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Service: Crew-motivation – so bleibt ihre mannschaft an bord!<br />
Meer Yachten<br />
<strong>MEER</strong><br />
Yachten<br />
In Zusammenarbeit mit<br />
| meerundyachten.de | 04/13 | 7,00 €<br />
Luxus auf dem Wasser<br />
Österreich/Luxemburg/Spanien 7,50 € I Schweiz CHF 13 I Frankreich 7,50 € I Griechenland 7,50 € I Italien 7,50 € I Litauen 7,50 € I Portugal 7,50 € I DKK 57,00 I KN 86,00 I PLN 44 I YTL 18,70<br />
J‘Ade<br />
meilenstein im yacht-design<br />
harald baum<br />
der pantaenius-chef im<br />
interview<br />
solaris 72 dh<br />
Sportliche Schönheit<br />
<strong>Contest</strong> <strong>52</strong> mc<br />
Yachtcheck auf dem ijsselmeer
MONTBLANC TIMEWALKER<br />
CHRONOVOYAGER UTC<br />
Eine zweite, mit der koordinierten Weltzeit (UTC) synchronisierte Zeitzone<br />
macht diesen automatischen Chronographen zum perfekten Begleiter für alle<br />
Vielreisenden. Sein robustes Edelstahlgehäuse mit einem Durchmesser von<br />
43 mm mit satinierter Lünette und Drückern verbindet elegantes Design<br />
mit der traditionellen Uhrmacherkunst. Dieser Chronograph verfügt über eine<br />
zweite Zeitzone mit Tages-/Nachtanzeige, die über 24 Stunden auf dem Höhenring<br />
angezeigt wird, eine Datumsanzeige, einen zentralen Sekundenzeiger sowie<br />
zwei zusätzliche Zähler für bis zu 30 verstrichene Minuten und maximal zwölf<br />
verstrichene Stunden. Gefertigt in der Montblanc Manufaktur in Le Locle, Schweiz.<br />
visit and shop montblanc.com
Editorial<br />
Alles in Bewegung,<br />
voller TATendrang!<br />
„Wir sind ausgebucht“, vermelden die Macher der Monaco Yacht Show.<br />
Schon Wochen vor dem alljährlichen Stelldichein der weltweiten Superyacht-<br />
Enthusiasten im kleinen Fürstentum ist für die MYS 2013 (25. bis 28.<br />
September) jeglicher Platz für Aussteller vergeben. Die letzte Hoffnung, doch<br />
an eine der begehrten Standflächen zu kommen, führt nur über eine lange<br />
Warteliste. Für die Besucher und Yachting-Fans aus aller Welt ist das ein klares<br />
Signal: Der Markt ist in Bewegung und voller Tatendrang!<br />
So sind im Port Hercules dieses Jahr mehr als 100 Luxusyachten zu bestaunen.<br />
Darunter auch die neue Lürssen-Yacht Quattroelle, die ihren ersten<br />
Sommer im Mittelmeer verbringt und in Monaco quasi ihr Debut gibt, sowie<br />
die 60 Meter lange J´ade von CRN aus Ancona. Für den Fall, dass Sie die<br />
J´ade in Monaco nicht persönlich in Augenschein nehmen können, blättern Sie<br />
doch bitte bis Seite 16 vor: Auf zehn Seiten präsentieren wir Ihnen dieses neue<br />
Schmuckstück hier en détail. Getestet haben wir für Sie dieses Mal übrigens<br />
auch wieder. Und zwar doppelt. Den ausführlichen Yachtcheck der Solaris<br />
72 DH finden Sie auf den Seiten 42 bis 50. Alles über die <strong>Contest</strong> <strong>52</strong> <strong>MC</strong> lesen<br />
Sie ab Seite 30.<br />
Apropos ausgebucht: Auch die Amsterdamer METS (19. bis 21. November)<br />
wird mit enormer Nachfrage konfrontiert; der SuperYacht Pavillion bekommt<br />
in diesem Jahr rund 1.000 Quadratmeter zusätzliche Standfläche. Kein<br />
Zweifel, die Superyacht-Industrie zeigt sich selbstbewusst und bekennt Farbe!<br />
Bei soviel Trubel in Aussicht wünsche ich Ihnen nun einige ruhige und entspannte<br />
Momente – mit Ihrer neuen <strong>MEER</strong>&<strong>YACHTEN</strong>.<br />
Herzlich,<br />
yorck hentz<br />
Herausgeber<br />
Meer & Yachten<br />
Ihr<br />
04/2013 I 3
inhalt04<br />
Titelthemen<br />
16 J'ADE Meilenstein im Superyacht-Design<br />
30 yachtcheck <strong>Contest</strong> <strong>52</strong> <strong>MC</strong><br />
42 Solaris 72 DH Sportliche Schönheit<br />
<strong>52</strong> Crew-Motivation So bleibt Ihre Mannschaft an Bord<br />
68 harald baum Der Pantaenius-Chef im Interview<br />
16<br />
yachten Projekte<br />
10 Glanzlichter<br />
14 Monaco Yacht show<br />
Bühne frei für die schönsten Schiffe der Welt: Vom 25. bis<br />
28. September trifft sich an der CÔte d’Azur das Who-is-Who<br />
der Yachtszene<br />
16 J'Ade<br />
Markantes Styling und etliche innovative Ideen auf 60 Metern Länge:<br />
Die Großyachten-Abteilung der Ferretti-Gruppe hat kräftig<br />
experimentiert. Herausgekommen ist etwas ganz Besonderes<br />
30 Yachtcheck: <strong>Contest</strong> <strong>52</strong> <strong>MC</strong><br />
Flach, breit, mit dunkel getönten Scheiben und langem Vordeck:<br />
Die erste Motoryacht der <strong>Contest</strong>-Werft ist der Bentley für den Segler<br />
38 technik: Nauta 155 sloop<br />
Sie soll das Flaggschiff der Nauta Hochleistungs-Yachten werden:<br />
Die 47,25 Meter lange Slup entsteht in Zusammenarbeit mit den<br />
Konstrukteuren von Reichel-Pugh<br />
42 solaris 72 dh<br />
Eine sportliche Hochleistungsyacht erfüllt die hohen Erwartungen an<br />
Design, Leistung und Ausführung<br />
<strong>52</strong> service: maritime motivATion<br />
Wie Eigner und Kapitäne mit Incentives die Loyalität ihrer Crew erhalten<br />
42<br />
TITELfoto: <strong>Contest</strong> <strong>52</strong> <strong>MC</strong>/<strong>Contest</strong> werft; FOTOS DIESE SEITE: J'ade/Maurizio Paradisi, Solaris 72 DH/Solaris<br />
4 I 04/2013
inhalt04<br />
yacht stil<br />
58 Glanzlichter<br />
60 Tag und nacht<br />
Mit dem neuen Chronographen Nicolas Rieussec Rising Hours setzt<br />
Montblanc auf raffinierte Technik, neue Funktionen und edles Design<br />
68 Interview: harald baum<br />
<strong>MEER</strong> & Yachten sprach mit dem Pantaenius-Chef über die<br />
Liebe zur Elan, die Sehnsucht nach dem hungrigen Wolf und<br />
die Freude an einer Duver 23<br />
60<br />
reise charter<br />
74 Glanzlichter<br />
Zu den Polen<br />
76 arctic<br />
Der ehemalige Bergungsschlepperwar als Superyacht in der<br />
Antarktis. Ihr Eigner berichtet, wie aus einer sorgfältigen Planung<br />
eine wunderbare Reise wurde<br />
82 lars<br />
Eine Reise in den Norden – Packeis inklusive: Der 36,5-Meter-<br />
Schlepper ist nun eine Superyacht für Arktis-Expeditionen<br />
68<br />
88 high latitude<br />
Ewiges Eis statt Sonnenschein und Strand: Richard Haworth und<br />
Luke Milner helfen Eignern bei der Planung von spektakulären<br />
Kreuzfahrten ans Ende der Welt<br />
76<br />
broker refit<br />
94 glanzlichter<br />
96 marktanalyse<br />
Das erste Quartal 2013 unter der Lupe: Drei Experten sehen<br />
einen Superyacht-Markt in Bewegung.<br />
standards<br />
03 editorial<br />
08 Augenblicke<br />
98 impressum<br />
FOTOS DIESE SEITE: Montblanc, Harald Baum/Pantaenius, shutterstock.com/Incredible Arctic<br />
6 I 04/2013<br />
Eine Ausgabe verpasst?<br />
bestellen sie das Heft im Netz:<br />
meerundyachten.de
Wofür ist der<br />
rasende Riese?<br />
Was der neue Eigentümer des bei Lürssen gebauten Projekts Azzam mit<br />
seinem Schiff vorhat, werden wir vielleicht nie erfahren. Sicher scheint,<br />
dass der Eigner das saudische Königshaus ist, bestätigt ist eine maximale<br />
Geschwindigkeit von über 30 Knoten, genauso wie die insgesamt 94.000 PS.<br />
Das entspricht grob der Leistung aller 500 Museumsfahrzeuge des<br />
Porsche-Werks zusammengenommen. Gemutmaßt wird weiter über den<br />
Einsatzzweck, also ob das Schiff schlicht eine etwas größere private Yacht<br />
ist, oder ob es – wie immer wieder gemunkelt wird – im Fall einer<br />
Revolution den Saudis als Fluchtfahrzeug dienen soll. Wie auch immer, für<br />
Lürssen war es ein ebenso prestigeträchtiger Auftrag wie für Nauta Yachts,<br />
wo man für das Außendesign zuständig war. Dort freute man sich übrigens,<br />
dass endlich mal nicht das maximale Volumen ganz oben im<br />
Lastenheft stand. Kein Wunder bei 180 Metern Länge. nautayachts.com<br />
8 I 04/2013
AugenBlicke<br />
FOTO: AZZAM/Lürssen: Andrea Hamann<br />
04/2013 I 9
yachten projekte<br />
Glanzlichter<br />
Facelift<br />
für die Hanse 445<br />
Nach zwei Jahren am Markt hat Hanse Yachts sein Erfolgsmodell Hanse 445 überarbeitet. Die „Neue“ nimmt dabei alle<br />
Ideen der Neuausrichtung der Hanselinie auf. Der Niedergang wurde flacher gestaltet und mit charakteristischen Staufächern<br />
versehen. Auch die Steuersäulen wurden neu modelliert: Sie beherbergen nun Navigationsinstrumente und Steuerelemente,<br />
um das Konzept vom „Easy-Sailing“ zu perfektionieren. Zudem erhält die neue 445 ein hochwertiges Selden Rigg und eine<br />
weitere Kielvariante als Option (Langkiel L-Shape, 2,25 Meter Tiefgang). Für Luft und Licht unter Deck sorgen eine Vielzahl<br />
von verbauten Luken und zusätzliche Fenster in den Achterkabinen. Im Zuge des Facelifts wurde das Schiff zudem u.a. mit<br />
neu designten Nasszellen und vergrößerten Kojen in den Achterkabinen ausgestattet. hanseyachts.com<br />
Neue App vom Deutschen Bootsund<br />
Schiffbauer-Verband<br />
Service und Information: Das bietet der Deutsche Boots- und Schiffbauer-Verband seinen Mitgliedern<br />
seit mehr als 50 Jahren. Jetzt hat der DBSV sein Angebot um ein mobiles Service-Tool erweitert. Ab<br />
sofort gibt es bei iTunes oder im Google Play Store die neue, kostenlose App des Verbandes. Mit<br />
ihr können nicht nur das Mitgliederverzeichnis samt angebotenen Dienstleistungen auf iPhone oder<br />
Android heruntergeladen werden, die App bietet zudem einen Marktplatz der über 400 Mitgliedsfirmen<br />
sowie eine Jobbörse. „Mit unserer App erreichen wir viel stärker die junge Generation, gerade im Hinblick<br />
auf die vielen Möglichkeiten in der Berufsausbildung“, sagt DBSV-Geschäftsführer Claus-Ehlert Meyer. Zudem<br />
kann der User via App nun Notizen zu den Mitgliedsfirmen verwalten und Favoriten in den eigenen<br />
Kontakten speichern. Den Link zur App sowie weitere Informationen gibt es unter dbsv.de<br />
FOTO: hersteller<br />
10 I 04/2013
KOCHEN<br />
& GENIESSEN<br />
Logbook 2.5<br />
für Mac OS X, Windows und iPad<br />
Die Logbuch-Software 2.5 von 2K Yachting ist das erste digitale Logbuch für<br />
Mac-Anwender und Windows-User. Die Optik orientiert sich am klassischen,<br />
gedruckten Logbuch. Logbook ermittelt automatisch für alle relevanten Daten<br />
Summen bzw. Durchschnittwerte – für jeden Tag, für ganze Törns oder auch das<br />
gesamte Logbuch. Das System stellt für jeden Tag eine Seite für die nautischen<br />
Daten und eine weitere Seite für die Wetterdaten, technischen Bemerkungen<br />
sowie das persönliche Tagebuch mit Fotos zur Verfügung. Auf dem iPad lassen<br />
sich als zusätzliche Funktion die Positionsdaten des iPad-GPS übernehmen (nur<br />
bei iPad mit 3G bzw 4G). Automatisch generierte Tracks runden das Programm<br />
ab: Felder für Motorstunden eines zweiten Motors, Auswahl eines Zwischenziels<br />
bei den Etappen, bis zu vier Bilder pro Tag im Journal, Suchfunktion. Preis für PCund<br />
iPad-Version: 59,99 Euro. Eine Lizenz (ausschließlich iPad) kostet 34,99 Euro.<br />
2k-yachting.de/software<br />
Tom Dieck: Pottkieker<br />
50 klassische norddeutsche Gerichte<br />
mit Geschichte<br />
Eine Sammlung von klassischen, aber auch<br />
fast vergessenen Rezepten der norddeutschen<br />
Küche. Vom grünen Aal bis zur Friesentorte ist<br />
alles dabei. Launige Geschichten wie z.B. diejenige<br />
des Rauchfleisches, das dem Dithmarscher<br />
Mehl beutel den Geschmack verleiht, runden<br />
das amüsante Kochbuch ab.<br />
116 Seiten | Hardcover<br />
€ (D) 19,95 I € (A) 20,55 I SFr* 27,90<br />
ISBN 978-3-7822-1079-9<br />
eISBN 978-3-7822-1124-6<br />
Beide Titel auch als<br />
E-Book erhältlich<br />
PodSZUck: neue türen<br />
erfolgreich getestet<br />
Die Kieler Podszuck GmbH, spezialisiert<br />
auf maßgeschneiderte Yachttüren, hat zwei<br />
neu konstruierte Türen erfolgreich getestet.<br />
Ganze 75 Minuten – vorgeschrieben sind 60<br />
Minuten – überstanden eine zweiflügelige<br />
A60-Schiebetür und eine einflügelige A60-<br />
Klapptür mit einem A60-Fenster (400 x<br />
600mm Durchsicht) den Test im Brandofen.<br />
Die neu getesteten Türen werden in Yachtausführung<br />
angeboten, zum Beispiel in Edelstahl,<br />
lackiert, oder Laminat-beplankt. Neben<br />
diesen Türen produziert die Podszuck GmbH<br />
auch andere stumpfe und überfälzte A30-/<br />
A60- und B-30-Türen als Klapp- und Schiebetüren<br />
in Standard- wie auch Yachtausführung<br />
sowie unklassifizierte Aluminium- und<br />
Edelstahltüren als Innen- und Außentüren.<br />
Alle Türen der Podszuck GmbH werden nach<br />
Kundenvorgabe in Kiel entwickelt, konstruiert<br />
und hergestellt und weltweit an Werften und<br />
Innenausbauer geliefert. podszuck.eu<br />
Oliver P. Mueller (Hrsg.):<br />
KOEHLERS GUIDE KREUZFAHRT 2013<br />
Kreuzfahrtträume<br />
Schiffe · Häfen · Reisen · Termine<br />
Reportagen · Trends<br />
Kreuzfahrten liegen im Trend! »Koehlers Guide«<br />
bietet einen umfassenden Überblick und ist mit<br />
seinem umfangreichen Serviceteil und seinen<br />
exklusiven Buchungsvorteilen für die Planung der<br />
nächsten Kreuzfahrt bestens geeignet.<br />
336 Seiten | Klappenbroschur<br />
€ (D) 15,95 | € (A) 16,45 | SFr* 22,30<br />
ISBN 978-3-7822-1062-1<br />
eISBN 978-3-7822-1117-8<br />
www.koehler-books.de
yachten Projekte<br />
I glanzlichter<br />
boot-Chef wird Präsident<br />
Goetz-Ulf Jungmichel, Leiter der boot Düsseldorf,<br />
wurde bei der Mitgliederversammlung der International<br />
Federation of Boat Show Organisers (IFBSO)<br />
im Juni einstimmig zum Präsidenten des Verbandes<br />
gewählt. Die IFBSO sorgt für den internationalen<br />
Zusammenhalt und Branchenaustausch der Bootsund<br />
Wassersportmessen. „Das neue Amt möchte<br />
ich vor allem dazu nutzen, den Dialog mit dem internationalen<br />
maritimen Wirtschaftsverband ICO-<br />
MIA auszubauen und ihn mit neuen Ideen aktiv zu<br />
gestalten“, sagte Jungmichel nach der Wahl. Goetz-<br />
Ulf Jungmichel steht seit Mitte 2008 an der Spitze<br />
der weltgrößten Yacht- und Wassersportmesse boot<br />
Düsseldorf. Die nächste boot findet vom 18. bis 26.<br />
Januar mit rund 1.650 Ausstellern aus mehr als 50<br />
Ländern in 17 Messehallen statt.<br />
boot.de<br />
Besuchen Sie uns auf dem<br />
Festival de la Plaisance de Cannes,<br />
Standnummer JAS 044 oder<br />
auf der Monaco Yacht Show,<br />
Standnummer QD 9. Wir freuen<br />
uns über Ihren Besuch!<br />
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Reisen ins<br />
Unterwasserparadies<br />
Gibt es wirklich einen Markt für ein Luxus-U-Boot, das über und unter Wasser<br />
fahren kann? Glaubt man den beiden Kreativen Christopher Gloning und<br />
Christian Gumpold, die „Migaloo“ entwickelten und zumindest digital realisierten,<br />
schon. Die Unterwasser-Yacht beinhaltet, wie es sich für eine echte<br />
Luxusyacht gehört, einen Pool, einen Kinosaal, eine Bücherei, eine Muckibude<br />
mit angeschlossenem Spa-Bereich und einen Hubschrauberlandeplatz.<br />
Nichts Besonderes für eine Luxusyacht dieser Größenordnung. Aber die „Migaloo“<br />
sieht nicht nur aus wie ein U-Boot, sie ist auch eins. Bei ihr an Bord<br />
soll man bei nie dagewesenem Komfort Tauchfahrten weit unter die Meeresoberfläche<br />
unternehmen können. Ein spezielles Glas im Rumpf sorgt dafür,<br />
dass dem Druck in über 240 Metern Wassertiefe problemlos Stand gehalten<br />
wird. Was das Luxusspielzeug genau kosten soll, konnten die beiden österreichischen<br />
Entwickler nicht beziffern. Ein vergleichbares militärisches U-Boot<br />
kostet rund 2,3 Milliarden US-Dollar. Das ist schon ziemlich viel Geld, sogar<br />
verglichen mit den Preisen für andere werftneue Luxusyachten.<br />
motioncodeblue.com<br />
FOTO: Anbieter, boot düsseldorf<br />
12 I 04/2013
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yachten Projekte I MONAco YACHT SHOW 2013<br />
Laufsteg für<br />
Super-Yachten<br />
Vom 25. bis zum 28 September wird in Monaco zum 23. Mal<br />
der Rote Teppich für die schönsten Yachten der Welt<br />
aUSGerollt. Erwartet werden mehr als 33.000 Besucher.<br />
Sie ist mit über 540 Ausstellern aus dem Bereich der Luxus-, Super- und Megayachten eine der renommiertesten Bootsmessen<br />
der Welt: Die Monaco Yacht Show. Und nach dem berühmten Formel-Eins-Rennen mittlerweile auch das zweitgrößte<br />
Gesellschaftsereignis des Fürstentums. Erwartet wird, dass das exklusive Event der Spitzenklasse auch in diesem<br />
Jahr neue Maßstäbe setzen wird: Rund 33.000 Besucher werden vom 25. bis 28. September in Monaco dabei sein, um<br />
die schwimmenden Hochseepaläste zu bestaunen. Auf den über 9.000 m 2 der diesjährigen Ausstellungsfläche präsentieren<br />
die führenden Anbieter von Superyachten sowie Top-Yachtdesigner und Yachtausstatter die Neuheiten der dies- und<br />
nächstjährigen Yachtsaison.<br />
Am spannendsten für die internationalen Besucher mit Herkunft aus 38 Ländern dürften aber die über 100 Yachten sein, die<br />
im türkisblauen Wasser von Port Hercules vor Anker gehen. Wer mag, darf die exklusiven Schiffe zwischen 25 und 90 Metern<br />
Länge sowohl über als auch unter Deck bestaunen. Der Preis der teuersten Yacht liegt bei mehr als 100 Millionen Euro. &<br />
Besonderes Highlight für Uhrenliebhaber: Am 28. September werden bei der „Only-Watch-<br />
Auktion“ 40 exklusive Unikate der führenden Uhrenmanufakturen versteigert. Der Erlös geht an einen<br />
guten Zweck: Das Geld bekommt die „Association Monégasque contre les Myopathies“ (Schirmherrschaft:<br />
Fürst Albert II.), die sich für die Erforschung der Duchenne-Muskeldystrophie (häufigste muskuläre<br />
Erbkrankheit im Kindesalter) einsetzt. Mit dabei ist auch das Hamburger Unternehmen Montblanc, das<br />
für die Auktion den Chronographen „Montblanc Nicolas Rieussec Rising Hours for Monaco“ spendet.<br />
Die Uhr besticht durch eine Kombination aus Rotgold und Stahl mit Dual Carbon-Verarbeitung und wurde<br />
speziell für das Event in der Montblanc-Manufaktur in Le Locle entwickelt und entworfen. Deshalb trägt die<br />
Uhr eine spezielle Gravur auf der Gehäuserückseite: „ONLY WATCH ´13 UNIQUE PIECE“.<br />
14 I 04/2013
Diese Yachten<br />
sind auf der<br />
Monaco Yacht<br />
Show u. a. zu<br />
bewundern:<br />
Chopi Chopi - CRN - 80m<br />
Feelin' Good -<br />
Southern Wind Shipyards - 24,7 m<br />
Prince Shark - Rossinavi - 49 m<br />
Silent - Admiral Technomar - 24 m<br />
Apostrophe - Hakvoort - 39,7 m<br />
Galactica Star - Heesen - 65 m<br />
J Craft - Tenders<br />
FOTO: shutterstock.com/anshar<br />
23. Monaco Yacht Show<br />
Mittwoch, 25. bis<br />
Sonntag, 28. September 2013<br />
Öffnungszeiten: 10 bis 18.30 Uhr<br />
Adresse:<br />
Port Hercules<br />
Boulevard Albert 1er<br />
Monaco<br />
Haupteingang:<br />
Darse Sud entrance<br />
Weitere Eingänge: Chicane<br />
und Parvis Sud entrances<br />
Eintrittspreise:<br />
Besucher: 80 Euro<br />
Fachbesucher: 250 Euro<br />
(Vier-Tagespass)<br />
FOTOs: Dick Holthuis(2), Emre Ermin, Maurizio Paradisi(2), Jesus Renedo, Klaus Jordan, Alvise Nicoletti, Bugsy Gedlek<br />
Twilight - RMK - 38,1 m<br />
Inukshuk - Baltic Yachts - 32,6 m<br />
Engelberg - Amels - 55 m<br />
Cacos V - Admiral Technomar - 40 m<br />
Columbus Sport Hybrid 40 m<br />
- Palumbo - 40 m<br />
Orient Star - CMB Yachts - 47 m<br />
Magic Carpet 3 - Wally - 30,4 m<br />
Majesty 105 - Gulf Crafting - 32,6 m<br />
J'ade - CRN - 66 m<br />
Mondo Marine M41<br />
- Mondo Marine<br />
- 40,9 m<br />
Quatroelle - Lürssen - 88 m<br />
Sofia - Moonen Shipyards - 42 m<br />
Seahawk - Perini Navi - 60 m
yachten Projekte<br />
I J'Ade<br />
16 I 04/2013
Markantes Styling und etliche innovative<br />
Ideen machen diese neue 60-Meter-CRN zu<br />
einem Meilenstein im Superyacht-Design<br />
text tim thomas fotos Maurizio Paradisi<br />
[Copyright of Boat International Media Limited: All rights reserved], Licensed by Boat International Media Limited<br />
04/2013 I 17
yachten Projekte I J'Ade<br />
„Wir wollten<br />
etwas Innovatives<br />
haben, mit Linien<br />
im Military Look.<br />
Am Anfang war<br />
es nur ein Konzept.“<br />
L<br />
Leicht hätte die 60 Meter groSSe J’ade an ihrem<br />
Liegeplatz in der CRN-Werft in Ancona (Italien)<br />
in den Schatten gestellt werden können<br />
– gegenüber lag Chopi Chopi, mit 80 Metern das bisher<br />
größte Schiff dieser Werft. Doch als wir uns den Schiffen<br />
näherten, machten die aufregenden Linien und die ungewöhnliche<br />
Rumpffarbe J’ade zu etwas anderem als der<br />
nach Abmessungen kleineren Schwester. Sie versteckt ihre<br />
Länge und ihr Volumen geschickt, was ihre inneren Werte<br />
umso bemerkenswerter erscheinen lässt. Und wenn man<br />
an Bord kommt und die Ausstattung kennenlernt, dämmert<br />
einem, dass dieses Schiff vielleicht etwas Besonderes ist.<br />
CRN, die Großyachten-Abteilung der Ferretti-Gruppe, feiert<br />
dieses Jahr ihr 50-jähriges Bestehen, ohne sich auf ihren<br />
Lorbeeren auszuruhen. Mehrere Yachten zwischen 40 und<br />
80 Meter sind im Bau, und es scheint einen Trend zum<br />
Ausgefallenen zu geben. „CRN experimentiert“, schwärmt<br />
Chefverkäufer Luca Boldrini, „wir experimentieren mit dem<br />
Design, den Größen und der Ausstattung. Jedes der Schiffe,<br />
die derzeit im Bau sind, ist in der einen oder anderen<br />
Hinsicht einmalig. Wir hoffen, in einem nächsten Schritt<br />
all diese Eigenschaften zu einem oder zwei Konzepten<br />
vereinen zu können, sodass die Eigner ein schönes und<br />
seetüchtiges Schiff mit Merkmalen bekommen, die sonst<br />
keiner hat. Das werden keine sein, die es nur auf dem Papier<br />
gibt, sondern man kann sie in der Praxis auf Schiffen<br />
sehen, die im Bau sind oder bereits schwimmen.“<br />
Worauf es dem Eigner von J’ade ankam, wird offensichtlich,<br />
wenn man vom achteren Ende des Hauptsalons in den<br />
Beach Club hinab steigt. Hier hat CRN quer zum Rumpf<br />
