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Susanne Kosiek - Universität Osnabrück

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Diplomarbeit im Fachbereich Humanwissenschaften<br />

Lehreinheit Psychologie<br />

Universität Osnabrück<br />

EXEKUTIVE FUNKTIONEN NACH HIRNSCHÄDIGUNG<br />

vorgelegt von<br />

<strong>Susanne</strong> <strong>Kosiek</strong><br />

Osnabrück<br />

Februar 2003<br />

Erstgutachter: Prof. Dr. H. Schöttke<br />

Zweitgutachter: Prof. Dr. K. H. Wiedl


INHALTSVERZEICHNIS<br />

Einleitung<br />

1<br />

THEORETISCHER TEIL<br />

1. Anatomische Grundlagen 3<br />

1.1 Anatomie der Großhirnrinde (Cortex) 3<br />

1.2 Anatomie der Frontallappen 4<br />

2. Frontalhirnsyndrom 6<br />

2.1 Begriffsbestimmung 6<br />

2.2 Kognitive Beeinträchtigungen 8<br />

2.2.1 Exekutive Fähigkeiten 8<br />

2.2.2 Frontalhirnsyndrom und Intelligenz 9<br />

2.3 Psychopathologisches Syndrom 12<br />

2.3.1 Heterogenität der Symptome 12<br />

2.3.2 Negativsymptomatik 13<br />

2.3.2.1 Pseudodepressives Syndrom 14<br />

2.3.2.2 Apathie 14<br />

2.3.2.3 Abulie/Hypobulie 14<br />

2.3.2.4 Verminderter Antrieb 15<br />

2.3.2.5 Sozialer Rückzug 15<br />

2.3.3 Positivsymptomatik 15<br />

2.3.3.1 Pseudopsychopathisches Syndrom 16<br />

2.3.3.2 Euphorie 16<br />

2.3.3.3 Witzelsucht 16<br />

2.3.3.4 Gestörte Impulskontrolle 17<br />

2.3.3.5 Unangemessenes soziales Verhalten 17<br />

2.3.4 Depression 17


3. Exekutive Funktionen 18<br />

3.1 Entstehung des Konzepts 18<br />

3.2 Exekutive Funktionen im Zusammenhang mit dem Frontalhirn 20<br />

3.3 Was sind exekutive Funktionen? 21<br />

3.4 Komponenten exekutiver Funktionen 24<br />

3.4.1 Sequenzierung 25<br />

3.4.2 Kognitive Flexibilität 26<br />

3.4.3 Strategieentwicklung und –anwendung 27<br />

3.4.4 Abstraktionsvermögen 29<br />

3.4.5 Schlussfolgern und Schätzen 29<br />

3.4.6 Nutzung von Feedback 31<br />

3.4.7 Regelbefolgung und die Nutzung von Kontextinformationen 32<br />

3.4.8 Reaktionsunterdrückung (response inhibition) 34<br />

3.4.9 Handlungsinitiation und –überwachung 37<br />

4. Frontalhirntheorien 39<br />

4.1 Die Frontalhirntheorie von Shallice und Norman 39<br />

4.2 Arbeitsgedächtnis und Frontalhirnfunktionen 42<br />

4.3 Kontexttheorie 44<br />

4.4 Grafmans Modell der Managerial Knowledge Units 45<br />

5. Befunde neuropsychologischer Studien über exekutive Funktionsstörungen:<br />

Kategorisieren, Planen und Psychopathologie nach frontaler Hirnschädigung 49<br />

5.1 Der Wisconsin Card Sorting Test 49<br />

5.1.1 Bedeutung und Einsatz des WCST 50<br />

5.1.2 Zerebrale Aktivierung beim WCST 51<br />

5.1.3 Kategorisieren nach Frontalhirnschädigung mit dem WCST 51<br />

5.2 Planungstests 57<br />

5.2.1 Der Turm von Hanoi 58<br />

5.2.1.1 Planen nach Frontalhirnschädigung mit dem TvH 59


5.2.2 Der Turm von London 62<br />

5.2.2.1 Planen nach Frontalhirnschädigung mit dem TvL 62<br />

5.2.2.2 Zerebrale Aktivierung beim TvL 65<br />

5.2.3 Bewertung der Ergebnisse der Planungstests 66<br />

5.3 Die Fragebögen zum dysexekutiven Syndrom 67<br />

6. Fragestellungen und Hypothesen 69<br />

EMPIRISCHER TEIL<br />

7. Methode 73<br />

7.1 Patientenstichprobe 73<br />

7.1.1 Rekrutierung der Patienten 73<br />

7.1.2 Beschreibung der Stichprobe 74<br />

7.2 Testbatterie 76<br />

7.2.1 Durchführung und Auswertung des Turms von Hanoi 76<br />

7.2.2 Durchführung und Auswertung des Turms von London 77<br />

7.2.3 Durchführung und Auswertung des Wisconsin Card Sorting Tests 78<br />

7.2.4 Durchführung und Auswertung der Fragebögen<br />

zum dysexekutiven Syndrom 80<br />

7.2.4.1 Beantwortung der DEX-Fragebögen 80<br />

7.2.4.2 Items und Subskalen der DEX-Fragebögen 80<br />

8. Auswertung und Ergebnisse 83<br />

8.1 Vergleich der kognitiven Leistungen 83<br />

8.1.1 Unterschiede im Turm von Hanoi 84<br />

8.1.1.1 Züge im TvH 84<br />

8.1.1.2 Zeiten im TvH 85<br />

8.1.1.3 Regelverstöße im TvH 87<br />

8.1.1.4 Zusammenfassung der Ergebnisse mit dem TvH 88<br />

8.1.2 Unterschiede im Turm von London 89<br />

8.1.2.1 Züge im TvL 89


8.1.2.2 Zeiten im TvL 89<br />

8.1.2.3 Fehler im TvL 90<br />

8.1.2.4 Zusammenfassung der Ergebnisse mit dem TvL 90<br />

8.1.3 Unterschiede im WCST 90<br />

8.1.3.1 Erreichte Kategorien im WCST 92<br />

8.1.3.2 Anzahl richtig sortierter Karten im WCST 92<br />

8.1.3.3 Perseverative Fehler im WCST 92<br />

8.1.3.4 Gesamtzahl der Fehler im WCST 93<br />

8.1.3.5 Zusammenfassung der Ergebnisse mit dem WCST 93<br />

8.2 Vergleich der psychopathologischen Kennwerte 94<br />

8.2.1 DEX-Gesamtwert 94<br />

8.2.2 Plussymptomatik der DEX-Fragebögen 95<br />

8.2.3 Minussymptomatik der DEX-Fragebögen 95<br />

8.2.4 Neutrale Symptomatik der DEX-Fragebögen 95<br />

8.2.5 Zusammenfassung der Ergebnisse mit den DEX-Fragebögen 97<br />

8.3 Zusammenhänge der kognitiven Tests 98<br />

8.3.1 Korrelationen der Planungstests 98<br />

8.3.2 Korrelationen von Planungstests und Kategorisierungstest 100<br />

8.3.3 Zusammenfassung der Korrelationen der kognitiven Tests 101<br />

8.4 Zusammenhänge kognitiver und psychopathologischer Variablen 103<br />

9. Diskussion 104<br />

Literaturverzeichnis 118<br />

ANHANG<br />

Anhang A: Material 126<br />

Anhang B: Tabellen und Abbildungen 135


1. Anatomische Grundlagen<br />

Die folgenden Abschnitte enthalten einen Überblick über die anatomischen Grundlagen<br />

der Einteilung des menschlichen Gehirns und der Frontallappen. Insbesondere die<br />

Rindengebiete der Frontallappen und deren ausgeprägte neuronale Verknüpfungen sind<br />

Gegenstand der Beschreibung, die sich auf relevante Informationen zum Thema dieser<br />

Arbeit beschränken soll. Ausführliche Beschreibungen finden sich zahlreich in der<br />

einschlägigen Literatur (z.B. Fuster, 1989; Thaller, Villringer, Weis & Wenger, 1992).<br />

1.1 Anatomie der Großhirnrinde (Cortex)<br />

Die Oberfläche des Gehirns, die aus den Nervenzellkörpern, ihren Dendritenbäumen<br />

sowie den dazwischenliegenden Gliazellen besteht und im Gegensatz zu der darunter<br />

liegenden weißen Substanz, die von den Axonen der Neurone gebildet wird, grau<br />

erscheint, ist zentrale Schaltstelle und Ort der bewussten Informationsverarbeitung. Alle<br />

kognitiven Prozesse finden im Cortex statt, während die Übertragung nervöser Impulse an<br />

weitere Rindenareale und subcortikale Strukturen über die myelinisierten Axone erfolgt.<br />

Die Oberfläche des Gehirns wird durch zahlreiche Einstülpungen stark vergrößert.<br />

Charakteristisch für das menschliche Gehirn sind drei meist besonders deutlich<br />

ausgeprägte Furchen (Sulci). Sie gliedern das durch die Längsspalte (Fissura<br />

longitudinalis) in zwei Hemisphären geteilte Gehirn in fünf große Bereiche auf, die als<br />

Lappen (lobes) bezeichnet werden. Zentralfurche (Sulcus centralis), seitliche Furche<br />

(Sulcus lateralis) und parieto-okzipitale Furche (Sulcus parieto-occipitalis) begrenzen so<br />

vorne die Frontallappen, dahinter Parietal- und Okzipitallappen sowie an den Seiten der<br />

Hemisphären die Temporallappen (vgl. Abbildung 1.1). In der Tiefe der seitlichen Furche<br />

befinden sich die sogenannten Insellappen (Thaller et al., 1992).


1.2 Anatomie der Frontallappen<br />

Die Frontallappen, die auch als Frontalhirn oder Stirnhirn bezeichnet werden, lassen sich<br />

sowohl anatomisch als auch funktional von anderen Hirnbereichen bzw. subcortikalen<br />

Strukturen abgrenzen (Röhrenbach & Markowitsch, 1997). Sie stellen den<br />

entwicklungsgeschichtlich jüngsten Teil des Gehirns dar und machen beim Menschen<br />

etwa ein Drittel der Masse der beiden Hemisphären aus (Walsh, 1987). Nach Goldenberg<br />

(1997) können als Oberflächen anatomisch die Unterseite (orbital), die Oberseite<br />

(dorsolateral) und die zur Mitte gewandte Innenseite (medial) der frontalen Rinde<br />

unterschieden werden (vgl. Abbildung 1.1).<br />

Abbildung 1.1: Lappengliederung und Furchenrelief des menschlichen<br />

Gehirns<br />

Frontallap<br />

Zentralfurche<br />

Parietallap<br />

Parieto-okzipitale<br />

Furche<br />

Seitliche Furche<br />

Temporallappen<br />

Okzipitallap


Zum Frontalhirn gehören mehrere Rindenabschnitte mit unterscheidbaren Funktionen. Die<br />

unterschiedliche Architektur der Zellen in Bereichen der frontalen Rinde und die<br />

Faserverbindungen dieser Bereiche erlauben eine Differenzierung in präfrontalen Cortex<br />

(orbitale und vordere dorsolaterale Fläche der frontalen Rinde), motorischen Cortex<br />

(hinterste dorsolaterale Fläche der frontalen Rinde) und prämotorischen Cortex (frontaler<br />

Rindenbereich zwischen präfrontalem und motorischem Cortex). An der Innenseite der<br />

Hemisphären grenzen prämotorische und präfrontale Rinde an den Gyrus cinguli, der Teil<br />

des limbischen Systems ist (Goldenberg, 1997).<br />

Eine genaue Bezeichnung der zum frontalen Cortex gehörenden Bereiche ist auch auf der<br />

Basis der von Brodmann (1909) vorgenommenen Einteilung der Hirnrinde in Areale<br />

möglich. In der Literatur ist allerdings eine exakte Definition der zum Frontalbereich<br />

zählenden Regionen strittig und in unterschiedlichen Quellen werden verschiedene Areale<br />

als zum frontalen Cortex gehörig genannt. Dies gilt insbesondere für den<br />

Präfrontalbereich (Brown, 1995; Röhrenbach & Markowitsch, 1997), den Bereich, der als<br />

zentraler Sitz exekutiver Funktionen, zu denen kognitive Planungs- und<br />

Regulationsfunktionen gehören, gesehen wird. Trotz divergierender Ansichten über eine<br />

exakte Zuordnung können nach Röhrenbach und Markowitsch (1997) die Felder 9 bis 15<br />

der Brodmannschen Einteilung mit Sicherheit, und die Felder 8, 25 und 32<br />

möglicherweise als präfrontal angesehen werden.<br />

Aus den Verläufen der Faserverbindungen von Neuronen aus der Hirnrinde mit anderen<br />

Hirnregionen, die für einen reziproken Informationsaustausch verschiedener<br />

Hirnrindenbereiche und zwischen Hirnrinde und tiefer gelegeneren Zentren sorgen, lassen<br />

sich Rückschlüsse auf die Zugehörigkeit von Rindenarealen zu den Frontallappen ziehen.<br />

Die Verbindungen der frontalen Rinde sind vielfältig. Neben Verknüpfungen mit dem<br />

limbischen System haben alle Teile der Frontallappen Verbindungen zu den Basalganglien<br />

und zum Thalamus (Goldenberg, 1997). Ebenso existieren weite Vernetzungen mit<br />

Bereichen anderer Teile der Hirnrinde. So spielt der präfrontale Cortex eine zentrale Rolle<br />

bei der Informationsverknüpfung aus Seh-, Hör- und somatosensorischem System, den<br />

drei wichtigsten sensorischen Modalitäten (Rieger, 1995).


2. Frontalhirnsyndrom<br />

Im Folgenden wird auf den Begriff „Frontalhirnsyndrom“ Bezug genommen, der in der<br />

Literatur häufig im Zusammenhang mit den beobachteten Folgen von Stirnhirnläsionen<br />

verwendet wird. Nach einer Begriffsbestimmung und kritischen Beleuchtung der<br />

Terminologie werden die durch die Läsionen in Mitleidenschaft gezogenen kognitiven<br />

Funktionen und psychopathologischen Veränderungen dargestellt.<br />

2.1 Begriffsbestimmung<br />

Die Bezeichnung „Frontalhirnsyndrom“ wird allgemein verwendet, um die nach Läsion<br />

der Frontallappen entstehenden Auffälligkeiten zu beschreiben. Es handelt sich dabei um<br />

Veränderungen im Denken und in der Persönlichkeit von Patienten mit<br />

Frontalhirnschädigung (Walsh, 1987).<br />

Benton (1968) beschreibt zwei Gruppen von Auffälligkeiten, die nach bilateraler frontaler<br />

Schädigung beobachtet werden.<br />

Er nennt im Bereich der Persönlichkeit:<br />

• verminderte Ängstlichkeit und Bezug zur Zukunft<br />

• Impulsivität, Spaßhaftigkeit und leichte Euphorie<br />

• Fehlende Initiative und Spontaneität<br />

Auf der anderen Seite sieht Benton (1986) eine Gruppe von Veränderungen die<br />

intellektuellen Fähigkeiten betreffend:<br />

• Zeitweise beeinträchtigte Integration von Verhalten<br />

• Verlust der Fähigkeit, abstrakt zu denken<br />

• Unfähigkeit eine Handlungsabfolge zu planen, umzusetzen und mögliche<br />

zukünftige Konsequenzen eigener Handlungen zu berücksichtigen


Dieses Krankheitsbild als ein Syndrom zu beschreiben, ist jedoch aus verschiedenen<br />

Gründen nicht unproblematisch und erfordert die Berücksichtigung einiger<br />

Einschränkungen (Prosiegel, 1991). Erstens weckt dieser Begriff den Eindruck, es<br />

existiere ein einheitliches Muster an klinischen Störungen, welches im Zusammenhang<br />

mit präfrontalen Läsionen auftritt. Dieses trifft jedoch nicht zu, da in der Folge von<br />

Verletzungen des präfrontalen Cortex verschiedenste psychische und kognitive<br />

Veränderungen in unterschiedlicher Kombination beobachtet werden (Goldenberg, 1997).<br />

Zweitens finden sich Störungen, die bei präfrontalen Läsionen auftreten, ebenso bei<br />

Schädigungen in Bereichen außerhalb des präfrontalen Cortex, allerdings meist in<br />

Verbindung mit Hirnregionen, die über Faserverbindungen mit präfrontalen Arealen<br />

verknüpft sind. Baddeley und Wilson (1988) schlagen die Bezeichnung „dysexekutives<br />

Syndrom“ (dysexecutive syndrome) vor, die Fragen einer möglichen Lokalisation offen<br />

lässt. Auch da Symptome sich mit der Zeit verändern, scheint es nicht sinnvoll, von einem<br />

Frontalhirnsyndrom zu sprechen (Canavan & Sartory, 1990).<br />

Eine Abwendung von der Annahme eines universellen Frontalhirnsyndroms und<br />

stattdessen eine Differenzierung in mehrere umschriebene Frontalhirnsyndrome schlägt<br />

Goldenberg (1997) vor. Seine Darstellung der „Störungen der Kontrolle kognitiver<br />

Leistungen und des Verhaltens“ ist ein Versuch, verschiedene Aspekte der Abweichungen<br />

nach frontalen Läsionen definierten Lokalisationen zuzuordnen, um verschiedene<br />

umschriebene Syndromvarianten einzugrenzen. Den gleichen Versuch unternehmen<br />

Röhrenbach und Markowitsch (1997), die als grobe funktionale Aufteilung der<br />

Syndrombilder eine Dreiteilung vorschlagen. Sie nennen erstens das orbitofrontale<br />

Syndrom, welches Enthemmung, Impulsivität, emotionale Labilität, mangelnde Einsicht,<br />

mangelndes Urteilsvermögen und Ablenkbarkeit einschließt. Zweitens unterscheiden sie<br />

das frontale Konvexitätssyndrom mit Apathie, Indifferenz, psychomotorischer<br />

Retardierung, Reizgebundenheit, psychischer Haltlosigkeit, geringem Abstraktions- und<br />

Kategorisierungsvermögen. Drittens nennen Röhrenbach und Markowitsch (1997) das<br />

mediale Frontalhirnsyndrom, bei dem eine Einschränkung der spontanen Gestik,<br />

Bewegung und Sprache, aber auch Empfindungsverlust der unteren Extremitäten und<br />

Inkontinenz die Kernsymptome sind.<br />

Weitere Aufteilungsmöglichkeiten finden sich in Fuster (1989) und Stuss und Benson<br />

(1986).


Zusammenfassend ist die Bezeichnung „Frontalhirnsyndrom“ nur unter Vorbehalt zur<br />

Beschreibung des Krankheitsbildes einzelner Patienten zu verwenden. Trotz der<br />

Regelmäßigkeit, mit der bestimmte Defizite nach Frontalhirnläsionen auftreten, sollten<br />

aufgrund der Vielfalt der Symptome und ihrer Kombinationen bei Betroffenen die im<br />

konkreten Fall beobachteten Funktionsbeeinträchtigungen im Vordergrund stehen, da<br />

diese eine präzisere Beschreibung darstellen.<br />

2.2 Kognitive Beeinträchtigungen<br />

Schädigungen der Frontallappen stehen mit einer Vielzahl charakteristischer<br />

Beeinträchtigungen in unterschiedlichen Bereichen von Hirnleistungen in Verbindung. Im<br />

Hinblick auf das Thema dieser Arbeit finden hier jedoch ausschließlich bestimmte<br />

kognitive bzw. psychische Störungen Beachtung. Weitere Funktionen, die im Rahmen<br />

einer frontalen Hirnschädigung Auffälligkeiten aufweisen können, werden beschrieben in<br />

Stuss, Eskes und Foster (1994). Es handelt sich dabei um Defizite in Sensorik, Motorik<br />

und konstruktiven Fähigkeiten, beeinträchtigte Aufmerksamkeit, Sprache und<br />

Gedächtnisleistung.<br />

2.2.1 Exekutive Fähigkeiten<br />

Zum charakteristischen Bild des Frontalhirnsyndroms gehören Störungen des Planens und<br />

der Handlungskontrolle. Kognitive Leistungsauffälligkeiten sind hier in einer Vielzahl<br />

einzelner Bereiche zu beobachten. Sie äußern sich bei der Bewältigung komplexer<br />

Probleme in standardisierten Tests wie auch in Alltagssituationen durch vermehrtes<br />

Auftreten von Regelverstößen, mangelnde Organisation von Verhaltensschritten (Duncan,<br />

1986), eingeschränkte Erwartungsbildung, Perseveration, Inflexibilität und Rigidität des<br />

Denkens (Karnath und Sturm, 1997). Außerdem finden sich Hinweise auf Schwierigkeiten<br />

beim Hypothesenbilden und -prüfen (Cicerone, Lazar & Shapiro, 1983), ineffizienten<br />

Strategiegebrauch (Incisa della Rocchetta & Milner, 1993), Störungen der<br />

Reaktionshemmung und -initiation (Burgess & Shallice, 1996), beeinträchtigte<br />

Urteilsfähigkeit und Gebrauch von Wissen (Shallice & Evans, 1978) sowie eingeschränkte<br />

Abstraktionsfähigkeit (Eslinger & Grattan, 1993).


Die genannten kognitiven Defizite sind Thema der gegenwärtigen Forschung zu<br />

Frontalhirnschädigungen und Funktionen des Frontalhirns. Zusammengenommen lassen<br />

sie sich mit dem Begriff exekutive Planungs- und Kontrollfunktionen umschreiben (Stuss<br />

et al., 1994), auf dessen Bedeutung im Kapitel 3 dieser Arbeit eingegangen wird.<br />

2.2.2 Frontalhirnsyndrom und Intelligenz<br />

In der neuropsychologischen Literatur besteht keine Einigkeit darüber, ob im Rahmen des<br />

Frontalhirnsyndroms aus den beobachteten kognitiven Veränderungen eine<br />

Beeinträchtigung der Intelligenz resultiert und inwieweit die Frontallappen für die<br />

Intelligenz des Menschen eine wichtigere Rolle spielen als andere Teile des Gehirns<br />

(Walsh, 1987). Es existieren zwei gegensätzliche Positionen, bei denen die eine Seite<br />

annimmt, Läsionen der Frontallappen führen zu Intelligenzminderung, während die andere<br />

Seite diesen Einfluss auf intellektuelle Fähigkeiten nicht vermutet.<br />

Ein wichtiger Aspekt in der Diskussion um die Beteiligung der Frontallappen am<br />

intellektuellen Funktionieren ist die Definition von Intelligenz; so weisen Stuss und<br />

Benson (1986) auf den unterschiedlichen Umgang von Forschern mit diesem Konstrukt<br />

hin. Wird der Begriff generell auf verschiedene Aspekte des menschlichen Denkens,<br />

insbesondere auf Fähigkeiten des Planens und Problemlösens, bezogen, können die<br />

berichteten Befunde dahingehend interpretiert werden, dass in der Tat intellektuelle<br />

Veränderungen in der Folge frontaler Läsionen auftreten. Beispielsweise berichtet<br />

Goldstein (1944) von Veränderungen des Abstraktionsvermögens, Shallice und Evans<br />

(1978) stellen Beeinträchtigungen bei Schätzaufgaben fest, Delis, Squire, Bihrle und<br />

Massman (1992) finden in einem Kartensortiertest defizitäres Problemlösen bei<br />

frontalhirngeschädigten Patienten, Goel, Grafman, Tajik, Gana und Danto (1997)<br />

interpretieren ihre Daten aus einer am wirklichen Leben orientierten finanziellen<br />

Planungsaufgabe in Richtung auf einen inadäquaten Zugang frontalhirngeschädigter<br />

Personen zu strukturierten Ereigniskomplexen („structured event complexes“) und<br />

erkennen Schwierigkeiten beim Generalisieren, Konzeptwechsel und Urteilen.<br />

Die Anzahl der Ergebnisse, die für eine Beeinträchtigung intellektueller Fähigkeiten<br />

dieser Art nach Frontalhirnschädigung sprechen, ist immens, und die hier berichteten<br />

stellen nur eine Auswahl dar.


Trotz der oben genannten Ergebnisse kann von der Annahme einer Veränderung der<br />

Intelligenz nach Frontalhirnschädigung abgesehen werden, wenn man sich vor Augen<br />

führt, dass die zuletzt genannten Untersuchungen nicht Intelligenz im engeren Sinne, d.h.<br />

nach der Definition gebräuchlicher Intelligenztests, erfassen, sondern eher einzelne<br />

Aspekte des Konzeptes „exekutive Funktionen“ darstellen, deren Anforderungen sich von<br />

denen der Intelligenztests unterscheiden.<br />

Für diese Annahme sprechen empirische Untersuchungen, die berichten, Defizite bei<br />

Frontalhirngeschädigten beziehen sich lediglich auf kognitive Prozesse, die auf höheren<br />

Ebenen der Informationsverarbeitung stattfinden (higher-level cognitive skills), während<br />

kognitive Fähigkeiten, die auf niedrigerem Verarbeitungsniveau ablaufen (lower-level<br />

cognitive skills), weitgehend unbeeinträchtigt bleiben (Grunthal, zit. n. Shallice & Evans,<br />

1978; Goldstein, zit. n. Shallice & Evans, 1978). Shallice und Evans (1978) weisen auf die<br />

unterschiedlichen kognitiven Anforderungen von konventionellen Intelligenztests und<br />

Schätzaufgaben hin:<br />

…„This implies that such tests [conventional intelligence tests] would stress primarily<br />

lower-level cognitive systems. Cognitive estimate questions, by contrast, would stress the<br />

more anterior higher level system.” (S. 301)<br />

Diese Annahme wird von einer Untersuchung der Autoren gestützt, die 79 Patienten mit<br />

unilateralen frontalen Hirnläsionen und einer nicht-frontal geschädigten Kontrollgruppe<br />

Schätzaufgaben vorlegten, ihre Intelligenz mit einem non-verbalen Intelligenztest (Raven)<br />

erfassten und Rechenaufgaben vorgaben (Addition, Subtraktion). Erwartungskonform<br />

zeigt bei den Schätzaufgaben die frontale Gruppe gegenüber der nicht-frontalen Gruppe<br />

Defizite, die sich in einer Unfähigkeit, adäquate Einschätzungen zu produzieren, äußern.<br />

Der Effekt bleibt auch nach Auspartialisieren der Intelligenz und der Arithmetikfähigkeit<br />

stabil. Dieses Ergebnis lässt eine Trennung der Konzepte Intelligenz und kognitive<br />

Einschätzung sinnvoll erscheinen.<br />

Einen weiteren Grund für eine Differenzierung liefert eine deutliche Zahl von Studien, die<br />

belegt, dass in standardisierten Intelligenztests die erzielten Werte frontalhirngeschädigter<br />

Patienten im Normalbereich liegen, bzw. sich nicht signifikant von den Leistungen<br />

gesunder Kontrollen unterscheiden (Shallice & Evans, 1978; Stuss, Benson, Kaplan, Weir,<br />

Naeser, Liebermann & Ferrill, 1983). Beispielsweise finden Shallice und Burgess (1991)<br />

bei einzelnen Patienten mit Läsionen der Frontallappen Defizite in Entwicklung und<br />

Einsatz von Strategien, bei gleichzeitigen WAIS-Intelligenzwerten im oberen Bereich.


Aus diesem Blickwinkel betrachtet kann angenommen werden, Intelligenz und frontale<br />

bzw. exekutive Funktionen sind grundsätzlich nicht dasselbe, so dass eine Läsion der<br />

Frontallappen nicht in jedem Fall auch mit einer Beeinträchtigung der Intelligenz<br />

verbunden sein muss, wenn in Tests der exekutiven Funktionen Leistungsauffälligkeiten<br />

gemessen werden.<br />

Duncan, Burgess und Emslie (1995) kritisieren die mittlerweile verbreitet geltende<br />

Annahme, frontale exekutive Funktionen haben wenig oder nichts mit der konventionellen<br />

psychometrischen Intelligenz zu tun. Sie führen in diesem Zusammenhang kritisch<br />

Ergebnisse an, die in standardisierten Intelligenztests eine Beeinträchtigung bei<br />

frontalhirngeschädigten Patienten feststellen. Duncan et al. (1995) messen bei<br />

Frontalhirngeschädigten eine geringe flüssige Intelligenz (erhoben mit Cattells Culture<br />

Fair) bei unauffälliger Standard-Intelligenz (Wechsler Adult Intelligence Scale), ein<br />

Muster, das bei Patienten mit posterioren Läsionen nicht vorliegt. Nach der Auffassung<br />

der Autoren eignen sich Tests zur flüssigen Intelligenz, wie Cattells Culture Fair oder<br />

Ravens progressive Matrizen, aufgrund psychometrischer Faktoren am besten zur<br />

Messung der Intelligenz im Sinne des g-Faktors nach Spearman und so kommen sie zu<br />

dem Schluss, dass exekutive Funktionen aufgrund beobachteter Korrelationen ein<br />

bedeutender konstituierender Teil dieses allgemeinen Intelligenzfaktors sind. Eine<br />

Beeinträchtigung exekutiver Funktionen geht dieser Auffassung nach einher mit einer<br />

Beeinträchtigung der Intelligenz, wenn sie als flüssige Intelligenz bzw. g-Faktor gemessen<br />

wird.<br />

Die Diskussion um den Zusammenhang von Intelligenzminderung und<br />

Frontalhirnsyndrom sowie die Beziehung zu den exekutiven Fähigkeiten kann hier im<br />

Hinblick auf die unterschiedlichen Ergebnisse nicht geklärt werden. Sinnvoll erscheint<br />

jedoch zumindest die Berücksichtigung der Definition von Intelligenz und der<br />

verwendeten Methoden zu ihrer Erfassung, sowie eine Trennung der Konzepte Intelligenz<br />

und exekutive Funktionen.<br />

Die von Duncan et al. (1995) vorgeschlagene besondere Beachtung der flüssigen<br />

Intelligenz, die exekutive Funktionen beinhalte, weist einerseits darauf hin, dass exekutive<br />

Funktionen nicht gleich Intelligenz sind, betont andererseits aber den großen<br />

Überlappungsbereich der beiden Konstrukte.


2.3 Psychopathologisches Syndrom<br />

Lange bevor man auf Beeinträchtigungen des Denkens nach Stirnhirnläsionen<br />

aufmerksam wurde, wurden bei diesen Patienten Änderungen der Persönlichkeit und des<br />

Charakters beschrieben (Stuss & Benson, 1984). Es handelt sich dabei um im Vergleich<br />

zu prämorbiden Eigenschaften auffällige Veränderungen in Motivation, Antrieb,<br />

Stimmung, Affekt, Emotionalität, Triebleben und Sozialverhalten (Röhrenbach &<br />

Markowitsch, 1997). Die Symptome, die in zahlreichen Veröffentlichungen beschrieben<br />

werden, sind heterogen und scheinen zum Teil widersprüchlich zu sein; so werden neben<br />

Apathie und Depression Zustände der Euphorie, Ruhelosigkeit und Enthemmung berichtet<br />

(Stuss, 1996).<br />

2.3.1 Heterogenität der Symptome<br />

Bemühungen verschiedener Autoren um eine Ordnung der vielfältigen<br />

psychopathologischen Symptome nach Frontalhirnschädigung führten zu<br />

unterschiedlichen Ergebnissen. Häufig zitiert wird die von Blumer und Benson<br />

vorgeschlagene Zweiteilung in pseudopsychopathisches und pseudodepressives Syndrom<br />

(Blumer & Benson, 1975). Tatsächlich gibt es bis heute aber keine verbindliche<br />

Einteilung der Syndrome.<br />

Das heterogene Bild der Auffälligkeiten im Rahmen des Frontalhirnsyndroms kann durch<br />

Verschiedenheiten in Ätiologie, Ausmaß und Lokalisation der Schädigung erklärt werden<br />

(Gainotti, 1996). Einige Autoren ziehen daher eine Einteilung der Befunde anhand<br />

verschiedener Krankheitsursachen vor und ersparen sich so den Aufwand, die unzähligen<br />

Ergebnisse nach Symptomen zu gruppieren (Röhrenbach und Markowitsch, 1997). Trotz<br />

der Übersichtlichkeit, die die Autoren damit erreichen, wird für die Darstellung in dieser<br />

Arbeit eine Einteilung in positive Symptome (Positivsymptomatik), negative Symptome<br />

(Negativsymptomatik) und Depression gewählt, die in Anlehnung an die Dreiteilung von<br />

Holmes (Apathie/Indifferenz, Euphorie/Witzelsucht und Depression) sinnvoll erscheint<br />

(Holmes, 1931, zit. n. Röhrenbach & Markowitsch, 1997). Auf eine theoretische<br />

Einordnung wissenschaftlicher Konstrukte wie Persönlichkeit, Motivation, Antrieb,<br />

Initiative, Affekt, Stimmung etc. wird verzichtet, da auch in den Quellen diese Termini<br />

nicht konsistent getrennt werden.


2.3.2 Negativsymptomatik<br />

In der Literatur werden schon seit langem psychische Auffälligkeiten Stirnhirnverletzter<br />

beschrieben, die auf einen verminderten Antrieb und eine generalisierte Abflachung<br />

emotionaler Reaktionen und Affekte hinweisen (Fuster, 1989; Damasio & Van Hoesen, zit.<br />

n. Canavan & Sartory, 1990). Die Ähnlichkeit dieser Zustände mit der<br />

Negativsymptomatik bei schizophrenen Patienten hat erfolgreiche Bemühungen ausgelöst,<br />

bei dieser Störung neuroanatomische und neurochemische Auffälligkeiten in den<br />

Frontallappen zu identifizieren (Weinberger, Berman & Zec, 1988; Goldman-Rakic &<br />

Selemon, 1997). Eine Beeinträchtigung der Arbeitsgedächtnisfunktion im präfrontalen<br />

Cortex wird häufig als Ursache von negativen Symptomen und disorganisiertem<br />

Verhalten bei Schizophrenie und Frontalhirnschädigung gesehen (siehe Kapitel 4.2). Eine<br />

Verbindung der schizophrenen Negativsymptomatik mit den kognitiven Defiziten nach<br />

Hirnschädigung wird seit einiger Zeit angenommen und durch Befunde gestützt (z.B.<br />

Röhrenbach, Cohen & Matthes-von Cramon, 1991).<br />

Obwohl Veränderungen des emotionalen Verhaltens bisher nicht eindeutig mit<br />

Läsionslokalisationen in Beziehung gesetzt werden konnten, gibt es einige<br />

Beobachtungen, die eine Systematik erkennen lassen. Die psychopathologischen<br />

Auffälligkeiten, die bei der Schizophrenie als Minussymptome bzw. Negativsymptomatik,<br />

bei Frontalhirnläsionen als pseudodepressives Syndrom bezeichnet werden, kommen<br />

verschiedenen Aussagen zufolge vorwiegend bei Schädigungen des dorsolateralen<br />

präfrontalen Cortex vor (Blumer & Benson, 1975; Malloy & Duffy, 1994; Weinberger et<br />

al., 1988), werden aber auch nach medialen Läsionen der Frontallappen und großen,<br />

bilateralen Stirnhirntumoren berichtet. Es gibt Evidenzen, die für eine Entstehung von<br />

Pseudopsychopathie nach Läsionen der rechten und Pseudodepression nach Läsionen der<br />

linken Hemisphäre sprechen und Befunde, die diesen Zusammenhang nicht zeigen.<br />

Eindeutige Symptomzuordnungen sind auf dieser Basis wegen mangelnder Unterstützung<br />

durch Befunde noch nicht zulässig (Canavan & Sartory, 1990). Dies wird einerseits mit<br />

der Komplexität der Entstehung von Stimmungen, emotionalen Reaktionen und Verhalten<br />

erklärt, ist aber andererseits auch auf die mangelnde Vergleichbarkeit von Ergebnissen<br />

zurückzuführen, die aufgrund der meist sehr unterschiedlichen Zusammensetzung<br />

untersuchter Patientengruppen (Größe der Läsion, Ätiologie, betroffene Strukturen,<br />

prämorbide Persönlichkeit) gegeben ist.<br />

Es folgt eine Beschreibung der beobachteten negativen Symptome nach Frontalhirnläsion.


2.3.2.1 Pseudodepressives Syndrom<br />

Der von Blumer und Benson (1975) benannte Symptomkomplex der Pseudodepression<br />

umfasst emotionale und Verhaltensänderungen wie Apathie, fehlenden Antrieb, erhöhte<br />

Ängstlichkeit, depressive Verstimmtheit, ausgeprägtes Desinteresse und Unfähigkeit<br />

vorauszuplanen. Typisch für Läsionen der frontalen dorsolateralen Konvexität stellt das<br />

pseudodepressive Syndrom das Gegenstück zum pseudopsychopathischen Syndrom<br />

(Positivsymptomatik) dar.<br />

2.3.2.2 Apathie<br />

Die emotionale Unansprechbarkeit nach Frontallappenläsionen wird als Apathie<br />

bezeichnet. Patienten verhalten sich indifferent ihren Mitmenschen gegenüber und<br />

vernachlässigen sonst sehr sorgfältig erfüllte Pflichten (Schifferdecker & Schmidt, 1992).<br />

Äußeren Ereignissen gegenüber besteht ein Zustand der Gleichgültigkeit,<br />

Teilnahmslosigkeit und Interesselosigkeit.<br />

2.3.2.3 Abulie/Hypobulie<br />

Ein krankhafter Zustand der Willen- oder Entschlusslosigkeit wird auch bei<br />

Frontalhirnpatienten beobachtet (Luria, 1966). Bei der Mehrzahl der Patienten liegt jedoch<br />

keine vollständige Lähmung der Willenstätigkeit (Abulie), sondern nur eine Verminderung<br />

dieser vor (Hypobulie). Verminderung der Willenstätigkeit ist in diesem Zusammenhang<br />

zu verstehen als eine beeinträchtigte Fähigkeit der Patienten, einen Entschluss zu treffen,<br />

etwas zu wollen. Von Cramon (1988) berichtet über hypobulische Patienten, die<br />

Schwierigkeiten haben, Überlegungsprozesse abzuschließen und sich für eine von<br />

mehreren Alternativen zu entscheiden. Dieses Defizit könnte für den Initiativverlust,<br />

eingeschränkte spontane Handlungen und Bewegungslosigkeit bei Patienten mit<br />

Stirnhirnverletzungen relevant sein.


2.3.2.4 Verminderter Antrieb<br />

Hinweise auf eine Verminderung des spontanen Antriebs geben eine Verarmung der<br />

Motorik, verminderte Sprachflüssigkeit, ein reduziertes Ess- und Sexualverhalten und<br />

verminderter Affektausdruck (Damasio, 1985, zit. n. Canavan & Sartory, 1990). Auch<br />

fehlende Spontaneität und Negativismus werden beobachtet. Es liegt die Vermutung nahe,<br />

dass nach medialen Läsionen der Frontallappen diese Symptome primär auf Störungen des<br />

motorischen Systems zurückgehen und so der Eindruck einer Affektverflachung entsteht.<br />

2.3.2.5 Sozialer Rückzug<br />

Im Kontext von Persönlichkeitsstörungen mit Involviertheit der Frontallappen tritt häufig<br />

eine gestörte Initiierung von Verhaltensweisen auf (Schöttke, 1993; Cohen & Servan-<br />

Schreiber, 1992), die auch soziales Verhalten einschließen kann. Myers (zit. n. Beaumont,<br />

Kenealy & Rogers, 1996) studierte unter natürlichen Bedingungen das soziale Verhalten<br />

lobotomisierter Affen. Er stellte einen massiven Rückgang typischer sozialer Interaktion,<br />

Kommunikation und mütterlicher Verhaltensweisen fest. Die Beobachtungen zeigen, dass<br />

frontale Lobotomie bei Primaten eine Reihe von Verhaltensänderungen zur Folge haben<br />

kann, die auch im Kontext von Persönlichkeitsstörungen beim Menschen auftreten.<br />

2.3.3 Positivsymptomatik<br />

Neben negativen Symptomen existieren eine Reihe positiver Symptome, die im Anschluss<br />

an Läsionen frontaler Hirnbereiche die Persönlichkeit von Patienten so massiv verändern<br />

können, dass der Eindruck entsteht, es handle sich nicht mehr um denselben Menschen<br />

(zit. n. Canavan & Sartory, 1990). Die Patienten weisen Symptome einer geschwächten<br />

Impulskontrolle auf, die mitunter Gefahr läuft, als manische Störung fehlgedeutet zu<br />

werden, sie scheinen euphorisch gestimmt und produzieren in affektiven, teils aggressiven<br />

Ausbrüchen einen Strom von unangemessenen bissig-witzigen Bemerkungen. Diese<br />

Konstellation abweichender Verhaltensweisen ist häufig nach orbitofrontalen<br />

Schädigungen zu beobachten und wird als pseudopsychopathische Persönlichkeit<br />

bezeichnet (Blumer & Benson, 1975). Es fallen auch die starken Parallelen zur<br />

Antisozialen Persönlichkeit auf.


Einige der in kognitiven Tests anfallenden Defizite Frontalhirngeschädigter, z.B.<br />

Regelverstöße im Verlauf einer neuropsychologischen Testung, werden mancherorts als<br />

Ausdruck einer gestörten Reaktionshemmung und Impulsivität interpretiert (z.B. Glosser<br />

& Goodglass, 1990).<br />

Im Folgenden wird die Positivsymptomatik nach Frontalhirnschädigung dargestellt.<br />

2.3.3.1 Pseudopsychopathisches Syndrom<br />

Nach Blumer und Benson (1975) lässt sich ein zweites typisches Muster von Symptomen<br />

als pseudopsychopathisches Syndrom charakterisieren. Es beinhaltet euphorisches,<br />

scherzhaftes, kindisches Verhalten, vermindertes soziales Feingefühl, sexuelle<br />

Enthemmung, anzüglichen Humor und Rücksichtslosigkeit. Im Gegensatz zum<br />

pseudodepressiven Syndrom (Negativsymptomatik) tritt es der Ansicht nach vorwiegend<br />

bei orbitalen Verletzungen der Frontallappen auf.<br />

2.3.3.2 Euphorie<br />

Patienten mit Frontallappenläsionen legen eine unangemessene Heiterkeit an den Tag und<br />

ihre Gefühlsreaktionen scheinen von einer euphorischen Grundstimmung beeinflusst zu<br />

sein (Schifferdecker & Schmidt, 1992). Möglicherweise ist hier eine Dissoziation von<br />

Stimmungslage und Antrieb die Ursache.<br />

2.3.3.3 Witzelsucht<br />

Als „Moria“ bezeichnet Jastrowitz (1888, zit. n. Röhrenbach & Markowitsch, 1997) ein<br />

Phänomen mit humoristischem, läppischen Benehmen und Reden, Aufgelegtsein zu<br />

groben Späßen, Neckereien und unangemessener pathologischer Heiterkeit, das besonders<br />

mit Stirnlappentumoren assoziiert ist. Die sogenannte „Witzelsucht“ wurde als Begriff<br />

auch im anglo-amerikanischen Sprachraum übernommen.


2.3.3.4 Gestörte Impulskontrolle<br />

Das Verhalten frontalhirngeschädigter Patienten ist oftmals von Impulsivität, affektiven<br />

Durchbrüchen und Enthemmung gekennzeichnet, was sich in neuropsychologischen Tests<br />

durch signifikant höhere Anzahlen impulsiver Reaktionen äußert (Miller & Milner, 1985;<br />

Miller, 1992). Auf eine mangelnde Impulskontrolle deutet auch die gesteigerte<br />

Reizbarkeit mit verbal- oder handlungsaggressiven Tendenzen hin (Schifferdecker &<br />

Schmidt, 1992).<br />

2.3.3.5 Unangemessenes soziales Verhalten<br />

Die Positivsymptomatik äußert sich auch in sozialen Situationen. Es wird über<br />

schamloses, egoistisches Verhalten, den Verlust sexueller Kontrolle und Interesselosigkeit<br />

an der eigenen sozialen Funktion als Mitglied einer Gemeinschaft berichtet (Kolodny, zit.<br />

n. Röhrenbach & Markowitsch, 1997). Prosiegel (1991) beschreibt Distanzlosigkeit,<br />

Einbußen an sozialen Umgangsformen und die Tendenz zu kindlichem oder kindischem<br />

Verhalten in sozialen Situationen.<br />

2.3.4 Depression<br />

Untersuchungen der Depression nach Schlaganfall (post-stroke depression) berichten über<br />

ein bemerkenswert konsistentes Auftreten dieser psychischen Störung bei Beteiligung der<br />

Frontallappen (Robinson, Kubos, Starr, Rao & Price, 1984). Zur Indifferenz,<br />

Interesselosigkeit und psychomotorischen Hemmung der Negativsymptomatik als<br />

Ausdruck einer generellen Abflachung von Reaktionen treten bei der Depression nach<br />

frontaler Hirnschädigung zusätzlich eine gesteigerte Ängstlichkeit, Hoffnungslosigkeit,<br />

gedrückte Stimmung mit Schuldgefühlen und Selbstzweifel bis hin zu Suizidgedanken<br />

auf, so dass die Depression als umschriebene psychische Störung nicht nur im Sinne einer<br />

Verflachung der Affekte zu verstehen ist, sondern darüber hinaus mit einer gesteigerten<br />

negativen Gefühlslage, körperlichen Symptomen und kognitiven Defiziten einhergeht.<br />

Affektive Störungen können sowohl als Folge der Hirnschädigung durch organische<br />

Veränderungen entstehen (Gainotti, 1989) oder als Reaktion auf die andauernde<br />

Frustration durch das Erleben kognitiver und motorischer Defizite (Lezak, 1995).


