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GoodTimes - Music from the 60s to the 80s 40 Jahre Musikladen (Vorschau)

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Grönemeyer • Chris Jagger • Berluc • Big Jim Sullivan • Anyone's Daughter • Van Morrison • Alvin Lee • Family<br />

D: € 6,50 • Schweiz CHF 12,00 • A • L • NL • I • B: € 7,00 • Nr. 6/2012 • Dezember/Januar • www.goodtimes-magazin.de<br />

Bill Wyman<br />

Vergessene Jobs<br />

ohne Mick & Co.<br />

<strong>40</strong> JAHRE<br />

Jeff Lynne<br />

Magie der<br />

Vergangenheit<br />

Joe Cocker<br />

Versprechen:<br />

Blues mit 80<br />

Kinks<br />

Filmhelden: Der<br />

Hollywood-Traum<br />

Jimi Hendrix<br />

Status Quo<br />

PUHDYS<br />

Steve Hackett • Don Felder • War Of The Worlds • Duffy Power • Edgar Brough<strong>to</strong>n Band • Donny & Marie Osmond


INHALT<br />

Ausgabe 121 · Dezember 2012/Januar 2013<br />

12 Jimi Hendrix<br />

Denkmal für ein Genie<br />

16 Herbert Grönemeyer<br />

Ich bin ein gnadenloser Optimist!"<br />

"<br />

18 Status Quo<br />

DVD, Soundtrack, Solo-Album<br />

22 Kinks<br />

Celluloid Heroes – der Traum von Hollywood<br />

24 Jeff Lynne/Electric Light Orchestra<br />

Rückschritt & Fortschritt<br />

25 Big Jim Sullivan<br />

Die letzte Session<br />

26 <strong>40</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Musikladen</strong>"<br />

Startschuss "<br />

1972 – GoGos, Glam und gute Laune<br />

30 Bill Wyman<br />

Auswärtsspiele<br />

32 Joe Cocker<br />

Blues mit 80 – versprochen!<br />

34 Berluc<br />

Reise zu den Sternen – mit Macht durch die Decke<br />

82 <strong>GoodTimes</strong>-Tipp<br />

Band Of Horses – Ryan McGarvey<br />

84 <strong>GoodTimes</strong>-Festival: Beat Beat Beat<br />

Christie – Racey – Manfreds – Searchers<br />

85 Family<br />

Zwei Konzerte – oder mehr?<br />

86 Anyone's Daughter<br />

Schwaben-Romantik<br />

87 Van Morrison<br />

Beruf(ung): Sänger – kein "Plan B"<br />

88 Geburtstage<br />

Freddie Starr – Dave Clark – Scott Walker<br />

90 Chris Jagger<br />

Kleiner Bruder, großer Könner<br />

94 Live<br />

Van Morrison – Donny & Marie Osmond<br />

Bill Wyman – Peter Hammill<br />

98 <strong>40</strong> <strong>Jahre</strong> Nuggets<br />

Goldstücke für die Ewigkeit<br />

102 Edgar Brough<strong>to</strong>n (Band)<br />

Der Chef rockt weiter<br />

104 Wie Elek<strong>to</strong>nik die Musik veränderte<br />

Teil 2: Techno und Gegenwart<br />

106 Steve Hackett<br />

Genesis und kein Ende<br />

109 <strong>GoodTimes</strong>-Newcomer<br />

Wooden Sky – The Fling<br />

110 SPV<br />

Labelporträt<br />

112 Don Felder<br />

Doppelhals & Solo-Album<br />

114 Jeff Wayne – War Of The Worlds<br />

Krieg der Welten – die nächste Version<br />

116 Duffy Power<br />

Comeback auf der Nylon-Gitarre<br />

117 Queen Es<strong>the</strong>r Marrow<br />

& The Harlem Gospel Singers<br />

118 Puhdys<br />

Abschied von einer Legende?<br />

120 Es war einmal ...<br />

Ein Blick zurück auf Denkwürdiges<br />

125 Alvin Lee<br />

Kreuzverhör<br />

126 Tomorrow (Keith West)<br />

Band-Archiv<br />

128 Major Minor Records<br />

Spurensuche<br />

130 ... zuguterletzt<br />

Beth Hart – KuK – Black Country Communion<br />

Jimi Hendrix, S. 12<br />

Bill Wyman, S. 30<br />

Status Quo, S.18<br />

Joe Cocker, S. 32<br />

RUBRIKEN<br />

4 Aktuell – Neues aus der Szene<br />

36 CD/Vinyl-Vorstellungen<br />

72 DVD/Blu-ray-Vorstellungen<br />

76 Buch-Vorstellungen<br />

78 <strong>GoodTimes</strong>-Shop<br />

80 Kleinanzeigen<br />

Edi<strong>to</strong>rial<br />

Kinks, S. 22<br />

Puhdys, S. 118<br />

81 Abo-Bestellschein<br />

92 Kolumne: Christian Simon<br />

96 Kolumne: Tatzes Streifzüge<br />

108 Charts<br />

122 Konzertkalender<br />

126 His<strong>to</strong>ry<br />

130 Impressum<br />

Weihnachten rückt näher. Wie in jedem Jahr reagiert auch<br />

die Musikbranche auf das anstehende Fest: Die ersten Platten<br />

für besinnliche Stunden stehen in den Verkaufsregalen und/<br />

oder sind online herunterladbar. Zudem deutet die geradezu<br />

explodierende Zahl hochwertiger neuer CDs, DVDs und Vinylscheiben<br />

auf den Verkaufshöhepunkt der Branche hin: Aktuelles<br />

von Joe Cocker, Aerosmith, Kiss, Kris Kris<strong>to</strong>fferson, Steve<br />

Hackett oder Jeff Waynes Neubearbeitung seines „Krieg der<br />

Welten" sind im Angebot. Dazu gibt es hochwertige (Wieder-)Veröffentlichungen<br />

der „ganz Großen" der Musikhis<strong>to</strong>rie – von den Beatles/Paul<br />

McCartney und Rolling S<strong>to</strong>nes über Led Zeppelin bis hin zu Jerry Garcia; all diese<br />

Produkte zielen auf die im Advent erhöhte Kaufbereitschaft und auf weiter als üblich<br />

geöffnete Geldbeutel.<br />

Im Grunde also nichts Neues unter dem Musikhimmel. Und doch ist es auch für viele<br />

<strong>GoodTimes</strong>-Leser – als Konsumenten anspruchsvoller Rock- und Popklänge – eine paradiesische<br />

Hör-Zeit. Wir haben uns bemüht, in der einmal mehr kaum noch überschaubaren<br />

Neuheitenflut möglichst viel Interessantes für Sie, liebe Leserinnen und<br />

Leser, herauszufiltern. Außerdem waren unsere Mitarbeiter unterwegs, um mit wichtigen<br />

Künstlern zu sprechen und hinter die Kulissen zu blicken. Die vielleicht schönste<br />

Vorfreude beschert vielen Interessenten Roger Chapman: Seine Kultband Family<br />

kommt im Februar 2013 nach <strong>40</strong> <strong>Jahre</strong>n wieder für zwei Reunion-Shows in London<br />

zusammen! Und: „Chappo" hat zumindest nicht kategorisch ausgeschlossen, dass er –<br />

bei entsprechendem Erfolg – mit seiner legendären Crew auch in Deutschland live zu<br />

erleben sein wird.<br />

Lassen Sie uns gemeinsam dafür die Daumen drücken! Bis es hoffentlich so weit ist,<br />

wünsche ich Ihnen und Ihren Familien schon jetzt ein erholsames Weihnachtsfest und<br />

ein erfolgreiches, vor allem gesundes neues Jahr – eines, in dem Sie uns auch weiter<br />

treu bleiben.<br />

Fabian Leibfried<br />

-Herausgeber/Chefredakteurjetzt<br />

No.7erhältlich!<br />

<strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 3


Aktuell<br />

News<br />

Aktuell<br />

News<br />

Prominente Gäste beim Gedenkkonzert<br />

im Londoner Shepherd's Bush Empire zu<br />

Ehren von Marc Bolan, dessen Todestag<br />

sich am 16. September zum 35. Mal<br />

jährte, waren neben der Tribute-Band T.<br />

Rextasy Steve Harley, Tony Visconti, Bill<br />

Legend, Boy George, Linda Lewis, Lindsey<br />

de Paul, Alvin Stardust. Bolan-Fans waren<br />

aus Deutschland, Schweden, Italien,<br />

Japan, Norwegen und den USA angereist.<br />

Die Gedenkfeier zum 35. Todestag fand<br />

in der Kapelle statt, in der 1977 auch<br />

die Trauerfeier abgehalten worden war.<br />

Rabbiner Henry Goldstein, der am 20.<br />

September 1977 die Trauerrede gehalten<br />

hatte, sprach ebenso wie Vertreter von<br />

Fanclubs sowie Frank Pitta, ein Freund<br />

Bolans aus Jugendtagen. Bei zahlreichen<br />

weiteren Veranstaltungen wurde des zu<br />

früh bei einem Au<strong>to</strong>unfall ums Leben<br />

gekommenen Glam-Rock-Idols gedacht.<br />

„Es waren aufregende Tage und wirklich<br />

gelungene Events in London", konstatierte<br />

ein deutscher Teilnehmer gegenüber<br />

<strong>GoodTimes</strong>+++<br />

Anfang Ok<strong>to</strong>ber sind die Kandidaten<br />

für die nächste Aufnahmerunde in die<br />

Rock'n'Roll Hall Of Fame bekanntgegeben<br />

worden. Hoffnungen auf eine Kür als<br />

2013er Neuzugänge können sich machen:<br />

die Marvelettes, Donna Summer (posthum,<br />

um vierten Mal nominiert!), Heart, Procol<br />

Harum, Deep Purple, Chic, The Meters,<br />

Albert King (ebenfalls posthum), die Paul<br />

Butterfield Blues Band, Kraftwerk, Randy<br />

Newman, Rush, Joan Jett, Public Enemy<br />

und NWA. Wer am 18. April bei der Aufnahmezeremonie<br />

dabei sein darf, wird Mitte<br />

Dezember verkündet+++<br />

Bereits zum dritten Mal treffen sich am 30.<br />

November und 1. Dezember Fans aus ganz<br />

Europa zum „Rory Gallagher Weekend"<br />

in der Für<strong>the</strong>r Kofferfabrik, um sich<br />

über ihr Idol auszutauschen und renommierten<br />

Cover-Bands auf den Zahn zu<br />

fühlen bzw. sich von ihnen unterhalten zu<br />

lassen: Mit dabei sind Remember Rory, The<br />

Loop, Bearded Babies, die zu den Top-Acts<br />

der internationalen Gallagher-Szene gehören<br />

sowie die fränkischen Lokalmatadoren<br />

The Fac<strong>to</strong>ry Y Blues Xtended. An beiden<br />

Abenden ist auch Barry Barnes, Gitarrist<br />

und Sänger der englischen Band Sinnerboy,<br />

mit einem Akustikset dabei. Ebenfalls<br />

wieder zu sehen: eine große Rory-Ausstellung<br />

mit vielen Exponaten, präsentiert von<br />

rorysfriends.de+++<br />

„Live@Rockpalast" ist eine neue Reihe von<br />

insgesamt 15 DVD-Veröffentlichungen betitelt,<br />

die Sony <strong>Music</strong> in Kooperation mit<br />

dem „KulturSpiegel" an den Start bringt.<br />

Die auch als Box konzipierte Serie dokumentiert<br />

die Auftritte von deutschen Acts<br />

in der längst legendären TV-Musikshow<br />

des WDR, deren stilistische Bandbreite<br />

über die <strong>Jahre</strong> stetig<br />

größer geworden ist:<br />

Zum Rock gesellten<br />

sich alle möglichen<br />

aktuellen Genres, ob<br />

Indie, Metal, HipHop<br />

oder Pop. Die neue<br />

DVD-Serie bietet<br />

bislang unveröffentlichte<br />

Konzerte<br />

von Achim Reichel,<br />

Nina Hagen, Spliff,<br />

Ideal, Spider Murphy<br />

Gang, Ulla<br />

Meinecke, Fury In<br />

The Slaughterhouse,<br />

Silbermond, Söhne<br />

Mannheims, Dick<br />

Brave, Guano Apes,<br />

H-Blockx, Tocotronic,<br />

Selig und Wir<br />

sind Helden. Die DVDs werden in einer<br />

Deluxe-Verpackung inklusive Booklet mit<br />

einer ausführlichen Beschreibung zum jeweiligen<br />

Konzert angeboten. Für Sammler<br />

gibt es eine limitierte Box mit allen 15<br />

DVDs+++<br />

Die Aufnahmen für das erste Snakecharmer-Album<br />

machen Fortschritte, und<br />

inzwischen hat die Band mit Frontiers<br />

Records auch ein renommiertes Label gefunden.<br />

Gegründet haben die Gruppe die<br />

Rock + Pop<br />

Memorabilia<br />

Wall Of Fame • P.O. Box 1950 • 48580 Gronau<br />

Tel.: 0171/7412584 • eMail: info@wall-of-fame.de<br />

Internet: www.wall-of-fame.de<br />

Goldene Schallplatten, Signaturen etc. von Abba<br />

bis Zappa. Das weltweit größte Angebot an Raritä ten<br />

aus dem Bereich Rock+Pop Memorabilia.<br />

Anfragen bitte telefonisch.<br />

früheren Whitesnake-Mitglieder Micky<br />

Moody (g) und Neil Murray (b) gemeinsam<br />

mit Laurie Wisefield (g, Wishbone Ash,<br />

Tina Turner), Harry James (dr, Thunder,<br />

Magnum), Adam Wakeman (keys, Ozzy Osbourne)<br />

und Chris Ousey (voc, Heartland).<br />

Ein Veröffentlichungstermin steht noch<br />

nicht fest+++<br />

Brian Wilson, in den letzten Monaten<br />

schwer gefordertes Mastermind der Beach<br />

Boys, musste sich Mitte September einer<br />

Rückenoperation unterziehen. „Bevor die<br />

Jubiläums<strong>to</strong>ur der Beach Boys startete,<br />

hatte ich schon Probleme im Kreuz, aber<br />

ich wollte die Tour um keinen Preis verpassen",<br />

verkündete Wilson und ergänzte:<br />

„Die Probleme sind wohl erblich bedingt,<br />

weil auch schon mein Bruder Carl daran<br />

litt"+++<br />

Auch mit nur einem Bein (nach der Diabetes-bedingten<br />

Amputation seines rechten<br />

Gehwerkzeugs) lässt sich Mountain-Boss<br />

Leslie West in seinem Schaffensdrang<br />

nicht bremsen. Derzeit arbeitet er in den InterMediapost<br />

Studios in Paramus, New Jersey,<br />

an einem neuen Solo-Album. Dafür hat<br />

er sich seinen Kollegen Jonny Lang geholt,<br />

um eine Neufassung von Percy Sledges<br />

"When A Man Loves A Woman" einzuspielen.<br />

„Was für ein großartiger Gitarrist und<br />

was für ein noch beachtlicherer Sänger",<br />

schwärmte West hinterher. Das Album soll<br />

„irgendwann 2013" erscheinen+++<br />

Wenn die Originale schon nicht mehr<br />

selbst live unterwegs sind, muss man sich<br />

als Liebhaber eben mit Cover-Acts behelfen.<br />

Diese Devise beherzigen offensichtlich<br />

viele Musikfans, was ausverkaufte<br />

Hallen nicht nur im Falle von diversen<br />

Abba- oder Pink-Floyd-„Ersatzbands"<br />

beweisen. Ähnliches versuchen jetzt<br />

Creedence Again und Massachusetts.<br />

Erstgenannte Formation gilt in<br />

Expertenkreisen als au<strong>the</strong>ntischste CCR-<br />

Cover-Band. „Creedence Again sind eine<br />

gnadenlose gute Gruppe", attestierte<br />

Pop-Superstar Pink der US-Combo<br />

um Sänger Cameron John. Die kommt<br />

jetzt erstmals nach Europa, und allein<br />

in Deutschland sind bis April knapp 50<br />

Shows unter dem Mot<strong>to</strong> „Hey Tonight<br />

Live 2013" gebucht. Als „Das Bee Gees<br />

<strong>Music</strong>al" angekündigt sind die Konzerte<br />

der italienischen Band Massachusetts:<br />

Die besteht im Wesentlichen aus den drei<br />

Egiziano-Brüdern, die die Geschichte der<br />

legendären Brüdergruppe mit allen Hits<br />

erzählen und laut Veranstalter in engem<br />

Kontakt mit der Familie Gibb stehen. Sie<br />

sind „In Memoriam To Robin & Mau rice<br />

Gibb" ab dem 16.1. ebenfalls bis April<br />

unterwegs+++<br />

Fo<strong>to</strong>s: © Jeff Kleeman<br />

Creedence Again<br />

THE POWER OF MIND heißt die neue<br />

Scheibe, die John Law<strong>to</strong>n demnächst<br />

veröffentlichen wird. Der frühere Sänger<br />

von Uriah Heep und Lucifer's Friend (einst<br />

auch Mitglied der Les Humphries Singers)<br />

hat für das Konzeptalbum mit der bulgarischen<br />

Band Diana<br />

Express zusammengearbeitet<br />

und 14 Songs<br />

aufgenommen.<br />

„Es geht um positives<br />

Denken –<br />

das ist das Thema der Songs", sagt Law<strong>to</strong>n<br />

über sein Werk. „Die Melodien und Texte<br />

sagen viel darüber, wie wir uns gegenseitig<br />

in der heutige Welt wahrnehmen und<br />

miteinander umgehen sollten." THE PO-<br />

WER OF MIND ist erst Law<strong>to</strong>ns zweites<br />

Solowerk nach dem 2000er Album STILL<br />

PAYING MY DUES TO THE BLUES. Seine<br />

letzten Platten hatte der Engländer mit<br />

Bands wie Zar oder Gun Hill eingesungen+++<br />

Fo<strong>to</strong>: © R. Fengler<br />

Herzattacke, aber kein Infarkt – diese Diagnose<br />

erhielt Ventures-Gitarrist Nokie<br />

Edwards Mitte September in einem Krankenhaus<br />

in Japan, wo er sich während einer<br />

vierwöchigen Tournee seiner Band aufhielt.<br />

Inzwischen wurde der 77-Jährige operiert<br />

und soll sich auf dem Wege der Genesung<br />

befinden. Er hatte 2009 einen Herzinfarkt<br />

erlitten+++<br />

Vor einigen Monaten hatten sich Scott<br />

Gorham und die aktuelle Thin-Lizzy-<br />

Besetzung zurückgezogen, um an neuen<br />

Songs für das erste Album nach dem Tod<br />

von Bandleader Phil Lynott 1986 zu arbeiten.<br />

Doch dann hat die Gruppe es sich<br />

noch einmal überlegt und beschlossen, die<br />

Scheibe nicht unter dem alten Namen herauszubringen.<br />

„Aus Respekt vor Phil Lynott<br />

und seinem Erbe”, begründete Gorham die<br />

Entscheidung. „Wir haben 20 Songs geschrieben<br />

und sind sicher, dass Phil s<strong>to</strong>lz<br />

auf sie wäre. Wir werden das neue Material<br />

bald veröffentlichen – allerdings werden<br />

wir erst im neuen Jahr bekanntgeben, unter<br />

welchem Namen das passieren wird." Sänger<br />

Ricky Warwick ergänzte, dass die Band<br />

nur noch bis Ende 2012 unter dem Namen<br />

Thin Lizzy unterwegs sein wird: „Nach der<br />

Europa-Tour ist damit Schluss!"+++<br />

Der Platten-Output der schottischen Formation<br />

The Blue Nile ist extrem dünn.<br />

Die als Trio gestartete und auf Quartettgröße<br />

angewachsene Band brachte es seit<br />

Beginn der 80er <strong>Jahre</strong> auf nur vier Alben,<br />

dessen „jüngstes", HIGH, 2004 erschien.<br />

Ansonsten gibt es lediglich einige verstreute<br />

Tracks und ein paar Kollaborationen, vor<br />

allem von Sänger Paul Buchanan (mit Peter<br />

Gabriel, Annie Lennox und Robbie Robert-<br />

Seite 4 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


News Aktuell News<br />

Anzeige<br />

son von The Band). A WALK ACROSS THE<br />

ROOFTOPS (1984) und HATS (1989), die<br />

einst bei Virgin Records erschienen, werden<br />

jetzt als limitierte Special Double-CD-Editions<br />

neu aufgelegt. Beide Alben wurden<br />

von Buchanan, Blue-Nile-Bassist Robert<br />

Bell und dem originalen Soundmann Calum<br />

Malcolm remastert und enthalten jeweils<br />

eine Bonus-CD mit teils extrem seltenen<br />

Tracks+++<br />

Einige interessante Veröffentlichungen<br />

verspricht der Reissue-Spezialist Sireena<br />

Records für die nächsten Wochen und<br />

Monate: Das Elektronikprojekt Mythos<br />

hat mit SURROUND SOUND EVOLUTION<br />

ein neues Album im Kasten. Die 1979er LP<br />

GEWALT IST SCHITT der Deutsch-Rockveteranen<br />

Franz K kommt erstmals auf CD.<br />

Dazu steht mit THE SPIRIT OF SIREENA<br />

VOL 7 der alljährliche Labelsampler mit<br />

2012er-Veröffentlichungen ins Haus. Erster<br />

Höhepunkt 2013 ist dann MAGNIFICA-<br />

TION von Yes auf Vinyl, dem sich weitere<br />

Vinyl-VÖs wie STAMPEDE von Krokus<br />

und RECYCLED von Nektar anschließen.<br />

Im Laufe des nächsten <strong>Jahre</strong>s sollen dann<br />

drei weitere Re-Releases der schwedischen<br />

Prog-Rocker Tribute folgen. Desgleichen<br />

in der Pipeline sind „Rockpalast"-DVDs<br />

von Der Moderne Mann, Bullfrog und<br />

der Pee Wee Bluesgang. Und dann wäre<br />

da noch LIVEKRAUT, die Fortsetzung<br />

von JAZZKRAUT mit Livetiteln von Grobschnitt,<br />

Jane, Anyone's Daughter, Mythos,<br />

Karthago únd anderen+++<br />

Auch im Jahr 2013 bricht der „Blues<br />

Caravan" mit Akteuren des Blues-<br />

Labels Ruf Records auf, um zunächst in<br />

Deutschland, dann auch in Rest-Europa<br />

und in den USA zu <strong>to</strong>uren. Er steht<br />

dabei unter dem Mot<strong>to</strong> „Tomorrow's<br />

Guitar Heroes" und präsentiert mit Jimmy<br />

Bowskill einen Künstler, der bereits<br />

mehrfach hier zu Lande live unterwegs<br />

war und sein Können demonstriert hat.<br />

Gleiches gilt für Joanne Shaw Taylor, die<br />

bereits 2009 „Blues Caravan"-Erfahrung<br />

sammelte. Ein echter Newcomer hingegen<br />

ist Bart Walker aus Nashville, der sich<br />

und sein Debütalbum WHO I AM ab dem<br />

23. Januar live vorstellt+++<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Für die alljährliche Royal Variety Show von<br />

Königin Elizabeth II., eine Benefizveranstaltung,<br />

am 19. November in der Londoner<br />

Royal Albert Hall waren Auftritte von<br />

Rod Stewart, Neil Diamond, Alicia Keys und<br />

Kylie Minogue angekündigt+++<br />

So traurig der Anlass – der Tod von Jon<br />

Lord vor wenigen Monaten – auch ist, er<br />

beschert den Fans des Hammondzauberers<br />

einige (Wieder-)Veröffentlichungen des<br />

einstigen Deep-Purple-Keyboarders: EMI<br />

bringt sein Solowerk BEFORE I FORGET<br />

von 1982 remastert heraus, inklusive der<br />

Beiträge die die Gitarristen Bernie Marsden<br />

(Whitesnake) und Mick Ralphs (Bad Company)<br />

und die Drummer Simon Phillips und<br />

Ian Paice damals geleistet hatten+++<br />

Derzeit räumt Peter Maffay wieder einmal<br />

live mit „Tabaluga" ab, doch der<br />

62-Jährige macht sich durchaus Gedanken<br />

über das Älterwerden. „Meine Zeit läuft<br />

langsam ab. Ein Tod mit 63 ist nicht so<br />

außergewöhnlich. Ich wäre kein Realist,<br />

wenn ich nicht schon mal darüber nachgedacht<br />

hätte", meinte er jüngst in einem<br />

Interview. Dennoch blickt er optimistisch<br />

nach vorn: „An Rente ist bei mir nicht zu<br />

denken. Mein Plattenvertrag läuft bis 2022.<br />

Bis dahin möchte ich noch einiges ausprobieren"+++<br />

Die Hollies haben ein Live-Album aufgenommen.<br />

„Nun hoffen wir, dass Tonys<br />

Sohn Paul Hicks bald Zeit findet, die Aufnahmen<br />

in Abbey Road abzumischen und<br />

zu mastern", sagte Drummer Bobby Elliott<br />

<strong>GoodTimes</strong>. Hicks jr., der gerade mit Dhani<br />

Harrison in Los Angeles aufnimmt, war mit<br />

einem Grammy für seine Beatles-Veredelungen<br />

ausgezeichnet worden. El liott über<br />

die weiteren Pläne der Altmeister: „Ende<br />

Januar geht es nach Neuseeland und Australien,<br />

danach beginnt im März unsere<br />

große UK-Tournee"+++<br />

Beatles-Manager Brian Epstein wird<br />

in seiner Heimatstadt Liverpool mit einer<br />

Statue geehrt – wenn Fab-Four-Fans die<br />

dafür notwendigen 96.274 Dollar aufbringen.<br />

Ein entsprechender Beschluss des Liverpooler<br />

Stadtrats wurde am 2. November<br />

bekanntgegeben. Die Statue soll vor dem<br />

Haus aufgestellt werden, in dem einst Epsteins<br />

Vater und Großeltern lebten+++<br />

Georgie Fame plant nach seiner neuen<br />

CD mit den kroatischen Jazzgrößen Primaz<br />

Grasic (g) und Mario Mavrin (b), LOST IN A<br />

LOVER'S DREAM, zwei weitere Alben: „Wir<br />

haben ein sehr schön klingendes Live teil<br />

mit meinen Söhnen Tristan (g) und James<br />

(dr) aufgenommen, und hier liegen zehn<br />

<strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 5


Aktuell News Aktuell<br />

brandneue Kompositionen von mir, die ich<br />

mit den Blue Flames einspielen werde, sobald<br />

ich Zeit habe." Doch erst stehen nach<br />

der Rückkehr von einer Tournee mit Bill<br />

Wyman's Rhythm Kings im November weitere<br />

Konzerte als Georgie Fame & Sons ins<br />

Haus+++<br />

Ernie Isley (Isley Bro<strong>the</strong>rs), Rick Derringer,<br />

David Johansen, Merle Haggard, Ronnie<br />

Hawkins und Joe Bonamassa standen<br />

am 27. Ok<strong>to</strong>ber bei einem „All-Star<br />

Rock'n'Roll Hall Of Fame Tribute Concert”<br />

für die Rock'n'Roll-Legende Chuck<br />

Berry in Cleveland, Ohio, auf der Bühne.<br />

Anlass war die Eröffnung einer Ausstellung<br />

zu Ehren des 87-Jährigen, der immer<br />

noch jeden Monat eine Show in seiner<br />

Heimatstadt St. Louis spielt. Zu sehen sind<br />

unter anderem Bühnenklamotten, eine Gitarre<br />

und der Vertrag, den Berry 1958 bei<br />

Chess Records unterschrieben hat. Seinen<br />

musikalischen Enkeln gab der Altmeister<br />

folgende Ratschläge mit auf den Weg:<br />

„Erstens: Keep rocking! Zweitens: Seid<br />

nett zu euren Fans!" Ansonsten beklagte<br />

Berry sich über gesundheitliche Probleme:<br />

„Meine Stimme ist weg, meine Lungen<br />

pfeifen – die Zeiten des Singens sind für<br />

mich vorbei"+++<br />

In Beverly Hills ist bei einer Auktion von<br />

Memorabilia aus dem Besitz von Ron<br />

Wood der Hammer bei 60.800 Dollar gefallen<br />

– für eine 1955er Fender-Gitarre,<br />

die Woods live mit den Faces gespielt<br />

hatte. Eine Lithografie, die Wood von Eric<br />

Clap<strong>to</strong>n angefertigt hatte und von beiden<br />

handsigniert wurde, brachte immerhin<br />

5120 Dollar. Ein Teil des Auktionserlöses<br />

soll guten Zwecken zufließen+++<br />

Perfekt nicht nur für Nostalgiker: Bereits<br />

seit dem 2. November wiederholt das<br />

ZDF auf seinem Subkanal ZDF.Kultur die<br />

„Rockpop"-Sendungen werktags jeweils<br />

um 18.45 Uhr. Die wurden bekanntlich in<br />

den 80er <strong>Jahre</strong>n von <strong>GoodTimes</strong>-Mitarbeiter<br />

Christian Simon moderiert – verpasste<br />

Sendungen sollten noch in der Media<strong>the</strong>k<br />

des Kanals zu finden sein+++<br />

Ende Ok<strong>to</strong>ber erschien die deutsche Version<br />

des „Rock Science Game". Bei diesem<br />

Spiel für zwei bis sechs Teilnehmer<br />

muss man beim Umrunden des Spielfelds<br />

verschiedene Fragen zu Songs, Alben,<br />

Rocker, Sex & Drugs & Rock'n'Roll-Geschichten,<br />

My<strong>the</strong>n und Legenden beantworten.<br />

Damit für jeden etwas dabei ist,<br />

sind die Fragen in drei Schwierigkeitsgrade<br />

– Poser, Fan und Scientist – unterteilt,<br />

weiterhin sind alle Spieler ständig involviert,<br />

da sie wetten müssen, ob die anderen<br />

Mitspieler ihre Fragen beantworten<br />

können. Mit mehr als 1600 Fragen über<br />

Hunderte von Rockbands, von Top-Gruppen<br />

bis zu One-Hit-Wonders, von längst<br />

vergangenen Zeiten bis zu aktuellen<br />

Acts, dreht sich alles um Black Sabbath,<br />

AC/DC, Iron Maiden, Motörhead, Sex Pis<strong>to</strong>ls,<br />

Pearl Jam oder die Rolling S<strong>to</strong>nes.<br />

Mit dem „Rock Science Game" kann nun<br />

jeder spielerisch testen, wie gut sein Musikwissen<br />

wirklich ist+++<br />

Bei der Buchrezension zu „We Are Ugly<br />

But We Have The <strong>Music</strong>" in der letzten<br />

Ausgabe hatten sich leider Fehler eingeschlichen:<br />

Das Buch von Jonas Engelmann<br />

und seinen Mi<strong>the</strong>rausgebern ist beim Ventil<br />

Verlag, Mainz, mit der ISBN-Nummer 978-<br />

3-931555-39-9 erschienen. Und es kostet<br />

„nur" 17,90 Euro, nicht wie irrtümlich angegeben<br />

49,80+++<br />

Rick Parfitt hatte es im <strong>GoodTimes</strong>-Interview<br />

angedeutet (siehe S. 18), und in letzter<br />

Minute vor Drucklegung kam die Bestätigung:<br />

Die Originalbesetzung von Status<br />

Quo mit Francis Rossi, Parfitt, Alan Lancaster<br />

und John Coghlan ist – nach den<br />

„geheimen" Jamsessions für die DVD-Doku<br />

HELLO QUO 2011 – noch einmal live zu<br />

erleben, allerdings leider nur im UK: Zwischen<br />

dem 10. und 16. März treten Quo<br />

in Glasgow, Manchester, Wolverhamp<strong>to</strong>n<br />

und London (2x Hammersmith Apollo) live<br />

auf. Zuletzt <strong>to</strong>urte der Originalvierer 1981<br />

gemeinsam+++<br />

Musikalische Kreuzfahrten sind seit geraumer<br />

Zeit groß angesagt. Auch die<br />

britischen Rockveteranen Moody Blues<br />

mischen nun in diesem neuen Geschäftsbereich<br />

kräftig mit und bieten vom 20.<br />

bis 25. März 2013 für ihre Fans eine solche<br />

Schiffsreise an. Mit an Bord sind Greg<br />

Lake (ELP), Asia featuring John Pay ne,<br />

Ambrosia, The Strawbs, die Zombies,<br />

die Little River Band sowie Joe Williams<br />

(To<strong>to</strong>). Infos sind zu finden unter moodyblues<strong>to</strong>day.com+++<br />

Wie erst verspätet – und nach Redaktionsschluss<br />

der Rubrik „Vers<strong>to</strong>rben" – bekannt<br />

wurde, ist Christian Engel (*22.4.1950),<br />

der Schlagzeuger und Mitbegründer der<br />

Beatles Revival Band bereits am 14.<br />

Juli einem langen Krebsleiden erlegen. Die<br />

Cover-Band erfreute sich zu Zeiten des Kal-<br />

2x Tickets/je Stadt<br />

<strong>GoodTimes</strong> verlost unter allen Teilnehmern:<br />

Stichwort: Harlem Gospel Singers<br />

Bitte gewünschte Stadt angeben,<br />

wir versuchen Ihren Wunsch zu berücksichtigen.<br />

Stuttgart 25.12.12<br />

Mannheim 26.12.12<br />

Essen 31.12.12<br />

Köln 04.01.13<br />

Düsseldorf 06.01.13<br />

Frankfurt 07.01.13<br />

Hamburg 10.01.13<br />

Dortmund 12.01.13<br />

Die Gewinner werden benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

NikMa Verlag · Eberdinger Straße 37 · 71665 Vaihingen/Enz · Fax: 0 70 42/37660-188 · email: goodtimes@nikma.de<br />

