Susanne Kosiek - Universität Osnabrück
Susanne Kosiek - Universität Osnabrück
Susanne Kosiek - Universität Osnabrück
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Subskalen eingeteilt wurden und besonders die Skala Negativsymptomatik mit<br />
nur drei Items recht kurz ausfällt. Sie eignet sich möglicherweise nicht zur<br />
Erfassung von Symptomen der Antriebsminderung bei hirngeschädigten<br />
Personen. Vor diesem Hintergrund wundert es nicht mehr so sehr, dass die an<br />
anderer Stelle mit der SANS gefundenen Zusammenhänge hier nicht auftauchen.<br />
Was umso erstaunlicher ist und nach einer Erklärung verlangt, ist die Konsistenz,<br />
mit der die Unabhängigkeit der kognitiven und psychischen Beeinträchtigungen in<br />
dieser Stichprobe imponiert. Obwohl andere Analysen der vorliegenden<br />
Untersuchung gezeigt haben, dass Patienten mit Läsionen des Frontalhirns<br />
sowohl bei einigen kognitiven Variablen (WCST) als auch hinsichtlich des<br />
psychopathologischen Syndroms höhere Störungswerte erreichen als Patienten<br />
mit nicht-frontalen Läsionen, bestehen konsequent keine Korrelationen zwischen<br />
kognitiven Defiziten und psychischen Beeinträchtigungen. Beide Formen von<br />
Symptomen sind damit zwar in der Gruppe der Frontalhirngeschädigten in<br />
besonderem Maße vertreten, sie treten jedoch nicht zwingend bei denselben<br />
Personen gemeinsam auf. Diese Beobachtung ist schwer mit Aussagen aus der<br />
Literatur zu vereinbaren, die kognitive und psychische Beeinträchtigungen nach<br />
Hirnschädigung als zusammengehörige Aspekte des dysexekutiven (Frontalhirn-)<br />
Syndroms auffassen.<br />
Wie sind die hier vorliegenden Befunde zu erklären? Es ist bekannt, dass<br />
einzelnen Bereichen innerhalb der Frontallappen diskrete Funktionen zugeordnet<br />
werden. Da hinsichtlich der kognitiven und psychopathologischen Auffälligkeiten<br />
der Patienten keine Systematik erkennbar ist, kann geschlossen werden, dass die<br />
zentralen Verarbeitungsprozesse der exekutiven Leistungen (Planen,<br />
Kategorisieren) in anderen Teilen der frontalen Rinde zu lokalisieren sind als die<br />
Prozesse, die die Regulation der psychischen Verfassung einer Person leisten.<br />
Es existieren demnach Areale innerhalb des frontalen Cortex, deren Schädigung<br />
primär zu kognitiven Defiziten führt, während durch Schädigung anderer frontaler<br />
Areale wiederum die psychopathologischen Veränderungen verursacht werden.<br />
Die hier vorgefundene Unabhängigkeit von kognitiven und psychischen<br />
Symptomen bei (Frontal-) Hirngeschädigten ist unter dieser Voraussetzung