgehend von den Ergebnissen der Untersuchung von Röhrenbach et al. (1991), die<br />
Korrelationen der Negativsymptomatik mit kognitiven Leistungen in verschiedenen Tests<br />
exekutiver Funktionen ermitteln, kann vermutet werden, dass es sich bei der nach<br />
Frontalhirnläsionen eintretenden Antriebsminderung um ein übergreifendes Defizit<br />
handelt, das sich auf der Ebene des Verhaltens und der Affekte auswirkt. Schöttke (1993)<br />
spricht in diesem Zusammenhang von einer Störung der Intentionalität durch die frontale<br />
Hirnschädigung, die sich in einer Lähmung bzw. Minderung der Willenstätigkeit<br />
ausdrückt (Abulie bzw. Hypobulie) und eine generelle Reduktion der Verhaltensrate,<br />
emotionale Indifferenz (Anhedonie) sowie unorganisiertes, wenig zielgerichtetes<br />
Verhalten zur Folge hat. Kognitive Beeinträchtigungen und Minussymptome hängen der<br />
Auffassung nach eng zusammen. Andererseits scheinen bestimmte Leistungsmerkmale<br />
der exekutiven Tests, beispielsweise die Regelverstöße im TvH, als Folge einer<br />
Nichtbeachtung von Kontextinformationen und Impulsivität stärker mit der<br />
Plussymptomatik nach Frontalhirnschädigung in Verbindung zu stehen.<br />
Die geplante Untersuchung soll Ergebnisse im Hinblick auf den Bezug der kognitiven<br />
Leistungen zu Plus- und Minussymptomatik liefern und Aufschluss über die Art und<br />
Stärke der Zusammenhänge bei Patienten mit Schädigungen der Frontallappen geben.<br />
7. Methode
Die Datenerhebung für diese Studie fand im Zeitraum von August bis Oktober<br />
2002 in zwei Kliniken in Osnabrück und Magdeburg statt. Untersucht wurden<br />
stationäre Patienten der Abteilung für neurologische Frührehabilitation im<br />
Klinikum Osnabrück und des neurologischen Rehabilitationszentrums<br />
Magdeburg. Es folgt eine Beschreibung der teilnehmenden Patientenstichprobe<br />
und der eingesetzten Testverfahren.<br />
7.1 Patientenstichprobe<br />
7.1.1 Rekrutierung der Patienten<br />
Die Rekrutierung der Patienten aus den drei Kliniken erfolgte durch Zuweisung<br />
der Stationsärzte oder Psychologen, die unter Berücksichtigung von Diagnose<br />
und Einschätzung der Belastbarkeit der Patienten entschieden, welche Patienten<br />
für Experimentalgruppe und Kotrollgruppe in Frage kamen. Es wurden Patienten<br />
untersucht, die einen Schlaganfall, eine Hirnblutung, eine Hirnschädigung in<br />
Folge eines Aneurysmas oder ein Schädelhirntrauma erlitten hatten.<br />
Ausschlusskriterien waren ausgeprägte Sprachstörungen, die zu Problemen im<br />
Aufgabenverständnis führen konnten, und gemischte Läsionen, die sich über<br />
frontale und nicht-frontale Hirnbereiche ausdehnten. In Rücksprache mit den<br />
Psychologen der Klinik wurde die Untersucherin über eventuelle weitere relevante<br />
Merkmale der Patienten informiert (Neglect, sprachliche Einschränkungen), die<br />
den Ablauf und die Ergebnisse der Untersuchung beeinflussen können und daher<br />
zu berücksichtigen waren.<br />
Die Patienten wurden bei einer ersten Kontaktaufnahme über den<br />
wissenschaftlichen Hintergrund der Untersuchung und die beabsichtigte Nutzung<br />
der Testergebnisse für die Behandlung in der Klinik aufgeklärt. Nachdem sich vor<br />
diesem Hintergrund die meisten der angesprochenen Patienten zur Teilnahme<br />
bereit erklärten, wurden die Untersuchungstermine vereinbart, zu denen die<br />
Patienten selbstständig erschienen oder von ihren Zimmern aus abgeholt wurden.<br />
Neben der mündlichen Zusage ihrer Teilnahme unterschrieben die Patienten eine<br />
schriftliche Erklärung, in der sie sich mit der anonymen Verwendung aller<br />
Testergebnisse einverstanden erklärten (Exemplar im Anhang A).
7.1.2 Beschreibung der Stichprobe<br />
Insgesamt nahmen 63 Patienten an der Untersuchung teil; von diesen waren 28 der<br />
frontalen und 35 der nicht-frontalen Gruppe zuzuordnen. Wie Tabelle 7.1 zeigt, besteht<br />
die frontale Gruppe zu 86% aus Männern und zu 14% aus Frauen. Der Mittelwert des<br />
Alters dieser Gruppe beträgt 43,75 Jahre. 35% besitzen einen Haupt- oder<br />
Volksschulabschluss, 54% einen Realschulabschluss und 11% das Abitur; alle Patienten<br />
der frontalen Gruppe sind Rechtshänder. Erkrankungsursachen der Frontalhirnpatienten<br />
sind Schädelhirntraumen (32%), Aneurysmen (18%), Hirnblutungen (32%) und<br />
Schlaganfälle (18%). 32% der frontalen Hirnschädigungen liegen im rechten<br />
Frontallappen, 25% im linken Frontallappen und 43% betreffen beide Frontallappen. Seit<br />
dem Ereignis der Läsion sind in der frontalen Gruppe im Mittel 92,86 Tage vergangen.<br />
Die non-frontale Gruppe setzt sich zu 71% aus Männern und zu 29% aus Frauen<br />
zusammen. Der Altersdurchschnitt dieser Gruppe liegt bei 54,80 Jahren. 43% haben einen<br />
Haupt- oder Volksschulabschluss, 46% einen Realschulabschluss und 11% das Abitur,<br />
89% sind Rechtshänder, 11% Linkshänder. In der nicht-frontalen Gruppe liegen als<br />
Erkrankungsursachen Schädelhirntraumen (6%), Aneurysmen (11%), Hirnblutungen<br />
(17%) und Schlaganfälle (66%) vor. Betroffen ist bei 43% die rechte Seite, bei 46% die<br />
linke Seite und bei 11% beide Seiten des Gehirns. Die Läsionen in der nicht-frontalen<br />
Gruppe liegen parietal (17%), temporal (14%), subcortikal (31%), in einem Fall im<br />
Kleinhirn (3%) oder in mehreren Hirnbereichen (34%). Die mittlere Zeitdauer seit<br />
Eintreten der Läsion beträgt in der nicht-frontalen Gruppe 73,31 Tage.<br />
Die Überprüfung der Homogenität von Patientenmerkmalen mittels T-Tests und<br />
Chi-Quadrat-Tests ergibt hinsichtlich einiger Variablen signifikante Unterschiede<br />
zwischen frontaler und non-frontaler Gruppe. Die non-frontale Kontrollgruppe ist<br />
im Mittel älter als die frontale Gruppe (T=-3,041; p=.003). Auch die<br />
Erkrankungsursachen der Gruppen unterscheiden sich (χ 2 =8,347; p=.001), wobei<br />
in der frontalen Gruppe der Anteil an Schädelhirntraumen größer ist als in der<br />
Kontrollgruppe, die wiederum einen größeren Anteil an Schlaganfällen aufweist.<br />
Signifikante Unterschiede der Lateralität (χ 2 =16,159; p=.015) zeigen, dass in der<br />
frontalen Gruppe mehr bilaterale und weniger linksseitige Läsionen als in der nonfrontalen<br />
Gruppe vorliegen. Es bestehen keine statistisch bedeutsamen
Unterschiede der Gruppen hinsichtlich Geschlecht, Bildungsniveau, Händigkeit<br />
und der Zeit seit dem Erkrankungsereignis.<br />
Tabelle 7.1:<br />
Soziodemografische und klinische Merkmale der Stichprobe<br />
Geschlecht<br />
Alter<br />
Schulabschlu<br />
ss<br />
Händigkeit<br />
Ätiologie der<br />
Läsion<br />
Seite der<br />
Läsion<br />
Lokalisation<br />
der Läsion<br />
Anzahl Tage<br />
seit der<br />
Läsion<br />
Gesamt<br />
(N=63)<br />
Frontale<br />
Gruppe<br />
(N=28)<br />
Nonfrontale<br />
Gruppe<br />
(N=35)<br />
männlich 49 (78%) 24 (86%) 25 (71%)<br />
weiblich 14 (22%) 4 (14%) 10 (29%)<br />
M=49,89 M=43,75 M=54,80<br />
SD=15,26 SD=14,98 SD=13,80<br />
Volks-/<br />
25 (40%) 10 (35%) 15 (43%)<br />
Hauptschule<br />
Realschule 31 (49%) 15 (54%) 16 (46%)<br />
Gymnasium 7 (11%) 3 (11%) 4 (11%)<br />
rechts 59 (94%) 28 (100%) 31 (89%)<br />
links 4 (6%) 0 (0%) 4 (11%)<br />
Schädelhirntrauma 11 (18%) 9 (32%) 2 (6%)<br />
Aneurysma 9 (14%) 5 (18%) 4 (11%)<br />
Hirnblutung 15 (24%) 9 (32%) 6 (17%)<br />
Schlaganfall 28 (44%) 5 (18%) 23 (66%)<br />
rechts 24 (38%) 9 (32%) 15 (43%)<br />
links 23 (37%) 7 (25%) 16 (46%)<br />
bilateral 16 (25%) 12 (43%) 4 (11%)<br />
frontal 28 (44%) 28 (100%)<br />
parietal 6 (10%) 6 (17%)<br />
temporal 5 (8%) 5 (14%)<br />
subcortikal 11 (18%) 11 (31%)<br />
Kleinhirn 1 (2%) 1 (3%)<br />
multiple<br />
Lokalisation<br />
12 (19%) 12 (34%)<br />
M=82,00 M=92,86 M=73,31<br />
SD=84,00 SD=108,0 SD=58,56<br />
0<br />
Signifikanz<br />
(frontal vs.<br />
non-frontal)<br />
n.s. b<br />
.003 ** a<br />
n.s. b<br />
n.s. b<br />
.001 *** b<br />
.015 * b<br />
n.s. a<br />
Legende:<br />
mit T-Test;<br />
5%-Niveau;<br />
N = Gruppengröße; M = Mittelwert; SD = Standardabweichung; a = Signifikanz<br />
b = Signifikanz mit Chi-Quadrat-Test nach Pearson; n.s. = nicht signifikant auf<br />
* p< 0.05; ** p< 0.01; *** p< 0.001
7.2 Testbatterie<br />
An den Untersuchungsterminen wurden in zufälliger Reihenfolge der Turm von<br />
Hanoi (TvH), Turm von London (Planungstest, TvL) und der Wisconsin Card<br />
Sorting Test (WCST) durchgeführt. Außerdem füllten die Patienten den<br />
Fragebogen zum dysexekutiven Syndrom (DEX) aus. Neben dieser<br />
Selbsteinschätzung wurde von jedem Patienten auch eine Fremdbeurteilung<br />
durch Angehörige, den betreuenden Arzt oder zuständige Therapeuten mit<br />
diesem Instrument eingeholt. Ein Termin dauerte etwa 60 Minuten und Patienten<br />
benötigten ein bis drei Termine um die gesamte Testbatterie zu absolvieren.<br />
7.2.1 Durchführung und Auswertung des Turms von Hanoi<br />
Für die vorliegende Untersuchung wurde die computergestützte Version des TvH<br />
eingesetzt (Schöttke & Gediga, 1994). Der Patient hatte die Aufgabe den<br />
Scheibenturm auf dem Monitor vom linken Stab auf einen der beiden anderen<br />
Stäbe zu verschieben, wobei der Zielstab frei wählbar war. Die drei Stäbe<br />
korrespondierten mit den drei beschrifteten Tasten A, G und L der<br />
Computertastatur: Beschriftung „L“ auf Taste A für den linken, „M“ auf G für den<br />
mittleren und „R“ auf L für den rechten Stab. Das Umstecken einer Scheibe<br />
erfolgte in zwei Schritten durch Anheben der zu verschiebenden Scheibe und<br />
Ablegen auf einem anderen Stab mit zwei entsprechenden Tastendrücken. Beim<br />
Umstecken konnte immer nur die oberste Scheibe bewegt werden und es durfte<br />
nicht versucht werden eine größere Scheibe auf eine kleinere zu stecken. Eine<br />
Verletzung dieser Regel und der Versuch einen Stab zu bedienen, auf dem keine<br />
Scheibe liegt, wurde unmittelbar durch ein akustisches und optisches Signal als<br />
Fehler zurückgemeldet. Zum Erlernen der Zugregeln bearbeiteten die Patienten
einmalig den Turm mit 4 Scheiben, zur Beurteilung der Planungsfertigkeiten<br />
erhielten sie im Test die 5-Scheiben-Version (Wortlaut der Instruktionen im<br />
Anhang A). Auf eine Durchführung der 5er-Version musste verzichtet werden,<br />
wenn der Patient den 4er-Turm nicht innerhalb von 45 Minuten gelöst hatte.<br />
In die Berechnungen zur Überprüfung der Hypothesen und Klärung der<br />
Fragestellungen ging nur der Durchgang mit dem 5er-TvH ein. Der Weg zur<br />
optimalen Lösung des Turms besteht im Erreichen mehrerer Teilziele in Form von<br />
Untertürmen. Es muss zunächst ein Turm aus den obersten drei Scheiben<br />
gebildet werden (erster 3er-Unterturm), dann ein Turm aus vier Scheiben (erster<br />
4er-Unterturm), damit nach einem weiteren 3er-Unterturm der geforderte 5er-<br />
Turm (Lösung) aufgebaut werden kann. Gediga und Schöttke (1994) schlagen vor<br />
die Durchführung des 5er-Turms abzubrechen, wenn der Proband den ersten 4er-<br />
Unterturm nicht innerhalb von 60 Zügen erreicht. Da in dieser Untersuchung eine<br />
Kontrolle der Zugzahlen während der Bearbeitung nicht möglich war, wurde der<br />
Test abgebrochen, wenn nach 45 Minuten Bearbeitungszeit eine Lösung nicht in<br />
Aussicht war. Abhängige Variablen aus dem TvH sind die Anzahl der Züge und<br />
die Lösungszeiten (in Sekunden) für die Untertürme und bis zur Lösung. Die<br />
Anzahl der Regelverletzungen wird getrennt ausgewertet. Testergebnisse von<br />
Probanden, die den 5er Turm nicht lösten, konnten bei der Auswertung nicht<br />
berücksichtigt werden.<br />
7.2.2 Durchführung und Auswertung des Turms von London<br />
Es wurde ein auf der Turm von London-Aufgabe (Shallice, 1982) basierender,<br />
computergestützter Planungstest von Kohler und Beck (2001) verwendet. Die<br />
Aufgabe besteht darin, drei Kugeln (rot, gelb, blau) auf drei verschieden langen<br />
Stäben (Stab 1 für eine Kugel, Stab 2 für zwei Kugeln, Stab 3 für drei Kugeln) so<br />
umzustecken, dass aus einer Ausgangsformation eine vorgegebene Zielformation<br />
entsteht. Dabei soll die optimale Zugzahl möglichst nicht überschritten werden.
Der Planungstest enthält schriftliche Instruktionen für die Bearbeitung (Wortlaut<br />
im Anhang A). Vor Beginn der Bearbeitung der 8 Aufgaben (2 Übungsaufgaben, 6<br />
Testaufgaben) wurde der Proband aufgefordert bei jeder Aufgabe zu überlegen,<br />
wie er vorgehen will, bevor er mit dem Umstecken beginnt. Das Umstecken<br />
erfolgte durch Markieren einer Kugel mit der linken Maustaste und Anklicken der<br />
beabsichtigten Zielposition. Bei jedem Problem waren am linken unteren Bildrand<br />
die Aufgabennummer, die Anzahl der erforderlichen Schritte, die Anzahl bereits<br />
erfolgter Schritte und die Fehleranzahl sichtbar. Als Fehler wurde der Versuch<br />
gewertet, eine weitere Kugel auf eine besetzte Position zu stecken oder Kugeln<br />
auf dem Stab oberhalb einer freien Stelle zu platzieren.<br />
Die Anzahl der für eine Lösung mindestens erforderlichen Schritte stieg mit jeder<br />
Aufgabe. Überschritt der Proband diese Anzahl bei einem Lösungsversuch, so<br />
erhielt er nach Beendigung der jeweiligen Aufgabe einen entsprechenden<br />
Hinweis. Testabbruch erfolgte, wenn der Patient nach angemessener<br />
Versuchszeit mehrfach angegeben hatte, er könne eine Aufgabe nicht lösen und<br />
von der Untersucherin nicht zum Weitermachen zu motivieren war. Als<br />
Leistungsindikatoren wurden die Bearbeitungszeit, Anzahl der Züge und Anzahl<br />
der Fehler pro Aufgabe ermittelt.<br />
Im Unterschied zur ursprünglichen Testaufgabe des TvL (Shallice, 1982)<br />
variierten in dem verwendeten Planungstest die Anfangs- und Startpositionen der<br />
Kugeln, so dass es im Testverlauf zu keinem Gewöhnungseffekt kommen konnte.<br />
Auch das Problem nur eingeschränkt vergleichbarer Aufgabenschwierigkeiten<br />
wurde in dieser Version des Turms von London kontrolliert, indem für den Test<br />
nur Aufgaben ausgewählt wurden, die bezüglich aller bekannter<br />
Strukturmerkmale die den Schwierigkeitsgrad beeinflussen, übereinstimmen.<br />
Damit bestimmte nur noch die Länge des Lösungsweges, d.h. die Anzahl der zur<br />
Lösung erforderlichen Schritte, den Schwierigkeitsgrad eines Problems. Die<br />
Problemschwierigkeit stieg so mit jeder Aufgabe.<br />
7.2.3 Durchführung und Auswertung des Wisconsin Card Sorting<br />
Tests
Der WCST wurde in der Standardversion von Heaton et al. (1993) durchgeführt<br />
(Wortlaut der Instruktionen im Anhang A). Dabei lagen auf dem Tisch vor dem<br />
Probanden nebeneinander die vier Zielkarten (festgelegte Reihenfolge von links<br />
nach rechts: ein rotes Dreieck, zwei grüne Sterne, drei gelbe Kreuze, vier blaue<br />
Kreise), denen insgesamt 128 Antwortkarten (2 Stapel à 64 Karten) zugeordnet<br />
werden sollten. Die Testperson nahm dazu jeweils die oberste Karte vom Stapel<br />
und platzierte sie unter der Zielkarte, von der sie meinte, sie passt. Eine<br />
Antwortkarte konnte mit jeder Zielkarte in keinem, einem, zwei oder allen drei<br />
Merkmalen übereinstimmen, so dass eine getroffene Zuordnung mehrdeutig sein<br />
konnte. Anhand der Rückmeldung der Untersucherin („richtig“ oder „falsch“) nach<br />
Ablegen jeder Karte musste der Proband das Sortierprinzip selbst erkennen, da<br />
das in einem Durchgang interessierende Merkmal nicht mitgeteilt wurde.<br />
Ebenso wusste der Proband nicht, dass sich nach zehn aufeinanderfolgenden<br />
richtigen Zuordnungen in der geforderten Kategorie das Sortierprinzip änderte.<br />
Die Abfolge der geforderten Kategorien lautete: Farbe, Form, Anzahl, Farbe,<br />
Form, Anzahl. Der Test war beendet, sobald der Proband alle sechs Kategorien<br />
vervollständigt hatte, bzw. wenn alle 128 Karten zugeordnet worden waren. Über<br />
die Standardinstruktionen hinausgehende Informationen wurden dem Patienten<br />
nicht gegeben; wenn Probleme im Aufgabenverständnis auftraten, wurden<br />
einzelne Teile der Instruktion sinngemäß wiederholt, bis ausreichendes<br />
Verständnis der Aufgabe sichergestellt war. Teilweise waren zu Beginn der<br />
Bearbeitung des WCST geringfügige Korrekturen nötig, wenn z.B. der Proband<br />
die Rückmeldung der Untersuchungsleiterin nicht abwartete, die Antwortkarten<br />
nicht in Stapeln, sondern in Reihen ablegte oder zum Sortieren nicht jeweils die<br />
oberste Karte vom Stapel genommen wurde. Die Untersucherin notierte auf dem<br />
Protokollbogen (Exemplar im Anhang A) bei jeder zugeordneten Karte das<br />
verfolgte Sortierprinzip und markierte fehlerhafte und richtige Zuordnungen, wobei<br />
die richtigen Zuordnungen in einer Folge fortlaufend nummeriert wurden, damit<br />
nach einer Reihe von 10 richtigen ein unangekündigter Wechsel stattfinden<br />
konnte.<br />
Nach Beendigung des Tests wurden durch Auszählen die folgenden Maße<br />
ermittelt, die auch für die statistische Auswertung berücksichtigt wurden: Anzahl
eendeter Kategorien (10 aufeinanderfolgende richtige Zuordnungen), Anzahl<br />
richtiger Zuordnungen (inklusive perseverativer Richtiger), Anzahl perseverativer<br />
Fehler und Anzahl falscher Zuordnungen (Fehler gesamt). Als perseverativer<br />
Fehler wurde eine eindeutige Zuordnung nach dem Sortierprinzip des<br />
vorausgehenden Durchgangs gewertet (Perseverationskriterium). In der ersten<br />
Kategorie, die keine vorausgehende Kategorie besitzt, entsprach das<br />
Perseverationskriterium dem Sortierprinzip der ersten eindeutigen Falschantwort.<br />
Mehrdeutige Zuordnungen wurden nur dann als Perseveration gewertet, wenn sie<br />
(auch) dem Perseverationskriterium entsprachen und in eine Reihe eindeutiger<br />
perseverativer Fehler eingebettet waren. So konnten auch als richtig bewertete<br />
Sortierungen perseverativ sein (perseverative Richtige). Ein Wechsel des<br />
Perseverationskriteriums in einem Durchgang erfolgte, wenn nacheinander drei<br />
eindeutig falsche Zuordnungen nach einem Merkmal getroffen wurden. Ab der<br />
zweiten dieser Sortierungen wurden diese nach dem neuen Kriterium als<br />
Perseveration gewertet.<br />
7.2.4 Durchführung und Auswertung der Fragebögen zum<br />
dysexekutiven<br />
Syndrom<br />
7.2.4.1 Beantwortung der DEX-Fragebögen<br />
Die DEX-Fragebögen liegen zum Zweck einer Selbstbeurteilung und einer<br />
Fremdbeurteilung des Patienten in zwei inhaltlich identischen, unterschiedlich<br />
formulierten Ausführungen vor (Exemplare im Anhang A). Dabei werden die<br />
zwanzig Aussagen zum Verhalten des Patienten auf einer 5-Punkte-Skala (nie=0;<br />
selten=1; manchmal=2; oft=3; sehr oft=4) von ihm selbst sowie einer<br />
nahestehenden Person beurteilt, so dass jeder Patient zwei Gesamtwerte erhält,<br />
die zwischen 0 und 80 Punkten liegen. Auf Wunsch der Patienten wurde der<br />
Selbstbeschreibungs-Fragebogen in dieser Untersuchung meist nicht<br />
eigenhändig von ihnen ausgefüllt, stattdessen beantworteten die Patienten die<br />
von der Untersucherin vorgelesenen Items mündlich mit einer der fünf
Antwortalternativen. Die Beantwortungen wurden von der Untersucherin notiert.<br />
Erklärungen zu den Aussagen wurden nur dann gegeben, wenn<br />
Verständnisprobleme vorlagen, und waren so knapp wie möglich gehalten.<br />
Die Fremdbeurteilung sollte nach dem Manual von Wilson et al. (2000) durch<br />
Angehörige erfolgen, was im Rahmen der vorliegenden Untersuchung jedoch<br />
nicht bei allen Patienten möglich war. In den Fällen, in denen kein<br />
Familienmitglied zur Verfügung stand, wurden die Beurteilungen durch Ärzte,<br />
Therapeuten oder Pfleger vorgenommen. Um auch auf diesem Wege eine<br />
verlässliche Einschätzung zu erhalten wurde jeweils eine Person gewählt, die mit<br />
dem Patienten in möglichst engem Kontakt stand und sich ein diesbezügliches<br />
Urteil zutraute. Angehörige und andere Personen bearbeiteten den Fragebogen<br />
alleine und ließen ihn ausgefüllt der Untersucherin zukommen.<br />
7.2.4.2 Items und Subskalen der DEX-Fragebögen<br />
Inhaltlich beziehen sich die Aussagen der DEX-Fragebögen auf vier große, im<br />