einen kleinen Anleger eingebaut, in den der Tender durch<br />
ein Tor an Backbord einfährt. Der Raum des kleinen Bootshafens<br />
ist über den Beach Club zum Heck hin offen. Solche<br />
„float-in docks“ gibt es bereits – die 78,6 Meter große<br />
Pegasus 5 (ex-Princess Mariana), Octopus (126,2 Meter)<br />
und Eclipse (162,5 Meter) sind die bekanntesten Beispiele.<br />
In einem 60-Meter-Rumpf aber ist so etwas mutig.<br />
„Den Vorschlag machte CRN-Präsident Lamberto Tacoli, und er<br />
verschob damit die Grenzen des Machbaren”, sagt Boldrini. „Wir<br />
wollten etwas Innovatives haben, mit Linien die ein bisschen<br />
im Military Look sind. Am Anfang war es nur ein Konzept. CRN<br />
geht gern am Heck neue Wege – es ist unsere Geschichte.<br />
Das fing mit Ability an, auch für Blue Eyes haben wir das<br />
Heck entwickelt. Jetzt wollten wir einen Schritt weitergehen.”<br />
CRN zeigte das Konzept einem Kunden, der sich im Rahmen<br />
der Baulinien der Gruppe stetig vergrößert hatte.<br />
18 I 04/2013
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sich Wellness-Spa und Fitnessraum befinden. Der achtere<br />
Teil des Decks dient auch als Touch-and-Go-Helipad<br />
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weniger als drei<br />
Minuten 18.400<br />
Liter Wasser<br />
auSSenbords<br />
schafft<br />
20 I 04/2013
04/2013 I 21
yachten Projekte<br />
I J'Ade<br />
Der Beach Club enthält auch die<br />
von der Seite befahrbare Bootsgarage<br />
– ein Novum auf einer<br />
Yacht dieser Größe –, deren<br />
Wellenpforten den Seegang<br />
draußen halten. Der Tender war<br />
zunächst eine Spezialanfertigung<br />
für das Schiff und wurde dann von<br />
Ferretti zur Riva Iseo entwickelt<br />
Die Seitenwände des Salons sind leicht einwärts geneigt,<br />
sodass die riesigen Scheiben ein wenig das Gefühl<br />
vermitteln, man sei in einer weitläufigen Mansarde<br />
„Er mochte, dass hier ein eher technischer Bereich wie<br />
das Tender-Dock mit einem Freizeitangebot, dem Beach<br />
Club, verschmolzen wurde“, erinnert sich Boldrini, „er stieg<br />
daraufhin ein und gab uns den Auftrag, die Sache zu entwickeln.<br />
Ich bin ihm sehr dankbar, denn nicht jeder hat den<br />
Mut, etwas technisch Anspruchsvolles zu bauen, was es<br />
so noch nicht gab, vor allem mit einer seitlichen Einfahrt.“<br />
Die Bootsgarage ist, obwohl sie der Werft unter dem Gesichtspunkt<br />
der Klasse-Erteilung einiges Kopfzerbrechen<br />
bereitete, technisch und vom Design her eine Glanzleistung.<br />
Zunächst wird das Rumpftor geöffnet und das Dock geflutet.<br />
Wenn der Tender aus seinen Lagern abhebt, fixieren<br />
Fenderstangen das Boot an seinem Platz. Zwei Wellenpforten<br />
halten den Seegang draußen, während die Gäste<br />
ein- oder aussteigen. Unterwasserscheinwerfer sorgen für<br />
dramatische Effekte, die zur Beach-Club-Atmosphäre passen.<br />
Eine Zapfstelle am vorderen Schott erlaubt das unkomplizierte<br />
Betanken des Tenders. Um die Klassifikation zu<br />
bekommen, wurde eine starke Pumpe installiert, die in weniger<br />
als drei Minuten 18.400 Liter Wasser außenbords schafft,<br />
aber das Schiff kann auch mit gefülltem Dock fahren.<br />
Der Tender ist ein 8,2 Meter langes Riva Iseo, das eine eigene<br />
Geschichte hat. „Am Anfang war das Boot eine Idee,<br />
die wir für dieses Schiff hatten“, erzählt Boldrini, „aber manchmal<br />
entwickelt sich aus einem Konzept etwas, das einen<br />
größeren Markt bekommt. Als Signor Ferretti den Tender<br />
sah, beschloss er, ihn als Serienboot zu entwickeln. Das<br />
ist das Schöne an einer Firmengruppe wie Ferretti, dass<br />
sich eine Interaktion zwischen den Marken ergeben kann.“<br />
Das achtere Ende des Beach Clubs enthält einen Sitzbereich,<br />
von dem man auf die Terrasse blickt, die vom<br />
geöffneten Heck gebildet wird. Auch hier eine Innovation:<br />
„Wir haben zwei seitliche Treppen in die Hecktür integriert“,<br />
erklärt Projektmanager Simone Lorenzano, „wenn das Heck<br />
zur Terrasse wird, haben Sie zwei Aufgänge für Schwimmer.“<br />
Die innere Treppe an Steuerbord führt zum achteren Ende<br />
des Hauptsalons, mit einer offenen Bar über einem Aquarium.<br />
Der Salon ist schön proportioniert und behaglich<br />
eingerichtet. Die Farbpalette orientiert sich an Brauntönen,<br />
Walnuss- und Rosenholz dominieren, Creme und gedecktes<br />
Grün in den Loro-Piana-Polstern liefern den Kontrast.<br />
Die Einrichtung war eine Gemeinschaftsarbeit von Studio<br />
Zuccon, CRN und den Eignern. Die Gattin des Eigners wählte<br />
mit den Einrichtern von CRN die Stoffe von Loro Piana und<br />
Mobiliar von Fendi Club House und anderen aus. Bemerkenswert<br />
das Zusammenspiel von Materialien – Haifischhaut<br />
(teils echt, teils Imitat) ergänzt sich mit Leder, Teppichen<br />
und Holz zu einem abwechslungsreichen Bild, erst<br />
auf den zweiten Blick offenbaren sich raffinierte Muster. Zwei<br />
niedrige Andrew-Martin-Tische mit verwitterter Oberfläche<br />
schmiegen sich zwischen Baxter-Sofas und -Sessel, während<br />
der vordere Bereich des Salons von einem weißen Yama-<br />
22 I 04/2013
principality of<br />
Monaco<br />
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helped to make The Rendezvous in Monaco 2013 a resounding success.<br />
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yachten Projekte<br />
I J'Ade<br />
Während die Gästekabinen im Unterdeck in heller Eiche gehalten sind, orientiert sich die Eigner-Suite mit dem eingelegten Tai-Ping-Seidenteppich<br />
an den Farben der großen Gästebereiche. Der Balkon an Steuerbord kann auch während der Seereise benutzt werden<br />
Bemerkenswert das Zusammenspiel von Materialien –<br />
Haifisch-haut (teils echt, teils Imitat) ergänzt sich mit Leder,<br />
Teppichen und Holz zu einem abwechslungsreichen Bild<br />
ha-Flügel beherrscht wird. Das Grand Piano kam erst spät<br />
dazu – nachdem der Eigner während des Baus beschlossen<br />
hatte, den Esstisch in den oberen Salon zu verlegen.<br />
In der großzügigen Gäste-Lobby findet sich der gläserne<br />
Lift, der alle Etagen erreicht. Im vorderen Teil des Hauptdecks<br />
liegt die Eigner-Suite, die man an Steuerbord betritt<br />
und die klassisch aufgeteilt ist. Auf den Bereich Büro/Kommunikation/TV<br />
folgt das Schlafzimmer mit nach achtern<br />
ausgerichteten Betten und einem Balkon. Dieser kann mit<br />
gläsernen Schiebetüren geschlossen werden, die bei Sturm<br />
hinter einer festen Rumpftür mit Fenster verschwinden und<br />
sich im geöffneten Zustand unter das Oberdeck falten. Diese<br />
Veranda für alle Jahreszeiten kann vom Eigner per Knopfdruck<br />
geöffnet und verschlossen werden. An Backbord gibt<br />
es einen Sitzbereich und Ankleideräume für sie und ihn.<br />
Das Badezimmer davor mit WC und Bidet an den Seiten<br />
nimmt die volle Breite der Yacht ein. Das Highlight ist der<br />
zentrale Bereich: Zwei Waschbecken flankieren eine freistehende<br />
ovale Badewanne von Boffi unter einer Reihe<br />
von getönten Spiegeln. An der Frontwand versteckt sich<br />
ein großer Fernseher hinter einer verspiegelten Scheibe.<br />
Die vier Gästekabinen befinden sich auf dem Unterdeck.<br />
Jede hat große Außenfenster, der Grundton Braun wird hier<br />
durch hellere Eiche und eine Mischung lichter und sandfarbener<br />
Töne in den Loro-Piana-Bezügen und -Tagesdecken<br />
abgelöst. Die Kabinen sind paarweise spiegelbildlich angeordnet,<br />
wobei die Backbordkabinen nach innen ausgerichtete<br />
Doppelbetten quer zur Mittschiffslinie haben, und die Steuerbordkabinen<br />
je zwei rechtwinkling angeordnete Betten.<br />
Jede Kabine bietet ein eigenes Ankleidezimmer und ein Bad.<br />
Ein Deck darüber ist der obere Salon das Highlight. Seine<br />
Seitenwände sind leicht einwärts geneigt, sodass die riesigen,<br />
raumhohen Scheiben ein wenig das Gefühl vermitteln,<br />
man sei in einer weitläufigen Mansarde mit Veranda. Eine<br />
Sitzecke fürs entspannte Beisammensein an Steuerbord<br />
und der Esstisch für 14 Personen an Backbord machen<br />
diesen Raum zum gesellschaftlichen Zentrum, ob man nun<br />
gemeinsam speist oder einfach nur relaxt. „Die Fenster<br />
des Oberdecks sind Teil des ursprünglichen Konzepts“,<br />
sagt Boldrini, „wir wollten die Kunden dem Meer näherbringen<br />
und die Aussicht maximieren. In der Architektur<br />
und im Fahrzeugbau wird Glas in großem Stil eingesetzt,<br />
und wir folgen dem Trend. Eigentlich hatten wir die Fenster<br />
dem ersten Entwurf gegenüber schon vergrößert, aber<br />
dann kam der Kunde und wollte sie nochmal größer haben.<br />
Man kann auf dem Oberdeck sitzen und den ungehinderten<br />
Blick aufs Meer genießen, oder auf die Umgebung<br />
– wobei die Privatsphäre gewahrt bleibt. Das ist der Punkt.“<br />
24 I 04/2013
Kitzbühel<br />
AustriA<br />
24 & 25 February, 2014<br />
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yachten Projekte<br />
I J'Ade<br />
Ein echtes Highlight ist der Salon mit Minotti-Sofas und dem 14-Personen-Esstisch aus Rosenholz mit brauner Haifischhaut (oben)<br />
26 I 04/2013
Vor der oberen Lobby liegt die ultramoderne Brücke mit der Kabine des Kapitäns. Bei<br />
Nachtfahrt wird von der Brücke aus das Dampferlicht gesetzt – es ist auf einer ausfahrbaren<br />
Carbonsäule montiert, um tagsüber nicht die Silhouette des Schiffs zu verunzieren.<br />
Auf dem Sonnendeck liegt die Wellness-Abteilung mit Technogym-Ausstattung. Gegenüber<br />
einer Dampfsauna mit grünen Mosaiken liegt ein ebenso gefliester Dusch-/wc-<br />
Bereich. Das weitläufige achtere Sonnendeck bietet den Gästen reichlich Fläche zum<br />
Relaxen und Sonnen – wenn nicht gerade der Helikopter (bis 1.500 Kilogramm) zu einer<br />
Touch-and-Go-Landung ansetzt. Geht man um den Aufbau herum nach vorn, finden sich<br />
auch dort große integrierte Sonnenliegen, die einen rechteckigen Spa-Pool umgeben.<br />
Die Crew-Räume sind nicht minder eindrucksvoll. Auf dem Tankdeck liegen Kühllast,<br />
Gefrierraum, Proviantlast und die Wäscherei – alles mit reichlich Stehhöhe. Im<br />
vorderen Bereich des Unterdecks befinden sich zwei große Messen und sechs<br />
Zweierkabinen für die zwölfköpfige Crew (plus Kapitän). Die Küche auf dem Hauptdeck<br />
wurde gemeinsam mit Crew und Küchenchef entworfen und weist Fußbodenabflüsse<br />
auf, um leichter gereinigt werden zu können. Die Anrichten auf den<br />
oberen Decks sind über einen großen Speisenaufzug mit der Küche verbunden.<br />
Im Maschinenraum hat jede größere Komponente ihren eigenen, abgegrenzten Platz,<br />
was Instandhaltung und Reparaturen zu einer unkomplizierteren Sache macht. Im<br />
Hauptbereich arbeiten zwei MTU-Motoren, die J’ade 14 Knoten Reisefahrt und knapp<br />
16 Knoten Höchstgeschwindigkeit verleihen. Bei zwölf Knoten beträgt die Reichweite<br />
4.000 Meilen, was echte Langfahrten ermöglicht. Mit J’ade hat CRN in einigen Bereichen<br />
die Grenzen verschoben, von der Bootsgarage bis zu den Panorama-Scheiben im<br />
oberen Salon. Mit ihren CRN-Schwestern hat sie, bis auf einige Elemente im Unterwasserbereich,<br />
nichts gemeinsam. Sie kommt einem echten Einzelbau so nahe, wie man<br />
das in heutiger Zeit erwarten kann. Ihr dramatisches Design, die gelungene Integration<br />
von Innovationen und ihr verführerisches Innenleben machen sie zu einem echten<br />
Original, das sich von der Menge abhebt.<br />
&<br />
[Copyright of Boat International Media Limited: All rights reserved], Licensed by Boat International Media Limited<br />
Auf dem Sonnendeck liegen Fitness-Raum und Wellness-Bereich mit Dampfsauna.
yachten Projekte<br />
I J'Ade<br />
J'Ade crn<br />
LÜA 60 m<br />
Lwl 47 m<br />
Breite 10,2 m<br />
Tiefgang 3 m<br />
verdrängung 755 t<br />
brz 939<br />
maschinen 2 x MTU 12V 4000 M61<br />
geschwindigkeit (max./reise) 15/14 kn<br />
treibstoff 115.000 l<br />
reichweite bei 14 kn 3.000 sm<br />
bugstrahlruder EAS-HRP 2001 TT<br />
generatoren 2 x Kohler 200 kW, 1 x Kohler 93 kW<br />
wasser 20.000 l<br />
eigner und gäste 10<br />
crew 13<br />
tender 1 x Riva Iseo; 1 x Crew-/Rettungsboot<br />
bauweise Stahlrumpf, Aufbauten Aluminum superstructure<br />
klassen Lloyd’s @100 A1 SSC Y, MONO, G6, L<strong>MC</strong>, <strong>MC</strong>A LY2<br />
konstrukteur CRN Engineering<br />
innendesign Zuccon International Project,<br />
CRN Interior & Design, Eigner<br />
aussendesign Zuccon International Project<br />
werft/baujahr CRN/2013; Ancona, Italien<br />
crn-yacht.com<br />
Mit umgeklappten Geländern verwandelt sich<br />
das Sonnendeck in ein Touch-and-Go-Helipad.<br />
Ein zweigeteiltes Bimini spendet Schatten<br />
Der zentrale Aufbau enthält Wellness-Bereich und Gym, davor warten<br />
Spa-Pool und Sonnenliegen auf die Gäste<br />
Auf dem Oberdeck kann man drinnen, aber auch<br />
draußen an einem runden Tisch für 14 Gäste speisen<br />
Auf dem Vorschiff sind Crew- und Rettungsboot und die Jetskis gestaut<br />
Der übliche Platz für den großen Dinner-Tisch wurde für den Flügel<br />
freigemacht, der Tisch wanderte ein Deck höher<br />
Vor den Gäste-Kabinen im Unterdeck liegen die Kammern der Crew.<br />
Die technischen Räume sind ebenfalls aufwendig gestaltet<br />
28 I 04/2013
OYSTER 625.<br />
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yachten Projekte I innendesign<br />
Über 50 Jahre nach ihrer Gründung<br />
bringt die <strong>Contest</strong>-Werft ihre erste<br />
Motoryacht heraus. Claus Reissig hatte<br />
seine Begegnung mit der <strong>52</strong> <strong>MC</strong> auf dem<br />
windigen Ijsselmeer.<br />
text Claus Reissig fotos Werft/Claus Reissig
Yachtcheck: <strong>Contest</strong> <strong>52</strong> <strong>MC</strong> I yachten projekte<br />
Der Bentley<br />
für den Segler<br />
Man hätte etwas anderes erwartet, ein<br />
anderes Schiff, ein anderes Design,<br />
irgendwie seglerischer, maritimer<br />
vielleicht. Eher Richtung Trawler,<br />
wenig PS, viel Sympathie? Eventuell eine Art Grand<br />
Banks, knuffig – aber das wäre retro gewesen. Stattdessen<br />
ist die erste Motoryacht der auf Segelyachten spezialisierten<br />
Traditionswerft <strong>Contest</strong> flach, breit, mit dunkel getönten<br />
Scheiben und einem langen Vordeck, das hat durchaus etwas<br />
von coolem Autodesign mit kurzem Coupé-Aufbau und<br />
Schiebedach, ein wenig ähnlich am ehesten den amerikanischen<br />
Lobster Boats, aber wesentlich moderner. Das Design<br />
ein Statement, kein Anbiedern an die Kundschaft, die<br />
eventuell ihrer Segelyacht nachtrauert und jetzt aufs Motorboot<br />
umsteigen muss, weil es zu anstrengend wird. Dieses<br />
Schiff ist zum Fahren da, weil man Lust drauf hat. Nichts ist<br />
mit Ruhestand und Ausklang, die <strong>Contest</strong> <strong>52</strong> <strong>MC</strong> (für Motor<br />
Cruiser) ist eigenständig und ein Neuanfang. Nicht nur für die<br />
Kunden, die tatsächlich häufig ehemalige (<strong>Contest</strong>-)Segler<br />
sind, sondern auch für die Werft. Das was hier zur Probefahrt<br />
am Steg liegt, hat es in der Form noch nicht gegeben, trotz<br />
steilem Bug eben nicht irgendeine Vergangenheit, irgendeinen<br />
Commuter zitierend, sondern ein Neuanfang, angefangen<br />
mit einem weißen Blatt Papier.<br />
Flach, 4,60 Meter breit, mit dunkel getönten Scheiben und einem langen Vordeck: Die <strong>Contest</strong> <strong>52</strong> <strong>MC</strong> ist ein Design-Statement.<br />
Der deutsche Konstrukteur Georg Nissen hat ein – im besten Sinne – kompromissloses Boot entworfen<br />
04/2013 I 31
Drehzahl beide Motoren Geschwindigkeit Treibstoffverbrauch Treibstoffverbrauch Reichweite Geräuschpegel dB/A<br />
(U/min) (kn) (l/h) (l/sm) (sm) (Tür offen/geschlossen)<br />
600 5 4 0,8 2.250 61/57<br />
800 6 6 1,0 1.800 61/60<br />
1.000 7 9 1,3 1.385 63/58<br />
1.200 8 14,3 1,8 1.000 65/59<br />
1.500 10,8 33 3,1 580 68/62<br />
1.800 12 62 5,2 346 69/67<br />
2.000 14,3 80 5,6 321 70/67<br />
2.200 17,6 90 5,1 353 71/68<br />
2.500 21,2 136 6,4 281 73/69<br />
2.700 23,7 160 6,8 265 75/72<br />
3.000 27 220 8,2 220 78/76<br />
3.080 27,7 240 8,7 207 79/76<br />
Obwohl die <strong>Contest</strong> <strong>52</strong> <strong>MC</strong> konstruktiv ein Halbgleiter ist, begibt sie sich bei knapp 18 Knoten in eine Gleitfahrt:<br />
Der Verbrauch sinkt zwischen 2.000 und 2.200 Umdrehungen pro Minute von 5,6 auf 5,1 Liter pro Stunde.<br />
Bei gut drei Knoten höherer Geschwindigkeit ergibt sich daraus zudem theoretisch eine rund 30 Seemeilen<br />
größere Reichweite (ohne Reserve). Trotz über der Wasserlinie endender Auspuffrohre ist der Geräuschpegel<br />
selbst bei geöffneter Schiebetür über den gesamten Drehzahlbereich relativ niedrig.<br />
32 I 02/2013
Yachtcheck: <strong>Contest</strong> <strong>52</strong> <strong>MC</strong> I yachten projekte<br />
Da ist es für den Segelyachtspezialisten vom Ijsselmeer<br />
eventuell genau anders herum, als man<br />
denken könnte. Die Vergangenheit als Motoryachtbauer<br />
ist nicht da, sie muss von <strong>Contest</strong><br />
Yachts nicht beschworen und konserviert werden, stattdessen<br />
kann man recht unbeschwert drauflos bauen. Das<br />
macht man im niederländischen Medemblik natürlich<br />
nicht. Konstrukteur der Motoryacht ist der Deutsche Georg<br />
Nissen, der in der Vergangenheit zahlreiche Segelyachten<br />
(unter anderem für <strong>Contest</strong>) entwarf und auch einige Motorboote<br />
in seinem Portfolio hat, den technischen Teil übertrug<br />
<strong>Contest</strong> an die Experten von Vripack. Denn darüber ist<br />
sich die mittlerweile dritte Generation der Eigentümerfamilie<br />
Conijn im Klaren gewesen: Mit einem Ruf, wie ihn <strong>Contest</strong><br />
mittlerweile auch bei größeren Yachten hat, ist die Zeit des<br />
Ausprobierens vorbei. Wenn ein neues Projekt wie der Motor<br />
Cruiser auf den Markt kommt, muss es auf Anhieb sitzen.<br />
Genug der Vorschusslorbeeren: Was ist schließlich dabei<br />
herausgekommen? Ganz <strong>Contest</strong> – ein kompromissloses<br />
Boot, im besten Sinne. Die <strong>Contest</strong> <strong>52</strong> <strong>MC</strong> ist eine Yacht für<br />
ein Ehepaar, Freunde dürfen dabei sein, müssen aber nicht,<br />
eine optimale Platznutzung stand daher nicht an erster Stelle.<br />
Die Laufdecks sind breit und bequem und auch bei Seegang<br />
sicher zu benutzen, dafür werden Abstriche in der Breite des<br />
Aufbaus hingenommen. Dank der großen Fensterflächen im<br />
Salon mit integrierter Pantry und integriertem Fahrstand fühlt<br />
man sich nicht beengt, auch wenn andere Werften sicher<br />
konsequenter jeden Zentimeter Breite ausnutzen. Apropos<br />
Breite – die <strong>52</strong> wirkt massiger und breiter, als sie es in Wirklichkeit<br />
ist. Sicherlich sind 4,60 Meter nicht wenig, aber heute<br />
schon fast das Mindestmaß für ein Schiff dieser Länge. Was<br />
der <strong>Contest</strong> im positiven Sinne fehlt, ist die Höhe. Knapp<br />
drei Meter beträgt der Abstand von der Wasseroberfläche<br />
zur Antennenoberkante im besten Fall, gemeinsam mit dem<br />
vom Schanzkleid verdeckten vorderen Aufbau und dem erwähnten<br />
auf Deckshöhe liegenden kurzen Salon ergeben<br />
sich ungewohnt flache Linien. An den Aufbau schließt ein<br />
ebenso ungewöhnliches Cockpit an, das nicht zugunsten des<br />
bestmöglichen Raumgefühls das gesamte Heck einnimmt,<br />
sondern – wie bei einer Segelyacht auch – in sich geschlossen<br />
ist, gut geschützt mit einem U-Sofa, hohen Rückenlehnen<br />
und Ausgängen, die auf die Laufdecks führen.<br />
Hoch ist die <strong>Contest</strong> <strong>52</strong> <strong>MC</strong> nicht: Knapp drei Meter sind es nur<br />
von der Wasseroberfläche zur Antennenoberkante. Gemeinsam<br />
mit dem vom Schanzkleid verdeckten vorderen Aufbau und dem<br />
auf Deckshöhe liegenden Salon ergeben sich dadurch ungewohnt<br />
flache Linien. Die Laufdecks sind breit und bequem und<br />
auch bei Seegang sicher zu nutzen<br />
Schiffstüren nach A-, B-, C- und H-Klasse,<br />
als Klapp- und Schiebetüren mit oder ohne Fenster.<br />
...weil nur das Beste gut genug ist.<br />
Das sind dann aber auch schon die einzigen Gemeinsamkeiten<br />
mit <strong>Contest</strong>s Segelyachten. Dreht man die Schlüssel<br />
am einzigen Steuerstand um, erwachen zwei Cummins-Diesel<br />
mit je sechs Zylindern und je 8,3 Litern Hubraum zum Leben,<br />
1.200 PS stehen 16,6 Tonnen Verdrängung gegenüber,<br />
ein Leistungsgewicht, dass die <strong>52</strong> <strong>MC</strong> irgendwo zwischen<br />
Gleiter und Halbgleiter einsortiert. Was passiert, wenn man<br />
die Hebel auf den Tisch drückt, lässt sich mit einem Wort<br />
beschreiben: beeindruckend. Nachdem die Maschinen die<br />
ersten fünf Sekunden mit Einkuppeln und Auf-Drehzahl-<br />
Kommen verbringen, schießt die Yacht in den nächsten acht<br />
Sekunden auf 23 Knoten, durcheilt locker das Drehzahlband,<br />
bis die Digitalanzeigen bei Volllast und nahezu 28 Knoten zur<br />
Ruhe kommen.<br />
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04/2013 I 33<br />
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yachten Projekte<br />
I Yachtcheck: <strong>Contest</strong> <strong>52</strong> <strong>MC</strong><br />
Das Testschiff ist mit einer Pantry im Salon ausgebaut. Die<br />
großzügige Eigner-Kabine befindet sich im Bug, die beiden<br />
Gästekabinen reichen unter den Salon. Vor den Kabinen<br />
schließen großzügige Bäder an.<br />
Kraft ist so reichlich vorhanden, das Ambiente so<br />
gediegen, dass dem Autor als Vergleich lediglich<br />
ein Bentley bleibt. Der auf hohe Geschwindigkeiten<br />
optimierte Halbgleiter hebt mit seinem im achteren<br />
Bereich recht flachen Rumpf den Bug beim Beschleunigen<br />
