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KIRMES & Park REVUE (Deutsch) Sonderteil Ikarus (Vorschau)

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„Bobbahn 2“, ein Alpenblitz von Schwarzkopf, der<br />

später unter „Grand Canyon Bahn“ bekannt war. Der<br />

Großbrand am ersten Mai 2001 gehört zu den Schattenseiten<br />

in der Geschichte des <strong>Park</strong>s. Durch einen<br />

technischen Defekt brach ein Feuer in der „Grand<br />

Canyon Bahn“ aus, griff auf das Bergmassiv über, so<br />

brannten beiden Bahnen rasend schnell ab. Glück im<br />

Unglück: Durch das vorbildliche Eingreifen der Mitarbeiter<br />

konnten alle Fahrgäste gerettet werden. Ein weiterer<br />

Meilenstein war 1981, nach zwei Jahren Bauzeit,<br />

die Eröffnung des detaillierten Themenbereichs „China-Town“,<br />

wo Hunderte von Bauarbeitern, Handwerkern<br />

und Künstlern aus Taiwan Millionen von gelieferten<br />

Einzelteilen aus China zusammensetzten. Als erste<br />

Europäer wurden Schmidt und Löffelhardt mit der<br />

„Chinesischen Kulturmedaille” in Taipeh ausgezeichnet.<br />

Die Zauberkünstler Siegfried und Roy schenkten dem<br />

Phantasialand zum 20. Geburtstag im Jahr 1987 zwei<br />

weiße Königstiger, die man in einem extra gebauten<br />

Gehege besichtigen konnte. Zum 25-jährigen Jubiläum<br />

konnte man einen Gastauftritt der beiden Magier<br />

bewundern. Im Mai 1996 gelang Löffelhardt ein vielbeachteter<br />

PR-Coup, als er Superstar Michael Jackson<br />

nach Brühl lockte und die nagelneue Vekoma Minenachterbahn<br />

als „Colorado Adventure – The Michael<br />

Jackson Thrill Ride“ vom Popstar eröffnen ließ. Der<br />

kreative Richard Schmidt zog sich bereits 1994 zurück<br />

und verkaufte seine Anteile an Löffelhardts Sohn Robert.<br />

Damit wurde das Phantasialand ein reines Familien-Unternehmen.<br />

Knappe vier Jahre später übernahm<br />

Robert Löffelhardt die alleinige Geschäftsführung<br />

des <strong>Park</strong>s, die er bislang zusammen mit seinem<br />

Vater Gottlieb geführt hatte. Gleichzeitig wurde<br />

die Brasilien-Beteiligung am „Playcenter“ verkauft, wobei<br />

sich fast gleichzeitig eine Gelegenheit für Gottlieb<br />

Löffelhardt in Italien ergab: Der <strong>Park</strong> Mirabilandia bei<br />

Ravenna wurde im Juli 1992 von einem Finanzkonsortium<br />

eröffnet und konnte die hohen Besuchererwartungen<br />

nicht erfüllen. Man erreichte nur knappe<br />

650.000 Gäste jährlich anstatt der anvisierten Zahl von<br />

2 Millionen Besuchern. Nach diversen Problemen wurde<br />

der <strong>Park</strong> im November 1996 an Gottlieb Löffelhardt<br />

und seinen Partner Giancarlo Casoli verkauft. Dafür<br />

zog der weltmännische Löffelhardt sogar nach Italien.<br />

Innerhalb nur weniger Jahre, die geprägt waren von<br />

großen Investitionen in zugkräftige Attraktionen wie die<br />

B&M Achterbahn „Katun“ oder das große markante<br />

Riesenrad von PAX, erreichte man jährliche Besucherzahlen<br />

von etwa 1,5 Millionen. Im Jahr 2006 wurde<br />

Mirabilandia für circa 100 Millionen Euro an die spanische<br />

Freizeitkette Parques Reunidos verkauft. Seitdem<br />

mischte er sich in die Geschäfte nicht mehr ein –<br />

„Ich bin Rentner und bleibe Rentner“, sagte er.<br />

Gottlieb Löffelhardt, der die Menschen begeisterte,<br />

stand selbst nicht gern in der Öffentlichkeit. Zu einem<br />

Journalisten sagte er mal: „Gottlieb Löffelhardt, den<br />

kennt doch keiner, nehmen Sie lieber meinen Partner<br />

Richard Schmidt, der<br />

hat viel mehr zu sagen<br />

und dessen Arbeit<br />

ist auch deutlicher<br />

zu sehen“. Den<br />

regelmäßigen Besuchern<br />

des Phantasialand<br />

war sein Gesicht<br />

trotzdem bekannt, da<br />

er ein Haus mit Zugang<br />

zum <strong>Park</strong> besaß,<br />

den er bis zuletzt<br />

für seine täglichen<br />

Rundgänge im <strong>Park</strong> nutzte. All die Jahrzehnte vergaß<br />

er nie seine Wurzeln und so setzte er sich unermüdlich<br />

auf gesellschaftlicher und politischer Ebene für die<br />

Belange des Schaustellergewerbes ein. Man traf ihn<br />

des Öfteren auf verschiedenen Festplätzen in Gesprächen<br />

mit alten Weggefährten und Freunden wie<br />

etwa Fritz Hoppe. Für den DSB (<strong>Deutsch</strong>er Schaustellerbund)<br />

war er als Fachberater für Freizeit und Erlebnisparks<br />

tätig, während er für die Europäische Schausteller-Union<br />

als Botschafter unterwegs war. Auf Branchenveranstaltungen<br />

wie der alljährlichen IAAPA war<br />

er anwesend oder nahm auf der EAS in Rom 2010 am<br />

„The European Theme <strong>Park</strong> Legends“-Panel teil, wo er<br />

von den reichhaltigen Erfahrungen seines Lebenswerks<br />

erzählte.<br />

Gottlieb Löffelhardt hat durch seinen Einsatz, seinen<br />

Mut und seine Visionen dazu beigetragen, dass das<br />

Phantasialand heute zu den größten und beliebtesten<br />

Freizeitparks in Europa gehört. Mit seinem spitzbübischen<br />

feinen Humor, seiner Hilfsbereitschaft und dem<br />

Respekt anderen gegenüber verschaffte er sich<br />

Freunde in aller Welt. Man erinnert sich an den Phantasialand-Gründer<br />

einerseits als glänzenden Unterhalter,<br />

andererseits als knallharten, aber fairen Geschäftsmann,<br />

dessen Lebensmaxime war: „Den Menschen<br />

Freude bereiten“.<br />

■<br />

Letztes Reisegeschäft<br />

von Löffelhardt: die „Geister-<br />

Rikscha”, gebaut von Mack<br />

Löffelhardts größter PR-<br />

Coup: Michael Jackson eröffnet<br />

1996 eine neue Achterbahn im<br />

Phantasialand<br />

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