Zusammenhang mit dem dysexekutiven Syndrom relevante Bereiche: emotionale<br />
und Persönlichkeitsveränderungen, motivationale, Verhaltens- und kognitive<br />
Veränderungen. Tabelle 7.2 gibt Auskunft über spezielle Iteminhalte, die<br />
Charakteristika des dysexekutiven Syndroms abdecken (Wilson et al., 2000).<br />
Tabelle 7.2: Inhalte der Items der DEX-Fragebögen (Wilson et al., 2000)<br />
Item 1<br />
Item 2<br />
Item 3<br />
Item 4<br />
Item 5<br />
Item 6<br />
Item 7<br />
Item 8<br />
Item 9<br />
Item 10<br />
Item 11<br />
Item 12<br />
Störung des abstrakten Denkens<br />
Impulsivität<br />
Konfabulation<br />
Störung planerischer Fähigkeiten<br />
Euphorie<br />
Zeitliche Sequenzierungsprobleme<br />
Mangel an Einsicht und sozialem Taktgefühl<br />
Apathie und mangelnder Antrieb<br />
Enthemmung<br />
Gestörte Impulskontrolle<br />
(Zurückhalten) affektiver Reaktionen<br />
Aggressionen
Item 13<br />
Item 14<br />
Item 15<br />
Item 16<br />
Item 17<br />
Item 18<br />
Item 19<br />
Item 20<br />
Mangelnde Rücksichtnahme<br />
Perseverationen<br />
Psychomotorische Unruhe<br />
Unfähigkeit Reaktionen zu unterdrücken<br />
Dissoziation zwischen Wissen und Reaktion<br />
Ablenkbarkeit<br />
Mangelnde Entscheidungsfähigkeit<br />
Mangelndes Bewusstsein für soziale Regeln<br />
Die Tendenz der erfragten Veränderungen geht dabei in zwei unterschiedliche<br />
Richtungen; so repräsentieren Items mit Aussagen zur Emotion, Motivation und<br />
zum Verhalten durch die angegebene Steigerung oder Abflachung des Antriebs,<br />
der Affekte etc. entweder die Plussymptomatik oder die Minussymptomatik. Die<br />
Items zu rein kognitiven Veränderungen sind diesbezüglich neutral. Trifft man vor<br />
diesem Hintergrund eine Einteilung der Items, erhält man die in Tabelle 7.3<br />
aufgeführten Subskalen von Items zur Plussymptomatik, Minussymptomatik und<br />
neutrale Items. Diese Klassifikation ist im Hinblick auf die fünfte Fragestellung von<br />
Bedeutung. Neben der Bestimmung von Zusammenhängen der Ausprägung des<br />
dysexekutiven Syndroms (DEX-Gesamtwert) mit Leistungen in den kognitiven<br />
Tests wird durch die getroffene Einteilung und daraus hervorgehenden<br />
Subskalenwerte eine getrennte Bestimmung der Zusammenhänge von<br />
Testvariablen und positiven, negativen und neutralen Symptomen möglich.<br />
Tabelle 7.3: Subskalen der DEX-Fragebögen mit zugehörigen Items<br />
und Reliabilitäten der Selbst- und Fremdbeurteilung<br />
Plussymptomatik Minussymptomatik<br />
Neutrale<br />
Symptome<br />
Item 2<br />
Item 3<br />
Item 5<br />
Item 7<br />
Item 9<br />
Item 10<br />
Item 12<br />
Item 13<br />
Item 14<br />
Item 15<br />
Item 16<br />
Item 8<br />
Item 11<br />
Item 19<br />
Item 1<br />
Item 4<br />
Item 6<br />
Item 17<br />
Item18<br />
Item 20
N = 11 N = 3 N = 6<br />
Cronbach´s α=<br />
.83/.84<br />
Cronbach´s α =<br />
.68/.56<br />
Cronbach´s α =<br />
.79/.80<br />
Legende: N = Anzahl der Items pro Subskala<br />
Die Reliabilitätsprüfung der Subskalen zeigt sehr gute bis mittelmäßige α-Werte.<br />
In der untersuchten Stichprobe erreicht die Subskala Plussymptomatik einen<br />
Reliabilitätskoeffizienten von α=.83 in der Selbstbeschreibung und α=.84 in der<br />
Fremdbeurteilung. Sie kann somit als zuverlässig bewertet werden. Auch die<br />
Subskalen der neutralen Symptomatik stellen mit Werten von α=.79 (Selbsturteil)<br />
und α=.80 (Fremdurteil) zufrieden. Mit einem Reliabilitätswert von α=.68 in der<br />
Selbstbeurteilung und von α=.56 in der Fremdbeurteilung muss nur die<br />
Zuverlässigkeit der Skala Minussymptomatik angezweifelt werden. Aufgrund der<br />
Kürze dieser Subskala (N=3) konnten keine weiteren Items eliminiert werden und<br />
die Skala wurde in der folgenden Auswertung zur Überprüfung der Hypothesen so<br />
verwendet wie oben angegeben.<br />
Die Reliabilität der Gesamtskala beläuft sich in der untersuchten<br />
Patientenstichprobe bei Selbst- und Fremdbeurteilung jeweils auf α=.91.<br />
8. Auswertung und Ergebnisse<br />
Im Folgenden werden die Ergebnisse der statistischen Datenanalysen dargestellt.<br />
Die Befunde werden in der gleichen Reihenfolge wie die im theoretischen Teil<br />
aufgeführten Fragestellungen berichtet. Es ergeben sich so vier getrennte<br />
Abschnitte:<br />
1. Ergebnisse zu Unterschieden in den Tests exekutiver Funktionen TvH, TvL und<br />
WCST, 2. Ergebnisse zu Unterschieden der psychopathologischen Merkmale in<br />
den DEX-Fragebögen, 3. Zusammenhänge der Planungstests TvH und TvL sowie<br />
Zusammenhänge von Planungstests und Kategorisierungstest WCST und 4.<br />
Korrelationen der kognitiven Planungs- und Kategorisierungstests mit den<br />
psychopathologischen Variablen der DEX-Fragebögen. Die Gruppenmittelwerte<br />
und Standardabweichungen aller Testvariablen finden sich im Anhang B in den<br />
Tabellen B.8.1 bis B.8.4.
Obwohl bei vielen Variablen die Verteilung der Messwerte signifikant von einer<br />
Normalverteilung abweicht, wurde bei der Auswertung von der Verwendung<br />
nonparametrischer Verfahren abgesehen. Diese werden in einem solchen Fall<br />
zwar empfohlen, um aber auch Wechselwirkungen der Faktoren prüfen zu<br />
können wurden für diese Untersuchung parametrische Tests gewählt. In der<br />
Forschung stellt dies keine unübliche Vorgehensweise dar, denn auch bei<br />
Signifikanzen von .000 im Kolmogorov-Smirnov-Test werden parametrische<br />
Analysemethoden eingesetzt, da von einer annähernden Normalverteilung der<br />
Daten ausgegangen werden kann.<br />
8.1 Vergleich der kognitiven Leistungen<br />
Für einen Vergleich der Leistungen in den Tests exekutiver Funktionen wurden<br />
mehrfaktorielle uni- und multivariate Varianzanalysen gerechnet. Bei vorliegender<br />
Signifikanz kam als post-hoc-Verfahren der Scheffé-Test zum Einsatz. Neben<br />
dem Gruppenfaktor (Faktorstufen: frontal, non-frontal) wurde in alle Analysen der<br />
Faktor Seite (Faktorstufen: links, rechts, bilateral) einbezogen um auch<br />
Auswirkungen der Lateralität der Läsion auf die Leistungen und mögliche<br />
Interaktionen zu prüfen. Das Hauptinteresse galt gemäß der Hypothesen jedoch<br />
dem Einfluss des Gruppenfaktors.<br />
8.1.1 Unterschiede im Turm von Hanoi<br />
Nach Ausschluss von zehn Patienten, die den TvH nicht erfolgreich gelöst hatten,<br />
gingen 53 Datensätze in die Analysen ein: 23 von Patienten der frontalen und 30<br />
von Patienten der nicht-frontalen Gruppe. Von diesen 53 Hirnschädigungen<br />
waren 20 linksseitige, 19 rechtsseitige und 14 beidseitige Läsionen. Als<br />
Indikatoren der Leistung im TvH wurden für jeden Patienten folgende Variablen<br />
berechnet: Anzahl der Züge und Zeit bis zum ersten 3er-Unterturm, bis zum<br />
ersten 4er-Unterturm und bis zum 5er-Turm (Lösung), Anzahl der Regelverstöße<br />
bis zum ersten 3er-Unterturm, vom ersten 3er bis zum ersten 4er-Unterturm, vom<br />
ersten 4er-Unterturm bis zum 5er-Turm und Gesamtzahl der Regelverstöße. Die
Berechnung der Zugzahlen und Zeiten erfolgte einmal inklusive aller gemachten<br />
Züge und einmal ohne die Züge, in denen ein Regelverstoß begangen wurde.<br />
Die Auswertung der TvH-Kennwerte erfolgte über fünf multivariate dreifaktorielle<br />
Varianzanalysen mit Messwiederholung auf einem Faktor. Es wurden Einflüsse<br />
der Gruppe, der Seite der Läsion und der Komplexität der Problemlösephase,<br />
sowie deren Interaktionen getestet. Der Faktor Komplexität<br />
(Messwiederholungsfaktor) bezieht sich auf die drei Phasen des<br />
Lösungsprozesses (Untertürme), in deren Verlauf die Zugzahlen, Zeiten und<br />
Regelverstöße ansteigen. Ein signifikanter F-Wert dieses Faktors bedeutet<br />
lediglich, dass der Anstieg statistisch bedeutsam ist. Was in diesem<br />
Zusammenhang von größerem Interesse ist, ist die Frage, ob sich Gruppen<br />
finden, deren Zuwachs in Zeiten, Zügen oder Regelverstößen sich vom Anstieg in<br />
anderen Gruppen unterscheidet. Diese Frage soll, abgesehen von Gruppen- und<br />
Seitenunterschieden in den Gesamtwerten von Zügen, Lösungszeit und<br />
Regelverstößen, Ziel der Analysen sein.<br />
8.1.1.1 Züge im TvH<br />
In Tabelle 8.1 sind die Ergebnisse der Auswertung der Züge mit Regelverstößen<br />
im TvH dargestellt. Es zeigt sich, dass der oben erwähnte Anstieg der Zugzahlen<br />
bis zu den einzelnen Komplexitätsstufen höchst signifikant ist (p=.000). Die<br />
ebenfalls dargestellten, nicht signifikanten Interaktionen von Komplexität und<br />
Gruppenzugehörigkeit (p=.273) bzw. Komplexität und Seite der Läsion (p=.299)<br />
zeigen an, dass sich der Anstieg der Zugzahlen in frontaler und non-frontaler<br />
Gruppe nicht unterscheidet und auch bei Läsionen verschiedener Lateralität<br />
gleich ist.<br />
Wie durch die Auswertung der Gruppen- und Seiteneffekte deutlich wird,<br />
bestehen bezüglich der Gesamtzugzahlen mit Regelverstößen im TvH keine<br />
signifikanten Haupteffekte oder Interaktionen. Die frontale und non-frontale<br />
Gruppe unterscheiden sich somit nicht bedeutsam in ihrer zur Lösung benötigten<br />
Zuganzahl (p=.432), ebenso bestehen keine Unterschiede zwischen linksseitigen,<br />
rechtsseitigen und beidseitigen Läsionen (p=.301).
Tabelle 8.1:<br />
Effekte von Komplexität, Gruppe und Seite auf die Anzahl<br />
der Züge mit Regelverstößen im TvH<br />
Quelle df F-Wert Signifikanz<br />
TvH: Züge mit Komplexität 1,295 358,598 *** .000<br />
Regelverstößen Komplexität x Gruppe 1,295 1,282 .273<br />
Komplexität x Seite 2,590 1,248 .299<br />
Komplexität x Gruppe x Seite 2,590 2,092 .119<br />
Gruppe 1 ,628 .432<br />
Seite 2 1,231 .301<br />
Gruppe x Seite 2 2,834 .069<br />
Legende: *** p< 0.001<br />
Eine weitere Analyse der Züge ohne Regelverstöße führt zu den gleichen<br />
Ergebnissen (Tabelle B.8.5 im Anhang B). Der Anstieg der Zugzahlen bis zu den<br />
verschiedenen Komplexitätsstufen ist in beiden Gruppen gleich (p=.387) und<br />
unterscheidet sich auch zwischen den drei Läsionsseiten nicht signifikant<br />
(p=.406). Ebenso bestehen hinsichtlich der Zugzahlen keine signifikanten<br />
Gruppen- und Seitenunterschiede (p=.518 und p=.329), sowie keine Interaktion<br />
dieser Faktoren (p=.120).<br />
8.1.1.2 Zeiten im TvH<br />
Die Ergebnisse der Analysen der Zeit mit Regelverstößen im TvH sind in Tabelle<br />
8.2 dargestellt. Neben dem höchst signifikanten Zuwachs der Zeiten bei<br />
ansteigender Komplexität (p=.000) liegen keine Interaktionen des<br />
Komplexitätsfaktors mit Gruppenfaktor (p=.654) und Seitenfaktor (p=.697) vor.<br />
Eine Interaktion der drei Faktoren Komplexität, Gruppe und Seite erweist sich als<br />
sehr signifikant (p=.009).<br />
Tabelle 8.2: Effekte von Komplexität, Gruppe und Seite auf die<br />
Lösungszeiten mit Regelverstößen im TvH
TvH: Zeit mit<br />
Regelverstößen<br />
Quelle<br />
df F-Wert Signifikanz<br />
Komplexität 1,343 140,472 *** .000<br />
Komplexität x Gruppe 1,343 ,298 .654<br />
Komplexität x Seite 2,686 ,450 .697<br />
Komplexität x Gruppe x<br />
2,686 4,399 ** .009<br />
Seite<br />
Gruppe 1 ,016 .900<br />
Seite 2 ,015 .985<br />
Gruppe x Seite 2 4,659 * .014<br />
Legende: * p< 0.05; ** p< 0.01; *** p< 0.001<br />
Ergebnis der Gruppen- und Seitenanalyse der Lösungszeit mit Regelverstößen ist<br />
eine signifikante Interaktion von Gruppe und Seite (p=.014), die in Abbildung 8.1<br />
dargestellt ist. Haupteffekte von Gruppe und Seite auf die Zeit mit Regelverstößen<br />
liegen nicht vor (p=.900 und p=.985).<br />
Abbildung 8.1: Disordinale Interaktion von Gruppe und Seite bezüglich der<br />
TvH-Lösungszeit mit Regelverstößen<br />
900<br />
900<br />
Mittelwerte TvH-Zeit mit Regelverstößen<br />
800<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
FRONTAL<br />
800<br />
700<br />
600<br />
500<br />
Seite der Läsion<br />
links<br />
400<br />
rechts<br />
300 bilateral<br />
NON-FRONTAL<br />
Gruppe
Um die Interaktion zu prüfen wurde die Gesamtstichprobe in sechs Gruppen<br />
geteilt, die jeweils durch die Gruppenzugehörigkeit (frontal oder nicht-frontal) und<br />
die Seite der Hirnschädigung (links, rechts oder bilateral) charakterisiert waren.<br />
Die Mittelwertsunterschiede dieser Teilgruppen verfehlen knapp die 5%-<br />
Signifikanzgrenze (F=2,404, df=5, p=.051) und im Scheffé-Test liegen im<br />
Einzelvergleich keine Unterschiede auf dem 10%-Niveau vor. Bei der oben<br />
berichteten disordinalen Interaktion von Gruppe und Seite handelt es sich somit<br />
um einen globalen Effekt, der sich auf der Ebene von Teilgruppen nicht weiter<br />
differenzieren lässt. Abbildung 8.1 zeigt allerdings deutliche Trends dahingehend,<br />
dass bei bilateralen Läsionen längere Lösungszeiten bestehen, wenn sie im<br />
Frontalhirn lokalisiert sind und rechtsseitige Läsionen nur bei nicht-frontaler<br />
Lokalisation lange Lösungszeiten zur Folge haben. Aufgrund der teilweise<br />
geringen Zellenbesetzung (non-frontal bilateral: N=4; frontal links: N=6; frontal<br />
rechts: N=7) sind Interpretationen allerdings nur bedingt zulässig.<br />
Für die Lösungszeit nach Ausschluss der Regelverstöße ergibt sich das gleiche<br />
Bild wie mit Regelverstößen (Tabelle B.8.6 im Anhang B). Interaktionen von<br />
Komplexität und Gruppe sowie von Komplexität und Seite sind nicht signifikant<br />
(p=.737 und p=.683) und es bestehen keine signifikanten Gruppen- und<br />
Seiteneffekte auf die Gesamtlösungszeit ohne Regelverstöße im TvH (p=.989 und<br />
p=.989). Als signifikant erweisen sich wiederum die Interaktion der Faktoren<br />
Komplexität, Gruppe und Seite (p=.014) und die Interaktion von Gruppe und Seite<br />
(p=.021; Abbildung B.8.1 im Anhang B) mit denselben Trends wie in der Analyse<br />
der Zeit mit Regelverstößen. In den Einzelvergleichen des konservativen Scheffé-<br />
Tests werden die Mittelwertedifferenzen erneut nicht signifikant, wobei auch hier<br />
wieder einschränkend auf die geringen Zellenbesetzungen hinzuweisen ist.<br />
8.1.1.3 Regelverstöße im TvH<br />
Bezüglich des Anstiegs der Anzahl von Regelverstößen ergeben die Analysen,<br />
wie in Tabelle 8.3 dargestellt ist, nochmals einen höchst signifikanten Zuwachs<br />
über die Komplexitätsstufen (p=.000), der sich zwischen frontaler und nonfrontaler<br />
Gruppe und hinsichtlich der Seite der Läsion nicht unterscheidet (p=.259<br />
und p=.260). Signifikante Gruppeneffekte in der Anzahl der Regelverstöße über<br />
den gesamten Lösungsprozess liegen nicht vor (p=.347), ebenso keine Effekte
der Seite der Läsion (p=.461) oder Interaktionen (p=.072). Eine Interaktion aller<br />
drei Faktoren (Komplexität, Gruppe, Seite) erreicht knapp Signifikanz (p=.046).<br />
Tabelle 8.3: Effekte von Komplexität, Gruppe und Seite auf die Anzahl<br />
der Regelverstöße im TvH<br />
TvH:<br />
Regelverstöße<br />
Quelle df F-Wert Signifikanz<br />
Komplexität 1,230 13,005 *** .000<br />
Komplexität x Gruppe 1,230 1,342 .259<br />
Komplexität x Seite 2,461 1,380 .260<br />
Komplexität x Gruppe x<br />
Seite<br />
2,461 3,016 * .046<br />
Gruppe 1 ,901 .347<br />
Seite 2 ,787 .461<br />
Gruppe x Seite 2 2,777 .072<br />
Legende: * p< 0.05; *** p< 0.001<br />
8.1.1.4 Zusammenfassung der Ergebnisse mit dem TvH<br />
In keiner der Variablen des Turms von Hanoi bestehen die erwarteten<br />
Leistungsunterschiede zwischen frontaler und nicht-frontaler Gruppe. Auch<br />
Unterschiede in Abhängigkeit der Seite der Schädigungen liegen nicht vor. Dabei<br />
spielt es keine Rolle, ob alle Züge oder nur die korrekten Züge berücksichtigt<br />
werden.<br />
Während bei der Anzahl der Züge weder Haupteffekte noch Interaktionen<br />
vorliegen, bestehen hinsichtlich der Anzahl der Regelverstöße und Lösungszeiten<br />
zumindest Wechselwirkungen von zwei oder allen drei Faktoren. Interessant sind<br />
davon die beiden Interaktionen von Gruppe und Seite hinsichtlich der<br />
Lösungszeiten, deren Interpretation aufgrund der zu geringen (Teil-)<br />
Gruppengrößen zwar schwierig ist, die sich in der grafischen Darstellung jedoch<br />
in zwei sichtbaren Trends äußern: Erstens wirken sich bilaterale Schädigungen<br />
des Frontalhirns stärker leistungsmindernd (im Sinne einer Verlangsamung des<br />
Lösungsprozesses) aus als bilaterale Schädigungen nicht-frontaler Hirnbereiche,<br />
zweitens äußern sich bei rechtsseitigen Schädigungen nicht-frontaler Bereiche
stärkere Leistungseinbußen als bei rechtsseitigen Schädigungen des<br />
Frontalhirns.<br />
Die erste Hypothese der vorliegenden Untersuchung kann anhand der Befunde<br />
nicht bestätigt werden. Der Turm von Hanoi zeigt in der untersuchten Stichprobe<br />
keine spezifischen Leistungsdefizite nach Frontalhirnschädigung und trägt nicht<br />
zur Differenzierung frontalhirngeschädigter und nicht-frontalhirngeschädigter<br />
Patienten bei.<br />
8.1.2 Unterschiede im Turm von London<br />
Von der Auswertung des TvL mussten fünf Personen wegen unvollständiger<br />
Daten ausgeschlossen werden, so dass für die Analysen 58 Datensätzen zur<br />
Verfügung standen. Die Größe frontalen Gruppe betrug 24, die der nicht-frontalen<br />
Gruppe 34 Patienten; in 23 Fällen war die linke Hemisphäre von der Läsion<br />
betroffen, in 24 Fällen die rechte und in 11 Fällen beide Hemisphären. Für jeden<br />
Patienten wurden pro Aufgabe die Anzahl der Züge bis zur Lösung, die<br />
Lösungszeit und die Anzahl der Fehler erfasst.<br />
Die TvL-Kennwerte wurden mit drei multivariaten dreifaktoriellen Varianzanalysen<br />
mit Messwiederholung auf einem Faktor ausgewertet. Es wurden wieder Einflüsse<br />
der Gruppe (frontal, non-frontal), der Seite der Läsion (links, rechts, bilateral) und<br />
der Aufgabenkomplexität (Aufgabe 1 bis 6) sowie Interaktionen getestet. Die<br />
ausführlichen Ergebnisse sind im Anhang B in den Tabellen B.8.7 bis B.8.9<br />
dargestellt.<br />
8.1.2.1 Züge im TvL<br />
Erwartungsgemäß wirkt sich erneut der Anstieg der Komplexität der Aufgaben,<br />
definiert durch die zur Lösung mindestens erforderliche Zugzahl, höchst<br />
signifikant auf die Anzahl der benötigten Züge aus (p=.000; Tabelle B.8.7).<br />
Außerdem zeigt die Auswertung der Zugzahlen im TvL einen signifikanten<br />
Seiteneffekt (p=.029), der sich im anschließenden Scheffé-Test in einer sehr<br />
signifikanten Mittelwertedifferenz von Patienten mit linkslateralen und bilateralen
Läsionen äußert (D=-1,02; p=.007). In diesem Fall werden bei bilateralen<br />
Läsionen bis zur Lösung mehr Züge benötigt als bei linksseitigen Läsionen.<br />
Effekte der Gruppenzugehörigkeit oder Interaktionen hinsichtlich der Anzahl der<br />
Züge im TvL liegen nicht vor (p=.869 und p=.317).<br />
8.1.2.2 Zeiten im TvL<br />
Außer einem höchst signifikanten Effekt der Aufgabenkomplexität auf die<br />
Lösungszeit im TvL (p=.000) zeigen die Analysen keine Haupteffekte oder<br />
Interaktionen (Tabelle B.8.8). Die Gruppen unterscheiden sich nicht in ihrer<br />
benötigten Zeit (p=.565), ebenso die Mittelwerte von Patienten mit links-, rechtsund<br />
bilateralen Schädigungen (p=.540).<br />
8.1.2.3 Fehler im TvL<br />
Hinsichtlich der Fehler im TvL ergibt sich das gleiche Bild wie schon bei den<br />
Lösungszeiten (Tabelle B.8.9). Es besteht ein höchst signifikanter Anstieg der<br />
Fehlerzahlen mit wachsender Aufgabenkomplexität (p=.000) bei nicht<br />
signifikanten Gruppen-, Seiten- und Interaktionseffekten (p=.616, p=.329 und<br />
p=.256).<br />
8.1.2.4 Zusammenfassung der Ergebnisse mit dem TvL<br />
Die vermuteten Leistungsunterschiede zwischen frontaler und nicht-frontaler<br />
Gruppe konnten in der Stichprobe bei keiner der Variablen des Turms von<br />
London beobachtet werden. Mittelwertsunterschiede bestehen weder hinsichtlich<br />
der Zugzahlen, noch hinsichtlich der Lösungszeiten oder Fehlerzahlen. Die zweite<br />
Hypothese der vorliegenden Untersuchung wird somit nicht bestätigt.<br />
Bis auf das Ergebnis erhöhter Zugzahlen bei bilateralen Läsionen gegenüber<br />
linkslateralen Läsionen ergeben sich aus dem TvL auch keine weiteren Hinweise<br />
auf bestehende Einflüsse der Läsionsseite.
