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oot düsseldorf: die messe-neuheiten 2014 im überblick<br />
Meer Yachten<br />
Meer Yachten<br />
<strong>MEER</strong><br />
Yachten<br />
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| meerundyachten.de | 01/14 | 7,00 €<br />
Luxus auf dem Wasser<br />
Nr. 01/14 I Vulcan/Vicem quarto media gmbh<br />
Österreich/Luxemburg/Spanien 7,50 € I Schweiz CHF 13 I Frankreich 7,50 € I Griechenland 7,50 € I Italien 7,50 € I Litauen 7,50 € I Portugal 7,50 € I DKK 57,00 I KN 86,00 I PLN 44 I YTL 18,70<br />
Quattroelle<br />
88-Meter-Meisterwerk<br />
plus: Making of Quattroelle<br />
Ocean Alexander 120<br />
Mit besten grüSSen aus seattle<br />
<strong>Hallberg</strong>-<strong>Rassy</strong> <strong>55</strong><br />
Yachtcheck im Schärengarten<br />
Vulcan von vicem<br />
harmonie von performance und design
MONTBLANC TIMEWALKER<br />
CHRONOVOYAGER UTC<br />
Eine zweite, mit der koordinierten Weltzeit (UTC) synchronisierte Zeitzone<br />
macht diesen automatischen Chronographen zum perfekten Begleiter für alle<br />
Vielreisenden. Sein robustes Edelstahlgehäuse mit einem Durchmesser von<br />
43 mm mit satinierter Lünette und Drückern verbindet elegantes Design<br />
mit der traditionellen Uhrmacherkunst. Dieser Chronograph verfügt über eine<br />
zweite Zeitzone mit Tages-/Nachtanzeige, die über 24 Stunden auf dem Höhenring<br />
angezeigt wird, eine Datumsanzeige, einen zentralen Sekundenzeiger sowie<br />
zwei zusätzliche Zähler für bis zu 30 verstrichene Minuten und maximal zwölf<br />
verstrichene Stunden. Gefertigt in der Montblanc Manufaktur in Le Locle, Schweiz.<br />
visit and shop montblanc.com
Editorial<br />
Viel Neues im Neuen Jahr!<br />
Der Jahreswechsel steht vor der Tür und damit auch ein weiteres Branchen-<br />
Highlight im jährlichen Messekalender, die boot Düsseldorf 2014. Auf<br />
mehreren Doppelseiten zeigen wir Ihnen schon jetzt, welche Superyacht-<br />
Neuigkeiten Sie vom 18. bis zum 26. Januar in Düsseldorf erwarten. Im<br />
Interview mit Projektleiter Goetz-Ulf Jungmichel sprechen wir über die größten<br />
Sehenswürdigkeiten der boot und werfen gemeinsam einen Blick auf die<br />
neuesten Hingucker der Aussteller.<br />
Wahre Hingucker sind übrigens auch unsere Yacht-Portraits über die<br />
Quattroelle und unser Covermodel, die Vulcan. Beide Yachten verzücken<br />
derzeit die globale Fangemeinde – und das nicht ohne Grund.<br />
Überzeugen Sie sich selbst, wir stellen Ihnen beide ausführlich vor.<br />
yorck hentz<br />
Herausgeber<br />
Meer &Yachten<br />
Zum Test der neuen <strong>Hallberg</strong>-<strong>Rassy</strong> <strong>55</strong> hat sich Matt Müncheberg auf den<br />
Weg nach Schweden gemacht. Am Stammsitz des Unternehmens traf er<br />
Werftchef Magnus <strong>Rassy</strong> zum gemeinsamen Törn. Den Bericht finden Sie ab<br />
Seite 54.<br />
Ebenfalls neu sind unsere Branchen-News der Arbeitsgemeinschaft<br />
DEUTSCHE <strong>YACHTEN</strong> im DBSV. Als fester Bestandteil von<br />
<strong>MEER</strong>&<strong>YACHTEN</strong> werden wir – beginnend mit dieser Ausgabe – nun regelmäßig<br />
über die Neuheiten von der deutschen Großyacht-Szene berichten.<br />
Los geht's auf den Seiten 16/17.<br />
Jetzt wünschen wir Ihnen erst einmal einen geruhsamen Jahresausklang, einen<br />
guten Start in 2014 und viel Vergnügen mit Ihrer neuen <strong>MEER</strong>&<strong>YACHTEN</strong>.<br />
Herzlichst,<br />
Ihr<br />
<strong>MEER</strong>&<strong>YACHTEN</strong><br />
auf der boot:<br />
Halle 16, Stand B 41<br />
Wir freuen uns<br />
auf Ihren Besuch!<br />
01/2014 I 3
inhalt01/14<br />
Titelthemen<br />
18 Quattroelle 88-Meter-Meisterwerk, plus: Making of<br />
28 Boot-Special Messe-Neuheiten 2014<br />
38 Vulcan Performance und Design<br />
48 Ocean Alexander 120 Beste Grüße aus Seattle<br />
54 <strong>Hallberg</strong>-<strong>Rassy</strong> <strong>55</strong> Yachtcheck im Schärengarten<br />
18<br />
yachten Projekte<br />
12 Glanzlichter<br />
16 Glanzlichter/deutsche yachten<br />
18 Quattroelle<br />
Viermal L: Love, Life, Liberty und Luxury. Der Mutter des Eigners<br />
zufolge die wesentlichen Dinge des Daseins. Und von Lürssen auf<br />
88 Metern perfekt umgesetzt<br />
26 Making of Quattroelle<br />
Hinter den Kulissen: Tim Thomas sprach mit Rob Moran, Dan Lenard<br />
und Michael Breman über den Bau der Megayacht<br />
28 Boot-Special<br />
Vom 18. bis 26. Januar 2014 öffnet die boot Düsseldorf wieder ihre<br />
Pforten. <strong>MEER</strong>&<strong>YACHTEN</strong> zeigt Highlights, Trends und Innovationen.<br />
38 Vulcan<br />
Die 46-Meter-Yacht zeigt die Vorzüge aufeinander abgestimmter<br />
Philosophien. Ergebnis ist ein stylishes und entspanntes Bord-<br />
Elebnis.<br />
48 Ocean Alexander 120<br />
Ocean Alexander baut seine neue 120 statt in Fernost in Seattle<br />
62<br />
54 Yachtcheck: <strong>Hallberg</strong>-<strong>Rassy</strong> <strong>55</strong><br />
Chefsache: Matt Müncheberg traf Werftchef Magnus <strong>Rassy</strong> zum Test<br />
am Stammsitz der Firma in Schweden<br />
62 Gesegelt: XP <strong>55</strong><br />
Gerade wurde die XP <strong>55</strong> in Dänemark vorgestellt.<br />
<strong>MEER</strong>&<strong>YACHTEN</strong> war an Bord<br />
TITELfoto: Vulcan/Alberto Cocchi; FOTOS DIESE SEITE: Quattroelle/Klaus Jordan, X-Yachts<br />
4 I 01/2014
inhalt01/14<br />
yacht stil<br />
68 Glanzlichter<br />
70 Lunch mit: Ed Kastelein<br />
Der Holländer baut Segel-Superyachten, strebte dabei immer nach<br />
Glück statt nach Geld, und hat auf diese Weise beides erreicht<br />
76 régulateur nautique<br />
Auf acht Exemplare begrenzt und schon deshalb ein ganz<br />
besonderes Chronometer: Montblanc Grand Régulateur Nautique<br />
70<br />
reise charter<br />
82 Glanzlichter<br />
84 Madeira<br />
<strong>MEER</strong>&<strong>YACHTEN</strong>-Törn: Mit der Charteryacht<br />
von Madeira nach Porto Santo<br />
broker refit<br />
84<br />
92<br />
92 glanzlichter<br />
96 marktanalyse<br />
Der Nahe Osten boomt noch immer: Zwei Experten sagen, warum<br />
standards<br />
03 editorial<br />
10 Augenblick<br />
91 impressum<br />
FOTOS DIESE SEITE: Nikolaos Kontostavlakis/Ed Kastelein, Matt müncheberg, SWAN/Martinez studio<br />
Eine Ausgabe verpasst?<br />
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6 I 01/2014
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01/2014 I 7
Die Loro Piana Interiors Kollektion bietet eine enorme Vielfalt<br />
an edlen Stoffen für die Innenbereiche von Booten und Domizilen<br />
am Meer – darunter Baumwollstoffe sowie Kombinationen aus<br />
feinstem Leinen und Kaschmir, die hervorragend der Feuchtigkeit<br />
von Räumen in Meeresnähe standhalten. Diese Gewebe verbinden<br />
exzellente Rohstoffqualität mit der Vielseitigkeit unendlicher<br />
Kombinationsmöglichkeiten und schaffen individuelle, in<br />
Farben und Mustern perfekt harmonierende Umgebungen.<br />
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AugenBlicke<br />
10 I 01/2014
Nachts an der Adria<br />
FOTO: getty images for maserati<br />
Die Nacht über Venedig malte alles in Blau, wie das Blau des Hauptsponsors Maserati<br />
zu den 70. Internationalen Filmfestspielen von Venedig im September 2013. Doch<br />
statt die Riva Iseo standesgemäß durch den Canal Grande kreuzen zu lassen, verlegte<br />
der Bootsbauer das 27-Fuß-Schiff, das als Beiboot von Superyachten extrem beliebt<br />
ist, kurzerhand in den Hotelpool des Excelsior's Maserati Terrace. Keine neue Idee,<br />
zugegeben, aber immer wieder originell, vor allem mit dem Schriftzug Tender to<br />
Maserati. Knapp 300.000 Euro verlangt Riva für sein an alte Holzzeiten erinnerndes<br />
Retrobeiboot aus Kunststoff. Auf Wunsch wird neben verschiedenen Motorvarianten<br />
auch ein entsprechender Trailer mit angeboten. Welcher Maserati die Drei-Tonnen-<br />
Schönheit ziehen kann, ist nicht bekannt. ferrettigroup.com
yachten projekte<br />
Glanzlichter<br />
Enthüllt:<br />
Interieur der Majesty 1<strong>55</strong><br />
Während der gerade zu Ende gegangenen Monaco Yacht Show enthüllte Gulf Craft das Innendesign-<br />
Konzept für seine derzeit größte im Bau befindliche Superyacht. Anlässlich einer Pressekonferenz in<br />
Monaco erklärte Erwin Bamps, CEO des Unternehmens: „Die Majesty 1<strong>55</strong> bedeutet einen gewaltigen<br />
Sprung in Sachen Baukomplexität und bietet uns die Riesenchance, die Design-Lösungen und die<br />
Verarbeitung unserer Werft zu zeigen." Die Majesty 1<strong>55</strong> bietet übergroße Fenster die viel natürliches<br />
Licht hereinlassen und einen ungestörten Blick nach draußen ermöglichen. Für die Eignerkabine und<br />
den Salon wurden Balkone vorgesehen. Gulf Craft ist einer der wenigen Hersteller weltweit, der in der<br />
Lage ist, Composit-Yachten mit einer Länge von über 45 Metern Länge zu produzieren. Erst 1982<br />
in den Vereinigten Arabischen Emiraten gegründet bietet die Werft heute ein eher ungewöhnliches<br />
Portfolio vom Fischerboot bis zur Luxusyacht an. gulfcraftinc.com<br />
Länge: 47 Meter; Breite 9,60 Meter; Reichweite 4.200 sm bei zwölf Knoten<br />
Neues Fairline-Flaggschiff für 2015<br />
Fairline-Boote hat für 2014 den Bau einer Targa 75 Gran Turismo angekündigt, die<br />
2015 erstmals präsentiert werden soll. Der geräumige Salon soll luxuriöse Sitzgelegenheiten,<br />
sowie einen 50-Zoll-Flachbildschirm mit einem Surround-Sound-System<br />
bieten. Fairline betont besonders die großzügigen äußeren Lounge-Bereiche<br />
mit Bartresen und Liegebereichen. Die Garage ist für einen Williams-445-Diesel-<br />
Jet-Tender geeignet, die absenkbare Badeplattform dient gleichzeitig zum<br />
Wassern des Beiboots. Das Flaggschiff Targa 75 GT wird mit einer umfassenden<br />
Auswahl an Innendesigns und -dekos sowie handgefertigten<br />
Möbeln angeboten. Für den Vortrieb dienen zwei Caterpillar C32-Maschinen,<br />
wahlweise mit je 1.622, 1.825 und 1.925 PS, die Geschwindigkeiten von mehr<br />
als 32 Knoten mit den Basis-Motoren oder maximal 40 Knoten mit der größten<br />
Leistung ermöglichen sollen. fairline.com<br />
FOTO: Werften, hersteller, Brigitte Lacombe<br />
12 I 01/2014
Erste Bilder: Perini 70 m<br />
Blohm+Voss<br />
geht in die Offensive<br />
Neue Wege für den Yachtbau: Die Traditionswerft<br />
Blohm+Voss, in der unter anderem die Gorch<br />
Fock und die Eclipse vom Stapel liefen, will nicht<br />
einfach nur weiter auf Aufträge für Superyachten<br />
warten. Nach der Zerschlagung in die drei Bereiche<br />
Naval, Industries und Schiffbau will der englische<br />
Investor Star Capital mit letzterer vor allem<br />
im Yachtbau Geld verdienen. Jetzt wurden die<br />
Ent-würfe vorgestellt, mit denen Blohm+Voss im<br />
Superyachtsektor neue Kunden gewinnen will.<br />
Für das spektakuläre Äußere wurde die englische<br />
Architektin Zaha Hadid verpflichtet, die in der Vergangenheit<br />
vor allem für ihre luftigen, geschwungenen<br />
Gebäude ausgezeichnet wurde. Dieses<br />
Konzept setzt sie jetzt für den Yachtbau um. Sowohl<br />
gestalterisch, als auch technisch ist die Basis<br />
ein so genanntes Exoskelett, also eine außen<br />
liegende tragende Struktur, die im Innenraum<br />
freie Wahlmöglichkeiten bei der Gestaltung lässt:<br />
Große Hallen sind genauso möglich wie jede<br />
Anordnung von Kabinen. Jedes Schiff könnte so<br />
zu einem individuellen Einzelstück werden.<br />
Für einen 90-Meter-Ableger des 128 Meter langen<br />
Hadid-Konzepts haben die Ingenieure bei<br />
Blohm+Voss nach Unternehmensangaben bereits<br />
die technische Spezifikation erstellt, die<br />
Grundlage für einen Bau wäre. Obwohl die Werft<br />
bereits mit der Eclipse, der Mayan Queen oder<br />
der Palladium Erfahrungen mit Superyachten gesammelt<br />
hat, dürfte diese Form jedoch eine echte<br />
Herausforderung werden – auch beim Finden<br />
eines oder mehrerer möglicher Kunden. In der<br />
Vergangenheit haben schon verschiedene Werften<br />
und Designer Exoskelett-Yachten vorgestellt,<br />
von denen bis jetzt noch keine umgesetzt wurde.<br />
blohmvoss.com<br />
Der erste Rumpf von Perini Navis neuer 70-Meter-Klasse ist in La Spezia zum<br />
Ausbau angekommen. Erste Bilder zeigen den noch mit roter Korrosionsschutzfarbe<br />
gestrichenen Rumpf mit der Projektnummer C.2227. Die Segelyacht ist<br />
die zweitgrößte Yacht in der Perini-Navi-Flotte nach der Maltese Falcon, einem<br />
88 Meter langen Dreimaster mit freistehenden Riggs. Der Bau der Aluminium-<br />
Yacht erfolgte in der Perini Yildiz in Tuzla/Türkei. Montage und Einrichtung des<br />
Schiffs werden in der Picchiotti-Werft in La Spezia erfolgen, wo die Yacht im<br />
Jahre 2015 auch ausgeliefert wird. Die Verdrängung des fertigen Schiffes wird<br />
mit 912 Tonnen angegeben, ein variabler Tiefgang zwischen 4,54 und 11,70<br />
Meter soll gute Segeleigenschaften gewährleisten. perininavi.it<br />
Projekt<br />
1 hundred<br />
Inspiriert durch das pulsierende Nachtleben von Ibiza hat Andrew<br />
Winch Designs das Projekt 1 hundred entwickelt, eine schlanke<br />
und moderne 100 Meter lange Motoryacht. Das offene Design soll<br />
für ihren zukünftigen Eigner die ideale Partylocation für Trips entlang<br />
der CÔte d’Azur sein. Betont werden die schlanken Linien durch einen<br />
weiten Bogen, der optisch mehrere Decks verbindet. An der großen<br />
Badeplattform sind ein Restaurant und eine Lounge vorgesehen, wo<br />
die Gäste direkt am Wasser entspannen können. Auf dem Vordeck ist<br />
ein Helikopter-Landeplatz vorgesehen, um die Gäste schnell an Bord<br />
oder wieder zurück an Land zu bringen. Die Eignerkabine wurde in das<br />
Design integriert. Mit einer dramatischen Galerie über zwei Decks und<br />
einer Glasdecke soll die Suite einen Zugang zu einem privaten Deck<br />
mit einem eigenem Whirlpool bieten.<br />
andrew-winch-designs.co.uk<br />
Länge 100 Meter; Breite 15<br />
Meter; Tiefgang 4,50 Meter<br />
01/2014 I 13
yachten Projekte<br />
I glanzlichter<br />
Projekt Graceful verlässt B+V-Dock<br />
Der aktuelle Yachtbauauftrag von Blohm+Voss mit dem Projektnamen Graceful hat<br />
sein Baudock verlassen und wird für die Probefahrt vorbereitet. Die Probefahrt ist für<br />
Dezember 2013 vorgesehen, die Ablieferung für Ende Dezember 2013. Erst am 18.<br />
Mai 2012 war ein Schleppverband mit einem Yachtkasko bei Blohm+Voss eingetroffen.<br />
Anschließend wurde der Kasko in das Dock 6 eingedockt und die Hamburger Werft hat<br />
die Fertigstellung der Yacht in Hamburg fortgesetzt. In den vergangenen 18 Monaten<br />
wurden die umfangreichen Außen- und Innenausbauten der von H2-Design gestylten<br />
Yacht in enger Zusammenarbeit zwischen Blohm+Voss und der Eignerseite zusammen<br />
mit Dörries Maritime Services durchgeführt. Zu den einzigartigen und komplexen<br />
Ausstattungsmerkmalen, die auch dazu geführt haben, dass der Eigner die Yacht zu<br />
Blohm+Voss gebracht hatte, gehört unter anderem ein 15 x 3 Meter großer Innenpool,<br />
der durch das Anheben der Bodenplatte zu einer Tanzfläche verwandelt werden kann.<br />
Die Yacht bietet, neben einem gesonderten Eignerbereich mit einer Duplex-Suite, die<br />
einen direkten Wasserzugang über einen klappbaren Balkon hat, Platz für weitere zehn<br />
Gäste in zwei VIP- und drei Gäste-Suiten. blohmvoss.com<br />
Länge 82 Meter; Breite 13,90 Meter; Tiefgang: 3,75 Meter; Geschwindigkeit (max.)<br />
17,6 Knoten; Reichweite: 5.500 Seemeilen<br />
boot:<br />
Schlafen wie an Bord<br />
Böden in Schiffsplankenoptik, Bullaugen im Badezimmer<br />
und die Nähe zum Rhein – seit Neuestem lässt<br />
es sich im Lindner Congress Hotel in Düsseldorf besonders<br />
stilecht logieren. Pünktlich zum 40-jährigen<br />
Jubiläum hat die Lindner Hotels AG ihr erstes Haus<br />
im Stil einer Sportyacht renoviert – eine Hommage an<br />
die Rheinstadt mit der berühmten Messe boot. Das<br />
Unternehmen ließ vier Etagen mit 72 Zimmern umfangreich<br />
renovieren und mit hochwertigen Materialien<br />
ausstatten. Die Zimmer wurden wie Kabinen einer<br />
Motoryacht eingerichtet und die Flure mit Bildern der<br />
exquisiten Yachten von Sunseeker, Riva und Boesch<br />
dekoriert. Sunseeker Motoryachten schmücken hierbei<br />
Flur und Zimmer einer kompletten Hoteletage des<br />
Lindner Flaggschiffs in Düsseldorf. lindner.de<br />
endspurt für<br />
sunseeker 1<strong>55</strong> yacht<br />
Die erste 1<strong>55</strong> Yacht, Sunseekers jüngstes Flaggschiff, steht kurz vor<br />
der Fertigstellung und wird pünktlich im Frühjahr 2014 erstmalig das<br />
Werftgelände in Poole (UK) verlassen. Seit der offiziellen Ankündigung<br />
auf der Southampton Boat Show 2012 sorgt die Trideck-Superyacht<br />
für Gesprächsstoff. Jetzt wurde bekannt, dass das erste Modell von<br />
Formel-1-Star Eddie Jordan in Auftrag gegeben wurde. Dank einer<br />
modularen Verbundbauweise hat der neue Eigner nahezu freie Hand,<br />
wenn es um das Design des Interieurs als auch des Exterieurs geht.<br />
Sunseekers künftiges Aushängeschild bietet ausreichend Platz für zwölf<br />
Übernachtungsgäste und ein großzügiges Crew-Quartier im Vorschiff.<br />
Die 1<strong>55</strong> Yacht ist nicht nur das bisher größte Projekt von Sunseeker,<br />
sondern auch der erste Halbgleiter mit Langkiel-Rundspant-Rumpf.<br />
Neben den komfortablen, eleganten Wohnkabinen verdient auch der<br />
erweiterte Unterhaltungsbereich der 1<strong>55</strong> Yacht besondere Erwähnung.<br />
Allein das Oberdeck besticht mit einer großzügigen Skylounge, die für<br />
umfangreiches Entertainment bestens geeignet ist. Die Reichweite der<br />
Yacht wird mit 4.500 Seemeilen angegeben. sunseeker.de<br />
FOTO: Werften, Anbeiter, Blohm+Voss<br />
14 I 01/2014
210 Fuß: Power-Trimaran von Sunreef Yachts<br />
210-Fuß-Mega-Power-Trimaran nennt der polnische Katamaranspezialist Sunreef sein neuestes Projekt. Es wurde auf Anfrage von<br />
potenziellen Kunden erarbeitet, die auf der Suche nach einem außergewöhnlichen Trimaran waren. Die Konstruktion mit einem<br />
schlanken Mittelrumpf und zwei seitlichen Stützrümpfen gilt derzeit als eine der effektivsten Konstruktionen für schnelle Yachten.<br />
Im Seegang taucht dabei die Bugspitze durch die Wellen und verhindert das kräfteraubende Schlagen breiter Schiffe. Der Trimaran<br />
210 ist das bisher größte Projekt dieser Bauart. Rechnet man alle Lebensbereiche zusammen, erhält man die bemerkenswerte<br />
Wohnfläche von 950 qm. Betrieben werden soll das Schiff von zwölf Besatzungsmitgliedern und bietet Platz für bis zu 14 Gäste.<br />
Wann die ungewöhnliche Yacht ausgeliefert werden soll, ist bisher noch nicht bekannt. sunreef-yachts.com<br />
Breite 23,50 Meter; Maschinen 4 x MTU 12 V 2000 M84, je 1.220 kw (1.635 HP); Speed 30 Knoten<br />
Contest 52 MC<br />
Im Yachtcheck unserer letzten Ausgabe haben wir die Contest<br />
52 MC vorgestellt, die erste Motoryacht der niederländischen<br />
Traditionswerft Contest Yachts. Leider hat sich dabei der Fehlerteufel<br />
eingeschlichen: die Händler-Angabe war nicht korrekt.<br />
Ein Versehen, das wir zu entschuldigen bitten. Weitere Infos<br />
gibt’s online unter contestyachts.com<br />
Weltweiter<br />
Yachttransporte<br />
Bellagio:<br />
One-Off von Mulder<br />
Die Mulder-Werft in den Niederlanden lastet ihre Werft zunehmend mit Fremdkonstruktionen<br />
aus und bewirbt sich so als Experte für One-Offs. Gerade erst wurde die von Vripack<br />
gezeichnete Bellagio zu Wasser gelassen. Zwei Cummins-Motoren mit je 600 PS sowie<br />
POD-Antriebe werden mit dem Schiff voraussichtlich eine Höchstgeschwindigkeit von 35<br />
Knoten möglich machen. In einem schwieriger werdenden Markt hatte Mulder dieses Frühjahr<br />
das neue Werftgebäude in Betrieb genommen, das den Bau von Schiffen bis zu 45<br />
Metern Länge ermöglichen soll. Neben der Bellagio hat Mulder dieses Jahr unter anderem<br />
eine 73, eine 75, sowie eine Mulder 98 mit Flybridge abgeliefert. Der Innenausbau der jetzt<br />
fertiggestellten 16 Meter langen Aluminiumyacht wurde von den Designern von Omega<br />
Architects entworfen. Für vier Gäste stehen zwei Kabinen, ein großes Badezimmer mit separater<br />
Dusche und Toilette zur Verfügung.<br />
muldershipyard.nl, Länge 16,12 Meter; Baumaterial Aluminium; Speed max. 35 Knoten<br />
Y a c h t T r a n s p o r t i s a n a r t<br />
Sevenstar Yacht Transport<br />
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01/2014 I 15
yachten Projekte<br />
I glanzlichter<br />
Jetzt in <strong>MEER</strong>&<strong>YACHTEN</strong>:<br />
Neues aus der Branche von der Arbeitsgemeinschaft<br />
DEUTSCHE <strong>YACHTEN</strong><br />
im Deutschen Boots- und Schiffbauerverband (DBSV)<br />
Deutsche Yachten<br />
in Düsseldorf<br />
Die Arbeitsgruppe Deutsche Yachten ist Bestandteil<br />
des Deutschen Boots- und Schiffbauer-Verbandes (DBSV)<br />
und repräsentiert die Mitgliedsunternehmen, die sich in erster<br />
Linie mit dem Bau, der Konstruktion und der Ausstattung<br />
von großen Yachten beschäftigen. Bei der boot Düsseldorf<br />
stellt Deutsche Yachten bereits zum zwölften<br />
Mal aus. Auch im Januar 2014 werden sich wieder mehr<br />
als 30 Unternehmen aus der Arbeitsgruppe auf dem rund<br />
600 Quadratmeter großen Stand in der Halle 7a einrichten.<br />
Dabei steht nicht nur der Neukunde im Fokus der Aussteller.<br />
Es geht auch um die Kontaktpflege zu Altkunden und<br />
um die Schaffung und Vertiefung von Geschäftsbeziehungen<br />
innerhalb der Branche. Zum ersten Mal ist übrigens<br />
auch eine gemeinsame Veranstaltung mit den Mitgliedern<br />
der britischen Schwesterorganisation „Superyacht<br />
UK“ geplant. Aufgrund der Internationalität der Branche<br />
eine gelungene Initiative, um die Zusammenarbeit auch<br />
über Landesgrenzen hinaus zu intensivieren.<br />
FOTOs: meike brunssen/knierim yachtbau<br />
Neu von Knierim Yachtbau:<br />
die Botin 65<br />
Schon das Konzept ist ungewöhnlich: Das 20-Meter-Boot in High-End-<br />
Technologie ist hochseeregattatauglich mit enormem Speedpotential, wird<br />
aber nur von einer kleinen Crew mit sechs bis acht Mann gesegelt. Performance<br />
Racer-Cruiser nennen die Konstrukteure die neue Botin 65, die<br />
nach 14 Monaten Bauzeit bei Knierim Yachtbau auf den Namen Caro getauft<br />
wurde und zuletzt beim Rolex Middle Sea Race überzeugte. Damit hat Knierim<br />
nach zahlreichen namhaften Regattayachten, unter anderem dem ersten<br />
deutschen America’s Cupper Germany I in 2006, erneut eine individuelle wie<br />
schnelle Schönheit vom Stapel gelassen.<br />
16 I 01/2014
judel/vrolijk:<br />
FOTO: nico krauss<br />
Pantaenius:<br />
Versicherungsschutz<br />
für<br />
professionelle<br />
Race Crews<br />
Möglichst viel Schiff<br />
für so wenig Geld wie nötig?<br />
Nicht so bei der „gesetzten“ Ü50-Generation, die ihre Kinder, Firma und Standardboote<br />
schon großgezogen haben. Sie hat oft noch einen Traum, ein wirklich<br />
eigenes Boot, ganz nach den individuellen Wünschen projektiert und beim Bau<br />
vom Eigner begleitet. Einen „Tender to myself“ nennt judel/vrolijk engineering den<br />
Spaß zu Wasser, den zwar vordergründig niemand braucht, aber jeder insgeheim<br />
haben will. Die Designer entwarfen mit der Elbe 33 einen charmanten Daycruiser<br />
für die kostbare Zweisamkeit. Die Hamburger Yachtwerft Lüthje realisierte den<br />
seegängigen Zehn-Meter-Motorkreuzer in Anlehnung an eine Barkasse aus den<br />
1920er Jahren.<br />
CLIP-Klampe von Nomen:<br />
Schön, stark und einfach<br />
Schon die erste Klampe von Nomen Products aus Hamburg wurde binnen kurzer Zeit zu<br />