nur minimal an, immer bleibt vom Steuerstand ein guter Blick<br />
voraus, das ist beileibe nicht bei allen Booten so. Die für maximale<br />
Reichweite ideale Reisegeschwindigkeit haben wir bei<br />
2.200 Umdrehungen und knapp 18 Knoten ermittelt. 350<br />
Seemeilen weit käme man theoretisch mit den getankten 1,8<br />
Tonnen Diesel, würde man jeden Tropfen nutzen. Viel Sprit für<br />
ehemalige Segler, das weiß auch die in der Werft für Marketing<br />
verantwortliche Annick Conijn: „Tanken? Gehört dazu“,<br />
sagt sie, „aber ganz ehrlich: Wer fragt danach, wenn das Schiff<br />
fast eine Million Euro kostet?“ Und andere Dinge an Bord kosten<br />
schließlich auch viel Geld. Allein 80.000 Euro sind für den<br />
optionalen so genannten Seakeeper im Maschinenraum fällig.<br />
Einmal auf einige Tausend Umdrehungen gebracht wie ein<br />
großer Brummkreisel verhindert er höchst beeindruckend fast<br />
sämtliche Rollbewegungen des Schiffes. Für die dazu notwen-<br />
34 I 04/2013
dige Energie muss die neue <strong>Contest</strong> mit einem ebenso optionalen<br />
Generator ausgestattet werden.<br />
Trotzdem man quasi auf den – zugunsten des idealen Längstrimms<br />
weit vorn installierten – Maschinen steht, bleibt es unter<br />
Deck leise. Man könnte fast die sprichwörtliche Nadel fallen<br />
hören, läge nicht Teppich auf dem Boden. Gerade einmal 68<br />
Dezibel untermalen die Unterhaltung bei geschlossener und<br />
71 bei offener Schiebetür zum Heck in der erwähnten langsamen<br />
Gleitfahrt, auch dafür waren Experten am Werk. <strong>Contest</strong><br />
hat die Geräusch- und Vibrationsoptimierung den Ingenieuren<br />
von van Cappellen übertragen, Schwergewichten auf<br />
diesem Gebiet. Schließlich wollte man nichts weniger, als die<br />
<strong>Contest</strong> unter den Motoryachten bauen, keine leichte Aufgabe.<br />
Dass bei so viel Licht auch ein wenig Schatten fällt, darf daher<br />
nicht verwundern. So fährt das Boot recht nass, zumindest bei<br />
den heute vorherrschenden vier bis fünf Windstärken war der<br />
Aufenthalt im Cockpit während der Fahrt nicht trocken möglich,<br />
der Eigner des Schiffes hat es um ein stabiles Cockpitzelt erweitert.<br />
Zudem neigte die Gischt der Bugwelle bei bestimmten<br />
Geschwindigkeiten dazu, ins offene Schiebedach zu wehen.<br />
Offensichtlich sind das konstruktive Besonderheiten, die man<br />
zugunsten des optimierten Rumpfes in Kauf nehmen muss.<br />
Mit CE-Kategorie A ist das Schiff für die offene See ausgelegt,<br />
ein Sprung von Holland über den Kanal nach England<br />
Ausstattung vom Feinsten: Auch die Inneneinrichtung der<br />
<strong>Contest</strong> <strong>52</strong> <strong>MC</strong> erfüllt die hohen Standards der <strong>Contest</strong>-Kunden
yachten Projekte<br />
1<br />
interior layout<br />
I Yachtcheck: <strong>Contest</strong> <strong>52</strong> <strong>MC</strong><br />
oder eine ausgedehnte Skandinavien-Tour sollten kein Thema<br />
sein. Wer länger unterwegs ist, wird die Qualität, mit der die<br />
Yacht hergestellt wurde, zu schätzen wissen. Die Konstruktion<br />
erfolgt (wie bei allen <strong>Contest</strong>-Yachten) im Vakuum-Infusionsverfahren,<br />
eine hohe Stabilität und ein geringer Harzanteil<br />
im Laminat sind die Folge. Trotz des ruppigen Wetters ist im<br />
Schiff kein Knarren und Knirschen zu hören, das würde auch<br />
sofort auffallen. Unser Testschiff war mit der Pantry im Salon<br />
und drei Kabinen im unteren Deck ausgebaut, die großzügige<br />
Eignerkabine ist im Bug untergebracht, die beiden Gästekabinen<br />
reichen unter den Salon und sind entsprechend kleiner.<br />
Beidseits schließen vor den Kabinen großzügige Bäder an.<br />
Der Steuerstand bietet auch bei maximaler Beschleunigung<br />
immer einen guten Blick voraus<br />
Nach seiner Vorstellung in der Segelboothalle der diesjährigen<br />
boot in Düsseldorf ist die <strong>Contest</strong> <strong>52</strong> <strong>MC</strong> schon ein kleiner<br />
Verkaufserfolg bei ehemaligen Seglern. Und alle bisher bestellten<br />
Boote wurden mit den aufpreispflichtigen 600-PS-<br />
Maschinen geordert, Standard wären zweimal 300 – wer sagt<br />
da noch, dass Segler keine großen Maschinen mögen... &<br />
<strong>Contest</strong> <strong>52</strong> <strong>MC</strong><br />
LüA 15,93 m<br />
breite 4,60 m<br />
tiefgang 0,85 m<br />
durchfahrtshöhe ab 2,88 m<br />
verdrängung 16.600 kg<br />
motoren 2x Cummins QSC 8.3-305; je 442 kW (600 PS)<br />
generator Mastervolt Whisper 12 Ultra (12 kW)<br />
treibstofftank 1.800 l<br />
trinkwassertank 700 l<br />
schmutzwassertank 250 l<br />
Navigationselektronik Raymarine<br />
kabinen 3<br />
kojen 6-8<br />
baumaterial GFK-Komposit im Vakuumverfahren<br />
CE-Entwurfskategorie A (Hochsee)<br />
design Georg Nissen<br />
technik <strong>Contest</strong> Yachts/Vripack Naval Architecture<br />
innendesign Wetzels Brown Partners<br />
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werft <strong>Contest</strong> Yachts, Medemblik<br />
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händler Lengers Yachts, Muiden<br />
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Standardausrüstung (Auswahl)<br />
2x Cummins QSB 5.9-305; je 224 kW (305 PS); Anker<br />
(Delta 20 kg) und Kette (50 m); elektrische Winde;<br />
Rumpf/Aufbau weiß; Fender/Leinen; Ausbau in Teak;<br />
Radio/CD; Geschirr/Gläser in speziellen Halterungen;<br />
Bugstrahlruder; Landanschluss/Inverter;<br />
Navigationsinstrumente (Raymarine+)<br />
3 CONTEST YACHTS<br />
36 I 04/2013
PREMIERE CONTEST 72CS<br />
WIR TREffEN uNS auf dER fESTIval dE la PlaISaNCE dE CaNNES.<br />
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Life. Style. Sailing.<br />
| 42CS | 45CS | 50CS | 57CS | 62CS | 72CS | | <strong>52</strong><strong>MC</strong> |<br />
Mit über einem halben Jahrhundert Erfahrung und den allerneuesten Technologien baut <strong>Contest</strong> Yachts im<br />
Vakuum-Injektionsverfahren hochwertige Kunststoff-Segelyachten für Eigner, denen das Beste gerade gut genug ist.<br />
Niederländische Qualität auf höchstem Niveau, erstklassige Innenausstattungen und ausgezeichnete Handhabung<br />
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Performance Cruiser komplett im eigenen Haus.<br />
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yachten Projekte I technik<br />
Nauta<br />
155’<br />
Sloop<br />
38 I 04/2013
Um mit einem echten Flaggschiff die Range<br />
ihrer Hochleistungs-yAchten zu krönen,<br />
hat Nauta Design eine mächtige Slup<br />
konzipiert. Die Yacht ist 155 FuSS (47.25 m) lang,<br />
umgesetzt wurde sie in Zusammenarbeit mit<br />
den Konstrukteuren von Reichel-Pugh.<br />
text claus reissig<br />
fotos nauta design/Reichel-pugh<br />
04/2013 I 39
yachten Projekte I technik<br />
Wasserlinie, Kiel, Ruder und Segelplan wurden in Kalifornien entwickelt. Design,<br />
Aufteilung, Deck und Interior stammen aus der Mailänder Design-Abteilung<br />
Sie ist die gröSSte Segelyacht, die jemals<br />
von Nauta entworfen wurde, ein<br />
Meilenstein für die Firma. Die Vorstudien<br />
für die 155 Fuß lange Slup sind bereits in einem<br />
fortgeschrittenen Stadium und wurden inspiriert durch das<br />
Interesse eines Kunden an einem Hochleistungs-150-Füßer.<br />
Wasserlinie, Kiel, Ruder und Segelplan wurden wie üblich<br />
in Reichel-Pugh/Nauta-Zusammenarbeit in Kalifornien entwickelt,<br />
während Design, Aufteilung, Deck und das Interior<br />
Design von der in Mailand beheimateten Design-Abteilung<br />
entstanden.<br />
Der Rumpf ist ein Schnell-Segler der letzten Generation<br />
mit einer achtern sehr breiten Wasserlinie, wobei darauf<br />
geachtet wurde, die benetzte Fläche nicht zu groß werden<br />
zu lassen. Am Wind soll das Schiff davon gemeinsam mit<br />
einer langen Wasserlinie direkt profitieren.<br />
Zusammengerechnet ergeben die beiden Flächen der<br />
Doppelruderanlage nicht mehr als die eines einzelnen Ruderblatts.<br />
Der Wirkungsgrad ist jedoch wesentlich höher, da<br />
das leewärtige Ruderblatt bei Lage senkrecht im Wasser<br />
steht und die Strömung lange laminar anliegt.<br />
versteckt sich hinter einem 35 Zentimeter hohen Schanzkleid.<br />
Damit erhöht sich zudem die Sicherheit beim Arbeiten<br />
an Deck, mit 30 Zentimetern Stärke bietet es gleichzeitig<br />
einen praktischen und komfortablen Sitz beim Segeln und<br />
vor Anker, wobei der Handlauf als Rückenlehne dient.<br />
Passend zu den länglichen Deckshaus-Fenstern wurde<br />
das Schanzkleid mit langen Öffnungen geplant, um Licht<br />
in den Innenraum zu lassen und einen guten Ausblick zu<br />
ermöglichen. Die vier Zentimeter über dem Deck befindlichen<br />
Öffnungen sind bei Seegang zudem als Speigatten<br />
vorgesehen. Dank einer umlaufenden Lichtkante, die das<br />
Deckshaus optisch vom Deck trennt, scheint es auf dem<br />
Deck zu schweben<br />
An Deck ist der zentrale Punkt des Bootes die Form und<br />
das Design des Hecks. Eine breite, niedrige Plattform knapp<br />
über der Wasserlinie bildet eine Meer-Lounge für den Eigentümer,<br />
die Eignerkabine ist durch einen abgewinkelten,<br />
verglasten Niedergang mit Schiebetür damit verbunden.<br />
Das Zentrum des sozialen Lebens des Bootes ist der äußere<br />
Ruhe- beziehungsweise Essbereich, der einfach zu<br />
Esstisch, Couchtischen oder einer Liegewiese umgestaltet<br />
werden kann.<br />
&<br />
Das Endergebnis ist ein sehr aggressives Profil mit einem<br />
außergewöhnlichen günstigen Längen-/Verdrängungs-<br />
Verhältnis. Dank einer Prepreg-Karbon-Konstruktion soll<br />
ein Trockengewicht von lediglich 120 Tonnen möglich sein.<br />
Um die Leistungen der Yacht noch weiter zu verbessern,<br />
wurde ein Hubkiel eingeplant, mit dem dank des erhöhten<br />
aufrichtenden Moments die Am-Wind- und Reach-Leistungen<br />
extrem verbessert werden sollen. Der errechnete Speed<br />
beträgt am Wind 16,5 Knoten, raumschots im Surf sollen<br />
maximal 28 Knoten möglich sein.<br />
Der Stil des Bootes definiert sich durch seine sehr klaren<br />
Linien. Das Deckshaus-Profil wird sehr niedrig gehalten und<br />
technische daten<br />
LÜA 47,25 m<br />
LWL 43,65 m<br />
Breite 9,58 m<br />
tiefgang 4,75 - 7 m<br />
verdrängung 120 t<br />
diesel 9.000 l<br />
wasser 5.000 l<br />
rumpfmaterial Prepreg-Karbon-Komposit<br />
maschine VW TDI 350-8; 258 kW (350 PS)<br />
konstrukteur Reichel Pugh Yacht Design<br />
Design, Deck and Interior Nauta Design<br />
nautayachts.com, reichel-pugh.com<br />
40 I 04/2013
72<br />
DH<br />
Built for Sailors<br />
SALON NAUTIQUE CANNES<br />
10.9.-15.9.2013<br />
SALÓN NÁUTICO BARCELONA<br />
24.9.-29.9.2013<br />
SALONE NAUTICO GENOVA<br />
2.10.-6.10.2013<br />
BOOT DÜSSELDORF<br />
18.1.-26.1.2014<br />
Solaris Yachts Custom | info@sycustom.com | Tel. +41 91 641 71 02 | www.solarisyachts.com
yachten Projekte I solaris 72 DH<br />
Geschwindigkeitsrausch auf dem Performance Cruiser: Das Doug-Peterson-Design<br />
kommt schon bei leichter Brise richtig gut in Fahrt<br />
42 I 04/2013
Der weiterentwickelte<br />
22-m-<br />
Performance<br />
Cruiser der<br />
renommierten<br />
italienischen<br />
Solaris-Werft<br />
schraubte die<br />
ErWArtungen an<br />
Design, Leistung<br />
und Ausführung<br />
hoch. Sie wurden<br />
beim Test des<br />
ersten Neubaus<br />
im toskanischen<br />
Archipel noch<br />
übertroffen.<br />
SOLARIS<br />
72 DH<br />
Text monika kludas fotos solaris<br />
04/2013 I 43
yachten Projekte<br />
I solaris 72 DH<br />
Schon auf den ersten Blick gibt<br />
sich die erste neue Solaris 72 DH namens<br />
Lily’s mit ihrem flachen U-förmigen<br />
Hauptspant, dem in der Mitte konzentrierten Lateralplan<br />
und dem eingezogenen Spiegelheck als<br />
sportliche Hochseeyacht zu erkennen. Der Entwurf<br />
stammt von Doug Peterson, der nicht nur zahlreiche schnittige<br />
Kreuzer- und IOR-Yachten konstruierte, sondern auch das erfolgreiche<br />
Design der America’s Cup-Gewinner America³ und NZ<br />
32 Black Magic maßgeblich mitgestaltete. Für die italienische<br />
Werft Solaris hat er bereits das Vorgängermodell des Performance<br />
Cruisers gezeichnet, von dem bis 2010 sechs Exemplare<br />
gebaut wurden. „Hohe Durchschnittsgeschwindigkeiten<br />
unter allen Wetterbedingungen war das formulierte Ziel“, sagt<br />
Vertriebschef Paolo Buonvicini von Solaris Yachts Custom. „Bei<br />
unseren Blauwasseryachten ist Doug Peterson immer der optimale<br />
Partner für schnelle Allrounder.“ Das seit 40 Jahren für<br />
hohe Qualität bekannte Unternehmen arbeitet aber auch mit<br />
Bill Tripp und Javier Soto Acebal zusammen. „Bei der aktuellen<br />
Deckshaus-Version 72 DH von Peterson wurde das Konzept<br />
des zentralen Salons mit Rundumsicht und darunter liegendem<br />
Maschinenraum beibehalten“, umreißt Buonvicini die<br />
Neuentwicklung. Die Rumpfform, der Kiel, das Ruder und der<br />
Alles in Reichweite: Der Rudergänger kann auch allein Segel setzen,<br />
trimmen, Manöver fahren und navigieren. Großzügige Sitz- und<br />
Liegeflächen sind geschickt verteilt<br />
Segelplan wurden jedoch einem gründlichen Relaunch unterzogen<br />
und lassen dem Eigner zudem viel Entscheidungsfreiheit<br />
bei der maßgeschneiderten Innenausstattung. Die Sandwich-Konstruktion<br />
aus geschlossenzelligem Airex-Kern sowie<br />
uni- und bidirektionaler Glasfaser wird an besonders belasteten<br />
Stellen durch Karbon und im Bodenbereich durch Längs- und<br />
Querträger aus Komposit oder Mahagoni-Bootsbausperrholz<br />
verstärkt. Vor allem die Schotten sind als tragende Elemente<br />
rundum mit Rumpf und Deck verleimt. „Kiel, Ruder und der<br />
vierflügelige Faltpropeller wurden durch Tests im nautischen<br />
Forschungsinstitut Wageningen/NL für Motor, Getriebe und<br />
Rumpfform optimiert“, betont Kapitän Guiseppe Rivetti, der die<br />
Bauaufsicht für den Eigner hatte.<br />
Ein harmonisches, geradliniges Deckslayout betont das unkomplizierte<br />
Handling und den großzügigen Lebensraum.<br />
Wird das Beiboot nicht auf dem Vorschiff in einer Halterung<br />
gelagert, sondern achteraus mitgeführt, kann sich die<br />
freie Decksfläche in einen riesigen Abenteuerspielplatz für<br />
Kinder verwandeln oder zum Fitnesstraining und selbstverständlich<br />
zum Relaxen genutzt werden. Wahlweise ist ein<br />
dem Stabdeck nachempfundener Esthec-Belag oder ein<br />
echtes Teakdeck ohne Aufpreis erhältlich.<br />
44 I 04/2013
yachten Projekte<br />
I solaris 72 DH<br />
Das Deckshaus hinter dem Mast wirkt durch optisch geschickt<br />
angelegte, fließende Linien sehr flach, obwohl sich darunter<br />
ein vollwertiger Salon mit großer lichter Höhe verbirgt. Von<br />
der sanft ansteigenden Fensterfront setzen sich zwei weiße<br />
Streifen über die langgestreckten Seitenfenster bis zu den<br />
Seitenwänden des achteren Aufbaus fort. Der Mittelteil des<br />
Dachs besteht jedoch aus Esthec und vermittelt dadurch<br />
eine vom Bug bis zum Heck homogene Decksfläche. Auch<br />
die breiten Seitendecks tragen dazu bei. Zwischen dem Niedergang<br />
und dem seglerischen Aktionszentrum ganz achtern<br />
bleibt viel Platz für herrliche Liege- und Sitzflächen, da sie<br />
auf gleicher Höhe wie die Seitendecks konstruiert wurden<br />
und von ihnen nur durch die Süllbords mit den weit achtern<br />
stehenden Vorsegelschotwinschen getrennt sind. Die beiden<br />
Cockpittische lassen sich zu einem großen Esstisch oder Büffet<br />
aufklappen, auf dem die Speisen für ein opulentes Menü<br />
oder für eine große Party Platz finden. Die Sprayhood und ein<br />
stabiles Bimini überlappen sich so, dass Sonne und Regen<br />
das Bordleben auch während des Segelns nicht trüben und<br />
der Niedergangsbereich immer trocken bleibt. Will man konsequent<br />
auf Geschwindigkeit segeln, nimmt man Stoff und<br />
Stützen des Sonnendachs einfach weg und klappt die Sprayhood<br />
ganz flach auf das Deckshaus.<br />
Für die Ausrüstung ist ausreichend Platz in einer Vorpiek<br />
neben dem Ankerkasten, in Backskisten vor den Steuerständen<br />
sowie in zwei großen Lazarettes. Auf Lily’s wurden<br />
hier unter anderem der Bauer Tauchkompressor mit<br />
Flaschen, zwei Rettungsinseln, Fender, Festmacher und<br />
Klappfahrräder untergebracht. Aus einem separaten Fach im<br />
Spiegel fährt man auf Knopfdruck die Besenzoni-Passerelle<br />
zum Landgang aus. Eingebaute blaue Leuchten weisen den<br />
sicheren Weg. Originell ist auch der Zugang zur Badeplattform:<br />
Während die Heckklappe geöffnet wird, schiebt sich<br />
gleichzeitig eine zweistufige Treppe heraus.<br />
Ein Deck mit viel Freiraum und klarer Aufteilung:<br />
Der flache Aufbau betont die fließenden Linien<br />
Auf dem Achterschiff sind fast alle Bedienelemente des Riggs<br />
konzentriert und von den Steuerständen aus sehr gut zu erreichen.<br />
Das lässt die Seglerherzen kleiner Crews höher schlagen.<br />
Dank Hydraulik und kraftvoll dimensionierter, elektrischer<br />
Lewmar-Winschen beherrscht eine Person die Yacht auch allein,<br />
wenn sie zum Setzen, Trimmen oder Wechsel der Segel<br />
den Autopiloten einschaltet. Der High Modulus-Karbonmast<br />
und der Baum für das Rollgroßsegel stammen von Hall Spars,<br />
die Gewicht sparende 3DL 680 Segelgarderobe von North<br />
Sails. Von den drei Reckmann-Rollreffanlagen ist diejenige für<br />
den abnehmbaren Code Zero im Bugbeschlag integriert.<br />
Draußen vor der Halbinsel Monte Argentario weht nur eine<br />
leichte Brise von zwei bis drei Beaufort und so rollen wir mit<br />
leichtem Fingerdruck auf die entsprechende Taste am Steuerpult<br />
das Großsegel von 134 Quadratmetern und den noch<br />
100 Quadratmeter größeren Code Zero aus. Bei 70 Grad am<br />
wahren Wind zieht Lily’s mit rund 8,5 Knoten ihre Bahn durch<br />
eine kurze Welle auf einer hohen Restdünung. Doch nach dem<br />
Abfallen auf einen Raumschotkurs von 100 Grad beschleunigt<br />
sie rasch auf zehn Knoten, zeitweise sogar elf. Gut getrimmt<br />
erfordert sie nur wenig Ruderlage und liegt komfortabel auf<br />
dem Wasser. Böendruck setzt sie auf allen Kursen unmittelbar<br />
in Speed um. Auf dem breiten Süllbord neben dem Steuerrad<br />
sitzt man sowohl in Luv als auch in Lee sehr bequem und so<br />
ist das Dahinrauschen purer Lustgewinn. Gelegentliche Segelmanöver<br />
wie Wenden und Halsen erfordern wegen der zwei<br />
Vorstagen das Einrollen von Code Zero oder Genua, was aber<br />
nicht sehr aufwendig ist. Kompass und Displays auf beiden<br />
Steuerpulten sowie die großen, gut ablesbaren B&G-Instrumente<br />
auf dem Süllbord liefern alle erforderlichen Navigationsdaten.<br />
Nach dem nächtlichen Durchgang einer Regenfront hat<br />
der Wind zunächst auf vier Beaufort aufgefrischt und so kommt<br />
am nächsten Tag die Genua zum Einsatz. Mit einem guten<br />
Schrick in den Schoten läuft die Solaris 72 DH beständig zwischen<br />
acht und neun Knoten und nimmt später nach dem<br />
Abflauen auch hoch am Wind nur ein bis zwei Knoten an Geschwindigkeit<br />
zurück. So dürften Langstrecken mit dieser Yacht<br />
interessant und gut zu verwirklichen sein.<br />
Auch unter Motor reagiert die 22-Meter-Yacht zügig auf die<br />
Ruderlage und wendet mit rund drei Knoten Fahrt ohne zugeschalteten<br />
Bugstrahler in einem Kreis von etwa anderthalb<br />
Schiffslängen Durchmesser. Die Bedien- und Kontrollinstrumente<br />
sind neben dem Steuerbord-Ruderstand eingebaut.<br />
Beim Aufstoppen aus der ökonomischen Marschfahrt von 8,5<br />
Knoten durch kräftigen Hebeldruck bleibt Lily’s trotz Winddruck<br />
auf Sprayhood, Bimini und den breiten Baum auf Kurs. Was<br />
will man mehr als ein zuverlässig reagierendes, nicht übermotorisiertes<br />
Boot!<br />
Schauen wir uns nun das Interieur an. Sogleich überrascht der<br />
Niedergang mit haptischer Sinnlichkeit: Der Niro-Handlauf ist<br />
mit naturfarbenem Leder überzogen und gibt dadurch zusätzlich<br />
sicheren Halt. Unten öffnet sich der weite Decksalon mit<br />
Oberflächen aus Canaletto-Nussbaum: An Backbord lädt der<br />
massive Esstisch mit einem U-förmigen Sofa und zwei sepa-<br />
46 I 04/2013
MY CAKEWALK JEFF BROWN / SUPERYACHT MEDIA
yachten Projekte<br />
I solaris 72 DH<br />
Der Panoramablick aus dem geräumigen Decksalon freut auch den Navigator (oben).<br />
Beschläge und Oberflächen sind erstklassig verarbeitet (unten)<br />
raten Plätzen zu geselligen Runden mit Gästen ein. An Bord<br />
von Lily’s dominieren hellbraune Lederpolster, chemiefrei hergestellt,<br />
mit einer angenehmen, natürlichen Struktur. Optional liefert<br />
die Werft auch zusätzliche Schonbezüge aus cremefarbenem<br />
Leinen. Eine Ablagefläche rings um das U-Sofa ist nicht<br />
nur für Freizeitlektüre und Sonnenbrillen praktisch, unter den<br />
Frontfenstern haben auch Handbücher in Halterungen ihren<br />
sicheren Standort. Weitere Schränke und Fächer, auch in den<br />
Niedergangsstufen, ergänzen das Stauraumangebot.<br />
Weil das Deckshaus wie ein Sportwagen-Coupé nach oben<br />
etwas schlanker wird und vier große Skylights aufweist, ist<br />
gleichzeitig das Blickfeld aus dem Salon äußerst großzügig –<br />
ein Vorteil ebenso am Navigationsplatz. Dieser liegt an Steuerbord,<br />
am achteren Ende eines langen Sideboards, das bequem<br />
zum Arbeiten mit Seekarten und Handbüchern genutzt<br />
werden kann, zumal der Schrank darunter eine großformatige<br />
Kartenschublade enthält. Natürlich wird man in erster Linie<br />
auf den Kartenplotter und die übrigen Geräte zurückgreifen,<br />
die – komplett für eine Weltumsegelung – zur Standardausrüstung<br />
gehören. Sie basiert auf dem Furuno Navnet System<br />
mit Radar, zwei GPS-Empfängern, Echolot, Voraussonar und<br />