8.1.3 Unterschiede im WCST<br />
In die Berechnungen zum WCST gingen die Daten aller 63 Patienten ein. Die<br />
Gruppengröße der frontalen Gruppe betrug 28, die der non-frontalen Gruppe 35<br />
Personen und von den 63 Läsionen betrafen 23 die linke Seite, 24 die rechte<br />
Seite und 16 beide Seiten des Gehirns. Da der WCST in der vorliegenden<br />
Untersuchung entweder nach 6 Kategorien oder spätestens nach 128 Karten<br />
beendet war, hatten nicht alle Patienten gleich viele Karten sortiert. Um die<br />
Mittelwerte der einzelnen Variablen trotzdem vergleichen zu können mussten<br />
einige Kennwerte normiert werden. Der Rohwert der richtigen Zuordnungen, der<br />
perseverativen Fehler und der Fehler (gesamt) jedes Patienten wurden dazu<br />
durch seine individuelle Anzahl sortierter Karten geteilt. Der daraus resultierende<br />
Wert gibt für jede Person den relativen Anteil dieser Variablen an den insgesamt<br />
sortierten Karten an und kann für Mittelwertsvergleiche verwendet werden.<br />
Die vier WCST-Variablen wurden mit univariaten zweifaktoriellen Varianzanalysen<br />
auf Mittelwertsunterschiede überprüft (Ergebnisse in Tabelle 8.4). Da in der<br />
Literatur berichtet wird, dass ältere Menschen größere Schwierigkeiten mit der<br />
Bearbeitung des WCST haben (z.B. Heaton, 1981) und zwischen den<br />
Untersuchungsgruppen ein signifikanter Altersunterschied besteht, wurde als<br />
Kovariate jeweils das Alter in die Analysen einbezogen. Auf diese Weise konnten<br />
Gruppen- und Seiteneffekte auf die WCST-Variablen ohne den störenden Einfluss<br />
des höheren Alters der nicht-frontalhirngeschädigten Patienten untersucht<br />
werden.<br />
Tabelle 8.4: Ergebnisse der Analysen der WCST-Variablen unter<br />
Kontrolle<br />
des Altersunterschiedes<br />
Quelle AbhängigeVariable df F-Wert Signifikanz<br />
Alter<br />
Anzahl Kategorien 1 8,018 ** .006<br />
Anzahl Richtige 1 1 12,000 *** .001
Gruppe<br />
Seite<br />
Gruppe x Seite<br />
Legende:<br />
Anzahl Perseverative Fehler 1 1 13,154 *** .001<br />
Anzahl Fehler (gesamt) 1 1 11,430 *** .001<br />
Anzahl Kategorien 1 8,910 ** .004<br />
Anzahl Richtige 1 1 8,081 ** .006<br />
Anzahl Perseverative Fehler 1 1 12,309 *** .001<br />
Anzahl Fehler (gesamt) 1 1 8,146 ** .006<br />
Anzahl Kategorien 2 ,581 .563<br />
Anzahl Richtige 1 2 1,745 .184<br />
Anzahl Perseverative Fehler 1 2 1,448 .244<br />
Anzahl Fehler (gesamt) 1 2 1,841 .168<br />
Anzahl Kategorien 2 ,544 .583<br />
Anzahl Richtige 1 2 ,244 .800<br />
Anzahl Perseverative Fehler 1 2 ,683 .509<br />
Anzahl Fehler (gesamt) 1 2 ,243 .785<br />
1<br />
= normierter Wert; * p< 0.05<br />
8.1.3.1 Erreichte Kategorien im WCST<br />
Es ist hinsichtlich der erreichten Kategorien im WCST ein sehr signifikanter<br />
Alterseffekt zu verzeichnen (p=.006); ältere Patienten beenden demzufolge eine<br />
geringere Anzahl von Kategorien. Der Einfluss dieses Effektes wurde bei den<br />
folgenden Analysen eliminiert und wie erwartet zeigt sich ein sehr signifikant<br />
geringer Mittelwert der Anzahl erreichter Kategorien in der Gruppe mit frontalen<br />
Läsionen gegenüber der Gruppe mit Läsionen anderer Lokalisation (p=.004).<br />
Ein Einfluss der Seite zeigt sich nicht (p=.563), ebenso liegt keine Interaktion der<br />
Faktoren Gruppe und Seite vor (p=.583).<br />
8.1.3.2 Anzahl richtig sortierter Karten im WCST<br />
Die Analyse der normierten richtigen Zuordnungen ergibt bei Kontrolle des höchst<br />
signifikanten Alterseffektes (p=.001) einen sehr signifikanten Gruppenunterschied
(p=.006). Die Patienten mit frontalen Hirnläsionen ordnen erwartungsgemäß<br />
einen geringeren Anteil von Karten nach dem geforderten Prinzip zu.<br />
Der prozentuale Anteil richtig sortierter Karten unterscheidet sich bei Läsionen<br />
unterschiedlicher Lateralität (links, rechts, bilateral) nicht (p=.184), ebenso<br />
besteht keine Interaktion von Gruppe und Seite (p=.800).<br />
8.1.3.3 Perseverative Fehler im WCST<br />
In Bezug auf die normierten perseverativen Fehler liegt wieder ein höchst<br />
signifikanter Einfluss des Alters vor (p=.001). Weiterhin unterscheidet sich die<br />
frontale von der nicht-frontalen Gruppe höchst signifikant in der erwarteten<br />
Richtung (p=.001). Patienten mit Läsionen der Frontallappen begehen mehr<br />
perseverative Fehler als die Gruppe mit nicht-frontalen Schädigungen.<br />
Seiteneffekt und Interaktion sind nicht signifikant (p=.244 und p=.509).<br />
8.1.3.4 Gesamtzahl der Fehler im WCST<br />
Die Analyse der normierten Fehlerzahlen zeigt neben dem wieder höchst<br />
signifikanten Alterseffekt (p=.001) einen sehr signifikanten Gruppenunterschied<br />
(p=.006). Unter Kontrolle des Alters begehen frontal geschädigte Patienten somit<br />
mehr Fehler während der Testbearbeitung als nicht-frontal geschädigte Patienten.<br />
Es besteht kein Unterschied bezüglich der Seite der Läsion (p=.168) und keine<br />
Interaktion (p=.785)<br />
8.1.3.5 Zusammenfassung der Ergebnisse mit dem WCST<br />
Alle Variablen des WCST lassen in dieser Untersuchung die vermuteten<br />
Leistungsdefizite der frontalhirngeschädigten Gruppe gegenüber der<br />
Kontrollgruppe erkennen. Frontalhirngeschädigte Patienten vervollständigen eine<br />
geringere Anzahl an Kategorien, sie ordnen weniger Karten richtig und mehr
Karten falsch zu. Außerdem begehen sie mit der besonders deutlich erhöhten<br />
Anzahl perseverativer Fehler einen im Rahmen der Defizite nach<br />
Frontalhirnläsionen typischen Fehler häufiger als die nicht-frontal geschädigten<br />
Patienten.<br />
Einen konstanten, leistungsmindernden Einfluss übt in der vorliegenden<br />
Untersuchung das Alter der Probanden aus. Angesichts des Altersunterschiedes<br />
zwischen den Gruppen war eine Kontrolle dieses Effektes erforderlich, da<br />
altersbedingte Leistungsbeeinträchtigungen die Ergebnisse der Untersuchung<br />
beeinflusst hätten.<br />
Effekte der Seite der Läsion machen sich im WCST bei keiner der Variablen<br />
bemerkbar.<br />
Die dritte Hypothese wird durch die Befunde bestätigt. Die Leistungen, die<br />
Patienten mit Schädigungen der Frontallappen im WCST erbringen, sind<br />
ausnahmslos schlechter als die der Patienten mit nicht-frontalen Läsionen.<br />
8.2 Vergleich der psychopathologischen Kennwerte<br />
Abhängige Variablen der statistischen Auswertung der DEX-Fragebögen waren<br />
der Gesamtwert der Selbstbeurteilung, Gesamtwert der Fremdbeurteilung,<br />
Skalenwerte der Plussymptomatik aus Selbst- und Fremdbeurteilung,<br />
Skalenwerte der Minussymptomatik aus Selbst- und Fremdbeurteilung sowie<br />
Skalenwerte der neutralen Symptome aus Selbst- und Fremdbeurteilung. Um die<br />
Patienten hinsichtlich der Ausprägungen dieser Kennwerte zu vergleichen wurden<br />
mehrere multivariate zweifaktorielle Varianzanalysen gerechnet, die den Einfluss<br />
der Gruppenzugehörigkeit (frontal, non-frontal) und der Seite der Läsion (links,<br />
rechts, bilateral) sowie mögliche Interaktionen testeten.<br />
Für alle 63 Patienten der Untersuchung lagen die Selbst- und Fremdurteile aus<br />
den DEX-Fragebögen vor, daher beruhen die Analysen auf den Daten aller 28
Patienten der frontalen und 35 Patienten der nicht-frontalen Gruppe. In 23 Fällen<br />
war die linke Seite des Gehirns von der Schädigung betroffen, in 24 Fällen die<br />
rechte Seite und in 16 Fällen beide Seiten des Gehirns. Die Tabelle mit den<br />
Ergebnissen der Auswertung befindet sich im Anhang B (Tabelle B.8.10).<br />
8.2.1 DEX-Gesamtwert<br />
Überprüft wurden Gruppen-, Seiten- und Interaktionseffekte der<br />
Gesamtbeurteilung des dysexekutiven Syndroms. Die statistischen Analysen<br />
ergeben einen höchst signifikanten Gruppenunterschied beim DEX-Gesamtwert<br />
der Selbstbeurteilung (p=.000) und einen signifikanten Gruppenunterschied beim<br />
DEX-Gesamtwert der Fremdbeurteilung (p=.036). Beide können auf höhere<br />
Mittelwerte in der frontalen Gruppe zurückgeführt werden. Die frontal<br />
geschädigten Patienten geben somit im Mittel größere Beeinträchtigungen an als<br />
die nicht-frontale Gruppe und werden auch von Angehörigen als stärker<br />
beeinträchtigt erlebt.<br />
Beim DEX-Gesamtwert der Selbstbeurteilung liegt außerdem ein signifikanter<br />
Einfluss der Seite vor (p=.012), der im Scheffé-Test jedoch nicht wieder auftaucht.<br />
Die Differenz der selbsteingeschätzten Gesamtwerte von Patienten mit<br />
linksseitigen und bilateralen Läsionen liegt mit p=.172 der Signifikanzgrenze am<br />
nächsten.<br />
8.2.2 Plussymptomatik der DEX-Fragebögen<br />
Bei der Überprüfung der Mittelwertsunterschiede der Skala Plussymptomatik fällt<br />
ein sehr signifikanter Gruppeneffekt in der Selbstbeurteilung der Plussymptomatik<br />
auf (p=.006). Die Bewertung positiver Symptome ist in der Gruppe mit frontalen<br />
Läsionen bedeutend höher als in der Gruppe mit nicht-frontalen Läsionen.<br />
Weitere Effekte der Gruppenzugehörigkeit, Seite der Läsion oder Interaktionen<br />
bestehen hinsichtlich der Plussymptomatik nicht.
8.2.3 Minussymptomatik der DEX-Fragebögen<br />
Die Analysen der Skala Minussymptomatik ergeben signifikante<br />
Mittelwertsunterschiede zwischen der frontalen und nicht-frontalen Gruppe für die<br />
selbstbeurteilte Minussymptomatik (p=.020) und die fremdbeurteilte<br />
Minussymptomatik (p=.011). In beiden Fällen liegen wieder die Mittelwerte der<br />
frontalen Gruppe über denen der nicht-frontalen Gruppe; Patienten mit frontalen<br />
Läsionen weisen demnach ausgeprägtere negative Symptome auf, die von ihnen<br />
selbst und von Angehörigen berichtet werden.<br />
Bei der Selbstbeurteilung der Minussymptomatik fällt außerdem ein signifikanter<br />
Effekt der Seite auf (p=.048), bei dem es sich um einen globalen Effekt handelt,<br />
der im nachfolgenden Scheffé-Test keine signifikanten Differenzen bei Läsionen<br />
unterschiedlicher Seiten anzeigt. Die Mittelwerte von Patienten mit linksseitigen<br />
und bilateralen Läsionen weisen bei den Vergleichen die Differenz auf, die der<br />
Signifikanz am nächsten kommt (p=.127).<br />
8.2.4 Neutrale Symptomatik der DEX-Frgebögen<br />
Die Skala Neutrale Symptome enthält Aussagen zu kognitiven<br />
Beeinträchtigungen, die weder der Skala Plussymptomatik noch der<br />
Minussymptomatik zuzuordnen waren. Die Vergleiche der Mittelwerte zeigen hier<br />
sowohl in der Selbst- als auch in der Fremdeinschätzung signifikante<br />
Unterschiede zwischen frontaler und nicht-frontaler Gruppe (p=.000 und p=.017)<br />
bei jeweils höheren Skalenmittelwerten der frontal geschädigten Patienten.<br />
Die frontale Gruppe gibt somit stärkere kognitive Beeinträchtigungen (neutrale<br />
Symptome) an und wird hier auch von Angehörigen als gestörter erlebt.<br />
In der Selbstbeurteilung ist neben dem Gruppeneffekt der Einfluss der Seite sehr<br />
signifikant (p=.003). Im Scheffé-Test zeigen sich jedoch keine bedeutsamen<br />
Mittelwertedifferenzen, so dass es sich wiederum um einen globalen Seiteneffekt<br />
handelt. Die Differenz der Skalenmittelwerte selbstberichteter neutraler<br />
Symptome ist zwischen Patienten mit linksseitigen und bilateralen Schädigungen<br />
am deutlichsten, statistisch jedoch nicht bedeutsam (p=.134).
Es besteht ebenso eine signifikante Wechselwirkung von Gruppe und Seite auf<br />
die selbstbeurteilten neutralen Symptome (p=.036). Wie bei den TvH-Zeiten in<br />
Abschnitt 8.1.1.2 wurden auch hier für die Prüfung der Interaktion sechs<br />
Teilgruppen aus Lokalisation (frontal, nicht-frontal) und Seite (links, rechts,<br />
bilateral) gebildet, deren Skalenmittelwerte der selbstbeurteilten neutralen<br />
Symptome verglichen wurden. Eine grafische Veranschaulichung der ordinalen<br />
Interaktion findet sich in Abbildung 8.2.<br />
Abbildung 8.2: Ordinale Interaktion von Gruppe und Seite bezüglich der<br />
neutralen Symptomatik des DEX-Fragebogens zur<br />
Selbstbeurteilung<br />
Mittelwerte DEX-Selbsturteil neutrale Symptome<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
FRONTAL<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
Seite der Läsion<br />
4<br />
links<br />
2<br />
rechts<br />
0 bilateral<br />
NON-FRONTAL<br />
Gruppe<br />
Der Scheffé-Test identifiziert vier signifikante Mittelwertsdifferenzen zwischen je<br />
zwei der Teilgruppen. In jeder signifikanten Differenz ist der Mittelwert der<br />
Teilgruppe mit links-frontalen Läsionen vertreten. Patienten mit links-frontalen<br />
Läsionen weisen höhere Skalenwerte der selbstberichteten neutralen Symptome<br />
auf als jede der drei nicht-frontalen Teilgruppen (links-frontal vs. links non-frontal:<br />
D=8,08, p=.001; vs. rechts non-frontal: D=8.21, p=.001; vs. bilateral non-frontal:<br />
D=9,64, p=.005). Die links-frontale Gruppe hat auch gegenüber der bilateral-
frontalen Gruppe höhere Mittelwerte in den selbstberichteten neutralen<br />
Symptomen (D=7,39, p=.004). Aufgrund der teilweise geringen<br />
Zellenbesetzungen ist die Interpretation der Befunde nur eingeschränkt sinnvoll.<br />
8.2.5 Zusammenfassung der Ergebnisse mit den DEX-<br />
Fragebögen<br />
Es konnte gezeigt werden, dass die Gesamtwerte der DEX-Fragebögen die<br />
erwarteten Mittelwertsunterschiede zwischen frontaler und non-frontaler Gruppe<br />
abbilden. Frontalhirngeschädigte Patienten geben insgesamt mehr bzw. stärkere<br />
dysexekutive Symptome an als Patienten mit anderen Hirnläsionen. Auch im<br />
Urteil der Angehörigen fallen die Gesamteinschätzungen der Patienten mit Läsion<br />
der Frontallappen höher aus als in der nicht-frontalen Gruppe. Die vierte<br />
Hypothese wird durch diese Ergebnisse bestätigt.<br />
Der Befund ausgeprägterer psychopathologischer Symptome der<br />
frontalhirngeschädigten Patienten gilt in Selbst- und Fremdeinschätzung auch für<br />
die Subskalen der negativen und neutralen Symptome. Die sechste und siebte<br />
Hypothese werden daher ebenfalls bestätigt.<br />
Die fünfte Hypothese der Untersuchung erwartet ausgeprägtere positive<br />
Symptome seitens der Patienten mit frontalen Läsionen. Dieser Unterschied<br />
konnte nur in der Selbstbeurteilung gefunden werden und verfehlt für die<br />
Fremdbeurteilung die Signifikanzgrenze. Hypothese fünf wird damit zumindest<br />
zum Teil bestätigt.<br />
Eine statistische Prüfung des Zusammenhangs von Plus- und Minussymptomatik<br />
an dieser Stelle macht außerdem deutlich, dass die Ausprägungen der Symptome<br />
höchst signifikant korrelieren. Die zweiseitige Pearson-Korrelation positiver und<br />
negativer Symptome beträgt in der Selbsteinschätzung r=.544 (p=.000) und in der<br />
Fremdeinschätzung r=.624 (p=.000). Die positive Korrelation weist darauf hin,<br />
dass die Ausprägung der Plus- und Minussymptome einer Person jeweils ähnlich<br />
ist.
Über die bestehenden Gruppeneffekte hinaus deuten speziell der DEX-<br />
Fragebogen zur Selbstbeurteilung und dessen Subskalen einen Einfluss der Seite<br />
von Hirnschädigungen auf die Selbsteinschätzung psychopathologischer<br />
Symptome an. Insbesondere die Patienten mit linksseitigen Schädigungen fallen<br />
durch tendenziell hohe Skalenwerte auf und die berichtete Interaktion (Abschnitt<br />
8.2.4) identifiziert bei Patienten mit links-frontalen Läsionen die ausgeprägtesten<br />
neutralen (kognitive) Symptome.<br />
8.3 Zusammenhänge der kognitiven Tests<br />
8.3.1 Korrelationen der Planungstests<br />
Die dritte Fragestellung dieser Untersuchung schließt die Beurteilung der<br />
Konstruktvalidität von TvH und TvL in hirngeschädigten Populationen ein. Um zu<br />
ermitteln ob den Planungstests dasselbe Konstrukt zugrunde liegt, wurden nach der<br />
Pearson-Methode Korrelationskoeffizienten von ausgewählten TvH- und TvL-Variablen<br />
bestimmt, die Signifikanz erreichen sollten um die Validität der Testvariablen zu stützen.<br />
Vom TvL fanden nur die Leistungsindikatoren der dritten und vierten Aufgabe<br />
Verwendung, da diese Aufgaben den Testautoren zufolge aufgrund ihres mittleren<br />
Schwierigkeitsgrades die aussagekräftigsten Werte für die Unterscheidung von gestörtem<br />
und nicht-gestörtem Testverhalten liefern. Für den TvH wurden die Leistungen der<br />
Gesamtlösung herangezogen. Die Ergebnisse der Berechnungen sind in Tabelle 8.5<br />
dargestellt.<br />
Ausgehend von einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 0.05 pro Berechnung war zu<br />
erwarten, dass aufgrund des statistischen Fehlers in der Matrix von 6x3 berechneten<br />
Koeffizienten 0,9 Korrelationen zufällig die Signifikanzgrenze erreichen. Unter<br />
Berücksichtigung dieses Fehlers können die fünf signifikanten Korrelationen relativ<br />
unbedenklich interpretiert werden.