einer funktionellen Design-Ikone dieses unverzichtbaren Beschlags an Bord jeder Yacht.<br />
Erfinder Axel Hoppenhaus hat sie weiterentwickelt und nun die CLIP-Klampe vorgestellt.<br />
Bewegliche Endstücke aus Kunststoff sorgen für konsequente Sicherheit an Deck und<br />
eine praktische Handhabung.<br />
Die CLIP-Klampe gibt es in Edelstahl und Aluminium, Silber und Schwarz sowie in drei<br />
verschiedenen Arbeitslängen von 232 bis 370 Millimeter. Eine größere Variante in 462<br />
und eine kleinere in 186 Millimeter sind in Planung.<br />
Großyachteigner, die gelegentlich oder<br />
regelmäßig an Regatten teilnehmen, müssen<br />
gemäß den Vorgaben der Event-Organisatoren<br />
bestimmte Kasko- und Haftpflichtdeckungen<br />
nachweisen. Darüber hinaus<br />
empfiehlt die Superyacht Racing Association,<br />
einen gewissen Versicherungsschutz für die<br />
Regatta-Crew zu gewährleisten. In der internationalen<br />
Regattaszene ist es an der Tagesordnung,<br />
dass bezahlte Profisegler dauerhaft<br />
oder temporär für ein Event gebucht werden.<br />
Dadurch ergibt sich häufig ein bunter Besatzungsmix<br />
aus festen Crewmitgliedern, kurzfristig<br />
angeheuerten Profiseglern, unbezahlten<br />
Amateuren sowie Gästen des Eigners.<br />
Aufgrund der Fluktuation und oft kurzfristigen<br />
Wechsel ist es deshalb sinnvoll, für die gesamte<br />
Regatta-Crew eine Pauschalversicherung<br />
abzuschließen, um Unfall- und<br />
Krankheitskosten abzudecken. Damit sichert<br />
der Eigner nicht nur sich selbst, sondern auch<br />
seine Regatta-Crew unabhängig von der Haftungsfrage<br />
ausreichend ab. Pantaenius bietet<br />
zu diesem Zweck eine Erweiterung der<br />
bestehenden Yachtpolice an. Der zusätzliche<br />
Unfall- und Krankenversicherungsschutz kann<br />
dabei individuell an die Bedürfnisse von Crew<br />
und Eigner angepasst werden.<br />
FOTO: Rolex/Carlo Borlenghi<br />
01/2014 I 17
quattroelle<br />
Kluges Design und konsequente<br />
Planung haben zu einer 88-Meter-<br />
Yacht von Lürssen geführt, die<br />
ein Meisterwerk persönlichen<br />
Ausdrucks und ein fahrendes<br />
Paradies zugleich ist<br />
text Marilyn Mowers fotos Klaus Jordan<br />
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01/2014 I 19I<br />
19
Dank der<br />
Entschlossenheit<br />
der Designer, eine<br />
schlanke und<br />
ausgewogene Yacht<br />
zu zeichnen, sieht<br />
Quattroelle aus<br />
jedem Blickwinkel<br />
atemberaubend aus<br />
20 I 01/2014
quattroelle I yachten projekte<br />
Love. Life. Liberty. Luxury. Diese vier „L“ hatte der Eigner<br />
der 88-Meter-Lürssen vor Augen, als er das Schiff – das<br />
im Frühjahr 2013 ausgeliefert wurde – in Auftrag gab. Einem<br />
Bonmot seiner Mutter zufolge sind Liebe, Leben, Freiheit und<br />
Luxus die wesentlichen Dinge des Daseins.<br />
Die Länge der Yacht und ihre enorme Breite von 13,8 Metern<br />
hätten leicht etwas ergeben können, das wie ein Mini-Kreuzfahrer<br />
aussieht. Ein Schiff mit platten Bordwänden und aufgetürmten<br />
Decks. Doch dank der Vorgabe, ihre Bruttoraumzahl<br />
unter 3.000 zu halten, und der Entschlossenheit der Designer,<br />
eine schlanke und ausgewogene Yacht zu zeichnen, sieht Quattroelle<br />
aus jedem Blickwinkel atemberaubend aus. Auf ihr Profil<br />
ist das Design-Studio Nuvolari Lenard stolz, zumal es für die<br />
Venezianer das erste Projekt mit Lürssen ist. Die Designer entwarfen<br />
auch das Innere des Schiffs, die Crew-Uniformen und<br />
sogar die zwei Colombo-Tender. Die unterschiedlichen Beiboote<br />
sind auf gleichen Rümpfen und Antriebssträngen entstanden,<br />
was es einfacher macht, sie an Bord zu stauen und<br />
Ersatzteile vorrätig zu halten. Der Sport-Tender heißt Liberty,<br />
die Limo Luxury. Für die Designer mag es die erste Zusammenarbeit<br />
mit Lürssen gewesen sein, für den Eigner war die<br />
deutsche Werft ein vertrautes Unternehmen. Sein letztes Schiff<br />
war die 58,5 Meter lange Capri, fertiggestellt 2003. Er hatte<br />
sie gekauft, als sie gerade erst ein Jahr fuhr. Der Makler damals<br />
war Rob Moran von Moran Yacht & Ship. Er vertrat den<br />
Eigner auch jetzt bei Quattroelle und war während der Bauzeit<br />
ihr Projektmanager. Der Eigner, ein amerikanischer Geschäftsmann,<br />
schätzt die Karibik und wünschte zahlreiche Außenbereiche<br />
auf dem Schiff, um das warme Inselwetter genießen<br />
zu können. Mehrere Flächen, auf denen parallel verschiedene<br />
Aktivitäten im Freien stattfinden können, waren ein Kernpunkt<br />
beim Entwurf. Paul Bell ist Quattroelles Baukapitän, er arbeitet<br />
schon seit dreizehn Jahren als Captain für den Eigner. Die<br />
Zusammenarbeit begann, als der Unternehmer einen Skipper<br />
für seine Sea Ray suchte. Er fuhr damals eine 24-Meter-Sunseeker<br />
und träumte von seiner eigenen Yacht. Er dachte an ein<br />
40-Meter-Schiff, das aber bald auf 48 Meter anwuchs. Zwei<br />
Jahre später kaufte er Capri. Paul Bell erzählt: „Er lud mich ein,<br />
um zu sehen, ob ich sie gern fahren würde.“ Von Capri mit<br />
1.226 BRZ ist es ein großer Sprung zu Quattroelle mit 2.925<br />
BRZ. Erstere fuhr mit 15 Mann Crew, jetzt sind es 28, und es<br />
gibt noch Kabinen für vier weitere Besatzungsmitglieder.<br />
Wie kam es zu einer der größten Yachten, die in den letzten<br />
Jahren entstanden sind? Der Eigner wollte etwas, das ganz<br />
und gar sein eigen war. „Die Größe war durch die 86-Meter-<br />
Plattform vorgegeben, die Lürssen entwickelt hatte, es war<br />
dieselbe Rumpfform wie bei Phoenix 2 . Die Konstruktion und<br />
die Testtank-Arbeit waren erledigt, aber es gab noch eine<br />
Menge zu tun, um das Schiff anders aussehen zu lassen“, sagt<br />
Bell, „aber der Eigner kannte Dan Lenard und Carlo Nuvolari<br />
bereits.“ Im März 2008 wurde der Vertrag für das neue Schiff<br />
unterzeichnet. Im Mai 2010, dem Jahr, in dem Capri verkauft<br />
wurde, begann man bei Lürssen, den Stahl fürs neue Schiff<br />
zuzuschneiden. Wenn man bedenkt, dass Quattroelle im Februar<br />
2013 abgeliefert wurde, war es ein schneller Bau. Bell<br />
führt das zum einen auf den zweijährigen Konstruktions- und<br />
Verfeinerungsprozess zurück, der vom Moran-Team gesteuert<br />
Lürssen verzichtet auf einen Beach-Club am Spiegel (gegenüber) zugunsten<br />
privater Spa-ähnlicher Flächen weiter oben. Der obere Salon öffnet<br />
sich zum Infinity-Pool mit Sonnenliegen. Das Sonnendeck verfügt über<br />
Fitness-Studio, Sauna, Dampfbad und Spa-Pool<br />
wurde, zum anderen darauf, dass es nur sechzehn Änderungsaufträge<br />
gab. Einer davon betraf den Anbau eines weiteren<br />
Spants am Heck, um die Schwimmplattform zu erweitern. Jetzt<br />
taucht sie unter und wird dadurch zu einer echten Badeplattform.<br />
Ein Änderungswunsch des Kapitäns war es, auf dem<br />
Vorschiff die kleinen Pforten für die Leinenmanöver durch<br />
deutlich größere zu ersetzen, um einen sicheren Arbeitsplatz<br />
zu schaffen. Charakteristisch für Quattroelle sind ihre sanften<br />
Linien, ihr hoher Bug mit den Zuckerlöffel-Fenstern und der<br />
nach vorn stürmende Schornstein. Die optischen Akzente in<br />
Rumpf und Aufbau werden eher durch getöntes Formglas<br />
und das Licht- und Schatten-Spiel der überkragenden Decks<br />
01/2014 I 21
yachten Projekte<br />
I quattroelle<br />
Das Innendesign variiert zwischen förmlicher Eleganz und Barfuß-Feeling, aber alle Bereiche werden durch eine wellenförmige Linie<br />
miteinander verknüpft. Rustikales Eisen und Lederpaneele sind ebenfalls wiederkehrende Motive<br />
als durch Streifen oder modische Verkleidungen erzeugt. Ungewöhnlich<br />
sind die glänzenden Stahlrelings und Handläufe.<br />
Die Rohre folgen den Linien der Aufbauten und betonen die<br />
Winkel, wo sich deren Form ändert. Das Schanzkleid ist höher,<br />
als es der derzeitigen Mode entspricht, und die überhängenden<br />
Seitendecks geben guten Schutz gegen die Elemente.<br />
Aus der Ferne sieht das Profil des Schiffes überraschend niedrig<br />
aus. Die Streifen der dunklen Fenster und des weißen Aufbaus<br />
streben aus einer horizontalen Fläche hervor und täuschen<br />
das Auge. Wenn man das Schiff jedoch aus der Nähe<br />
betrachtet, vom Tender oder am Kai, beeindruckt seine Masse.<br />
Quattroelles Eigner ist ein echter Gentleman mit Familiensinn.<br />
Wenn er mit den Seinen an Bord geht, kommen da locker<br />
zwanzig Leute zusammen“, sagt Moran. „Es war wichtig, dass<br />
sie viel Platz haben, um das Beisammensein zu genießen, es<br />
sollte aber auch möglich sein, von den anderen getrennt etwas<br />
zu unternehmen.“ So kommt es, dass die Yacht im Inneren<br />
acht separate Gemeinschaftsbereiche für die verschiedensten<br />
Aktivitäten und Zerstreuungen hat. Statt eines Hauptsalons<br />
mit den Abmessungen eines Saals gibt es hier, durch eine<br />
größtenteils gläserne Wand abgetrennt, eine Bibliothek und<br />
weiter achtern, vom Sitzbereich ebenfalls durch Elemente<br />
abgesetzt, eine Galerie, auf der Gäste willkommen geheißen<br />
werden. Zum festlichen Essen trifft man sich ebenfalls in einem<br />
eigenen Raum.<br />
Eine beliebte Einrichtung ist das Kino, das nicht im Schiffsbauch<br />
vergraben ist, sondern auf dem Hauptdeck liegt, in der Nähe<br />
von fünf Gästekabinen. Es ist auch nicht hinter einer schallisolierten<br />
Tür versteckt, sondern wird nur durch ein verschiebbares<br />
Wandpaneel vom Korridor getrennt. Das Kino ist eher ein<br />
öffentlicher Freizeitbereich, der einen Übergang zwischen den<br />
Gesellschaftsräumen achtern und den Kabinen vorn darstellt.<br />
Das Eignerdeck ist, was der Name verheißt. Man kann es<br />
als eigenes Appartement betrachten, mit drei Kabinen, vier<br />
Badezimmern, Toilette, Büro, Anrichte und zwei Außenterrassen.<br />
Eine geschickte Raumaufteilung und einige Türen, die in<br />
Wänden verschwinden, ermöglichen es dem Eigner, einen Teil<br />
abzutrennen und den Gästen zu überlassen. Die Eignerkabine<br />
ist von ihrer Größe her maßvoll, sie verfügt aber über einen<br />
180-Grad-Ausblick und einen eigenen Sitzbereich vorn. Die<br />
Ankleideräume und Badezimmer für ihn und die Gemahlin<br />
sind zusammen sogar größer als die eigentliche Kabine. Diese<br />
Einheit, zwei Familienkabinen und ein sehr maskulines Büro<br />
liegen auf dem Deck vor der Lobby. Achterlich davon beginnt<br />
der Salon des Eigners, auch dieser Raum multifunktional. Die<br />
TV-Ecke wird durch eine Bar vom Sitzbereich abgetrennt, in<br />
dem auch der Steinway-Flügel steht. Die lichte Atmosphäre<br />
dieses Raums und seine Vielseitigkeit schätzte der Eigner<br />
schon auf Capri, und er wünschte. sie hier wieder zu haben.<br />
Durch weite, geschwungene Glastüren gelangt man vom Salon<br />
des Eigners auf seine Terrasse, die auch für größere oder<br />
kleinere Dinner-Partys geeignet ist. Ausfahrbare Glaswände<br />
machen aus der Freifläche innerhalb von Minuten einen klimatisierten<br />
Raum, der die Grundfläche des eigentlichen Salons<br />
verdoppelt. Auf dem Deck darüber öffnet sich der obere<br />
Salon zu einer wunderbar schattigen Sitzlandschaft mit Blick<br />
auf den Infinity-Pool und die Sonnenliegen. Ein Paar Außentreppen<br />
verbinden das Pool-Deck mit dem eigentlichen Sonnendeck,<br />
wo sich auch Fitness-Studio, Sauna, Dampfbad<br />
und ein Spa-Pool mit Blick über den Bug befinden. Von hier<br />
kann man die fünf Ebenen des Schiffes über Außentreppen<br />
hinab bis zum Spiegel steigen. Dessen Badeplattform kann<br />
bis unter die Wasseroberfläche abgesenkt werden, sodass<br />
Schwimmer oder Wassersportler mit ihren Geräten leicht<br />
wieder an Bord gelangen.<br />
22 I 01/2014
„Ich habe wegen der schieren GröSSe des Schiffs für jedes<br />
Deck einen anderen Stil gewählt. Auf dem Hauptdeck geht<br />
es förmlich zu, und je weiter man nach oben kommt, desto<br />
leichter und heller werden die Hölzer und Stoffe.“<br />
01/2014 I 23
Charakteristisch für Quattroelle<br />
sind ihre sanften Linien, ihr<br />
hoher Bug mit den Zuckerlöffel-<br />
Fenstern und der nach vorn<br />
stürmende Schornstein<br />
Die Gestaltung im Inneren der Yacht entzieht sich einer<br />
Zuordnung. Einige Bereiche signalisieren gesellschaftlichen<br />
Anspruch mit Samt und edlen Bezügen, andere im Freizeitlook<br />
laden zum Barfußgehen ein. Chefdesignerin Valentina Zannier<br />
erzählt, dass die verwendeten Hölzer vom dunkel-glänzenden<br />
Walnussholz als Sockel für die Treppenstützen über naturbelassenes<br />
Teak und Ahorn bis zu Stroh-Intarsien reichen: „Ich<br />
habe wegen der schieren Größe des Schiffs unterschiedliche<br />
Stimmungen ausgedrückt und für jedes Deck einen anderen<br />
Stil gewählt. Auf dem Hauptdeck geht es recht förmlich zu,<br />
und je weiter man nach oben kommt, desto leichter und heller<br />
werden die Hölzer und Stoffe.“ In den lebhaften Holzböden im<br />
Treppenhaus und in den Korridoren sind dank der Schnitttechnik<br />
die Jahresringe deutlich zu sehen. Das Nebeneinander verschiedener<br />
Elemente – glänzend lackierter und matter Hölzer<br />
und dreizehn verschiedener Steinarten – weckt die Aufmerksamkeit<br />
des Betrachters. An vielen Stellen sind dünne Steinpaneele<br />
hinterleuchtet und erzeugen im Raum ein sanftes Licht.<br />
„Es gibt ein Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Arten<br />
von Licht“, sagt Zannier. „Wir haben uns genau überlegt,<br />
welche Effekte wir mit bestimmten Lampen erzielen und<br />
welche Materialien und Formen am besten zum einzigartigen<br />
Stil eines jeden Raumes passen.“<br />
Die diversen Designs werden durch eine wiederkehrende feine,<br />
wellenartige Linie und durch Lederelemente mit rustikalen Eisenbeschlägen<br />
verbunden. Die Linie zieht sich durch Holzpaneele<br />
und ist in Teppiche und Kissenbezüge eingewoben, sie wurde in<br />
Metallflächen geätzt oder in Geländer – etwa im zentralen Treppenhaus<br />
– geschmiedet. Und schließlich findet sie sich in einem<br />
großen Glasbild in der Eignerkabine wieder. Sie erinnert an die<br />
bewegte See und den Horizont. Ein weiteres wiederkehrendes<br />
Element ist die originelle Lederapplikation, die die britische<br />
Künstlerin Helen Amy Murray geschaffen hat, ein leichtes, verspieltes<br />
Thema in einem schweren und maskulinen Material.<br />
Um beim schweren Material zu bleiben: Quattroelle verdankt<br />
ihre Leistung zwei auf Hochglanz polierten Damen im<br />
Maschinenraum, die vom Bordingenieur Robert Miller auf die<br />
Namen Greta und Juliette getauft wurden. Miller fährt seit 27<br />
Jahren als Ingenieur zur See und hatte eine Schlüsselposition<br />
im Bauteam. Rob Moran räumt ihm das Hauptverdienst bei der<br />
Ausarbeitung der technischen Einrichtung im Unterdeck ein,<br />
die ein Maximum an Funktionalität bietet. Miller: „Wir haben<br />
eine niedrigere BRZ als die vergleichbare Cakewalk, weil wir<br />
das Layout der gesamten Anlage optimiert haben.“ Ihm liegt<br />
auch das Wohl der anderen 27 Männer und Frauen am Herzen,<br />
die auf dem Schiff Dienst tun. In der Crewmesse zeigt er<br />
stolz auf Ladestationen und Internetanschlüsse, Leselampen,<br />
verstellbare Tische und zwei Wasser-Boiler für Tee. Im Bugstrahler-Raum<br />
gibt es Aircondition und Kraftmaschinen für die<br />
Crew, im Raum der Ruderanlage an Steuerbord steht ein Laufband<br />
neben der Waschmaschine und dem Trockner für die<br />
Badetücher.<br />
Lürssens Verkaufsdirektor Michael Breman sagt: „Jede Lürssen<br />
ist etwas Neues und Besonderes. Rob hat gesagt, dies Schiff<br />
sei auf der 86-Meter-Platform entstanden. Das stimmt, aber wir<br />
verstehen unter einer Plattform nicht das, was andere Werften<br />
darunter verstehen. Dass der Rumpf konstruiert und getestet<br />
war, hat Zeit gespart, aber dieses Projekt hatte doch seine<br />
ganz eigene Spezifikation. Für die Mitarbeiter war es vermutlich<br />
eine Erleichterung, einen Teil der Ausrüstung an bekannten<br />
Stellen einzubauen, aber das ganze Schiff ist eindeutig eine<br />
Einzelanfertigung.“ Für einige Eigner beginnt der Bau einer individuellen<br />
Yacht mit dem Wunsch, ein Meisterwerk und einen<br />
Ausdruck ihrer Persönlichkeit zu schaffen. Für den Eigner von<br />
Quattroelle stand der Wunsch im Vordergrund, ein fahrendes<br />
Paradies für sich und die Menschen zu schaffen, die ihm am<br />
meisten bedeuten. Und indem er das eine anstrebte, hat er<br />
auch das andere erreicht.<br />
&<br />
24 I 01/2014<br />
[Copyright of Boat International Media Limited: All rights reserved]<br />
Licensed by Boat International Media Limited
quattroelle I yachten projekte<br />
quattroelle<br />
LÜA 88 m<br />
Lwl 73,8 m<br />
Breite 13,8 m<br />
Tiefgang 3,9 m<br />
verdrängung 2.485 t<br />
maschinen 2 Cat 3516B-HD DITA-SCAC Serie II, 2.000kW<br />
geschwindigkeit (max./reise) 17 kn/12 kn<br />
reichweite bei 12 kn 6.000 sm<br />
strahlruder Brunvoll, 240 kW<br />
generatoren 1 Leroy Somer 570 kVA; 2 CAT 440 kVA<br />
stabilisatoren Quantum, zero speed<br />
treibstoff 229.000 l<br />
wasser 40.600 l<br />
eigner und gäste 16<br />
crew 29<br />
tender 2 x 9.8 m Colombo (Nuvolari Lenard)<br />
bauweise Stahlrumpf, Aluminium-Aufbauten<br />
klassen Lloyd’s Register<br />
konstruktion Lürssen Yachts<br />
innen- und aussendesign Nuvolari Lenard<br />
charter Rob Moran, Moran Yacht & Ship, Florida, US<br />
Tel: +1/954 768 0707, E-Mail: sales@moranyachts.com<br />
moranyachts.com, $1 Mio./Woche<br />
werft/baujahr Lürssen Yachts, Bremen<br />
Tel. + 49/421/6604 166, E-Mail: yachts@lurssen.com<br />
lurssen.com<br />
Auf jeder Ebene sind die Achterdecks offen und mit doppelten Treppen verbunden<br />
Das Geländer der Haupttreppe gibt das Dekor der fließenden Linie in Schmiedeeisen wieder<br />
Eine Reihe von Türen verschwindet in Wänden, um Teile der Eignersuite zugänglich zu machen<br />
Vom Sitzbereich durch Strukturelemente abgesetzt ist die Galerie,<br />
auf der ankommende Gäste willkommen geheißen werden<br />
Die Hecksektion wird abgesenkt, damit Schwimmer<br />
und Wassersportler leicht wieder an Bord kommen<br />
01/2014 I 25
yachten Projekte<br />
I making of quattroelle<br />
Die Entstehung von<br />
Quattroelle<br />
Für ein Projekt wie Quattroelle ist das Team, das<br />
hinter dem Bau steht, so wichtig wie das Design.<br />
Tim Thomas sprach mit den Verantwortlichen<br />
[Copyright of Boat International Media Limited: All rights reserved] , Licensed by Boat International Media Limited<br />
Rob Moran, Moran Yacht & Ship<br />
„Als Vertreter des Eigners und mit sechs Leuten unseres Büros, die in den verschiedensten<br />
Stadien des Baus beteiligt waren, stand für mich Quattroelle fünf Jahre lang im Mittelpunkt<br />
unserer Arbeit. Wir hören oft, dass Quattroelle auf einer Plattform errichtet wurde, aber das ist<br />
falsch“, erklärt Robert Moran, „Lürssen baut keine Plattform-Schiffe. Die Rumpfform beispielsweise<br />
ist völlig anders als bei Phoenix 2 , und sie ist in der Vermessung 450 Tonnen größer.<br />
Tatsächlich ist sie ein völlig neues Schiff.“ Das Moran-Team hat eine beachtliche Erfahrung im<br />
Managen großer Bauprojekte. „Als ich selbst noch Kapitän war, habe ich meinen ersten Neubau<br />
gemacht und gedacht, ich weiß alles. Beim nächsten Bau habe ich gemerkt, dass ich gar<br />
nichts weiß. Die meisten Kapitäne bauen leider nur ein Schiff“, seufzt Moran. „Aber wenn ein<br />
Eigner zufrieden ist und das Projekt toll findet und es keine Budget-Überziehungen gibt, dann<br />
erzählt er das seinen Freunden. Und das ist gut für die ganze Branche.“<br />
Diese Philosophie auf den Bau von Quattroelle zu übertragen, war einfach – Moran und Lürssen<br />
haben in den vergangenen Jahren bei mehreren wichtigen Projekten zusammengearbeitet.<br />
Das Ergebnis ist eine Verschmelzung von Morans Erfahrungen mit Lürssens Knowhow.<br />
„Was eine gute Werft ausmacht,“ erklärt Moran, „das ist ihre Koordination. Lürssen plant den<br />
Bauprozess sehr genau, die brauchen nichts zweimal zu machen. Es hilft beim Bau auch,<br />
wenn der Eigner Rat annimmt. Bei Quattroelle wollte er beispielsweise den Pool auf dem<br />
Oberdeck haben. Wenn man 30 Tonnen in die Höhe bringt, dann hat das Einfluss auf die<br />
Stabilität. Wir hatten auch einen Pool auf dem Achterdeck wie bei Alfa Nero angedacht, aber<br />
der hätte Abgase von den Generatoren oder der Hauptmaschine abbekommen. Der Eigner<br />
hat auf uns gehört und den Pool an die richtige Stelle verlegt, aufs Freizeitdeck.“ Ein guter<br />
Rat kam nicht vom Moran-Team sondern von außerhalb: „Der Eigner ist mit dem Sprinter<br />
Usain Bolt befreundet. Der hat ihn beim Fitness-Raum beraten“, lächelt Moran. „Insgesamt<br />
war es eines der reibungslosesten Projekte, die ich je hatte. Der Eigner hat sich<br />
ein gutes Team gesucht, traf Entscheidungen und stand dazu.<br />
Diese Yacht ist ein großer Erfolg für alle Beteiligten.“<br />
FOTOs Schiffe: klaus jordan<br />
26 I 01/2014
Dan Lenard,<br />
Nuvolari Lenard<br />
Als erstes Projekt, das das Design-Team von Dan<br />
Lenard und Carlo Nuvolari mit Lürssen gemacht<br />
hat, ist Quattroelle ein dramatisches Statement.<br />
Nuvolari hatte zuvor gesagt, dass sie ein rein italienisches<br />
Außendesign machen wollten, aber<br />
wie ist dieses Design zustandegekommen? „Wir<br />
haben nach Schönheit gestrebt“, sagt Lenard<br />
schlicht. „Bei jedem Design versucht man doch,<br />
das unnötige Zeug rauszukriegen und es schön<br />
zu machen. Es ist allerdings nicht damit getan,<br />
das Ziel zu vereinfachen. Woran erkennt man<br />
Armani, Valentino oder Gucci? Daran, dass sich jemand<br />
auf die Sache einlässt. Dass jemand seine<br />
Dan Lenard (r.) und Carlo Nuvolari (li.) hatten vor, ein ausgesprochen italienisches Design zu schaffen<br />
persönliche Interpretation eines Objekts darbietet<br />
– das ist eine sehr italienische Arbeitsweise.“<br />
Von der Ästhetik her war es möglich, die Proportionen so zu gestalten, dass die Größe des Schiffes gleichsam versteckt<br />
wird. „Aber wie zeichnet man eine Superyacht mit fünf Decks, dass sie wie ein schlankes Sportboot aussieht?“ fragt Lenard<br />
und antwortet selbst: „Teils über die Proportionen, teils durch Design-Elemente, die man mit sportlichen Dingen verbindet,<br />
etwa einem Sportwagendach. Oder mit dezenter Silberfarbe, die sich über alle Decks zieht.“<br />
Eines der auffälligsten Design-Elemente sind die Zuckerlöffel-Fenster im Vorschiff. „Sie werden’s nicht glauben, aber ich<br />
habe sie schon in der ersten Skizze gezeichnet“, schwärmt Lenard. „Sie sahen gut aus und passten in die Form des Schiffs.“<br />
Bemerkenswert sind auch die fünf außenliegenden Gesellschaftsbereiche. Lenard: „Das war dem Eigner sehr wichtig. Es<br />
sollte eine Familienyacht sein, die im Mittelmeer und in der Karibik genutzt wird. Wir versuchten, jedem der Bereiche eine<br />
andere Verwendung und eine andere Atmosphäre zu geben. Da gibt es eine Veranda unter Glas und ein Deck tiefer einen<br />
Anleger, wo man entspannt auf den Tender wartet.“<br />
Michael Breman, Lürssen<br />
Lürssen hat einen Ruf als Hersteller erstklassiger Superyachten, aber die Bauqualität<br />
von Quattroelle ist trotzdem beeindruckend, vor allem angesichts der kurzen Bauzeit. Für<br />
Verkaufsdirektor Michael Breman liegt dies an der langen Erfahrung der Werft und an<br />
genauer Planung, aber auch an der problemlosen Zusammenarbeit mit einem guten<br />
Eigner. „Wir kennen ihn seit langer Zeit“, sagt er. „Das Schiff basiert technisch auf einem<br />
anderen Projekt, an dem wir arbeiten, wir mussten allerdings alles komplett dem neuen<br />