AIS-Transceiver. Die Daten können sowohl auf den Displays in<br />
der Navigation als auch auf den Monitoren am Steuerstand, in<br />
der Kapitäns- und in der Eignerkabine abgerufen werden. Die<br />
Deckssalonfenster durchfluten zwar den Innenraum mit viel<br />
Licht, heizen ihn aber nicht auf. Dafür sorgt ein Schichtenaufbau,<br />
der für Wärme und UV-Strahlung undurchlässig ist.<br />
Die zentrale Position dieses wichtigsten Wohnbereichs unmittelbar<br />
hinter dem Mast und im Bereich der größten Schiffsbreite<br />
wurde so gewählt, dass der Maschinenraum darunter mit<br />
allen Aggregaten für ein komfortables Bordleben ausgestattet<br />
werden konnte, ohne den Gewichtstrimm der Yacht nach<br />
achtern zu verschieben. Sein weiterer Vorteil sind die kurzen<br />
Leitungswege im gesamten Schiff. Er ist über zwei Luken<br />
– eine innen, eine an Deck – gut zugänglich und für seine<br />
Größe wartungsfreundlich ausgelegt. Der Common Rail-Diesel<br />
48 I 04/2013
von Cummins mit 260 PS zeichnet sich durch große Laufruhe<br />
aus, sodass man ihn beim Starten an Deck fast nicht hört. Auf<br />
generelle Schallisolierung, die auch Propeller- und Wassergeräusche<br />
in den Kabinen effektiv dämpft, wurde besonderer Wert<br />
gelegt. Die Alfa Laval-Dieselreinigungsanlage arbeitet auch als<br />
Transferpumpe zum Trimmen der Tanks. Im Maschinenraum<br />
kann eine Überwachungskamera installiert werden, deren<br />
Bilder auf den genannten Displays abrufbar sind. „Der durchschnittliche<br />
Treibstoffverbrauch des Motors“, so Kapitän Rivetti,<br />
„beläuft sich in Marschfahrt auf zehn bis elf Liter pro Stunde,<br />
der des Generators auf bis zu 2,5 Liter pro Stunde.“<br />
Klimaanlage und Lüftung sind für eine Yacht dieser Größe<br />
geradezu luxuriös ausgeklügelt. „Die Wohnräume können sowohl<br />
mit Hilfe der Abwärme des Motors als auch durch eine<br />
Eberspächer-Heizung oder bei Landanschluss durch zwei<br />
Elektroheizanlagen individuell erwärmt werden“, erläutert der<br />
Kapitän. „Die Ventilation drückt die gereinigte und kühl oder<br />
warm temperierte Außenluft mit 300 bar durch die Rohre,<br />
saugt aus den Wohnräumen aber nur 280 bar heraus, so dass<br />
der leichte Überdruck zu den Sanitärräumen eine Vermischung<br />
mit deren Luft verhindert.“<br />
Den Durchgang vom Decksalon nach vorn hat Innendesigner<br />
Alessandro Puia asymmetrisch nach Steuerbord verlegt, wo<br />
nur schlankes Interieur wie das Gästebad mit Tages-WC und<br />
Ölzeug-Trockenschrank eingebaut ist. Das kommt der Kabine<br />
an Backbord zugute. Während auf vielen Yachten der durchgehende<br />
Mast als Salon-Solitär zu betrachten ist, findet man<br />
hier den Unterbau hinter der Tür in einem Schrank verborgen.<br />
Weil die beiden Kojen, die auf Lily’s den Kindern des Eignerpaares<br />
gehören, übereinander liegen, steht in fünf raumhohen<br />
Schränken viel Stauraum zur Verfügung. Sogar für einen<br />
Schreibtisch mit Hocker ist Platz. Im vorderen Wohnbereich<br />
kann auch die Bilge zur Aufbewahrung von Proviant oder Ausrüstung<br />
genutzt werden.<br />
Harmonische Kontraste kennzeichnen die Wahl der Materialien<br />
und die Gestaltung der Oberflächen durch das Serigi Design<br />
Team. Nussbaum dominiert das Interieur von Lily’s, horizontal<br />
gemaserte Kabinentüren aus furniertem Balsakomposit<br />
unterbrechen die vertikalen Linien. Der Boden ist ebenfalls ein<br />
Leichtgewicht und mit hellem Bambus furniert. Als mediterrane<br />
Eyecatcher setzen Waschbecken oder Lavabo aus gelbem<br />
Olivenholz einen warmen Akzent.<br />
Gewicht sparende Materialien in der Eignerkabine: Bambusfurnier,<br />
Balsakomposit und Leder ergänzen die Nussbaummöbel (oben).<br />
Galley mit Crew-Essplatz vor der Schalttafel (unten)<br />
Zwei Skylights mit Sonnenblende und Insektenschutz sowie zwei<br />
Seitenfenster spenden Licht in der Eignerkabine, die mit Ensuite<br />
das gesamte Vorschiff einnimmt. Soll der Raum violett oder rot<br />
illuminiert oder das Licht gedimmt werden? Die LED-Deckenleuchten<br />
von Inspirit versprühen ihre Farben auf Knopf-druck.<br />
Und noch ein Detail: Lichtbuttons leuchten auf Lily’s tagsüber rot<br />
und nachts blau, sodass man sie sicher findet oder sich sogar<br />
ohne Deckenlicht an ihnen orientieren kann. Dem Queensize<br />
Doppelbett gegenüber steht an Steuerbord ein Schreibtisch,<br />
beides flankiert von Hoch- und Unterschränken sowie Schubfächern.<br />
Der Eingang ins Bad mit separater Duschkabine und<br />
eigenem Skylight, leisem Tecma Elektro-WC für Süß- und Salzwasser<br />
und Waschtisch mit Spiegelfront ist stufenlos. Auch<br />
große Personen finden hier noch reichlich Stehhöhe.<br />
Hinter dem Decksalon erstreckt sich an Steuerbord die L-förmige<br />
Galley, komplett mit kardanischem Herd und Backofen,<br />
Spüle, Kühl- und Gefrierschränken. Sie ist so geräumig, dass<br />
auch zwei Personen darin arbeiten können. Für eine zweiköpfige<br />
Crew gibt es einen eigenen Essplatz und eine Achterkabine<br />
über die gesamte Schiffsbreite mit zwei Etagenbetten an<br />
Steuerbord und dem Bad mit Waschmaschine und Trockner<br />
an Backbord. Es grenzt sinnvoll an das Ensuite der achteren<br />
Gästekabine, die mit einem großen Doppelbett und mehreren<br />
Schränken ausgestattet ist. Im Durchgang zur Galley stehen<br />
gut erreichbar zwei Schaltschränke. Telekommunikation wird<br />
landgestützt und über Satellit betrieben. Überall auf der Yacht<br />
ist Internet-Empfang möglich und eine Bose-Anlage bietet genussvolle<br />
Hörerlebnisse.<br />
04/2013 I 49
yachten Projekte<br />
I solaris 72 DH<br />
Eine große Auswahl von Hölzern, Marmor und Corian steht<br />
zur Auswahl und die Gestaltung des Interieurs ist im Rahmen<br />
der fest vorgegebenen Schotten frei wählbar. Sicherheit wird<br />
auf der Hochseeyacht groß geschrieben: Handläufe auf dem<br />
Deckshaus, hohe Reling, breite Fußreling und selbstleuchtende<br />
LEDs an Deck beschreiben nur eine kleine Auswahl.<br />
Die Solaris 72 DH überzeugt durch ihr klar durchdachtes Layout,<br />
das von der langen Erfahrung der Werft mit dem Bau<br />
von Blauwasserseglern profitiert. Sie macht einen sehr geschmackvollen<br />
und zugleich sportlichen Gesamteindruck,<br />
ließ sich beim Test problemlos segeln und bietet sechs Personen<br />
und einer zweiköpfigen Crew unter Deck gut Platz und<br />
an Deck viel Freizeitspaß. In allen Details zeigt sie klar und<br />
deutlich, dass sie für schnelles, komfortables Fahrtensegeln<br />
auch mit kleiner Crew konzipiert ist, und dafür bedurfte es<br />
keinerlei Kompromisse.<br />
&<br />
Badeplattform mit Extrafach für die automatische Passerelle<br />
solaris 72 dh<br />
LÜA 21,90 m<br />
Lwl 19 m<br />
Breite 5,78 m<br />
Tiefgang 2,90 m<br />
verdrängung 42 t<br />
ballast 12,5 t<br />
mast und spieren Hall Spars<br />
segelfläche grossegel 134 m 2<br />
segelfläche Genua 118 m 2<br />
segelfläche Code zero 230 m 2<br />
motor Cummins CMD QSB 5.9 230 PS<br />
getriebe ZF85A<br />
generator Onan 19 kW<br />
treibstoff 2.000 l<br />
frischwasser 1.200 l<br />
Schwarz- und Grauwasser je 1 x 100 l und 1 x 95 l<br />
Konstrukteur Rumpf und segelplan Douglas Peterson<br />
interieur und deck Serigi Design Team<br />
innendesign Alessandro Puia<br />
klassifizierung RINA<br />
CE-Kategorie A<br />
Preis ab 4,3 Mio. Euro (ohne MWSt)<br />
standardausrüstung (auswahl) Groß- und 3 Vorsegel<br />
mit Rollanlagen, CQR-Anker mit Kette und hydraulischer<br />
Ankerwinde, Esthec- oder Teakdeck, Badeplattform,<br />
Tauchkompressor, Sprayhood, Bimini, Common Rail<br />
Motor mit Dieselreinigung, Bugstrahler, Generator mit<br />
PTO Hydraulikpumpe, Feuerlöschanlage, Klimaanlage,<br />
Wärmetauscher, Wasserboiler, Heiz-/Kühlsystem, Wassermacher,<br />
Navigationsanlage Furuno Navnet mit Kompass,<br />
Radar, GPS, Echolot, AIS-Transceiver, Voraussonar, GMDSS<br />
Kommunikation mit UKW-Handfunkgeräten, Navtex und<br />
INMARSAT Mini C, EPIRB, SART, B&G-Instrumente, Internetzugang,<br />
Sat-TV, Radio/Video/Musikanlage, kardanischer<br />
Herd, Geschirrspüler u.v.m.<br />
werft/baujahr Solaris Yachts / 2012, Italien<br />
Kontakt Solaris Yachts Custom: info@sycustom.com<br />
solarisyachts.com<br />
50 I 04/2013
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yachten Projekte I keeping the crew<br />
FOTO: shutterstock.com/policas<br />
Ihre Besatzung leistet Tag für Tag<br />
einen guten Job, wann immer Sie<br />
oder Gäste an Bord sind.<br />
Schon kleinigkeiten wie flexible<br />
arbeitszeiten und bezahlter<br />
urlaub können sie davon abhalten,<br />
auf ein anderes schiff zu wechseln.<br />
<strong>52</strong> I 04/2013
So behalten Sie<br />
ihre crew<br />
auf dauer<br />
04/2013 I 53
yachten Projekte I keeping the crew<br />
EIGNER UND DIE KAPITÄNE IHRER <strong>YACHTEN</strong> KÖNNEN DIE<br />
dauerhafte LOYALITÄT IHRER CREW DURCH INCENTIVE-<br />
PROGRAMME MAXIMIEREN. DAVON PROFITIEREN DIE<br />
CREW UND DIE YACHT.<br />
Text Louisa Beckett<br />
Yachteigner, besonders jene, die ihre Yachten häufig<br />
nutzen, möchten gern immer von denselben freundlichen<br />
Gesichtern begrüßt werden, wenn sie an<br />
Bord kommen. Allerdings sind Crews ein ziemlich freiheitsliebender<br />
Menschenschlag, der gern mal das Schiff wechselt,<br />
wenn ein besseres Angebot oder eine noch exotischere<br />
Reiseroute locken. Kapitäne und Eigner sehen sich vor die<br />
Herausforderung gestellt, mit einem Crew-Programm Anreize<br />
für die guten Crewmitglieder zu schaffen, damit diese<br />
ein paar Jahre länger bleiben, bevor sie weiterziehen.<br />
Überraschenderweise sind kluge Kapitäne der Auffassung,<br />
dass das Geld ihrer Chefs, angelegt in höheren Mitarbeiterbezügen,<br />
Besatzungsmitglieder nicht unbedingt zum Bleiben<br />
anregt – zumindest sehen sie das nur als einen Teil der<br />
Lösung eines Problems. Rupert Connor, Präsident der Yachtmanagementfirma<br />
Luxury Yacht Group in Fort Lauderdale<br />
und Antibes, meint, dass Kapitäne, die ein Ohr für die Ziele<br />
und Sehnsüchte ihrer Besatzungsmitglieder haben, dieses<br />
normalerweise mit längerer Treue honoriert bekommen. Die<br />
erfolgreichsten Kapitäne, berichtet Connor, sind jene, die „zu<br />
einer Besprechung hereinkommen und als Erstes davon reden,<br />
wo sich die Besatzungsmitglieder auf ihrem Karriereweg<br />
befinden und wie sie sie in ihren Ausbildung unterstützen,<br />
anstatt nur zu sagen: „Johnny will monatlich 500 Dollar mehr<br />
haben.“ Wenn ein Gespräch gleich mit dem Thema Geld<br />
beginnt, ist das kein gutes Zeichen für ein auf längere Zeit<br />
loyales Crewmitglied.”<br />
KARRIERETRAINING<br />
Robert Corcoran, Kapitän der 2<strong>52</strong>-ft-Devonport-Yacht Samar,<br />
glaubt fest an den Erfolg der laufenden fachlichen Weiterbildung<br />
seiner 23 Personen zählenden Crew. Zum Ausbildungspaket<br />
der Besatzung der Samar gehören jährlich zwei<br />
Gruppenkurse an Land für alle. Der Besuch des Unterrichts<br />
ist entsprechend dem Fahrplan der Yacht gewährleistet und<br />
kostenlos, und die Crew erhält während des Kurses zudem<br />
Tagesspesen.<br />
“Fünfzig Prozent der Kursgebühr wird bei erfolgreichem Abschluss<br />
erstattet”, sagt er. „Die verbleibenden fünfzig Prozent<br />
gibt es nach sechs Monaten.” Um in den Genuss dieser<br />
Vergünstigung zu kommen, müssen die Crewmitglieder der<br />
Samar eine Vereinbarung unterzeichnen, in der sie sich verpflichten,<br />
nach dem Kurs mindestens ein weiteres Jahr auf<br />
der Yacht zu bleiben.<br />
Allerdings geht die Ausbildung der Crew an Bord der Samar<br />
weiter. Die Yacht bietet für jüngere Besatzungsmitglieder<br />
auch ein Training an Bord. „Außerhalb der Saison haben wir<br />
jeden Morgen Unterricht. Die Offiziere stellen einen Lehrplan<br />
zusammen, der die Verkehrsvorschriften, Astronavigation und<br />
ähnliche Dinge enthält”, sagt Corcoran. „Die Offiziere geben<br />
sich dabei sehr viel Mühe, und wenn ein jüngeres Crewmitglied<br />
nicht mitkommt, hat das Konsequenzen.” Andererseits<br />
genießen beim Unterricht aufmerksame Mannschaftsmitglieder<br />
echte Vorteile. „Jedem, der ernsthaft vorankommen<br />
möchte, wird hier eine gute Grundlage für ein späteres Studium<br />
geboten.”<br />
Als das Gespräch auf ältere Besatzungsmitglieder kommt,<br />
sagt er: „Ich habe kein Problem damit, leitende und zweite<br />
Offiziere darin zu unterrichten, wie der Betrieb einer Yacht<br />
funktioniert. Das kommt allen Beteiligten zugute. Auch sie<br />
müssen gelegentlich mal die Schulbank drücken – ein wichtiger<br />
Sicherheitsaspekt für den Eigner und für mich.”<br />
Das Fördern der ehrgeizigen Karriereziele der Besatzungsmitglieder<br />
kann allerdings ein zweischneidiges Schwert<br />
sein. „Wenn eine freie Stelle zu besetzen ist, versuchen wir<br />
die zunächst mit jemandem aus den eigenen Reihen zu<br />
besetzen”, sagt Corcoran. Allerdings ist das nicht immer<br />
möglich. Manchmal, wenn ein Besatzungsmitglied für einen<br />
beruflichen Aufstieg bereitsteht, ist die zur Verfügung stehende<br />
Position bereits besetzt. Als Folge davon hat er, nachdem<br />
er 2011 alle Kandidaten behalten konnte, in diesem Jahr drei<br />
ältere Offiziere verloren.<br />
„Die Top-Leute gehen woandershin und man sieht sie nicht<br />
wieder”, gesteht er. An diesem Punkt kommen Geld und<br />
berufliches Weiterkommen als Anreiz nicht mehr zusammen.<br />
„Alle bekommen gute Jobs, zum Teil auch wegen ihrer<br />
langjährigen Tätigkeit auf der Samar.”<br />
Kapitäne, die sich um die Karriereziele ihrer Besatzungsmitglieder<br />
kümmern, haben tendenziell eher ein Gespür dafür,<br />
54 I 04/2013
wenn ein tüchtiger Mitarbeiter sich entschließt zu wechseln.<br />
„Es ist um einiges einfacher, eine Stewardess zu<br />
ersetzen, wenn man drei Monate im Voraus weiß, wenn<br />
sie gehen will”, sagt Connor. „Eignern bereiten geplante<br />
Personalwechsel eher weniger Sorgen.”<br />
FOTO: shutterstock.com/hxdbzxy<br />
BENUTZUNG DER TOYS<br />
Connor setzt sich dafür ein, den Crewmitgliedern zu gestatten,<br />
sich an einem neuen Reiseziel mit den Bedürfnissen<br />
der Gäste und mit der Nutzung der Yacht und<br />
ihrer Toys vertraut zu machen. Allerdings sollte das mit<br />
dem Eigner vorher abgesprochen sein. „Wir wollen natürlich<br />
nicht, dass der Eigner von einem Freund angerufen<br />
wird und der ihm erzählt: „Ich habe gerade gesehen, wie<br />
Deine Crew mit den Jetskis Deiner Yacht spazieren fährt“,<br />
sagt er. „Es gibt eine sehr klare Linie zwischen der Nutzung<br />
der Toys durch die Crew zu Trainingszwecken und<br />
zu ihrem Vergnügen.”<br />
Vor Kurzem erlaubte ein Kunde der Luxury Yacht Group<br />
seiner Yachtcrew, während eines einwöchigen Karibikaufenthalts<br />
weniger zu arbeiten, sofern die Yacht nicht<br />
gebucht ist. Sie nutzten die Freizeit am Nachmittag,<br />
um den Tender, Tauchequipment, Unterwasserkameras<br />
usw. zu benutzen. Die Folge davon war, wie Connor<br />
sagt, dass „das Deckpersonal die besten Plätze zum<br />
Tauchen kannte”.<br />
EINE AUSZEIT NEHMEN<br />
Urlaubszeit ist ein weiterer guter Crew-Motivator und<br />
für viele eine seltene Gelegenheit, die Lieben an<br />
Land zu sehen.<br />
Tane Rewi, Kapitän der 200-ft-Feadship-Yacht Majestic<br />
sagt, dass das gesamte Vergütungspaket umso besser<br />
wird, je länger die Crewmitglieder an Bord der Yacht bleiben,<br />
sowohl finanziell wie auch im Hinblick auf die Landaufenthaltsregelung.<br />
„Es bedeutet einen großen Anreiz,<br />
etwas länger an Bord zu bleiben, wenn man weiß, dass<br />
man in jedem Jahr mehr bezahlte Freizeit erhält. Alle Besatzungsmitglieder<br />
haben im Endeffekt die Gelegenheit,<br />
sich bis zu zwei Monate Freizeit jährlich zu erarbeiten“,<br />
sagt Rewi. „Es gibt auch die Option, unbezahlten Urlaub<br />
zu nehmen, wenn der bezahlte Urlaub aufgebraucht ist –<br />
solange sich das nicht mit dem Reiseplan der Yacht beißt.”<br />
Und außerdem, so sagt er: „Sie erhalten jedes Jahr ein<br />
Rückflugticket nach Hause, wo auch immer sie leben“.<br />
Urlaubszeit wird stets außerhalb des Reiseplans der Yacht<br />
gebucht, d.h. die meisten Besatzungsmitglieder müssen<br />
ihre Auszeit während einer Überführungsfahrt oder einer<br />
Werftliegezeit nehmen. Darüber hinaus müssen Kapitäne<br />
und Eigner besondere Umstände berücksichtigen, für<br />
Indem man der<br />
Besatzung den<br />
Zugang zu den<br />
angenehmen<br />
Einrichtungen<br />
der Yacht<br />
gestattet,<br />
macht man sie<br />
eher mit den<br />
Bedürfnissen<br />
der Gäste<br />
vertraut und<br />
erhöht zudem<br />
die allgemeine<br />
Zufriedenheit<br />
mit dem Job<br />
04/2013 I 55
yachten Projekte I keeping the crew<br />
die ein Crewmitglied Freizeit zu ungelegenen Zeiten benötigt.<br />
„Eigner und Kapitäne müssen ein Gespür für die menschlichen<br />
Bedürfnisse ihrer Crew haben”, sagt Connor. „In solchen<br />
Fällen benötigt man eine Aushilfe, und das Besatzungsmitglied<br />
muss darauf vertrauen können, dass der Job gesichert ist.” Das<br />
bedeutet für den Kapitän, dass er die Bedürfnisse seiner Crew<br />
nach Landgang auch gegenüber dem Eigner vertreten muss.<br />
„Schließlich braucht sich der Eigner nicht um sein Bordpersonal<br />
zu kümmern - der Kapitän allerdings schon”, sagt er.<br />
„Wir meinen, dass jene Kapitäne mit dem höchsten Verschleiß<br />
an Besatzung die Einstellung haben: Wozu sich kümmern, du<br />
stehst eh nur an Deck herum.”<br />
Connor empfiehlt, die Bedingungen für unbezahlten Urlaub<br />
von Anfang an Wort für Wort in den Vertrag aufzunehmen,<br />
damit jeder mit diesen Bedingungen vertraut ist und damit<br />
leben kann.<br />
JOBROTATION<br />
Auf Yachten, wo man sich dies leisten kann, bieten Rotationsprogramme<br />
den Kapitänen die Möglichkeit, konkurrenzfähige<br />
Urlaubspakete sowie Sonderurlaub anzubieten,<br />
ohne dass fremde Crewmitglieder auf Zeitarbeitsbasis an<br />
Bord geholt werden müssen. Samar arbeitet zum Beispiel mit<br />
etwa 19 Crewmitgliedern auf Vollzeitbasis (zuzüglich dem<br />
persönlichen Mitarbeiterstab des Eigners), hat aber 23 Besatzungsmitglieder<br />
auf der Gehaltsliste. „Jeder an Bord außer<br />
dem Kapitän ist in die Rotation eingebunden”, sagt Corcoran.<br />
An Bord der Samar arbeiten das jüngere Deckpersonal sowie<br />
Stewards und Stewardessen fünf Monate durch und haben<br />
dann einen Monat frei. Die leitenden Offiziere und der leitende<br />
und der zweite Ingenieur arbeiten zwei Monate an Bord<br />
und haben dann zwei Monate frei. Wenn darüber hinaus ein<br />
Crewmitglied während der Nebensaison auf eigene Kosten<br />
Sonderurlaub nehmen möchte und die Yacht personell komplett<br />
ist, wird der Kapitän darauf nach Möglichkeit auch Rücksicht<br />
nehmen. „Es ist ein freizügigeres System“, sagt er und<br />
fügt hinzu: „Die Crew erhält während der Urlaubszeit volles<br />
Geld nach einer genau festgelegten Rechenformel.”<br />
Weiter schlägt bei der Crew-Rotation vorteilhaft zu Buche,<br />
dass der Kapitän nicht auf eine Ruhepause der Yacht warten<br />
muss, um Urlaub zu gewähren. „Der Eigner hat nicht vor, seine<br />
Yacht außerhalb der Saison einer verminderten Aufmerksamkeit<br />
zu überlassen. Wir haben ganzjährig eine komplette<br />
Crew zur Verfügung”, sagt Corcoran. „Sonst hätte man eine<br />
extra Deckhand und einen Steward anheuern müssen, mit je<br />
einem Monat Urlaub nach fünf Monaten harter Arbeit.”<br />
Nach seiner Erfahrung führt Crew-Rotation zu einer höheren<br />
Mitarbeiterbindung. „Der Eigner möchte gerne dieselben<br />
Leute in seiner Nähe haben. Alle diese Programme kosten<br />
dasselbe oder weniger als die Kosten für die Vermittlung von<br />
Mannschaften.“<br />
VERBESSERTE LEBENSBEDINGUNGEN<br />
Auf vielen Yachten, insbesondere kleineren Einheiten, sind<br />
Rotation und zusätzliche Urlaubszeit einfach keine Option.<br />
Die Kapitäne können dennoch etwas zur Bindung der Crew<br />
beitragen, indem sie deren Lebensbedingungen an Bord<br />
verbessern. Privat nutzbare Entertainmentsysteme, wie zum<br />
Beispiel individuelle TV-Geräte, dvd-Player oder Zugriff auf<br />
die Filmdatenbank der Yacht und die in jeder Kabine montierten<br />
iPod-Docks (natürlich komplett mit Kopfhörern) können<br />
das Wohlbefinden der Crewmitglieder in deren Freizeit<br />
erheblich steigern. Heutzutage ist ein kostenloser W LAN-<br />
Anschluss für viele Besatzungsmitglieder extrem wichtig.<br />
Auch wenn Kapitäne und Mannschaften nichts an den<br />
Abmessungen der Unterkünfte an Bord der Yacht ändern<br />
können, kann man das Beste aus dem zur Verfügung stehenden<br />
Raum herausholen, etwa indem man einem Ehepaar<br />
eine Kabine mit einem Doppelbett oder einer größeren<br />
Unterkoje gemeinsam zur Verfügung stellt. So etwas zum<br />
Beispiel kann durchaus ein großer Anreiz sein, länger an<br />
Bord der Yacht zu bleiben.<br />
Gutes Essen für die Crew ist ebenso ein Treueanreiz. „Wir<br />
haben einen wirklich guten Chef für die Crew, der hervor-<br />
“Wir meinen, dass jene Kapitäne<br />
mit dem höchsten VerschleiSS an<br />
Besatzung die Einstellung haben:<br />
Wozu sich kümmern, du stehst<br />
eh nur an Deck herum.’”<br />
Rupert Connor, Luxury Yacht Group<br />
56 I 04/2013
Bei uns<br />
geht Ihre Spende<br />
garantiert nicht unter.<br />
ragendes Essen auf den Tisch bringt, und das funktioniert”,<br />
sagt Corcoran. „Wir haben eine Menge Schnellgerichte<br />
gestrichen und kaufen stattdessen Fleisch und Fisch von<br />
guter Qualität.“ Er lacht: „Mitunter hört man Klagen, dass die<br />
Verpflegung zu gut sei.“ Für die Gewichtsbewussten ist es<br />
ein Glück, dass der Eigner der Samar der Crew die Nutzung<br />
