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Susanne Kosiek - Universität Osnabrück

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3.4.9 Handlungsinitiation und -überwachung<br />

Berichte über die Folgen von Hirnverletzungen beschreiben neben Defiziten bei der<br />

Planung von Handlungen auch immer wieder die Schwierigkeiten der Patienten,<br />

Handlungen zu initiieren (Benton, 1968; Grafman, 1989). Die mangelnde Initiative (lack<br />

of initiative) ist in Verbindung mit Veränderungen der Stimmung (Interessenverlust,<br />

Affektverflachung, Apathie) Teil des pseudodepressiven Syndroms nach frontalen<br />

Läsionen (Kapitel 2.3.2) und stellt ein weiteres Handlungsdefizit dieser Patienten dar.<br />

Röhrenbach et al. (1991) konnten in ihrer Untersuchung zeigen, dass enge<br />

Zusammenhänge zwischen Negativsymptomatik und exekutiven Funktionsdefiziten nach<br />

Frontalhirnläsionen bestehen.<br />

Eine intakte Handlungssteuerung ist auf die schon beschriebene Nutzung von<br />

Kontextinformationen und Feedback angewiesen, die das Auftreten von Fehlverhalten<br />

verhindern. Die Überwachung und Korrektur ablaufender Handlungen erfordert von der<br />

handelnden Person, aufgetretene Fehler selbstständig zu erkennen und zu berücksichtigen.<br />

Wissenschaftler stellen die Frage, inwieweit diese Prozesse durch Frontalhirnverletzungen<br />

betroffen sind. Die scheinbar triviale Beziehung, dass auf die Fehlererkennung hin eine<br />

Nutzung dieser Information für die Verhaltenssteuerung folgt, muss in Frage gestellt<br />

werden, so dass der synonyme Gebrauch der Begriffe Fehlererkennung und<br />

Fehlernutzung nicht zulässig erscheint. Zu diesem Schluss kommen Konow und Pribram<br />

(1970) aufgrund ihres Befundes aus einer Folgeuntersuchung mit der von Luria et al.<br />

(1964) untersuchten Patientin, die Läsionen des linken Frontallappens aufweist. In dieser<br />

Untersuchung gelingt der Frau zwar das Erkennen eigener und fremder Fehler, diese aber<br />

aktiv zur Verhaltenssteuerung zu nutzen ist der Patientin nicht möglich. Das Wissen über<br />

die Fehler hat in diesem Fall keinen Einfluss auf die Handlung.<br />

Diese Beobachtung bekräftigt Untersuchungen, die finden, dass eine Nutzung relevanter<br />

Feedbackinformationen aus der Umwelt nach Frontalhirnläsionen erschwert sein kann<br />

(Cicerone et al., 1983).<br />

Im Handlungsverlauf müssen Reaktionen gegen konkurrierende Reize abgeschirmt<br />

werden, damit Abläufe ihren geplanten Fortgang nehmen und zum Erfolg führen. In<br />

wissenschaftlichen Untersuchungen wird die Interferenzneigung als Maß für die Fähigkeit<br />

herangezogen, diese Aufrechterhaltung von Handlungsabsichten trotz störender

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