Kunden anpassen. Quattroelle ist ein absolut maßgeschneidertes Schiff.“<br />
Auf die kurze Bauzeit angesprochen, gibt sich Breman bescheiden. „Es dauert so lange,<br />
wie es eben dauert. Wir sind ganz gut organisiert, und wir beschritten einen erprobten<br />
Weg. Und dass wir einiges an Ingenieursarbeit schon erledigt hatten, ja, das half auch. Wir<br />
schnitten den Stahl ab dem 3. Mai 2010, und brachten den kompletten Rumpf samt Aufbau<br />
13 Monate später ins Wasser. 14 Monate später war die Yacht definitiv fertig. Wenn<br />
Sie die Mitarbeiter fragen, werden die Ihnen sagen, dass der Bau nicht schwierig war. Es ist ein wenig wie mit dem<br />
Airbus A 380, wo das Hauptproblem auch darin bestand, ihn erstmal flugfähig zu machen.“<br />
Die äußeren Linien sind beeindruckend, aber der Reichtum der Ausstattung im Innern ist es noch mehr. „Da gibt<br />
es Dinge, die wirkliche Kunstwerke sind“, schwärmt Breman. „Es sind die vielen Details, die da zusammenkommen!<br />
Geschnittenes und handgenähtes Leder – außergewöhnlich. Manche Materialien wollten die Leute zunächst<br />
nicht zusammenbringen, und taten es dann doch. Und man bemerkt vieles nicht mal – die Form des Bodens, die<br />
Körnung in Steinplatten, die wunderbaren Formen. Quattroelle ist wirklich erstaunlich.“<br />
Und wie sieht er sie im Vergleich zu anderen Lürssen-Schiffen?<br />
Lürssen-Verkaufsdirektor Michael Breman<br />
glaubt, dass Organisation und<br />
Bremans Antwort fällt taktvoll aus: „Wir sind eine Familie, und jedes Kind<br />
ist etwas besonderes. Und jedes so wichtig wie die anderen…“<br />
gute Vorbereitung der Schlüssel zu<br />
Quattroelles kurzer Bauzeit sind
+++ Boot-special +++<br />
boot<br />
text matt müncheberg<br />
Branchentreff im Januar<br />
Eine Antwort auf die drängendste Zukunftsaufgaben der<br />
Boots- und Wassersportbranche will die boot 2014 geben.<br />
Zuvorderst gilt es, den demografischen Wandel zu bewältigen<br />
und neue Zielgruppen, vor allem junge Menschen und<br />
Familien, für den Wassersport zu begeistern. Die Düsseldorfer<br />
Bootsschau, geöffnet vom 18. bis 26. Januar täglich von 10 bis<br />
18 Uhr, präsentiert etwa 1.650 Austeller aus über 60 Ländern.<br />
Die werden in 17 Messehallen auf insgesamt 213.000 Quadratmetern<br />
Ausstellungsfläche Yachtpremieren, neue Wassersportausrüstungen<br />
und maritime Dienstleistungen vorstellen.<br />
„Ob sich unsere Erwartung erfüllt, einen leichten Zuwachs zu<br />
realisieren, wird sich in den nächsten Monaten zeigen“, sagt<br />
boot-Projektleiter Goetz-Ulf Jungmichel in einer <strong>Vorschau</strong> auf<br />
die Messe (siehe auch das Interview auf der nächsten Seite).<br />
Rund 50.000 Besucher aus dem Ausland zieht die boot Düsseldorf<br />
alljährlich an. 650 Aussteller stammen aus dem Ausland<br />
und belegen fast die Hälfte der Ausstellungsfläche. Die<br />
Länderliste reicht von Ägypten bis Zypern. Größte ausländische<br />
Ausstellernation sind die Niederlande mit 140 Werften,<br />
Ausrüstern und Dienstleistern, gefolgt von Italien, Frankreich,<br />
Polen und Großbritannien. Neu auf der boot im Januar ist unter<br />
anderem das Refit Center in Halle 11, das den Besuchern<br />
Informationen und Orientierungsmöglichkeiten rund um das<br />
Thema Werterhalt und Wertsteigerung von Booten bieten soll.<br />
Urlaubssuchende lockt der maritime Reisemarkt in die Hallen<br />
13 und 14. Ob Türkei, Kroatien, Italien, die Balearen oder die<br />
ostdeutschen Binnengewässer: Wer das passende Reiseziel<br />
für den kommenden Sommer sucht, ein Boot chartern oder<br />
eine Ausbildung beginnen möchte, hat gute Chancen, unter<br />
fast 300 internationalen Vercharterern, Reiseveranstaltern, Touristikorganisationen,<br />
Vereinen und Verbänden den richtigen Anbieter<br />
zu finden. Nach einer aktuellen Analyse des deutschen<br />
Bundesverbandes Wassersportwirtschaft (BVWW) aus Köln,<br />
ideeller Träger der boot, habe es nach der weltweiten Finanzund<br />
Wirtschaftskrise 2008 zahlreiche Stimmen gegeben, die<br />
eine mittelfristige Erholung des Marktes vorausgesehen hätten.<br />
Tatsächlich habe sich der internationale Bootsmarkt in den<br />
Jahren 2010 und 2011 auch deutlich verbessert. Wie bekannt,<br />
habe sich diese Entwicklung in den Jahren 2012 und 2013<br />
jedoch nicht nur nicht fortgesetzt: „Im Gegenteil, die europäische<br />
Bootsbranche musste einen erneuten Rückschlag hinnehmen.<br />
Die Produktionszahlen der europäischen Bootshersteller<br />
im Jahr 2013 lagen auf dem Niveau des Vorjahres<br />
und damit nur knapp über den Ergebnissen des Krisenjahres<br />
2009“, sagt BVWW-Geschäftsführer Jürgen Tracht in der Analyse.<br />
Allerdings deute der bisherige Verlauf der Herbstmessen<br />
auf eine Erholung des Marktes im kommenden Jahr hin.<br />
boot.de<br />
FOTOs: boot düsseldorf<br />
28 I 01/2014
+++ Boot-special +++<br />
Die boot Düsseldorf ist die gröSSte deutsche<br />
Bootsmesse, spielt in einer Liga mit den<br />
internationalen Boatshows von Cannes,<br />
London, Amsterdam und Paris. <strong>MEER</strong>&<strong>YACHTEN</strong><br />
sprach mit boot-Projektleiter Goetz-Ulf<br />
Jungmichel über Premieren und die teuersten<br />
und gröSSten Yachten der Messe.<br />
M&Y: Welche Motoryacht ist im Januar die größte der<br />
Messe? Goetz-Ulf Jungmichel.: Die 98-Fuß-Princess-Motoryacht,<br />
die damit auch die teuerste Yacht der Messe sein dürfte.<br />
Und welche Segelyacht die größte? Eine Oyster 825, die wir<br />
in der Halle 16 am Übergang zur Halle 15 positionieren werden. Die<br />
Yacht kommt auf eigenem Kiel über den Rhein bis zu uns nach Düsseldorf,<br />
so dass wir wegen des großen Tiefgangs von fast drei Metern<br />
den passenden Moment abpassen müssen, wann das Schiff<br />
bei Hochwasser den Rhein hinauf fahren kann.<br />
Ein besonderes Highlight sind die Superyachten in<br />
Halle 6. Können alle gezeigten Schiffe auch von innen<br />
besichtigt werden? Jedes Schiff, das auf der boot ausgestellt<br />
wird, kann auch besichtigt werden. Für die rund 40 Glanzstücke<br />
in Halle 6 empfehle ich aber eine Voranmeldung, denn auf diese<br />
Schiffe dürfen nicht zu viele Besucher gleichzeitig. Zudem legen die<br />
Verkäufer Wert darauf, einem interessierten Kunden das Schiff ungestört<br />
präsentieren zu können. Unsere größten Aussteller in dieser<br />
Halle sind Princess, Sunseeker, Acico, Ferretti und Azimut.<br />
360˚ Wassersport erleben. Vom 18. – 26.1. 2014<br />
Welche Yachten werden aus Ihrer Sicht verstärkt<br />
nachgefragt? Es gibt drei Segmente von Yachten. Kleinere<br />
Boote und Daysailer mit einem Wert bis zu 50.000 Euro, Yachten<br />
im mittleren Preissegment bis 150.000 Euro und den Markt der<br />
großen Yachten mit entsprechender Leistungsfähigkeit und Luxus.<br />
Diese Schiffe werden überwiegend von Wassersportlern gekauft,<br />
die über ein Vermögen verfügen und dies in ein Schiff investieren.<br />
Das mittlere Preissegment ist schwierig, wer sich für ein Schiff<br />
dieser Größe und Preiskategorie interessiert, finanziert es meist<br />
aus seinem regelmäßigen Einkommen. Wie in vielen anderen<br />
Branchen ist auch in der Bootsbranche das mittlere Marktsegment<br />
das schwierigste.<br />
Welche Route empfehlen Sie für einen Tag auf der boot?<br />
Natürlich den Besuch der Hallen 16 und 17, hier sind die Yachten<br />
ausgestellt. Wer mag, schlendert noch durch die Halle 15, wo die<br />
imposanten Multihulls ausgestellt sind. Und einen schnellen Blick<br />
in die Welt der Superyachten bietet die Halle 6. Dazu natürlich<br />
noch einen kleinen Abstecher in die Hallen 10,11,12, in denen es<br />
Zubehör und Textilien gibt.<br />
Interview: Sandra-Valeska Bruhns<br />
P1<br />
P2<br />
EINGANG<br />
NORD<br />
EINGANG<br />
NORD-OST<br />
(Nur für Pendelbusse)<br />
6 SUPER<strong>YACHTEN</strong><br />
3 TAUCHEN<br />
7a SUPER YACHT<br />
SHOW<br />
5 MOTOR-<br />
BOOTE<br />
4 MOTOR-<br />
BOOTE<br />
4<br />
7 MARITIME<br />
KUNST<br />
5 POWER-<br />
BOOTE<br />
2 TREND-<br />
SPORT<br />
9 MOTORBOOTE<br />
10<br />
MOTOR-<br />
BOOTE<br />
17 SEGELN<br />
10<br />
AUS-<br />
RÜSTUNG/<br />
ZUBEHÖR<br />
16 SEGELN<br />
11<br />
AUSRÜSTUNG/<br />
ZUBEHÖR<br />
MARINA AUSSTATTUNG<br />
15 SEGELN/<br />
CAT<br />
12 AUSRÜSTUNG/<br />
ZUBEHÖR<br />
12 ANGELN<br />
15 MOTOR-<br />
BOOTE<br />
13 PADDELN<br />
13 WASSER-<br />
TOURISMUS<br />
14 WASSER-<br />
TOURISMUS<br />
1 TRENDSPORT<br />
P4<br />
EINGANG<br />
OST<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
EINGANG<br />
SÜD<br />
TRENDSPORT – Windsurfen, Kiten, Stand Up<br />
Paddling, Wakeboard, Wassersportschulen,<br />
Skimboard, Beach World.<br />
TRENDSPORT – Zubehör und Handel,<br />
Wassersportbekleidung.<br />
TAUCHEN – Tauchsportausrüstungen,<br />
Tauch sport tourismus, Water Pixel World<br />
(Unterwasser- und Actionfotografie),<br />
Tauchturm, Schnuppertauchbecken.<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7a<br />
7<br />
MOTORBOOTE – Motorboote,<br />
Motoryachten „Big Five“.<br />
MOTORBOOTE – Classics, Motorboote,<br />
Motoryachten, Powerboote,<br />
Powerboat World.<br />
SUPER<strong>YACHTEN</strong> – Großyachten<br />
(Motoryachten, Motorsegler),<br />
Blue Motion Lounge.<br />
SUPER YACHT SHOW<br />
MARITIME KUNST<br />
9<br />
MOTORBOOTE<br />
MOTORBOOTE – Aufblasbare Boote,<br />
10<br />
Jet ski, kleine Motorboote, Boots trailer,<br />
Wassersport mobil.<br />
AUSRÜSTUNG/ZUBEHÖR – Motoren,<br />
10<br />
technisches Zubehör.<br />
AUSRÜSTUNG/ZUBEHÖR – Motoren,<br />
11 technisches Zubehör, Marina Ausstattung,<br />
Bootsausrüstungen und Zubehör, Bootsinstrumente,<br />
Wassersportbekleidung,<br />
maritime Publikationen, Dienstleister,<br />
Refit Center.<br />
AUSRÜSTUNG/ZUBEHÖR – Bootsausrüstungen<br />
und Zubehör, Wassersportbe-<br />
12<br />
kleidung, Sportfischen, Sportfischer Center.<br />
WASSERTOURISMUS/KANU – Wassertourismus,<br />
Charter, Schulen, Verbände,<br />
13<br />
Marinas, Kanus, Kajaks, World of Paddling,<br />
boot Kinderland.<br />
WASSERTOURISMUS – Wassertourismus,<br />
14<br />
Charter, Schulen, Verbände, Marinas,<br />
boot Segelschule, Maritimes Klassenzimmer.<br />
15<br />
MOTORBOOTE – Motorboote /Stahlyachten,<br />
Verdränger, Explorer, Trawler, Classic Forum.<br />
SEGELN/CAT – Segelboote,<br />
Mehrrumpfboote/<br />
15<br />
Katamarane, Multihull<br />
Forum.<br />
SEGELN – Segelboote,<br />
16<br />
Segelyachten, Jollen,<br />
Segel Center.<br />
17<br />
01/2014 Änderungen vorbehalten. I 29
+++ Boot-special +++<br />
Princess 98<br />
GroSS, gröSSer, am gröSSten:<br />
Princess Yachts auf der boot<br />
Princess V48<br />
30 I 01/2014<br />
Die größte der insgesamt neun Yachten zählenden Princess-Flotte auf der<br />
diesjährigen boot ist gleichzeitig auch die größte auf der Messe: die elegante<br />
und stilvolle Princess 98 ist konzipiert als Long Distance-Cruiser. Zehn Gäste,<br />
verteilt auf vier oder fünf Kabinen, sollen ausreichend Platz an Bord finden.<br />
Die 30-Meter-Yacht verfügt über eine große Flybridge, und der gesamte Innenbereich<br />
entstand in Zusammenarbeit mit dem italienischen Modehaus<br />
Fendi Casa – damit will das britische Unternehmen erneut unter Beweis stellen,<br />
dass es zu den Besten in seiner Klasse zählt. Neben der 98 Fuß langen<br />
Version werden auf insgesamt 1.935 Quadratmetern mit den Princess 43, 52,<br />
56, 72 und 82 fünf weitere elegante Flybridge-Modelle zwischen 13 und 25<br />
Metern gezeigt; dazu kommen die drei High-Performance-Sportcruiser V39,<br />
V48 Open und V57 von 13,5 bis 17,5 Metern Länge aus der soge-nannten V-<br />
Class (Stand Ende November). Seit ihrer Weltpremiere in Cannes im September<br />
hat die V48 für viel Aufsehen gesorgt, nicht zuletzt deshalb, weil es das<br />
zweite Fahrzeug der in Plymouth ansässigen Bootsbauer ist, welches über<br />
die neue Volvo IPS-Technologie verfügt, Motoren und ein Antriebssystem,<br />
das in Kombination mit einem hocheffizienten Rumpfdesign hervorragende<br />
Leistung liefern und das Boot in jeder Situation leicht manövrierbar machen<br />
soll. Ihr üppig gestaltetes, offenes Cockpit beherbergt großzügige Sitzgelegenheiten<br />
rund um einen Tisch aus Teak, und ein elektrisches Schiebedach<br />
öffnet das Boot auf Knopfdruck. Unter Deck bietet die V48 Platz für bis zu<br />
sechs Personen mit variablen Möglichkeiten der Aufteilung und zwei großen<br />
En-Suite-Kabinen. Ebenfalls auf der Messe vertreten ist die erst in diesem<br />
Jahr vorgestellte Princess 43, eine Flybridge Yacht mit viel Platz an Bord,<br />
guten Fahreigenschaften in einem großen Drehzahlbereich, kombiniert mit<br />
einfacher Handhabung, Komfort und Eleganz. Neben ihrem schlanken Äußeren<br />
und dem neuen, optimierten Leichtbau- Rumpf sind in der 43 größere<br />
Schiffsfenster und Luken wie in der neun Fuß größeren Princess-Schwester<br />
verbaut. Sie sollen zum einen das Hauptdeck mit natürlichem Licht füllen<br />
und zum anderen sicherstellen, dass man eine gute Sicht auch im unteren<br />
Bugbereich des Schiffes hat. princessyachts.com<br />
Auf der boot: Halle 6, Stand B 21.<br />
FOTOs: werften
+++ Boot-special +++<br />
„Life. Style. Sailing“:<br />
Neue Achtercockpitdie<br />
Contest 42CS<br />
Contest Yachts aus Holland zeigt in Düsseldorf den mit Spannung erwarteten neuen<br />
42-Fuß-Familien-Performance-Cruiser. „Obwohl wir bereits früher Yachten inner-halb<br />
dieser Größenordnung gebaut haben, wird die neue 42CS bedeutende Abweichungen<br />
aufweisen”, sagt Arjen Conijn, Geschäftsführer von Contest Yachts. Mit außergewöhnlicher<br />
Funktionalität und neuesten Bordsystemen werde sie der Inbegriff von „Life. Style.<br />
Sailing.“ sein. Laut Philosophie der Werft ermöglicht ein Achter-Cockpit bei dieser Länge<br />
sowohl an als auch unter Deck eine optimale Ausnutzung des zur Verfügung stehenden<br />
Raumes. Den Schiffsbauern aus Medemblik ist es damit gelungen, die markante Anmutung<br />
der größeren (Mittelcockpit-) Yachten verlustfrei auf eine Version mit Steuerstand im<br />
Heck zu übertragen. Denn: das Achtercockpit mit doppelten Steuerrädern stellt ein absolutes<br />
Novum in der aktuellen Contest-Linie dar; die gibt es ansonsten nämlich nur ab<br />
der 57CS aufwärts – und dort eben nur im Mittelcockpit. Allen Yachten der Werft vom IJsselmeer<br />
werden im sogenannten Vakuum-Infusionsverfahren um einen harzgetränkten<br />
Balsa-Kern hergestellt. Dabei finden Vinylesterharze und passende Gelege Verwendung.<br />
Vorteil: nur so kann ein besonders fester, osmosebeständiger und gut isolierter Rumpf<br />
hergestellt werden, der durch seine Steifigkeit zudem viel Freiraum für die Innenraum-<br />
Gestaltung lässt. „Der gesamte Entwurf zielt darauf ab, dass die Yacht bei allen Wetterbedingungen<br />
die optimale Leistung bringt und sie für die unterschiedlichsten Zwecke<br />
einsetzbar ist”, sagt Yachtkonstrukteur Georg Nissen. Das große Cockpit gewähre der<br />
Besatzung viel Bewegungsfreiheit. Die Trommel der Genua ist unter Deck platziert und<br />
das Vordeck ist frei und übersichtlich gehalten. Dank der ausgeklügelten Einteilung von<br />
Winschen und Leinen soll der Segeltrimm jederzeit schnell und effektiv ausführbar sein.<br />
Nicht weniger als 45 mögliche Layouts werden für die 42CS angeboten: jeweils drei für<br />
die Bug- und Hecksektion und fünf für den Salon, die allesamt miteinander kombinierbar<br />
sein sollen. Die neue 42CS soll besonders Familien ansprechen, die mit Kindern an Bord<br />
segeln. Gleichzeitig dürften von dem gebotenen Komfort jedoch auch erfahrenere Segler<br />
angetan sein. Die neue, 12,80 Meter über alles lange Elftonnen-Yacht (Breite 4,15<br />
Meter) feierte auf der HISWA ihr Debüt. Tiefe mit Standard-Kiel: 2.20 m, Treibstofftank:<br />
250 l, Wassertank: 480 l, Maschine: Yanmar 54 PS. contestyachts.com<br />
Auf der boot: Halle 16, Stand C 54.<br />
01/2014 I 31
+++ Boot-special +++<br />
Boot-Premiere:<br />
Neue Arcadia 85' „Glashaus“<br />
Die italienische Nobelmarke Arcadia präsentiert auf der boot in Düsseldorf als Premiere<br />
die neueste, 85 Fuß messende „Glashaus“-Motoryacht (25,90 Meter; Rumpflänge<br />
23,97 Meter). Neu ist insbesondere die von den Vorgänger-Bauten abweichende<br />
Aufteilung des Hauptdecks. Salon und Esszimmer sind nun auf 35 Quadratmeter im<br />
selben Wohnbereich integriert; eine 47 Quadratmeter große Suite befindet sich auf<br />
dem Achterdeck. Somit befinden sich mehr als 80 Quadratmeter Raum auf gleichem<br />
Niveau. Der Blick aus dem Diningroom geht zur Sonnenterrasse; wer will, schlendert<br />
14 Meter weit übers Hauptdeck – stets mit freier Rundumsicht. Grund dafür sind die<br />
vollverglasten, Sonnenlicht reflektierenden Seitenflächen und die teilverglaste Decke,<br />
die gleichzeitig Solarkollektoren zur Energiegewinnung beherbergt und dem Schiff<br />
zu seinem Spitznamen verhalf. Gäste- und Crewbereich sind bei der neuen 85' strikt<br />
getrennt: Über die Galerie, welche viel Platz für Arbeitsflächen und die Lagerung von<br />
Gütern bietet, gibt es nun einen direkten Zugang zum externen Steuerbord-Crewdurchgang.<br />
Die neue Raumaufteilung soll Schiffseignern insbesondere die Möglichkeit<br />
geben, selbst steuern zu können – und trotzdem mit den Gästen in einem<br />
Raum verweilen zu können. Der Steuerstand verfügt über ergonomisch strukturierte<br />
Pilotensitze, es gibt darüber hinaus im Cockpit einen ausziehbaren Tisch sowie ein<br />
gemütliches C-förmiges Sofa für vier Personen. Insgesamt sahen die Designer bei<br />
der Neuaufteilung des Hauptdecks vier Kabinen vor. Die Arcadia 85 wird von zwei je<br />
730 PS starken, geräuscharmen Maschinen angetrieben. Zur Ausstattung gehören<br />
neben zwei Generatoren und einer leistungsfähigen Klimaanlage unter anderem ein<br />
elektrohydraulischer Davit mit einer Tragfähigkeit von 500 kg, eine elektrohydraulische<br />
Viermeter-Gangway, ein Stabilizer-System mit Stillstands-Option, ein 25 kW leistendes<br />
Bugstrahlruder und ein bordeigenes Abwasser-Klärsystem. Sonnenkollektoren laden<br />
die Akkus wieder auf; ein E-Antrieb soll – der „Green Attitude“ des Unternehmens<br />
vom Golf von Neapel folgend – außerdem erhältlich sein. Arcadia setzt mit ihrem<br />
neuen Modell konsequent den Trend zu verbrauchsärmeren und umweltschonenderen<br />
Yachten fort. Weitere technische Daten: Tiefgang 1,65 m, Tankinhalt 6.000 l<br />
(damit sollen 1.200 Seemeilen-Törns machbar sein), Grauwassertank 700 l, maximale<br />
Breite 7,15 m, Verdrängung 62 t, Wassertank 1.700 l, Abwassertank 360 l. Drei<br />
Einheiten seien zurzeit im Bau, verlautete aus der Werft; mit einer Auslieferung sei<br />
rechtzeitig im Frühjahr 2014 zu rechnen. arcadiayachts.it<br />
Auf der boot: Halle 6, Stand D 21.<br />
FOTOs: werften<br />
32 I 01/2014
TICKETS<br />
ON SALE NOW<br />
24 FEBRUARY, 2014 Austria<br />
SwarovSki CryStal worldS<br />
To purchase tickets and for more information please visit<br />
www.showboatsdesignawards.com<br />
E: holly.lunn@boatinternationalmedia.com<br />
Gold sponsor<br />
Silver sponsor<br />
Bronze sponsors<br />
young designer of the year sponsor<br />
ARTWORKS
+++ Boot-special +++<br />
GröSSte Segelyacht in Düsseldorf:<br />
Oyster Marine zeigt erstmals<br />
neue 825<br />
Die elegante und stilvolle Oyster 825 ist nicht nur das neueste Modell aus der<br />
jungen Generation von Yachten, die Oyster seit zwei Jahren pflegt. Sie ist mit<br />
über 25 Metern Länge über alles auch die längste Segelyacht auf der boot.<br />
Die neue 825 verfügt – wie das kleinere Vorgängermodell 625 auch – über<br />
ein modern-markantes Design. Dass die Yacht ankommt, belegen die Zahlen:<br />
mittlerweile zehn Einheiten wurden nach Werftangaben bereits verkauft.<br />
Weite und freie Decksflächen und größere Rumpffenster mit den typischen<br />
„Seascape“-Fenstern gehören zu den auffälligen Merkmalen der neuen Oyster.<br />
Rob Humphreys und das Oyster Design-Team schufen harmonische, sauber<br />
strakende Rumpflinien. Gegenüber ihrer Vorgängerin Oyster 82, von der<br />
seit 2002 schon mehr als 17 Einheiten gebaut worden sind, hat die neue<br />
Oyster 825 15 Prozent mehr Volumen im Rumpfinneren. Dieser zusätzliche<br />
Raum wurde dazu verwendet, um die drei Kabinen achtern für den Eigner<br />
und seine Gäste zu vergrößern. Außerdem wurde eine klare Trennung zum<br />
Crewbereich für bis zu vier Personen geschaffen. So soll die Mannschaft die<br />
Yacht ebenso diskret wie effizient bedienen und sich gleichzeitig um Eigner<br />
und Gäste kümmern können. Der große Salon geht über die gesamte Schiffsbreite;<br />
er ist großzügig angelegt und sehr hell, was durch das gläserne Schiebeluk<br />
noch verstärkt wird. Das elegante Styling des Interieurs der Oyster 625,<br />
725 und 885 wurde für die neue Oyster 825 weiter verfeinert. So soll die<br />
Oyster 825 einerseits ein „Superyacht-Feeling“ bei Komfort und Stil bieten,<br />
andererseits aber noch vom Eigner mit der Familie oder Freunden an Bord<br />
selber gesegelt werden können – wobei immer die Möglichkeit besteht, sich<br />
dabei von der professionellen Crew unterstützen zu lassen. Die Oyster 825<br />
ist kraftvoll und hat das Potenzial, auf langen Passagen locker 250 Seemeilen<br />
am Tag zurückzulegen. Das große, ergonomisch geplante Cockpit ist so<br />
entworfen, dass die Gäste komfortabel und sicher – und unbeeinträchtigt<br />
von den Arbeiten am Segeltrimm – sitzen können sollen. Die weiten Decksflächen,<br />
vorne ebenso wie achtern, seien ideal zum Sonnenbaden sowie für<br />
die komfortable Unterbringung von Gästen, heißt es aus der Werft in Ipswich<br />
im Südosten Englands. oystermarine.com<br />
Auf der boot: Halle 16, Stand C 58.<br />
FOTOs: werften<br />
34 I 01/2014
+++ Boot-special +++<br />
weitere Boot-Highlights:<br />
Azuree 46<br />
Insgesamt sind rund 40 GroSSyachten<br />
in Düsseldorf zu bestaunen. Hier eine<br />
kleine Auswahl weiterer Hingucker:<br />
Absolute 64 Fly<br />
Die Flybridge der 64 ist vergleichbar<br />
mit einem Balkon<br />
über dem Meer. Von hier aus eröffnet sich ein<br />
majestätischer Blick auf den Horizont, der ein<br />
Gefühl von maritimer Freiheit aufkommen lässt.<br />
Ferretti 960<br />
Die schlanke und sportliche<br />
96-Fuß Yacht gewährleistet<br />
eine gute Performance in ihrer Klasse und<br />
zeichnet sich durch eine optimierte Exterieurund<br />
Interieurgestaltung aus.<br />
Sirena Marine<br />
erweitert Angebot<br />
Sirena Marine aus der Türkei zeigt auf der boot sein neuestes Modell, den<br />
Rob Humphreys-Riss Azuree 46. Das neue 14-Meter-Flaggschiff der Azuree-<br />
Linie wurde erstmals in Cannes der Öffentlichkeit vorgestellt. Es ist das erste<br />
Modell, welches nach einer kompletten Management-Umstrukturierung im<br />
Unternehmen entworfen und unter dem neuen CEO Ipek Kirac produziert<br />
wurde. Die neue Azuree-Yacht erfülle die höchsten Bootsbau-Standards, verspricht<br />
Rob Humphreys. Die 46' biete darüber hinaus ein hohes Maß an<br />
Sicherheit und Komfort, verfüge über ein innovatives Cockpit mit einer klappbaren<br />
Badeplattform und Sitzen, die man problemlos in Liegen verwandeln<br />
könne. Unter Deck gibt es vorn eine Eigner-Suite sowie zwei Kabinen<br />
achtern, die in Einzelkabinen aufgeteilt werden können sollen. „Die neue 46<br />
markiert den Höhepunkt eines aufregenden neuen Kapitels in der Entwicklung<br />
unseres Unternehmens”, sagte Ipek Kirac beim Launch der Yacht in<br />
Cannes. Mit neuen Visionen und erheblichen Investitionen in die Zukunft<br />
sei Sirena Marine auf dem Weg, eine wichtige Kraft in der internationalen<br />
