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Susanne Kosiek - Universität Osnabrück

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efinden sich entwicklungsabhängige Vorläufer der MKUs, die Repräsentationen von<br />

Regeln (z.B. sich im Restaurant vom Kellner einen Tisch zuweisen lassen), Prozeduren<br />

(z.B. Schemata der Benutzung von Messer und Gabel) und Fertigkeiten (z.B. Schema des<br />

präzisen Zerlegens eines Truthahns) umfassen.<br />

Weitere Annahmen im Modell von Grafman sagen aus, dass sich die Repräsentationen<br />

von unten nach oben entwickeln (bottom-up), d.h. die abstrakten und kontextfreien MKUs<br />

bilden sich erst auf der Grundlage entstandener episodischer und kontextabhängiger<br />

MKUs. Zusätzlich enthalten die Repräsentationen redundante Informationen, so dass<br />

einfache Verhaltensweisen oder Verhaltenssegmente erhalten bleiben, auch wenn der<br />

Zugriff auf eine MKU nicht erfolgen kann.<br />

Die Aktivierung einer MKU erfolgt Grafmans Ausführungen nach durch ein System mit<br />

sowohl impliziten, automatischen Steuerungselementen, als auch mit expliziten,<br />

aufmerksamkeitsgesteuerten Handlungskontrollprozessen, wie es von Norman und<br />

Shallice (Shallice, 1988) vorgeschlagen wurde (siehe Kapitel 4.1). MKUs weisen<br />

verschiedene Aktivierbarkeiten auf. Selten genutzte (konkrete) Schemata besitzen höhere<br />

Schwellen zur Aktivierung als häufig aktivierte (abstrakte) und erfordern daher eine<br />

bewusstere Steuerung, während für die Ausführung von Handlungen auf der Grundlage<br />

niedrigschwelliger MKUs unter Umständen schon bestimmte Kontextstimuli aktivierend<br />

sind.<br />

Zu einem Zeitpunkt können mehrere hierarchisch unterschiedliche MKUs parallel<br />

aktiviert sein, wobei die assoziativen Verbindungen zwischen MKUs die Ausbreitung der<br />

Aktivität bestimmen. MKUs, die einen starken Bezug zu einer aktivierten MKU<br />

aufweisen, werden eher aktiviert als MKUs ohne direkten Bezug. Beispielsweise aktiviert<br />

ein Essen zu Hause mit größerer Wahrscheinlichkeit gespeichertes Wissen über die<br />

persönlichen Essgewohnheiten, familiäre Beziehungen oder die nach dem Essen zu<br />

erledigenden Aufgaben als Wissen über das Schreiben einer Diplomarbeit.<br />

Störungen exekutiver Funktionen im Anschluss an präfrontale Läsionen führt Grafman<br />

auf eine Zerstörung der kognitiven Architektur der MKUs zurück. Er postuliert, dass<br />

durch eine Unterbrechung der Assoziationen zwischen verwandten MKUs eine<br />

eingeschränkte Aktivierungsausbreitung resultiert, was sich unter anderem in<br />

Verhaltensdefiziten in sozialen Situationen, beeinträchtigter Aufmerksamkeitssteuerung

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