Einsendeschluss ist der 15.12.2012!<br />

Seite 6 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


News Aktuell News<br />

ten Kriegs gerade auch im Ostblock und in<br />

der DDR großer Belieb<strong>the</strong>it, wo sie häufig<br />

<strong>to</strong>urte+++<br />

Zum <strong>40</strong>-jährigen Jubiläum von David<br />

Bowies "The Jean Genie" veröffentlicht<br />

EMI die Single als 7"-Sammlerstück in<br />

Form einer Vinyl-Picture-Disc. Ursprünglich<br />

wurde "The Jean Genie” in Großbritannien<br />

am 14. November 1972 von RCA<br />

als erste Single aus dem Album ALADDIN<br />

SANE veröffentlicht. Er habe mit diesem<br />

Song „denselben Sound kreieren wollen wie<br />

die S<strong>to</strong>nes auf ihrem allerersten Album mit<br />

der Mundharmonika”,<br />

erzählte Bowie<br />

1973 dem<br />

„New <strong>Music</strong>al<br />

Express".<br />

Im Dezember<br />

erreichte die<br />

Single, deren Titel<br />

eine Anspielung auf<br />

den französischen Romancier und Theaterau<strong>to</strong>r<br />

Jean Genet war, Platz 2 der UK-<br />

Charts. Die B-Seite der Jubiläumsausgabe<br />

enthält eine erst kürzlich wiederentdeckte<br />

Aufnahme der BBC von "The Jean Genie”<br />

vom Januar 1973 aus der Sendung „Top Of<br />

The Pops". Mit dabei war Bowies grandiose<br />

Begleitband Spiders From Mars mit Mick<br />

Ronson, Trevor Bolder und Woody Woodmansey.<br />

Beide Songs wurden von dem damaligen<br />

Toningenieur Ray Stuff remastert<br />

und werden nur kurz erhältlich sein+++<br />

Bei den gemeinsamen Bandprojekten EBC<br />

Roxx und Over The Rainbow hatten Tony<br />

Carey und Jürgen Blackmore bereits zusammengearbeitet,<br />

bei seinen anstehenden<br />

Gigs mit der Tony Carey Band wird der<br />

singende Keyboarder mit Rainbow- und<br />

Maffay-Vergangenheit den Sohn von Ritchie<br />

Blackmore im Schlepptau haben – so<br />

in Nürnberg (27.11.), Erding (29.11.) und<br />

München (30.11.). Die TCB besteht außerdem<br />

aus Jan E. Holberg (b), Per Ole Iversen<br />

(dr) sowie den Gitarristen Jostein Svarstad<br />

und Anders Norman+++<br />

Mit den Rolling S<strong>to</strong>nes ist Mick Jagger<br />

gerade wieder schwer beschäftigt, um die<br />

Konzerte zum 50-jährigen Jubiläum auf<br />

die Reihe zu bringen. Die Band spielte am<br />

25. Ok<strong>to</strong>ber einen vor Energie strotzenden,<br />

75-minütigen Warm-up-Gig im La Trabendo<br />

in Paris vor 700 begeisterten Besuchern,<br />

um sich für ihre jeweils zwei in London<br />

(25.+29.11.) und New York (13.+15.12.)<br />

geplanten Arena-Shows in Form zu bringen.<br />

Daneben findet Jagger aber offenbar<br />

auch die Zeit, um seiner zweiten Liebe zu<br />

frönen, dem Filmbusiness: Er wird die Verfilmung<br />

des Lebens von James Brown produzieren.<br />

Das Drehbuch schreiben Jez und<br />

John-Henry Butterworth („Fair Game”),<br />

Tate Taylor („The Help”) ist als Regisseur<br />

im Gespräch, während über die Besetzung<br />

noch nichts durchgesickert ist. „Ich hatte<br />

gehofft, das James-Brown-Biopic machen<br />

zu können, weil er für mich der elektrisierendste<br />

und aufregendste Bühnenperformer<br />

aller Zeiten war – es ist eine große<br />

Ehre, bei so einem Projekt dabei zu sein",<br />

ließ Jagger verbreiten+++<br />

Wenn diese <strong>GoodTimes</strong>-Ausgabe erscheint,<br />

ist der neue US-Präsident gewählt. Ob das<br />

Engagement diverser Rock- und Popstars<br />

Barack Obama wieder ins Weiße Haus geholfen<br />

hat oder zur Wahl von Mitt Romney<br />

beitrug, ist dann wohl nicht mehr festzustellen.<br />

Doch in den Wochen vor der Wahl<br />

legten sich jede Menge Künstler mächtig<br />

für einen der beiden Kandidaten ins Zeug:<br />

Meat Loaf jedenfalls sang gemeinsam mit<br />

Randy Owen von der C&W-Band Alabama<br />

und den Country-Stars Big & Rich "America<br />

The Beautiful" bei einer Romney-Veranstaltung<br />

in Defiance, Ohio. Bruce Springsteen<br />

und Rapper Jay-Z hingegen röhrten<br />

am Tag vor der Wahl in Madison, Wisconsin,<br />

für Obama. Auch Altmeister Chuck<br />

Berry lobte Obama über den grünen Klee,<br />

und Mo<strong>to</strong>wn-Legende Stevie Wonder veröffentlichte<br />

gar einen neuen Song mit dem<br />

Titel "Keep Moving Forward", um Obamas<br />

Wiederwahl zu unterstützen+++<br />

Soulveteran Bobby Womack ist vom<br />

britischen Magazin „Q” für sein Album<br />

THE BRAVEST MAN IN THE UNIVER-<br />

SE, sein erstes Studioprodukt seit 1994,<br />

ausgezeichnet worden. Der 68-jährige<br />

Womack war Anfang des <strong>Jahre</strong>s mit der<br />

Diagnose Darmkrebs konfrontiert worden,<br />

nachdem er 2010 von Damon Albarn<br />

(Blur) ermutigt worden war, wieder im<br />

Musikgeschäft aktiv zu werden. Albarn<br />

co-produzierte auch das nun ausgezeichnete<br />

Album+++<br />

Was andere können, kann ich auch, mag<br />

sich Sir Paul McCartney gesagt haben.<br />

Und so hat der Ex-Beatle nun auch „sein"<br />

Weihnachtsalbum aufgenommen. Es trägt<br />

den Titel HOLIDAYS RULE und enthält<br />

Beiträge von The Shins, fun., Rufus Wainwright<br />

& Sharon Van Etten, Andrew Bird,<br />

Calexico, The Civil Wars sowie The Head &<br />

The Heart. Außerdem widersprach McCartney<br />

in einem Interview mit Sir David Frost<br />

für den englischen Ableger des Fernsehsenders<br />

Al Jazeera der weitverbreiteten These,<br />

allein Yoko Ono sei schuld gewesen an der<br />

Trennung der Beatles. Zwar habe er es als<br />

„sehr schwierig" empfunden, dass Ono bei<br />

den Aufnahmesessions der Band dabei war.<br />

„Sie hat die Gruppe aber nicht gesprengt<br />

– dieser Prozess war bereits im Gange."<br />

Ihr avantgardistischer Ansatz habe John<br />

Lennon fasziniert, „der ohnehin schon auf<br />

dem Sprung war", sagte McCartney und<br />

ergänzte, er sei überzeugt, dass Lennon<br />

ohne Yoko Ono Songs wie "Imagine" nie<br />

geschrieben hätte+++<br />

Um bei den Beatles zu bleiben: Oscar-Gewinner<br />

Al Pacino wird die Hauptrolle in einem<br />

Film über einen fiktiven Rockstar spielen,<br />

der sein Leben und seine Karriere auf<br />

den Kopf stellt, nachdem er einen Brief von<br />

Lennon findet. Der Film wird „Imagine" heißen,<br />

das Drehbuch stammt von Dan Fogelman,<br />

der auch erstmals selbst Regie führen<br />

wird, nachdem er bislang für Kassenschlager<br />

wie „Crazy, Stupid, Love And Cars" „nur" als<br />

Au<strong>to</strong>r mitverantwortlich gezeichnet hatte.<br />

Drehbeginn ist im Frühjahr 2013+++<br />

Via Twitter hat Neil Young mitgeteilt,<br />

dass sein lange gestrichenes Album TIME<br />

FADES AWAY von 1973 neu aufgelegt und<br />

parallel mit der Präsentation seines Pono-<br />

Projekts herauskommen wird. Mit Pono<br />

hat Young einen iPod-Konkurrenten entwickelt,<br />

der im Gegensatz zum MP3-Player<br />

unkomprimierte HD-Files abspielen kann.<br />

Außerdem habe er vor, demnächst gemeinsam<br />

mit Dave Grohl (Nirvana, Foo Fighters)<br />

aufzunehmen+++<br />

Mittels einer wissenschaftlichen Studie haben<br />

die in den USA wie im UK beheimateten<br />

Kaplan International Colleges festgestellt,<br />

welche Musiker mit ihren Werken am<br />

hilfreichsten dabei sind, die englische Sprache<br />

zu erlernen. Ganz vorn landete bei der<br />

Erhebung Reggae-Legende Bob Marley,<br />

dahinter rangierten Michael Jackson, Madonna,<br />

Justin Bieber und Lady Gaga+++<br />

Sängerin Daliah Lavi veröffentlicht am<br />

5.12. kurz vor ihrem 70. Geburtstag die<br />

Song- und Video-Retrospektive MEINE<br />

WELT – DAS BESTE VON 1970 – 2008+++<br />

Bassist Roger Glover hat berichtet, dass<br />

Deep Purple bereits 14 Songs für ihr<br />

noch titelloses neues Studio-Album fertig<br />

haben. „Elf oder zwölf davon werden<br />

es wohl auf die Platte schaffen”, meinte<br />

Glover. Entstanden sind die Aufnahmen in<br />

Nashville, wo die Band mit Produzent Bob<br />

Ezrin wiederholt im Studio war+++<br />

Am 21. Januar wird TRANSITION, das neue<br />

Solowerk von Steve Luka<strong>the</strong>r (To<strong>to</strong>), in<br />

den Plattenläden stehen – in drei verschiedenen<br />

Formaten: als Deluxe Edition, als<br />

Jewel-Case-CD und als Vinyl+++<br />

Unsere Gewinner aus<br />

Heft 4/2012<br />

Stichwort "<br />

Sex Pis<strong>to</strong>ls"<br />

3x CD:<br />

- Michael Martin, Lichtenfels<br />

- Stefan Rodenbeck, Petershagen<br />

- Ralf Kohlwes, Varel-Borgstede<br />

Stichwort "<br />

The Baseballs"<br />

3x DVD:<br />

- Alfred Wal<strong>the</strong>r, Hamburg<br />

- Ot<strong>to</strong> Blunck, Cottbus<br />

- Reiner Bellstedt, Leipzig<br />

Unsere Gewinner aus<br />

Heft 5/2012<br />

Stichwort "<br />

Mega Records"<br />

5x 2 Tickets:<br />

- Matthias Lerbs, Achim<br />

- Fritz Erlemann, Werdohl<br />

- Bernd Schmalenbach, Lüdenscheid<br />

- Cord Sonnekalb, Bremen<br />

- Michael Wüseke, Merzhausen<br />

KING CRIMSON<br />

Im Rahmen der King Crimson <strong>40</strong>th Anniversary<br />

Edition folgt in diesem Jahr<br />

die Neuauflage des Klassiker „Lark‘s<br />

Tongues in Aspic“. Das 73er Album war<br />

das Studiodebüt des dritten King Crimson<br />

Live-Lineups mit Robert Fripp, Bill<br />

Bruford, John Wet<strong>to</strong>n, Jamie Muir und<br />

David Cross. Auch das fünfte Studio-Album<br />

wurde nun neu von Steven Wilson<br />

und Robert Fripp gemischt und liegt<br />

in drei komplett neuen Ausgaben vor.<br />

Neben der bekannten CD/DVD-Audio<br />

Version gibt es ebenso eine Doppel-CD<br />

sowie eine Box mit zusätzlich zahlreichen<br />

Live-Aufnahmen.<br />

Lark‘s Tongues in Aspic<br />

Best-Nr. DGM5011<br />

(2 CD)<br />

Best-Nr. KCSP5<br />

(CD/DVD-Audio)<br />

Best-Nr. KCCBX5<br />

(13 CD/DVD-Audio/Blu-Ray)<br />

Best-Nr. KCLP3<br />

(200g Vinyl)<br />

Best-Nr. KCSP3<br />

(CD/DVD-Audio)<br />

Lizard<br />

ebenso erhältlich: KING CRIMSON<br />

In <strong>the</strong> Wake of Poseidon<br />

Best-Nr. KCLP2<br />

(200g Vinyl)<br />

Best-Nr. KCSP2<br />

(CD/DVD-Audio)<br />

Best-Nr.: KCSP6<br />

(CD/DVD-Audio)<br />

Best-Nr.: KCSP8<br />

(CD/DVD-Audio)<br />

Starless and Bible Black<br />

Discipline<br />

FRIPP/TRAVIS<br />

Follow<br />

Best-Nr. GYRSP1<br />

(CD/DVD-Autio)<br />

Star-Produzent Steven<br />

Wilson hat Elemente<br />

von Fripps und Travis‘<br />

Live-Konzerten und<br />

Studio-Aufnahmen zu einem zusammenhängenden<br />

Album verwoben.<br />

JAN BANG / ERIK HONORÉ /<br />

DAVID SYLVIAN<br />

Uncommon Deities<br />

Best-Nr. SS022<br />

(CD, ltd. Auflage)<br />

Jan Bang und Erik<br />

Honoré haben aus David<br />

Sylvians Gedicht-Rezitation,<br />

Elementen einer<br />

Audio-Installation und Improvisa<strong>to</strong>nsfragmenten<br />

ein Album gemacht, das in<br />

der Linie von Manafon und Died in <strong>the</strong><br />

Wool zu verstehen und hören ist.<br />

<strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 7<br />

Galileo <strong>Music</strong> Communication GmbH<br />

Dachauer Str. 5-7 - 82256 Fürstenfeldbruck<br />

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Aktuell News Aktuell<br />

Erfolgs-Songschmied Albert Hammond<br />

bringt nicht nur im Frühjahr ein neues Album<br />

heraus, für das er weitere seiner Erfolgslieder<br />

neu aufgenommen hat, sondern<br />

er kommt erstmals seit undenklichen Zeiten<br />

wieder zu Konzerten nach Deutschland.<br />

Zehn Gigs im April sind angepeilt. Zuvor<br />

gibt es allerdings mit "Snow In New York"<br />

erst einmal noch eine neue Single, die er gemeinsam<br />

mit Chris de Burgh verfasst hat+++<br />

Gerade erst waren die um Midge Ure reformierten<br />

Ultravox konzertant unterwegs,<br />

und schon im Frühjahr soll ein Tourmitschnitt<br />

als Live-CD und -DVD auf den<br />

Markt kommen+++<br />

Eine Label übergreifende BEST OF-Werkschau<br />

der Pop-Veteranen The Fixx ist für<br />

Anfang 2013 angekündigt. Die Band um<br />

Sänger Cy Curnin wird das Album auch bei<br />

mehreren Shows auf deutschen Bühnen vorstellen+++<br />

Bereits in der letzten Ausgabe war an dieser<br />

Stelle angekündigt worden, dass Paul<br />

Rodgers (Free, Bad Company, The Firm)<br />

als Headliner die 2013er Ausgabe von<br />

„Rock Meets Classic" anführen wird. Inzwischen<br />

stehen auch die übrigen Teilnehmer<br />

der Tour im Februar und März fest: Eric<br />

Bazilian (Hooters), Steve Augeri (Journey),<br />

Chris Thompson (Manfred Mann's<br />

Earth Band) und „Very Special Guest"<br />

Bonnie Tyler werden ihre größten Hits<br />

anstimmen. Unterstützt werden sie dabei<br />

von der Mat Sinner Band und dem Bohemian<br />

Symphony Orchestra Prag+++<br />

Kaum hatte Hurrikan Sandy New York und<br />

die US-Ostküste aus seinen Klauen gelassen,<br />

war ein „Hurricane Sandy: Coming<br />

Toge<strong>the</strong>r"-Benefizkonzert auf die Beine<br />

gestellt, um Geld für die Sturmopfer aufzutreiben.<br />

Auf der Bühne standen dabei Bruce<br />

Springsteen, Jon Bon Jovi, Sting, Billy Joel<br />

und Christina Aguilera. Weitere hilfsbereite<br />

Charity-Teilnehmer waren Berühm<strong>the</strong>iten<br />

wie Jimmy Fallon, Jon Stewart, Kevin Bacon,<br />

Tina Fey und James Gandolfini. Der<br />

Erlös geht direkt an das amerikanische Rote<br />

Kreuz+++<br />

Peter Framp<strong>to</strong>n schreibt die Musik für<br />

ein neues Projekt des Cincinnati Ballet.<br />

Die Produktion wird am 26. und 27. April<br />

insgesamt dreimal im Aronoff Center For<br />

The Arts in der Stadt im US-Bundesstaat<br />

Ohio aufgeführt, wobei Framp<strong>to</strong>n und<br />

seine Band live zu den Tanzaufführungen<br />

spielen werden. „Ich liebe Tanz, ich<br />

liebe Ballett, und alle meine Töchter sind<br />

durch diese Schule gegangen", sagte<br />

Framp<strong>to</strong>n zu seinem Ausflug in ein anderes<br />

Kunstgenre, kurz nach Veröffentlichung<br />

seiner neuen DVD FCA! 35 TOUR.<br />

Die Ballettmusik soll voraussichtlich als<br />

EP mit fünf, sechs Songs veröffentlicht<br />

werden+++<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

„Ain't In It For My Health: A Film About<br />

Levon Helm”, die 2010 entstandene Dokumentation<br />

über den vers<strong>to</strong>rbenen Sänger<br />

und Drummer von The Band, soll Anfang<br />

2013 landesweit in US-Kinos gezeigt werden<br />

und wird dann irgendwann wohl auch<br />

als DVD erhältlich sein. Gedreht hatte den<br />

Film Regisseur Jacob Haley, der Helm nach<br />

der Veröffentlichung seines 2007er Comebackalbums<br />

DIRT FARMER begleitet und<br />

auch beim Schreiben der Songs für den<br />

Nachfolger ELECTRIC DIRT beobachtet<br />

und mit der Kamera über die Schulter geschaut<br />

hatte+++<br />

Sein 20-jähriges Bestehen hat das Beat<br />

Archiv am 6. Ok<strong>to</strong>ber im sächsischen<br />

Glauchau gefeiert. Mit in der Jubelschar<br />

war Tony Sheridan, der bereits bei der<br />

Eröffnung des Beat Archivs gespielt hatte<br />

und sei<strong>the</strong>r mehrere Projekte mit der<br />

Einrichtung realisiert hat, darunter das<br />

Buch „Tony Sheridan – Biographie/ Discographie"<br />

(ISBN 3-9804452-1-6) und Veranstaltungen,<br />

bei denen er berichtete, wie<br />

ihn die Beatles bei den Aufnahmen für die<br />

LP MY BONNIE begleiteten. Ebenfalls vor<br />

Ort: Rod Davis, Mitglied der ersten Band<br />

von John Lennon, The Quarrymen, der<br />

bereits seinen vierten Auftritt in Glauchau<br />

absolvierte und wie Hans-Wal<strong>the</strong>r Braun,<br />

ein Freund der Beatles aus Hamburger<br />

Tagen, das Fanbuch „John Lennons<br />

Quarrymen – Yesterday And Today" von<br />

Beat-Archiv-Leiter Edmund Thielow<br />

unterstützte. Für die passenden Töne<br />

sorgten zudem die Berliner Cover-Band<br />

Frankie Goes To Liverpool, der Thüringer<br />

Singer/Songwriter Andreas Geffarth (hatte<br />

seine CD COME TOGETHER – JOHN LEN-<br />

NON TRIBUTE LIVE dabei); Lothar Becker<br />

und Kai-Uwe Witten von Die Strawberries,<br />

die gerade ihre CD BEAT INVASION veröffentlicht<br />

haben, sowie Reinhard Fißler<br />

(Stern Combo Meißen), der einst bei einer<br />

Beatles-Fan-Convention in Glauchau einmalig<br />

seinen John-Lennon-Gedenksong<br />

"He, John" gespielt hatte, den er aber<br />

nicht veröffentlichte, da die Puhdys ebenfalls<br />

1981 einen gleichnamigen Gedenksong<br />

herausgebracht hatten. Thorsten<br />

Dahlberg, Amtsleiter für Kultur der Stadt<br />

Glauchau, schenkte dem Beat Archiv eine<br />

gerahmte handschriftliche Aufzeichnung<br />

von Gerhard Zachar (Gründer der Band<br />

Lift) aus dem Jahr 1963 mit dem Titel „Do<br />

you want <strong>to</strong> know a secret" – und feierte<br />

mit zahlreichen weiteren Gästen, die sich<br />

den Beatles und dem Beat Archiv verbunden<br />

fühlen+++<br />

Buddy Miller, renommierter Studiogitarrist<br />

und Americana-Künstler, der zuletzt<br />

Robert Plants Band Of Joy produziert<br />

hatte, hat berichtet, dass er und der<br />

frühere Led-Zeppelin-Sänger mehrere<br />

Songs in Nashville geschrieben haben.<br />

Die sollen 2013 möglicherweise auf dem<br />

nächsten Solo-Album Plants zu hören<br />

sein. „Wir hatten das nicht geplant, aber<br />

wir haben genug Material für ein ganzes<br />

Album geschrieben", meinte Miller. Kurz<br />

zuvor war durchgesickert, dass Plant<br />

ein paar Gesangsspuren für das nächste<br />

Studiowerk von Primal Scream gefüllt<br />

hat+++<br />

Derweil hat Jimmy Page dem britischen<br />

Magazin "Mojo” berichtet, dass er dabei<br />

ist, mehrere Alben von Led Zeppelin zu<br />

remastern. Die sollen 2013 neu aufgelegt<br />

werden und auch noch unveröffentlichtes<br />

Bonus-Material aus der jeweiligen Entstehungsphase<br />

enthalten. „Nächstes Jahr<br />

werden einige Led-Zeppelin-Projekte herauskommen,<br />

darunter diverse Boxsets”,<br />

kündigte Page an+++<br />

Man soll's nicht glauben, auch bei den<br />

Beatles gibt s immer noch Premieren zu<br />

feiern: Nach der erstmaligen CD-Veröffentlichung<br />

der Studio-Album-Remasters<br />

im Jahr 2009 und dem „Debüt" als Digital<br />

Download exklusiv auf iTunes ein Jahr<br />

später, hat der überarbeitete Studiokatalog<br />

der Fab Four am 9. November seinen<br />

Einstand auf Stereo-Vinyl gefeiert. Alle<br />

14 Alben der Beatles sind nun in audiophiler<br />

Qualität auf 180g-Vinylscheiben<br />

inklusive hochwertiger Reduplikationen<br />

des originalen Artworks erhältlich. So<br />

kehren die Albumklassiker in ihrer ursprünglichen<br />

Pracht zurück, inklusive des<br />

Posters im Album THE BEATLES (WHITE<br />

ALBUM), der Cut-Outs in SGT. PEPPER'S<br />

… und spezieller Innenhüllen bei einigen<br />

Titeln. Jedes Album ist einzeln erhältlich,<br />

dazu gibt es ein auf weltweit 50.000 Exemplare<br />

limitiertes, aufwändiges Boxset,<br />

dem jeweils ein 252-seitiges Hardcover-<br />

Buch beigefügt ist+++<br />

Ruhmeshallen gibt es mittlerweile wie Sand<br />

am Meer, doch zu den bedeutenderen zählt<br />

allein wegen ihres Standorts die Memphis<br />

<strong>Music</strong> Hall Of Fame. Die hat jüngst ihre<br />

Neuaufnahmen bekanntgegeben: Elvis<br />

Presley, Jerry Lee Lewis, Otis Redding, Isaac<br />

Hayes, Al Green, Booker T. & The MG's,<br />

The Staple Singers, Rufus Thomas, Bobby<br />

„Blue” Bland, Willie Mitchell, Howlin' Wolf,<br />

Sam Phillips (Sun Records), Jim Stewart &<br />

Estelle Ax<strong>to</strong>n von Stax Records, DJ Dewey<br />

Phillips sowie die Bluespioniere W.C. Handy<br />

und Memphis Minnie sind diesmal an der<br />

Reihe. Feierlich aufgenommen werden sie<br />

am 29. November im Memphis Rock'n'Soul<br />

Museum+++<br />

Die prominentesten diesjährigen Neuzugänge<br />

in der Official R&B Hall Of Fame<br />

heißen Aretha Franklin, James Brown, The<br />

Temptations, Otis Redding, Michael Jackson<br />

und The O'Jays. Zelebriert wird ihre<br />

Aufnahme erst am 5. Mai 2013 in Cleveland+++<br />

Und noch eine Ruhmeshalle bedarf der Erwähnung,<br />

zählt sie doch zu den gewichtigsten:<br />

die Songwriters Hall Of Fame. Auf<br />

der (überaus begehrten) Kandidatenliste<br />

sind diesmal aufgeführt in der Kategorie<br />

„Performer” Lindsay Buckingham, Christine<br />

McVie und Stevie Nicks (alle Fleetwood<br />

Seite 8 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


News<br />

Aktuell<br />

Mac), Ray Davies (Kinks), Steve Winwood<br />

(Spencer Davis Group, Traffic), Jimmy<br />

Buffett, B.B. King, Jeff Lynne (ELO), Mick<br />

Jones & Lou Gramm (Foreigner), Steven<br />

Tyler & Joe Perry (Aerosmith), Elvis Costello<br />

und Bobby Womack. Als „Non-Performer”<br />

nominiert sind die Songschreiber<br />

Tony Hatch ("Down<strong>to</strong>wn”), Don Covay<br />

("Chain Of Fools”), J.D. Sou<strong>the</strong>r ("Best Of<br />

My Love”), P.F. Sloan & Steve Barri ("Secret<br />

Agent Man”), Dennis Lambert & Brian<br />

Potter ("Don't Pull Your Love”), Rod Temper<strong>to</strong>n<br />

("Rock With You”) und Randy Goodrum<br />

("You Needed Me”). Für die „Aufnahmeklasse<br />

2013” werden zwei Performer<br />

und drei Non-Performer gekürt, die Aufnahmezeremonie<br />

findet am 13.6. in New<br />

York statt+++<br />

Lemmy war mit Motörhead Vorreiter,<br />

Foghat produzieren seit <strong>Jahre</strong>n im eigenen<br />

Weinberg Süffiges, und nun mischt<br />

auch Sting bei der Weinproduktion mit.<br />

Macher im Hintergrund ist der Düsseldorfer<br />

Weinhändler und passionierte<br />

Rockfan Michael Spreckelmeyer, der seine<br />

beiden Leidenschaften kombinierte.<br />

Im Herbst 2011 begann er mit der Firma<br />

Metal & Wine, unter dem Label bekannter<br />

Rockbands hochwertige Weine<br />

zu vertreiben. Das Portfolio erstreckt sich<br />

von Pink Floyd, Rolling S<strong>to</strong>nes, Kiss über<br />

The Police bis hin zu AC/DC, Motörhead<br />

und Slayer. Die durchweg hochwertigen<br />

Weine aus 100-prozentig ökologischnachhaltiger<br />

Produktion (Eigenwerbung<br />

der Firma) tragen so klangvolle Namen<br />

wie „Back In Black"-Shiraz (AC/DC),<br />

„Forty Licks"-Merlot (S<strong>to</strong>nes), „ZinFire"-<br />

Zinfandel (Kiss) oder „Reign In Blood"-<br />

Cabernet Sauvignon (Slayer). Teils sind<br />

die Cuvées von der Musik der Bands<br />

inspiriert, teils haben die Musiker selbst<br />

ein Weingut oder an den Weinkreationen<br />

mitgewirkt. Bei AC/DC, Grateful Dead<br />

oder Slayer wiederum kommt der Wein<br />

aus ihren Heimatregionen. Stings Cuvée<br />

„Sister Moon" stammt von seinem eigenen<br />

<strong>to</strong>skanischen Weingut Il Palagio und<br />

erhielt von „Weinpapst" Robert Parker 92<br />

von 100 Punkten!+++<br />

Bereits 2010 hatte ein Spezialist bei Art<br />

Garfunkel eine Stimmbandschwäche<br />

konstatiert, was den Sänger aber nicht<br />

davon abhielt, 2012 auf Welt<strong>to</strong>ur zu gehen.<br />

Doch nachdem er Ende September<br />

zwei Gigs in S<strong>to</strong>ckholm aus gesundheitlichen<br />

Gründen (s.o.) absagen musste,<br />

blies er gleich auch noch den Rest seiner<br />

bis Ende Dezember gebuchten Tournee<br />

ab+++<br />

Die fast schon legendäre Prog-Rockband<br />

Nektar legt mit A SPOONFUL OF TIME<br />

ihr erstes Album voller Cover-Version vor.<br />

Im Studio waren bei den Aufnahmen zahlreiche<br />

Gäste dabei, auch Mitglieder der<br />

Bands, von denen sich Roye Albrigh<strong>to</strong>n &<br />

Co. Songs vornahmen: Michael Pinnella<br />

(Symphony X), Mark Kelly (Marillion), Geoff<br />

Downes (Asia/Yes), Edgar Froese (Tangerine<br />

Dream), Ian Paice (Deep Purple) & Nik Turner<br />

(Hawkwind), Steve Howe (Yes) & Derek<br />

Sherinian (Dream Theater/Black Country<br />

Communion) & Mel Collins (King Crimson),<br />

Simon House (Hawkwind), Billy Sheehan<br />

(Mr. Big) & Rod Argent (Zombies/Argent),<br />

Ginger Baker (Cream), David Cross (King<br />

Crimson), Jerry Goodman (Mahavishnu Orchestra),<br />

Rick Wakeman (Yes) sowie Bobby<br />

Kimball (To<strong>to</strong>) & Patrick Moraz (Yes, Moody<br />

Blues)+++<br />

Einen Hörsturz hatte der Kölner Blueser<br />

Richard Bargel während eines Konzerts<br />

Anfang September erlitten, sei<strong>the</strong>r plagt<br />

ihn ein „zischender, rauschender Tinnitus".<br />

Da ihm sein Arzt von einer „lauten elektrischen<br />

Band" abriet, um eine dauerhafte<br />

Hörschädigung zu vermeiden, hat Bargel<br />

die Zusammenarbeit mit dem früheren Bap-<br />

Gitarristen Klaus „Major" Heuser" als Men<br />

In Blues beendet. „Ein Projekt aufzugeben,<br />

das aus dem Stand heraus erfolgreich war,<br />

ist nicht leicht", sagte Bargel. Deshalb werde<br />

Heuser sich nach einem neuen Sänger umsehen,<br />

während er selbst zum akustischen<br />

Musizieren zurückkehre. Ab Januar wird er<br />

auf die Bühne zurückkehren und mit zehn<br />

neu geschriebenen Songs schnellstmöglich<br />

eine CD aufnehmen. Zuvor wird Bargel allerdings<br />

in einem „Drei-Generationen-Konzert"<br />

zu erleben sein: Gemeinsam mit dem<br />

Singer/Songwriter Mario Nyekin und Robert<br />

Coyne (Sohn von Kevin Coyne) wird er am 8.<br />

Dezember im Theater Der Keller in Köln auf<br />

der Bühne stehen+++<br />

Mit zwei Bonus-Tracks reichert das UK-<br />

Label Angel Air die Neuauflage des 1973er<br />

Albums SNAFU der gleichnamigen Band<br />

an. Snafu waren die gemeinsame Gruppe<br />

von Bobby Harrison (Originaldrummer<br />

von Procol Harum, der dann auf Gesang<br />

umsattelte) und des früheren Juicy-Lucy-<br />

Gitarristen Micky Moody (später Whitesnake).<br />

Veröffentlichungstermin ist der<br />

23.1.2013+++<br />

Die Reihe von Wiederveröffentlichungen<br />

des englischen Musikers David Courtney<br />

geht weiter. Also des Mannes, der Leo Sayer<br />

die Hits "One Man Band", "The Show Must<br />

Go On" und "Giving It All Away" auf die<br />

Stimmbänder geschrieben hatte, eher er sich<br />

entschloss, selbst ins Rampenlicht zu treten:<br />

Im Januar erscheinen seine beiden Alben<br />

MIDSUMMER MADNESS und SHOOTING<br />

STAR auf einer CD. Ersteres spielte er mit<br />

diversen Argent-Musikern 1975 im Honky<br />

Chateau Studio in Südfrankreich ein, zweiteres<br />

1980 in Los Angeles. Mike Love wollte<br />

ihm SHOOTING STAR „abkaufen", um es als<br />

LP der Beach Boys herauszubringen. Was<br />

Courtney ablehnte – und teuer bezahlte:<br />

Die Scheibe verschwand unveröffentlicht im<br />

Archiv und kommt jetzt mit 33-jähriger Verspätung<br />

auf den Markt+++<br />

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Das erste Live Album der<br />

Americana Legende aus<br />

Seattle, eine Band in<br />

absoluter Höchstform!<br />

"Dieser herrliche Roots-Rock,<br />

die berückenden Folk-<br />

Balladen, diese Stimmen..."<br />

(Rolling S<strong>to</strong>ne)<br />

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"Die unwahrscheinlich hübsche<br />

Klavierspielerin Caroline Keating<br />

legt mit ihrer delikaten Musik Zeugnis<br />

eines unglaublichen Talents ab,<br />

das an aktuelle Indie-Heroinen wie<br />

Joanna Newsom oder Regina<br />

Spek<strong>to</strong>r erinnert." (Der Spiegel)<br />

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Tongewordene Melancholie,<br />

intensiv, sensibel, fesselnd.<br />

"Dakota Suite klingt erneut so<br />

intensiv und traurig und wundervoll<br />

und hoffnungslos, als wäre<br />

jeder einzelne Takt dem Frei<strong>to</strong>d<br />

abgetrotzt." (Musikexpress)<br />

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<strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 9


Vers<strong>to</strong>rben<br />

George Gallacher (21.10.1943) amtierte<br />

in den 60er <strong>Jahre</strong>n als Leadsänger der<br />

schottischen Blues- und Psychedelic-Popband<br />

The Poets, die von Andrew Loog Oldham<br />

gemanagt wurde und für Immediate<br />

aufnahm. Er war bei der Reunion 2011 mit<br />

dabei. Erlag bereits am 25.8. einem Herzinfarkt,<br />

als er sich auf der Heimfahrt von<br />

einem Spiel seines Lieblings-Fußballklubs<br />

Partick Thistle befand.<br />

Dorothy McGuire (*19.2.1928) gehörte<br />

zu den McGuire Sisters, die 1955 mit "Sincerely"<br />

und 1958 mit "Sugartime" #1-Hits<br />

in ihrer Heimat USA schafften, sich 1964<br />

auflösten, 1986 eine Reunion feierten.<br />

2001 wurden sie in die Vocal Group Hall<br />

Of Fame aufgenommen. McGuire litt<br />

schon länger an Parkinson, als sie am 7.9.<br />

für immer ging.<br />

Johnny Perez (*1943) trommelte in den<br />

60er <strong>Jahre</strong>n bei der texanischen Kultcombo<br />

Sir Douglas Quintet, auch auf "She's About<br />

A Mover” (#13/1965) und "Mendocino”<br />

(#27/1969). Ihm gehörte später das Topanga<br />

Skyline Studio, in dem Bob Dylan, Sting,<br />

Jackson Browne und Bobby McFerrin aufnahmen,<br />

er schrieb Songs und spielte mit<br />

Joe „King" Carrasco. Am 11.9. kostete ihn<br />

eine Leberzirrhose das Leben.<br />

Homer Joy (*12.4.1945). arbeitete als<br />

Songwriter für Buck<br />

Owens und viele<br />

andere, seine bekannteste<br />

Kreation<br />

dürfte "Streets Of<br />

Bakersfield" sein,<br />

das er 1972 selbst<br />

aufnahm, allerdings<br />

waren Owens und Dwight Yoakam (im Duett<br />

mit Joy) sehr viel erfolgreicher damit.<br />

Er starb am 11.9. an den Spätfolgen einer<br />

komplizierten Herztransplantation im Jahr<br />

2006.<br />

James Sugar Boy" Crawford<br />

"<br />

(*12.10.1934), New-Orleans-Göße, arbeitete<br />

als R&B-Sänger, spielte Piano und<br />

Posaune, schrieb Songs, gehörte Chapaka<br />

Shawee an, aus denen Sugar Boy & The<br />

Sugar Lumps sowie Sugar Boy & His Cane<br />

Cutters hervorgingen. Das 1954 von ihm<br />

verfasste "Jock-A-Mo" nahmen auch die<br />

Dixie Cups, Dr. John, Grateful Dead und<br />

Cyndi Lauper auf. Zog sich 1969 in die<br />

Kirchenmusik zurück. Ging am 15.9. für<br />

immer.<br />

Manfred "<br />

Manne" Praeker (*25.9.1951)<br />

spielte Bass bei den Polit-Rockern Lokomotive<br />

Kreuzberg, die sich dann Nina<br />

Hagen 1978 als Begleitband (und Songau<strong>to</strong>ren)<br />

angelte. Danach räumte er mit<br />

seinen alten Mitstreitern als Spliff ab, produzierte<br />

Nena, arbeitete mit den Ärzten.<br />

Ende der 80er <strong>Jahre</strong> zog er nach Portugal,<br />

wo er sich ein Studio einrichtete und<br />

lokale Künstler produzierte. Nach langer,<br />

schwerer Krankheit starb er am 17.9. in<br />

seiner Geburtsstadt Berlin.<br />

Tony Bernabale (alias Tony Bell, T, Tone,<br />

Ding & Fickas, *13.8.19<strong>40</strong>) spielte Saxofon,<br />

Akkordeon und Orgel, unter anderem bei<br />

den Red Ryders, die Quincy Jones 1964<br />

produzierte. Machte danach Musik in erster<br />

Linie zum eigenen Vergnügen, bis er am<br />

22.9. nach kurzer Krankheit starb.<br />

Billy Barnes (*27.1.1927) belieferte Patti<br />

Page, June Christy und Barbra Streisand<br />

mit Songs. Komponiert seit dem 25.9. im<br />

Jenseits.<br />

Andy Williams (*3.12.1927) startete<br />

seine Karriere mit seinen drei Brüdern als<br />

The Williams Bro<strong>the</strong>rs, sang ab 1952 solo<br />

und schaffte es bis weit in die 70er <strong>Jahre</strong><br />

hinein mit 45<br />

Easy-Listeningund<br />

Popsongs in<br />

die US-Charts.<br />

Er hatte in den<br />

60er <strong>Jahre</strong>n seine<br />

eigene TV-<br />

Show, moderierte<br />

mehrfach die<br />

Grammy-Verleihungen, betrieb sein eigenes<br />

Label Barnaby Records, für das er den<br />

jungen Jimmy Buffett unter Vertrag nahm,<br />

und hatte später in Branson, Missouri, sein<br />

eigenes Musik<strong>the</strong>ater. 2011 wurde bei ihm<br />

Blasenkrebs diagnostiziert, der ihn am<br />

25.9. das Leben kostete.<br />

Ronald Bertram Aloysius R. B."<br />

"<br />

Greaves (*28.11.1943) dürften ältere Musikfans<br />

von seinem 1969er Erfolg "Take A<br />

Letter, Maria” (US #2, selbst verfasst) her<br />

kennen. Er nahm als Sonny Childe & The<br />

TNTs im UK früh auf, kehrte dann in die<br />

USA zurück, wo kein Geringerer als Ahmet<br />

Ertegun seinen musikalischen Brief produzierte.<br />

Nach ein paar weiteren kleineren<br />

Hits arbeitete er für eine HighTech-Firma.<br />

Am 27.9. erlag er einem Prostata-Krebsleiden.<br />

Frank Wilson (*5.12.19<strong>40</strong>) war als Songschmied<br />

und Produzent im Hause Mo<strong>to</strong>wn<br />

tätig. Aus seiner Feder stammten die Supremes-Erfolge<br />

"Love Child” und "Up The<br />

Ladder To The Roof" sowie Eddie Kendricks'<br />

"Keep On Truckin'”. Auch Marvin<br />

Gaye, Smokey Robinson & The Miracles,<br />

die Four Tops und Temptations nahmen<br />

Songs von ihm auf. Prostatakrebs stand am<br />

27.9. in seinem Totenschein.<br />

Simon Oberender spielte Gitarre und<br />

Keyboards bei den Neo-Prog-Metallern Beyond<br />

The Bridge und Trillium, war an Aufnahmen<br />

von Kamelot, Avantasia, Edguy und<br />

Epica (auch als Toningenieur) betei ligt. Zwei<br />

Wochen vor seinem Tod am 27.9. hatte er<br />

mit Beyond The Bridge beim „ProgPower<br />

USA"-Festival in Atlanta erstmals in Amerika<br />

gespielt. Die Umstände des Ablebens des<br />

29-Jährigen sind nicht bekannt.<br />

Raylene Rankin (*15.9.1960), kanadische<br />

Sängerin, die ab 1989 mit vieren<br />

ihrer zwölf Geschwister die Rankin Family<br />

bildete, verlor am 30.9. ihren über<br />

zehn <strong>Jahre</strong> währenden Kampf gegen den<br />

(Brust-)Krebs. Sie hatte auch mehrere Solo-<br />

Alben mit Celtic-Country-Musik veröffentlicht,<br />

zuletzt vor einigen Monaten LITTLE<br />

DIAMONDS.<br />

Kathi McDonald (*25.9.1948) war als<br />

Blues- und Rocksängerin unterwegs, ar-<br />

beitete mit Long John Baldry zusammen,<br />

mit dem ihr 1980 ein Hit mit "You've Lost<br />

That Lovin' Feelin'" gelang. Sie nahm immer<br />

wieder eigene Platten auf, desgleichen<br />

mit/für Ike & Tina Turner, Big Bro<strong>the</strong>r &<br />

The Holding Company, Joe Cocker, Brian<br />

Auger, Leon Russell und den Rolling S<strong>to</strong>nes<br />

("Tumbling Dice”). Sie starb überraschend<br />

am 3.10. in Seattle, wo sie ihre Karriere gestartet<br />

hatte.<br />

Danny Sims (*19<strong>40</strong>) entdeckte Bob Marley,<br />

nahm ihn 1967 unter Vertrag und<br />

transferierte ihn 1972 zu Island Records,<br />

zeitgleich übernahm er das Management<br />

des Sängers, der einige <strong>Jahre</strong> später den<br />

großen Durchbruch schaffte. Mit Johnny<br />

Nash ("I Can See Clearly Now”) betrieb<br />

er bis 2002 JAD Records und machte nie<br />

ein Hehl aus seinen Mafia-Verbindungen.<br />

Darmkrebs kostete ihn am 3.10. das Leben.<br />

Nick Curran (*20.9.1977) führte singend<br />

und Gitarre spielend seine Blues-Rockband<br />

Nick Curran & The Nitelifes an, spielte<br />

auch Rockabilly und Punk, u.a. mit Deguello,<br />

The Lowlifes, The Jaguars und den<br />

Fabulous Thunderbirds. Krebs raffte ihn am<br />

6.10. dahin.<br />

Nils Koppruch (*25.10.1965) leitete<br />

1996 bis 2006 als Frontmann die Band<br />

Fink, spielte dann als Singer/Songwriter<br />

eine Mischung aus Indie-Pop mit Elementen<br />

aus Folk, Americana, Blues und<br />

Bluegrass, betrieb in Hamburg eine eigene<br />

Galerie und war zugleich auch als bildender<br />

Künstler SAM. aktiv. Zuletzt tat er sich mit<br />

Gisbert zu Knyphausen zu Kid Kopphausen<br />

zusammen und veröffentlichte im August<br />

das Album "I". Kurz vor Beginn der ersten<br />

KK-Tour schlief Koppruch am 10.10. friedlich<br />

für immer ein.<br />

Patricia Ann Mileski (*4.2.1952) arbeitete<br />

als Psycho<strong>the</strong>rapeutin (Spezialgebiet<br />

Drogen- und Alkoholmissbrauch) und<br />

Chorsängerin für Santana, Neil Young und<br />

Rita Coolidge. Leberkrebs beendete ihr irdisches<br />

Dasein am 11.10.<br />

Blake Baker BB" Cunningham<br />

"<br />

(*1942) gehörte zu den profiliertesten Musikern<br />

(keys, b) von Memphis, wo er 1954<br />

als Perkussionist<br />

Elvis Presley begleitete.<br />

Er spielte<br />

mit Steve Cropper<br />

und Donald<br />

„Duck" Dunn bei<br />

den Six O’Clock<br />

Boys, landete<br />

1967 mit The<br />

Hombres und "Let It Out (Let It All Hang<br />

Out)" einen US#-12-Hit, zog später nach<br />

Los Angeles, wo er auch als Chef-Toningenieur<br />

in den Independent Recorders<br />

Studios mit Billy Joel, El<strong>to</strong>n John und Lou<br />

Rawls arbeitete. Nach der Rückkehr nach<br />

Memphis stieg er 1997 in Jerry Lee Lewis'<br />

Band ein, der er bis zu seinem Tod angehörte.<br />

Zuletzt arbeitete Cunningham auch<br />

bei einem Sicherheitsunternehmen und<br />

wurde am 14.10. im Dienst erschossen.<br />

Dickie Freeman (*20.6.1928) sang als<br />

Solist zwar hauptsächlich Gospel, war aber<br />

auch Mitglied der Skylarks und ließ seine<br />

Stimme für John Fogerty, Johnny Cash,<br />

Elvis Costello, The Fairfield Four und The<br />

Kings Of Harmony ertönen – bis zum<br />

16.10.<br />

Cody Burnside (*1983), Enkel der<br />

Country-Blueslegende R.L. Burnside und<br />

Bruder von Cedric Burnside, machte selbst<br />

HipHop-Blues, war auf mehreren Alben<br />

der North Mississippi Allstars zu hören,<br />

betrieb mit Lu<strong>the</strong>r und Cody Dickinson die<br />

Hill Country Revue. Er war gerade mal 29,<br />

als er am 17.10. aus unbekannten Gründen<br />

starb.<br />

Tim Johnson (*1960) – Mickey Newbury<br />

lotste den Songschmied von Oregon nach<br />

Nashville, wo mehr als 100 seiner Lieder<br />

von Country-Größen aufgenommen wurden.<br />

Unterlag am 21.10. im Kampf gegen<br />

den Krebs.<br />

Michael Marra (*Februar 1952), auch<br />

bekannt als „The Bard From Dundee"<br />

schrieb Songs, arbeitete am Theater, fürs<br />

Radio und Fernsehen. Der Schotte gründete<br />

seine erste Band Hen’s Teeth 1971,<br />

machte sich 1980 mit THE MIDAS TOUCH<br />

selbstständig. Und komponierte mit "If<br />

The Moon Can Be Believed” auch eine<br />

Operette. Starb am 23.10. nach längerer<br />

Krankheit.<br />

Bill Dees (*24.1.1939) spielte Gitarre,<br />

sang, schrieb Songs und produzierte, beispielsweise<br />

Roy Orbison ("Oh, Pretty Woman”,<br />

" It's Over"). Aus seinem Liedfundus<br />

bedienten sich auch Johnny Cash, Loretta<br />

Lynn, Skeeter Davis, Glen Campbell, Billy<br />

Joe Royal und Gene Pitney. Am 24.10. war<br />

ein Gehirntumor stärker.<br />

Louis Nunley (*15.10.1931) machte<br />

seine ersten kommerziellen Aufnahmen<br />

1949 in Nashville, war ab 1953 Mitglied<br />

der Anita Kerr Singers, sprang bei Bedarf<br />

bei den Jordanaires ein und prägte den<br />

„Nashville Sound" entscheidend mit. War<br />

als Backgroundsänger auf Hunderten von<br />

Platten zu hören, u.a. von Brenda Lee, Jim<br />

Reeves, Floyd Cramer, Marty Robbins, Patsy<br />

Cline, Eddy Arnold, Perry Como, Dolly<br />

Par<strong>to</strong>n, Engelbert, Randy Travis, Kenny<br />

Rogers, Garth Brooks und Elvis Presley.<br />

Das Singen stellte er endgültig am 26.10.<br />

ein.<br />

Jo Dunne (*12.11.1968) spielte Gitarre bei<br />

der UK-Combo Fuzzbox – bis zu seinem<br />

krebsbedingten Lebensende am 26.10.<br />

Terry Callier (*24.5.1945) griff in seinen<br />

Soulsongs auch stets Elemente aus Gospel,<br />

Folk und Weltmusik auf. Das Debütalbum<br />

THE NEW FOLK SOUND des Jugendfreunds<br />

von Curtis Mayfield erschien<br />

1964 erst mit vierjähriger Verspätung, weil<br />

es seine damalige Plattenfirma nicht veröffentlichen<br />

wollte. Nachdem er längere<br />

Zeit von der Bildfläche verschwunden war,<br />

entdeckten ihn Acid-Jazz-Produzenten<br />

in den 90ern wieder. Sein letztes Werk<br />

HIDDEN CONVERSATIONS produzierte er<br />

2009 gemeinsam mit Massive Attack. Der<br />

ausdrucksstarke Sänger starb am 28.10.<br />

nach langer schwerer Krankheit.<br />

Seite 10 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


BB PROMOTION GMBH PRESENTS A PRODUCTION OF MICHAEL BRENNER<br />

Queen Es<strong>the</strong>r Marrow’s<br />

„Der Superstar der internationalen<br />

Gospelszene.“ New York Times<br />

Eindrucksvoll bewies die First Lady des Gospel mit<br />

ihren unvergleichlichen Harlem Gospel Singers<br />

im vergangenen Jahr, warum sie seit 20 <strong>Jahre</strong>n<br />

die erfolgreichste Formation ihres Genres sind.<br />

Jetzt kehrt Queen Es<strong>the</strong>r Marrow’s The Harlem<br />

Gospel Singers Show mit ihrer brandneuen,<br />

aufwendig inszenierten Produktion WONDERFUL<br />

WORLD zurück auf die Bühnen Europas!<br />

Mit traditionellem und zeitgenössischem Gospel,<br />

hinreißenden Spirit als und dem funkensprühenden<br />

Rhythm & Blues ihrer exzellenten<br />

Band öffnen sie die Augen für die Wunder dieser<br />

Welt: Schönheit, Hoffnung, Freude und Liebe –<br />

es sind diese größten Geschenke des Lebens,<br />

an die WONDERFUL WORLD uns erinnert –<br />

mit überbordender Lebensfreude und dem<br />

packendsten Gospel-Sound der Welt.<br />

WHAT A WONDERFUL WORLD!<br />

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„Wenn der Chor erst einmal loslegt,<br />

hält es niemanden mehr auf den Sitzen.”<br />

The Voice, London<br />

„Stimmliche Urgewalt,<br />

sensationelle Interpretationskunst,<br />

hypnotisierende Vitalität.“<br />

Stuttgarter Nachrichten<br />

21.12.12 · GENF<br />

22.12.12 · BREGENZ<br />

23.12.12 · NÜRNBERG<br />

25.12.12 · STUTTGART<br />

26.12.12 · MANNHEIM<br />

27. - 28.12.12 · ZÜRICH<br />

29.12.12 · BASEL<br />

31.12.12 · ESSEN<br />

03. - 04.01.13 · KÖLN<br />

05. - 06.01.13 · DÜSSELDORF<br />

07.01.13 · FRANKFURT<br />

09.01.13 · BREMEN<br />

10.01.13 · HAMBURG<br />

11. - 12.01.13 · DORTMUND<br />

14.01.13 · LEIPZIG<br />

15. - 19.01.13 · MÜNCHEN<br />

20.01.13 · LUZERN<br />

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*0,14 €/Min. aus dem Festnetz, Mobilfunk max. 0,42 €/Min.


Jimi Hendrix<br />

Denkmal<br />

für ein Genie<br />

Von Alan Tepper<br />

Marilyn Monroe, Che Guevara, Twiggy, die Beatles und die Rolling S<strong>to</strong>nes – alles<br />

Ikonen der Populärkultur, deren Bilder allein schon zahlreiche Assoziationen<br />

auslösen. Sie stehen für verschiedene Aspekte einer Jugendkultur, die Grenzen<br />

überschritt, Altes in Frage stellte und Neues forderte. Ein schwarzer<br />

Gitarrist in regenbogenbunter Kleidung, die Haare mit einem Stirnband<br />

zurückgebunden, darf bei einer solchen Aufzählung nicht fehlen. Er hielt<br />

eine weiße Fender Stra<strong>to</strong>caster, mit der er das Publikum wie ein Magier<br />

mit seinem Zauberstab in andere Klangdimensionen lockte. Jimi Hendrix<br />

(27. November 1942–18. September 1970) wäre in diesem Jahr 70 geworden,<br />

hätte ihn nicht das<br />

Schicksal in den<br />

berüchtigten<br />

"<br />

Club 27" eintreten<br />

lassen.<br />

Fo<strong>to</strong>: © Daniel Tehaney<br />

Es ist gewiss nicht übertrieben, die moderne<br />

Musikgeschichte und besonders die Entwicklung<br />

der Rockgitarre in eine Zeit vor und nach<br />

Jimi Hendrix aufzuteilen. Peter Jones, Journalist des<br />

„Record Mirror", prognostizierte am 10.12.1966 in<br />

einem „MR. PHENOMENON!" betitelten Artikel: „Ein<br />

neuer Künstler, ein neuer Star bereitet sich darauf vor,<br />

wie ein Tornado durchs Musikbusiness zu <strong>to</strong>sen." Die<br />

Kommentare von Gitarristenkollegen fielen nicht weniger<br />

überschwänglich aus. Pete Townshend meinte<br />

nach einem Konzert im Londoner Saville Theatre, bei<br />

dem die Liverpooler Koobas und die Jimi Hendrix<br />

Experience als Vorbands spielten: „Ich dachte: Mein<br />

Gott, was geschieht hier?! ... Er hat uns von der Bühne<br />

geblasen – und ich schäme mich nicht dafür."<br />

Bei einer Kneipen<strong>to</strong>ur in London begegnete Hendrix<br />

Trevor Bur<strong>to</strong>n von The Move und Eric Clap<strong>to</strong>n, der<br />

erfuhr, dass „der Neue" sein erstes Album aufgenommen<br />

hatte. Hendrix lud die beiden in seine Wohnung<br />

ein und spielte ihnen ein Demo vor. Bur<strong>to</strong>n erinnert<br />

sich: „Es war unglaublich. Ich saß neben Eric und<br />

konnte seinen Gesichtsausdruck bei jedem Track sehen,<br />

den Jimi uns präsentierte. Wir waren völlig baff.<br />

Wir fühlten uns, als wären die Marsmenschen gelan-<br />

det." Ließen sich die Reaktionen auf Jimi Hendrix zu<br />

Lebzeiten nur in Superlativen ausdrücken, scheint die<br />

Strahlkraft des Musikers die Jahrzehnte unbeschadet<br />

überstanden, ja sogar noch zugenommen zu haben.<br />

Die Erklärung dafür liegt nahe, denn „MR. PHENO-<br />

MENON!" hat die Musikwelt in kürzester Zeit auf den<br />

Kopf gestellt und inspiriert noch immer Heerscharen<br />

von Hörern und Instrumentalisten.<br />

Der Gitarrist<br />

Jimi Hendrix wird in erster Linie als Instrumentalist<br />

wahrgenommen, der das Vokabular der Rockgitarre<br />

immens bereicherte. Vor seiner Zeit war die Rolle<br />

eines Gitarristen klar definiert – entweder schrubbte<br />

er Rhythmus oder spielte lead. Hendrix betrachtete<br />

die sechs Saiten einer Gitarre als komplettes Orchester<br />

und setzte jeden einzelnen Ton effektiv ein. Er spielte<br />

mit Doppelakkorden Soli ("The Wind Cries Mary"), erfand<br />

völlig neue Akkorde (das Intro zu "Castles Made<br />

Of Sand") oder zerlegte Harmonien zu einem neuen<br />

Klangbild, wofür "Little Wing" steht. Dissonanzen<br />

wie der Tri<strong>to</strong>nus (schrägstes Intervall in der 12-Ton-<br />

Musik) zu Beginn von "Purple Haze", Oktavgriffe im<br />

Stile eines Wes Montgomery ("Villanova Junction"),<br />

Rückkopplungen (das Intro<br />

von "Foxy Lady") oder ausgeflippter Gebrauch<br />

des Tremolos der Gitarre (die Woods<strong>to</strong>ck-Fassung<br />

von "Star Spangled Banner", bei der er die amerikanische<br />

Nationalhymne zerstörte, oder "Machine<br />

Gun") sind weitere Beispiele für die Innovationen des<br />

genialen Musikers. Ein wichtiges Charakteristikum<br />

bestand in der tieferen Tonlage, denn er stimmte alle<br />

Saiten um einen Halb<strong>to</strong>n herunter, um einen massiveren<br />

Sound zu garantieren – ein Trick, den seitdem<br />

zahlreiche Metalbands nutzen. Doch am wichtigsten<br />

war das unvergleichliche Spielgefühl von Hendrix – es<br />

reichte von ruhigen, introspektiven Stimmungen bis<br />

zu schreienden, emotionalen Ausbrüchen, womit er<br />

lichterlohe Feuer entzündete. Hier lassen sich Parallelen<br />

zum italienischen Teufelsgeiger Niccolò Paganini<br />

ziehen, der sein Publikum auf ähnliche Art in den<br />

Bann zog. Natürlich dürfen die Showeinlagen nicht<br />

vergessen werden – das Spiel mit den Zähnen, hinter<br />

dem Rücken, die Gitarre wie ein Phallus zwischen<br />

den Beinen gehalten und die legendäre, rituelle Verbrennung<br />

seiner „Axt" beim Monterey Pop Festival<br />

1967. Diese i-Tüpfelchen sorgten zu Beginn seiner<br />

Seite 12 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Karriere zweifellos für ein verblüfftes, meist fassungsloses<br />