Tabelle 8.5:<br />
Korrelationen vom Turm von Hanoi und Turm von London<br />
nach der Pearson-Methode (2-seitige Signifikanz)<br />
Züge<br />
3. Aufgabe<br />
Tur N<br />
Zeit<br />
vo 3. Aufgabe<br />
N<br />
LondFehler<br />
3. Aufgabe<br />
Züge<br />
4. Aufgabe<br />
Zeit<br />
4. Aufgabe<br />
N<br />
N<br />
N<br />
Fehler<br />
4. Aufgabe<br />
N<br />
Züge bis 5er-<br />
Turm ohne<br />
Regelverstöße<br />
.065<br />
(.644)<br />
Turm von Hanoi<br />
53<br />
-.138<br />
(.325)<br />
53<br />
.193<br />
(.166)<br />
53<br />
.258<br />
(.064)<br />
52<br />
.004<br />
(.976)<br />
52<br />
.229<br />
(.102)<br />
52<br />
Zeit bis 5er-Turm<br />
ohne<br />
Regelverstöße<br />
.115<br />
(.413)<br />
53<br />
.401**<br />
(.003)<br />
53<br />
.090<br />
(.521)<br />
53<br />
-.063<br />
(.660)<br />
52<br />
.347*<br />
(.012)<br />
52<br />
.125<br />
(.379)<br />
52<br />
Regelverstöße<br />
gesamt<br />
.332*<br />
(.015)<br />
53<br />
.198<br />
(.156)<br />
53<br />
.634***<br />
(.000)<br />
53<br />
.231<br />
(.100)<br />
52<br />
.146<br />
(.302)<br />
52<br />
.714***<br />
(.000)<br />
52<br />
Legende: N = Gruppengröße; * p< 0.05 (2-seitig); ** p< 0.01 (2-seitig); *** p< 0.001 (2-seititg)<br />
Es zeigt sich, dass die Zeitvariablen beider Tests signifikant korrelieren. Die TvH-<br />
Gesamtzeit korreliert mit der Lösungszeit der dritten TvL-Aufgabe zu r=.401<br />
(p=.003) und mit der Lösungszeit der vierten TvL-Aufgabe zu r=.347 (p=.012).<br />
Das Ergebnis stützt die Validität dieser Leistungsindikatoren, die gemäß der<br />
Theorie beide mit der Erfassung von Planungsfähigkeiten, insbesondere mit dem<br />
zeitlichen Aspekt von Planungsprozessen zu tun haben.<br />
Noch deutlichere Zusammenhänge als bei den Zeitindikatoren finden sich<br />
hinsichtlich der Regelverstöße bzw. Fehlervariablen der Tests. Die Korrelation<br />
von TvH-Regelverstößen und TvL-Fehlern der dritten Aufgabe beträgt r=.634<br />
(p=.000) und die von TvH-Regelverstößen und TvL-Fehlern der vierten Aufgabe<br />
r=.714 (p=.000). Die bestehenden Zusammenhänge weisen auf ein gemeinsames<br />
zugrundeliegendes Konstrukt der Variablen Regelverstöße und Fehler hin und<br />
sprechen somit für ihre Validität. Vor dem theoretischen Hintergrund sind auch die<br />
Regelverstöße bzw. Fehler Indikatoren von Planungsfähigkeiten und deren
Störung, sie betrachten insbesondere den Aspekt der Korrektheit von<br />
Planungsprozessen.<br />
Die Korrelationen der Zugzahlen der Tests weichen mit r=.065 (p=.644) und<br />
r=.258 (p=.064) nicht signifikant von Null ab, was ein Indiz gegen die Validität der<br />
Zugvariablen als Indikatoren von Planungsfähigkeiten ist. Die Anzahl der Züge in<br />
der dritten Aufgabe des TvL korreliert lediglich mit den TvH-Regelverstößen zu<br />
r=.332 (p=.015), ein Befund, der immerhin in einer der Zugvariablen des TvL eine<br />
Beziehung zum TvH erkennen lässt, während die Züge des TvH keine<br />
Zusammenhänge zu den TvL-Variablen indizieren.<br />
8.3.2 Korrelationen von Planungstests und Kategorisierungstest<br />
Wie im theoretischen Teil dieser Arbeit bereits dargestellt wurde, umfasst das<br />
Konzept der exekutiven Funktionen eine große Zahl von Einzelfunktionen, die,<br />
wie angenommen wird, einer gemeinsamen Steuerung durch das Frontalhirn<br />
unterliegen. Unter der Voraussetzung, dass die drei Tests dieser Untersuchung<br />
Tests exekutiver Funktionen sind, sollten sich auch zwischen Planungstests und<br />
WCST Korrelationen messen lassen. Dies sollte der Fall sein, obwohl die Tests<br />
auf zwei unterschiedliche Bereiche der exekutiven Funktionen bezogen sind. Um<br />
für eine Klärung der vierten Fragestellung den Zusammenhang der heterogenen<br />
Tests zu bestimmen wurden Korrelationen relevanter Variablen von WCST und<br />
TvH bzw. TvL berechnet (Tabelle 8.6).<br />
Die Ergebnisse zeigen einige bedeutsame Korrelationen zwischen TvH und<br />
WCST. Deutlich fallen die positiven Zusammenhänge der normierten<br />
perseverativen Fehler mit allen drei TvH-Variablen auf. Die perseverativen Fehler<br />
korrelieren mit den Zügen zu r=.414 (p=.002) und mit der Zeit zu r=.316 (p=.021).<br />
Die Korrelation der perseverativen Fehler mit den Regelverstößen beträgt<br />
immerhin r=.272 (p=.021).<br />
Die erreichten Kategorien des WCST weisen nur eine bedeutsame Korrelation<br />
zum TvH auf. Hier ist es die Zeit des TvH, die mit den Kategorien zu r=.-321<br />
(p=.019) korreliert. Die Negativität der Korrelation ist bedingt durch die<br />
Eigenschaften der Variablen: Eine gute Testleistung wird bei den Kategorien
durch einen großen Wert, bei den Zeiten durch einen kleinen Wert indiziert. Ein<br />
langer Lösungsprozess im TvH geht demnach mit einer geringen Anzahl<br />
beendeter Kategorien im WCST einher und umgekehrt.<br />
Tabelle 8.6:<br />
Korrelationen von Planungstests und WCST nach der<br />
Pearson- Methode (2-seitige Signifikanz)<br />
Turm von<br />
Hanoi<br />
Turm von<br />
London<br />
Legende:<br />
Wisconsin Card Sorting<br />
Test<br />
Erreichte<br />
Kategorien<br />
Perseverative<br />
Fehler 1<br />
Züge bis 5er-Turm<br />
ohne Regelverstöße<br />
-.151<br />
(.280)<br />
.414**<br />
(.002)<br />
N<br />
53<br />
53<br />
Zeit bis 5er-Turm<br />
ohne Regelverstöße<br />
-.321*<br />
(.019)<br />
.316*<br />
(.021)<br />
N<br />
53<br />
53<br />
Regelverstöße gesamt<br />
-.065<br />
.272*<br />
(.645)<br />
(.021)<br />
N<br />
53<br />
53<br />
Züge 3. Aufgabe<br />
.014<br />
.023<br />
(.914)<br />
(.857)<br />
N<br />
63<br />
63<br />
Zeit 3. Aufgabe<br />
-.065<br />
.045<br />
(.612)<br />
(.727)<br />
N<br />
63<br />
63<br />
Fehler 3. Aufgabe<br />
.051<br />
-.012<br />
(.691)<br />
(.927)<br />
N<br />
63<br />
63<br />
Züge 4. Aufgabe<br />
.135<br />
-.071<br />
(.301)<br />
(.586)<br />
N<br />
61<br />
61<br />
Zeit 4. Aufgabe<br />
-.144<br />
.140<br />
(.269)<br />
(.282)<br />
N<br />
61<br />
61<br />
Fehler 4. Aufgabe<br />
-.047<br />
.158<br />
(.720)<br />
(.224)<br />
N<br />
61<br />
61<br />
1 = normierter Wert; N = Gruppengröße; * p< 0.05 (2-seitig); ** p< 0.01 (2-seitig)<br />
Bezüglich der errechneten Korrelationen von TvL und WCST ergibt sich ein<br />
anderer Befund. Es existiert kein signifikanter Zusammenhang zwischen den<br />
Testvariablen. Weder die perseverativen Fehler noch die Anzahl erreichter
Kategorien des WCST korrelieren mit den TvL-Leistungsindikatoren der dritten<br />
und vierten Aufgabe.<br />
8.3.3 Zusammenfassung der Korrelationen der kognitiven Tests<br />
Die Ergebnisse der Konstruktvalidierung der Planungstests TvH und TvL stellen<br />
sich in dieser Untersuchung weitgehend positiv dar, obwohl eine allgemeine<br />
Aussage darüber, ob TvH und TvL dasselbe Konstrukt erfassen, schwierig ist. Die<br />
Leistungsindikatoren der Planungstests weisen sehr unterschiedliche<br />
Zusammenhänge auf, daher kann die Beantwortung der dritten Fragestellung<br />
nicht für die Gesamttests erfolgen, sondern muss auf einzelne Variablen bezogen<br />
sein.<br />
Die deutlichsten Ähnlichkeiten der Planungstests fallen hinsichtlich der<br />
Regelverstöße und Fehler auf. Sie teilen 40% bzw. 51% ihrer Varianz, was die<br />
Annahme rechtfertigt, dass hier zwei Variablen aus verschiedenen Tests<br />
dasselbe Konstrukt erfassen. Mit 12% bzw. 16% gemeinsamem Varianzanteil<br />
weisen die Lösungszeiten der Planungstests zwar geringere Ähnlichkeiten auf,<br />
ihre Korrelationen sind jedoch ebenfalls statistisch bedeutsam. Die Daten stützen<br />
somit auch für die Zeitvariablen die Annahme einer weitgehenden Äquivalenz der<br />
erfassten Funktionen und des zugrunde liegenden Konstruktes. Die Anzahl der<br />
Züge stellt sich in der Untersuchung als weniger valides Maß zur Erfassung von<br />
Planungsfunktionen heraus. Fehlende Korrelationen der Zugvariablen der<br />
Planungstests deuten bei diesem Leistungsmaß auf eine Unabhängigkeit von<br />
TvH und TvL hin und indizieren die Erfassung verschiedener Konstrukte.<br />
In Bezug auf die vierte Fragestellung kann ebenfalls keine einheitliche<br />
Schlussfolgerung gezogen werden, da die auftretenden Korrelationen zwischen<br />
WCST und Planungstests nur für bestimmte Variablen gelten.<br />
Das Gesamtbild der Korrelationen der heterogenen Tests zeigt eine besondere<br />
Beziehung der perseverativen Fehler im WCST zu den TvH-Variablen. Alle hier<br />
zu beobachtenden Korrelationen erreichen Signifikanz, die Leistungen teilen<br />
zwischen 7% und 17% ihrer Varianz. Die Zusammenhänge der heterogenen<br />
Tests fallen damit wie erwartet geringer aus als die Korrelationen der
Planungstests untereinander (12% bis 51%), sie treten jedoch zumindest für die<br />
perseverativen Fehler und den TvH konstant auf. Der Befund zeigt, dass mit den<br />
Tests, obwohl sie unterschiedliche Leistungen messen, zu einen bedeutsamen<br />
Anteil gleichsinnige Ergebnisse erzielt werden.<br />
Das Ergebnis gemeinsamer Varianz von Kategorisierungs- und Planungstest gilt<br />
jedoch nicht für den Zusammenhang von WCST und TvL. Wie gezeigt werden<br />
konnte, besteht in dieser hirngeschädigten Stichprobe eine Unabhängigkeit von<br />
Leistungen im TvL und Kategorisierungstest. Aufgrund dieses Befundes muss<br />
bezweifelt werden, dass die durch den WCST und TvL erfassten kognitiven<br />
Leistungen durch gemeinsame zentrale Verarbeitungsprozesse verbunden sind,<br />
während TvH und WCST die Zusammenhänge wie erwartet zeigen und die<br />
Annahme gemeinsamer zentraler Verarbeitungsprozesse rechtfertigen.<br />
8.4 Zusammenhänge kognitiver und psychopathologischer<br />
Variablen<br />
Zur Klärung der fünften Fragestellung, ob bei hirngeschädigten Patienten, speziell<br />
bei Patienten mit Schädigung der Frontallappen, die Leistungen in den Tests<br />
exekutiver Funktionen mit der Ausprägung des dysexekutiven Syndroms, bzw. mit<br />
der Plus-, Minus- oder neutralen Symptomatik zusammenhängen, wurden<br />
Korrelationen der Testvariablen von TvH, TvL und WCST mit den Variablen der<br />
DEX-Fragebögen errechnet. Die Korrelationsmatrizen der Testwerte finden sich<br />
im Anhang B (Tabelle B.8.11 und B.8.12).<br />
Die Berechnungen zeigen, dass bis auf eine Ausnahme in der Gesamtgruppe und<br />
auch in der frontalen Gruppe konsistent keine signifikanten Zusammenhänge<br />
zwischen kognitiven Leistungen und psychopathologischen Symptomen<br />
vorliegen. Das Testergebnis einer Person zum Planen oder Kategorisieren fällt<br />
demnach unabhängig davon aus, wie stark sie Symptome des dysexekutiven<br />
Syndroms im Sinne emotionaler, motivationaler und kognitiver Veränderungen<br />
erlebt, und ist auch unabhängig davon, wie stark Angehörige diese bewerten.<br />
Auch die Differenzierung des Globalurteils dysexekutiver Beeinträchtigungen in<br />
die Subskalen der Plussymptomatik, Minussymptomatik und neutrale<br />
Symptomatik ergibt keine Zusammenhänge zu einzelnen Planungs- und<br />
Kategorisierungsvariablen. Einzige Ausnahme bildet die signifikante Korrelation<br />
der TvL-Zeit der 4. Aufgabe mit der Selbsteinschätzung neutraler Symptome in
der frontalen Gruppe (r=-.417; p=.034), deren Bedeutung jedoch fraglich ist, da<br />
sie aufgrund der vielen Berechnungen mit großer Wahrscheinlichkeit auf<br />
statistische Fehler zurückgeführt werden muss.<br />
Dass von den 176 Korrelationskoeffizienten insgesamt nur ein einziger<br />
Signifikanz erreicht, obwohl allein etwa neun Signifikanzen durch Fehlereinfluss<br />
auftreten sollten, stellt die Unabhängigkeit kognitiver und psychopathologischer<br />
Defizite umso deutlicher heraus.<br />
Die Beantwortung der fünften Fragestellung fällt angesichts der eindeutigen Befunde<br />
leicht. In der hirngeschädigten Stichprobe dieser Untersuchung bestehen keine<br />
Zusammenhänge zwischen Leistungen in Tests exekutiver Funktionen und Symptomen<br />
des dysexekutiven Syndroms. Die Leistungen, die eine Person in den kognitiven Tests<br />
zeigt, steht in keiner systematischen Beziehung zur Ausprägung ihrer positiven, negativen<br />
oder neutralen (kognitiven) Symptome.<br />
9. Diskussion<br />
In diesem Kapitel werden die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit diskutiert und<br />
mit den im theoretischen Teil berichteten Befunden in Beziehung gesetzt.<br />
ZU DEN AUSWIRKUNGEN DER FRONTALHIRNSCHÄDIGUNG AUF<br />
EXEKUTIVE LEISTUNGEN UND PSYCHOPATHOLOGISCHE SYMPTOME<br />
Es wurde in dieser Untersuchung erwartet, dass Patienten mit Läsionen des<br />
Frontalhirns die in der Literatur vielfach dokumentierten spezifischen<br />
Leistungsbeeinträchtigungen bezüglich verschiedener Bereiche exekutiver<br />
Funktionen zeigen. Im Bereich der PLANUNGSFÄHIGKEIT ist dies nicht der Fall.<br />
Obwohl den Hinweisen aus früheren Befunden entsprechend bei den<br />
eingesetzten Planungstests neben der Anzahl der Züge auch die Lösungszeit und<br />
Regelverstöße betrachtet wurden, sind die Testergebnisse der<br />
frontalhirngeschädigten Patienten nicht schlechter als die der Patienten mit<br />
unspezifischen Hirnläsionen. Auch die in der Literatur diskutierte besondere<br />
Bedeutung des linken Frontallappens bei der Bewältigung von<br />
Planungsanforderungen hat sich im Rahmen der vorliegenden Untersuchung
nicht bestätigt. Shallice (1982) hatte aufgrund seiner Ergebnisse mit dem TvL<br />
gerade für Patienten mit links-frontalen Schädigungen Planungsdefizite<br />
vorausgesagt, die in weiteren Forschungsarbeiten (z.B. Morris et al., 1997;<br />
Schöttke, 2000) erneut nachgewiesen werden konnten. Die einzigen Hinweise auf<br />
Einflüsse der Seite von Hirnläsionen sind in der untersuchten Stichprobe das<br />
Ergebnis erhöhter Zugzahlen im TvL bei bilateralen Läsionen gegenüber<br />
linkslateralen Läsionen und die Beobachtung, dass die Patienten mit bilateral<br />
frontalen und rechtslateral nicht-frontalen Läsionen im TvH tendenziell die<br />
längsten Lösungszeiten aufweisen. Im Hinblick auf die Ergebnisse früherer<br />
Studien stellen diese Befunde Einzelfälle dar und sind vor dem theoretischen<br />
Hintergrund schwierig zu interpretieren. Es ist allerdings in Betracht zu ziehen,<br />
dass die Leistungsauffälligkeiten bei bilateralen Schädigungen durch die Größe<br />
der Läsion zu erklären sind, über die in der untersuchten Stichprobe leider jedoch<br />
nichts bekannt ist.<br />
Die fehlenden Hinweise auf frontalhirnspezifische Planungsdefizite in dieser<br />
Arbeit sind mit früheren Ergebnissen von Glosser und Goodglass (1990)<br />
vereinbar, die auch keine Unterschiede zwischen den Leistungen von<br />
Frontalhirngeschädigten und anderen Hirngeschädigten finden. Es fällt auf, dass<br />
die erwarteten Leistungsdefizite Frontalhirngeschädigter in der Literatur sehr<br />
häufig dann beobachtet werden, wenn die Vergleichsgruppe aus gesunden<br />
Kontrollpersonen besteht (Owen et al, 1990; Glosser & Goodglass, 1990; Goel &<br />
Grafman, 1995; Markowitsch & Härting, 1996). Diese Untersuchungen lassen<br />
streng genommen keine Rückschlüsse auf Frontalhirnfunktionen und die<br />
Frontalhirnsensitivität von Tests zu, da die gefundenen Effekte auch auf eine<br />
generelle Leistungsbeeinträchtigung durch die Hirnschädigung zurückgehen<br />
können. Um eine diesbezügliche Aussage zu rechtfertigen sind Befunde<br />
erforderlich, die mehrere hirngeschädigte Gruppen vergleichen, da so der direkte<br />
Einfluss der frontalen Lokalisation der Läsion getestet werden kann, ohne dass<br />
unspezifische Einflüsse der Hirnschädigung ins Gewicht fallen.<br />
Auch wenn bei diesem harten Vergleich in der vorliegenden Untersuchung die<br />
erste und zweite Hypothese verworfen werden müssen, ist eine enge Verbindung<br />
von Planungsfähigkeiten und Frontallappenfunktion denkbar und wahrscheinlich.
