Susanne Kosiek - Universität Osnabrück
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Umweltreize zu realisieren. Incisa della Rocchetta und Milner (1993) erhoben die<br />
Interferenzneigung bei hirnverletzten Personen in einer Gedächtnisaufgabe beim Abruf<br />
des gelernten Materials nach Stichworten und ermittelten hier insbesondere eine<br />
Beeinträchtigung nach Läsionen des linken frontalen Lappens.<br />
Auch die im Abschnitt 3.4.8 beschriebene Reaktionsunterdrückung, die intuitive<br />
Reaktionen, Perseveration, Automatismen etc. unterbindet, ist Teil einer effektiven<br />
Handlungsüberwachung.<br />
4. Frontalhirntheorien<br />
Im folgenden Kapitel werden vier ausgewählte Theorien über die Funktion des<br />
Frontalhirns dargestellt, die Erklärungen für die nach Frontalhirnverletzungen<br />
auftretenden kognitiven Defizite liefern. Die Modelle unterscheiden sich in ihren<br />
Annahmen und Aussagen, sie profitieren aber zum Teil auch voneinander. Es handelt sich<br />
um die einflussreiche Theorie des SAS von Shallice und Norman (Shallice 1982; 1988),<br />
das Arbeitsgedächtnis-Modell von Baddeley (1986), die Kontexttheorie (z.B. Cohen &<br />
Servan-Schreiber, 1992; Schöttke, 2000) und ein nicht-psychologisches Modell der<br />
Wissensspeicherung von Grafman (1989).<br />
4.1 Die Frontalhirntheorie von Shallice und Norman<br />
Die Theorie von Shallice und Norman (Shallice, 1982; 1988) basiert auf der<br />
Unterscheidung von automatischen, unbewussten und aktiven, Aufmerksamkeit<br />
erfordernden Prozessen der Informationsverarbeitung, wobei letztere mit der Auswahl<br />
von adäquaten kognitiven Planungsprogrammen in Nicht-Routinesituationen die zentrale<br />
Funktion des Frontalhirns darstellen.<br />
Denken und Handeln hängen in dem Modell vom Ablauf hoch spezialisierter<br />
Routineprogramme (Schemata) ab, die überlernte Handlungsabläufe oder Fertigkeiten<br />
kontrollieren können, wie die Zubereitung eines Frühstücks, Autofahren oder das Finden<br />
des Weges von der Arbeit nach Hause. Ein Schema kann auf unterschiedliche Weise