Publikum, das so etwas bis dahin noch nicht<br />

erlebt hatte. Doch schon bald<br />

wurde Hendrix dieser Mätzchen<br />

überdrüssig und wollte sich nur<br />

noch als Musiker präsentieren –<br />

ein schwieriges Unterfangen in<br />

der visuell geprägten Welt des<br />

Showbusiness.<br />

Der Komponist<br />

Bei Hendrix-Konzerten stand<br />

ganz klar sein Gitarrenspiel im<br />

Mittelpunkt des Geschehens.<br />

Im Studio hingegen be<strong>to</strong>nte<br />

er die Atmosphäre des jeweiligen<br />

Songs und verknüpfte<br />

seine handwerkliche Kunst mit<br />

den visionären Kompositionen.<br />

Mal spielte er einen Walzertakt<br />

("Manic Depression"), dann<br />

wieder sparsame, aber effektive Gitarrenriffs ("Fire",<br />

"Little Miss Lover"), aber auch wunderschön expressive<br />

Titel ("One Rainy Wish") und rhythmisch aufregende<br />

Songs ("Gypsy Eyes"). Hendrix hatte schon<br />

mit dem Debütalbum ARE YOU EXPERIENCED neue<br />

Ausdrucksmöglichkeiten kreiert, doch auf der im eigenen<br />

Studio aufgenommenen ELECTRIC LADYLAND<br />

überschritt er Grenzen. Ob er einen leichten Hauch<br />

Soul in die Musik integrierte ["Have You Ever Been<br />

(To Electric Ladyland)"], Jazzphrasen zitierte ("Rainy<br />

Day, Dream Away") oder epische und experimentelle<br />

Tracks präsentierte wie "1983 ... (A Merman I Should<br />

Turn To Be)" – hier war ein Könner am Werk, der<br />

sich längst um Lichtjahre von seinen Tagen als Begleitmusiker<br />

von Little Richard, King Curtis oder den<br />

Isley Bro<strong>the</strong>rs entfernt hatte. Besonders bei ELECTRIC<br />

LADYLAND wurde deutlich, dass Hendrix das Studio<br />

als zusätzliches Instrument nutzte. Natürlich war er<br />

nicht der erste, der technische Möglichkeiten bei den<br />

Songs einbaute, denn schon George Martin hatte mit<br />

den Beatles in dieser Hinsicht Beachtliches geleistet;<br />

Hendrix jedoch machte zusätzliche Schritte und<br />

nutzte Rückwärtsspuren, Ping-Pong-Effekte und das<br />

natürliche Band-Flanging (ein wabernder Effekt) bis<br />

zum Extrem.<br />

Der Texter<br />

Häufig wird das lyrische Werk von Hendrix übersehen,<br />

mit dem er viele Themengebiete absteckte. Die<br />

Stimmung seiner Kompositionen wurden durch die<br />

Texte hervorragend unterstrichen. Natürlich standen<br />

oftmals Zeitbezüge im Vordergrund, wie zum<br />

Beispiel die in den Sechzigern<br />

populären<br />

Drogenreferenzen<br />

("Purple Haze", "Are You Experienced?"),<br />

klassische Bluesschemata<br />

("Red House", "Hear<br />

My Train A Comin’"), unverhohlene<br />

Anspielungen auf die sexuelle<br />

Revolution ("Foxy Lady",<br />

"Dolly Dagger") oder Songs<br />

über die Außenseiterrolle der<br />

Anti-Establishment-Bewegung<br />

("If 6 Was 9", "S<strong>to</strong>ne Free").<br />

Doch Hendrix beschäftigte sich<br />

auch mit Fantasy, wenn er zum<br />

Beispiel einen „Drachenflug" als<br />

geeignetes Fortbewegungsmittel<br />

beschrieb („Spanish Castle<br />

Magic"). Außerdem spielte<br />

die Mystik eine wichtige Rolle<br />

["Voodoo Chile (Slight Return)", "Angel"], ebenso<br />

der Einfluss der Science-Fiction-Literatur [3rd<br />

S<strong>to</strong>ne From The Sun", „Hey Baby (New Rising Sun)",<br />

"EXP"] aber auch das zärtliche Liebeslied ("May This<br />

Be Love", "Little Wing"). Mit dieser Vielschichtigkeit<br />

entlarvte Hendrix schon früh die Banalität von „Sie<br />

liebt mich, sie liebt mich nicht"-Texten, stellte sie ins<br />

Abseits und zeigte alternative Wege auf.<br />

Das Equipment<br />

Hendrix' bevorzugtes Instrument war eine Fender<br />

Stra<strong>to</strong>caster, meist weiß lackiert. In Ermangelung von<br />

Linkshänder-Modellen musste er sich mit „normalen"<br />

Klampfen begnügen, die er „verkehrt herum" spielte,<br />

indem er die Saiten umspannte. Sonderanfertigungen?<br />

Nein, danke! Jimi kaufte sich sein Werkzeug<br />

von der Stange und suchte nach einem passenden<br />

Instrument, bis er eines gefunden hatte. Neben der<br />

Strat besaß er Modelle fast aller anderen Marken,<br />

setzte sie aber nur sporadisch ein, wie zum Beispiel<br />

die Gibson Flying V beim „Isle Of Wight-Festival"<br />

oder eine Gibson SG bei einem Jam mit Elvin Bishop<br />

in Ungano, New York City. An Verstärkern standen<br />

bei ihm die klassischen Marshall-Türme (zwei 4x<br />

12"-Lautsprecherboxen und ein 100-Watt-Verstärker)<br />

hoch im Kurs, obwohl er bei Konzerten und im Studio<br />

auch häufig Fender Twin Reverbs und Anlagen<br />

der Marke Sunn einsetzte. Bei den Effekten benutzte<br />

er extensiv das Wah-Wah-Pedal, Verzerrer (u.a. den<br />

von seinem Lötlurch Roger Mayer entwickelten Fuzz<br />

Face), einen Octavia, der dem Original<strong>to</strong>n noch eine<br />

höhere und eventuell einen tiefere Oktave hinzufügte<br />

und das so genannte Uni-Vibe: ein Pedal, mit dem er<br />

den Effekt des Leslie-Lautsprechers einer Hammondorgel<br />

simulierte.<br />

Die Erben<br />

Viele Gitarristen sind von Jimi Hendrix beeinflusst –<br />

mal mehr, mal weniger. Nach seinem Tod traten sechs<br />

Musiker in Erscheinung, die auf ihre individuelle Art<br />

das Erbe des Saitenhexers antraten. Neben Randy California<br />

(Spirit) waren dies der Kanadier Frank Marino,<br />

der mit seiner Truppe Mahogany Rush oft an sein<br />

Idol erinnerte, und der Ex-Scorpions-Gitarrist Uli Jon<br />

Roth, dessen Alben EARTHQUAKE (1979) und FIRE<br />

WIND (1981) musikalisch und textlich gekonnt an<br />

Hendrix angelegt sind. Nicht zu vergessen Robin Trower,<br />

der speziell mit BRIDGE OF SIGHS (1974) sein<br />

Vorbild würdigte, und natürlich Stevie Ray Vaughan,<br />

der im Studio und auf der Bühne häufig Hendrix-<br />

Titel zelebrierte. Der jüngste im Bund ist der in Großbritannien<br />

geborene Vernon Reid, der mit seiner Band<br />

Living Colour und dem Album VIVID (1988) dem<br />

Hendrix-Ansatz folgte und einen neuen Sound kreierte<br />

– als Fusion aus Hard Rock und Funk.<br />

Letztendlich sind es aber nicht nur die Musiker, die<br />

immer wieder Neues ins Hendrix-Denkmal meißeln,<br />

Facetten seiner Musik entdecken und sich von seinen<br />

überirdischen Klängen verzaubern lassen. Es sind<br />

auch seine Fans und Hörer, die nach wie vor Klangexkursionen<br />

des Großmeisters aufsaugen und sich<br />

immer wieder davon verzaubern lassen. Nicht zu<br />

vergessen die nachgewachsenen Kids, die erst viele<br />

<strong>Jahre</strong> nach Hendrix Tod geboren wurden, aber bei der<br />

ersten Hör-Experience schwärmen: „Boah, Alter – das<br />

is’ ja arschcool!"<br />

Fan-Seite im Web: www.hendrix-fans.de<br />

Fo<strong>to</strong>: © goodtimes-pho<strong>to</strong>.de


Jimi Hendrix Discographie<br />

Von Frank Küster<br />

Singles: *<br />

1966 Hey Joe / S<strong>to</strong>ne Free Polydor 59 061<br />

1967 Purple Haze / 51st Anniversary Polydor 59 072<br />

1967 The Wind Cries Mary / Highway Chile Polydor 59 078<br />

1967 Burning Of The Midnight Lamp /<br />

The Stars That Play With Laughing Sam's Dice Polydor 59 117<br />

1967 Foxy Lady / Manic Depression Polydor 59 159<br />

1968 All Along The Watch<strong>to</strong>wer / Can You See Me Polydor 59 2<strong>40</strong><br />

1969 Cross<strong>to</strong>wn Traffic / Gypsy Eyes Polydor 59 256<br />

1969 Let Me Light Your Fire /<br />

The Burning Of The Midnight Lamp Polydor 59 375<br />

1970 No Such Animal Part 1 / Part 2 Bellaphon BF 18019<br />

1970 I'm A Man / Bright Lights, Big City Stateside 1 C 006-91 709<br />

1970 Voodoo Chile / Watch<strong>to</strong>wer Polydor 2121 012<br />

1971 Angel / Freedom Polydor 2121 0<strong>40</strong><br />

1971 Johnny B. Goode / Little Wing Polydor 2001 277<br />

1977 Hey Joe / All Along The Watch<strong>to</strong>wer Polydor 2135 001<br />

1980 Hey Joe / Purple Haze Polydor 2001 993<br />

Alben: *<br />

1967 Are You Experienced Polydor 184 085<br />

1967 Axis: Bold As Love Polydor 184 110<br />

1968 Smash Hits Polydor 184 138<br />

1968 Electric Ladyland (2-LP) Polydor 184 183/184<br />

1970 Band Of Gypsys Polydor 2480 005<br />

1970 Jimi Hendrix Live Hör zu SHZE 293<br />

1970 Early Jimi Hendrix Stateside 1 C 062-92 031<br />

1971 At The Isle Of Wight (Live) Polydor 2310 139<br />

1971 The Cry Of Love Polydor 2480 027<br />

1971 Hendrix In The West (Live) Polydor 2310 161<br />

1971 Rainbow Bridge (Soundtrack) Reprise REP 54 004<br />

1971 Starportrait (2-LP) Polydor 2672 002<br />

1971 Pop His<strong>to</strong>ry Vol. 2 (2-LP) Polydor 2675 013<br />

1971 Voodoo Chile Karussell 2499 012<br />

1971 The Best Of Jimi Hendrix Karussell 2499 043<br />

1972 War Heroes Polydor 2310 208<br />

1973 Pop Giants, Vol. 16 Brunswick 2911 527<br />

1973 Jimi Hendrix –<br />

Soundtrack Recordings From The Film (2-LP) Reprise REP 64 017<br />

1973 Jimi Hendrix Bellaphon BI 1552<br />

1973 Loose Ends Polydor 2310 301<br />

1975 Crash Landing Polydor 2310 398<br />

1975 Midnight Lightning Polydor 2310 415<br />

1975 Rock Sensation Karussell 2345 105<br />

1975 Jimi Hendrix Polydor 2488 309<br />

1976 Good Times INT 128.600<br />

1977 Voice In The Wind (2-LP) Metronome<br />

1978 The S<strong>to</strong>ry Of Jimi Hendrix (2-LP) Polydor 2664 379<br />

* Auswahl<br />

Riesen-<br />

Poster<br />

in der aktuellen<br />

kult!<br />

kult! siehe Seite 79 in diesem Heft.<br />

Seite 14 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


ZUM<br />

50-JÄHRIGEN<br />

JUBILÄUM<br />

DER BAND<br />

EIN<br />

BEST-OF<br />

ALBUM<br />

DER EXTRAKLASSE<br />

+ 2 BRANDNEUE<br />

STUDIOAUFNAHMEN<br />

AB JETZT<br />

ALS DOPPEL-CD, 3-CD SOWIE LIMITIERTE<br />

3-CD DELUXE, 4-CD SUPER DELUXE<br />

UND VINYL!<br />

THE ROLLING STONES<br />

CHARLIE IS MY DARLING – IRELAND 1965<br />

Ab 02.11. zum ersten Mal auf DVD, Blu-Ray und<br />

als limitierte Super Deluxe Edition!<br />

www.universal-music.de


H<br />

ERBERT<br />

Fo<strong>to</strong>: © An<strong>to</strong>n Corbijn<br />

" ICH BIN EIN GNADENLOSER OPTIMIST! "<br />

Von wegen, "Grönemeyer kann nicht tanzen",<br />

bereitet an einem Live-Abend, machen die Band und<br />

wie Bela B. (Die Ärzte) und der spitzzüngige<br />

ich weiter und weiter. Und Zugaben fallen häufig<br />

Au<strong>to</strong>r Wiglaf Droste auf der gleichnamigen<br />

endlos aus, denn sie sind das Dessert jedes Auftritts.<br />

Single 1989 despektierlich behaupteten: Der Mann<br />

Inzwischen bin ich auch gern das Zentrum auf der<br />

tanzt mittlerweile jeden Abend, den er auf einer<br />

Bühne. Während ich mich früher meist hinter dem<br />

Konzertbühne steht, geradezu wie ein Derwisch!<br />

Klavier versteckt und von dort eher steif fungiert<br />

Vielleicht nicht klassisch elegant, dafür umso leidenschaftlicher.<br />

Herbert Grönemeyer live 2012 ist durch<br />

hinterm Mikrofon, gern auch mit Gitarre.<br />

habe, bin ich jetzt als Frontmann präsent, immer<br />

und durch ein kompaktes Energiebündel, auf der<br />

Höhe seines Schaffens, mit sich im Reinen, mit der<br />

Welt sowieso und mit seiner Musik unbedingt.<br />

Kein Wunder, dass dieser Entertainer – Geburtsort<br />

Göttingen, aufgewachsen in Bochum – seit vielen<br />

<strong>Jahre</strong>n einen Ritterschlag nach dem anderen bekommt.<br />

Das Publikum hievte jedes seiner Alben<br />

seit 1984 aus dem Stand auf die Pole Postion der<br />

Charts und kürte Grönemeyer so mit aktuell knapp<br />

15 Millionen verkaufter Alben zu einem der erfolgreichsten<br />

Musiker aus dem deutschsprachigen Raum.<br />

Und es machte sein 2002 erschienenes Meisterwerk<br />

MENSCH (vier Millionen abgesetzte Einheiten) zum<br />

bislang bestverkauften Album der deutschen Musikhis<strong>to</strong>rie.<br />

Aber auch namhafte Kollegen und Veranstalter<br />

zollen „Herbie" Tribut, wollen Kooperationen<br />

mit ihm auf unterschiedliche Art und Weise eingehen.<br />

GRÖNEMEYER<br />

Einer davon ist der Schweizer Claude Nobs, Mitbegründer<br />

und langjähriger Leiter des 1967 ins Leben<br />

gerufenen Montreux Jazzfestivals. Zu dieser legendären<br />

Veranstaltung können sich Musiker nicht etwa<br />

einkaufen oder -buchen, sie werden vielmehr von der<br />

Leitung eingeladen. Oder eben nicht. Herbert Grönemeyer<br />

wurde 2003 angefragt, er folgte dem Ruf mit<br />

großem S<strong>to</strong>lz und Vergnügen und absolvierte einen<br />

grandiosen Auftritt. Neun <strong>Jahre</strong> später wollte der<br />

inzwischen 76-jährige Nobs Nachschlag von Grönemeyer<br />

– und der heute 56-jährige Künstler war bereit<br />

dazu. Und so gab der Wahl-Berliner und -Londoner<br />

am 14. Juli ein vielumjubeltes Konzert im ausverkauften<br />

Audi<strong>to</strong>rium Stravinski in Montreux vor rund 3500<br />

Besuchern. Sie kamen volle drei Stunden in den Genuss<br />

eines einzigartigen Auftritts, der ab November als<br />

DVD-Mitschnitt (LIVE AT MONTREUX 2012) vorliegen<br />

wird. <strong>GoodTimes</strong>-Mitarbeiter Michael Fuchs-Gamböck<br />

sprach exklusiv mit Grönemeyer in Montreux.<br />

Sie wirken bei Ihren aktuellen Konzerten wie<br />

ausgewechselt: Sie reden launig mit dem Publikum,<br />

tanzen, albern, sind entspannter. Sind Sie<br />

inzwischen der “<br />

lässige Live-Herbert”?<br />

Wenn ein Konzert gelegentlich drei Stunden dauert,<br />

merke ich das gar nicht. Ich bewege mich auf der<br />

Bühne in einer Art Zeitschleife. Wenn es mir Spaß<br />

Seite 16 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

Das Livespielen bereitet also mehr Spaß als<br />

früher?<br />

Das ist in der Tat so! Die Lust darauf wächst von<br />

Tour zu Tour. Die Musiker an meiner Seite sind extrem<br />

gut, da macht das Spielen erst recht Freude. Wir<br />

sind eine <strong>to</strong>lle Crew, seit langem schon, mit vielen<br />

Bandmitgliedern arbeite ich seit den 1980ern zusammen.<br />

Und während wir früher musikalische Partner<br />

waren, bezeichne ich uns inzwischen als echte<br />

Freunde. Unter diesen Umständen kann gar nichts<br />

Langweiliges herauskommen.<br />

“<br />

Musik verwässert Sprache”, haben Sie mal gesagt.<br />

Wie ist das zu verstehen bei einem Künstler,<br />

der großen Wert auf die Texte legt?<br />

Obwohl es nach außen vielleicht anders wirkt:<br />

Eigentlich habe ich mich immer eher als Sänger denn<br />

als Texter gesehen. Ich bin zwangsweise zum Schrei-


Fo<strong>to</strong>: © EMI <strong>Music</strong><br />

... und er kann doch tanzen:<br />

Herbert Grönemeyer in<br />

bester Livelaune 2012.<br />

ber von Versen geworden, da die Texte auf meinen<br />

ersten – nicht ganz zu Unrecht erfolglosen – Alben<br />

von eingekauften Au<strong>to</strong>ren kamen und ziemlich<br />

schlecht waren. Also habe ich mich selbst ans Werk<br />

gemacht. Doch, wie gesagt, in erster Linie ist meine<br />

Leidenschaft das Singen. Und was ich mit „Musik<br />

verwässert Sprache” letztlich gemeint habe: Musik<br />

entzieht der Sprache ihre Kraft. Deshalb verwende<br />

ich gern bockige Wörter, kernige Ausdrücke. Meine<br />

Worte müssen in der Regel viel Kraft und Energie<br />

besitzen, damit sie der Musik gewachsen sind. Außer<br />

bei Liebesliedern, da setze ich auf Emotion pur, gern<br />

auch mal auf eine Prise Kitsch.<br />

Angeblich stimmen Sie sich mit dem Lesen von<br />

Lyrik auf das eigene Schreiben ein …<br />

Das ist richtig! Ich stimme mich ein, um diesen<br />

schwierigen Part meiner Arbeit bewältigen zu können.<br />

Denn ich bin kein großer Schreiber. Außer Liedtexten<br />

verfasse ich nichts, nicht mal Briefe, schon<br />

gar keine Kurzgeschichten oder gar Romane. Um<br />

Himmels Willen! Beim Studieren der Werke von anderen<br />

fallen mir immer mal wieder interessante oder<br />

schöne Wörter auf, die ich mir notiere und eventuell<br />

verwende. Der Begriff „Schiffsverkehr” etwa ist auf<br />

diese Art klebengeblieben und jetzt Titel meiner aktuellen<br />

Platte.<br />

Ist es richtig, dass Sie mit Ihren Texten gern<br />

irritieren, auch mal absurd werden, obwohl<br />

die Öffentlichkeit Sie eher als<br />

“<br />

au<strong>the</strong>ntischen Künstler” wahrnimmt?<br />

Das Absurde und streckenweise Alberne<br />

ist in meinen Texten eher<br />

versteckt. Aber beides ist unbedingt<br />

vorhanden! Dass ich diesen „Au<strong>the</strong>ntizitäts-Status”<br />

besitze, kann<br />

ich nicht recht nachvollziehen. Denn<br />

die Mehrzahl meiner Lieder hat mit<br />

meinem Leben wenig bis nichts zu<br />

tun, und au<strong>to</strong>biografische Sachen<br />

sind rar gesät.<br />

Sind Sie vielleicht im November<br />

1988 zu einer “<br />

au<strong>to</strong>biografischen<br />

Figur” geworden? Innerhalb von<br />

zwei Tagen starb einer Ihrer Brüder<br />

sowie Ihre Ehefrau Anna.<br />

Bis zu jenen tragischen Ereignissen<br />

war mein Privatleben in der Öffentlichkeit<br />

kaum bekannt, was ich sehr<br />

genossen habe. Unmittelbar danach<br />

bekam ich allerdings geballte Anteilnahme.<br />

Das war sehr berührend<br />

und hat mich zutiefst bewegt. Doch<br />

wenn ich heute, über 13 <strong>Jahre</strong> später,<br />

immer noch darauf angesprochen<br />

werde, ist mir das zu weit hergeholt. Mein<br />

Leben geht ja weiter, man muss nach vorn schauen,<br />

darf nicht in der Vergangenheit stehenbleiben. Mir<br />

ist es wichtig, auch für meine beiden Kinder, dass<br />

ich ein gesteigertes Maß an Privatsphäre besitze.<br />

Dieser Wunsch drückt sich gleichfalls in meiner Arbeit<br />

aus: Mit dem Album SCHIFFSVERKEHR bin ich<br />

zurückgekehrt zum erzählerischen Schreiben, die<br />

Inhalte der Lieder haben kaum mit meinem Alltag<br />

zu tun.<br />

Sind Sie nach London gezogen, um Ihr Privatleben<br />

weitgehend zu schützen?<br />

Dort lebe ich auch weiterhin ungefähr die Hälfte<br />

des <strong>Jahre</strong>s; den Rest der Zeit bin ich in Berlin, wo<br />

ich gleichfalls relativ anonym sein kann. Gerade<br />

für meine Kinder war der Umzug nach London<br />

elementar wichtig – so kurz vor dem Tod ihrer<br />

Mutter, als ihr Ableben absehbar war. So entstand<br />

auch eine räumliche Distanz zu den bald darauf<br />

folgenden tragischen Ereignissen. Außer unseren<br />

unmittelbaren Nachbarn wusste in England niemand<br />

etwas von meinem Schicksal – und diese<br />

Menschen, die bis heute Freunde sind, verhielten<br />

sich weniger betroffen als vielmehr loyal zu uns.<br />

Das war sehr, sehr schön! Denn ich bin durchaus<br />

jemand, dem Anteilnahme nahegeht. Aber irgendwann<br />

muss damit auch gut sein. Schließlich bin<br />

ich tief im Herzen ein gnadenloser Optimist, was<br />

unser Dasein angeht.<br />

Ausgewählt und<br />

präsentiert von<br />

KulturSPIEGEL<br />

© Pressefo<strong>to</strong>


© Pressefo<strong>to</strong><br />

Status Quo<br />

DVD,<br />

Soundtrack,<br />

Solo-Album<br />

HELLO QUO! ist die Doppel-DVD betitelt,<br />

mit der die UK-Boogie-Rockveteranen<br />

Status Quo ihr 50-jähriges<br />

Bestehen zelebrieren und ihre<br />

lange His<strong>to</strong>rie voller Höhen und Tiefen<br />

erzählen. Alan G. Parker ( Who "<br />

Killed Nancy" über die Sex Pis<strong>to</strong>ls,<br />

Rebel Truce - The His<strong>to</strong>ry Of The<br />

"<br />

Clash", diverse Monty-Python-Filme)<br />

brachte das Filmwerk auf den Weg<br />

und führte Regie, wie Rick Parfitt<br />

im <strong>GoodTimes</strong>-<br />

Interview verriet.<br />

Also der Mann, der<br />

seit 45 <strong>Jahre</strong>n die<br />

Band anführt, die<br />

Gitarre schwingt<br />

und singt - gemeinsam<br />

mit Francis<br />

Rossi, der als einziges<br />

Mitglied der<br />

Gründungsbesetzung g<br />

von 1962 mit Alan<br />

Lancaster (b, bis 1985), John Coghlan<br />

(dr, bis 1981) und Roy Lynes (keys,<br />

bis 1970) bis heute dabei ist.<br />

Rick, ich<br />

erreiche dich in<br />

Spanien<br />

- warum bist du<br />

vor einigen <strong>Jahre</strong>n dort-<br />

hin gezogen?<br />

Verschiedene Gründe, vor allem aber<br />

das Wetter. Ich liebe zwar Regen und<br />

auch Kälte, aber nicht, wenn es dau-<br />

ernd kalt ist und regnet. Dazu der<br />

Verkehr in England, all die Kameras,<br />

die einen permanent<br />

überwachen, überhaupt das<br />

Leben in England. Ich hatte irgendwann<br />

genug davon, habe<br />

mich mit meiner Frau beraten<br />

– wir hatten schon eine Villa in<br />

Spanien, wo man immer im Pool schwimmen kann,<br />

der nicht wie in England die meiste<br />

Zeit wegen des Wetters abgedeckt ist.<br />

Wir haben alle Annehmlichkeiten des<br />

Lebens im UK, haben Sky-Fernsehen,<br />

die Kinder gehen hier zur Schule,<br />

wachsen zweisprachig auf, was heutzutage<br />

ja auch nicht unwichtig ist –<br />

es ist hier einfach ein angenehmeres<br />

Leben. Ich sitze jetzt hier bei 26 Grad<br />

und genieße den Sonnenschein am<br />

Swimmingpool, während wir uns unterhalten.<br />

Mit HELLO QUO! feiert<br />

ihr das 50-jährige Bestehen<br />

der Band - inwieweit<br />

habt ihr an der<br />

Produktion mitgewirkt?<br />

Alan G. Parker wollte die Sache schon<br />

Fo<strong>to</strong>: © P. Roser<br />

seit <strong>Jahre</strong>n machen und war auf uns zugekommen,<br />

und jetzt schien die Zeit einfach reif dafür zu sein.<br />

Wir haben lange darüber gesprochen, trugen sechs<br />

Monate lang all das Material zusammen, darunter<br />

viele noch nie gezeigte Aufnahmen. Alle Leute, die<br />

irgendwann mit Quo zu tun hatten, wurden ausführlich<br />

interviewt, zusätzlich äußern sich viele Menschen<br />

über die Band, von Brian May und Joe Elliott<br />

von Def Leppard über Cliff Richard bis zu Thomas<br />

Gottschalk, die alle nette Dinge über uns sagen. Es<br />

war jetzt an der Zeit, die wahre Geschichte der Band<br />

zu erzählen – und ich meine, am Ende ist etwas herausgekommen,<br />

das für jeden Quo-Fan ein Muss ist!<br />

Stichwort Wahrheit. Waren auch<br />

John Coghlan und Alan Lan caster<br />

v.l.: Rick Parfitt, John Coghlan, Francis Rossi und Alan<br />

Lancaster Anfang der 80er <strong>Jahre</strong> in einem Münchner TV-Studio<br />

Seite 18 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

an der Entstehung der DVD<br />

beteiligt?<br />

Jeder schildert seine Sicht der Dinge.<br />

Der einzige, der nicht mitmachen<br />

wollte, ist Pete Kircher, der 1982<br />

bis 1985 Johns Platz eingenommen nommen<br />

hatte. Alle haben in Interviews, ews, die<br />

wirklich in die Tiefe gehen, en, ihre<br />

Sicht der Dinge dargelegt, ihre fühle geschildert, was ihnen in ihrer<br />

Zeit bei Quo gefallen hat und was<br />

nicht. Außerdem waren John, Alan,<br />

Francis und ich erstmals seit fast<br />

Ge-<br />

30 <strong>Jahre</strong>n wieder gemeinsam in<br />

einem Raum – und wir haben zum ersten Mal seit<br />

jener Zeit wieder zusammengespielt! Das war schon<br />

ein sehr emotionaler Moment.<br />

Wie kam es dazu?<br />

Sie reisten für die DVD-Aufnahmen<br />

an – Alan lebt ja in Australien. Wir<br />

waren in all den <strong>Jahre</strong>n seit der<br />

Trennung nicht gerade die besten<br />

Freunde, es herrschte viel Bitterkeit<br />

auf beiden Seiten. Wir sind<br />

jetzt alle Mitte 60, und da war es<br />

überfällig, die alten Geschichten<br />

auszuräumen und das Kriegsbeil zu<br />

begraben. Dass uns das gelungen<br />

ist, reflektiert die DVD durchaus,<br />

meine ich. Wir gingen in unseren<br />

Probenraum, schauten uns fragend<br />

an: „Was sollen wir spielen?" Wir<br />

haben dann ein paar alte Nummern<br />

angestimmt.


Sie haben gewählt!<br />

Hier sind die<br />

60 besten kultHits!<br />

Zusammengestellt von<br />

den Lesern der<br />

jetzt auch bei


Ist diese Session eine einmalige<br />

Sache, oder wird man euch mal<br />

wieder zusammen auf der Bühne<br />

erleben?<br />

Nichts ist in Stein gemeißelt! Es laufen Gespräche,<br />

und wie wir schon mal auf einem unserer alten Alben<br />

gesungen haben: „Never say never"! Alles kann<br />

passieren. Im Augenblick ist nichts geplant, aber<br />

warten wir mal das nächste Jahr ab.<br />

Quo feiern 50-Jähriges, du selbst<br />

bist ein wenig später dazu ges<strong>to</strong>ßen,<br />

nachdem du Francis 1965 im<br />

Butlin's Feriencamp kennen gelernt<br />

hast, als du unter dem<br />

Namen Ricky Harrison<br />

mit The Highlights unterwegs<br />

warst ...<br />

Richtig. Ich hatte meinen Namen<br />

geändert, weil ich mit<br />

den Zwillingsschwestern<br />

Jean und Gloria Harrison<br />

etwa zwei <strong>Jahre</strong> lang als The<br />

Highlights unterwegs war. Wir<br />

gaben uns als Familie aus und<br />

haben zu dritt Musik-Kabarett arett<br />

gemacht. Im Butlin's freundete<br />

ich mich mit Francis und Alan an,<br />

die damals noch als The Spectres auftraten. Etwa<br />

ein Jahr später rief ihr Manager an, ob ich nicht einsteigen<br />

wolle. Die Highlights hatten sich da schon<br />

aufgelöst, ich hatte nichts zu tun und sagte zu. Ich<br />

stieg 1967 ein, im Februar 1968 erschien "Pictures<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Of Matchstick Men", und der Rest ist Geschichte.<br />

Wer es noch genauer wissen will, sollte sich die DVD<br />

anschauen.<br />

Du bist ein guter Verkäufer!<br />

Das ist Teil meines Jobs.<br />

Für den Auftritt bei Live Aid"<br />

"<br />

1985 wart ihr nach einer längeren<br />

Phase der Inaktivität wieder zusammen.<br />

Welche Erinnerungen hast<br />

du daran?<br />

Sehr wenige. Wir wurden mit einem Helikopter ins<br />

Wembley-Stadion eingeflogen – und ich war und<br />

bin eigentlich nie vor Auftritten nervös. Doch unmittelbar<br />

bevor wir auf die Bühne gingen, hatte ich<br />

wirklich Schmetterlinge im Bauch. Immerhin standen<br />

da draußen 80.000 Menschen, und wir hatten<br />

die Riesenehre, als Opener ran zu dürfen! Es war<br />

unglaublich – die 14 Minuten, die wir gespielt haben,<br />

fühlten sich an wie 14 Sekunden. Ich weiß nur<br />

noch, dass wir ein kurzes Interview gaben, als wir<br />

die Bühne verließen, ansonsten erinnere ich mich<br />

an nichts mehr.<br />

Wie geht es dir gesundheitlich? Du<br />

hattest 1997 deine Vierfach-Bypass-Herzoperation<br />

und musstest<br />

im letzten Dezember und im Ja-<br />

nuar nochmals auf den OP-Tisch ...<br />

Ich fühle<br />

mich großartig, mir geht es wirklich gut!<br />

Ich habe mich damals sehr schnell von meiner<br />

Herz-OP erholt, obwohl ich zwölf Minuten<br />

klinisch <strong>to</strong>t war. Sie mussten mein Herz<br />

gewissermaßen abschalten, während sie<br />

die Bypässe legten. In der Zeit hing ich<br />

an einem Kuns<strong>the</strong>rz – sie haben mir<br />

einen Film von diesem vierstündigen<br />

Eingriff geschenkt, den ich aber bis<br />

heute nicht angeschaut habe und es wohl<br />

auch nie tun werde. Da schaue ich mir lieber<br />

andere interessante Sachen an.<br />

Und was ist im letzten Dezember<br />

passiert?<br />

Ich habe ja ein wildes Leben geführt, Sex ex&Drugs<br />

& Rock'n'Roll eben, für das ich einen Preis zahlen<br />

muss. Ich bin zwar nicht mehr unbedingt<br />

ein wilder alter<br />

Rock'n'Roller, habe<br />

schon ewig keine<br />

Drogen mehr<br />

genommen, en,<br />

aber einem em<br />

Drink bin<br />

ich nicht ab-<br />

geneigt. An<br />

einem Don-<br />

nerstag im Dezember<br />

letzten<br />

<strong>Jahre</strong>s hatte ich<br />

eine Herzattacke,<br />

wurde am Freitag operiert<br />

und bekam einen<br />

Stent eingesetzt, und<br />

am Samstag stand ich<br />

im NEC in Birmingham<br />

schon wieder auf<br />

der Bühne. Die Ärzte<br />

weigerten sich zwar<br />

anfangs, mich aus dem<br />

Krankenhaus zu lassen, aber ich sagte, dass ich mich<br />

dann selbst entlassen würde. Und so haben sie letztlich<br />

zugestimmt. Natürlich haben alle gesagt, ich sei<br />

verrückt, aber die Fans hatten für die Tickets bezahlt!<br />

Und wenn ich mal auf der Bühne umkippen sollte,<br />

ist es eben so – es gibt doch keinen besseren Ort, um<br />

abzutreten (lacht)!<br />

Was wurde eigentlich aus dem Solo-Album,<br />

das du 1985 aufgenommen<br />

hast?<br />

Der Titel stand mit RECORDED DELIVERY schon<br />

fest, aber ich weiß bis heute nicht, warum es nicht<br />

erschienen ist. Bei den Aufnahmen waren John<br />

„Rhino" Edwards und Jeff Rich dabei, nachdem<br />

Rhythmusgitarre und Gesang<br />

sind Rick Parfitts Job.<br />

sich John Coghlan und Alan Lancaster verabschie-<br />

det hatten und keine Band mehr vorhanden war.<br />

Eines Tages rief unsere damalige<br />

Plattenfirma an und sagte,<br />

wir würden ihr laut Vertrag<br />

noch ein Album schulden.<br />

Also sprach ich mit Francis, erzählte<br />

ihm von John und Jeff<br />

– mit ihnen haben wir dann<br />

"In The Army" aufgenommen,<br />

was überall ein Riesenhit war.<br />

Und<br />

nachdem ich ohnehin nie<br />

mit Quo hatte aufhören wollen,<br />

legten wir ab 1986 wieder los – und<br />

John ist bis heute dabei!<br />

Wird<br />

das Solo-Album jemals<br />

erscheinen?<br />

In dieser Form wohl nicht, weil die meisten Songs<br />

inzwischen als B-Seiten oder Bonus-Tracks Verwendung<br />

gefunden haben. Aber wenn ich mal ges<strong>to</strong>rben<br />

sein sollte, wird sich irgendjemand zumindest<br />

die unveröffentlichten Tracks herauspicken und ausschlachten,<br />

wie es eben so üblich ist. Man weiß ja,<br />

wie das so läuft in diesem Geschäft (lacht).<br />

Macht ihr euch schon Gedanken<br />

über ein neues Studio-Album?<br />

Als nächstes kommt ein Soundtrack. Wir haben Anfang<br />

des <strong>Jahre</strong>s den Film „Bula Quo!” gedreht. Dafür<br />

haben wir rund zehn neue Songs eingespielt und einige<br />

unserer älteren Nummern überarbeitet, die auf<br />

dem Soundtrack zu hören sein werden.<br />

Worum geht es in dem Film? Es<br />

soll ja ein Spielfilm sein ...<br />

Ich darf nichts darüber verraten, nur so viel: Francis<br />

und ich spielen uns in einem Action-Thriller selbst,<br />

bringen eine lustige Note rein. Es hat jedenfalls viel<br />

Spaß gemacht, das Ding zu drehen. Es wird im April<br />

2013 anlaufen.<br />

Philipp Roser<br />

Seite 20 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


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The WASP (Texas Radio And The Big Beat), Spanish Caravan und Hello, I Love You!<br />

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Von Ul<br />

i Twelk<br />

ker<br />

Celluloid Heroes –<br />

der Traum von Hollywood<br />

Wer kann bessere Milieu-Geschichten erzählen als Ray Davies von den Kinks? "Waterloo Sunset" etwa ist<br />

45 <strong>Jahre</strong> nach Erscheinen unvergessen als die Hommage an eine romantische Seite Londons. Sollte Davies<br />

seinen Sonnenuntergang hinter der damals besonders hässlichen Waterloo Station ironisch gemeint haben, so wollten weder die<br />

schönen Melodielinien dies aufnehmen noch Terry, Julie oder die Hörer es bemerken. Ray Davies' "Dead End Street" t" zeigte eindrucksvoll<br />

die Kehrseite, das London der Verlierer: There's a crack up in <strong>the</strong> ceiling" – Risse in den endlosen Reihenhäusern!<br />

"<br />

Schnitt zum Babylon Hollywoods: Hier gelang es dem exzentrischen Songpoeten,<br />

der seine Kompositionen als Grundlage für Soundtracks eigener Filme sah, sowohl<br />

die Sonnen- als auch die Schattenaspekte der Filmfabrik nahe Los Angeles<br />

vorzuführen – und als Metapher für Jedermanns zerplatzte Träume zu verstehen.<br />

Der Kinks-Regisseur, der 1971 in der Filmstadt gelebt hatte, ging den Hollywood<br />

Boulevard hinab und wusste genau: Hier hielt sich jeder für<br />

eine Leinwandgranate, „everybody's a dreamer, and everybody's<br />

a star". Die Konsequenz: „Everybody's in movies."<br />

Instinktiv wusste Davies die Sternchen im Boulevard-Pflaster als<br />

telepathischen Star-Kontakt zu deuten: Wagt es ja nicht, auf<br />

Greta Garbo herumzutrampeln, auch wenn es nur ihr Stern ist!<br />

Das hatten zu ihren Lebzeiten andere getan, indem sie den Mythos<br />

einer Prinzessin schufen und erstaunt sahen, wie die unnahbare<br />

Stille reagierte: „She turned her back on stardom." Aber<br />

der Kinks-Chronist lässt auch Luft zum Lachen: beim pomadigen<br />

Rudolph Valentino, der den Hollywood-Ladies unter die Röcke<br />

schaut, während sie ihn ignorieren. Beim unverwüstlich lächelnden<br />

Mickey Rooney, auf dessen Stern man ruhig treten kann –<br />

und der sich mit 92 noch immer bester Gesundheit erfreut.<br />

Anderen sieht Davies den Lebens- und Karrierekampf deutlich<br />

an, ob sie nun Erfolg hatten oder vergeblich litten: „Some succeeded<br />

and some who suffered in vain." Letztlich kehrt der Au<strong>to</strong>r zur<br />

„fantasy<br />

asy<br />

world" der Leinwand zurück, denn „celluloid heroes never suffer any pain" – und<br />

natürlich sterben sie auch nicht: Wer wollte Bette Davis nicht für so lebendig<br />

halten wie Mickey Rooney?!<br />

Musikalisch baute Ray Davies seine Kinks dynamisch geschickt für einen seiner<br />

stärksten Songs auf. John Goslings Piano und die eigene Akustikgitarre<br />

beginnen das Midtempo-Stück. John Dal<strong>to</strong>ns Bass und Mick Avorys Drums<br />

beschränken sich auf sparsame Untermalung, und auch Dave Davies darf nur<br />

ein paar gebremste Power-Chords einstreuen, während die Klavierkaskaden Goslings<br />

zunehmend an einen verehrten „Session Man" des Kinks-Bosses erinnern:<br />

Nicky Hopkins. Ein gewisser Hollywood-<br />

Drama-Effekt wird noch durch Syn<strong>the</strong>sizer-<br />

Overdubs hinzugefügt, aber der Fokus des<br />

Traumfabrik-Traktats liegt in Ray Davies' erstaunlicher<br />

vokaler Performance, die Gosling<br />

„Ehrfurcht" verspüren ließ, und in welcher<br />

der New Yorker Au<strong>to</strong>r Thomas M. Kitts eine<br />

subtile Melange von „Nachdenklichkeit, Verwundbarkeit,<br />

Ironie, Leidenschaft und – am<br />

Ende – Verzweiflung" ausmacht und sogar<br />

eine gewisse Todessehnsucht bescheinigt.<br />

Die kommerzielle Ausgangsbasis des Songs<br />

war<br />

eher<br />

er schlecht: cht:<br />

Er war das Finale des zweiten RCA-Albums der Band (die<br />

Livebeigabe mal ausgenommen). Das Major-Label kündigte diese zentrale<br />

Nummer im Albumtitel zwar mit der Songzeile EVERYBODY`S IN SHOW BIZ,<br />

EVERYBODY`S A STAR an, verschloss sich allerdings wie beim Albumvorläufer<br />

MUSWELL HILLBILLIES einer Multimedia-Auswertung mit Filmprojekten<br />

buchhalterisch borniert – und dies, obwohl ohl<br />

der Band 1972 mit der launigen Concorde-<br />

Jet-„Werbung" "Supersonic Rocket Ship"<br />

zwei <strong>Jahre</strong> nach "Lola" immerhin ein kleiner<br />

Hit gelang. Hatte man das erste Kinks-<br />

Label Pye noch gescholten,<br />

Albumerfolge durch<br />

immer neue Kopplungen<br />

auf dem Billiglabel Marble<br />

Arch zu konterkarie-eren,<br />

so waren zu RCA-<br />

Zeiten einfach zu wenig<br />

Albumstapel in den Geschäften.<br />

Und die mageren<br />

Inserate des<br />

Konzerns Signal eines es<br />

Geizes, der dem Vorschuss<br />

der Band und<br />

MUSWELL HILBILLIES<br />

Launch-Parties<br />

kaufmännisch<br />

widersprach.<br />

Dennoch, das<br />

Sechs-Minuten-Epos wurde<br />

im US-Radio jahrelang regelmäßig<br />

g<br />

aufgelegt. Eine Single gab es zum Glück<br />

in einigen europäischen Ländern, darunter<br />

im Vereinigten Königreich (UK),<br />

am 24. November 1972. Einem 7-Inch-<br />

Release in den USA stand wohl nur die<br />

traurige Tatsache entgegen, dass man<br />

bereits vier <strong>Jahre</strong> nach "Hey Jude" den<br />

Mut zu einem solchen Wagnis verloren<br />

hatte, vom Erinnern an den Geniestreich<br />

der Ray-Charles-Single "What'd<br />

I Say" ganz zu schweigen: Hier hatte<br />

man eine Langnummer einfach auf<br />

zwei Seiten verteilt. Ray Davies lieferte<br />

prompt eine lediglich 4:39 laufende<br />

Version, und das Ding konnte im November<br />

1972 auch in Amerika an den<br />

Start gehen, ebenfalls mit der Rückseite<br />

"Hot Pota<strong>to</strong>es". Zum Jubiläum bitte<br />

Angriff auf allen Formaten: 7-Inch-<br />

Engrille, 12-Inch-Vinyl, CD-Single,<br />

Download und großes Remaster der<br />

damaligen RCA GREATEST HITS. Die<br />

hatten nämlich 1976 als Haupttitel<br />

– "Celluloid Heroes" in veränderter r<br />

Version!<br />

Greta Garbo<br />

Rudolph Valentino<br />

Bette Davis<br />

Marilyn Monroe<br />

Seite 22 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


© Pressefo<strong>to</strong><br />

Jeff Lynne/Electric Light Orchestra<br />

LONG WAVE enthält ausschließlich<br />

Cover-Versionen. Warum eine solche<br />

Rückschau?<br />

Als ich die Lieder aufnahm, habe ich mich permanent<br />

an meine Kindheit und Jugend erinnert, also an<br />

die 1950er und frühen 1960er – an endlose Nächte,<br />

in denen ich trotz elterlichen Verbots mit Kopfhörern<br />

im Bett lag und mich von der Musik verschiedener<br />

Langwellen-Sender in den Schlaf wiegen ließ. Ohne<br />

jene Nächte wäre die Magie der Musik niemals in<br />

diesem Maße auf mich übergesprungen! Überhaupt<br />

das Radio: Sobald mein Vater von der Arbeit zu Hause<br />

war, lief es unentwegt, und an den Wochenenden<br />

sowieso: Jazz, Skiffle, Bigband-Sound. Es war<br />

herrlich, ständig von dieser Musik umgeben zu sein.<br />

Manche Songs klingen für mich bis heute so frisch,<br />

als hätte ich sie gestern zum ersten Mal gehört. Mit<br />

diesen Eindrücken ging ich ins Studio, um LONG<br />

WAVE einzuspielen. Es ist eine radikal persönliche,<br />

radikal egoistische Scheibe. Weil ich sie im Alleingang<br />

aufgenommen habe und sie ausschließlich<br />

altes Zeug präsentiert, das vermutlich nur noch mir<br />

so nahe ist. Aber wer weiß, vielleicht haben auch<br />

einige andere Leute ihren Spaß an der Sache.<br />

Sind Sie ein eingefleischter Nostalgiker?<br />

Unbedingt! All die Zeit vor dem Radio, in der ich<br />

mich hemmungslos meinen Träumen hingab! Es gab<br />

viele Tage und vor allem Nächte, in denen ich richtiggehend<br />

ins Gerät gekrochen bin! Ich hoffe, dass<br />

jeder von einer Nostalgiewelle erfasst wird, wenn er<br />

sich LONG WAVE anhört.<br />

Gibt es zwischen den beiden aktuellen<br />

Alben eine Verbindung?<br />

Beide stehen für sich, aber auch dafür, wo ich mich<br />

Rückschritt & Fortschritt<br />

Seite 24 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

Mit zwei Alben, die am selben Tag erschienen<br />

sind, hat sich Jeff Lynne<br />

(Gründungsmitglied und Mastermind<br />

des Electric Light Orchestra/ELO) weit<br />

zurück in die Zukunft gebeamt:<br />

Unter seinem Namen<br />

kam LONG WAVE (Langwelle)<br />

auf den Markt, eine nostalgische<br />

Hommage an die<br />

eigene musikalische Kindheit<br />

und Jugend, gespickt mit frisch klingenden<br />

Cover-Versionen aus den 19<strong>40</strong>-<br />

ern bis frühen 1960ern. Und Lynne,<br />

geboren am 30.12.1947 in Birmingham,<br />

hat außerdem zwölf ELO-Kracher entrümpelt<br />

und ihnen ein wenig die Patina<br />

genommen; sie bringt er als<br />

MR. BLUE SKY – THE VERY<br />

BEST OF ELECTRIC LIGHT<br />

ORCHESTRA an den Start.<br />

Beide CDs unterstreichen<br />

die Zeitlosigkeit des Lynne-<br />

Sounds.<br />

Von Michael Fuchs-Gamböck<br />

musikalisch derzeit fixiere. Da ist Jeff Lynne, der<br />

unbarmherzige Nostalgiker – und da ist außerdem<br />

Jeff Lynne, der einem Dutzend ELO-Klassikern<br />

neue Perspektiven abgewinnen will. Darum habe<br />

ich alle Songs von MR. BLUE SKY ... komplett neu<br />

eingespielt. Es sind speziell diese Titel, von denen ich<br />

weiß, dass sie zeitlos sind, dass man sie sich auch in<br />

der Zukunft problemlos wird anhören können.<br />

Sie haben alle Instrumente auf MR.<br />

BLUE SKY gespielt …<br />

Das war dringend erforderlich, denn dadurch habe<br />

ich sie vom gelegentlich zu heftigen Bombast etwas<br />

entstaubt. Sie behielten ihre Identität, bekamen aber<br />

ein frischeres Gesicht mit weniger Schminke.<br />

Welche Erinnerungen sind an <strong>40</strong><br />

<strong>Jahre</strong> ELO präsent?<br />

Wechselhafte, wie für eine Unternehmung dieser Größenordnung<br />

angemessen. Anfangs waren wir eine<br />

richtige Band, sehr kreativ, mit sehr unterschiedlichen<br />

Charakteren. Es war aufregend, unter solchen Umständen<br />

zu arbeiten, aber auch recht kompliziert. Ab<br />

den späten 1970ern war ELO weitgehend mein eigenes<br />

Projekt, nahezu alle Ideen stammten von mir. Ich<br />

bin kein allzu guter Teamplayer, eher ein Tüftler und<br />

Einzelkämpfer. Damit konnten im Laufe der Zeit nicht<br />

alle umgehen, mit denen ich gearbeitet habe.<br />

Kritiker unterstellten ELO gern<br />

Kitsch und Größenwahn, Sie selbst<br />

sprechen von "<br />

klassischem Rock'n'<br />

Roll" …<br />

ELO war und ist unbedingt eine Rock'n'Roll-Truppe,<br />

da bei allem gelegentlichen Orchester-Beiwerk die<br />

Melodien stets simpel und eingängig waren. Diese<br />

Eigenschaft zeichnet für mich Rock'n'Roll aus. Okay,<br />

es gab schon mal die eine oder andere süßliche Melodie.<br />

Das lag dann am Inhalt des Lieds, meist herzzerreißende<br />

Balladen. Da ist dann eine fette Prise<br />

Kitsch durchaus angebracht, um den dramatischen<br />

Aspekt zu verstärken.<br />

Das letzte ELO-Album ZOOM erschien<br />

2001. Kommt noch was Neues?<br />

Da ich mich von nichts und niemandem drängen<br />

lasse, wenn ich an einer neuen Platte arbeite – vor<br />

allem nicht von der Zeit –, habe ich keine Ahnung,<br />

ob und wann es eine neue ELO-Scheibe gibt. Sicher<br />

ist: Es gibt einige neue Ideen für Songs, manche sehr<br />

konkret und weit fortgeschritten, was immer das zu<br />

bedeuten hat. Lust darauf, ein richtig scharfes ELO-<br />

Album abzuliefern, habe ich unbedingt. Schließlich<br />

stehen diese drei magischen Buchstaben für ein ganzes<br />

Leben – mein Leben.<br />

Fo<strong>to</strong>: © Martyn Atkins


Big Jim Sullivan (1941 – 2012)<br />

Die letzte Session<br />

Die Zahl der Kollegen, für die er Gitarre spielte, ist fünfstellig (!). Rund<br />