3. Exekutive Funktionen<br />

Die Bezeichnung „exekutive Funktionen“ wird in der Neuropsychologie zur Beschreibung<br />

der Funktionen verwendet, die durch Frontalhirnläsionen oftmals beeinträchtigt sind<br />

(Tranel, Anderson & Benton, 1994). Verschafft man sich einen Überblick über die<br />

verfügbare Literatur zum Thema exekutive Funktionen und zugehörige<br />

Operationalisierungen, wird rasch klar, dass sich dahinter nicht eine bestimmte Fähigkeit<br />

oder eine klar definierte Gruppe kognitiver und verhaltensbezogener Funktionen verbirgt.<br />

Dieser Begriff und die damit in Zusammenhang gebrachten Verhaltensweisen werden<br />

vielmehr in unterschiedlichen Kontexten auf ganz verschiedene Arten untersucht und<br />

diskutiert. Tranel et al. (1994) weisen in ihrer Schilderung der Entwicklung des Konzepts<br />

der exekutiven Funktionen auf den losen Gebrauch des Begriffes hin und merken dazu an:<br />

…„Despite ist popularity, the term has remained rather elusive in terms of precise<br />

operationalization, and just what it is that comprises executive functions varies<br />

considerably across theorists and investigators.” (S. 125)<br />

Was verstehen verschiedene Autoren unter exekutiven Funktionen? Nach welchen<br />

Gesichtspunkten treffen sie eine Einteilung, um die zugehörigen Konstrukte um diesen<br />

Begriff zu gruppieren? Ziel dieses Kapitels ist eine Zusammenfassung der in der Literatur<br />

auftauchenden Komponenten dieses vielschichtigen Begriffes und deren Darstellung im<br />

Zusammenhang mit der Forschung zu Frontalhirnläsionen.<br />

3.1 Entstehung des Konzepts<br />

Frühes Interesse an menschlichem Verhalten auf höherem kognitiven Niveau zeigte im<br />

Jahr 1835 der Mediziner Franz Joseph Gall, der sich in seinen Veröffentlichungen mit<br />

Verhaltensweisen wie Voraussicht, Kreativität und sozialem Verhalten beschäftigte (zit. n.<br />

Tranel et al., 1994). Gall entwickelte in dieser Zeit ein „Biobehaviorales Modell“ zur<br />

Beschreibung komplexer Verhaltensweisen, in dem er jedoch keine Angaben über<br />

Prozesse machte, die eine Integration verschiedener Komponenten des Verhaltens leisten.<br />

In der Folge der Veröffentlichung des Modells von Gall gegen Ende des neunzehnten<br />

Jahrhunderts wurden erste Annahmen über die Existenz übergeordneter Zentren im<br />

menschlichen Gehirn gemacht, welche die Aktivität untergeordneter Zentren


kontrollieren, modifizieren und eine Integration aus verschiedenen Modalitäten schaffen.<br />

Die sogenannte zentrale Exekutive (zentrale Kontrolle) ist heute fester Bestandteil<br />

neuropsychologischer Theorien über die menschliche Informationsverarbeitung (Shallice,<br />

1988; Goldenberg, 1997) und als ihr morphologisches Substrat werden in<br />

übereinstimmender Weise die Frontallappen angenommen.<br />

Goldenberg (1997) legt in seinen Ausführungen zur zentralen Kontrolle den Fokus auf die<br />

überwachenden Eigenschaften der zentralen Kontrollinstanz in den Frontallappen, die<br />

über Arbeitsgedächtnis, Verhalten in neuen, komplizierten Situationen (non-routine), die<br />

Einhaltung sozialer Konventionen in sozialen Situationen und Realisation persönlicher<br />

Ziele wacht. Ebenso stellen auch andere Autoren, z.B. Walsh (1987) und Goldberg und<br />

Bilder (1987), die Bedeutung der Präfrontalregion für höhere integrative kognitive<br />

Prozesse heraus.<br />

Einen weiteren Anstoß zur expliziten Entwicklung einer Vorstellung von exekutiven<br />

Funktionen und kognitiven Kapazitäten höherer Ordnung gab in der Mitte des<br />

19. Jahrhunderts der als „crowbar case“ bekannt gewordene Fall des Bahnarbeiters<br />

Phineas Gage aus New England, dem durch eine Brechstange erhebliche Verletzungen im<br />

linken Frontalhirn zugefügt worden waren (Harlow, 1848). Eine Veränderung der<br />

Persönlichkeit des Mannes, die sich manifestierte, ohne dass gravierende<br />

Beeinträchtigungen seiner kognitiven Leistungen zu beobachten waren, führte zusammen<br />

mit ähnlichen Befunden dazu, dass sich auch spezifische Persönlichkeitseigenschaften<br />

unter den exekutiven Funktionen etablierten (zit. n. Tranel et.al., 1994).<br />

Es kam zu weiteren Differenzierungen und Spezifizierungen des Konzepts (Lezak, 1995),<br />

so dass heute allgemein die integrativen Fähigkeiten des präfrontalen Cortex und andere<br />

kognitive Kapazitäten, die mit zielgerichtetem, willentlichen Handeln, Handlungsplanung,<br />

-ausführung und deren Kontrolle in Zusammenhang stehen unter den Begriff der<br />

exekutiven Funktionen gefasst werden. Ebenso werden Aspekte der Persönlichkeit dazu<br />

gezählt, besonders diejenigen, die für soziale Verhaltensweisen relevant sind.<br />

Exekutive Funktionen, deren kognitive Verarbeitungsstufen selbst höherer Ordnung sind,<br />

beruhen auf einer Vielzahl von untergeordneten kognitiven Funktionen, wie Gedächtnis,<br />

Wahrnehmung und Sprache (Tranel et al., 1994), und besonders die Bedeutung einer<br />

intakten Funktion des Arbeitsgedächtnisses für einen reibungslosen Ablauf der in diesem<br />

Kapitel genannten Prozesse und Verhaltensweisen wird in der aktuellen Literatur betont<br />

(Lehto, 1996; Schöttke, 2000).


Auf diese grundlegenden Prozesse wird in der vorliegenden Arbeit nicht eingegangen.<br />

Ausführliche Darstellungen, auch zur Beteiligung der Frontallappen an diesen Leistungen,<br />

finden sich in der Literatur (z.B. Stuss & Benson, 1984; Röhrenbach & Markowitsch,<br />

1997; Hartje & Poeck, 1997).<br />

3.2 Exekutive Funktionen im Zusammenhang mit dem<br />

Frontalhirn<br />

Erste Indizien für die Beteiligung des Frontalhirns an kognitiven Prozessen des Planens<br />

und Handelns stammen aus frühen Falldarstellungen von Patienten mit lokalisierbaren<br />

Läsionen im Bereich des Stirnhirns, in denen aus den beobachteten Veränderungen in<br />

unterschiedlichen Hirnleistungsbereichen Rückschlüsse auf die Bedeutung der verletzten<br />

Hirnbereiche gezogen wurden (Röhrenbach & Markowitsch, 1997). Spätere gezielte<br />

experimentelle Versuche, Ergebnisse operativer Eingriffe und die Möglichkeit einer<br />

exakteren Bestimmung von Läsionen und lokaler Stoffwechselaktivität mit den neuen<br />

bildgebenden metabolischen und elektrischen bzw. magnetischen Verfahren ermöglichten<br />

differenziertere Hypothesen über Funktionszuordnungen umgrenzter Bereiche des<br />

frontalen Cortex (Weiller & Elbert, 1997). Sie erweiterten einerseits das vorhandene<br />

Wissen, widersprüchlich erscheinende Ergebnisse und nur schwer replizierbare Befunde<br />

aus empirischen Untersuchungen warfen andererseits aber neue Fragen auf.<br />

Ein Ergebnis, das in Jahren intensiver Forschung viel empirische Evidenz fand und als<br />

gesichert gilt, ist die Beteiligung der Frontallappen an Prozessen, die auf der höchsten<br />

Stufe der menschlichen Informationsverarbeitung angesiedelt werden (Goldberg & Bilder,<br />

1987). Das Frontalhirn wird als Sitz einer zentralen Kontrollinstanz, der zentralen<br />

Exekutive, gesehen, die die Überwachung von Verhalten und kognitiven Prozessen leistet<br />

(Goldenberg, 1997).<br />

Bei der Ausübung der sogenannten exekutiven Funktionen wird insbesondere der Einfluss<br />

des präfrontalen Cortex betont (Karnath & Wallesch, 1992; Waltz, Knowlton, Holyoak,<br />

Boone, Mishkin, de-Menezes-Santos, Thomas & Miller, 1999).


Tranel, Anderson und Benton (1994) verweisen auf eine enge Beziehung von<br />

präfrontalem Cortex und exekutiven Funktionen, indem sie feststellen:<br />

…„It is virtually impossible to find a discussion of prefrontal lobe lesions that does not<br />

make reference to disturbances of executive functions and, in parallel fashion, there is<br />

rarely a discussion of disturbances of executive functions that does not make reference to<br />

dysfunction of prefrontal brain regions.” (S. 126)<br />

3.3 Was sind exekutive Funktionen?<br />

Exekutive Funktionen sind im Allgemeinen die kognitiven Prozesse des Planens und<br />

Handelns, die als wesentliche Komponenten menschlicher Informationsverarbeitung und<br />

Handlungssteuerung angesehen werden. Dazu gehören grundlegende Prozesse wie die<br />

Exploration des relevanten Umfeldes (Informationsanalyse), Zielformulierung, die<br />

Planung von Handlungssequenzen in neuartigen Situationen durch<br />

Aufmerksamkeitssteuerung, (un-) bewusstes Bilden von Erwartungen, der automatische<br />

Abruf vorgefertigter Handlungsschemata in Routinesituationen sowie das Ausführen von<br />

Handlungen und deren Kontrolle (Karnath & Sturm, 1997). Diese Zusammenfassung<br />

zentraler Bestandteile exekutiver Funktionen integriert bereits einen großen Teil der in der<br />

Literatur zu findenden Aspekte des Begriffes. Es sind darüber hinaus jedoch noch andere<br />

kognitive Prozesse und Fähigkeiten zu nennen, die im Verlauf der<br />

Informationsverarbeitung und Handlungssteuerung Einfluss nehmen und kognitivem<br />

Planen und sinnvollem Handeln vorausgehen.<br />

Die Entwicklung von Strategien (Owen, Downes, Sahakian, Polkey & Robbins, 1990),<br />

kognitive Flexibilität (Eslinger & Grattan, 1993) und Nutzung von Feedback (Karnath,<br />

Wallesch & Zimmermann, 1991; Cicerone, Lazar & Shapiro, 1983) sind nur einige der<br />

Fähigkeiten, die Voraussetzungen für die von Karnath und Sturm (1997) genannten<br />

Abläufe darstellen und als kognitive Komponenten von Planungsprozessen gesehen<br />

werden können, die in weiteren Kapiteln dieser Arbeit beschrieben werden (Kapitel 3.4).<br />

Feuchtwanger (1923) beschäftigte sich früh mit Fähigkeiten der Kontrolle und Integration<br />

von Verhaltensschritten, die unter die heutige Bezeichnung „exekutive Funktionen“ zu<br />

subsumieren sind.


Röhrenbach und Markowitsch (1997) stellen den Bezug exekutiver Funktionen speziell zu<br />

zielgerichteten und sinnvollen Handlungen heraus. In ihrem Kapitel über Störungen<br />

exekutiver Funktionen nach frontalen Hirnschädigungen nennen sie im Einzelnen die<br />

Verarbeitung zeitlicher Reihenfolgen, konzeptuelles Denken, Flexibilität und<br />

Ideenproduktion sowie das Planen und Ausführen zielgerichteter Handlungen als<br />

unterscheidbare Komponenten exekutiver Planungs- und Regulationsfunktionen.<br />

Tranel et al. (1994) entnehmen der gegenwärtigen Literatur zu exekutiven Funktionen<br />

einige in konstanter Weise diskutierte Themen, aus denen sich eine allgemeine<br />

Vorstellung von dem ableiten lässt, was mit dem Ausdruck „exekutive Funktionen“<br />

gemeint ist. Sie merken an, der Begriff beziehe sich auf kognitive Fähigkeiten höherer<br />

Ordnung (higher-order cognitive capacities), und nennen als Beispiele die Bereiche<br />

Urteilen, Entscheidungsfindung, Planen und soziales Verhalten als Prozesse, die auf dem<br />

höchsten Niveau in der kognitiven Hierarchie angesiedelt sind.<br />

Als ergänzende Teile einer allgemeinen exekutiven Gesamtfunktion sehen Stuss und<br />

Benson (1986) die Teilbereiche Antizipation, Zielbildung, Planen, Überwachung von<br />

Ergebnissen und Feedback-Nutzung. Die Autoren weisen darauf hin, dass es<br />

möglicherweise noch andere Funktionen als die von ihnen genannten gibt, die zu den<br />

exekutiven Funktionen bzw. zum exekutiven System gehören, und betonen deren<br />

deutliche Zugehörigkeit zu den Frontallappen.<br />

Einen Mehrkomponenten-Ansatz verfolgt Lezak (1995). Sie nennt als vier Bestandteile<br />

exekutiver Funktionen erstens das „Wollen“ (volition) als die Fähigkeit, den eigenen<br />

Willen und die eigenen Bedürfnisse zu erkennen und den Wunsch nach ihrer Umsetzung,<br />

zweitens die Planungsfähigkeit (planning), die aus der Identifikation und Organisation<br />

von Schritten und Elementen zur Umsetzung einer Intention besteht, drittens<br />

zielgerichtetes Handeln in Nicht-Routine-Situationen (purpose action) und viertens<br />

effektives Ausführen einer Handlung, einschließlich deren Überwachung und Modifikation<br />

(effective performance). Lezak sieht die Notwendigkeit einer intakten exekutiven<br />

Kapazität für die Entwicklung von situationsangemessenen, sozial verantwortungsvollen<br />

und effektiven, selbsterhaltenden Verhaltensweisen.


Zu den kognitiven Störungen nach präfrontalen Läsionen führt von Cramon (1988) eine<br />

umfangreiche Liste von Defiziten an. Die von ihm genannten Beeinträchtigungen können<br />

unter Berücksichtigung der Angaben in der Literatur als Defizite bei der Ausübung<br />

exekutiver Funktionen interpretiert werden.<br />

Er nennt im Einzelnen:<br />

• impulsives, vorschnelles Handeln<br />

• eingeschränkte Produktion von (Teil-) Lösungen<br />

• kein zielgerichtetes Handeln<br />

• unzureichende Extraktion der relevanten Informationen<br />

• Extraktion der relevanten Merkmale/Teilpläne ohne nachfolgende<br />

Handlungskonsequenzen<br />

• „Haften“ an (irrelevanten) Details<br />

• mangelhafte Umstellungsfähigkeit bzw. Perseveration vorausgegangener<br />

Handlungsschritte<br />

• „Rationalisierungen“ beim Auftreten von Schwierigkeiten mit der<br />

Testdurchführung<br />

• mangelhaftes Lernen aus Fehlern<br />

• mangelhafte Entwicklung von Alternativplänen<br />

• Regelverstöße<br />

• mangelhafte Koordination von Teilplänen<br />

• zunehmende Ungenauigkeit der Planung im Testverlauf<br />

• Einsatz von planungsirrelevanten Routinehandlungen<br />

Defizite in diesen Bereichen treten vor allem nach Läsionen des Frontalhirns auf, wie in<br />

Studien mit hoher Übereinstimmung berichtet wird (Morris, Miotto, Feigenbaum, Bullock<br />

& Polkey, 1997; Röhrenbach et al., 1991; Carlin, Bonerba, Phipps, Alexander, Shapiro &<br />

Grafman, 2000).


Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass der Begriff „exekutive Funktionen“ für<br />

eine Vielzahl von kognitiven Prozessen höherer Ordnung verwendet wird. Einerseits<br />

werden durch ihn die für komplexe Anforderungen des Planens und Handelns<br />

notwendigen Grundvoraussetzungen wie kognitive Flexibilität, Abstraktionsvermögen<br />

und Initiation von Handlungen erfasst, andererseits bezeichnet er auch komplexere<br />

Fähigkeiten, die in einer konkreten Situation zum Tragen kommen, wie Exploration,<br />

Antizipation, Zielbildung, Strategieentwicklung und die Nutzung von Feedback, die in der<br />

Hierarchie der Informationsverarbeitung höher anzusiedeln sind. Unter die exekutiven<br />

Funktionen fallen ebenso Vorgänge, die eine Integration der verschiedenen zuvor<br />

dargestellten kognitiven Abläufe erfordern, wie hochkomplexe Planungsvorgänge,<br />

Problemlösen, Handlungskontroll- und Regulationsprozesse.<br />

Exekutive Funktionen werden in Routinesituationen (Abruf der passenden vorgefertigten<br />

Handlungsschemata) und Nicht-Routinesituationen (Planen) wirksam und beziehen sich<br />

insbesondere auf zielgerichtetes, sinnvolles Handeln. Auch Persönlichkeitsmerkmale, die<br />

Interaktionen einer Person mit ihrer sozialen Umwelt prägen, werden von einigen Autoren<br />

zu den exekutiven Funktionen gezählt.<br />

3.4 Komponenten exekutiver Funktionen<br />

Die in diesem Kapitel dargestellten Komponenten von exekutiven Funktionen sind Teil<br />

der komplexen menschlichen Informationsverarbeitung und werden in der Literatur als<br />

essentielle Faktoren für einen reibungslosen Ablauf von Prozessen des Planens und<br />

Handelns diskutiert.<br />

Die Auswahl der vorgestellten Bereiche stützt sich auf eine umfangreiche<br />

Literaturrecherche und zum großen Teil weisen einzelne Komponenten Überlappungen<br />

auf. Sie sind daher nicht so strikt voneinander zu trennen wie es anhand der hier<br />

gewählten Aufteilung erscheinen mag. Es werden Untersuchungsergebnisse aus der<br />

Forschung zu Funktionen und Schädigungen der Frontallappen berichtet.<br />

Ausführliche empirische Befunde über die Teilbereiche Kategorienbilden und Planen nach<br />

frontalen Hirnläsionen werden gesondert in Kapitel 5 diskutiert, da sie besonders<br />

charakteristische Felder der Forschung zu Frontalhirnschäden darstellen und zentraler<br />

Gegenstand des methodischen Teils dieser Diplomarbeit sind.


3.4.1 Sequenzierung<br />

Die Verarbeitung zeitlicher Reihenfolgen und das chronologische Ordnen von Ereignissen<br />

werden als Sequenzierung bezeichnet und können im Rahmen von Frontalhirnschäden<br />

verändert sein (Duncan, 1986). Auch im Zusammenhang mit Störungen der<br />

Handlungsplanung werden Sequenzierungsfähigkeiten diskutiert. Für betroffene Patienten<br />

stellt sich die eigenständige Organisation nicht routinemäßig ablaufender Abfolgen von<br />

Verhaltensschritten sowie die Antizipation von Konsequenzen und Handlungsresultaten<br />

als ein grundlegendes Problem dar.<br />

Die Schwierigkeiten, die im Alltag der Patienten auftreten, lassen sich in<br />

neuropsychologischen Tests abbilden. Beispielsweise sind Patienten mit frontalen<br />

Läsionen bei Gedächtnisaufgaben vorwiegend dann beeinträchtigt, wenn sie die Items<br />

beim Abruf nach der Reihenfolge ihres Auftretens ordnen sollen (Röhrenbach &<br />

Markowitsch, 1997). Dieser Befund konnte auch bei Patienten mit degenerativen<br />

Krankheiten, die das Frontalhirn mitbetreffen, z.B. Parkinson und Korsakow-Syndrom,<br />

festgestellt werden (Harrington & York Haaland, 1991).<br />

Als weiteres Verfahren zur Erfassung von Sequenzierungsdefiziten werden in<br />

experimentellen Untersuchungen Recency-Aufgaben verwendet. Diese Art von Aufgaben<br />

erfordert vom Probanden eine Einschätzung der zeitlichen Nähe von einzelnen oder<br />

gepaarten Stimuli, die zuvor in einer Serie dargeboten wurden. Es zeigt sich ein selektives<br />

Defizit frontal geschädigter im Vergleich zu temporal geschädigten Patienten, wobei die<br />

frontalen Gruppen bei Recency-Urteilen beeinträchtigt sind, nicht aber bei der<br />

Wiedererkennung; bei den temporalen Gruppen verhält es sich hingegen genau umgekehrt<br />

(Milner, Corsi & Leonard, 1991).<br />

Auch Milner, Petrides und Smith (1985) kommen in ihrer Untersuchung zu dem Ergebnis,<br />

dass präfrontale Läsionen die Recency-Urteile der Patienten beeinträchtigen, wenn sie mit<br />

anderen Gedächtnisfunktionen verglichen werden. Dieser Effekt tritt bei Bildern und<br />

Wörtern gleichermaßen auf.<br />

Defizite in der Fähigkeit, Handlungssequenzen zu verarbeiten und selbstständig zu<br />

entwickeln ohne wichtige Teile auszulassen und unwichtige Schritte einzufügen, sind<br />

nicht ohne Bedeutung für defizitäres Planen und Problemlösen. Vorgänge, bei denen


wichtige Elemente wie Zielformulierung, Erwägen der Schritte zur Umsetzung,<br />

Ausführung, Vergleich von Soll- und Ist-Zustand und Adaption des Lösungsprozesses<br />

vollständig und in geordneter Reihenfolge erfolgen müssen, werden durch mangelnde<br />

Sequenzierungsfähigkeiten in ihrem Ablauf gestört (Duncan, 1986).<br />

3.4.2 Kognitive Flexibilität<br />

Eslinger und Grattan (1993) weisen auf ein zentrales Merkmal adaptiven menschlichen<br />

Verhaltens hin, welches darin besteht, Gedankengänge und einmal eingeschlagene<br />

Handlungswege zu ändern um flexibel reagieren zu können und Verhalten an die<br />

Erfordernisse einer aktuellen Situation anzupassen. Diese als kognitive Flexibilität<br />

beschriebene Fähigkeit wird in der Literatur häufig im Zusammenhang mit<br />

Problemlösedefiziten genannt und eine Beeinträchtigung äußert sich in den<br />

gebräuchlichen Testverfahren in perseverativer Beibehaltung einer als falsch bewerteten<br />

Reaktion (Eslinger & Grattan, 1993; Cicerone et al., 1983).<br />

Einer der ersten Autoren, die dieses Konzept identifizierten und sich damit befassten, war<br />

Goldstein (1943). Er beschreibt einen Patienten mit frontalen Hirnverletzungen, der ein<br />

Verhalten initiieren, Reaktionen aber nicht ändern konnte, wenn die Situation es von ihm<br />

verlangte.<br />

Einige Forscher unterscheiden verschiedene Bestandteile einer allgemeinen kognitiven<br />

Flexibilität. Die Fähigkeit, Verhalten und Kognition dem Kontext anzupassen und zu<br />

ändern, wird als reaktive Flexibilität bezeichnet. Spontane Flexibilität bezieht sich auf die<br />

Fähigkeit, durch divergentes Denken eine Vielzahl von Ideen und Antworten zu<br />

generieren.<br />

Eslinger und Grattan (1993) stellten bei 30 Patienten mit kürzlich erworbenen fokalen<br />

Hirnschäden der Frontallappen oder Basalganglien eine geringere Leistung in einem Test<br />

zur reaktiven Flexibilität fest als bei Patienten mit posterioren Läsionen und gesunden<br />

Personen. Dieses Ergebnis interpretieren sie als Hinweis darauf, dass für eine geringe<br />

reaktive Flexibilität eine frontal-striatale Dysfunktion maßgeblich zu sein scheint, die<br />

entweder mit frontaler Schädigung oder einer Schädigung der Basalganglien verbunden<br />

sein kann. Bei der untersuchten spontanen Flexibilität manifestiert die frontale Gruppe die


stärkste Beeinträchtigung über alle Gruppen. Die Autoren weisen auch auf Befunde<br />

anderer Untersuchungen hin, denen zufolge eine reduzierte kognitive Flexibilität auch bei<br />

vielen anderen cortikalen und subcortikalen Läsionen aufzufinden ist. Als Grund wird die<br />

Vielschichtigkeit der an der kognitiven Flexibilität beteiligten Verarbeitungsprozesse<br />

angenommen.<br />

Eine eingeschränkte kognitive Flexibilität steht in enger Beziehung zur Perseveration, die<br />

in Berichten über Verhaltensauffälligkeiten im Kontext des Frontalhirnsyndroms einen<br />

festen Platz einnimmt. So verhindert oder erschwert die Tendenz zur Perseveration den<br />

flexiblen Umgang mit einem Problem oder führt eine mangelhafte Flexibilität dazu, in<br />

perseverativem Verhalten zu verharren.<br />

In Tests zu Kategorisierungsfähigkeiten (z.B. WCST) äußert sich ein Mangel an<br />

kognitiver Flexibilität in einem vermehrten Auftreten perseverativer Fehler. Besonders bei<br />

der Prüfung des Reaktionswechsels (reaction shift) bzw. Kategorienwechsels zeigen<br />

Frontalhirnpatienten diese Auffälligkeit (Miller & Tippett, 1996; Goldberg & Bilder,<br />

1987; Cicerone et al., 1983). Miller und Tippet (1996) stellen die Bedeutung des rechten<br />

Frontallappens, besonders dessen ventraler Region, für die Änderung einer Reaktion<br />

heraus.<br />

3.4.3 Strategieentwicklung und -anwendung<br />

Problemlösen und Planen erfordern den Einsatz adäquater Strategien, die eine Person<br />

unter Umständen selbst generieren muss. Studien über Hirnschädigungen berichten<br />

Befunde, die bei Patienten mit frontalen Hirnschäden eine Beeinträchtigung in diesen<br />

Bereichen belegen (Burgess & Shallice, 1996; Owen et al., 1990; Cicerone et al., 1983).<br />

Owen et al. (1990) untersuchten mit einem Test zum räumlichen Arbeitsgedächtnis das<br />

Ausmaß, in dem uni- und bilateral Frontalhirngeschädigte eine visuelle Suchstrategie<br />

entwickeln und einsetzen. Als Ergebnis wurde ein signifikanter Unterschied zuungunsten<br />

der Patientengruppe gegenüber der gesunden Kontrollgruppe gefunden. Die frontal<br />

geschädigten Patienten dieser Stichprobe setzen die Strategie mit geringerer Effizienz ein,<br />

was eine erhöhte Anzahl von Suchfehlern zur Folge hat.


Im Rahmen von Kategorisierungsaufgaben wird Probanden Feedback über richtige und<br />

falsche Reaktionen gegeben. Erfolgreiche Strategien zu verfolgen bedeutet hier, dass nach<br />

jeder Rückmeldung „falsch“ ein Reaktionswechsel erfolgt (lose-shift) und nach jeder<br />

Rückmeldung „richtig“ diese Reaktion beibehalten wird (win-stay). Cicerone et al. (1983)<br />

fanden einen selteneren Gebrauch der „lose-shift-Strategie“ bei Patienten mit frontalen<br />

Hirntumoren, die stattdessen häufiger eine als falsch bewertete Reaktion beibehielten<br />

(lose-stay), was zu mehr Fehlern und einer geringeren Anzahl richtiger Lösungen in<br />

dieser Gruppe führte.<br />

Inwieweit die Beibehaltung einer Reaktion in der Gruppe frontalhirngeschädigter<br />

Patienten im Sinne der bewussten Verwendung einer „lose-stay-Strategie“ erfolgte oder<br />

ob sie auf eine generelle Tendenz zur Perseveration zurückzuführen ist, wird nicht<br />

geklärt. Perseveratives Verhalten wird häufig im Zusammenhang mit frontalen<br />

Schädigungen berichtet (Eslinger & Grattan, 1993; Karnath & Wallesch, 1992; Delis et<br />

al., 1992).<br />

Defizite in einer Gedächtnisaufgabe beim Abruf von Wörtern aus kategorisierten Listen<br />

fanden Incisa della Rocchetta und Milner (1993) nur nach Frontalhirnläsion der linken<br />

Hemisphäre. Für diese Auffälligkeit machen die Autoren eine Beeinträchtigung bei der<br />

selbstständigen Entwicklung einer geeigneten Abrufstrategie nach linkshemisphärischer<br />

Verletzung verantwortlich, da sowohl die links- als auch die rechts-frontale Gruppe eine<br />

Abrufstrategie gleichermaßen anwenden konnten, wenn ihnen diese vorgegeben wurde.<br />

Über Schwierigkeiten beim Wechsel einer Strategie im Rahmen einer Testaufgabe zum<br />

divergenten Denken (Holzstäbchen umlegen), bei der Probanden versuchen sollten ein<br />

vorgegebenes Ziel auf möglichst viele unterschiedliche Wege zu erreichen berichten<br />

Miller und Tippet (1996). Patienten mit rechts-frontalen und rechts zentral-parietalen<br />

Läsionen lösten weniger Probleme, bei denen die Änderung einer zuvor etablierten<br />

Strategie gefordert wurde. Die Autoren folgern daraus, dass besonders die rechte<br />

Hemisphäre wichtig für den Reaktions- bzw. Strategiewechsel ist.<br />

Andere Ergebnisse aus Untersuchungen zur Bildung und Verwendung von Strategien<br />

sprechen gegen ein Defizit bei Frontalhirnpatienten. Goel und Grafman (1995) fanden in<br />

ihrer Studie bei 20 erwachsenen Patienten mit Läsionen im präfrontalen Cortex im Turm<br />

von Hanoi-Test zwar signifikant schlechtere Ergebnisse als in der gesunden


Kontrollgruppe, eine Zurückverfolgung der Züge in Patienten- und Kontrollgruppe deutet<br />

jedoch auf den Einsatz gleicher Strategien in den beiden Gruppen hin. Dementsprechend<br />

führen die Autoren das Ergebnis nicht auf einen defizitären Strategieeinsatz der<br />

geschädigten Patienten zurück, sondern machen andere Beeinträchtigungen dafür<br />

verantwortlich, wie die Unfähigkeit zur Lösung eines Konflikts zwischen Gesamtziel und<br />

Teilzielen (goal-subgoal-Konflikt; vgl. Goel & Grafman, 1995; Morris et al., 1997).<br />

3.4.4 Abstraktionsvermögen<br />

Der Begriff Abstraktionsvermögen beschreibt die Fähigkeit einer Person, sich zur Analyse<br />

einer Situation oder eines Gegenstandsbereiches von anschaulichen Sachverhalten zu<br />

lösen, um Zusammenhänge, übergeordnete Aspekte und Gesetzmäßigkeiten zu erfassen.<br />

Das Bilden von Begriffen und Kategorien, wesentliche Teilaspekte und Merkmale aus<br />

einem konkreten Ganzen herauszulösen, geistiges Vorausplanen einer Lösung zu einem<br />

vorliegenden Problem und Antizipation vorausgegangener und zukünftiger Ereignisse<br />

sind Ergebnisse von Abstraktionsprozessen, die grundlegende Erfordernisse des<br />

kognitiven Problemlösens sind.<br />

Defizite bei Frontalhirnpatienten werden berichtet und äußern sich in Tests zur<br />

Kategorisierungsfähigkeit und Konzeptbildung, Aufgaben zum Urteilsvermögen und in<br />

Planungs- und Schätzaufgaben (Perrine, 1993; Cicerone et al., 1983; Waltz et al., 1999),<br />

auf die in weiteren Kapiteln Bezug genommen wird.<br />

3.4.5 Schlussfolgern und Schätzen<br />

Aus komplexen Beziehungen Schlussfolgerungen zu ziehen ist eine wichtige<br />

Voraussetzung für adäquates Vorausplanen und erfolgreiches Handeln, jedoch finden sich<br />

in der Literatur nur wenige Studien, die diese Fähigkeit bei hirngeschädigten Personen<br />

untersuchen. Die wenigen auffindbaren Arbeiten betrachten im Wesentlichen deduktives<br />

und induktives Schlussfolgern (Waltz et al., 1999) sowie die Möglichkeiten<br />

frontalhirngeschädigter Patienten, realistische Einschätzungen abzugeben (Luria, 1966;<br />

Shallice & Evans, 1978).


Waltz et al. (1999) fassen die Integration multipler Beziehungen zwischen mentalen<br />

Repräsentationen als bedeutendste kognitive Grundlage des deduktiven und induktiven<br />

Schlussfolgerns auf und postulieren eine Verbindung dieser Vorgänge zum präfrontalen<br />

Cortex. Diese Annahme wird durch ihre Untersuchung unterstützt, in der sie finden, dass<br />

Patienten mit Läsionen des präfrontalen Cortex besondere Schwierigkeiten bei Aufgaben<br />

haben, in denen es um die Bildung und Integration mentaler Repräsentationen von<br />

Beziehungen geht, insbesondere wenn es sich dabei um komplexe Relationen zwischen<br />

zwei oder mehr Elementen handelt. Die unzureichende Integrationsfähigkeit der Patienten<br />

in der präfrontalen Läsionsgruppe führt in der vorliegenden Untersuchung zu auffälligen<br />

Störungen beim transitiven Schlussfolgern (Deduktion) und bei der Vervollständigung<br />

einer Matrix analog zu Ravens progressiven Matrizen (Induktion).<br />

Klinischen Berichten ist zu entnehmen, dass auch die Unfähigkeit zu urteilen in der Folge<br />

frontaler Läsionen auftritt (Shallice & Evans, 1978). Luria (1966) beschreibt einen<br />

Patienten, dessen augenfälligstes Defizit nach einer Läsion des rechten Frontallappen<br />

darin besteht, dass er trotz erhaltener Intelligenz nicht in der Lage ist, auf einfache Fragen<br />

hin angemessene kognitive Einschätzungen zu produzieren. Dieses führt Luria auf die<br />

Neuartigkeit der Situation zurück, in der allgemeine Wissenselemente auf ungewohnte,<br />

nicht unbedingt aber komplexe Weise verarbeitet werden müssen und wertet das Ergebnis<br />

als Bestätigung seiner Hypothese, dass die Selektion und Regulation kognitiven Planens<br />

eine Hauptfunktion der Frontallappen ist. Als Schritte im Lösungsprozess bei<br />

Schätzaufgaben führt er die Auswahl eines angemessenen kognitiven Plans, Aktivierung<br />

von Wissenselementen, Bildung von Hypothesen und deren Prüfung, Bewertung und<br />

Abwägen möglicher Antwortalternativen, Auswahl der wahrscheinlichsten Antwort und<br />

die Ausführung des gewählten Plans an.<br />

Die Frage, ob für Frontalhirnpatienten Schätzaufgaben grundsätzlich schwieriger sind als<br />

für andere hirngeschädigte Gruppen oder Gesunde, untersuchen Shallice und Evans<br />

(1978) in einer Gruppenstudie. Wie oben beschrieben stellen die Autoren in drei<br />

Untersuchungsgruppen Schätzfragen, bei denen ein kognitiver Plan zur Lösung nicht<br />

unmittelbar ersichtlich ist, deren Lösung aber kein Expertenwissen erfordert und bewerten<br />

die Rationalität der Antworten. Das Urteilsvermögen bei Schätzaufgaben erweist sich bei<br />

der Gruppe mit frontalen Läsionen als schlechter im Vergleich zu den Patienten mit<br />

posterioren Läsionen, da die Anzahl bizarrer Antworten in dieser Gruppe signifikant


größer ist. Für diesen Effekt können weder Verständnisprobleme noch die zusätzlich<br />

erhobene Arithmetikfähigkeit und Intelligenz erklärend sein, so dass die Autoren die<br />

Erklärung äußern, Beeinträchtigungen der komplizierten Verarbeitungsprozesse bei<br />

Schätzaufgaben stehen in Verbindung mit Läsionen der Frontallappen, während<br />

einfachere Verarbeitungsmodi (Rechnen, Intelligenztest) dadurch nicht berührt sind (vgl.<br />

Kapitel 2.2.2).<br />

Nach Meinung von Smith und Milner (1984), die ihre Patienten die Preise von Waren<br />

schätzen ließen, machen vor allem Patienten mit rechtshirnigen Läsionen dabei<br />

überdurchschnittlich viele Fehler.<br />

3.4.6 Nutzung von Feedback<br />

Eine zentrale Rolle innerhalb der exekutiven Funktionen nimmt die Fähigkeit ein,<br />

Feedback aus der Umwelt zu beachten, zu bewerten und zur Verhaltenssteuerung zu<br />

nutzen. Verschiedene kognitive Voraussetzungen sind essentiell für diesen Prozess.<br />

Zunächst erfordert die Aufnahme von Feedback aus der Umwelt eine Steuerung der<br />

Aufmerksamkeit in Richtung auf die in einem Kontext relevanten Informationen, die<br />

Hinweise auf Konsequenzen einer vorausgegangenen Handlung enthalten können. Indem<br />

eine Feedbackinformation in Beziehung zum eigenen Verhalten gesetzt wird, kann eine<br />

Person Erwartungen über die Zukunft bilden und Handlungsergebnisse gedanklich<br />

vorwegnehmen. Die Antizipation von Konsequenzen kann im Sinne einer Optimierung<br />

von Handlungen und Handlungsergebnissen zur aktiven Verhaltenssteuerung genutzt<br />

werden. Im Allgemeinen ist eine Person durch Feedback dazu in der Lage, das<br />

wiederholte Auftreten falscher Reaktionen (Perseveration) zu unterlassen und sich mit<br />

einem Gegenstandsbereich flexibler auseinander zu setzen, um einen gegebenen<br />

Problemzustand aufzulösen.<br />

In der Forschung verfolgen Wissenschaftler seit langem die Ansicht, spezielle<br />

Problemlösedefizite, wie eine eingeschränkte Fähigkeit, adäquate Kategorien zu bilden,<br />

Regelverstöße und Perseveration, seien unter anderem auf eine mangelhafte Nutzung von<br />

Feedbackinformationen zurückzuführen (Cicerone et al., 1983; Milner, 1964). Dieses<br />

Feedback wird im Rahmen von empirischen Untersuchungen meist durch die verbale oder<br />

visuelle Rückmeldung „richtig“/„falsch“ auf eine Reaktion des Probanden hin realisiert


(Nelson, 1976; Cicerone et al., 1983; Röhrenbach et al., 1991) und häufig zeigen gerade<br />

Patienten mit Frontalhirnschäden Schwierigkeiten bei der Verwertung dieser Information.<br />

Cicerone et al. (1983) berichten so über eine signifikant höhere Auftretenshäufigkeit von<br />

Beibehaltungen falscher Reaktionen in einem Kartensortiertest bei einer Gruppe<br />

Frontalhirngeschädigter im Vergleich zu Patienten mit posterioren Läsionen. Sie führen<br />

die nicht angemessene Berücksichtigung des „falsch“-Feedback für weitere Reaktionen<br />

auf das Fehlen eines speziellen Aufmerksamkeitsprozesses bei Frontalhirnlädierten<br />

zurück, der Feedback berücksichtigt und relevante von irrelevanten Informationen trennt.<br />

Auch die Erkenntnis, dass nach frontalen Hirnschäden perseveratives Verhalten verstärkt<br />

auftritt, liefert eine mögliche Erklärung für die tendenzielle Beibehaltung von Reaktionen<br />

unabhängig vom Feedback.<br />

Während die Mehrzahl der Untersuchungen zum Thema Problemlösen für eine<br />

eingeschränkte Feedbacknutzung bei Frontalhirnpatienten spricht, stellen Karnath et al.<br />

(1991) in ihrer Studie anderes fest, in der es darum ging, einen mentalen Plan von einem<br />

Irrgarten zu entwickeln, von dem jeweils nur ein kleiner Ausschnitt sichtbar ist. Sie<br />

werten die einzelnen Durchgänge, die ihre Probanden brauchen, um sich durch den<br />

Irrgarten zu finden, getrennt voneinander aus und kommen zu dem Ergebnis, dass die<br />

Beachtung des Fehler-Feedback bei Patienten mit akuten frontomedialen Hirnschäden<br />

intakt ist, da sie alternative Reaktionen direkt im Anschluss an die Rückmeldung<br />

entwickeln. Dieselben Patienten lernen jedoch langsamer aus dem Feedback, das sie im<br />

Verlauf der Problembearbeitung erhalten, da sie mehr Durchgänge brauchen als Patienten<br />

mit akuten retrorolandischen Läsionen und gesunde Kontrollen, bis sie den Irrgarten<br />

fehlerfrei lösen. Die Ergebnisse zeigen unterschiedliche Defizite, die jedoch alle für<br />

Auffälligkeiten bei der Nutzung von Feedback nach Stirnhirnläsionen sprechen.<br />

3.4.7 Regelbefolgung und die Nutzung von Kontextinformationen<br />

Neben Feedback spielt auch der gegebene Kontext eine Rolle bei der Reaktionsauswahl<br />

und -modifikation. Die Beachtung relevanter Kontextinformationen, die alle möglichen zu<br />

einem Zeitpunkt verfügbaren Informationen beinhalten können, verhindert reizgesteuerte,<br />

automatisierte Reaktionen und unterbindet beispielsweise ein zu langes Aufhalten an<br />

Versuch- und Irrtumsverhalten. Eine Speicherung der Kontextinformationen muss dazu


gewährleistet sein, die im Hippocampus lokalisiert ist und in reziprokem Austausch mit<br />

Inhalten des Arbeitsgedächtnisses steht (Schöttke, 2000).<br />

In der neuropsychologischen Forschung werden Kontextinformationen durch Regeln<br />

operationalisiert, die mögliche Lösungswege einer Aufgabe einschränken und diese zu<br />

einem Problem machen (Schöttke, 2000; Kotovsky, Hayes & Simon, 1985). Vermehrt<br />

auftretende Regelverstöße bei der Bearbeitung eines Problems werden daher mit einer<br />

eingeschränkten Nutzung von Kontextinformationen in Verbindung gebracht. Empirische<br />

Untersuchungen belegen immer wieder den Zusammenhang von Regelverletzungen und<br />

Frontalhirnschäden (Petrides, 1985; Karnath et al., 1991; Leòn-Cariòn, Morales,<br />

Forastero, Del Rosario Domìnguez-Morales, Murillo, Jimenez-Baco & Gordon, 1991;<br />

Schöttke, 2000; Carlin et al., 2000). Die Befunde stützen die Kontext-Theorie der<br />

Frontalhirnstörung (Kapitel 4.3).<br />

Kotovsky et al. (1985) sehen die Automatisierung des Gebrauchs von Regeln als<br />

Vorläufer von Planungsverhalten an, da erfolgreiche Lösungsprozesse vom routinierten<br />

Umgang mit den Regeln eines zu lösenden Problems profitieren. Diese Aussage<br />

unterstreicht die Bedeutung von Lernprozessen und Arbeitsgedächtnis für<br />

Problemlöseprozesse.<br />

Dass neben der Befolgung festgesetzter Regeln auch deren selbstständiges Erkennen<br />

Hinweise auf Störungen exekutiver Funktionen liefert, vermuten Leòn-Cariòn et al.<br />

(1991). Sie schlagen eine interessante Variante der computerisierten Turm von Hanoi-<br />

Aufgabe vor, die darin besteht, zu Beginn der Bearbeitung den Probanden nur das Ziel<br />

vorzugeben (Turm verschieben), nicht aber die Regeln zu nennen (nur kleinere auf<br />

größere Scheibe), um die Fähigkeit ihrer Probanden zu ermitteln, eine Regel selbst zu<br />

erkennen. Die Daten von Leòn-Cariòn et al. (1991) zeigen, dass die Gruppe der<br />

Hirngeschädigten trotz Rückmeldung der illegalen Reaktionen mehr Regelverstöße<br />

begeht als gesunde Kontrollpersonen. Aufgrund der unterschiedlichen Zusammensetzung<br />

der Untersuchungsgruppen sind statistische Vergleiche in dieser Untersuchung jedoch<br />

nicht zulässig. Die Auswertung der Regelverstöße in dieser Testversion erlaubt nicht ohne<br />

Weiteres Rückschlüsse auf das Erkennen der Regeln auf der Seite der Probanden, denn ob<br />

die begangenen Regelverstöße auf die Unfähigkeit zurückgehen, die Regeln zu erkennen,<br />

oder ob der Proband die Regeln im Laufe der Zeit zwar erkennt, diese aber nicht befolgt,<br />

ist nicht zu unterscheiden. Eine diesbezügliche Aussage ist ohne weitere Informationen,<br />

beispielsweise durch eine Befragung der Probanden zu erkannten Regeln, nicht möglich.