Bootsbaubranche zu werden, sagt Azuree-Designer Rob Humphreys. Außerdem<br />
kündigte die türkische Werft die Erweiterung ihrer Modellpalette um<br />
die neuen Euphoria-Modelle 68' und 84' an. Premiere auf der Istanbul Boat<br />
Show im Februar 2014 soll jedoch zunächst die Euphoria 54 feiern. „Euphoria<br />
Luxus-Performance-Yachten werden in einer Partnerschaft zwischen dem bekannten<br />
Yachtkonstrukteur German Frers und Sirena Marine entworfen und<br />
entwickelt”, sagt Ipek Kirac. Der spezielle Euphoria-Stil und eine elegante<br />
Erscheinung sollen in den Entwürfen für die beiden neuen Modelle leicht<br />
zu erkennen sein; sie werden das gleiche, hohe Niveau in puncto Komfort<br />
und hochwertiger Technik wie die in Kürze vorgestellte Euphoria 54 besitzen<br />
– nur in einem größeren Maßstab, verspricht Kirac. Erhältlich sein soll die<br />
neue Euphoria 54 mit einem Standard-Kiel sowie der Option eines Flachkiels.<br />
Die Euphoria 54 biete damit eine gute Balance zwischen einem modernen<br />
Performance-Cruiser und einer einfachen, praktischen Handhabung, heißt es<br />
von Sirena Marine aus der Marintürk Cityport Marina. sirenamarine.com<br />
Auf der boot: Halle 16, Stand D 58.<br />
Pershing 82<br />
Das neue Pershing Projekt–<br />
24,97 Meter lang und 5,50<br />
breit. Die mit Spannung erwartete Pershing 82<br />
ist eine zeitgenössische Neuinterpretation des<br />
erfolgreichen Vorgängers Pershing 80.<br />
Conrad 115<br />
Entworfen in Deutschland &<br />
Holland, produziert bei Conrad<br />
Shipyard in Polen. Die einzigartige Silhouette<br />
dieses ketsch-rigged Motorseglers hebt sich<br />
deutlich von vielen anderen Konstruktionen ab.<br />
Continental III<br />
Die Yacht zeichnet sich<br />
besonders durch das unverwechselbare<br />
Design aus, das die klassische<br />
Linienführung widerspruchslos mit moderner<br />
Eleganz vereint.<br />
Riva 122 Mythos<br />
Die neue Riva 122 Mythos<br />
ist das erste Modell von Riva<br />
Megayachten das vollständig in einer Leicht-Aluminiumlegierung<br />
gefertigt wird. Dieses Modell<br />
wird sowohl High-Tech und Komfort bieten.<br />
Sunseeker 1<strong>55</strong><br />
Die Drei-Deck-Luxusyacht<br />
kann bis zu zwölf Gäste<br />
und zehn Crew-Mitglieder aufnehmen. Dabei<br />
beträgt die Leistung der Sunseeker 1<strong>55</strong> Yacht<br />
bis zu 26 Knoten.<br />
FOTOs: werften<br />
36 I 01/2014<br />
&<br />
Änderungen vorbehalten. Stand Ende November 2013
yachten Projekte I vulcan<br />
vulcan<br />
38 I 01/2014
Am Beispiel von Vicems 46-Meter-Yacht Vulcan<br />
zeigen sich die Vorzüge aufeinander abgestimmter<br />
Philosophien. In jeder Hinsicht erwartet den Gast<br />
hier ein stylishes und entspanntes Borderlebnis.<br />
text Caroline White fotos Alberto Cocchi<br />
[Copyright of Boat International Media Limited: All rights reserved], Licensed by Boat International Media Limited<br />
01/2014 I 39
Das Licht im oberen Salon kommt vom weitläufigen Achterdeck und aus dem vorderen Treppenraum (rechte Seite). Die Brücke (rechte Seite unten) mit dem<br />
integrierten Steuerstand liegt davor. Die Treppe ermöglicht einen geschützten Zugang zum Sonnendeck – von Vorteil auf einem schnellen Schiff<br />
Moderne, flieSSende<br />
Linien und ein<br />
prägnanter blauer<br />
Rumpf – die Vulcan<br />
überzeugt durch<br />
hervorragende<br />
Performance und<br />
groSSzügigen<br />
Lebensraum an Bord<br />
Kompositbau ist ohne Zweifel die höchste Technologiestufe<br />
im Yachtbau. Abgesehen von der Gewichtsersparnis (gleichzusetzen<br />
mit mehr Geschwindigkeit) und Festigkeit (gleich<br />
Sicherheit plus Geschwindigkeit) ahnt man unter der Oberfläche<br />
des glasfaserverstärkten Kunststoffs das Grundprinzip<br />
dieser Yacht: Integration. Nimm das Boot als Einheit wahr,<br />
sieh es nicht als Verbindung vieler Teile. Welche Bauweise<br />
könnte dieses Konzept überzeugender verkörpern als ein in<br />
einer Form in einem Stück gefertigter Rumpf?<br />
Bei Vicems 46 Meter großer Vulcan geht dieses Prinzip über<br />
Komposit-Rumpf und -Aufbau hinaus, es ist die Grundlage<br />
des gesamten Designs. Von der Raumaufteilung über die<br />
technische Ausstattung bis in die schmückenden Elemente<br />
– es ist alles in eine Einheit integriert. Das Ergebnis ist ein<br />
Schiff, dessen einzelne Komponenten miteinander harmonieren,<br />
technisch wie ästhetisch.<br />
Die Vulcan-Linie der großen Glas/Epoxy-Komposit-Yachten ist<br />
ein neuer Schritt für die türkische Vicem-Werft, die sich zuvor<br />
auf Holz-Epoxy-Formbauten spezialisiert hatte. Das 46-Meter-Schiff<br />
ist das erste und größte der neuen Reihe. Die Konstruktion<br />
und das Äußere stammen von Mulder Design, die<br />
Innenausstattung wurde von Art-Line entworfen. Der Prototyp<br />
hat moderne, fließende Linien und einen prägnanten blauen<br />
Rumpf, er überzeugt durch hervorragende Performance und<br />
großzügigen Lebensraum an Bord. Das Schiff ist die bisher<br />
größte in der Türkei gebaute Komposit-Yacht.<br />
40 I 01/2014
vulcan I yachten projekte<br />
„Die erste Herausforderung bestand darin, eine Form dieser<br />
Größe zu bauen”, sagt Vicem-Marketingchef Turan Ozbakir.<br />
„Sie musste makellos sein, um die von Mulder Design<br />
vorgegebenen Maße und Gewichte einhalten zu können. Als<br />
Nächstes ging es darum, die RINA-Normen einzuhalten. Kurz<br />
gesagt, wir mussten das Schiff leicht halten, und es musste<br />
trotzdem jede einzelne Spezifikation erfüllen.“<br />
Ozbakir vergleicht es mit einem verzwicken Kreuzworträtsel,<br />
aber Mulder-Design-Chef Frank Mulder sagt, dass die Werft<br />
die Aufgabe mit Bravour gelöst habe: „Es ist ein wunderbar<br />
steifer Rumpf geworden. In einem großen Komposit-Rumpf<br />
besteht die Gefahr, dass er wegen seiner Länge flexibel<br />
ist. Das ist nicht sehr angenehm wegen niederfrequenter<br />
Schwingungen, die Lärm erzeugen. Bei diesem Schiff passiert<br />
das nicht.“<br />
Mulder gab seiner Konstruktion einen Knickspant-Halbgleiter-Rumpf<br />
mit eingezogenem Boden, den er einem „prismatischen”<br />
Rumpf vorzieht, um geringeren Formwiderstand mit<br />
mehr Komfort zu verbinden. Mit zwei 3.650-PS-MTU-Motoren,<br />
großer Tankkapazität und nur 200 Tonnen Gewicht schafft<br />
das Schiff 27 Knoten, reist mit 20 Knoten und hat bei langsamer<br />
Marschfahrt (12 Knoten) 4.000 Meilen Reichweite.<br />
„Sie manövriert auch hervorragend“, sagt Captain Massimo<br />
Marras, „wir haben vorn und achtern Strahlruder, und zwar<br />
kräftige. Drinnen merkt man aber nichts von den Maschinen.<br />
Machen Sie die Tür zu, und es ist ganz ruhig.“<br />
01/2014 I 41
yachten Projekte<br />
I vulcan<br />
Dies war eine zentrale Forderung an die Konstruktion, die<br />
sich dem Komfort unterzuordnen hatte. „Wenn man viele Vibrationen<br />
hat und das Schiff in den Wellen schlägt, ist es kein<br />
Genuss, an Bord zu sein“, sagt Frank Mulder, „wir sind das<br />
Problem aus mehreren Richtungen angegangen. Erstens eignet<br />
sich die Kompositbauweise hervorragend, um den Lärmpegel<br />
niedrig zu halten. Dann haben wir Schalldämpfung<br />
in jedem Detail zum Programm gemacht. Hauptmaschinen,<br />
Antriebsstrang, Getriebe und Propeller sind allesamt sehr<br />
gut abgestimmt. Und bei der Rumpfform sind wir auf dem<br />
schmalen Grat zwischen niedrigem Formwiderstand und hohem<br />
Komfort gewandelt.“ Mit welchem Ergebnis? „Das Boot<br />
fährt sehr ruhig im Seegang, auch bei über 20 Knoten.“<br />
Mulder wollte Breite haben – was in den großzügigen<br />
Seitengängen auf dem Hauptdeck sichtbar wird. Die Gestaltung<br />
des Raumes war ein langwieriger Prozess unter der<br />
Federführung von Art-Line. In den Gesellschaftsbereichen<br />
setzte das Studio alles daran, die Weitläufigkeit zu bewahren.<br />
Flächen gehen ineinander über, enge Korridore und verwinkelte<br />
Ecken gibt es nicht. Man hat das Gefühl, das Schiff sei<br />
größer, als es tatsächlich ist. Allerdings können Bereiche abgetrennt<br />
werden, wenn dies erforderlich ist. Von der offenen<br />
Tür der Eignerkabine auf dem Hauptdeck kann man das<br />
ganze Achterdeck überblicken – oder den Salon mit einer<br />
verborgenen Schiebetür verschließen.<br />
Die Komposit-Bauweise erlaubte es den Designern, verschiedene<br />
Elemente in die Baustruktur zu integrieren. „Die<br />
Haupttreppe ließ sich ganz elegant gestalten“, sagt Frank L.<br />
Pieterse, einer der Art-Line-Chefs. „Die Werft ist den Umgang<br />
mit diesem Material gewohnt, also machen sie’s einfach. Das<br />
ganze Treppenelement mit seinen geschwungenen Formen ist<br />
Bestandteil der Struktur – keine später angebrachte Dekoration.<br />
Ich glaube an die Einheit von Schiffskörper und Einrichtung.“<br />
Geformte Komposit-Elemente mit Rosenholz-Furnieren<br />
führen diesen beschwingten Stil fort bis in den Hauptsalon.<br />
Die Fenstersülls an Backbord und Steuerbord<br />
folgen dem Bogen des zentralen Wohnbereichs. Der<br />
ovale Esstisch an Backbord erwidert den Schwung der<br />
Backbord-Fenster, die Raumtrennung in der Mitte harmoniert<br />
mit dem der Steuerbord-Fenster. Alle Holzarbeiten<br />
am Schiff werden von den Vicem-Tischlern erledigt,<br />
während das bewegliche Mobiliar von Giorgetti, Zanotta,<br />
Gervasoni, Airnova und Moroso ist. Der Salon wirkt luxuriös:<br />
seidige weiße Teppiche, das Licht aus den großen<br />
Fenstern spiegelt sich im glänzend lackierten Rosenholz.<br />
Gitter aus dunklem Holz spielen ebenfalls mit dem Licht<br />
und geben dem Raum einen asiatischen Touch. Die<br />
geschwungenen Elemente des Designs nehmen dem<br />
Raum das Förmliche und geben ihm lässigen Chic.<br />
Am achteren Ende des Salons geht es noch entspannter zu.<br />
Das Teakdeck reicht bis ins Innere, die Wände – auch im WC<br />
– scheinen auf den ersten Blick mit Stein gefliest zu sein, das<br />
Material besteht aber aus cremefarbenen Kokosnuss-Schalen<br />
(was auch Gewicht spart). Die Flechtmöbel wirken durch<br />
die dicken weißen Polster sehr wohnlich. Ein schattiger Ort<br />
zum Relaxen, wenn draußen die Sonne unbarmherzig brennt.<br />
Der Oberdeck-Salon geht über die volle Breite und ist die<br />
Party-Zone des Schiffs. Hier gibt es die meisten Sitzgelegenheiten<br />
und eine gut dimensionierte Bar. Schwungvolle<br />
Wände (in der Bar mit einem Ziehharmonika-Zitat) und ineinander<br />
übergehende Flächen geben dem Raum eine leichte,<br />
elegante Atmosphäre. Der leuchtend orange Teppich harmoniert<br />
mit den sanften Tönen des Rosenholzes, im Kontrast mit<br />
den weißen Ledersofas und Deckenpaneelen. Im gesamten<br />
Schiff hat Art-Line eher mit den Texturen der Oberflächen als<br />
mit den Farben gearbeitet, um einen einheitlichen Look zu<br />
erzeugen.<br />
Der Bullaugen-Sitz im Oberdeck-Atrium ist ein schöner Platz zum Lesen<br />
42 I 01/2014
Bild: OYSTER 825RS<br />
Wir stellen vor: die neue OYSTER 825.<br />
Traditioneller britischer Bootsbau gepaart<br />
mit modernsten Technologien.<br />
Weltpremiere dieser neuen OYSTER ist auf der boot<br />
Düsseldorf – kommen Sie vorbei. Oder entdecken Sie die<br />
Welt von OYSTER, 475 bis 125 Fuß, auf unserer Webseite.<br />
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DIE WELT GEHÖRT IHNEN
Die Eigner-Kabine verfügt über alle Annehmlichkeiten, wie Badezimmer (unten rechts), Fitness-Studio, Lounge und Büro .<br />
Ein Pfad aus Holz führt ums zentrale Bett herum und verbindet diese Bereiche<br />
Licht strömt durch die<br />
groSSen Salonfenster, vom<br />
Achterschiff und durch die<br />
gläsernen Schiebetüren herein<br />
Der achtere Bereich des Hauptsalons bietet einen schattigen Ruheraum nach dem Sonnenbaden. Die geschwungene Rosenholz-<br />
Linie in der Decke soll „Form und Ausstattung des Raums miteinander verbinden“, sagt Frank L. Pieterse von Art-Line<br />
44 I 01/2014
vulcan I yachten projekte<br />
Der im Schatten gelegene Teak-Tisch achtern auf dem Oberdeck<br />
dürfte im normalen Bordbetrieb der bevorzugte Esstisch<br />
sein. Licht flutet durch die großen Fenster von den Seiten,<br />
vom Achterdeck und vom Treppenhaus herein, einem drei<br />
Meter hohen Raum mit großen Skylights. Davor liegt die<br />
Brücke mit der integrierten Steuerungs- und Kontrolltechnik,<br />
die – falls mal etwas repariert werden muss – gut von der<br />
Rückseite zugänglich ist. Hier sind auch für Manöver ausfahrbare<br />
Brückennocks und die Treppe zum vorderen Bereich des<br />
Sonnendecks.<br />
„Normalerweise gibt es von außen eine separate Treppe<br />
zum Sonnendeck, das dann nicht so richtig zu den anderen<br />
Schiffsräumen zählt“, sagt Pieterse. „Hier versuchen wir einen<br />
fließenden Übergang von einem Bereich in den anderen, sodass<br />
es keine voneinander getrennten Räume sind.“ Mulder<br />
sieht noch einen praktischen Aspekt der Treppenposition:<br />
„Es ist ein schnelles Schiff, also ist es windig, wenn man da<br />
hoch geht. Wenn man die Flybridge von vorne betritt, ist man<br />
besser geschützt.“<br />
Im Innern der Yacht ist die Eigner-Kabine der vielleicht ungewöhnlichste<br />
Raum. Das Bett liegt in der Mitte, ein Pfad<br />
aus Holz umgibt diese zentrale Insel und führt zum Fitness-<br />
Studio, der Ankleide mit begehbarem Kleiderschank, zum<br />
Badezimmer mit Wanne, Dusche und bronzenen Wänden<br />
und schließlich zur Lounge und zum Büroplatz. „Dieser Pfad<br />
verbindet alle diese Funktionen, sodass sie als Raum und<br />
Form eine Einheit bilden“, sagt Pieterse.<br />
Während die Designer auf dem Haupt- und dem Oberdeck<br />
fließende Übergänge zwischen den Bereichen bilden wollten,<br />
mussten sie auf dem Unterdeck mit abgegrenzten Räumen<br />
arbeiten. Dank der kleinen Crew von nur acht Mann stehen<br />
zusätzliche Flächen für die Gäste zur Verfügung. Diese kommen<br />
in zwei Doppelkabinen, zwei Zweier-Kabinen und einer<br />
VIP-Kabine über die volle Schiffsbreite unter, jeweils mit eigenem<br />
Duschbad. Die Designer teilten die Treppe am Fuß,<br />
die eine Seite führt zu den vorderen drei Kabinen, die andere<br />
zu den zwei achteren. So gibt es weniger Verkehr auf den<br />
Gängen, und es ist weniger Ausweichraum nötig. Mit reichlich<br />
Breite und Kopffreiheit fühlt man sich in den Kabinen wie auf<br />
einer größeren Yacht. Auch die Crew-Unterkünfte im Vorschiff<br />
sind auf die Maximierung des verfügbaren Raums ausgelegt.<br />
„Wir haben uns von der Vorstellung gelöst, dass sich immer<br />
alles an der Mittschiffslinie orientieren muss“, sagt Pieterse.<br />
„Die dreieckige Form der Crew-Lounge an Backbord und die<br />
rechteckigen Grundschnitte der Crew-Kabinen gegenüber ersparen<br />
den Korridor. So verliert man keinen Platz.“ Die Crew-<br />
Pantry ist am vorderen Ende der Messe, sodass man in seine<br />
Kabine kann, ohne sich an jemandem vorbeiquetschen zu<br />
müssen, der gerade Essen macht. Die Kabinen haben eigene<br />
Duschen, mit einem ausziehbaren Waschbecken über der<br />
Toilette. Das spart Platz.<br />
Spa-Pool mit gläserner Rückwand. „Alles ist in diese Insel<br />
integriert, sodass die klare Linie des Sonnendecks gewahrt<br />
bleibt“, sagt Pieterse. Im Atrium auf dem Oberdeck verwandelt<br />
ein runder Sitz in der Wand, der an ein großes Bullauge<br />
erinnert, den Durchgangsbereich in einen bewohnten Raum.<br />
Art-Line machte das schon auf der 60-Meter-Lürssen-Yacht<br />
Vie la Vie und auf Heesens 46,7 Meter großen Yalla so. Im<br />
Salon auf dem Hauptdeck ist es eine kompakte, in die geschwungenen<br />
Linien des Raumes eingefügte Eckbar, die<br />
ihn nicht nur als Speisesaal sondern auch als Freizeitbereich<br />
nutzbar macht. Ein Stückchen weiter vorn wurde aus einer<br />
normalerweise ungenutzten Ecke des Treppenhauses mithilfe<br />
eines eingebauten Tischchens eine Ausstellungsfläche<br />
für ein Kunstobjekt. Und es gibt überall reichlich Stauraum:<br />
eine große Tender-Garage achtern, Schränke in den Badezimmern,<br />
Gästekabinen und Salons und mehr als 50 Schubladen<br />
allein in der Eigner-Suite.<br />
Zwei weitere Vulcan-Modelle sollen dieses Jahr herauskommen,<br />
eine 32- und eine 35-Meter-Yacht. In der 46-Meter-Form<br />
könnten noch 15 bis 20 Rümpfe gebaut werden, sagt Vicem-<br />
Marketingchef Turan Ozbakir, mit einer Fertigstellungszeit von<br />
rund 24 Monaten pro Schiff.<br />
Eine schöne Idee, in dieser Form auch in Zukunft Schiffe zu<br />
bauen.<br />
&<br />
[Copyright of Boat International Media Limited: All rights reserved]<br />
Licensed by Boat International Media Limited<br />
Schiffstüren nach A-, B-, C- und H-Klasse,<br />
als Klapp- und Schiebetüren mit oder ohne Fenster.<br />
...weil nur das Beste gut genug ist.<br />
Im ganzen Schiff haben die Designer aus dem vorhandenen<br />
Platz das Beste gemacht. So gibt es am achteren Ende<br />
des Sonnendecks eine Insel mit einem Esstisch und eingeformten<br />
Sitzen und Sonnenliegen, den Abschluss bildet ein<br />
www.podszuck.eu<br />
Podszuck® GmbH<br />
Klausdorfer Weg 163<br />
D-24148 Kiel ∙ Germany<br />
Telefon +49 (0) 431/ 66111-0<br />
Telefax +49 (0) 431/66111-28<br />
E-Mail: info@podszuck.eu<br />
01/2014 I 45
yachten Projekte<br />
I vulcan<br />
vulcan<br />
LÜA 46,08 m<br />
Lwl 39,45 m<br />
Breite 9,24 m<br />
Tiefgang 2,3 m<br />
verdrängung 275 t<br />
brz 450<br />
maschinen 2 x MTU 16V 4000 M90, 3.650 PS (2.710 kW)<br />
geschwindigkeit (max./reise) 27 kn/20 kn<br />
reichweite (bei 12 kn) 4.000 sm<br />
generatoren 2 x Northern Lights je 115 kW<br />
strahlruder 1 x Trac 150 PS; 1 x Trac 100 PS<br />
stabilisatoren Trac 640 hydraulic<br />
treibstoff 48.000 l<br />
wasser 7.500 l<br />
eigner und gäste 12<br />
crew 8<br />
tender 1 x 6.4m Castoldi<br />
bauweise GRP<br />
klasse RINA @ MACH Y<br />
Konstruktion und AuSSendesign Mulder Design<br />
innendesign Art-Line<br />
verkauf Fraser Yachts, Antoine Larricq<br />
Tel: +377/93 100 450, E-Mail: antoine.larricq@fraseryachts.com<br />
fraseryachts.com<br />
preis 24.5 Mio. Euro<br />
werft/baujahr Vicem 2012/Antalya, Türkei<br />
Tel: + 90 /216 394 0450, E-Mail: info@vicemyacht.com<br />
vicemyacht.com<br />
Die Insel auf dem Sonnendeck vereinigt<br />
Sonnenliegen, Spa-Pool und Esstisch<br />
Eine stylishe Abdeckung kann die vordere Treppe verschließen, wenn Kinder oben sind<br />
Wenn’s geht, draußen! Das Design berücksichtigt die<br />
Beliebtheit des Speisens im Freien<br />
Der Rettungstender ist auf dem Vorschiff gestaut, hier erholt sich auch die Crew<br />
Eine Treppe, die sich unten aufteilt, reduziert den Verkehr im Unterdeck<br />
46 I 01/2014
LORO PIANA CARIBBEAN<br />
SUPERYACHT REGATTA &<br />
RENDEZVOUS 2014<br />
BRITISH VIRGIN ISLANDS<br />
19 – 22 MARCH, 2014<br />
For further information and to register, please go to<br />
www.loropianasuperyachtregattaandrendezvous.com<br />
or contact Kate Branagh, Tel: + 34 620 103 958<br />
Email: kate.branagh@boatinternationalmedia.com<br />
SAIL AND MOTOR YACHT<br />
REGISTRATION<br />
NOW OPEN<br />
Title sponsor<br />
Event organizers<br />
Gold sponsors<br />
Silver sponsors
Ocean 120<br />
Alexander<br />
yachten Projekte I innendesign<br />
Um im Markt der groSSen Yachten FuSS<br />
zu fassen, baut Ocean Alexander seine<br />
neue 120 statt in Fernost in Seattle/USA.<br />
Der italienische Händler Giaroli bietet die<br />
Yacht für Europa an.<br />
text Claus Reissig fotos Werft<br />
48 I 01/2014
ocean alexander 120 I yachten projekte<br />
Was da in Vancouver an der US-Ostküste entstanden<br />
ist, ist zumindest eine interessante<br />
Liaison. Ocean Alexander lässt seine erste<br />
Yacht bei einem – ja, was eigentlich? – Mitbewerber<br />
bauen. Ohne dass einer den anderen übernimmt,<br />
ist das ungewöhnlich und Christensen hat im Yachtbau<br />
durchaus einen Namen, vor allem in den USA und bei<br />
Yachten über 160 Fuß, also fast 50 Meter. Die Range der<br />
Big Boats bei Ocean Alexander soll vorerst, so die Planung,<br />
bei 145 Fuß (44 Meter) enden. Insofern könnte die<br />
Kooperation funktionieren, beide Werftinhaber versprechen<br />
sich viel davon, zum Beispiel beim Einkauf, wenn man die<br />
Kräfte bündelt. „Wir sehen, dass dieses Bündnis vielfältige<br />
Möglichkeiten bietet“, sagt Christensens Präsident Joe Foggia<br />
einem Internetportal, „vor allem was die verschiedenen<br />
Größen unserer Linien angeht. Vielleicht möchte ein Kunde in<br />
die 160-plus-Größe aufsteigen, ein anderer vielleicht in einen<br />
Bereich heruntergehen, wo man weniger Crew braucht.“<br />
Wie auch immer, die erste amerikanische Ocean Alexander<br />
ist die fast genau 40 Meter lange 120, ein echter Dreidecker<br />
mit hohem Vorschiff und nur einem sichtbaren Deck. Die Formen<br />
sind dadurch etwas gedrungen, wie bei einem kleineren<br />
Schiff. Von außen verspricht das Schiff, das von niemand<br />
Geringerem als Evan K. Marshall gestaltet wurde, dadurch<br />
massenweise Innenraum. Alle ihre kleineren Schwestern,<br />
bisher Hauptfeld von Ocean Alexander, kommen weiterhin<br />
aus Taiwan.<br />
In diesem Schiff verschmelzen also die Big-Boat-Erfahrung<br />
der Amerikaner mit der der Asiaten beim Bau kleinerer Schiffe.<br />
Da darf man ruhigen Gewissens etwas Besonderes erwarten.<br />
Tatsächlich enthält die Yacht zahlreiche Features, die man auf<br />
einer großen Megayacht finden würde und die normalerweise<br />
bei Yachten, die kleiner als 130 Fuß lang sind, ausgeschlossen<br />
sind. Das umfasst eine im Hauptdeck gelegene Eigner-<br />
Kabine, eine eigene Kapitänsunterkunft, Platz für sechs Mann<br />
Crew plus Kapitän, große Stauräume fürs Chartern, eine begehbare<br />
Speisekammer oder Full-Size-Gefrierschränke.<br />
größeren Yachten zunimmt. Ich habe aber auch festgestellt,<br />
dass es sinnlos ist, das Rad neu zu erfinden, wenn es bereits<br />
ein paar ganz gute gibt“, fasst Chueh die Entscheidung für<br />
die Auslagerung der Produktion zusammen.<br />
Chueh erzählt, wie das Projekt Gestalt annahm. „Es hat ein<br />
Jahr Planung gebraucht, bis wir bereit waren, das Ergebnis<br />
auch im Bau umzusetzen. Wir haben Evan K. Marshall als Designer<br />
befragt, und parallel dazu noch zwei andere große Namen.<br />
Dann wählte ich eine Werft mit Erfahrung bei ähnlichen<br />
Yachten, die sie für uns bauen konnte, und nun bringen wir<br />
sie auf den Markt.“ Chueh legt Wert darauf, dass das Design<br />
und das Konzept, das da umgesetzt wird, von Ocean Alexander<br />
ist. „Es ist unsere Marke und wir haben Christensen in<br />
Seattle gebeten, für uns zu bauen. Wir haben ihnen gesagt,<br />
dass sie denselben Qualitätsstandard ansetzen sollen, den<br />
sie beispielsweise auch für ihre eigenen Christensen 160s<br />
verwenden. Und das haben sie getan.“<br />
Heruntergebrochen ist das Konzept hinter der 120, dass sie<br />
eine kleine Superyacht sein soll, die von einer kleinen Crew<br />
leicht gehandhabt werden kann und nicht zu viel Servicearbeiten<br />
erfordert. Das erklärt zum Beispiel das Fehlen von Teakholz<br />
auf dem Oberdeck, welches in der Sonne unglaublich<br />
leidet. Der andere Punkt wird erst augenfällig, wenn man einmal<br />
zu Fuß rund um die Yacht gelaufen ist, alle Decks, Aufgänge<br />
und Räume einmal gesehen hat: dieses Boot ist zwar<br />
zehn Prozent kürzer als eine 40-Meter-Yacht, doch innen fühlt<br />
es sich wie eine 45 Meter an; auch – wie erwähnt – dank der<br />
gewählten Form.<br />
Dass darauf derart viel Augenmerk gelegt wurde, beruht<br />
auf der Tatsache, dass Chuehs Unternehmen in den letzten<br />
Jahren zahlreiche kleinere Yachten gebaut hat. In dieser<br />