1000 LPs und 45er mit ihm kamen in die UK-Charts, über 50 Singles auf<br />

Platz 1. S<strong>to</strong>nes, Kinks, Small Faces, Smoke, Chris Farlowe, Cliff Bennett.<br />

Family, David Bowie, Dave Clark Five, George Harrison, Walker Bro<strong>the</strong>rs,<br />

Dusty Springfield, Dave Berry, Marmalade, Love Affair, Peter Sarstedt.<br />

Donovan, Petula Clark, Tom Jones, Cilla Black. Und so geht es seitenlang<br />

im Berichtsheft weiter. Unvergessen bleibt seine lange Tandem-Zusammenarbeit<br />

mit dem blutjungen Jimmy Page ( "<br />

Big Jim & Little Jim"), beispielsweise<br />

1964 in Köln auf den kuriosen LPs FOLKLORE WITH A BEAT<br />

und CLASSICS WITH A BEAT.<br />

Sullivan, am 14.2.1941 als James George Tomkins in Uxbridge geboren, gehörte<br />

zu den Wildcats, begann 1958 als Studiogitarrist, gab parallel unter anderem<br />

Ritchie Blackmore Unterricht. Bis in die späten 70er arbeitete der Hüne rund<br />

um die Uhr für Produzenten wie Joe Meek, George Martin, Paul McCartney,<br />

Andrew Oldham, Mick Jagger, Shel Talmy, Mickie Most; eigene Platten (unter<br />

seinem Namen und mit Tiger) blieben – wie bei so vielen Sessionstars – eher<br />

blass. Von 1969 bis 1974 war er Tom Jones' Gitarrist, knapp zehn <strong>Jahre</strong> im<br />

Orchester von James Last folgten, nach 1990 zog sich der musikalische Wegweiser<br />

mehr und mehr zurück. Rock'n'Roll, Beat, R&B, Pop, Rock, Jazz, Klassik<br />

– Sullivan hatte alles erledigt; er prägte aus dem Hintergrund (und fast immer<br />

ungenannt) mit den Kollegen John McLaughlin, Alan Parker, Joe Moretti, Vic<br />

Flick und Eric Ford die UK-Musikhis<strong>to</strong>rie der <strong>60s</strong>.<br />

Der "<br />

Session-Guru" wurde geholt, wenn die Qualität von Bandmitgliedern<br />

nicht ausreichte, es schnell gehen musste, und er lieferte Backings für Solosänger.<br />

Er trat in London und Paris an, wenn Songs von Johnny Hallyday,<br />

Francoise Hardy, Michel Polnareff und An<strong>to</strong>ine aufzupeppen waren. Wer heute<br />

etwa "Itychcoo Park" hört, "Eloise", "Down<strong>to</strong>wn" oder "Space Oddity", "Je<br />

t'aime", "Shout", "Black Is Black", "Crying Game", "Out Of Time", "My Friend<br />

Jack", "Supergirl" oder "The Sun Ain't Gonna Shine Anymore", der hört (auch)<br />

Big Jim Sullivan. Werbe-,<br />

Film- und TV-Showmusiken<br />

sind für ihn verbucht, er veröffentlichte<br />

Lehrbücher und<br />

Gitarrenschulen.<br />

Am 2.10. ist Big Jim,<br />

schwer herz- und zuckerkrank,<br />

in seinem Haus in<br />

West Sussex ges<strong>to</strong>rben.<br />

Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />

MIT<br />

8-KÖPFIGER<br />

BAND<br />

14.JULI 2012<br />

STRAVINSKI<br />

AUDITORIUM<br />

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1972 – GOGOS, GLAM<br />

UND GUTE LAUNE:<br />

Startschuss<br />

für den<br />

" <strong>Musikladen</strong>"<br />

M<br />

ichael „Mike" Leckebusch hielt<br />

sich nach dem Ende des „Beat-Club"<br />

nicht lange mit Nebensächlichkeiten auf. In<br />

kürzester Zeit hatte der legendäre TV-Produzent<br />

ein neues Konzept aus dem Ärmel<br />

geschüttelt und am 13. Dezember 1972<br />

den „<strong>Musikladen</strong>" eröffnet. Die Sendung<br />

war musikalisch so bunt wie die Pop- und<br />

Rocklandschaft aufregend. Während Chris<br />

Barber’s Jazzband die Show einblies, Mega-<br />

Star Johnny Cash sein "San Quentin" sang,<br />

sorgten Slade mit "Gudbuy T’Jane" für den<br />

lärmenden Abschluss. Die Premiere war gelungen.<br />

Und für die nächsten zwölf <strong>Jahre</strong> wurde die fast monatlich<br />

ausgestrahlte Show zum festen Termin im Kalender<br />

junger Leute, die mitreden wollten.<br />

M<br />

it Uschi Nerke hatte Leckebusch<br />

jene heiße, immer<br />

ein bisschen plappernde „Beat-<br />

Club"-Modera<strong>to</strong>rin mit rübergeholt.<br />

Manfred Sexauer – 14 <strong>Jahre</strong><br />

älter als seine damals 28-jährige<br />

Co-Modera<strong>to</strong>rin – übernahm den<br />

Part des in den Wirren der 60er<br />

gestählten Musikfachmanns, dem<br />

das Teenager-Publikum jede Analyse<br />

glauben durfte. Die Titelmusik<br />

bis zur 32. Show, "Rip This Joint"<br />

Marc Bolan<br />

(T. Rex)<br />

Wer<br />

sich aktuell durch<br />

die diversen TV-Musiksender<br />

zappt, wird vermutlich<br />

meist von Langeweile getrieben.<br />

Neugierde, Aufgereg<strong>the</strong>it, Vorfreude?<br />

Fehlanzeige. Es ist wie in einem<br />

Supermarkt: Von allem gibt es reichlich<br />

und meist noch mehr. Das war<br />

vor <strong>40</strong> <strong>Jahre</strong>n ganz anders. Als der<br />

Brian Connolly<br />

(Sweet)<br />

erste ARD- "<br />

<strong>Musikladen</strong>" über die<br />

Mattscheibe flimmerte, kam<br />

das einem Großereignis<br />

gleich.<br />

von den S<strong>to</strong>nes, ist dem kollektiven<br />

Vergessen zum Opfer gefallen. Ab<br />

Ausgabe 33 schallte "A Touch Of<br />

Velvet – A Sting Of Brass" des Mark-<br />

Wirtz-Orchesterprojekts The Mood<br />

Mosaic aus den TV-Lautsprechern,<br />

das schon beim „Beat-Club" Verwendung<br />

gefunden hatte. Auch jetzt sah<br />

man dazu GoGos tanzen oder zumindest<br />

dekorativ herumstehen. Nur wa-<br />

Seite 26 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

ren die Girls mittlerweile meist jeglicher störenden Textilverhüllung beraubt.<br />

Und da die Mädchen auch während der Sendung immer wieder zu Songs<br />

herumzappelten, waren nicht mehr nur Bands und Solisten ein Thema – auch<br />

das erotische Element wurde für einen Teil der maskulinen Zuschauerschicht<br />

zu einem beinahe ebenso wichtigen Grund, den „<strong>Musikladen</strong>"<br />

einzuschalten. Und Leckebusch war da keineswegs zimperlich.<br />

Die GoGos zeigten, was sie konnten und hatten. Und da spielte das<br />

Rhythmusgefühl der Tänzerinnen manchmal gar die sekundäre Rolle:<br />

Hauptsache, es wackelte, dass der Bildschirm vibrierte. Schon damals<br />

hatte man einfach noch verdammt viel Spaß am Leben – und am Sex.<br />

Uschi Nerke war ein Jahr nach der Einführung der lasziven Tänzerinnen<br />

aus der Sendung verschwunden. Von Verdrängung<br />

durch Konkurrenzdruck kann da aber keine Rede sein (siehe Interview<br />

mit Manfred<br />

Sexauer).<br />

„Mister<br />

<strong>Musikladen</strong>"<br />

kämpfte<br />

sich<br />

daraufhin ein halbes Jahr<br />

allein durch die Liveshow,<br />

bevor ihm mit August-<br />

Walter Thiemann ein<br />

männlicher Partner zur<br />

Seite stand. Der „Auwa"<br />

genannte Sexauer-Assi<br />

passte jedoch nicht und<br />

wurde schon ein Jahr<br />

später wieder abgezogen.<br />

Viele <strong>Jahre</strong> unzertrennlich: Uschi Nerke und<br />

Mike Leckebusch


Thiemann, der heute als angelnder Naturbursche mit angetackertem Stirnband<br />

in den Medien auftritt, hatte nach eigenen Angaben auch kaum etwas<br />

mit Musik am Hut. Auf seiner Homepage findet seine „<strong>Musikladen</strong>"-Episode<br />

denn auch nicht mal Erwähnung in einem Nebensatz.<br />

A<br />

Suzi Quatro<br />

b Januar<br />

1981 folgten<br />

für Manfred Sexauer<br />

drei Solo-<br />

<strong>Jahre</strong>, bevor er mit<br />

der<br />

22-jährigen<br />

Christine<br />

Röthig<br />

erneut<br />

weibliche<br />

Unterstützung<br />

erhielt. Allerdings<br />

hatte die reizende<br />

Blondine<br />

lediglich<br />

sechs Mo-<br />

nate Zeit, um<br />

sich ins Bewusstsein stsein der bundesdeut-<br />

d Dan McCafferty<br />

schen Jugend zu moderieren. Denn am 29. November<br />

(Nazareth)<br />

1984 ging mit Folge 90 der letzte reguläre „<strong>Musikladen</strong>"<br />

über den Sender. Die Gästeliste liest sich heute<br />

vergleichsweise unspektakulär: Robert Vanguard,<br />

Bananarama, Lihmal, The Twins, Bad Boys Blue und<br />

Ricchi e Poveri zum Beispiel. Nicht nur bei Rockfans<br />

dürften diese Namen Grund zum leidvollen Stöhnen n<br />

gewesen sein, selbst New Romantics oder New-Wave--<br />

Anhänger konnten mit diesen Pop-Eintagsfliegen nur<br />

herzlich wenig anfangen. Dann schon eher mit Duran<br />

Duran, die Leckebuschs Regie-Assistent Jörg Sonntag<br />

in einem Rückschau-Interview auf Radio Bremen kürzlich<br />

salopp als „Blödmänner" bezeichnete, ihre Professionalität<br />

aber lobte.<br />

Thema Künstler. Sonntag hob in dem Radiogespräch den Auftritt von Roxy<br />

<strong>Music</strong> im „<strong>Musikladen</strong>" vom 30. Mai 1973 hervor. Man habe damals angesichts<br />

dieses exaltierten Haufens vom Ende der Rockmusik gewispert, sagte<br />

er. Bleibenden Eindruck hinterließen über die <strong>Jahre</strong> aber auch andere Interpreten.<br />

Etwa der schweißtreibende Auftritt des Funk-Rock-Orchesters rs Ohio<br />

Players am 5. Februar 1975, die Puhdys als erste DDR-Band im Westfernsehen<br />

(12. Februar 1977) oder die Ramones mit "Sheena Is A Punk<br />

Rocker" am 21. September 1978. Wenngleich der US-Band sogar ein<br />

Special gewidmet war, ging Punk am „<strong>Musikladen</strong>" praktisch vorbei.<br />

Es sind zwischen 1976 und 1980 keine Szenegrößen im Programm m<br />

von Leckebuschs bunter Musik-Kirmes zu finden. Zwar legte man mit<br />

Cherry Vanilla und dem Titel<br />

"The Punk" am 3. Dezember<br />

1977 scheinbar gewaltig g<br />

los, zog in den Folgejahren<br />

aber nicht nach. Und Cher-<br />

ry<br />

Vanilla selbst hatte mit<br />

Punk so viel zu tun wie Roy<br />

Black mit Rock’n’Roll. So<br />

gesehen war der Ramones-<br />

Auftritt durchaus eine klei-<br />

ne Sensation. Auch Heavy Metal<br />

Status Quo<br />

The Jacksons<br />

blieb b bei Mike Leckebusch Lärm aus<br />

der Schmuddelecke. Lediglich Motörhead<br />

landeten 1981 einen Hattrick:<br />

15. Januar "Ace Of Spades", 30. April<br />

"Please Don’t Touch" (mit Girlschool)<br />

und am 10. September "Motörhead".<br />

Die Glam-Metal-Welle aus den USA<br />

verpasste der „<strong>Musikladen</strong>" aber vor<br />

allem, weil er 1984 eingestellt wurde.<br />

In einer der letzten Sendungen, am<br />

21. Juni, reichte es wenigstens noch<br />

für einen den Mainstream schockie-<br />

Amanda Lear<br />

renden Auftritt von Twisted Sister mit<br />

"We’re Not Gonna Take It".<br />

Ansonsten gaben sich regelmäßig g<br />

Stars und Sternchen die Klinke in<br />

die Hand, wobei Leckebusch häufig ein<br />

geschicktes Händchen bewies. So holte<br />

er sich am 29. Mai 1976 die völlig<br />

unbekannte Amanda Lear in seine Sendung<br />

und ließ sie ihre erste, französisch<br />

gesprochene Single "La Bagerre" vortragen.<br />

Die an jenem Abend in knallenges Lederoutfit gehüllte Mega-Blondine<br />

avancierte in den kommenden Monaten zur Disco-Queen und setze sich<br />

mehrere <strong>Jahre</strong> weltweit in den Top 10 fest. Im 26. „<strong>Musikladen</strong>" war davon<br />

allerdings noch nichts zu spüren.<br />

Kuriositäten gab es natürlich ebenfalls zuhauf. Dazu gehörten Die Gol-<br />

ich sechs Mo dene 11 (1976 eine frühe<br />

Version von Max Raabe und seinem Palast<br />

Orchester) ebenso wie Pornodarstellerin Sybille<br />

Rauch (1982), die Manfred Sexauer als<br />

Schauspielerin ankündigte, „die Sie von vielen<br />

Filmen kennen. Sie hat sogar die Goldene<br />

Leinwand, jetzt singt sie auch", oder das<br />

ostdeutsche Schlagerduo Monika Hauff &<br />

Klaus-Dieter Henkler, das schon in der DDR<br />

für Menschen unterhalb der <strong>40</strong> <strong>Jahre</strong> völlig<br />

inakzeptabel war.<br />

Stammgäste gab es bei Michael Leckebusch<br />

reichlich. Inwieweit das auf seinem<br />

persönlichen Kontakt zu den Musikern<br />

oder eigenen Vorlieben beruhte, sei dahingestellt.<br />

Bei einigen Künstlern hing es aber<br />

auch unbestritten mit einer anhaltenden Popularität zusammen: die Glam-<br />

Rock’n’Roller Showaddywaddy traten zehnmal auf, die unbeholfenen Luv aus<br />

Holland hüpften von 1977 bis 1980 neunmal durchs Bild, Boney M. kamen<br />

zwischen 1976 und 1984 sogar 15 Mal zu Auftrittsehren, und Abba lösten<br />

elfmal ein „<strong>Musikladen</strong>"-Ticket. Und immer wieder hielten die Damen Einzug:<br />

achtmal Amanda Lear, jeweils siebenmal Clout, Baccara und Pussycat.<br />

Wie schwer<br />

es ist, Musik<br />

für junge Leu-<br />

te<br />

mit altersgerechtem<br />

Humor<br />

zu<br />

verbinden,<br />

hatte bereits Ilja<br />

Richter in seiner<br />

seit 1971 im ZDF<br />

laufenden<br />

„Disco"<br />

belegt. Schon<br />

in<br />

den 70ern war<br />

das steife Reim-<br />

Potpourri<br />

eher<br />

Brachten den Bildschirm zum Glühen: die GoGos ein Fall zum<br />

Fremdschämen.<br />

Darum fiel im „<strong>Musikladen</strong>" die Bespaßungs-Aufgabe nicht den Modera<strong>to</strong>ren<br />

zu, sondern wurde bis 1975 von Insterburg & Co. (mit Karl Dall)<br />

besorgt. Deren Witze waren durchaus dreister als das Ilja-Theater,<br />

Geschmackssache blieb es aber trotzdem.<br />

Glaubt man den Machern des „<strong>Musikladen</strong>s", hat dieses TV-<br />

Format nicht nur als Wiederholungsendlosschleife in der aktuellen<br />

TV-Landschaft eine Chance. Darum sei nochmals Regie-<br />

Assi Jörg Sonntag aus dem Interview bei Radio Bremen zitiert. Es<br />

sei immer noch möglich, eine Liveshow zu platzieren, meinte er.<br />

Man müsste nur „die Generationen zusammenbringen" und „ein<br />

bisschen mehr Risiko" wagen. Stünden die Helden von einst mit<br />

den Stars von heute auf der Bühne, könnte solch eine Sendung<br />

wieder Massen vor die Mattscheibe ziehen.<br />

Jens-Uwe Berndt<br />

<strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 27


Manfred Sexauer<br />

Er ist der "<br />

Mister <strong>Musikladen</strong>": Manfred Sexauer. Der heute 82-Jährige<br />

war das Gesicht der Liveshow, ließ nicht eine Sendung aus. Bekannt<br />

wurde er ab 1965 als Modera<strong>to</strong>r seiner Radio-Sendung "<br />

Hallo Twen"<br />

für Europawelle Saar. Nach dem "<br />

<strong>Musikladen</strong>" blieb Sexauer mit dem<br />

" ARD-Nachtexpress" und dem "<br />

ARD-Radiowecker" dem Rundfunk treu.<br />

Er moderierte außerdem von 1984 bis 1991 die Fernsehpreisverleihung<br />

"<br />

Die Goldene Europa" und hat seit 2007 auf Radio Melodie eine eigene<br />

Sendereihe unter dem Titel "<br />

Das bleiben Hits".<br />

Von Jens-Uwe Berndt<br />

Fo<strong>to</strong>: © Archiv Manfred Sexauer<br />

Wie sind Sie zum "<br />

<strong>Musikladen</strong>" gekommen?<br />

Das war noch während meiner Sendung „Hallo Twen", als mich 1971 Michael<br />

Leckebusch anrief. Er sagte, wir hören mit dem „Beat-Club" auf und machen<br />

dann noch zwei Sendungen „Das waren Hits". Willst du die moderieren? Gern,<br />

meinte ich, und fuhr nach Bremen. Die beiden Shows kamen großartig an,<br />

darum wollte mich Leckebusch für seine neue Sendung „<strong>Musikladen</strong>" als Modera<strong>to</strong>r<br />

haben. Ich war völlig baff und habe mit Freuden zugesagt.<br />

Sie waren bei der Premiere des "<br />

<strong>Musikladen</strong>s"<br />

42 <strong>Jahre</strong> alt, Ihre Co-Modera<strong>to</strong>rin Uschi Nerke<br />

erst 28. Gehörte diese Konstellation – "<br />

Beat-<br />

Club"-Häschen trifft auf reiferen, etwas biederen<br />

Herrn – zum Konzept?<br />

Ich habe gerade wieder ein paar Wiederholungen<br />

gesehen und fand mich gar nicht so bieder. Und<br />

damals war dieser Altersunterschied auch gar keine<br />

Frage. Ich hatte bis dahin nur Jugendsendungen<br />

gemacht: „Hallo Twen" zum Beispiel. Und später<br />

„Show Mix" und „Disco Top Ten". Ich habe auch im<br />

Hörfunk nie konventionelle Sendungen moderiert.<br />

Die Auswahl der Interpreten erschien manchmal etwas abenteuerlich:<br />

gestylte Popacts, Metalbands, New Wave, Disco. Haben diese Gegensätze<br />

stets funktioniert?<br />

Kritische Stimmen gab es immer. Die waren aber grundsätzlich in der Minderzahl.<br />

Meiner subjektiven Meinung nach kamen die Sendungen gut an.<br />

Manchmal war die Star-Dichte recht hoch. Wie lief die Produktion, um all<br />

die Namen unter einen Hut zu bringen?<br />

Das begann zwei Tage vorher mit Besprechungen und Stellproben. Mit der Plattenfirma<br />

wurde abgeklärt, wann die Künstler eintrafen.<br />

Und wenn die da waren, hat Leckebusch ihnen<br />

im<br />

Studio erklärt, wie er sich den Auftritt vorstellte.<br />

Meistens waren die Stars hellauf begeistert von der<br />

gesamten Atmosphäre, weil sie sich in einer Situation<br />

befanden, die sie so nicht kannten. Und so haben<br />

wir auch ein paar ausgefallene Sachen gemacht:<br />

Wir sendeten von der Funkausstellung in Berlin und<br />

aus dem Theater des Westens. Und es waren Leute<br />

dabei, die vom Fernsehen richtig verwöhnt waren:<br />

Johnny Cash, George McCrea, Stevie Wonder und so<br />

weiter. Die wussten schon, wo es langgeht, waren<br />

vom „<strong>Musikladen</strong>" aber jedesmal angetan.<br />

Wer hat für den musikalischen Stilmix im "<br />

<strong>Musikladen</strong>"<br />

gesorgt?<br />

Die Programmhoheit hatte, genau wie zuvor beim<br />

„Beat-Club", Mike Leckebusch. Der entschied völlig au<strong>to</strong>nom darüber, welche<br />

Interpreten eingeladen wurden. Natürlich gab es auch mal von dem einen oder<br />

anderen Vorschläge, die – wenn sie Leckebusch in den Kram passten – auch<br />

realisiert wurden. Ich hatte zum Beispiel im Berliner Friedrichstadtpalast mal<br />

die Puhdys gesehen und Leckebusch gesagt, das sei eine Band aus der DDR,<br />

die wir unbedingt holen sollten. Leckebusch ist hingefahren, hat sie sich angeschaut<br />

und mir später gesagt: War eine gute Idee.<br />

Hatte Leckebusch nach über 20 <strong>Jahre</strong>n Jugend-TV bis zum Schluss den<br />

richtigen Riecher?<br />

Er hat immer auf die neuen Trends gesetzt und damit immer eine gute Spürnase<br />

bewiesen. Damals wurden nach einem „<strong>Musikladen</strong>" rund 35.000 Platten<br />

von Auftretenden verkauft. Das beweist, dass er den Geschmack des Publikums<br />

zu 100 Prozent getroffen hat.<br />

Manfred Sexauer hielt bis zur letzten<br />

Sendung das Mikrofon in der Hand.<br />

Seite 28 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

Ständig unter Stars: Sind Sie trotzdem Fan geblieben,<br />

der bei bestimmten Künstlern noch aufgeregt<br />

war?<br />

Es war immer wieder ein neues Erlebnis. Aber eine Livesendung ist nichts,<br />

was man mal eben mit der linken Hand macht. Da besteht durchgehend eine<br />

gewisse Anspannung, die gar nicht gestattete, wegen irgendwelcher Stars aufgeregt<br />

zu sein.<br />

Sie hatten mit Uschi<br />

Nerke, August-Walter<br />

Thiemann und Christine<br />

Röthig drei Co-Modera<strong>to</strong>ren.<br />

Gab's einen<br />

Favoriten?<br />

Das kann ich im Nachhinein<br />

nicht mehr sagen.<br />

Uschi war natürlich<br />

immer richtig gut,<br />

wenn sie da war. Und<br />

Christine Röthig, die in<br />

Der unbefangene Umgang mit Stars – hier<br />

Robin Gibb – gehörte zu Sexauers Alltag.


den letzten beiden <strong>Jahre</strong>n bis zum Schluss mitgemacht hat, war auch ein<br />

Supermädchen.<br />

Warum musste Uschi Nerke gehen?<br />

Sie hatte geheiratet und wurde schwanger. Ob sie dann selbst entschieden hat,<br />

nicht wieder zurückzukommen, weiß ich nicht.<br />

1977 kamen die frivolen Gogo Girls. War das damals ein gewagter Schritt?<br />

Das hatte sich natürlich Mike Leckebusch einfallen lassen. Und es war sicher<br />

etwas Neues, dass man Gogos in einer Fernsehsendung so zentral präsentierte.<br />

Gewagt war es aber nicht. Mir hat es natürlich gefallen, und es waren auch<br />

unheimlich nette Mädchen.<br />

On The 13th Day<br />

Das neue Studioalbum inkl. der Single<br />

„So Let It Rain“!<br />

Erhältlich als Limited Digipak + Bonus<br />

CD, 2LP Gatefold farbiges Vinyl,<br />

Standard Version und Download.<br />

Anfang der 80er nahm die Produktion von Videoclips zu. Machte das den<br />

<strong>Musikladen</strong>" mehr und mehr zu einem Auslaufmodell?<br />

"<br />

Das glaube ich nicht. Aber man kennt ja die ARD beziehungsweise die Öffentlich-Rechtlichen.<br />

Die wollen doch immer irgendwann was völlig Neues. Und<br />

immerhin lief der „<strong>Musikladen</strong>" ja zwölf <strong>Jahre</strong>.<br />

War unter Umständen auch bei Leckebusch die Luft raus?<br />

Auf keinen Fall. Sie war es nie, bis zu seinem Tod nicht.<br />

Musikalisch hat sich der "<br />

<strong>Musikladen</strong>" mit dem Aufkommen neuer Stile<br />

Ende der 70er immer mehr verändert. Gefiel Ihnen das persönlich noch?<br />

Natürlich hatte ich meine speziellen Vorlieben. Das Programm war aber immer<br />

sehr abwechslungsreich – und irgendwie gab es doch für jeden etwas, der auf<br />

moderne Musik stand. Darum war das ganz in meinem Sinn.<br />

Heute gibt es ein solches Sendeformat nicht mehr. Fehlt Ihrer Meinung<br />

nach so etwas?<br />

Ganz bestimmt. Und ich glaube auch, dass das funktionieren würde. Man<br />

macht heute TV-Shows mit Ausschnitten aus alten „<strong>Musikladen</strong>"-Sendungen<br />

oder mit Videos. Live<br />

gibt es das leider nicht<br />

mehr.<br />

Ersten <strong>Musikladen</strong> am 13. Dezember 1972:<br />

Uschi Nerke und Manfred Sexauer<br />

Warum traut sich niemand<br />

mehr?<br />

Es gibt zu viele Sender,<br />

und man verzichtet sicher<br />

aus Kostengründen<br />

auf solche Dinge.<br />

Das ist unheimlich<br />

bedauernswert, denn<br />

wenn ich mir jeden<br />

Sonntagabend Wiederholungen<br />

des „<strong>Musikladen</strong>s"<br />

auf Radio<br />

Bremen anschaue, muss ich sagen, dass das ein gutes Konzept war: Man sah<br />

die Künstler im Studio, nahm unmittelbar Anteil, und die Musiker hatten direkte<br />

Reaktionen vom Publikum.<br />

www.ufo-music.info<br />

„SEVEN DEADLY“<br />

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Das neue Album DER Hard RockKönigin!<br />

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www.litafordonline.com<br />

Haben Sie aus zwölf <strong>Jahre</strong>n "<br />

<strong>Musikladen</strong>" einen Lieblingstitel?<br />

"Up Where We Belong" von Joe Cocker und Jennifer Warnes. Der Auftritt von<br />

Diana Ross gehört ebenfalls zu meinen Favoriten.<br />

Sehen Sie sich selbst gern in den Wiederholungen?<br />

Das ist jetzt ja fast 30 <strong>Jahre</strong> her, dass die letzte Sendung im Fernsehen lief.<br />

Und da schaue ich schon, wie war das damals. Was habe ich da damals gemacht?<br />

Wie habe ich den einen oder anderen Titel bewertet und die diversen<br />

Musikrichtungen eingeschätzt? Das finde ich schon interessant.<br />

Poster<br />

in der aktuellen<br />

Gibt es Momente, in denen Sie sich sagen: Oh Gott,<br />

was habe ich denn da für einen Quatsch gesagt?!<br />

Sicher, solche Situationen gibt es. Aber man erinnert<br />

sich doch in erster Linie an das Positive. Und<br />

ich finde, wir haben das alle – das gesamte Team<br />

– ganz gut gemeistert.<br />

kult!<br />

kult!siehe Seite 79 in diesem Heft.<br />

Ab<br />

23.11.!<br />

ASLEEP AT THE WHEEL<br />

„10 / Western Standard Time“<br />

COLLIN RAYE<br />

„Extremes /<br />

I Think About You“<br />

presents<br />

KT OSLIN<br />

„Love In A Small Town /<br />

My Roots Are Showing“<br />

SWEETHEARTS OF<br />

THE RODEO<br />

„Swee<strong>the</strong>arts Of The<br />

Rodeo / One Time<br />

One Night“<br />

DIAMOND RIO<br />

„Diamond Rio /<br />

Close To The Edge“


Bill Wyman<br />

Auswärtsspiele<br />

Von Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />

Er ist inzwischen 76 <strong>Jahre</strong> jung und <strong>to</strong>urt nach wie vor<br />

frisch mit seinen Rhythm Kings quer über den Kontinent.<br />

Das Thema Rolling S<strong>to</strong>nes war lange Zeit für ihn keines<br />

mehr – und auch schon zu Beginn seiner langen Karriere<br />

hatte sich Bill Wyman in<br />

den Sixties dann und wann<br />

die Freiheit genommen,<br />

Auswärts spiele zu bestreiten:<br />

als Songwriter, Manager<br />

und Produzent. Erinnerungen<br />

an fast Vergessenes.<br />

Schon bevor William George Perks<br />

(*24.10.1936) aus Penge 1974 sein erstes<br />

Solo-Album MONKEY GRIP veröffentlichte,<br />

hatte sich der Bassist nicht länger darauf<br />

beschränken wollen, „nur" – zumindest auf<br />

der Bühne – in der Ecke zu stehen. Von ihm für<br />

die S<strong>to</strong>nes vorgeschlagene Songs wie "Goodbye<br />

Girl" (November 1964) fielen der Jagger-Richards-<br />

Oldham-Diktatur zum Opfer, oder sie endeten auf<br />

der Resteverwertung METAMORPHOSIS ("Down<strong>to</strong>wn<br />

Suzie" bzw. "Down<strong>to</strong>wn Lucy", 1968/69). Dass<br />

die Schnarchnummer "In Ano<strong>the</strong>r Land" 1967 auf<br />

THEIR SATANIC MAJESTIES<br />

REQUEST landete, war eher<br />

ein gönnerhaftes Zugeständnis<br />

des allmächtigen Au<strong>to</strong>renduos:<br />

Jagger/Richards glänzten<br />

in den Londoner Olympic<br />

Studios mal wieder durch<br />

Abwesenheit und nickten<br />

später die erledigte Arbeit<br />

von Wyman, Charlie Watts,<br />

Steve Marriott, Ronnie<br />

Lane und Nicky Hopkins<br />

(Arbeitstitel: "Bill's Tune"<br />

und "Acid In The Grass")<br />

als passend ab.<br />

Bill Wyman war bereits<br />

1965 ausgeschert. Er folgte<br />

Jagger und Richards aufs<br />

Nebengleis, die schon im<br />

Jahr zuvor begonnen hatten,<br />

mit Zusatzaktivitäten<br />

die damals noch eher schmalen Finanzen aufzubessern.<br />

Hier sind Interpreten, um die er sich kümmerte.<br />

BOBBIE MILLER<br />

Richtiger Name: Audrey Wealleans. Die 22-jährige<br />

Sängerin wurde Wyman von ihrem Bruder Stuart<br />

empfohlen, Bills Kumpel aus Jugendtagen und<br />

Techniker in der Civic Hall in Croydon. Mit der<br />

Single "What A Guy"/"You Went Away" (Decca F<br />

12064; VÖ: 22.1.1965) begannen die Wyman-Produktionen.<br />

Er komponierte außerdem die B-Seite<br />

mit Brian Cade, einem Kumpel, mit dem er 1961<br />

bei The Clif<strong>to</strong>ns gespielt te. Mitte/Ende Juli produzierte<br />

Wyman ferner r<br />

hat-<br />

Millers "Every Beat Of<br />

My Heart"/"Tomorrow"<br />

(VÖ: 15.10.; Decca F<br />

12252): Im Begleitteam<br />

standen u.a. Peter<br />

Framp<strong>to</strong>n (g) und der<br />

Früh-S<strong>to</strong>nes-Drummer<br />

Tony<br />

Chapman. Am 5.1.1966 folgte die dritte Kooperation<br />

Wyman/Miller: "Everywhere I Go" (Decca<br />

F 12354; B-Seite von Ian Stewart & The Railroaders)<br />

kam am 11.3. in die Läden. Die Karriere der<br />

jungen Dame war damit beendet. Die ihrer letzten<br />

Assistenten nicht: Colin Giffin (g), Dave Brown (b),<br />

Nicky Graham (org) und Roger Groom (dr) waren<br />

The End (siehe unten).<br />

THE CHEYNES<br />

Ebenfalls im Januar<br />

1965 erschien die<br />

wohl schon im Dezember<br />

1964 eingespielte<br />

Single "Down<br />

And Out"/"S<strong>to</strong>p<br />

Running Around" (Columbia<br />

DB 7464). Zur Londoner<br />

R&B-Band gehörten mit<br />

Peter Bardens (p, org),<br />

Mick Fleetwood (dr)<br />

und dem späteren Spencer-Davis-Gitarristen<br />

Phil Sawyer drei Hochka-<br />

räter in spe; mit dabei: Roger<br />

Peacock (voc) und Peter Hollis (b). Die B-Seite<br />

war wiederum eine Komposition von Cade und Bill<br />

Wyman, der hier auch produzierte und den Bass<br />

übernahm.<br />

JOEY PAIGE<br />

Bassist der Everly-Bro<strong>the</strong>rs-Begleitgruppe. Wyman<br />

war ihm bei einem Gastspiel der Brüder in England<br />

begegnet und hielt Kontakt. Der Amerikaner gehörte<br />

am 18.3.1965 auch zu den<br />

Strahlemännern, als S<strong>to</strong>nes-<br />

Mitglieder sich an einer Tankstellenwand<br />

entleerten, was<br />

als lächerlicher Pinkel skandal<br />

mit Polizeieinsatz in die<br />

Bandgeschichte einging. g Wyman<br />

schrieb für Paige<br />

"Cause I'm In Love<br />

With You", einge spielt<br />

in Los Angeles und<br />

produziert von Sonny<br />

Bono (UK: Fontana TF<br />

554; 3/1965). Viel interessanter<br />

für Sammler ist<br />

Seite 30 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


jedoch die US-Ausgabe (Tollie 9045): Auf der Promoversion – und nur dort! –<br />

spricht Bill ein exklusives Intro, das die Single bzw. den Interpreten anpreist.<br />

THE PREACHERS<br />

Die Band existierte seit 1963, damals noch mit Keyboarder Tim Hinkley. Zwei<br />

<strong>Jahre</strong> später, neu formiert, traten im August 1965 in den<br />

Londoner PYE-Studios zur Aufnahme<br />

an: Peter Framp<strong>to</strong>n<br />

(g), Pete Atwood (b), Peter<br />

Gosling (voc, org), Tony<br />

Chapman (dr) und Ken<br />

Leeman (sax). Als Columbia<br />

DB 7680 kam ihr von<br />

Peter Framp<strong>to</strong>n<br />

Wyman produziertes "Hole In My Soul"/"Too Old<br />

In<br />

The Head" am 3.9.1965 in<br />

die Läden und blieb dort liegen.<br />

Als die Gruppe zu Moon's Train (s.<br />

unten) wurde und sich der Aufbau von The Herd abzeichnete,<br />

drosselte Framp<strong>to</strong>n seine Aktivität, es blieb bei nur einer<br />

Preachers-Veröffentlichung. 2002 erschien die LP NOD,<br />

SHAKE & STOMP (Tenth Planet) mit 14 Livetracks und zwei<br />

Studiodemos von 1964.<br />

THE END<br />

Das umfangreichste Nebenprojekt des S<strong>to</strong>nes-Bassisten.<br />

Begonnen hatten die Londoner als The Innocents (drei<br />

Singles für Columbia), die live u.a. Mike Berry, Billie<br />

Davis und Elkie Brooks begleiteten. Auf einer Package-<br />

Tour lernten sie Bill Wyman kennen – eine Verbindung,<br />

die nie abriss.<br />

1965 erfolgte<br />

die Umbenennung in The End,<br />

mit Colin Giffin (voc, g), Dave Brown<br />

(b, g), Nick Graham (p, g), Hugh Atwool<br />

(dr) und wechselnden Sax-Playern.<br />

Wyman wurde ihr Manager und<br />

besorgte einen Vertrag bei Philips. Mit<br />

Glyn Johns produzierte er in den IBC-<br />

Studios die Debütsingle "I Can't Get<br />

Any Joy"/"Hey Little Girl" (BF 1444; VÖ: 10/1965). Ein dritter Track, "Searchin'<br />

For My Baby" (ebenfalls am 26.8. aufgenommen), blieb unveröffentlicht. Danach<br />

verlagerte die Band ihre Aktivitäten nach Spanien, aufgenommen wurde weiter in<br />

London. Vier Singles, alle von Wyman produziert, erschienen ab Januar 1967 nur<br />

auf dem Madrider Sonoplay-Label: "You'd<br />

Better Believe Me, Baby", "Why", "We've<br />

Got It Made" und "Morning Dew". Bereits<br />

im August/September 1967 begannen intensive<br />

Arbeiten an einer LP; inzwischen<br />

gehörte der Gitarrist Terry Taylor zur<br />

Band, die einen sehr attraktiven Psychedelic-Sound<br />

pflegte. Wyman, mit den S<strong>to</strong>nes<br />

auf Richtung Talsohle zusteuernd, konnte<br />

sich nicht genug kümmern – die Band<br />

nahm unentwegt weiter auf, wurde aber<br />

permanent vertröstet. Als, lange nach der<br />

UK-Single "Shades Of Orange"/"Loving<br />

Sacred Loving" (Decca F 12750), INTROSPECTION (Decca SKL-R 5015) im November<br />

1969 endlich erschien, war der Psychedelic-Boom passé. In Spanien kam<br />

noch 1970 – unter dem Pseudonym Polos Opues<strong>to</strong>s – die Single "Smartypants"<br />

auf Hispavox (CP–58) auf den Markt. Da hatten sich The-End-Mitglieder aber<br />

schon entschlossen, mit Wyman als Tucky Buzzard eine härtere Gangart einzuschlagen.<br />

Es blieb dermaßen viel Material im Archiv,<br />

dass das Vinyl-Label Tenth Planet damit in den <strong>Jahre</strong>n<br />

1996, 1998 und 2000 drei zusätzliche (!) Alben füllen<br />

konnte: 42 Tracks auf IN THE BEGINNING, RETRO-<br />

SPECTION und THE LAST WORD.<br />

JOHN LEE'S GROUNDHOGS<br />

Diesen Produktionsjob für die Ex-Dollarbills erledigte<br />

Bill Wyman im Team mit einer schon bald dauerbeschäftigten<br />

(Blues-)Koryphäe, Mike Vernon. Für das<br />

kurzlebige Planet-Label ihres berühmten<br />

Kollegen Shel Talmy (u.a. Kinks, Who,<br />

Creation) regelten<br />

sie die einzige<br />

Single<br />

der<br />

Band mit<br />

Tony Mc-<br />

Phee (g),<br />

Früh aktiv – der junge Tony McPhee (Mitte)<br />

Pete Cruickshank (b), John Cruickshank (voc), Dave<br />

Boorman (dr) und Fred Coker (sax). Im Ok<strong>to</strong>ber 1965<br />

ging's ins Studio, drei Monate später erschien "I'll<br />

Never Fall In Love Again"/"Over You Baby" (Planet PLF<br />

104) – beide Titel allerdings noch weit entfernt vom späteren Wucht-Blues des<br />

Groundhogs-Trios.<br />

HAMILTON & THE MOVEMENT<br />

Londoner Band, Mitte 1964 formiert vom amerikanischen<br />

Sänger Gary Hamil<strong>to</strong>n. Nach einer Polydor-<br />

Single (1965, als Hamil<strong>to</strong>n) wechselte das Personal<br />

der souligen R&B-Combo mehrfach. Als Bill Wyman<br />

ihnen seine Komposition "I'm Not The Marrying<br />

Kind" (B-Seite: "My Love Belongs To You; CBS 202<br />

573; VÖ: 10.2.1967) anbot und sie dann auch produzierte,<br />

gehörten Tony Sinclair (g), Ron Right (b), Mick<br />

Fletcher (org), Phil Wainman (dr; Ex-Paramounts) und eine<br />

Bläsergruppe zur Formation. Erfolge blieben aus, Hamil<strong>to</strong>n stand später im Londoner<br />

„Hair"-Ensemble und veröffentlichte unbeachtete Solosingles.<br />

MOON'S TRAIN<br />

Sie entstanden aus den Preachers (Besetzung s. oben), statt tt<br />

Tony Chapman trommelte Malcolm Penn. Die einzige, von<br />

ihrem Manager Bill Wyman produzierte Single "Deed I<br />

Do"/"It's In My Mind" erschien<br />

erst am 10.3.1967<br />

(MGM 133). Eingespielt<br />

wurden die beiden Titel bereits<br />

im April/September 1965 in<br />

den PYE- bzw. IBC-Studios in London. Von der Band<br />

existieren 21 Songs in leicht jazzigem, punktuell an<br />

Georgie Fame erinnernden Blue-Beat-Sound,<br />

die 2007 auf der offiziellen CD THE LIFE I<br />

LEAD (Castle CMQCD 1250) enthalten waren;<br />

17 davon gab es bereits 1999 auf THE RARE<br />

RECORDINGS 1965–1968 (CD: in-akustik<br />

11004) – mit rund einem Dutzend Wyman-<br />

(Co-)Kompositionen und mehrfacher Beteiligung von Gitarrist Peter Framp<strong>to</strong>n.<br />

THE WARREN DAVIS MONDAY BAND<br />

Mit Peter Gosling schrieb Bill Wyman den Song "Wait For Me", er landete mit<br />

"I Don't Wanna Hurt You" auf Columbia DB 8190 (VÖ:<br />

5.5.1967). Wyman produzierte die Sing-<br />

le der obskuren Crew um den Sänger<br />

und Saxofonisten Warren Davis. Mit<br />

dabei: die ehemaligen Overlanders<br />

Paul Brett (g, b) und Paul Petts (b)<br />

sowie Drummer Peter Dobson, die<br />

auch als Backing Group für The<br />

Flirtations arbeiteten. Eine weitere Paul Brett<br />

Columbia-45er ohne Wyman-Beteiligung erschien Ende 1967,<br />

dann war Schluss. Paul Brett tauchte u.a. bei Elmer Gantry's Velvet Opera wieder<br />

auf und formierte The Paul Brett Sage.<br />

Nach dem Job für Warren Davis stellte Bill Wyman seine Auswärtsspiele in den<br />

Sixties ein. Die Rolling S<strong>to</strong>nes hatten sich berappelt, ihren einstigen Lenker Andrew<br />

Loog Oldham entsorgt und sich von Producer Jimmy Miller reanimieren<br />

lassen. Zeit für vielfältige „Schwarzarbeit" blieb jetzt nicht mehr. Wyman hielt lediglich<br />

an seinen alten Kumpels fest, die als Tucky Buzzard aktiv waren. Einzelne<br />

Produktionsjobs gab es noch, u.a. für John Maus (Walker Bro<strong>the</strong>rs) und Buddy<br />

Guy/Junior Wells. Doch der S<strong>to</strong>nes-Senior hatte ab 1974 mit MONKEY GRIP<br />