Eine Missachtung von Instruktionen, die in einer Untersuchung von Milner (1964)<br />

spezifisch für Patienten mit frontalen Schädigungen ist, erklärt die Autorin im<br />

Zusammenhang mit weiteren Befunden durch Störungen in einer speziellen<br />

Modulatorfunktion, die den Wechsel des Antwortverhaltens in Folge sich verändernder<br />

Signale des äußeren Umfeldes reguliert. Da im Verlauf mehrerer Durchgänge eine<br />

Abnahme der anfänglichen Regelverstöße auffällt, nimmt die Autorin an, dass es sich<br />

nicht um ein kontinuierliches Phänomen handelt. Die Missachtung der Regeln könnte<br />

auch Ausdruck einer zeitweisen Überforderung oder erhöhter Anspannung sein.<br />

Eine ähnliche Sichtweise verfolgen Karnath et al. (1991). Sie sehen Regelverstöße und die<br />

Nicht-Beachtung von Kontextinformationen nicht generell als Defizit nach frontalen<br />

Hirnschäden, sondern als normales Verhalten, das vorübergehend dann auftritt, wenn es<br />

durch neue Anforderungen und Situationen (non-routine) zu einer Überbelastung kommt.<br />

Zu diesem Schluss führt sie der Befund, dass gesunde und hirngeschädigte Personen im<br />

ersten Irrgarten-Versuch mit gleicher Häufigkeit Regelverstöße begehen. Die<br />

Überbelastung scheint anfangs in allen Gruppen vorzuliegen, nimmt aber in weiteren<br />

Versuchen in der gesunden Gruppe schneller ab als in der Gruppe der Hirngeschädigten,<br />

die insgesamt zwar mehr Durchgänge benötigen, das Labyrinth am Ende jedoch auch<br />

fehlerfrei lösen. Der Umgang mit Nicht-Routine-Situationen bei Patienten mit frontalen<br />

Läsionen ist diesen Ergebnissen nach nicht generell gestört, sie lernen nur weniger schnell<br />

aus gesammelten Informationen und behalten daher regelwidriges Verhalten länger bei<br />

als Gesunde. Vermehrte Regelverstöße bei Frontalhirngeschädigten sind daher nach<br />

Karnath et al. (1991) nicht Ausdruck einer generellen Unfähigkeit, den Kontext zu<br />

beachten, sondern entstehen aus der sich verzögert einstellenden Routine. Die Befunde<br />

stellen keinen Widerspruch zur Annahme über die beeinträchtigte Nutzung von<br />

Kontextinformationen nach Frontalhirnschädigung dar, sondern sind im Sinne einer<br />

Präzisierung zu verstehen.<br />

3.4.8 Reaktionsunterdrückung (response inhibition)<br />

Die Unterdrückung einer Reaktion spielt immer dann eine Rolle, wenn subjektiv ein<br />

starker Handlungsimpuls besteht (prepotent response), der aber nicht befolgt wird, weil<br />

die Reaktion ungeeignet ist, beispielsweise der Erreichung von Zielen einer Handlung<br />

entgegensteht oder in einer Situation in anderer Hinsicht unangemessen ist.


Lhermitte (1983) beschreibt Patienten mit Läsionen der Frontallappen, die Objekte in<br />

ihrer Umwelt automatisch benutzen müssen, ohne dieses Verhalten kontrollieren zu<br />

können. Dieses reizgesteuerte „utilization behaviour“ wird in der Literatur auf die<br />

mangelnde Unterdrückung spontaner, intuitiver Verhaltensprogramme zurückgeführt, die<br />

automatisch und ohne bewusste Absicht der handelnden Person ablaufen.<br />

Auch perseveratives Verhalten deutet auf eine Störung der Reaktionsunterdrückung hin,<br />

da die Wiederholung des Verhaltens mitunter geschieht, obwohl die Person sich der<br />

Perseveration bewusst ist. Luria, Pribram und Homskaya (1964) berichten in diesem<br />

Zusammenhang von einer Patientin, die anstelle verschiedener einfacher geometrischer<br />

Figuren immer wieder Kreise zeichnet, obwohl sie die Instruktionen der Untersuchung<br />

wiederholen kann und sich über den Fehler im Klaren ist.<br />

Zahlreiche Befunde über Perseveration und intuitives Verhalten bei Frontalhirnpatienten<br />

unterstreichen die Bedeutung der Frontallappen für die Unterdrückung starker Reaktionen<br />

(Goldberg & Bilder, 1987).<br />

Neben klinischen Beobachtungen und Einzelfalldarstellungen stammen die Belege zu<br />

Defiziten der Reaktionsunterdrückung bei frontalhirngeschädigten Patienten aus<br />

empirischen Studien. Burgess und Shallice (1996) beschreiben in der oben erwähnten<br />

Untersuchung eine zweite Bedingung, in der die Patienten jeweils im Anschluss an einen<br />

Satz ein Wort generieren sollen, dessen Bedeutung nicht auf den Inhalt des Satzes<br />

bezogen sein darf. Patienten mit Verletzungen der Frontallappen produzieren mehr<br />

Wörter, die einen Bezug zum Satz haben als Patienten mit Läsionen an anderen Stellen im<br />

Gehirn. Hier überlagert die überlernte Reaktionstendenz, Wörter mit Bezug zum vorher<br />

Gehörten zu assoziieren, die verlangte Reaktion, Wörter ohne Bezug zu generieren.<br />

Bei der Ausführung geplanter Handlungssequenzen kann die Unterdrückung von<br />

Reaktionen eine besondere Rolle spielen, wenn die Zielerreichung die Bewältigung eines<br />

goal-subgoal-Konflikts erfordert (Morris et al., 1997; Goel & Grafman, 1995). Unter der<br />

Voraussetzung, dass die Lösung eines Problems nur über eine lange Sequenz von<br />

Schritten erfolgen kann, die als mentaler Plan nicht in voller Länge gespeichert werden<br />

kann, ist eine mögliche Strategie die Zerlegung des Gesamtziels (goal) in mehrere<br />

Teilziele (subgoals), deren sukzessive Erreichung zur Lösung führt. Gebräuchliche Tests,<br />

die diese Anforderung erfüllen, sind die höheren Schwierigkeitsstufen des Turms von<br />

Hanoi (Kapitel 5.2.1) und Versionen dieses Instruments.


Zu einem goal-subgoal-Konflikt kommt es, wenn der erste Schritt zur Erreichung eines<br />

Teilziels scheinbar vom Gesamtziel wegführt. In diesem Fall erfordert die störungsfreie<br />

Umsetzung der geplanten Abfolge erstens die Unterdrückung aller Reaktionstendenzen,<br />

die vermeintlich auf direktem Wege näher an das Gesamtziel heranführen, aber die<br />

Teilzielerreichung behindern, zweitens müssen die zur Umsetzung des nächstfolgenden<br />

Teilziels notwendigen Schritte allen anderen Reaktionen vorangestellt werden, da sie als<br />

notwendige Schritte im Lösungsprozess Vorrang haben, auch wenn dies im Hinblick auf<br />

das Gesamtziel nicht offensichtlich ist.<br />

Goel und Grafman (1995) führen die Defizite, die sie bei ihrer eigenen Untersuchung mit<br />

dem Turm von Hanoi beobachten und schlechte Leistungen in verschiedenen<br />

neuropsychologischen Tests (z.B. Wisconsin Card Sorting Test) aus anderen Studien auf<br />

die Unfähigkeit der Patienten zurück, den Zielkonflikt zu sehen und angemessen zu lösen.<br />

Die Autoren gehen in ihrem Bericht soweit, den Turm von Hanoi als ungeeignetes<br />

Instrument zur Erfassung der Planungsfähigkeit zu befinden, da er treffender als<br />

Operationalisierung des goal-subgoal-Konflikts zu verstehen sei. Sie kritisieren die<br />

verbreitete Vorgehensweise von Autoren, die im Turm von Hanoi entstehenden<br />

Handlungsschwierigkeiten ohne genauere Analysen durch Zuschreibung von<br />

Planungsschwierigkeiten zu erklären und sagen eine gestörte Reaktionshemmung durch<br />

den goal-subgoal-Konflikt nach Läsionen der Frontallappen voraus.<br />

Mit diesen Befunden korrespondierende Ergebnisse stammen von Morris et al. (1997), die<br />

über die Effekte des goal-subgoal-Konflikts auf die Planungsfähigkeit nach frontalen und<br />

temporalen Hirnläsionen berichten. Im Gegensatz zu der von Goel und Grafman<br />

vorausgesagten Beeinträchtigung nach frontalen Läsionen zeigen in dieser Untersuchung<br />

allerdings nur die Patienten mit links-frontalen Läsionen Beeinträchtigungen in einer<br />

Computerversion des Turm von Hanoi, die sich auf die Aufgaben beschränkt, die einen<br />

solchen Zielkonflikt enthalten. Die Autoren führen die erhöhten Zugzahlen auf die<br />

Unfähigkeit zurück, die mit dem Endziel kompatible Reaktion zu unterdrücken.<br />

Im Gegensatz zu Goel und Grafman (1995) bezweifeln Morris et al. (1997) nicht die<br />

Fähigkeit der Turm von Hanoi-Aufgabe, Planen zu erfassen, sondern betonen die<br />

Eigenschaft dieses Tests, durch die zu beobachtenden Defizite viele verschiedene<br />

Faktoren aufzuzeigen, die zur Planungsfähigkeit beitragen. Darunter fallen ihrer Ansicht<br />

nach Strategieformulierung, Lösungsfindung, -bewertung und -ausführung, aber auch die<br />

Kapazität des räumlichen Arbeitsgedächtnisses und die Bewältigung von goal-subgoal-<br />

Konfliken.


3.4.9 Handlungsinitiation und -überwachung<br />

Berichte über die Folgen von Hirnverletzungen beschreiben neben Defiziten bei der<br />

Planung von Handlungen auch immer wieder die Schwierigkeiten der Patienten,<br />

Handlungen zu initiieren (Benton, 1968; Grafman, 1989). Die mangelnde Initiative (lack<br />

of initiative) ist in Verbindung mit Veränderungen der Stimmung (Interessenverlust,<br />

Affektverflachung, Apathie) Teil des pseudodepressiven Syndroms nach frontalen<br />

Läsionen (Kapitel 2.3.2) und stellt ein weiteres Handlungsdefizit dieser Patienten dar.<br />

Röhrenbach et al. (1991) konnten in ihrer Untersuchung zeigen, dass enge<br />

Zusammenhänge zwischen Negativsymptomatik und exekutiven Funktionsdefiziten nach<br />

Frontalhirnläsionen bestehen.<br />

Eine intakte Handlungssteuerung ist auf die schon beschriebene Nutzung von<br />

Kontextinformationen und Feedback angewiesen, die das Auftreten von Fehlverhalten<br />

verhindern. Die Überwachung und Korrektur ablaufender Handlungen erfordert von der<br />

handelnden Person, aufgetretene Fehler selbstständig zu erkennen und zu berücksichtigen.<br />

Wissenschaftler stellen die Frage, inwieweit diese Prozesse durch Frontalhirnverletzungen<br />

betroffen sind. Die scheinbar triviale Beziehung, dass auf die Fehlererkennung hin eine<br />

Nutzung dieser Information für die Verhaltenssteuerung folgt, muss in Frage gestellt<br />

werden, so dass der synonyme Gebrauch der Begriffe Fehlererkennung und<br />

Fehlernutzung nicht zulässig erscheint. Zu diesem Schluss kommen Konow und Pribram<br />

(1970) aufgrund ihres Befundes aus einer Folgeuntersuchung mit der von Luria et al.<br />

(1964) untersuchten Patientin, die Läsionen des linken Frontallappens aufweist. In dieser<br />

Untersuchung gelingt der Frau zwar das Erkennen eigener und fremder Fehler, diese aber<br />

aktiv zur Verhaltenssteuerung zu nutzen ist der Patientin nicht möglich. Das Wissen über<br />

die Fehler hat in diesem Fall keinen Einfluss auf die Handlung.<br />

Diese Beobachtung bekräftigt Untersuchungen, die finden, dass eine Nutzung relevanter<br />

Feedbackinformationen aus der Umwelt nach Frontalhirnläsionen erschwert sein kann<br />

(Cicerone et al., 1983).<br />

Im Handlungsverlauf müssen Reaktionen gegen konkurrierende Reize abgeschirmt<br />

werden, damit Abläufe ihren geplanten Fortgang nehmen und zum Erfolg führen. In<br />

wissenschaftlichen Untersuchungen wird die Interferenzneigung als Maß für die Fähigkeit<br />

herangezogen, diese Aufrechterhaltung von Handlungsabsichten trotz störender


Umweltreize zu realisieren. Incisa della Rocchetta und Milner (1993) erhoben die<br />

Interferenzneigung bei hirnverletzten Personen in einer Gedächtnisaufgabe beim Abruf<br />

des gelernten Materials nach Stichworten und ermittelten hier insbesondere eine<br />

Beeinträchtigung nach Läsionen des linken frontalen Lappens.<br />

Auch die im Abschnitt 3.4.8 beschriebene Reaktionsunterdrückung, die intuitive<br />

Reaktionen, Perseveration, Automatismen etc. unterbindet, ist Teil einer effektiven<br />

Handlungsüberwachung.<br />

4. Frontalhirntheorien<br />

Im folgenden Kapitel werden vier ausgewählte Theorien über die Funktion des<br />

Frontalhirns dargestellt, die Erklärungen für die nach Frontalhirnverletzungen<br />

auftretenden kognitiven Defizite liefern. Die Modelle unterscheiden sich in ihren<br />

Annahmen und Aussagen, sie profitieren aber zum Teil auch voneinander. Es handelt sich<br />

um die einflussreiche Theorie des SAS von Shallice und Norman (Shallice 1982; 1988),<br />

das Arbeitsgedächtnis-Modell von Baddeley (1986), die Kontexttheorie (z.B. Cohen &<br />

Servan-Schreiber, 1992; Schöttke, 2000) und ein nicht-psychologisches Modell der<br />

Wissensspeicherung von Grafman (1989).<br />

4.1 Die Frontalhirntheorie von Shallice und Norman<br />

Die Theorie von Shallice und Norman (Shallice, 1982; 1988) basiert auf der<br />

Unterscheidung von automatischen, unbewussten und aktiven, Aufmerksamkeit<br />

erfordernden Prozessen der Informationsverarbeitung, wobei letztere mit der Auswahl<br />

von adäquaten kognitiven Planungsprogrammen in Nicht-Routinesituationen die zentrale<br />

Funktion des Frontalhirns darstellen.<br />

Denken und Handeln hängen in dem Modell vom Ablauf hoch spezialisierter<br />

Routineprogramme (Schemata) ab, die überlernte Handlungsabläufe oder Fertigkeiten<br />

kontrollieren können, wie die Zubereitung eines Frühstücks, Autofahren oder das Finden<br />

des Weges von der Arbeit nach Hause. Ein Schema kann auf unterschiedliche Weise


aktiviert werden, beispielsweise durch wahrgenommene Situationsaspekte (Trigger) oder<br />

durch das Output anderer Schemata. Um in einer bestimmten Situation ein Ziel erreichen<br />

zu können, ist die Auswahl spezifischer, in einer Situation angemessener Schemata<br />

notwendig.<br />

Für diesen Selektionsprozess nehmen die Autoren zwei qualitativ unterschiedliche<br />

Prozesse an, Contention Scheduling (CS) und das Supervisory Attentional System (SAS).<br />

CS bezeichnet die automatische, direkte und durch Trigger aktivierte Selektion von<br />

geeigneten Schemata. Da in einer Situation potenziell sehr viele Routineprogramme<br />

angesprochen werden, besteht die Aufgabe des CS vorwiegend in der Hemmung<br />

inadäquater Schemata. Die Auswahl durch das CS ist schnell, jedoch unflexibel und reicht<br />

daher in schwierigen Situationen zum erfolgreichen Bewältigen von Aufgaben nicht aus.<br />

Das SAS ist ein generelles, hierarchisch übergeordnetes Planungsprogramm, das<br />

langsamer arbeitet, aber flexibel mit Schemata aller Hierarchieebenen und unabhängig<br />

von aktivierenden Triggern operieren kann. Es wird immer dann aktiviert, wenn ein<br />

Selektionsprozess über CS nicht zum angestrebten Ziel führt oder wenn für ein<br />

bestimmtes Problem kein geeignetes Schema vorhanden ist. Diese überwachende<br />

Tätigkeit des SAS ist nach Ansicht der Autoren die Funktion, die die Bedeutung der<br />

Frontallappen beim Bewältigen komplexer Probleme ausmacht. CS und SAS können<br />

unabhängig voneinander arbeiten. So kann das SAS mit der Verarbeitung anderer<br />

Informationen beschäftigt sein oder ruhen, während über CS Routinehandlungen gesteuert<br />

werden.<br />

Abbildung 4.1: Vereinfachte Darstellung von Informationsverarbeitungsprozessen<br />

nach dem Modell von Shallice und Norman (Shallice, 1982; 1988)<br />

Supervisory<br />

Attentional<br />

System<br />

Perceptual<br />

System<br />

Trigger Data<br />

Base<br />

Effector<br />

System


Schema<br />

Control<br />

Units<br />

Contention<br />

Scheduling<br />

In Abbildung 4.1 sind Informationsfluss und Handlungskontrollsysteme nach Shallice und<br />

Norman dargestellt. Pfeile symbolisieren aktivierendes Input, die gestrichelten Linien<br />

stellen die hemmende Funktion des CS dar. Beginnend mit sensorischem Input, das auf<br />

eine Basis von Trigger-Daten trifft, erfolgt die Auswahl adäquater Schemata über das<br />

schnelle Contention Scheduling bzw. über die kontrollierte Steuerung der<br />

Selektionsprozesse durch das Supervisory Attentional System in den Frontallappen. Ein<br />

Effektorsystem dient der Ausführung der aktivierten Handlungs- bzw.<br />

Gedankenschemata.<br />

Wenn das SAS die Auswahl von Schemata nicht überwacht, kann es durch einen starken<br />

Trigger auch bei gesunden Personen zur Ausführung einer Routinehandlung kommen, die<br />

in einer spezifischen Situation inadäquat ist. Es tritt ein sogenannter „capture error“ auf<br />

(Reason, 1979), ein Handlungsfehler, der sich mit Hilfe des vorliegenden Modells<br />

erklären und vorhersagen lässt.<br />

Neben normalen Handlungsfehlern sagt das Modell auch Defizite nach Verletzung der<br />

Frontallappen voraus und eignet sich zur Erklärung der nach solchen Läsionen<br />

auftretenden Auffälligkeiten. Funktionsbeeinträchtigungen des SAS sollten keine<br />

Leistungseinbußen in Routine-Situationen nach sich ziehen; das Modell sagt aber<br />

Schwierigkeiten im Umgang mit neuartigen Situationen und beim aktiven Planen voraus.<br />

Das Verhalten von Personen mit Frontalhirnschäden sollte durch die daraus resultierenden<br />

Funktionsbeeinträchtigungen des SAS durch eine generell verstärkte Tendenz, auf<br />

Umweltstimuli zu reagieren, gekennzeichnet sein, die mit einer Übernahme der<br />

Reaktionsauswahl durch das CS erklärt wird.


Eine Überprüfung der Aussagen des Modells ist insofern möglich, als Testaufgaben<br />

konstruiert werden können, die entweder die Leistung des CS oder des SAS fordern und<br />

eine selektive Beeinträchtigung von Frontalhirngeschädigten in Nicht-Routinesituationen<br />

(SAS) abbilden müssten. Die zu erwartenden Defizite entsprechen der klassischen Sicht<br />

von Dysfunktion des Frontalhirns (vgl. Luria, 1966; Stuss & Benson, 1984) und passen zu<br />

dem nach Frontalhirnläsionen beobachteten Störungsbild. Shallice (1982) entwickelte eine<br />

auf dem Turm von Hanoi-Test beruhende vereinfachte Aufgabe, den Turm von London,<br />

der durch die gestellten Planungsanforderungen als besonders sensitiv gegenüber<br />

Frontalhirnschäden gilt (Kapitel 5.2.2).<br />

Shallice und Normans Theorie hat andere Kognitions- und Gedächtnismodelle beeinflusst.<br />

Beispielsweise übernimmt Baddeley (1986) das SAS in seiner Theorie als einen<br />

Mechanismus der zentralen Kontrolle des Arbeitsgedächtnisses (Kapitel 4.2).<br />

In jüngeren Arbeiten präsentieren sich bei gesunden und klinischen Gruppen zum Teil<br />

Leistungsprofile in neuropsychologischen Tests, die Diskussionen über eine Unterteilung<br />

des SAS für unterschiedliche exekutive Anforderungen angeregt hat (Shallice & Burgess,<br />

1991; Van der Linden, Coyette & Seron, 1994; Letho, 1996). Die Sicht eines<br />

fraktionierten SAS wird durch faktorenanalytische Studien unterstützt, die keinen<br />

gemeinsamen Faktor zur Erklärung der Varianz von Leistungen in Tests zu<br />

unterschiedlichen exekutiven Funktionen ermitteln konnten (Levin, Culhane, Hartmann,<br />

Evankovich, Mattson, Harward, Ringholz, Ewing-Cobbs & Fletcher, 1991; Welsh,<br />

Pennington & Groisser, 1991).<br />

4.2 Arbeitsgedächtnis und Frontalhirnfunktionen<br />

Baddeley stellt die Beteiligung des Arbeitsgedächtnisses (working memory) in den<br />

Frontallappen an komplexen kognitiven Funktionen heraus (Baddeley & Hitch, 1994). Er<br />

sieht dieses Gedächtnissystem als ein System, mit dessen Hilfe mehrere Informationen<br />

gleichzeitig festgehalten und zueinander in Beziehung gesetzt werden können. Als die drei<br />

separaten, aber interagierenden Komponenten des Arbeitsgedächtnisses (AG) identifiziert<br />

Baddeley eine zentrale Kontrolle oder zentrale Exekutive (central executive) und zwei<br />

Sklavensysteme (phonological loop und visuo-spatial sketchpad) die das


Kurzzeitgedächtnis-System zur temporären Verarbeitung und Speicherung von<br />

Informationen konstituieren.<br />

Während in den Sklavensystemen akustische und visuelle bzw. räumliche Informationen<br />

gespeichert werden, kommt der modalitätsfreien zentralen Exekutive eine herausragende<br />

Bedeutung bei der Steuerung der Sklavensysteme und bei der Kontrolle der<br />

Informationsübertragung zwischen anderen Teilen des kognitiven Systems zu. Die<br />

zentrale Exekutive ist die komplexeste und bisher am wenigsten verstandene Komponente<br />

des AG-Modells. Zur Verdeutlichung der Funktionsweise dieser Instanz greift Baddeley<br />

das Modell der Aufmerksamkeitskontrolle durch das Supervisory Attentional System<br />

(SAS) von Shallice und Norman auf (Kapitel 4.1).<br />

Die im Anschluss an Frontalhirnläsionen auftretenden kognitiven, verhaltensbezogenen<br />

und psychopathologischen Symptome (Positiv- und Negativsymptomatik) werden auch<br />

auf eine Beeinträchtigung der Arbeitsgedächtnisfunktion in den Frontallappen<br />

zurückgeführt, ebenso wie für Symptome der Schizophrenie präfrontale Dysfunktionen<br />

und eine Minderung der Tätigkeit des Arbeitsgedächtnisses verantwortlich gemacht<br />

werden (Goldman-Rakic & Selemon, 1997).<br />

Erste Hinweise deuten auf eine Lokalisation des AG in den Frontallappen hin (Baddeley<br />

& Wilson, 1988; Goldman-Rakic & Friedman, 1991; Petrides, 1994; Berman, Ostrem,<br />

Randolph, Gold, Goldberg, Coppola, Carson, Herscovitch und Weinberger, 1995), jedoch<br />

werden nicht in allen Aufgaben zur Prüfung dieses Gedächtnissystems bei Patienten mit<br />

Frontalhirnläsionen Beeinträchtigungen deutlich (Frisk & Milner, 1990). Es besteht<br />

darüber hinaus kein Konsens über die konstituierenden Eigenschaften eines Tests zur<br />

Erfassung von AG-Funktionen. Gebräuchliche Verfahren sind einfache und komplexe<br />

Tests der AG-Spannne sowie andere Tests, die auf Verarbeitungsaspekte des AG abzielen<br />

(Letho, 1996). Stuss et al. (1994) berichten Untersuchungsergebnisse verschiedener<br />

Autoren zur AG-Funktion, die auf Leistungen frontalhirnlädierter Patienten in Delayed-<br />

Response und Delayed-Alternation-Aufgaben beruhen.<br />

Eine Erweiterung der Arbeitsgedächtnis-Theorie stellt die bereits genannte Annahme einer<br />

vermuteten Fraktionierung der zentralen Exekutive dar (Letho, 1996). Kritische<br />

Anmerkungen, die die Notwendigkeit einer zentralen Kontrolle für komplex organisiertes<br />

Verhalten im Arbeitsgedächtnis anzweifeln und gegensätzliche Befunde berichten,


stammen aus nicht-neuropsychologischen Disziplinen und stützen sich vorwiegend auf<br />

Computersimulationen oder Tierversuche (Kimberg & Farah, 1993).<br />

Für weitere Informationen zur Arbeitsgedächtnis-Theorie wird auf die Veröffentlichungen<br />

Baddeleys verwiesen (vgl. oben genannte Quellen).<br />

4.3 Kontexttheorie<br />

Die Verarbeitung von Kontextinformationen wird als eine zentrale Funktion des<br />

Arbeitsgedächtnisses gesehen (Cohen, Barch, Carter & Servan-Schreiber, 1999). Eine in<br />

diesem Abschnitt als „Kontexttheorie“ vorgestellte Theorie bringt eine Störung der<br />

Bildung und Aufrechterhaltung der internalen Repräsentation von Kontextinformationen<br />

mit Defiziten in verschiedenen kognitiven Leistungsbereichen in Zusammenhang. Sie<br />

wird insbesondere von der Forschungsgruppe um Cohen vertreten (Cohen & Servan-<br />

Schreiber, 1992; Cohen et al., 1999). Die Autoren verstehen kontextuelle Information als<br />

diejenigen Informationen, die aktiv im Gedächtnis behalten werden müssen, um zur<br />

Vermittlung aufgabenangemessener Verhaltensweisen beizutragen.<br />

Die ursprünglich aus der Schizophrenieforschung stammende Hypothese der gestörten<br />

Verarbeitung der Kontextinformation besitzt vor allem für Störungen der<br />

Problemlösefähigkeit, der selektiven Aufmerksamkeit und Störungen des sprachlichen<br />

Diskurs Gültigkeit (Schöttke, 1994). Die Theorie sagt in diesen Bereichen<br />

Leistungsdefizite voraus, wenn die Unterdrückung automatisierter Verhaltensweisen<br />

gefordert wird, um aufgabenrelevante Verhaltensweisen, die weniger stark assoziiert sind,<br />

vorrangig auszuführen.<br />

Dass die Verwendung der Kontextinformation für diesem Zusammenhang relevant ist,<br />

wird durch Ergebnisse von Cohen et al. (1999) gestützt, die Computermodelle zur<br />

Verarbeitung von Informationen bei der Bewältigung kognitiver Aufgaben entwickelten<br />

und durch gezielte Manipulation einzelner informationsverarbeitender Elemente gestörtes


Verhalten bei Patienten simulierten. Die empirische Testung der daraus abgeleiteten<br />

Vorhersagen über spezifische Muster von Defiziten nach Ausschaltung der<br />

Kontextinformation veranlassen die Autoren zu der Aussage, ein generelles Defizit<br />

(Kontextverarbeitungsstörung) sei stärker als eine Störung in einem spezifischen<br />

Mechanismus für die bei der Schizophrenie beobachteten kognitiven Beeinträchtigungen<br />

verantwortlich.<br />

Kontexttheoretische Annahmen besitzen in Anbetracht der Ähnlichkeiten der<br />

Leistungsauffälligkeiten schizophrener und hirngeschädigter Patienten auch im<br />

Zusammenhang mit den nach Frontalhirnschäden auftretenden kognitiven Störungen<br />

Relevanz. Diese angenommene Verbindung trägt der neuropsychologischen<br />

Schizophrenieforschung Rechnung, die schizophrene Symptome zunehmend mit<br />

Dysfunktion der Frontallappen in Zusammenhang sieht (Goldman-Rakic & Selemon,<br />

1997).<br />

Dass es durch einen verminderten Einfluss der Kontextinformation und eine daraus<br />

folgende Dominanz der Reaktionsauswahl durch automatisierte Routinen in<br />

neuropsychologischen Tests, z.B. Turm von Hanoi, vermehrt zu Regelverstößen kommt,<br />

zeigt Schöttke (2000). In der Untersuchung begehen die hirngeschädigten Patienten mehr<br />

Regelverstöße als die Kontrollgruppe, was eine eingeschränkte Beachtung der<br />

Kontextinformation indiziert. Ebenso weisen Hirngeschädigte längere Lösungszeiten auf,<br />

während sich die Anzahlen der Züge nicht unterscheiden.<br />

Eine getrennte Analyse nach Lokalisation der Hirnschädigung ergibt zwischen den<br />

klinischen Gruppen keine Unterschiede bezüglich der Problemlöseindikatoren (Zugzahlen<br />

und Zeiten), zeigt aber differentielle Unterschiede in der Beachtung der<br />

Kontextinformation, wobei die Gruppen mit multiplen Läsionen, links-frontalen Läsionen<br />

und bifrontalen Läsionen am häufigsten Regelverletzungen aufweisen.<br />

Dieser Befund spricht für die Notwendigkeit getrennter Analysen der beiden<br />

Problemlöseindikatoren und der Regelverstöße (Indikator des Arbeitsgedächtnisses) beim<br />

Turm von Hanoi und ähnlichen Operationalisierungen (z.B. Turm von London), um die<br />

Kontextstörung separat von der Planungsstörung erfassen zu können. Die berichteten<br />

Ergebnisse von Schöttke (2000) lassen eine Interpretation des Verhaltens im TvH in<br />

Richtung einer fehlerhaften Reaktionsauswahl aufgrund der läsionsbedingt fehlenden<br />

Berücksichtigung von Kontextinformation im Arbeitsgedächtnis nach links-frontalen<br />

Läsionen zu. Vor diesem Hintergrund werden auch andere kognitive Defizite und


Verhaltensauffälligkeiten bei Frontalhirnläsionen und Schizophrenie durch die<br />

Ausschaltung der Kontextinformation erklärt.<br />

4.4 Grafmans Modell der Managerial Knowledge Units<br />

Die Theorie Grafmans ist ein Versuch, die kognitive Architektur des im präfrontalen<br />

Cortex gespeicherten Wissens aufzudecken, um daraus überprüfbare Vorhersagen über<br />

Defizite nach Schädigung der Frontallappen abzuleiten (Grafman, 1989; 1994). Zu diesem<br />

Zweck greift er Ansichten der Kognitionswissenschaften über die Speicherung von<br />

Ereignissen im menschlichen Gedächtnis auf. Während kognitionswissenschaftliche<br />

Ansätze von einer Speicherung in Form von Schemata, Skripten oder<br />

Handlungsgrammatiken sprechen, die jeweils unterschiedliche Bezeichnungen für einen<br />

zusammengefassten Satz von Ereignissen, Begriffen, Handlungen oder<br />

Bewegungsabfolgen sind, bezeichnet Grafman diese mentale Repräsentation als<br />

Structured Event Complex (SEC). Die Grundlage seiner Theorie bildet die sogenannte<br />

Managerial Knowledge Unit (MKU), ein spezieller SEC, der insbesondere an exekutiven<br />

Planungsprozessen, sozialem Verhalten und Wissensmanagement beteiligt ist. MKUs und<br />

andere angrenzende, primitivere SECs sind im präfrontalen Cortex gespeichert. Sie stellen<br />

prinzipielle Informationseinheiten dar, die dafür sorgen, dass größere konzeptuelle<br />

Einheiten abgerufen werden können (Röhrenbach & Markowitsch, 1997).<br />

Grafman (1989; 1994) schlägt eine hierarchische Anordnung der MKUs von abstrakt bis<br />

konkret im erwachsenen menschlichen Gehirn vor. An der Spitze der Hierarchie stehen<br />

abstrakte MKUs, die lediglich prinzipielle Abfolgen von Verhaltensweisen mit Beginn,<br />

Zielen, Handlungen und Abschluss repräsentieren. Sie repräsentieren noch keine<br />

spezifischen Aktivitäten. Eine Stufe darunter befinden sich die kontextfreien MKUs, die<br />

spezifische aber kontextunabhängige Verhaltensweisen repräsentieren, zum Beispiel ein<br />

Schema für das Essen einer Mahlzeit. Darauf folgen kontextabhängige MKUs, die<br />

spezifische Kontexte für ein Verhalten repräsentieren, wie das Essen einer Mahlzeit in<br />

einem Restaurant. Eine Stufe darunter sind konkretere episodische MKUs mit<br />

Repräsentationen zeitlicher und örtlicher Verhältnisse angesiedelt. Im Beispiel<br />

entsprechen diese einem Schema der Abfolge von Verhaltensweisen bei einem<br />

Mittagessen in einem ganz bestimmten Restaurant. Weiter unten in der Hierarchie


efinden sich entwicklungsabhängige Vorläufer der MKUs, die Repräsentationen von<br />

Regeln (z.B. sich im Restaurant vom Kellner einen Tisch zuweisen lassen), Prozeduren<br />

(z.B. Schemata der Benutzung von Messer und Gabel) und Fertigkeiten (z.B. Schema des<br />

präzisen Zerlegens eines Truthahns) umfassen.<br />

Weitere Annahmen im Modell von Grafman sagen aus, dass sich die Repräsentationen<br />

von unten nach oben entwickeln (bottom-up), d.h. die abstrakten und kontextfreien MKUs<br />

bilden sich erst auf der Grundlage entstandener episodischer und kontextabhängiger<br />

MKUs. Zusätzlich enthalten die Repräsentationen redundante Informationen, so dass<br />

einfache Verhaltensweisen oder Verhaltenssegmente erhalten bleiben, auch wenn der<br />

Zugriff auf eine MKU nicht erfolgen kann.<br />

Die Aktivierung einer MKU erfolgt Grafmans Ausführungen nach durch ein System mit<br />

sowohl impliziten, automatischen Steuerungselementen, als auch mit expliziten,<br />

aufmerksamkeitsgesteuerten Handlungskontrollprozessen, wie es von Norman und<br />

Shallice (Shallice, 1988) vorgeschlagen wurde (siehe Kapitel 4.1). MKUs weisen<br />

verschiedene Aktivierbarkeiten auf. Selten genutzte (konkrete) Schemata besitzen höhere<br />

Schwellen zur Aktivierung als häufig aktivierte (abstrakte) und erfordern daher eine<br />

bewusstere Steuerung, während für die Ausführung von Handlungen auf der Grundlage<br />

niedrigschwelliger MKUs unter Umständen schon bestimmte Kontextstimuli aktivierend<br />

sind.<br />

Zu einem Zeitpunkt können mehrere hierarchisch unterschiedliche MKUs parallel<br />

aktiviert sein, wobei die assoziativen Verbindungen zwischen MKUs die Ausbreitung der<br />

Aktivität bestimmen. MKUs, die einen starken Bezug zu einer aktivierten MKU<br />

aufweisen, werden eher aktiviert als MKUs ohne direkten Bezug. Beispielsweise aktiviert<br />

ein Essen zu Hause mit größerer Wahrscheinlichkeit gespeichertes Wissen über die<br />

persönlichen Essgewohnheiten, familiäre Beziehungen oder die nach dem Essen zu<br />

erledigenden Aufgaben als Wissen über das Schreiben einer Diplomarbeit.<br />

Störungen exekutiver Funktionen im Anschluss an präfrontale Läsionen führt Grafman<br />

auf eine Zerstörung der kognitiven Architektur der MKUs zurück. Er postuliert, dass<br />

durch eine Unterbrechung der Assoziationen zwischen verwandten MKUs eine<br />

eingeschränkte Aktivierungsausbreitung resultiert, was sich unter anderem in<br />

Verhaltensdefiziten in sozialen Situationen, beeinträchtigter Aufmerksamkeitssteuerung


und im assoziativen Denken äußern würde, da nicht alle in einem Kontext relevanten<br />

Schemata aktiviert werden.<br />

Anders als das Modell von Shallice und Norman (Shallice, 1988; Kapitel 4.1) sagt<br />

Grafmans Modell Defizite in Routine- und in Nicht-Routinesituationen voraus, da die<br />

MKUs das Wissen über Handlungsfolgen in beiden Situationen repräsentieren.<br />

Aus den Annahmen über die Informationsinhalte der MKUs auf einem hierarchischen<br />

Niveau leitet Grafman unterschiedliche Defizite ab, die nach Läsion der Frontallappen<br />

und Schädigung spezifischer MKU-Gruppen (episodisch, kontextfrei, kontextabhängig,<br />

abstrakt) zu erwarten sind. Durch die Möglichkeit der experimentellen Überprüfung der<br />

Voraussagen des Modells mit traditionellen neurposychologischen Tests ist der Beitrag<br />

Grafmans ein Fortschritt im Vergleich zu vorherigen Beschreibungen von Funktionen<br />

und Störungen des Frontalhirns. Auch besitzt es Erklärungswert für verschiedene<br />

kognitive Auffälligkeiten nach Frontalhirnschädigung (Godbout & Doyon, 1995). Die von<br />

Grafman postulierte kognitive Architektur von Kenntniseinheiten und Wissenselementen<br />

und deren Funktionieren bietet eine Grundlage für die Weiterentwicklung des<br />

Verständnisses der Natur der Informationsspeicherung in den Frontallappen und besitzt<br />

möglicherweise Relevanz für Interventionen im Rahmen der neuropsychologischen<br />

Rehabilitation.<br />

Über die bisherigen Ausführungen hinausgehende Beschreibungen der Theorie Grafmans<br />

und andere nicht-psychologische Theorien der Funktion des Frontalhirns sind z.B. in<br />

Röhrenbach und Markowitsch (1997) oder Grafman (1989; 1994) zu finden.<br />

5. Befunde neuropsychologischer Studien über<br />

exekutive Funktionsstörungen:<br />

Kategorisieren, Planen und Psychopathologie<br />

nach frontaler Hirnschädigung


Es werden vier neuropsychologische Tests vorgestellt. Im Einzelnen handelt es sich um<br />

den Kartensortiertest WCST (Wisconsin Card Sorting Test; Grant & Berg, 1948), zwei<br />

Planungstests (Turm von Hanoi; Klix & Rautenstrauch-Goede, 1967; Turm von London;<br />

Shallice, 1982) und die DEX-Fragebögen (Fragebögen zum dysexekutiven Syndrom;<br />

Wilson, Alderman, Burgess, Emslie & Evans, 2000) aus der Testbatterie BADS<br />

(Behavioural Assessment of the Dysexecutive Syndrome; Wilson et al., 2000).<br />

Unter Bezugnahme auf das jeweilige Verfahren werden im Anschluss<br />

Forschungsergebnisse zum Kategorisieren und Planen nach frontaler Hirnschädigung<br />

berichtet und zusammenhängend ausgewertet.<br />

5.1 Der Wisconsin Card Sorting Test<br />

In der Standardversion des Wisconsin Card Sorting Tests (WCST; Heaton, Chelune,<br />

Talley, Kay & Curtiss, 1993) müssen 128 Antwortkarten vier Zielkarten zugeordnet<br />

werden. Jede Antwort- und Zielkarte ist durch drei Merkmale charakterisiert: Anzahl der<br />

abgebildeten Elemente (eins bis vier), Form (Kreis, Dreieck, Kreuz, Stern) und Farbe (rot,<br />

grün, gelb, blau). Das Kriterium der Zuordnung wird dem Probanden nicht mitgeteilt, so<br />

dass er es im Verlauf seiner Zuordnungen aus den Rückmeldungen des<br />

Untersuchungsleiters („richtig“ bzw. „falsch“) erschließen muss. Die Sortierregel ändert<br />

sich ohne Ankündigung nach zehn aufeinanderfolgenden richtigen Zuordnungen und muss<br />

vom Probanden jeweils neu erkannt werden. Der Test ist beendet, wenn der Proband sechs<br />

Kategorien beendet hat bzw. wenn alle 128 Karten zugeordnet wurden.<br />

Ausgewertet werden üblicherweise die Anzahl der korrekten Zuordnungen, perseverative<br />

Fehler und beendete Kategorien. Darüber hinaus können eine Reihe weiterer Testscores<br />

berechnet und für die Auswertung herangezogen werden, die dem Testmanual (Heaton et<br />

al., 1993) zu entnehmen sind.<br />

Die Bewertung der WCST-Leistung stützt sich auf Vergleichswerte einer<br />

Normierungsstichprobe aus den USA, die aus insgesamt 899 hirngesunden Personen im<br />

Alter zwischen 6;6 und 89 Jahren besteht. Es werden nach Alter und Schulbildung<br />

differenzierte Normen angegeben.<br />

5.1.1 Bedeutung und Einsatz des WCST


Die erfolgreiche Bewältigung der Sortieraufgabe erfordert vom Probanden das Bilden von<br />

Kategorien, sowie die Beibehaltung und den Wechsel der Konzepte (Sortierregeln) auf der<br />

Basis von Feedback. Während die erste Version des WCST von Berg (1948) und eine<br />

frühe Variation von Grant und Berg (1948) ursprünglich als Verfahren zur Erfassung des<br />

abstrakten Denkens und der geistigen Flexibilität bei hirngesunden Erwachsenen<br />

entwickelt wurden, zeigte sich im Verlauf weiterer Forschung zu Auswirkungen<br />

bestimmter Charakteristika des WCST auf Testleistungen und durch die Untersuchung<br />

personengruppenspezifischer Leistungen die Sensitivität des WCST für Verletzungen des<br />

Frontalhirns (Heaton et al., 1993). Der Test wird heute weltweit in der<br />

Entwicklungspsychologie, in der klinischen Neuropsychologie und in der Psychiatrie als<br />

Test für exekutive Funktionen verwendet und kommt insbesondere im Rahmen der<br />

Diagnostik von Stirnhirnfunktionen zum Einsatz.<br />

Die Autoren der überarbeiteten und erweiterten Standardversion des Tests (Heaton et al.,<br />

1993) bewerten den WCST insgesamt als reliables und valides Instrument zur Erfassung<br />

exekutiver Funktionen in diversen neurologisch auffälligen Populationen. Befunde aus<br />

Studien mit physiologischen Parametern und neuropsychologische Untersuchungen<br />

belegen die Sensitivität des WCST für Frontallappendysfunktionen, wohingegen die<br />

Spezifität des Tests für Hirnschäden mit Lokalisation im Frontalbereich aufgrund<br />

widersprüchlicher Befunde weniger gut belegt ist (vgl. Anderson, Damasio, Dallas Jones<br />

& Tranel, 1991).<br />

5.1.2 Zerebrale Aktivierung beim WCST<br />

Verschiedene Untersuchungen geben durch die eingesetzten bildgebenden Verfahren<br />

Aufschluss über die lokale Gehirnaktivität während der Bearbeitung des WCST. Mittels PET<br />

und SPECT wird ein bedeutsamer Aktivierungsanstieg in den Frontallappen gemessen,<br />

insbesondere im dorsolateralen präfrontalen Cortex (Berman et al., 1995; Nagahama,<br />

Fukuyama, Yamauchi, Matsuzaki, Konishi, Shibasaki & Kimutra, 1996). Neben der frontalen<br />

Aktivierung ist auch in anderen Cortexbereichen ein Anstieg zu verzeichnen, was die<br />

Beteiligung eines komplexen cortikalen Netzwerkes bei der Ausführung des WCST nahe legt<br />

(Berman et al., 1995).