Die Beziehung stellt sich allerdings nicht so einfach dar wie in den Hypothesen<br />
erwartet wurde, sondern muss weiter differenziert werden. Im theoretischen Teil<br />
dieser Arbeit wurde bereits darauf hingewiesen, dass bei der Steuerung der<br />
exekutiven Funktionen umgrenzten Bereichen der Frontallappen eine besondere<br />
Bedeutung zukommt. Bei Anforderungen des Planens und Kategorisierens wird in<br />
der Literatur der Einfluss des linken dorsolateralen präfrontalen Cortex betont<br />
(Morris et al., 1993). Bezugnehmend auf die Ergebnisse der vorliegenden<br />
Untersuchung, in der lediglich nach frontalen und nicht-frontalen Läsionen<br />
differenziert werden konnte, sollten Patienten mit Läsionen des (linken)<br />
dorsolateralen präfrontalen Cortex getrennt von Patienten mit anderen (Frontal-)<br />
Hirnschädigungen untersucht werden um festzustellen, wie sich die<br />
Testleistungen speziell in dieser Gruppe gestalten. Auf diese Weise kann ermittelt<br />
werden werden, ob die in der Literatur berichteten kognitiven Charakteristika der<br />
Frontalhirnstörung stärker auf einer Schädigung dorsolateraler präfrontaler<br />
Rindenareale beruhen als auf einer allgemeinen Dysfunktion der Frontallappen.<br />
Kritisch anzuführen sind außerdem einige methodische Mängel dieser<br />
Untersuchung, die sich möglicherweise nachteilig auf die Ergebnisse der<br />
Planungstests ausgewirkt haben. Wie in den Testsitzungen auffiel, bearbeiteten<br />
viele Patienten den TvH und TvL am Computer sehr zögerlich, was zu einer<br />
Verlängerung der Bearbeitungszeiten geführt haben kann. Obwohl keine<br />
Vorkenntnisse oder besondere Geschicklichkeit erforderlich waren, traten in<br />
mehreren Fällen Schwierigkeiten bei der Bedienung der Tastatur auf, da die<br />
Tasten zum Verschieben der Scheiben beim TvH nur sehr kurz gedrückt werden<br />
dürfen. So lange, wie ein Patient die Taste gedrückt hält, springt die Scheibe mit<br />
sehr hoher Frequenz zwischen Ausgangsposition und Stabspitze hin und her,<br />
was zu einem starken Anstieg der Zugzahlen führt. Unsicherheit im Umgang mit<br />
dem Computer sowie eine verlangsamte Reaktionsgeschwindigkeit aufgrund der<br />
Schwere oder zeitlichen Nähe der Hirnschädigung können die Testperformanz<br />
beeinflusst und so dazu beigetragen haben, dass sich die Leistungen der<br />
Untersuchungsgruppen nicht mehr deutlich unterscheiden. Die Computerversion<br />
der Planungstests bringt somit einen gewissen Nachteil mit sich; wenn es sich bei<br />
den Auswirkungen der genannten Störfaktoren jedoch um zufällige Einflüsse<br />
handelt, sollte davon ausgegangen werden können, dass sich der Fehler über die
Gesamtstichprobe aufhebt. Zudem gibt die Durchführung der Tests am Computer<br />
detailliert Aufschluss über verschiedene relevante Merkmale von<br />
Planungsprozessen. Die Erfassung der Zeitvariablen, Regelverstöße und<br />
Testverhalten in bestimmten Phasen des Lösungsprozesses erfolgt auf diese<br />
Weise sehr problemlos und fehlerfrei, was mit der ursprünglichen Holzversion von<br />
TvH und TvL nicht oder nur mit weitaus erheblicherem Aufwand möglich wäre.<br />
Im Unterschied zu den Ergebnissen mit den Planungstests ermöglicht die<br />
KATEGORISIERUNGSLEISTUNG der hirngeschädigten Gruppen eine klare<br />
Bestätigung der dritten Hypothese. Anders als in anderen Untersuchungen treffen<br />
die beobachteten Unterschiede für alle hier ausgewerteten abhängigen Variablen<br />
des WCST zu. Die frontalhirngeschädigten Patienten zeigen hinsichtlich der<br />
beendeten Kategorien, richtigen Zuordnungen, falschen Zuordnungen und<br />
perseverativen Fehler das erwartete Kategorisierungsdefizit gegenüber anderen<br />
Hirngeschädigten. Insbesondere die Neigung zur Perseveration als Ausdruck<br />
einer gestörten Reaktionsunterdrückung und Reizgebundenheit hat sich als<br />
typisches Merkmal der Verhaltensauffälligkeiten nach Frontalhirnläsionen auch in<br />
anderen Untersuchungen erwiesen (Heaton, 1981; Röhrenbach et al., 1991;<br />
Eslinger & Grattan, 1993) und wird durch die Daten der hier untersuchten<br />
Stichprobe besonders deutlich bestätigt.<br />
In der PET-Analyse von Berman et al. (1995) war bei hirngesunden Probanden<br />
während der Bearbeitung des WCST ein Aktivierungsanstieg in verbreiteten<br />
frontalen und nicht-frontalen Cortexbereichen aufgefallen, was die Beteiligung<br />
eines komplexen cortikalen Netzwerkes bei der Bewältigung der<br />
Kategorisierungsaufgabe nahe legt. Anhand der Befunde der vorliegenden Arbeit<br />
kann geschlossen werden, dass für erfolgreiches Kategorisieren die frontale<br />
Hirnaktivität von größerer Bedeutung ist, da sich eine läsionsbedingt<br />
eingeschränkte Funktionsfähigkeit des frontalen Cortex stärker leistungsmindernd<br />
auswirkt als Verletzungen nicht-frontaler Strukturen.<br />
Obwohl die Ergebnisse mit dem WCST zeigen, dass perseveratives Verhalten<br />
und weitere Beeinträchtigungen in Leistungsmerkmalen von<br />
Kategorisierungsaufgaben bereits in einer Patientengruppe mit Läsionen<br />
vermischter frontaler Hirnareale auffallen, wäre angesichts der anderorts
genannten Bedeutung des (dorsolateralen) präfrontalen Cortex für exekutive<br />
Leistungen denkbar, dass bei der Vermittlung von Kategorisierungsleistungen<br />
neben einer allgemeinen Relevanz frontaler Strukturen begrenzte Areale der<br />
frontalen Hirnrinde eine besondere Rolle übernehmen.<br />
Wie im theoretischen Teil bereits dargestellt wurde, ist die Befundlage zu WCST-<br />
Leistungen und Frontalhirndefiziten durch einige Inkonsistenzen gekennzeichnet.<br />
Studien, die keine Leistungsdefizite bei Frontalhirngeschädigten im Vergleich zu<br />
anderen Hirngeschädigten finden, stehen im Widerspruch zu den hier<br />
gefundenen Ergebnissen (z.B. Grafman et al., 1990; Anderson et al., 1991;<br />
Fallstudie von Heck & Bryer, 1986). Es stellt sich die Frage, worauf das<br />
uneindeutige Befundmuster zurückzuführen ist, da durch die Befunde der<br />
vorliegenden Arbeit doch sehr deutlich festgestellt wird, dass sich der WCST zur<br />
Erfassung exekutiver Funktionsdefizite nach Frontalhirnschädigung eignet.<br />
Betrachtet man die Stichprobenmerkmale der oben genannten Studien, so wird<br />
deutlich, dass die Personen teilweise erst Jahre nach dem schädigenden Ereignis<br />
untersucht wurden, während in der vorliegenden Studie im Mittel etwa drei<br />
Monate vergangen waren (vgl. dazu Grafman et al., 1990: ≥15 Jahre; Anderson et<br />
al., 1991: M=2;3 Jahre; Heck & Bryer, 1986: ca. 20 Jahre). Da bei so langen<br />
Zeiträumen die Möglichkeit besteht, dass eine Kompensation ehemaliger Defizite<br />
stattgefunden hat, erscheinen die mit der Stichprobe der vorliegenden Arbeit<br />
gewonnenen Erkenntnisse anhand des kurzen Zeitraumes zwischen Vorfall und<br />
Testung glaubwürdiger. Das Ergebnis gesteigerter perseverativer Fehler in der<br />
Gruppe der Patienten mit Frontalhirnschädigungen gegenüber Patienten mit<br />
anderen (nicht-frontalen) Hirnschädigungen korrespondiert darüber hinaus mit<br />
anderen Befunden aus Untersuchungen, die Kategorisierungsleistungen mit dem<br />
WCST ebenfalls recht kurze Zeit nach Eintreten der Schädigung erheben<br />
(Röhrenbach et al., 1991: M=6 Monate; Eslinger & Grattan, 1993: 3-12 Monate).<br />
Neben möglichen Kompensationseffekten durch die späte Testung übt das Alter<br />
der Untersuchungsteilnehmer einen Einfluss auf Kategorisierungsleistungen aus<br />
und kann in früheren Untersuchungen dazu geführt haben, dass Effekte nicht<br />
erkannt worden sind. Es wird nicht aus allen in der Literatur berichteten Studien<br />
deutlich, ob der Einfluss des Alters auf die Testergebnisse erkannt und<br />
berücksichtigt wurde. Angesichts der Tatsache, dass älteren Patienten die
Bearbeitung der Kategorisierungsaufgabe schwerer fällt, wie es in der<br />
vorliegenden Untersuchung konstant für alle Variablen zutrifft, sollten<br />
Altersunterschiede dringend ermittelt und kontrolliert werden. Eine erneute<br />
Analyse der Kategorisierungsleistungen dieser Stichprobe ohne die Kovariate<br />
Alter zeigt, dass bei Vernachlässigung des höheren Alters in der non-frontalen<br />
Kontrollgruppe die Effekte der Anzahl richtig sortierter Karten und der<br />
Gesamtfehlerzahl verschwinden (p=.086 und p=.079). Es ist somit nicht<br />
ausgeschlossen, dass die heterogene Befundlage zum WCST auch durch die<br />
Vernachlässigung von Alterseffekten bedingt ist.<br />
Außer den Beeinträchtigungen exekutiver Funktionen (Planen, Kategorisieren)<br />
interessierten im Rahmen dieser Untersuchung auch<br />
PSYCHOPATHOLOGISCHE SYMPTOME, von denen vor dem theoretischen und<br />
empirischen Hintergrund erwartet wurde, dass sie bei Patienten mit<br />
Frontalhirnschädigungen stärker ausgeprägt sind als bei Patienten mit<br />
Hirnschädigungen anderer Lokalisation (Blumer & Benson, 1975; Röhrenbach et<br />
al., 1991). Die hier mit den Fragebögen zum dysexekutiven Syndrom (DEX-<br />
Fragebögen) gefundenen Ergebnisse bestätigen diese Erwartung und damit die<br />
Hypothesen vier, fünf, sechs und sieben. Patienten mit Verletzungen des<br />
Frontalhirns weisen im Vergleich zu Patienten mit anderen Hirnschädigungen<br />
sowohl ausgeprägtere Plussymptome als auch ausgeprägtere Minussymptome<br />
und neutrale Symptome auf und zeigen somit die in der Literatur beschriebenen<br />
charakteristischen Auffälligkeiten in Antrieb und Stimmung. Die Veränderungen<br />
kommen im Verhalten der Patienten zum Ausdruck, so dass sich der Effekt (bis<br />
auf eine Ausnahme bei den positiven Symptomen) auch durch die Befragung der<br />
Angehörigen ergibt.<br />
Interessant sind die positiven Korrelationen der Symptome: Sie weisen in der<br />
Selbstbeurteilung 30% und in der Fremdbeurteilung 39% gemeinsame Varianz<br />
auf. Plus- und Minussymptome schließen sich demzufolge nicht gegenseitig aus,<br />
sondern sie sind bei einer Person tendenziell jeweils gleich stark ausgeprägt.<br />
Dieser Befund widerspricht der Annahme, dass es bei Patienten im Rahmen einer<br />
frontalen Dysfunktion entweder zu einer Steigerung oder zu einer Abflachung von
Reaktionen und Affekten kommt. Im Gegensatz zu den Beobachtungen von<br />
Blumer und Benson (1975), die Pseudopsychopathie in Verbindung mit<br />
Schädigungen des orbitalen frontalen Cortex sehen und Pseudodepression mit<br />
Schädigungen des dorsolateralen frontalen Cortex, deuten die Ergebnisse der<br />
vorliegenden Untersuchung auf Veränderungen des Antriebs in beide Richtungen<br />
und damit auf ein generelles psychisches Ungleichgewicht durch die frontale<br />
Hirnschädigung hin.<br />
Es bietet sich an, die DEX-Skalen mit anderen Skalen zur Erhebung positiver und<br />
negativer Symptome zu vergleichen (z.B. SANS) um festzustellen, ob sich durch<br />
sie tatsächlich die intendierten Antriebsveränderungen nach Hirnschädigung<br />
erfassen lassen. Auf diese Weise kann geklärt werden, ob sich die hohen<br />
Interkorrelationen der DEX-Skalen zur Positiv- und Negativsymptomatik, wie oben<br />
ausgeführt, als generelles psychisches Ungleichgewicht durch die<br />
Hirnschädigung auffassen lassen oder ob sie durch Eigenschaften des<br />
Messinstrumentes bedingt sind (Artefakte).<br />
ZUR KONSTRUKTVALIDITÄT DER TESTS EXEKUTIVER FUNKTIONEN<br />
Die dritte und vierte Fragestellung dieser Arbeit beziehen sich auf die<br />
Zusammenhänge der eingesetzten Tests TvH, TvL und WCST. Als Tests<br />
exekutiver Funktionen, deren zentrale Verarbeitung und Steuerung stark mit dem<br />
frontalen Cortex assoziiert ist, waren Korrelationen der Instrumente erwartet<br />
worden, die unter den Planungstests möglicherweise höher ausfallen sollten als<br />
zwischen Planungstests und Kategorisierungstest. Diese grundlegenden<br />
Annahmen konnten durch die Daten der Untersuchung weitgehend bestätigt<br />
werden, die Korrelationen fallen zum Teil zwar gering aus, sie erreichen aber<br />
Signifikanz. Es liegen außerdem bestimmte Muster von Korrelationen vor, die<br />
diskutiert werden sollen.<br />
Es ist zuvor noch anzumerken, dass das Gütekriterium der Konstruktvalidität<br />
grundsätzlich zwei Forderungen beinhaltet: Neben der konvergenten Validität, die<br />
durch Tests ermittelt wird, die dasselbe Konstrukt erfassen, ist die diskriminante<br />
Validität durch Tests, die ein anderes Konstrukt erfassen, zu prüfen. Da das
Design der vorliegenden Arbeit nur Tests vorsah, die mit der Erfassung exekutiver<br />
Funktionen zu tun haben, beschränkt sich der Beitrag dieser Untersuchung zum<br />
Prozess der Konstruktvalidierung der Tests auf die konvergente Validität.<br />
Die Daten aus dem TURM VON HANOI und TURM VON LONDON bestätigen<br />
durch signifikante Korrelationen bezüglich einiger Variablen, dass die<br />
Planungstests ein gemeinsames Konstrukt erfassen. Angesichts der strukturellen<br />
Ähnlichkeiten der Tests fallen die Zusammenhänge allerdings recht gering aus.<br />
Interessant ist das Muster der Korrelationen: Die Zeit im TvH korreliert mit den<br />
Zeiten im TvL (r=.401, p=.003; r=.347, p=.012) und die Regelverstöße im TvH<br />
korrelieren mit den Fehlern im TvL (p=.634, p=.000; r=.714, p=.000), die<br />
Korrelationen der Zugvariablen sind nicht signifikant. Es weisen somit<br />
hauptsächlich äquivalente Variablen Zusammenhänge auf, nicht die heterogenen<br />
Indikatoren. Das Ergebnis unterstreicht die Bedeutung mehrerer abhängiger<br />
Variablen der Planungstests, da ein einziges Leistungsmaß offensichtlich nicht<br />
dazu in der Lage ist Planungsfähigkeiten erschöpfend zu beschreiben.<br />
In der Untersuchung von Humes et al. (1997) zeigen sich ähnlich geringe aber<br />
signifikante Korrelationen zwischen TvH und TvL (r=.37; p
dieses gemeinsame Konstrukt zurück. Die Güte der Erfassung der Effizienz von<br />
Planungsprozessen durch die der Anzahl der Züge ist fraglich, da die Indikatoren<br />
von TvH und TvL unabhängig sind. Die Zugvariable hat sich in anderen<br />
Untersuchungen mit dem TvH bereits als wenig geeigneter Indikator erwiesen,<br />
Unterschiede zwischen Hirngeschädigten und Gesunden zu ermitteln bzw. war<br />
nicht dazu in der Lage, zwischen Hirnschädigungen verschiedener Lokalisation zu<br />
differenzieren, wie es z.B. mit den Regelverstößen gelang (Schöttke, 2000).<br />
Im Hinblick auf das Gesamtbild der Ergebnisse zu den einzelnen Variablen muss<br />
davon ausgegangen werden, dass die Anzahl der Schritte, die eine Person<br />
benötigt um ein vorgegebenes Ziel zu erreichen keine Schlussfolgerungen über<br />
frontale Dysfunktionen oder Planungsfähigkeiten zulässt. Aus diesem Grund sind<br />
die Ergebnisse der Untersuchung von Humes et al. (1997) in Frage zu stellen.<br />
Vielversprechendere Leistungsindikatoren als die Zugzahlen sind die<br />
Lösungszeiten und Regelverstöße, da sie in früheren Untersuchungen die<br />
erwarteten Leistungsbeeinträchtigungen nach Schädigungen frontaler<br />
Hirnbereiche abbilden und aufgrund der Befunde der vorliegenden Arbeit von der<br />
Validität der mit diesen Variablen erfassten Konstrukte ausgegangen werden<br />
kann. Beide zu erheben gibt Aufschluss über spezielle Qualitäten von<br />
Planungsprozessen (Schnelligkeit und Korrektheit) und deren Umsetzung.<br />
Durch die Berechnung der Korrelationen von PLANUNGSTESTS und<br />
KATEGORISIERUNGSTEST sollte geprüft werden, in welcher Beziehung<br />
verschiedene Verfahren zur Prüfung exekutiver Funktionen stehen. Hintergrund<br />
der Fragestellung war die gemeinsame Steuerung der erfassten Leistungen durch<br />
das Frontalhirn auf der einen Seite und die Verschiedenheit der Einzelfunktionen<br />
Planen und Kategorisieren auf der anderen Seite.<br />
Die beobachteten Zusammenhänge fallen in Abhängigkeit des verwendeten<br />
Instruments zur Erfassung von Planungsfähigkeiten sehr unterschiedlich aus,<br />
denn während sich mit bis zu 17% gemeinsamer Varianz die erwartete<br />
Beziehung von WCST und TvH andeutet, lassen WCST und TvL keinen<br />
Zusammenhang erkennen. Inhaltlich bedeutet dies, dass WCST und TvH in<br />
dieser Stichprobe zu einem bedeutsamen Teil das Gleiche erfassen
(Frontalhirnfunktion, exekutive Funktionen) und dass WCST und TvL<br />
Verschiedenes erfassen. Es reicht somit nicht bereits die Durchführung eines<br />
Tests aus um sagen zu können, Patienten weisen eine Störung der exekutiven<br />
Funktionen auf, zumal die Zusammenhänge von WCST und TvH auch noch sehr<br />
gering ausfallen. Die Ergebnisse fordern eine Aufgliederung des Konzepts der<br />
exekutiven Funktionen in Teilfunktionen und deren getrennte Untersuchung im<br />
Zusammenhang mit Frontalhirnschädigungen.<br />
Eine erwähnenswerte Besonderheit stellt innerhalb dieser Diskussion die<br />
deutliche Verknüpfung der perseverativen Fehler des WCST mit dem TvH dar.<br />
Dass TvH-Variablen und perseverative Fehler durchweg korrelieren (7% bis 17 %<br />
geteilte Varianz) ist der deutlichste gefundene Hinweis auf eine gemeinsame<br />
Basis der exekutiven Tests. In Bezug auf den TvH kann, gemäß der Ergebnisse<br />
der Korrelationen, eine positive Bilanz gezogen werden. Der TvH weist sowohl mit<br />
dem Planungstest (TvL) als auch mit dem anderen Test exekutiver Funktionen<br />
(WCST) substanzielle Zusammenhänge auf.<br />
Allein für den TvL fällt das Ergebnis der Korrelationen mit dem WCST<br />
ernüchternd aus. Es ist mit diesem Test offensichtlich nicht gelungen, Aspekte<br />
von gestörtem Denken und Verhalten so zu erfassen, wie sie durch die gängigen<br />
Tests exekutiver Funktionen (WCST) definiert werden. Wäre dies der Fall, so<br />
hätten zumindest moderate Korrelationen in der Höhe, wie sie zwischen TvH und<br />
WCST bestehen, gefunden werden müssen. Es ist daher zu vermuten, dass der<br />
TvL zu einem bedeutsamen Teil andere Merkmale misst als die intendierten<br />
exekutiven Funktionsbeeinträchtigungen. Angesichts der Korrelationen mit dem<br />
TvH ist wiederum zu erkennen, dass sich mit dem TvL dennoch Aspekte von<br />
Planungsprozessen erfassen lassen. Diese dürften aufgrund der fehlenden<br />
Korrelationen mit dem WCST allerdings weniger stark mit dem Konzept der<br />
exekutiven Funktionen assoziiert sein. Es bleibt in weiteren Untersuchungen zu<br />
klären, ob solche Aspekte von Planungsvorgängen existieren oder ob es sich bei<br />
den gefundenen Ergebnissen um Artefakte handelt.