Zeit haben sie zwangsweise gelernt, jeden verfügbaren<br />
Qua-dratzentimeter Platz zu nutzen. Das Interieur hat ein<br />
weiches, elegantes und zugleich modernes Design. Große,<br />
bis zur Decke reichende Fenster lassen Licht und die Re-<br />
1978 von seinem verstorbenen Vater gegründet, gehört<br />
die Ocean Alexander-Werft heute dem taiwanesischen Geschäftsmann<br />
Johnny Chueh, der das Ruder im Jahr 1999<br />
übernahm. Er dehnte das Händlernetz umfassend aus, um<br />
seine Marke auf der ganzen Welt zu vertreten. Bis vor kurzem<br />
endete die Range bei rund 30 Meter. Jetzt steigt Chueh in<br />
den Megayachtmarkt ein, das erste einer ganzen Reihe von<br />
Schiffen ist die brandneue OA 120.<br />
„Auch wenn Nordamerika immer der Hauptmarkt der Marke<br />
gewesen ist, war das Ziel seit jeher, weltweit präsent zu sein“,<br />
sagt Johnny Chueh, „aber das ist schwierig. Wir befinden<br />
uns in einer Situation, wo weltweit die Nachfrage nach kleineren<br />
Booten schrumpft, und dagegen die Nachfrage nach<br />
Das Prinzip der kleinen Superyacht: kein wartungsintensives Teakholz auf dem Oberdeck. Das reduziert die Servicearbeiten und benötigt weniger Personal<br />
01/2014 I 49
flektionen des Wassers hinein. Achtern im Salon steht ein<br />
handgefertigter Esstisch, der groß genug ist, um jeden Gast<br />
an Bord zu bewirten oder um als die ultimative Fläche für ein<br />
Over-the-Top Party-Buffet zu dienen. Zwei Personen können<br />
sich entweder an jedem Ende gegenüber sitzen, oder noch<br />
einmal drei an jeder Seite. Kein Detail ist klein genug, als<br />
dass sich nicht Designer Marshall darüber hätte Gedanken<br />
machen können. Häufig hat er nach eigener Aussage mit der<br />
Wahrnehmung und den Konventionen gespielt, um den Betrachter<br />
darauf aufmerksam zu machen, dass er sich an Bord<br />
einer ganz anderen Generation von Motoryacht befindet.<br />
Die Schränke, die den Essbereich umgeben, sind Einzelanfertigungen<br />
aus schwarzer Walnuss und Ahorn. Über deren<br />
gesamte Fläche verstecken sie spezielle Fächer und Halterungen,<br />
um das chinesische Porzellan, die Kristallgläser und<br />
das Silber sicher zu halten. Die Unterhaltungselektronik ist<br />
fast unsichtbar im Salon untergebracht. Mit einem Crestron<br />
Touch-Panel werden die Lampen geschaltet, die Musik gesteuert<br />
oder der LCD-Fernseher mit seinen fünf Decken-Lautsprechern<br />
ins Spiel gebracht. Außergewöhnliche Ergonomie<br />
und intelligente Raumnutzung haben diesen Bereich zu einer<br />
sehr gut nutzbaren Fläche gemacht. Die Gäste können sich<br />
auf das U-Sofa zurückziehen oder schon speisen, während<br />
sie mit dem Küchenchef bei der Arbeit sprechen.<br />
Die Ocean Alexander 120 ist ein kleiner Riese: Das Schiff punktet mit<br />
innerer Größe. Es ist zwar zehn Prozent kürzer als eine 40-Meter-Yacht,<br />
fühlt sich innen aber wie ein 45-Meter-Boot an<br />
Die Pantry selbst ist groß und optisch sehr leicht gehalten,<br />
um eine reizvolle Arbeitsumgebung zu schaffen. Sie ist komplett<br />
mit Edelstahl-Oberflächen ausgestattet, die sich jeder<br />
Herausforderung stellen könnten. Wie in einer Großküche<br />
ist der Vorbereitungsraum mit High-End-Geräten und -vorrichtungen<br />
ausgestattet. Von einer Kühlschrank/Gefrierkom-<br />
50 I 01/2014
ocean alexander 120 I yachten projekte<br />
bination über die Eismaschine, einen Wand-Backofen, den<br />
großen Herd mit Glas-Kochplatte, Mikrowelle, Müllcompactor<br />
bis zum Geschirrspüler und Glas-Weinkühlschrank ist alles<br />
enthalten.<br />
Auf derselben Ebene liegt vor der Küche die Eignerkabine.<br />
Auf deren Steuerbordseite ist ein kleiner, aber gut gestalteter<br />
Bürobereich integriert, das Portalbett steht in Schifflängsrichtung<br />
und ist mit einem L-förmigen Sofa an Backbord<br />
flankiert. Große, bis zur Decke reichende Fenster lassen<br />
auch hier reichlich Licht hinein, der Raum ist lebendig mit<br />
Nussbaum und Ahorn ausgestattet; Zeder säumt die Wände<br />
der begehbaren Schränke. Das großzügige Bad hat eine zentrale<br />
Badewanne mit einer direkt anschließenden, separaten<br />
Dusche. Auf beiden Seiten gibt es je eine separate Toilette.<br />
Von den Handwaschbecken auf jeder Seite hat man freien<br />
Blick nach draußen. Selbst wenn man schon viele größere<br />
Yachten gesehen hat, ist dies eins der am besten angelegten<br />
Bäder, die wir je an Bord einer Yacht gesehen haben.<br />
Auf dem äußeren Hauptdeck wird Teakholz verwendet und<br />
hier fühlt es sich richtig an, genauso wie man der Entscheidung<br />
zupflichten kann, dass es besser ist, das Holz auf<br />
dem Sonnendeck zu vermeiden. Breite Stufen führen vom<br />
Hauptdeck nach unten auf die Badeplattform und den Zugang<br />
zur Lazarette, die einen Tender von bis zu 5,50 Meter<br />
Länge aufnehmen kann. Davor liegt der sorgfältig aufgebaute<br />
Maschinenraum<br />
Das obere Sonnendeck fühlt sich nicht nach einem 40-Meter-Schiff<br />
an. Es ist einfach ein großzügiger und fein aufgeteilter<br />
Entspannungs- und Spa-Bereich. Über eine Teak-<br />
Treppe gelangt man in den riesigen oberen Sektor, der durch<br />
den Instrumententräger teils abgeschattet wird. Auf Eignerwunsch<br />
wurde ein Edelstahl-Stern ins Zentrum des Spieltisches<br />
eingelegt. Es gibt Raum hier oben, der für einen Whirlpool<br />
genügt, flankiert von Sonnenflächen, einem Barbecue-Grill<br />
nebst Essecke und einladenden Liegestühlen. Für eine Yacht<br />
dieser Größe ist die Abwesenheit von Teak zumindest gewöhnungsbedürftig,<br />
auf der anderen Seite lernt man die weiße<br />
Fläche recht schnell zu schätzen – vor allem wenn man barfuß<br />
geht. Zwei MTU Zwölfzylinder-Diesel machen das Kunststoff-Schiff<br />
zur Langstrecken-Yacht. Die Höchstgeschwindigkeit<br />
liegt bei fast 15 Knoten, bei Marschfahrt von zehn Knoten<br />
ist nach Werftangabe eine Reichweite von 3.000 Seemeilen<br />
möglich.<br />
Johnny Chueh ist übrigens mehr als ein gewiefter Geschäftsmann,<br />
der versucht mit einem Topp-Designer und einer Werft<br />
mit hoher Bauqualität seine Marke zu fördern. Er ist ein Mann,<br />
der es betont, seine globale Verantwortung ernst zu nehmen.<br />
Seine Firma führt er mit eben dieser Verantwortung für die<br />
Mitarbeiter und die Umwelt; alles, so sagt er, solle sich nach<br />
Möglichkeit in einem besseren Zustand befinden als zuvor.<br />
„Unser Motto für den Bau von Yachten ist daher, dass wir<br />
jedes neue Boot besser als das vorherige bauen wollen, und<br />
wir sehen für uns die gleiche Verpflichtung für die Welt um<br />
uns herum“, sagt der Geschäftsmann. Weiter hat Chueh mehr<br />
als 1.000 Hektar Pinien-Plantagen in Neuseeland erworben.<br />
„Wir sehen diese Bäume als langfristige Investition in unsere<br />
Umwelt, weil es nachwachsende Rohstoffe für Möbel, Zellstoff<br />
und andere Industrie zur Verfügung stellt.“ Zudem wird<br />
beispielsweise in der Werft Regenwasser gesammelt, um das<br />
kommunale Frischwasser zu sparen. Mit ihm wird gereinigt, die<br />
Toiletten gespült oder die Pflanzen bewässert. „So ein Wasser-<br />
Erhaltungs-System einzurichten ist teuer und aufwändig, aber<br />
auf längere Sicht hilft das nicht nur beim Ertrag der Werft, es<br />
hilft auch enorm der Umwelt“, sagt Chueh. Das ist vielleicht für<br />
die von ihm gebauten Schiffe an sich zweitrangig, es hilft aber,<br />
den Mann zu verstehen, der dahinter steht.<br />
&<br />
01/2014 I 51
STARBOARD PROFILE<br />
yachten Projekte<br />
I ocean alexander 120<br />
Die zwei MTU 12V 2000 Motoren<br />
mit jeweils 1.450 PS<br />
beschleunigen das Boot auf<br />
maximal 16 Knoten<br />
LüA 36,93 m<br />
lwl 31,3 m<br />
breite 7,65 m<br />
tiefgang 2,0 m<br />
verdrängung 180,5 t<br />
maschinen 2 x MTU 12V 2000 M72, je 1.450 PS / 2,250 1/min<br />
rumpf GFK-Sandwich<br />
Propeller 2 x Veem 5-Blatt<br />
speed 16 kn (max.) / 10 kn (cruise)<br />
Wasser 4.543 l<br />
Schwarzwasser 1.325 l<br />
ocean alexander 120<br />
Grauwasser 1.514 l<br />
Treibstoff 26.497 l<br />
Reichweite 3.000 sm bei 10 kn<br />
Bugstrahlruder ABT Trac 40 cm dual prop, 65 PS<br />
Generatoren 2 x Caterpillar C4.4, je 76 kW<br />
Instrumente Furuno<br />
gäste 10<br />
crew 7-8<br />
farbe Awlgrip<br />
klassifikation ABS & MCA<br />
konstruktion Ocean Alexander<br />
Innen- / AuSSendesign Evan K. Marshall<br />
Preis Testschiff ca. 12 Millionen Euro (plus MwSt.)<br />
Werft / Baujahr Ocean Alexander u.<br />
Christensen Shipyards Ltd. / 2012<br />
4400 SE Columbia Way, USA – Vancouver, WA 98661<br />
christensenyachts.com, oceanalexander.com<br />
Händler Europa Giaroli SAS<br />
Corso Italia, 13 - Orbetello 5801, I - Grosseto<br />
giaroli.it<br />
SUN DECK PLAN<br />
BRIDGE DECK PLAN<br />
MAIN DECK PLAN<br />
LOWER DECK PLAN<br />
52 I 01/2014
Kitzbühel<br />
AustriA<br />
24 & 25 February, 2014<br />
www.superyachtdesignsymposium.com<br />
Gold sponsor<br />
Silver sponsor<br />
Bronze sponsors<br />
ARTWORKS
text und fotos Matt Müncheberg<br />
Knopf<br />
druck<br />
segeln<br />
im Schärengarten<br />
54 I 01/2014
01/2014 I <strong>55</strong>I<br />
<strong>55</strong>
Perfektioniert das Knopfdrucksegeln: Werftchef<br />
Magnus <strong>Rassy</strong> beim Testtörn nördlich von Ellös auf seiner<br />
neuen <strong>Hallberg</strong>-<strong>Rassy</strong> <strong>55</strong>, die Maßstäbe in puncto Ausstattung,<br />
Bedienbarkeit und Segeleigenschaften setzt<br />
56 I 01/2014
yachtcheck: <strong>Hallberg</strong>-<strong>Rassy</strong> <strong>55</strong> I yachten projekte<br />
Einmal die Seven Seas auf eigenem Kiel durchpflügen –<br />
aussteigen auf Zeit, um einzutauchen in eine Welt voller<br />
neuer Eindrücke, Länder, Menschen? Und vor allem: dabei<br />
auch noch komfortabel und mit kleiner Crew segeln?<br />
Mit <strong>Hallberg</strong>-<strong>Rassy</strong>s neuem <strong>55</strong>er-Modell muss das nicht<br />
länger Träumerei bleiben, vorausgesetzt, das nötige<br />
Kleingeld steht zur Verfügung… meer & yachten<br />
testete die Yacht vor Ellös auf Orust, dem Stammsitz der<br />
schwedischen <strong>Hallberg</strong>-<strong>Rassy</strong>-Werft.<br />
Wer träumt als Segler nicht davon, einmal die Welt zu umsegeln;<br />
zumindest die Atlantik-Passage sollte man doch<br />
einmal selbst gestemmt haben, oder? Für viele wird es<br />
ein Leben lang bei dieser Träumerei bleiben. Die anderen, die diese<br />
Idee weiterspinnen, kommen schnell – oder auch erst nach Jahren<br />
(wenn die Idee gereift ist oder durch einen bestimmten Auslöser befördert<br />
wurde) – und nachdem das zeitliche Problem geklärt ist, zu<br />
der Frage: mit welchem Boot? Die neue HR <strong>55</strong> könnte so ein treuer,<br />
absolut seetauglicher und dabei doch überaus komfortabler Begleiter<br />
für einen Törn von den Kanaren hinüber ins Karibische Meer sein,<br />
für einen noch viel weitergehenden Schlag, der die Crew einmal unter<br />
Segeln ums Erdenrund führt – oder für ein ganzes Segler-Leben.<br />
Die Yacht kommt gut an, mittlerweile ist bereits Baunummer fünf<br />
fertiggestellt. Das ist keine Selbstverständlichkeit bei einem Grundpreis<br />
von rund achteinhalb Millionen Schwedischen Kronen (SEK)<br />
netto, was in etwa 979.800 Euro entspricht. Dafür bietet das neue<br />
Modell der Ellöser Werft jedoch wirklich alles, was Mann und Frau<br />
zu zweit auf langer – wer will, auch auf sehr langer – Fahrt so benötigen.<br />
Die neue <strong>55</strong>, die das Vorgängermodell 54 ersetzt, hat eine<br />
dreimembranige Entsalzungsanlage (Kapazität 230 Liter pro Stunde),<br />
einen kräftigen, niedertourigen Generator, Wasch- und Geschirrspülmaschine<br />
und viele weitere für das „Long Leg“ nützliche Dinge.<br />
Sogar ein versenkbarer 40-Zoll-Flachbild-TV ist möglich und selbst<br />
das macht durchaus Sinn, denn auf dem Bildschirm sind Plotter, Instrumente<br />
oder PC wahlweise neben dem Fernsehprogramm umlenkbar.<br />
Durch das permanente W LAN können auch locker Filme<br />
gestreamt werden, wenn die Verbindung stabil genug ist.<br />
Darüber hinaus, und das ist das eigentlich Bemerkenswerte, perfektioniert<br />
das Schiff mit dem gefälligen Deckssprung jedoch das „Knopfdrucksegeln“<br />
der erfolgreichen 64 weiter, die seit 2011 schon viermal<br />
gebaut wurde. „Die <strong>55</strong> bietet zwar bis zu sechs Personen bequem<br />
Platz, richtet sich aber vor allem an Eignerpaare, die es schätzen, viel<br />
Platz zu haben und komfortabel an Bord zu leben“, sagt Werftchef<br />
Magnus <strong>Rassy</strong>. Wer wolle, könne auch bequem allein mit der 16,68 Meter<br />
(Rumpf-) langen Yacht segeln. Ein großes, übersichtliches Paneel,<br />
auf dem alle wichtigen Elemente zur Bedienung untergebracht sind,<br />
macht es möglich. Dazu gehören neben Bug- und Heckstrahler (mit<br />
Docking-Funktion) und Autopilot in zweifacher Ausfertigung, Horn,<br />
Lenzpumpe, Beleuchtung sowie gut sicht- und erreichbarem Not-<br />
Aus-Schalter auch der bis zu 14 Zoll große Plotter (auf dem Testschiff<br />
war ein 12 Zoll großes Instrument von Raymarine verbaut). Ausparken<br />
mit der neuen <strong>55</strong> kann dann in etwa so aussehen wie bei unserem<br />
Testschlag ab Ellös: Maschine an, Bug- und Heckstrahler in den<br />
Docking-Modus, Leinen einholen, kurzer Schub in die entgegengesetzte<br />
Richtung, Rückwärtsgang einlegen – und schon rutschen die<br />
knapp 30 Tonnen (Bootsgewicht beladen, Schätzung) akkurat aus der<br />
Box. Rudereinschlag nach Backbord, das Heck dreht nach links, Vorwärtsgang,<br />
Ruder wieder herum, die kavitationsarmen Bugstrahler<br />
vorn/hinten dazu, und schon streben die <strong>55</strong> Füße auf engstem Raum<br />
wie von selbst der Hafenausfahrt zu – Kinderspiel, und locker von<br />
nur einer Person auch bei Wind oder Strömung leicht zu bewältigen.<br />
Auch Vorsegel, Groß und Genua lassen sich vom Paneel aus bequem<br />
ein- und ausrollen, Achterstag- und Baumniederholer bewegen sich<br />
auf Knopfdruck wie von Zauberhand. Schließlich ist auf dem in die<br />
Steuersäule integrierten Paneel auch der Gashebel untergebracht, für<br />
dessen Feinabstimmung ein unscheinbarer, aber überaus praktischer<br />
Cruise-Control-Schalter sorgt.<br />
Als wir mit diesem kleinen Kipphebel den niedertourigen, geräuscharmen<br />
Volvo Penta D4 -180 auf eine ökonomische Marschfahrt von<br />
1.400 U/min trimmen, messen wir im hellen, lichtdurchfluteten Salon<br />
und in der an Steuerbord untergebrachten Navi-Ecke je 65 dB/A,<br />
in der Achterkabine sind es 71, in der Pantry noch 66 dB/A. In der<br />
von <strong>Rassy</strong> auf „Superkajüte“ getauften Kabine vor dem Salon („wegen<br />
des supergroßen Doppelbettes“) macht sich der Einbaudiesel<br />
noch mit 58 dB/A bemerkbar, und in der kleineren Vorschiffskajüte<br />
messen wir 60 dB/A, allerdings macht einen Großteil des Geräusches<br />
hier das gegen den Bug plätschernde Wasser aus. Der Volvo Penta<br />
entfaltet sein bis zu 500 Nm großes Drehmoment schon bei relativ<br />
niedrigen Drehzahlen von 1.100 Umdrehungen. Bei 1.400 U/min<br />
bringt es die Yacht auf acht Knoten Speed durchs Wasser. Dazu trägt<br />
jedoch nicht unwesentlich auch der zweigängige, mit patentierter<br />
Overdrive-Funktion versehene, dreiflügelige Faltpropeller von Gori<br />
01/2014 I 57
yachten Projekte I yachtcheck: <strong>Hallberg</strong>-<strong>Rassy</strong> <strong>55</strong><br />
Steife Brise vor dem Stangehuvud-Felsen nordwestlich<br />
Lysekils, hier ist die neue HR <strong>55</strong> ganz in ihrem Element.<br />
Dank (rollbarem) Kopfbrett am Top des Groß verbessern<br />
sich die Segeleigenschaften am Wind deutlich<br />
bei. Der Wind kommt von vorn, also motoren wir den Ellösfjord Richtung<br />
Westnordwest entlang, vorbei an Gullholmen an Backbord, und<br />
machen es uns im Cockpit bequem. Das ist groß und gut geschützt,<br />
verglichen mit der HR 54 ist das Cockpit der <strong>55</strong> sogar um ganze 30<br />
Zentimeter in der Länge gewachsen. Die Steuermann-Position (Uförmige<br />
Sitzgelegenheit hinter dem Rad) ist nun ein wenig erhöht<br />
– so wie auf der HR 64. Die Linie des Aufbaus der <strong>55</strong> ist im vorderen<br />
Teil flacher und mehr V-förmig und wirkt dadurch sehr viel eleganter<br />
als noch bei der 54. Wie auf der 64 auch ist beim Niedergang keine<br />
Garage für das Schiebeluk mehr notwendig. Erreicht wird das durch<br />
eine etwas stärkere Krümmung der Außenschale oben, die innere<br />
ist etwas weniger gewölbt – so entsteht ein passender Hohlraum.<br />
Clever: Das eigentliche Schott zum Niedergang verschwindet auf<br />
sanften Druck nach unten in der Fußkante; auf einen weiteren sanften<br />
Druck hin schiebt der eingebaute Gasdruckdämpfer die formschöne,<br />
mit Lüftungselementen versehene Eingangstür wieder bis<br />
zum oberen Anschlag. Als wir den kleinen, weißen Leuchtturm von<br />
Islandsberg an Steuerbord passiert haben, richten wir unseren Kurs<br />
nach Nordnordost. Bei vorlichem bis halbem Wind rollt erst das Groß<br />
aus, wird dann, ebenfalls mittels verschiedener Knöpfe, dichtgeholt,<br />
der Baum wird auf dieselbe Art niedergeholt, und auch das Dichtholen<br />
des Segels erfolgt elektrisch. Das ist beeindruckend, wenn auch<br />
zuerst etwas gewöhnungsbedürftig. Das 89,1 Quadratmeter messende<br />
„Fat Furl“-Großsegel von Elvström hat dabei eine interessante<br />
Eigenschaft: Obwohl es ein relativ großes Kopfbrett aufweist, welches<br />
das Segel an der Topkante nach achtern streckt, lässt es sich<br />
bequem in den Mast einrollen. Das gibt zusätzlichen Speed – und<br />
für eine Yacht dieser Größe wichtig: mehr Höhe. Als dann noch das<br />
138 Quadratmeter große Code Zero ausploppt (per Knopfdruck<br />
ausgefahren, natürlich), rauschen wir an der Küste Bohusläns mit 14<br />
Knoten scheinbarem Wind und sieben Knoten Speed over Ground<br />
nur so dahin, dass es eine Freude ist.<br />
Am Wind kommt man mit Fock und Groß zusammen auf eine Segelfläche<br />
von über 151 Quadratmetern; mit Genua sind es knapp 176.<br />
Da bei der neuen <strong>55</strong> die Wanten wie auch beim Vorgängermodell<br />
am Kajütaufbau in den Rumpf eingeleitet werden, bleibt auch eine<br />
große (und rollbare) Genua mit bis zu 140 Prozent Überlappung<br />
machbar – wichtig für Blauwassersegler, die ihre Segel gern in dieser<br />
Form konfigurieren. Die Segel stehen hervorragend, willig nimmt<br />
der von Germán Frers designte Rumpf den Druck auf und setzt ihn<br />
in eine harmonische Verdrängerfahrt um. Das Steuer ist dabei stets<br />
erstaunlich leichtgängig, was sich mit der reckfreien, kardanisch umgesetzten<br />
Stangenlenkung von Lewmar erklärt: diese besitzt eine<br />
progressive Untersetzung, die je nach Steuereinschlag unterscheidet<br />
und den passenden Gang liefert. Nach ein paar Stunden passieren<br />
wir den Leuchtturm Flattrna, und kurze Zeit später laufen wir<br />
in den kleinen Fischerhafen von Hovenaset am Golf von Klevekilen<br />
ein. Als die Segel längst wieder (per Knopfdruck) eingerollt sind, können<br />
wir uns erneut davon überzeugen, wie handlich der elegante,<br />
unbeladen 2,30 Meter tiefgehende 26,3-Tonnen-Brummer ist (das<br />
Testschiff geht – beladen – etwa zehn Zentimeter tiefer): Wir gleiten<br />
an den Steg, ein kurzer Aufstopper, dann drückt uns die Docking-<br />
Funktion der Strahlruder sanft gegen die Kante – nun haben wir alle<br />
Zeit der Welt, um völlig stressfrei die Festmacher zu belegen und<br />
eine Spring auszubringen. Eines ist sicher: Man kann sich schnell<br />
an so viel Bedienkomfort gewöhnen. „Das ist eigentlich ein wenig<br />
Schummelei“, sagt Magnus <strong>Rassy</strong> zwinkernd, denn natürlich gehöre<br />
58 I 01/2014
zu einem erfolgreichen Segeltag auch ein gelungenes Anlegemanöver,<br />
auf das man aber eigentlich nur dann so richtig stolz sein kann,<br />
wenn man es unter Segeln – hilfsweise mit der Maschine, jedenfalls<br />
aber ohne Strahler-Unterstützung – gefahren ist. Aber so lautet nun<br />
einmal das Konzept des Schiffes, das der 46-jährige <strong>Rassy</strong> ausgegeben<br />
hat: „Ein Mann oder eine Frau soll an Bord gut unter allen Bedingungen<br />
zurechtkommen können – und zwar allein.“ Nachdem wir<br />
uns von der praktischen Pantry mit dreiflammigem Herd durch ein<br />
schmackhaftes Abendessen überzeugen konnten (das Testschiff ist<br />
überdies mit Ofen, zwei Kühlschränken, Tiefkühler, Mikrowelle und<br />
Geschirrspüler ausgerüstet), inspizieren wir den – begehbaren – Maschinenraum,<br />
in den man durch eine eigene Tür am achteren Ende<br />
der Pantry bequem hinabsteigen kann. In dem penibel lärmisolierten<br />
Motorenraum ist die Hauptmaschine gut erreichbar, zudem sind<br />
hier der niedrigtourige, mit einer Schallhaube versehene Generator,<br />
die doppelte Heizung, Pumpen, Filter, Propellerachsen-Drucklager<br />
sowie die Hochdruckpumpe für die Entsalzungsanlage untergebracht.<br />
Seewasserfilter und Ölmessstab befinden sich in Griffnähe;<br />
wer die Keilriemen an der Hauptmaschine wechseln will, nutzt den<br />
praktischen Zugang vom Salon aus über das Treppenluk. Wahlweise<br />
kann der Raum mit 24 oder 230 V ausgeleuchtet werden. Diese Spannung<br />
steht – welch ein Luxus – mittels Inverter (auf See) oder über<br />
den Landstrom permanent zur Verfügung.<br />
No PassioN<br />
Without Risk ...<br />
... leave the Risk to us.<br />
Der abendliche Absacker im Salon zeigt später, dass auch Letzterer<br />
eine sinnvolle Modellpflege erhalten hat: Es gibt jetzt ein Mittelsofa,<br />
das nicht nur mehr Sitz-Platz schafft, sondern auch eine abgerundete<br />
Griffkante besitzt. Überhaupt sind Salon und Niedergang durchgehend<br />
mit – formschönen und abgerundeten – Griffelementen<br />
versehen, sodass selbst bei größerer Krängung des Schiffes das Bewegen<br />
unter Deck sicher möglich ist. Dazu wirkt der Salon durch die<br />
Einbindung zweier größerer, weiß gestalteter Alkoven mit längs in<br />
den Rumpf integrierten Fenstern, raffiniert angeordneten Spiegeln<br />
und einer gut durchdachten Hintergrundbeleuchtung noch größer<br />
und geräumiger, als er ohnehin schon ist. Hier hält man sich gern auf,<br />
egal ob zum Essen, zum Relaxen oder zum Arbeiten mit dem Laptop.<br />
Zu fortgeschrittener Stunde haben wir dann die Wahl: Schlafmöglichkeiten<br />
bestehen achtern in einem großen Inselbett (dort ist<br />
auch die größere Nasszelle verbaut), im ausreichend großen Doppelbett<br />
vorn oder im klassisch V-förmigen (kleineren) Doppelbett<br />
im Bug. Wahlweise bietet <strong>Hallberg</strong>-<strong>Rassy</strong> zwei getrennte Kojen im<br />
Achterschiff beziehungsweise Etagenkojen und separierte Skipperkabine<br />
mit eigener Toilette und Waschgelegenheit vornan.<br />
Now also in australia<br />
Mehr direktes Licht dank zusätzlicher Fenster und Alkoven, eine<br />
raffinierte, indirekte E-Beleuchtung sowie eine Mittelbank mit praktischer,<br />
abgerundeter Griffleiste sind nur einige der Neuerungen im<br />
geräumigen Salon der neuen HR <strong>55</strong>. Foto: <strong>Hallberg</strong>-<strong>Rassy</strong><br />
Germany · Great Britain * · Monaco · Denmark · austria · spain · sweden · usa ** · australia<br />
PaNtaeNius.CoM/Passion<br />
*Pantaenius uk limited is authorised and regulated by the Financial Conduct authority (authorised No.308688)<br />
**<br />
Pantaenius america ltd. is a licensed insurance agent licensed in all 50 states. it is an independent corporation incorporated<br />
under the laws of New York and is a separate and distinct entity from any entity of the Pantaenius Group.