In unterschiedlichen Phasen des WCST sind möglicherweise jeweils unterschiedliche<br />

frontale Mechanismen aktiv. Dies konnte in Studien mit evozierten Potentialen für Shiftund<br />

non-Shift-Trials nachgewiesen werden (Barcelo, Sanz, Molina & Rubia, 1997).<br />

Eine sonografische Untersuchung von Schuepbach, Merlo, Goenner, Staikov, Mattle,<br />

Dierks und Brenner (2002) gibt durch eine Steigerung der Blutflussgeschwindigkeit in der<br />

linken Arteria Media Cerebri Hinweise auf Dominanz der linken Hemisphäre bei der<br />

Bearbeitung präfrontaler Tests (WCST und Turm von Hanoi).<br />

5.1.3 Kategorisieren nach Frontalhirnschädigung mit dem WCST<br />

Im Folgenden sollen 12 neuropsychologische Untersuchungen zur WCST-Leistung von<br />

Patienten mit Frontalhirnschädigung dargestellt werden (Tabelle 5.1). Es werden nur<br />

Studien berichtet, die Leistungen frontalhirngeschädigter Gruppen im WCST mit den<br />

Leistungen anderer klinischer Populationen oder gesunden Kontrollgruppen vergleichen.<br />

Folgende Informationen finden sich in der Tabelle: Autor (-en), Jahr der Untersuchung,<br />

Zusammensetzung der untersuchten Stichprobe hinsichtlich Lokalisation der Läsion,<br />

Ätiologie und verstrichener Zeit seit dem schädigenden Ereignis, erhobene Messwerte und<br />

Ergebnisse. Die Untersuchungen stammen aus der Zeit von 1974 bis 2002.<br />

Tabelle 5.1:<br />

Befunde zur WCST-Leistung frontalhirngeschädigter Stichproben im<br />

Vergleich mit anderen klinischen und gesunden Kontrollgruppen (1974-<br />

2002)<br />

Autor, Jahr Stichprobe WCST-Maße Ergebnis<br />

1. Drewe<br />

(1974)<br />

Läsion:<br />

22 Pat.: links-frontal (LF)<br />

20 Pat.: rechts-frontal (RF)<br />

20 Pat.: links-nonfrontal (LNF)<br />

23 Pat.: rechts-nonfrontal (RNF)<br />

Ätiologie: Tumor, Lobektomie, SHT, Hämatom<br />

u.a.<br />

Dauer seit Ereignis: LF Ø 2.87 Jahre, RF Ø 3.61,<br />

Richtige (total)<br />

Fehler (total)<br />

perseverative Fehler<br />

nonpersev. Fehler<br />

Anz. 0-Zuordnungen<br />

erreichte Kategorien<br />

Anz. Sortierungen in<br />

der am häufigsten<br />

gewählten Kategorie<br />

Frontale schlechter<br />

als Nonfrontale<br />

(LNF+RNF) bzgl.:<br />

persev. Fehler,<br />

erreichte Kateg.,<br />

Richtige (total),<br />

Anz. Sortierungen<br />

in häufigster Kat.<br />

(jeweils p


Autor, Jahr Stichprobe WCST-Maße Ergebnis<br />

LNF Ø 3.39, RNF Ø 3.98; Range 1-52 Monate<br />

LF meist<br />

schlechtere Werte<br />

als RF;<br />

RF meiste persev.<br />

Fehler (Median);<br />

medial-frontal<br />

besonders mit<br />

schlechter Leistung<br />

assoziiert (nicht<br />

dorsolateraler PFC)<br />

2. Heaton<br />

(1981)<br />

Läsion:<br />

43 Pat.: Frontalhirn (F)<br />

36 Pat.: Frontalhirn plus andere Regionen (F+)<br />

35 Pat.: nonfrontal (NF)<br />

94 Pat.: diffus (D)<br />

150 Pers.: Gesunde (KG)<br />

Ätiologie: SHT, Tumor, Hydrozephalus,<br />

Encephalitis/Meningitis, Schlaganfall, Abszess,<br />

degenerative Erkrankungen u.a.<br />

Dauer seit Ereignis: unbekannt<br />

Fehler (total)<br />

perseverative Fehler<br />

persev. Fehler (%)<br />

perseverative Antw.<br />

Konzeptantw. (%)<br />

nonpersev. Fehler<br />

erreichte Kategorien<br />

Versuche 1. Kateg.<br />

“Learning to Learn”<br />

Failure to Maintain<br />

Set<br />

F, F+, D und NF<br />

zusammen in allen<br />

Maßen außer<br />

Failure to Maintain<br />

Set schlechter als<br />

KG (p=?);<br />

F schlechter als NF<br />

bzgl.<br />

Fehler (total),<br />

persev. Fehler,<br />

persev. Fehler %,<br />

persev. Antworten,<br />

Konzeptantw. (%)<br />

(p=?);<br />

D haben ähnliche<br />

Werte wie F<br />

3. Stuss,<br />

Benson,<br />

Kaplan, Weir,<br />

Naeser, Liebermann<br />

& Ferrill<br />

(1983)<br />

Diagnose/Läsion:<br />

5 leukotomisierte Schizophrene, Besserung: gut<br />

5 leukotom. Schizophrene, Besserung: moderat<br />

6 leukotom. Schizophrene, Besserung: keine<br />

5 nicht-leukotomisierte Schizophrene<br />

5 gesunde Kontrollen (KG)<br />

Dauer seit Eingriff: 25 Jahre<br />

Richtige (total)<br />

erreichte Kategorien<br />

getrennte<br />

Auswertung für<br />

1. und 2. Hälfte<br />

1. Hälfte und<br />

Gesamttest keine<br />

Unterschiede<br />

2. Hälfte: KG mehr<br />

Kategorien und<br />

Richtige als alle<br />

leukotomisierten<br />

Gruppen (p=.05)<br />

4. Crockett,<br />

Bilsker,<br />

Hurwitz &<br />

Kozak (1986)<br />

Diagnose/Läsion:<br />

Gesamt: 83 Neuropsychiatrische Patienten,<br />

davon<br />

18 mit Frontallappendysfunktion (F)<br />

22 mit Dysfunktionen anderer Hirnbereiche (NF)<br />

43 ohne nachweisbare Hirnschädigung (PS)<br />

Dauer seit Erkrankung: nicht bekannt<br />

erreichte Kategorien<br />

Fehler (total)<br />

perseverative Fehler<br />

Bei Kontrolle von<br />

Alter, Ausbildung<br />

und IQ keine<br />

Unterschiede der 3<br />

Gruppen,<br />

tendenziell haben F<br />

die schlechtesten<br />

Werte, dann NF<br />

und PS;<br />

F und NF haben<br />

zusammen<br />

schlechtere Werte<br />

als PS (p


Autor, Jahr Stichprobe WCST-Maße Ergebnis<br />

Bryer (1986)<br />

1 Frau mit bilateraler frontaler Atrophie (orbital<br />

und dorsolateral)<br />

Ätiologie: Enzephalitis<br />

Dauer seit Ereignis: ca. 20 Jahre<br />

endete den WCST<br />

erfolgreich nach<br />

64 Karten, machte<br />

nur 8 Fehler,<br />

konnte spontan<br />

korrekte<br />

Sortierregel nennen<br />

6. Janowsky,<br />

Shimamura,<br />

Kritchevsky &<br />

Squire (1989)<br />

Diagnose/Läsion:<br />

7 Pat.: Frontallappen, keine Amnesie (F)<br />

7 Pat.: Korsakoff Syndrom (K)<br />

6 Pat.: Alkoholiker, keine Amnesie (Al)<br />

5 Pat.: Amnesie, keine Alkoholiker (Am)<br />

11 Pers.: Gesunde (KG)<br />

Ätiologie: Abszess, Schlaganfall,<br />

Neurofibromatose<br />

persev. Fehler (%)<br />

erreichte Kategorien<br />

F erreichten<br />

tendenziell weniger<br />

Kategorien als KG<br />

(n.s.) und hatten<br />

einen größeren<br />

Anteil<br />

perseverative<br />

Fehler (p=?)<br />

Dauer seit Ereignis: 3-38 Jahre<br />

7. Grafman,<br />

Jonas &<br />

Salazar (1990)<br />

Läsion:<br />

126 Pat.: Frontalhirn (F)<br />

112 Pat.: Frontalhirn plus andere Bereiche (F+)<br />

183 Pat.: nonfrontal (NF)<br />

84 Pers.: Gesunde (KG)<br />

Ätiologie: Schussverletzungen<br />

Dauer seit Ereignis: ≥ 15 Jahre<br />

perseverative Fehler<br />

erreichte Kategorien<br />

kein Unterschied<br />

von F und NF;<br />

F, F+ und NF<br />

erreichen weniger<br />

Kateg. und machen<br />

mehr perseverative<br />

Fehler als KG<br />

(p


Autor, Jahr Stichprobe WCST-Maße Ergebnis<br />

10. Eslinger &<br />

Grattan (1993)<br />

Läsion:<br />

10 Pat.: Frontallappen (F)<br />

10 Pat.: Basalganglien (BG)<br />

10 Pat.: Posteriore Rindenareale (P)<br />

10 Pers.: Gesunde (KG)<br />

perseverative Fehler<br />

F begehen mehr<br />

perseverative<br />

Fehler als P<br />

(p


Forderung gibt den WCST als einen Test der Kategorisierungsfähigkeit aus, der eine<br />

weniger eindeutige Beziehung zu den Frontallappen aufweist, als bisher angenommen<br />

wurde. Die Frontalhirnsensitivität des WCST kann aufgrund der hier berichteten<br />

Ergebnisse somit nicht grundsätzlich bestätigt werden.<br />

Trotz dieser Einschränkung kann weiterhin gelten, dass fokale Schädigungen der<br />

Frontallappen mit größerer Wahrscheinlichkeit mit beeinträchtigter WCST-Leistung<br />

verbunden sind als nicht-frontale Läsionen, da bei mehreren Messwerten recht zuverlässig<br />

eine geringere Leistungsfähigkeit der frontalhirngeschädigten Gruppe gegenüber den<br />

anderen klinischen oder nicht-klinischen Gruppen gefunden wird. Es lassen sich WCST-<br />

Maße identifizieren, die besonders häufig signifikant zwischen den Gruppen<br />

differenzieren und denen aus diesem Grund eine besondere Bedeutung zukommt. Im<br />

Einzelnen sind dies die Anzahl perseverativer Fehler, Anzahl beendeter Kategorien und<br />

Anzahl richtiger Zuordnungen. In der Untersuchung von Heaton (1981; 2.) werden bei<br />

einem Cut-off-Score von 18 durch die perseverativen Antworten immerhin 74% der<br />

hirngeschädigten Patienten und 72% der gesunden Kontrollen richtig klassifiziert. Er hebt<br />

daher die perseverativen Antworten als aussagekräftigsten Wert des WCST hervor.<br />

Die Rolle weiterer an den Anforderungen des WCST beteiligter Hirnstrukturen, z.B. die<br />

Funktion der Basalganglien, tritt anhand der Ergebnisse von Eslinger und Grattan (1993;<br />

10.) in den Vordergrund. Die Untersuchung betont einerseits die Komplexität der<br />

ablaufenden kognitiven Prozesse bei der Testbearbeitung, stellt gleichzeitig aber auch die<br />

Spezifität des Tests für frontale Verletzungen in Frage, da die Leistung von Patienten mit<br />

Schädigungen im Bereich der Basalganglien mit der Leistung von frontalhirngeschädigten<br />

Patienten vergleichbar ist.<br />

Die Heterogenität der Ergebnisse geht neben der unterschiedlichen Güte der Messwerte wohl<br />

auch auf die mangelnde Vergleichbarkeit der Untersuchungen zurück, die unter anderem<br />

durch Unterschiede der Stichproben gegeben ist, wie unterschiedliche Ätiologien und<br />

unterschiedliche Zeiträume zwischen Ereignis und Untersuchung. Uneinheitlichkeiten in<br />

diesen Punkten kommen sowohl zwischen als auch innerhalb der Studien vor. Auch die<br />

Verwendung unterschiedlicher Versionen des WCST (z.B. von Nelson, 1976) erschwert einen<br />

Vergleich der Ergebnisse.<br />

Die Stichproben setzen sich aus Patienten zusammen, die meist durch verschiedenste<br />

Ätiologien strukturelle Schäden der Frontallappen aufweisen. Kommt dies innerhalb einer<br />

Studie vor, können möglicherweise vorhandene Effekte durch die uneinheitliche<br />

Stichprobenzusammensetzung übersehen worden sein, wenn nicht bekannt ist, ob die


Läsionsursache (Schlaganfall, Schädelhirntrauma, Entzündung u.s.w.) neben dem<br />

Läsionsort Auswirkungen auf die Leistung hat.<br />

Unterscheiden sich die Ätiologien der Schäden zwischen Untersuchungen, können sich<br />

widersprechende Ergebnisse nicht den Eigenschaften des Tests zugeschrieben werden.<br />

Die jeweiligen Ergebnisse lassen dann keine allgemeinen Aussagen über die Leistung<br />

frontalhirngeschädigter Patienten zu, sondern können nur im Rahmen ihres eigenen<br />

Gültigkeitsbereichs interpretiert werden.<br />

Eine andere mögliche Erklärung der unbefriedigenden Ergebnisse ist eine Besserung der<br />

Symptome durch den relativ langen Zeitraum zwischen Erkrankung und Untersuchung.<br />

Die zeitliche Entfernung zum schädigenden Ereignis stellt insofern einen relevanten<br />

Faktor dar, als vermutet werden kann, dass sich mit verstreichender Zeit eine substanzielle<br />

Besserung der akuten Effekte der Läsion einstellt (vgl. Rosvold, 1964; Anderson et al.,<br />

1991; 10.). Dafür sprechen die Untersuchungen mit Patienten, deren Läsionen schon<br />

Monate oder Jahre zurückliegen und die keine signifikanten Ergebnisse hinsichtlich der<br />

WCST-Leistung erbringen (z.B. Stuss et al., 1983; 3.). Chronische<br />

Frontalhirnverletzungen eignen sich in Anbetracht dieses Befundes nur bedingt, um die<br />

durch die Läsion entstandenen Funktionsbeeinträchtigungen zu untersuchen. Dem stehen<br />

Gruppenunterschiede einzelner Messwerte gegenüber, die trotz lange zurückliegendem<br />

Läsionsereignis signifikant sind (z.B. Janowsky et al., 1989; 6.).<br />

Aufgrund der genannten Unstimmigkeiten sind weitere Untersuchungen mit dem WCST<br />

erforderlich, die seine Eignung als diagnostisches Instrument von Frontalhirnschäden und<br />

Kategorisierungsdefiziten prüfen. Bei der Stichprobenwahl zur Untersuchung von<br />

Frontalhirnschäden sind die Faktoren Ätiologie der Schädigung und Zeitdauer seit<br />

Läsionsereignis möglichst zu kontrollieren und bei der Interpretation zu berücksichtigen.<br />

Weiterhin besteht die Frage nach Korrelationen zwischen Leistungen im Kartensortiertest<br />

und weiteren Tests, die den Fokus auf andere Aspekte exekutiver Funktionen legen (z.B.<br />

Planungstests). Im Hinblick auf den theoretischen und empirischen Hintergrund zu<br />

Beeinträchtigungen nach Frontalhirnschädigungen sind Zusammenhänge der<br />

verschiedenen exekutiven Funktionstests zu erwarten. Die Stärke des Zusammenhangs<br />

gibt Aufschluss darüber, ob bereits mit einzelnen Tests kognitive Defizite nach<br />

Frontalhirnschäden erschöpfend untersucht werden können oder ob die Annahme einer


Segmentierung der exekutiven Funktionen berechtigt ist, die eine getrennte Untersuchung<br />

einzelner exekutiver Funktionsbereiche anzeigt.<br />

Auch mit Bereichen der Psychopathologie (Negativsymptomatik und Positivsymptomatik)<br />

sind Zusammenhänge der kognitiven Leistungen im WCST zu erwarten, wie u.a. Schöttke<br />

(1993) thematisiert. In dieser Untersuchung mit Hirngeschädigten und Schizophrenen<br />

beträgt die gefundene Korrelation der Werte der SANS (Andreasen, 1984) mit den<br />

perseverativen Fehlern r=.45, die Korrelation mit der Anzahl erreichter Kategorien r=-.48<br />

(p


sind, die der Proband unter Beachtung der oben genannten Regeln umstecken muss (vgl.<br />

Turm von London, Kapitel 5.2.2).<br />

Der TvH stellt den Probanden vor ein Problem, dessen Struktur er nicht vollständig<br />

überblicken kann und zu dessen Lösung im Allgemeinen keine vorhandenen<br />

Verhaltensprogramme eingesetzt werden können. Daher erfordert die Aufgabe die<br />

mentale Zerlegung des Endziels in mehrere Unterziele, innovatives Planen der Schritte<br />

und deren Ausführung.<br />

Gediga und Schöttke (1994) stellen eine Computerversion des TvH vor, die neben den<br />

gebräuchlichen Leistungsmaßen, Anzahl der Züge und Lösungszeit, die Anzahl der<br />

Regelverstöße erfasst, die im Gegensatz zu den beiden ersten Maßen (Indikatoren der<br />

Problemlösefähigkeit) als Indikator des Arbeitsgedächtnisses betrachtet wird (Schöttke,<br />

2000). Speziell nach links-frontalen Läsionen ließen sich in einer Untersuchung gehäuft<br />

Regelverstöße nachweisen.<br />

Die Reliabilität des TvH kann, obwohl sie nur wenig thematisiert wird, mit einem Splithalf-Koeffizienten<br />

von .87 und Cronbachs α von .90 als sehr gut bewertet werden (Humes,<br />

Welsh, Retzlaff und Cookson, 1997).<br />

5.2.1.1 Planen nach Frontalhirnschädigung mit dem TvH<br />

Obwohl der TvH als Planungstest stark mit dem frontalen Cortex assoziiert ist, wird er nur<br />

in wenigen Studien gezielt bei Gruppen mit fokalen frontalen Hirnschädigungen<br />

eingesetzt. Aus der Zeit von 1990 bis 2000 liegen nur fünf entsprechende Arbeiten vor.<br />

Die erste Untersuchung stammt von Glosser und Goodglass (1990). Mit dem Ziel der<br />

Prüfung der Frage, ob Defizite aphasischer Patienten in Tests der exekutiven Kontrolle auf<br />

die Sprachstörung oder auf andere kognitive Beeinträchtigungen zurückzuführen sind,<br />

untersuchten sie 41 Schlaganfallpatienten mit Aphasie, davon dreizehn mit Verletzungen<br />

des linken Frontallappens, neun mit Läsionen des rechten Frontallappens, neun mit<br />

linkshemisphärischen nicht-frontalen Läsionen, zehn mit rechtshemisphärischen nicht-


frontalen Läsionen. Ebenso wurde eine gesunde Kontrollgruppe von 49 Personen<br />

einbezogen. Die Autoren setzten verschiedene exekutive Funktionstests ein, unter<br />

anderem den Turm von Hanoi (drei Scheiben). Vergleiche der zur Lösung benötigten<br />

Zugzahlen und der Regelverstöße ergeben keine signifikanten Unterschiede zwischen den<br />

einzelnen Patientengruppen, jedoch sind Patienten mit links-frontalen Läsionen als einzige<br />

Gruppe im Vergleich zur gesunden Kontrollgruppe beeinträchtigt. Die Autoren<br />

resümieren daher, dass die Eignung des TvH in weiteren Analysen überprüft werden<br />

sollte, da er anders als die anderen in dieser Untersuchung eingesetzten Tests nicht zur<br />

Differenzierung von frontalen und nicht-frontalen Läsionen beiträgt.<br />

Goel und Grafman (1995) finden in ihrer Untersuchung mit 20 Patienten, die Läsionen des<br />

präfrontalen Cortex aufweisen (Schussverletzungen, Schädelhirntrauma, Tumor,<br />

Schlaganfall), und einer nach Alter und Ausbildung gematchten gesunden Kontrollgruppe<br />

von ebenfalls 20 Personen signifikant schlechtere TvH-Leistungen bei der Gruppe mit<br />

Frontalhirnläsionen als bei der Kontrollgruppe (p=.0001). Dieses Ergebnis gilt für einen<br />

aus Genauigkeit, Geschwindigkeit, Problemschwierigkeit und einer Konstanten<br />

berechneten Testscore. Die Aufteilung der frontalen Gruppe in bilaterale, links- und<br />

rechtshemisphärische Läsionen ergibt keine signifikanten Unterschiede der Subgruppen,<br />

während der Vergleich der Kontrollgruppe mit jeder der Subgruppen signifikant ausfällt<br />

(p=.004 bzw. p=.01). Die Aufgabe bestand in der Lösung von neun 5er-TvH-Problemen<br />

unterschiedlichen Schwierigkeitsgrades, bei denen verschiedene Anfangsformationen<br />

nach bekannten Regeln in eine vorgegebene Zielformation umgesteckt werden sollten.<br />

Analysen der Problemschwierigkeiten, Problemlösestrategien und der Leistungen in den<br />

Untersuchungsgruppen lassen die Autoren folgern, dass die Anforderung des Tests,<br />

Subziele im Kurzzeitgedächtnis zu behalten und im Hinblick auf das Gesamtziel<br />

kontraintuitive Rückwärtszüge zur erfolgreichen Bewältigung der Subziele auszuführen,<br />

die Grundlage schlechter TvH-Leistungen sind. Frontalhirngeschädigte<br />

Untersuchungsteilnehmer hatten mit dieser Leistung größere Schwierigkeiten als die<br />

Kontrollen, so dass die Autoren die Annahme eines Planungsdefizits beim TvH verwerfen<br />

und eine nicht gelungene Umsetzung der goal-subgoal-Strategie als Ursache sehen. Sie<br />

erklären den Planungsprozess als eine erste (unbedeutendere) Stufe der Lösung des TvH,<br />

während der eigentlich wichtige Aspekt das Erkennen und vor allem Umsetzen der<br />

scheinbar von der Lösung wegführenden Rückwärtszüge ist.


Die Ergebnisse von Goel und Grafman (1995) stellen die Eignung des TvH als<br />

Planungstest in Frage, sprechen aber für Unterschiede zwischen frontalhirnlädierten und<br />

gesunden Personen und stützen so die Frontalhirnsensitivität dieses Tests. Die Autoren<br />

zeigen weiter die Bedeutung der Frage nach den hintergründigen Mechanismen auf, wenn<br />

im Verhalten Defizite beobachtet werden.<br />

Der Gedanke des goal-subgoal-Konflikts wird erneut von Morris et al. (1997)<br />

aufgegriffen. Sie verglichen 21 Patienten mit unilateralen präfrontalen Läsionen und<br />

38 Patienten mit unilateralen temporalen Läsionen mit 44 nach Alter und IQ gematchten<br />

Kontrollpersonen bezüglich ihrer Leistungen mit einer Computerversion des TvH<br />

(drei Scheiben). Als Indikator der Leistung verwendeten sie die Anzahl zur Lösung<br />

benötigter Züge und Lösungszeiten. Für mit vier Zügen lösbare Probleme zeigten sich bei<br />

den Gruppen mit links-frontalen und rechts-temporalen Schädigungen signifikante<br />

Beeinträchtigungen, die sich auf die Probleme beschränkten, die einen goal-subgoal-<br />

Konflikt enthalten. Die Beeinträchtigung verschwand bei der rechts-temporalen Gruppe,<br />

nicht aber bei der links-frontalen Gruppe, wenn die visuelle Merkspanne als Kovariate<br />

berücksichtigt wurde. Die Ergebnisse von Morris et al. (1997) sprechen für eine besondere<br />

Bedeutung links-frontaler Hirnareale bei der Bewältigung des TvH, eine Ansicht, die<br />

auch andere Autoren vertreten (z.B. Schöttke 2000; für den TvL z.B. Shallice, 1982).<br />

Eine Untersuchung von Markowitsch und Härting (1996) ergibt im TvH bei einer Gruppe<br />

mit fokalen Hirnschädigungen verschiedener Lokalisationen schlechtere Leistungen als<br />

bei einer orthopädischen Patientengruppe (Anzahl der Züge; p=.011). Aufgrund der<br />

gemischten Lokalisationen der Läsionen in der Gruppe der Hirngeschädigten war ein<br />

Unterschied zur orthopädischen Gruppe nicht zu erwarten und stellt eher einen Gegensatz<br />

zur Annahme dar, der TvH sei speziell ein Test für frontale Funktionen. Der im<br />

Nachhinein festgestellte, überproportional hohe Anteil von Frontalhirnschädigungen unter<br />

den neurologischen Patienten (60%) kann neben einer geringeren Intelligenz der<br />

hirngeschädigten Gruppe (p


Lösungszeiten und Regelverstöße, nicht aber für die Anzahl der Züge, wobei die Patienten<br />

der hirngeschädigten Gruppe längere Lösungszeiten (p


überschritten werden. Ziel ist es, die Aufgabe mit einer möglichst geringen Anzahl von<br />

Zügen zu bewältigen. Neben der Holzversion des TvL existiert eine Computerversion des<br />

Tests (Kohler & Beck, 2001).<br />

Es wird die Annahme vertreten, der TvL erfasse dieselben kognitiven Funktionen wie der<br />

TvH, tatsächlich korrelieren Leistungen in diesen Tests bei gesunden College-Studenten<br />

aber relativ gering (r=.37, p


Kernelement in seiner Theorie der Funktion des Frontalhirns ist (Shallice, 1982;<br />

Kapitel 4.1).<br />

Den Befund, dass besonders Läsionen des linken Frontallappens zu Beeinträchtigungen<br />

im TvL führen sollen (Shallice, 1982), konnten Owen et al. (1990) nicht bestätigen. Sie<br />

fanden eine beeinträchtigte Planungsfähigkeit bei Patienten, denen Teile der Frontallappen<br />

entfernt worden waren, unabhängig davon, ob die frontale Läsion links oder rechts<br />

lokalisiert war. Die frontalhirngeschädigte Gruppe benötigte signifikant mehr Züge zur<br />

Lösung der Probleme und löste signifikant weniger Probleme mit der Mindestzahl von<br />

Zügen als gesunde Kontrollen (p


Der Einfluss der Intelligenz auf die Ergebnisse der neuropsychologischen Tests in dieser<br />

Untersuchung kann als Hinweis darauf gewertet werden, dass die Leistung in den<br />

Standard Progressiven Matrizen ähnliche Planungs- und Kategorisierungsfähigkeiten<br />

erfordert wie WCST und TvL. Auf der anderen Seite spricht die um den Einfluss der<br />

Intelligenz bereinigte signifikante Korrelation der Planungs- und Kategorisierungstests<br />

mit der Minussymptomatik eher für die Annahme einer eigenständigen,<br />

intelligenzunabhängigen Planungsfähigkeit, von der WCST und TvL jeweils<br />

unterschiedliche Aspekte erfassen.<br />

Die Untersuchung von Röhrenbach et al. (1991) belegt neben der Sensitivität des TvL für<br />

Frontalhirnverletzungen einen Zusammenhang von kognitiven Defiziten und<br />

Pseudodepression (Negativsymptomatik) nach Frontalhirnschädigung.<br />

In der aktuellsten Studie mit dem TvL untersuchen Carlin et al. (2000) die Frage,<br />

inwieweit unterschiedliche Arten von Frontalhirnschäden zu differentiellen<br />

Leistungsmerkmalen bei der Entwicklung und Ausführung von Plänen führen. Zu diesem<br />

Zweck testeten sie zwei frontalhirngeschädigte Patientengruppen (fokale Läsionen des<br />

präfrontalen Cortex durch Schlaganfall/Tumor/Hämatom vs. Frontalhirndemenz durch<br />

Atrophie) und zwei gesunde, gematchte Kontrollgruppen mit dem TvL. Als<br />

Leistungsindikatoren verwendeten sie die Anzahl optimal gelöster Probleme, Anzahl nicht<br />

gelöster Probleme (durch Regelverletzung oder Überschreiten der Maximalzahl von<br />

Zügen), Gesamtzahl benötigter Züge, Gesamtzahl der Fehler, Planungszeit (vor dem<br />

ersten Zug), Lösungszeit (nur Ausführung) und Gesamtzeit (Planungszeit plus<br />

Lösungszeit).<br />

Ein wesentliches Ergebnis der Studie von Carlin et al. (2000) war eine Beeinträchtigung<br />

der beiden Patientengruppen gegenüber ihren Kontrollen. Im Einzelnen benötigten die<br />

dementen Patienten im Vergleich zur KG mehr Züge, begingen mehr Fehler, lösten eine<br />

größere Anzahl der Probleme nicht und weniger Probleme mit der optimalen Zugzahl. Sie<br />

waren darüber hinaus langsamer bei der Ausführung der Lösungen. Die Unterschiede<br />

zwischen Dementen und KG waren umso größer, je schwieriger das zu lösende Problem<br />

war. Die fokale Läsionsgruppe wies im Vergleich zu ihrer KG defizitäre Leistungen nur<br />

bezüglich der Anzahl von Zügen und Lösungszeiten auf und auch hier führte eine höhere<br />

Problemschwierigkeit zu einer Verstärkung der Unterschiede.<br />

Die gefundenen Muster der Leistungen im TvL interpretieren die Autoren in Richtung auf<br />

differentielle Beeinträchtigungen der beiden frontalen Patientengruppen. Während die


demente Gruppe bei der Entwicklung und Ausführung eines mentalen Plans beeinträchtigt<br />

zu sein scheint, deutet das Leistungsmuster der fokalen Läsionsgruppe nur auf<br />

Beeinträchtigungen ausführungsbezogener Prozesse.<br />

5.2.2.2 Zerebrale Aktivierung beim TvL<br />

Morris, Ahmed, Syed und Toone (1993) zeigen mittels SPECT bei gesunden Personen<br />

eine Steigerung der Aktivierung des linken dorsolateralen präfrontalen Cortex während<br />

der Bearbeitung des TvL. Neben dem Aktivierungsanstieg in diesem Bereich korrelierte<br />

das Aktivationsniveau signifikant mit der erbrachten TvL-Leistung.<br />

Signifikante bilaterale Aktivierungszuwächse in verteilten cortikalen und subcortikalen<br />

Arealen fanden Baker, Rogers, Owen, Frith, Dolan, Frackowiak und Robbins (1996) im<br />

Rahmen einer PET-Untersuchung. Die Aktivierung bezog sich auf den frontalen Cortex<br />

(rostraler präfrontaler Cortex, prämotorischer Cortex, dorsolateraler präfrontaler Cortex<br />

und Cingulum), parietalen Cortex (superior, inferior und medial), okzipitalen Cortex<br />

(lateral), Thalamus und Cerebellum. Aufgrund ähnlicher Aktivierungsmuster bei<br />

räumlich-visuellen Arbeitsgedächtnisaufgaben, die jedoch keinen Anstieg im rostralen<br />

präfrontalen Cortex beinhalteten, ordneten die Autoren dieser Region die exekutiven<br />

Komponenten des Planens zu (Reaktionsauswahl und Bewertung). Die Aktivität im<br />

rostralen präfrontalen Cortex und im räumlich-visuellen Arbeitsgedächtnissystem<br />

korrelierte mit der Problemschwierigkeit des TvL.<br />

5.2.3 Bewertung der Ergebnisse der Planungstests<br />

Die Auswertung der berichteten Studien zum TvH und TvL ergibt, dass<br />

Leistungsauffälligkeiten in diesen Tests vorwiegend bei Patienten mit Läsionen des<br />

Frontalhirns auffallen. Die kognitiven Beeinträchtigungen lassen sich in verschiedenen<br />

Leistungsmaßen abbilden, wobei neben der Anzahl benötigter Züge auch die<br />

gelösten/nicht gelösten Probleme, Lösungszeiten und Regelverstöße wichtige Indikatoren<br />

sein können. Auch anhand der Ergebnisse bildgebender Untersuchungen wird durch die<br />

nachgewiesene Aktivierung frontaler Cortexbereiche während der Testbearbeitung eine<br />

Beziehung von Planungsprozessen zu den Frontallappen sichtbar.


Bezüglich einer möglichen Lateralisation der Funktionen sprechen mehrere Befunde<br />

dafür, dass sowohl für TvH als auch TvL der linke Frontallappen von stärkerer Bedeutung<br />

ist, da in diesen Untersuchungen die Leistungen von Patienten mit links-frontalen<br />

Läsionen hinter denen der anderen Gruppen zurückstehen (Shallice, 1982; Morris et al.,<br />

1997; Schöttke, 2000). Andere Untersuchungen finden keine seitenspezifischen<br />

Leistungsdefizite (Owen et al., 1990; Röhrenbach et al., 1991; Goel & Grafman, 1995).<br />

Kritisch anzuführen sind einige Befunde zu den Testgütekriterien. Obwohl die Äquivalenz<br />

der beiden Planungstests in der Literatur häufig vorausgesetzt wird, muss sie hier<br />

angezweifelt werden, denn trotz der Ähnlichkeit der Aufgaben korrelieren die Tests nur<br />

gering. Beispielsweise die Untersuchung von Humes et al. (1997), in der der<br />

Zusammenhang bei gesunden College-Studenten r=.37 beträgt, deutet darauf hin, dass<br />

TvH und TvL tatsächlich nicht dieselben kognitiven Funktionen erfassen. Schon Goel und<br />

Grafman (1995) differenzieren zwischen den beiden Tests und bevorzugen den TvL zur<br />

Erfassung von Planungsfähigkeiten. Die Validität der Instrumente, die Gleiches zu<br />

erfassen beanspruchen, ist daher zweifelhaft und an klinischen Populationen noch zu<br />

wenig untersucht worden.<br />

Auch bezüglich der Reliabilitäten der Tests stehen Ergebnisse für (Frontal-)<br />

Hirngeschädigte noch aus. Besonders die Zuverlässigkeit des TvL sollte von Interesse<br />

sein, die sich in der Untersuchung von Humes et al. (1997) zumindest in der nichtklinischen<br />

Stichprobe als unbefriedigend erwiesen hat.<br />

Der Zusammenhang der beiden Planungstests untereinander und mit anderen exekutiven<br />

Funktionstests (z.B. WCST) ist zu untersuchen, um eine Differenzierung innerhalb des<br />

Konzepts der exekutiven Funktionen zu prüfen. Ebenso stellt sich die Frage nach<br />

Zusammenhängen der kognitiven Leistungen in den Planungstests mit<br />

psychopathologischen Variablen im Sinne von Positiv- und Negativsymptomatik nach<br />

Frontalhirnschädigung. Wie bereits Röhrenbach et al. (1991) fanden, korreliert die Anzahl<br />

optimaler Lösungen des TvL mit dem Gesamtwert der SANS (Andreasen, 1984) nach<br />

Auspartialisieren von IQ (Raven ) und Alter zu r=.36 (p


Die DEX-Fragebögen (Fragebögen zum dysexekutiven Syndrom; Wilson, Alderman,<br />

Burgess, Emslie & Evans, 2000) sind ein Untertest der Testbatterie BADS (Behavioural<br />

Assessment of the Dysexecutive Symdrome; Wilson et al., 2000). Es handelt es sich um<br />

zwei inhaltlich identische Fragebögen mit je 20 Aussagen zum Verhalten der<br />

hirngeschädigten Person in alltäglichen Situationen, deren Auftretenshäufigkeit von einer<br />

nahestehenden Person und vom Patienten selbst auf einer 5-Punkte-Skala (0-4) bewertet<br />

werden. Die Aussagen wurden aus charakteristischen Merkmalen des dysexekutiven<br />

Syndroms abgeleitet und beziehen sich auf Störungen der Kognition, Motivation, Emotion<br />

und des Verhaltens. Wie bereits in Kapitel 2.1 dieser Arbeit erwähnt wird, stellt die<br />

Bezeichnung dysexekutives Syndrom, die erstmals von Baddeley (1968) vorgeschlagen<br />

wurde, eine lokalisationsunabhängige Benennung der Symptome des Frontalhirnsyndroms<br />

dar.<br />

Das Ergebnis der DEX-Fragebögen geht nicht in die Berechnung des BADS-<br />

Gesamtwertes ein. Die Beantwortungen der Items liefern qualitative Informationen über<br />

exekutive Probleme im Alltag des Patienten. Durch die Fremd- und Selbstbeurteilung der<br />

Symptome kann zusätzlich eine mögliche Diskrepanz zwischen der Selbst- und<br />

Fremdeinschätzung aufgedeckt werden.<br />

Anhand der Ergebnisse der englischen Standardisierungsstichproben mit 216<br />

Kontrollpersonen und 92 Patienten bemerken die Autoren einen signifikanten Unterschied<br />

zwischen den Einschätzungen der Patienten und der Angehörigen. Dies reflektiert die<br />

nach Hirnschädigung häufig anzutreffende krankheitsbedingte Einsichtsstörung.<br />

Während die Autoren des Tests aufgrund der Ergebnisse einer Faktorenanalyse die Items<br />

der DEX-Fragebögen den Bereichen Verhalten, Kognition und Emotion zuordnen, scheint<br />

inhaltlich auch eine Trennung in positive und negative Symptome sinnvoll. Impulsivität,<br />

Konfabulation und Euphorie, die in den verschiedenen Items unter anderem abgefragt<br />

werden, sind der Plussymptomatik zuzuordnen; Apathie, Zurückhalten affektiver<br />

Reaktionen und mangelnde Entscheidungsfähigkeit als Ausdruck einer affektiven<br />

Reaktionsverflachung der Minussymptomatik.<br />

6. Fragestellungen und Hypothesen


UNTERSCHIEDE IN DEN TESTS EXEKUTIVER FUNKTIONEN:<br />

FRONTALE VS. NICHT-FRONTALE HIRNSCHÄDIGUNGEN<br />

Fragestellung 1: Lassen sich trotz einer eher uneinheitlichen Befundlage mit Tests<br />

exekutiver Funktionen spezifische Leistungsdefizite bei Personen mit Läsionen des<br />

Frontalhirns finden?<br />

Untersuchungen der Leistung von Personen mit Frontalhirnschädigungen ermittelten<br />

bisher Beeinträchtigungen in verschiedenen Bereichen exekutiver Funktionen und<br />

besonders die Teilfunktionen Planen und Kategorisieren stellen sich in der Literatur als<br />

charakteristische Forschungsfelder dar. Mit den einschlägigen Testverfahren werden dabei<br />

z.T. widersprüchliche Ergebnisse erzielt, die zumindest teilweise auf Eigenschaften der<br />

Stichproben und eine mangelnde Vergleichbarkeit der Untersuchungsbedingungen<br />

zurückgeführt werden können. Vor dem theoretischen Hintergrund der<br />

Frontalhirnfunktion mit Annahmen über Arbeitsgedächtnisfunktion, Nutzung von<br />

Kontextinformationen, zentrale Kontrolle und Wissensspeicherung in den Frontallappen<br />

ist zu erwarten, dass die Leistung frontalhirngeschädigter Patienten in Tests exekutiver<br />

Funktionen im Vergleich zu nicht frontalhirngeschädigten Personen beeinträchtigt ist.<br />

Zur Untersuchung von Planungsfähigkeiten stellen der Turm von Hanoi und der Turm von<br />

London verbreitete Verfahren dar, für die Erfassung von Kategorisierungsfähigkeiten wird<br />

der Wisconsin Card Sorting Test favorisiert.<br />

Hypothese 1: Patienten mit Läsionen der Frontallappen erzielen im Turm von Hanoi<br />

schlechtere Leistungen als Patienten mit nicht-frontalen Hirnschädigungen.<br />

Hypothese 2: Patienten mit Läsionen der Frontallappen erzielen im Turm von London<br />

schlechtere Leistungen als Patienten mit nicht-frontalen Hirnschädigungen.<br />

Hypothese 3: Patienten mit Läsionen der Frontallappen erzielen im Wisconsin Card<br />

Sorting Test schlechtere Leistungen als Patienten mit nicht-frontalen Hirnschädigungen.<br />

UNTERSCHIEDE DER PSYCHOPATHOLOGISCHEN SYMPTOME:<br />

FRONTALE VS. NICHT-FRONTALE HIRNSCHÄDIGUNGEN


Fragestellung 2: Sind Patienten mit Schädigungen des Frontalhirns stärker von<br />

Symptomen des dysexekutiven Syndroms betroffen als Patienten mit Hirnschädigungen<br />

anderer Lokalisation?<br />

In Verbindung mit Hirnschädigungen frontaler Lokalisation treten neben kognitiven<br />

Einschränkungen verstärkt psychopathologische Symptome auf, die auf einen<br />

krankheitsbedingt veränderten Antrieb hindeuten. Minussymptome äußern sich in<br />

abgeflachten affektiven Reaktionen und Apathie, Plussymptome kommen mit gesteigerter<br />

Impulsivität und mangelnder Handlungskontrolle zum Ausdruck. Die Items der DEX-<br />

Fragebögen erfassen kognitive (neutrale) und psychopathologische Symptome des<br />

dysexekutiven Syndroms.<br />

Hypothese 4: Patienten mit frontalen Hirnläsionen weisen in den DEX-Fragebögen<br />

höhere Störungswerte als Patienten mit nicht-frontalen Hirnläsionen auf. Dies gilt sowohl<br />

für den Gesamtwert der Selbstbeurteilung als auch für den Gesamtwert der<br />

Fremdbeurteilung.<br />

Hypothese 5: Patienten mit Läsionen der Frontallappen erhalten in der DEX-Skala<br />

Plussymptomatik höhere Werte als Patienten mit nicht-frontalen Hirnschädigungen. Der<br />

Unterschied liegt gleichermaßen in der Selbst- und Fremdbeurteilung vor.<br />

Hypothese 6: Patienten mit Läsionen der Frontallappen erhalten in der DEX-Skala<br />

Minussymptomatik höhere Werte als Patienten mit nicht-frontalen Hirnschädigungen. Der<br />

Unterschied liegt gleichermaßen in der Selbst- und Fremdbeurteilung vor.<br />

Hypothese 7: Patienten mit Läsionen der Frontallappen erhalten in der DEX-Skala<br />

Neutrale Symptome höhere Werte als Patienten mit nicht-frontalen Hirnschädigungen. Der<br />

Unterschied liegt gleichermaßen in der Selbst- und Fremdbeurteilung vor.<br />

ZUSAMMENHÄNGE DER PLANUNGSTESTS


Fragestellung 3: Erfassen die Planungstests TvH und TvL dasselbe Konstrukt? Wie hoch<br />

korrelieren sie in einer Gruppe hirngeschädigter Patienten?<br />

Zur Untersuchung von Planungsfähigkeiten stehen verschiedene Tests zur Verfügung.<br />

Der Theorie zufolge müssten mit dem TvH und TvL hoch korrelierende Ergebnisse erzielt<br />

werden, da der TvL als eine Abwandlung des TvH entwickelt wurde und beide<br />

Instrumente Planungsfähigkeiten erfassen sollen. Eine Beurteilung dieser Forderung für<br />

hirngeschädigte Populationen ist aufgrund eines Mangels an Befunden nicht möglich und<br />

muss angesichts des Ergebnisses von Humes et al. (1997) für eine nicht-klinische<br />

Stichprobe angezweifelt werden. Im empirischen Teil dieser Arbeit soll daher auch diese<br />

Frage nach der Gleichheit oder Verschiedenheit der mit den beiden Planungstests<br />

erfassten Funktionen in einer hirngeschädigten Population untersucht werden.<br />

ZUSAMMENHÄNGE VON PLANUNGSTESTS UND KATEGORISIERUNGSTEST<br />

Fragestellung 4: Bestehen Zusammenhänge zwischen kognitiven Tests, die<br />

unterschiedliche Aspekte exekutiver Funktionen zu erfassen beanspruchen? Wie hoch<br />

korrelieren die Planungstests TvH und TvL mit dem Kategorisierungstest WCST?<br />

Die zentrale Kontrolle des Frontalhirns steuert eine Vielzahl von kognitiven<br />

Einzelleistungen, die mit dem Begriff exekutive Planungs- und Kontrollfunktionen<br />

zusammengefasst werden. Unter dem Gesichtspunkt einer gemeinsamen Steuerung durch<br />

das Frontalhirn sollten die Fähigkeiten Planen und Kategorisieren korrelieren. Auf der<br />

anderen Seite kann nicht davon ausgegangen werden, dass die kognitiven Anforderungen<br />

des Planens und Kategorisierens identisch sind, so dass die Zusammenhänge der<br />

heterogenen Tests möglicherweise geringer ausfallen sollten als die Korrelationen der<br />

Planungstests untereinander. Für einen Beitrag zur Klärung dieser Frage soll auch eine<br />

Prüfung des Zusammenhangs der Tests verschiedener exekutiver Funktionen Gegenstand<br />

der geplanten Untersuchung sein.<br />

ZUSAMMENHÄNGE VON KOGNITIVEN LEISTUNGEN<br />

UND PSYCHOPATHOLOGISCHEN SYMPTOMEN


Fragestellung 5: Ist bei hirngeschädigten Patienten ein Zusammenhang von Leistungen<br />

in Tests exekutiver Funktionen und Symptomen des dysexekutiven Syndroms zu<br />

beobachten? Wie sind die Zusammenhänge von TvH, TvL und WCST mit den DEX-<br />

Fragebögen insbesondere bei Schädigungen des Frontalhirns?<br />

Ausgehend von den Ergebnissen der Untersuchung von Röhrenbach et al. (1991), die<br />

Korrelationen der Negativsymptomatik mit kognitiven Leistungen in verschiedenen Tests<br />

exekutiver Funktionen ermitteln, kann vermutet werden, dass es sich bei der nach<br />

Frontalhirnläsionen eintretenden Antriebsminderung um ein übergreifendes Defizit<br />

handelt, das sich auf der Ebene des Verhaltens und der Affekte auswirkt. Schöttke (1993)<br />

spricht in diesem Zusammenhang von einer Störung der Intentionalität durch die frontale<br />

Hirnschädigung, die sich in einer Lähmung bzw. Minderung der Willenstätigkeit<br />

ausdrückt (Abulie bzw. Hypobulie) und eine generelle Reduktion der Verhaltensrate,<br />

emotionale Indifferenz (Anhedonie) sowie unorganisiertes, wenig zielgerichtetes<br />

Verhalten zur Folge hat. Kognitive Beeinträchtigungen und Minussymptome hängen der<br />

Auffassung nach eng zusammen. Andererseits scheinen bestimmte Leistungsmerkmale<br />

der exekutiven Tests, beispielsweise die Regelverstöße im TvH, als Folge einer<br />

Nichtbeachtung von Kontextinformationen und Impulsivität stärker mit der<br />

Plussymptomatik nach Frontalhirnschädigung in Verbindung zu stehen.<br />

Die geplante Untersuchung soll Ergebnisse im Hinblick auf den Bezug der kognitiven<br />

Leistungen zu Plus- und Minussymptomatik liefern und Aufschluss über die Art und<br />

Stärke der Zusammenhänge bei Patienten mit Schädigungen der Frontallappen geben.<br />

7. Methode


Die Datenerhebung für diese Studie fand im Zeitraum von August bis Oktober<br />

2002 in zwei Kliniken in Osnabrück und Magdeburg statt. Untersucht wurden<br />

stationäre Patienten der Abteilung für neurologische Frührehabilitation im<br />

Klinikum Osnabrück und des neurologischen Rehabilitationszentrums<br />

Magdeburg. Es folgt eine Beschreibung der teilnehmenden Patientenstichprobe<br />

und der eingesetzten Testverfahren.<br />

7.1 Patientenstichprobe<br />

7.1.1 Rekrutierung der Patienten<br />

Die Rekrutierung der Patienten aus den drei Kliniken erfolgte durch Zuweisung<br />

der Stationsärzte oder Psychologen, die unter Berücksichtigung von Diagnose<br />

und Einschätzung der Belastbarkeit der Patienten entschieden, welche Patienten<br />

für Experimentalgruppe und Kotrollgruppe in Frage kamen. Es wurden Patienten<br />

untersucht, die einen Schlaganfall, eine Hirnblutung, eine Hirnschädigung in<br />

Folge eines Aneurysmas oder ein Schädelhirntrauma erlitten hatten.<br />

Ausschlusskriterien waren ausgeprägte Sprachstörungen, die zu Problemen im<br />

Aufgabenverständnis führen konnten, und gemischte Läsionen, die sich über<br />

frontale und nicht-frontale Hirnbereiche ausdehnten. In Rücksprache mit den<br />

Psychologen der Klinik wurde die Untersucherin über eventuelle weitere relevante<br />

Merkmale der Patienten informiert (Neglect, sprachliche Einschränkungen), die<br />

den Ablauf und die Ergebnisse der Untersuchung beeinflussen können und daher<br />

zu berücksichtigen waren.<br />

Die Patienten wurden bei einer ersten Kontaktaufnahme über den<br />

wissenschaftlichen Hintergrund der Untersuchung und die beabsichtigte Nutzung<br />

der Testergebnisse für die Behandlung in der Klinik aufgeklärt. Nachdem sich vor<br />

diesem Hintergrund die meisten der angesprochenen Patienten zur Teilnahme<br />

bereit erklärten, wurden die Untersuchungstermine vereinbart, zu denen die<br />

Patienten selbstständig erschienen oder von ihren Zimmern aus abgeholt wurden.<br />

Neben der mündlichen Zusage ihrer Teilnahme unterschrieben die Patienten eine<br />

schriftliche Erklärung, in der sie sich mit der anonymen Verwendung aller<br />

Testergebnisse einverstanden erklärten (Exemplar im Anhang A).


