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Susanne Kosiek - Universität Osnabrück

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Verhalten bei Patienten simulierten. Die empirische Testung der daraus abgeleiteten<br />

Vorhersagen über spezifische Muster von Defiziten nach Ausschaltung der<br />

Kontextinformation veranlassen die Autoren zu der Aussage, ein generelles Defizit<br />

(Kontextverarbeitungsstörung) sei stärker als eine Störung in einem spezifischen<br />

Mechanismus für die bei der Schizophrenie beobachteten kognitiven Beeinträchtigungen<br />

verantwortlich.<br />

Kontexttheoretische Annahmen besitzen in Anbetracht der Ähnlichkeiten der<br />

Leistungsauffälligkeiten schizophrener und hirngeschädigter Patienten auch im<br />

Zusammenhang mit den nach Frontalhirnschäden auftretenden kognitiven Störungen<br />

Relevanz. Diese angenommene Verbindung trägt der neuropsychologischen<br />

Schizophrenieforschung Rechnung, die schizophrene Symptome zunehmend mit<br />

Dysfunktion der Frontallappen in Zusammenhang sieht (Goldman-Rakic & Selemon,<br />

1997).<br />

Dass es durch einen verminderten Einfluss der Kontextinformation und eine daraus<br />

folgende Dominanz der Reaktionsauswahl durch automatisierte Routinen in<br />

neuropsychologischen Tests, z.B. Turm von Hanoi, vermehrt zu Regelverstößen kommt,<br />

zeigt Schöttke (2000). In der Untersuchung begehen die hirngeschädigten Patienten mehr<br />

Regelverstöße als die Kontrollgruppe, was eine eingeschränkte Beachtung der<br />

Kontextinformation indiziert. Ebenso weisen Hirngeschädigte längere Lösungszeiten auf,<br />

während sich die Anzahlen der Züge nicht unterscheiden.<br />

Eine getrennte Analyse nach Lokalisation der Hirnschädigung ergibt zwischen den<br />

klinischen Gruppen keine Unterschiede bezüglich der Problemlöseindikatoren (Zugzahlen<br />

und Zeiten), zeigt aber differentielle Unterschiede in der Beachtung der<br />

Kontextinformation, wobei die Gruppen mit multiplen Läsionen, links-frontalen Läsionen<br />

und bifrontalen Läsionen am häufigsten Regelverletzungen aufweisen.<br />

Dieser Befund spricht für die Notwendigkeit getrennter Analysen der beiden<br />

Problemlöseindikatoren und der Regelverstöße (Indikator des Arbeitsgedächtnisses) beim<br />

Turm von Hanoi und ähnlichen Operationalisierungen (z.B. Turm von London), um die<br />

Kontextstörung separat von der Planungsstörung erfassen zu können. Die berichteten<br />

Ergebnisse von Schöttke (2000) lassen eine Interpretation des Verhaltens im TvH in<br />

Richtung einer fehlerhaften Reaktionsauswahl aufgrund der läsionsbedingt fehlenden<br />

Berücksichtigung von Kontextinformation im Arbeitsgedächtnis nach links-frontalen<br />

Läsionen zu. Vor diesem Hintergrund werden auch andere kognitive Defizite und

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