yachten Projekte I yachtcheck: <strong>Hallberg</strong>-<strong>Rassy</strong> <strong>55</strong><br />
Von Orust in die weite Welt: Mit der <strong>Hallberg</strong>-<strong>Rassy</strong> <strong>55</strong> können sich auch Paare oder sogar Einhandsegler diesen Traum ermöglichen,<br />
die Bedienbarkeit wurde dank Knopfdrucksegeln stark vereinfacht<br />
Der Test beweist es: Hier hat jemand ein Schiff entwickelt, das<br />
konsequent am Leben an Bord und an den Bedürfnissen eines<br />
Seglers, der gern auch mal längere Strecken einhand unterwegs<br />
ist, ausgerichtet wurde. Magnus <strong>Rassy</strong> selbst war es, in dem der<br />
Wunsch reifte, einiges an Bord zu verändern – und nochmals zu<br />
verbessern, nachdem er fünf Jahre regelmäßig mit der 54 gesegelt<br />
war. Herausgekommen ist ein Schiff, das außen gestreckter<br />
und harmonischer wirkt, bessere Segeleigenschaften aufweist,<br />
von vielen nützlichen Ideen geprägt ist und auch unter Deck<br />
größer – und durch mehrere zusätzliche, bündige Fensterflächen<br />
oben und an den Seiten heller und freundlicher wirkt. Auf die<br />
Frage, ob es nun bei der neuen HR <strong>55</strong> immer noch Dinge gibt,<br />
die verbessert werden könnten, antwortet <strong>Rassy</strong> salomonisch, es<br />
gebe immer optimierbare Lösungen an Bord, schließlich sei alles<br />
auch immer eine Frage des gerade technisch Machbaren und des<br />
Zeitgeschmackes.<br />
&<br />
Stand: Halle B6 B.110<br />
<strong>Hallberg</strong>-<strong>Rassy</strong> <strong>55</strong><br />
LüA 16,68 m<br />
lwl 14,30 m<br />
tiefgang 2,30 m<br />
verdrängung 26,3 t<br />
ballast 9,75 t<br />
maschine Volvo Penta D4-180<br />
wasser 1.030 l<br />
Treibstoff 900 l<br />
segelfläche mit rollgenua 181 m 2<br />
designer GERMÁN FRERS<br />
hallberg-rassy.com<br />
60 I 01/2014
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yachten Projekte I gesegelt: XP <strong>55</strong><br />
reisesportler<br />
Die dänische Werft X-Yachts versucht, der Absatzkrise im<br />
Yachtmarkt mit neuen Modellen zu trotzen. Gerade wurde die<br />
Xp <strong>55</strong> in Dänemark vorgestellt. Claus Reissig war an Bord.<br />
fotos werft, claus reissig<br />
62 I 01/2014
Auffällig sind die langgezogenen<br />
rechteckigen<br />
Rumpffenster (oben). Klare<br />
schlichte Formen und ein<br />
üppiges Heck definieren die<br />
Optik der XP<strong>55</strong> (rechts).<br />
01/2014 I 63
yachten Projekte<br />
I gesegelt: XP <strong>55</strong><br />
So sieht es aus, wenn der Ruhm vergangener Tage<br />
erfolgreich in die Gegenwart transferiert wurde.<br />
Die XP <strong>55</strong> ist charakteristisch für Ihre Baureihe.<br />
Hier macht keiner einem ein X für ein U vor.<br />
64 I 01/2014
Unter Deck sind die Gestaltungsmöglichkeiten für Kunden begrenzt. Auffällig sind die weißen Flächen,<br />
die im angenehmen Kontrast zum lackierten Holz stehen<br />
Die neue Xp <strong>55</strong> ist so etwas wie ein Gran Turismo,<br />
eigentlich eine schnelle Reiselimousine, in dem<br />
Fall eine schnelle Reiseyacht. Und schnell ist sie,<br />
die knapp 17 Meter lange Yacht mit dem Zusatz<br />
Performance. Der soll nach dem Willen ihrer Erbauer keinen<br />
Zweifel lassen, wo das Schiff einzuordnen ist. Ein wenig Unterstützung<br />
ist da übrigens durchaus hilfreich, hat die dänische<br />
Werft doch ihre Produktreihen aufgesplittet wie kaum<br />
eine andere Werft, hat unter anderem die Cruiser-Baureihe<br />
Xc auf dem Markt, mit der die Xp natürlich auf keinen Fall<br />
verwechselt werden soll – selbst wenn sie ein ähnliches<br />
Publikum anspräche.<br />
Kaum eine zweite Werft geschafft, den Ruhm der frühen<br />
Klassen auf die Nachfahren zu übertragen. Eine X bleibt<br />
eine X, auch wenn sie nur mit viel Fantasie mit der winzigen<br />
X-79 aus den späten 1970er Jahren vergleichbar ist, die<br />
den Grundstein für den Erfolg der Marke legte.<br />
Und das gilt gleichermaßen für die Xp <strong>55</strong>, wobei das p<br />
für Performance steht, also Leistung. Konstrukteur der bekannten<br />
Yachten ist nach fast 35 Jahren noch immer Niels<br />
Jeppesen, der die Firma mit Bruder Lars und Freund Birger<br />
Hansen seinerzeit gründete. Ein wenig kann man dieses<br />
Erbe immer noch spüren, wenn man am perfekten Karbonruderrad<br />
der neuen Xp <strong>55</strong> steht und eine der schnellsten,<br />
durchdachtesten und wertstabilsten Yachten in dieser<br />
Größenordnung durch die Ostsee vor Årosund steuern.<br />
Niels Jeppesen, Konstrukteuer der X-79 selig und jetzt auch<br />
der Xp <strong>55</strong>, sagt es mit den Worten des Kaufmanns: „Es ist<br />
der Wunsch, das beste Segel-Erlebnis für normale Segler<br />
zu schaffen. Die Xp <strong>55</strong> nutzt modernstes Material, wie Epoxid-Rümpfe<br />
im Vakuum-Infusions-Verfahren sowie teilweise<br />
Kohlefaser.“ Zudem sorgt ein tiefer T-Kiel für ein gewaltiges<br />
aufrichtendes Moment. Aber das kann nicht alles sein; für<br />
Segler bedeutet das X auf der Flanke des Aufbaus mehr<br />
als Harz und Kohle. Es wird mit derselben Ehrfurcht ausgesprochen<br />
wie das 911 beim Anblick eines Porsches. Es<br />
steht für viele für Kompromisslosigkeit, Leichtbau, Herausforderung<br />
oder Sportlichkeit und Entbehrungen. Aber X-<br />
Yachten sind ähnlich schnell gewachsen wie die Boote anderer<br />
Werften auch, zumindest vom Breitensport sind sie<br />
meilenweit entfernt. Die Xp <strong>55</strong> steht immerhin für rund eine<br />
Million Euro in der Preisliste.<br />
Natürlich ein tolles Schiff, auf das die Dänen zu Recht stolz<br />
sind. Die Testyacht, die für eine Familie nach Australien<br />
ausgeliefert wird, ist von der Klimaanlage über 4DL-Segel<br />
von North bis zum Teakdeck mit allem bestückt, was eine<br />
Yacht gut und teuer macht. Acht Knoten läuft die neue große<br />
X am Wind, leichter Druck am Ruder zeigt an, wann man<br />
01/2014 I 65
yachten Projekte<br />
I gesegelt: XP <strong>55</strong><br />
eventuell das fast 100 Quadratmeter messende Großsegel<br />
fieren könnte. Unter Deck unterstreichen weiße Flächen die<br />
Herkunft als Sportyacht: Hier sollen bei einer Regatta die<br />
Segel liegen, auch wenn sie es vielleicht nie tun werden. Mit<br />
wenigen Handgriffen kann das Schiff von der einhandtauglichen<br />
Familienyacht zum Racer für die große Crew umgebaut<br />
werden. Trotz der Größe immer noch eine X, fraglos; fein<br />
gezeichnet, aufwendig gebaut und umsichtig ausgerüstet.<br />
Der sportliche Charakter des Schiffes wird dabei überall betont,<br />
auch wenn, wie gesagt, die Yacht nie ernsthaft Regatten<br />
segeln wird. Natürlich sind die Klappen vor den Schränken<br />
oder der Pantryblock im Niedergang nicht wirklich GFK. Da<br />
ist es vielleicht wieder wie bei einem modernen GT, dem Porsche<br />
2013: Es soll sportlich aussehen, dieses spartani-sche<br />
transportieren, mit dem sich der X-Segler so gern umgibt und<br />
mit dem er sich von anderen absetzt. Aber die <strong>55</strong> ist keine<br />
spartanische Yacht im eigentlichen Sinn, die weißen Flächen<br />
sind lackiertes Holz; vermutlich aufwendiger herzustellen als<br />
GFK. Man möchte Verzicht zeigen, ihn aber nicht üben – ein<br />
Kunststück, keine Frage. X-Yachts hat das für sich perfektioniert,<br />
dafür lieben die Kunden die Werft.<br />
Aber die Finanzkrise hat die dänischen Yachtbauer genauso<br />
stark getroffen wie andere Bootsbauer auch. Um über 60<br />
Prozent sei der Markt eingebrochen, gibt Niels Jeppesen zu.<br />
Vor wenigen Jahren wurde sogar darüber spekuliert, dass<br />
die sich zu der Zeit noch auf Expansionskurs befindliche<br />
Hanse-Werft aus Greifswald die Dänen schlucken könnte.<br />
Ende 2012 haben die drei X-Firmengründer schließlich 51<br />
Prozent der Werft an den Internetmilliardär Ib Kunøe verkauft.<br />
Während Lars und Niels Jeppesen weiter im Management<br />
blieben, verließ Birger Hansen die Firma. Die Zukunft der<br />
Marke sieht Niels Jeppesen nicht allein in den alten Seglermärkten<br />
Europas: „Wir erleben, dass sich der traditionelle<br />
Markt langsam erholt, speziell für die größeren Modelle“,<br />
sagt der Däne, „und glücklicherweise sehen wir neue Märkte<br />
einen immer größeren Anteil der Produktion einnehmen.“<br />
Namentlich Australien, Neuseeland, Japan, Chile, die USA<br />
und Kanada. Die Testyacht geht, wie erwähnt, in einen dieser<br />
neuen Märkte.<br />
Unter Deck lässt X-Yachts seinen Kunden nicht viel Auswahl.<br />
Das Innenlayout ist recht festgelegt, auch da will man offensichtlich<br />
zeigen, dass man etwas vom Bau schneller Yachten<br />
versteht. Die Pantry steht für gute Nutzbarkeit an Backbord<br />
direkt unter dem Niedergang, davor der Salon mit U-Sofa,<br />
einer Bank für die Crew zum Essen und ein Längssofa an<br />
Steuerbord, auf dem man sich auf See auch einmal hinlegen<br />
kann. Die Ausführung achtern bleibt immer gleich mit zwei<br />
Kabinen, die um die unvermeidlichen kleinen Rohrkojen<br />
erweitert sind. Gut für den Regattaeinsatz und perfekt, um<br />
die Taschen wegzustauen, wenn man nicht Rennen segeln<br />
möchte. Die auffälligste Variationsmöglichkeit ist, dass sich<br />
im Vorschiff – statt die Doppelkoje an Backbord einzubauen<br />
– ein Portalbett in den zugunsten der Segeleigenschaften<br />
schlanken Bug bauen lässt. Das Eignerbad wandert dann<br />
aus der Bugspitze ans Hauptschott. Überall finden sich die<br />
weißen Flächen, die in einem angenehmen Kontrast zum<br />
lackierten Holz stehen. Alles passt, nichts klappert, auch<br />
wenn man sich an manchen Stellen mehr Detailliebe für<br />
ein Schiff dieser Preiskategorie gewünscht hätte, so zum<br />
Beispiel bei der Auswahl der Lichtschalter.<br />
Aber wer will daran denken, angesichts der Segelperfektion,<br />
die dieses Schiff zu bieten in der Lage ist. Sicher, man<br />
hätte sich fünf bis sechs Beaufort zum Test gewünscht, eine<br />
vernünftige Welle, um raumschots surfen und das Potential<br />
abrufen zu können. Stattdessen kräuseln zwölf Knoten Wind<br />
die Wasseroberfläche in Dänemark, man kann es sich nicht<br />
aussuchen. Aber es gibt einen guten Eindruck vom Segeln<br />
mit dem Schiff. Acht Knoten zeigt die Logge am Wind, moderat<br />
legt sich das Schiff auf die Seite, stabilisiert von einem<br />
serienmäßig 2,85 Meter tief gehenden Kiel. Leichter Druck<br />
am Ruder zeigt, wenn getrimmt werdem muss. Der Rudergänger<br />
steht mit perfekter Übersicht, fast exponiert in dem<br />
flachen Cockpit.<br />
Konstrukteur der XP <strong>55</strong> Niels Jeppesen am Ruder:<br />
„Das beste Segel-Erlebnis für normale Segler“<br />
Kleine Sockel zwischen Bänken und Aufbau lassen es optisch<br />
noch größer wirken und schaffen zudem Platz in den<br />
Achterkabinen. Flach schiebt sich der Aufbau aus dem<br />
Deck, der Anker hängt unter einer abnehmbaren Kunststoffnase,<br />
die gleichzeitig als Klüverbaum für den Gennaker<br />
dient. Schwenkbare Stahlkonstruktionen? Zu schwer, zu anfällig,<br />
sagt Konstrukteur Niels Jeppesen mit einem wissenden<br />
Lächeln. Sie können es noch, die Leute bei X-Yachts,<br />
Finanzkrise, Umsatzeinbruch oder Verkauf der Werft zum<br />
Trotz. Gewinnen steht wie eh und je ganz oben im Lastenheft,<br />
da hat sich seit 1979 kaum etwas geändert. &<br />
66 I 01/2014
Alles hat seinen Platz: Der Salon mit dem U-Sofa, beim Essen die Sitzbank für die Crew oder auch das Längssofa an Steuerbord.<br />
XP <strong>55</strong><br />
LüA 16,76 m<br />
code zero 240 m 2<br />
rumpflänge 16,76 m<br />
motor Yanmar 4JH4-HTE; 81 kW/110 PS<br />
breite 4,77 m<br />
Treibstoff 400 l<br />
tiefgang 2,85 m<br />
frischwasser <strong>55</strong>0 l<br />
verdrängung 16,8 t<br />
konstrukteur Niels Jeppesen<br />
ballast 6,3 t<br />
CE-kategorie A (Hochsee)<br />
ballastanteil 38 %<br />
preis ab 797.300,- Euro<br />
grosssegel 97,8 m 2<br />
werft/baujahr X-Yachts/2013<br />
Genua (105%) 74,8 m 2 Fjordagervej 21, DK-6100 Haderslev<br />
x-yachts.com<br />
Händler X-Yachts Deutschland<br />
Fördepromenade 4 b, 24944 Flensburg<br />
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Delta-Anker mit Kette und elektr. Ankerwinde,<br />
Nomen-Klampen, Teak im Cockpit, klappbare<br />
Badeplattform, 3-Blatt-Faltpropeller, Wasserboiler<br />
01/2014 I 67
yacht stil<br />
Glanzlichter<br />
Gut besohlt<br />
Der Winter ist da und mit ihm Regen, Schnee<br />
und rutschiges Eis. Mit den komfortablen und<br />
gleichzeitig stylishen Gummistiefeln von<br />
Pirelli sind Frauenfüße immer warm und<br />
trendy eingepackt. Die hohe Gummisohle<br />
ist rutschfest und griffig auf jedem Untergrund.<br />
Mit dem Pirelli Logo auf der Ferse<br />
und den modernen Schnallen an den<br />
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zu einem Must-Have. In Schwarz oder<br />
Dunkelgrün gibt es die wetterfesten Luxusschuhe<br />
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bei jedem Wetter<br />
Gestochen scharfe Bilder bei Regen, Wind und Schnee –<br />
dafür ist die Pentax K3 genau richtig. Ausgestattet mit einem<br />
robusten Gehäuse aus Magnesiumlegierung und 92 Dichtungen<br />
ist die digitale Spiegelreflexkamera besonders wetterfest.<br />
Auch Videos können mit der Kamera aufgenommen<br />
werden, die im Vergleich zum Vorgängermodell um einige<br />
Funktionen erweitert wurde. Darunter<br />
ein 24 Megapixel-CMOS-Sensor für<br />
bessere Bildschärfe und<br />
ein neu entwickeltes<br />
Autofokusmodul für<br />
schnellere Entfernungsmessung.<br />
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perfekte Kamera für<br />
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68 I 01/2014
Stylish in Stepp<br />
Ob für einen Spaziergang am Hafen oder auf dem Weihnachtsmarkt<br />
– mit der Herren-Steppjacke Storm von RedGreen ist Mann immer gut<br />
angezogen. Das sportlich elegante Design hält bei Wind und Wetter<br />
warm und hat in dunklem Night Blue einen maritimen Touch. Auch in<br />
der Farbe Forest Night kann sich die robuste Jacke sehen lassen. Da<br />
sie aus zu 100 Prozent wasserabweisendem Polyester besteht, kann<br />
sie ohne Probleme auch auf hoher See getragen werden. Etwa 220<br />
Euro. redgreen.de<br />
Trocken bleiben<br />
Auf dem Wasser ist es manchmal nicht leicht, alles in trockenen<br />
Tüchern zu bewahren. Mit den praktischen Silva Carry Dry Bags<br />
können die persönlichen Gegenstände, die besonders wasserempfindlich<br />
sind, trocken aufbewahrt und transportiert werden. In vier verschiedenen<br />
Farben und Größen sind die knalligen Taschen nicht zu<br />
übersehen. Das strapazierfähige Material aus 30 Denier Corduraist<br />
ist bestens für jegliche Outdoor-Aktivitäten geeignet. Die Zwölf-Liter<br />
Variante in Orange gibt es ab 20,89 Euro. gotthardt-yacht.de<br />
Ein echtes<br />
Original<br />
In den 1920er Jahren verschickte Mich. Birk aus Tuttlingen<br />
Kataloge mit Produkten aus der Medizintechnik<br />
in alle Herrenländer. Bei Manufactum sind noch einige<br />
Originalexemplare des vierten Bandes aus dem Jahr<br />
1913, der mit 290 Doppelseiten und einem viersprachigen<br />
Register versehen ist, erhältlich. Der antiquare<br />
Katalog mit den bebilderten Produkten, die damals<br />
noch per Hand gezeichnet wurden, ist nicht nur etwas<br />
für Fachmediziner. Mit dem Mich. Birk hat man ein<br />
kleines Stück Geschichte für zu Hause. Etwa 190 Euro.<br />
manufactum.de<br />
FOTOs: hersteller, anbieter<br />
Hotel-Gläser für zu Hause<br />
Sich im eigenen Heim fühlen wie im Hotel, mit<br />
Gläsern, die vorzugsweise in Hotels zum Einsatz<br />
kommen. Hotel4home hat eine Auswahl an<br />
unterschiedlichen Gläsern für jede Erfrischung,<br />
ob Saft, Aperitif oder Wein und Whiskey. Der<br />
Stölzle-Becher, den Gäste in Hotels der Mariott-Gruppe<br />
vorfinden, ist dabei ein universeller<br />
Alleskönner. Durch zeitloses Design und hochwertige<br />
Verarbeitung besticht dieses Glas auch<br />
in den eigenen vier Wänden. Das edle Geschirr<br />
ist in klar, Rot, Bernstein, Grün oder Blau erhältlich.<br />
Etwa 40 Euro. hotel4home.com<br />
Mit dem Gesetz<br />
der Schwerkraft<br />
Die ARMIN STROM Gravity bedient sich der physikalischen<br />
Grundkraft. Angetrieben wird die Automatikuhr<br />
durch die Bewegung des Trägers. Raffiniert ist die<br />
Sichtbarkeit des kleinen Rotors auf dem Ziffernblatt.<br />
Die Gravity Collection aus der schweizerischen Bieler<br />
Uhrenmanufaktur besteht aus vier Modellen, die an die<br />
Elemente Wasser, Feuer, Erde und Luft angelehnt sind.<br />
Alle sind auf 100 Stück limitiert und haben ein eigenes<br />
Farbschema. Mit einem dunkelblauen Alligator-Lederband<br />
und einem weißen Ziffernblattring ist die wasserdichte<br />
Gravity WATER auch optisch ein echter Hingucker.<br />
Für etwa 12.240 Euro zu haben. arminstrom.com<br />
01/2014 I 69
yacht stil I lunch mit... Ed Kastelein<br />
lunch mit...<br />
ed kastelein<br />
70 I 01/2014
Der holländische<br />
Unternehmer, der eine<br />
Karriere als Erbauer<br />
von Segel-Superyachten<br />
gemacht hat, strebte immer<br />
nach Glück statt nach<br />
Geld, und hat auf diese<br />
Weise beides erreicht<br />
text Mark chisnell<br />
fotos nikolaos Kontostavlakis, Archiv Ed Kastelein<br />
[Copyright of Boat International Media Limited: All rights reserved]<br />
Licensed by Boat International Media Limited<br />
Ein klassischer Dreimastschoner vor Anker bei einer griechischen<br />
Insel – vor solchem Hintergrund spielen Liebesromane<br />
oder Ruhestandsfantasien. Heute steige ich an Bord<br />
der Atlantic, riesengroß auf dem funkelnden Ionischen Meer,<br />
um mit dem Mann zu speisen, der hinter diesem Projekt steht.<br />
Wer das Segeln und die See liebt, dem dürfte die Geschichte der<br />
Original-Atlantic, die den Kaiser-Pokal gewann und für fast ein<br />
Jahrhundert den Transatlantik-Rekord hielt, nicht unbekannt sein.<br />
Der Mann, der den Nachbau dieses außerordentlichen 64,5-Meter-<br />
Schiffes (und einiges andere) wagte, ist der Holländer Ed Kastelein.<br />
Es wäre ein leichtes für diese Geschichte, sich von dem wunderbaren<br />
Tag verführen zu lassen, den wir an Bord verbringen.<br />
Nach dem Mittagessen mit Meeresfrüchten gehen wir Anker auf<br />
und segeln mit einem Ostwind von 15 Knoten, der sich gerade<br />
rechtzeitig einstellt. Aber auch die Gegenwart von Kastelein<br />
ist eine anregende Erfahrung. Er ist nicht nur der Erbauer<br />
und Eigner der Atlantic, sondern auch ihr Skipper. Er kümmert<br />
sich um ihre Vercharterung und ist gleichzeitig Manager für sein<br />
nächstes Projekt, einen Zweimast-Toppsegelschoner. Heute ist<br />
er zudem Gastgeber für einen potentiellen Käufer.<br />
Ed Kastelein wurde 1946 im Dorf Abbenbroek südlich von Rotterdam<br />
geboren, zwischen den Wasserläufen von Schelde und Rhein.<br />
Von beiden Eltern erbte er Seefahrerblut. Seine Mutter stammt vom<br />
Gründer der Holland-Amerika-Linie ab, die Vorfahren väterlicher-<br />
01/2014 I 71
Als Kastelein (oben links) aufwuchs, hatte seine Familie eine Bäckerei und später ein Restaurant. Sein erstes eigenes Unternehmen<br />
war dann eine Bar. Sein Wissen als Gastgeber half ihm später, im Chartergeschäft erfolgreich zu sein. Kasteleins erste Yacht war eine hölzerne<br />
15-Meter-Ketch namens Zeeland (rechte Seite unten), mit der er von Holland nach Frankreich und Spanien segelte. Er betrieb sie als Charterschiff<br />
– bis er merkte, dass er ein schnelleres Boot haben wollte<br />
seits waren allesamt Fischer – obwohl der Vater mit dieser Tradition<br />
brach und die Bäckerei des Dorfes betrieb. Europa nach<br />
dem Krieg war keine einfache Umgebung. Der junge Ed musste<br />
vor der Schule und in der Mittagspause in der Bäckerei helfen<br />
und brach mit 15 die Schule ab, weil sein Vater krank wurde und<br />
er nun den ganzen Tag in der Bäckerei gebraucht wurde.<br />
Aufs Wasser war er erstmals gekommen, als ein Freund und<br />
er ein bisschen Holz ergatterten, das irgendwo übrig geblieben<br />
war. „Ich war etwa acht, und wir bauten eine Art Kanu,<br />
das drei oder vier Meter lang war. In der Mitte vom Dorf war<br />
ein kleiner See, und als das Boot fertig war, wollte das ganze<br />
Dorf damit fahren“, erinnert sich Kastelein. „Wir waren so<br />
stolz, dass wir etwas gebaut hatten, das jeder ausprobieren<br />
wollte. Das war meine erste Erfahrung mit Booten.“<br />
Warum ein Kanu? Warum kein Go-Kart? „Ich fühlte mich immer<br />
zum Wasser hingezogen, schon als Kind mit vier oder<br />
fünf Jahren“, sagt er. Dieses Interesse und der Erfolg mit dem<br />
Boot bewogen den Vater zu einem Angebot. Er würde ihm ein<br />
kleines Boot kaufen, wenn er ein gutes Zeugnis heimbrächte.<br />
Der Handel war erfolgreich, allerdings führte er in eine andere<br />
Richtung, als der Vater gedacht hatte.<br />
Das Boot war ein Sharpie. „Es war in einem fürchterlichen Zustand,<br />
und ich brauchte den ganzen Winter, um es zu reparieren.<br />
Wir segelten damit, und dann wurde mir klar, dass es Geld wert<br />
war. Ich verkaufte es und kaufte ein anderes Boot, ein bisschen<br />
größer. Langsam machte ich ein kleines Geschäft daraus<br />
– da war ich zwischen zwölf und vierzehn Jahre alt. Zwischen<br />
Fertigstellung und Verkauf der Boote segelte ich damit.“<br />
Als er achtzehn war, hatte er fünfzehn Boote verkauft, obwohl<br />
er die meiste Zeit in der Bäckerei verbrachte. „Ich bin oft gefragt<br />
worden, wie ich das schaffe. Es braucht etwas Organisationstalent,<br />
und man darf nicht faul sein.“ Kastelein lacht.<br />
Als er achtzehn war, hatte sich das Familiengeschäft in ein<br />
Restaurant verwandelt, und Kastelein sah die Chance, etwas<br />
mit seinem verdienten Geld zu machen. „Ich dachte, ich<br />
muss selbst etwas auf die Beine stellen, also eröffnete ich<br />
eine Bar und eine Discothek. Es war sehr erfolgreich“, sagt<br />
er, zeitweise sei er der größte Abnehmer für Coca-Cola und<br />
Heineken-Bier in ganz Holland gewesen.<br />
Sein Leben änderte sich mit Ende zwanzig, als ihn eine Unruhe<br />
packte. „Ich verkaufte das Geschäft und beschloss, eine große<br />
Reise zu machen, um etwas von der Welt zu sehen.“ Er fuhr anderthalb<br />
Jahre mit einem Landrover durch Europa und Asien. Er<br />
folgte dabei einer Route, die heute fast unmöglich wäre: Türkei,<br />
Iran, Pakistan, Afghanistan, Indien, Malaysia, Thailand.<br />
Zurück in Holland eröffnete Kastelein wieder ein Restaurant.<br />
Er restaurierte das Gebäude, aber einige Monate nach der<br />
Eröffnung verkaufte er es wieder. „Das war nichts mehr für<br />
mich. Ich kaufte früh morgens den Fisch, und abends war<br />
72 I 01/2014
lunch mit... Ed Kastelein I yacht stil<br />
ich der Letzte, der nach Hause ging. Es war verrückt. Ich<br />
hatte etwas Geld, warum sollte ich das weiter machen? Ich<br />
widmete mich wieder dem Segeln. Es ist viel besser, etwas<br />
zu tun, das Spaß macht und wofür man die nötige Geduld<br />
mitbringt… Ich kaufte einen Colin Archer.“<br />
Der Colin Archer war die Zeeland, eine 15-Meter-Ketsch aus<br />
Holz, im ostfriesischen Ditzum gebaut. Kastelein segelte drei<br />
Jahre Charter in Spanien und Südfrankreich mit ihr, aber das<br />
reichte ihm noch nicht. „Ein Colin Archer ist nicht sehr schnell.<br />
Und ein schnelles Schiff macht viel mehr Spaß.“<br />
„In der Mitte<br />
vom Dorf war<br />
ein kleiner<br />
See, und als<br />
das Boot fertig<br />
war, wollte<br />
das ganze Dorf<br />
damit fahren“<br />
Nachdem er Zeeland verkauft hatte, kehrte er nochmal ins<br />
Gastgewerbe zurück und kaufte ein Hotel, aber er verkaufte es<br />
fast ebenso schnell wieder. Dann kaufte er auf einer Auktion<br />
eine 21-Meter-Yacht mit einem Brandschaden, die er ebenfalls<br />
Zeeland nannte. Er restaurierte und verkaufte sie. Der Vorgang<br />
wiederholte sich mit einer Yacht namens Aile Blanche, eine<br />
21-Meter-Sangermani. Langsam wurde ihm klar, dass es hier<br />
Geld zu verdienen gab, wie damals mit den Booten in seinem<br />
Dorf. Ein Muster bildete sich heraus: Ein Projekt – sei es ein<br />
Nachbau, eine Restaurierung oder eine neue Konstruktion –<br />
finden, fertigstellen und verkaufen, eventuell vorher damit noch<br />
Charter fahren. Dieses Muster hat er bis heute durchgehalten.<br />
Die Yachten, die Kastelein in der Folge hatte, ergeben eine<br />
beachtliche Sammlung. Die erste war Thendara, die er nach<br />
einem Tipp von Camper & Nicholsons in Griechenland entdeckte.<br />
Dieses Projekt hatte etwas von einer Achterbahnfahrt.<br />
Nachdem er das Boot gekauft hatte, musste er feststellen, dass<br />
es vom Gericht beschlagnahmt war. Glücklicherweise handelte<br />
es sich um eine kleinere Strafzahlung, die der vorige Eigner<br />
bezahlte. Kastelein nahm sie mit nach San Remo und begann<br />
sie auszuräumen, wobei sich herausstellte, dass sehr viel mehr<br />
getan werden musste, als er erwartet hatte. Ein Käufer rettete<br />
ihn und nahm das Schiff so, wie es war.<br />
Nach dieser Erfahrung versuchte Kastelein etwas Konventionelleres,<br />
indem er den IOR-Maxi Ondine kaufte und ihn ein<br />
paar Jahre als Charterschiff betrieb. Dann, so sagt er, gingen<br />
ihm die Boote aus. Es war nichts mehr auf dem Markt, das ihn<br />
gereizt hätte. Und der Gedanke, mal mit nagelneuen Systemen<br />
und Komponenten zu tun zu haben, erschien ihm verlockend.<br />
Also schaltete er um und baute einen neuen, 38 Meter langen<br />
Grand-Banks-Schoner. Es war sein erster Neubau, und er<br />
konnte nicht anders, als sich von der Vergangenheit inspirieren<br />
zu lassen. Die Yachten des frühen 20. Jahrhunderts waren<br />
für ihn der Höhepunkt einer Entwicklung. „Sie waren sowohl<br />
schnell als auch komfortabel“, sagt er, „was man nicht notwendigerweise<br />
bei heutigen Yachten hat.“ Deshalb orientierte er<br />
sich an Errol Flynns Zaca von 1930 und nannte das Ergebnis<br />
Zaca a te Moana. 1992 kam das Schiff ins Wasser.<br />
Kastelein lebte inzwischen in Südfrankreich. Nachdem er Zaca<br />
a te Moana fünf Jahre erfolgreich verchartert hatte, verkaufte er<br />
sie und begann ein noch anspruchsvolleres Projekt. Eleonora<br />
war der exakte Nachbau des Schoners Westward, einer berühmten<br />
Big Class Yacht, die am 31. März 1910 von Herreshoff<br />
abgeliefert worden war. Ein gewaltiges Unterfangen.<br />
01/2014 I 73
„Die Leute sind so stolz auf ihr<br />
Werk, und sie wenden soviel Mühe<br />
auf, um etwas wirklich Schönes zu<br />
machen. Es ist fantastisch.“<br />
Jedes von Kasteleins Projekten war anspruchsvoll, von Zaca a te Moana (rechts), die von Errol Flynns Zaca aus dem Jahre 1930<br />
inspiriert war, bis hin zum 64,5-Meter-Nachbau Atlantic mit seinen authentischen Details (links)<br />
74 I 01/2014
lunch mit... Ed Kastelein I yacht stil<br />
Die Pläne gab es im Museum der Elite-Uni Massachusetts Institute<br />
of Technology in Boston, und Kastelein suchte eine Werft.<br />
Einige der Leute, die am Bau von Zaca a te Moana beteiligt<br />
waren, hatten ihren eigenen Betrieb aufgemacht, Graafship<br />
in Dordrecht, 30 Kilometer östlich von Rotterdam. Kastelein<br />
hat seit Eleonora bei mehreren Projekten mit ihnen zusammengearbeitet<br />
und sagt nur Gutes über diese Werft: „Die Leute<br />
sind so stolz auf ihr Werk, und sie wenden soviel Mühe auf, um<br />
etwas wirklich Schönes zu machen. Es ist fantastisch.“<br />
Eleonora wurde 90 Jahre nach ihrem Vorbild vollendet. Die<br />
Big Class trägt ihren Namen zu Recht, das Schiff ist 49,5 Meter<br />
lang, verdrängt 213 Tonnen und hat einen Tiefgang von<br />
5,2 Metern. Kastelein vercharterte sie im Mittelmeer, bevor er<br />
sie nach Brasilien und dann in die Karibik verlegte. Er hatte<br />