7.1.2 Beschreibung der Stichprobe<br />

Insgesamt nahmen 63 Patienten an der Untersuchung teil; von diesen waren 28 der<br />

frontalen und 35 der nicht-frontalen Gruppe zuzuordnen. Wie Tabelle 7.1 zeigt, besteht<br />

die frontale Gruppe zu 86% aus Männern und zu 14% aus Frauen. Der Mittelwert des<br />

Alters dieser Gruppe beträgt 43,75 Jahre. 35% besitzen einen Haupt- oder<br />

Volksschulabschluss, 54% einen Realschulabschluss und 11% das Abitur; alle Patienten<br />

der frontalen Gruppe sind Rechtshänder. Erkrankungsursachen der Frontalhirnpatienten<br />

sind Schädelhirntraumen (32%), Aneurysmen (18%), Hirnblutungen (32%) und<br />

Schlaganfälle (18%). 32% der frontalen Hirnschädigungen liegen im rechten<br />

Frontallappen, 25% im linken Frontallappen und 43% betreffen beide Frontallappen. Seit<br />

dem Ereignis der Läsion sind in der frontalen Gruppe im Mittel 92,86 Tage vergangen.<br />

Die non-frontale Gruppe setzt sich zu 71% aus Männern und zu 29% aus Frauen<br />

zusammen. Der Altersdurchschnitt dieser Gruppe liegt bei 54,80 Jahren. 43% haben einen<br />

Haupt- oder Volksschulabschluss, 46% einen Realschulabschluss und 11% das Abitur,<br />

89% sind Rechtshänder, 11% Linkshänder. In der nicht-frontalen Gruppe liegen als<br />

Erkrankungsursachen Schädelhirntraumen (6%), Aneurysmen (11%), Hirnblutungen<br />

(17%) und Schlaganfälle (66%) vor. Betroffen ist bei 43% die rechte Seite, bei 46% die<br />

linke Seite und bei 11% beide Seiten des Gehirns. Die Läsionen in der nicht-frontalen<br />

Gruppe liegen parietal (17%), temporal (14%), subcortikal (31%), in einem Fall im<br />

Kleinhirn (3%) oder in mehreren Hirnbereichen (34%). Die mittlere Zeitdauer seit<br />

Eintreten der Läsion beträgt in der nicht-frontalen Gruppe 73,31 Tage.<br />

Die Überprüfung der Homogenität von Patientenmerkmalen mittels T-Tests und<br />

Chi-Quadrat-Tests ergibt hinsichtlich einiger Variablen signifikante Unterschiede<br />

zwischen frontaler und non-frontaler Gruppe. Die non-frontale Kontrollgruppe ist<br />

im Mittel älter als die frontale Gruppe (T=-3,041; p=.003). Auch die<br />

Erkrankungsursachen der Gruppen unterscheiden sich (χ 2 =8,347; p=.001), wobei<br />

in der frontalen Gruppe der Anteil an Schädelhirntraumen größer ist als in der<br />

Kontrollgruppe, die wiederum einen größeren Anteil an Schlaganfällen aufweist.<br />

Signifikante Unterschiede der Lateralität (χ 2 =16,159; p=.015) zeigen, dass in der<br />

frontalen Gruppe mehr bilaterale und weniger linksseitige Läsionen als in der nonfrontalen<br />

Gruppe vorliegen. Es bestehen keine statistisch bedeutsamen


Unterschiede der Gruppen hinsichtlich Geschlecht, Bildungsniveau, Händigkeit<br />

und der Zeit seit dem Erkrankungsereignis.<br />

Tabelle 7.1:<br />

Soziodemografische und klinische Merkmale der Stichprobe<br />

Geschlecht<br />

Alter<br />

Schulabschlu<br />

ss<br />

Händigkeit<br />

Ätiologie der<br />

Läsion<br />

Seite der<br />

Läsion<br />

Lokalisation<br />

der Läsion<br />

Anzahl Tage<br />

seit der<br />

Läsion<br />

Gesamt<br />

(N=63)<br />

Frontale<br />

Gruppe<br />

(N=28)<br />

Nonfrontale<br />

Gruppe<br />

(N=35)<br />

männlich 49 (78%) 24 (86%) 25 (71%)<br />

weiblich 14 (22%) 4 (14%) 10 (29%)<br />

M=49,89 M=43,75 M=54,80<br />

SD=15,26 SD=14,98 SD=13,80<br />

Volks-/<br />

25 (40%) 10 (35%) 15 (43%)<br />

Hauptschule<br />

Realschule 31 (49%) 15 (54%) 16 (46%)<br />

Gymnasium 7 (11%) 3 (11%) 4 (11%)<br />

rechts 59 (94%) 28 (100%) 31 (89%)<br />

links 4 (6%) 0 (0%) 4 (11%)<br />

Schädelhirntrauma 11 (18%) 9 (32%) 2 (6%)<br />

Aneurysma 9 (14%) 5 (18%) 4 (11%)<br />

Hirnblutung 15 (24%) 9 (32%) 6 (17%)<br />

Schlaganfall 28 (44%) 5 (18%) 23 (66%)<br />

rechts 24 (38%) 9 (32%) 15 (43%)<br />

links 23 (37%) 7 (25%) 16 (46%)<br />

bilateral 16 (25%) 12 (43%) 4 (11%)<br />

frontal 28 (44%) 28 (100%)<br />

parietal 6 (10%) 6 (17%)<br />

temporal 5 (8%) 5 (14%)<br />

subcortikal 11 (18%) 11 (31%)<br />

Kleinhirn 1 (2%) 1 (3%)<br />

multiple<br />

Lokalisation<br />

12 (19%) 12 (34%)<br />

M=82,00 M=92,86 M=73,31<br />

SD=84,00 SD=108,0 SD=58,56<br />

0<br />

Signifikanz<br />

(frontal vs.<br />

non-frontal)<br />

n.s. b<br />

.003 ** a<br />

n.s. b<br />

n.s. b<br />

.001 *** b<br />

.015 * b<br />

n.s. a<br />

Legende:<br />

mit T-Test;<br />

5%-Niveau;<br />

N = Gruppengröße; M = Mittelwert; SD = Standardabweichung; a = Signifikanz<br />

b = Signifikanz mit Chi-Quadrat-Test nach Pearson; n.s. = nicht signifikant auf<br />

* p< 0.05; ** p< 0.01; *** p< 0.001


7.2 Testbatterie<br />

An den Untersuchungsterminen wurden in zufälliger Reihenfolge der Turm von<br />

Hanoi (TvH), Turm von London (Planungstest, TvL) und der Wisconsin Card<br />

Sorting Test (WCST) durchgeführt. Außerdem füllten die Patienten den<br />

Fragebogen zum dysexekutiven Syndrom (DEX) aus. Neben dieser<br />

Selbsteinschätzung wurde von jedem Patienten auch eine Fremdbeurteilung<br />

durch Angehörige, den betreuenden Arzt oder zuständige Therapeuten mit<br />

diesem Instrument eingeholt. Ein Termin dauerte etwa 60 Minuten und Patienten<br />

benötigten ein bis drei Termine um die gesamte Testbatterie zu absolvieren.<br />

7.2.1 Durchführung und Auswertung des Turms von Hanoi<br />

Für die vorliegende Untersuchung wurde die computergestützte Version des TvH<br />

eingesetzt (Schöttke & Gediga, 1994). Der Patient hatte die Aufgabe den<br />

Scheibenturm auf dem Monitor vom linken Stab auf einen der beiden anderen<br />

Stäbe zu verschieben, wobei der Zielstab frei wählbar war. Die drei Stäbe<br />

korrespondierten mit den drei beschrifteten Tasten A, G und L der<br />

Computertastatur: Beschriftung „L“ auf Taste A für den linken, „M“ auf G für den<br />

mittleren und „R“ auf L für den rechten Stab. Das Umstecken einer Scheibe<br />

erfolgte in zwei Schritten durch Anheben der zu verschiebenden Scheibe und<br />

Ablegen auf einem anderen Stab mit zwei entsprechenden Tastendrücken. Beim<br />

Umstecken konnte immer nur die oberste Scheibe bewegt werden und es durfte<br />

nicht versucht werden eine größere Scheibe auf eine kleinere zu stecken. Eine<br />

Verletzung dieser Regel und der Versuch einen Stab zu bedienen, auf dem keine<br />

Scheibe liegt, wurde unmittelbar durch ein akustisches und optisches Signal als<br />

Fehler zurückgemeldet. Zum Erlernen der Zugregeln bearbeiteten die Patienten


einmalig den Turm mit 4 Scheiben, zur Beurteilung der Planungsfertigkeiten<br />

erhielten sie im Test die 5-Scheiben-Version (Wortlaut der Instruktionen im<br />

Anhang A). Auf eine Durchführung der 5er-Version musste verzichtet werden,<br />

wenn der Patient den 4er-Turm nicht innerhalb von 45 Minuten gelöst hatte.<br />

In die Berechnungen zur Überprüfung der Hypothesen und Klärung der<br />

Fragestellungen ging nur der Durchgang mit dem 5er-TvH ein. Der Weg zur<br />

optimalen Lösung des Turms besteht im Erreichen mehrerer Teilziele in Form von<br />

Untertürmen. Es muss zunächst ein Turm aus den obersten drei Scheiben<br />

gebildet werden (erster 3er-Unterturm), dann ein Turm aus vier Scheiben (erster<br />

4er-Unterturm), damit nach einem weiteren 3er-Unterturm der geforderte 5er-<br />

Turm (Lösung) aufgebaut werden kann. Gediga und Schöttke (1994) schlagen vor<br />

die Durchführung des 5er-Turms abzubrechen, wenn der Proband den ersten 4er-<br />

Unterturm nicht innerhalb von 60 Zügen erreicht. Da in dieser Untersuchung eine<br />

Kontrolle der Zugzahlen während der Bearbeitung nicht möglich war, wurde der<br />

Test abgebrochen, wenn nach 45 Minuten Bearbeitungszeit eine Lösung nicht in<br />

Aussicht war. Abhängige Variablen aus dem TvH sind die Anzahl der Züge und<br />

die Lösungszeiten (in Sekunden) für die Untertürme und bis zur Lösung. Die<br />

Anzahl der Regelverletzungen wird getrennt ausgewertet. Testergebnisse von<br />

Probanden, die den 5er Turm nicht lösten, konnten bei der Auswertung nicht<br />

berücksichtigt werden.<br />

7.2.2 Durchführung und Auswertung des Turms von London<br />

Es wurde ein auf der Turm von London-Aufgabe (Shallice, 1982) basierender,<br />

computergestützter Planungstest von Kohler und Beck (2001) verwendet. Die<br />

Aufgabe besteht darin, drei Kugeln (rot, gelb, blau) auf drei verschieden langen<br />

Stäben (Stab 1 für eine Kugel, Stab 2 für zwei Kugeln, Stab 3 für drei Kugeln) so<br />

umzustecken, dass aus einer Ausgangsformation eine vorgegebene Zielformation<br />

entsteht. Dabei soll die optimale Zugzahl möglichst nicht überschritten werden.


Der Planungstest enthält schriftliche Instruktionen für die Bearbeitung (Wortlaut<br />

im Anhang A). Vor Beginn der Bearbeitung der 8 Aufgaben (2 Übungsaufgaben, 6<br />

Testaufgaben) wurde der Proband aufgefordert bei jeder Aufgabe zu überlegen,<br />

wie er vorgehen will, bevor er mit dem Umstecken beginnt. Das Umstecken<br />

erfolgte durch Markieren einer Kugel mit der linken Maustaste und Anklicken der<br />

beabsichtigten Zielposition. Bei jedem Problem waren am linken unteren Bildrand<br />

die Aufgabennummer, die Anzahl der erforderlichen Schritte, die Anzahl bereits<br />

erfolgter Schritte und die Fehleranzahl sichtbar. Als Fehler wurde der Versuch<br />

gewertet, eine weitere Kugel auf eine besetzte Position zu stecken oder Kugeln<br />

auf dem Stab oberhalb einer freien Stelle zu platzieren.<br />

Die Anzahl der für eine Lösung mindestens erforderlichen Schritte stieg mit jeder<br />

Aufgabe. Überschritt der Proband diese Anzahl bei einem Lösungsversuch, so<br />

erhielt er nach Beendigung der jeweiligen Aufgabe einen entsprechenden<br />

Hinweis. Testabbruch erfolgte, wenn der Patient nach angemessener<br />

Versuchszeit mehrfach angegeben hatte, er könne eine Aufgabe nicht lösen und<br />

von der Untersucherin nicht zum Weitermachen zu motivieren war. Als<br />

Leistungsindikatoren wurden die Bearbeitungszeit, Anzahl der Züge und Anzahl<br />

der Fehler pro Aufgabe ermittelt.<br />

Im Unterschied zur ursprünglichen Testaufgabe des TvL (Shallice, 1982)<br />

variierten in dem verwendeten Planungstest die Anfangs- und Startpositionen der<br />

Kugeln, so dass es im Testverlauf zu keinem Gewöhnungseffekt kommen konnte.<br />

Auch das Problem nur eingeschränkt vergleichbarer Aufgabenschwierigkeiten<br />

wurde in dieser Version des Turms von London kontrolliert, indem für den Test<br />

nur Aufgaben ausgewählt wurden, die bezüglich aller bekannter<br />

Strukturmerkmale die den Schwierigkeitsgrad beeinflussen, übereinstimmen.<br />

Damit bestimmte nur noch die Länge des Lösungsweges, d.h. die Anzahl der zur<br />

Lösung erforderlichen Schritte, den Schwierigkeitsgrad eines Problems. Die<br />

Problemschwierigkeit stieg so mit jeder Aufgabe.<br />

7.2.3 Durchführung und Auswertung des Wisconsin Card Sorting<br />

Tests


Der WCST wurde in der Standardversion von Heaton et al. (1993) durchgeführt<br />

(Wortlaut der Instruktionen im Anhang A). Dabei lagen auf dem Tisch vor dem<br />

Probanden nebeneinander die vier Zielkarten (festgelegte Reihenfolge von links<br />

nach rechts: ein rotes Dreieck, zwei grüne Sterne, drei gelbe Kreuze, vier blaue<br />

Kreise), denen insgesamt 128 Antwortkarten (2 Stapel à 64 Karten) zugeordnet<br />

werden sollten. Die Testperson nahm dazu jeweils die oberste Karte vom Stapel<br />

und platzierte sie unter der Zielkarte, von der sie meinte, sie passt. Eine<br />

Antwortkarte konnte mit jeder Zielkarte in keinem, einem, zwei oder allen drei<br />

Merkmalen übereinstimmen, so dass eine getroffene Zuordnung mehrdeutig sein<br />

konnte. Anhand der Rückmeldung der Untersucherin („richtig“ oder „falsch“) nach<br />

Ablegen jeder Karte musste der Proband das Sortierprinzip selbst erkennen, da<br />

das in einem Durchgang interessierende Merkmal nicht mitgeteilt wurde.<br />

Ebenso wusste der Proband nicht, dass sich nach zehn aufeinanderfolgenden<br />

richtigen Zuordnungen in der geforderten Kategorie das Sortierprinzip änderte.<br />

Die Abfolge der geforderten Kategorien lautete: Farbe, Form, Anzahl, Farbe,<br />

Form, Anzahl. Der Test war beendet, sobald der Proband alle sechs Kategorien<br />

vervollständigt hatte, bzw. wenn alle 128 Karten zugeordnet worden waren. Über<br />

die Standardinstruktionen hinausgehende Informationen wurden dem Patienten<br />

nicht gegeben; wenn Probleme im Aufgabenverständnis auftraten, wurden<br />

einzelne Teile der Instruktion sinngemäß wiederholt, bis ausreichendes<br />

Verständnis der Aufgabe sichergestellt war. Teilweise waren zu Beginn der<br />

Bearbeitung des WCST geringfügige Korrekturen nötig, wenn z.B. der Proband<br />

die Rückmeldung der Untersuchungsleiterin nicht abwartete, die Antwortkarten<br />

nicht in Stapeln, sondern in Reihen ablegte oder zum Sortieren nicht jeweils die<br />

oberste Karte vom Stapel genommen wurde. Die Untersucherin notierte auf dem<br />

Protokollbogen (Exemplar im Anhang A) bei jeder zugeordneten Karte das<br />

verfolgte Sortierprinzip und markierte fehlerhafte und richtige Zuordnungen, wobei<br />

die richtigen Zuordnungen in einer Folge fortlaufend nummeriert wurden, damit<br />

nach einer Reihe von 10 richtigen ein unangekündigter Wechsel stattfinden<br />

konnte.<br />

Nach Beendigung des Tests wurden durch Auszählen die folgenden Maße<br />

ermittelt, die auch für die statistische Auswertung berücksichtigt wurden: Anzahl


eendeter Kategorien (10 aufeinanderfolgende richtige Zuordnungen), Anzahl<br />

richtiger Zuordnungen (inklusive perseverativer Richtiger), Anzahl perseverativer<br />

Fehler und Anzahl falscher Zuordnungen (Fehler gesamt). Als perseverativer<br />

Fehler wurde eine eindeutige Zuordnung nach dem Sortierprinzip des<br />

vorausgehenden Durchgangs gewertet (Perseverationskriterium). In der ersten<br />

Kategorie, die keine vorausgehende Kategorie besitzt, entsprach das<br />

Perseverationskriterium dem Sortierprinzip der ersten eindeutigen Falschantwort.<br />

Mehrdeutige Zuordnungen wurden nur dann als Perseveration gewertet, wenn sie<br />

(auch) dem Perseverationskriterium entsprachen und in eine Reihe eindeutiger<br />

perseverativer Fehler eingebettet waren. So konnten auch als richtig bewertete<br />

Sortierungen perseverativ sein (perseverative Richtige). Ein Wechsel des<br />

Perseverationskriteriums in einem Durchgang erfolgte, wenn nacheinander drei<br />

eindeutig falsche Zuordnungen nach einem Merkmal getroffen wurden. Ab der<br />

zweiten dieser Sortierungen wurden diese nach dem neuen Kriterium als<br />

Perseveration gewertet.<br />

7.2.4 Durchführung und Auswertung der Fragebögen zum<br />

dysexekutiven<br />

Syndrom<br />

7.2.4.1 Beantwortung der DEX-Fragebögen<br />

Die DEX-Fragebögen liegen zum Zweck einer Selbstbeurteilung und einer<br />

Fremdbeurteilung des Patienten in zwei inhaltlich identischen, unterschiedlich<br />

formulierten Ausführungen vor (Exemplare im Anhang A). Dabei werden die<br />

zwanzig Aussagen zum Verhalten des Patienten auf einer 5-Punkte-Skala (nie=0;<br />

selten=1; manchmal=2; oft=3; sehr oft=4) von ihm selbst sowie einer<br />

nahestehenden Person beurteilt, so dass jeder Patient zwei Gesamtwerte erhält,<br />

die zwischen 0 und 80 Punkten liegen. Auf Wunsch der Patienten wurde der<br />

Selbstbeschreibungs-Fragebogen in dieser Untersuchung meist nicht<br />

eigenhändig von ihnen ausgefüllt, stattdessen beantworteten die Patienten die<br />

von der Untersucherin vorgelesenen Items mündlich mit einer der fünf


Antwortalternativen. Die Beantwortungen wurden von der Untersucherin notiert.<br />

Erklärungen zu den Aussagen wurden nur dann gegeben, wenn<br />

Verständnisprobleme vorlagen, und waren so knapp wie möglich gehalten.<br />

Die Fremdbeurteilung sollte nach dem Manual von Wilson et al. (2000) durch<br />

Angehörige erfolgen, was im Rahmen der vorliegenden Untersuchung jedoch<br />

nicht bei allen Patienten möglich war. In den Fällen, in denen kein<br />

Familienmitglied zur Verfügung stand, wurden die Beurteilungen durch Ärzte,<br />

Therapeuten oder Pfleger vorgenommen. Um auch auf diesem Wege eine<br />

verlässliche Einschätzung zu erhalten wurde jeweils eine Person gewählt, die mit<br />

dem Patienten in möglichst engem Kontakt stand und sich ein diesbezügliches<br />

Urteil zutraute. Angehörige und andere Personen bearbeiteten den Fragebogen<br />

alleine und ließen ihn ausgefüllt der Untersucherin zukommen.<br />

7.2.4.2 Items und Subskalen der DEX-Fragebögen<br />

Inhaltlich beziehen sich die Aussagen der DEX-Fragebögen auf vier große, im<br />

Zusammenhang mit dem dysexekutiven Syndrom relevante Bereiche: emotionale<br />

und Persönlichkeitsveränderungen, motivationale, Verhaltens- und kognitive<br />

Veränderungen. Tabelle 7.2 gibt Auskunft über spezielle Iteminhalte, die<br />

Charakteristika des dysexekutiven Syndroms abdecken (Wilson et al., 2000).<br />

Tabelle 7.2: Inhalte der Items der DEX-Fragebögen (Wilson et al., 2000)<br />

Item 1<br />

Item 2<br />

Item 3<br />

Item 4<br />

Item 5<br />

Item 6<br />

Item 7<br />

Item 8<br />

Item 9<br />

Item 10<br />

Item 11<br />

Item 12<br />

Störung des abstrakten Denkens<br />

Impulsivität<br />

Konfabulation<br />

Störung planerischer Fähigkeiten<br />

Euphorie<br />

Zeitliche Sequenzierungsprobleme<br />

Mangel an Einsicht und sozialem Taktgefühl<br />

Apathie und mangelnder Antrieb<br />

Enthemmung<br />

Gestörte Impulskontrolle<br />

(Zurückhalten) affektiver Reaktionen<br />

Aggressionen


Item 13<br />

Item 14<br />

Item 15<br />

Item 16<br />

Item 17<br />

Item 18<br />

Item 19<br />

Item 20<br />

Mangelnde Rücksichtnahme<br />

Perseverationen<br />

Psychomotorische Unruhe<br />

Unfähigkeit Reaktionen zu unterdrücken<br />

Dissoziation zwischen Wissen und Reaktion<br />

Ablenkbarkeit<br />

Mangelnde Entscheidungsfähigkeit<br />

Mangelndes Bewusstsein für soziale Regeln<br />

Die Tendenz der erfragten Veränderungen geht dabei in zwei unterschiedliche<br />

Richtungen; so repräsentieren Items mit Aussagen zur Emotion, Motivation und<br />

zum Verhalten durch die angegebene Steigerung oder Abflachung des Antriebs,<br />

der Affekte etc. entweder die Plussymptomatik oder die Minussymptomatik. Die<br />

Items zu rein kognitiven Veränderungen sind diesbezüglich neutral. Trifft man vor<br />

diesem Hintergrund eine Einteilung der Items, erhält man die in Tabelle 7.3<br />

aufgeführten Subskalen von Items zur Plussymptomatik, Minussymptomatik und<br />

neutrale Items. Diese Klassifikation ist im Hinblick auf die fünfte Fragestellung von<br />

Bedeutung. Neben der Bestimmung von Zusammenhängen der Ausprägung des<br />

dysexekutiven Syndroms (DEX-Gesamtwert) mit Leistungen in den kognitiven<br />

Tests wird durch die getroffene Einteilung und daraus hervorgehenden<br />

Subskalenwerte eine getrennte Bestimmung der Zusammenhänge von<br />

Testvariablen und positiven, negativen und neutralen Symptomen möglich.<br />

Tabelle 7.3: Subskalen der DEX-Fragebögen mit zugehörigen Items<br />

und Reliabilitäten der Selbst- und Fremdbeurteilung<br />

Plussymptomatik Minussymptomatik<br />

Neutrale<br />

Symptome<br />

Item 2<br />

Item 3<br />

Item 5<br />

Item 7<br />

Item 9<br />

Item 10<br />

Item 12<br />

Item 13<br />

Item 14<br />

Item 15<br />

Item 16<br />

Item 8<br />

Item 11<br />

Item 19<br />

Item 1<br />

Item 4<br />

Item 6<br />

Item 17<br />

Item18<br />

Item 20


N = 11 N = 3 N = 6<br />

Cronbach´s α=<br />

.83/.84<br />

Cronbach´s α =<br />

.68/.56<br />

Cronbach´s α =<br />

.79/.80<br />

Legende: N = Anzahl der Items pro Subskala<br />

Die Reliabilitätsprüfung der Subskalen zeigt sehr gute bis mittelmäßige α-Werte.<br />

In der untersuchten Stichprobe erreicht die Subskala Plussymptomatik einen<br />

Reliabilitätskoeffizienten von α=.83 in der Selbstbeschreibung und α=.84 in der<br />

Fremdbeurteilung. Sie kann somit als zuverlässig bewertet werden. Auch die<br />

Subskalen der neutralen Symptomatik stellen mit Werten von α=.79 (Selbsturteil)<br />

und α=.80 (Fremdurteil) zufrieden. Mit einem Reliabilitätswert von α=.68 in der<br />

Selbstbeurteilung und von α=.56 in der Fremdbeurteilung muss nur die<br />

Zuverlässigkeit der Skala Minussymptomatik angezweifelt werden. Aufgrund der<br />

Kürze dieser Subskala (N=3) konnten keine weiteren Items eliminiert werden und<br />

die Skala wurde in der folgenden Auswertung zur Überprüfung der Hypothesen so<br />

verwendet wie oben angegeben.<br />

Die Reliabilität der Gesamtskala beläuft sich in der untersuchten<br />

Patientenstichprobe bei Selbst- und Fremdbeurteilung jeweils auf α=.91.<br />

8. Auswertung und Ergebnisse<br />

Im Folgenden werden die Ergebnisse der statistischen Datenanalysen dargestellt.<br />

Die Befunde werden in der gleichen Reihenfolge wie die im theoretischen Teil<br />

aufgeführten Fragestellungen berichtet. Es ergeben sich so vier getrennte<br />

Abschnitte:<br />

1. Ergebnisse zu Unterschieden in den Tests exekutiver Funktionen TvH, TvL und<br />

WCST, 2. Ergebnisse zu Unterschieden der psychopathologischen Merkmale in<br />

den DEX-Fragebögen, 3. Zusammenhänge der Planungstests TvH und TvL sowie<br />

Zusammenhänge von Planungstests und Kategorisierungstest WCST und 4.<br />

Korrelationen der kognitiven Planungs- und Kategorisierungstests mit den<br />

psychopathologischen Variablen der DEX-Fragebögen. Die Gruppenmittelwerte<br />

und Standardabweichungen aller Testvariablen finden sich im Anhang B in den<br />

Tabellen B.8.1 bis B.8.4.


Obwohl bei vielen Variablen die Verteilung der Messwerte signifikant von einer<br />

Normalverteilung abweicht, wurde bei der Auswertung von der Verwendung<br />

nonparametrischer Verfahren abgesehen. Diese werden in einem solchen Fall<br />

zwar empfohlen, um aber auch Wechselwirkungen der Faktoren prüfen zu<br />

können wurden für diese Untersuchung parametrische Tests gewählt. In der<br />

Forschung stellt dies keine unübliche Vorgehensweise dar, denn auch bei<br />

Signifikanzen von .000 im Kolmogorov-Smirnov-Test werden parametrische<br />

Analysemethoden eingesetzt, da von einer annähernden Normalverteilung der<br />

Daten ausgegangen werden kann.<br />

8.1 Vergleich der kognitiven Leistungen<br />

Für einen Vergleich der Leistungen in den Tests exekutiver Funktionen wurden<br />

mehrfaktorielle uni- und multivariate Varianzanalysen gerechnet. Bei vorliegender<br />

Signifikanz kam als post-hoc-Verfahren der Scheffé-Test zum Einsatz. Neben<br />

dem Gruppenfaktor (Faktorstufen: frontal, non-frontal) wurde in alle Analysen der<br />

Faktor Seite (Faktorstufen: links, rechts, bilateral) einbezogen um auch<br />

Auswirkungen der Lateralität der Läsion auf die Leistungen und mögliche<br />

Interaktionen zu prüfen. Das Hauptinteresse galt gemäß der Hypothesen jedoch<br />

dem Einfluss des Gruppenfaktors.<br />

8.1.1 Unterschiede im Turm von Hanoi<br />

Nach Ausschluss von zehn Patienten, die den TvH nicht erfolgreich gelöst hatten,<br />

gingen 53 Datensätze in die Analysen ein: 23 von Patienten der frontalen und 30<br />

von Patienten der nicht-frontalen Gruppe. Von diesen 53 Hirnschädigungen<br />

waren 20 linksseitige, 19 rechtsseitige und 14 beidseitige Läsionen. Als<br />

Indikatoren der Leistung im TvH wurden für jeden Patienten folgende Variablen<br />

berechnet: Anzahl der Züge und Zeit bis zum ersten 3er-Unterturm, bis zum<br />

ersten 4er-Unterturm und bis zum 5er-Turm (Lösung), Anzahl der Regelverstöße<br />

bis zum ersten 3er-Unterturm, vom ersten 3er bis zum ersten 4er-Unterturm, vom<br />

ersten 4er-Unterturm bis zum 5er-Turm und Gesamtzahl der Regelverstöße. Die


Berechnung der Zugzahlen und Zeiten erfolgte einmal inklusive aller gemachten<br />

Züge und einmal ohne die Züge, in denen ein Regelverstoß begangen wurde.<br />

Die Auswertung der TvH-Kennwerte erfolgte über fünf multivariate dreifaktorielle<br />

Varianzanalysen mit Messwiederholung auf einem Faktor. Es wurden Einflüsse<br />

der Gruppe, der Seite der Läsion und der Komplexität der Problemlösephase,<br />

sowie deren Interaktionen getestet. Der Faktor Komplexität<br />

(Messwiederholungsfaktor) bezieht sich auf die drei Phasen des<br />

Lösungsprozesses (Untertürme), in deren Verlauf die Zugzahlen, Zeiten und<br />

Regelverstöße ansteigen. Ein signifikanter F-Wert dieses Faktors bedeutet<br />

lediglich, dass der Anstieg statistisch bedeutsam ist. Was in diesem<br />

Zusammenhang von größerem Interesse ist, ist die Frage, ob sich Gruppen<br />

finden, deren Zuwachs in Zeiten, Zügen oder Regelverstößen sich vom Anstieg in<br />

anderen Gruppen unterscheidet. Diese Frage soll, abgesehen von Gruppen- und<br />

Seitenunterschieden in den Gesamtwerten von Zügen, Lösungszeit und<br />

Regelverstößen, Ziel der Analysen sein.<br />

8.1.1.1 Züge im TvH<br />

In Tabelle 8.1 sind die Ergebnisse der Auswertung der Züge mit Regelverstößen<br />

im TvH dargestellt. Es zeigt sich, dass der oben erwähnte Anstieg der Zugzahlen<br />

bis zu den einzelnen Komplexitätsstufen höchst signifikant ist (p=.000). Die<br />

ebenfalls dargestellten, nicht signifikanten Interaktionen von Komplexität und<br />

Gruppenzugehörigkeit (p=.273) bzw. Komplexität und Seite der Läsion (p=.299)<br />

zeigen an, dass sich der Anstieg der Zugzahlen in frontaler und non-frontaler<br />

Gruppe nicht unterscheidet und auch bei Läsionen verschiedener Lateralität<br />

gleich ist.<br />

Wie durch die Auswertung der Gruppen- und Seiteneffekte deutlich wird,<br />

bestehen bezüglich der Gesamtzugzahlen mit Regelverstößen im TvH keine<br />

signifikanten Haupteffekte oder Interaktionen. Die frontale und non-frontale<br />

Gruppe unterscheiden sich somit nicht bedeutsam in ihrer zur Lösung benötigten<br />

Zuganzahl (p=.432), ebenso bestehen keine Unterschiede zwischen linksseitigen,<br />

rechtsseitigen und beidseitigen Läsionen (p=.301).


Tabelle 8.1:<br />

Effekte von Komplexität, Gruppe und Seite auf die Anzahl<br />

der Züge mit Regelverstößen im TvH<br />

Quelle df F-Wert Signifikanz<br />

TvH: Züge mit Komplexität 1,295 358,598 *** .000<br />

Regelverstößen Komplexität x Gruppe 1,295 1,282 .273<br />

Komplexität x Seite 2,590 1,248 .299<br />

Komplexität x Gruppe x Seite 2,590 2,092 .119<br />

Gruppe 1 ,628 .432<br />

Seite 2 1,231 .301<br />

Gruppe x Seite 2 2,834 .069<br />

Legende: *** p< 0.001<br />

Eine weitere Analyse der Züge ohne Regelverstöße führt zu den gleichen<br />

Ergebnissen (Tabelle B.8.5 im Anhang B). Der Anstieg der Zugzahlen bis zu den<br />

verschiedenen Komplexitätsstufen ist in beiden Gruppen gleich (p=.387) und<br />

unterscheidet sich auch zwischen den drei Läsionsseiten nicht signifikant<br />

(p=.406). Ebenso bestehen hinsichtlich der Zugzahlen keine signifikanten<br />

Gruppen- und Seitenunterschiede (p=.518 und p=.329), sowie keine Interaktion<br />

dieser Faktoren (p=.120).<br />

8.1.1.2 Zeiten im TvH<br />

Die Ergebnisse der Analysen der Zeit mit Regelverstößen im TvH sind in Tabelle<br />

8.2 dargestellt. Neben dem höchst signifikanten Zuwachs der Zeiten bei<br />

ansteigender Komplexität (p=.000) liegen keine Interaktionen des<br />

Komplexitätsfaktors mit Gruppenfaktor (p=.654) und Seitenfaktor (p=.697) vor.<br />

Eine Interaktion der drei Faktoren Komplexität, Gruppe und Seite erweist sich als<br />

sehr signifikant (p=.009).<br />

Tabelle 8.2: Effekte von Komplexität, Gruppe und Seite auf die<br />

Lösungszeiten mit Regelverstößen im TvH


TvH: Zeit mit<br />

Regelverstößen<br />

Quelle<br />

df F-Wert Signifikanz<br />

Komplexität 1,343 140,472 *** .000<br />

Komplexität x Gruppe 1,343 ,298 .654<br />

Komplexität x Seite 2,686 ,450 .697<br />

Komplexität x Gruppe x<br />

2,686 4,399 ** .009<br />

Seite<br />

Gruppe 1 ,016 .900<br />

Seite 2 ,015 .985<br />

Gruppe x Seite 2 4,659 * .014<br />

Legende: * p< 0.05; ** p< 0.01; *** p< 0.001<br />

Ergebnis der Gruppen- und Seitenanalyse der Lösungszeit mit Regelverstößen ist<br />

eine signifikante Interaktion von Gruppe und Seite (p=.014), die in Abbildung 8.1<br />

dargestellt ist. Haupteffekte von Gruppe und Seite auf die Zeit mit Regelverstößen<br />

liegen nicht vor (p=.900 und p=.985).<br />

Abbildung 8.1: Disordinale Interaktion von Gruppe und Seite bezüglich der<br />

TvH-Lösungszeit mit Regelverstößen<br />

900<br />

900<br />

Mittelwerte TvH-Zeit mit Regelverstößen<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

FRONTAL<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

Seite der Läsion<br />

links<br />

400<br />

rechts<br />

300 bilateral<br />

NON-FRONTAL<br />

Gruppe


Um die Interaktion zu prüfen wurde die Gesamtstichprobe in sechs Gruppen<br />

geteilt, die jeweils durch die Gruppenzugehörigkeit (frontal oder nicht-frontal) und<br />

die Seite der Hirnschädigung (links, rechts oder bilateral) charakterisiert waren.<br />

Die Mittelwertsunterschiede dieser Teilgruppen verfehlen knapp die 5%-<br />

Signifikanzgrenze (F=2,404, df=5, p=.051) und im Scheffé-Test liegen im<br />

Einzelvergleich keine Unterschiede auf dem 10%-Niveau vor. Bei der oben<br />

berichteten disordinalen Interaktion von Gruppe und Seite handelt es sich somit<br />

um einen globalen Effekt, der sich auf der Ebene von Teilgruppen nicht weiter<br />

differenzieren lässt. Abbildung 8.1 zeigt allerdings deutliche Trends dahingehend,<br />

dass bei bilateralen Läsionen längere Lösungszeiten bestehen, wenn sie im<br />

Frontalhirn lokalisiert sind und rechtsseitige Läsionen nur bei nicht-frontaler<br />

Lokalisation lange Lösungszeiten zur Folge haben. Aufgrund der teilweise<br />

geringen Zellenbesetzung (non-frontal bilateral: N=4; frontal links: N=6; frontal<br />

rechts: N=7) sind Interpretationen allerdings nur bedingt zulässig.<br />

Für die Lösungszeit nach Ausschluss der Regelverstöße ergibt sich das gleiche<br />

Bild wie mit Regelverstößen (Tabelle B.8.6 im Anhang B). Interaktionen von<br />

Komplexität und Gruppe sowie von Komplexität und Seite sind nicht signifikant<br />

(p=.737 und p=.683) und es bestehen keine signifikanten Gruppen- und<br />

Seiteneffekte auf die Gesamtlösungszeit ohne Regelverstöße im TvH (p=.989 und<br />

p=.989). Als signifikant erweisen sich wiederum die Interaktion der Faktoren<br />

Komplexität, Gruppe und Seite (p=.014) und die Interaktion von Gruppe und Seite<br />

(p=.021; Abbildung B.8.1 im Anhang B) mit denselben Trends wie in der Analyse<br />

der Zeit mit Regelverstößen. In den Einzelvergleichen des konservativen Scheffé-<br />

Tests werden die Mittelwertedifferenzen erneut nicht signifikant, wobei auch hier<br />

wieder einschränkend auf die geringen Zellenbesetzungen hinzuweisen ist.<br />

8.1.1.3 Regelverstöße im TvH<br />

Bezüglich des Anstiegs der Anzahl von Regelverstößen ergeben die Analysen,<br />

wie in Tabelle 8.3 dargestellt ist, nochmals einen höchst signifikanten Zuwachs<br />

über die Komplexitätsstufen (p=.000), der sich zwischen frontaler und nonfrontaler<br />

Gruppe und hinsichtlich der Seite der Läsion nicht unterscheidet (p=.259<br />

und p=.260). Signifikante Gruppeneffekte in der Anzahl der Regelverstöße über<br />

den gesamten Lösungsprozess liegen nicht vor (p=.347), ebenso keine Effekte


der Seite der Läsion (p=.461) oder Interaktionen (p=.072). Eine Interaktion aller<br />

drei Faktoren (Komplexität, Gruppe, Seite) erreicht knapp Signifikanz (p=.046).<br />

Tabelle 8.3: Effekte von Komplexität, Gruppe und Seite auf die Anzahl<br />

der Regelverstöße im TvH<br />

TvH:<br />

Regelverstöße<br />

Quelle df F-Wert Signifikanz<br />

Komplexität 1,230 13,005 *** .000<br />

Komplexität x Gruppe 1,230 1,342 .259<br />

Komplexität x Seite 2,461 1,380 .260<br />

Komplexität x Gruppe x<br />

Seite<br />

2,461 3,016 * .046<br />

Gruppe 1 ,901 .347<br />

Seite 2 ,787 .461<br />

Gruppe x Seite 2 2,777 .072<br />

Legende: * p< 0.05; *** p< 0.001<br />

8.1.1.4 Zusammenfassung der Ergebnisse mit dem TvH<br />

In keiner der Variablen des Turms von Hanoi bestehen die erwarteten<br />

Leistungsunterschiede zwischen frontaler und nicht-frontaler Gruppe. Auch<br />

Unterschiede in Abhängigkeit der Seite der Schädigungen liegen nicht vor. Dabei<br />

spielt es keine Rolle, ob alle Züge oder nur die korrekten Züge berücksichtigt<br />

werden.<br />

Während bei der Anzahl der Züge weder Haupteffekte noch Interaktionen<br />

vorliegen, bestehen hinsichtlich der Anzahl der Regelverstöße und Lösungszeiten<br />

zumindest Wechselwirkungen von zwei oder allen drei Faktoren. Interessant sind<br />

davon die beiden Interaktionen von Gruppe und Seite hinsichtlich der<br />

Lösungszeiten, deren Interpretation aufgrund der zu geringen (Teil-)<br />

Gruppengrößen zwar schwierig ist, die sich in der grafischen Darstellung jedoch<br />

in zwei sichtbaren Trends äußern: Erstens wirken sich bilaterale Schädigungen<br />

des Frontalhirns stärker leistungsmindernd (im Sinne einer Verlangsamung des<br />

Lösungsprozesses) aus als bilaterale Schädigungen nicht-frontaler Hirnbereiche,<br />

zweitens äußern sich bei rechtsseitigen Schädigungen nicht-frontaler Bereiche


stärkere Leistungseinbußen als bei rechtsseitigen Schädigungen des<br />

Frontalhirns.<br />

Die erste Hypothese der vorliegenden Untersuchung kann anhand der Befunde<br />

nicht bestätigt werden. Der Turm von Hanoi zeigt in der untersuchten Stichprobe<br />

keine spezifischen Leistungsdefizite nach Frontalhirnschädigung und trägt nicht<br />

zur Differenzierung frontalhirngeschädigter und nicht-frontalhirngeschädigter<br />

Patienten bei.<br />

8.1.2 Unterschiede im Turm von London<br />

Von der Auswertung des TvL mussten fünf Personen wegen unvollständiger<br />

Daten ausgeschlossen werden, so dass für die Analysen 58 Datensätzen zur<br />

Verfügung standen. Die Größe frontalen Gruppe betrug 24, die der nicht-frontalen<br />

Gruppe 34 Patienten; in 23 Fällen war die linke Hemisphäre von der Läsion<br />

betroffen, in 24 Fällen die rechte und in 11 Fällen beide Hemisphären. Für jeden<br />

Patienten wurden pro Aufgabe die Anzahl der Züge bis zur Lösung, die<br />

Lösungszeit und die Anzahl der Fehler erfasst.<br />

Die TvL-Kennwerte wurden mit drei multivariaten dreifaktoriellen Varianzanalysen<br />

mit Messwiederholung auf einem Faktor ausgewertet. Es wurden wieder Einflüsse<br />

der Gruppe (frontal, non-frontal), der Seite der Läsion (links, rechts, bilateral) und<br />

der Aufgabenkomplexität (Aufgabe 1 bis 6) sowie Interaktionen getestet. Die<br />

ausführlichen Ergebnisse sind im Anhang B in den Tabellen B.8.7 bis B.8.9<br />

dargestellt.<br />

8.1.2.1 Züge im TvL<br />

Erwartungsgemäß wirkt sich erneut der Anstieg der Komplexität der Aufgaben,<br />

definiert durch die zur Lösung mindestens erforderliche Zugzahl, höchst<br />

signifikant auf die Anzahl der benötigten Züge aus (p=.000; Tabelle B.8.7).<br />

Außerdem zeigt die Auswertung der Zugzahlen im TvL einen signifikanten<br />

Seiteneffekt (p=.029), der sich im anschließenden Scheffé-Test in einer sehr<br />

signifikanten Mittelwertedifferenz von Patienten mit linkslateralen und bilateralen


Läsionen äußert (D=-1,02; p=.007). In diesem Fall werden bei bilateralen<br />

Läsionen bis zur Lösung mehr Züge benötigt als bei linksseitigen Läsionen.<br />

Effekte der Gruppenzugehörigkeit oder Interaktionen hinsichtlich der Anzahl der<br />

Züge im TvL liegen nicht vor (p=.869 und p=.317).<br />

8.1.2.2 Zeiten im TvL<br />

Außer einem höchst signifikanten Effekt der Aufgabenkomplexität auf die<br />

Lösungszeit im TvL (p=.000) zeigen die Analysen keine Haupteffekte oder<br />

Interaktionen (Tabelle B.8.8). Die Gruppen unterscheiden sich nicht in ihrer<br />

benötigten Zeit (p=.565), ebenso die Mittelwerte von Patienten mit links-, rechtsund<br />

bilateralen Schädigungen (p=.540).<br />

8.1.2.3 Fehler im TvL<br />

Hinsichtlich der Fehler im TvL ergibt sich das gleiche Bild wie schon bei den<br />

Lösungszeiten (Tabelle B.8.9). Es besteht ein höchst signifikanter Anstieg der<br />

Fehlerzahlen mit wachsender Aufgabenkomplexität (p=.000) bei nicht<br />

signifikanten Gruppen-, Seiten- und Interaktionseffekten (p=.616, p=.329 und<br />

p=.256).<br />

8.1.2.4 Zusammenfassung der Ergebnisse mit dem TvL<br />

Die vermuteten Leistungsunterschiede zwischen frontaler und nicht-frontaler<br />

Gruppe konnten in der Stichprobe bei keiner der Variablen des Turms von<br />

London beobachtet werden. Mittelwertsunterschiede bestehen weder hinsichtlich<br />

der Zugzahlen, noch hinsichtlich der Lösungszeiten oder Fehlerzahlen. Die zweite<br />

Hypothese der vorliegenden Untersuchung wird somit nicht bestätigt.<br />

Bis auf das Ergebnis erhöhter Zugzahlen bei bilateralen Läsionen gegenüber<br />

linkslateralen Läsionen ergeben sich aus dem TvL auch keine weiteren Hinweise<br />

auf bestehende Einflüsse der Läsionsseite.