ZUR BEZIEHUNG VON EXEKUTIVEN FUNKTIONEN UND<br />
PSYCHOPATHOLOGIE<br />
Die fünfte Fragestellung dieser Untersuchung sollte klären, ob und wie stark die<br />
KOGNITIVEN SYMPTOME und PSYCHISCHEN AUFFÄLLIGKEITEN der<br />
Frontalhirnstörung in dieser hirngeschädigten Stichprobe zusammenhängen.<br />
Ausschlaggebend war dabei die Vermutung, dass die Antriebsstörung in der<br />
Folge einer frontalen Hirnläsion sowohl auf das Denken als auch auf die Affekte<br />
der Person Einfluss ausübt, was sich in Korrelationen der kognitiven Leistungen<br />
und angegebenen psychopathologischen Symptome äußern sollte. Röhrenbach<br />
et al. (1991) wiesen in ihrer Untersuchung bereits Zusammenhänge von<br />
Minussymptomatik (SANS) und einigen kognitiven Leistungen (Anzahl optimal<br />
gelöster Aufgaben im TvL, perseverative Fehler im WCST) nach, während<br />
Zusammenhänge mit der Plussymptomatik nicht thematisiert wurden.<br />
Um zu klären, wie positive Symptome in diesen Zusammenhang einzuordnen<br />
sind und ob sich das Ergebnis der Korrelationen mit der Negativsymptomatik<br />
bestätigen lässt, wurden in der vorliegenden Arbeit positive und negative<br />
Symptome erhoben und getrennte Zusammenhänge mit den Variablen der<br />
kognitiven Tests bestimmt.<br />
Im Ergebnisteil wurde schon berichtet, dass sich die Leistungen im TvH, TvL und<br />
WCST und die Ausprägungen der psychopathologischer Symptome völlig<br />
unabhängig voneinander darstellen. Weder die positiven noch die negativen oder<br />
neutralen Symptome korrelieren mit irgendeiner Variablen aus den kognitiven<br />
Tests. Der Befund gilt auch für die Gesamtausprägung des dysexekutiven<br />
Syndroms: Die Stärke der psychopathologischen Auffälligkeiten von Patienten<br />
gibt keinen Aufschluss über ihre kognitiven Leistungen.<br />
Das Ergebnis der Korrelationen von kognitiven Defiziten und Negativsymptomatik<br />
von Röhrenbach et al. (1991) konnte hier somit nicht repliziert werden. Da die<br />
Negativsymptomatik in der Studie mit Hilfe der SANS erfasst wurde und in der<br />
vorliegenden Untersuchung eine selbst zusammengestellte Skala aus den DEX-<br />
Fragebögen zum Einsatz kam, stellt sich die Frage, ob der Befund auf Mängel<br />
des Untersuchungsinstrumentes zurückzuführen ist. Dies kann nicht<br />
ausgeschlossen werden, da die DEX-Items nur aufgrund inhaltlicher Aspekte in
Subskalen eingeteilt wurden und besonders die Skala Negativsymptomatik mit<br />
nur drei Items recht kurz ausfällt. Sie eignet sich möglicherweise nicht zur<br />
Erfassung von Symptomen der Antriebsminderung bei hirngeschädigten<br />
Personen. Vor diesem Hintergrund wundert es nicht mehr so sehr, dass die an<br />
anderer Stelle mit der SANS gefundenen Zusammenhänge hier nicht auftauchen.<br />
Was umso erstaunlicher ist und nach einer Erklärung verlangt, ist die Konsistenz,<br />
mit der die Unabhängigkeit der kognitiven und psychischen Beeinträchtigungen in<br />
dieser Stichprobe imponiert. Obwohl andere Analysen der vorliegenden<br />
Untersuchung gezeigt haben, dass Patienten mit Läsionen des Frontalhirns<br />
sowohl bei einigen kognitiven Variablen (WCST) als auch hinsichtlich des<br />
psychopathologischen Syndroms höhere Störungswerte erreichen als Patienten<br />
mit nicht-frontalen Läsionen, bestehen konsequent keine Korrelationen zwischen<br />
kognitiven Defiziten und psychischen Beeinträchtigungen. Beide Formen von<br />
Symptomen sind damit zwar in der Gruppe der Frontalhirngeschädigten in<br />
besonderem Maße vertreten, sie treten jedoch nicht zwingend bei denselben<br />
Personen gemeinsam auf. Diese Beobachtung ist schwer mit Aussagen aus der<br />
Literatur zu vereinbaren, die kognitive und psychische Beeinträchtigungen nach<br />
Hirnschädigung als zusammengehörige Aspekte des dysexekutiven (Frontalhirn-)<br />
Syndroms auffassen.<br />
Wie sind die hier vorliegenden Befunde zu erklären? Es ist bekannt, dass<br />
einzelnen Bereichen innerhalb der Frontallappen diskrete Funktionen zugeordnet<br />
werden. Da hinsichtlich der kognitiven und psychopathologischen Auffälligkeiten<br />
der Patienten keine Systematik erkennbar ist, kann geschlossen werden, dass die<br />
zentralen Verarbeitungsprozesse der exekutiven Leistungen (Planen,<br />
Kategorisieren) in anderen Teilen der frontalen Rinde zu lokalisieren sind als die<br />
Prozesse, die die Regulation der psychischen Verfassung einer Person leisten.<br />
Es existieren demnach Areale innerhalb des frontalen Cortex, deren Schädigung<br />
primär zu kognitiven Defiziten führt, während durch Schädigung anderer frontaler<br />
Areale wiederum die psychopathologischen Veränderungen verursacht werden.<br />
Die hier vorgefundene Unabhängigkeit von kognitiven und psychischen<br />
Symptomen bei (Frontal-) Hirngeschädigten ist unter dieser Voraussetzung
plausibel, es bleibt jedoch abzuwarten, ob sich die Vermutungen in weiteren<br />
empirischen Untersuchungen bestätigen lassen. Angezeigt erscheint dazu die<br />
exakte Bestimmung der Lokalisation von Läsionen innerhalb der Frontallappen<br />
mit Hilfe der geeigneten bildgebenden Verfahren und die getrennte Untersuchung<br />
der so ermittelten spezifischen Lokalisationsgruppen.<br />
METHODISCHE EINSCHRÄNKUNGEN<br />
Die Diskussion der Befunde hat sich bisher wenig mit den methodischen<br />
Problemen dieser Untersuchung auseinandergesetzt, was an dieser Stelle<br />
nachgeholt werden soll.<br />
Zunächst ist anzumerken, dass es aus organisatorischen Gründen auch in der<br />
vorliegenden Arbeit nicht in dem Ausmaß gelungen ist, die untersuchte<br />
Stichprobe zu homogenisieren, wie es in den Überlegungen im theoretischen<br />
Teil beabsichtigt war. Die Läsionen der Patienten unterscheiden sich hinsichtlich<br />
ihrer Ätiologien; es handelt sich um Hirnschädigungen durch Schädelhirntraumen,<br />
Aneurysmen, Blutungen und Schlaganfälle. Eine Kontrolle des Zeitraumes<br />
zwischen Eintritt der Läsion und Testung ist weitgehend gelungen, da in der<br />
Gesamtgruppe in 80% der Fälle die Schädigung nicht älter als drei Monate ist und<br />
nur bei zwei Patienten (3%) mehr als ein Jahr vergangen ist.<br />
In Bezug auf die Zusammensetzung der beiden Untersuchungsgruppen ist das<br />
höhere Alter der Patienten mit nicht-frontalen Läsionen gegenüber den Patienten<br />
mit frontalen Läsionen kritisch. Wie festgestellt werden konnte, wirkte es sich<br />
jedoch nur bei der Bearbeitung des WCST leistungsmindernd aus und hatte<br />
keinen Einfluss auf die Leistung in den anderen Tests TvH, TvL und DEX-<br />
Fragebögen, so dass eine Berücksichtigung des Altersunterschiedes bei den<br />
Auswertungen mit dem WCST ausreichend war.
Die Zusammensetzung der frontalen und nicht-frontalen Patientengruppe<br />
unterscheidet sich ebenfalls hinsichtlich der bestehenden Erkrankungsursachen.<br />
Ein größerer Anteil an Schädelhirntraumen in der frontalen Gruppe gegenüber<br />
einem größeren Anteil an Schlaganfällen in der nicht-frontalen Gruppe bieten<br />
keine optimalen Voraussetzungen für Gruppenvergleiche, da zunächst geklärt<br />
werden müsste, welche Einflüsse von den unterschiedlichen Ätiologien der<br />
Hirnschädigung auf die Testperformanz ausgehen. Aufgrund nicht vergleichbarer<br />
und überwiegend geringer Zellenbesetzungen pro Erkrankungsursache war eine<br />
diesbezügliche Prüfung der Leistungen nicht möglich.<br />
Weiterhin bestehen ungünstige Verhältnisse in Bezug auf die Lateralität der<br />
Läsionen. Da Läsionen des linken Frontallappens in der Stichprobe mit nur<br />
sieben Fällen unterrepräsentiert waren, wurde eine Bestätigung der in der<br />
Literatur hervorgehobenen Leistungsdefizite speziell nach links-frontalen<br />
Läsionen (Shallice, 1982; Schöttke, 2000) leider von vornherein erschwert. Für<br />
zukünftige Prüfungen sind in weiteren Untersuchungen höhere Anzahlen von<br />
Fällen pro (Teil-) Gruppe erforderlich.<br />
ABSCHLIESSENDE ÜBERLEGUNGEN<br />
Aus der obigen Diskussion der Befunde lassen sich einige Forderungen für<br />
zukünftige Untersuchungen ableiten, die abschließend in Verbindung mit den<br />
zuvor angeführten kritischen methodischen Überlegungen zusammengefasst<br />
werden sollen.<br />
Es kann zunächst festgestellt werden, dass eine Prüfung von Hypothesen zu<br />
Auswirkungen frontaler Hirnschädigungen auf die Leistungen in Tests exekutiver<br />
Funktionen grundsätzlich die Einbeziehung verschiedener (frontal-)<br />
hirngeschädigter Gruppen erfordert. Vergleiche mit gesunden Kontrollpersonen<br />
sind hier nicht ausreichend. Die Untersuchung der Patienten sollte im Laufe<br />
weniger Monate nach Eintreten der Läsion stattfinden, damit eventuelle<br />
Rehabilitationseffekte ausgeschlossen werden können. Stichproben sind in den<br />
wesentlichen Merkmalen zu homogenisieren und Einflüsse des Alters, wie sie<br />
sich in der vorliegenden Untersuchung beim WCST gezeigt haben, sind zu<br />
kontrollieren.
Wird die Erfassung exekutiver Funktionsdefizite nach Frontalhirnschädigung<br />
angestrebt, müssen unterschiedliche exekutive Leistungen wie hier Planungsund<br />
Kategorisierungsfähigkeiten getrennt voneinander untersucht werden, da sich<br />
unter Einsatz der verschiedenen Testverfahren unterschiedliche Ergebnisse<br />
abzeichnen.<br />
Für die Erfassung von Planungsfähigkeiten hat sich in der vorliegenden Arbeit der<br />
TvH besser bewährt als der TvL, da er Korrelationen mit dem anderen exekutiven<br />
Test WCST aufweist. Es bleibt aber abzuwarten, welche Ergebnisse weitere<br />
Prüfungen der Instrumente liefern. Die hier beobachteten Befunde verlangen<br />
zumindest für den TvL eine genauere Betrachtung der mit diesem Test erfassten<br />
Leistungen. Wichtig erscheint beim Einsatz von Planungstests außerdem die<br />
Berücksichtigung mehrerer Leistungsmaße, wobei insbesondere die<br />
Lösungszeiten und Regelverstöße, weniger die Anzahl der Züge,<br />
aufschlussreiche Indikatoren verschiedener Aspekte von Planungsprozessen<br />
darstellen.<br />
Im WCST stellt sich vor allem das Leistungsmaß der perseverativen Fehler als<br />
valider und frontalhirnsensitiver Indikator exekutiver Funktionsdefizite heraus.<br />
Die DEX-Fragebögen nehmen in dieser Untersuchung eine Sonderrolle ein, da<br />
sie zum ersten Mal in dieser Form für die Erfassung positiver und negativer<br />
Symptome eingesetzt wurden. Die konstruierten Subskalen indizieren zwar ein<br />
höheres Ausmaß an dysexekutiven Symptomen bei Hirnschädigungen frontaler<br />
Lokalisation, ob sie sich aber als valide in Bezug auf die Erfassung der Positivund<br />
Negativsymptomatik erweisen, muss noch geklärt werden. Möglicherweise<br />
existieren für die Untersuchung der psychischen Beeinträchtigungen nach<br />
Hirnschädigung geeignetere Verfahren als das hier verwendete.<br />
Die Befunde der vorliegenden Untersuchung haben gezeigt, dass speziell<br />
Dysfunktionen diskreter Bereiche des frontalen Cortex bei der weiteren<br />
Untersuchung von Frontalhirnfunktionen von Interesse sein sollten. Dieses folgt<br />
aus dem Befund der Unabhängigkeit kognitiver und psychopathologischer<br />
Defizite bei Frontalhirngeschädigten und erscheint auch im Hinblick auf die<br />
Ergebnisse mit den Planungstests sinnvoll, die keinen Einfluss einer allgemeinen<br />
frontalen Lokalisation der Hirnschädigung nachwiesen.
Durch eine exaktere Diagnostik von Hirnschädigungen mit den modernen<br />
bildgebenden Verfahren ist in diesem Zusammenhang weiterhin zu klären, welche<br />
Rolle insbesondere der (linke) dorsolaterale präfrontale Cortex bei der Vermittlung<br />
von Leistungen aus dem Bereich der exekutiven Funktionen übernimmt. Ebenso<br />
ist zu prüfen, ob sich die durch die vorliegenden Ergebnisse angezeigte<br />
anatomische Trennung frontaler Strukturen zur Vermittlung exekutiver Leistungen<br />
und psychopathologischer Merkmale bestätigt.<br />
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Anhang A: Material<br />
Einverständniserklärung<br />
Klinikum Osnabrück, Natruper Holz, Neurologische Frührehabilitation<br />
Name:<br />
Geb.-Datum:<br />
Anschrift:<br />
Einverständniserklärung:<br />
Ich, bzw. mein Betreuer, sind damit einverstanden, dass die Daten aus der<br />
neuropsychologischen Untersuchung bei Frau <strong>Kosiek</strong> für wissenschaftliche Zwecke<br />
verwendet werden. Es wurde mir versichert, dass alle Vorgänge während der<br />
Untersuchung und die Ergebnisse vertraulich behandelt werden.<br />
Einer möglichen Berücksichtigung der Ergebnisse bei der Planung meiner<br />
Behandlung in dieser Klinik stimme ich zu.<br />
Datum:<br />
Unterschrift:<br />
Instruktionen zum TvH
1. Instruktionen zum 4er-Turm (Erlernen der Zugregeln)<br />
Nun werden wir eine Aufgabe am Computer machen. Sie kennen sie vielleicht schon,<br />
denn es gibt sie auch als Holzspielzeug im Handel. Es geht darum Türme ab- und<br />
aufzubauen.<br />
Auf dem Bildschirm sehen Sie drei Stäbe (zeigen). Auf dem linken Stab liegen vier<br />
Scheiben. Die größte Scheibe liegt unten und die kleinste Scheibe liegt oben, so dass der<br />
Scheibenstapel wie ein Turm aussieht (zeigen). Ihre Aufgabe ist es, den Turm auf einen<br />
der beiden anderen Stäbe zu verschieben; also entweder auf den mittleren oder den<br />
rechten Stab (zeigen).<br />
Sie können den Turm nicht im Ganzen verschieben, sondern immer nur scheibenweise.<br />
Und so verschieben Sie eine Scheibe: Sie müssen sie zunächst anheben. Dies tun Sie,<br />
indem Sie die zugehörige Taste auf der Tastatur (zeigen) einmal drücken. Die Taste „L“<br />
steht für den linken Stab, Taste „M“ für den mittleren und Taste „R“ für den rechten Stab<br />
(zeigen). Um zum Beispiel die Scheibe 1 anzuheben drücken Sie einmal kurz die Taste<br />
„L“ (zeigen). Sie sehen, wie die Scheibe auf die Spitze des Stabes bewegt wird. Wollen<br />
Sie die Scheibe nun auf einem anderen Stab ablegen, müssen Sie wieder die<br />
entsprechende Taste drücken, zum Beispiel Taste „M“ für den mittleren Stab (zeigen). Sie<br />
sehen, die Scheibe liegt jetzt auf dem mittleren Stab. Ich bitte Sie jetzt die Scheibe 2 vom<br />
linken auf den rechten Stab umzusetzen (Proband probiert bis zur Lösung). Richtig, jetzt<br />
liegt Scheibe 2 auf dem rechten Stab.<br />
Wenn Sie jetzt versuchen die Scheibe 3 auf den mittleren Stab zu verschieben, passiert<br />
Folgendes (zeigen): Der Computer zeigt an, dass ein Fehler gemacht wurde. Ein Fehler ist<br />
dieser Zug deshalb, weil wir versucht haben eine größere Scheibe auf eine kleinere zu<br />
legen. Dies ist nicht erlaubt. Es gibt also zwei Regeln bei der Aufgabe: Erstens, die<br />
Scheiben können immer nur einzeln bewegt werden und zweitens, es darf keine größere<br />
Scheibe auf einer kleineren Scheibe abgelegt werden. Um jetzt also Scheibe 3 verschieben<br />
zu können, muss auf einem anderen Stab Platz gemacht werden, zum Beispiel auf dem<br />
mittleren Stab. Dazu muss Scheibe 1 vom mittleren Stab nach rechts verschoben werden.<br />
Versuchen Sie es bitte einmal (Proband probiert bis zur Lösung). Gut, jetzt liegen Scheibe<br />
1 und 2 auf dem rechten Stab und der mittlere Stab ist wieder frei. Das klappt ja schon<br />
sehr gut.
Wenn Sie keine Fragen mehr haben, möchte ich Sie jetzt bitten den Scheibenturm, der zu<br />
Beginn auf dem linken Stab war, auf einem anderen Stab wieder aufzubauen. Noch einmal<br />
zur Erinnerung: Sie können immer nur eine Scheibe bewegen und dürfen nie eine größere<br />
Scheibe auf eine kleinere legen.<br />
2. Instruktionen zum 5er-Turm (Test)<br />
Sie werden die Aufgabe jetzt ohne meine Hilfe noch einmal machen. Allerdings haben Sie<br />
nicht wie vorher vier Scheiben, sondern fünf. Die Aufgabe bleibt dieselbe: Bauen Sie den<br />
Turm, der sich am Anfang auf dem linken Stab befindet, auf einem anderen Stab wieder<br />
auf. Welcher Stab das ist, bestimmen Sie selbst. Denken Sie an die Regeln und versuchen<br />
Sie die Aufgabe zügig zu bearbeiten.
Instruktionen zum TvL<br />
Sie sehen hier auf dem Bildschirm drei farbige Kugeln (rot, gelb, blau) und drei<br />
verschieden lange Stäbe (1, 2, 3). Auf den kurzen Stab Nr. 1 passt nur eine Kugel, auf den<br />
mittleren Stab Nr. 2 gehen zwei und auf den langen Stab Nr. 3 passen alle drei Kugeln.<br />
Sie müssen die Kugeln Zug um Zug so umstecken, dass die Anordnung genau der oben<br />
vorgegebenen Anordnung entspricht (zeigen).<br />
Das Umstecken der Kugeln erfolgt so, dass zuerst die Kugel angeklickt wird, mit der<br />
gezogen werden soll, und danach die Stelle, an die die Kugel platziert werden soll. Mit der<br />
rechten Maustaste kann die Auswahl der Kugel rückgängig gemacht werden. Die Kugeln<br />
können dabei nur auf Stäbe gesteckt werden, auf denen noch Plätze frei sind.<br />
Für jede der folgenden Aufgaben wird Ihnen am unteren linken Bildrand die Anzahl der<br />
Züge angegeben, die nötig ist um das Ziel zu erreichen (zeigen). Verwenden Sie in jedem<br />
Fall so wenig Züge wie möglich. Die Reihenfolge, in der Sie die Kugeln umstecken, bleibt<br />
Ihnen überlassen. Überlegen Sie sich aber bei jeder Aufgabe, genau wie Sie vorgehen<br />
wollen, bevor Sie mit dem Umstecken beginnen. Es gibt keine Zeitbeschränkung. Zu<br />
Beginn des Tests kommen erst einmal zwei Probedurchgänge zum Üben.
Instruktionen zum WCST<br />
Der nun folgende Test ist ein wenig ungewöhnlich, da ich Ihnen nicht viel darüber sagen darf,<br />
was Sie tun müssen. Ihre Aufgabe wird es sein, die Karten der beiden Stapel hier (Kartenstapel<br />
zeigen) einer dieser vier Zielkarten (Zielkarten zeigen) zuzuordnen. Dazu nehmen Sie immer<br />
die oberste Karte vom Stapel und legen sie vor die Zielkarte, von der Sie meinen, sie passt<br />
(zeigen).<br />
Ich darf Ihnen nicht sagen, wie Sie die Karten zuordnen sollen. Ich werde Ihnen aber jedes<br />
Mal, wenn Sie eine Karte abgelegt haben, mitteilen, ob Ihre Zuordnung richtig oder falsch war.<br />
Wenn sie falsch ist, lassen Sie die Karte trotzdem an der Stelle liegen und versuchen die<br />
nächste Karte richtig zu platzieren.<br />
Ziel ist es, möglichst viele Karten richtig zuzuordnen. Eine Zeitbegrenzung gibt es dabei nicht.<br />
Wenn Sie keine Fragen mehr haben, können Sie jetzt anfangen.
