Susanne Kosiek - Universität Osnabrück
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Im Rahmen von Kategorisierungsaufgaben wird Probanden Feedback über richtige und<br />
falsche Reaktionen gegeben. Erfolgreiche Strategien zu verfolgen bedeutet hier, dass nach<br />
jeder Rückmeldung „falsch“ ein Reaktionswechsel erfolgt (lose-shift) und nach jeder<br />
Rückmeldung „richtig“ diese Reaktion beibehalten wird (win-stay). Cicerone et al. (1983)<br />
fanden einen selteneren Gebrauch der „lose-shift-Strategie“ bei Patienten mit frontalen<br />
Hirntumoren, die stattdessen häufiger eine als falsch bewertete Reaktion beibehielten<br />
(lose-stay), was zu mehr Fehlern und einer geringeren Anzahl richtiger Lösungen in<br />
dieser Gruppe führte.<br />
Inwieweit die Beibehaltung einer Reaktion in der Gruppe frontalhirngeschädigter<br />
Patienten im Sinne der bewussten Verwendung einer „lose-stay-Strategie“ erfolgte oder<br />
ob sie auf eine generelle Tendenz zur Perseveration zurückzuführen ist, wird nicht<br />
geklärt. Perseveratives Verhalten wird häufig im Zusammenhang mit frontalen<br />
Schädigungen berichtet (Eslinger & Grattan, 1993; Karnath & Wallesch, 1992; Delis et<br />
al., 1992).<br />
Defizite in einer Gedächtnisaufgabe beim Abruf von Wörtern aus kategorisierten Listen<br />
fanden Incisa della Rocchetta und Milner (1993) nur nach Frontalhirnläsion der linken<br />
Hemisphäre. Für diese Auffälligkeit machen die Autoren eine Beeinträchtigung bei der<br />
selbstständigen Entwicklung einer geeigneten Abrufstrategie nach linkshemisphärischer<br />
Verletzung verantwortlich, da sowohl die links- als auch die rechts-frontale Gruppe eine<br />
Abrufstrategie gleichermaßen anwenden konnten, wenn ihnen diese vorgegeben wurde.<br />
Über Schwierigkeiten beim Wechsel einer Strategie im Rahmen einer Testaufgabe zum<br />
divergenten Denken (Holzstäbchen umlegen), bei der Probanden versuchen sollten ein<br />
vorgegebenes Ziel auf möglichst viele unterschiedliche Wege zu erreichen berichten<br />
Miller und Tippet (1996). Patienten mit rechts-frontalen und rechts zentral-parietalen<br />
Läsionen lösten weniger Probleme, bei denen die Änderung einer zuvor etablierten<br />
Strategie gefordert wurde. Die Autoren folgern daraus, dass besonders die rechte<br />
Hemisphäre wichtig für den Reaktions- bzw. Strategiewechsel ist.<br />
Andere Ergebnisse aus Untersuchungen zur Bildung und Verwendung von Strategien<br />
sprechen gegen ein Defizit bei Frontalhirnpatienten. Goel und Grafman (1995) fanden in<br />
ihrer Studie bei 20 erwachsenen Patienten mit Läsionen im präfrontalen Cortex im Turm<br />
von Hanoi-Test zwar signifikant schlechtere Ergebnisse als in der gesunden