8.1.3 Unterschiede im WCST<br />

In die Berechnungen zum WCST gingen die Daten aller 63 Patienten ein. Die<br />

Gruppengröße der frontalen Gruppe betrug 28, die der non-frontalen Gruppe 35<br />

Personen und von den 63 Läsionen betrafen 23 die linke Seite, 24 die rechte<br />

Seite und 16 beide Seiten des Gehirns. Da der WCST in der vorliegenden<br />

Untersuchung entweder nach 6 Kategorien oder spätestens nach 128 Karten<br />

beendet war, hatten nicht alle Patienten gleich viele Karten sortiert. Um die<br />

Mittelwerte der einzelnen Variablen trotzdem vergleichen zu können mussten<br />

einige Kennwerte normiert werden. Der Rohwert der richtigen Zuordnungen, der<br />

perseverativen Fehler und der Fehler (gesamt) jedes Patienten wurden dazu<br />

durch seine individuelle Anzahl sortierter Karten geteilt. Der daraus resultierende<br />

Wert gibt für jede Person den relativen Anteil dieser Variablen an den insgesamt<br />

sortierten Karten an und kann für Mittelwertsvergleiche verwendet werden.<br />

Die vier WCST-Variablen wurden mit univariaten zweifaktoriellen Varianzanalysen<br />

auf Mittelwertsunterschiede überprüft (Ergebnisse in Tabelle 8.4). Da in der<br />

Literatur berichtet wird, dass ältere Menschen größere Schwierigkeiten mit der<br />

Bearbeitung des WCST haben (z.B. Heaton, 1981) und zwischen den<br />

Untersuchungsgruppen ein signifikanter Altersunterschied besteht, wurde als<br />

Kovariate jeweils das Alter in die Analysen einbezogen. Auf diese Weise konnten<br />

Gruppen- und Seiteneffekte auf die WCST-Variablen ohne den störenden Einfluss<br />

des höheren Alters der nicht-frontalhirngeschädigten Patienten untersucht<br />

werden.<br />

Tabelle 8.4: Ergebnisse der Analysen der WCST-Variablen unter<br />

Kontrolle<br />

des Altersunterschiedes<br />

Quelle AbhängigeVariable df F-Wert Signifikanz<br />

Alter<br />

Anzahl Kategorien 1 8,018 ** .006<br />

Anzahl Richtige 1 1 12,000 *** .001


Gruppe<br />

Seite<br />

Gruppe x Seite<br />

Legende:<br />

Anzahl Perseverative Fehler 1 1 13,154 *** .001<br />

Anzahl Fehler (gesamt) 1 1 11,430 *** .001<br />

Anzahl Kategorien 1 8,910 ** .004<br />

Anzahl Richtige 1 1 8,081 ** .006<br />

Anzahl Perseverative Fehler 1 1 12,309 *** .001<br />

Anzahl Fehler (gesamt) 1 1 8,146 ** .006<br />

Anzahl Kategorien 2 ,581 .563<br />

Anzahl Richtige 1 2 1,745 .184<br />

Anzahl Perseverative Fehler 1 2 1,448 .244<br />

Anzahl Fehler (gesamt) 1 2 1,841 .168<br />

Anzahl Kategorien 2 ,544 .583<br />

Anzahl Richtige 1 2 ,244 .800<br />

Anzahl Perseverative Fehler 1 2 ,683 .509<br />

Anzahl Fehler (gesamt) 1 2 ,243 .785<br />

1<br />

= normierter Wert; * p< 0.05<br />

8.1.3.1 Erreichte Kategorien im WCST<br />

Es ist hinsichtlich der erreichten Kategorien im WCST ein sehr signifikanter<br />

Alterseffekt zu verzeichnen (p=.006); ältere Patienten beenden demzufolge eine<br />

geringere Anzahl von Kategorien. Der Einfluss dieses Effektes wurde bei den<br />

folgenden Analysen eliminiert und wie erwartet zeigt sich ein sehr signifikant<br />

geringer Mittelwert der Anzahl erreichter Kategorien in der Gruppe mit frontalen<br />

Läsionen gegenüber der Gruppe mit Läsionen anderer Lokalisation (p=.004).<br />

Ein Einfluss der Seite zeigt sich nicht (p=.563), ebenso liegt keine Interaktion der<br />

Faktoren Gruppe und Seite vor (p=.583).<br />

8.1.3.2 Anzahl richtig sortierter Karten im WCST<br />

Die Analyse der normierten richtigen Zuordnungen ergibt bei Kontrolle des höchst<br />

signifikanten Alterseffektes (p=.001) einen sehr signifikanten Gruppenunterschied


(p=.006). Die Patienten mit frontalen Hirnläsionen ordnen erwartungsgemäß<br />

einen geringeren Anteil von Karten nach dem geforderten Prinzip zu.<br />

Der prozentuale Anteil richtig sortierter Karten unterscheidet sich bei Läsionen<br />

unterschiedlicher Lateralität (links, rechts, bilateral) nicht (p=.184), ebenso<br />

besteht keine Interaktion von Gruppe und Seite (p=.800).<br />

8.1.3.3 Perseverative Fehler im WCST<br />

In Bezug auf die normierten perseverativen Fehler liegt wieder ein höchst<br />

signifikanter Einfluss des Alters vor (p=.001). Weiterhin unterscheidet sich die<br />

frontale von der nicht-frontalen Gruppe höchst signifikant in der erwarteten<br />

Richtung (p=.001). Patienten mit Läsionen der Frontallappen begehen mehr<br />

perseverative Fehler als die Gruppe mit nicht-frontalen Schädigungen.<br />

Seiteneffekt und Interaktion sind nicht signifikant (p=.244 und p=.509).<br />

8.1.3.4 Gesamtzahl der Fehler im WCST<br />

Die Analyse der normierten Fehlerzahlen zeigt neben dem wieder höchst<br />

signifikanten Alterseffekt (p=.001) einen sehr signifikanten Gruppenunterschied<br />

(p=.006). Unter Kontrolle des Alters begehen frontal geschädigte Patienten somit<br />

mehr Fehler während der Testbearbeitung als nicht-frontal geschädigte Patienten.<br />

Es besteht kein Unterschied bezüglich der Seite der Läsion (p=.168) und keine<br />

Interaktion (p=.785)<br />

8.1.3.5 Zusammenfassung der Ergebnisse mit dem WCST<br />

Alle Variablen des WCST lassen in dieser Untersuchung die vermuteten<br />

Leistungsdefizite der frontalhirngeschädigten Gruppe gegenüber der<br />

Kontrollgruppe erkennen. Frontalhirngeschädigte Patienten vervollständigen eine<br />

geringere Anzahl an Kategorien, sie ordnen weniger Karten richtig und mehr


Karten falsch zu. Außerdem begehen sie mit der besonders deutlich erhöhten<br />

Anzahl perseverativer Fehler einen im Rahmen der Defizite nach<br />

Frontalhirnläsionen typischen Fehler häufiger als die nicht-frontal geschädigten<br />

Patienten.<br />

Einen konstanten, leistungsmindernden Einfluss übt in der vorliegenden<br />

Untersuchung das Alter der Probanden aus. Angesichts des Altersunterschiedes<br />

zwischen den Gruppen war eine Kontrolle dieses Effektes erforderlich, da<br />

altersbedingte Leistungsbeeinträchtigungen die Ergebnisse der Untersuchung<br />

beeinflusst hätten.<br />

Effekte der Seite der Läsion machen sich im WCST bei keiner der Variablen<br />

bemerkbar.<br />

Die dritte Hypothese wird durch die Befunde bestätigt. Die Leistungen, die<br />

Patienten mit Schädigungen der Frontallappen im WCST erbringen, sind<br />

ausnahmslos schlechter als die der Patienten mit nicht-frontalen Läsionen.<br />

8.2 Vergleich der psychopathologischen Kennwerte<br />

Abhängige Variablen der statistischen Auswertung der DEX-Fragebögen waren<br />

der Gesamtwert der Selbstbeurteilung, Gesamtwert der Fremdbeurteilung,<br />

Skalenwerte der Plussymptomatik aus Selbst- und Fremdbeurteilung,<br />

Skalenwerte der Minussymptomatik aus Selbst- und Fremdbeurteilung sowie<br />

Skalenwerte der neutralen Symptome aus Selbst- und Fremdbeurteilung. Um die<br />

Patienten hinsichtlich der Ausprägungen dieser Kennwerte zu vergleichen wurden<br />

mehrere multivariate zweifaktorielle Varianzanalysen gerechnet, die den Einfluss<br />

der Gruppenzugehörigkeit (frontal, non-frontal) und der Seite der Läsion (links,<br />

rechts, bilateral) sowie mögliche Interaktionen testeten.<br />

Für alle 63 Patienten der Untersuchung lagen die Selbst- und Fremdurteile aus<br />

den DEX-Fragebögen vor, daher beruhen die Analysen auf den Daten aller 28


Patienten der frontalen und 35 Patienten der nicht-frontalen Gruppe. In 23 Fällen<br />

war die linke Seite des Gehirns von der Schädigung betroffen, in 24 Fällen die<br />

rechte Seite und in 16 Fällen beide Seiten des Gehirns. Die Tabelle mit den<br />

Ergebnissen der Auswertung befindet sich im Anhang B (Tabelle B.8.10).<br />

8.2.1 DEX-Gesamtwert<br />

Überprüft wurden Gruppen-, Seiten- und Interaktionseffekte der<br />

Gesamtbeurteilung des dysexekutiven Syndroms. Die statistischen Analysen<br />

ergeben einen höchst signifikanten Gruppenunterschied beim DEX-Gesamtwert<br />

der Selbstbeurteilung (p=.000) und einen signifikanten Gruppenunterschied beim<br />

DEX-Gesamtwert der Fremdbeurteilung (p=.036). Beide können auf höhere<br />

Mittelwerte in der frontalen Gruppe zurückgeführt werden. Die frontal<br />

geschädigten Patienten geben somit im Mittel größere Beeinträchtigungen an als<br />

die nicht-frontale Gruppe und werden auch von Angehörigen als stärker<br />

beeinträchtigt erlebt.<br />

Beim DEX-Gesamtwert der Selbstbeurteilung liegt außerdem ein signifikanter<br />

Einfluss der Seite vor (p=.012), der im Scheffé-Test jedoch nicht wieder auftaucht.<br />

Die Differenz der selbsteingeschätzten Gesamtwerte von Patienten mit<br />

linksseitigen und bilateralen Läsionen liegt mit p=.172 der Signifikanzgrenze am<br />

nächsten.<br />

8.2.2 Plussymptomatik der DEX-Fragebögen<br />

Bei der Überprüfung der Mittelwertsunterschiede der Skala Plussymptomatik fällt<br />

ein sehr signifikanter Gruppeneffekt in der Selbstbeurteilung der Plussymptomatik<br />

auf (p=.006). Die Bewertung positiver Symptome ist in der Gruppe mit frontalen<br />

Läsionen bedeutend höher als in der Gruppe mit nicht-frontalen Läsionen.<br />

Weitere Effekte der Gruppenzugehörigkeit, Seite der Läsion oder Interaktionen<br />

bestehen hinsichtlich der Plussymptomatik nicht.


8.2.3 Minussymptomatik der DEX-Fragebögen<br />

Die Analysen der Skala Minussymptomatik ergeben signifikante<br />

Mittelwertsunterschiede zwischen der frontalen und nicht-frontalen Gruppe für die<br />

selbstbeurteilte Minussymptomatik (p=.020) und die fremdbeurteilte<br />

Minussymptomatik (p=.011). In beiden Fällen liegen wieder die Mittelwerte der<br />

frontalen Gruppe über denen der nicht-frontalen Gruppe; Patienten mit frontalen<br />

Läsionen weisen demnach ausgeprägtere negative Symptome auf, die von ihnen<br />

selbst und von Angehörigen berichtet werden.<br />

Bei der Selbstbeurteilung der Minussymptomatik fällt außerdem ein signifikanter<br />

Effekt der Seite auf (p=.048), bei dem es sich um einen globalen Effekt handelt,<br />

der im nachfolgenden Scheffé-Test keine signifikanten Differenzen bei Läsionen<br />

unterschiedlicher Seiten anzeigt. Die Mittelwerte von Patienten mit linksseitigen<br />

und bilateralen Läsionen weisen bei den Vergleichen die Differenz auf, die der<br />

Signifikanz am nächsten kommt (p=.127).<br />

8.2.4 Neutrale Symptomatik der DEX-Frgebögen<br />

Die Skala Neutrale Symptome enthält Aussagen zu kognitiven<br />

Beeinträchtigungen, die weder der Skala Plussymptomatik noch der<br />

Minussymptomatik zuzuordnen waren. Die Vergleiche der Mittelwerte zeigen hier<br />

sowohl in der Selbst- als auch in der Fremdeinschätzung signifikante<br />

Unterschiede zwischen frontaler und nicht-frontaler Gruppe (p=.000 und p=.017)<br />

bei jeweils höheren Skalenmittelwerten der frontal geschädigten Patienten.<br />

Die frontale Gruppe gibt somit stärkere kognitive Beeinträchtigungen (neutrale<br />

Symptome) an und wird hier auch von Angehörigen als gestörter erlebt.<br />

In der Selbstbeurteilung ist neben dem Gruppeneffekt der Einfluss der Seite sehr<br />

signifikant (p=.003). Im Scheffé-Test zeigen sich jedoch keine bedeutsamen<br />

Mittelwertedifferenzen, so dass es sich wiederum um einen globalen Seiteneffekt<br />

handelt. Die Differenz der Skalenmittelwerte selbstberichteter neutraler<br />

Symptome ist zwischen Patienten mit linksseitigen und bilateralen Schädigungen<br />

am deutlichsten, statistisch jedoch nicht bedeutsam (p=.134).


Es besteht ebenso eine signifikante Wechselwirkung von Gruppe und Seite auf<br />

die selbstbeurteilten neutralen Symptome (p=.036). Wie bei den TvH-Zeiten in<br />

Abschnitt 8.1.1.2 wurden auch hier für die Prüfung der Interaktion sechs<br />

Teilgruppen aus Lokalisation (frontal, nicht-frontal) und Seite (links, rechts,<br />

bilateral) gebildet, deren Skalenmittelwerte der selbstbeurteilten neutralen<br />

Symptome verglichen wurden. Eine grafische Veranschaulichung der ordinalen<br />

Interaktion findet sich in Abbildung 8.2.<br />

Abbildung 8.2: Ordinale Interaktion von Gruppe und Seite bezüglich der<br />

neutralen Symptomatik des DEX-Fragebogens zur<br />

Selbstbeurteilung<br />

Mittelwerte DEX-Selbsturteil neutrale Symptome<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

FRONTAL<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

Seite der Läsion<br />

4<br />

links<br />

2<br />

rechts<br />

0 bilateral<br />

NON-FRONTAL<br />

Gruppe<br />

Der Scheffé-Test identifiziert vier signifikante Mittelwertsdifferenzen zwischen je<br />

zwei der Teilgruppen. In jeder signifikanten Differenz ist der Mittelwert der<br />

Teilgruppe mit links-frontalen Läsionen vertreten. Patienten mit links-frontalen<br />

Läsionen weisen höhere Skalenwerte der selbstberichteten neutralen Symptome<br />

auf als jede der drei nicht-frontalen Teilgruppen (links-frontal vs. links non-frontal:<br />

D=8,08, p=.001; vs. rechts non-frontal: D=8.21, p=.001; vs. bilateral non-frontal:<br />

D=9,64, p=.005). Die links-frontale Gruppe hat auch gegenüber der bilateral-


frontalen Gruppe höhere Mittelwerte in den selbstberichteten neutralen<br />

Symptomen (D=7,39, p=.004). Aufgrund der teilweise geringen<br />

Zellenbesetzungen ist die Interpretation der Befunde nur eingeschränkt sinnvoll.<br />

8.2.5 Zusammenfassung der Ergebnisse mit den DEX-<br />

Fragebögen<br />

Es konnte gezeigt werden, dass die Gesamtwerte der DEX-Fragebögen die<br />

erwarteten Mittelwertsunterschiede zwischen frontaler und non-frontaler Gruppe<br />

abbilden. Frontalhirngeschädigte Patienten geben insgesamt mehr bzw. stärkere<br />

dysexekutive Symptome an als Patienten mit anderen Hirnläsionen. Auch im<br />

Urteil der Angehörigen fallen die Gesamteinschätzungen der Patienten mit Läsion<br />

der Frontallappen höher aus als in der nicht-frontalen Gruppe. Die vierte<br />

Hypothese wird durch diese Ergebnisse bestätigt.<br />

Der Befund ausgeprägterer psychopathologischer Symptome der<br />

frontalhirngeschädigten Patienten gilt in Selbst- und Fremdeinschätzung auch für<br />

die Subskalen der negativen und neutralen Symptome. Die sechste und siebte<br />

Hypothese werden daher ebenfalls bestätigt.<br />

Die fünfte Hypothese der Untersuchung erwartet ausgeprägtere positive<br />

Symptome seitens der Patienten mit frontalen Läsionen. Dieser Unterschied<br />

konnte nur in der Selbstbeurteilung gefunden werden und verfehlt für die<br />

Fremdbeurteilung die Signifikanzgrenze. Hypothese fünf wird damit zumindest<br />

zum Teil bestätigt.<br />

Eine statistische Prüfung des Zusammenhangs von Plus- und Minussymptomatik<br />

an dieser Stelle macht außerdem deutlich, dass die Ausprägungen der Symptome<br />

höchst signifikant korrelieren. Die zweiseitige Pearson-Korrelation positiver und<br />

negativer Symptome beträgt in der Selbsteinschätzung r=.544 (p=.000) und in der<br />

Fremdeinschätzung r=.624 (p=.000). Die positive Korrelation weist darauf hin,<br />

dass die Ausprägung der Plus- und Minussymptome einer Person jeweils ähnlich<br />

ist.


Über die bestehenden Gruppeneffekte hinaus deuten speziell der DEX-<br />

Fragebogen zur Selbstbeurteilung und dessen Subskalen einen Einfluss der Seite<br />

von Hirnschädigungen auf die Selbsteinschätzung psychopathologischer<br />

Symptome an. Insbesondere die Patienten mit linksseitigen Schädigungen fallen<br />

durch tendenziell hohe Skalenwerte auf und die berichtete Interaktion (Abschnitt<br />

8.2.4) identifiziert bei Patienten mit links-frontalen Läsionen die ausgeprägtesten<br />

neutralen (kognitive) Symptome.<br />

8.3 Zusammenhänge der kognitiven Tests<br />

8.3.1 Korrelationen der Planungstests<br />

Die dritte Fragestellung dieser Untersuchung schließt die Beurteilung der<br />

Konstruktvalidität von TvH und TvL in hirngeschädigten Populationen ein. Um zu<br />

ermitteln ob den Planungstests dasselbe Konstrukt zugrunde liegt, wurden nach der<br />

Pearson-Methode Korrelationskoeffizienten von ausgewählten TvH- und TvL-Variablen<br />

bestimmt, die Signifikanz erreichen sollten um die Validität der Testvariablen zu stützen.<br />

Vom TvL fanden nur die Leistungsindikatoren der dritten und vierten Aufgabe<br />

Verwendung, da diese Aufgaben den Testautoren zufolge aufgrund ihres mittleren<br />

Schwierigkeitsgrades die aussagekräftigsten Werte für die Unterscheidung von gestörtem<br />

und nicht-gestörtem Testverhalten liefern. Für den TvH wurden die Leistungen der<br />

Gesamtlösung herangezogen. Die Ergebnisse der Berechnungen sind in Tabelle 8.5<br />

dargestellt.<br />

Ausgehend von einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 0.05 pro Berechnung war zu<br />

erwarten, dass aufgrund des statistischen Fehlers in der Matrix von 6x3 berechneten<br />

Koeffizienten 0,9 Korrelationen zufällig die Signifikanzgrenze erreichen. Unter<br />

Berücksichtigung dieses Fehlers können die fünf signifikanten Korrelationen relativ<br />

unbedenklich interpretiert werden.


Tabelle 8.5:<br />

Korrelationen vom Turm von Hanoi und Turm von London<br />

nach der Pearson-Methode (2-seitige Signifikanz)<br />

Züge<br />

3. Aufgabe<br />

Tur N<br />

Zeit<br />

vo 3. Aufgabe<br />

N<br />

LondFehler<br />

3. Aufgabe<br />

Züge<br />

4. Aufgabe<br />

Zeit<br />

4. Aufgabe<br />

N<br />

N<br />

N<br />

Fehler<br />

4. Aufgabe<br />

N<br />

Züge bis 5er-<br />

Turm ohne<br />

Regelverstöße<br />

.065<br />

(.644)<br />

Turm von Hanoi<br />

53<br />

-.138<br />

(.325)<br />

53<br />

.193<br />

(.166)<br />

53<br />

.258<br />

(.064)<br />

52<br />

.004<br />

(.976)<br />

52<br />

.229<br />

(.102)<br />

52<br />

Zeit bis 5er-Turm<br />

ohne<br />

Regelverstöße<br />

.115<br />

(.413)<br />

53<br />

.401**<br />

(.003)<br />

53<br />

.090<br />

(.521)<br />

53<br />

-.063<br />

(.660)<br />

52<br />

.347*<br />

(.012)<br />

52<br />

.125<br />

(.379)<br />

52<br />

Regelverstöße<br />

gesamt<br />

.332*<br />

(.015)<br />

53<br />

.198<br />

(.156)<br />

53<br />

.634***<br />

(.000)<br />

53<br />

.231<br />

(.100)<br />

52<br />

.146<br />

(.302)<br />

52<br />

.714***<br />

(.000)<br />

52<br />

Legende: N = Gruppengröße; * p< 0.05 (2-seitig); ** p< 0.01 (2-seitig); *** p< 0.001 (2-seititg)<br />

Es zeigt sich, dass die Zeitvariablen beider Tests signifikant korrelieren. Die TvH-<br />

Gesamtzeit korreliert mit der Lösungszeit der dritten TvL-Aufgabe zu r=.401<br />

(p=.003) und mit der Lösungszeit der vierten TvL-Aufgabe zu r=.347 (p=.012).<br />

Das Ergebnis stützt die Validität dieser Leistungsindikatoren, die gemäß der<br />

Theorie beide mit der Erfassung von Planungsfähigkeiten, insbesondere mit dem<br />

zeitlichen Aspekt von Planungsprozessen zu tun haben.<br />

Noch deutlichere Zusammenhänge als bei den Zeitindikatoren finden sich<br />

hinsichtlich der Regelverstöße bzw. Fehlervariablen der Tests. Die Korrelation<br />

von TvH-Regelverstößen und TvL-Fehlern der dritten Aufgabe beträgt r=.634<br />

(p=.000) und die von TvH-Regelverstößen und TvL-Fehlern der vierten Aufgabe<br />

r=.714 (p=.000). Die bestehenden Zusammenhänge weisen auf ein gemeinsames<br />

zugrundeliegendes Konstrukt der Variablen Regelverstöße und Fehler hin und<br />

sprechen somit für ihre Validität. Vor dem theoretischen Hintergrund sind auch die<br />

Regelverstöße bzw. Fehler Indikatoren von Planungsfähigkeiten und deren


Störung, sie betrachten insbesondere den Aspekt der Korrektheit von<br />

Planungsprozessen.<br />

Die Korrelationen der Zugzahlen der Tests weichen mit r=.065 (p=.644) und<br />

r=.258 (p=.064) nicht signifikant von Null ab, was ein Indiz gegen die Validität der<br />

Zugvariablen als Indikatoren von Planungsfähigkeiten ist. Die Anzahl der Züge in<br />

der dritten Aufgabe des TvL korreliert lediglich mit den TvH-Regelverstößen zu<br />

r=.332 (p=.015), ein Befund, der immerhin in einer der Zugvariablen des TvL eine<br />

Beziehung zum TvH erkennen lässt, während die Züge des TvH keine<br />

Zusammenhänge zu den TvL-Variablen indizieren.<br />

8.3.2 Korrelationen von Planungstests und Kategorisierungstest<br />

Wie im theoretischen Teil dieser Arbeit bereits dargestellt wurde, umfasst das<br />

Konzept der exekutiven Funktionen eine große Zahl von Einzelfunktionen, die,<br />

wie angenommen wird, einer gemeinsamen Steuerung durch das Frontalhirn<br />

unterliegen. Unter der Voraussetzung, dass die drei Tests dieser Untersuchung<br />

Tests exekutiver Funktionen sind, sollten sich auch zwischen Planungstests und<br />

WCST Korrelationen messen lassen. Dies sollte der Fall sein, obwohl die Tests<br />

auf zwei unterschiedliche Bereiche der exekutiven Funktionen bezogen sind. Um<br />

für eine Klärung der vierten Fragestellung den Zusammenhang der heterogenen<br />

Tests zu bestimmen wurden Korrelationen relevanter Variablen von WCST und<br />

TvH bzw. TvL berechnet (Tabelle 8.6).<br />

Die Ergebnisse zeigen einige bedeutsame Korrelationen zwischen TvH und<br />

WCST. Deutlich fallen die positiven Zusammenhänge der normierten<br />

perseverativen Fehler mit allen drei TvH-Variablen auf. Die perseverativen Fehler<br />

korrelieren mit den Zügen zu r=.414 (p=.002) und mit der Zeit zu r=.316 (p=.021).<br />

Die Korrelation der perseverativen Fehler mit den Regelverstößen beträgt<br />

immerhin r=.272 (p=.021).<br />

Die erreichten Kategorien des WCST weisen nur eine bedeutsame Korrelation<br />

zum TvH auf. Hier ist es die Zeit des TvH, die mit den Kategorien zu r=.-321<br />

(p=.019) korreliert. Die Negativität der Korrelation ist bedingt durch die<br />

Eigenschaften der Variablen: Eine gute Testleistung wird bei den Kategorien


durch einen großen Wert, bei den Zeiten durch einen kleinen Wert indiziert. Ein<br />

langer Lösungsprozess im TvH geht demnach mit einer geringen Anzahl<br />

beendeter Kategorien im WCST einher und umgekehrt.<br />

Tabelle 8.6:<br />

Korrelationen von Planungstests und WCST nach der<br />

Pearson- Methode (2-seitige Signifikanz)<br />

Turm von<br />

Hanoi<br />

Turm von<br />

London<br />

Legende:<br />

Wisconsin Card Sorting<br />

Test<br />

Erreichte<br />

Kategorien<br />

Perseverative<br />

Fehler 1<br />

Züge bis 5er-Turm<br />

ohne Regelverstöße<br />

-.151<br />

(.280)<br />

.414**<br />

(.002)<br />

N<br />

53<br />

53<br />

Zeit bis 5er-Turm<br />

ohne Regelverstöße<br />

-.321*<br />

(.019)<br />

.316*<br />

(.021)<br />

N<br />

53<br />

53<br />

Regelverstöße gesamt<br />

-.065<br />

.272*<br />

(.645)<br />

(.021)<br />

N<br />

53<br />

53<br />

Züge 3. Aufgabe<br />

.014<br />

.023<br />

(.914)<br />

(.857)<br />

N<br />

63<br />

63<br />

Zeit 3. Aufgabe<br />

-.065<br />

.045<br />

(.612)<br />

(.727)<br />

N<br />

63<br />

63<br />

Fehler 3. Aufgabe<br />

.051<br />

-.012<br />

(.691)<br />

(.927)<br />

N<br />

63<br />

63<br />

Züge 4. Aufgabe<br />

.135<br />

-.071<br />

(.301)<br />

(.586)<br />

N<br />

61<br />

61<br />

Zeit 4. Aufgabe<br />

-.144<br />

.140<br />

(.269)<br />

(.282)<br />

N<br />

61<br />

61<br />

Fehler 4. Aufgabe<br />

-.047<br />

.158<br />

(.720)<br />

(.224)<br />

N<br />

61<br />

61<br />

1 = normierter Wert; N = Gruppengröße; * p< 0.05 (2-seitig); ** p< 0.01 (2-seitig)<br />

Bezüglich der errechneten Korrelationen von TvL und WCST ergibt sich ein<br />

anderer Befund. Es existiert kein signifikanter Zusammenhang zwischen den<br />

Testvariablen. Weder die perseverativen Fehler noch die Anzahl erreichter


Kategorien des WCST korrelieren mit den TvL-Leistungsindikatoren der dritten<br />

und vierten Aufgabe.<br />

8.3.3 Zusammenfassung der Korrelationen der kognitiven Tests<br />

Die Ergebnisse der Konstruktvalidierung der Planungstests TvH und TvL stellen<br />

sich in dieser Untersuchung weitgehend positiv dar, obwohl eine allgemeine<br />

Aussage darüber, ob TvH und TvL dasselbe Konstrukt erfassen, schwierig ist. Die<br />

Leistungsindikatoren der Planungstests weisen sehr unterschiedliche<br />

Zusammenhänge auf, daher kann die Beantwortung der dritten Fragestellung<br />

nicht für die Gesamttests erfolgen, sondern muss auf einzelne Variablen bezogen<br />

sein.<br />

Die deutlichsten Ähnlichkeiten der Planungstests fallen hinsichtlich der<br />

Regelverstöße und Fehler auf. Sie teilen 40% bzw. 51% ihrer Varianz, was die<br />

Annahme rechtfertigt, dass hier zwei Variablen aus verschiedenen Tests<br />

dasselbe Konstrukt erfassen. Mit 12% bzw. 16% gemeinsamem Varianzanteil<br />

weisen die Lösungszeiten der Planungstests zwar geringere Ähnlichkeiten auf,<br />

ihre Korrelationen sind jedoch ebenfalls statistisch bedeutsam. Die Daten stützen<br />

somit auch für die Zeitvariablen die Annahme einer weitgehenden Äquivalenz der<br />

erfassten Funktionen und des zugrunde liegenden Konstruktes. Die Anzahl der<br />

Züge stellt sich in der Untersuchung als weniger valides Maß zur Erfassung von<br />

Planungsfunktionen heraus. Fehlende Korrelationen der Zugvariablen der<br />

Planungstests deuten bei diesem Leistungsmaß auf eine Unabhängigkeit von<br />

TvH und TvL hin und indizieren die Erfassung verschiedener Konstrukte.<br />

In Bezug auf die vierte Fragestellung kann ebenfalls keine einheitliche<br />

Schlussfolgerung gezogen werden, da die auftretenden Korrelationen zwischen<br />

WCST und Planungstests nur für bestimmte Variablen gelten.<br />

Das Gesamtbild der Korrelationen der heterogenen Tests zeigt eine besondere<br />

Beziehung der perseverativen Fehler im WCST zu den TvH-Variablen. Alle hier<br />

zu beobachtenden Korrelationen erreichen Signifikanz, die Leistungen teilen<br />

zwischen 7% und 17% ihrer Varianz. Die Zusammenhänge der heterogenen<br />

Tests fallen damit wie erwartet geringer aus als die Korrelationen der


Planungstests untereinander (12% bis 51%), sie treten jedoch zumindest für die<br />

perseverativen Fehler und den TvH konstant auf. Der Befund zeigt, dass mit den<br />

Tests, obwohl sie unterschiedliche Leistungen messen, zu einen bedeutsamen<br />

Anteil gleichsinnige Ergebnisse erzielt werden.<br />

Das Ergebnis gemeinsamer Varianz von Kategorisierungs- und Planungstest gilt<br />

jedoch nicht für den Zusammenhang von WCST und TvL. Wie gezeigt werden<br />

konnte, besteht in dieser hirngeschädigten Stichprobe eine Unabhängigkeit von<br />

Leistungen im TvL und Kategorisierungstest. Aufgrund dieses Befundes muss<br />

bezweifelt werden, dass die durch den WCST und TvL erfassten kognitiven<br />

Leistungen durch gemeinsame zentrale Verarbeitungsprozesse verbunden sind,<br />

während TvH und WCST die Zusammenhänge wie erwartet zeigen und die<br />

Annahme gemeinsamer zentraler Verarbeitungsprozesse rechtfertigen.<br />

8.4 Zusammenhänge kognitiver und psychopathologischer<br />

Variablen<br />

Zur Klärung der fünften Fragestellung, ob bei hirngeschädigten Patienten, speziell<br />

bei Patienten mit Schädigung der Frontallappen, die Leistungen in den Tests<br />

exekutiver Funktionen mit der Ausprägung des dysexekutiven Syndroms, bzw. mit<br />

der Plus-, Minus- oder neutralen Symptomatik zusammenhängen, wurden<br />

Korrelationen der Testvariablen von TvH, TvL und WCST mit den Variablen der<br />

DEX-Fragebögen errechnet. Die Korrelationsmatrizen der Testwerte finden sich<br />

im Anhang B (Tabelle B.8.11 und B.8.12).<br />

Die Berechnungen zeigen, dass bis auf eine Ausnahme in der Gesamtgruppe und<br />

auch in der frontalen Gruppe konsistent keine signifikanten Zusammenhänge<br />

zwischen kognitiven Leistungen und psychopathologischen Symptomen<br />

vorliegen. Das Testergebnis einer Person zum Planen oder Kategorisieren fällt<br />

demnach unabhängig davon aus, wie stark sie Symptome des dysexekutiven<br />

Syndroms im Sinne emotionaler, motivationaler und kognitiver Veränderungen<br />

erlebt, und ist auch unabhängig davon, wie stark Angehörige diese bewerten.<br />

Auch die Differenzierung des Globalurteils dysexekutiver Beeinträchtigungen in<br />

die Subskalen der Plussymptomatik, Minussymptomatik und neutrale<br />

Symptomatik ergibt keine Zusammenhänge zu einzelnen Planungs- und<br />

Kategorisierungsvariablen. Einzige Ausnahme bildet die signifikante Korrelation<br />

der TvL-Zeit der 4. Aufgabe mit der Selbsteinschätzung neutraler Symptome in


der frontalen Gruppe (r=-.417; p=.034), deren Bedeutung jedoch fraglich ist, da<br />

sie aufgrund der vielen Berechnungen mit großer Wahrscheinlichkeit auf<br />

statistische Fehler zurückgeführt werden muss.<br />

Dass von den 176 Korrelationskoeffizienten insgesamt nur ein einziger<br />

Signifikanz erreicht, obwohl allein etwa neun Signifikanzen durch Fehlereinfluss<br />

auftreten sollten, stellt die Unabhängigkeit kognitiver und psychopathologischer<br />

Defizite umso deutlicher heraus.<br />

Die Beantwortung der fünften Fragestellung fällt angesichts der eindeutigen Befunde<br />

leicht. In der hirngeschädigten Stichprobe dieser Untersuchung bestehen keine<br />

Zusammenhänge zwischen Leistungen in Tests exekutiver Funktionen und Symptomen<br />

des dysexekutiven Syndroms. Die Leistungen, die eine Person in den kognitiven Tests<br />

zeigt, steht in keiner systematischen Beziehung zur Ausprägung ihrer positiven, negativen<br />

oder neutralen (kognitiven) Symptome.<br />

9. Diskussion<br />

In diesem Kapitel werden die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit diskutiert und<br />

mit den im theoretischen Teil berichteten Befunden in Beziehung gesetzt.<br />

ZU DEN AUSWIRKUNGEN DER FRONTALHIRNSCHÄDIGUNG AUF<br />

EXEKUTIVE LEISTUNGEN UND PSYCHOPATHOLOGISCHE SYMPTOME<br />

Es wurde in dieser Untersuchung erwartet, dass Patienten mit Läsionen des<br />

Frontalhirns die in der Literatur vielfach dokumentierten spezifischen<br />

Leistungsbeeinträchtigungen bezüglich verschiedener Bereiche exekutiver<br />

Funktionen zeigen. Im Bereich der PLANUNGSFÄHIGKEIT ist dies nicht der Fall.<br />

Obwohl den Hinweisen aus früheren Befunden entsprechend bei den<br />

eingesetzten Planungstests neben der Anzahl der Züge auch die Lösungszeit und<br />

Regelverstöße betrachtet wurden, sind die Testergebnisse der<br />

frontalhirngeschädigten Patienten nicht schlechter als die der Patienten mit<br />

unspezifischen Hirnläsionen. Auch die in der Literatur diskutierte besondere<br />

Bedeutung des linken Frontallappens bei der Bewältigung von<br />

Planungsanforderungen hat sich im Rahmen der vorliegenden Untersuchung


nicht bestätigt. Shallice (1982) hatte aufgrund seiner Ergebnisse mit dem TvL<br />

gerade für Patienten mit links-frontalen Schädigungen Planungsdefizite<br />

vorausgesagt, die in weiteren Forschungsarbeiten (z.B. Morris et al., 1997;<br />

Schöttke, 2000) erneut nachgewiesen werden konnten. Die einzigen Hinweise auf<br />

Einflüsse der Seite von Hirnläsionen sind in der untersuchten Stichprobe das<br />

Ergebnis erhöhter Zugzahlen im TvL bei bilateralen Läsionen gegenüber<br />

linkslateralen Läsionen und die Beobachtung, dass die Patienten mit bilateral<br />

frontalen und rechtslateral nicht-frontalen Läsionen im TvH tendenziell die<br />

längsten Lösungszeiten aufweisen. Im Hinblick auf die Ergebnisse früherer<br />

Studien stellen diese Befunde Einzelfälle dar und sind vor dem theoretischen<br />

Hintergrund schwierig zu interpretieren. Es ist allerdings in Betracht zu ziehen,<br />

dass die Leistungsauffälligkeiten bei bilateralen Schädigungen durch die Größe<br />

der Läsion zu erklären sind, über die in der untersuchten Stichprobe leider jedoch<br />

nichts bekannt ist.<br />

Die fehlenden Hinweise auf frontalhirnspezifische Planungsdefizite in dieser<br />

Arbeit sind mit früheren Ergebnissen von Glosser und Goodglass (1990)<br />

vereinbar, die auch keine Unterschiede zwischen den Leistungen von<br />

Frontalhirngeschädigten und anderen Hirngeschädigten finden. Es fällt auf, dass<br />

die erwarteten Leistungsdefizite Frontalhirngeschädigter in der Literatur sehr<br />

häufig dann beobachtet werden, wenn die Vergleichsgruppe aus gesunden<br />

Kontrollpersonen besteht (Owen et al, 1990; Glosser & Goodglass, 1990; Goel &<br />

Grafman, 1995; Markowitsch & Härting, 1996). Diese Untersuchungen lassen<br />

streng genommen keine Rückschlüsse auf Frontalhirnfunktionen und die<br />

Frontalhirnsensitivität von Tests zu, da die gefundenen Effekte auch auf eine<br />

generelle Leistungsbeeinträchtigung durch die Hirnschädigung zurückgehen<br />

können. Um eine diesbezügliche Aussage zu rechtfertigen sind Befunde<br />

erforderlich, die mehrere hirngeschädigte Gruppen vergleichen, da so der direkte<br />

Einfluss der frontalen Lokalisation der Läsion getestet werden kann, ohne dass<br />

unspezifische Einflüsse der Hirnschädigung ins Gewicht fallen.<br />

Auch wenn bei diesem harten Vergleich in der vorliegenden Untersuchung die<br />

erste und zweite Hypothese verworfen werden müssen, ist eine enge Verbindung<br />

von Planungsfähigkeiten und Frontallappenfunktion denkbar und wahrscheinlich.