sie vier Jahre, bevor er sie an Zbynek Zak verkaufte, der mit<br />
ihr regelmäßig an Klassiker-Regatten teilnimmt.<br />
Das nächste Projekt, Atlantic, ist der Höhepunkt von Kasteleins<br />
bisheriger Karriere. Der Konstrukteur Doug Peterson<br />
half, den Bauplan aus den Zeichnungen zu entwickeln, die<br />
es noch von den Originalplänen von Gardner & Cox aus dem<br />
Jahr 1903 gab. Kastelein kümmerte sich um die Inneneinrichtung.<br />
Im Frühling 2007 begann bei Graafship der Bau,<br />
der drei Jahre später vollendet war.<br />
Seitdem fährt Kastelein das Schiff in Charter, und er stützt<br />
sich dabei auf seine Erfahrungen im Gaststätten- und Hotelbetrieb.<br />
„Es gibt da viele Parallelen. Wir betreiben auf Atlantic<br />
ein 5-Sterne-Hotel mit Restaurant, und alles, was ich früher<br />
gelernt habe, hilft mir dabei. Und der Bau der Restaurants erweist<br />
sich heute als gute Schule, um den Bau einer Yacht zu<br />
managen.“ Atlantic steht jetzt zum Verkauf. Ein neues Projekt<br />
ist in Vorbereitung, der Nachbau des Zweimasters Ingomar.<br />
Der Toppsegelschoner ist knapp 54 Meter lang, das Original<br />
wurde 1903 fertig, im selben Jahr wie die originale Atlantic.<br />
Das Schiff wurde von Nathanael Herreshoff gezeichnet, wie<br />
Eleonora. Wie die anderen beiden Originale wurde Ingomar<br />
vom legendären Charlie Barr geskippert, einem dreifachen erfolgreichen<br />
Verteidiger des America’s Cup – gewiss ein Mann,<br />
der es verstand, gute Schiffe auszuwählen.<br />
Es wäre nicht verwunderlich, wenn Kastelein Feierabend<br />
machen würde. Diese Projekte erforden Hingabe, sie kosten<br />
viel Energie und Zeit. Und es sei darauf hingewiesen,<br />
dass Kastelein alles ohne klassische Ingenieurs- oder Management-Ausbildung<br />
macht. „Vieles von dem, was man da<br />
braucht, lernt man nicht in der Schule“, sagt er, um dann<br />
einzuräumen: „Einiges natürlich doch.“ Und manche Dinge<br />
sind angeboren. Kastelein speichert keine Telefonnummern<br />
in seinem Handy, er hat sie im Kopf. Er hält dies für eine<br />
entscheidende Fähigkeit auf seinem Weg.<br />
Was gefällt ihm besser – der Bau einer Yacht, oder später das<br />
Verchartern und Segeln? „Wenn Sie das über Restaurants fragen<br />
würden, fiele mir die Antwort leichter. Ich baue sie lieber,<br />
als sie zu betreiben“, sagt er. Bei Yachten sei es komplizierter.<br />
„Ich liebe die Bauphase, weil sie sehr spannend ist. Lösungen<br />
für Probleme finden, das Beste aus allem machen. Aber Tage<br />
unter Segeln wie heute – das ist die Belohnung. Ich habe in<br />
meinem Leben immer versucht zu machen, was ich möchte,<br />
und es nicht fürs Geld zu tun. Das ist ein großer Luxus.“<br />
Er gibt zu, dass die frühen Jahre in der Bäckerei ihn gelehrt<br />
haben, dass Geld wichtig ist. „Es hat meinen Geist beflügelt.<br />
Ich brauche Geld, um das Leben zu führen, das ich führen<br />
möchte. Ich möchte Dinge zu meinem Vergnügen tun, das<br />
war schon mit Discotheken und Restaurants so. Und heute ist<br />
es so, dass ich es liebe, Erlebnisse zu teilen. Es macht mich<br />
unglaublich glücklich zu sehen, wie die Leute den Aufenthalt<br />
auf diesem Schiff genießen.“<br />
Es bleibt abzuwarten, ob Ingomar tatsächlich Kasteleins<br />
letztes Projekt wird. Falls ja, dann wäre es ein würdiger<br />
Schlusspunkt in einer beispiellosen Karriere, die auch<br />
der Maritime Verdienstorden der französischen Regierung<br />
schmückt. Für die Seglerwelt dürften allerdings die Schiffe<br />
wichtiger sein, die Kastelein ihr gegeben hat und die noch<br />
lange nach ihm auf den Weltmeeren kreuzen werden. &<br />
[Copyright of Boat International Media Limited: All rights reserved]<br />
Licensed by Boat International Media Limited<br />
„Es ist diesmal ein bisschen anders“, sagt Kastelein über<br />
die neue Yacht. „Die Idee ist es, den Rumpf an jemanden zu<br />
verkaufen, der ihn vollenden will. Ich habe nicht die Absicht,<br />
Ingomar komplett fertigzustellen. Ich möchte etwas mehr zu<br />
Hause bei den Kindern sein.“<br />
Heute sind seine Zwillingstöchter bei ihm, und Sohn Atlan<br />
ist Teil der Crew. Bahnt sich da ein Generationswechsel an?<br />
Ein schrittweiser Rückzug aufs Altenteil? „Von mir aus nennen<br />
Sie’s so, aber ich kenne Leute, die sagten: Ich zieh mich<br />
zurück und danach arbeiteten sie für zwei. Ich werde da aufpassen.“<br />
Wird Ingomar sein letztes Projekt sein? „Vielleicht“,<br />
lächelt Kastelein.<br />
Die Pläne für Atlantic wurden mit Hilfe von Doug Peterson aus den<br />
Originalzeichnungen von 1903 entwickelt, während Kastelein<br />
den Innenausbau entwarf<br />
01/2014 I 75
yacht stil I régulateur nautique<br />
Régulateur<br />
Nautique<br />
Der Weg vom Bau der ersten Chronometer bis zur industriellen Fertigung<br />
von äußerst ganggenauen Schiffsuhren ist geprägt von Überraschungen,<br />
Innovationen, Enttäuschungen und Rückschlägen. Vor allem dem<br />
unermüdlichen Schaffen, der Intelligenz und dem Talent von John<br />
Harrison aus Barrow-upon-Humber ist es jedoch zu verdanken, dass<br />
es überhaupt im Jahr 1735 zur Vorstellung des ersten Schiffs-<br />
Chronographen mit der Bezeichnung H1 kam. Erst gegen Ende des<br />
20. Jahrhunderts wurden die Seechronometer von den elektronischen<br />
Navigationssystemen verdrängt. Trotzdem sind diese kleinen,<br />
mechanischen Wunderwerke der Industrie-Technik noch auf vielen<br />
Schiffen und Yachten anzutreffen, sei es aus Nostalgie oder weil sie<br />
einfach schön anzuschauen sind. Die vorindustriell gefertigten Meeres-<br />
Chronos erfreuen sich bei Sammlern einer immer größer werdenden<br />
Beliebtheit – viele von ihnen sind Unikate. Diesen besonderen<br />
Schiffsuhren widmet nun eine Schweizer Manufaktur ein ganz besonderes<br />
Chronometer: der auf acht Exemplare begrenzte Montblanc Grand<br />
Régulateur Nautique... Eine Reminiszenz an eine Zeit, in der Seeleute<br />
noch mit Karte, Kompass, Sextant und genauen,<br />
empfindlichen Uhren umgehen mussten.<br />
76 I 01/2014
John Harrison ist es zu verdanken, dass<br />
sich die chronometrische Methode<br />
gegenüber der Monddistanz-Methode<br />
durchsetzen konnte. Das Gemälde von<br />
Thomas King von 1767 (rechts) zeigt<br />
ihn mit seiner von John Jefferys 1753<br />
angefertigten Taschenuhr in der Hand.<br />
Harrisons berühmte H4 (linke Seite),<br />
die er 1759 der Längenkommission vorstellte.<br />
Sie misst knapp 13 Zentimeter<br />
im Durchmesser<br />
text matt müncheberg Fotos Montblanc, Matt Müncheberg<br />
F<br />
ast vierhundert Jahre dauerte es, bis die Menschen die Erde<br />
erforscht hatten und die Meere sicher befahren konnten –<br />
von der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus<br />
im Jahr 1492 bis hin zur Entdeckung der Dundee-Insel durch<br />
Kapitän Robertson 1892. Neue Routen zu bislang unerforschten<br />
Kontinenten wurden erschlossen und Reichtümer transportiert,<br />
was den Europäern ein außerordentliches Wirtschaftswachstum<br />
bescherte, aber auch schnell zum zentralen Streitpunkt wurde<br />
und politische und wissenschaftliche Rivalitäten heraufbeschwor.<br />
Gleichzeitig wurde für die Erschließung der Kolonialreiche auch<br />
die Entwicklung verlässlicher Navigationsmethoden notwendig,<br />
die das Risiko beim Befahren der Meere so gering wie möglich<br />
hielten. Das Aufkommen der Dampfschifffahrt, die seit dem Beginn<br />
des 19. Jahrhunderts nach und nach das Segeln ersetzte,<br />
ging damit einher, dass die Seefahrt in den Rang einer Wissenschaft<br />
erhoben wurde. Die Koppelnavigation verlor an Bedeutung<br />
angesichts der mathematischen Genauigkeit astronomischer<br />
Bestimmungen, Höhenlinien und anderer Berechnungen<br />
der sphärischen Trigonometrie, mit deren Hilfe es nun möglich<br />
war, die Position der Schiffe und eine exakte Route zu bestimmen.<br />
Zu diesem technischen Fortschritt und seiner Verbreitung unter<br />
den Seefahrern trugen Mathematiker und Astronomen, die seit<br />
Ende des 18. Jahrhunderts immer genauere Navigationstafeln<br />
herstellten, ebenso bei wie Kartografen im Bereich der Hydrografie<br />
aller westlichen Seefahrernationen. Dennoch wäre diese<br />
glorreiche Entwicklung nicht möglich gewesen ohne den Beitrag<br />
der Präzisionsuhrmacherkunst, die eine entscheidende Rolle bei<br />
der Errechnung der geografischen Länge auf dem Meer spielte,<br />
wenngleich auch erst recht spät (aus dem Vorwort zu „Zeit & Meer<br />
– Die Geschichte der Chronometer“ von Constantin Parvulesco).<br />
Vorreiter des Strebens nach Genauigkeit und technischer Perfektion<br />
war der aus dem englischen Barrow-upon-Humber stammende<br />
John Harrison. Kaum zwanzig Jahre alt, fiel er durch hölzerne<br />
Uhren auf, die er ohne Uhrmacher-Ausbildung baute und die<br />
über eine erstaunliche Ganggenauigkeit verfügten. 1730 nahm der<br />
junge Tüftler an der Ausschreibung des Longitude Acts teil – eines<br />
Gesetzes des Vereinigten Königreiches unter der Regentschaft<br />
von Queen Anne aus dem Jahre 1714. Das lobte einen Geldpreis<br />
aus für denjenigen, der eine einfache und praktische Methode<br />
zur genauen Bestimmung eines Schiffes auf dem Meer finden<br />
würde. Obwohl Harrison fünf Jahre lang an seinem gut funktionierenden<br />
Prototypen eines Schiffschronometers, dem berühmten<br />
H1, arbeitete und diesen 1735 einreichen konnte, sollten noch<br />
weitere 37 Jahre vergehen, ehe sich die chronometrische Methode<br />
durchsetzen konnte. Erst kamen Probefahrten der Uhr auf<br />
Schiffen nicht zustande oder wurden verschoben, dann verstarb<br />
der Kapitän, der den ersten Test an Bord seines Schiffes, der HMS<br />
CENTURION, durchführte. Da stießen die Harrison-Uhren – mittlerweile<br />
war 1759 die H4 fertiggestellt – auf den energischen Widerstand<br />
der damaligen Wissenschaftler, welche die sogenannte<br />
„John Harrison hat unter Aufbringung<br />
seiner Arbeit und erheblicher Kosten<br />
eine Maschine entworfen und erbaut,<br />
um die Zeit auf dem Meer nach einem<br />
Prinzip zu messen, das uns eine sehr<br />
große und ausreichende Genauigkeit zu<br />
versprechen scheint“ (George Graham,<br />
Uhrmacher, Mitglied der Royal Society)<br />
01/2014 I 77
Montblancs Manufaktur in Villeret, Kanton Bern. Hier wurde<br />
der Montblanc Grand Régulateur Nautique entwickelt<br />
„Bei Gott, Harrison, ich werde dafür<br />
sorgen, dass Ihnen recht geschieht!“<br />
(König Georg III., Uhrenliebhaber)<br />
Monddistanz-Methode zur Bestimmung eines Schiffsortes<br />
präferierten. Mit diesem Modell war es seit den 1760er Jahren<br />
möglich, mittels mathematischer Berechnungen und der Distanzmessung<br />
zwischen dem Mond und weiteren bekannten Himmelskörpern<br />
die geografische Länge des Ortes zu ermitteln, an<br />
dem gemessen wurde. Das Problem: Die Monddistanz-Methode<br />
erforderte profunde Mathematik-Kenntnisse – über die in der<br />
damaligen Zeit kaum ein Seemann verfügte. Einer der Hauptvertreter<br />
des Mondmodells, Nevil Maskelyne, machte Harrison das<br />
Leben besonders schwer, indem er etwa dessen Uhren anhielt<br />
oder manipulierte. Erst als sich John Harrison darüber bei Uhrenliebhaber<br />
König Georg III. beschwerte und dieser beim Parlament<br />
intervenierte, geschah dem inzwischen zum professionellen<br />
Spezialisten gereiften Harrison Recht: Er erhielt den „Längenpreis“<br />
– und, viel wichtiger: Der „Board of Longitude“ musste die<br />
Überlegenheit der chronometrischen Methode über alle anderen<br />
anerkennen. „Erst jetzt, da der Beweis vorlag, dass die Uhrmacher<br />
präzise Zeitmesser entwickeln konnten, die in nicht allzu langer<br />
Zeit und in größerer Stückzahl von spezialisierten Mechanikern<br />
nachgebaut werden konnten, sah sich der Board of Longitude in<br />
der Lage zu fordern, die gesamte britische Flotte damit auszustatten“,<br />
schreibt Constantin Parvulesco in seinem Standardwerk zur<br />
„Geschichte der Chronometer: Zeit & Meer“. Der Weg zur Schaffung<br />
des modernen Chronometers war geebnet. Namen wie Arnold,<br />
Mit der Geschichte der Chronometer beschäftigt sich Constantin<br />
Parvulescos neu bei Delius Klasing erschienenes Buch „Zeit &<br />
Meer“ (rechts). Gaëlle Jeanrenaud von Montblanc-Villeret zeigt uns<br />
ein altes Auslieferungs-Buch, in dem penibel handschriftlich<br />
alle Bestellungen aufgeführt sind (unten)<br />
78 I 01/2014
égulateur nautique I yacht stil<br />
Breguet, Frodsham, Dent, später auch Le Roy und Berthoud und,<br />
nochmals später, auch Ulysse Nardin, A. Lange & Söhne sowie einige<br />
Schweizer Marken wurden bei der Weiterentwicklung des Chronometer-Prinzips<br />
weltberühmt.<br />
Montblanc-Villeret nimmt sich mit der neuen Régulateur Nautique<br />
dieses Themas an. Jedes der insgesamt auf acht Exemplare<br />
limitierten Sets aus der „Collection Villeret 1858“ besteht aus<br />
einem Armbandchronographen mit Regulatorzifferblatt und<br />
zwei Zeitzonen sowie einer großen Navigationsuhr, die außer<br />
der Anzeige von drei Zeitzonen auf dem Regulator-Hauptzifferblatt<br />
noch eine Weltzeitindikation enthält. Die Armbanduhr<br />
des Sets ist ein Kurzzeitmesser in bester Manufakturtradition.<br />
Ihr Chronographenwerk Kaliber MB M16.30 besitzt einen<br />
großen Sekundenzähler aus der Mitte, einen 30-Minutenzähler<br />
bei 3 Uhr und funktioniert auf klassische Weise mit Kolonnenrad<br />
und Horizontalkupplung. Die Chronographenhebel<br />
sind in aufwändiger Handarbeit fein bearbeitet und auch die<br />
„mise en fonction“ erfolgt von Hand, wobei die Kontaktflächen<br />
der Chronographenhebel unter der Lupe beim Bedienen der<br />
Stoppfunktionen genau beobachtet und nach und nach in<br />
minuziöser Handarbeit auf hundertstel Millimeter genau zurechtgeschliffen<br />
werden. Die Stahlteile und auch die Chronographenbrücke<br />
in der für Minerva typischen V-Form sind<br />
von Hand angliert und poliert. Während die Hebel auf einem<br />
feinkörnigen Stein geschliffen werden, erhalten die Brücken<br />
ein manuell aufgebrachtes Genfer Streifendekor. Die große<br />
massereiche Schraubenunruh mit Phillips-Spirale schwingt<br />
in der klassischen Frequenz von 18.000 Halbschwingungen<br />
pro Stunde (2,5 Hertz), die eine auf die Fünftelsekunde exakte<br />
Kurzzeitmessung ermöglicht. Eine uhrenmechanische<br />
Innovation ist die große Gangreserveanzeige in der unteren<br />
Zifferblatthälfte, die mit zwei Zeigern zwei wichtige Informationen<br />
zur Gangautonomie liefert. Dem Armband-Chrono hat<br />
Montblanc eine klassische Navigationsuhr zur Seite gestellt,<br />
die ihren Platz idealerweise an Bord einer Segel- oder Motoryacht<br />
findet, aber wohl auch an Land, gewissermaßen als<br />
„technisch inspiriertes Gesamtkunstwerk“, viel Aufsehen erregen<br />
wird. Schon die Abmessungen und Materialien der<br />
Montblanc Régulateur Nautique Navigationsuhr, die in Zusammenarbeit<br />
mit dem renommierten Großuhrenhersteller Erwin<br />
Sattler entstand, lassen aufhorchen: Sie misst 93 Zentimeter<br />
in der Höhe, 56 Zentimeter im Durchmesser, ist 120 Kilogramm<br />
schwer, hat einen Unterbau aus Granit, massivem Messing,<br />
Aluminium und Karbonfaser und besitzt ein Großuhrwerk, das<br />
nach allen Regeln der Uhrmacherkunst aus Stahl, Messing und<br />
Rubin gefertigt wurde. Wie es sich für eine echte Navigationsuhr<br />
gehört, ist diese in einem Käfig aus vernickeltem Messing<br />
vollkardanisch aufgehängt. Raffiniertes Extra: Der Unterbau<br />
der Uhr zeigt durch eine nach unten auf eine Skala weisende<br />
Spitze die Krängung des Schiffs bis zu 27 Grad an. Eine gelungene<br />
Symbiose von ästhetischer Form und nautischer Funktion.<br />
John Harrison wäre zu Recht stolz gewesen auf dieses<br />
Meisterwerk der Haute Horlogerie. Schade nur, dass der Preis<br />
des „Longitude Acts“ schon vergeben ist. Schade auch (zumindest<br />
aus Uhrenliebhaber-Sicht), dass die Satellitennavigation<br />
die klassische Art der Standortbestimmung längst verdrängt<br />
hat. Doch auch das neuzeitliche System funktioniert letztlich<br />
nur dank einer präzisen Zeitmessung: So verfügt jeder Satellit<br />
des europäischen Galileo-Systems über vier in der Schweiz<br />
gebaute Atomuhren, wovon die beiden exaktesten jeweils in<br />
einer Million Jahren um nur eine Sekunde falsch gehen sollen.<br />
Das Prinzip bleibt also – fast – gleich. Und das 278 Jahre, nachdem<br />
die legendäre H1 von John Harrison vorgestellt wurde.<br />
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auf den<br />
Malediven<br />
Tauchen mit riesigen Rochen und Sonnenbaden auf der Luxusyacht – das klingt nach einem perfekten Urlaub. Mit<br />
der Flotte der Luxusyachten The Sultans Way von Sultans of the Seas bekommen Gäste auf den Malediven einen<br />
ganz besonderen Einblick in die Unterwasserwelt des Indischen Ozeans und müssen sich zudem um nichts kümmern.<br />
Beim Chartern von einer der drei Azimut-Yachten stehen den Urlaubern nicht nur Kapitän, Privatkoch und Tauchlehrer<br />
zur Verfügung, auch Wi-Fi und Wasserspielzeuge wie Jetskis sind vorhanden. Während an Deck ausgiebig das warme<br />
Klima genossen wird, können unter Wasser die ansässigen Mantarochen in ihrer natürlichen Umgebung beobachtet<br />
werden. Ab 4.780 Euro pro Tag kann eine kleine Yacht gebucht werden. little-lobster.com<br />
Mit neuen Destinationen<br />
in die saison 2014<br />
Bei dieser Auswahl fällt es nicht leicht, den nächsten<br />
Urlaub zu planen. Yachtvercharterer The Moorings<br />
nimmt gleich drei neue Stützpunkte für die Saison<br />
2014 ins Programm auf: In Kroatien stehen ab<br />
Kremik Segel- und Motoryachten zur Verfügung, mit<br />
denen die vielfältige Inselwelt Dalmatiens entdeckt<br />
werden kann. Für Einsteiger und Freunde des<br />
ruhigen Segelns stehen in Vounaki in Griechenland<br />
Charteryachten für die Erkundung des Ionischen<br />
Meers bereit. Im idyllischen Revier der lykischen<br />
Küste der Türkei verchartert The Moorings ab<br />
Turgutreis nahe Bodrum und Fethiye. Eine weitere<br />
Neuerung erwartet Besucher am Standort der<br />
Britischen Jungferninseln. Ab März 2014 ergänzt<br />
ein neuer Moorings 514 Katamaran von Robertson<br />
& Caine die Flotte des Charterunternehmens.<br />
82 I 01/2014
Erste exklusive<br />
Yacht der Eigenmarke<br />
Mit mehr als 15 Jahren Erfahrung und nach elf Schiffen aus holländischen<br />
Werften präsentiert Yachtcharter Schulz nun seine erste eigene<br />
Modellserie. Die SCHULZ40 mit Namen Louisa ist eine Zwölf<br />
Meter lange und über vier Meter breite Yacht, die komfortabel ausgestattet<br />
und für zwei Paare geeignet ist. Mit einer Wendeltreppe<br />
zur Badeplattform sowie zwei großen Doppelbetten und einem geräumigen<br />
Achterdeck bietet die SCHULZ40 edles Innendesign und<br />
erstklassige Funktionalität. Auf verschiedenen Gewässern in ganz<br />
Deutschland, von der Müritz über Berlin und Rügen, bietet der Vercharterer<br />
seine zahlreichen Boote an. Um das Angebot weiter auszudehnen,<br />
befindet sich die zweite Yacht der Eigenmarke bereits im Bau.<br />
FOTOs: The sultans way, Argos yachtcharter, Peer Schmidt-walther, kuhnle-tours, the moorings, yachtcharter schulz<br />
Attraktive<br />
Reviere<br />
ganz nah<br />
Ob Deutschland, Polen oder niederländisches<br />
Friesland – Kuhnle-Tours startet mit vielen<br />
neuen Touren und Booten in die Saison 2014.<br />
Eine gemütliche Fahrt durch die Gewässer<br />
im niederländischen Friesland kann mit<br />
großzügigen Kormoran-Hausbooten, die<br />
Platz für zwei bis neun Personen haben, gebucht<br />
werden. Ein Geheimtipp für Entdecker<br />
ist das Revier Danziger Weichsel, das viele<br />
neu eingerichtete Anlegestellen sowie<br />
tolle Ausflugsziele wie das Weltkulturerbe<br />
Marienburg bereithält. Darüber hinaus<br />
können von Zehdenick und Köpenick aus<br />
Linssen-Yachten gebucht werden. Auf den<br />
komfortabel ausgestatteten Booten, mit vier<br />
oder acht Schlafplätzen, fahren Urlauber<br />
durch den Havelkanal und entdecken das<br />
deutsche Binnengewässer mit seinen zahlreichen<br />
Buchten, Bade- und Ankerplätzen.<br />
Welcome to<br />
Fort Lauderlade<br />
Sommer, Sonne und Spaß satt, das verspricht das neue Angebot der<br />
Dream Yacht Charter im Segelrevier rund um Florida. Die neue Basis der Fun<br />
in the Sun Marina in Fort Lauderdale bietet eine umfangreiche Charterflotte<br />
aus Segelyachten, Katamaranen und Yachten von namhaften Werften an.<br />
Der Vorteil: der Standort ist von mehreren Flughäfen aus schnell erreichbar<br />
und bietet den Urlaubern zudem eine Vielfalt an Gastronomie, Bars und<br />
Einkaufsmöglichkeiten für die Proviantierung. Auch das Revier rund um das<br />
„Venedig Amerikas“ hat einiges zu bieten. Neben dem glamourösen Miami<br />
und dem mondänen South Beach laden vor allem die Koralleninseln der<br />
Florida Keys zu einem ausgedehnten Törn und einem Tag am weißen Sandstrand<br />
ein. argos-yachtcharter.de<br />
01/2014 I 83
eise charter I madeira/porto santo<br />
heiliger<br />
hafen<br />
84 I 01/2014
Mit der Charteryacht von Madeira nach Porto Santo:<br />
beide Inseln bilden zusammen mit den 20 Kilometer<br />
südöstlich gelegenen Ilhas Desertas und den 150<br />
Kilometer nordöstlich Teneriffas liegenden Ilhas<br />
Selvagens den Madeira-Archipel. <strong>MEER</strong> & <strong>YACHTEN</strong>-Törn<br />
zur hübschen kleinen Schwester der Blumeninsel.<br />
text und fotos matt müncheberg<br />
[Copyright of Boat International Media Limited: All rights reserved], Licensed by Boat International Media Limited<br />
Foto: shutterstock.com/Alena Brozova<br />
Kolumbus-Denkmal in Vila Baleira auf Porto<br />
Santo. Ob der Entdeckungsreisende<br />
tatsächlich hier gelebt hat, ist nicht mit Sicherheit<br />
geklärt. Die Einwohner ehren ihn<br />
jedoch mit dem Casa Colombo, einem<br />
kleinen, aber sehenswerten Kolumbus-Museum<br />
in der Travessa da Sacristia<br />
01/2014 I 85
Unterhalb der Igreja Nossa Senhora<br />
do Monte in Funchal starten die<br />
weltweit einmaligen Korbschlitten.<br />
Gefahren wird bis Livramento, das<br />
liegt auf halbem Weg zur Innenstadt.<br />
Die Fahrzeit beträgt zwar nur<br />
etwa zehn Minuten, die Fahrt ist<br />
aber ein Muss für jeden<br />
Madeira-Besucher<br />
In der Chronica da Guiné von 1448 erzählt Gomes Eanes<br />
de Azurara eine Geschichte: Danach schickte Prinz Heinrich<br />
der Seefahrer (siehe Beitrag in diesem Heft) im Jahr 1419<br />
die Schildknappen João GonÇalves Zarco und Tristão Vaz Teixeira<br />
auf Entdeckungsreise an die afrikanische Küste. Beide,<br />
Zarco und Teixeira, sollen vorher schon an der Eroberung Ceutas<br />
beteiligt gewesen sein. Ein Sturm trieb sie zufällig nach<br />
Porto Santo. So wurde, als die Not am größten war, die kleine<br />
Insel zu ihrer Rettung. Nach ihrer Heimkehr berichteten sie<br />
dem Prinzen, dass die Insel „gut zu besiedeln“ sei. Heinrich<br />
befahl ihnen daraufhin, das Eiland in seinem Namen einzunehmen.<br />
Zusammen mit dem adeligen Seefahrer italienischer<br />
Herkunft Bartolomeu Perestrelo befolgten sie diesen Befehl nur<br />
ein Jahr später. Auf ihren Spuren wollen wir in den nächsten<br />
Tagen die knapp 30 Seemeilen entfernte, elf Kilometer lange<br />
und nur sechs Kilometer breite Insel Porto Santo mitten im Atlantik<br />
erkunden.<br />
Als wir Ende Oktober in der Marina Quinta do Lorde bei Canical<br />
im äußersten Osten Madeiras eintreffen, beginnt es zu regnen.<br />
Nein, es schüttet, wie aus Eimern. „Das erste Mal in dieser<br />
Saison“, sagt die hübsche Marina-Chefin Catia Esteves. Der<br />
Sommer sei zu Ende. Noch vier Wochen bis zum Anfang des<br />
Winters. Wir bestellen Bica in der Hafen-Bar – so nennen die<br />
Madeirer einen Espresso – und Chinesa genannten Milchkaffee<br />
mit Zucker. In einer kurzen Regenpause besteigen wir die<br />
für uns bereitliegende PARALELO 32, eine sechs Jahre alte,<br />
sehr gepflegte Bénéteau Oceanis 323. Wir lösen die Leinen<br />
und setzen Segel. Das Boot gehört Bruno, einem 38-jährigen<br />
Unternehmer aus der Inselhauptstadt Funchal. Wenn der passionierte<br />
Segler das Boot einmal nicht selbst nutzt – und Bruno<br />
segelt oft mit seiner PARALELO – dann kann man sein Boot<br />
auch chartern. Es ist eine der wenigen Yachten auf Madeira,<br />
die man überhaupt chartern kann, tage- oder wochenweise,<br />
bareboat oder mit Skipper. Wir haben Glück, Bruno hat gerade<br />
dienstlich zu tun. Das Boot ist frei. Also stecken wir einen nordöstlichen<br />
Kurs ab.<br />
Wir passieren den Ponta de São Lourenco und segeln zwischen<br />
der Ilheu de Agostinho an Backbord und der kleineren,<br />
schroffen Ilheu do Farol mit dem pittoresken Leuchtfeuer S.<br />
Lourenco hindurch. Die aus Nord anrollende Dünung wird wie<br />
durch eine Düse durch die Felsen gepresst. In der Folge entstehen<br />
beeindruckende Wellenberge, die sich durch das Nadelöhr<br />
zwängen. „Kein Problem für die PARALELO“, sagt Skipper<br />
Marc Herminio, hier sei es tief genug. Das schmucke weiße<br />
Schiffchen kommt den Felswänden kurzzeitig gefährlich nahe.<br />
Seinen Namen verdankt es seinem Heimathafen Funchal, der<br />
etwa auf dem 32. Breitengrad (portugiesisch: Paralelo) liegt.<br />
Dann ist es geschafft. Nur östlich der Ilheu do Farol müsse<br />
man jetzt noch gut Wahrschau halten, empfiehlt der junge<br />
Marine-Ingenieur, der einen Bootsmotoren-Service betreibt,<br />
nebenbei Bootsbau-Technik lehrt und ab und zu eben auch<br />
für Bruno als Skipper arbeitet. Denn dort bei der Insel gebe es<br />
dicht unter der Wasseroberfläche einige Felsen. Die könnten<br />
bei Ebbe und Dünung eine Gefahr darstellen. Doch jetzt läuft<br />
die Farol langsam an Steuerbord achteraus. Noch lange können<br />
wir den kleinen, Pilar genannten Leuchtturm hinter uns<br />
ausmachen. Auch die nur ein paar Seemeilen entfernten Ilhas<br />
Desertas lösen sich langsam am dunstigen Horizont in<br />
ein geheimnisvolles Nichts auf. Die zum Madeira-Archipel gehörenden<br />
„öden“ Inseln sind der Blumeninsel im Südosten in<br />
einer Entfernung von etwa zwölf Seemeilen vorgelagert. Im 16.<br />
Jahrhundert gab es eine Kirche mit Pfarrer auf den felsigen<br />
Eilanden. Ein knappes Jahrhundert später ließ der König auf<br />
den Inseln einen Wachturm errichten. So sollte Funchal durch<br />
86 I 01/2014
madeira/porto santo I reise charter<br />
Feuerzeichen rechtzeitig vor Piratenschiffen gewarnt werden können.<br />
Seit 1990 stehen die Inseln unter strengem Naturschutz. Lediglich<br />
drei Wildhüter leben heute auf Chão, Deserta Grande und Bugio. 30<br />
der seltenen Mittelmeer-Mönchsrobben leisten ihnen Gesellschaft.<br />
Schon bald können wir voraus in nordöstlicher Richtung die „goldene“<br />
Insel Porto Santo ausmachen. Doch zunächst baut sich vor<br />
uns eine tiefschwarze Wolkenwand auf. Wir rollen vorsorglich die<br />
Genua ein, binden ein Reff ins Groß und zurren das Bimini fest. Die<br />
Maschine lassen wir zur Sicherheit mitlaufen. Minuten später segeln<br />
wir in einem grauen Nichts. Starkregen, etwa eine Stunde lang. In<br />
dieser Zeit muss uns – für uns unsichtbar und unhörbar – in unmittelbarer<br />
Nähe die große weiße Autofähre an Steuerbord passiert haben.<br />
Sie verbindet Funchal mit Porto Santo. Vorteil des Unwetters: Durch<br />
die frische Brise machen wir jetzt, obschon nur unter gerefftem Groß<br />
segelnd, gute Fahrt. Trotzdem müssen wir noch ganze drei Stunden<br />
gegenankämpfen, vermeldet unser Plotter. Plötzlich fühlen wir uns<br />
ein bisschen so wie Zarco und Teixeira auf ihrer Expeditionsfahrt vor<br />