Wichtigeres zu tun – die Konzentration auf eine bescheidene Parallelkarriere in<br />

eigener Sache. Aber das ist, wie so oft, wieder eine andere Geschichte.<br />

<strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 31


Joe<br />

Cocker<br />

Fo<strong>to</strong>: © Cole Walliser, 2012<br />

Blues mit 80 – versprochen!<br />

Von Michael Fuchs-Gamböck<br />

Joe Cocker ist ein Rolls-Royce unter den weißen<br />

Bluessängern. Das einst dauer-alkoholisierte<br />

Urgestein ist außerdem eine Legende<br />

des "<br />

Woods<strong>to</strong>ck"-Festivals – und zwar eine<br />

mit Nachhall: Das Festival von 1969 verhalf<br />

Cocker zum endgültigen Durchbruch. Seitdem<br />

ist viel in seinem Leben passiert, die<br />

Karriere verlief wie eine völlig aus der Spur<br />

gesprungene Achterbahn. Dennoch hat sich<br />

an Cockers Stellenwert sei<strong>the</strong>r nichts geändert<br />

– ein Unikat mit einer der ausdrucksstärksten<br />

Stimmen im gesamten Business.<br />

Geboren 1944 im englischen Sheffield, spielte<br />

der Brite bereits mit zwölf <strong>Jahre</strong>n in der Band<br />

seines älteren Bruders Vic<strong>to</strong>r. Acht <strong>Jahre</strong> später<br />

nahm er seine erste Single auf, ein Remake der<br />

Beatles-Nummer "I’ll Cry Instead", ehe er 1969 mit<br />

"With A Little Help From My Friends" ein Millionenpublikum<br />

eroberte. Einer großen Karriere und damit<br />

verbundenem Reichtum stand nichts mehr im<br />

Wege. Doch es kam ganz anders. Cocker verfügt<br />

zwar über eine unersättliche Lust an Musik, doch<br />

sein Geschäftssinn ist alles andere als ausgeprägt.<br />

Kein Wunder, dass ihn skrupellose Manager ausnahmen;<br />

kein Wunder auch, dass der intellektuell eher<br />

schlichte Interpret seinen Körper durch rigorose Alkohol-<br />

und Drogenexzesse aus lauter Verzweiflung<br />

über den Verlauf der Dinge nach und nach ruinierte.<br />

Erst 1982 schaffte Cocker ein kommerziell einträgliches<br />

Comeback mit der fulminanten LP SHEF-<br />

FIELD STEEL – und er hat<br />

seitdem Drogenkonsum und<br />

Manager im Griff. Im Interview,<br />

keine Frage, fühlt er<br />

sich wohl. Zu viel Respekt?<br />

Nein, nicht nötig: „Keine e<br />

Sorge, mein Sohn – ich bin’s<br />

doch nur." Die Unterhaltung<br />

sollte sich vorrangig um das<br />

23. Studio-Album, FIRE IT<br />

UP, drehen; es geriet zur<br />

Rundum-Bestandsaufnahme.<br />

Mr. Cocker, fast 50 <strong>Jahre</strong><br />

im Geschäft – ist da die<br />

Musik nur noch ein mehr oder weniger lästiger<br />

Job für die Rente?<br />

Was für ein Quatsch! Nein, die Musik ist mein einziges<br />

wirkliches Hobby, meine einzige Leidenschaft,<br />

sie ist die Hauptmotivation, mir selbst noch ein<br />

längeres Leben zu wünschen. Klar, ich liebe meine<br />

Ehefrau, ich mache auch noch etwas anderes<br />

als Singen, zum Beispiel gehe ich oft und gerne<br />

spazieren. Aber ansonsten? Ich glaube, ich würde<br />

ohne die Musik eine traurige, äußerst verschissene<br />

Existenz führen.<br />

Warum greifen Sie so häufig zu Cover-Versionen?<br />

In meinen Anfangstagen war ich ein wirklich fähiger<br />

Komponist. Aber das hat immer mehr nachgelassen.<br />

Irgendwie sagen mir die modernen Zeiten<br />

nicht allzu viel. Es gibt keine Themen, die mich<br />

so stark interessieren, dass ich darüber schreiben<br />

möchte. Damit ich überhaupt noch was zu singen<br />

kriege, nehme ich die Songs von talentierten anderen<br />

Musikern. Eine Art Notlösung!<br />

Es heißt, dass Sie in Ihrer musikalischen<br />

Entwicklung stagnieren, dass Cocker-Alben<br />

durch die Bank austauschbar sind ...<br />

Wer zum Teufel fragt Eric Clap<strong>to</strong>n oder Mark<br />

Knopfler, ob sie musikalische Fortschritte machen?<br />

Die ziehen strikt ihr ureigenes Ding durch, genau<br />

wie ich – und vielen Menschen gefällt’s! Außerdem<br />

kann ich nunmal keine Syn<strong>the</strong>sizer und all den neumodischen<br />

Kram ausstehen – selbst wenn sich das<br />

Zeug noch so modern anhören mag. Darum habe<br />

ich ohnehin keine Chance, modern zu klingen. Aber<br />

ich pfeife darauf! Mir geht’s in erster Linie darum,<br />

au<strong>the</strong>ntisch zu klingen. Und so etwas funktioniert<br />

nur mit einem Mindestmaß an Technologie. Echt<br />

wahr! Fortschritt hin oder her: Musik muss in die<br />

Seele fahren, alles andere ist unwichtig.<br />

Sie beschreiben sich selbst gern als Blues-<br />

Mann. Muss man eigentlich nicht von der<br />

Hand in den Mund leben, um Blues richtig<br />

empfinden zu können?<br />

Ganz offen: Obwohl ich seit den frühen 80ern eine<br />

Menge Platten verkauft habe, bin ich immer noch<br />

weit davon entfernt, ein wirklich reicher Mann zu<br />

sein. Doch die Rock'n'Roll-Welt, und damit auch<br />

mein Leben, ist professioneller geworden, das<br />

stimmt. Ich begrüße diese Entwicklung, denn sie<br />

hilft mir. Ich bin so verdammt gutmütig und wurde<br />

Seite 32 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


mein Leben lang hart dafür bestraft. Jetzt bin ich bald 70 <strong>Jahre</strong> alt – und es<br />

ist schön, dass ich die Dinge seit längerem ein bisschen ruhiger angehen kann.<br />

Zurück zur Frage: Nein, muss man nicht. Den Blues hat man in sich, ein Leben<br />

lang, er hat nichts mit dem Kon<strong>to</strong>stand zu tun. Bluesmusiker sind darüber hinaus<br />

hungrig nach dem Leben auf der Straße und auf den Bühnen dieser Welt.<br />

Das bin ich auch. Immer noch!<br />

Sie wurden "<br />

Sänger des einfachen Mannes" betitelt. Haben Sie mit<br />

dem "<br />

Mann auf der Straße" überhaupt noch was am Hut?<br />

Der einfache Mann erwartet von einem Sänger, dass er Seele zeigt, so viel davon<br />

wie möglich. Ich denke, davon habe ich in meinen Songs trotz meiner endlosen<br />

Karriere nach wie vor jede Menge zu bieten. Das Geheimnis meines Erfolgs ist,<br />

dass ich in jedes einzelne Lied so tief wie möglich mit meiner Persönlichkeit<br />

eintauche und das Äußerste heraushole. Dieser Arbeitsweise werde ich ein Leben<br />

lang treu bleiben, weil sie die intensivsten Ergebnisse hervorbringt. Speziell<br />

Start einer Achterbahn-Karriere: Cocker beim "<br />

Woods<strong>to</strong>ck"-Festival 1969<br />

der so genannte einfache Mann spürt diese Intensität und kauft darum meine<br />

Platten. Und auch deshalb, weil er instinktiv spürt, das ich nach all den <strong>Jahre</strong>n<br />

im Business im Herzen selbst ein einfacher Mann geblieben bin.<br />

Wie beurteilen Sie die Gefahr, Herz und tiefste Empfindungen vor dem<br />

Publikum allzu sehr zu entblößen? Gilt die Gleichung "<br />

Seelen-Striptease<br />

= Masochismus"?<br />

Stimmt schon, vor allem früher war das ganz schlimm bei mir! Inzwischen habe<br />

ich gelernt, mit meinen Kräften ein wenig besser hauszuhalten. In den 70ern<br />

verausgabte ich mich manchmal in einer Nacht auf der Bühne dermaßen, dass<br />

ich für die nächsten beiden Shows nichts mehr an Energie übrig hatte und<br />

hundsmiserable Gigs ablieferte. Inzwischen bin ich etwas vernünftiger geworden.<br />

Ich finde, jeder Fan hat das Recht, eine <strong>to</strong>lle Show zu erleben. Die Leute<br />

zahlen Eintritt für mich, sie sollen so viel wie möglich dafür kriegen, jeder einzelne.<br />

Nur ganz so viel wie bei meinen besten Auftritten früher bekommen sie<br />

nicht mehr. Dafür bin ich schlicht zu alt.<br />

Seit SHEFFIELD STEEL verläuft Ihre Karriere sehr stabil. Haben Sie dadurch<br />

heute eine gewisse Distanz zu den wilden, instabilen 1970ern?<br />

Die Zeit zwischen 1976 und 1981 nenne ich immer meine „verlorenen <strong>Jahre</strong>",<br />

weil ich mich damals selbst zerstörte, Stück für Stück. Aber das ist Vergangenheit<br />

und – ich habe überlebt! Gott sei Dank ging es dann aufwärts mit meiner<br />

Karriere, denn tiefer hätte ich nicht mehr fallen können, dann wäre ich heute<br />

<strong>to</strong>t. Klar, ich neige nach wie vor zu Selbstzerstörung, das scheint in meinen<br />

Genen verankert zu sein. Doch ich habe die Sache heute besser unter Kontrolle.<br />

Die Leute sagen gern, dass Rock'n'Roll ein Spiel für junge Leute sei, aber das<br />

glaube ich nicht: Ich bin jetzt weit über 60 und nach wie vor voll in diesem<br />

Spiel drin. Wenn jemand so lange dabei ist und so viel erlebt hat wie ich, dann<br />

hat er keine Alternative zu dieser Existenz, dann bleibt er dabei. Und ich warne<br />

euch alle und verspreche: Joe Cocker wird auch mit 80 noch dabei sein und<br />

den Blues röhren. So lange, bis sich der Sargdeckel über mir schließt. Ich habe<br />

einfach keine andere Wahl ...<br />

Eine Rezension der aktuellen CD FIRE IT UP lesen Sie auf Seite 46 in diesem<br />

Heft.


REISE ZU DEN STERNEN<br />

Mit Macht<br />

durch die<br />

Decke<br />

Völliger Quatsch", tönt Bandgründer und einziges<br />

verbliebenes Originalmitglied, Schlagzeuger<br />

Dietmar Ränker. „Wir waren <strong>to</strong>tale<br />

„<br />

Science-Fiction-Fans und hatten dazu einige Songs<br />

in pet<strong>to</strong>, weshalb sich unsere erste LP auch ausschließlich<br />

diesem<br />

Genre zuwandte."<br />

REISE ZU DEN STER-<br />

NEN (1979) war ein<br />

Monument. Die Songs<br />

zwischen Heavy Rock,<br />

Keyboard-Gigan<strong>to</strong>nomie<br />

und ausufernden<br />

Melodiegebirgen klangen<br />

für Ost-Rock-Verhältnisse<br />

ungewöhnlich. h Nur das Plattencover blieb<br />

mal wieder halbherzig:<br />

Der Gestalter hatte sich<br />

eines Integralhelms bedient,<br />

um dem Weltraum<strong>the</strong>ma<br />

gerecht zu<br />

werden. Ränker bezeichnet<br />

die damalige<br />

Besetzung als echte<br />

Berlucianer. Er selbst<br />

verkörperte mit seinem<br />

exaltierten Schlagzeugspiel l den durchgeknallten Mo<strong>to</strong>r,<br />

Keyboarder Alexander Stehr war ein talentierter<br />

Songschreiber, Gitarrist Gerd Pöppel und Bassist<br />

Gün<strong>the</strong>r Briesenick gaben die unprätentiösen tiö<br />

Arbeiter, und Sänger/Gitarrist Manfred<br />

Kähler glänzte als stimmgewaltiger Berserker,<br />

dessen Organ ein außergewöhnliches<br />

Timbre besaß und der die besten<br />

Stücke der Band aus den Ärmeln<br />

schüttelte. „Manne war ein Urvieh,<br />

ein echter Typ, unser Aushängeschild",<br />

schwärmt Dietmar Ränker noch heute<br />

von seinem Frontmann. „Leider verließ eß er<br />

uns Mitte der 80er, als<br />

er glaubte, die Richtige<br />

gefunden zu haben."<br />

Bis dahin knallten<br />

Berluc aber noch<br />

durch die Decke. Zwar<br />

wurden Briesenick und<br />

Pöppel im Zuge der<br />

Aufnahmen zur zweiten<br />

LP HUNDERTTAU-<br />

SEND URGEWALTEN (1982) durch die Regenbogenund<br />

Keks-Mitstreiter Detlef Brauer (g) und Wolfgang<br />

Hoffmann (b) ersetzt, das Album geriet aber dennoch<br />

zu einem Karrierehöhepunkt. Die Band war noch<br />

härter geworden, lieferte aber weiterhin komplexe<br />

Songs zwischen straightem Brachialmaterial ("Flie-<br />

gen vor der Zeit", "Hunderttausend Urgewalten")<br />

und machtvoller Epik ("Bernsteinlegende", "Öffne<br />

ich mein Fenster") ab. Zum meistgespielten Song in<br />

einschlägigen g Jugendsendungen avancierte 1982/83<br />

allerdings lerd<br />

das Zeitgeistlied "No<br />

Bomb", dessen Eröffnungsriff<br />

fünf <strong>Jahre</strong> später<br />

ausgerechnet im Song<br />

"Bombenhagel" der<br />

westdeutschen Thrash-<br />

Metal-Formation Sodom<br />

wieder auftauchte. Die<br />

Headbanger-Nummer von<br />

Berluc passte in den „Rock für<br />

den Frieden"-Rummel der DDR-Kulturoberen, darum<br />

wurde Berluc Staatsnähe nachgesagt. Dietmar Ränker<br />

kann darüber nur lachen. „Wir waren die Band<br />

mit den meisten Ausreiseanträgen", erzählt er. „Zu<br />

uns kamen Musiker, die meinten, wegen unserer<br />

Popularität zu Auftritten in die BRD zu gelangen.<br />

Wegen dieser Antragsteller wurde aber nie etwas aus<br />

Westgigs." Mit einer modifizierten Version von REISE<br />

ZU DEN STERNEN kam die Band bei der Hamburger<br />

Teldec 1981 aber wenigsten zu Vinyl-Ehren.<br />

Das dritte Album, ROCKER VON DER KÜSTE<br />

(1985), wurde zu einem Sammelsurium ohne roten<br />

Faden. Alte Nummern wie "No Bomb" standen<br />

neben Pop-Fehltritten im Stil von "Traumflug".<br />

Dennoch ging die LP über die Laden<strong>the</strong>ke wie geschnitten<br />

Brot. Denn mit den Konstanten Ränker<br />

BERLUC<br />

Von Jens-Uwe Berndt<br />

Als Berluc 1978 mit "Hallo Erde, hier ist Alpha" die Wertungssendungen<br />

des DDR-Rundfunks aufmischten, war die Überraschung komplett.<br />

Man kannte die in BER-lin und LUC-kenwalde erfundene, mittlerweile<br />

aber in Ros<strong>to</strong>ck ansässige Band noch von banalem Schunkel-Pop der<br />

Debütsingle "Wer hat mein Geld?" (1977). Das Science-Fiction-Epos<br />

hingegen war ein brachialer Heavy-Metal-Knaller, der nicht nur in Melodie<br />

und Arrangement, sondern auch mit der bombastischen Produktion<br />

internationalen Standard repräsentierte. Und all das zu Ehren des<br />

ersten deutschen Kosmonauten Sigmund Jähn?<br />

und Kähler behielten Berluc ihren Wiedererkennungswert.<br />

Als jedoch auch Kähler ging, riss die Erfolgsserie.<br />

Zwar existierte 1988 mit Ränker, Tino Schul<strong>the</strong>is<br />

(b), Johann Pis<strong>to</strong>r (g), Bernd Fleischer (g, keys) und<br />

Ralf Dohanetz (voc) noch einmal eine<br />

schlagkräftige Truppe, die es zu einer<br />

EP brachte – mit der Wende war jedoch<br />

auch für Ostdeutschlands einstige<br />

Vorzeige-Heavy-Rocker Schluss.<br />

Seit 1993 ist Ränker mit wechselnden<br />

Besetzungen wieder unterwegs.<br />

2010 wurden anlässlich des 35-jährigen<br />

Bandjubiläums von Ränker, Schul<strong>the</strong>is,<br />

Ronnie Pilgrim (voc), Bert Hoffmann<br />

(g) und Uwe Märzke (keys) neue Songs aufgenommen;<br />

sie sind als Bonus-Stücke auf der CD ROCKER<br />

VON DER KÜSTE (NO.2) zu finden. "In der Stille der<br />

Nacht" ist okay, die Ballade "Flieg Adler flieg" hat<br />

Berluc-Niveau, "Blind vor Liebe" und "Wenn du lebst"<br />

hingegen sind Al<strong>the</strong>rren-Rock. Ränker träumt insgeheim<br />

davon, irgendwann wieder mit Manfred Kähler<br />

auf einer Bühne zu stehen. „Als er Ende der 80er zurückkommen<br />

wollte, habe ich ihn abgewiesen", bedauert<br />

der Bandchef. „Das hat er bis heute scheinbar<br />

nicht verwunden. Mit Berluc braucht man ihm nicht<br />

mehr kommen." Wie stark die Gruppe mit Kähler war,<br />

machen zwölf TV-Aufnahmen und Videoclips aus den<br />

erfolgreichsten <strong>Jahre</strong>n der Band deutlich; Dietmar<br />

Ränker hat sie auf der DVD DAMALS WAR’S … IM<br />

FERNSEHEN (siehe S. 72) veröffentlicht.<br />

Seite 34 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


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! REVIEWS<br />

HIGHLIGHTS<br />

CD<br />

KRAVETZ & FRIENDS<br />

LISZT & LIVE AUF DER WARTBURG<br />

Wenn man Jean Jacques Kravetz in Udo<br />

Lindenbergs Panikorchester oder Peter<br />

Maffays Band auf der Bühne rocken sieht,<br />

kommt man nicht unbedingt darauf, dass<br />

der Mann einst am Pariser Konserva<strong>to</strong>rium<br />

Piano und Altsaxofon studiert hat. Zumal<br />

mit dem Wissen im Hinterkopf, dass der<br />

gebürtige Pariser seit den 70er <strong>Jahre</strong>n kräftig<br />

in der deutschen Rockszene mitmischt,<br />

als Keyboarder die City Preachers, Frumpy<br />

und Atlantis mitgründete.<br />

Doch der inzwischen<br />

65-Jährige hat nicht<br />

nur musikalisch schon<br />

immer über den eigenen<br />

Tellerrand hinausgeblickt.<br />

So gründete<br />

er 2008 im längst zur<br />

Heimat gewordenen<br />

Hamburg die Musikstiftung<br />

Entrée, mit<br />

der er Talente fördern<br />

will. Und der umtriebige Musiker lässt sich<br />

immer wieder Neues einfallen, spannt auch<br />

Kollegen ein, um Geld für die Stiftung einzutreiben.<br />

Sei es mit Festivals im Stadtpark<br />

der Hansestadt, sei es mit einem einzigartigen<br />

Event in der altehrwürdigen und geschichtsträchtigen<br />

Wartburg bei Eisenach. Dorthin<br />

Fo<strong>to</strong>: © Christian Barz<br />

hatte er am 9. September 2011 zu einem ganz<br />

besonderen Ereignis eingeladen, und nachdem<br />

das erste Konzert im Handumdrehen<br />

ausverkauft war, wurde flugs für den späten<br />

Abend gleich noch ein zweites angesetzt.<br />

Natürlich wurde das Ganze aufgezeichnet,<br />

und der CD-Mitschnitt sollte Anfang 2012 in<br />

den Läden stehen (siehe <strong>GoodTimes</strong> 2/2012).<br />

Aus diversen technischen und logistischen<br />

Gründen verzögerte sich die Veröffentlichung<br />

um knapp ein Jahr, doch nun liegt LISZT &<br />

LIVE AUF DER<br />

WARTBURG endlich<br />

vor, ist zu hören,<br />

womit Kravetz &<br />

Friends damals beim<br />

ersten Rockkonzert<br />

überhaupt in dem his<strong>to</strong>rischen<br />

Gemäuer<br />

für regelrechte Begeisterungsstürme<br />

sorgten.<br />

Aufhänger für das Ereignis waren der 200.<br />

Geburts- und 125. Todestag von Franz Liszt<br />

– auf der klassischen Seite eines der großen<br />

Kravetz-Vorbilder. Und so begann das Konzert<br />

und beginnt die CD mit einer Bearbeitung<br />

der Chopin/Liszt-Komposition “Wiosna<br />

Spring Opus 74 No. 2”, das Kravetz<br />

gemeinsam mit seiner Schwester Monique<br />

in<strong>to</strong>nierte, ehe der von der Entrée-Stiftung<br />

geförderte Youngster Camille Taver die Flügeltasten<br />

bei Liszts “Annees De Pelerinage”<br />

beeindruckend traktierte und Kravetz erstmals<br />

mit Friends der “Lust auf<br />

Lizt Opus 47” freien Lauf ließ.<br />

Die Freunde, die Kravetz am<br />

Vorabend bei einem feierlichen<br />

Dinner (Peter Maffay<br />

mit einer eindringlich-intimen<br />

Version von “Über sieben Brücken”)<br />

und beim eigentlichen<br />

Konzert um sich geschart hatten,<br />

lesen sich wie ein Who<br />

is who des deutschen Rock: Seine Söhne<br />

Pascal (voc, g, keys) und Julien (dr) sowie<br />

Steffi Stephan (b) und Carl Carl<strong>to</strong>n (g, voc)<br />

bildeten die „Hausband”, die das Fundament<br />

für alle Gäste lieferte: So sang sich Caro<br />

Josée inbrünstig durch ihre Glanznummer<br />

“Let It Rain”; das einst gemeinsam mit Eric<br />

Burdon verfasste und nun von Pascal Kravetz<br />

gesungene “Dead Bird On The Beach”<br />

sorgte für Gänsehautgefühle. Und nach dem<br />

getragenen, gefühlvollen Auftakt nahm das<br />

Konzert Schwung auf. Carl<strong>to</strong>n röhrte “Star-<br />

Crossed” aus seinem Songdogs-Fundus,<br />

ehe die beiden Kravetz-Freunde Peter Freu-<br />

denthaler (voc) und Volker Hinkel (g) mit<br />

den Friends im Rücken satt rockende Versionen<br />

ihrer Fools-Garden-Ohrwürmer “Life”<br />

und “Lemon Tree” anstimmten.<br />

Fast schon nostalgisches, aber knackefrisches<br />

Schwelgen in der<br />

Rockgeschichte folgte dann<br />

im Schlussdrittel: Pascal<br />

Kravetz ließ mit einer unwiderstehlich<br />

groovenden<br />

Fassung von “Bad Case Of<br />

Lovin’ You” Robert Palmer<br />

glatt vergessen, und angeführt<br />

von Carl<strong>to</strong>n gewann<br />

die All-Starbesetzung dem<br />

unverwüstlichen “Radar Love” von Golden<br />

Earring in einer langen, spiel- und improvisationsfreudigen<br />

Darbietung ganz neue Facetten<br />

ab, ehe beim großen Finale mit “How<br />

The Gypsy Was Born” (Hammergesang:<br />

Pascal Kravetz) die Freundesschar ein weiteres<br />

Highlight zum Abschluss zündete. Bei<br />

diesem unglaublich abwechslungsreichen<br />

Abend wäre man gerne dabei gewesen! Aber<br />

vielleicht bietet sich ja wieder eine Möglichkeit,<br />

denn ganz versteckt auf dem CD-Cover<br />

steht „Volume I”, was auf mehr hoffen lässt.<br />

(Jacko’ <strong>Music</strong>/Sony <strong>Music</strong>, 2012,<br />

12/71:07) pro<br />

DVD<br />

LED ZEPPELIN<br />

CELEBRATION DAY<br />

BOX<br />

PETER GABRIEL<br />

SO (25th ANNIVERSARY<br />

DELUXE EDITION)<br />

Jimmy Page war eigens in Tokio, John Paul<br />

Jones in Berlin, um bei Kino-Präsentationen<br />

die Werbetrommel zu rühren. Schließlich<br />

ging und geht es um die DVD-Dokumentation<br />

eines der denkwürdigsten Ereignisse,<br />

das in der letzten Rock-Dekade zu feiern<br />

war: um CELEBRATION DAY, also<br />

die Reunion von Led Zeppelin<br />

am 10. Dezember 2007 in<br />

London, genauer dort in<br />

der o2 Arena. 27 <strong>Jahre</strong> lang<br />

waren Sänger Robert Plant,<br />

Gitarrist Jimmy Page und<br />

Bassist John Paul Jones nicht<br />

mehr gemeinsam auf einer<br />

Bühne gestanden – und diesmal<br />

hatten sie sich deutlich besser<br />

vorbereitet als beispielsweise<br />

für die Knebworth-Reunion,<br />

nicht zuletzt auch ein Verdienst<br />

von Drummer Jason<br />

Bonham, der seinen Vater mehr als<br />

würdig und kraftvoll vertrat, als es darum<br />

ging, den legendären Gründer des Atlantic-<br />

Labels und Led-Zep-Förderer, Ahmet Ertegun,<br />

musikalisch zu ehren, der ein Jahr zuvor<br />

vers<strong>to</strong>rben war.<br />

Vor 18.000 Zuschauern legte das Quartett<br />

vehement los, kam bei der Präsentation seiner<br />

16 Klassiker stets auf den Punkt – von<br />

zahlreichen Kameras superb eingefangen<br />

und festgehalten. Regisseur Dick Carru<strong>the</strong>rs<br />

hat einen exzellenten Job abgeliefert bei der<br />

Umsetzung der Show, Ton und Bild erfüllen<br />

alle Wünsche. Jones lässt seine Jazzvorlie-<br />

be im Bassspiel durchschimmern, verleiht<br />

“Trampled Under Foot” an den Keyboards<br />

einen funky Touch, interagiert intuitiv mit<br />

dem brillierenden Page, und Plant röhrt sich<br />

die Seele aus dem Leib, ist wie seine drei<br />

Kollegen unübersehbar mit Herzblut bei der<br />

Sache.<br />

CELEBRATION DAY stellt<br />

THE SONG REMAINS THE<br />

SAME von 1976 locker in<br />

den Schatten, außer dass damals<br />

eben Bonham sr. seine<br />

Kollegen vorwärtstrieb.<br />

Rock und staubtrockener<br />

Blues mit allerlei<br />

Ingredienzien, angestimmt<br />

bei einer<br />

stimmungsvollen,<br />

aber nicht in Nostalgie<br />

absaufenden Party, da<br />

geht einem als Musikfan das Herz so<br />

richtig auf! Geliefert wird: brillantes High-<br />

Definition 16:9-Format in 5.1/48/24 Hi-<br />

Resolution Audio Surround Sound, mit Aufnahmen<br />

von den Proben in den Shepper<strong>to</strong>n<br />

Studios plus BBC-Footage. Manchmal einen<br />

Tick zu hektisch geschnitten, und ob es<br />

die Super-8-Aufnahmen aus dem Zuschauerbereich<br />

gebraucht hätte, ist eher zweifelhaft.<br />

Aber das sind zu vernachlässigende<br />

Kritikpünktchen. Entscheidend ist letztlich,<br />

was hinten rauskommt, sprich in diesem Fall<br />

die Musik – und die ist schlicht grandios!<br />

Auch auf der Präsentation per Doppel-CD.<br />

(Warner, 2012, CD: 8/55:07, 8:60:30) pro<br />

Mit seinem fünften Solo-Album vollzog Peter<br />

Gabriel eine Kehrtwende. Schon die Hüllengestaltung<br />

deutete dies an: Erstmals ließ sich<br />

der Ex-Genesis-Sänger auf dem Cover nicht<br />

verzerrt oder sonst wie verfremdet ablichten<br />

(er habe bei den Frauen punkten wollen, erklärte<br />

er), und erstmals wählte er einen,<br />

wenn auch kurzen, Titel: SO.<br />

Auch musikalisch<br />

gab sich Gabriel<br />

zugänglicher, ja,<br />

poppiger: “Sledgehammer”<br />

und “Big<br />

Time” überraschten<br />

mit Soulgrooves, das ett “Don’t Give Up” mit<br />

Du-<br />

Kate Bush (ursprünglich<br />

wollte Gabriel dafür Dolly Par<strong>to</strong>n<br />

gewinnen) mit süßem Schmelz. Der Wandel<br />

zahlte sich aus: SO verkaufte sich weltweit<br />

millionenfach (UK #1, USA #2, D #2). Bei<br />

allem kommerziellen Erfolg: Das Album ist<br />

künstlerisch äußerst anspruchsvoll. Unter<br />

der Pop-Oberfläche offenbart sich bei genauerem<br />

Hinhören eine Fülle an klanglichen<br />

Innovationen und kniffligen Arrangements.<br />

Man denke etwa an die (oft kopierten) Shakuhachi-Eröffnungstöne<br />

von “Sledgehammer”,<br />

die komplex-kompakten Grooves, die<br />

Manu Katché (dr) und Tony Levin (b) fast<br />

allen Songs geben, den Gospel-Pianopart von<br />

“Don’t Give Up”, oder wie Gabriel stimmlich<br />

glänzt – angefangen mit dem wuchtigen “Red<br />

Rain” über das zarte “Mercy Street” bis hin zu<br />

“In Your Eyes”, seinem beschwingten Duett<br />

mit Youssou N’Dour. Zum 25. Jubiläum (die<br />

LP erschien 1986, doch der no<strong>to</strong>risch langsam<br />

arbeitende Gabriel verspätete sich) erscheint<br />

nun eine schmucke, von einem 60-seitigen<br />

Buch begleitete 4-CD/2-DVD/2-Vinyl-Box,<br />

die dazu einlädt, sich noch einmal ausgiebig<br />

mit dem Albumklassiker zu beschäftigen.<br />

Das Set enthält<br />

neben einem<br />

neuen, klanglich<br />

transparenten Remaster<br />

des Originalalbums<br />

(digital<br />

wie analog) eine<br />

CD mit dem Titel SO<br />

DNA, die den Entwicklungsprozess<br />

der<br />

Songs im Studio nachzeichnet.<br />

Hinzukommen der wunderbar in<br />

Bild und Ton festgehaltene, bislang unveröffentlichte<br />

Gig LIVE IN ATHENS 1987 (auf<br />

zwei CDs bzw. einer DVD) sowie die sehenswerte<br />

Doku „The Definitive Authorised S<strong>to</strong>ry<br />

Of The Album” (siehe DVD-Rezension in<br />

diesem Heft). Schließlich gibt es noch eine<br />

Vinyl-EP mit den bisher nicht erhältlichen<br />

Stücken “Courage”, “Sagrada” und einer Alternativversion<br />

von “Don’t Give Up”. Diese<br />

Titel hätte man sich zwar auch als Bonus auf<br />

der CD gewünscht, doch abgesehen davon<br />

gibt es nichts zu mäkeln an diesem rundum<br />

zufriedenstellenden Paket.<br />

(Real World/EMI, 1986/2012, CDs/LP:<br />

9/46:16, 9/59:37, 9/58:20, 7/47:55, DVDs:<br />

117 Min., 90 Min.) frs<br />

Seite 36 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


TOP 5 – Konzeptalben<br />

1. Pink Floyd – The Dark Side Of The Moon<br />

2. Jeff Wayne – War Of The Worlds<br />

3. Manfred Mann’s Earth Band – Somewhere In Africa<br />

4. Various Artists – The Legend Of Jesse James<br />

5. Stern-Combo Meißen – Weißes Gold<br />

Fabian Leibfried<br />

1. Who – Quadrophenia<br />

2. Gary Hughes – Once And Future King<br />

3. Berluc – Reise zu den Sternen<br />

4. Sopor Aeternus – Dead Lover’s Sarabande<br />

5. Heino – Fahrtenlieder Album<br />

Jens-Uwe Berndt<br />

1. Dr. John – Goin’ Back To New Orleans<br />

2. Nitty Gritty Dirt Band – Will The Circle Be Unbroken<br />

3. Johnny Cash – Bitter Tears<br />

4. Frank Sinatra – Come Fly With Me<br />

5. Willie Nelson – Red Headed Stranger<br />

Rüdiger Bloemeke<br />

1. Genesis – The Lamb Lies Down On Broadway<br />

2. Who – Quadrophenia<br />

3. Dream Theater – Metropolis Pt. 2: Scenes From A Memory<br />

4. Triumvirat – Pompeji<br />

5. Webber/Rice – Jesus Christ Superstar<br />

Lothar Brandt<br />

1. Genesis – The Lamb Lies Down On Broadway<br />

2. Nektar – Remember The Future<br />

3. Camel – The Snow Goose<br />

4. Jethro Tull – Thick As A Brick<br />

5. Donald Fagen – The Nightfl y<br />

Michael Fuchs-Gamböck<br />

1. Lou Reed – Berlin<br />

2. Peter Hammill – Nadir’s Big Chance<br />

3. Al Stewart – Past, Present, Future<br />

4. Kinks – Arthur (Or The Decline And Fall Of The British Empire)<br />

5. Alan Price – Between Today And Yesterday<br />

Hans-Jürgen Gün<strong>the</strong>r<br />

1. Genesis – The Lamb Lies Down On Broadway<br />

2. Who – Quadrophenia<br />

3. Dream Theater – Metropolis Pt. 2: Scenes From A Memory<br />

4. Jethro Tull – Thick As A Brick<br />

5. Fates Warning – A Pleasant Shade Of Grey<br />

Ralf Gün<strong>the</strong>r<br />

1. Spliff – The Spliff Radio Show<br />

2. Beatles – Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band<br />

3. Phillip Boa – Philister<br />

4. Kraftwerk – Tour de France<br />

5. Pink Floyd – The Dark Side Of The Moon<br />

Christian Hentschel<br />

Mitarbeiter<br />

1. Beatles – Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band<br />

2. Rolling S<strong>to</strong>nes – Beggar’s Banquet<br />

3. Kinks – Arthur (Or The Decline And Fall Of The British Empire)<br />

4. Who – Quadrophenia<br />

5. Willie Nelson – Red Headed Stranger<br />

Helmut Ölschlegel<br />

1. Kinks – Arthur (Or The Decline And Fall Of The British Empire)<br />

2. Pretty Things – S.F. Sorrow<br />

3. Wigwam – Fairyport<br />

4. Genesis – The Lamb Lies Down On Broadway<br />

5. Pink Floyd – The Wall<br />

Martin Reichold<br />

1. Who – Tommy<br />

2. David Bowie – The Rise And Fall Of Ziggy Stardust<br />

3. Alan Parsons Project – Tales Of Mystery And Imagination<br />

4. Pink Floyd – The Wall<br />

5. Paul Vincent – Sternenreiter<br />

Philipp Roser<br />

1. Genesis – The Lamb Lies Down On Broadway<br />

2. Who – Quadrophenia<br />

3. Grobschnitt – Rockpommel’s Land<br />

4. Donald Fagen – The Nightfl y<br />

5. Al Stewart – Between The Wars<br />

Oliver Schuh<br />

1. Beatles – Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band<br />

2. Tom Waits – Frank’s Wild Years<br />

3. David Bowie – Ziggy Stardust<br />

4. Who – Tommy<br />

5. Pretty Things – S.F. Sorrow<br />

Frank Schuster<br />

1. Alan Parsons Project – Pyramid<br />

2. Buddy & The Huddle – <strong>Music</strong> For A Still Undone Movie Maybe Called Suttree” “<br />

3. Emerson, Lake & Palmer – Pictures At An Exhibition<br />

4. Die Toten Hosen – Ein kleines bisschen Horrorschau<br />

5. Bo Hansson – <strong>Music</strong> Inspired By Lord Of The Rings<br />

Ulrich Schwartz<br />

1. Spirit – Future Games<br />

2. Nirvana – The S<strong>to</strong>ry Of Simon Simopath<br />

3. Pretty Things – S.F. Sorrow<br />

4. Fire – The Magic Showmaker<br />

5. Kinks – The Village Green Preservation Society<br />

Alan Tepper<br />

1. Beatles – Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band<br />

2. Small Faces – Ogdens Nut Gone Flake<br />

3. Kinks – The Village Green Preservation Society<br />

4. Who – Quadrophenia<br />

5. El<strong>to</strong>n John – Tumbleweed Connection<br />

Uli Twelker<br />

1. Pink Floyd – The Wall<br />

2. Pete Townshend – White City: A Novel<br />

3. Who – Quadrophenia<br />

4. Jethro Tull – Thick As A Brick<br />

5. Rush – 2112<br />

Tino Krauter<br />

1. Kraftwerk – Radio-Aktivität<br />

2. Eloy – Ocean<br />

3. Klaus Schulze – Timewind<br />

4. Blue Öyster Cult – Imaginos<br />

5. Pink Floyd – The Wall<br />

Frank Küster<br />

Lita Ford<br />

1. Magma – Mekanik Destruktiw Kömmandöh<br />

2. Frank Zappa – Joe’s Garage<br />

3. Genesis – The Lamb Lies Down On Broadway<br />

4. Who – Quadrophenia<br />

5. Jethro Tull – A Passion Play<br />

Thomas Wachter<br />

1. Black Sabbath – Black Sabbath<br />

2. Deep Purple – Fireball<br />

3. El<strong>to</strong>n John – Yellow Brick Road<br />

4. Pink Floyd – The Dark Side Of The Moon<br />

5. Alice Cooper – Welcome To My Nightmare<br />

<strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 37<br />

© Pressefo<strong>to</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

MARK EITZEL<br />

DON’T BE A STRANGER<br />

Seine Solokarriere und die Arbeit als Sänger<br />

bei der Band American <strong>Music</strong> Club<br />

(AMC) liefen bei Mark Eitzel stets parallel.<br />

Mit DON’T BE A STRANGER legt<br />

der Kalifornier sein nunmehr elftes Solo-<br />

Album vor. Eigentlich waren die Songs für<br />

ein neues Album des AMC gedacht. Doch<br />

nach einem Herzinfarkt entschied der Sänger/Songschreiber,<br />

erst mal langsam zu<br />

machen, sich den Band-Stress noch nicht<br />

zu geben und die neuen Stücke solo einzuspielen.<br />

DON’T BE A STRANGER ist ein<br />

wunderschönes Singer/Songwriter-Album<br />

geworden; die elf reduziert instrumentierten<br />

Lieder oszillieren zwischen ruhigintrospektiv<br />

und poppig-leichtfüßig, erinnern<br />

in ihrer Zerbrechlichkeit mal an Nick<br />

Drake, dann wieder an das Geradeheraus<br />

eines Elvis Costello.<br />

(Decor/Indigo, 2012, 11/43:45) frs<br />

FOOLS GARDEN<br />

WHO IS JO KING?<br />

Nein, den Veröffentlichungstakt<br />

von<br />

Fools Garden als<br />

„hyperaktiv” zu bezeichnen,<br />

ist ohne<br />

Frage unangebracht.<br />

Sieben <strong>Jahre</strong> haben<br />

sich Pt Peter Freudenthaler (voc, keys),<br />

Volker Hinkel (g, voc), Dirk Blümlein (b)<br />

und Claus Müller (dr) Zeit gelassen für ihr<br />

neues Studiowerk, das mit dem kryptischen<br />

Titel WHO IS JO KING? sowie dem von<br />

Klaus Voormann wunderschön gestalteten<br />

Albumcover im REVOLVER-Stil neugierig<br />

auf seinen Inhalt macht. Und schon nach<br />

den ersten paar Songs erkennt man dann<br />

den Vorteil dieser langen Entstehungszeit,<br />

hier hat es nur erstklassiges Material aufs<br />

Album geschafft, mediokres Füllmaterial<br />

Fehlanzeige! Gekrönt wird dieser hochklassige<br />

Indie-Pop – der, wen wundert’s,<br />

oft an die späten Beatles erinnert – durch<br />

die erste Single-Auskopplung “Innocence”,<br />

die in gleich zwei (ebenbürtigen) Versionen<br />

zu hören ist: einmal als Pop-verliebter Radio-Edit,<br />

einmal sorgte das Deutsche Filmorchester<br />

Babelsberg für den klassischen<br />

instrumentalen Background. Stark!<br />

(Seven Days <strong>Music</strong>/Sony <strong>Music</strong>, 2012,<br />

12/54:19) us<br />

DESIGN<br />

ONE SUNNY DAY – SINGLES<br />

AND RARITIES 1968–1978<br />

Letztes Jahr erschienen bereits die vier<br />

ersten Alben dieser sechsköpfigen Vocal-<br />

Pop-Band aus Großbritannien auf zwei<br />

CDs. Gegründet wurden Design 1968 von<br />

Tony Smith, dessen Platz ab 1970 von Jeff<br />

Mat<strong>the</strong>ws eingenommen wurde; mit Barry<br />

Alexander, Gabrielle Field, Kathy Manuell,<br />

John Mulcahy-Morgan und Geoff Ramseyer<br />

blieb das Personal ansonsten konstant.<br />

Nach fünf Alben, 13 Singles und über<br />

50 TV-Auftritten löste sich die Band 1976<br />

auf. Bevor nun das letzte, noch nicht wiederveröffentlichte<br />

Album der Band erscheinen<br />

kann – es fehlt noch die Freigabe der<br />

ursprünglichen Plattenfirma –, kann man<br />

sich die Wartezeit mit ONE SUNNY DAY<br />

verkürzen. Getreu dem Untertitel SING-<br />

LES AND RARITIES 1968–1978 liefert<br />

es Single A- und B-Seiten, Demoversionen<br />

sowie bisher unveröffentlichte Raritäten<br />

wie das in Deutsch gesungene “Träume”,<br />

das die Band 1973 als Polydor-Single für<br />

den deutschen Markt aufnahm. Äußerst interessant<br />

auch die Track-by-track Infos von<br />

Barry Alexander, der dabei mehr als einmal<br />

aus dem Nähkästchen plaudert ...<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 2012,<br />