Die Beziehung stellt sich allerdings nicht so einfach dar wie in den Hypothesen<br />

erwartet wurde, sondern muss weiter differenziert werden. Im theoretischen Teil<br />

dieser Arbeit wurde bereits darauf hingewiesen, dass bei der Steuerung der<br />

exekutiven Funktionen umgrenzten Bereichen der Frontallappen eine besondere<br />

Bedeutung zukommt. Bei Anforderungen des Planens und Kategorisierens wird in<br />

der Literatur der Einfluss des linken dorsolateralen präfrontalen Cortex betont<br />

(Morris et al., 1993). Bezugnehmend auf die Ergebnisse der vorliegenden<br />

Untersuchung, in der lediglich nach frontalen und nicht-frontalen Läsionen<br />

differenziert werden konnte, sollten Patienten mit Läsionen des (linken)<br />

dorsolateralen präfrontalen Cortex getrennt von Patienten mit anderen (Frontal-)<br />

Hirnschädigungen untersucht werden um festzustellen, wie sich die<br />

Testleistungen speziell in dieser Gruppe gestalten. Auf diese Weise kann ermittelt<br />

werden werden, ob die in der Literatur berichteten kognitiven Charakteristika der<br />

Frontalhirnstörung stärker auf einer Schädigung dorsolateraler präfrontaler<br />

Rindenareale beruhen als auf einer allgemeinen Dysfunktion der Frontallappen.<br />

Kritisch anzuführen sind außerdem einige methodische Mängel dieser<br />

Untersuchung, die sich möglicherweise nachteilig auf die Ergebnisse der<br />

Planungstests ausgewirkt haben. Wie in den Testsitzungen auffiel, bearbeiteten<br />

viele Patienten den TvH und TvL am Computer sehr zögerlich, was zu einer<br />

Verlängerung der Bearbeitungszeiten geführt haben kann. Obwohl keine<br />

Vorkenntnisse oder besondere Geschicklichkeit erforderlich waren, traten in<br />

mehreren Fällen Schwierigkeiten bei der Bedienung der Tastatur auf, da die<br />

Tasten zum Verschieben der Scheiben beim TvH nur sehr kurz gedrückt werden<br />

dürfen. So lange, wie ein Patient die Taste gedrückt hält, springt die Scheibe mit<br />

sehr hoher Frequenz zwischen Ausgangsposition und Stabspitze hin und her,<br />

was zu einem starken Anstieg der Zugzahlen führt. Unsicherheit im Umgang mit<br />

dem Computer sowie eine verlangsamte Reaktionsgeschwindigkeit aufgrund der<br />

Schwere oder zeitlichen Nähe der Hirnschädigung können die Testperformanz<br />

beeinflusst und so dazu beigetragen haben, dass sich die Leistungen der<br />

Untersuchungsgruppen nicht mehr deutlich unterscheiden. Die Computerversion<br />

der Planungstests bringt somit einen gewissen Nachteil mit sich; wenn es sich bei<br />

den Auswirkungen der genannten Störfaktoren jedoch um zufällige Einflüsse<br />

handelt, sollte davon ausgegangen werden können, dass sich der Fehler über die


Gesamtstichprobe aufhebt. Zudem gibt die Durchführung der Tests am Computer<br />

detailliert Aufschluss über verschiedene relevante Merkmale von<br />

Planungsprozessen. Die Erfassung der Zeitvariablen, Regelverstöße und<br />

Testverhalten in bestimmten Phasen des Lösungsprozesses erfolgt auf diese<br />

Weise sehr problemlos und fehlerfrei, was mit der ursprünglichen Holzversion von<br />

TvH und TvL nicht oder nur mit weitaus erheblicherem Aufwand möglich wäre.<br />

Im Unterschied zu den Ergebnissen mit den Planungstests ermöglicht die<br />

KATEGORISIERUNGSLEISTUNG der hirngeschädigten Gruppen eine klare<br />

Bestätigung der dritten Hypothese. Anders als in anderen Untersuchungen treffen<br />

die beobachteten Unterschiede für alle hier ausgewerteten abhängigen Variablen<br />

des WCST zu. Die frontalhirngeschädigten Patienten zeigen hinsichtlich der<br />

beendeten Kategorien, richtigen Zuordnungen, falschen Zuordnungen und<br />

perseverativen Fehler das erwartete Kategorisierungsdefizit gegenüber anderen<br />

Hirngeschädigten. Insbesondere die Neigung zur Perseveration als Ausdruck<br />

einer gestörten Reaktionsunterdrückung und Reizgebundenheit hat sich als<br />

typisches Merkmal der Verhaltensauffälligkeiten nach Frontalhirnläsionen auch in<br />

anderen Untersuchungen erwiesen (Heaton, 1981; Röhrenbach et al., 1991;<br />

Eslinger & Grattan, 1993) und wird durch die Daten der hier untersuchten<br />

Stichprobe besonders deutlich bestätigt.<br />

In der PET-Analyse von Berman et al. (1995) war bei hirngesunden Probanden<br />

während der Bearbeitung des WCST ein Aktivierungsanstieg in verbreiteten<br />

frontalen und nicht-frontalen Cortexbereichen aufgefallen, was die Beteiligung<br />

eines komplexen cortikalen Netzwerkes bei der Bewältigung der<br />

Kategorisierungsaufgabe nahe legt. Anhand der Befunde der vorliegenden Arbeit<br />

kann geschlossen werden, dass für erfolgreiches Kategorisieren die frontale<br />

Hirnaktivität von größerer Bedeutung ist, da sich eine läsionsbedingt<br />

eingeschränkte Funktionsfähigkeit des frontalen Cortex stärker leistungsmindernd<br />

auswirkt als Verletzungen nicht-frontaler Strukturen.<br />

Obwohl die Ergebnisse mit dem WCST zeigen, dass perseveratives Verhalten<br />

und weitere Beeinträchtigungen in Leistungsmerkmalen von<br />

Kategorisierungsaufgaben bereits in einer Patientengruppe mit Läsionen<br />

vermischter frontaler Hirnareale auffallen, wäre angesichts der anderorts


genannten Bedeutung des (dorsolateralen) präfrontalen Cortex für exekutive<br />

Leistungen denkbar, dass bei der Vermittlung von Kategorisierungsleistungen<br />

neben einer allgemeinen Relevanz frontaler Strukturen begrenzte Areale der<br />

frontalen Hirnrinde eine besondere Rolle übernehmen.<br />

Wie im theoretischen Teil bereits dargestellt wurde, ist die Befundlage zu WCST-<br />

Leistungen und Frontalhirndefiziten durch einige Inkonsistenzen gekennzeichnet.<br />

Studien, die keine Leistungsdefizite bei Frontalhirngeschädigten im Vergleich zu<br />

anderen Hirngeschädigten finden, stehen im Widerspruch zu den hier<br />

gefundenen Ergebnissen (z.B. Grafman et al., 1990; Anderson et al., 1991;<br />

Fallstudie von Heck & Bryer, 1986). Es stellt sich die Frage, worauf das<br />

uneindeutige Befundmuster zurückzuführen ist, da durch die Befunde der<br />

vorliegenden Arbeit doch sehr deutlich festgestellt wird, dass sich der WCST zur<br />

Erfassung exekutiver Funktionsdefizite nach Frontalhirnschädigung eignet.<br />

Betrachtet man die Stichprobenmerkmale der oben genannten Studien, so wird<br />

deutlich, dass die Personen teilweise erst Jahre nach dem schädigenden Ereignis<br />

untersucht wurden, während in der vorliegenden Studie im Mittel etwa drei<br />

Monate vergangen waren (vgl. dazu Grafman et al., 1990: ≥15 Jahre; Anderson et<br />

al., 1991: M=2;3 Jahre; Heck & Bryer, 1986: ca. 20 Jahre). Da bei so langen<br />

Zeiträumen die Möglichkeit besteht, dass eine Kompensation ehemaliger Defizite<br />

stattgefunden hat, erscheinen die mit der Stichprobe der vorliegenden Arbeit<br />

gewonnenen Erkenntnisse anhand des kurzen Zeitraumes zwischen Vorfall und<br />

Testung glaubwürdiger. Das Ergebnis gesteigerter perseverativer Fehler in der<br />

Gruppe der Patienten mit Frontalhirnschädigungen gegenüber Patienten mit<br />

anderen (nicht-frontalen) Hirnschädigungen korrespondiert darüber hinaus mit<br />

anderen Befunden aus Untersuchungen, die Kategorisierungsleistungen mit dem<br />

WCST ebenfalls recht kurze Zeit nach Eintreten der Schädigung erheben<br />

(Röhrenbach et al., 1991: M=6 Monate; Eslinger & Grattan, 1993: 3-12 Monate).<br />

Neben möglichen Kompensationseffekten durch die späte Testung übt das Alter<br />

der Untersuchungsteilnehmer einen Einfluss auf Kategorisierungsleistungen aus<br />

und kann in früheren Untersuchungen dazu geführt haben, dass Effekte nicht<br />

erkannt worden sind. Es wird nicht aus allen in der Literatur berichteten Studien<br />

deutlich, ob der Einfluss des Alters auf die Testergebnisse erkannt und<br />

berücksichtigt wurde. Angesichts der Tatsache, dass älteren Patienten die


Bearbeitung der Kategorisierungsaufgabe schwerer fällt, wie es in der<br />

vorliegenden Untersuchung konstant für alle Variablen zutrifft, sollten<br />

Altersunterschiede dringend ermittelt und kontrolliert werden. Eine erneute<br />

Analyse der Kategorisierungsleistungen dieser Stichprobe ohne die Kovariate<br />

Alter zeigt, dass bei Vernachlässigung des höheren Alters in der non-frontalen<br />

Kontrollgruppe die Effekte der Anzahl richtig sortierter Karten und der<br />

Gesamtfehlerzahl verschwinden (p=.086 und p=.079). Es ist somit nicht<br />

ausgeschlossen, dass die heterogene Befundlage zum WCST auch durch die<br />

Vernachlässigung von Alterseffekten bedingt ist.<br />

Außer den Beeinträchtigungen exekutiver Funktionen (Planen, Kategorisieren)<br />

interessierten im Rahmen dieser Untersuchung auch<br />

PSYCHOPATHOLOGISCHE SYMPTOME, von denen vor dem theoretischen und<br />

empirischen Hintergrund erwartet wurde, dass sie bei Patienten mit<br />

Frontalhirnschädigungen stärker ausgeprägt sind als bei Patienten mit<br />

Hirnschädigungen anderer Lokalisation (Blumer & Benson, 1975; Röhrenbach et<br />

al., 1991). Die hier mit den Fragebögen zum dysexekutiven Syndrom (DEX-<br />

Fragebögen) gefundenen Ergebnisse bestätigen diese Erwartung und damit die<br />

Hypothesen vier, fünf, sechs und sieben. Patienten mit Verletzungen des<br />

Frontalhirns weisen im Vergleich zu Patienten mit anderen Hirnschädigungen<br />

sowohl ausgeprägtere Plussymptome als auch ausgeprägtere Minussymptome<br />

und neutrale Symptome auf und zeigen somit die in der Literatur beschriebenen<br />

charakteristischen Auffälligkeiten in Antrieb und Stimmung. Die Veränderungen<br />

kommen im Verhalten der Patienten zum Ausdruck, so dass sich der Effekt (bis<br />

auf eine Ausnahme bei den positiven Symptomen) auch durch die Befragung der<br />

Angehörigen ergibt.<br />

Interessant sind die positiven Korrelationen der Symptome: Sie weisen in der<br />

Selbstbeurteilung 30% und in der Fremdbeurteilung 39% gemeinsame Varianz<br />

auf. Plus- und Minussymptome schließen sich demzufolge nicht gegenseitig aus,<br />

sondern sie sind bei einer Person tendenziell jeweils gleich stark ausgeprägt.<br />

Dieser Befund widerspricht der Annahme, dass es bei Patienten im Rahmen einer<br />

frontalen Dysfunktion entweder zu einer Steigerung oder zu einer Abflachung von


Reaktionen und Affekten kommt. Im Gegensatz zu den Beobachtungen von<br />

Blumer und Benson (1975), die Pseudopsychopathie in Verbindung mit<br />

Schädigungen des orbitalen frontalen Cortex sehen und Pseudodepression mit<br />

Schädigungen des dorsolateralen frontalen Cortex, deuten die Ergebnisse der<br />

vorliegenden Untersuchung auf Veränderungen des Antriebs in beide Richtungen<br />

und damit auf ein generelles psychisches Ungleichgewicht durch die frontale<br />

Hirnschädigung hin.<br />

Es bietet sich an, die DEX-Skalen mit anderen Skalen zur Erhebung positiver und<br />

negativer Symptome zu vergleichen (z.B. SANS) um festzustellen, ob sich durch<br />

sie tatsächlich die intendierten Antriebsveränderungen nach Hirnschädigung<br />

erfassen lassen. Auf diese Weise kann geklärt werden, ob sich die hohen<br />

Interkorrelationen der DEX-Skalen zur Positiv- und Negativsymptomatik, wie oben<br />

ausgeführt, als generelles psychisches Ungleichgewicht durch die<br />

Hirnschädigung auffassen lassen oder ob sie durch Eigenschaften des<br />

Messinstrumentes bedingt sind (Artefakte).<br />

ZUR KONSTRUKTVALIDITÄT DER TESTS EXEKUTIVER FUNKTIONEN<br />

Die dritte und vierte Fragestellung dieser Arbeit beziehen sich auf die<br />

Zusammenhänge der eingesetzten Tests TvH, TvL und WCST. Als Tests<br />

exekutiver Funktionen, deren zentrale Verarbeitung und Steuerung stark mit dem<br />

frontalen Cortex assoziiert ist, waren Korrelationen der Instrumente erwartet<br />

worden, die unter den Planungstests möglicherweise höher ausfallen sollten als<br />

zwischen Planungstests und Kategorisierungstest. Diese grundlegenden<br />

Annahmen konnten durch die Daten der Untersuchung weitgehend bestätigt<br />

werden, die Korrelationen fallen zum Teil zwar gering aus, sie erreichen aber<br />

Signifikanz. Es liegen außerdem bestimmte Muster von Korrelationen vor, die<br />

diskutiert werden sollen.<br />

Es ist zuvor noch anzumerken, dass das Gütekriterium der Konstruktvalidität<br />

grundsätzlich zwei Forderungen beinhaltet: Neben der konvergenten Validität, die<br />

durch Tests ermittelt wird, die dasselbe Konstrukt erfassen, ist die diskriminante<br />

Validität durch Tests, die ein anderes Konstrukt erfassen, zu prüfen. Da das


Design der vorliegenden Arbeit nur Tests vorsah, die mit der Erfassung exekutiver<br />

Funktionen zu tun haben, beschränkt sich der Beitrag dieser Untersuchung zum<br />

Prozess der Konstruktvalidierung der Tests auf die konvergente Validität.<br />

Die Daten aus dem TURM VON HANOI und TURM VON LONDON bestätigen<br />

durch signifikante Korrelationen bezüglich einiger Variablen, dass die<br />

Planungstests ein gemeinsames Konstrukt erfassen. Angesichts der strukturellen<br />

Ähnlichkeiten der Tests fallen die Zusammenhänge allerdings recht gering aus.<br />

Interessant ist das Muster der Korrelationen: Die Zeit im TvH korreliert mit den<br />

Zeiten im TvL (r=.401, p=.003; r=.347, p=.012) und die Regelverstöße im TvH<br />

korrelieren mit den Fehlern im TvL (p=.634, p=.000; r=.714, p=.000), die<br />

Korrelationen der Zugvariablen sind nicht signifikant. Es weisen somit<br />

hauptsächlich äquivalente Variablen Zusammenhänge auf, nicht die heterogenen<br />

Indikatoren. Das Ergebnis unterstreicht die Bedeutung mehrerer abhängiger<br />

Variablen der Planungstests, da ein einziges Leistungsmaß offensichtlich nicht<br />

dazu in der Lage ist Planungsfähigkeiten erschöpfend zu beschreiben.<br />

In der Untersuchung von Humes et al. (1997) zeigen sich ähnlich geringe aber<br />

signifikante Korrelationen zwischen TvH und TvL (r=.37; p


dieses gemeinsame Konstrukt zurück. Die Güte der Erfassung der Effizienz von<br />

Planungsprozessen durch die der Anzahl der Züge ist fraglich, da die Indikatoren<br />

von TvH und TvL unabhängig sind. Die Zugvariable hat sich in anderen<br />

Untersuchungen mit dem TvH bereits als wenig geeigneter Indikator erwiesen,<br />

Unterschiede zwischen Hirngeschädigten und Gesunden zu ermitteln bzw. war<br />

nicht dazu in der Lage, zwischen Hirnschädigungen verschiedener Lokalisation zu<br />

differenzieren, wie es z.B. mit den Regelverstößen gelang (Schöttke, 2000).<br />

Im Hinblick auf das Gesamtbild der Ergebnisse zu den einzelnen Variablen muss<br />

davon ausgegangen werden, dass die Anzahl der Schritte, die eine Person<br />

benötigt um ein vorgegebenes Ziel zu erreichen keine Schlussfolgerungen über<br />

frontale Dysfunktionen oder Planungsfähigkeiten zulässt. Aus diesem Grund sind<br />

die Ergebnisse der Untersuchung von Humes et al. (1997) in Frage zu stellen.<br />

Vielversprechendere Leistungsindikatoren als die Zugzahlen sind die<br />

Lösungszeiten und Regelverstöße, da sie in früheren Untersuchungen die<br />

erwarteten Leistungsbeeinträchtigungen nach Schädigungen frontaler<br />

Hirnbereiche abbilden und aufgrund der Befunde der vorliegenden Arbeit von der<br />

Validität der mit diesen Variablen erfassten Konstrukte ausgegangen werden<br />

kann. Beide zu erheben gibt Aufschluss über spezielle Qualitäten von<br />

Planungsprozessen (Schnelligkeit und Korrektheit) und deren Umsetzung.<br />

Durch die Berechnung der Korrelationen von PLANUNGSTESTS und<br />

KATEGORISIERUNGSTEST sollte geprüft werden, in welcher Beziehung<br />

verschiedene Verfahren zur Prüfung exekutiver Funktionen stehen. Hintergrund<br />

der Fragestellung war die gemeinsame Steuerung der erfassten Leistungen durch<br />

das Frontalhirn auf der einen Seite und die Verschiedenheit der Einzelfunktionen<br />

Planen und Kategorisieren auf der anderen Seite.<br />

Die beobachteten Zusammenhänge fallen in Abhängigkeit des verwendeten<br />

Instruments zur Erfassung von Planungsfähigkeiten sehr unterschiedlich aus,<br />

denn während sich mit bis zu 17% gemeinsamer Varianz die erwartete<br />

Beziehung von WCST und TvH andeutet, lassen WCST und TvL keinen<br />

Zusammenhang erkennen. Inhaltlich bedeutet dies, dass WCST und TvH in<br />

dieser Stichprobe zu einem bedeutsamen Teil das Gleiche erfassen


(Frontalhirnfunktion, exekutive Funktionen) und dass WCST und TvL<br />

Verschiedenes erfassen. Es reicht somit nicht bereits die Durchführung eines<br />

Tests aus um sagen zu können, Patienten weisen eine Störung der exekutiven<br />

Funktionen auf, zumal die Zusammenhänge von WCST und TvH auch noch sehr<br />

gering ausfallen. Die Ergebnisse fordern eine Aufgliederung des Konzepts der<br />

exekutiven Funktionen in Teilfunktionen und deren getrennte Untersuchung im<br />

Zusammenhang mit Frontalhirnschädigungen.<br />

Eine erwähnenswerte Besonderheit stellt innerhalb dieser Diskussion die<br />

deutliche Verknüpfung der perseverativen Fehler des WCST mit dem TvH dar.<br />

Dass TvH-Variablen und perseverative Fehler durchweg korrelieren (7% bis 17 %<br />

geteilte Varianz) ist der deutlichste gefundene Hinweis auf eine gemeinsame<br />

Basis der exekutiven Tests. In Bezug auf den TvH kann, gemäß der Ergebnisse<br />

der Korrelationen, eine positive Bilanz gezogen werden. Der TvH weist sowohl mit<br />

dem Planungstest (TvL) als auch mit dem anderen Test exekutiver Funktionen<br />

(WCST) substanzielle Zusammenhänge auf.<br />

Allein für den TvL fällt das Ergebnis der Korrelationen mit dem WCST<br />

ernüchternd aus. Es ist mit diesem Test offensichtlich nicht gelungen, Aspekte<br />

von gestörtem Denken und Verhalten so zu erfassen, wie sie durch die gängigen<br />

Tests exekutiver Funktionen (WCST) definiert werden. Wäre dies der Fall, so<br />

hätten zumindest moderate Korrelationen in der Höhe, wie sie zwischen TvH und<br />

WCST bestehen, gefunden werden müssen. Es ist daher zu vermuten, dass der<br />

TvL zu einem bedeutsamen Teil andere Merkmale misst als die intendierten<br />

exekutiven Funktionsbeeinträchtigungen. Angesichts der Korrelationen mit dem<br />

TvH ist wiederum zu erkennen, dass sich mit dem TvL dennoch Aspekte von<br />

Planungsprozessen erfassen lassen. Diese dürften aufgrund der fehlenden<br />

Korrelationen mit dem WCST allerdings weniger stark mit dem Konzept der<br />

exekutiven Funktionen assoziiert sein. Es bleibt in weiteren Untersuchungen zu<br />

klären, ob solche Aspekte von Planungsvorgängen existieren oder ob es sich bei<br />

den gefundenen Ergebnissen um Artefakte handelt.


ZUR BEZIEHUNG VON EXEKUTIVEN FUNKTIONEN UND<br />

PSYCHOPATHOLOGIE<br />

Die fünfte Fragestellung dieser Untersuchung sollte klären, ob und wie stark die<br />

KOGNITIVEN SYMPTOME und PSYCHISCHEN AUFFÄLLIGKEITEN der<br />

Frontalhirnstörung in dieser hirngeschädigten Stichprobe zusammenhängen.<br />

Ausschlaggebend war dabei die Vermutung, dass die Antriebsstörung in der<br />

Folge einer frontalen Hirnläsion sowohl auf das Denken als auch auf die Affekte<br />

der Person Einfluss ausübt, was sich in Korrelationen der kognitiven Leistungen<br />

und angegebenen psychopathologischen Symptome äußern sollte. Röhrenbach<br />

et al. (1991) wiesen in ihrer Untersuchung bereits Zusammenhänge von<br />

Minussymptomatik (SANS) und einigen kognitiven Leistungen (Anzahl optimal<br />

gelöster Aufgaben im TvL, perseverative Fehler im WCST) nach, während<br />

Zusammenhänge mit der Plussymptomatik nicht thematisiert wurden.<br />

Um zu klären, wie positive Symptome in diesen Zusammenhang einzuordnen<br />

sind und ob sich das Ergebnis der Korrelationen mit der Negativsymptomatik<br />

bestätigen lässt, wurden in der vorliegenden Arbeit positive und negative<br />

Symptome erhoben und getrennte Zusammenhänge mit den Variablen der<br />

kognitiven Tests bestimmt.<br />

Im Ergebnisteil wurde schon berichtet, dass sich die Leistungen im TvH, TvL und<br />

WCST und die Ausprägungen der psychopathologischer Symptome völlig<br />

unabhängig voneinander darstellen. Weder die positiven noch die negativen oder<br />

neutralen Symptome korrelieren mit irgendeiner Variablen aus den kognitiven<br />

Tests. Der Befund gilt auch für die Gesamtausprägung des dysexekutiven<br />

Syndroms: Die Stärke der psychopathologischen Auffälligkeiten von Patienten<br />

gibt keinen Aufschluss über ihre kognitiven Leistungen.<br />

Das Ergebnis der Korrelationen von kognitiven Defiziten und Negativsymptomatik<br />

von Röhrenbach et al. (1991) konnte hier somit nicht repliziert werden. Da die<br />

Negativsymptomatik in der Studie mit Hilfe der SANS erfasst wurde und in der<br />

vorliegenden Untersuchung eine selbst zusammengestellte Skala aus den DEX-<br />

Fragebögen zum Einsatz kam, stellt sich die Frage, ob der Befund auf Mängel<br />

des Untersuchungsinstrumentes zurückzuführen ist. Dies kann nicht<br />

ausgeschlossen werden, da die DEX-Items nur aufgrund inhaltlicher Aspekte in


Subskalen eingeteilt wurden und besonders die Skala Negativsymptomatik mit<br />

nur drei Items recht kurz ausfällt. Sie eignet sich möglicherweise nicht zur<br />

Erfassung von Symptomen der Antriebsminderung bei hirngeschädigten<br />

Personen. Vor diesem Hintergrund wundert es nicht mehr so sehr, dass die an<br />

anderer Stelle mit der SANS gefundenen Zusammenhänge hier nicht auftauchen.<br />

Was umso erstaunlicher ist und nach einer Erklärung verlangt, ist die Konsistenz,<br />

mit der die Unabhängigkeit der kognitiven und psychischen Beeinträchtigungen in<br />

dieser Stichprobe imponiert. Obwohl andere Analysen der vorliegenden<br />

Untersuchung gezeigt haben, dass Patienten mit Läsionen des Frontalhirns<br />

sowohl bei einigen kognitiven Variablen (WCST) als auch hinsichtlich des<br />

psychopathologischen Syndroms höhere Störungswerte erreichen als Patienten<br />

mit nicht-frontalen Läsionen, bestehen konsequent keine Korrelationen zwischen<br />

kognitiven Defiziten und psychischen Beeinträchtigungen. Beide Formen von<br />

Symptomen sind damit zwar in der Gruppe der Frontalhirngeschädigten in<br />

besonderem Maße vertreten, sie treten jedoch nicht zwingend bei denselben<br />

Personen gemeinsam auf. Diese Beobachtung ist schwer mit Aussagen aus der<br />

Literatur zu vereinbaren, die kognitive und psychische Beeinträchtigungen nach<br />

Hirnschädigung als zusammengehörige Aspekte des dysexekutiven (Frontalhirn-)<br />

Syndroms auffassen.<br />

Wie sind die hier vorliegenden Befunde zu erklären? Es ist bekannt, dass<br />

einzelnen Bereichen innerhalb der Frontallappen diskrete Funktionen zugeordnet<br />

werden. Da hinsichtlich der kognitiven und psychopathologischen Auffälligkeiten<br />

der Patienten keine Systematik erkennbar ist, kann geschlossen werden, dass die<br />

zentralen Verarbeitungsprozesse der exekutiven Leistungen (Planen,<br />

Kategorisieren) in anderen Teilen der frontalen Rinde zu lokalisieren sind als die<br />

Prozesse, die die Regulation der psychischen Verfassung einer Person leisten.<br />

Es existieren demnach Areale innerhalb des frontalen Cortex, deren Schädigung<br />

primär zu kognitiven Defiziten führt, während durch Schädigung anderer frontaler<br />

Areale wiederum die psychopathologischen Veränderungen verursacht werden.<br />

Die hier vorgefundene Unabhängigkeit von kognitiven und psychischen<br />

Symptomen bei (Frontal-) Hirngeschädigten ist unter dieser Voraussetzung


plausibel, es bleibt jedoch abzuwarten, ob sich die Vermutungen in weiteren<br />

empirischen Untersuchungen bestätigen lassen. Angezeigt erscheint dazu die<br />

exakte Bestimmung der Lokalisation von Läsionen innerhalb der Frontallappen<br />

mit Hilfe der geeigneten bildgebenden Verfahren und die getrennte Untersuchung<br />

der so ermittelten spezifischen Lokalisationsgruppen.<br />

METHODISCHE EINSCHRÄNKUNGEN<br />

Die Diskussion der Befunde hat sich bisher wenig mit den methodischen<br />

Problemen dieser Untersuchung auseinandergesetzt, was an dieser Stelle<br />

nachgeholt werden soll.<br />

Zunächst ist anzumerken, dass es aus organisatorischen Gründen auch in der<br />

vorliegenden Arbeit nicht in dem Ausmaß gelungen ist, die untersuchte<br />

Stichprobe zu homogenisieren, wie es in den Überlegungen im theoretischen<br />

Teil beabsichtigt war. Die Läsionen der Patienten unterscheiden sich hinsichtlich<br />

ihrer Ätiologien; es handelt sich um Hirnschädigungen durch Schädelhirntraumen,<br />

Aneurysmen, Blutungen und Schlaganfälle. Eine Kontrolle des Zeitraumes<br />

zwischen Eintritt der Läsion und Testung ist weitgehend gelungen, da in der<br />

Gesamtgruppe in 80% der Fälle die Schädigung nicht älter als drei Monate ist und<br />

nur bei zwei Patienten (3%) mehr als ein Jahr vergangen ist.<br />

In Bezug auf die Zusammensetzung der beiden Untersuchungsgruppen ist das<br />

höhere Alter der Patienten mit nicht-frontalen Läsionen gegenüber den Patienten<br />

mit frontalen Läsionen kritisch. Wie festgestellt werden konnte, wirkte es sich<br />

jedoch nur bei der Bearbeitung des WCST leistungsmindernd aus und hatte<br />

keinen Einfluss auf die Leistung in den anderen Tests TvH, TvL und DEX-<br />

Fragebögen, so dass eine Berücksichtigung des Altersunterschiedes bei den<br />

Auswertungen mit dem WCST ausreichend war.


Die Zusammensetzung der frontalen und nicht-frontalen Patientengruppe<br />

unterscheidet sich ebenfalls hinsichtlich der bestehenden Erkrankungsursachen.<br />

Ein größerer Anteil an Schädelhirntraumen in der frontalen Gruppe gegenüber<br />

einem größeren Anteil an Schlaganfällen in der nicht-frontalen Gruppe bieten<br />

keine optimalen Voraussetzungen für Gruppenvergleiche, da zunächst geklärt<br />

werden müsste, welche Einflüsse von den unterschiedlichen Ätiologien der<br />

Hirnschädigung auf die Testperformanz ausgehen. Aufgrund nicht vergleichbarer<br />

und überwiegend geringer Zellenbesetzungen pro Erkrankungsursache war eine<br />

diesbezügliche Prüfung der Leistungen nicht möglich.<br />

Weiterhin bestehen ungünstige Verhältnisse in Bezug auf die Lateralität der<br />

Läsionen. Da Läsionen des linken Frontallappens in der Stichprobe mit nur<br />

sieben Fällen unterrepräsentiert waren, wurde eine Bestätigung der in der<br />

Literatur hervorgehobenen Leistungsdefizite speziell nach links-frontalen<br />

Läsionen (Shallice, 1982; Schöttke, 2000) leider von vornherein erschwert. Für<br />

zukünftige Prüfungen sind in weiteren Untersuchungen höhere Anzahlen von<br />

Fällen pro (Teil-) Gruppe erforderlich.<br />

ABSCHLIESSENDE ÜBERLEGUNGEN<br />

Aus der obigen Diskussion der Befunde lassen sich einige Forderungen für<br />

zukünftige Untersuchungen ableiten, die abschließend in Verbindung mit den<br />

zuvor angeführten kritischen methodischen Überlegungen zusammengefasst<br />

werden sollen.<br />

Es kann zunächst festgestellt werden, dass eine Prüfung von Hypothesen zu<br />

Auswirkungen frontaler Hirnschädigungen auf die Leistungen in Tests exekutiver<br />

Funktionen grundsätzlich die Einbeziehung verschiedener (frontal-)<br />

hirngeschädigter Gruppen erfordert. Vergleiche mit gesunden Kontrollpersonen<br />

sind hier nicht ausreichend. Die Untersuchung der Patienten sollte im Laufe<br />

weniger Monate nach Eintreten der Läsion stattfinden, damit eventuelle<br />

Rehabilitationseffekte ausgeschlossen werden können. Stichproben sind in den<br />

wesentlichen Merkmalen zu homogenisieren und Einflüsse des Alters, wie sie<br />

sich in der vorliegenden Untersuchung beim WCST gezeigt haben, sind zu<br />

kontrollieren.


Wird die Erfassung exekutiver Funktionsdefizite nach Frontalhirnschädigung<br />

angestrebt, müssen unterschiedliche exekutive Leistungen wie hier Planungsund<br />

Kategorisierungsfähigkeiten getrennt voneinander untersucht werden, da sich<br />

unter Einsatz der verschiedenen Testverfahren unterschiedliche Ergebnisse<br />

abzeichnen.<br />

Für die Erfassung von Planungsfähigkeiten hat sich in der vorliegenden Arbeit der<br />

TvH besser bewährt als der TvL, da er Korrelationen mit dem anderen exekutiven<br />

Test WCST aufweist. Es bleibt aber abzuwarten, welche Ergebnisse weitere<br />

Prüfungen der Instrumente liefern. Die hier beobachteten Befunde verlangen<br />

zumindest für den TvL eine genauere Betrachtung der mit diesem Test erfassten<br />

Leistungen. Wichtig erscheint beim Einsatz von Planungstests außerdem die<br />

Berücksichtigung mehrerer Leistungsmaße, wobei insbesondere die<br />

Lösungszeiten und Regelverstöße, weniger die Anzahl der Züge,<br />

aufschlussreiche Indikatoren verschiedener Aspekte von Planungsprozessen<br />

darstellen.<br />

Im WCST stellt sich vor allem das Leistungsmaß der perseverativen Fehler als<br />

valider und frontalhirnsensitiver Indikator exekutiver Funktionsdefizite heraus.<br />

Die DEX-Fragebögen nehmen in dieser Untersuchung eine Sonderrolle ein, da<br />

sie zum ersten Mal in dieser Form für die Erfassung positiver und negativer<br />

Symptome eingesetzt wurden. Die konstruierten Subskalen indizieren zwar ein<br />

höheres Ausmaß an dysexekutiven Symptomen bei Hirnschädigungen frontaler<br />

Lokalisation, ob sie sich aber als valide in Bezug auf die Erfassung der Positivund<br />

Negativsymptomatik erweisen, muss noch geklärt werden. Möglicherweise<br />

existieren für die Untersuchung der psychischen Beeinträchtigungen nach<br />

Hirnschädigung geeignetere Verfahren als das hier verwendete.<br />

Die Befunde der vorliegenden Untersuchung haben gezeigt, dass speziell<br />

Dysfunktionen diskreter Bereiche des frontalen Cortex bei der weiteren<br />

Untersuchung von Frontalhirnfunktionen von Interesse sein sollten. Dieses folgt<br />

aus dem Befund der Unabhängigkeit kognitiver und psychopathologischer<br />

Defizite bei Frontalhirngeschädigten und erscheint auch im Hinblick auf die<br />

Ergebnisse mit den Planungstests sinnvoll, die keinen Einfluss einer allgemeinen<br />

frontalen Lokalisation der Hirnschädigung nachwiesen.


Durch eine exaktere Diagnostik von Hirnschädigungen mit den modernen<br />

bildgebenden Verfahren ist in diesem Zusammenhang weiterhin zu klären, welche<br />

Rolle insbesondere der (linke) dorsolaterale präfrontale Cortex bei der Vermittlung<br />

von Leistungen aus dem Bereich der exekutiven Funktionen übernimmt. Ebenso<br />

ist zu prüfen, ob sich die durch die vorliegenden Ergebnisse angezeigte<br />

anatomische Trennung frontaler Strukturen zur Vermittlung exekutiver Leistungen<br />

und psychopathologischer Merkmale bestätigt.<br />

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Anhang A: Material<br />

Einverständniserklärung<br />

Klinikum Osnabrück, Natruper Holz, Neurologische Frührehabilitation<br />

Name:<br />

Geb.-Datum:<br />

Anschrift:<br />

Einverständniserklärung:<br />

Ich, bzw. mein Betreuer, sind damit einverstanden, dass die Daten aus der<br />

neuropsychologischen Untersuchung bei Frau <strong>Kosiek</strong> für wissenschaftliche Zwecke<br />

verwendet werden. Es wurde mir versichert, dass alle Vorgänge während der<br />

Untersuchung und die Ergebnisse vertraulich behandelt werden.<br />

Einer möglichen Berücksichtigung der Ergebnisse bei der Planung meiner<br />

Behandlung in dieser Klinik stimme ich zu.<br />

Datum:<br />

Unterschrift:<br />

Instruktionen zum TvH


1. Instruktionen zum 4er-Turm (Erlernen der Zugregeln)<br />

Nun werden wir eine Aufgabe am Computer machen. Sie kennen sie vielleicht schon,<br />

denn es gibt sie auch als Holzspielzeug im Handel. Es geht darum Türme ab- und<br />

aufzubauen.<br />

Auf dem Bildschirm sehen Sie drei Stäbe (zeigen). Auf dem linken Stab liegen vier<br />

Scheiben. Die größte Scheibe liegt unten und die kleinste Scheibe liegt oben, so dass der<br />

Scheibenstapel wie ein Turm aussieht (zeigen). Ihre Aufgabe ist es, den Turm auf einen<br />

der beiden anderen Stäbe zu verschieben; also entweder auf den mittleren oder den<br />

rechten Stab (zeigen).<br />

Sie können den Turm nicht im Ganzen verschieben, sondern immer nur scheibenweise.<br />

Und so verschieben Sie eine Scheibe: Sie müssen sie zunächst anheben. Dies tun Sie,<br />

indem Sie die zugehörige Taste auf der Tastatur (zeigen) einmal drücken. Die Taste „L“<br />

steht für den linken Stab, Taste „M“ für den mittleren und Taste „R“ für den rechten Stab<br />

(zeigen). Um zum Beispiel die Scheibe 1 anzuheben drücken Sie einmal kurz die Taste<br />

„L“ (zeigen). Sie sehen, wie die Scheibe auf die Spitze des Stabes bewegt wird. Wollen<br />

Sie die Scheibe nun auf einem anderen Stab ablegen, müssen Sie wieder die<br />

entsprechende Taste drücken, zum Beispiel Taste „M“ für den mittleren Stab (zeigen). Sie<br />

sehen, die Scheibe liegt jetzt auf dem mittleren Stab. Ich bitte Sie jetzt die Scheibe 2 vom<br />

linken auf den rechten Stab umzusetzen (Proband probiert bis zur Lösung). Richtig, jetzt<br />

liegt Scheibe 2 auf dem rechten Stab.<br />

Wenn Sie jetzt versuchen die Scheibe 3 auf den mittleren Stab zu verschieben, passiert<br />

Folgendes (zeigen): Der Computer zeigt an, dass ein Fehler gemacht wurde. Ein Fehler ist<br />

dieser Zug deshalb, weil wir versucht haben eine größere Scheibe auf eine kleinere zu<br />

legen. Dies ist nicht erlaubt. Es gibt also zwei Regeln bei der Aufgabe: Erstens, die<br />

Scheiben können immer nur einzeln bewegt werden und zweitens, es darf keine größere<br />

Scheibe auf einer kleineren Scheibe abgelegt werden. Um jetzt also Scheibe 3 verschieben<br />

zu können, muss auf einem anderen Stab Platz gemacht werden, zum Beispiel auf dem<br />

mittleren Stab. Dazu muss Scheibe 1 vom mittleren Stab nach rechts verschoben werden.<br />

Versuchen Sie es bitte einmal (Proband probiert bis zur Lösung). Gut, jetzt liegen Scheibe<br />

1 und 2 auf dem rechten Stab und der mittlere Stab ist wieder frei. Das klappt ja schon<br />

sehr gut.


Wenn Sie keine Fragen mehr haben, möchte ich Sie jetzt bitten den Scheibenturm, der zu<br />

Beginn auf dem linken Stab war, auf einem anderen Stab wieder aufzubauen. Noch einmal<br />

zur Erinnerung: Sie können immer nur eine Scheibe bewegen und dürfen nie eine größere<br />

Scheibe auf eine kleinere legen.<br />

2. Instruktionen zum 5er-Turm (Test)<br />

Sie werden die Aufgabe jetzt ohne meine Hilfe noch einmal machen. Allerdings haben Sie<br />

nicht wie vorher vier Scheiben, sondern fünf. Die Aufgabe bleibt dieselbe: Bauen Sie den<br />

Turm, der sich am Anfang auf dem linken Stab befindet, auf einem anderen Stab wieder<br />

auf. Welcher Stab das ist, bestimmen Sie selbst. Denken Sie an die Regeln und versuchen<br />

Sie die Aufgabe zügig zu bearbeiten.


Instruktionen zum TvL<br />

Sie sehen hier auf dem Bildschirm drei farbige Kugeln (rot, gelb, blau) und drei<br />

verschieden lange Stäbe (1, 2, 3). Auf den kurzen Stab Nr. 1 passt nur eine Kugel, auf den<br />

mittleren Stab Nr. 2 gehen zwei und auf den langen Stab Nr. 3 passen alle drei Kugeln.<br />

Sie müssen die Kugeln Zug um Zug so umstecken, dass die Anordnung genau der oben<br />

vorgegebenen Anordnung entspricht (zeigen).<br />

Das Umstecken der Kugeln erfolgt so, dass zuerst die Kugel angeklickt wird, mit der<br />

gezogen werden soll, und danach die Stelle, an die die Kugel platziert werden soll. Mit der<br />

rechten Maustaste kann die Auswahl der Kugel rückgängig gemacht werden. Die Kugeln<br />

können dabei nur auf Stäbe gesteckt werden, auf denen noch Plätze frei sind.<br />

Für jede der folgenden Aufgaben wird Ihnen am unteren linken Bildrand die Anzahl der<br />

Züge angegeben, die nötig ist um das Ziel zu erreichen (zeigen). Verwenden Sie in jedem<br />

Fall so wenig Züge wie möglich. Die Reihenfolge, in der Sie die Kugeln umstecken, bleibt<br />

Ihnen überlassen. Überlegen Sie sich aber bei jeder Aufgabe, genau wie Sie vorgehen<br />

wollen, bevor Sie mit dem Umstecken beginnen. Es gibt keine Zeitbeschränkung. Zu<br />

Beginn des Tests kommen erst einmal zwei Probedurchgänge zum Üben.


Instruktionen zum WCST<br />

Der nun folgende Test ist ein wenig ungewöhnlich, da ich Ihnen nicht viel darüber sagen darf,<br />

was Sie tun müssen. Ihre Aufgabe wird es sein, die Karten der beiden Stapel hier (Kartenstapel<br />

zeigen) einer dieser vier Zielkarten (Zielkarten zeigen) zuzuordnen. Dazu nehmen Sie immer<br />

die oberste Karte vom Stapel und legen sie vor die Zielkarte, von der Sie meinen, sie passt<br />

(zeigen).<br />

Ich darf Ihnen nicht sagen, wie Sie die Karten zuordnen sollen. Ich werde Ihnen aber jedes<br />

Mal, wenn Sie eine Karte abgelegt haben, mitteilen, ob Ihre Zuordnung richtig oder falsch war.<br />

Wenn sie falsch ist, lassen Sie die Karte trotzdem an der Stelle liegen und versuchen die<br />

nächste Karte richtig zu platzieren.<br />

Ziel ist es, möglichst viele Karten richtig zuzuordnen. Eine Zeitbegrenzung gibt es dabei nicht.<br />

Wenn Sie keine Fragen mehr haben, können Sie jetzt anfangen.