knapp 600 Jahren. So ungefähr müssen sich die Seefahrer wohl<br />
gefühlt haben, als sie damals unwissentlich auf die kleine Insel zugesteuert<br />
waren, die ihnen schließlich zu ihrem rettenden „heiligen<br />
Hafen“ werden sollte.<br />
Kurz bevor wir den Porto de Abrigo, den geschützten Hafen an der<br />
Südostseite Porto Santos erreichen, klart es plötzlich wieder auf.<br />
Das sei nicht ungewöhlich für diese Jahreszeit, erklärt Skipper Marc.<br />
Schließlich sei es nun schon Herbst, da gebe es einen ständigen<br />
Wechsel des Wetters. Es werde nun windiger – und eben ab und<br />
zu auch mal nass. Jetzt flaut der Wind jedoch so schnell, wie er<br />
aufkam, wieder ab. Eine angenehm wärmende Sonne bricht sich<br />
ihre Bahn. Nun erschließt sich uns, warum viele von Porto Santo<br />
auch als einer „goldenen“ Insel sprechen: Schuld ist der feinsandige,<br />
hellbraune Strand. Er erstreckt sich auf einer Länge von neun<br />
Kilometern entlang der gesamten Südseite der Insel von Ponta da<br />
Calheta im Westen bis zum östlich gelegenen Hafen. Einladend funkelt<br />
der Sand, dem sogar eine heilende Wirkung nachgesagt wird,<br />
in der späten Sonne. Die feinen Sandkörner bestehen aus Kalk.<br />
Meeres-Organismen sind dafür verantwortlich: Sie lagerten sich mit<br />
der Zeit an der Südküste ab, als noch eine Epoche mit einem sehr<br />
viel wärmeren Klima herrschte. Kurz vor der Hafeneinfahrt rufen wir<br />
über Funk den Hafenmeister, erst auf Kanal 9, dann auf Kanal 16.<br />
Kurz danach heißt uns Nelson Vasconcelos willkommen. Seit elf Jahren<br />
arbeitet der freundliche junge Mann im einzigen Yachthafen auf<br />
Porto Santo. Seine spiegelnde Sonnenbrille scheint ihm in seinem<br />
Atlantischer Ozean<br />
Porto SAnto<br />
Porto Santo<br />
Madeira<br />
quinta do lorde<br />
Funchal<br />
Nelson Vasconcelos ist der Hafenmeister von Porto Santo.<br />
Freundlich begrüßt er jede einlaufende Yacht und gibt<br />
bereitwillig Auskunft (oben). Der Strand von Ponta da<br />
Calheta im äußersten Süden Porto Santos ist einen<br />
Besuch wert<br />
01/2014 I 87
eise charter I madeira/porto santo<br />
gebräunten Gesicht festgewachsen zu sein. Er empfängt uns<br />
am Steg und belegt geschickt die Vorleine. Nach einer kurzen,<br />
herzlichen Begrüßung schnarrt schon wieder sein Funkgerät,<br />
das er lässig am Gürtel trägt. Vasconcelos besteigt sein Hafen-<br />
Dienstfahrzeug, ein klappriges Mountainbike, und macht sich<br />
auf den Weg, um die nächste einlaufende Yacht gebührend<br />
zu empfangen.<br />
Die stärksten Monate des Jahres seien Juli, August, September<br />
und Oktober, erklärt er uns etwas später im Hafenbistro Pato<br />
Bravo. Hier treffen sich regelmäßig die Hafenarbeiter, der Zoll,<br />
die Polizei und die Mitglieder des Clube Nautico do Porto Santo<br />
mit den Gastliegern auf einen schnellen Bica oder ein Coral-<br />
Bier. Von hier aus hat man einen guten Blick auf ungezählte<br />
Gemälde von Yachten, die die Mole schmücken. Teilweise sind<br />
die Bilder schon etwas verwittert und mit einer neuen Abwasserröhre<br />
zugebaut. Siggi, Mona, Silvio, Steffen und Ferry waren<br />
auch hier, mit der INKONJANE, 1995, kurz bevor sie in die<br />
Karibik aufbrachen. Wie so viele nutzten auch sie die Insel zum<br />
Absprung über den Großen Teich. Stolz präsentiert der junge,<br />
sympathische Hafenmeister seine Statistik: Danach belegt<br />
Frankreich den ersten Platz bei den Gastyachten, traditionell<br />
gefolgt von portugiesischen und englischen Yachten. An vierter<br />
Stelle folgen schließlich die Segler aus dem deutschsprachigen<br />
Raum inklusive der Schweiz. Ebenfalls interessant: Die<br />
weitaus meisten Yachten seien zwölf Meter lang, im Übrigen<br />
betrage die Länge der hier einlaufenden Boote zwischen zehn<br />
und 13 Metern, weiß Nelson Vasconcelos. Unsere 32 Fuß<br />
lange Bénéteau gehört damit in Porto Santo durchaus zum<br />
Hafen-Schnitt.<br />
Porto Santo ist auf den ersten Blick eine kleine, unscheinbare<br />
Insel, verloren in den Weiten des Atlantiks. Einige wenige spitze<br />
Berge, ein Strand, ein etwas größerer Hauptort, Vila Baleira, ein<br />
kleiner Flughafen, eine Militärbasis, natürlich, und ein Hafen.<br />
Und dennoch hat es dieses Eiland, gelegen zwischen den<br />
Azoren im Nordwesten und den südlichen Kanaren, in viele<br />
Geschichtsbücher auf diesem Globus geschafft. Grund dafür<br />
ist eine berühmte Persönlichkeit, die zwei Jahre auf der Insel<br />
gelebt haben soll: Christoph Kolumbus. 1478, noch lange vor<br />
seiner Reise nach Amerika, logierte der Seemann im benachbarten<br />
Funchal, um Zucker für Händler in Genua zu kaufen.<br />
Dort heiratete er schließlich Filipa Moniz, die Tochter des Bartolomeu<br />
Perestrelo. Diesem war eine Capitania auf Porto Santo<br />
angedient worden, als Lohn für die Inbesitznahme der Insel.<br />
Madeira West und Ost waren an die beiden anderen „Entdecker“<br />
von Porto Santo und Madeira, an Zarco und Taxeira,<br />
gegangen. Nach Bartolomé de Las Casas lebte Kolumbus mit<br />
seiner Frau dann eine Zeit lang in Porto Santo, wo 1482 ihr<br />
Sohn Diego geboren worden sein soll. Zwar dürfte Kolumbus<br />
damals nur einer von vielen Seeleuten und Händlern aus den<br />
damaligen Wirtschaftsmächten Europas gewesen sein, die<br />
Zucker aus Madeira in europäische Häfen brachte. Aber genau<br />
hier muss in dem Seefahrer der Plan für seine spätere Atlan-<br />
Fischverkäufer auf Porto Santo. Neben Stockfisch, der auf Speisekarten<br />
oft mit Kabeljau übersetzt wird, gilt der Schwarze Degenfisch<br />
(Espada Preta) auf Madeira als Delikatesse. Sein weißes Fleisch<br />
ist zart und hat nur wenige Gräten, die sich leicht entfernen lassen<br />
tiküberquerung gereift sein. Angeblich wurde die Idee geboren,<br />
als todkranke Seeleute an Porto Santos Küste Schiffbruch<br />
erlitten hatten. Zwar habe niemand von den Seeleuten überlebt,<br />
so die Sage. Jedoch soll der Steuermann des gestrandeten<br />
Schiffes dem späteren Entdecker auf dem Sterbebett von<br />
einer Insel „jenseits des Ozeans“ berichtet haben.<br />
Den folgenden Tag wollen wir nutzen, um die kleine Atlantik-<br />
Insel zu erkunden. Wir mieten etwas westlich des Zentrums an<br />
der Hauptstraße ein zweisitziges Quad und fahren zunächst<br />
zum „Christoph Kolumbus Haus“, einem kleinen Museum,<br />
von den Insulanern nur kurz Casa Colombo genannt. Ein unscheinbarer<br />
Bau, gut versteckt hinter der Kirche, duckt sich<br />
in die Travessa do Sacristia 2 bis 4. Lediglich der Eingangsbereich<br />
des kleineren, hinteren Hauses und zwei gemauerte<br />
Rundbogenfenster des Vorderhauses seien noch aus dem 15.<br />
Jahrhundert im Original erhalten geblieben, erfahren wir. Teil<br />
der kleinen, liebevoll arrangierten Ausstellung sind Bilder des<br />
Seefahrers, entstanden zwischen dem 16. und dem 20. Jahrhundert<br />
sowie einige Seekarten der von Kolumbus bereisten<br />
Routen. Jeweils ein Modell der SANTA MARIA und der NINJA<br />
krönen die Schau. Von der PINTA, dem dritten Schiff der Flotte,<br />
mit der er 1492 die Karibik erreicht hatte, fehlt bis heute noch<br />
ein Modell zur Anschauung – eine lohnende Aufgabe für einen<br />
spendenwilligen Hobbybastler. Weiter geht es über Dragoal<br />
zum Aussichtspunkt gleich unterhalb des 437 Meter hohen<br />
Pico de Castelo. Wir werden belohnt mit einem weiten Blick<br />
Idealer Ausgangspunkt für einen Segeltörn nach Porto Santo: Die Marina Quinta do Lorde im Osten Madeiras (rechte Seite). Neuerdings gibt es<br />
hier auch die Möglichkeit, gepflegt zu übernachten. Von der Marina aus startet auch die PARALELO 32, die gechartert werden kann<br />
88 I 01/2014
01/2014 I 89
eise charter I madeira/porto santo<br />
Der etwa acht Kilometer lange Sandstrand von Porto Santo verdankt seine goldgelbe Farbe zersplitterten Muschelschalen. Westlich des Städtchens<br />
Vila Baleira erstreckt sich ein langer Naturstrand mit einem vorgelagerten Dünengürtel.<br />
gen Südwesten. Klar zu erkennen sind von hier aus Flughafen,<br />
Golfplatz und die vorgelagerte Felseninsel Ilheu de Baixo ou<br />
da Cal. Weiter geht es durch den Korbflechter-Ort Camacha,<br />
in dem einst englische Weinhändler ihre Sommerresidenzen<br />
errichtet hatten, bis zur rauen Nordküste.<br />
Kurz hinter dem Quellort Fonte da Areia endet die asphaltierte<br />
Straße dann urplötzlich. Jetzt zahlt sich aus, dass wir ein<br />
geländegängiges Quad mit zuschaltbarem Differential angemietet<br />
haben. Von nun an geht es über staubige, steile und<br />
vor allem steinige Pisten weiter Richtung Süden. Schilder, auf<br />
Hat eine lange Tradition: Malereien der Schiffsbesatzungen an der Kaimauer von<br />
Porto Santo. Die MOLOKINI war 2011 hier<br />
denen die Namen der Orte längst verblichen sind, zeigen ins<br />
Nirgendwo. So haben wir Gelegenheit, die Insel von ihrer anderen,<br />
wilden Seite kennenzulernen. Bei Campo de Cirba erwischen<br />
wir endlich wieder eine „richtige“ Straße. Das nächste<br />
Ziel heißt nun Ponta da Calheta am äußersten Südzipfel der<br />
Insel. Das Strandrestaurant hat bereits geschlossen, am Wasser<br />
sonnen sich nur vereinzelt ein paar Urlauber. Sie genießen<br />
wie wir die Ruhe am Kap gleich unterhalb des Miradouro das<br />
Flores, unterbrochen nur von den Wellen, die sich im Fels<br />
brechen. Die Szene-Beachbar Pé na Aqua am Praia do Fontinha<br />
gleich unterhalb des Hauptortes Vila Baleira hat jedoch<br />
noch geöffnet. Hier genießen wir neben einigen Portugiesen<br />
und einem russischen Paar nach einem erfrischenden Atlantik-<br />
Bad bei entspannten Reggae-Takten neben Sagres und Madeira-Wein<br />
das „Nationalgetränk“ Poncha zu Tuna-Steak von<br />
den Azoren und mit viel Knoblauch angemachten Riesengarnelen<br />
– und einen großartigen Sonnenuntergang. Nach Einbruch<br />
der Dunkelheit spazieren viele Einheimische auf dem<br />
nun hell erleuchteten ehemaligen Schiffsanleger entlang, auf<br />
dem ein paar Angler ihre Ruten ausgeworfen haben.<br />
Der Sonntag naht, der Tag unserer Abfahrt. Anstatt noch einen<br />
Abstecher zu den nahen Ilhas Desertas zu unternehmen, hatten<br />
wir entschieden, einen ganzen Tag zusätzlich auf Porto Santo<br />
zu verbringen. Für den Nachmittag sagt der Wetterbericht nun<br />
schweres Wetter aus West voraus. Aus diesem Grund wollen<br />
wir früh ablegen, um rechtzeitig wieder in der gut geschützten<br />
Marina Quinta do Lorde am Ostzipfel Madeiras festmachen zu<br />
können. Mit Sonnenaufgang gegen acht Uhr verlassen wir den<br />
Porto de Abrigo. Mit einer schon früh angenehm wärmenden<br />
90 I 01/2014
VERLAG<br />
Quarto Media GmbH<br />
Gurlittstraße 28, 20099 Hamburg<br />
Herbstsonne im Rücken, einem heißen Pott Kaffee<br />
in der Hand und einem moderaten West rauscht<br />
unsere PARALELO am Wind durch das tiefblaue,<br />
salzige Atlantik-Nass, das hier bis zu 2.000 Meter<br />
tief ist. Erste Zirren ziehen auf, gefolgt von immer<br />
schneller wandernden Cumuli. Erstaunlicherweise<br />
schläft der Wind fast ein, als wir uns wieder dem<br />
Ponta de São Lourenco vor Madeira nähern. Wir<br />
lassen die Maschine mitlaufen und schütteln das<br />
Reff aus. Jetzt nur keine Zeit verlieren! Ein Anruf<br />
von Bruno, der mit seiner Familie gerade am<br />
westlichsten Punkt der Insel, dem Punta do Pargo<br />
unterwegs ist, verkündet uns von dort bereits<br />
Starkwind. Auch aus dem südlicher gelegenen<br />
Funchal gibt es eine Windwarnung. Bisher war<br />
davon auf unserem Törn noch nichts zu spüren.<br />
Erst als wir die Passage zwischen Ilheu de Agostino<br />
und Ilheu do Farol nehmen, bricht das Inferno<br />
über uns herein. Mit unserer Nussschale kämpfen<br />
wir uns zwischen den Felseneilanden mit der mitlaufenden<br />
Strömung hindurch – um von starkem<br />
Wind getriebenen Brechern aus dem nun plötzlich<br />
gegenan stehenden Südwest empfangen zu<br />
werden. Spätestens hier zahlt sich jedoch die gute<br />
Seemannschaft an Bord aus: Die Segel hatten wir<br />
vorausschauend eingeholt, die Maschine tat zuverlässig<br />
ihren Dienst, alles war gut verzurrt, und wir<br />
hatten die Westen angelegt. So konnten uns der<br />
starkböige Wind und die Brecher, die unsere PA-<br />
RALELO ein paarmal unsanft aufschlagen ließen,<br />
nichts anhaben.<br />
Eine halbe Stunde später war der Spuk auch schon<br />
wieder vorbei. Das Boot hatten wir sicher in Madeiras<br />
östlichstem Yachthafen verzurrt, und das frische<br />
Coral an der Hafenbar war bereits gezapft – als das<br />
Unwetter mit brachialer Gewalt auch in der Marina<br />
losschlug. Schwell und Wind standen nun auch in<br />
den Hafen hinein; eine gerade einlaufende größere<br />
Motoryacht konnte nur unter großen Mü-hen und<br />
mehreren vergeblichen Versuchen sicher im südlichen<br />
Hafenbecken festmachen. Skipper Marc<br />
verabschiedete sich. Doch vorher verabredeten<br />
wir uns noch für einen weiteren Segeltörn mit der<br />
PARALELO. Das nächste Mal wollen wir die ebenfalls<br />
zu Madeira gehörenden, etwa 300 Kilometer<br />
entfernten Ilhas Selvagens ansteuern. Man sagt,<br />
der englische Korsar William Kidd soll im 18. Jahrhundert<br />
drei mexikanische Galeonen ausgeraubt<br />
und ihre Ladung, pures Gold, auf einer „verlassenen<br />
Insel in der Nähe von Teneriffa“ versteckt haben<br />
– eine der „wüsten“ Inseln? Der Schatz blieb<br />
bis heute verschollen. <strong>MEER</strong> & <strong>YACHTEN</strong> wird vom<br />
Ausgang der Schatzsuche berichten. &<br />
paralelo32.pt, quintadolorde.pt<br />
Herausgeber<br />
Art Direktion<br />
Grafik<br />
Chefin vom Dienst<br />
Martina John, Martina Julius-Warning, Yorck Hentz<br />
REDAKTION<br />
Claus Reissig, Sandra-Valeska Bruhns, Tim Thomas,<br />
Marilyn Mowers, Josephine Hartmann, Matt Müncheberg,<br />
Alke-Marit Fingerhut, Klaus Jordan, Caroline White,<br />
Alberto Cocchi, Mark Chisnell, Nikolaos Kontostavlakis<br />
Bianca Stüben<br />
Nora Jonath<br />
Anett Hillers, hillers@meerundyachten.de<br />
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Gerichts stand Hamburg. Keine Gewähr für unver langt ein ge sand te Manus krip te und Bild sen dun gen.<br />
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Meer & Yachten erscheint in Zusammenarbeit mit<br />
Boat International Media Ltd., Großbritannien<br />
01/2014 I 91
oker refit<br />
Glanzlichter<br />
Cacos V ist nach RINA die<br />
leiseste Yacht der Welt<br />
Ruhe und Komfort sind für Interessenten von Superyachten<br />
wichtige Kaufargumente. Admiral Tecnomar<br />
wurde mit der 40 Meter langen Cacos V aus der Baureihe<br />
Impero als leiseste Yacht der Welt nach RINA (Registro<br />
Italiano Navale)-Zertifizierung anerkannt. Damit hat<br />
Cacos V den höchsten Komfort-Standard, der jemals von<br />
RINA mit der Klasse COMF (Y) 90, 100 vergeben wurde.<br />
Dank aufwändiger Detaillösungen konnte Admiral Tecnomar<br />
die Messwerte bei Geräuschen und Vibrationen<br />
deutlich unter de Durchschnitt drücken. Das bedeutet eine<br />
Reduzierung von bis zu 25 Prozent bei den Geräuschen<br />
und bis zu 80 Prozent bei Vibrationen. Bei Reisegeschwindigkeit<br />
(16 Knoten) wurden in der Eignersuite lediglich 0,2<br />
mm/s Schwingung und 49,1 db(A) Schallpegel ermittelt.<br />
admiraltecnomar.com<br />
Swan mit Repräsentanz<br />
in Port Adriano<br />
Zwölf Yachten der finnischen Luxussegelyachtmarke<br />
Nautor’s Swan lagen Ende Oktober im Hafen von Port<br />
Adriano, um am Eröffnungswochenende die ganze<br />
Bandbreite der Swans zu präsentieren. „Alle Boote<br />
der aktuellen Produktionslinie und einige besonders<br />
schöne Exemplare der vorhergehenden Generation<br />
gleichzeitig in entspannter Atmosphäre vor Ort<br />
zu haben, ist einmalig!", sagte Thomas Bohrer, Geschäftsführer<br />
Nautor's Swan Mallorca International<br />
bei dieser Gelegenheit. „Wir werden ein ständiges<br />
Team auf Mallorca vor Ort haben, das auf die 25-jährige<br />
Erfahrung unseres deutschen Büros zurückgreifen<br />
kann.“ Der neue Standort im ersten Stock des<br />
von Philippe Starck designten Hafenkomplexes wird<br />
vermutlich zu einer der ersten Anlaufstellen für Swan<br />
Eigner und Segelyacht-Interessierte auf den Balearen<br />
werden. nautorswan-mallorca.com<br />
FOTOs: werften, anbieter, SWAN/Martinez Studio<br />
92 I 01/2014
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Mega-Manöver:<br />
Mast stellen auf M5<br />
Der große Umbau der M5 steht kurz vor der Fertigstellung. Im<br />
Oktober verließ die beeindruckende 78 Meter lange Slup im<br />
Morgengrauen die Pendennis-Werft, um an den Falmouth Docks<br />
ihren enormen 89-Meter-Mast gestellt zu bekommen. Diese Arbeit<br />
wurde von Marine Results übernommen, die bereits beim Neubau<br />
im Jahr 2004 die Rigg-Arbeiten leiteten. Ein komplexer Vorgang,<br />
wie Ed Danby, Geschäftsführer von Marine Results, bestätigte:<br />
„Der Kran mit einer Hubkraft von 1.000 Tonnen ist einer von lediglich<br />
zwei im Vereinigten Königreich, die in der Lage waren,<br />
dieses Vorhaben durchzuführen. Erforderlich war eine Hubhöhe<br />
von 300 Fuß (91 Meter), die Windstärke durfte dabei maximal<br />
zehn Knoten betragen.“ Insgesamt brauchte Marine Results fünf<br />
Kräne und mehr als 30 Personen, um das Maststellen innerhalb<br />
von fünf Stunden durchzuführen.<br />
Während des Refits konnte das Rigg-Gewicht der größten Slup der<br />
Welt (ehemals Mirabella V) von ehemals 45 Tonnen um gewaltige<br />
18 Tonnen reduziert werden. Die Stabilität der Yacht nimmt damit<br />
um 30 Prozent zu, so dass aus dem Kiel nach Berechnung von Ron<br />
Holland 60 Tonnen Blei entfernt werden konnten. pendennis.com<br />
Down the Slipway!<br />
bei Lürssen<br />
Am 11. September 2013 wurde Lürssens neues<br />
Projekt Orchid auf traditionelle Art und Weise mit<br />
dem Heck zuerst zu Wasser gelassen. Reymond<br />
Langton Design hat Orchid mit ihren stimmigen Proportionen<br />
entworfen. Bei einer Länge von 91 Meter<br />
und 14,45 Meter Breite soll sie außergewöhnlich<br />
viel Volumen bei gleichzeitig noch schlanken und<br />
eleganten Linien bieten. Den zukünftigen Innenraum-Stil<br />
bezeichnet Lürssen als „zeitgenössisch<br />
modern“. Zu den Besonderheiten der Yacht zählen<br />
der große Beach-Club und Spa-Bereich im Unterdeck<br />
sowie zwei Gäste-Kabinen mit eigenen See-<br />
Terrassen. Die Auslieferung ist für 2015 geplant.<br />
lurssen.com<br />
Vertrag für Benetti im Retro-Stil<br />
Der italienische Yachtbroker Whyko hat mit der Benetti Sail Division<br />
den Vertrag über den Kauf einer Benetti 105 unterzeichnet.<br />
Die 32,25 Meter lange BSD-105 ist eine moderne Neuinterpretation<br />
der berühmten Motoryachten mit rundem Kanuheck, die in<br />
der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts den Benetti-Stil<br />
maßgeblich prägten. Gebaut wird klassisch in Stahl mit Aufbauten<br />
aus Aluminium. Als Antrieb kommen zwei je 735 kW (1.000 PS)<br />
starke Motoren zum Einsatz, die der Yacht zu einer maximalen Geschwindigkeit<br />
von 14 Knoten verhelfen sollen; die Reichweite wird<br />
mit 3.000 Seemeilen bei zehn Knoten angegeben. Das Schiff wird<br />
im Frühjahr 2014 unter Aufsicht von Whyko an ihren neuen Besitzer<br />
ausgeliefert, die Jungfernfahrt ist für den Sommer geplant.<br />
whykocompany.com<br />
FOTOs: werften, anbieter<br />
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Azzam<br />
FOTO: Azzam/Lürssen, Andrea hamann<br />
der nahe osten<br />
boomt immernoch<br />
Die Eigner sind berühmt für die GröSSe ihrer Yachten,<br />
aber die Stabilität des Nahost-Marktes ist mindestens<br />
ebenso bemerkenswert. Zwei Experten sagen, warum.<br />
[Copyright of Boat International Media Limited: All rights reserved], Licensed by Boat International Media Limited<br />
Als bisher letzte Superyacht verließ im April<br />
das 180-Meter-Schiff Azzam die Werfthalle in<br />
Rendsburg. Lürssen krönte die größte Yacht der<br />
Welt – und bestätigt den Nahen Osten als treibende<br />
Kraft in der höchsten Klasse der Superyacht-Liga.<br />
Azzam und ein Drittel der hundert größten Yachten<br />
der Welt gehören Eignern aus dem arabischen Raum.<br />
Das überrascht niemanden, der über eine gewisse Kenntnis<br />
dieses Marktes verfügt. Der Scheich in seinem schwimmenden<br />
Palast, das ist schon fast ein Klischee. Interessanter<br />
ist da schon der jüngste Boom bei den Yachten<br />
zwischen 30 und 40 Metern, wo es vorher eine Lücke gab.<br />
Erwin Bamps, COO bei Gulf Crafts in den Emiraten: „Man<br />
hatte vorher die Superyacht-Eigner und die Besitzer von<br />
kleineren Yachten, aber dazwischen gab es wenig. Und<br />
der Boom ist umso überraschender, als er sich – unabhängig<br />
vom kerngesunden und etablierten Markt der<br />
großen Superyachten – vor dem Hintergrund des Arabischen<br />
Frühlings und der globalen Finanzkrise abspielte.“<br />
Ein stabiler Markt<br />
Jimmy Frangi, COO im internationalen Makler- und Charterunternehmen<br />
SSH, bemerkt, dass die jüngsten Störungen in<br />
Ägypten, der Türkei und anderswo dem Markt nicht viel anhaben<br />
konnten. Dies zeige die Gelassenheit einer Region, in<br />
der man Ärger gewohnt sei und ein regionales Problem von<br />
einer internationalen Krise unterscheiden könne. Wenn sich<br />
nämlich die auch international bedeutsame Lage in Syrien<br />
verschlechtere, „dann wird dies großen Einfluss auf die Zuversichtlichkeit<br />
unserer Nahost-Kunden haben.“<br />
Der türkische Markt, alles zwischen 20 und 45 Metern, läuft<br />
Frangi zufolge sehr gut. Und etliche 60-, 70- und 80-Meter-<br />
Yachten wurden an Libanesen verkauft, „aber die kaufen nur<br />
in Südfrankreich. Die Saudis kaufen überall auf der Welt,<br />
und meistens wollen sie sehr große Schiffe. In Griechenland<br />
wird immer noch eine ganze Menge für arabische Investoren<br />
gebaut, darunter ein 106- und ein 120-Meter-Schiff.“<br />
Kühler Geschäftssinn<br />
Bamps vermutet, dass kühler Pragmatismus den Nahost-<br />
Markt und seine teils ortsansässigen, teils in der Welt verstreuten<br />
Eigner durch die globale Finanzkrise geleitet hat,<br />
die in Europa und den USA die Märkte einbrechen ließ.<br />
Bamps: „Nahost-Eigner sehen ihre Geschäfte recht nüchtern<br />
und lassen sich nicht so leicht beeindrucken, wie ich das<br />
andernorts beobachten konnte.“ Als die Krise beispielsweise<br />
den 12- und 13-Meter-Markt lahmlegte, hätten sich<br />
die Kunden im Nahen Osten als wertorientiert und beständig<br />
erwiesen, im Gegensatz zu vielen Glücksrittern in Europa<br />
und den USA, die nach dem Fall von Lehman Brothers<br />
sofort das Weite suchten. „Die Yachteigner im Nahen Osten<br />
sind Leute, die ihr Geld schon einige Zeit haben. Sie sind<br />
im Yachting erfahren und gut etabliert“, meint Bamps. „Sie<br />
sahen die Rezession als Gelegenheit, zu günstigen Preisen<br />
in einen globalen Markt einzusteigen, der nun bereit war,<br />
auf sie zu hören.“ Dass die Yachtindustrie eine Durststrecke<br />
durchmachte, sei auch eine gute Gelegenheit gewesen,<br />
jenen Kunden mehr Zeit zu widmen, die immer noch Geld<br />
hatten und das Besondere suchten.<br />
Die wachsende Mitte<br />
Vertrauen scheint alle Schichten des Nahost-Marktes zu<br />
durchziehen, aber es gibt da Unterschiede. „Das interessanteste<br />
Marktwachstum beobachten wir im Bereich von 30<br />
bis 40 Metern“, sagt Bamps. „Jahrelang waren kleine Flitzer<br />
und Hochseeangler das Einzige, was die Leute in der Gegend<br />
haben wollten. Ein Engländer, der bei der Shell angestellt<br />
war, oder ein Einheimischer mit einem Palast – sie<br />
fuhren raus, um Schwertfische und Zackenbarsche zu fangen.<br />
Aber mit der Zeit wollten manche Leute mehr Zeit auf<br />
dem Wasser verbringen und es genießen. Die hatten keine<br />
96 I 01/2014
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Lust, sich in der kleinen Kabine im Rumpf einer Angelyacht<br />
zu verstecken. Für sie war eine Yacht die Möglichkeit, der<br />
Sonne zu entgehen und Aircondition zu genießen.“<br />
Diese Yachtkultur hat sich weiter entwickelt, und die Käufer<br />
sind jetzt häufig Nicht-Araber, die im Nahen Osten leben,<br />
etwa Inder. Bamp glaubt, dass das finanzielle Vertrauen<br />
in die Region viele dieser Käufer dazu gebracht hat, in die<br />
Superyacht-Liga aufzusteigen. „Der pragmatische Ansatz<br />
und das Vertrauen in die Region haben in jüngster Zeit<br />
viele Eigner, die upgraden wollten, dazu bewogen, nicht von<br />
einem 24-Meter-Schiff auf 25 Meter umzusteigen, sondern<br />
gleich die 30-Meter-Barriere zu überspringen, ins Feld der<br />
Superyachten.<br />
„In Griechenland wird<br />
immer noch eine ganze<br />
Menge für Araber gebaut,<br />
darunter ein 106- und ein<br />
120-Meter-Schiff“<br />
Diese Eigner behalten ihre Schiffe im Nahen Osten. Es gibt<br />
in den Vereinigten Arabischen Emiraten, in Qatar, Bahrain und<br />
Kuwait inzwischen ordentliche Versorgungsmöglichkeiten und<br />
Marinas für Schiffe bis 40 Meter. Dies und die verbesserten<br />
Abfertigungsverfahren in der Region haben den lokalen Trend<br />
unterstützt. Das Wichtigste aber ist: Diese Yachten werden<br />
eher für den Nachmittagsausflug oder für geschäftliche Termine<br />
genutzt als für wochenlange Reisen. Das hat auch Einfluss<br />
auf das Design. Bamps: „Wenn Sie für zwei Wochen<br />
mit Ihrem Schiff verreisen wollen, brauchen Sie viele Vorräte<br />
an Bord, eine Kühlung, eine Trockenvorratslast, und deutlich<br />
mehr Crew. Das alles ist Ihnen egal, wenn Sie nur am Nachmittag<br />
raus wollen. Da müssen sie nur ein bisschen Essen<br />
kühl halten und beizeiten aufwärmen.“<br />
Komfort an der Spitze<br />
Ganz anders sieht es bei den großen Superyachten aus.<br />
Bamps: „Die Reichen im Nahen Osten, die in den 1950er<br />
und 1960er Jahren durch die Welt reisten und sich mit Politkern<br />
und Hollywood-Stars trafen, nahmen deren Lebensstil<br />
an – aber für die meisten Menschen in der arabischen Welt<br />
kam er nicht in Frage. Für diese Eigner bedeutete der Mangel<br />
an geeigneten Häfen im arabischen Raum, dass ihre<br />
Schiffe fern der Heimat bleiben mussten. Vom Zauber des<br />
Mittelmeers angetan, stationieren sie ihre Schiffe meist hier<br />
– ohne von knappen Budgets eingeengt zu werden.<br />
Jimmy Frangi, dessen Unternehmen sich auf Yachten über<br />
60 Meter konzentriert: „Viele haben ihr Schiff in Griechenland.<br />
Im Moment geht der Trend Richtung Mykonos und<br />
Ibiza – jedenfalls weg von Südfrankreich. Mykonos macht<br />
viel Werbung, und in Ibiza ist bis in den Oktober hinein was<br />
los. Ende der Saison lagen vier Yachten über 80 Meter da.“<br />
Diese Verwendung erzeugt ähnliche Bedürfnisse wie bei<br />
den etwas kleineren Yachten im Nahen Osten. „Araber wollen<br />
für gewöhnlich zehn Kabinen oder mehr, weil sie oft mit<br />
großer Entourage reisen“, sagt Frangi. „Wir bauen im Moment<br />
ein 80-Meter-Schiff mit 22 Kabinen für den Charterbereich,<br />
denn immer wenn wir Omega mit ihren fünfzehn<br />
Kabinen an einen Nahost-Kunden verchartern, müssen wir<br />
gleich noch ein zweites Schiff dazu liefern.“<br />
Und während sich der 30- bis 40-Meter-Markt füllt, bewegt<br />
er sich auch von den Größen her nach oben. „Wir bauen<br />
gerade ein 46-Meter-Schiff.“, sagt Bamps, „Die Kunden<br />
drängen uns dazu, wir hatten das nicht vor. Aber dahin geht<br />
der Markt. Wenn man eines über die nahöstlichen Superyacht-Eigner<br />
sagen kann, dann dies: Vor Größe haben sie<br />
keine Angst.“<br />
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98 I 01/2014
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