des Fitnessraums an Bord der Yacht gestattet, wenn<br />
die Gäste diesen nicht nutzen.<br />
Obwohl Alkohol an Bord der Samar bei der Crew kein Thema<br />
ist, hat der Eigner nichts dagegen, wenn die Yacht abends<br />
außerhalb der Dienstzeit zu einem Hafenbummel verlassen<br />
wird. Corcoran sagt, dass seine Crew an Land meistens als<br />
Gruppe herumhängt. „Die Crew auf hohem Niveau bei Laune<br />
zu halten, ist der Schlüssel für deren Loyalität über lange Zeit.<br />
Auch Ausflüge zum Go-Kart-Fahren, Paintball, Tauchen usw.<br />
sind sehr wichtig”, fügt Rewi hinzu. „Sie wollen doch auch,<br />
dass der Job auch dann mit dem größtmöglichen Vergnügen<br />
gemacht wird, wenn einmal Überstunden angesagt sind.”<br />
TREUEPRÄMIE<br />
Das alles bedeutet allerdings nicht, dass Geld bei der<br />
Betrachtung einer längeren Mitarbeiterloyalität überhaupt<br />
keine Rolle spielt. Die zuvor genannten Tipps beziehen sich<br />
hauptsächlich auf Yachten, die im Vergleich zu Schiffen<br />
ihrer Größe und Klasse angemessene Gehälter zahlen.<br />
Wenn die Crew das Gefühl hat, völlig unterbezahlt zu sein,<br />
wird keinerlei wie auch immer geartete Extra-Zuwendung<br />
für loyale Mitarbeiter sorgen.<br />
Gehaltserhöhung basierend auf einer guten Beurteilung sind<br />
für die Crewmitglieder wichtige Entwicklungsschritte. Bonuszahlungen<br />
sind eine andere Methode, mit der Kapitäne<br />
die Mitarbeitertreue verbessern können, vorausgesetzt das<br />
Budget lässt dieses zu. An Bord der Majestic bedeutet das,<br />
wie Rewi sagt: „Wenn man für ein Jahr bleibt, erhält man<br />
einen jährlichen Bonus basierend auf der Leistung.”<br />
Auch an Bord der Samar gibt es ein Treueprämie-Programm.<br />
„Während der Vertragslaufzeit erhält man nach 360 Diensttagen<br />
mehr Geld”, sagt Corcoran. „Das kommt nah an ein<br />
weiteres Monatseinkommen heran”.<br />
Schulungen, Urlaub, Bonuszahlungen, verbesserte Lebensbedingungen<br />
und Vergünstigungen sind durchweg bewährte<br />
Wege, um die Crew zu längerer Treue zu ihrer Yacht<br />
zu motivieren, sofern der Kapitän und der Eigner ihre Versprechen<br />
einlösen. Alle Einzelheiten eines Extrapakets<br />
für die Crew sollten deshalb im Voraus in den Vertrag aufgenommen<br />
werden.<br />
„Insgesamt”, sagt Rewi, „denke ich, dass es zum Vorteil der<br />
Yacht ist, wenn man der Crew gegenüber großzügig ist, zumal<br />
eine gute Crew nicht mehr kostet und es sich auszahlt,<br />
weil sie länger an Bord bleibt.”<br />
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58 I 04/2013
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04/2013 I 59
yacht stil I montblanc<br />
Stilvoll: Schweizer Hauptsitz von Montblanc Montre im Uhrenstädtchen Le Locle im Kanton Neuchâtel,<br />
gleichzeitig Kompetenz- und Kontrollzentrum für die Uhrenfertigung.<br />
Die Rising Hours in einer Sonderedition, wie sie als Unique piece während der 5. "Only Watch-Charity-<br />
Auktion" den Besuchern der diesjährigen Monaco Boat Show (25. bis 28. September) vorgestellt werden<br />
wird (großes Foto rechts). Die Versteigerung erfolgt dann am 28. September<br />
60 I 04/2013
day &<br />
night<br />
Text matt müncheberg fotos montblanc, matt müncheberg<br />
Der aus einer Uhrmacherfamilie stammende Alexander<br />
Schmiedt leitet seit 2008 die Uhrenproduktion. <strong>MEER</strong> &<br />
<strong>YACHTEN</strong> traf ihn vor dem Firmensitz in Le Locle<br />
Frage nicht (denn eine Antwort<br />
ist unmöglich), welches Ende<br />
die Götter mir, welches sie dir,<br />
Leukonoe, zugedacht haben,<br />
und versuche dich nicht an<br />
babylonischen Berechnungen!<br />
(…) …sei nicht dumm, filtere<br />
den Wein und verzichte auf jede<br />
weiter reichende Hoffnung!<br />
Noch während wir hier reden,<br />
ist uns bereits die missgünstige<br />
Zeit entflohen: Geniesse den<br />
tAG, und vertraue möGLichst<br />
wenig auf den foLGenden!<br />
04/2013 I 61
yacht stil I montblanc<br />
Gemäss der Sequenz aus Horaz' Ode „An Leukonoe“<br />
ist der neue Chronograph der Luxus-<br />
Uhrenschmiede Montblanc ganz dem Thema<br />
Tag und Nacht gewidmet. Carpe diem… – „pflücke<br />
den Tag“ – fordert in der Schlusszeile, quasi als Fazit des Gedichtes,<br />
dazu auf, die knappe Lebenszeit heute und jetzt zu<br />
genießen. Nicht aus des römischen Dichters Feder stammt<br />
hingegen die später hinzugekommene Redewendung „…et<br />
noctem“ – „…und die Nacht“, mit der oft die Berufe der Müller,<br />
Bäcker und Bauern angesprochen wurden, deren Tagwerk<br />
meist schon in den sehr frühen Morgenstunden begann. Und<br />
die der Wassersportler, insbesondere der Segler, könnte man<br />
heute ganz aktuell anfügen, denn auch sie sind oft, zumindest<br />
auf langen Schlägen oder ausgedehnten Törns, mehrere<br />
Tage am Stück auf dem Wasser unterwegs, sei es auf dem<br />
„long leg“ von den Kanaren über den Atlantik mit Kurs auf das<br />
Karibische Meer oder vor Anker auf dem sommerlich glatten<br />
Neuenburgersee liegend.<br />
Uhrenfertigung in Montblanc Villeret: Die Minerva-Manufaktur gehört seit 2007 zum<br />
Unternehmen. Sie gilt als Entwicklungsschmiede des Luxusuhren-Herstellers<br />
Da ist es hilfreich zu wissen, was die Stunde geschlagen hat:<br />
Nacht – oder Tag? Die neue Montblanc Nicolas Rieussec Rising<br />
Hours beantwortet diese Frage auf ihre eigene, raffinierte<br />
Art und Weise. Einen herkömmlichen Stundenzeiger besitzt<br />
sie nicht – stattdessen weist sie einen nach oben gewölbten<br />
Kreisausschnitt bei 12 Uhr auf. Dahinter dreht sich – unter<br />
einem kleinen Dreiecksindex – eine Scheibe mit den arabischen<br />
Stundenziffern von 1 bis 12. Das Besondere: „Die<br />
Stundenziffer wechselt je nach Tageszeit ihre Farbe. Sie ist<br />
hellblau für die Nacht- und schwarz für die Tagesstunden“,<br />
sagt Alexander Schmiedt, Managing Director Watches<br />
bei dem in Le Locle im Kanton Neuchâtel ansässigen Unternehmen.<br />
Das habe es so noch nicht gegeben, sagt der<br />
aus einer Uhrenfamilie stammende Manager stolz, zweieinhalb<br />
Jahre habe es gedauert von dem Beginn der Entwicklung<br />
des Werkes bis zur Vorstellung des Prototyps.<br />
Das komplizierte Werk, welches dafür sorgt, dass beim Korrigieren<br />
der Datumsanzeige der Tages-Wechsel tatsächlich um<br />
Mitternacht (und nicht mittags) erfolgt, ist das neue Manufakturkaliber<br />
MB R220. Es besitzt eine aufwändige, patentierte<br />
Mechanik aus zwei übereinanderliegenden Drehscheiben:<br />
In der oberen sind die arabischen Ziffern von 1 bis 12<br />
ausgespart; dahinter dreht sich eine zweite, die Tag/Nacht-<br />
Scheibe, mit den hellblauen und schwarzen Farbsegmenten.<br />
Diese scheinen je nach Tageszeit dann abwechselnd durch<br />
die ausgesparten Ziffern. Eigentlich ganz einfach, könnte<br />
man meinen. Doch weit gefehlt. Um den gewünschten Effekt<br />
zu erzielen, dass sich die 12-Stunden-Scheibe kontinuierlich,<br />
die Tag/Nacht-Scheibe jedoch in Intervallen und mit<br />
unterschiedlichen Geschwindigkeiten bewegt (nur so kann<br />
schließlich der gewünschte Farbwechsel vollzogen werden),<br />
bedurfte es einer extravaganten und komplizierten Steuerung.<br />
Die wird erreicht durch eine Malterkreuz-Mechanik mit zwei<br />
nockenähnlichen Rädern, wobei eine der Nocken auf der<br />
Antriebsachse der Tag/Nacht-Scheibe, die andere auf einem<br />
Vorgelege der Stundenachse sitzt. Definiert durch ihre Profile<br />
Gdrehen diese nun zwischen 9 und 15 (und noch einmal zwi-<br />
62 I 04/2013
Seit 1858 stellt die Schweizer Fabrique<br />
d`Horlogerie Minerva in Villeret besonders<br />
hochwertige mechanische Uhren<br />
her. Für die meisten der im Berner Jura<br />
hergestellten Zeitmesser gibt es im<br />
Stammhaus an der Rue Principale 36<br />
noch Ersatzteile wie diese Zifferblätter.<br />
Im Oktober 2006 wurde Minerva von<br />
Richemont aufgekauft; seitdem gibt es<br />
eine überaus erfolgreiche Partnerschaft<br />
mit Montblanc, unter dessen Dach die<br />
Marke seitdem distributiert wird<br />
Die Stundenziffer wechselt<br />
je nach Tageszeit ihre Farbe.<br />
Sie ist hellblau für die Nachtund<br />
schwarz für die Tagesstunden.<br />
Entwicklungszeit:<br />
zweieinhalb Jahre.<br />
Das neue, patentierte "Day- and Night"- Werk<br />
besteht aus zwei rotierenden Scheiben<br />
04/2013 I 63
yacht stil I montblanc<br />
schen 21 und 3) Uhr „leer“ aneinander vorbei; die<br />
Tag/Nacht-Scheibe steht. Erst um 3 (und um 15)<br />
Uhr beginnt die Tag/Nacht-Scheibe zu beschleunigen,<br />
bis beidseits zwei Zahnprofile von 4.30 bis<br />
7.30 (bzw. 16.30 bis 19.30) Uhr in eine kontinuierlich,<br />
synchrone Bewegung der Ziffern- und der<br />
Tag/Nacht-Scheibe münden. Zwischen 7.30 und 9<br />
(sowie zwischen 19.30 und 21) Uhr verlangsamt<br />
sich die Geschwindigkeit der Tag/Nacht-Scheibe<br />
entsprechend, bis der Eingriff vollständig aufgehoben<br />
ist; die blau/schwarze Scheibe bleibt stehen<br />
– bis zur nächsten Runde.<br />
Wenn dann um 6 Uhr morgens die durchbrochene<br />
Ziffer 6 der Stundenscheibe links hellblau und<br />
rechts schwarz erscheint, ist klar, dass sich die<br />
Nacht nun endgültig verabschiedet hat, wieder<br />
ein wertvoller Tag „verbraucht“, „gelebt“ ist – und<br />
schon wieder ein neuer Tag angebrochen ist. Einmal<br />
spontan hineinspringen ins erfrischend kühle<br />
Nass des Neuenburgersees bei Sonnenaufgang?<br />
Einmal spontan unter dem grenzenlosen Sternenhimmel<br />
schlafen? Ein Abenteuer wagen? Einfach<br />
Segel setzen und ablegen – mit unbekanntem Ziel?<br />
Warum nicht? Sicher, dafür braucht Mann/Frau<br />
nicht dieses außergewöhnliche, in 18 Karat Rotgold<br />
gefertigte Kunstwerk der Haute Horlogerie. Doch<br />
egal, ob es sich nun um die gerade anbrechenden<br />
Tages- oder die Nachtstunden handelt: Getreu<br />
dem um zwei Wörter ergänzten Horaz'schen Motto<br />
„carpe diem – et noctem“ ist es mit der neuen Rising<br />
Hours am Handgelenk immer die rechte Zeit,<br />
um den Tag noch ein Stück bewusster zu „pflücken“.<br />
Wenn die außergewöhnliche, bis zu 3 bar<br />
wasserdichte Uhr von Montblanc dazu beitragen<br />
kann, den Tag (und die Nacht) tatsächlich intensiver<br />
zu leben, hat sich schon eines ihrer wichtigsten Anliegen<br />
erfüllt. Für den Hingucker bei den Umstehenden<br />
sorgt sie sowieso – das übrigens ganz unabhängig<br />
von der Tageszeit.<br />
&<br />
info<br />
Montblanc stellte 1997 die ersten Zeitmesser vor. 2007 erfolgte<br />
der Schritt in die absolute Luxusklasse. Mit der Übernahme der<br />
Schweizer Traditions-Uhrenmarke Minerva in Villeret verstummten<br />
auch die letzten Kritiker, für die Montblanc bis dahin noch etwas<br />
„nach Tinte gerochen“ hatte. Mittlerweile wurde der Schritt<br />
von einer produkt- hin zu einer lifestyleorientierten Positionierung<br />
erfolgreich vollzogen. „Montblanc Villeret ist unsere Entwicklungsschmiede,<br />
Montblanc Montre in Le Locle unser Kompetenz- und<br />
Kontrollzentrum“, sagt Montblanc-Uhrenchef Alexander Schiedt.<br />
Für nautisch Interessierte, insbesondere die Wassersportler unter<br />
den Uhren-Liebhabern dürfte die „Grand Régulateur Nautique“<br />
besondere Aufmerksamkeit genießen. Mit diesem auf acht<br />
Stück limitierten Chrono, erhältlich im Set mit der vollkardanisch<br />
gelagerten „Regulateur Navigational Clock“ (Vorstellung in einem<br />
der nächsten Hefte von <strong>MEER</strong> & Yachten) begründete Montblanc<br />
unter anderem ihren exzellenten Ruf als einer der kreativsten<br />
Vertreter der Haute Horlogerie, wenn es um die Entwicklung<br />
frischer Ideen und deren professionelle Umsetzung geht.<br />
Die Nicolas Rieussec-Chronographen von Montblanc sind dem<br />
gleichnamigen Erfinder des „chronographe encreur“ (Tinenchronograph)<br />
von 1821 gewidmet. Bei der aus 343 Einzelteilen (42<br />
Rubine) bestehenden Rising Hours mit 72 Stunden Gangreserve<br />
(Anzeige auf der Rückseite) drehen sich neben der Tag-und-<br />
Nacht-Mechanik noch vier weitere Scheiben: Sie zeigen in einem<br />
Fenster bei 9 Uhr die Wochentage und bei 3 Uhr das Datum an.<br />
Die Chronographen-Funktion besteht aus einer Kombination aus<br />
einer 60-Sekunden-Scheibe für die Stoppsekunden und einer<br />
30-Minuten-Scheibe als Minutentotalisator. Der Chrono-Drücker<br />
ist ergonomisch günstig bei 8 Uhr angeordnet und wird mit dem<br />
Daumen betätigt. Wichtig für alle Wassersportler: Die Wasserdichtigkeit<br />
der Rising Hours-Modelle ist durchgehend mit 3 bar/<br />
30 Meter angegeben. Die Ausführung mit einem 15,3 mm hohen<br />
Gehäuse (Durchmesser 43 mm) aus 18 Karat Rotgold und<br />
braunem Alligatorlederband mit Dreifach-Faltschließe aus 18 Karat<br />
Rotgold wird im September gelauncht und kostet 26.900 Euro,<br />
weitere Modelle werden in Platin (limitiert auf 28 Exemplare) und<br />
Edelstahl angeboten. Besucher der diesjährigen Monaco Boat<br />
Show (25. bis 28. September) haben die Chance, die Uhr als<br />
„Unique piece“ in einer Sonderedition zu sehen – und sie bei<br />
der während der Boat Show laufenden 5. „Only Watch-Charity-<br />
Auktion“ am 28. September zu ersteigern.<br />
montblanc.com | onlywatch.com.<br />
Wichtig für Wassersportler: Die Wasserdichtigkeit der Rising<br />
Hours-Uhren wird durchgehend mit 3 bar/30 Meter angegeben.<br />
Ein Mitarbeiter der Montblanc-Manufaktur in Le Locle demonstriert,<br />
wie jede Uhr penibel mittels eines speziellen Druckzylinders<br />
getestet wird<br />
64 I 04/2013<br />
Uhrmacherei in Le Locle: In diesem Tal sind seit mehr als drei<br />
Jahrhunderten die größten Uhrmacher zu Hause. Die Stadtväter<br />
haben sich zum Ziel gesetzt, Vergangenheit und Gegenwart der<br />
Uhrmacher-Kunst zusammenzufügen und diese so erfolgreich in<br />
die Neuzeit zu transferieren. Seit Juni 2009 gehört Le Locle deshalb<br />
zum UNESCO-Weltkulturerbe. lelocle.ch
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Loro Piana’s Leidenschaft für das Meer und noch mehr<br />
Das zweite Jahr in Folge ist Loro Piana<br />
der Titelsponsor der “Loro Piana Caribbean<br />
Superyacht Regatta and Rendezvous”. Der exklusive<br />
nautische Wettbewerb findet nun zum dritten Mal im<br />
Monat März in Virgin Gorda vor den Britischen<br />
Jungferninseln statt. Diesem wunderbaren und<br />
doch anspruchsvollen Event folgt im Juni die Loro<br />
Piana Superyacht Regatta in Porto Cervo,<br />
Sardinien, die nun bereits zum fünften Mal<br />
abgehalten wird.<br />
Für beide Wettbewerbe werden nicht mehr als<br />
30 der größten Segel- und Motoryachten der Welt<br />
zugelassen, die eine Mindestlänge von 80 Fuß nicht<br />
unterschreiten dürfen und sich gegenseitig herausfordern: Sie<br />
stellen die taktischen Fähigkeiten ihrer Eigentümer<br />
und Crews in mehreren Regatten auf den<br />
Prüfstand.<br />
Segeln ist eine echte Leidenschaft in der Familie<br />
Loro Piana, da es eine Möglichkeit bietet, ganz mit<br />
der Natur zu verschmelzen. Das Segeln spiegelt die<br />
Philosophie des Unternehmens wider: Technische<br />
Forschung, Streben nach Perfektion, elegante<br />
Details und Respekt vor der Natur.<br />
Loro Piana´s Grundwert ist das Streben nach<br />
absoluter Qualität, was sich in jedem Aspekt des<br />
vertikal integrierten Produktionsprozesses zeigt.<br />
Es reicht vom direkten Zugriff auf die feinsten und<br />
seltensten Rohmaterialien der Welt bis hin zum individuellen<br />
Kundenservice: Die Mission des Unternehmens ist es, Exzellenz<br />
in Design und Komfort jedes Produkts sicher zu stellen, sowie<br />
die Freude an ultimativer Qualität unter bestehenden und<br />
künftigen Kunden zu wecken.<br />
Diese Werte liegen ebenfalls Loro Piana Interiors zugrunde,<br />
einer Linie, die sich Heimtextilien und Leinen verschrieben<br />
hat. Das Konzept richtet sich an diejenigen, die im Lauf der<br />
Zeit die Qualitäten von Loro Piana zu schätzen gelernt haben.<br />
Die Unit Interiors wurde gegründet, um den Kunden die<br />
Möglichkeit zu geben, ihre Wohnräume mit derselben<br />
vertrauten Eleganz auszustatten, mit der sie sich auch<br />
kleiden. Seit Einführung im Jahr 2006 stehen die Grundwerte<br />
von Loro Piana Interiors für kompromisslose Qualität, die<br />
Suche nach den besten Rohmaterialien der Welt und rigorose<br />
Kontrollen in jedem Schritt des Herstellungsprozesses.<br />
Das tiefgreifende Wissen im Bereich der Textilindustrie und<br />
der technische Fortschritt in diesem Sektor, gemischt mit der<br />
Suche des Unternehmens nach den wertvollsten und seltensten<br />
Fasern, ermöglichten die Fertigung einzigartiger und zeitloser<br />
Stoffe für die Interieurs von Häusern, Yachten, Flugzeugen und<br />
Hotels mit höchster Eleganz und Behaglichkeit. Zudem werden<br />
die Stoffe speziellen Behandlungen unterzogen, die eine<br />
hervorragende Widerstandsfähigkeit und einfache Pflege<br />
Wendejacke in Windmate®<br />
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Qualität;<br />
Regata, Kaschmirdecke<br />
mit Wildlederrand (Limited<br />
Edition);<br />
My Sailing Bag, aus<br />
wasserabweisender Wind<br />
Mikrofaser (Storm<br />
System®)<br />
garantieren. Gleichzeitig bleiben Weichheit, leichtes Gewicht<br />
und Komfort erhalten. Die Kollektion umfasst über 600<br />
Stoffvarianten zum Beziehen von Postermöbeln, für Vorhänge<br />
und dekorative Elemente, die im Hinblick auf Farben und<br />
Muster so abgestimmt werden könnten, dass sie perfekt<br />
zu Überwürfen, Decken und Teppichen passen. Mit<br />
Stoffen von Loro Piana ausgestattete Interieurs sind<br />
warm und einladend; sie spiegeln den individuellen<br />
Stil, die Persönlichkeit und das Augenmerk für<br />
Qualität wider.<br />
Zudem haben die Kunden von Loro Piana die<br />
Möglichkeit, ihre eigenen Segel- oder Motoryachten<br />
zu personalisieren. Leinen und Kaschmir höchster<br />
Qualität werden in speziellen Mischungen<br />
zusammengebracht: Leinen ist kühl und frisch,<br />
während Kaschmir hilft, die Feuchtigkeit des Meeres<br />
abzuweisen. Diese Stoffe sind in unterschiedlichen<br />
Gewichten und Webarten erhältlich und perfekt für<br />
Polstermöbel, Tagesdecken, Kissen geeignet und<br />
sogar für lichtundurchlässige Gardinen, die eine<br />
maximale Privatsphäre garantieren, wenn die Yacht<br />
am Steg angelegt hat.<br />
Die Superyacht Regattas sind perfekt geeignet, um<br />
die Produkte von Loro Piana dort zu testen, wo<br />
technische Perfektion sich in Harmonie mit der Natur<br />
wiederfindet. Aufgrund seines umfassenden<br />
Verständnisses für diesen Sport designt und<br />
produziert Loro Piana Kleidungsstücke, die die spezifischen<br />
Bedürfnisse des Sportlers erfüllen: Die ständige Suche nach<br />
der perfekten Einheit aus Ästhetik und Funktionalität.<br />
Hieraus resultiert eine Reihe von Artikeln – Blousons,<br />
Westen, Jacken, Hosen, Hemden und Poloshirts – die nach<br />
Geschmack personalisiert werden können und aus<br />
außergewöhnlichen Materialien und Textilien gefertigt werden.<br />
Sie eignen sich für jedes Klima, ohne dass man dafür Weichheit<br />
und Eleganz opfern müsste. Funktionskleidung erhält<br />
Spezialbehandlungen wie Windmate® und Storm System®.<br />
Sie bestehen aus einer Mikrofaser, die wind- und<br />
wasserabweisend ist, um die Qualitäten von Kaschmir mit<br />
technischer Leistung zu vereinen.<br />
Loro Piana verfügt über sechs Generationen Erfahrung in<br />
der Produktion von Textilien für höchste Ansprüche und ist<br />
weiterhin Branchenführer. Diese vertikale Integration ist die<br />
beste Garantie für den Zugang zu Forschung, den besten<br />
Rohstoffen und für die Kontrolle des Herstellungsprozesses:<br />
Zusammen mit dem Bestreben nach maximaler Qualität und<br />
der Fähigkeit, bahnbrechende Technologie mit handwerklicher<br />
italienischer Tradition und Schneiderkunst zu vereinen, wurde<br />
Loro Piana zu einer Referenzmarke im weltweiten<br />
Luxusgütermarkt.<br />
www.loropiana.com
yacht stil I interview harald baum<br />
„<br />
„<br />
Segeln ist für<br />
mich so normal<br />
wie spazierngehen<br />
68 I 04/2013
Müssen wir Harald Baum noch vorstellen, bevor<br />
wir direkt in das Interview mit ihm einsteigen?<br />
Nein, den kennt jeder. Entweder als Eigentümer<br />
der Pantaenius Holding oder als engagierten<br />
Segler an Bord seiner Swan 48 Elan. Oder doch<br />
als bekennenden Motorbootfahrer? Neben der<br />
kleinen Barkasse Courtage auf der Elbe bereist<br />
er auf der stilvollen Motoryacht Joanne of<br />
Garth das Mittelmeer. Aktueller Anlass für unser<br />
Gespräch: Dieses Jahr arbeitet er 50 Jahre für<br />
und mit Pantaenius. Und findet neben seinem Job<br />
noch Zeit, sich um sein Schiff und das Ehrenamt<br />
als Vorsitzender des Hamburger segel-clubs zu<br />
kümmern. meer & yachten sprach mit dem Segler<br />
Baum über die Liebe zur Elan, die Sehnsucht nach dem<br />
Hungrigen Wolf und die Freude an einer Duver 23.<br />
Fotos: Privat, Pantaenius<br />
Harald Baum, 23 und gelernter Schiffsmakler, auf dem Weg zur Arbeit<br />
04/2013 I 69
yacht stil I interview harald baum<br />
Bösartige Zungen nennen die Elan gerne ein ORCi-Vermessungswunder,<br />
doch das stimmt nicht immer: Das Schiff wird von der<br />
Familiencrew gut und routiniert gesegelt. Und sollte es doch<br />
mal eng werden und krachen – Eigner Harald Baum ist Profi im<br />
Versicherungsgeschäft<br />
Was für ein Schiff bist du vor 50 Jahren gesegelt?<br />
„Vor 50 Jahren habe ich nach meiner Zeit als Volontär in der<br />
Schweiz einen zauberhaften kleinen 6m-Bergspitzgatter erworben<br />
und das Schiff rund fünf Jahre gesegelt. Mit großer<br />
Freude habe ich vor allem an den Regatten nach Helgoland<br />