Protokollbogen WCST<br />

WCST – Auswertungsbogen<br />

Probanden-Nr.: Alter: Geschlecht: Datum der Testung:<br />

FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE<br />

FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE<br />

FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE<br />

FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE<br />

FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE<br />

FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE<br />

FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE<br />

FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE<br />

FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE<br />

FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE<br />

FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE<br />

FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE<br />

FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE<br />

FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE<br />

FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE<br />

FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE<br />

FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE<br />

FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE<br />

FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE<br />

FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE


FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE<br />

FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE FARBE FORM ANZAHL KEINE<br />

Richtige Zuordnungen: Fehler (gesamt): Anzahl Kategorien:<br />

Fehler perseverativ: persev. richtige Antworten: persev. Antworten total:


Anhang B - Tabellen und Abbildungen 138<br />

Anhang B: Tabellen und Abbildungen<br />

Tabelle B.8.1:<br />

Gruppenmittelwerte und Standardabweichungen der Turm von<br />

Hanoi-Variablen unter Berücksichtigung der Seite der Läsion<br />

Turm von Hanoi-Variablen Gruppe Seite M SD N<br />

Züge bis 3er-Unterturm mit<br />

Regelverstößen<br />

Züge bis 4er-Unterturm mit<br />

Regelverstößen<br />

Züge bis 5er-Turm mit<br />

Regelverstößen<br />

Züge bis 3er-Unterturm ohne<br />

Regelverstöße<br />

frontal<br />

non-frontal<br />

Gesamt<br />

frontal<br />

non-frontal<br />

Gesamt<br />

frontal<br />

non-frontal<br />

Gesamt<br />

frontal<br />

non-frontal<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

8,00<br />

7,57<br />

11,60<br />

9,43<br />

8,93<br />

10,33<br />

7,75<br />

9,33<br />

8,65<br />

9,32<br />

10,50<br />

9,38<br />

18,50<br />

20,57<br />

29,90<br />

24,09<br />

20,50<br />

23,67<br />

20,25<br />

21,73<br />

19,90<br />

22,53<br />

27,14<br />

22,75<br />

40,33<br />

47,57<br />

61,00<br />

51,52<br />

44,57<br />

50,25<br />

40,25<br />

46,27<br />

43,30<br />

49,26<br />

55,07<br />

48,55<br />

7,83<br />

7,43<br />

10,70<br />

8,96<br />

8,64<br />

10,00<br />

7,75<br />

9,07<br />

8,40<br />

9,05<br />

9,86<br />

9,02<br />

1,54<br />

,78<br />

7,41<br />

5,19<br />

3,38<br />

4,69<br />

1,50<br />

3,81<br />

2,94<br />

3,94<br />

6,46<br />

4,42<br />

3,01<br />

5,31<br />

12,56<br />

10,10<br />

6,70<br />

12,52<br />

5,73<br />

9,25<br />

5,83<br />

10,37<br />

11,72<br />

9,61<br />

5,68<br />

11,41<br />

17,30<br />

15,66<br />

10,50<br />

20,73<br />

7,41<br />

15,20<br />

9,37<br />

17,54<br />

17,73<br />

15,48<br />

1,60<br />

,78<br />

6,01<br />

4,24<br />

3,00<br />

4,22<br />

1,50<br />

3,42<br />

2,64<br />

3,56<br />

5,24<br />

3,76<br />

6<br />

7<br />

10<br />

23<br />

14<br />

12<br />

4<br />

30<br />

20<br />

19<br />

14<br />

53<br />

6<br />

7<br />

10<br />

23<br />

14<br />

12<br />

4<br />

30<br />

20<br />

19<br />

14<br />

53<br />

6<br />

7<br />

10<br />

23<br />

14<br />

12<br />

4<br />

30<br />

20<br />

19<br />

14<br />

53<br />

6<br />

7<br />

10<br />

23<br />

14<br />

12<br />

4<br />

30<br />

20<br />

19<br />

14<br />

53


Anhang B - Tabellen und Abbildungen 139<br />

Turm von Hanoi-Variablen Gruppe Seite M SD N<br />

Züge bis 4er-Unterturm ohne<br />

Regelverstöße<br />

Züge bis 5er-Turm ohne<br />

Regelverstöße<br />

Zeit bis 3er-Unterturm mit<br />

Regelverstößen<br />

Zeit bis 4er-Unterturm mit<br />

Regelverstößen<br />

Zeit bis 5er-Turm mit<br />

Regelverstößen<br />

frontal<br />

non-frontal<br />

Gesamt<br />

frontal<br />

non-frontal<br />

Gesamt<br />

frontal<br />

non-frontal<br />

Gesamt<br />

frontal<br />

non-frontal<br />

Gesamt<br />

frontal<br />

non-frontal<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

18,00<br />

20,00<br />

27,30<br />

22,65<br />

19,50<br />

22,42<br />

20,00<br />

20,73<br />

19,05<br />

21,53<br />

25,21<br />

21,57<br />

39,50<br />

64,29<br />

54,90<br />

48,26<br />

43,29<br />

47,67<br />

39,75<br />

44,57<br />

42,15<br />

47,16<br />

50,57<br />

46,17<br />

153,50<br />

65,65<br />

192,22<br />

143,60<br />

105,75<br />

265,14<br />

79,51<br />

166,00<br />

120,07<br />

191,64<br />

160,02<br />

156,28<br />

443,91<br />

182,32<br />

483,78<br />

381,63<br />

273,20<br />

491,41<br />

247,05<br />

357,00<br />

324,41<br />

377,54<br />

416,14<br />

467,69<br />

717,20<br />

358,49<br />

860,86<br />

670,48<br />

568,37<br />

861,09<br />

270,27<br />

672,38<br />

3,09<br />

4,47<br />

11,28<br />

8,81<br />

5,40<br />

10,42<br />

5,35<br />

7,69<br />

4,79<br />

8,63<br />

10,31<br />

8,17<br />

5,71<br />

10,43<br />

14,34<br />

12,78<br />

9,36<br />

18,53<br />

6,85<br />

13,50<br />

8,46<br />

15,7<br />

14,27<br />

13,20<br />

80,67<br />

27,45<br />

119,08<br />

102,57<br />

62,97<br />

357,41<br />

32,94<br />

239,15<br />

70,21<br />

296,80<br />

113,40<br />

190,98<br />

282,07<br />

76,18<br />

190,32<br />

230,05<br />

162,44<br />

530,81<br />

139,91<br />

365,05<br />

213,15<br />

444,50<br />

204,72<br />

311,22<br />

364,89<br />

146,91<br />

313,84<br />

352,82<br />

266,81<br />

624,37<br />

214,92<br />

458,42<br />

6<br />

7<br />

10<br />

23<br />

14<br />

12<br />

4<br />

30<br />

20<br />

19<br />

14<br />

53<br />

6<br />

7<br />

10<br />

21<br />

14<br />

12<br />

4<br />

30<br />

20<br />

19<br />

14<br />

53<br />

6<br />

7<br />

10<br />

23<br />

14<br />

12<br />

4<br />

30<br />

20<br />

19<br />

14<br />

53<br />

6<br />

7<br />

10<br />

23<br />

14<br />

12<br />

4<br />

30<br />

20<br />

19<br />

14<br />

53<br />

6<br />

7<br />

10<br />

23<br />

14<br />

12<br />

4<br />

30


Anhang B - Tabellen und Abbildungen 140<br />

Turm von Hanoi-Variablen Gruppe Seite M SD N<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

613,02<br />

675,92<br />

749,26<br />

671,55<br />

297,73<br />

554,50<br />

335,23<br />

412,15<br />

20<br />

19<br />

14<br />

53<br />

Zeit bis 3er-Unterturm ohne<br />

Regelverstöße<br />

Zeit bis 4er-Unterturm ohne<br />

Regelverstöße<br />

Zeit bis 5er-Turm ohne<br />

Regelverstöße<br />

Regelverstöße bis 3er-Unterturm<br />

Regelverstöße 3er bis 4er-<br />

Unterturm<br />

frontal<br />

non-frontal<br />

Gesamt<br />

frontal<br />

non-frontal<br />

Gesamt<br />

frontal<br />

non-frontal<br />

Gesamt<br />

frontal<br />

non-frontal<br />

Gesamt<br />

frontal<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

140,67<br />

65,30<br />

180,35<br />

134,98<br />

103,81<br />

253,64<br />

79,51<br />

160,50<br />

114,87<br />

184,25<br />

151,54<br />

149,43<br />

421,46<br />

176,93<br />

455,71<br />

361,93<br />

282,11<br />

471,59<br />

245,61<br />

353,03<br />

323,91<br />

363,03<br />

395,68<br />

356,89<br />

684,79<br />

343,38<br />

797,20<br />

629,76<br />

546,65<br />

824,36<br />

468,36<br />

647,29<br />

588,09<br />

647,15<br />

703,25<br />

639,68<br />

,16<br />

,14<br />

,90<br />

,47<br />

,28<br />

,33<br />

,00<br />

,26<br />

,25<br />

,26<br />

,64<br />

,35<br />

,50<br />

,57<br />

2,60<br />

1,43<br />

52,04<br />

27,13<br />

101,30<br />

86,62<br />

61,75<br />

350,44<br />

32,94<br />

233,34<br />

60,18<br />

289,84<br />

97,93<br />

183,58<br />

242,53<br />

71,88<br />

187,78<br />

212,27<br />

174,51<br />

525,29<br />

137,24<br />

360,69<br />

201,52<br />

437,80<br />

196,11<br />

302,72<br />

305,84<br />

121,26<br />

316,28<br />

326,41<br />

243,96<br />

615,52<br />

213,45<br />

44,27<br />

263,74<br />

542,30<br />

321,77<br />

393,99<br />

,40<br />

,37<br />

1,59<br />

1,12<br />

,61<br />

,77<br />

,00<br />

,63<br />

,55<br />

,65<br />

1,39<br />

,87<br />

,83<br />

,97<br />

2,36<br />

1,94<br />

6<br />

7<br />

10<br />

23<br />

14<br />

12<br />

4<br />

30<br />

20<br />

19<br />

14<br />

53<br />

6<br />

7<br />

10<br />

23<br />

14<br />

12<br />

4<br />

30<br />

20<br />

19<br />

14<br />

53<br />

6<br />

7<br />

10<br />

23<br />

14<br />

12<br />

4<br />

30<br />

20<br />

19<br />

14<br />

53<br />

6<br />

7<br />

10<br />

23<br />

14<br />

12<br />

4<br />

30<br />

20<br />

19<br />

14<br />

53<br />

6<br />

7<br />

10<br />

23


Anhang B - Tabellen und Abbildungen 141<br />

Turm von Hanoi-Variablen Gruppe Seite M SD N<br />

Regelverstöße 4er bis 5er-Turm<br />

Regelverstöße gesamt<br />

Legende:<br />

non-frontal<br />

Gesamt<br />

frontal<br />

non-frontal<br />

Gesamt<br />

frontal<br />

non-frontal<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

M=Mittelwert; SD=Standardabweichung; N=Gruppengröße<br />

1,00<br />

1,25<br />

,25<br />

1,00<br />

,85<br />

1,00<br />

1,92<br />

1,18<br />

,83<br />

1,28<br />

6,10<br />

3,26<br />

1,28<br />

2,58<br />

,50<br />

1,70<br />

1,15<br />

2,10<br />

4,50<br />

2,37<br />

1,50<br />

2,00<br />

9,60<br />

5,17<br />

2,57<br />

4,16<br />

,75<br />

2,96<br />

2,25<br />

3,36<br />

7,07<br />

3,92<br />

1,41<br />

3,49<br />

,50<br />

2,37<br />

1,26<br />

2,80<br />

2,26<br />

2,19<br />

1,16<br />

1,38<br />

5,68<br />

4,53<br />

1,38<br />

5,56<br />

,57<br />

3,64<br />

1,30<br />

4,47<br />

5,41<br />

4,08<br />

2,34<br />

2,30<br />

9,32<br />

7,35<br />

3,25<br />

9,70<br />

,95<br />

6,47<br />

2,98<br />

7,77<br />

8,80<br />

6,88<br />

14<br />

12<br />

4<br />

30<br />

20<br />

19<br />

14<br />

53<br />

6<br />

7<br />

10<br />

23<br />

14<br />

12<br />

4<br />

30<br />

20<br />

19<br />

14<br />

53<br />

6<br />

7<br />

10<br />

23<br />

14<br />

12<br />

4<br />

30<br />

20<br />

19<br />

14<br />

53


Anhang B - Tabellen und Abbildungen 142<br />

Tabelle B.8.2:<br />

Gruppenmittelwerte und Standardabweichungen der Turm von<br />

London-Variablen unter Berücksichtigung der Seite der Läsion<br />

Turm von London-Variablen Gruppe Seite M SD N<br />

Züge 1. Aufgabe frontal<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

non-frontal links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

Züge 2. Aufgabe<br />

frontal<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

non-frontal links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

Züge 3. Aufgabe<br />

frontal<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

non-frontal links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

Züge 4. Aufgabe<br />

frontal<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

non-frontal links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

Züge 5. Aufgabe frontal links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

3,00<br />

3,44<br />

3,00<br />

3,17<br />

3,00<br />

3,07<br />

4,33<br />

3,15<br />

3,00<br />

3,21<br />

3,36<br />

3,16<br />

4,00<br />

4,00<br />

4,25<br />

4,08<br />

4,31<br />

4,40<br />

4,67<br />

4,38<br />

4,22<br />

4,25<br />

4,36<br />

4,26<br />

5,00<br />

5,67<br />

7,63<br />

6,13<br />

5,00<br />

5,40<br />

5,00<br />

5,18<br />

5,00<br />

5,50<br />

6,91<br />

5,57<br />

6,00<br />

6,67<br />

6,63<br />

6,46<br />

6,06<br />

6,33<br />

6,00<br />

6,18<br />

6,04<br />

6,46<br />

6,45<br />

6,29<br />

9,14<br />

9,11<br />

11,75<br />

10,00<br />

,00<br />

1,33<br />

,00<br />

,81<br />

,00<br />

,25<br />

2,30<br />

,70<br />

,00<br />

,83<br />

1,20<br />

,74<br />

,00<br />

,00<br />

,70<br />

,40<br />

,60<br />

,63<br />

,57<br />

,60<br />

,51<br />

,53<br />

,67<br />

,54<br />

,00<br />

2,00<br />

5,04<br />

3,22<br />

,00<br />

1,12<br />

,00<br />

,75<br />

,00<br />

1,47<br />

4,39<br />

2,17<br />

,00<br />

2,00<br />

1,76<br />

1,56<br />

,25<br />

1,04<br />

,00<br />

,71<br />

,20<br />

1,44<br />

1,50<br />

1,14<br />

1,77<br />

2,47<br />

2,60<br />

2,57<br />

7<br />

9<br />

8<br />

24<br />

16<br />

15<br />

3<br />

34<br />

23<br />

24<br />

11<br />

58<br />

7<br />

9<br />

8<br />

24<br />

16<br />

15<br />

3<br />

34<br />

23<br />

24<br />

11<br />

58<br />

7<br />

9<br />

8<br />

24<br />

16<br />

15<br />

3<br />

34<br />

23<br />

24<br />

11<br />

58<br />

7<br />

9<br />

8<br />

24<br />

16<br />

15<br />

3<br />

34<br />

23<br />

24<br />

11<br />

58<br />

7<br />

9<br />

8<br />

24


Anhang B - Tabellen und Abbildungen 143<br />

Turm von London-Variablen Gruppe Seite M SD N<br />

non-frontal<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

9,69<br />

9,47<br />

11,33<br />

9,74<br />

1,77<br />

2,69<br />

3,05<br />

2,31<br />

16<br />

15<br />

3<br />

34<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

9,52<br />

9,33<br />

11,64<br />

9,84<br />

1,75<br />

2,56<br />

2,58<br />

2,40<br />

23<br />

24<br />

11<br />

58<br />

frontal<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

8,57<br />

9,33<br />

11,31<br />

9,71<br />

,53<br />

1,32<br />

4,29<br />

2,72<br />

7<br />

9<br />

8<br />

24<br />

non-frontal<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

9,69<br />

10,80<br />

9,00<br />

10,12<br />

2,21<br />

3,07<br />

,00<br />

2,57<br />

16<br />

15<br />

3<br />

34<br />

Züge 6. Aufgabe<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

9,35<br />

10,25<br />

10,55<br />

9,95<br />

1,92<br />

2,62<br />

3,72<br />

2,62<br />

23<br />

24<br />

11<br />

58<br />

frontal<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

23,83<br />

40,21<br />

17,59<br />

27,89<br />

15,51<br />

31,39<br />

5,16<br />

22,69<br />

7<br />

9<br />

8<br />

24<br />

non-frontal<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

24,73<br />

43,59<br />

43,33<br />

34,69<br />

17,85<br />

25,15<br />

56,82<br />

26,45<br />

16<br />

15<br />

3<br />

34<br />

Zeit 1. Aufgabe<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

24,46<br />

42,32<br />

24,61<br />

31,88<br />

16,82<br />

27,03<br />

28,44<br />

24,98<br />

23<br />

24<br />

11<br />

58<br />

frontal<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

30,40<br />

39,23<br />

26,60<br />

32,44<br />

15,32<br />

51,53<br />

11,94<br />

32,55<br />

7<br />

9<br />

8<br />

24<br />

non-frontal<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

30,68<br />

49,75<br />

23,47<br />

39,46<br />

18,90<br />

26,04<br />

5,25<br />

23,65<br />

16<br />

15<br />

3<br />

34<br />

Zeit 2. Aufgabe<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

30,60<br />

45,80<br />

25,74<br />

35,97<br />

17,54<br />

36,93<br />

10,36<br />

27,57<br />

23<br />

24<br />

11<br />

58<br />

frontal<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

44,13<br />

45,05<br />

66,71<br />

52,00<br />

18,23<br />

39,97<br />

72,45<br />

48,51<br />

7<br />

9<br />

8<br />

24<br />

non-frontal<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

35,40<br />

60,15<br />

21,96<br />

45,13<br />

25,68<br />

43,67<br />

11,33<br />

36,25<br />

16<br />

15<br />

3<br />

34<br />

Zeit 3. Aufgabe<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

38,05<br />

54,49<br />

54,50<br />

47,97<br />

23,60<br />

42,10<br />

64,32<br />

41,49<br />

23<br />

24<br />

11<br />

58


Anhang B - Tabellen und Abbildungen 144<br />

Turm von London-Variablen Gruppe Seite M SD N<br />

frontal<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

41,85<br />

55,26<br />

57,00<br />

51,93<br />

17,74<br />

47,64<br />

30,34<br />

34,58<br />

7<br />

9<br />

8<br />

24<br />

non-frontal<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

47,24<br />

77,79<br />

28,62<br />

59,07<br />

44,58<br />

49,38<br />

14,94<br />

47,57<br />

16<br />

15<br />

3<br />

34<br />

Zeit 4. Aufgabe<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

45,60<br />

69,34<br />

49,26<br />

56,12<br />

38,04<br />

48,97<br />

29,41<br />

42,49<br />

23<br />

24<br />

11<br />

58<br />

frontal<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

169,03<br />

153,14<br />

254,74<br />

191,64<br />

90,53<br />

116,86<br />

184,40<br />

139,13<br />

7<br />

9<br />

8<br />

24<br />

non-frontal<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

157,57<br />

200,98<br />

136,51<br />

174,86<br />

183,16<br />

194,39<br />

104,79<br />

180,37<br />

16<br />

15<br />

3<br />

34<br />

Zeit 5. Aufgabe<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

161,06<br />

183,04<br />

222,50<br />

181,81<br />

158,55<br />

186,26<br />

170,43<br />

163,45<br />

23<br />

24<br />

11<br />

58<br />

frontal<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

147,78<br />

117,13<br />

264,32<br />

175,13<br />

89,68<br />

98,45<br />

255,08<br />

171,99<br />

7<br />

9<br />

8<br />

24<br />

non-frontal<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

126,74<br />

234,78<br />

68,00<br />

169,27<br />

127,07<br />

157,01<br />

37,66<br />

147,12<br />

16<br />

15<br />

3<br />

34<br />

Zeit 6. Aufgabe<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

133,15<br />

190,66<br />

210,78<br />

171,67<br />

115,33<br />

147,52<br />

232,89<br />

156,45<br />

23<br />

24<br />

11<br />

58<br />

frontal<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

,00<br />

,11<br />

,25<br />

,13<br />

,00<br />

,33<br />

,70<br />

,44<br />

7<br />

9<br />

8<br />

24<br />

non-frontal<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

,13<br />

,27<br />

,00<br />

,18<br />

,50<br />

1,03<br />

,00<br />

,75<br />

16<br />

15<br />

3<br />

34<br />

Fehler 1. Aufgabe<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

,09<br />

,21<br />

,18<br />

,16<br />

,41<br />

,83<br />

,60<br />

,64<br />

23<br />

24<br />

11<br />

58<br />

frontal<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

,00<br />

,22<br />

,25<br />

,17<br />

,00<br />

,66<br />

,70<br />

,56<br />

7<br />

9<br />

8<br />

24<br />

Fehler 2. Aufgabe<br />

non-frontal<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

,19<br />

,13<br />

,00<br />

,15<br />

,54<br />

,35<br />

,00<br />

,43<br />

16<br />

15<br />

3<br />

34


Anhang B - Tabellen und Abbildungen 145<br />

Turm von London-Variablen Gruppe Seite M SD N<br />

Fehler 3. Aufgabe<br />

Fehler 4. Aufgabe<br />

Fehler 5. Aufgabe<br />

Fehler 6. Aufgabe<br />

Legende:<br />

Gesamt<br />

frontal<br />

non-frontal<br />

Gesamt<br />

frontal<br />

non-frontal<br />

Gesamt<br />

frontal<br />

non-frontal<br />

Gesamt<br />

frontal<br />

non-frontal<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

,13<br />

,17<br />

,18<br />

,16<br />

,00<br />

,11<br />

,63<br />

,25<br />

,31<br />

,40<br />

,00<br />

,32<br />

,22<br />

,29<br />

,45<br />

,29<br />

,14<br />

,22<br />

,75<br />

,37<br />

,25<br />

,53<br />

,33<br />

,38<br />

,22<br />

,42<br />

,64<br />

,38<br />

,57<br />

,67<br />

2,25<br />

1,17<br />

,13<br />

,93<br />

1,33<br />

,59<br />

,26<br />

,83<br />

2,90<br />

,83<br />

,43<br />

,44<br />

1,00<br />

,63<br />

,38<br />

1,00<br />

,00<br />

,62<br />

,39<br />

,79<br />

,73<br />

,62<br />

M=Mittelwert; SD=Standardabweichung; N=Gruppengröße<br />

,45<br />

,48<br />

,60<br />

,48<br />

,00<br />

,33<br />

1,18<br />

,73<br />

,60<br />

1,54<br />

,00<br />

1,09<br />

,51<br />

1,23<br />

1,03<br />

,95<br />

,37<br />

,44<br />

1,03<br />

,71<br />

,44<br />

1,12<br />

,57<br />

,81<br />

,42<br />

,92<br />

,92<br />

,76<br />

,78<br />

1,00<br />

1,90<br />

1,49<br />

,34<br />

1,48<br />

1,52<br />

1,15<br />

,54<br />

1,30<br />

1,78<br />

1,32<br />

,78<br />

1,01<br />

1,60<br />

1,17<br />

,88<br />

1,25<br />

,00<br />

1,07<br />

,83<br />

1,17<br />

1,42<br />

1,10<br />

23<br />

24<br />

11<br />

58<br />

7<br />

9<br />

8<br />

24<br />

16<br />

15<br />

3<br />

34<br />

23<br />

24<br />

11<br />

58<br />

7<br />

9<br />

8<br />

24<br />

16<br />

15<br />

3<br />

34<br />

23<br />

24<br />

11<br />

58<br />

7<br />

9<br />

8<br />

24<br />

16<br />

15<br />

3<br />

34<br />

23<br />

24<br />

11<br />

58<br />

7<br />

9<br />

8<br />

24<br />

16<br />

15<br />

3<br />

34<br />

23<br />

24<br />

11<br />

58


Anhang B - Tabellen und Abbildungen 146<br />

Tabelle B.8.3:<br />

Gruppenmittelwerte und Standardabweichungen der<br />

WCST-Variablen unter Berücksichtigung der Seite der Läsion<br />

WCST-Variablen Gruppe Seite M SD N<br />

Erreichte Kategorien frontal<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

non-frontal links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

Richtige 1 frontal<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

non-frontal links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

Gesamt links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

Perseverative Fehler 1 frontal<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

non-frontal links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

Gesamt links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

Fehler (gesamt) 1 frontal<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

non-frontal links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

Gesamt links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

Legende:<br />

4,57<br />

4,44<br />

3,92<br />

4,25<br />

5,88<br />

4,87<br />

5,25<br />

5,37<br />

5,48<br />

4,71<br />

4,25<br />

4,87<br />

,79<br />

,71<br />

,63<br />

,70<br />

,83<br />

,37<br />

,80<br />

,78<br />

,82<br />

,72<br />

,67<br />

,74<br />

,23<br />

,23<br />

,33<br />

,27<br />

,10<br />

,19<br />

,18<br />

,14<br />

,14<br />

,20<br />

,29<br />

,20<br />

,20<br />

,28<br />

,36<br />

,29<br />

,16<br />

,26<br />

,19<br />

,21<br />

,17<br />

,27<br />

,32<br />

2,44<br />

2,12<br />

2,23<br />

2,18<br />

,34<br />

1,45<br />

1,50<br />

1,16<br />

1,44<br />

1,70<br />

2,11<br />

1,77<br />

,12<br />

,22<br />

,17<br />

,18<br />

,09<br />

,14<br />

,17<br />

,13<br />

,10<br />

,17<br />

,18<br />

,16<br />

,22<br />

,19<br />

,21<br />

,21<br />

,06<br />

,12<br />

,22<br />

,12<br />

,14<br />

,15<br />

,22<br />

,17<br />

,12<br />

,22<br />

,17<br />

,18<br />

,08<br />

,14<br />

,17<br />

,13<br />

,09<br />

,17<br />

,18<br />

,16<br />

7<br />

9<br />

12<br />

28<br />

16<br />

15<br />

4<br />

35<br />

23<br />

24<br />

16<br />

63<br />

7<br />

9<br />

12<br />

28<br />

16<br />

15<br />

4<br />

35<br />

23<br />

24<br />

16<br />

63<br />

7<br />

9<br />

12<br />

28<br />

16<br />

15<br />

4<br />

35<br />

23<br />

24<br />

16<br />

63<br />

7<br />

9<br />

12<br />

28<br />

16<br />

15<br />

4<br />

35<br />

,24<br />

M=Mittelwert; SD=Standardabweichung; N=Gruppengröße;<br />

1<br />

= normierter Wert (Mittelwerte und Standardabweichungen der Richtigen,<br />

Perseverativen Fehler und Fehler (gesamt) beruhen auf normierten Rohwerten; dazu<br />

wurden die Rohwerte durch die individuelle Anzahl sortierter Karten geteilt)<br />

23<br />

24<br />

16<br />

63


Anhang B - Tabellen und Abbildungen 147<br />

Tabelle B.8.4: Gruppenmittelwerte und Standardabweichungen der<br />

DEX-Variablen unter Berücksichtigung der Seite der Läsion<br />

DEX-Skalen Gruppe Seite M SD N<br />

Selbstbeurteilung (Gesamtwert)<br />

Fremdbeurteilung (Gesamtwert)<br />

Selbstbeurteilung<br />

Plussymptomatik<br />

Fremdbeurteilung<br />

Plussymptomatik<br />

Selbstbeurteilung<br />

Minussymptomatik<br />

frontal<br />

non-frontal<br />

Gesamt<br />

frontal<br />

non-frontal<br />

Gesamt<br />

frontal<br />

non-frontal<br />

Gesamt<br />

frontal<br />

non-frontal<br />

Gesamt<br />

frontal<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

32,71<br />

21,44<br />

14,66<br />

21,35<br />

14,06<br />

12,66<br />

9,00<br />

12,88<br />

19,73<br />

15,95<br />

13,25<br />

16,65<br />

18,57<br />

24,11<br />

23,33<br />

22,39<br />

14,25<br />

18,53<br />

10,25<br />

15,62<br />

15,56<br />

20,62<br />

20,06<br />

18,63<br />

15,85<br />

10,22<br />

8,00<br />

10,67<br />

7,31<br />

6,60<br />

5,25<br />

6,77<br />

9,91<br />

7,95<br />

7,31<br />

8,50<br />

8,85<br />

11,44<br />

11,91<br />

11,00<br />

7,25<br />

10,00<br />

6,50<br />

8,34<br />

7,73<br />

10,54<br />

10,56<br />

9,25<br />

4,71<br />

4,11<br />

1,91<br />

3,32<br />

13,98<br />

11,94<br />

8,28<br />

12,92<br />

8,84<br />

11,44<br />

7,07<br />

9,76<br />

13,55<br />

17,17<br />

8,16<br />

11,95<br />

10,59<br />

11,20<br />

13,77<br />

12,02<br />

11,86<br />

14,99<br />

6,23<br />

12,89<br />

11,43<br />

13,72<br />

13,45<br />

12,86<br />

9,15<br />

6,77<br />

5,76<br />

7,48<br />

5,14<br />

5,61<br />

4,19<br />

5,16<br />

7,55<br />

6,19<br />

5,42<br />

6,54<br />

5,08<br />

5,61<br />

8,46<br />

6,77<br />

6,69<br />

7,99<br />

3,10<br />

7,00<br />

6,18<br />

7,09<br />

7,77<br />

6,97<br />

3,30<br />

1,76<br />

1,72<br />

2,48<br />

7<br />

9<br />

12<br />

28<br />

16<br />

15<br />

4<br />

35<br />

23<br />

24<br />

16<br />

63<br />

7<br />

9<br />

12<br />

28<br />

16<br />

15<br />

4<br />

35<br />

23<br />

24<br />

16<br />

63<br />

7<br />

9<br />

12<br />

28<br />

16<br />

15<br />

4<br />

35<br />

23<br />

24<br />

16<br />

63<br />

7<br />

9<br />

12<br />

28<br />

16<br />

15<br />

4<br />

35<br />

23<br />

24<br />

16<br />

63<br />

7<br />

9<br />

12<br />

28


Anhang B - Tabellen und Abbildungen 148<br />

DEX-Skalen Gruppe Seite M SD N<br />

non-frontal<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

2,68<br />

2,13<br />

1,25<br />

2,28<br />

2,24<br />

2,64<br />

1,50<br />

2,34<br />

16<br />

15<br />

4<br />

35<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

3,30<br />

2,87<br />

1,75<br />

2,74<br />

2,70<br />

2,50<br />

1,65<br />

2,44<br />

23<br />

24<br />

16<br />

63<br />

frontal<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

4,28<br />

4,11<br />

3,58<br />

3,92<br />

2,36<br />

2,75<br />

2,53<br />

2,49<br />

7<br />

9<br />

12<br />

28<br />

non-frontal<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

2,75<br />

2,53<br />

1,25<br />

2,48<br />

2,51<br />

2,29<br />

1,25<br />

2,30<br />

16<br />

15<br />

4<br />

35<br />

Fremdbeurteilung<br />

Minussymptomatik<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

3,21<br />

3,12<br />

3,00<br />

3,12<br />

2,52<br />

2,54<br />

2,47<br />

2,47<br />

23<br />

24<br />

16<br />

63<br />

frontal<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

12,14<br />

7,11<br />

4,75<br />

7,35<br />

3,33<br />

4,28<br />

2,41<br />

4,39<br />

7<br />

9<br />

12<br />

28<br />

non-frontal<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

4,06<br />

3,93<br />

2,50<br />

3,82<br />

2,59<br />

4,72<br />

1,91<br />

3,56<br />

16<br />

15<br />

4<br />

35<br />

Selbstbeurteilung<br />

neutrale Symptome<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

6,52<br />

5,12<br />

4,18<br />

5,39<br />

4,69<br />

4,73<br />

2,45<br />

4,30<br />

23<br />

24<br />

16<br />

63<br />

frontal<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

5,42<br />

8,55<br />

7,83<br />

7,46<br />

4,07<br />

4,33<br />

3,90<br />

4,12<br />

7<br />

9<br />

12<br />

28<br />

non-frontal<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

4,25<br />

6,00<br />

2,50<br />

4,80<br />

3,83<br />

5,55<br />

2,51<br />

4,60<br />

16<br />

15<br />

4<br />

35<br />

Fremdbeurteilung<br />

neutrale Symptome<br />

Gesamt<br />

links<br />

rechts<br />

bilateral<br />

Gesamt<br />

4,60<br />

6,95<br />

6,50<br />

5,98<br />

3,85<br />

5,18<br />

4,25<br />

4,55<br />

23<br />

24<br />

16<br />

63<br />

Legende:<br />

M=Mittelwert; SD=Standardabweichung; N=Gruppengröße


Anhang B - Tabellen und Abbildungen 149<br />

Tabelle B.8.5: Effekte von Komplexität, Gruppe und Seite auf die Anzahl<br />

der Züge ohne Regelverstöße im TvH<br />

Quelle df F-Wert Signifikanz<br />

TvH: Züge Komplexität 1,271 378,288 *** .000<br />

ohne<br />

Komplexität x Gruppe 1,271 ,847 .387<br />

Regelverstöße<br />

Komplexität x Seite 2,541 ,961 .406<br />

Komplexität x Gruppe x 2,541 1,296 .284<br />

Seite<br />

Gruppe 1 ,425 .518<br />

Seite 2 1,138 .329<br />

Gruppe x Seite 2 2,219 .120<br />

Legende: *** p< 0.001<br />

Tabelle B.8.6: Effekte von Komplexität, Gruppe und Seite auf die<br />

Lösungszeit ohne Regelverstöße im TvH<br />

Quelle df F-Wert Signifikanz<br />

TvH: Zeit ohne Komplexität 1,361 137,321*** .000<br />

Regelverstöße Komplexität x Gruppe 1,361 ,194 .737<br />

Komplexität x Seite 2,722 ,474 .683<br />

Komplexität x Gruppe x 2,722 3,950 * .014<br />

Seite<br />

Gruppe 1 ,000 .989<br />

Seite 2 ,011 .989<br />

Gruppe x Seite 2 4,172 * .021<br />

Legende: * p< 0.05; *** p< 0.001


Anhang B - Tabellen und Abbildungen 150<br />

Abbildung B.8.1:<br />

Disordinale Interaktion von Gruppe und Seite auf die<br />

TvH-Gesamtzeit ohne Regelverstöße<br />

900<br />

900<br />

Mittelwerte TvH-Zeit ohne Regelverstöße<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

Seite der Läsion<br />

links<br />

rechts<br />

300<br />

FRONTAL<br />

300<br />

NON-FRONTAL<br />

bilateral<br />

Gruppe<br />

Tabelle B.8.7: Effekte von Komplexität, Gruppe und Seite auf die Züge im<br />

TvL<br />

Quelle df F-Wert Signifikanz<br />

TvL: Komplexität 3,472 116,341 *** .000<br />

Anzahl der Komplexität x Gruppe 3,472 ,960 .422<br />

Züge Komplexität x Seite 6,945 1,022 .417<br />

Komplexität x Gruppe x Seite 6,945 1,032 .410<br />

Gruppe 1 ,027 .869<br />

Seite 2 3,803 * .029<br />

Gruppe x Seite 2 1,174 .317<br />

Legende: * p< 0.05; *** p< 0.001


Anhang B - Tabellen und Abbildungen 151<br />

Tabelle B.8.8: Effekte von Komplexität, Gruppe und Seite auf die<br />

Lösungszeit<br />

im TvL<br />

Quelle df F-Wert Signifikanz<br />

TvL:<br />

Komplexität 2,174 27,108 *** .000<br />

Lösungszeit Komplexität x Gruppe 2,174 ,452 .654<br />

Komplexität x Seite 4,348 ,179 .958<br />

Komplexität x Gruppe x 4,348 1,763 .136<br />

Seite<br />

Gruppe 1 ,336 .565<br />

Seite 2 ,624 .540<br />

Gruppe x Seite 2 2,356 .105<br />

Legende: *** p< 0.001<br />

Tabelle B.8.9: Effekte von Komplexität, Gruppe und Seite auf die Fehler im<br />

TvL<br />

Quelle df F-Wert Signifikanz<br />

TvL:<br />

Komplexität 3,210 8,840 *** .000<br />

Anzahl der Komplexität x Gruppe 3,210 ,451 .730<br />

Fehler<br />

Komplexität x Seite 6,420 1,861 .085<br />

Komplexität x Gruppe x 6,420 ,610 .733<br />

Seite<br />

Gruppe 1 ,254 .616<br />

Seite 2 1,135 .329<br />

Gruppe x Seite 2 1,363 .265<br />

Legende: *** p< 0.001


Anhang B - Tabellen und Abbildungen 152<br />

Tabelle B.8.10: Ergebnisse der Analysen der DEX-Variablen<br />

Quelle AbhängigeVariable df F-Wert Signifikanz<br />

Gruppe DEX-Selbsturteil Gesamtwert 1 13,991*** .000<br />

DEX-Fremdurteil Gesamtwert 1 4,595 * .036<br />

DEX-Selbsturteil Plussymptomatik 1 8,318 ** .006<br />

DEX-Fremdurteil Plussymptomatik 1 2,043 .158<br />

DEX-Selbsturteil Minussymptomatik 1 5,726 * .020<br />

DEX-Fremdurteil Minussymptomatik 1 6,968 * .011<br />

DEX-Selbsturteil neutrale<br />

Symptomatik<br />

1 20,654 *** .000<br />

DEX-Fremdurteil neutrale<br />

1 6,003 * .017<br />

Symptomatik<br />

Seite<br />

DEX-Selbsturteil Gesamtwert 2 4,760 * .012<br />

DEX-Fremdurteil Gesamtwert 2 ,932 .400<br />

DEX-Selbsturteil Plussymptomatik 2 2,735 .073<br />

DEX-Fremdurteil Plussymptomatik 2 ,766 .470<br />

DEX-Selbsturteil Minussymptomatik 2 3,159 * .048<br />

DEX-Fremdurteil Minussymptomatik 2 ,813 .449<br />

DEX-Selbsturteil neutrale<br />

Symptomatik<br />

2 6,443 ** .003<br />

DEX-Fremdurteil neutrale<br />

2 1,858 .165<br />

Symptomatik<br />

Gruppe x Seite DEX-Selbsturteil Gesamtwert 2 1,796 .175<br />

DEX-Fremdurteil Gesamtwert 2 ,489 .616<br />

DEX-Selbsturteil Plussymptomatik 2 1,158 .321<br />

DEX-Fremdurteil Plussymptomatik 2 ,362 .698<br />

DEX-Selbsturteil Minussymptomatik 2 ,391 .678<br />

DEX-Fremdurteil Minussymptomatik 2 ,118 .889<br />

DEX-Selbsturteil neutrale<br />

Symptomatik<br />

2 3,514 * .036<br />

DEX-Fremdurteil neutrale<br />

Symptomatik<br />

2 ,842 .436


Anhang B - Tabellen und Abbildungen 153<br />

Legende: * p< 0.05; ** p< 0.01; *** p< 0.001<br />

Tabelle B.8.11:<br />

Korrelationen von DEX-Fragebögen und Tests exekutiver Funktionen<br />

für die Gesamtgruppe nach der Pearson-Methode<br />

(2-seitige Signifikanz)<br />

DEX-Fragebögen<br />

Selbsturteil<br />

Selbsturteil<br />

Fremdurteil<br />

Fremdurteil<br />

+ - 0 + - 0<br />

Turm<br />

von<br />

Hanoi<br />

Turm<br />

von<br />

London<br />

Züge (gesamt)<br />

N<br />

Zeit (gesamt)<br />

N<br />

Regelverstöße<br />

(gesamt)<br />

N<br />

Züge<br />

3. Aufgabe<br />

N<br />

Züge<br />

4. Aufgabe<br />

N<br />

Zeit<br />

3. Aufgabe<br />

N<br />

Zeit<br />

4. Aufgabe<br />

N<br />

Fehler<br />

3. Aufgabe<br />

N<br />

Fehler<br />

4. Aufgabe<br />

N<br />

.129<br />

(.357)<br />

53<br />

-.159<br />

(.255)<br />

53<br />

-.003<br />

(.984)<br />

53<br />

-.119<br />

(.353)<br />

63<br />

.033<br />

(.798)<br />

61<br />

-.194<br />

(.128)<br />

63<br />

-.221<br />

(.087)<br />

61<br />

-.119<br />

(.353)<br />

63<br />

-.045<br />

(.730)<br />

61<br />

.016<br />

(.908)<br />

53<br />

-.146<br />

(.296)<br />

53<br />

.017<br />

(.903)<br />

53<br />

.040<br />

(.755)<br />

63<br />

-.037<br />

(.778)<br />

61<br />

.017<br />

(.895)<br />

63<br />

-.025<br />

(.850)<br />

61<br />

-.065<br />

(.612)<br />

63<br />

-.077<br />

(.555)<br />

61<br />

.187<br />

(.180)<br />

53<br />

-.132<br />

(.348)<br />

53<br />

.012<br />

(.931)<br />

53<br />

-.054<br />

(.675)<br />

63<br />

.035<br />

(.790)<br />

61<br />

-.206<br />

(.106)<br />

63<br />

-.240<br />

(.062)<br />

61<br />

-.101<br />

(.431)<br />

63<br />

-.048<br />

.711<br />

61<br />

.004<br />

(.975)<br />

53<br />

-.188<br />

(.177)<br />

53<br />

-.026<br />

(.855)<br />

53<br />

-.103<br />

(.422)<br />

63<br />

.038<br />

(.769)<br />

61<br />

-.145<br />

(.255)<br />

63<br />

-.144<br />

(.268)<br />

61<br />

-.127<br />

(.321)<br />

63<br />

-.109<br />

(.402)<br />

61<br />

.072<br />

(.607)<br />

53<br />

-.138<br />

(.324)<br />

53<br />

-.012<br />

(.933)<br />

53<br />

-.029<br />

(.823)<br />

63<br />

.019<br />

(.883)<br />

61<br />

-.144<br />

(.260)<br />

63<br />

-.175<br />

(.179)<br />

61<br />

-.105<br />

(.413)<br />

63<br />

.009<br />

(.947)<br />

61<br />

-.029<br />

(.837)<br />

53<br />

-.107<br />

(.445)<br />

53<br />

.008<br />

(.957)<br />

53<br />

-.033<br />

(.795)<br />

63<br />

-.021<br />

(.874)<br />

61<br />

-.009<br />

(.947)<br />

63<br />

-.003<br />

(.983)<br />

61<br />

-.080<br />

(.532)<br />

63<br />

-.061<br />

(.642)<br />

61<br />

.044<br />

(.756)<br />

53<br />

-.138<br />

(.325)<br />

53<br />

-.043<br />

(.759)<br />

53<br />

.065<br />

(.615)<br />

63<br />

-.029<br />

(.827)<br />

61<br />

.059<br />

(.646)<br />

63<br />

-.037<br />

(.778)<br />

61<br />

-.051<br />

(.693)<br />

63<br />

-.146<br />

(.263)<br />

61<br />

.069<br />

(.623)<br />

53<br />

-.178<br />

(.202)<br />

53<br />

.061<br />

(.665)<br />

53<br />

.129<br />

(.312)<br />

63<br />

-.057<br />

(.663)<br />

61<br />

.029<br />

(.821)<br />

63<br />

-.046<br />

(.726)<br />

61<br />

-.034<br />

(.794)<br />

63<br />

-.046<br />

(.726)<br />

61


Anhang B - Tabellen und Abbildungen 154<br />

DEX-Fragebögen<br />

Selbsturteil<br />

Fremdurteil<br />

Fremdurteil<br />

+ - 0 + - 0<br />

WCST<br />

Legende:<br />

Erreichte<br />

Kategorien<br />

Perseverative<br />

Fehler 1<br />

N<br />

.043<br />

(.739)<br />

63<br />

.175<br />

(.169)<br />

.076<br />

(.556)<br />

63<br />

-.019<br />

(.882)<br />

.082<br />

(.522)<br />

63<br />

.168<br />

(.187)<br />

-.019<br />

(.883)<br />

63<br />

.139<br />

(.277)<br />

.005<br />

(.971)<br />

63<br />

.153<br />

(.232)<br />

.094<br />

(.463)<br />

63<br />

-.040<br />

(.756)<br />

.062<br />

(.627)<br />

63<br />

-.061<br />

(.635)<br />

.036<br />

(.781)<br />

63<br />

.040<br />

(.754)<br />

N 63 63 63 63 63 63 63 63<br />

+ = Plussymptomatik; - = Minussymptomatik; 0 = Neutrale Symptomatik; N = Gruppengröße;<br />

1 = normierter Wert<br />

Tabelle B.8.12:<br />

Korrelationen von DEX-Fragebögen und Tests exekutiver Funktionen<br />

für die Gruppe der Frontalhirngeschädigten nach der Pearson-Methode<br />

(2-seitige Signifikanz)<br />

DEX-Fragebögen<br />

Selbsturteil<br />

Selbsturteil<br />

Selbsturteil<br />

Fremdurteil<br />

Fremdurteil<br />

+ - 0 + - 0<br />

Turm<br />

von<br />

Hanoi<br />

Turm<br />

von<br />

London<br />

Züge (gesamt)<br />

N<br />

Zeit (gesamt)<br />

N<br />

Regelverstöße<br />

(gesamt)<br />

N<br />

Züge<br />

3. Aufgabe<br />

N<br />

Züge<br />

4. Aufgabe<br />

N<br />

Zeit<br />

3. Aufgabe<br />

N<br />

,110<br />

(.618)<br />

23<br />

-,158<br />

(.472)<br />

23<br />

-,118<br />

(.591)<br />

23<br />

-,227<br />

(.245)<br />

28<br />

-,154<br />

(.451)<br />

26<br />

-,330<br />

(.086)<br />

28<br />

,183<br />

(.404)<br />

23<br />

-,121<br />

(.582)<br />

23<br />

,054<br />

(.806)<br />

23<br />

,016<br />

(.936)<br />

28<br />

-,190<br />

(.352)<br />

26<br />

,024<br />

(.902)<br />

28<br />

,306<br />

(.156)<br />

23<br />

-,084<br />

(.703)<br />

23<br />

-,006<br />

(.977)<br />

23<br />

-,170<br />

(.383)<br />

28<br />

-,097<br />

(.638)<br />

26<br />

-,352<br />

(.066)<br />

28<br />

-,125<br />

(.569)<br />

23<br />

-,241<br />

(.268)<br />

23<br />

-,090<br />

(.386)<br />

23<br />

-,297<br />

(.125)<br />

28<br />

-,152<br />

(.459)<br />

26<br />

-,120<br />

(.543)<br />

28<br />

-,123<br />

(.576)<br />

23<br />

-,176<br />

(.422)<br />

23<br />

-,221<br />

(.312)<br />

23<br />

-,210<br />

(.284)<br />

28<br />

-,206<br />

(.313)<br />

26<br />

-,304<br />

(.116)<br />

28<br />

,187<br />

(.394)<br />

23<br />

-,121<br />

(.583)<br />

23<br />

,072<br />

(.743)<br />

23<br />

-,071<br />

(.719)<br />

28<br />

-,122<br />

(.544)<br />

26<br />

-,074<br />

(.707)<br />

28<br />

,016<br />

(.943)<br />

23<br />

,084<br />

(.703)<br />

23<br />

-,120<br />

(.584)<br />

23<br />

-,020<br />

(.919)<br />

28<br />

-,274<br />

(.176)<br />

26<br />

,199<br />

(.310)<br />

28<br />

,220<br />

(.313)<br />

23<br />

-,204<br />

(.351)<br />

23<br />

,108<br />

(.623)<br />

23<br />

,175<br />

(.373)<br />

28<br />

-,191<br />

(.351)<br />

26<br />

,073<br />

(.711)<br />

28


Anhang B - Tabellen und Abbildungen 155<br />

DEX-Fragebögen<br />

Selbsturteil<br />

Selbsturteil<br />

Fremdurteil<br />

Fremdurteil<br />

+ - 0 + - 0<br />

WCST<br />

Legende:<br />

Zeit<br />

4. Aufgabe<br />

Fehler<br />

3. Aufgabe<br />

Fehler<br />

4. Aufgabe<br />

Erreichte<br />

Kategorien<br />

Perseverative<br />

Fehler 1<br />

N<br />

N<br />

N<br />

N<br />

-,381<br />

(.055)<br />

26<br />

-,251<br />

(.197)<br />

28<br />

-,087<br />

(.672)<br />

26<br />

,143<br />

(.467)<br />

28<br />

,247<br />

(.206)<br />

28<br />

,189<br />

(.355)<br />

26<br />

,021<br />

(.916)<br />

28<br />

-,209<br />

(.306)<br />

26<br />

,234<br />

(.231)<br />

28<br />

-,157<br />

(.424)<br />

28<br />

-,382<br />

(.054)<br />

26<br />

-,195<br />

(.319)<br />

28<br />

-,020<br />

(.924)<br />

26<br />

,168<br />

(.393)<br />

28<br />

,256<br />

(.188)<br />

28<br />

-,134<br />

(.514)<br />

26<br />

-,325<br />

(.092)<br />

28<br />

-,161<br />

(.432)<br />

26<br />

-,090<br />

(.647)<br />

28<br />

,359<br />

(.061)<br />

28<br />

-,417 *<br />

(.034)<br />

26<br />

-,223<br />

(.254)<br />

28<br />

-,130<br />

(.527)<br />

26<br />

,187<br />

(.341)<br />

28<br />

,086<br />

(.662)<br />

28<br />

,196<br />

(.336)<br />

26<br />

-,064<br />

(.747)<br />

28<br />

-,221<br />

(.279)<br />

26<br />

,227<br />

(.245)<br />

28<br />

-,161<br />

(.414)<br />

28<br />

,269<br />

(.184)<br />

26<br />

-,012<br />

(.950)<br />

28<br />

-,244<br />

(.229)<br />

26<br />

,153<br />

(.438)<br />

28<br />

-,177<br />

(.367)<br />

28<br />

,067<br />

(.745)<br />

26<br />

,173<br />

(.379)<br />

28<br />

-,099<br />

(.629)<br />

26<br />

,217<br />

(.268)<br />

28<br />

-,087<br />

(.659)<br />

28<br />

N<br />

+ = Plussymptomatik; - = Minussymptomatik; 0 = Neutrale Symptomatik; N = Gruppengröße;<br />

1<br />

= normierter Wert; * p < 0.05 (2-seitig)

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