Susanne Kosiek - Universität Osnabrück
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(Nelson, 1976; Cicerone et al., 1983; Röhrenbach et al., 1991) und häufig zeigen gerade<br />
Patienten mit Frontalhirnschäden Schwierigkeiten bei der Verwertung dieser Information.<br />
Cicerone et al. (1983) berichten so über eine signifikant höhere Auftretenshäufigkeit von<br />
Beibehaltungen falscher Reaktionen in einem Kartensortiertest bei einer Gruppe<br />
Frontalhirngeschädigter im Vergleich zu Patienten mit posterioren Läsionen. Sie führen<br />
die nicht angemessene Berücksichtigung des „falsch“-Feedback für weitere Reaktionen<br />
auf das Fehlen eines speziellen Aufmerksamkeitsprozesses bei Frontalhirnlädierten<br />
zurück, der Feedback berücksichtigt und relevante von irrelevanten Informationen trennt.<br />
Auch die Erkenntnis, dass nach frontalen Hirnschäden perseveratives Verhalten verstärkt<br />
auftritt, liefert eine mögliche Erklärung für die tendenzielle Beibehaltung von Reaktionen<br />
unabhängig vom Feedback.<br />
Während die Mehrzahl der Untersuchungen zum Thema Problemlösen für eine<br />
eingeschränkte Feedbacknutzung bei Frontalhirnpatienten spricht, stellen Karnath et al.<br />
(1991) in ihrer Studie anderes fest, in der es darum ging, einen mentalen Plan von einem<br />
Irrgarten zu entwickeln, von dem jeweils nur ein kleiner Ausschnitt sichtbar ist. Sie<br />
werten die einzelnen Durchgänge, die ihre Probanden brauchen, um sich durch den<br />
Irrgarten zu finden, getrennt voneinander aus und kommen zu dem Ergebnis, dass die<br />
Beachtung des Fehler-Feedback bei Patienten mit akuten frontomedialen Hirnschäden<br />
intakt ist, da sie alternative Reaktionen direkt im Anschluss an die Rückmeldung<br />
entwickeln. Dieselben Patienten lernen jedoch langsamer aus dem Feedback, das sie im<br />
Verlauf der Problembearbeitung erhalten, da sie mehr Durchgänge brauchen als Patienten<br />
mit akuten retrorolandischen Läsionen und gesunde Kontrollen, bis sie den Irrgarten<br />
fehlerfrei lösen. Die Ergebnisse zeigen unterschiedliche Defizite, die jedoch alle für<br />
Auffälligkeiten bei der Nutzung von Feedback nach Stirnhirnläsionen sprechen.<br />
3.4.7 Regelbefolgung und die Nutzung von Kontextinformationen<br />
Neben Feedback spielt auch der gegebene Kontext eine Rolle bei der Reaktionsauswahl<br />
und -modifikation. Die Beachtung relevanter Kontextinformationen, die alle möglichen zu<br />
einem Zeitpunkt verfügbaren Informationen beinhalten können, verhindert reizgesteuerte,<br />
automatisierte Reaktionen und unterbindet beispielsweise ein zu langes Aufhalten an<br />
Versuch- und Irrtumsverhalten. Eine Speicherung der Kontextinformationen muss dazu