und in der Ostsee teilgenommen.<br />
Pantaenius hat sich in den letzten Jahren stark dem wachsenden<br />
Segment der Superyachten zugewandt. Sind diese eleganten,<br />
mit höchstmöglichem Komfort ausgestatteten<br />
Yachten auch für dich ein Traum, oder bleibst du weiterhin<br />
deiner Elan treu?<br />
„Die Freude und Sehnsucht, im Frühjahr wieder eine Yacht<br />
wie meine Elan zu segeln, möchte ich nicht missen. Ich<br />
habe sehr häufig auf sehr großen Yachten gesegelt, doch<br />
die Freude an einer gut segelnden Yacht wie Elan, ausgeglichen<br />
im Ruder und extrem seetüchtig, ist und bleibt für<br />
mich das Größte.“<br />
Wie sehr sind Beruf und die Leidenschaft fürs Segeln<br />
miteinander verknüpft?<br />
„Ich habe mein Leben lang gesegelt, seit meinem dritten<br />
Lebensjahr, zusammen mit meinen Eltern auf der Yacht<br />
Alibi. Später bis Anfang der 1950er Jahre habe ich mehr<br />
oder weniger an Bord gewohnt. Für mich ist Segeln genauso<br />
normal wie Spazierengehen. Eine berufliche Verknüpfung<br />
war programmiert. Als ich das Yacht-Versicherungsgeschäft<br />
1968/69 begann kamen mir meine Kenntnisse und meine<br />
Liebe zur Segelei und zu den Yachten natürlich sehr zugute.“<br />
Jeder, der dich auf der Regattabahn oder im Hafen trifft,<br />
weiß, dass du „Mr. Pantaenius“ bist. Ist es schwer, Berufliches<br />
und Privates in einer so kleinen Szene zu trennen?<br />
„Für mich war das nie ein Problem. Irgendwie habe ich mich<br />
in der Segelszene nicht nur dazugehörig, sondern auch<br />
wohl gefühlt. Ich habe eigentlich immer nur Vorteile in der<br />
Verknüpfung Beruf und Segeln gesehen und auch gehabt.“<br />
Kann man bei Pantaenius arbeiten, ohne Segler oder Wassersportler<br />
zu sein?<br />
„Es gibt einige wenige Leute, die für mich wichtig sind, bei<br />
Pantaenius arbeiten und nicht Vollblutsegler sind, so zum<br />
Beispiel unser Finanzdirektor. Aber eigentlich sind 90 Prozent<br />
Segler oder Motorbootfahrer.“<br />
Was hat sich in den letzten fünf Jahrzehnten im Segelsport<br />
verändert?<br />
„Vor fünf Jahrzehnten war für einen Fahrtensegler Dänemark<br />
schon ein weites, hoch gestecktes Ziel. Heute sind die Ziele<br />
viel weiter entfernt. Vor 20 Jahren war eine Atlantiküberquerung<br />
und Fahrtensegeln in der Karibik selten, heute ist es<br />
an der Tagesordnung. Die Freude am eigenen Boot, im Sommer<br />
sowieso und im Winter auch bei den Arbeiten am Schiff,<br />
wird heute von jungen Leuten, vielleicht aufgrund von Überlastung<br />
im täglichen Beruf, nicht mehr so gelebt. Die neue<br />
Generation chartert häufig Yachten in anderen Segelrevieren<br />
und lässt sich nicht auf ein eigenes Boot ein.“<br />
Welche Neuerungen genießt du, was hätte deiner Ansicht<br />
nach unverändert bleiben können?<br />
„Die technischen Entwicklungen im Yachtbau, gerade bei der<br />
Ausrüstung und den Konstruktionen, haben das Vergnügen<br />
an einer Yacht, die sich nur mit dem Wind fortbewegt, eindeutig<br />
vergrößert. Natürlich sind die Reviere häufig überfüllt,<br />
und die modernen Marinas spiegeln ein vollkommen anderes<br />
gesellschaftliches Leben wider, als wir es vor 50 Jahren gewohnt<br />
waren. Die Nähe zur Natur hat durch diese moderne<br />
Entwicklung gelitten, aber es finden sich noch immer einsame<br />
Ankerplätze.“<br />
Wo segelst du am liebsten? Und wo wolltest du immer<br />
schon vor Anker gehen?<br />
„Ich liebe nach wie vor meine Elbe und komme immer weniger<br />
dazu, sie zu nutzen. Auch wenn sie immer mehr industrialisiert<br />
wird und unsere wundervollen Nebenarme und Fahrwasser<br />
sehr häufig nicht mehr zu befahren sind, bleibt sie<br />
mein Revier. Wenn ich vor Anker gehen möchte, dann am<br />
liebsten am Hungrigen Wolf, hinter der Ostspitze von Pagensand<br />
im Nebenfahrwasser.“<br />
„<br />
70 I 04/2013
interview harald baum I yacht stil<br />
Vater und Söhne: Harald Baum mit Daniel (links) und Martin „Tino” (rechts)<br />
Fotos: Privat, Pantaenius<br />
Inzwischen bist du Vorsitzender des alteingesessenen Hamburger<br />
Segel-Clubs (HSC), der in den letzten Jahren mit<br />
latentem Mitgliederschwund, wechselnden Gastronomen<br />
und einem unsteten Vorstand zu kämpfen hatte. Was zeichnet<br />
deiner Ansicht nach einen guten Club aus? Was muss<br />
ein Club leisten, damit Mitglieder und Segler sich dort<br />
wohlfühlen und sich mit der Institution identifizieren?<br />
„Der Hamburger Segel-Club hat seit seiner Gründung immer<br />
ein besonderes Augenmerk auf die See- und Fahrtensegelei<br />
gelegt sowie auf die üblichen Seeregatten auf den Heimatrevieren.<br />
Dieser Bereich hat in den letzten Jahren deutlich abgenommen.<br />
Zugenommen dagegen hat die Regattasegelei<br />
mit kleinen Jollen und Kielschiffen, vor allem auf der Alster.<br />
Die Mittwochsregatten erfreuen sich größter Beliebtheit, und<br />
junge Leute, die eine schnelle Herausforderung, intensive<br />
und nicht zu lange Jollenregatten lieben, sind neue Mitglieder<br />
bei uns geworden. Ich hoffe sehr, dass diese neue<br />
Generation von jüngeren Seglern sich irgendwann auch der<br />
Seesegelei und vor allem der Fahrtensegelei widmen wird.<br />
Denn was macht einen guten Club aus? Natürlich die Jugendarbeit<br />
und die Anlagen in den Häfen. Dazu gute Stimmung<br />
und die Möglichkeit, Freunde und andere Segler zu treffen.<br />
Ich meine, dass sich die Stimmung im Hamburger Segel-<br />
Club deutlich gebessert hat, wir haben steigende Mitgliederzahlen<br />
und dort, wo man mit Gleichgesinnten seine Freizeit<br />
teilt, fühlt man sich auch wohl.“<br />
Gibt es eine andere Sportart, die Familien und Freunde so<br />
sehr miteinander verknüpft wie der Segelsport?<br />
„Zusammenhalt innerhalb einer Familie wird durch Fahrtensegeln<br />
hervorragend unterstützt. Ich kenne nur noch eine<br />
andere Sportart, wo es ähnlich ist, und das ist Bergwandern.<br />
Mit der Familie!“<br />
Warum sollten Segler dennoch nicht leicht naserümpfend<br />
auf Motoryachtfahrer herabblicken?<br />
„Genau aus dem oben genannten Grund. Auf Motorbootfahrten<br />
hat man die gleiche Möglichkeit, die Natur aus nächster<br />
Nähe zu erleben und zu genießen. Zusammen bildet man<br />
im positiven Sinne eine Gefahrengemeinschaft. Das gemeinsam<br />
zu erleben, ist für Familie und Crew ganz wichtig.<br />
Zu guter Letzt: Stimmt die Legende, dass du dir ein Motorboot<br />
auf die Elbe gelegt hast, weil du für einen kurzen Zeitraum<br />
nicht mehr mit dem Auto ins Büro fahren konntest?<br />
„Die Elbe ist mein Heimatrevier. Vor rund 20 Jahren entdeckten<br />
wir ein kleines Motorboot aus England, eine Duver<br />
23, die wir mit nach Hamburg nahmen. Seitdem nutze ich<br />
möglichst häufig das Boot, um von Blankenese aus in 15 bis<br />
20 Minuten direkt vor mein Büro zu fahren und um Kunden<br />
zu besuchen. So schnell bin ich mit dem Auto nie. Und mein<br />
Führerschein ist mir bisher auf der Elbe auch noch nicht<br />
weggenommen worden.“<br />
&<br />
Fotos: Privat, Pantaenius<br />
Wenn ich vor Anker gehen möchte,<br />
dann am liebsten auf der Elbe am<br />
Hungrigen Wolf, hinter der<br />
Ostspitze von Pagensand im<br />
Nebenfahrwasser<br />
04/2013 I 71
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neuseeland<br />
Nicht nur Fans des Herrn der Ringe haben sich in den Filmen von der atemberaubenden Landschaft Neuseelands verzaubern<br />
lassen. Auch unter Seglern gelten die Inseln östlich von Australien als reizvolles Revier für alle, die mehr als baden und plantschen<br />
wollen. Sechs Personen können im Februar 2014 eine Reise von der Bay of Islands über die Coromandel-Halbinsel nach Auckland<br />
buchen, auf der sie ihre Tagestörns ganz entspannt mit den Skippern von Silversail und Skipperprofi absprechen. Je nach Belieben<br />
werden dann entweder mehrere kleine Ortschaften besucht, oder die Zeit auf See wird ausgedehnt. Der 14-tägige Erlebnis-Trip<br />
startet entweder von den Bay of Islands (Törn 1 vom 1. bis 14. Februar 2014) oder von Auckland aus (Törn 2 vom 15. bis 28. Februar<br />
2014) und ist die lange Anreise nach Neuseeland in jedem Fall wert. silversail.de<br />
Yacht-Tour<br />
durch die Ägäis<br />
Wer im September mit Turkish Airlines direkt<br />
nach Bodrum fliegt, kann selbst entscheiden,<br />
ob er mit einer Yacht von Pupa Yachting ab<br />
Bodrum, Göcek oder Marmaris zum Herbsttörn<br />
durch die türkische Ägäis starten möchte.<br />
Entweder geht die Tour über den charmanten<br />
Golf von Gökova oder entlang des von Buchten<br />
gesäumten Golfs von Fethiye. Die<br />
Charterflotte bietet Schiffe vom Typ<br />
Oceanis 440 oder Bénéteau 50, ausgestattet<br />
mit allem, was man für<br />
einen entspannten Törn benötigt.<br />
Wer zügig bucht, wird noch mit<br />
einem Preisvorteil von 25<br />
Prozent belohnt.<br />
argos-yachtcharter.de<br />
Chartern im Paradies<br />
Die TUI Tochter Sunsail hat im Juli eine neue Charterbasis auf<br />
St. Lucia eröffnet. Die Sunsail-Basis befindet sich in Marigot Bay<br />
auf der Westseite der Insel und bietet Yachten ab 39 Fuß an.<br />
Wie es sich für die Karibik gehört, ist das Meer hier türkisblau,<br />
am Ufer leuchten sattgrüne Tropenwälder. Übergabe der Yachten<br />
ist immer samstags oder sonntags, zudem bietet Sunsail zweiwöchige<br />
Flottillentörns an. Der Urlaubstörn geht entweder zu den<br />
Windward Islands im Norden mit den Inseln Martinique und Guadeloupe<br />
oder nach St. Vincent und auf die Grenadinen weiter<br />
im Süden. Klingt nach einem guten Urlaub mitten im deutschen<br />
Winter. Die Hinreise ist einfach: Condor fliegt ab Frankfurt direkt<br />
auf die Karibikinsel. sunsail.de<br />
74 I 04/2013
FOTOs: anbieter; shutterstock.com/chameleons eye<br />
zum Cool-Down<br />
an den gardasee<br />
Ein romantischer Abend auf einer Terrasse über dem Gardasee bei<br />
exklusivem Wein und frischem Fisch – ein Traum. In der Villa Giulia<br />
in Gargnano kann diese Fantasie wahr werden. Das Vier-Sterne-<br />
Hotel liegt direkt an dem italienischen Gewässer mit Blick auf den<br />
Monte Baldo. Hier lässt es sich richtig entspannen, entweder beim<br />
gemütlichen Rundgang in der Gartenanlage der Villa oder am privaten<br />
Hotelstrand. Für Aktive gibt es einen Fitness-Bereich sowie<br />
eine großzügige Poolanlage, die zum Schwimmen und Bewegen<br />
anregen. Zum Ausgleich bietet der Wellnessbereich Saunen und<br />
Solarien an, in denen die Gäste sich verwöhnen lassen können. Die<br />
Zimmer der viktorianisch angehauchten Villa sind luxuriös und individuell<br />
designt. Auch die moderne Ausstattung mit Internet, Sat-TV und<br />
einer privaten Terrasse oder Balkon, kann sich sehen lassen. Auf der<br />
großen Außenterrasse überblicken die Besucher nicht nur den ganzen<br />
See, auch ein vorzügliches Menü aus dem hoteleigenen Restaurant<br />
schmeckt in diesem Ambiente besonders gut.<br />
komfortabler<br />
katamaran<br />
Ab November kann man bei The Catamaran Company<br />
den neuen Lagoon 39 buchen. Der luxuriös ausgestattete<br />
und einfach zu handhabende Katamaran<br />
verfügt über vier Kabinen und großflächige UV-Schutz-<br />
Fenster, durch die man die Schönheit der British Virgin<br />
Islands bewundern kann. Genau dort, an der Basis von<br />
Tortola, wird der knapp zwölf Meter lange Katamaran ab<br />
November 2013 eingesetzt. Neben der komfortablen<br />
Innenausstattung und dem schicken Design besticht<br />
das Modell durch einfaches Manövrieren und weniger<br />
Aufwand beim Fahren. Ein Trip mit diesem Gefährt<br />
an den Karibischen Inseln entlang verspricht großes<br />
Vergnügen. In der Hochsaison ist der Katamaran ab ca.<br />
7.130 Euro pro Woche buchbar.<br />
catamarans.com/news/charter/2013/04/Lagoon-39.aspx<br />
Luxuriös Segeln in Schottland<br />
Das hätte Richard Wagner gefreut: mit der Flying Dutchman vom 25. September bis 6. Oktober<br />
durch das herbstlich-neblige Schottland! Der 1903 in Amsterdam gebaute luxuriöse 2-Mast-<br />
Toppsegel-Schoner startet vom schottischen Hafen Oban aus und segelt mit seinen Passagieren<br />
zunächst westwärts durch den Kaledonischen Kanal. Dort wird natürlich auch Loch Ness passiert:<br />
Irgendeiner meint immer, Nessie klar erkannt zu haben. Danach stehen die Häfen von Inverness<br />
und Aberdeen auf dem Törnplan, nach dem Besuch der Städte lockt der Pub mit Whisky-Tasting<br />
und anschließendem Seglerlatein. Höhepunkt des Segeltörns ist ein zweitägiger Aufenthalt in<br />
Edinburgh. Endstation der zwölftägigen Reise ist Rotterdam. sailing-and-more.de<br />
04/2013 I 75
eise charter I zu den polen<br />
76 I 04/2013
Arctic<br />
Als ehemaliger Bergungsschlepper war Arctic<br />
das perfekte Schiff für einen Superyacht-Trip in<br />
die Antarktis. Ihr Eigner berichtet, wie sorgfältige<br />
Planung zu einer wunderbaren Reise führte.<br />
text Tim Thomas Fotos eyos Expeditions / Arctic<br />
[Copyright of Boat International Media Limited: All rights reserved], Licensed by Boat International Media Limited<br />
04/2013 I 77
Unter einem unglaublich blauen Himmel bahnt sich<br />
die Motoryacht Arctic mit stetigen sechs Knoten ihren<br />
Weg in den Bourgeois Fjord. Ihr Bug pflügt durch 40<br />
Zentimeter Festeis, vor ihr erheben sich die Berge der Antarktischen<br />
Halbinsel. Dahinter liegt die Weddell-See. Dünne<br />
Wolkenschleier lassen die stürmischen katabatischen Winde<br />
ahnen, die hoch über dem Schiff toben. Als Arctic sich einem<br />
Eisberg nähert, hinter dem ein paar Krabbenfresser-Robben<br />
Schutz suchen, nimmt der Kapitän Fahrt weg und stoppt dann<br />
die Maschine. Stille.<br />
Die allerdings bald von Jubel abgelöst wird. Arctic ist auf 67,5°<br />
Süd angekommen, und damit stellt sie einen neuen Rekord für<br />
die südlichste Breite auf, die ein privates Expeditionsschiff an<br />
der Antarktischen Halbinsel bisher erreicht hat. Umgeben von<br />
Eis scheint sie völlig in ihrem Element.<br />
Wenig später klettern Crew und Passagiere aufs Eis, machen<br />
Fotos und bringen einen Toast auf ihr tüchtiges Schiff aus. Auf<br />
dem Höhepunkt einer 3.500-Meilen-Odyssee tauschen Kapitän<br />
und Expeditionsleiter zufriedene Blicke aus, Arctic ist jetzt<br />
wirklich in der Antarktis angekommen.<br />
Der Kontinent, der als Letzter entdeckt wurde, ist auch der unberührteste,<br />
und viele halten ihn für das Reich der reinen, die<br />
Natur beobachtenden Expeditionen. Das Land von Amundsen,<br />
Shackleton und Scott wartet mit unvergleichlicher Landschaft,<br />
reichem Tierleben und einer bizarren Eiswelt auf. Es ist schwer,<br />
in der heutigen Zeit einen Ort zu finden, der in diesem Maße<br />
Entdeckeratmosphäre und völlige Abgeschiedenheit bietet.<br />
Nur ein kleiner Prozentsatz von Superyachten kommt hierher,<br />
und sie müssen sich dabei auf spezialisierte Führer verlassen,<br />
um hier sicher fahren und an Land gehen zu können.<br />
Die Reise der Arctic begann ein Jahr zuvor mit einem ersten<br />
Treffen zwischen dem Kapitän und Rob McCallum von EYOS<br />
Expeditions. Das Ergebnis war, dass ich die Planung für eine<br />
Antarktis-Reise in Auftrag gab, die die Falkland-Inseln, das<br />
Wildnis-Paradies Südgeorgien und die volle Länge der Antarktischen<br />
Halbinsel umfassen sollte. Arctic sei ein großartiges<br />
Schiff, sagt ihr Kapitän. „Sie wurde mit Eisklasse gebaut und<br />
hat eine Reichweite von 8.000 Meilen. Sie ist eine Privatyacht,<br />
aber der Luxus wurde auf ein solides Fundament von Kraft und<br />
Seetüchtigkeit gesetzt. Das Schiff ist ideal für Polarreisen und<br />
Entdeckungsfahrten in entlegene Gebiete.“<br />
78 I 04/2013
zu den polen I Reise charter<br />
Arctic wurde 1970 bei Schichau in Bremerhaven gebaut. Zu<br />
dieser Zeit waren sie und ihr Schwesterschiff Oceanic die<br />
größten und stärksten Hochsee-Bergungsschlepper der Welt,<br />
und sie können eine beachtliche internationale Karriere vorweisen.<br />
Arcitc war sogar schon mal in der Antarktis, 1972 barg<br />
sie in einer Aufsehen erregenden Aktion das kommerzielle<br />
Forschungsschiff Lindblad Explorer, dass bei Plaza Point auf<br />
Grund gelaufen war. Wir kauften Arctic 1993 und unterzogen<br />
sie in den folgenden zwei Jahren auf Malta einem gründlichen<br />
Um- und Ausbau. Unter der Aufsicht von Claus Kusch wurde<br />
sie in eine private Yacht verwandelt, die seitdem mehrfach<br />
überarbeitet und weiter verbessert wurde.<br />
Der 88 Meter lange Rumpf mit Eisklasse (GL 100 A4 E3) vereint<br />
eine robuste Struktur mit 17 Knoten Reisegeschwindigkeit,<br />
klassischen Linien und modernster Ausrüstung. Das Schiff ist<br />
in den Tropen ebenso zu Hause wie in den Polarmeeren. Die<br />
Kraft kommt aus zwei turbo-geladenen Deutz SBV 12 M, die<br />
über 9.700 kW leisten.<br />
Eigner und Crew ziehen – für<br />
den Fotografen – das Schiff<br />
durch den Bourgeois-Sund<br />
Die Walfang-Station<br />
Grytviken in Südgeorgien,<br />
wo der englische<br />
Polarheld Ernest Shackleton<br />
begraben ist (oben).<br />
Zur reichen Tierwelt der<br />
Inselgruppe zählen auch<br />
riesige Pinguin-Kolonien<br />
04/2013 I 79
eise charter I zu den polen<br />
All das ließ uns mit Zuversicht an die Planung der Reise gehen.<br />
EYOS sollte die Expedition leiten, Zertifikate und Genehmigungen<br />
besorgen und eine technische Bestandaufnahme des<br />
Schiffes machen, um seine Eignung für arktische Gewässer<br />
zu belegen. Das Unternehmen erarbeitete einen kompletten<br />
Reiseplan und das technische Programm und besorgte die<br />
Ausrüstung. Die Arctic-Crew stellte das Schiff, das zuvor in<br />
Französisch-Polynesien gewesen war, vom Tropen- auf den<br />
Eis-Modus um und bereitete es auf die polare Kreuzfahrt vor.<br />
Es gibt etwas in<br />
der Antarktis,<br />
das mein Herz<br />
erfüllt. Ist es das<br />
Eis, das hypnotisierende<br />
Licht, die Weite des<br />
Raums, die Unendlichkeit<br />
des Himmels? Es ist eine<br />
wunderbare Welt, und<br />
jeder Tag hat magische<br />
Momente. Ich kann es<br />
nicht erWArten,<br />
zurückzukommen.<br />
Ein Hauptpunkt war das Ausladen: Von elf Jetskis, und vier<br />
12-Meter- und zwei 9-Meter-Tendern blieb nur ein 12-Meter-<br />
Boot übrig, dafür kamen zwei Schlauchboote an Bord. „Mk4-<br />
und Mk5-Zodiacs findet man kaum auf Yachten, aber in den<br />
Polarregionen sind sie bewährte Arbeitspferde“, sagt der<br />
Kapitän, „einfach auszusetzen und an Bord zun ehmen, und<br />
zwischen Eisschollen ebenso sicher wie in steinigen Landebuchten.“<br />
„Wir erweiterten die Crew um einen Eis-Navigator, einen Expeditionskoordinator<br />
und einen Naturkundler“, sagt McCallum,<br />
„jede Reise in die hohen Breiten bringt ein Schiff an seine<br />
Grenzen, und deshalb ist es gut, reichlich Polar-Erfahrung an<br />
Bord zu haben. Unser Eislotse Kapitän Alexander Golubev hat<br />
drei Jahrzehnte in arktischen Gewässer verbracht, und das ist<br />
ein echter Gewinn für das Team auf der Brücke.“<br />
Die Reise in den Süden beginnt für Arctic bei den Falkland-<br />
Inseln. „Die Falklands sind einer der besten Plätze überhaupt,<br />
um die Tierwelt des Südatlantiks zu beobachten, etwa den<br />
Schwarzbrauenalbatros“, sagt der EYOS-Naturkundler Matt<br />
Drennan, „auf See segeln sie im Sturm dahin, aber auf den<br />
Falklands beobachten wir sie aus kürzester Entfernung, wie<br />
sie ihre Küken wärmen. Du kannst in einer riesigen Albatros-<br />
80 I 04/2013
Mit vier Metern Länge zählen Seeleoparden zu den großen Jägern in der Antarktis. Unberührte Gipfel auf dem Südkontinent.<br />
Das „Alpenglühen“ dauert in den hohen Breiten viele Stunden (linke Seite)<br />
Kolonie stehen und einen ganzen Nachmittag mit diesen<br />
großen freundlichen Vögeln verbringen. Das ist etwas, was<br />
man nicht vergisst.“<br />
Von den Falklands geht es 800 Meilen Richtung Süden<br />
nach Südgeorgien. Bei der Ankunft vor Grytviken begegnet<br />
Arctic einem gewaltigen Tafel-Eisberg, ein seltener Anblick.<br />
In Grytviken besichtigen wir die Walfangstation, das Museum<br />
und die norwegische Kirche. Der Höhepunkt ist ein<br />
Besuch an Shackletons Grab, wo wir einen Toast auf „den<br />
Boss“ ausbringen.<br />
Das abgelegene und kaum besuchte Südgeorgien bietet eine<br />
unvergleichliche Natur. Hunderttausende von Königspinguinen<br />
teilen sich die Sandstrände mit Pelzrobben, vor einer Kulisse<br />
von 2.500-Meter-Gipfeln.<br />
Weiter geht die Reise der Arctic, vorbei an Elephant Island,<br />
wo Shackletons Männer auf seine Rückkehr warteten, 850<br />
Meilen zur Antarktischen Halbinsel. Hier beginnen zwölf<br />
Tage intensiver Aktivität. „Die Gäste wollten alles erleben“,<br />
sagt McCallum, „sie beobachteten Pinguin-Kolonien aus<br />
nächster Nähe und begleiteten Seeleoparden mit dem<br />
Schlauchboot. Sie waren auf einen Weihnachtsdrink auf<br />
einer Forschungsstation eingeladen, wanderten, fuhren Kajak<br />
und kletterten auf Treibeis. Und jeder der Gäste – und<br />
die meisten der Crew – sprangen einmal ins minus 1 Grad<br />
kalte Polarwasser.<br />
Besucher des Tages sind eine neugierige Buckelwal-Mutter mit<br />
ihrem Kalb. Wir treiben auf der spiegelglatten See dahin und<br />
frühstücken unter freiem Himmel, während die Wale unter die<br />
Heckplattform tauchen, den Rumpf anstupsen und stundenlang<br />
das Schiff untersuchen. Es sind magische, urtümliche<br />
Momente.<br />
Auch die Fahrten zwischen den Stationen sind ein Erlebnis,<br />
vorbei an nicht endenden Bergketten und Eispanoramen. „Fragen<br />
Sie unsere Gäste, was ihnen besonders in Erinnerung<br />
geblieben ist, für viele ist es das Licht!“, sagt McCallum. „Am<br />
Polarkreis berührt die Sonne für zwei, drei Stunden nur knapp<br />