Protokollbogen WCST<br />
WCST – Auswertungsbogen<br />
Probanden-Nr.: Alter: Geschlecht: Datum der Testung:<br />
FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE<br />
FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE<br />
FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE<br />
FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE<br />
FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE<br />
FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE<br />
FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE<br />
FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE<br />
FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE<br />
FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE<br />
FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE<br />
FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE<br />
FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE<br />
FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE<br />
FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE<br />
FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE<br />
FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE<br />
FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE<br />
FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE<br />
FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE
FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE<br />
FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE<br />
Richtige Zuordnungen: Fehler (gesamt): Anzahl Kategorien:<br />
Fehler perseverativ: persev. richtige Antworten: persev. Antworten total:
Anhang B - Tabellen und Abbildungen 138<br />
Anhang B: Tabellen und Abbildungen<br />
Tabelle B.8.1:<br />
Gruppenmittelwerte und Standardabweichungen der Turm von<br />
Hanoi-Variablen unter Berücksichtigung der Seite der Läsion<br />
Turm von Hanoi-Variablen Gruppe Seite M SD N<br />
Züge bis 3er-Unterturm mit<br />
Regelverstößen<br />
Züge bis 4er-Unterturm mit<br />
Regelverstößen<br />
Züge bis 5er-Turm mit<br />
Regelverstößen<br />
Züge bis 3er-Unterturm ohne<br />
Regelverstöße<br />
frontal<br />
non-frontal<br />
Gesamt<br />
frontal<br />
non-frontal<br />
Gesamt<br />
frontal<br />
non-frontal<br />
Gesamt<br />
frontal<br />
non-frontal<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
8,00<br />
7,57<br />
11,60<br />
9,43<br />
8,93<br />
10,33<br />
7,75<br />
9,33<br />
8,65<br />
9,32<br />
10,50<br />
9,38<br />
18,50<br />
20,57<br />
29,90<br />
24,09<br />
20,50<br />
23,67<br />
20,25<br />
21,73<br />
19,90<br />
22,53<br />
27,14<br />
22,75<br />
40,33<br />
47,57<br />
61,00<br />
51,52<br />
44,57<br />
50,25<br />
40,25<br />
46,27<br />
43,30<br />
49,26<br />
55,07<br />
48,55<br />
7,83<br />
7,43<br />
10,70<br />
8,96<br />
8,64<br />
10,00<br />
7,75<br />
9,07<br />
8,40<br />
9,05<br />
9,86<br />
9,02<br />
1,54<br />
,78<br />
7,41<br />
5,19<br />
3,38<br />
4,69<br />
1,50<br />
3,81<br />
2,94<br />
3,94<br />
6,46<br />
4,42<br />
3,01<br />
5,31<br />
12,56<br />
10,10<br />
6,70<br />
12,52<br />
5,73<br />
9,25<br />
5,83<br />
10,37<br />
11,72<br />
9,61<br />
5,68<br />
11,41<br />
17,30<br />
15,66<br />
10,50<br />
20,73<br />
7,41<br />
15,20<br />
9,37<br />
17,54<br />
17,73<br />
15,48<br />
1,60<br />
,78<br />
6,01<br />
4,24<br />
3,00<br />
4,22<br />
1,50<br />
3,42<br />
2,64<br />
3,56<br />
5,24<br />
3,76<br />
6<br />
7<br />
10<br />
23<br />
14<br />
12<br />
4<br />
30<br />
20<br />
19<br />
14<br />
53<br />
6<br />
7<br />
10<br />
23<br />
14<br />
12<br />
4<br />
30<br />
20<br />
19<br />
14<br />
53<br />
6<br />
7<br />
10<br />
23<br />
14<br />
12<br />
4<br />
30<br />
20<br />
19<br />
14<br />
53<br />
6<br />
7<br />
10<br />
23<br />
14<br />
12<br />
4<br />
30<br />
20<br />
19<br />
14<br />
53
Anhang B - Tabellen und Abbildungen 139<br />
Turm von Hanoi-Variablen Gruppe Seite M SD N<br />
Züge bis 4er-Unterturm ohne<br />
Regelverstöße<br />
Züge bis 5er-Turm ohne<br />
Regelverstöße<br />
Zeit bis 3er-Unterturm mit<br />
Regelverstößen<br />
Zeit bis 4er-Unterturm mit<br />
Regelverstößen<br />
Zeit bis 5er-Turm mit<br />
Regelverstößen<br />
frontal<br />
non-frontal<br />
Gesamt<br />
frontal<br />
non-frontal<br />
Gesamt<br />
frontal<br />
non-frontal<br />
Gesamt<br />
frontal<br />
non-frontal<br />
Gesamt<br />
frontal<br />
non-frontal<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
18,00<br />
20,00<br />
27,30<br />
22,65<br />
19,50<br />
22,42<br />
20,00<br />
20,73<br />
19,05<br />
21,53<br />
25,21<br />
21,57<br />
39,50<br />
64,29<br />
54,90<br />
48,26<br />
43,29<br />
47,67<br />
39,75<br />
44,57<br />
42,15<br />
47,16<br />
50,57<br />
46,17<br />
153,50<br />
65,65<br />
192,22<br />
143,60<br />
105,75<br />
265,14<br />
79,51<br />
166,00<br />
120,07<br />
191,64<br />
160,02<br />
156,28<br />
443,91<br />
182,32<br />
483,78<br />
381,63<br />
273,20<br />
491,41<br />
247,05<br />
357,00<br />
324,41<br />
377,54<br />
416,14<br />
467,69<br />
717,20<br />
358,49<br />
860,86<br />
670,48<br />
568,37<br />
861,09<br />
270,27<br />
672,38<br />
3,09<br />
4,47<br />
11,28<br />
8,81<br />
5,40<br />
10,42<br />
5,35<br />
7,69<br />
4,79<br />
8,63<br />
10,31<br />
8,17<br />
5,71<br />
10,43<br />
14,34<br />
12,78<br />
9,36<br />
18,53<br />
6,85<br />
13,50<br />
8,46<br />
15,7<br />
14,27<br />
13,20<br />
80,67<br />
27,45<br />
119,08<br />
102,57<br />
62,97<br />
357,41<br />
32,94<br />
239,15<br />
70,21<br />
296,80<br />
113,40<br />
190,98<br />
282,07<br />
76,18<br />
190,32<br />
230,05<br />
162,44<br />
530,81<br />
139,91<br />
365,05<br />
213,15<br />
444,50<br />
204,72<br />
311,22<br />
364,89<br />
146,91<br />
313,84<br />
352,82<br />
266,81<br />
624,37<br />
214,92<br />
458,42<br />
6<br />
7<br />
10<br />
23<br />
14<br />
12<br />
4<br />
30<br />
20<br />
19<br />
14<br />
53<br />
6<br />
7<br />
10<br />
21<br />
14<br />
12<br />
4<br />
30<br />
20<br />
19<br />
14<br />
53<br />
6<br />
7<br />
10<br />
23<br />
14<br />
12<br />
4<br />
30<br />
20<br />
19<br />
14<br />
53<br />
6<br />
7<br />
10<br />
23<br />
14<br />
12<br />
4<br />
30<br />
20<br />
19<br />
14<br />
53<br />
6<br />
7<br />
10<br />
23<br />
14<br />
12<br />
4<br />
30
Anhang B - Tabellen und Abbildungen 140<br />
Turm von Hanoi-Variablen Gruppe Seite M SD N<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
613,02<br />
675,92<br />
749,26<br />
671,55<br />
297,73<br />
554,50<br />
335,23<br />
412,15<br />
20<br />
19<br />
14<br />
53<br />
Zeit bis 3er-Unterturm ohne<br />
Regelverstöße<br />
Zeit bis 4er-Unterturm ohne<br />
Regelverstöße<br />
Zeit bis 5er-Turm ohne<br />
Regelverstöße<br />
Regelverstöße bis 3er-Unterturm<br />
Regelverstöße 3er bis 4er-<br />
Unterturm<br />
frontal<br />
non-frontal<br />
Gesamt<br />
frontal<br />
non-frontal<br />
Gesamt<br />
frontal<br />
non-frontal<br />
Gesamt<br />
frontal<br />
non-frontal<br />
Gesamt<br />
frontal<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
140,67<br />
65,30<br />
180,35<br />
134,98<br />
103,81<br />
253,64<br />
79,51<br />
160,50<br />
114,87<br />
184,25<br />
151,54<br />
149,43<br />
421,46<br />
176,93<br />
455,71<br />
361,93<br />
282,11<br />
471,59<br />
245,61<br />
353,03<br />
323,91<br />
363,03<br />
395,68<br />
356,89<br />
684,79<br />
343,38<br />
797,20<br />
629,76<br />
546,65<br />
824,36<br />
468,36<br />
647,29<br />
588,09<br />
647,15<br />
703,25<br />
639,68<br />
,16<br />
,14<br />
,90<br />
,47<br />
,28<br />
,33<br />
,00<br />
,26<br />
,25<br />
,26<br />
,64<br />
,35<br />
,50<br />
,57<br />
2,60<br />
1,43<br />
52,04<br />
27,13<br />
101,30<br />
86,62<br />
61,75<br />
350,44<br />
32,94<br />
233,34<br />
60,18<br />
289,84<br />
97,93<br />
183,58<br />
242,53<br />
71,88<br />
187,78<br />
212,27<br />
174,51<br />
525,29<br />
137,24<br />
360,69<br />
201,52<br />
437,80<br />
196,11<br />
302,72<br />
305,84<br />
121,26<br />
316,28<br />
326,41<br />
243,96<br />
615,52<br />
213,45<br />
44,27<br />
263,74<br />
542,30<br />
321,77<br />
393,99<br />
,40<br />
,37<br />
1,59<br />
1,12<br />
,61<br />
,77<br />
,00<br />
,63<br />
,55<br />
,65<br />
1,39<br />
,87<br />
,83<br />
,97<br />
2,36<br />
1,94<br />
6<br />
7<br />
10<br />
23<br />
14<br />
12<br />
4<br />
30<br />
20<br />
19<br />
14<br />
53<br />
6<br />
7<br />
10<br />
23<br />
14<br />
12<br />
4<br />
30<br />
20<br />
19<br />
14<br />
53<br />
6<br />
7<br />
10<br />
23<br />
14<br />
12<br />
4<br />
30<br />
20<br />
19<br />
14<br />
53<br />
6<br />
7<br />
10<br />
23<br />
14<br />
12<br />
4<br />
30<br />
20<br />
19<br />
14<br />
53<br />
6<br />
7<br />
10<br />
23
Anhang B - Tabellen und Abbildungen 141<br />
Turm von Hanoi-Variablen Gruppe Seite M SD N<br />
Regelverstöße 4er bis 5er-Turm<br />
Regelverstöße gesamt<br />
Legende:<br />
non-frontal<br />
Gesamt<br />
frontal<br />
non-frontal<br />
Gesamt<br />
frontal<br />
non-frontal<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
M=Mittelwert; SD=Standardabweichung; N=Gruppengröße<br />
1,00<br />
1,25<br />
,25<br />
1,00<br />
,85<br />
1,00<br />
1,92<br />
1,18<br />
,83<br />
1,28<br />
6,10<br />
3,26<br />
1,28<br />
2,58<br />
,50<br />
1,70<br />
1,15<br />
2,10<br />
4,50<br />
2,37<br />
1,50<br />
2,00<br />
9,60<br />
5,17<br />
2,57<br />
4,16<br />
,75<br />
2,96<br />
2,25<br />
3,36<br />
7,07<br />
3,92<br />
1,41<br />
3,49<br />
,50<br />
2,37<br />
1,26<br />
2,80<br />
2,26<br />
2,19<br />
1,16<br />
1,38<br />
5,68<br />
4,53<br />
1,38<br />
5,56<br />
,57<br />
3,64<br />
1,30<br />
4,47<br />
5,41<br />
4,08<br />
2,34<br />
2,30<br />
9,32<br />
7,35<br />
3,25<br />
9,70<br />
,95<br />
6,47<br />
2,98<br />
7,77<br />
8,80<br />
6,88<br />
14<br />
12<br />
4<br />
30<br />
20<br />
19<br />
14<br />
53<br />
6<br />
7<br />
10<br />
23<br />
14<br />
12<br />
4<br />
30<br />
20<br />
19<br />
14<br />
53<br />
6<br />
7<br />
10<br />
23<br />
14<br />
12<br />
4<br />
30<br />
20<br />
19<br />
14<br />
53
Anhang B - Tabellen und Abbildungen 142<br />
Tabelle B.8.2:<br />
Gruppenmittelwerte und Standardabweichungen der Turm von<br />
London-Variablen unter Berücksichtigung der Seite der Läsion<br />
Turm von London-Variablen Gruppe Seite M SD N<br />
Züge 1. Aufgabe frontal<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
non-frontal links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
Züge 2. Aufgabe<br />
frontal<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
non-frontal links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
Züge 3. Aufgabe<br />
frontal<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
non-frontal links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
Züge 4. Aufgabe<br />
frontal<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
non-frontal links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
Züge 5. Aufgabe frontal links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
3,00<br />
3,44<br />
3,00<br />
3,17<br />
3,00<br />
3,07<br />
4,33<br />
3,15<br />
3,00<br />
3,21<br />
3,36<br />
3,16<br />
4,00<br />
4,00<br />
4,25<br />
4,08<br />
4,31<br />
4,40<br />
4,67<br />
4,38<br />
4,22<br />
4,25<br />
4,36<br />
4,26<br />
5,00<br />
5,67<br />
7,63<br />
6,13<br />
5,00<br />
5,40<br />
5,00<br />
5,18<br />
5,00<br />
5,50<br />
6,91<br />
5,57<br />
6,00<br />
6,67<br />
6,63<br />
6,46<br />
6,06<br />
6,33<br />
6,00<br />
6,18<br />
6,04<br />
6,46<br />
6,45<br />
6,29<br />
9,14<br />
9,11<br />
11,75<br />
10,00<br />
,00<br />
1,33<br />
,00<br />
,81<br />
,00<br />
,25<br />
2,30<br />
,70<br />
,00<br />
,83<br />
1,20<br />
,74<br />
,00<br />
,00<br />
,70<br />
,40<br />
,60<br />
,63<br />
,57<br />
,60<br />
,51<br />
,53<br />
,67<br />
,54<br />
,00<br />
2,00<br />
5,04<br />
3,22<br />
,00<br />
1,12<br />
,00<br />
,75<br />
,00<br />
1,47<br />
4,39<br />
2,17<br />
,00<br />
2,00<br />
1,76<br />
1,56<br />
,25<br />
1,04<br />
,00<br />
,71<br />
,20<br />
1,44<br />
1,50<br />
1,14<br />
1,77<br />
2,47<br />
2,60<br />
2,57<br />
7<br />
9<br />
8<br />
24<br />
16<br />
15<br />
3<br />
34<br />
23<br />
24<br />
11<br />
58<br />
7<br />
9<br />
8<br />
24<br />
16<br />
15<br />
3<br />
34<br />
23<br />
24<br />
11<br />
58<br />
7<br />
9<br />
8<br />
24<br />
16<br />
15<br />
3<br />
34<br />
23<br />
24<br />
11<br />
58<br />
7<br />
9<br />
8<br />
24<br />
16<br />
15<br />
3<br />
34<br />
23<br />
24<br />
11<br />
58<br />
7<br />
9<br />
8<br />
24
Anhang B - Tabellen und Abbildungen 143<br />
Turm von London-Variablen Gruppe Seite M SD N<br />
non-frontal<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
9,69<br />
9,47<br />
11,33<br />
9,74<br />
1,77<br />
2,69<br />
3,05<br />
2,31<br />
16<br />
15<br />
3<br />
34<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
9,52<br />
9,33<br />
11,64<br />
9,84<br />
1,75<br />
2,56<br />
2,58<br />
2,40<br />
23<br />
24<br />
11<br />
58<br />
frontal<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
8,57<br />
9,33<br />
11,31<br />
9,71<br />
,53<br />
1,32<br />
4,29<br />
2,72<br />
7<br />
9<br />
8<br />
24<br />
non-frontal<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
9,69<br />
10,80<br />
9,00<br />
10,12<br />
2,21<br />
3,07<br />
,00<br />
2,57<br />
16<br />
15<br />
3<br />
34<br />
Züge 6. Aufgabe<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
9,35<br />
10,25<br />
10,55<br />
9,95<br />
1,92<br />
2,62<br />
3,72<br />
2,62<br />
23<br />
24<br />
11<br />
58<br />
frontal<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
23,83<br />
40,21<br />
17,59<br />
27,89<br />
15,51<br />
31,39<br />
5,16<br />
22,69<br />
7<br />
9<br />
8<br />
24<br />
non-frontal<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
24,73<br />
43,59<br />
43,33<br />
34,69<br />
17,85<br />
25,15<br />
56,82<br />
26,45<br />
16<br />
15<br />
3<br />
34<br />
Zeit 1. Aufgabe<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
24,46<br />
42,32<br />
24,61<br />
31,88<br />
16,82<br />
27,03<br />
28,44<br />
24,98<br />
23<br />
24<br />
11<br />
58<br />
frontal<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
30,40<br />
39,23<br />
26,60<br />
32,44<br />
15,32<br />
51,53<br />
11,94<br />
32,55<br />
7<br />
9<br />
8<br />
24<br />
non-frontal<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
30,68<br />
49,75<br />
23,47<br />
39,46<br />
18,90<br />
26,04<br />
5,25<br />
23,65<br />
16<br />
15<br />
3<br />
34<br />
Zeit 2. Aufgabe<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
30,60<br />
45,80<br />
25,74<br />
35,97<br />
17,54<br />
36,93<br />
10,36<br />
27,57<br />
23<br />
24<br />
11<br />
58<br />
frontal<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
44,13<br />
45,05<br />
66,71<br />
52,00<br />
18,23<br />
39,97<br />
72,45<br />
48,51<br />
7<br />
9<br />
8<br />
24<br />
non-frontal<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
35,40<br />
60,15<br />
21,96<br />
45,13<br />
25,68<br />
43,67<br />
11,33<br />
36,25<br />
16<br />
15<br />
3<br />
34<br />
Zeit 3. Aufgabe<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
38,05<br />
54,49<br />
54,50<br />
47,97<br />
23,60<br />
42,10<br />
64,32<br />
41,49<br />
23<br />
24<br />
11<br />
58
Anhang B - Tabellen und Abbildungen 144<br />
Turm von London-Variablen Gruppe Seite M SD N<br />
frontal<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
41,85<br />
55,26<br />
57,00<br />
51,93<br />
17,74<br />
47,64<br />
30,34<br />
34,58<br />
7<br />
9<br />
8<br />
24<br />
non-frontal<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
47,24<br />
77,79<br />
28,62<br />
59,07<br />
44,58<br />
49,38<br />
14,94<br />
47,57<br />
16<br />
15<br />
3<br />
34<br />
Zeit 4. Aufgabe<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
45,60<br />
69,34<br />
49,26<br />
56,12<br />
38,04<br />
48,97<br />
29,41<br />
42,49<br />
23<br />
24<br />
11<br />
58<br />
frontal<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
169,03<br />
153,14<br />
254,74<br />
191,64<br />
90,53<br />
116,86<br />
184,40<br />
139,13<br />
7<br />
9<br />
8<br />
24<br />
non-frontal<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
157,57<br />
200,98<br />
136,51<br />
174,86<br />
183,16<br />
194,39<br />
104,79<br />
180,37<br />
16<br />
15<br />
3<br />
34<br />
Zeit 5. Aufgabe<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
161,06<br />
183,04<br />
222,50<br />
181,81<br />
158,55<br />
186,26<br />
170,43<br />
163,45<br />
23<br />
24<br />
11<br />
58<br />
frontal<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
147,78<br />
117,13<br />
264,32<br />
175,13<br />
89,68<br />
98,45<br />
255,08<br />
171,99<br />
7<br />
9<br />
8<br />
24<br />
non-frontal<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
126,74<br />
234,78<br />
68,00<br />
169,27<br />
127,07<br />
157,01<br />
37,66<br />
147,12<br />
16<br />
15<br />
3<br />
34<br />
Zeit 6. Aufgabe<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
133,15<br />
190,66<br />
210,78<br />
171,67<br />
115,33<br />
147,52<br />
232,89<br />
156,45<br />
23<br />
24<br />
11<br />
58<br />
frontal<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
,00<br />
,11<br />
,25<br />
,13<br />
,00<br />
,33<br />
,70<br />
,44<br />
7<br />
9<br />
8<br />
24<br />
non-frontal<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
,13<br />
,27<br />
,00<br />
,18<br />
,50<br />
1,03<br />
,00<br />
,75<br />
16<br />
15<br />
3<br />
34<br />
Fehler 1. Aufgabe<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
,09<br />
,21<br />
,18<br />
,16<br />
,41<br />
,83<br />
,60<br />
,64<br />
23<br />
24<br />
11<br />
58<br />
frontal<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
,00<br />
,22<br />
,25<br />
,17<br />
,00<br />
,66<br />
,70<br />
,56<br />
7<br />
9<br />
8<br />
24<br />
Fehler 2. Aufgabe<br />
non-frontal<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
,19<br />
,13<br />
,00<br />
,15<br />
,54<br />
,35<br />
,00<br />
,43<br />
16<br />
15<br />
3<br />
34
Anhang B - Tabellen und Abbildungen 145<br />
Turm von London-Variablen Gruppe Seite M SD N<br />
Fehler 3. Aufgabe<br />
Fehler 4. Aufgabe<br />
Fehler 5. Aufgabe<br />
Fehler 6. Aufgabe<br />
Legende:<br />
Gesamt<br />
frontal<br />
non-frontal<br />
Gesamt<br />
frontal<br />
non-frontal<br />
Gesamt<br />
frontal<br />
non-frontal<br />
Gesamt<br />
frontal<br />
non-frontal<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
,13<br />
,17<br />
,18<br />
,16<br />
,00<br />
,11<br />
,63<br />
,25<br />
,31<br />
,40<br />
,00<br />
,32<br />
,22<br />
,29<br />
,45<br />
,29<br />
,14<br />
,22<br />
,75<br />
,37<br />
,25<br />
,53<br />
,33<br />
,38<br />
,22<br />
,42<br />
,64<br />
,38<br />
,57<br />
,67<br />
2,25<br />
1,17<br />
,13<br />
,93<br />
1,33<br />
,59<br />
,26<br />
,83<br />
2,90<br />
,83<br />
,43<br />
,44<br />
1,00<br />
,63<br />
,38<br />
1,00<br />
,00<br />
,62<br />
,39<br />
,79<br />
,73<br />
,62<br />
M=Mittelwert; SD=Standardabweichung; N=Gruppengröße<br />
,45<br />
,48<br />
,60<br />
,48<br />
,00<br />
,33<br />
1,18<br />
,73<br />
,60<br />
1,54<br />
,00<br />
1,09<br />
,51<br />
1,23<br />
1,03<br />
,95<br />
,37<br />
,44<br />
1,03<br />
,71<br />
,44<br />
1,12<br />
,57<br />
,81<br />
,42<br />
,92<br />
,92<br />
,76<br />
,78<br />
1,00<br />
1,90<br />
1,49<br />
,34<br />
1,48<br />
1,52<br />
1,15<br />
,54<br />
1,30<br />
1,78<br />
1,32<br />
,78<br />
1,01<br />
1,60<br />
1,17<br />
,88<br />
1,25<br />
,00<br />
1,07<br />
,83<br />
1,17<br />
1,42<br />
1,10<br />
23<br />
24<br />
11<br />
58<br />
7<br />
9<br />
8<br />
24<br />
16<br />
15<br />
3<br />
34<br />
23<br />
24<br />
11<br />
58<br />
7<br />
9<br />
8<br />
24<br />
16<br />
15<br />
3<br />
34<br />
23<br />
24<br />
11<br />
58<br />
7<br />
9<br />