20/61:13) tk<br />

CHERRY GEHRING<br />

MACHS LAUT, ’S ISCH STEREO<br />

Auf den Spuren einer<br />

Schwaben-Rock-<br />

Legende, des 2003<br />

vers<strong>to</strong>rbenen<br />

Wolle<br />

Kriwanek,<br />

wandelt<br />

Cherry<br />

Gehring<br />

mit seinem Album<br />

MACHS LAUT, ‘S ISCH STEREO. Dabei<br />

hat der umtriebige Musiker, der sein<br />

Talent an Stimme und Keyboard schon mit<br />

Kriwanek und David Hanselmann bei der<br />

Stimmband und den Dudes, als vielseitiger<br />

Tourbegleiter von Pur sowie bei zahlreichen<br />

Studioproduktionen (Pe Werner,<br />

Relax, Rudi Buttas) beweisen konnte,<br />

zusammen mit Gitarrist Jörg Orlamünder<br />

eingängige Songs zwischen Pop und Rock<br />

geschrieben. Die Texte, die Cherry Gehring<br />

in „gemäßigtem” Schwäbisch – zur Not<br />

im Booklet mitlesbar – zum Besten gibt,<br />

beackern ein weites Feld. Der Titelsong ist<br />

eine Ode an die Kraft lauter Musik, “1, 2,<br />

3 und vorbei” schildert das Urproblem aller<br />

Musikanten, mit “Zurück zu dir”, “Herz<br />

aus Gold” und “Steh <strong>to</strong>tal auf dich” kommt<br />

er natürlich am Songtext<strong>the</strong>ma Nummer 1,<br />

der Liebe, nicht vorbei.<br />

(Stereo Süd/Intergroove, 2012,<br />

12/48:46) tk<br />

EFTERKLANG<br />

PIRAMIDA<br />

Es gibt in Skandinavien nicht nur Sigur<br />

Rós aus Island, die in wehmütigen, traumverhangenen<br />

Wohlfühlklängen jenseits<br />

der schnöden Realität schwelgen, sondern<br />

auch beispielsweise das dänische Kollektiv<br />

Efterklang, das den Bogen solcher Soundkaskaden<br />

raus hat und mit dessen Kompositionen<br />

man sich als Hörer prächtig dem<br />

Eskapismus hingeben kann. Wobei sich die<br />

Dänen ähnlich wie ihre nördlicheren Kollegen<br />

an sphärischen Bands wie den Cocteau<br />

Twins, Mogwai oder auch mal Dead Can<br />

Dance orientieren, bei ihrer Klangarbeit<br />

aber rhythmischer und dadurch fokussierter<br />

vorgehen. Weit ab von jeglichem Alltag<br />

sind die Melodien auf dem vierten Efterklang-Werk<br />

PIRAMIDA freilich allemal.<br />

Wer sich hier nicht begeistert dem Taumel<br />

der idyllischeren Parallelwelt hingibt, dessen<br />

Alltag besteht tatsächlich nur aus Euro-<br />

Krise und Rentenvorsorge.<br />

(4 ad/Indigo, 2012, 10/46:11) mfg<br />

GABBY YOUNG & OTHER<br />

ANIMALS<br />

THE BAND CALLED OUT FOR<br />

MORE<br />

Im Gegensatz zu manchen ihrer Newcomer-<br />

Kolleginnen gelingt es Gabby Young, ihrem<br />

hervorragenden Erstling ALL IN THIS TO-<br />

GETHER (2010) ein noch besseres Album<br />

folgen zu lassen. THE BAND CALLED<br />

OUT FOR MORE vereint alles was exzellenten<br />

Pop ausmacht. Die Musik atmet den<br />

Hauch der 20er bis 60er <strong>Jahre</strong> mit clever<br />

modernisierten Elementen, bei den flotten<br />

Songs wie “In Your Head” ein wenig an<br />

Caro Emerald erinnernd. Die vielköpfige<br />

Band sorgt für Abwechslung mit Akkordeon,<br />

Trompete, Geige, Piano und akustischen Gitarren,<br />

während die 28-jährige Gabby Young<br />

mit ihrer vielseitig ausgebildeten Stimme<br />

alles überragt. Die von ihr selbst geschriebenen<br />

Songs sind fein ausgearbeitet mit viel<br />

Sinn für die Kunst der Ökonomie (wundervoll:<br />

“Honey”). Somit bleibt trotz der vielseitigen<br />

Instrumentierung ein lockerer Sound.<br />

Wer Popmusik auf allerhöchstem Level und<br />

mit grandioser Stimme erleben möchte, fügt<br />

seiner Sammlung mit dieser CD einen wahren<br />

Schatz bei.<br />

(Monumental/India Media/Rough Trade,<br />

2012, 13/47:<strong>40</strong>) p<br />

AZTEC CAMERA<br />

HIGH LAND, HARD RAIN +<br />

LOVE + STRAY + DREAMLAND<br />

+ FRESTONIA<br />

In allerhöchster h Rhino-Qualität<br />

sind aktuell<br />

fünf Alben der<br />

schottischen<br />

Band<br />

um Mastermind Roddy<br />

Frame erschienen.<br />

Die Hardcover-Digis<br />

punkten jeweils durch ein umfangreiches<br />

Booklet. Die CDs wurden kraftvoll remastert<br />

und enthalten zahlreiche Bonus-Tracks<br />

oder sogar eine komplette Bonus-CD zum<br />

regulären Album. HIGH LAND, HARD<br />

RAIN war ein außergewöhnlich starkes<br />

Debüt, auf dem die Gruppe Pop-orientierte<br />

Musik mit viel Gitarren und leichten Folkeinflüssen<br />

präsentierte, die auch noch das<br />

Rockpublikum erreichte. Neben vier klanglich<br />

einwandfreien Nummern sind 12”-<br />

Mixe zu finden. Der dritte Longplayer der<br />

Band fiel insgesamt stromlinienförmiger<br />

und gefälliger aus, wobei leichte Soulelemente<br />

ähnlich wie bei Style Council im<br />

Sound auftauchen, die dem Gesamtklang<br />

einen raueren Charakter verleihen. Auf der<br />

Bonus-CD erklingen neben einem harten<br />

Mix von “Deep And Wide And Tall” unterschiedliche<br />

Versionen, Live-Aufnahmen<br />

und unbekannte Nummern. STRAY lebt<br />

durch kraftvolle Pop-Rocksongs (“The<br />

Crying Scene”), den Hit “Good Morning<br />

Britain” und leichte Jazzeinflüsse. Gelungenes<br />

Album, das die Metamorphose von<br />

Aztec Camera belegt. Neben vier nicht<br />

immer überzeugenden Bonus-Tracks verdeutlichen<br />

insgesamt sechs Remixe des<br />

Chartstürmers “Good Morning Britain” die<br />

Klasse der Nummer. DREAMLAND kann<br />

Pop<br />

mit Nummern voller Beatles-Referenzen<br />

aufwarten (“Safe In Sorrow”), dem erstklassigen<br />

Hit “Spanish Horses”, bei dem Frame<br />

seine Qualitäten als Gitarrist zeigt, und dem<br />

sehr entspannten “Valium Summer”. Neben<br />

dem regulären Album wurde eine charmante<br />

Fassung von “(If Paradiese Is) Half<br />

As Nice” von der Gruppe mit Unterstützung<br />

von Andy Fairwea<strong>the</strong>r Low berücksichtigt.<br />

Die Bonus-CD enthält ein Akustikkonzert<br />

aus dem Jahr 1991 aus Ronnie Scott’s Club<br />

– wohl einer der schönsten Momente der<br />

Bandgeschichte! FRESTONIA bewegt sich<br />

zwischen Brit-Pop (“Sun”), sehr ruhigen,<br />

auf der Akus tikgitarre vorgetragen Stücken<br />

(“On The Avenue”), aber auch packenden<br />

Rocktiteln (“Beautiful Girl”). Eines ihrer<br />

stärksten Alben, bei dem der Pop-Ansatz<br />

weit in den Hintergrund rückt. Vier abwechslungsreiche<br />

Livetracks von einem<br />

Fes tival aus dem Jahr 1995 wurden als Bonus<br />

genutzt. Durch die Neuausgaben können<br />

sich die Hörer mit einer Band auseinandersetzen,<br />

die wegen der zeitlichen Nähe<br />

der Gründung viel zu schnell in die Kategorie<br />

Synthie-Pop geworfen wird, was aber<br />

dem Gesamtkonzept nicht gerecht wird.<br />

(Edsel/Soulfood, 1983, 17/66:09 + 1987,<br />

9/37:48, 10/44:45 + 1990, 9/41:44,<br />

10/45:44 + 1993, 12/56:58, 14/58:58 +<br />

1995, 14:69:25) fl<br />

TORI AMOS<br />

GOLD DUST<br />

Einst brach die in alle<br />

Richtungen<br />

widerspenstige<br />

Pfarrers<strong>to</strong>chter<br />

Tori Amos aus<br />

North Carolina ihre<br />

Konserva<strong>to</strong>riumsausbildung<br />

ab, um sich<br />

als eigenwillige illi Pop- und Rockkünstlerin<br />

zu betätigen. Mit ihrem letztjährigen Opus<br />

NIGHT OF THE HUNTERS kehrte sie zu<br />

ihren Wurzeln zurück und ließ sich bei ihren<br />

Kompositionen von der Klassik inspirieren.<br />

Diesen Weg setzt sie mit GOLD DUST nun<br />

konsequent fort: Mit dem Metropole Orchestra<br />

hat sie gut ein Dutzend Songs aus ihrem<br />

reichhaltigen Backkatalog neu arrangiert<br />

und eingespielt. Und zwar weniger die bekannten,<br />

sondern eher obskure. Das Resultat<br />

klingt erhaben, fein ziseliert und einzigartig,<br />

voller Kontraste und doch stets in sich<br />

schlüssig. Gerade auch in diesem Klangkontext<br />

kommt Amos’ markante Stimme gelungen<br />

zur Geltung. Das Resultat klingt neu und<br />

zugleich vertraut.<br />

(Deutsche Grammophon/Universal,<br />

2012, 14/61:09) pro<br />

GEVA ALON<br />

IN THE MORNING LIGHT<br />

In seiner Heimat Israel liegen ihm die Fans<br />

schon länger zu Füßen, GET CLOSER ließ<br />

letztes Jahr schon international aufhorchen<br />

und machte neugierig auf den Weg, den der<br />

Gitarrist und Sänger Geva Alon mit seinem<br />

neuen Werk gehen würde. Nun liegt es mit<br />

IN THE MORNING LIGHT vor und hält<br />

den hohen Erwartungen locker stand. Nach<br />

eigenen Worten beeinflusst von Künstlern<br />

wie Neil Young, Bill Callahan, Tom Verlaine<br />

oder Wilco, ist es Alon gelungen,<br />

seine leidenschaftlich vorgetragenen Songs<br />

an diesen Vorbildern auszurichten. Nicht<br />

von der Stimme her – da agiert Geva Alon<br />

Seite 38 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

einige Oktaven tiefer –, aber bezogen auf<br />

die Stimmung, kommt einem da sofort Neil<br />

Youngs Meisterwerk ON THE BEACH in<br />

den Sinn, öfter fühlt man sich auch an die<br />

(eher ruhigeren) Songs von R.E.M. erinnert,<br />

stark auch die warmen und berührenden<br />

Texte. Außerdem gelang es Produzent<br />

Thom Monahan (Pernice Bro<strong>the</strong>rs, Vetiver,<br />

Beachwood Sparks), die sonnige Stimmung<br />

des spanischen Studios in den Sound zu packen,<br />

was IN THE MORNING LIGHT zu<br />

einem klasse Gesamtpaket macht.<br />

(25 Vibes/Warner, 2012, 10/44:35) us<br />

R.E.M.<br />

DOCUMENT (25TH ANNI-<br />

VERSARY EDITION)<br />

Mit<br />

DOCUMENT,<br />

ihrem fünften Studio-Album,<br />

feierten<br />

R.E.M. 1987 ihren<br />

internationalen<br />

Durchbruch.<br />

Erstmals<br />

stiegen sie in<br />

in die US-Top-Ten T ein (Albumcharts #10,<br />

Single “The One I Love” #9). Der Longplayer<br />

war aber nicht nur ein kommerzieller,<br />

sondern auch ein künstlerischer Erfolg:<br />

R.E.M. suchten neue Wege, öffneten ihren<br />

Sixties-orientierten Jangle-Pop rockigeren<br />

Sounds und klangen auf dem Album, das<br />

mitten in einer politisch angespannten Situation<br />

erschien (Reagan-Ära: „Star Wars”-<br />

Pläne, Iran- Contra-Affäre), wütender als je<br />

zuvor; Mit “Finest Worksong”, “Welcome<br />

To The Occupation”, “Exhuming McCarthy”<br />

und “It’s The End Of The World As<br />

We Know It (And I Feel Fine)” schrieben<br />

sie gar handfeste Protestsongs. Der Albumklassiker<br />

erscheint nun zum 25. Jubiläum,<br />

klanglich erneuert, in einer schön gestalteten<br />

Box, die eine zweite CD mit einem<br />

1987er Konzert im niederländischen Utrecht<br />

sowie ein umfangreiches Booklet,<br />

Postkarten und ein Poster enthält.<br />

(I.R.S./Capi<strong>to</strong>l/EMI, 1987,<br />

11/39:51, 20/79:39) frs<br />

PALAIS SCHAUMBURG<br />

PALAIS SCHAUMBURG<br />

Die Hamburger Band Palais Schaumburg,<br />

die sich im vergangenen Jahr reformierte,<br />

war eine der wichtigsten Gruppen der frühen<br />

Neuen Deutschen Welle. Zwar hatten<br />

sie mit ihren avantgardistischen, genialdilettantischen,<br />

u.a. von The Residents und<br />

Post-Punk inspirierten Songs nie einen so<br />

durchschlagenden Erfolg wie die viel kommerzieller<br />

orientierten Nena, Markus & Co.,<br />

doch ihre Alben genießen bis heute Kultstatus<br />

– sogar in Großbritannien. Das selbst<br />

betitelte Debüt PALAIS SCHAUMBURG<br />

(1981) wird nun in einer erweiterten 2-CDbzw.<br />

2-LP-Version wiederveröffentlicht.<br />

Neben dem remasterten Originalalbum mit<br />

seinen zehn Songs (u.a. “Wir bauen eine neue<br />

Stadt”, “Grünes Winkelkanu”) gibt es als<br />

Dreingabe noch eine zweite Scheibe voll mit<br />

Non-Album-Singles (darunter “Rote Lichter”<br />

und “Telefon”) sowie bislang unveröffentlichte<br />

Live-Aufnahmen von einem Konzert<br />

in den Niederlanden im Januar 1982. Hinzu<br />

kommt ein üppig ausgestattetes Booklet mit<br />

einem Begleittext des englischen Musikjournalisten<br />

Chris Bohn („The Wire”).<br />

(Bureau B/Indigo, 1981, 10/34:54,<br />

12/33:03) frs<br />

Pop<br />

JEFF LYNNE<br />

LONG WAVE<br />

Für gespaltene Reaktionen unter den<br />

ELO- und Jeff-Lynne-Fans dürfte das<br />

neueste Album ihres Helden sorgen. Mit<br />

LONG WAVE hat sich Jeff Lynne auf<br />

den ersten Blick gesehen weit weg von<br />

seiner sons tigen Musik begeben und ist<br />

mit “Running Scared”, “Smile At Last”,<br />

“If I Loved You”, “Bewitched, Bo<strong>the</strong>red<br />

And Bewildered” oder “So Sad” auf die<br />

Spuren von Roy Orbison, Etta James,<br />

Barbra Streisand, Carol Bruce und der<br />

Everly Bro<strong>the</strong>rs unterwegs. Er hat den<br />

Soundtrack seiner Jugend in der für ihn<br />

typischen Manier, also mit einem gefühlten<br />

Orchester voller Gitarren, Synthie-<br />

Streicher und Chöre, aufgenommen. Doch<br />

wer genau hinhört, wird die zahlreichen<br />

Parallelen zu Lynnes eigenen Songs herausfinden;<br />

wer sich tief genug im ELO-<br />

Kosmos auskennt, wird erkennen, wo sich<br />

Jeff Lynne die Inspiration für seine Musik<br />

hergeholt hat. Und wie gut ihm diese zeitlosen<br />

Klassiker auch heute noch gefallen,<br />

beweist er ja damit, dass er nicht nur den<br />

einen oder anderen Titel davon spielt,<br />

sondern jetzt ein ganzes Album mit diesen<br />

Cover-Versionen veröffentlicht.<br />

(Frontiers/Soulfood, 2012, 11/27:25) tk<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

HANDY MAN – THE OTIS<br />

BLACKWELL SONGBOOK<br />

Otis<br />

Blackwell<br />

(1931–2002) hat<br />

auch einiges als Sänger<br />

veröffentlicht,<br />

aber das war nicht<br />

sein Wunschberuf. Er<br />

wollte lieber Komponist<br />

itsein, und ddas gelang ihm – speziell in<br />

den Fifties – derart gut, dass kein Geringerer<br />

als Little Richard ihn für den Besten<br />

jenes Jahrzehnts hält. Was der Wahrheit<br />

zumindest sehr nahe kommt, wofür HAN-<br />

DY MAN massenhaft Beweise liefert. Die<br />

Prominenz aus Rock’n’Roll, Pop und Soul<br />

von Elvis Presley und Jerry Lee Lewis über<br />

Little Willie John, Cliff Richard und Gene<br />

Pitney bis Solomon Burke, Ben E. King,<br />

Del Shannon, Clyde McPhatter und Mahalia<br />

Jackson bediente sich bei Otis Blackwell.<br />

Presley ist zwar nur mit dem minder<br />

bekannten, aber eindrucksvollen “Make Me<br />

Know It” vertreten, doch seine Hits “Don’t<br />

Be Cruel” und “All Shook Up” gefallen natürlich<br />

auch in der Version von Jerry Lee<br />

Lewis bzw. David Hill. Weitere Highlights<br />

sind “My Pigeon’s Gone” (<strong>to</strong>ller Doo-Wop<br />

mit The Five Keys), der All-Time-Klassiker<br />

“Fever” (den Blackwell unter dem Pseudonym<br />

John Davenport schrieb) in Little Willie<br />

Johns perfekter Fassung, “Nine Times<br />

Out Of Ten” (Cliff Richard), “Honky Tonky”<br />

(Dinah Washing<strong>to</strong>n), “Too Long Will<br />

Be Too Late” (Jimmy Jones) sowie “Daddy<br />

Rolling S<strong>to</strong>ne” (Derek Martin, von den<br />

frühen Who <strong>to</strong>ll gecovert). Tja, und “One<br />

Broken Heart For Sale”, hier als Demo zu<br />

hören, zeigt, dass Blackwell, stimmlich<br />

Presley ähnelnd, als Interpret gewiss besser<br />

war, als er es selbst wahrhaben wollte<br />

... Anyway, der Meisterklassen-Komponist<br />

arbeitete zeitweilig wie am Fließband, aber<br />

auf einem irre hohen Niveau, so dass fürs<br />

Singen vielleicht auch die Zeit nicht reichte.<br />

ERIC<br />

CLAPTON<br />

SLOWHAND<br />

35th Anniversary Edition<br />

Super Deluxe Edition<br />

(3 CDs / 1 DVD (Audio) / 1 LP)<br />

Die Box enthält:<br />

• Slowhand remastert von den original ¼-Zoll Analog-Masterbändern<br />

plus vier Album unveröffentlichte Session Outtakes.<br />

• Live At Hammersmith Odeon, 27. April 1977 in voller Länge (2CDs,<br />

inkl. zehn bisher unveröffentlichten Tracks).<br />

• Slowhand remastert in 24/96 Hi-Resolution Stereo und<br />

5.1 Surround Sound (Audio DVD).<br />

• Slowhand remastert Vinyl-LP auf 180g Heavyweight Vinyl.<br />

• dazu drei Reproduktionen von Tourprogrammen aus der Zeit<br />

und ein Buch.<br />

• Das Packaging ist dem original Fenderamp nachempfunden,<br />

der bei den Aufnahmen verwendet wurde.<br />

Auch erhältlich als Deluxe Edition<br />

(2 CD), 1 CD und 180g Vinyl<br />

(alle remastert)<br />

<strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 39<br />

www.universal-music.de


CD<br />

REVIEWS<br />

Wer sich vertieft mit Blackwell befassen<br />

will, greife ergänzend zu seinem Sampler<br />

ALL SHOOK UP (Shanachie 9204) und<br />

dem Tribute-Album BRACE YOURSELF<br />

(Shanachie 5702) mit Aufnahmen u.a. von<br />

Graham Parker, Kris Kris<strong>to</strong>fferson, Willy<br />

DeVille und Dave Edmunds.<br />

(Ace/Soulfood, 2012, 24/51:39) hjg<br />

GRIZZLY BEAR<br />

SHIELDS<br />

Seit das wunderbare Kollektiv Fleet Foxes<br />

mit grandiosem, mehrstimmigem Gesang<br />

weltweit einen Siegeszug in den Charts<br />

startete, gibt es geradezu eine Epidemie von<br />

psychedelisch angehauchten Neo-Folk -<br />

Rockbands. Am bekanntesten und garantiert<br />

mit am talentiertesten ist das Quartett<br />

Grizzly Bear aus dem New Yorker Stadtteil<br />

Brooklyn. Auch auf ihrem aktuellen, vierten<br />

Album SHIELDS sorgen die „Grizzlys” ein<br />

weiteres Mal für jede Menge Glückswogen<br />

mit ihrem so introvertierten wie ekstatischen<br />

Sound irgendwo zwischen Simon &<br />

Garfunkel, Crosby, Stills & Nash und der<br />

Incredible String Band. Zwischendrin verirren<br />

sich schon mal ein kerniger Rock-Ton<br />

und sogar ein kleiner Ausflug ins Reich des<br />

Electro. Doch der Grundtenor des Geschehens<br />

lautet eindeutig: Sehnsucht.<br />

(Warp/ Rough Trade, 2012, 10/48:03) mfg<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