den Horizont und steigt dann langsam wieder in einem langen<br />
Sonnenaufgang. Zwischen zehn Uhr abends und drei Uhr<br />
morgens spielt das Licht zwischen Aprikose-Tönen, Kupfer und<br />
Gold. Es ist bezaubernd, und es ist wirklich unvergesslich.“<br />
Nach 21 Tagen endet die Reise der Arctic bei King George<br />
Island, einem der wenigen Plätze in der Antarktis mit einer<br />
regulären Landebahn. Die Gäste sagen Kapitän und Crew<br />
schweren Herzens auf Wiedersehen, bevor sie nach Chile und<br />
von dort weiter nach Hause fliegen.<br />
Es gibt etwas in der Antarktis, das mein Herz erfüllt. Ist es das<br />
Eis, das hypnotisierende Licht, die Weite des Raums, die Unendlichkeit<br />
des Himmels? Es ist eine wunderbare Welt, und<br />
jeder Tag hat magische Momente. Ich kann es nicht erwarten,<br />
zurückzukommen.<br />
„Es ist ein Genuss, mit einem so tüchtigen Schiff zu arbeiten“,<br />
sagt McCallum, „wir erstellen immer Planungen, die genau<br />
auf die Schiffe zugeschnitten sind, und Arctic ist eines der vielseitigsten<br />
Schiffe, die wir gesehen haben. Wir waren also in<br />
der Lage, eine sehr ungewöhnliche Reise zu entwickeln, die<br />
weit über das hinausging, was die meisten Yachten machen<br />
können.“ Und der Kapitän ergänzt: „Unser erster Vorstoß in die<br />
Antarktis bereitete den Weg für kommende Reisen ins Ross-<br />
Meer, durch die Nordwest-Passage und nach Spitzbergen. Das<br />
Schiff hat gezeigt, was in ihm steckt. Man kann damit alles<br />
machen, was der Eigner wünscht.“<br />
&<br />
[Copyright of Boat International Media Limited: All rights reserved]<br />
Licensed by Boat International Media Limited<br />
04/2013 I 81
eise charter I zu den polen<br />
L<br />
82 I 04/2013
ars<br />
Eine Reise in den Norden.<br />
Text Mark chisnell fotos LARS<br />
[Copyright of Boat International Media Limited: All rights reserved], Licensed by Boat International Media Limited<br />
04/2013 I 83
eise charter I zu den polen<br />
Willem Barents war ein holländischer Seefahrer<br />
und Entdecker des 16. Jahrhunderts. Er suchte<br />
den Seeweg nördlich von Sibirien nach China,<br />
die Nord-Ost-Passage. Einen Winter überlebte er mit seinen<br />
Gefährten auf Nowaja Semlja, einer Insel im Norden Russlands,<br />
aber im folgenden Sommer starb er auf dem Rückweg<br />
nach Süden. Diese Geschichte war es, die den Eigner<br />
von Lars, der 36,4-Meter-Superyacht für Polarexpeditionen,<br />
zu seiner Reise inspirierte. Jetzt sollte es nach Nowaja Semlja<br />
gehen – mit Lars.<br />
Als Kauf und Wiederherstellung des Schiffes abgeschlossen<br />
waren, hatten sich die Pläne etwas geändert – das neue Ziel<br />
war jetzt Spitzbergen, die Insel, auf der Willem Barents 1596 gelandet<br />
war und der er diesen Namen gegeben hatte. Das neue<br />
Ziel wurde gewählt, weil Nowaja Semlja die meiste Zeit des Jahres<br />
unter Nebel liegt, und auch die Russen es dem Reisenden<br />
nicht leicht machen, ihr früheres Atomtest-Gebiet zu besuchen.<br />
„Man braucht eine Genehmigung“, erzählt uns Lars’ Eigner,<br />
„und für die muss man nach Murmansk. Und dort muss man<br />
ein paar Wochen warten.“ Für Spitzbergen braucht man auch<br />
eine Genehmigung, aber es wird nicht so viel Zeit verschwendet.<br />
Für beide Ziele ist dasselbe hohe Niveau an praktischer Vorbereitung<br />
nötig, und ein extrem seetüchtiges Schiff. Lars entsprach<br />
diesen Anforderungen völlig, und auch die Pläne des<br />
Eigners waren wohldurchdacht. Er war von Kindheit an mit<br />
Schiffen und der See vertraut. „Mein erstes eigenes Boot war<br />
ein altes Segelkanu, das ich in einem Kanal gefunden hatte.<br />
Wir habe es repariert und ein Segel draufgestellt“, erinnert er<br />
sich. Dann folgte eine Vielzahl von Motorbooten und -yachten,<br />
jede ein bisschen größer als die Vorgängerin. Das letzte Schiff<br />
vor Lars war eine 33 Meter lange CBI Navi namens Baloo, mit<br />
ihr unternahm der Eigner mit seiner Familie ausgedehnte Reisen<br />
im Mittelmeer und der Karibik. Fünf Jahre lang verbrachten<br />
sie jedes Jahr etwa acht Monate an Bord.<br />
Als Baloo 2008 verkauft wurde, setzte sich der Eigner Nowaj<br />
Semlija als nächstes Ziel. Er wollte für sechs Monate in die<br />
Arktis, und obwohl es schwierig war, dafür das richtige Schiff<br />
zu finden, wurde Lars schließlich gekauft und rechtzeitig fertiggestellt.<br />
Passenderweise wurde das Schiff nach einem<br />
Eisbären genannt, den der holländische Autor Hans de Beer<br />
ersonnen hat.<br />
Im April 2012 liefen sie aus und verbrachten drei Monate in<br />
den norwegischen Fjorden. Das ist ohne Zweifel ein wunderschöner<br />
Teil der Welt, doch die folgenden zwei Monate, in<br />
denen Lars Spitzbergen entgegen dem Uhrzeigersinn umrundete,<br />
machten die Reise zu etwas Besonderem. Spitzbergen<br />
gehört zu Norwegen und hat einen norwegischen Gouverneur.<br />
„Er ist für die Vorschriften hier verantwortlich, und er nimmt<br />
das sehr genau“, erklärt der Eigner. „Wenn man sich an die<br />
Regeln hält, sind die norwegischen Behörden ausgesprochen<br />
hilfsbereit. Wenn man es nicht tut, erweisen sie sich als äußerst<br />
streng. Was sehr klug ist.“<br />
Die Hauptstadt ist Longyearbyen, das über die üblichen Segnungen<br />
der Zivilisation verfügt, aber auch der einzige Platz<br />
ist, wo man Lebensmittel und ein paar andere wichtige Dinge<br />
kaufen kann. Außerhalb von Longyearbyen ist Spitzbergen ein<br />
extremes Land. „Der Grund der See steigt in weniger als einer<br />
halben Meile von 3.000 auf 50 Meter an. Wenn der Wind aus<br />
der falschen Richtung weht, hat man hier also eine sehr raue<br />
See“, sagt der Eigner. Kaum überraschend, dass die norwegischen<br />
Behörden, die „Sysselmannen“, über eine Helikopterflotte<br />
und leichte Flugzeuge verfügen und ausländische<br />
Yachten mit Argusaugen überwachen. Im Notfall setzten sie<br />
einen Arzt an Deck ab, und sie benutzen die Anwesenheit von<br />
Lars, um in Form zu bleiben.<br />
„Sie bleiben mit einem in Kontakt”, erinnert der Eigner, „nachdem<br />
wir drei Wochen keine Menschenseele gesehen hatten,<br />
84 I 04/2013
hörte ich plötzlich über UKW eine Stimme und fragte mich, wo<br />
kommt die her? Sie kam von einem kleinen Flugzeug. Tagelang<br />
war das Wetter sehr schlecht gewesen, und da flogen sie<br />
einfach mal eine Runde, um zu sehen, ob alles in Ordnung<br />
war.“ Dieses Sicherheitsnetz ist sehr beruhigend, aber niemand<br />
möchte davon Gebrauch machen. „Spitzbergen ist sehr gut organisiert.<br />
Aber wenn sie zu dir kommen müssen, und du bist<br />
selber schuld, wird es richtig teuer, habe ich mir sagen lassen.“<br />
Es fahren öfter Yachten nach Spitzbergen, aber sie bleiben<br />
meistens an der Westküste, nur wenige fahren auf die Ostseite.<br />
Je weiter man nach Norden kommt, desto seltener<br />
werden die Schiffe. Nördlich von Longyearbyen gibt es nur<br />
noch Ny-Ålesund, hier ist die nördlichste Poststelle der Welt.<br />
„Als wir um die Insel herumfuhren, dauerte der letzte Teil der<br />
Reise vier Wochen. Man sieht Wale, Eisbären, Walrosse und<br />
Robben, aber keine Menschen.“<br />
Die Insel hat eine vielfältige Tierwelt, die Eisbären sind jedoch<br />
so gefährlich, dass niemand ohne Gewehr unterwegs sein kann.<br />
Auf Lars war die Waffe, für die man natürlich auch eine Genehmigung<br />
braucht, in den Händen des Führers Maarten de Vries,<br />
der zehn Jahre Spitzbergen-Erfahrung hat. „Man braucht einen<br />
Guide“, sagt der Eigner, „sie wissen alles über die Gegend. Wir<br />
haben versucht, soviel wie möglich über Spitzbergen zu lesen,<br />
und ich habe Maarten gefragt, was für Kleidung wir benötigen.<br />
Aber wichtiger ist noch, dass er einfach über Spitzbergen Bescheid<br />
weiß. Was erwartet einen an der Küste, wo sind die alten<br />
Walfangstationen, na, und so weiter.“ Spitzbergen hat eine lange<br />
und nicht durchgängig respektable Industriegeschichte, von der<br />
die aufgegebenen Walfangstationen und Bergwerke zeugen.<br />
„Wir Holländer haben eine Menge Wale getötet, worauf wir nicht<br />
stolz sind, und auch die Engländer.“<br />
Ein Walross genießt den langen Tag vor Spitzbergen (ganz oben),<br />
Auf dem Weg nach 81° 46 Nord (oben). Vor einem Tafel-Eisberg wird<br />
Lars zum Spielzeugschiff (unten)<br />
Während de Vries die Besatzung bei den Landaufenthalten<br />
führte, trugen andere an Bord die Verantwortung für Wetter-<br />
04/2013 I 85
eise charter I zu den polen<br />
Mitten im Eis kann<br />
man sich zwischen<br />
Football und Schneeballschlacht<br />
entscheiden,<br />
auf dem Weg<br />
nach Norden steckt<br />
Lars die Nase ins<br />
Packeis (rechte Seite)<br />
beobachtung und die Navigation in den eisbedeckten arktischen<br />
Gewässern und an der gletscher- und felsgesäumten<br />
Küste. „Den nautischen Part beherrschte ich selbst, ich habe<br />
schon viele Meilen Schiffe geführt. Man muss vorsichtig sein,<br />
aber so bekommt man Erfahrung“, sagt der Eigner und betont,<br />
dass er für diese Reise einen guten holländischen Kapitän und<br />
einen guten australischen Ingenieur hatte. Gute Leute, gute<br />
Planung und gute Vorbereitung seien der Schlüssel zum Erfolg:<br />
„Das sind keine Ferien hier, das ist eine Expedition. Man<br />
muss mit dem Treibeis und den Gletschern aufpassen, es gibt<br />
nicht viele Plätze, an denen man gefahrlos ankern kann. Ein<br />
paar Buchten, aber in denen ist es eng. Manche sind auch<br />
sehr flach, und die Karten sind nicht immer verlässlich. Das<br />
Wetter verändert sich von einer Stunde auf die andere. Eben<br />
noch ist es schön und sonnig, plötzlich hast du Nebel, dann<br />
dreht der Wind und auf einmal kommst du dir vor wie in einem<br />
alten Schwarz-Weiß-Film.“<br />
Der extremste Teil der Reise war vermutlich der Abstecher<br />
nach Norden ins Packeis. „Ich wollte soweit nach Norden, wie<br />
das Schiff es schaffen würde“, sagt der Eigner. „Wir fuhren von<br />
einer kleinen Insel im Norden Spitzbergens, wo wir über Nacht<br />
blieben, in Richtung Pol, bis auf 81° 46‘ Grad Nord. Ich dachte,<br />
wir kommen aus freiem Wasser direkt ins Eis, aber das war<br />
nicht der Fall. Man sieht große Stücke Eis, dann noch größere,<br />
und dann geschlossenes Eis. Man kann es beiseite schieben<br />
oder durchfahren. Wir können bis zu dreißig Zentimeter Eis<br />
brechen, aber irgendwann wird es plötzlich still, und du liegst<br />
fest. Man steckt ein paar Pfosten ins Eis, steigt aus und spielt<br />
Football“, lächelt er. Und fügt ernster hinzu: „Es ist eine sehr<br />
beeindruckende Welt da oben.“<br />
Für die 60 Meilen vom offenen Wasser ins Packeis brauchte<br />
Lars zwölf Stunden. „Das Eis schließt sich hinter dir“, erzählt<br />
der Eigner, „wenn man achteraus blickt, siehst du ein<br />
weißes Feld, sonst nichts. Und das ist das Beängstigende<br />
– man kann nicht zurück, das würde sofort die Propeller<br />
ruinieren.“ Niemand an Bord hatte vorher Erfahrungen mit<br />
Packeis gemacht. „Wir haben es gelernt“, sagt der Eigner,<br />
„man muss vorsichtig sein und gut Ausguck halten. Ich hatte<br />
die Möglichkeit, eine norwegische Crew anzuheuern, habe<br />
mich aber bewusst für eine holländische entschieden. Es<br />
war eine riesige Chance für mich, es selbst zu machen und<br />
zu sehen, wie weit wir kommen.“<br />
Wenn man ihn nach den Höhepunkten der Reise fragt,<br />
nennt der Eigner gleich eine ganze Liste. „Den Polarkreis<br />
überqueren und dort schwimmen, einige wunderschöne<br />
Fjorde in Norwegen. Und dann hatten wir in Ny-Ålesund,<br />
mitten im Eis, eine Party mit den Leuten vom Dorf, dem<br />
Hafenmeister und ein paar Deutschen. Wir waren wirklich in<br />
der Mitte von Nirgendwo, und fanden Freunde. Im Nordosten<br />
von Spitzbergen trafen wir auf Buckelwale und ein Rudel<br />
Killerwale bei den Lofoten.“<br />
Und er fügt hinzu: „Ich möchte dahin zurück, vielleicht in zwei<br />
oder drei Jahren. Diese Welt da ist wirklich unglaublich, so still<br />
und unverdorben. Ich würde beim nächsten Mal nichts anders<br />
machen. Und jedem, der davon träumt, dahin zu reisen, sage<br />
ich: Mach es. Mit einem größeren Schiff oder einem kleineren<br />
– aber mach es.“<br />
Fürs nächste Jahr hat er ein neues Abenteuer geplant: „Wir<br />
wollen nach Grönland und an der Westküste hoch. Und dann<br />
wollen wir sehen, wie weit wir durch die Nordwestpassage<br />
kommen. Das wird bestimmt großartig.“<br />
&<br />
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Licensed by Boat International Media Limited<br />
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88 I 04/2013
zu den polen I Reise charter<br />
High Latitude<br />
Berater für die<br />
hohen Breiten<br />
Extreme Kreuzfahrten zu gefährlichen und kaum<br />
erkundeten Zielen erfordern besondere Planung<br />
und Vorbereitung. Dafür gibt es Helfer.<br />
Text Nigel Sharp fotos Merrymaid, Itasca; M. Könitzer<br />
[Copyright of Boat International Media Limited: All rights reserved], Licensed by Boat International Media Limited<br />
Sonnige und warme Gegenden sind die bevorzugten<br />
Reviere von Superyachten, aber immer mehr Eigner<br />
wollen woandershin reisen. Das Motiv mag der<br />
Wunsch nach einer besonderen Herausforderung sein, oder<br />
es soll ein besonders entlegenes oder spektakuläres Ziel<br />
sein. Es liegt in der Natur solcher Orte, dass es mit Schwierigkeiten<br />
verbunden ist, sie zu erreichen. Aber Probleme ziehen<br />
Lösungen nach sich, und es gibt eine Organisation, die<br />
die meisten dieser Lösungen kennt. „High Latitude“ wurde<br />
gegründet, um für Eigner und Crew das Beste aus solchen<br />
Reisen herauszuholen.<br />
Vor vierzehn Jahren kauften Richard Haworth und Luke Milner<br />
eine 13,4-Meter-Stahlketch und begaben sich auf ein 18<br />
Monate währendes Abenteuer. Einen großen Teil dieser Zeit<br />
widmeten sie ihrer Leidenschaft, dem Bergsteigen in der<br />
Antarktis. Unter den extremen Bedingungen kämpften sie mit<br />
mancherlei Ungemach, aber Haworth sagt heute: „Wir mussten<br />
diese Erfahrungen machen, um zu lernen. Es gab keinen, der<br />
uns das beigebracht hätte. Es ist unmöglich aufzulisten, was<br />
wir auf diesem Trip alles herausgefunden haben.“<br />
Anschließend arbeitete er als Skipper auf Charteryachten wie<br />
Pelagic und Pelagic Australis und brachte Gäste in die Arktis<br />
und Antarktis. Nach sechs Jahren verspürte er den Wunsch,<br />
wieder ein normales Leben zu führen, und gründete mit Milner<br />
„High Latitudes“. Mit ihrer Erfahrung wollten sie anderen<br />
Leuten ermöglichen, anspruchsvolle Ziele zu erreichen.<br />
Das Verfahren<br />
Wenn Haworth und Milner sich mit Eignern oder Schiffsführern<br />
treffen, dreht sich die erste Diskussion darum, wohin es<br />
Erfolgreiche Kreuzfahrten<br />
ans Ende der<br />
Welt: Itasca in der<br />
argentinischen<br />
Antarktis, Merrymaid<br />
in Patagonien<br />
Hetairos vor<br />
Spitzbergen<br />
(v. oben n. unten)<br />
04/2013 I 89
eise charter I zu den polen<br />
mit einem enormen Aufwand verbunden. Überhaupt keine<br />
Probleme gab es in dieser Hinsicht mit der hölzernen Hetairos.<br />
Die 43-Meter-Ketch von Bruce King besuchte Island und Spitzbergen.<br />
„Wir haben überhaupt keine wesentlichen Veränderungen<br />
vorgenommen“, erklärt ihr Kapitän Bill Lawrence, „sie war<br />
schon ein paarmal um die Welt gegangen. Wir wussten, dass<br />
ihre Salzwasseraufbereiter im kalten Wasser nicht so effektiv<br />
arbeiten, und wir hatten glücklicherweise eine Dieselheizung<br />
fürs ganze Schiff – das Wasser ist zu kalt für eine Klimaanlage.<br />
Und wir hatten einen Holz-Ofen im Salon.“<br />
Haworth fragt die Eigner nach Dingen wie Stabilisatoren, um<br />
sicher zu gehen, dass sie nicht zu weit vorstehen und bei<br />
Grund- oder Eisberührung Schaden nehmen. „Propeller zählen<br />
auch dazu. Und das Grundgeschirr muss sehr viel schwerer<br />
und die Ketten müssen länger sein. Manchmal ist genug Platz<br />
dafür an Bord, aber der Trimm des Schiffes wird beeinflusst.“<br />
Spaß in der Kälte: Merrymaid in Patagonien (oben und rechte Seite)<br />
gehen soll, und wann. Dann wird geklärt, was am Ziel geschehen<br />
soll. Es ist nicht ungewöhnlich, dass in diesem Stadium<br />
kleine Änderungen vorgeschlagen werden, sei es aus<br />
Gründen der Sicherheit oder, häufiger, um das Erlebnis zu<br />
optimieren.<br />
Der nächste Punkt betrifft die Yacht, mit der die Unternehmung<br />
durchgeführt werden soll. In einer idealen Welt würde<br />
man dieses Gespräch führen, bevor das Schiff gebaut wird,<br />
damit alle Vorschläge von „High Latitude“ eingearbeitet<br />
werden können. Tatsächlich war dies bei einem halben Dutzend<br />
Oyster-Yachten der Fall – Serienyachten aus GFK, bei<br />
denen die Möglichkeiten, auf Kundenwunsch die Konstruktion<br />
zu verändern, sehr begrenzt waren.<br />
Kürzlich ergab sich jedoch die Gelegenheit, den Bau eines<br />
Schiffes maßgeblich zu beeinflussen. Als Haworth den Eigner<br />
von Bougainville beriet, schlug er vor, den Wasserpass der<br />
22-Meter-Aluminumyacht, die bei Claasen in Holland gebaut<br />
wird, höher zu malen. Das rät er öfter, wegen des Gewichts<br />
der zusätzlichen Ausrüstung, die bei einer Antarktisreise nötig<br />
ist. Doch der Eigner hatte eine bessere Idee. Er ging zum<br />
Konstrukteur Berret Racoupeau und ließ die Unterwasserlinien<br />
neu rechnen, um dem Cruiser-Racer die benötigte Verdrängung<br />
zu geben.<br />
Gute Isolierung ist natürlich entscheidend, um mit den niedrigen<br />
Temperaturen zurechtzukommen, und Bougainville<br />
wurde nach Haworths Rat aufgerüstet. Bei einem fertigen<br />
Stahl- oder Aluminiumschiff wäre eine solche Verbesserung<br />
Der Nicholson-Gaffelkutter Merrymaid, Baujahr 1904, ist<br />
ein extremes Beispiel für ein Boot, bei dem „High Latitude“<br />
sehr früh eingeschaltet wurde. Zur Zeit unternimmt sie eine<br />
auf acht Jahre angelegte 90.000-Meilen-Weltreise. Haworth<br />
be-riet den Eigner bei der Vorbereitung und ging selbst auf<br />
den Falklands für sechs Wochen an Bord, um durch den<br />
Beagle-Kanal und Patagonien bis Puerto Montt mitzusegeln.<br />
„Richards Vorschläge wurden alle umgesetzt, bis auf die<br />
hölzernen Blenden für die Deckshaus-Fenster, die auf einem<br />
Boot mit begrenztem Stauraum zu sperrig gewesen wären“,<br />
erinnert sich der Eigner.<br />
Für die Antarktis-Reise der 54-Meter-Motoryacht Itasca vor<br />
vier Jahren waren nicht viele Ratschläge der Experten nötig.<br />
Sie war ursprünglich als Bergungsschlepper gebaut worden<br />
und nach ihrem Umbau zur Superyacht schon dreimal in der<br />
Region gewesen. „Wir sprechen oft mit Küchenchefs und<br />
Stewardessen über Proviant und Ausrüstung“, sagt Haworth.<br />
„An Orten wie den Falklands, Patagonien oder Grönland bekommt<br />
man manche Dinge, und andere nicht.“ In der Baffin<br />
Bay auf Grönland, wo die Siedlungen staatliche Supermärkte<br />
haben, gibt es gute Möglichkeiten, sich zu verproviantieren.<br />
Auf der kanadischen Seite gibt’s die nicht. In der Antarktis<br />
muss man einfach alles mitbringen, weil man dort nichts<br />
kaufen kann – weder Essen, noch Wasser, noch Treibstoff.<br />
Aber für Itasca war auch das kein Problem, „weil wir immer<br />
ziemlich unabhängig agieren, was Proviant angeht“, sagt ihr<br />
Kapitän Dale Winlow.<br />
Treibstoff kann zum Problem werden für ein Boot wie Merrymaid,<br />
dessen Reichweite unter Maschine nur 900 Meilen beträgt.<br />
Die wurde noch ein wenig vergrößert durch Tanksäcke,<br />
die an Deck gestaut waren. Außerdem hatte „High Latitude“<br />
zwei Bunkerstopps arrangiert – eine Zapfstelle waren Dieselfässer<br />
auf dem Deck eines Fischerboots in Puerto Natales.<br />
„Nachschub mitten in der Wildnis, das ist schon eine Herausforderung“,<br />
räumt der Eigner von Merrymaid ein. Es gab auch<br />
Fälle, wo „High Latitude“ Spritfässer an den Strand beorderte,<br />
die dann zur Yacht gezogen, an Deck gehievt und in die Bordtanks<br />
entleert wurden.<br />
90 I 04/2013
Im Eis<br />
Eis ist das größte Problem, mit dem man es in der Arktis<br />
oder Antarktis zu tun hat. „High Latitude“ bietet die Dienste<br />
von Eislotsen an, die auf Kreuzfahrtschiffen die Gegend befahren<br />
haben. „Die wissen, wo man ankert und wo nicht und<br />
was man im Eis machen kann, und was nicht“, sagt Haworth.<br />
Darüber hinaus können die Eispiloten mit ihrer Ortskenntnis<br />
dazu beitragen, dass Eigner und Gäste wirklich etwas erleben.<br />
Packeis ist kein so großes Problem, weil es mit Radar<br />
und dem bloßen Auge gut zu erkennen ist. „Für Segelyachten<br />
empfehlen wir Maststufen, damit jemand aus der Crew nach<br />
oben gehen kann, um Eiskonzentrationen zu finden und<br />
den besten Weg durchs Eis zu weisen“, sagt Haworth. Die<br />
eigentliche Gefahr seien Growler, die entstehen, wenn das<br />
Eis aufbricht. Sie ragen selten mehr als einen Meter über<br />
die Wasseroberfläche, was bedeutet, dass einige Meter Eis<br />
unter Wasser lauern. „Das ist ein kleiner Lastwagen“, sagt<br />
Haworth, „und die wenigstens von uns haben Schiffe, denen<br />
der Zusammenprall mit einem Lastwagen nichts ausmacht.“<br />
Das Auftreten von Eis macht es oft erforderlich, einen Plan zu<br />
ändern. „Wir wollten die Ostküste von Grönland besuchen“,<br />
erzählt Hetairos-Kapitän Bill Lawrence, „aber das ist fast unmöglich<br />
wegen des Eisstroms, der aus der Arktis herunterkommt.<br />
Nachdem wir tagelang die Eiskarten studiert hatten,<br />
entschied unser Eislotse Eric, der auch unser Führer an Land<br />
war, dass es zur Zeit einfach nicht möglich sei.“<br />
„High Latitude“ stellt auch Spezialisten zur Verfügung, die<br />