8<br />
24<br />
16<br />
15<br />
3<br />
34<br />
23<br />
24<br />
11<br />
58<br />
7<br />
9<br />
8<br />
24<br />
16<br />
15<br />
3<br />
34<br />
23<br />
24<br />
11<br />
58
Anhang B - Tabellen und Abbildungen 146<br />
Tabelle B.8.3:<br />
Gruppenmittelwerte und Standardabweichungen der<br />
WCST-Variablen unter Berücksichtigung der Seite der Läsion<br />
WCST-Variablen Gruppe Seite M SD N<br />
Erreichte Kategorien frontal<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
non-frontal links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
Richtige 1 frontal<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
non-frontal links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
Gesamt links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
Perseverative Fehler 1 frontal<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
non-frontal links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
Gesamt links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
Fehler (gesamt) 1 frontal<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
non-frontal links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
Gesamt links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
Legende:<br />
4,57<br />
4,44<br />
3,92<br />
4,25<br />
5,88<br />
4,87<br />
5,25<br />
5,37<br />
5,48<br />
4,71<br />
4,25<br />
4,87<br />
,79<br />
,71<br />
,63<br />
,70<br />
,83<br />
,37<br />
,80<br />
,78<br />
,82<br />
,72<br />
,67<br />
,74<br />
,23<br />
,23<br />
,33<br />
,27<br />
,10<br />
,19<br />
,18<br />
,14<br />
,14<br />
,20<br />
,29<br />
,20<br />
,20<br />
,28<br />
,36<br />
,29<br />
,16<br />
,26<br />
,19<br />
,21<br />
,17<br />
,27<br />
,32<br />
2,44<br />
2,12<br />
2,23<br />
2,18<br />
,34<br />
1,45<br />
1,50<br />
1,16<br />
1,44<br />
1,70<br />
2,11<br />
1,77<br />
,12<br />
,22<br />
,17<br />
,18<br />
,09<br />
,14<br />
,17<br />
,13<br />
,10<br />
,17<br />
,18<br />
,16<br />
,22<br />
,19<br />
,21<br />
,21<br />
,06<br />
,12<br />
,22<br />
,12<br />
,14<br />
,15<br />
,22<br />
,17<br />
,12<br />
,22<br />
,17<br />
,18<br />
,08<br />
,14<br />
,17<br />
,13<br />
,09<br />
,17<br />
,18<br />
,16<br />
7<br />
9<br />
12<br />
28<br />
16<br />
15<br />
4<br />
35<br />
23<br />
24<br />
16<br />
63<br />
7<br />
9<br />
12<br />
28<br />
16<br />
15<br />
4<br />
35<br />
23<br />
24<br />
16<br />
63<br />
7<br />
9<br />
12<br />
28<br />
16<br />
15<br />
4<br />
35<br />
23<br />
24<br />
16<br />
63<br />
7<br />
9<br />
12<br />
28<br />
16<br />
15<br />
4<br />
35<br />
,24<br />
M=Mittelwert; SD=Standardabweichung; N=Gruppengröße;<br />
1<br />
= normierter Wert (Mittelwerte und Standardabweichungen der Richtigen,<br />
Perseverativen Fehler und Fehler (gesamt) beruhen auf normierten Rohwerten; dazu<br />
wurden die Rohwerte durch die individuelle Anzahl sortierter Karten geteilt)<br />
23<br />
24<br />
16<br />
63
Anhang B - Tabellen und Abbildungen 147<br />
Tabelle B.8.4: Gruppenmittelwerte und Standardabweichungen der<br />
DEX-Variablen unter Berücksichtigung der Seite der Läsion<br />
DEX-Skalen Gruppe Seite M SD N<br />
Selbstbeurteilung (Gesamtwert)<br />
Fremdbeurteilung (Gesamtwert)<br />
Selbstbeurteilung<br />
Plussymptomatik<br />
Fremdbeurteilung<br />
Plussymptomatik<br />
Selbstbeurteilung<br />
Minussymptomatik<br />
frontal<br />
non-frontal<br />
Gesamt<br />
frontal<br />
non-frontal<br />
Gesamt<br />
frontal<br />
non-frontal<br />
Gesamt<br />
frontal<br />
non-frontal<br />
Gesamt<br />
frontal<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
32,71<br />
21,44<br />
14,66<br />
21,35<br />
14,06<br />
12,66<br />
9,00<br />
12,88<br />
19,73<br />
15,95<br />
13,25<br />
16,65<br />
18,57<br />
24,11<br />
23,33<br />
22,39<br />
14,25<br />
18,53<br />
10,25<br />
15,62<br />
15,56<br />
20,62<br />
20,06<br />
18,63<br />
15,85<br />
10,22<br />
8,00<br />
10,67<br />
7,31<br />
6,60<br />
5,25<br />
6,77<br />
9,91<br />
7,95<br />
7,31<br />
8,50<br />
8,85<br />
11,44<br />
11,91<br />
11,00<br />
7,25<br />
10,00<br />
6,50<br />
8,34<br />
7,73<br />
10,54<br />
10,56<br />
9,25<br />
4,71<br />
4,11<br />
1,91<br />
3,32<br />
13,98<br />
11,94<br />
8,28<br />
12,92<br />
8,84<br />
11,44<br />
7,07<br />
9,76<br />
13,55<br />
17,17<br />
8,16<br />
11,95<br />
10,59<br />
11,20<br />
13,77<br />
12,02<br />
11,86<br />
14,99<br />
6,23<br />
12,89<br />
11,43<br />
13,72<br />
13,45<br />
12,86<br />
9,15<br />
6,77<br />
5,76<br />
7,48<br />
5,14<br />
5,61<br />
4,19<br />
5,16<br />
7,55<br />
6,19<br />
5,42<br />
6,54<br />
5,08<br />
5,61<br />
8,46<br />
6,77<br />
6,69<br />
7,99<br />
3,10<br />
7,00<br />
6,18<br />
7,09<br />
7,77<br />
6,97<br />
3,30<br />
1,76<br />
1,72<br />
2,48<br />
7<br />
9<br />
12<br />
28<br />
16<br />
15<br />
4<br />
35<br />
23<br />
24<br />
16<br />
63<br />
7<br />
9<br />
12<br />
28<br />
16<br />
15<br />
4<br />
35<br />
23<br />
24<br />
16<br />
63<br />
7<br />
9<br />
12<br />
28<br />
16<br />
15<br />
4<br />
35<br />
23<br />
24<br />
16<br />
63<br />
7<br />
9<br />
12<br />
28<br />
16<br />
15<br />
4<br />
35<br />
23<br />
24<br />
16<br />
63<br />
7<br />
9<br />
12<br />
28
Anhang B - Tabellen und Abbildungen 148<br />
DEX-Skalen Gruppe Seite M SD N<br />
non-frontal<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
2,68<br />
2,13<br />
1,25<br />
2,28<br />
2,24<br />
2,64<br />
1,50<br />
2,34<br />
16<br />
15<br />
4<br />
35<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
3,30<br />
2,87<br />
1,75<br />
2,74<br />
2,70<br />
2,50<br />
1,65<br />
2,44<br />
23<br />
24<br />
16<br />
63<br />
frontal<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
4,28<br />
4,11<br />
3,58<br />
3,92<br />
2,36<br />
2,75<br />
2,53<br />
2,49<br />
7<br />
9<br />
12<br />
28<br />
non-frontal<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
2,75<br />
2,53<br />
1,25<br />
2,48<br />
2,51<br />
2,29<br />
1,25<br />
2,30<br />
16<br />
15<br />
4<br />
35<br />
Fremdbeurteilung<br />
Minussymptomatik<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
3,21<br />
3,12<br />
3,00<br />
3,12<br />
2,52<br />
2,54<br />
2,47<br />
2,47<br />
23<br />
24<br />
16<br />
63<br />
frontal<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
12,14<br />
7,11<br />
4,75<br />
7,35<br />
3,33<br />
4,28<br />
2,41<br />
4,39<br />
7<br />
9<br />
12<br />
28<br />
non-frontal<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
4,06<br />
3,93<br />
2,50<br />
3,82<br />
2,59<br />
4,72<br />
1,91<br />
3,56<br />
16<br />
15<br />
4<br />
35<br />
Selbstbeurteilung<br />
neutrale Symptome<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
6,52<br />
5,12<br />
4,18<br />
5,39<br />
4,69<br />
4,73<br />
2,45<br />
4,30<br />
23<br />
24<br />
16<br />
63<br />
frontal<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
5,42<br />
8,55<br />
7,83<br />
7,46<br />
4,07<br />
4,33<br />
3,90<br />
4,12<br />
7<br />
9<br />
12<br />
28<br />
non-frontal<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
4,25<br />
6,00<br />
2,50<br />
4,80<br />
3,83<br />
5,55<br />
2,51<br />
4,60<br />
16<br />
15<br />
4<br />
35<br />
Fremdbeurteilung<br />
neutrale Symptome<br />
Gesamt<br />
links<br />
rechts<br />
bilateral<br />
Gesamt<br />
4,60<br />
6,95<br />
6,50<br />
5,98<br />
3,85<br />
5,18<br />
4,25<br />
4,55<br />
23<br />
24<br />
16<br />
63<br />
Legende:<br />
M=Mittelwert; SD=Standardabweichung; N=Gruppengröße
Anhang B - Tabellen und Abbildungen 149<br />
Tabelle B.8.5: Effekte von Komplexität, Gruppe und Seite auf die Anzahl<br />
der Züge ohne Regelverstöße im TvH<br />
Quelle df F-Wert Signifikanz<br />
TvH: Züge Komplexität 1,271 378,288 *** .000<br />
ohne<br />
Komplexität x Gruppe 1,271 ,847 .387<br />
Regelverstöße<br />
Komplexität x Seite 2,541 ,961 .406<br />
Komplexität x Gruppe x 2,541 1,296 .284<br />
Seite<br />
Gruppe 1 ,425 .518<br />
Seite 2 1,138 .329<br />
Gruppe x Seite 2 2,219 .120<br />
Legende: *** p< 0.001<br />
Tabelle B.8.6: Effekte von Komplexität, Gruppe und Seite auf die<br />
Lösungszeit ohne Regelverstöße im TvH<br />
Quelle df F-Wert Signifikanz<br />
TvH: Zeit ohne Komplexität 1,361 137,321*** .000<br />
Regelverstöße Komplexität x Gruppe 1,361 ,194 .737<br />
Komplexität x Seite 2,722 ,474 .683<br />
Komplexität x Gruppe x 2,722 3,950 * .014<br />
Seite<br />
Gruppe 1 ,000 .989<br />
Seite 2 ,011 .989<br />
Gruppe x Seite 2 4,172 * .021<br />
Legende: * p< 0.05; *** p< 0.001
Anhang B - Tabellen und Abbildungen 150<br />
Abbildung B.8.1:<br />
Disordinale Interaktion von Gruppe und Seite auf die<br />
TvH-Gesamtzeit ohne Regelverstöße<br />
900<br />
900<br />
Mittelwerte TvH-Zeit ohne Regelverstöße<br />
800<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
800<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
Seite der Läsion<br />
links<br />
rechts<br />
300<br />
FRONTAL<br />
300<br />
NON-FRONTAL<br />
bilateral<br />
Gruppe<br />
Tabelle B.8.7: Effekte von Komplexität, Gruppe und Seite auf die Züge im<br />
TvL<br />
Quelle df F-Wert Signifikanz<br />
TvL: Komplexität 3,472 116,341 *** .000<br />
Anzahl der Komplexität x Gruppe 3,472 ,960 .422<br />
Züge Komplexität x Seite 6,945 1,022 .417<br />
Komplexität x Gruppe x Seite 6,945 1,032 .410<br />
Gruppe 1 ,027 .869<br />
Seite 2 3,803 * .029<br />
Gruppe x Seite 2 1,174 .317<br />
Legende: * p< 0.05; *** p< 0.001
Anhang B - Tabellen und Abbildungen 151<br />
Tabelle B.8.8: Effekte von Komplexität, Gruppe und Seite auf die<br />
Lösungszeit<br />
im TvL<br />
Quelle df F-Wert Signifikanz<br />
TvL:<br />
Komplexität 2,174 27,108 *** .000<br />
Lösungszeit Komplexität x Gruppe 2,174 ,452 .654<br />
Komplexität x Seite 4,348 ,179 .958<br />
Komplexität x Gruppe x 4,348 1,763 .136<br />
Seite<br />
Gruppe 1 ,336 .565<br />
Seite 2 ,624 .540<br />
Gruppe x Seite 2 2,356 .105<br />
Legende: *** p< 0.001<br />
Tabelle B.8.9: Effekte von Komplexität, Gruppe und Seite auf die Fehler im<br />
TvL<br />
Quelle df F-Wert Signifikanz<br />
TvL:<br />
Komplexität 3,210 8,840 *** .000<br />
Anzahl der Komplexität x Gruppe 3,210 ,451 .730<br />
Fehler<br />
Komplexität x Seite 6,420 1,861 .085<br />
Komplexität x Gruppe x 6,420 ,610 .733<br />
Seite<br />
Gruppe 1 ,254 .616<br />
Seite 2 1,135 .329<br />
Gruppe x Seite 2 1,363 .265<br />
Legende: *** p< 0.001
Anhang B - Tabellen und Abbildungen 152<br />
Tabelle B.8.10: Ergebnisse der Analysen der DEX-Variablen<br />
Quelle AbhängigeVariable df F-Wert Signifikanz<br />
Gruppe DEX-Selbsturteil Gesamtwert 1 13,991*** .000<br />
DEX-Fremdurteil Gesamtwert 1 4,595 * .036<br />
DEX-Selbsturteil Plussymptomatik 1 8,318 ** .006<br />
DEX-Fremdurteil Plussymptomatik 1 2,043 .158<br />
DEX-Selbsturteil Minussymptomatik 1 5,726 * .020<br />
DEX-Fremdurteil Minussymptomatik 1 6,968 * .011<br />
DEX-Selbsturteil neutrale<br />
Symptomatik<br />
1 20,654 *** .000<br />
DEX-Fremdurteil neutrale<br />
1 6,003 * .017<br />
Symptomatik<br />
Seite<br />
DEX-Selbsturteil Gesamtwert 2 4,760 * .012<br />
DEX-Fremdurteil Gesamtwert 2 ,932 .400<br />
DEX-Selbsturteil Plussymptomatik 2 2,735 .073<br />
DEX-Fremdurteil Plussymptomatik 2 ,766 .470<br />
DEX-Selbsturteil Minussymptomatik 2 3,159 * .048<br />
DEX-Fremdurteil Minussymptomatik 2 ,813 .449<br />
DEX-Selbsturteil neutrale<br />
Symptomatik<br />
2 6,443 ** .003<br />
DEX-Fremdurteil neutrale<br />
2 1,858 .165<br />
Symptomatik<br />
Gruppe x Seite DEX-Selbsturteil Gesamtwert 2 1,796 .175<br />
DEX-Fremdurteil Gesamtwert 2 ,489 .616<br />
DEX-Selbsturteil Plussymptomatik 2 1,158 .321<br />
DEX-Fremdurteil Plussymptomatik 2 ,362 .698<br />
DEX-Selbsturteil Minussymptomatik 2 ,391 .678<br />
DEX-Fremdurteil Minussymptomatik 2 ,118 .889<br />
DEX-Selbsturteil neutrale<br />
Symptomatik<br />
2 3,514 * .036<br />
DEX-Fremdurteil neutrale<br />
Symptomatik<br />
2 ,842 .436
Anhang B - Tabellen und Abbildungen 153<br />
Legende: * p< 0.05; ** p< 0.01; *** p< 0.001<br />
Tabelle B.8.11:<br />
Korrelationen von DEX-Fragebögen und Tests exekutiver Funktionen<br />
für die Gesamtgruppe nach der Pearson-Methode<br />
(2-seitige Signifikanz)<br />
DEX-Fragebögen<br />
Selbsturteil<br />
Selbsturteil<br />
Fremdurteil<br />
Fremdurteil<br />
+ - 0 + - 0<br />
Turm<br />
von<br />
Hanoi<br />
Turm<br />
von<br />
London<br />
Züge (gesamt)<br />
N<br />
Zeit (gesamt)<br />
N<br />
Regelverstöße<br />
(gesamt)<br />
N<br />
Züge<br />
3. Aufgabe<br />
N<br />
Züge<br />
4. Aufgabe<br />
N<br />
Zeit<br />
3. Aufgabe<br />
N<br />
Zeit<br />
4. Aufgabe<br />
N<br />
Fehler<br />
3. Aufgabe<br />
N<br />
Fehler<br />
4. Aufgabe<br />
N<br />
.129<br />
(.357)<br />
53<br />
-.159<br />
(.255)<br />
53<br />
-.003<br />
(.984)<br />
53<br />
-.119<br />
(.353)<br />
63<br />
.033<br />
(.798)<br />
61<br />
-.194<br />
(.128)<br />
63<br />
-.221<br />
(.087)<br />
61<br />
-.119<br />
(.353)<br />
63<br />
-.045<br />
(.730)<br />
61<br />
.016<br />
(.908)<br />
53<br />
-.146<br />
(.296)<br />
53<br />
.017<br />
(.903)<br />
53<br />
.040<br />
(.755)<br />
63<br />
-.037<br />
(.778)<br />
61<br />
.017<br />
(.895)<br />
63<br />
-.025<br />
(.850)<br />
61<br />
-.065<br />
(.612)<br />
63<br />
-.077<br />
(.555)<br />
61<br />
.187<br />
(.180)<br />
53<br />
-.132<br />
(.348)<br />
53<br />
.012<br />
(.931)<br />
53<br />
-.054<br />
(.675)<br />
63<br />
.035<br />
(.790)<br />
61<br />
-.206<br />
(.106)<br />
63<br />
-.240<br />
(.062)<br />
61<br />
-.101<br />
(.431)<br />
63<br />
-.048<br />
.711<br />
61<br />
.004<br />
(.975)<br />
53<br />
-.188<br />
(.177)<br />
53<br />
-.026<br />
(.855)<br />
53<br />
-.103<br />
(.422)<br />
63<br />
.038<br />
(.769)<br />
61<br />
-.145<br />
(.255)<br />
63<br />
-.144<br />
(.268)<br />
61<br />
-.127<br />
(.321)<br />
63<br />
-.109<br />
(.402)<br />
61<br />
.072<br />
(.607)<br />
53<br />
-.138<br />
(.324)<br />
53<br />
-.012<br />
(.933)<br />
53<br />
-.029<br />
(.823)<br />
63<br />
.019<br />
(.883)<br />
61<br />
-.144<br />
(.260)<br />
63<br />
-.175<br />
(.179)<br />
61<br />
-.105<br />
(.413)<br />
63<br />
.009<br />
(.947)<br />
61<br />
-.029<br />
(.837)<br />
53<br />
-.107<br />
(.445)<br />
53<br />
.008<br />
(.957)<br />
53<br />
-.033<br />
(.795)<br />
63<br />
-.021<br />
(.874)<br />
61<br />
-.009<br />
(.947)<br />
63<br />
-.003<br />
(.983)<br />
61<br />
-.080<br />
(.532)<br />
63<br />
-.061<br />
(.642)<br />
61<br />
.044<br />
(.756)<br />
53<br />
-.138<br />
(.325)<br />
53<br />
-.043<br />
(.759)<br />
53<br />
.065<br />
(.615)<br />
63<br />
-.029<br />
(.827)<br />
61<br />
.059<br />
(.646)<br />
63<br />
-.037<br />
(.778)<br />
61<br />
-.051<br />
(.693)<br />
63<br />
-.146<br />
(.263)<br />
61<br />
.069<br />
(.623)<br />
53<br />
-.178<br />
(.202)<br />
53<br />
.061<br />
(.665)<br />
53<br />
.129<br />
(.312)<br />
63<br />
-.057<br />
(.663)<br />
61<br />
.029<br />
(.821)<br />
63<br />
-.046<br />
(.726)<br />
61<br />
-.034<br />
(.794)<br />
63<br />
-.046<br />
(.726)<br />
61
Anhang B - Tabellen und Abbildungen 154<br />
DEX-Fragebögen<br />
Selbsturteil<br />
Fremdurteil<br />
Fremdurteil<br />
+ - 0 + - 0<br />
WCST<br />
Legende:<br />
Erreichte<br />
Kategorien<br />
Perseverative<br />
Fehler 1<br />
N<br />
.043<br />
(.739)<br />
63<br />
.175<br />
(.169)<br />
.076<br />
(.556)<br />
63<br />
-.019<br />
(.882)<br />
.082<br />
(.522)<br />
63<br />
.168<br />
(.187)<br />
-.019<br />
(.883)<br />
63<br />
.139<br />
(.277)<br />
.005<br />
(.971)<br />
63<br />
.153<br />
(.232)<br />
.094<br />
(.463)<br />
63<br />
-.040<br />
(.756)<br />
.062<br />
(.627)<br />
63<br />
-.061<br />
(.635)<br />
.036<br />
(.781)<br />
63<br />
.040<br />
(.754)<br />
N 63 63 63 63 63 63 63 63<br />
+ = Plussymptomatik; - = Minussymptomatik; 0 = Neutrale Symptomatik; N = Gruppengröße;<br />
1 = normierter Wert<br />
Tabelle B.8.12:<br />
Korrelationen von DEX-Fragebögen und Tests exekutiver Funktionen<br />
für die Gruppe der Frontalhirngeschädigten nach der Pearson-Methode<br />
(2-seitige Signifikanz)<br />
DEX-Fragebögen<br />
Selbsturteil<br />
Selbsturteil<br />
Selbsturteil<br />
Fremdurteil<br />
Fremdurteil<br />
+ - 0 + - 0<br />
Turm<br />
von<br />
Hanoi<br />
Turm<br />
von<br />
London<br />
Züge (gesamt)<br />
N<br />
Zeit (gesamt)<br />
N<br />
Regelverstöße<br />
(gesamt)<br />
N<br />
Züge<br />
3. Aufgabe<br />
N<br />
Züge<br />
4. Aufgabe<br />
N<br />
Zeit<br />
3. Aufgabe<br />
N<br />
,110<br />
(.618)<br />
23<br />
-,158<br />
(.472)<br />
23<br />
-,118<br />
(.591)<br />
23<br />
-,227<br />
(.245)<br />
28<br />
-,154<br />
(.451)<br />
26<br />
-,330<br />
(.086)<br />
28<br />
,183<br />
(.404)<br />
23<br />
-,121<br />
(.582)<br />
23<br />
,054<br />
(.806)<br />
23<br />
,016<br />
(.936)<br />
28<br />
-,190<br />
(.352)<br />
26<br />
,024<br />
(.902)<br />
28<br />
,306<br />
(.156)<br />
23<br />
-,084<br />
(.703)<br />
23<br />
-,006<br />
(.977)<br />
23<br />
-,170<br />
(.383)<br />
28<br />
-,097<br />
(.638)<br />
26<br />
-,352<br />
(.066)<br />
28<br />
-,125<br />
(.569)<br />
23<br />
-,241<br />
(.268)<br />
23<br />
-,090<br />
(.386)<br />
23<br />
-,297<br />
(.125)<br />
28<br />
-,152<br />
(.459)<br />
26<br />
-,120<br />
(.543)<br />
28<br />
-,123<br />
(.576)<br />
23<br />
-,176<br />
(.422)<br />
23<br />
-,221<br />
(.312)<br />
23<br />
-,210<br />
(.284)<br />
28<br />
-,206<br />
(.313)<br />
26<br />
-,304<br />
(.116)<br />
28<br />
,187<br />
(.394)<br />
23<br />
-,121<br />
(.583)<br />
23<br />
,072<br />
(.743)<br />
23<br />
-,071<br />
(.719)<br />
28<br />
-,122<br />
(.544)<br />
26<br />
-,074<br />
(.707)<br />
28<br />
,016<br />
(.943)<br />
23<br />
,084<br />
(.703)<br />
23<br />
-,120<br />
(.584)<br />
23<br />
-,020<br />
(.919)<br />
28<br />
-,274<br />
(.176)<br />
26<br />
,199<br />
(.310)<br />
28<br />
,220<br />
(.313)<br />
23<br />
-,204<br />
(.351)<br />
23<br />
,108<br />
(.623)<br />
23<br />
,175<br />
(.373)<br />
28<br />
-,191<br />
(.351)<br />
26<br />
,073<br />
(.711)<br />
28
Anhang B - Tabellen und Abbildungen 155<br />
DEX-Fragebögen<br />
Selbsturteil<br />
Selbsturteil<br />
Fremdurteil<br />
Fremdurteil<br />
+ - 0 + - 0<br />
WCST<br />
Legende:<br />
Zeit<br />
4. Aufgabe<br />
Fehler<br />
3. Aufgabe<br />
Fehler<br />
4. Aufgabe<br />
Erreichte<br />
Kategorien<br />
Perseverative<br />
Fehler 1<br />
N<br />
N<br />
N<br />
N<br />
-,381<br />
(.055)<br />
26<br />
-,251<br />
(.197)<br />
28<br />
-,087<br />
(.672)<br />
26<br />
,143<br />
(.467)<br />
28<br />
,247<br />
(.206)<br />
28<br />
,189<br />
(.355)<br />
26<br />
,021<br />
(.916)<br />
28<br />
-,209<br />
(.306)<br />
26<br />
,234<br />
(.231)<br />
28<br />
-,157<br />
(.424)<br />
28<br />
-,382<br />
(.054)<br />
26<br />
-,195<br />
(.319)<br />
28<br />
-,020<br />
(.924)<br />
26<br />
,168<br />
(.393)<br />
28<br />
,256<br />
(.188)<br />
28<br />
-,134<br />
(.514)<br />
26<br />
-,325<br />
(.092)<br />
28<br />
-,161<br />
(.432)<br />
26<br />
-,090<br />
(.647)<br />
28<br />
,359<br />
(.061)<br />
28<br />
-,417 *<br />
(.034)<br />
26<br />
-,223<br />
(.254)<br />
28<br />
-,130<br />
(.527)<br />
26<br />
,187<br />
(.341)<br />
28<br />
,086<br />
(.662)<br />
28<br />
,196<br />
(.336)<br />
26<br />
-,064<br />
(.747)<br />
28<br />
-,221<br />
(.279)<br />
26<br />
,227<br />
(.245)<br />
28<br />
-,161<br />
(.414)<br />
28<br />
,269<br />
(.184)<br />
26<br />
-,012<br />
(.950)<br />
28<br />
-,244<br />
(.229)<br />
26<br />
,153<br />
(.438)<br />
28<br />
-,177<br />
(.367)<br />
28<br />
,067<br />
(.745)<br />
26<br />
,173<br />
(.379)<br />
28<br />
-,099<br />
(.629)<br />
26<br />
,217<br />
(.268)<br />
28<br />
-,087<br />
(.659)<br />
28<br />
N<br />
+ = Plussymptomatik; - = Minussymptomatik; 0 = Neutrale Symptomatik; N = Gruppengröße;<br />
1<br />
= normierter Wert; * p < 0.05 (2-seitig)