CHRISTMAS RULES<br />

Alle <strong>Jahre</strong> wieder<br />

...? Muss nicht sein!<br />

Aus der jährlich erscheinenden<br />

Flut<br />

von Weihnachts-CDs<br />

ragen immer wieder<br />

einige wenige hervor,<br />

die wirklich aufhorchen h lassen. In dieser<br />

Saison gehört CHRISTMAS RULES ganz<br />

unbedingt dazu. Kein Wiederaufguss alter,<br />

bereits zigfach aufgelegter Aufnahmen, sondern<br />

neu und exklusiv für diese Compilation<br />

eingespielte Songs. Und das von Künstlern,<br />

denen Kitsch fern liegt: Paul McCartney und<br />

Diana Krall liefern mit der von Nat King<br />

Cole bekannt gemachten Nummer “Christmas<br />

Song (Chestnuts Roas ting On An Open<br />

Fire)” ein schönes Jazzduett ab, ebenso wie<br />

Rufus Wainwright und Sharon Van Etten mit<br />

“Baby It’s Cold Outside”. Calexico bringen<br />

eine ruhige Americana-Version des englischen<br />

Renaissance-Liedes “Green Grows<br />

The Holly”, inklusive pompöser Mariachi-<br />

Trompeten; ebenso melancholisch klingen<br />

die Neo-Folker The Civil Wars mit “I Heard<br />

The Bells On Christmas Day”. Weitere Interpreten<br />

sind u.a.: Irma Thomas, Punch Bro<strong>the</strong>rs,<br />

fun., The Shins, Andrew Bird, Holly<br />

Golightly und The Head And The Heart.<br />

(Hear/Universal, 2012, 17/58:38) frs<br />

DIVA DIVER<br />

DIVA DIVER<br />

Schon seit ihrer Kindheit musizieren die in<br />

Griechenland geborenen und nun zwischen<br />

Berlin und A<strong>the</strong>n pendelnden Brüder Al und<br />

Emil Potamianos miteinander, mischten zunächst<br />

Punk mit Ska und Prog-Rock und sind<br />

mittlerweile mit ihrem Debüt DIVA DIVER<br />

bei abwechslungsreichem Indie-Pop angekommen.<br />

Das Interessante an ihrer Musik<br />

ist die Tatsache, dass ihr Songwriting alles<br />

andere als eindimensional ist, dass es bei ihren<br />

Songs immer eine Wendung mehr gibt,<br />

als man vielleicht erwarten würde, dass sie<br />

gekonnt mit Zitaten und Referenzen aller<br />

Art spielen. Dabei beherrschen sie die Erfolg<br />

versprechende Kunst ihre Arrangements so<br />

anzulegen, dass sie schnell auf den Punkt<br />

kommen, aber dennoch immer wieder mit<br />

kleinen Details imponieren können. Und<br />

dass sie dabei ihren Indie-Charme nicht verlieren,<br />

dass ihre Musik durch einen Touch<br />

Rohheit irgendwie sympathisch wirkt, ist<br />

sicher auch kein Nachteil. Ein gekonntes und<br />

vor allem vielschichtiges Erstwerk.<br />

(G/Rough Trade, 2012, 10/30:43) tk<br />

KLAUS HOFFMANN<br />

BERLINER SONNTAG<br />

Als<br />

Liedermacher<br />

muss man ein aufmerksamer<br />

Beobachter<br />

sein. Doch damit<br />

fängt die Arbeit erst<br />

an. Denn das, was da<br />

so beobachtet wird,<br />

muss dann sowohl in passende (und wohlklingende)<br />

Worte als auch in wohlklingende<br />

(und passende) Musik gebracht werden.<br />

Ein unbestrittener Meister dieses Faches ist<br />

der Berliner Klaus Hoffmann, der Freunde<br />

feingeistiger Tonkunst seit Mitte der 70er<br />

<strong>Jahre</strong> mit wunderschöner Musik versorgt.<br />

War es anfangs noch hauptsächlich französisch<br />

inspiriertes Chanson (insbesondere<br />

Jacques Brel), hat er das Reper<strong>to</strong>ire im<br />

Laufe seiner Karriere gehörig erweitert.<br />

Auch auf BERLINER SONNTAG reicht<br />

das Spektrum von luftigem Bossa (“Maoam<br />

und Magdalene”) über Jazz (“Es hat klack<br />

gemacht” und “Berliner Sonntag” mit Till<br />

Brönner) bis zu Singer/Songwriter-Folk<br />

(“Meine Zeit” mit Reinhard Mey). Doch<br />

abseits aller Stile beeindruckt Hoffmann<br />

auch auf seinem neuen Album mit seiner<br />

feinen Beobachtungsgabe, mit seiner Fähigkeit,<br />

die richtigen Worte zur richtigen<br />

Musik zu finden – was sich wahrscheinlich<br />

wesentlich leichter anhört, als es ist.<br />

(Stille <strong>Music</strong>/Indigo, 2012, 15/48:32) us<br />

BOB LIND<br />

FINDING YOU AGAIN<br />

Manchmal bedarf es einer neuen Platte, um<br />

sich daran zu erinnern, dass jemand, den man<br />

mag, aber längst aus den Augen verloren hat,<br />

noch still alive & well ist. So ein Fall ist der<br />

US-Liedermacher Bob Lind, im <strong>Jahre</strong> 1966<br />

ein verheißungsvoller Kurzzeitstar. Sein Super-Lied<br />

hieß “Elusive Butterfly”, erreichte<br />

in den USA und im UK Platz 5 und war auch<br />

bei uns und in zig anderen Ländern ein Hit.<br />

The Blues Project coverten den Lind-Song<br />

“Cheryl’s Going Home”, Marianne Faithfull<br />

griff sich “Counting” und die Yardbirds<br />

“Mr. Zero”. In rascher Folge erschienen drei<br />

Lind-Alben, von denen DON’T BE CON-<br />

CERNED den meisten Kritikerzuspruch bekam.<br />

Der optisch Bob Dylan etwas ähnelnde<br />

Sänger schien auf der richtigen Schiene zu<br />

laufen, aber es gab keinen weiteren Hit. Und<br />

nach 1966 passierte ohnehin nicht mehr viel,<br />

bis auf einen schnell verebbenden 1971er<br />

Comeback-Versuch mit SINCE THERE<br />

WERE CIRCLES. Endstation: Obskurität.<br />

Lind verließ das Musikgeschäft und schrieb<br />

lieber Romane und Kurzgeschichten. Und<br />

nun liegt nach 41 <strong>Jahre</strong>n Pause doch noch<br />

eine neue Platte vor. FINDING YOU AGAIN<br />

ist ein unspektakulär schönes Album mit Musik<br />

im angenehmen frühsieb ziger Stil. Praktisch<br />

alles ist wie damals: mit sanften Orchesterklängen<br />

untermalter Folk-Pop-Rock von<br />

einiger Ausstrahlung. Lind hat als Komponist<br />

nichts verlernt und ist noch gut bei – gereifter<br />

– Stimme. Ein Klassiker ist leider nicht dabei,<br />

aber “Somewhere In This City” und “Someone<br />

To Adore” kommen “Elusive Butterfly”<br />

doch ziemlich nah.<br />

(Big Beat/Soulfood 2012,<br />

13/54:12) hjg<br />

DAVID CASSIDY<br />

DREAMS ARE NUTHIN’ MORE<br />

THAN WISHES/THE HIGHER<br />

THEY CLIMB + HOME IS<br />

WHERE THE HEART IS ... /<br />

GETTIN’ IT IN THE STREET<br />

Prall gefüllt mit 24 Titeln erscheint tDavid<br />

Cassidys UK-Nr.1-Album DREAMS ARE<br />

NUTHIN’ MORE THAN WISHES zusammen<br />

mit seinem Top-30-Nachfolger THE<br />

HIGHER THEY CLIMB, beide als CD-<br />

Premieren. Wie schon bei den ersten Alben<br />

Cassidys wurde der edle amerikanische<br />

Pop mit Top-Musikern umgesetzt, darunter<br />

Larry Carl<strong>to</strong>n, Danny Kortchmar und<br />

Al Casey an den Gitarren, Emory Gordy<br />

und Larry Knechtel am Bass, am Schlagzeug<br />

Ronnie Tutt und Jim Keltner, für die<br />

Backing-Vocals standen Carl Wilson, Kim<br />

Carnes oder Richie Furay zur Verfügung.<br />

Fast noch erlesener wurde es dann 1976<br />

und 1977, als Produzent Bruce Johns<strong>to</strong>n<br />

(The Beach Boys) für die Alben HOME IS<br />

WHERE THE HEART IS ... und GETTIN’<br />

IT IN THE STREET mit Gerry Beckley<br />

und Dewey Bunnell die prägenden Stimmen<br />

von America, den perlenden Bass von<br />

Leland Sklar (The Section) und mit Mick<br />

Ronson den Gitarristen von David Bowie<br />

einsetzen konnte. Auch hier sind beide Alben<br />

CD-Debüts, mit dabei auch die Cover-<br />

Version des Pilot-Hits “January”, die 1976<br />

in Deutschland als Single veröffentlicht<br />

wurde.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 1973/1975 +<br />

1976/1977, 24/75:29, 19/65:26) us<br />

FAMILY FIVE<br />

HUNDE, WOLLT IHR EWIG<br />

LEBEN?<br />

Für die „Zeit” ist Peter Hein „der beste Texter<br />

der Generation-Nach-Punk”. Doch die<br />

hintergründigen, beißend bösen, witzigen<br />

Ideen Heins kämen ohne die musikalische<br />

Verpackung, die ihm seine Combo Family<br />

Five lieferte, nicht derart grandios zur<br />

Geltung. Die Düsseldorfer kreierten eine<br />

für deutsche Verhältnisse geradezu unglaublich<br />

vielseitige Melange aus Funk,<br />

Punk, Pop, Blues, Rock, Soul und Swing<br />

mit messerscharfen Bläsern plus Gitarre.<br />

Wie ideenreich und handwerklich astrein<br />

die 2011 wieder aktiv gewordene Truppe<br />

um Hein und Gitarrist/Songschmied Xao<br />

Seffcheque zur Sache ging, beweisen die 36<br />

Songs dieser Werkschau. Seffcheque selbst<br />

stellte den von 1981 bis 2004 reichenden<br />

Pop<br />

Klang überblick zusammen, im aufwändigen<br />

Booklet wird die Bandgeschichte<br />

sehr informativ gewürdigt. Family Five<br />

waren/sind die bes te unbekannte deutsche<br />

Popband!<br />

(Sireena/Broken Silence, 2012,<br />

20/69:38, 16/61:27) pro<br />

RODRIGUEZ<br />

SEARCHING FOR SUGAR MAN<br />

Ende Dezember läuft<br />

der Film „Searching<br />

For Sugar Man” in<br />

deutschen Kinos an.<br />

Die Doku erzählt eine<br />

fast unglaubliche Geschichte:<br />

Vor rund <strong>40</strong><br />

<strong>Jahre</strong>n veröffentlichte der mexikanisch-amerikanische<br />

Sänger/Songschreiber Six<strong>to</strong> Diaz<br />

Rodriguez, der nur unter seinem Nachnamen<br />

auftrat, die beiden Alben COLD FACT (1970)<br />

und COMING FROM REALITY (1971),<br />

beide ursprünglich beim Buddah-Unterlabel<br />

Sussex erschienen. Trotz Förderung durch<br />

die Mo<strong>to</strong>wn-Legende Dennis Coffey, der das<br />

Debüt produzierte, und der Mitwirkung von<br />

brillanten Studiomusikern wie Chris Spedding<br />

sowie fabelhafter Kritiken waren die<br />

beiden Alben in den USA Ladenhüter. Rodriguez<br />

begann, sich zurückzuziehen. Was er<br />

nicht wusste: Seine Musik, eine großartige<br />

Mischung aus dylaneskem Songwriting und<br />

Soul, gewürzt mit flirrenden psychedelischkammermusikalischen<br />

Arrangements, traf in<br />

anderen Teilen der Erde auf offene Ohren,<br />

vor allem in Australien und Südafrika. Seine<br />

mit kritischer Straßenlyrik gespickten Lieder<br />

wurden zu Hymnen der gegen die Apar<strong>the</strong>id<br />

rebellierenden Jugend Südafrikas. Die dortige<br />

Regierung hatte COLD FACT zwar auf den<br />

Index gesetzt, dennoch kursierten Bootlegs in<br />

einer so hohen Anzahl, dass die problemlos<br />

für eine Platin-Auszeichnung gereicht hätte.<br />

Vorgezogen zum Filmstart von „Searching<br />

For Sugar Man” erscheint nun der Soundtrack,<br />

der einen schönen Querschnitt aus den<br />

beiden Alben bietet sowie drei Songs aus den<br />

<strong>Jahre</strong>n 1972/1973.<br />

(Legacy/Sony <strong>Music</strong>, 2012, 14/51:07) frs<br />

MARTHA WAINWRIGHT<br />

COME HOME TO MAMA<br />

Die Familie Wainwright ist schon längere<br />

Zeit in zweiter Generation erfolgreich am<br />

Musizieren. Während Vater Loudon Wainwright<br />

III und die 2010 vers<strong>to</strong>rbene Mutter<br />

Kate McGarrigle dem Folkgenre zuzurechnen<br />

sind, zeichnet sich Sohn Rufus durch orchestralen<br />

Singer/Songwriter-Pop aus. Schwester<br />

Martha hat nun nach dem Debüt (2005) und<br />

dem Zweitwerk (2008) mit COME HOME<br />

TO MAMA ihr drittes Album vorgelegt, das<br />

wie schon die früheren Alben die beeindruckende<br />

mehrstimmige Gesangsarbeit vorweisen<br />

kann, die auch die Werke ihres Bruders<br />

auszeichnet. Dass sie dieses Mal nicht mit<br />

ihrem Ehegatten Brad Albetta zusammenarbeitete,<br />

sondern sich mit der New Yorker<br />

Multi-Instrumentalistin Yuka C. Honda und<br />

deren Mann Nels Cline, dem Sologitarristen<br />

von Wilco, zusammengetan hat, ändert nicht<br />

viel am Stilmix aus 80er-Pop, Indie-Rock<br />

und stillen Songs am Klavier, der schon das<br />

zweite Album prägte. Liebhaber von Kate<br />

Bush und Hea<strong>the</strong>r Nova sowie von Marthas<br />

Bruder dürften ihre Freude am neuen Werk<br />

haben, dem aber ein Übersong wie “Ball &<br />

Seite <strong>40</strong> ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

Chain” oder “The Maker” vom Debüt<br />

fehlt. Als Anspieltipps sind der Opener<br />

“I Am Sorry”, das abwechslungsreiche<br />

“Radio Star” und “Four Black Sheep”<br />

zu empfehlen.<br />

(V2/Cooperative <strong>Music</strong>, 2012,<br />

10/38:25) an<br />

JON DEROSA<br />

A WOLF IN PREACHER’S<br />

CLOTHES<br />

Der Name Jon DeRosa dürfte wohl<br />

bisher nur wenigen Insidern ein Begriff<br />

sein. Es wäre zu wünschen, dass<br />

das erste Solo-Album des 33-jährigen<br />

Sänger/Songschreibers und Gitarristen,<br />

der bislang vor allem als Kopf der New<br />

Yorker Band Aarktica in Erscheinung<br />

getreten war, zahlreiche Hörer findet.<br />

Denn es ist eine ganz großartige Songkollektion!<br />

DeRosa singt mit einer<br />

einehmend schönen Crooner-Stimme,<br />

auf die Julian Cope neidisch wäre,<br />

über einen superben, von romantischen<br />

Streichern und vielen weiteren akustischen<br />

Instrumenten getragenen Kammermusik-Pop,<br />

der in seinen besten<br />

Momenten (derer gibt es viele!) an den<br />

jungen Scott Walker oder an Divine Comedy<br />

erinnert. Prädikat: wunderschön!<br />

(Rocket Girl/Rough Trade, 2012,<br />

10/42:30) frs<br />

JONI MITCHELL<br />

THE STUDIO ALBUMS<br />

1968–1979<br />

Pure<br />

Schlich<strong>the</strong>it<br />

kann<br />

manchmal erhabener<br />

und schöner<br />

sein als noch<br />

so<br />

prunkvolle<br />

und opulent ausgestattete<br />

tttt Vielfalt. lflt So stellt die Rückschau<br />

auf die ersten zehn <strong>Jahre</strong> von<br />

Joni Mitchells (Studio-)Schaffen auch<br />

die Musik in den Mittelpunkt, genau<br />

so und ohne weitere Kommentierung<br />

für sich sprechend, wie sie von der kanadische<br />

Songwriterin zwischen 1968<br />

und 1979 erschaffen wurde, sprich<br />

weder zusätzliche Bonus-Tracks noch<br />

ein dickes Begleitbuch vernebeln hier<br />

den Blick. Eingepackt sind die CDs in<br />

wunderschön gestaltete Replicas der<br />

Original-LPs, alle mit aufklappbaren<br />

Hüllen mit den (mikroskopisch kleinen,<br />

aber dennoch lesbaren) Texten auf<br />

den Innenseiten. Immer noch atemberaubend<br />

das von David Crosby produzierte<br />

Debüt SONG TO A SEAGULL,<br />

bittersüß die Romantik-Reflexionen<br />

von BLUE, traumwandlerisch die<br />

Westcoast-Fantasien von LADIES OF<br />

THE CANYON, erste Annäherungen<br />

an Jazz mit COURT AND SPARK,<br />

die sie auf HEJIRA und MINGUS zur<br />

Perfektion brachte. Eine Künstlerin,<br />

die immer ihren eigenen Weg ging, die<br />

der Versuchung, kommerziell erfolgreich<br />

zu sein (so in etwa mit der Top-<br />

20-Single “You Turn Me On, I’m A<br />

Radio” von FOR THE ROSES), schon<br />

immer unerschrockene, innovative und<br />

aus heutiger Sicht auch wegweisende<br />

Musikalität entgegenstellte.<br />

(Rhino/Warner, 2012, 10 CDs) us<br />

PURPLE SCHULZ<br />

SO UND NICHT ANDERS<br />

Kinder, wie die Zeit vergeht: Unglaubliche<br />

15 <strong>Jahre</strong> sind ins Land gezogen,<br />

seit uns Purple Schulz ein neues<br />

Studio-Album geschenkt hat. Das<br />

vergisst man gerne, denn zumindest<br />

als Radiohörer weidet man sich weiter<br />

an Evergreens wie “Verliebte Jungs”,<br />

“Kleine Seen” oder dem dramatischunsterblichen<br />

“Sehnsucht” mit dem<br />

waidwunden Schrei “Ich will raus”.<br />

Egal: Schulz und sein musikalischer<br />

Langzeitpartner Josef Piek hatten<br />

1997, nach eigener Aussage, „die Faxen<br />

dicke mit der Plattenfirma, schon<br />

damals ging es in der Branche mehr<br />

ums Geschäft als um die Musik”, beklagt<br />

der Kölner. Jetzt ist der Rheinländer<br />

– ohne Piek – mit einem fulminanten<br />

neuen Werk zurückgekehrt,<br />

das sämtliche Purple-Schulz-Vorzüge<br />

bündelt: intelligente Texte zwischen<br />

Ironie, Witz und Empathie, gepaart mit<br />

unverkennbaren Melodien, die einen<br />

auch in 15 <strong>Jahre</strong>n noch angenehm verfolgen<br />

werden. Chapeau!<br />

(Rakete/Rough Trade, 2012,<br />

14/64:29) mfg<br />

THE OSMONDS<br />

AROUND THE WORLD –<br />

LIVE IN CONCERT<br />

Die Hysterie in<br />

den 70er <strong>Jahre</strong>n<br />

um die US-<br />

Familienband<br />

The<br />

Osmonds<br />

ist heute nicht<br />

mehr recht vorstellbar.<br />

Hörbar wird das beim Konzertmitschnitt<br />

von 1975. Die Show war<br />

clever strukturiert und dramaturgisch<br />

aufgebaut, die Hits “Crazy Horses”,<br />

“Down By The Lazy River” oder<br />

“Some Kind Of Wonderful” wurden<br />

geschickt eingestreut, um die Stimmung<br />

zu pushen. Doch die Geschwister<br />

hämmerten nicht nur all ihre Erfolge<br />

heraus – inklusive Medleys von Donny<br />

& Marie sowie von Little Jimmy mit<br />

Streifzügen durch ihr Soloreper<strong>to</strong>ire –,<br />

sondern interpretierten Rock’n’Roll-<br />

Klassiker und demonstrierten wie<br />

Merrill bei seiner Banjo-Einlage handwerkliches<br />

Können. Und das Publikum<br />

wurde zum selbstständigen Performer<br />

gemacht. Insofern unterhält AROUND<br />

THE WORLD nicht nur, sondern<br />

könnte auch als akustisches Lehrbuch<br />

für Newcomer herhalten.<br />

(7T’s/Rough Trade, 1975,<br />

12/42:44, 7/36:06) pro<br />

LOVE & MONEY<br />

THE DEVIL’S DEBT<br />

Manche Dinge scheinen nie aus der<br />

Mode zu kommen. Als die schottische<br />

Band Love & Money 2011<br />

nach 16-jähriger Bühnenabstinenz zu<br />

einem einmaligen Auftritt beim Celtic<br />

Connection Festival in Glasgow wieder<br />

zusammenfand, war die Resonanz<br />

des Publikums so gut, dass sich James<br />

Grant (voc, g), Douglas McIntyre (g),<br />

Paul McGeechan (keys) und Gordon<br />

Wilson (dr) dazu entschlossen, Love &<br />

Pop<br />

Money mit einem neuen Album wieder<br />

aufleben zu lassen. Wie gewohnt nahm<br />

Sänger James Grant das Songwriting in<br />

die Hand, schließlich sollte die Musik<br />

von THE DEVIL’S DEBT ja so nahtlos<br />

wie möglich an ihre erfolgreichen<br />

Zeiten Ende der 80er <strong>Jahre</strong> anschließen,<br />

als sie mit Songs wie “Hallelujah<br />

Man” und “Jocelyn Square” Freunde<br />

gut gemachten Blue-Eyed-Souls beglückten.<br />

Fans dieser Musikrichtung<br />

werden Love & Money wahrscheinlich<br />

immer noch auf der Landkarte haben,<br />

doch auch wem Dream-Pop oder edler<br />

New Wave à la Spandau Ballet gefallen,<br />

der dürfte hier an der richtigen<br />

Adresse sein.<br />

(Vertical Records/Import, 2012,<br />

10/44:<strong>40</strong>) tk<br />

ROD STEWART<br />

MERRY CHRISTMAS, BABY<br />

Sentimental.<br />

Gefühlselig.<br />

Nett.<br />

Risikoscheu.<br />

So tönt<br />

Altmeister<br />

Rod<br />

Stewart<br />

auf seiner ersten<br />

Weihnachtsplatte ht tt überhaupt. Die<br />

passt sich mit sanftem Bigband-<br />

Swing nahtlos in seine „Great American<br />

Songbook”-Reihe ein. Mit “Silent<br />

Night”, “Santa Claus Is Coming<br />

<strong>to</strong> Town”, “When You Wish Upon A<br />

Star” und “White Christmas” nahm<br />

der Sänger sich Klassiker vor, die er<br />

in ihrer geläufigen Form anstimmt.<br />

Aufhorchen lassen allenfalls das<br />

mit den Produzenten David & Amy<br />

Foster verfasste “Red-Suited Super<br />

Man” dank des Gastspiels von<br />

Trombone Shorty sowie die Duette<br />

mit Mary J. Blige und Cee Lo Green<br />

(plus Michael Bublé). Grenzwertig:<br />

das virtuelle Duett mit Ella Fitzgerald<br />

bei “What Are New Years Eve”.<br />

Stewarts Kon<strong>to</strong> füllt sich jedenfalls,<br />

und für sanft blubbernde Hintergrundmusik<br />

bei der Bescherung ist<br />

auch gesorgt.<br />

(Universal, 2012, 13/46:11) pro<br />

JERRY LORDAN<br />

ALL MY OWN WORK<br />

Jerry Lordan teilt sein hartes Los mit<br />

vielen hervorragenden Komponisten.<br />

Obwohl die Shadows mit seinem Song<br />

“Apache” über eine Million Singles<br />

verkauften und 1960 für fünf Wochen<br />

an der Spitze der britischen Charts<br />

standen, ist er heutzutage nur noch<br />

Spezialisten (und natürlich Good-<br />

Times-Lesern) ein Begriff. Dabei gelangte<br />

er schon ein Jahr zuvor mit seinem<br />

selbst gesungenen “I’ve Waited<br />

So Long” in die Charts und hatte im<br />

Laufe der 60er <strong>Jahre</strong> drei weitere Hits.<br />

1961 veröffentlichte er auf Parlophone<br />

das Album ALL MY OWN WORK<br />

(u.a. mit seiner “Apache”-Version),<br />

das jetzt, remastert und um zahlreiche<br />

Tracks ergänzt, wiederveröffentlicht<br />

wird. Neben all seinen Singles sind<br />

dies zahlreiche Songs, die er zusammen<br />

mit dem Johnny Spence Orchestra<br />

aufgenommen hat. Als Besonderheit<br />

<strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 41


CD<br />

REVIEWS<br />

gibt es noch zwei bisher unveröffentlichte<br />

Demos von Jerry Lordan zu hören, die<br />

er dem Shadows-Bassisten Jet Harris einst<br />

mitgab, damit dieser sich zu Hause die Basslinien<br />

besser erarbeiten konnte ...<br />

(Cherry Red/Rough Trade,<br />

1961, 26/59:59) us<br />

PUR<br />

SCHEIN UND SEIN<br />

Ohne Zweifel haben<br />

Pur eine der treuesten<br />

Fangemeinden<br />

der<br />

Popszene. Und das<br />

sicher auch zu Recht,<br />

denn es gibt nur wenige<br />

Bands, die sich<br />

(zumindest soweit man das von außen beurteilen<br />

kann) so wenig nach Ratschlag-Gebern<br />

aller Art richten. Ihre Musik präsentieren sie<br />

seit mehr als 30 <strong>Jahre</strong>n so, dass alte Fans<br />

und neue Freunde, dass Frauen, Männer, Jugendliche<br />

und Kids gleichermaßen vom Pur-<br />

Virus befallen werden – oder eben auf immer<br />

immun dagegen bleiben. Doch für alle<br />

Befallenen wird SCHEIN UND SEIN genau<br />

das sein, worauf sie warten: auf glaubwürdige<br />

Texte, deren Themen – ganz egal, ob<br />

ernst oder humorvoll – von Frontmann Hartmut<br />

Engler mitten aus dem Leben gegriffen<br />

sind, auf von Ingo Reidl und Martin Ansel<br />

gewohnt stark komponierte Musik zwischen<br />

Pop und Rock, auf einen klasse Sound, der<br />

je nach Erfordernis mal transparent, mal dynamisch,<br />

mal druckvoll ist. Also ein klasse<br />

Album, auf das sich die treue Fangemeinde<br />

völlig zu Recht freuen darf.<br />

(<strong>Music</strong> Pur/Universal, 2012, 14/55:59) us<br />

PRODUCERS<br />

MADE IN BASING STREET<br />

Vier Briten, die in ihrem bisherigen Schaffen<br />

wichtige Beiträge zur internationalen<br />

Rock- und Popgeschichte lieferten, das sind<br />

die Producers. Trevor Horn hat von ABC<br />

über Grace Jones und Art Of Noise bis zu<br />

Frankie Goes To Hollywood sein Können<br />

bewiesen, als Gitarrist, Toningenieur und<br />

Produzent gilt Stephen Lipson als seine<br />

rechte Hand. Lol Creme startete seine Karriere<br />

schon in den 60ern, als er mit den Hotlegs<br />

und deren “Neanderthal Man” für einen<br />

denkwürdigen Hit sorgte, in den 70ern<br />

dann zuerst 10cc, dann verließen Kevin<br />

Godley und er die Band um fortan als Godley<br />

& Creme erfolgreich zu sein. Aktuell<br />

verhalf er den Alben von Kate Bush (AERI-<br />

AL) und der Pet Shop Boys (CONCRETE)<br />

zu ihrem Sound. Der Vierte im Bund ist<br />

Schlagzeuger Ash Soan, in den 90ern erst<br />

bei Del Amitri, dann bei Squeeze sowie mit<br />

Tom Jones, Marianne Faithful und Faithless<br />

unterwegs, aktuell kann man ihn auf<br />

den Alben von Adele, James Morrison und<br />

Seal hören. Seit einigen <strong>Jahre</strong>n arbeiten die<br />

Vier jetzt schon zusammen, mit MADE IN<br />

BASING STREET haben sie jetzt auch ein<br />

gemeinsames Album voller starker Songs<br />

zwischen Pop und Rock veröffentlicht, bei<br />

dem die enorme Erfahrung der Beteiligten<br />

deutlich durchklingt. Wer auf perfekt ausbalancierte<br />

Musik steht, bei der sich weise<br />

Entspann<strong>the</strong>it und produktionstechnische<br />

Perfektion die Waage halten, der wird hier<br />

optimal bedient.<br />

(Big Lake/Rough Trade, 2012,<br />

10/48:39, 33:16) tk<br />

DAKOTA SUITE<br />

AN ALMOST SILENT LIFE<br />

Auf seiner Homepage hatte Chris Hooson,<br />

Kopf der Band Dakota Suite, bereits<br />

im Frühjahr angekündigt, dass das neue<br />

Album, an dem er arbeite, diesmal wieder<br />

eines mit Gesang werde. Nach der<br />

größtenteils instrumentalen, äußerst melancholischen,<br />

gleichwohl großartigen<br />

Doppel-CD THE SIDE OF HER INEX-<br />

HAUSTIBLE HEART (Rezension in<br />

<strong>GoodTimes</strong> 6/2011) reflektiere es zudem<br />

seine neu erlangte „positivere Sicht des Lebens”,<br />

gibt der Sänger/Songschreiber jetzt<br />

mit Veröffentlichung bekannt. Ist also auf<br />

AN ALMOST SILENT LIFE alles ganz<br />

anders? Nein, zum Glück nicht! Das neue<br />

Album knüpft weitgehend an den wunderschön<br />

traurigen Vorgänger an – auch mit<br />

seinem grazilen, zerbrechlichen kammermusikalischen<br />

Unplugged-Sound (Klavier,<br />

Akustikgitarre, Cello etc.), wenngleich es<br />

klarere Songstrukturen und mitunter gar<br />

elektronische Klangzutaten gibt. Mit den<br />

neuen Liedern stellen Dakota Suite einmal<br />

mehr unter Beweis, dass sie derzeit eines<br />

der aufregendsten Projekte an den Schnittstellen<br />

von Pop, Folk und Klassik sind.<br />

(Glitterhouse/Indigo, 2012, 13/53:19) frs<br />

ART GARFUNKEL<br />

ORIGINAL ALBUM CLASSICS<br />

Nach seiner selbst zusammengestellten<br />

Retrospektive THE SINGER (Review in<br />

<strong>GoodTimes</strong> 5/2012) gibt es jetzt auch fünf<br />

Alben von Art Garfunkel in der ORIGINAL<br />

ALBUM CLASSICS-Reihe, wie gewohnt<br />

sind die einzelnen CDs dabei in LP-Replica-<br />

Papphüllen im Original-Artwork verpackt.<br />

Der Reigen beginnt im Jahr 1973, als er nach<br />

dem Split von Simon & Garfunkel mit AN-<br />

GEL CLAIRE seine Solokarriere startete.<br />

Eine ganze Armada prominenter Kollegen<br />

– darunter J.J. Cale, Paul Simon, Jerry Garcia,<br />

Larry Carl<strong>to</strong>n und Hal Blaine – sowie<br />

Top-Songwriter sorgten für ein erstklassiges<br />

Album, gekrönt von den erfolgreichen Hits<br />

“All I Know” (Jimmy Webb), “Traveling<br />

Boy” (Paul Williams/Roger Nichols) und<br />

“I Shall Sing” (Van Morrison). Auch das<br />

1975er BREAKAWAY konnte mit illustren<br />

Gästen wie Graham Nash, Nicky Hopkins<br />

oder Klaus Voormann glänzen, bot dazu noch<br />

mit “My Little Town” eine erste, inoffizielle<br />

Simon & Garfunkel Reunion. Im Ok<strong>to</strong>ber<br />

1977 erschien WATERMARK, bei dem nach<br />

anfänglichen (Verkaufs-)Schwierigkeiten ab<br />

Januar 1978 der Song “Fingerpaint” durch<br />

den Klassiker “(What A) Wonderful World”<br />

ersetzt wurde, bei dem Paul Simon und<br />

James Taylor die Harmony-Vocals beisteuerten.<br />

Wenig beachtet (und dementsprechend<br />

erfolglos) in seiner amerikanischen Heimat<br />

dann FATE FOR BREAKFAST, das sich in<br />

Europa durch den Singlehit “Bright Eyes”<br />

in zahlreichen Länder-Charts platzieren<br />

konnte. Ähnlich ging es 1981 SCISSORS<br />

CUT, dem es wiederum nicht gelang, in die<br />

US-Top-<strong>40</strong> einzuziehen und trotz der Hinzunahme<br />

der europäischen Erfolgsversion von<br />

“Bright Eyes” auch keinen Singlehit abwarf.<br />

Aber vielleicht war Art Garfunkel bei den<br />

Aufnahmen dieses Albums ja schon einen<br />

Schritt weiter, beim umjubelten „Concert In<br />

Central Park”, bei dem er mit Paul Simon im<br />

selben Jahr Musikgeschichte schrieb.<br />

(Columbia/Sony <strong>Music</strong>, 2012, 5 CDs) tk<br />

NICO<br />

THE END<br />

Jim Morrison persönlich<br />

hatte Nico<br />

empfohlen,<br />

eigene<br />

Songs zu schreiben,<br />

nachdem sie auf ihrem<br />

Debüt CHELSEA<br />

GIRL (1967) fast ausschließlich<br />

h Cover-Versionen gesungen hatte.<br />

Auf ihrem vierten Studio-Album THE END<br />

(1974) verabschiedete sich die gebürtige Kölnerin<br />

(bürgerlich Christa Päffgen) und Ex-<br />

Velvet-Underground-Kollaborateurin dann<br />

zweifach von ihrem vers<strong>to</strong>rbenen Ex-Lover:<br />

Sie interpretierte die Doors-Nummer “The<br />

End” und verarbeitete in “You Forgot To Answer”<br />

ein gescheitertes Treffen mit ihm. THE<br />

END wurde zwar ein kommerzieller Misserfolg,<br />

übte jedoch großen Einfluss auf die<br />

spätere Gothic-Szene, auf Sängerinnen wie<br />

Siouxsie Sioux und Björk aus. Nico begleitete<br />

ihren ungewöhnlichen Gesang mit lang<br />

anhaltenden Akkorden auf einem indischen<br />

Harmonium, und Produzent John Cale sowie<br />

die beiden Roxy-<strong>Music</strong>-Mitglieder Brian Eno<br />

und Phil Manzanera fügten ein feinziseliertes<br />

Tongewebe aus Synthis, Klavier, Xylofon,<br />

Glockenspiel, Gitarre u.v.m. hinzu. Das neu<br />

remasterte Reissue kommt mit einer Bonus-<br />

CD; sie enthält fünf solo eingespielte Songs<br />

aus John-Peel-Sessions, darunter eine bislang<br />

unveröffentlichte Version von “Secret Side”;<br />

hinzu kommen zwei Livetitel aus der BBC-<br />

Sendung “Old Grey Whistle Test” (1975)<br />

und zwei 1974er-Konzertaufnahmen aus dem<br />

Londoner Rainbow Theatre.<br />

(Island/Universal, 1974, 8/42:02,<br />

9/48:18) frs<br />

THE ELECTRIC STARS<br />

SONIC CANDY SOUL<br />

Endlich mal ein Titel, der es trifft und souverän<br />

persifliert: klingender süßlicher Soul.<br />

Eine in die Gegenwart geholte Besinnung<br />

auf die Klarheit, Melodievorrang und, meinetwegen,<br />

auch eine gewisse Naivität der<br />

Sixties – mit Liebe zum Detail. Die Band<br />

aus Manchester um Jason Edge und Keith<br />

Whitehead bewegt sich deutlicher als andere<br />

Mod-Ikonen vor ihr im Spannungsfeld zwischen<br />

frühem Bowie und sehr frühen S<strong>to</strong>nes<br />

und bringt einen Hauch von Small Faces mit<br />

– schnell liebt man das Mo<strong>to</strong>wn-Feeling von<br />

“Between The Streets” und den Beat-Groove<br />

ihrer Single “I Want You”. Zum Glück folgt<br />

die Band nicht dem Coolness-Diktat, alles in<br />

zwei Minuten pro Song heruntergedroschen<br />

zu haben – dadurch kann ein Siebeneinhalb-<br />

Minüter wie “Blind” alles zwischen Ballade<br />

und Bo Diddley abdecken. Produziert wurde<br />

mit Punch und Transparenz vom Bruder des<br />

britischen Radio/TV-Comedians Steve Coogan<br />

alias Alan Partridge, Martin Coogan.<br />

(De<strong>to</strong>ur Records/Import, 2012,<br />

11/55:37) utw<br />

Pop<br />

DIE FANTASTISCHEN VIER<br />

MTV UNPLUGGED II<br />

Wie sollte der erste MTV-Unplugged-Auftritt<br />

der Fantastischen Vier aus dem Jahr 2000<br />

noch zu <strong>to</strong>ppen sein, was mussten sich die<br />

Stuttgarter einfallen lassen, um eines der innovativsten<br />

Konzerte aus dieser Reihe noch<br />

zu übertrumpfen? Zwölf <strong>Jahre</strong> nach ihrem<br />

ersten Auftritt in der Balver Höhle packten<br />

sie einfach noch mehr Qualität & Quantität<br />

auf die Bühne, erweiterten die bewährte,<br />

Streichorchester-unterstützte F4-Band mal<br />

um einen Gospelchor, mal um eine südamerikanische<br />

Rhythmusgruppe, mal um eine<br />

feurige Flamenco-Gitarre. Mit diesem exorbitanten<br />

Klang im Rücken gelangen ihnen dann<br />

dementsprechend kolossale Versionen ihrer<br />

Songs – und sie konnten es sich für MTV UN-<br />

PLUGGED II auch locker leisten, auf jegliche<br />

Überschneidungen mit Teil I zu verzichten.<br />

(Columbia/Sony <strong>Music</strong>, 2012,<br />

10/54:14, 8/41:19) us<br />

BENJAMIN BIOLAY<br />

VENGEANCE<br />

Auf seinem siebten<br />

Album<br />

innerhalb<br />

von elf <strong>Jahre</strong>n erfindet<br />

sich einer der<br />

bekanntesten Vertreter<br />

des so genannten<br />

Nouvelle<br />

Chanson<br />

nicht ihtneu, wenngleich lihBenjamin Biolay musikalische<br />

Elemente wie Rap-Gesang zum<br />

ersten Mal oder Keyboardklänge der 80er<br />

<strong>Jahre</strong> und Trip-Hop-Sounds der 90er <strong>Jahre</strong><br />

häufiger als bislang einsetzt. Ansonsten ist<br />

VENGEANCE ein gelungenes Exempel<br />

dafür, dass der in Frankreich sehr erfolgreiche<br />

Biolay mit aus den Filmmusiken von<br />

Enrico Morricone vertrautem Pathos und nuschelndem<br />

Flüstergesang durchaus als Serge<br />

Gainsbourg des 21. Jahrhunderts gelten darf.<br />

Die Rolle der Jane Birkin übernimmt unter<br />

anderem Vanessa Paradis in “Profite”. Beim<br />

Titelsong “Vengeance” mimt außerdem Carl<br />

Barât, ehemaliger Frontmann der Libertines,<br />

mit, der sich alle Mühe gibt, so mächtig wie<br />

Tom Jones oder Scott Walker zu klingen.<br />

Hoffentlich sieht man Biolay demnächst<br />

auch auf deutschen Bühnen.<br />

(Naïve, 2012, 14/55:00)<br />

an<br />

MICKEY NEWBURY<br />

LULLED BY THE MOONLIGHT<br />

+ STORIES FROM THE SILVER<br />

MOON CAFÉ + BLUE TO THIS<br />

DAY<br />

Für seine klassischen Americana-Alben, die<br />

er zwischen 1968 und 1981 aufgenommen<br />

hat, für Großtaten wie das 1971 veröffentlichte<br />

FRISCO MABEL JOY wurde der 2002<br />

vers<strong>to</strong>rbene Songwriter Mickey Newbury erst<br />

letztes Jahr mit dem opulenten Rückblick AN<br />

AMERICAN TRILOGY geehrt. Jetzt erscheinen<br />

drei seiner (schon lange vergriffenen)<br />

Spätwerke in luxuriösen Editionen. LULLED<br />

BY THE MOONLIGHT (17/73:12) erschien<br />

1996 und beendete damals eine 15-jährige<br />

Auszeit Newburys, auf dementsprechend viel<br />

hervorragendes Songmaterial konnte zurückgegriffen<br />

werden, noch dazu gespielt von der<br />

ersten Riege an Nashville-Studiomusikern,<br />

darunter Roger Hawkins, Reggie Young,<br />

Mike Elliot und Gene Chrisman. Mit nahezu<br />

der gleichen Mannschaft nahm er vier <strong>Jahre</strong><br />

später STORIES FROM THE SILVER<br />

Seite 42 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

MOON CAFÉ (13/55:31) auf, zeitlose Musik<br />

im typischen Newbury-Stil: gefühlsbe<strong>to</strong>nt,<br />

tiefgründig und immer etwas morbid angehaucht.<br />

Bis zu seinem Tod im Jahr 2002 arbeitete<br />

der sensible Künstler an BLUE TO THIS<br />

DAY (15/69:23), das dann 2003 posthum<br />

veröffentlicht wurde. Mit Kenny Malone und<br />

Mac Gayden verstärkten zwei weitere Könner<br />

das Nashville-Studioteam, besonders bewegend<br />

die Neu-Interpretation von Leadbellys<br />

“Bring A Little Water Sylvie” sowie ein neu<br />

aufgenommenes “Remember The Good” von<br />

FRISCO MABEL JOY.<br />

(Mountain Retreat/Cargo, 1996 +<br />

2000 + 2003) us<br />

MANFRED MANN<br />

THE FIVE FACES OF MANFRED<br />

MANN<br />

Der Legende nach<br />

wurde mit der Veröffentlichung<br />

dieses Albums<br />

auch der Name<br />

der Band eigenmächtig<br />

durch die Plattenfirma<br />

geändert, aus<br />

den Mann Hugg Blues Bro<strong>the</strong>rs wurde Manfred<br />

Mann. Neben dem neuen Namensgeber<br />

an der Orgel und Schlagzeuger Mike Hugg<br />

gehörten damals noch Tom McGuinness (b,<br />

g), Mike Vickers (g, sax) und Paul Jones<br />

(voc, harp) zur Gruppe, besonders Letzterer<br />

sorgte mit seiner Stimme für den letzten<br />

Schliff des Sounds, der bald darauf als „britische<br />

Blues-Invasion” in alle Welt exportiert<br />

wurde. Das Liveprogramm der fünf Musiker<br />

war schwer von amerikanischen Blues- und<br />

Jazzmusikern beeinflusst, sie spielten Songs<br />

von Bo Diddley, Cannonball Adderly, Willie<br />

Dixon oder Howlin’ Wolf. Aus diesem<br />

erlauchten Kreis suchten sie sich 1964 dann<br />

auch die Vorlagen für ihr LP-Debüt aus,<br />

dazu noch ein paar (beileibe nicht schlechter<br />

klingende!) Eigenkompositionen, fertig war<br />

THE FIVE FACES OF MANFRED MANN.<br />

Mit 14 Tracks – jeweils in Stereo und Mono<br />

– erscheint jetzt die UK-Originalversion –<br />

also noch ohne “Do Wah Diddy Diddy” –<br />

erstmalig auf CD, zeigt eindrucksvoll, mit<br />

welch Klasse die so genannte Chapter I-Besetzung<br />

von Manfred Mann loslegte.<br />

(Pias/Rough Trade, 1964, 28/78:57) us<br />

KIRSTY MACCOLL<br />

DESPERATE CHARACTER +<br />

KITE + ELECTRIC LANDLADY +<br />

TITANIC DAYS<br />

Jeden 10. Ok<strong>to</strong>ber versammelt sich eine<br />

Gruppe von Fans um eine Bank am Soho<br />

Square in London, um einer Sängerin zu gedenken,<br />

die viel zu früh diese Welt verlassen<br />

musste. „One day I’ll be waiting <strong>the</strong>re, no<br />

empty bench in Soho Square”, ist auf der<br />

Bank eingraviert. Der 10. Ok<strong>to</strong>ber ist Kirsty<br />

MacColls Geburtstag, und “Soho Square”,<br />

aus dem das Zitat stammt, ist einer der beliebtesten<br />

Songs der Sängerin, die vor zwölf<br />

<strong>Jahre</strong>n bei einem tragischen Tauchunfall,<br />

erst 41 <strong>Jahre</strong> alt, ums Leben kam. Im UK hat<br />

MacColl, Tochter des Folkmusikers Ewan<br />

McColl (“Dirty Old Town”), eine treue Anhängerschaft.<br />

Auf dem europäischen Festland<br />

ist sie, die zu den besten britischen Pop-Sängerinnen/Songschreiberinnen<br />

der 80er und<br />

90er zählt, wohl noch wiederzuentdecken.<br />

Das Plattenlabel Salvo bringt nun ihre ersten<br />

vier zu Lebzeiten veröffentlichte reguläre<br />

Pop<br />

Alben in schön aufgemachten, sorgfältig<br />

edierten Deluxe-Ausgaben mit – abgesehen<br />

vom Debüt – jeder Menge Bonus-Material<br />

heraus. Ihr zu New-Wave- und Synthie-Pop-<br />

Hochzeiten erschienener Erstling DESPE-<br />

RATE CHARACTER (1981) beindruckt<br />

mit anachronistischem Sixties-Jangle-Sound<br />

(“See That Girl”) sowie der Rockabilly-<br />

Nummer „There’s A Guy Works Down The<br />

Chip Shop Swears He’s Elvis” (UK #14),<br />

die sich gleich noch mal als Country-Reprise<br />

auf dem Album befindet. Wegen zahlreicher<br />

Engagements als Backgroundsängerin dauerte<br />

es acht <strong>Jahre</strong>, bis MacColl ihr nächstes<br />

Album KITE veröffentlichen sollte, für das<br />

sie die Gitarristen Johnny Marr (The Smiths)<br />

und David Gilmour (Pink Floyd) gewann.<br />

Neben den Single-Auskopplungen – der ambitionierten<br />

Eigenkomposition “Free World”<br />

und dem Kinks-Cover “Days” (UK #12) –<br />

gibt es weitere schöne zwischen Sixties- und<br />

Eighties-Pop changierende Songs. CD zwei<br />

der Neu-Ausgabe enthält 17 teils bislang<br />

unveröffentlichte Aufnahmen, Non-Album-<br />

Singles, B-Seiten und Remixe, u.a. auch ihr<br />

Smiths-Cover “You Just Haven’t Earned<br />

It Yet, Baby”. ELECTRIC LANDLADY<br />

(1991) knüpfte qualitativ an die Vorgänger<br />

an, unter anderem gibt es mit “The One And<br />

Only” eine Zusammenarbeit mit den Pogues.<br />

Wie schon bei KITE ist die Bonus-CD mit<br />

Raritäten bestückt, u.a. zwei Duetten mit Billy<br />

Bragg. TITANIC DAYS (1993), ihr viertes<br />

Album, ist das Beste in der Vierer-Serie. Als<br />

Komponistin glänzt sie darauf mit Songs wie<br />

“Angel”, “Last Days Of Summer”, “Bad”,<br />

“Tomorrow Never Comes” und vor allem<br />

dem zu Herzen gehenden “Soho Square”. Auf<br />

der Zusatz-CD sind u.a. Stücke von ihrem<br />

1995er Gig beim Fleadh-Festival zu hören.<br />

(Salvo/Soulfood, 1981, 12/35:00 +<br />

1989, 12/39:23, 17/59:35 + 1991,<br />

12/51:37, 16/73:48 + 1993,<br />

11/47:41, 17/78:08) frs<br />

THE BEACH BOYS<br />

12 ORIGINAL ALBEN<br />

Nach dem Best-Of-<br />

Doppelpack 50 BIG<br />

ONES – GREATEST<br />

HITS (Review in<br />

<strong>GoodTimes</strong> 5/2012)<br />

und den lange nicht<br />

mehr für möglich<br />

gehaltenen hlt Live-Auftritten Aft in deutschen<br />

Hallen gibt es nun noch einen weiteren<br />

Grund zur Freude für alle Beach-Boys-<br />

Fans: Alle zwölf Studio-Alben wurden<br />

digital remastert und neu veröffentlicht,<br />

wobei ein Großteil der Alben sowohl die<br />

Mono- als auch die Stereo-Abmischungen<br />

enthält. Dabei geht es von SURFIN’ USA<br />

über LITTLE DEUCE COUPE und PET<br />

SOUNDS bis zu SURF’S UP, geben SMI-<br />

LEY SMILE und BEACH BOYS PARTY!<br />

ihr Stereo-CD-Debüt. THE BEACH BOYS<br />

TODAY! und SUMMER DAYS (AND<br />

SUMMER NIGHTS!) erscheinen überhaupt<br />

zum ersten Mal in Stereo, so dass<br />

einige der Schlüsselsongs der Beach Boys<br />

– wie “Good Vibrations”, “I Get Around”<br />

oder “Help Me Rhonda” – nun erstmals<br />

in den exzellenten Stereofassungen vorliegen.<br />

Auch optisch kommen diese Alben<br />

eindrucksvoll daher, sind als aufklappbare<br />

LP-Replicas im Original-Artwork gestaltet.<br />

(Capi<strong>to</strong>l/EMI, 2012, 12 CDs) us<br />

Nach 20 <strong>Jahre</strong>n, endlich wieder ein<br />

neues Live-Album<br />

19 ihrer besten Songs verteilt auf<br />

2 CDs oder 3 roten Vinylscheiben.<br />

Die legendären Shows aus<br />

Buenos Aires mit den Klassikern<br />

„Back In Black“, „Thunderstruck“,<br />

„You Shook Me All Night Long“<br />

und „Rock N Roll Train“<br />

Weitere AC/DC Top-Highlights<br />

High<br />

Voltage<br />

Highway<br />

To Hell<br />

www.ACDC.com<br />

Back<br />

In Black<br />

The Razor’s<br />

Edge<br />

Live (2 CD<br />

Collec<strong>to</strong>r’s<br />

Edition)<br />

<strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 43


CD<br />

REVIEWS<br />

STEVE HACKETT<br />

GENESIS REVISITED II<br />

Als „ein Projekt Wagner-ischer Ausmaße”<br />

beschreibt Steve Hackett die Aufnahmen für<br />

GENESIS REVISITED II, seines zweiten<br />

musikalischen Rückblicks auf die Zeiten,<br />

als er von 1970 bis 1977 innovativer Gitarrist<br />

und wichtiger Songwriter von Genesis<br />

war – eine Zeit, auf die Hackett nach eigenen<br />

Worten heute noch immer unglaublich<br />

s<strong>to</strong>lz ist. So erklärt sich auch die relativ<br />

originalgetreue Aufführung von Stücken<br />

wie “Supper’s Ready”, “Dancing With The<br />

Moonlit Knight” oder “The <strong>Music</strong>al Box”,<br />

die Hauptänderungen im Sound der Stücke<br />

kommen von den unterschiedlichen Charakteren<br />

am Mikrofon. Neben Steven Wilson,<br />

John Wet<strong>to</strong>n, Neal Morse, Mikael Akerfeldt<br />

und Conrad Keely sind auch Phil Collins’<br />

Sohn Simon sowie mit Nik Kershaw eher<br />

unerwartete Gäste zu hören. Und obwohl<br />

Steve Hackett sicher nicht auf gitarristische<br />

Unterstützung angewiesen wäre, lud er sich<br />

mit Steve Ro<strong>the</strong>ry von Marillion und Roine<br />

S<strong>to</strong>lt von den Flower Kings zwei prominente<br />

Kollegen dafür ein. Lee Pomeroy und Nick<br />

Beggs am Bass, Jeremy Stacey am Schlagzeug<br />

und Saxofonist Rob Townsend ergänzen<br />

die Wagner-ische All-Star-Besetzung.<br />

Kein Wunder, gelingt Steve Hackett mit diesem<br />

Doppelalbum ein makelloser Rückblick<br />

auf alte, progressive Rock-Zeiten.<br />

(Insideout/EMI, 2012, 10/73:39,<br />

11/71:50) us<br />

THE DOOBIE BROTHERS<br />

WHAT WERE ONCE VICES ARE<br />

NOW HABITS<br />

Mit ihrem vierten<br />

Longplayer machten<br />

die Doobie Bro<strong>the</strong>rs<br />

einen<br />

gewaltigen<br />

Schritt nach vorne,<br />

denn es gab nicht<br />

nur mit “Black Water”<br />

den ersten Chart-Topper, sondern auch<br />

musikalisch hatte sich die Band immens<br />

entwickelt. Jeff „Skunk” Baxter spielte ausgezeichnete<br />

Gitarrenparts, die er kunstvoll<br />

in den Gesamtsound integrierte, und auch<br />

die Memphis Horns sorgten für Highlights<br />

bei den Arrangements. Locker-lässiger<br />

Westcoast mit Country-Einlagen (“Spirit”),<br />

das schwebende “Eyes Of Silver”, die<br />

wunderschöne Ballade “Tell Me What You<br />

Want (And I’ll Give You What You Need)”<br />

und das melancholische, auf Akustikgitarren<br />

basierende “Ano<strong>the</strong>r Park, Ano<strong>the</strong>r<br />

Sunday” sind Glanzbeispiele des US-Rock.<br />

Durch das vorzügliche Mastering sind erstmalig<br />

alle Instrumente präsent, aber dennoch<br />

kompakt wahrzunehmen. Toll!<br />

(Mobile Fidelity/Sieveking Sound,<br />

1963, 12/45:09) at<br />

CHRIS ROBINSON<br />

BROTHERHOOD<br />

THE MAGIC DOOR<br />

Wie angekündigt legen Chris Robinson<br />

Bro<strong>the</strong>rhood mit THE MAGIC DOOR<br />

schon drei Monate nach ihrem Debüt BIG<br />

MOON RITUAL Album Nummer zwei<br />

vor. Dabei ist das neue Werk weniger ein<br />

Nachfolger, vielmehr könnte man es als<br />

ein Ergänzungsalbum beschreiben; aufgenommen<br />

und produziert wurden beide<br />

Platten nämlich gemeinsam. Somit fällt<br />

einem die Bewertung von THE MAGIC<br />

DOOR auch relativ leicht, vereinfacht<br />

gesagt können alle bedenkenlos zugreifen,<br />

die schon mit BIG MOON RITUAL<br />

zufrieden (oder gar begeistert) waren. Wie<br />

gehabt führt der Black-Crowes-Frontmann<br />

seine Mitmusiker an der langen Leine,<br />

was bei Cracks wie Neal Casal (voc, g),<br />

Adam MacDougall (keys, voc) und Mark<br />

Dut<strong>to</strong>n (b, voc) wohl auch die beste Taktik<br />

ist. Spielfreudig und ausufernd machen sie<br />

sich über die von Robinson geschriebenen<br />

Songs her, mit “Let’s Go, Let’s Go, Let’s<br />

Go” von Hank Ballard gibt es auch eine<br />

Cover-Version. Natürlich weckt solche<br />

Musik Begehrlichkeiten, da darf man freudig<br />

gespannt sein, wie es sich anhört, wenn<br />

Robinson & Co. das nächste Mal einen<br />

wirklichen Nachfolger vorlegen.<br />

(Silver Arrow-Megaforce/Soulfood,<br />

2012, 7/51:00) us<br />

TEN YEARS AFTER<br />

A SPACE IN TIME<br />

Ten Years After und<br />

ihr Zugpferd Alvin<br />

Lee werden die Hörer<br />

immer wieder in<br />

ihren Bann ziehen.<br />

So ist eine Neuauflage<br />

eines vergessenen<br />

Klassikers der Band durchaus sinnvoll. Das<br />

Reissue erscheint im originalen 71er-Mix<br />

und im 73er-Quad-Mix, der für Stereo aufbereitet<br />

wurde und andere Dimensionen be<strong>to</strong>nt<br />

und so ein ungewohntes und reizvolles<br />

Hörerlebnis bietet. Das Album bewegte sich<br />

zwischen härterem Blues-Rock, fragilen<br />

Akustiktracks und typischem Seventies-<br />

Rock. Hier verzichtete Alvin Lee auf seine<br />

Solo-Eskapaden, konzentrierte sich auf das<br />

Songwriting, was sich nicht nachteilig auf<br />

das Album auswirkt. Im Gegensatz zu der<br />

EMI-Ausgabe wurde beim Mastering der<br />

parallel erscheinenden 24 KT-Gold-CD<br />

(Audio Fidelity/Sieveking Sound) auf mehr<br />

Wärme geachtet.<br />

(EMI, 1971, 20/75:33)<br />

fl<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

ACTION! – THE SONGS OF<br />

TOMMY BOYCE & BOBBY<br />

HART<br />

Mit den Namen Tommy Boyce & Bobby<br />

Hart verbindet man zunächst und vor allem<br />

die Hits, die sie für The Monkees in den<br />

mittsechziger <strong>Jahre</strong>n schrieben. Drei Erfolge<br />

(“Theme From The Monkees”, “Valleri”<br />

und “P.O. Box 9847”) sind hier vertreten.<br />

Und etliche andere Hits kommen in den –<br />

durchweg gehaltvollen – Versionen anderer<br />

Interpreten; u.a. “I’m Not Your Stepping<br />

S<strong>to</strong>ne” von The Flies, “Words” von The Regents<br />

und “Last Train To Clarksville” von<br />

The Standells. Doch damit erschöpft sich<br />

dieser herrliche Sampler nicht. Zu hören<br />

sind auch Spitzenwerke wie “Come Little<br />

Bit Closer” (Jay & The Americans), “She”<br />

(Del Shannon), “Action” (Paul Revere &<br />

The Raiders) oder “Beverley Jean” (Curtis<br />

Lee). Schwarzer Pop ist durch Fats Domino<br />

(“Be My Guest”), The Ikettes (“Fine Fine<br />

Fine”) und Chubby Checker (“Lazy Elsie<br />

Molly”) vertreten, während Boyce & Hart<br />

selbst mit ihrem Hit “I Wonder What She’s<br />

Doing Tonight” zu Gehör kommen und auch<br />

Harts 1962er Single “Too Many Teardrops”<br />

nicht fehlt. Das in New York und Kalifornien<br />

– seit Ende der Fifties zunächst getrennt – arbeitende<br />

Duo verstand enorm viel vom Tin-<br />

Pan-Alley-Sound der Prä-Beat-<strong>Jahre</strong> und<br />

verband ihn dann mühelos mit den Klängen<br />

der britischen Invasoren. Es entstand zeitloser<br />

Qualitäts-Pop-Rock, immer mit Biss,<br />

oft ohne Scheu vor gezügeltem Pathos. Und<br />

auch nach dem Ende der heißen Monkees-<br />

<strong>Jahre</strong> gelangen Boyce & Hart noch manche<br />

Treffer. Da ACTION nur die <strong>Jahre</strong> 1959–<br />

1968 abdeckt, läge noch reichlich Material<br />

für eine weitere Sammlung vor. Das fette,<br />

überaus detailreiche Booklet gibt auch hierüber<br />

beredt Auskünfte.<br />

(Ace/Soulfood, 2012, 26/63:49) hjg<br />

MOTHER JANE<br />

TURN THE PAGE<br />

Jane sind seit 1994<br />

nur noch sozusagen<br />

markenrechtlich<br />

existent. Mit Schilderungen<br />

der 1982<br />

einsetzenden bandinternen<br />

Streitigkeiten<br />

lassen sich locker ganze Hefte füllen.<br />

Der interessierte Leser informiert sich<br />

am besten im Internet auf den diversen<br />

Seiten – da geht es mal mehr, mal weniger<br />

aggressiv zu. Jetzt also TURN THE<br />

PAGE von Klaus Hess und Co. mit Studio-<br />

Versionen von Titeln, die bislang nur in<br />

Live-Einspielungen erhältlich waren, was<br />

auch das LIVE AT HOME-Album mit<br />

einbezieht. Die CD baut sich sozusagen<br />

selber auf, beginnt verhalten und etwas zu<br />

schnörkellos, um insbesondere mit dem<br />

13-minütigen Highlight “Nightmares” (der<br />

2012er Version von “Windows”) völlig<br />

abzuheben. Psych-, Prog-, Art-, Hard- und<br />

Krautrock werden hier unter Zuhilfenahme<br />

Floyd’scher Klangkonstrukte so was<br />

von miteinander verzwurbelt, dass man<br />

staunt. Zudem ist Sänger Qusai Zureikat<br />

eine Bereicherung, und dass man als letzten<br />

Track Bob Segers titelgebenden Song<br />

“Turn The Page” gewählt hat, ist auch eine<br />

Erwähnung wert. Viele Jane-Fans-werden<br />

es noch interessanter finden, dass die zweite<br />

CD „The Lost Tracks” etwa 20 Minuten<br />

bislang unveröffentlichtes Jane-Material<br />

aus dem Jahr 1982 enthält – die Stücke<br />

wurden kürzlich im ehemaligen Aufnahmestudio<br />

