Susanne Kosiek - Universität Osnabrück
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Wird die Erfassung exekutiver Funktionsdefizite nach Frontalhirnschädigung<br />
angestrebt, müssen unterschiedliche exekutive Leistungen wie hier Planungsund<br />
Kategorisierungsfähigkeiten getrennt voneinander untersucht werden, da sich<br />
unter Einsatz der verschiedenen Testverfahren unterschiedliche Ergebnisse<br />
abzeichnen.<br />
Für die Erfassung von Planungsfähigkeiten hat sich in der vorliegenden Arbeit der<br />
TvH besser bewährt als der TvL, da er Korrelationen mit dem anderen exekutiven<br />
Test WCST aufweist. Es bleibt aber abzuwarten, welche Ergebnisse weitere<br />
Prüfungen der Instrumente liefern. Die hier beobachteten Befunde verlangen<br />
zumindest für den TvL eine genauere Betrachtung der mit diesem Test erfassten<br />
Leistungen. Wichtig erscheint beim Einsatz von Planungstests außerdem die<br />
Berücksichtigung mehrerer Leistungsmaße, wobei insbesondere die<br />
Lösungszeiten und Regelverstöße, weniger die Anzahl der Züge,<br />
aufschlussreiche Indikatoren verschiedener Aspekte von Planungsprozessen<br />
darstellen.<br />
Im WCST stellt sich vor allem das Leistungsmaß der perseverativen Fehler als<br />
valider und frontalhirnsensitiver Indikator exekutiver Funktionsdefizite heraus.<br />
Die DEX-Fragebögen nehmen in dieser Untersuchung eine Sonderrolle ein, da<br />
sie zum ersten Mal in dieser Form für die Erfassung positiver und negativer<br />
Symptome eingesetzt wurden. Die konstruierten Subskalen indizieren zwar ein<br />
höheres Ausmaß an dysexekutiven Symptomen bei Hirnschädigungen frontaler<br />
Lokalisation, ob sie sich aber als valide in Bezug auf die Erfassung der Positivund<br />
Negativsymptomatik erweisen, muss noch geklärt werden. Möglicherweise<br />
existieren für die Untersuchung der psychischen Beeinträchtigungen nach<br />
Hirnschädigung geeignetere Verfahren als das hier verwendete.<br />
Die Befunde der vorliegenden Untersuchung haben gezeigt, dass speziell<br />
Dysfunktionen diskreter Bereiche des frontalen Cortex bei der weiteren<br />
Untersuchung von Frontalhirnfunktionen von Interesse sein sollten. Dieses folgt<br />
aus dem Befund der Unabhängigkeit kognitiver und psychopathologischer<br />
Defizite bei Frontalhirngeschädigten und erscheint auch im Hinblick auf die<br />
Ergebnisse mit den Planungstests sinnvoll, die keinen Einfluss einer allgemeinen<br />
frontalen Lokalisation der Hirnschädigung nachwiesen.