sich mit der Tierwelt auskennen und in erster Linie für die<br />
Sicherheit der Reisenden sorgen. Im Süden droht eigentlich<br />
nur Gefahr von Seeleoparden, und die greifen selten Menschen<br />
an. In den nördlichen Polarregionen aber sind Eisbären<br />
eine potenzielle Bedrohung. „Man muss Notfackeln und ein<br />
Gewehr dabei haben“, sagt Lawrence, „einen Eisbären zu<br />
schießen, ist eine ernste Sache. Es gibt dann eine Untersuchung<br />
einschließlich Autopsie, und man muss die Behörden<br />
überzeugen, dass man wirklich zur Selbstverteidigung gehandelt<br />
hat und dass es keinen anderen Ausweg gab.“<br />
Die Hauptaufgabe eines „naturalist guide“ ist es aber, auf verantwortungsvolle<br />
Weise das Reiseerlebnis des Eigners und der<br />
Gäste zu maximieren. In der Antarktis, wo die Tierwelt schon<br />
zahlenmäßig eindrucksvoll ist, gibt es Verhaltensregeln in geschützten<br />
Gebieten. „Die Guides, die wir da hinschicken, stellen<br />
sicher, dass diese Regeln und die Auflagen, die mit der<br />
Genehmigung verbunden sind, auch eingehalten werden“,<br />
erklärt Haworth. Die Tierwelt in der Arktis ist artenreicher als<br />
im Süden, wenn auch nur in einigen Gebieten, auf der kanadischen<br />
Seite der Baffin Bay etwa, im Gegensatz zu Grönland.<br />
„Wir hatten eine großartige Führerin, Belinda Sawyer“, erinnert<br />
sich Itasca-Kapitän Dale Winslow, „der Eigner, die Gäste und die<br />
Crew mochten sie. Sie hatte viel Antarktis-Erfahrung und konnte<br />
tolle Geschichten erzählen. Das nimmt auch Druck von der<br />
Crew.“ Lawrence erzählt: „Richard besorgt auch Genehmigungen<br />
und Guides fürs Lachsfischen. Das ist streng kontrolliert.<br />
In der Antarktis<br />
muss jedes Schiff<br />
mitbringen, was<br />
es braucht.<br />
Diesel, Wasser,<br />
Lebensmittel –<br />
es ist unmöglich,<br />
etwas zu kaufen.<br />
04/2013 I 91
Am Ende hatten wir zwei Guides, die sich auskannten wie kein<br />
anderer. Ich bezweifle, dass wir ohne die was gefangen hätten.“<br />
Haworth ergänzt: „Der Eigner war jedenfalls glücklich. Vielleicht<br />
möchte der nächste von uns, dass wir ihn zum Seesaibling-<br />
Fischen in Grönland oder nach Patagonien bringen, oder ins<br />
Gebiet von Kap Hoorn, wo wir die Forellenplätze kennen.“<br />
Der Papierkrieg<br />
Für jede Yacht, die die Antarktis besucht, und für viele Gegenden<br />
in der Arktis sind Genehmigungen notwendig,<br />
sogenannte „permits“. „High Latitude“ beherrscht das langwierige<br />
Geschäft, diese zu beantragen und zu bekommen.<br />
Winlow: „Sie haben uns die Erlaubnis verschafft, Port Locknoy<br />
mit dem britischen Postamt und dem Museum zu besuchen,<br />
die amerikanische Forschungsbasis Palmer Station und die<br />
ukrainische Basis Vernadsky.“ Lawrence: „Für uns hatte Richard<br />
schon Monate im Voraus Visa und Genehmigungen für<br />
Jan Mayen und Spitzbergen besorgt. Vielleicht nicht übermäßig<br />
schwierig, es braucht nur fürchterlich viel Zeit.“<br />
Sonstige Planungen<br />
Das Unternehmen hilft Eignern und Gästen auch bei der Reiseplanung.<br />
„Manche Eigner wollen selbst die Drake Passage<br />
queren, was fantastische Seefahrt in einem berüchtigten<br />
Seegebiet ist“, sagt Haworth, „aber andere wollen ohne raue<br />
Überfahrt ins Zielgebiet gelangen und erst dort an Bord gehen.“<br />
Für einen solchen Eigner arrangierte „High Latitude“<br />
einen Charterflug zu den Süd-Shetlands, von dort fuhr der<br />
Mann mit seiner Yacht zur Antarktischen Halbinsel.<br />
Kleidung ist wichtig, vor allem auf einem so ungeschützten<br />
Deck wie dem von Merrymaid. Haworth meint, dass die übliche<br />
Seglerkleidung nicht immer die geeignete ist. Er empfiehlt<br />
feste Fischerhandschuhe. „Alles andere wird nass. Der<br />
Wind verdunstet das Wasser, es ist, als ob man einen Kühlschrank<br />
anhat.“ Skibrillen erwiesen sich im Blizzard in Patagonien<br />
als nützlich, Gummistiefel für Bohrinselarbeiter oder einfache<br />
Gärtner-Stiefel waren am besten geeignet, um lange<br />
auf kalten Stahl- oder Aluminium-Decks zu stehen.<br />
92 I 04/2013
zu den polen I Reise charter<br />
Itasca vor Brown Bluff (linke Seite) an der Nordspitze der<br />
Antarktischen Halbinsel, und vor Tafel-Eisbergen (oben)<br />
In den abgelegenen Gebieten haben Ankern und Festmachen<br />
eine andere Dimension. Tiefe Gräben und<br />
Schluchten bergen die Gefahr, vom Eis eingeschlossen<br />
zu werden. Haworth empfiehlt einen schweren,<br />
starken Anker statt zwei kleineren, „für den Fall, dass<br />
man sehr schnell weg muss“. Nicht kartiertes Gebiet<br />
und starke Fallböen erschweren das Ankern. Manchmal<br />
macht man besser mit langen Leinen an Land fest,<br />
was ebenfalls bestimmte Techniken erfordert.<br />
Wenn ein Eigner erstmal Geschmack an dieser Art des Reisens<br />
gefunden hat, sind die Möglichkeiten schier grenzenlos.<br />
Südgeorgien ist Haworths liebstes Reiseziel, mit seinen<br />
atemberaubenden Bergen und seiner Tierwelt. „Der Lärm<br />
von 800.000 Pinguinen in einer Kolonie ist ohrenbetäubend,<br />
und es stinkt gewaltig. Man kann sich das kaum vorstellen.“<br />
Patagonien hat tausend Ankerplätze – aber auf jeden, der in<br />
Haworths Handbuch steht, „kommen mindestens zwei, die<br />
man noch entdecken muss.“<br />
„Patagonien ist großartig“, sagt Merrymaids Eigner, „in<br />
diesen Gewässer mit einem guten Schiff zu segeln, lässt<br />
sich nicht toppen. Und die Bar im Yacht-Club von Puerto<br />
Williams auch nicht.“ Sie ist in einem alten Frachter, der auf<br />
Grund liegt.<br />
Die Nordwest-Passage wird allmählich leichter befahrbar,<br />
obwohl sie in manchen Jahren immer noch unpassierbar<br />
ist. Und man weiß nie, ob das im folgenden Jahr<br />
anders sein wird. Haworth machte die Reise im vergangenen<br />
Jahr zum ersten Mal mit der 31-Meter-Motoryacht<br />
Beothuk, und er wird Merrymaid im Jahr 2016 beraten.<br />
Auf die Abenteurer unter den Eignern warten unzählige<br />
aufregende Ziele.<br />
&<br />
[Copyright of Boat International Media Limited: All rights reserved]<br />
Licensed by Boat International Media Limited<br />
04/2013 I 93
oker refit<br />
Glanzlichter<br />
Verkäufe auf<br />
Mallorca<br />
Mit einer positiven Bilanz sind die Anfang<br />
Mai stattfindenden Sunseeker Open<br />
Days in Port Adriano auf Mallorca zu<br />
Ende gegangen. Die zweite Auflage der<br />
Sunseeker Hausmesse auf der Ferieninsel<br />
bot die ideale Gelegenheit für individuelle<br />
Yachtbesichtigungen und -beratung und<br />
erwies sich als gute Plattform für ein entspanntes<br />
Get-together unter Yachtfreunden.<br />
So tummelten sich an den drei Ausstellungstagen<br />
solide Kunden und Interessenten<br />
mit ernsthaften Kaufabsichten vor<br />
der Sunseeker Mallorca-Niederlassung im<br />
Hafen von Port Adriano, in dem zeitgleich<br />
die Superyacht Days stattfanden. Das<br />
Ergebnis kann sich aus Sunseeker-Sicht<br />
trotz der im Vergleich zum Vorjahr geringeren<br />
Besucherzahl durchaus sehen lassen:<br />
Drei verkaufte Sunseeker von <strong>52</strong> bis 82 Fuß<br />
und konkrete Vertragsabschlüsse lassen auf<br />
eine Belebung am Markt schließen.<br />
sunseeker.de<br />
Eine Sanlorenzo<br />
für den Scheich<br />
Große Zufriedenheit herrscht bei der<br />
Werft Sanlorenzo. Nach der kürzlich<br />
beendeten Dubai Boat Show wurde<br />
eine 40-Meter-Aluminium-Superyacht an<br />
Scheich Muhammad bin Raschid Al<br />
Maktum, Premierminister und Vizepräsident<br />
der Vereinigten Arabischen Emirate sowie Herrscher von<br />
Dubai, ausgeliefert. Der Bau der Superyacht in Italien dauerte<br />
etwa ein Jahr, danach wurde das Schiff mit einem aufwändigen<br />
Lastentransport in den Nahen Osten geliefert. Über das Mittelmeer,<br />
den Suez-Kanal und das Rote Meer erreichte die Sanlorenzo<br />
nach 15 Tagen Dubai. Mit zwei MTU-Maschinen soll<br />
die Aluminiumyacht maximal 28 Knoten und mit einer Reisegeschwindigkeit<br />
von 25 Knoten laufen. Sanlorenzo bestätigte<br />
auch im Jahr 2013 seinen dritten Platz in der Weltrangliste<br />
der Top 20-Werften für Yachten über 24 Meter (Quelle: Global<br />
Order Book-2013).<br />
sanlorenzoyacht.com<br />
FOTOs: werften, anbieter<br />
94 I 04/2013
G.I. Joe –<br />
mit Ullman<br />
Auszeichnungen 1:<br />
dYKstra-Konstrukteure<br />
Am 21. Juni wurden in Monaco die Showboats International Design<br />
Awards verliehen, die die kreativen Talente in der Yachtindustrie<br />
für Design, Schiffbau und Styling ehren. Dykstra konnte<br />
in diesem Jahr gleich zwei Auszeichnungen für sich verbuchen.<br />
Eine Ehrung erhielt die 39,70 Meter lange J-Class Rainbow. Die<br />
Richter zeigten sich sehr beeindruckt von den konstruktiven<br />
Lösungen, die nötig waren, um die Anforderungen der modernen<br />
J-Class-Regeln innerhalb der bestehenden, historischen<br />
Rumpfform umzusetzen. Als Zweites wurde die Ketsch Kamaxitha<br />
ausgezeichnet: Bestes Exterieur-Design und bestes Styling<br />
bei Segelyachten lautete das Urteil. Unter anderem hoben die<br />
Preisrichter die Möglichkeit, Kamaxithas Instrumente vor Anker<br />
verschwinden zu lassen, hervor, was dem an eine traditionelle<br />
Yacht erinnernden Äußeren entspäche. gdnp.nl<br />
Normalerweise sind Sitze von Ullman<br />
vor allem für ihre körperschonende<br />
Ergonomie und ausgefeilte<br />
Federungstechnik bekannt. Dass<br />
im Hollywood-Blockbuster „G.I. Joe – Die<br />
Abrechnung“ nun die Hauptdarsteller<br />
Bruce Willis und Dwayne „The Rock“<br />
Johnson darin Platz nehmen, liegt an ihrem<br />
martialischen Äußeren. Die im Film vorkommenden<br />
Luftkissenboote mit über zwei Meter<br />
großen Luftschrauben und doppelten V8-Motoren<br />
sind neben mächtigen Maschinengewehren mit<br />
Ullman Daytona- und Ullman Biscaya-Sitzen ausgestattet.<br />
Vielleicht Grund genug, ins Kino zu<br />
gehen: Es wird Sie aus den Sitzen hauen – garantiert.<br />
ullmandynamics.com<br />
140 Jahre Benetti<br />
Benetti ist eine der ältesten Werften für Luxus-<br />
Motoryachten weltweit. 1873 wurde die Werft von<br />
Lorenzo Benetti gegründet und er begann mit dem<br />
Bau von Fracht-Segelschiffen. Nach dem Tod von<br />
Lorenzo übernahmen seine beiden Söhne Gino<br />
und Emilio die Leitung der Werft. In den frühen<br />
1960er Jahren produzierten sie dann ihre ersten<br />
Luxus-Yachten. Mittlerweile wurden nahezu 300<br />
Schiffe ausgeliefert, die Produktionsanlagen erstrecken<br />
sich auf 300.000 Quadratmeter in sechs<br />
Werften. 34 Yachten sind derzeit im Bau, unter<br />
anderem eine 90-Meter-Megayacht. Wir sagen:<br />
Herzlichen Glückwunsch!<br />
benettiyachts.it<br />
Auszeichnungen 2:<br />
Imperial Princess<br />
Beim World Superyacht Award der Meer&Yachten-Schwesterzeitschrift<br />
Boat International in Istanbul wurde unter anderem<br />
die jüngst vorgestellte Princess 40M ausgezeichnet. Während<br />
des Gala-Abends in der herrlichen Umgebung des Çiragan<br />
Palace Kempinski überreichte die britische Nachrichtensprecherin<br />
Natasha Kaplinsky den begehrten Silber Neptun Award an die<br />
Eigner der besten Segel- und Motoryachten, die im Jahr 2012<br />
ausgeliefert wurden. Die Princess 40M wurde als der Sieger in der<br />
Kategorie Three Deck Semi-Displacement or Planing Motor Yachts<br />
geehrt. Für Princess Yachts ein doppelter Grund zur Freude, hatte<br />
die Werft doch mit der Imperial Princess ihre erste Yacht dieser<br />
Größenordnung überhaupt abgeliefert.<br />
Vor Kurzem bekam die Princess 40M bereits die Auszeichnung<br />
Beste Serien-Motoryacht (24m bis 40m) bei den 9. Asia Boating<br />
Awards. princessyachts.com<br />
04/2013 I 95
Broker<br />
refit I marktanalyse<br />
2013<br />
das erste quartal<br />
Ausgewählte Experten der Yachtindustrie beurteilen<br />
die ersten drei Monate des Jahres und sehen einen<br />
Superyacht-Markt in Bewegung<br />
Text cAroline White<br />
[Copyright of Boat International Media Limited: All rights reserved], Licensed by Boat International Media Limited<br />
Nachdem die Zahlen für 2012 einen Überblick über<br />
das Jahr geben, staunen wir über einen Markt, der auf<br />
den Kopf gestellt scheint. Eine Mischung aus Politik,<br />
Finanzmarkt und Psychologie hat unsere – auch noch nach<br />
2008 – gewohnten und vertrauten Muster verändert. Die<br />
Zahl der Gesamtverkäufe war positiv, aber sie erfolgten nicht,<br />
als wir sie erwarteten, sondern als keiner damit rechnete.<br />
Jetzt liegen die Zahlen fürs erste Quartal 2013 vor, und es<br />
sind abermals nicht die Zahlen, sondern die Muster, die<br />
den Erwartungen widersprechen. In den vergangenen Jahren<br />
– sowohl in starken wie in schwachen – stiegen die<br />
Verkaufszahlen im erste Quartal an, während der Sommer<br />
näherrückt. Doch dieses Jahr lauten die Zahlen für Januar,<br />
Februar und März 19, 24 und 19 (im Vergleich dazu 15, 19,<br />
25 im Vorjahr und 12, 19, 26 im Jahr 2011).<br />
Michel Chryssicopoulos, Griechenland-Partner bei Cape 4<br />
Yachting, vermutet ein geopolitisches Ereignis als Grund für<br />
diese ungewöhnliche Entwicklung der Verkäufe. „Die einzige<br />
Erklärung für den Rückgang im März ist die zyprische Bankenkrise,<br />
die Anfang und Mitte März zu einem allgemeinen<br />
Gefühl der Unsicherheit an den Märkten führte“, sagt er.<br />
Verkäufe<br />
Thierry Voisin ist Chef eines kleinen etablierten Maklerbüros<br />
in Nizza, das den schlichten Namen „Brokerage Company“<br />
führt. „Schiffe unter 35 oder 40 Meter sind im Moment sehr<br />
schwer zu verkaufen“, sagt er. Robert Newton, Makler bei<br />
„Yachtzoo“ in Fort Lauderdale, sieht ebenfalls das untere Segment<br />
des amerikanischen Superyacht-Marktes trockenfallen:<br />
„In der Vergangenheit waren es die kleineren Yachten, die<br />
den US-Markt beherrschten – dieses Jahr gab es da einen<br />
starken Rückgang“, beobachtet er, „die Miami Boat Show<br />
und die Palm Beach Boat Show verliefen sehr enttäuschend.“<br />
Es gibt aber nicht nur schlechte Nachrichten. Chryssicopoulos<br />
ist in Griechenland mit einem Markt vertraut, der zur Zeit<br />
mit einiger Berechtigung als einer der schwierigsten weltweit<br />
gilt, und er sieht Anzeichen einer Belebung. „Obwohl<br />
der Markt unterhalb 30 Meter Schiffslänge praktisch nicht<br />
mehr existiert – es werden keine Schiffe mehr gebaut und<br />
kaum noch gebrauchte verkauft –, gibt es durchaus noch<br />
einen diskreten Markt ab 40 Meter. Dieses Segment ist weit<br />
davon entfernt, tot zu sein.“<br />
Auch Voisin und Newton glauben, dass der Vermittlungsmarkt<br />
in diesem Segment „äußerst vermögender Leute, die<br />
von den aktuellen Verwerfungen nicht betroffen sind“ im erweiterten<br />
Europa und den USA noch sehr aktiv ist.<br />
Es sind nicht die Zahlen des ersten Quartals, die den Brokern<br />
Sorgen machen, sondern die Lustlosigkeit der Käufer.<br />
„Wenn ich die reinen Zahlen nehme“, sagt Chryssicopoulos,<br />
„ist das erste Quartal dieses Jahres in etwa so wie 2012.<br />
Aber wenn ich auf die Stimmung achte, ist es definitiv<br />
schlechter. Die Kunden lassen sich Zeit – sie summen um<br />
den Honigtopf herum, aber sie gehen nicht an den Honig.“<br />
Worauf warten sie dann? Die Antwort scheint immer der<br />
richtige Preis zu sein. „Ein Käufer sagt mir, ruf an, wenn du<br />
ein tolles Angebot hast“, erzählt Voisin. „Also rufst du an und<br />
sagst: Ich hab Ihr Schiff für den Preis, den Sie wollten. Und<br />
der Käufer sagt, ach, ich hab mich noch nicht entschieden.<br />
Sie wollen als Erstes immer wissen: Ist es ein exzellenter<br />
Deal? Wenn ja, schauen sie sich die Sache an.“<br />
96 I 04/2013
Marktaktivitäten der letzten zwölf Monate – pro Quartal<br />
250<br />
Q2, 2012 Q3, 2012 Q4, 2012 Q1, 2013<br />
200<br />
212<br />
164<br />
169<br />
Preisupdate<br />
Neu auf dem Markt<br />
150<br />
Verkäufe<br />
100<br />
100<br />
50<br />
68<br />
90<br />
63<br />
80<br />
88<br />
62<br />
102<br />
60<br />
0<br />
Newton beobachtete: „Käufer machen jetzt überall Angebote,<br />
in jedem Preissegment. Es ist fast egal, was man fordert,<br />
es melden sich Interessenten.“<br />
Neubauten<br />
Die Zahlen bei den Neubauten im ersten Quartal sind 3,<br />
6, 8 (insgesamt 17), verglichen mit 5, 5, 4 im Vorjahr. Die<br />
Zählung fürs Quartal schlüsselt sich nach Ländern auf: Ita-<br />
lien 5, USA 4, Holland 3, Mittlerer Osten 3, Norwegen 1 und<br />
Dänemark 1. Sieben der Schiffe waren länger als 50 Meter,<br />
was als eine Bestätigung der Ansicht genommen werden<br />
kann, dass der Superyacht-Markt gesund ist.<br />
Ein Trend bei den Neubauten, der sich fortsetzt, scheint<br />
die Anziehungskraft einiger bekannter Namen zu sein. „Die<br />
meistbeschäftigte Werft in den USA ist Christensen – es ist<br />
auch die einzige Werft, die gut zu tun hat“, sagt Newton.<br />
25<br />
Jahre Erfahrung<br />
100%<br />
Katamarane<br />
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refit I marktanalyse<br />
VERLAG<br />
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Gurlittstraße 28, 20099 Hamburg<br />
„Ende letzten Jahres haben sie eine Menge<br />
Aufträge geschrieben. Sie haben vermutlich<br />
so viele Verträge gemacht wie alle andern<br />
Yachtbauer zusammen. Die Werften der<br />
zweiten und dritten Preisklasse haben nicht<br />
viel zu tun. Die Werften mit großem Namen<br />
haben ihren eigenen Markt, und der umfasst<br />
praktisch alle 60-, 70- und 90-Meter-Schiffe.“<br />
Der Fokus ändert sich<br />
In einem Markt, der sich so verschiebt, ist es<br />
nicht überraschend, dass die Makler einen<br />
Kurswechsel vornehmen, um im Geschäft<br />
zu bleiben. „Wir haben beschlossen, uns auf<br />
den östlichen Teil des Mittelmeers zu spezialisieren“,<br />
sagt Chryssicopoulos, „wir expandieren<br />
in Kroatien und in der Türkei, und<br />
jetzt machen wir ein Büro in Montenegro auf.<br />
Das westliche Mittelmeer ist gut abgedeckt,<br />
da gibt es Makler im Überfluss. Wir wollen<br />
etwas Einzigartiges machen.“<br />
Nicht nur, wo das Geschäft stattfindet, auch<br />
das Wie ändert sich im Yachthandel. „Wir haben<br />
eine neue, ziemlich offensive Marketing-<br />
Taktik“, sagt Chryssicopoulos. „Zum Beispiel<br />
die Kampagne ,I love my yacht’, die nach wie<br />
vor läuft. Sie war vom New-York-Slogan inspiriert<br />
und sagt dem Kunden, dass wir mit Leidenschaft<br />
dabei sind. Auch wenn wir ein finanzielles<br />
Desaster durchmachen, kann und<br />
soll man weiterhin sein Schiff lieben.”<br />
So wie viele Werften sich mit Renovierungen<br />
und Umbauten über Wasser halten, während<br />
sie auf Bauaufträge warten, passen sich<br />
auch Makler pragmatisch dem Markt an.<br />
„Wir verlegen uns zunehmend auf Schiffsmanagement<br />
und beraten auch unter steuerlichen<br />
Aspekten“, sagt Voisin, „in diesen<br />
Bereichen verzeichnen wir ordentliche Zuwächse,<br />
während sich bei Verkauf und Charter<br />
nicht viel bewegt. Zeitweise hatten wir dort<br />
sogar Einbußen. Es ist relativ einfach, Leute<br />
zu beraten – und sie bezahlen dich dafür. Ich<br />
denke, hier liegt die Zukunft für Unternehmen<br />
unserer Größe.“<br />
Herausgeber<br />
Art Direktion<br />
Grafik<br />
Chefin vom Dienst<br />
Martina John, Martina Julius-Warning, Yorck Hentz<br />
REDAKTION<br />
Claus Reissig, Sandra-Valeska Bruhns, T. Thomas, P. Boulton,<br />
a. Mc Cracken, M. Mower, Josephine Hartmann,<br />
a.-M. Fingerhut, B. Gedlek, Prof. Dr. S. Henke, K. Panzer-Gunkel,<br />
M. Kludas, H.-H. Schack, J. Langdon, I. Wilkens, A. Willen<br />
Bianca Stüben<br />
Antje Krüger<br />
Anett Hillers, hillers@meerundyachten.de<br />
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Verantwortlich Guido Simon, Tel. +49 (0) 40/53308884<br />
g.simon@quartomedia.com<br />
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Anzeigenleitung Jeremy Roche, Tel. +44 (0) 208 545 9359<br />
jeremy.roche@boatinternationalmedia.com<br />
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Großbritannien brian.lynch@boatinternationalmedia.com<br />
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Frankreich Lionel Richard, Tel. +44 (0) 2085459360<br />
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USA Ben Farnborough, Tel. +1 954<strong>52</strong>22628<br />
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Australien, Neuseeland Pippa Johnson, Tel. +649 9503281<br />
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Nielsen I, V, VI MEDIEN KONTOR, Norman Sauer<br />
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Nielsen II Medienservice + Beratung, Andreas Fuchs<br />
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afuchs@medienservice-und-beratung.de<br />
Nielsen III a+b, VII Medienberatung Uwe Stolte<br />
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Nielsen IV MMS Marrenbach Medien-Service, Bruno Marrenbach<br />
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Verlagsvertretung Benelux Mark Meelker, Tel. +31715140848<br />
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Auf einem Markt, der selbst für ausgewiesene<br />
Experten oft undurchsichtig bleibt, könnte<br />
Anpassungsfähigkeit die wertvollste Eigenschaft<br />
auf dem Weg in die Zukunft sein. &<br />
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98 I 04/2013
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360° Eleganz erleben.<br />
Ava Roeg,<br />
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Die Exklusivität des Moments genießen, gemeinsam die Zeit auskosten,<br />
Träume leben und stilvoll die Meere durchqueren – spektakuläre<br />
Großyachten und maritimer Lifestyle in Vollendung erwarten<br />
Sie auf der boot Düsseldorf vom 18. bis 26. Januar 2014.