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Susanne Kosiek - Universität Osnabrück

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Zu einem goal-subgoal-Konflikt kommt es, wenn der erste Schritt zur Erreichung eines<br />

Teilziels scheinbar vom Gesamtziel wegführt. In diesem Fall erfordert die störungsfreie<br />

Umsetzung der geplanten Abfolge erstens die Unterdrückung aller Reaktionstendenzen,<br />

die vermeintlich auf direktem Wege näher an das Gesamtziel heranführen, aber die<br />

Teilzielerreichung behindern, zweitens müssen die zur Umsetzung des nächstfolgenden<br />

Teilziels notwendigen Schritte allen anderen Reaktionen vorangestellt werden, da sie als<br />

notwendige Schritte im Lösungsprozess Vorrang haben, auch wenn dies im Hinblick auf<br />

das Gesamtziel nicht offensichtlich ist.<br />

Goel und Grafman (1995) führen die Defizite, die sie bei ihrer eigenen Untersuchung mit<br />

dem Turm von Hanoi beobachten und schlechte Leistungen in verschiedenen<br />

neuropsychologischen Tests (z.B. Wisconsin Card Sorting Test) aus anderen Studien auf<br />

die Unfähigkeit der Patienten zurück, den Zielkonflikt zu sehen und angemessen zu lösen.<br />

Die Autoren gehen in ihrem Bericht soweit, den Turm von Hanoi als ungeeignetes<br />

Instrument zur Erfassung der Planungsfähigkeit zu befinden, da er treffender als<br />

Operationalisierung des goal-subgoal-Konflikts zu verstehen sei. Sie kritisieren die<br />

verbreitete Vorgehensweise von Autoren, die im Turm von Hanoi entstehenden<br />

Handlungsschwierigkeiten ohne genauere Analysen durch Zuschreibung von<br />

Planungsschwierigkeiten zu erklären und sagen eine gestörte Reaktionshemmung durch<br />

den goal-subgoal-Konflikt nach Läsionen der Frontallappen voraus.<br />

Mit diesen Befunden korrespondierende Ergebnisse stammen von Morris et al. (1997), die<br />

über die Effekte des goal-subgoal-Konflikts auf die Planungsfähigkeit nach frontalen und<br />

temporalen Hirnläsionen berichten. Im Gegensatz zu der von Goel und Grafman<br />

vorausgesagten Beeinträchtigung nach frontalen Läsionen zeigen in dieser Untersuchung<br />

allerdings nur die Patienten mit links-frontalen Läsionen Beeinträchtigungen in einer<br />

Computerversion des Turm von Hanoi, die sich auf die Aufgaben beschränkt, die einen<br />

solchen Zielkonflikt enthalten. Die Autoren führen die erhöhten Zugzahlen auf die<br />

Unfähigkeit zurück, die mit dem Endziel kompatible Reaktion zu unterdrücken.<br />

Im Gegensatz zu Goel und Grafman (1995) bezweifeln Morris et al. (1997) nicht die<br />

Fähigkeit der Turm von Hanoi-Aufgabe, Planen zu erfassen, sondern betonen die<br />

Eigenschaft dieses Tests, durch die zu beobachtenden Defizite viele verschiedene<br />

Faktoren aufzuzeigen, die zur Planungsfähigkeit beitragen. Darunter fallen ihrer Ansicht<br />

nach Strategieformulierung, Lösungsfindung, -bewertung und -ausführung, aber auch die<br />

Kapazität des räumlichen Arbeitsgedächtnisses und die Bewältigung von goal-subgoal-<br />

Konfliken.

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