in Sarstedt wiederentdeckt.<br />

(Dust On The Tracks/Fenn <strong>Music</strong>, 2012<br />

8/48:58, 5/18:46) os<br />

Y&T<br />

LIVE AT THE MYSTIC<br />

Mit Superlativen soll man sich bekanntlich<br />

zurückhalten. Erst recht, wenn es um das<br />

aktuelle Live-Album einer Band geht, die<br />

Ende der 70er und in den frühen 80ern ihre<br />

Hochzeit hatte. Denn Konzertmitschnitte alter<br />

Helden haben gerade Konjunktur und das<br />

auch, weil es die erfahrenen Rampensäue<br />

immer noch drauf haben. Trotzdem reiht sich<br />

LIVE AT THE MYSTIC von Y&T im Überangebot<br />

der ungehobelten Hit-Schauen ganz<br />

vorn ein. Die Doppel-CD rockt wie Hölle,<br />

streift sämtliche großen Phasen der US-Band<br />

und die Nummern aus dem jüngsten Y&T-<br />

Werk FACEMELTER passen zum alten Material<br />

wie angenäht. Dass Urmitglied Dave<br />

Meniketti immer noch am Mikro steht und<br />

für die sägenden Riffs sorgt, trägt wesentlich<br />

Rock<br />

dazu bei, dass der Doppeldecker von dieser<br />

bestechenden Qualität ist.<br />

(Frontiers/Soulfood, 2012, 13/62:47,<br />

9/50:11) jub<br />

DEEP PURPLE<br />

MACHINE HEAD – <strong>40</strong>TH<br />

ANNIVERSARY DELUXE<br />

EDITION<br />

ION<br />

Immer noch unglaublich, welch großartige<br />

Musik Jon Lord, Ritchie Blackmore, Ian<br />

Gillan, Roger Glover und Ian Paice im Winter<br />

1971 in Montreux erschufen – besonders<br />

wenn man die Umstände dieser Aufnahmen<br />

bedenkt. Leerstehende Zimmer und unbenutzte<br />

Korridore des Grand Hotels dienten<br />

als Aufnahmeräume, der Lastwagen mit<br />

dem mobilen Recording-Equipment (ausgeliehen<br />

von den Rolling S<strong>to</strong>nes) parkte vor<br />

dem Haupteingang. Für jedes musikalische<br />

Feedback, für das Anhören ihrer gerade<br />

aufgenommenen Parts mussten die Musiker<br />

einmal quer durch das Hotel laufen, was laut<br />

Ritchie Blackmore ziemlich schnell dazu<br />

führte, dass sie so gut wie jede aufgenommene<br />

Tonspur schon vorab für „gut” befanden,<br />

nur um sich die weiten Wege zu ersparen.<br />

Eben jener Ritchie Blackmore spielte<br />

in “Highway Star” das beste Solo seiner<br />

Karriere, katapultierte “Space Truckin’” mit<br />

seinem Gitarrenspiel in bisher unerreichte<br />

Umlaufbahnen, vom wohl legendärsten Eingangsriff<br />

aller Zeiten bei “Smoke On The<br />

Water” gar nicht zu sprechen. Mindestens<br />

genauso wichtig dabei Jon Lord, dessen<br />

Hammondorgel sich beherzte Duelle mit<br />

Blackmores Gitarre lieferte. Wie humorvoll<br />

Deep Purple damals auf ihren (Superstar-)<br />

Status reagierten, zeigen Hard-Rock-untypische<br />

Titel wie das burleske “Maybe I’m A<br />

Leo” oder das als Non-Album-B-Seite versteckte<br />

Meisterstück “When A Blind Man<br />

Cries” – beides Songs, die für sich allein<br />

genommen schon den legendären Ruf dieses<br />

Albums rechtfertigen. Drei Versionen von<br />

MACHINE HEAD (2012 Remaster, Roger<br />

Glover’s 1997 Mixes, 2012 Quad SQ Stereo)<br />

sowie eine Liveversion aus dem März<br />

1972 (Paris Theatre, London) bieten die<br />

getreu dem Bandnamen tief purpurrot daherkommenden<br />

vier CDs, die Audio-DVD<br />

liefert die MACHINE HEAD-Versionen für<br />

High-End-Freunde in 96/24 LPCM Stereo,<br />

Quad <strong>to</strong> 4:1 DTS sowie, als Bonus, drei Titel<br />

in 5.1 DTS-Abmischungen.<br />

(EMI, 2012, 4 CDs, 1 Audio-DVD) us<br />

RIO REISER<br />

ALL TIME BEST –<br />

RECLAM MUSIK EDITION<br />

Zweifellos war Rio Reiser einer der größten<br />

deutschen Rockpoeten seiner Zeit,<br />

nachdenklich, scharfsinnig, und das alles,<br />

ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen.<br />

Seite 44 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

Im bekannten gelben Outfit präsentiert die<br />

Reclam Musik Edition in einer Neuauflage<br />

des 1994er Best-Of-Albums (KÖNIG VON<br />

DEUTSCHLAND – DAS BESTE VON<br />

RIO REISER) die wichtigsten Titel aus<br />

seinen Solo-<strong>Jahre</strong>n. Nach seiner Zeit bei<br />

Ton Steine Scherben (“Macht kaputt was<br />

euch kaputt macht”) erschien 1986 RIO I.,<br />

das mit den Hits “Alles Lüge”, “Für immer<br />

und dich”, “Junimond” und “König von<br />

Deutschland” einerseits den Grundstein für<br />

seinen enormen Erfolg beim breiten Publikum<br />

legte, andererseits aber auch viele aus<br />

seinem alten Gefolge vergraulte, die ihm<br />

„kommerziell getriebene Anbiederung an<br />

den Massengeschmack” vorwarfen. Einer<br />

der Höhepunkte dieser Zeit war das legendäre<br />

Anti-WAAhnsinns-Festival 1986, bei<br />

dem Reiser gemeinsam mit Kollegen wie<br />

Herbert Grönemeyer, den Toten Hosen,<br />

Bap und Udo Lindenberg die über 100.000<br />

A<strong>to</strong>mkraftgegner begeisterte. BLINDER<br />

PASSAGIER zeigte Rio Reiser dann ein<br />

Jahr später als Schöpfer wunderbarer Melodien,<br />

stellte träumerische Poesie vor blinde<br />

Wut. Qualitativ nicht viel schlechter, aber<br />

aus kommerzieller Sicht deutlich nachlassender<br />

dann seine Veröffentlichungen der<br />

90er <strong>Jahre</strong>; unter dem Strich bieten die 18<br />

Songs von ALL TIME BEST aber genau<br />

das, was im Titel genannt wird: die besten<br />

Songs aus dieser Zeit. Weiterhin sind aktuell<br />

in der Reclam Musik Edition noch ALL<br />

TIME BEST-Zusammenstellungen von Karat,<br />

Aretha Franklin, Nena sowie von Earth,<br />

Wind & Fire erschienen. Wie bei dieser<br />

Reihe gewohnt, geht das Booklet auf einem<br />

Zeitstrahl kurz auf die wichtigsten Alben<br />

der Protagonisten ein und stellt sie wichtigen<br />

Daten der Weltgeschichte gegenüber.<br />

(Columbia/Sony <strong>Music</strong>, 1994,<br />

18/69:53) tk<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

DELTA SWAMP ROCK – VOL. 2<br />

Freunde des Sou<strong>the</strong>rn<br />

Rock, aufgepasst:<br />

Die Reihe<br />

DELTA<br />

SWAMP<br />

ROCK findet nach<br />

ihrem<br />

großartigen<br />

Auftakt (siehe Good-<br />

Times 3/2011) eine Fortsetzung. Auf Teil<br />

zwei, die den Hörer erneut – so der Untertitel<br />

– zu den „Crossroads Of Rock,<br />

Country And Soul” führt, gibt es, für Kenner<br />

wie Neueinsteiger, wieder jede Menge<br />

an Entdeckungen aus den späten Sixties<br />

und frühen Seventies machen. Neben<br />

Genre-Größen wie Lynyrd Skynyrd (“Free<br />

Bird”), Gregg Allman (“Midnight Rider”)<br />

und der Marshall Tucker Band (“Fire On<br />

The Mountain”) sind auch unbekanntere<br />

Interpreten zu hören wie Grinderswitch,<br />

Barefoot Jerry oder die wunderbaren Area<br />

Code 615 (die schon auf Folge eins glänzten).<br />

Die Sammlung fokussiert nicht alleine<br />

auf Rock, auch benachbarte Stile wie<br />

Bluegrass (wunderbar: Banjo-Spieler Earl<br />

Scruggs mit “Lonesome And A Long Way<br />

From Home”) oder die Pop-Lady Cher (mit<br />

einer gelungen Cover-Version der Buffalo-Springfield-Nummer<br />

“For What It’s<br />

Worth”) sind vertreten. Die CD kommt in<br />

gewohnt guter Souljazz-Records-Aufmachung<br />

samt buchdickem Booklet.<br />

(Souljazz/Indigo, 2012, 20/76:30) frs<br />

ELECTRIC LIGHT<br />

ORCHESTRA<br />

MR. BLUE SKY – THE VERY<br />

BEST OF ELECTRIC LIGHT<br />

ORCHESTRA<br />

Die aktuelle „Very Best”-Kompilation<br />

des Electric Light Orchestra ist eigentlich<br />

ein bisschen Schummelei. Denn da einige<br />

der größten Nummern der Band nicht nur<br />

überarbeitet, sondern von Nachlassverwalter<br />

Jeff Lynne gleich mal neu aufgenommen<br />

wurden (interessant “Don’t Bring<br />

Me Down”, “Turn To S<strong>to</strong>ne” oder “Livin’<br />

Thing”, merkwürdig “Do Ya”), bekommt<br />

der geneigte Fan hier nicht ausschließlich<br />

das im Titel geführte Orchester zu<br />

hören, sondern vor allem Soundtüfteleien<br />

des Masterminds. Lynne ging mit seinen<br />

Songs allerdings derart behutsam um, dass<br />

MR. BLUE SKY – THE VERY BEST OF<br />

ELECTRIC LIGHT ORCHESTRA nicht<br />

etwa für eine peinliche Modernisierung<br />

sorgte, sondern den Stücken lediglich<br />

kleine neue Nuancen verpasste. Wem eine<br />

„Best Of” von ELO genügt, wird nicht<br />

merken, dass hier gar nicht die Originale zu<br />

hören sind. Fans können vergleichen und<br />

die Modifizierungen entdecken, was als<br />

Kaufanreiz meist ganz gut funktioniert. Zusätzlich<br />

gibt es mit “10538 Overture (<strong>40</strong>th<br />

Anniversary)” und dem bisher unveröffentlichten<br />

“Point Of No Return” noch etwas<br />

für die Sammler.<br />

(Frontiers/Soulfood, 2012, 12/49:28) jub<br />

MANFRED MANN<br />

THE BEST OF MANFRED MANN<br />

(50TH ANNIVERSARY) SPECIAL<br />

EDITION<br />

Für ihr 50-Jähriges<br />

geht die Band zurück<br />

zu den Originaltakes<br />

1962–1969: Die<br />

Hits von “5-4-3-2-1”<br />

über “Do Wah Diddy<br />

Diddy” zu “Pretty<br />

Flamingo” (Jones-Ära) und zwischen<br />

“Just Like A Woman”, “Mighty Quinn”<br />

und “Ragamuffin Man” sind chronologisch<br />

enthalten und beweisen erneut, wie man<br />

mit Jazzsensibilität die bessere Popmusik<br />

bastelte. Für das Jubiläum passender: Die<br />

Manfreds nahmen 1998, sieben <strong>Jahre</strong> nach<br />

der Wiedervereinigung, 19 ihrer Klassiker<br />

neu auf, mit beiden Leadsängern, Paul<br />

Jones und Mike d’Abo sowie Mike Hugg<br />

(dr, jetzt keys), Tom McGuinness (g) und<br />

Mike Vickers (fl, sax) – mithin fünf Sixties-<br />

Mitgliedern, wenn auch ohne Boss Mann.<br />

Sie präsentierten sie auf dem mehr als eine<br />

Stunde laufenden Album 5-4-3-2-1 (Camden/BMG),<br />

samt genauen Besetzungsangaben,<br />

etwa „Mike Vickers: Wind Controller”<br />

bei “Sha-La-La”. Dieses Booklet enthält<br />

engagierte Liner-Notes von Jones & d’Abo.<br />

Die DVD bringt drei Hits in schwammigem<br />

Schwarzweiß (“Diddy” läuft 43 Sekunden),<br />

“Fox On The Run” in Farbe und zwei lohnenswerte<br />

Livecuts der Manfreds anno<br />

2007: “Watermelon Man” in einer sehr<br />

lebendigen Neun-Minuten-Fassung, “I’m<br />

You Kingpin” mit hinreißenden Soli von<br />

Mike Hugg (p), Simon Currie (sax), und<br />

Tom McGuinness (g). Fans brauchen auch<br />

die Re-Recordings.<br />

(Creature <strong>Music</strong>/Umbrella <strong>Music</strong>,<br />

CD 12/45:01, DVD 6/24:00) utw<br />

Rock<br />

DOKKEN<br />

BROKEN BONES<br />

Dokken gehörten in den 80ern ganz klar zu<br />

den ganz dicken Fischen im US-Melodic-<br />

Metal-Teich. Ihre Alben waren durchweg<br />

meisterlich geschmiedet. Daran hatten<br />

zwar Leute wie Gitarrist George Lynch<br />

oder Basser Jeff Pilson ihre Anteile, der<br />

kreative Kopf blieb allerdings bis heute<br />

Sänger Don Dokken, weshalb auch Alben<br />

nach den goldenen 80ern wie ERASE THE<br />

SLATE (1999) oder HELL TO PAY (2004)<br />

trefflich ausfielen. BROKEN BONES steht<br />

dieser Qualitätsserie in Nichts nach. Don<br />

Dokken, mit dem alten Mitstreiter Mick<br />

Brown (dr) an seiner Seite und verstärkt<br />

durch Jon Levin (g, Ex-Doro) und Sean<br />

McNabb (b, Ex-Great White), lässt es mit<br />

“Empire” oder “Tonight” krachen, hat mit<br />

dem dynamischen “For The Last Time” ein<br />

Karriere-Highlight am Start und spielt mit<br />

dem Titelsong und “The Best Of Me” die<br />

AOR-Karte aus. Ein Füller wie “Victim Of<br />

The Crime” stört da nicht.<br />

(Frontiers/Soulfood, 2012, 11/46:49) jub<br />

MADNESS<br />

OUI, OUI, SI, SI, JA, JA,<br />

DA, DA<br />

Drei <strong>Jahre</strong> nach ihrem<br />

letzten Studio-<br />

Album THE LIBER-<br />

TY OF NORTON<br />

FOLGATE kommen<br />

Madness mit ihrem<br />

unverwechselbaren<br />

Nutty-Sound und einem ungewöhnlichen<br />

Albumtitel, mit dessen Worten sie gleichzeitig<br />

den ersten Song “My Girl 2” eröffnen,<br />

zurück. Das mittlerweile zehnte Studiowerk<br />

von Graham McPherson (voc),<br />

Mike Barson (keys), Lee Thompson (sax),<br />

Chris Foreman (g) und Carl Smyth (voc,<br />

tr) spüht wieder einmal nur so vor Lebenslust,<br />

steckt mit seinen Ska-Rhythmen von<br />

der ersten Sekunde zum Mittanzen an. Und<br />

ganz egal, ob sie wie in “Leon” von den<br />

Tagträumen eines desillusionierten Lehrers<br />

singen oder wie bei “Powder Blue”<br />

eine rauch- und alkoholgeschwängerte<br />

Nacht voller Aretha-Franklin-R&B <strong>the</strong>matisieren,<br />

letztendlich siegt in ihren Songs<br />

das Gute, gewinnt die Einsicht Oberhand,<br />

dass sie mit ihrer Band und ihrer Musik auf<br />

der Sonnenseite des Lebens stehen – und<br />

dieses Gefühl mit OUI, OUI, SI, SI, JA,<br />

JA, DA, DA deutlich hörbar allen anderen<br />

mitteilen.<br />

(Embassy Of <strong>Music</strong>/Warner,<br />

2012, 14/47:32) tk<br />

DEAN BROWN<br />

UNFINISHED BUSINESS<br />

Der Jazz-Rock/Fusion-Gitarrenvirtuose<br />

Dean Brown bietet mit seinem neuen Album<br />

ein intensives Hörvergnügen von hohem<br />

spieltechnischem Format. Die neun<br />

zwischen fünf und elf Minuten langen<br />

Songs bieten ausladende Soli, denen meist<br />

Blues-getränkte, funkige Grooves zugrunde<br />

liegen. Der großartige Jazzdrummer<br />

Marvin „Smitty” Smith sorgt für flexible<br />

Rhythmik auf höchstem Niveau und überzeugt<br />

auch als Komponist. So lässt einen<br />

der rockig-raffinierte Opener “Uncle Ray”<br />

fast schon sprachlos zurück. Ingredienzien<br />

aus Jazz und Rock werden virtuos ge-<br />

<strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 45


REVIEWS<br />

CD<br />

REVIEWS<br />

Rock<br />

mischt, funkig-bluesige Sounds sorgen für<br />

eine groovige Bodenhaftung – so stehen<br />

Kopf und Bauch gleichberechtigt und spannungsgeladen<br />

nebeneinander. Eine Samba<br />

mit wunderschönen Akustikgitarrenparts<br />

sorgt für Abkühlung, bevor dann mit einem<br />

Tribut an Bluesmeister Albert King sowie<br />

schneidigen Bläserriffs die Stimmung wieder<br />

mächtig angeheizt wird. Wenn dies Mr.<br />

Browns UNFINISHED BUSINESS ist,<br />

fragt man sich, was da noch kommen soll.<br />

Ein mitreißendes Album!<br />

(Moosicus/Indigo, 2012, 9/70:49) rg<br />

GRATEFUL DEAD<br />

SPRING 1990 – SO GLAD YOU<br />

MADE IT<br />

Als der Rezensent<br />

Grateful Dead am<br />

11.7.1990 erstmals<br />

live erlebte, traute<br />

er seinen Augen<br />

nicht: Da tanzten<br />

70.000 Menschen<br />

bi bei strömendem tö Regen im RFK Stadium<br />

in Washing<strong>to</strong>n, D.C., zu eigentlich untanzbarer<br />

Musik, und das drei Stunden lang! Die<br />

Stimmung bei Dead-Konzerten auf Platte<br />

einzufangen, ist eigentlich unmöglich, und<br />

dennoch ist SPRING 1990 – SO GLAD<br />

YOU MADE IT wärmstens zu empfehlen.<br />

Diese Doppel-CD ist der höchst gelungene<br />

Extrakt aus einer 18 (!) Silberlinge umfassenden<br />

Box, die diese Tour im Frühjahr<br />

1990 zum 25-jährigen Bestehen dokumentiert<br />

– es war die letzte mit dem kurz darauf<br />

vers<strong>to</strong>rbenen Keyboarder Brent Mydland.<br />

Natürlich sind einige Jamsessions zu hören<br />

(“Bird Song”, “Eyes Of The World”), aber<br />

die für Jerry Garcia, Bob Weir & Co. so typischen,<br />

schier endlosen Improvisationen<br />

sind knapp gehalten. Im Wesentlichen gibt<br />

es kompakte Songs zwischen Psychedelic<br />

Rock, Country, Rock’n’Roll und Soul,<br />

reichlich Cover-Versionen (S<strong>to</strong>nes, Spencer<br />

Davis Group, Sam Cooke) und allerlei Eigenbauten<br />

aus den verschiedenen Dekaden.<br />

Abwechslungsreich, quicklebendig, mehr<br />

als empfehlenswert!<br />

(Rhino/Warner, 2012, 11/79:41,<br />

9/79:49) pro<br />

JOE COCKER<br />

FIRE IT UP<br />

Nichts Neues musikalisch von der Joe<br />

Cocker-Front, wer hätte das auch erwartet?<br />

Viel wichtiger für den Fan des Mannes<br />

mit der unverwechselbaren Reibeisenstimme<br />

ist die Erkenntnis, ob das Sangesorgan<br />

des mittlerweile 68-Jährigen aus Sheffield<br />

weiterhin kraftvoll und dominant ist. Keine<br />

Frage: Cockers entscheidendes Pfund<br />

wiegt, wie schon auf dem überraschend<br />

starken Vorgänger HARD KNOCKS, auch<br />

auf FIRE IT UP schwer, nachdem er einige<br />

durchaus schwächere Gesangsleistungen<br />

bei den Alben davor abgeliefert hatte. Auf<br />

FIRE IT UP hingegen ist der Stilmix aus<br />

kehlig interpretierten Uptempo-Blues-<br />

Rocknummern, gepaart mit steinerweichenden<br />

Balladen gelungen, allesamt perfekt<br />

produziert, die Songauswahl exzellent<br />

zusammengestellt. Damit steht einer neuen<br />

Nummer 1 in den Charts nichts mehr im<br />

Wege. Joe Cocker steht prächtig im Saft!<br />

(Columbia/Sony <strong>Music</strong>, 2012,<br />

11/42:54) mfg<br />

THE WHEELS<br />

ROAD BLOCK<br />

Diese Band aus Belfast gehört in die erste<br />

Liga des nordirischen Blues-Rock der Mittsechziger,<br />

stand aber immer im Schatten<br />

der Van-Morrison-Gruppe Them, so dass<br />

ihr offiziell nur die Silbermedaille bleibt.<br />

Die aber ist mehr als verdient, wie dieser<br />

Sampler mit ihrem Gesamt-Output drastisch<br />

beweist. Der Titeltrack “Road Block” ist ein<br />

unglaublich zündender Hammer, definitiv<br />

ein Härte-Superklassiker, der es mit Thems<br />

besten Arbeiten locker aufnimmt! Weitere<br />

Tracks (“Bad Little Woman”, “I’m Leaving”)<br />

warten mit Wolfsstimmengesang in<br />

bester Morrison-Manier (Stichwort: “Mystic<br />

Eyes”) auf, während bei “Don’t You Know”<br />

oder Graham Bonds “Tell Me (I’m Gonna<br />

Love Again)” sanftere Töne angeschlagen<br />

werden. Auch beim Reper<strong>to</strong>ire gingen The<br />

Wheels nur (zu) vorsichtig eigene Wege:<br />

“Call My Name” und den All-Time-Klassiker<br />

“Gloria” übernahmen sie direkt von<br />

Them, und mit “Kicks” (Paul Revere &<br />

The Raiders) und Bo Diddleys “Mona”,<br />

damals im Programm jeder zweiten UK-<br />

Band, sind – anständige! – Versionen weiterer<br />

Erfolgstitel dabei. Letztlich konnte die<br />

Gruppe um die Sänger Rod Demick (auch<br />

ein prima Bluesharp-Player) und Brian Rossi<br />

(auch Keyboards) sowie Gitarrist Herbie<br />

Armstrong, 1978–1982 in Diensten von Van<br />

Morrison, ihr Potenzial nicht ausschöpfen.<br />

Aber es ist schön, dass ROAD BLOCK sie<br />

vor dem Vergessen bewahrt!<br />

(Big Beat/Ace/Soulfood 2012,<br />

12/32:11) hjg<br />

NIGHT RANGER<br />

24 STRINGS AND A DRUMMER<br />

– LIVE AND ACOUSTIC<br />

Akustikversionen<br />

von Songs, die sonst<br />

von<br />

schmetternden<br />

E-Gitarrenriffs<br />

leben,<br />

sind nicht jedermanns<br />

Sache. Und<br />

doch ziehen Bands<br />

aus dem Hard’n’Heavy-Bereich ’H<br />

immer<br />

mal wieder den Stecker und tragen ihre<br />

Erfolgsnummern staubtrocken vor. Mit 24<br />

STRINGS AND A DRUMMER – LIVE<br />

AND ACOUSTIC betreten jetzt die USamerikanischen<br />

Melodic-Metal-Pioniere<br />

Night Ranger dieses Terrain. Und da die<br />

Band unter anderem mit “Sister Christian”,<br />

“Four In The Morning” oder “Don’t Tell<br />

Me You Love Me” unschlagbare Melodie-<br />

Sahne<strong>to</strong>rten im Programm hat, funktioniert<br />

auch ein an Höhepunkten zwangsläufig<br />

eher armes Akustikset ziemlich gut. Und<br />

Night Ranger setzen wie immer vor allem<br />

auf ihren Satzgesang, der gerade im ballastfreien<br />

Sound bestens rüberkommt. Diese<br />

Band erinnert ganz offensichtlich gern an<br />

die satten 80er, steht aber mit allen Beinen<br />

ganz klar im Hier und Heute. Da geht garantiert<br />

auch in den nächsten <strong>Jahre</strong>n noch<br />

eine Menge.<br />

(Frontiers/Soulfood, 2012, 13/64:21) jub<br />

COLOUR HAZE<br />

SHE SAID<br />

Auch mit Album Nummer zehn bleiben<br />

sich Colour Haze treu und spielen Rockmusik,<br />

die sie selbst – absolut zutreffend –<br />

als „Heavy Psychedelic Rock” bezeichnen.<br />

Gleich der Opener ihres Doppelalbums,<br />

der Titeltrack “She Said”, bietet in knapp<br />

19 Minuten einen beherzten Parforce-Ritt<br />

durch meterhohe und ebenso dicke Riffwände,<br />

durch <strong>to</strong>nnenschweres, verzerrtes<br />

Tonmaterial, das immer wieder unerwartete<br />

Wendungen nimmt, so dass die Spielzeit<br />

wie im Fluge vorübergeht. Stilistisch<br />

freier wird es gegen Ende der zweiten CD,<br />

das zehnminütige “Grace” zeigt eindrucksvoll<br />

eine ganz andere, bisher eher selten<br />

gehörte Seite von Colour Haze. Gitarrist<br />

Stefan Koglek beginnt mit sanften akustischen<br />

Tönen, Streicher, Fender Rhodes,<br />

Piano und Bläser s<strong>to</strong>ßen dazu, bevor dann<br />

die Rhythmusfraktion aus Bassist Philipp<br />

Rasthofer und Drummer Manfred Merwald<br />

den Song wieder in gewohnte Sphären<br />

hinaufschießt. Starkes Ende eines souveränen<br />

Albums.<br />

(Elektrohasch/Sonic Rendezvous, 2012,<br />

3/38:10, 5/43:45) us<br />

PAUL GILBERT<br />

VIBRATO<br />

Der durch sein<br />

Mitwirken<br />

bei<br />

Racer X und den<br />

Millionen-Sellern<br />

Mr. Big bekannt<br />

gewordene Metal-<br />

Gitarrenvirtuose<br />

Paul Gilbert wartet t mit einem neuen, vielfältigen<br />

Album auf. In acht neuen Stücken,<br />

darunter vier Instrumentals, kam man seine<br />

Fingerfertigkeit, die aber nie in Selbstgefälligkeit<br />

ausartet, bewundern. Erfreulicherweise<br />

degradiert er sein Trio nicht zu Statisten,<br />

so dass Keyboardsoli und eine tighte<br />

Rhythmussektion für Abwechslung sorgen.<br />

Ein großer Sänger wird Gilbert zwar nicht<br />

mehr, die Songs gehen aber durchaus gut<br />

ins Ohr. Interessant ist eine Version von<br />

Dave Brubecks Jazzklassiker “Blue Rondo<br />

A La Turk”. Ebenso die Live-Bonus-<br />

Tracks. Hier widmet er sich drei sehr unterschiedlichen<br />

Vorlagen: “Roundabout” von<br />

Yes, Muddy Waters’ Bluesklassiker “I Want<br />

To Be Loved” und AC/DCs “Go Down”.<br />

Eine abwechslungsreiche Scheibe, die nicht<br />

nur Gitarrenfreaks Freude bereitet!<br />

(Mascot/Rough Trade, 2012, 11/67:39) rg<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

KEEP THE LIGHT ALIVE –<br />

CELEBRATING THE MUSIC OF<br />

LOWEN & NAVARRO<br />

Eric Lowen und Dan Navarro haben unter<br />

eigenem Namen seit 1990 rund ein Dutzend<br />

Alben mit melodisch stets hochwertigem<br />

Soft-Pop-Rock veröffentlicht, wobei sie<br />

sich nicht vollends vom Mainstream vereinnahmen,<br />

immer noch ein paar Prozente<br />

Indie-Feeling einfließen ließen. Weltberühmt<br />

sind sie damit nicht geworden, aber<br />

für einen sehr soliden Ruf bei der Kollegenschaft<br />

hat es locker gereicht, und dass Pat<br />

Benatar ihren Song “We Belong” zum Bestseller<br />

machte, sichert wohl die Rente. Besagte<br />

„interne Wertschätzung” sorgte auch<br />

für den vorliegenden, rundum geglückten<br />

Sampler. Jackson Browne bringt als Starter<br />

eine wunderschöne Version von “Weight Of<br />

The World” und gibt damit die Grundrichtung<br />

vor: keine wilden Experimente oder<br />

Neudeutungen, stattdessen strikte Be<strong>to</strong>nung<br />

der melodischen Attraktivität. S<strong>to</strong>nehoney<br />

packen “If I Was The Rain” und John<br />

Ondrasik “Keep The Light Alive” sanft und<br />

flauschig bis zur Stromlinienförmigkeit an.<br />

Etwas strammer pop-rockig geht es bei Phil<br />

Parlapiano (“The Opposite Of Everything”)<br />

und Severin Browne (“Open Your Heart”)<br />

zu. Bei “If You Loved Me Like That” vergisst<br />

Keb’ Mo, fast, dass er Blueser ist,<br />

und The Bangles fügen “We Belong” zwar<br />

nichts Wesentliches hinzu, drücken dem<br />

Song aber ihren eigenen Stempel auf. Unterm<br />

Strich eine zeitlos schöne Kollektion<br />

mit nicht zu viel Tiefgang, aber hohem Unterhaltungswert.<br />

(Aix/Bertus Import, 2012, 13/51:57) hjg<br />

THE FACES<br />

STAY WITH ME – ANTHOLOGY<br />

Die Karriere von<br />

The Faces mag nur<br />

ein halbes Jahrzehnt<br />

zwischen Ende der<br />

1960er und Mitte der<br />

1970er gedauert haben<br />

– dennoch besitzt<br />

dieses britische Quintett Legendenstatus!<br />

Vor allem sind The Faces Repräsentanten<br />

einer fernen wilden Ära, in der es zum guten<br />

Ton jedes Rock & Rollers gehörte, Hotelzimmer<br />

zu zerlegen, Groupies en masse<br />

flachzulegen und die Bierpulle niemals<br />

aus der Hand zu geben. Aber unabhängig<br />

von solcherart wüster Legendenbildung:<br />

Was hatten Rod Stewart, Ron Wood, Ronnie<br />

Lane, Kenney Jones und Ian McLegan<br />

musikalisch drauf? Zunächst mal einen<br />

herrlichen Mix aus Blues, Rock und Boogie,<br />

nachzuhören auf dieser bestechend<br />

zusammengestellten Anthologie. Darüber<br />

hinaus hatten The Faces ein Gespür für rüpelhafte<br />

Eingängigkeit, also für Songs, die<br />

man in Kneipen frühestens ab dem fünften<br />

Bier problemlos mitgrölen konnte. Und<br />

doch: die Faces waren keine Pub-Band,<br />

dafür fünf junge, hitzköpfige und vor allem<br />

äußerst talentierte Musiker, jeder prall<br />

voll mit Ideen, jeder prall voll mit Leben.<br />

Der Fünfer existierte in einer Zeit, als vor<br />

allem die Karrieren von Rod Stewart und<br />

Ron Wood vor der Eruption standen. Exakt<br />

dieses Prä-Eruptive macht aus Faces-Songs<br />

moderne Klassiker!<br />

(Rhino, 2012, 18/68:50 +<br />

18/74:37) mfg<br />

MARDI GRAS.BB<br />

CRIME STORY TAPES<br />

Mardi Gras.BB sind musikalisch schon<br />

lange nicht mehr nur in New Orleans zu<br />

Hause. Klangen die ersten Alben der vor<br />

20 <strong>Jahre</strong>n von dem ehemaligen Guru-Guru-Bassisten<br />

Uli Krug gegründeten Combo<br />

noch stark nach Swamp-Blues und Brass-<br />

Band-Jazz, so hat sich die Palette der<br />

Mannheimer über die <strong>Jahre</strong> kontinuierlich<br />

erweitert; es schlichen sich z.B. Country<br />

und Chanson ein. Auf ihrem letzten Album<br />

VON HUMBOLDT PICNIC (<strong>GoodTimes</strong><br />

3/2010) traten sie gar eine musikalische<br />

Reise um die Welt an. Wie schon dieser<br />

ambitionierte Vorgänger ist auch CRIME<br />

STORY TAPES ein Konzeptalbum. Statt<br />

auf den Spuren des Naturforschers Alexander<br />

von Humboldt sind Mardi Gras.<br />

BB diesmal dem Krimiau<strong>to</strong>ren Raymond<br />

Chandler auf den Fersen, dem Schöpfer<br />

des Privatdetektivs Philip Marlowe – be-<br />

Seite 46 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

kannt geworden durch die Bogart-<br />

Verfilmungen. Die Texte sind herrlich<br />

skurril, die Musik ist wunderbar<br />

altmodisch, an Swing, Dance Hall<br />

und Cabaret der <strong>40</strong>er <strong>Jahre</strong> orientiert<br />

– indes nicht frei von Schrägtönereien<br />

à la Tom Waits und Kurt Weill.<br />

Im Jahr des Doppeljubiläums (20<br />

<strong>Jahre</strong> Bandbestehen, zehntes Album)<br />

liefern Mardi Gras.BB erneut ein<br />

ganz großartiges Werk ab.<br />

(Hazelwood/Rough Trade, 2012,<br />

16/41:35) frs<br />

THE XX<br />

COEXIST<br />

Das<br />

„schwierige<br />

zweite Album”<br />

der Londoner<br />

Band, die<br />

nach dem Ausstieg<br />

von Baria<br />

Qureshi<br />

zum<br />

Ti Trio geschrumpft ist, it was aber die<br />

Musik nicht hat mitschrumpfen lassen.<br />

Erneut machen XX Musik, die eigentlich<br />

nur noch aus reiner Gewohnheit<br />

unter „Rock” einsortiert wird.<br />

In Wahrheit handelt es sich um kühn<br />

und kühl am Reißbrett konstruierte<br />

Klanggefüge mit klaren Konturen, bei<br />

denen kein Ton zu viel gespielt wird.<br />

Gespeist wird sie aus homöopathischen<br />

Spuren der schwarzen Musik<br />

von Joy Division, Rudimenten eines<br />

Trance-artigen Rhythm & Blues, viel<br />

Minimalismus und virtuos eingesetzten<br />

Elektronikeffekten. Vor 30 <strong>Jahre</strong>n<br />

haben The Young Marble Giants<br />

schon einmal Vergleichbares zuwege<br />

gebracht. Oliver Sims Bass und Jamie<br />

Smiths Schlagzeug liefern knappe<br />

Gerüste, Keyboards den Kitt, während<br />

die Gitarre herumgeistert und<br />

die Stimmen von Gitarristin Romy<br />

Madley Croft und Oliver Sim über<br />

alledem schweben. Also keine Angst,<br />

seelenlose Robotermusik ist das<br />

wahrlich nicht. Denn das humane Element<br />

findet sich in den verhaltenen,<br />

sehr natürlich belassenen Stimmen<br />

und erst recht in den Texten, die von<br />

Ratlosigkeit und Ängsten in unseren<br />

<strong>Jahre</strong>n der Finanzkrisen, prekären<br />

Arbeitsverhältnisse und erodierenden<br />

Staaten handeln. Gemütlich oder<br />

beruhigend, gar radio-popig klingt<br />

hier nichts. Dies ist Musik für leere<br />

Parkhäuser bei Nacht und Abende<br />

an der kalten Zentralheizung statt am<br />

gemütlich prasselnden Kamin. CO-<br />

EXIST liefert alles in allem eine Art<br />

Soundtrack für dieses Jahrzehnt. Das<br />

ist eine riesige Leistung, deren wahrer<br />

Wert vielleicht aber erst retrospektiv<br />

erkannt werden wird.<br />

(Young Turks/Indigo, 2012,<br />

11/37:20) hjg<br />

RITCHIE VALENS<br />

RITCHIE VALENS + RITCHIE<br />

Hätte Ritchie Valens doch bloß<br />

nicht die Münze geworfen, um mit<br />

Crickets-Gitarrist Tommy Allsup<br />

den letzten freien Platz auszulosen!<br />

Dann hätte er nicht den Flieger betreten<br />

und wäre nicht im zarten Alter<br />

von 17 <strong>Jahre</strong>n bei jenem Crash ums<br />

Leben gekommen, der auch die beiden<br />

Rock’n’Roller Buddy Holly und<br />

Big Bopper das Leben kostete – an<br />

jenem 3. Februar 1959, der als „<strong>the</strong><br />

day <strong>the</strong> music died” in die Geschichte<br />

ein ging. So hinterließ der US-Amerikaner<br />

mexikanischer Herkunft (bürgerlich:<br />

Richard S. Valenzuela) nur<br />

ein schmales Werk. Eines jedoch, das<br />

zeigt, dass noch Großes von ihm zu<br />

erwarten gewesen wäre. Mit seinem<br />

rauen Gesang und energiegeladenen<br />

Gitarrenspiel (“Come On, Let’s Go”,<br />

“Bony-Moronie” etc.) übte er Einfluss<br />

auf spätere Beat-, Garagen-Rock- und<br />

Punkbands aus. Zugleich war er ein<br />

begnadeter – Buddy Holly kaum<br />

nachstehender – Balladensänger, der<br />

mit dem schmachtenden “Donna”<br />

(1958, US #2) seinen größten Hit feierte<br />

und mit “La Bamba” (1958, US<br />

#22) quasi der Erfinder des Chicano-<br />

Rock wurde. Nun kann man die beiden<br />

ersten Alben RITCHIE VALENS<br />

und RITCHIE, beide im Todesjahr<br />

posthum erschienen, auf einer CD<br />

in einer guten 24-Bit-Remaster-<br />

Abmischung hören, inklusive acht<br />

Bonus-Titel, (Outtakes, Demos, Live-<br />

Aufnahmen, darunter Eddie Cochrans<br />

“Summertime Blues”) sowie mit<br />

einem informativen, reich bebilderten<br />

Booklet. Besser geht es kaum!<br />

(Hoodoo/Harmonia Mundi, 2012,<br />

31/67:23) frs<br />

KISS<br />

MONSTER<br />

Da hör’ hin,<br />

die<br />

Altmeis ter<br />

können es auch<br />

nach <strong>40</strong> <strong>Jahre</strong>n<br />

noch (oder wieder)!<br />

Paul Stanley<br />

und Gene<br />

Simmons setzen mit ihren Mitstreitern<br />

Eric Singer (dr) und Tommy Thayer (g<br />

und Gesang auf “Outta This World”)<br />

höllisch viel Energie frei, die sie mittels<br />

eingängiger, geradeaus abgehender<br />

Songs mit einigen Überraschungsmomenten<br />

in gelungene Bahnen lenken.<br />

Rau und erdig, alles andere als klinisch<br />

steril produziert, geht die Kiss-Post<br />

ab – wie versprochen ohne Balladen,<br />

Keyboards und Streicher. Man genieße<br />

“Shout Mercy”, “All For The Love<br />

Of Rock’n’Roll” (mit Singer-Gesang),<br />

“The Devil Is Me” oder die Mitgröhlnummer<br />

“Freak” an – da waten Kiss<br />

knietief in 70er- und 80er-Assoziationen,<br />

ohne dass es veraltet oder altbacken<br />

klingt. Und nach mehrfachem<br />

Anhören setzen sich diese Nummern<br />

auch in den Gehörgängen fest.<br />

(Universal, 2012, 12/43:45) pro<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

WORLD OF ACID<br />

Es gehört bei solchen Kollektionen wie<br />

WORLD OF ACID schon länger zum<br />

guten Ton, Eigenlob auszuschütten und<br />

sich selbst zur „heißesten, seltensten,<br />

essenziellsten, feinsten, wildesten,<br />

obskursten” Edition zu küren. Was ja<br />

teilweise immer irgendwie ein wenig<br />

Rock<br />

zutrifft. So auch hier: Versammelt sind<br />

Bands aus den USA, Spanien, Belgien<br />

und Kanada sowie eine unidentifizierbare<br />

Combo. Die bringt, gewissermaßen<br />

zum Ausgleich, eine durchaus<br />

von psychedelischem Talent gesegnete<br />

Version des Hendrix-Klassikers “Purple<br />

Haze” – und damit den einzigen<br />

bekannten Song hier. Aber auch Pretty<br />

mit “Mustache In Your Face”, Purp le<br />

Canteen mit “Brains In My Feet”, Graffiti<br />

mit “He’s Got The Knack” oder das<br />

Johnny Thompson Quintet mit “Color<br />

Me Columbus” wissen, wo der Psycho-<br />

Hammer hängt und wie man halbwegs<br />

normale Beatsongs zur Bewusstseinserweiterung<br />

treibt. Im achtseitigen<br />

bunten Booklet bemüht man sich nach<br />

Kräften, alle wichtigen Fakten über<br />

die Interpretenschar auszubreiten, und<br />

kann immerhin auflisten, von welchen<br />

Singles der <strong>Jahre</strong> 1966 bis 1971 die<br />

kompilierten Titel stammen.<br />

(Particle/Soulfood, 2012,<br />

12/<strong>40</strong>:12) hjg<br />

ELVIS PRESLEY<br />

PRINCE FROM ANOTHER<br />

PLANET<br />

P R I N C E<br />

FROM ANO-<br />

THER<br />

PLA-<br />

NET, der Titel<br />

dieser<br />

edlen<br />

Box im Single-<br />

Format, bezieht<br />

sich auf eine Schlagzeile der „New<br />

York Times”, die damit die Bedeutung<br />

von vier restlos ausverkauften Shows<br />

des Kings Of Rock’n’Rolls im Madison<br />

Square Garden vom Juni 1972<br />

<strong>the</strong>matisierte. CD 1 liefert die (etwas<br />

längere) Show vom Samstagnachmittag,<br />

ursprünglich 1997 erstmals auf<br />

CD veröffentlicht, CD 2 dokumentiert<br />

das Abendkonzert vom gleichen Tag,<br />

das schon eine gute Woche später, am<br />

18. Juni 1972, als LP herauskam. Bisher<br />

unveröffentlicht und erst kürzlich<br />

entdeckt sind die Amateuraufnahmen<br />

der 20-minütigen Pressekonferenz,<br />

die Elvis zusammen mit seinem Vater<br />

sowie Manager Colonel Tom Parker<br />

am 9. Juni 1972 gab. Daneben liefert<br />

die DVD noch gut eine Stunde lang<br />

die Bilder des Nachmittagskonzertes<br />

vom 10. Juni, also der einmaligen<br />

Performance Presleys, die mit klasse<br />

Band im Rücken, vielstimmigem<br />

Backgroundchor und vollem Orchester<br />

einmal mehr zeigte, wie wohl er<br />

sich auf der großen Showbühne fühlte.<br />

Edel auch das voluminöse, klasse<br />

bebilderte Beglei<strong>the</strong>ft mit Liner-Notes<br />

von Lenny Kaye.<br />

(RCA/Sony <strong>Music</strong>, 1997/1972/2012,<br />

25/60:45, 22/54:05) us<br />

THE DOORS<br />

LIVE AT BOWL ’68<br />

Die Aufnahme im Hollywood Bowl<br />

vom 5. Juli 1968 stellt einen Sonderfall<br />

in der Geschichte der Doors dar,<br />

denn es handelt sich dabei um das einzige<br />

Konzert der Band, das in seiner<br />

vollen Länge aufgezeichnet wurdet.<br />

Frühere Audio- oder Video-Releases<br />

<strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 47


CD<br />

REVIEWS<br />

boten jedoch nie das gesamte Programm.<br />

So enthielt die erste CD von 1987 nur sieben<br />

der 16 Songs, und selbst die entsprachen<br />

nicht der Original-Reihenfolge oder<br />

waren unvollständig wie “Light My Fire”.<br />

Manche Lieder des Konzerts wie “When<br />

The <strong>Music</strong>’s Over”, “Hello, I Love You”<br />

und “Spanish Caravan” waren noch auf<br />

gar keiner Aufnahme zu hören. Neben der<br />

Filmversion auf DVD und Blu-ray liegt nun<br />

endlich das gesamte Konzert auch vollständig<br />

neu überarbeitet auf CD vor. Das Liedmaterial<br />

ist dem Doors-Fan vertraut, birgt<br />

also keine Überraschungen wie das Live-<br />

Album ALIVE SHE CRIED (1983), das die<br />

Cover-Versionen von “Gloria” und “Little<br />

Red Rooster” enthält. Dafür bekommt man<br />

ein sehr au<strong>the</strong>ntisches Konzerterlebnis. Das<br />

allein ist bei den spiel- und improvisationsfreudigen<br />

Doors schon den Kauf von LIVE<br />

AT THE BOWL ‘68 wert. Schließlich ist<br />

die Aufnahme ein wunderbares Zeitdokument<br />

der Doors auf ihrem Höhepunkt.<br />

(Rhino/Warner, 2012, 20/71:06) an<br />

ROGER McGUINN<br />

THUNDERBYRD<br />

So ganz kommt Andrew<br />

Thompsons<br />

Remasterleistung<br />

nicht an die von Eroc<br />

heran, der sich Roger<br />

McGuinns<br />

1977er<br />

Album THUNDER-<br />

BYRD 2005<br />

schon mal vorgenommen hatte.<br />

Der Ex-Byrd hatte seinerzeit mit dem<br />

Meistergitarristen Rick Vi<strong>to</strong>, Drummer<br />

Greg Thomas, Bassist Charlie Harrison und<br />

Keyboarder Marty Grebb eine Mischung<br />

aus Cover-Versionen (Tom Petty, Bob<br />

Dylan, Peter Framp<strong>to</strong>n, Williams/Goldberg,<br />

Jones/Edwards) und Eigenem eingespielt,<br />

die er auch in der legendären ersten<br />

„Rockpalast”-Nacht live präsentierte. Es<br />

war die McGuinn-typische Mischung aus<br />

Country-Rock, Westcoast-Anklängen und<br />

den damals angesagten Rock-Popsounds.<br />

Dazu sein unverkennbarer Rickenbacker-<br />

Twang, sein leicht näselnder Gesang, beschwingte<br />

Chorgesänge – alles in allem<br />

sehr ordentlich, mit einigen Finessen, im<br />

McGuinn-Gesamtkatalog aber eher im hinteren<br />

Mittelfeld anzusiedeln.<br />

(BGO/H’Art, 1977, 9/37:44) pro<br />

COLIN JAMES<br />

FIFTEEN<br />

Der Gitarrist, Sänger und Komponist Colin<br />

James wird von seinen Fans gern als<br />

Kanadas Antwort auf US-Haudegen wie<br />

Chris Duarte und Kenny Wayne Shepherd<br />

gesehen. Da ist viel dran! James pendelt seit<br />

1988 erfolgreich zwischen Pop-tauglichem<br />

Blues und Blues-getränkten Hard Rock. Er<br />

ist in seiner Heimat ein stiller Superstar,<br />

dessen Debüt das am schnellste verkaufte<br />

Album in Kanadas Musikgeschichte war,<br />

konnte aber in den USA oder gar Europa<br />

bislang keinen nachhaltigen Durchbruch<br />

verbuchen. Vielleicht ändert sich das mit<br />

FIFTEEN, seinem – richtig geraten – 15.<br />

Album. Die Platte bringt ein Bündel großartiger<br />

James-Originale, von denen “Sweets<br />

Gone Sour”, “Love For Life”, “S<strong>to</strong>ne Faith”<br />

und “Shoulder To Cry On” das Format haben,<br />

zu Genre-Klassikern zu reifen. Bestens<br />

ausgesucht wurden auch die wenigen Cover-Versionen:<br />

Allen Toussaints “Sneakin’<br />

Sally Through The Alley” rockt höchst beachtlich,<br />

ohne die Funk-Wurzeln zu kappen.<br />

John Lennons “Jealous Guy” verhehlt nicht<br />

James’ Bewunderung für den Beatle. Bei<br />

Peter Greens Klassiker “Oh Well” liegt die<br />

Würze in der Kürze; aus 9:06 bei Fleetwood<br />

Mac werden hier 3:45. Und auch das gospelige<br />

“Shed A Little Light” aus der Feder<br />

des Iren Foy Vance behandelt James bei der<br />

Umformung in seinen Stil respektvoll. All<br />

der gute S<strong>to</strong>ff wurde eingespielt von einem<br />

dicht agierenden Klasse-Team: James überzeugt<br />

als Gitarrist und Sänger gleichermaßen.<br />

Zudem brachte er seine langjährigen<br />

Kumpels Eric Webster und Simon Kendall<br />

(beide keys, vor allem Orgel) mit. Den Bass<br />

bedient James „Hutch” Hutchinson (Bonnie<br />

Raitt), am Schlagzeug sitzt das Nashville-<br />

Schwergewicht Greg Morrow, und ergänzende<br />

kernige Gitarrentöne kommen von<br />

Craig Northy (The Odds). So hat bluesiger<br />

Hard Rock heutzutage zu klingen, nur so.<br />

(EMI/Bertus Import, 2012, 13/49:42) hjg<br />

MEAT LOAF<br />

GUILTY PLEASURE TOUR<br />

Gleich zu Beginn<br />

geht Marvin Lee<br />

Aday, der in den<br />

ausführlichen<br />

Liner-Notes<br />

mit allen<br />

My<strong>the</strong>n<br />

Schluss<br />

macht, wie er zu<br />

seinem Künstlernamen Meat Loaf kam,<br />

mit einem „Rocky Horror Picture Show”-<br />

Medley zurück zu den Anfangszeiten seiner<br />

Karriere, als er in der amerikanischen Adaption<br />

dieses <strong>Music</strong>als den „Eddie” sang und<br />

spielte. Powert sich dann durch seine höchst<br />

erfolgreichen frühen Jim-Steinman-Zeiten<br />

(“Bat Out Of Hell”, “Paradise By The Dashboard<br />

Light”, You Took The Words”), streut<br />

geschickt aktuelle Titel ein, um am Ende seines<br />

Sets mit den erfolgreichen Comeback-<br />

Kollaborationen mit Steinman (u.a. dem<br />

Grammy-Gewinner “I’d Do Anything For<br />

Love”) und unterstützt von Co-Sängerin<br />

Patti Russo wieder Vollgas zu geben. Zehn<br />

Titel sind auf der CD zu hören, 13 auf der<br />

DVD, die noch dazu mit <strong>40</strong> Minuten Bonus-<br />

Material lockt: Backstage-Aufnahmen, On-<br />

The-Road-Impressionen und Interviews, die<br />

einen offenen Blick hinter die Kulissen dieser<br />

GUILTY PLEASURE TOUR erlauben.<br />

(S<strong>to</strong>re For <strong>Music</strong>/H’Art, 2012,<br />

10/72:03, DVD 160 Min.) us<br />

… AND YOU WILL KNOW<br />

US BY THE TRAIL OF DEAD<br />

LOST SONGS<br />

Wer nach dem Album TAO OF THE<br />

DEAD (2011) ein ebenso ausgeklügeltes<br />

Progressive-Rock-Werk mit langen verschachtelten<br />

Songs erwartete, wird von<br />

dem neuen, achten Album von … And<br />

You Will Know Us By The Trail Of Dead<br />

sicher enttäuscht sein. Wer allerdings dreibis<br />

vierminütigen Powerchord-Gewitternummern<br />

nicht abgeneigt ist, ist bei LOST<br />

SONGS an der richtigen Adresse. Zwar<br />

sind die Stücke auf dem diesmal in Hannover<br />

aufgenommenen Album immer wieder<br />

von trickreichen Passagen unterbrochen,<br />

doch insgesamt bewegen sich die Mannen<br />

aus Texas in einem Hard- und Punk-Rock-<br />

Kontext – nennen wir es Art-Grunge. Aber<br />

nach einem Trip durch ä<strong>the</strong>rische Gefilde<br />

ist es auch mal ganz schön, wieder Dreck<br />

unter den Schuhsohlen zu spüren. Das kann<br />

jeder Kosmonaut bestätigen!<br />

(Superball/EMI, 2012, 12/45:45) frs<br />

THE LEVELLERS<br />

LEVELLING THE LAND +<br />

LEVELLERS + ZEITGEIST +<br />

HEADLIGHTS, WHITE LINES,<br />

BLACK TAR RIVERS + MOUTH<br />

TO MOUTH + HELLO PIG<br />

Die Levellers waren in den 90ern eine der<br />

erfolgreichsten englischen Folk-Rockbands.<br />

Von der britischen Musikpresse eher<br />

stiefmütterlich behandelt, gelang es der<br />

Combo aus Brigh<strong>to</strong>n, sich durch unermüdliches<br />

Touren und energiegeladene Live-<br />

Gigs eine treue Gefolgschaft zu erspielen.<br />

Ihr viertes Studio-Album ZEITGEIST<br />

(1995) schaffte es, inmitten des Brit-Pop-<br />

Hypes, gar an die Spitze der UK-Charts;<br />

schon der unbetitelte Vorgänger (1993)<br />

hatte Platz zwei erreicht. Bis heute mixt die<br />

nach einer englischen Freiheitsbewegung<br />

des 17. Jahrhunderts benannte Band mit E-<br />

Gitarren, Fidel, Mandoline und Harmonika<br />

auf originelle Art melodiösen Folk mit treibendem<br />

Punk-Rock. Seit dem in Fankreisen<br />

geschätzten Zweitling LEVELLING THE<br />

LAND (1991, UK #14), der mit Publikumslieblingen<br />

wie “Liberty Song” und “One<br />

Way” glänzt, hat sie sich musikalisch kontinuierlich<br />

weiterentwickelt. Auf MOUTH<br />

TO MOUTH (1997, UK #5) und HEY PIG<br />

(2000, UK #28) integrierte sie in stärkerem<br />

Maße auch Brit-Pop- und Sixties-Elemente.<br />

Nun werden die fünf zwischen 1991 und<br />

2000 erschienenen Studiowerke (es fehlt<br />

das 1990er Debüt) sowie das Live-Album<br />

HEADLIGHTS, WHITE LINES, BLACK<br />

TAR RIVERS in schön gestalteten, mit<br />

dicken Booklets versehenen 2-CD-Deluxe-<br />

Editionen wiederveröffentlicht, angefüllt<br />

mit reichlich Bonus-Material, darunter<br />

Sing le-B-Seiten, Remixe und Liveversionen.<br />

LEVELLING und HEADLIGHTS<br />

liegt zudem jeweils eine Live-DVD bei.<br />

(Edsel/Soulfood, 1991–2000/2012) frs<br />

THE BE GOOD TANYAS<br />

A COLLECTION (2000–2012)<br />

Aus drei Alben destilliertes Best-Of-Album<br />

des Frauentrios aus Vancouver, das ganz<br />

vor züglichen „gesamtamerikanischen”<br />

Folk- Country-Blues-Rock macht, wobei<br />

Rock<br />

sich nördliche und südliche Elemente erstaunlich<br />

gut ergänzen. Die Band pendelt<br />

dabei geschickt zwischen bittersüßen Balladen<br />

und dezent fröhlichen Songs aus<br />

zumeist eigener Werkstatt. Die stets passenden<br />

stromlosen Arrangements mit viel<br />

akustischer Gitarre, Piano, Banjo und Geige<br />

als tragenden Instrumenten sind schlicht<br />

delikat, und der ebenso feurige wie pointierte,<br />

mit nahtlosen Harmonien gespickte<br />

Gesang von Sam Par<strong>to</strong>n, Trish Klein und<br />

Frazey Ford sucht seinesgleichen. Unter<br />

den 16 Songs sind vier bislang nicht erhältliche<br />

Titel, nämlich neue Mixe von “Scattered<br />

Leaves” und “Song For R.” sowie die<br />

neuen Kompositionen “Little Black Bear”<br />

und “Gospel Song”. Sie gehören, ebenso<br />

wie Neil Youngs “For The Turnstiles”, zu<br />

den Höhepunkten einer hochwertigen Kollektion,<br />

die 70 Minuten lang nie zweitklassig<br />

oder gar langweilig klingt.<br />

(Nettwerk/Soulfood, 2012, 16/69:29) hjg<br />

SCOTT WALKER<br />

BISH BOSCH<br />

Scott Walker beschreitet<br />

mit seinem<br />

ersten Album seit<br />

sieben <strong>Jahre</strong>n konsequent<br />

den Weg weiter,<br />

den er spätestens<br />

1995 mit TILT eingeschlagen<br />

und 2005<br />

mit THE DRIFT fortgesetzt<br />

hatte. BISH BOSCH wird wieder<br />

die Gemüter spalten: Die einen werden das<br />

neue Werk als hohe Kunst feiern, die anderen<br />

es als elitären Kunstmist abkanzeln.<br />

Das kennt man aus dem Kunstbetrieb, in<br />

dem Walker durch seine Arbeiten für Ballett<br />

und Film seit etlichen <strong>Jahre</strong>n zu Hause ist.<br />

Er experimentiert auf BISH BOSCH abseits<br />

gewohnter Hörerlebnisse. Die Musik, mit<br />

der er in den 60er <strong>Jahre</strong>n bekannt wurde, ist<br />

das nie, vielmehr sind gewagte Gesangsmelodien,<br />

zumeist dramatisch inszeniert, heulende<br />

Gitarren (teilweise von BJ Cole) und<br />

viele perkussive Experimente das Maß der<br />

Dinge. Erst nach mehrmaligem Hören beginnt<br />

Walkers neues Album, seine Wirkung<br />

zu entwickeln, dann aber mit Gewinn.<br />

(4ad/Indigo, 2012, 9/73:32)<br />

an<br />

DAVE GOODMAN &<br />

STEVE BAKER<br />

THE WINE DARK SEA<br />

Hier haben sich zwei bestens zueinander<br />

passende Musiker getroffen und ein Album<br />

eingespielt, das dem oft strapazierten Begriff<br />

„Geheimtipp” <strong>to</strong>tal gerecht wird. Der<br />

Kanadier Goodman spielt auffällig versiert<br />

Gitarren aller Art und greift auch gern zum<br />

Banjo und Bass. Eine ausgefuchste Saitenbehandlung<br />

ist zweifellos seine größte Stärke.<br />

Aber er singt auch überdurchschnittlich<br />

gut, einerseits sehr entspannt, zugleich aber<br />

bissig und vor allem variabel. Das ist Voraussetzung<br />

für seinen Ehrgeiz, Country-<br />

Rock, akustischen Funk, Blues und Folk<br />

unter einen Hut zu bringen. Goodman zur<br />

Seite steht mit dem bemerkenswert originellen<br />

Mundharmonikaspieler Steve Baker<br />

ein zweiter Virtuose. Unterstützt wird das<br />

Duo vom Schlagzeuger Martin Röttger sowie<br />

einigen punktuellen Helfern. Zu hören<br />

sind zwölf Goodman-Originale, von denen<br />

“Leavin’ On My Mind”, “The Shack” und<br />

“Maybe She’s Afraid” höchsten Ansprü-<br />

Seite 48 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

chen genügen. Hinzu kommen ausgezeichnete<br />

Fassungen des Blues-Klassiker “Hard<br />

Time Killing Floor” (Skip James) und des<br />

Box-Tops-Superhits “The Letter”. Goodman<br />

hat bislang noch kein besseres Album<br />

veröffentlicht!<br />

(Acoustic <strong>Music</strong>/Rough Trade 2012,<br />

14/53:29) hjg<br />

BLACK COUNTRY<br />

COMMUNION<br />

AFTERGLOW<br />

Für das dritte BCC-<br />

Studiowerk hat sich<br />

Glenn Hughes (voc,<br />

b) als alleiniger<br />

Songlieferant – nur<br />

Jason Bonham (dr)<br />

war zweimal beteiligt<br />

– noch einmal zu einem Höhenflug<br />

aufgeschwungen. Er hat erneut Lieder<br />

kreiert, die tief den Geist der 70er <strong>Jahre</strong><br />

atmen, ohne aber altmodisch daherzukommen.<br />

Joe Bonamassa (g) dürfte wohl für<br />

den gelegentlichen Blues-Unter<strong>to</strong>n gesorgt<br />

haben, während Derek Sherinian an den<br />

Keyboards, vor allem an der Orgel (und<br />

gar Mellotron!) für stets passende Soundkolorierung<br />

und Abrundung sorgt. Handfestes<br />

wechselt gelungen mit Balladeskem,<br />

Brachiales (auch Led-Zeppelin-Mäßiges)<br />

mit Bombastischem, aber auch Fragilem.<br />

Und Hughes, der auf seine Kreischeinlagen<br />

verzichtet, singt wie ein junger Rockgott<br />

– man führe sich nur mal “Afterglow”<br />

zu Gemüte! Rundum gelungen und Hard-<br />

Rockfans ans Herz zu legen!<br />

(Provogue/Rough Trade, 2012,<br />

11/57:56) pro<br />

INGA RUMPF &<br />

NDR BIGBAND<br />

RADIO LOVE<br />

Mit einer Stimme wie der von Inga Rumpf<br />

kann man einfach alles singen: Egal ob<br />

Folk, wie 1965 mit den City Preachers,<br />

psychedelischen Blues-Rock mit Frumpy,<br />

amerikanisch geprägten Rock mit Atlantis,<br />

Gospel in kleinen Gotteshäusern oder im<br />

Singer/Songwriter-Stil bei ihren Solokonzerten,<br />

die Hamburgerin sorgte überall für<br />

hochklassigen Gesang. Dass sie ihr Handwerk<br />

auch mit Bigband-Begleitung oder<br />

mit einem Orchester im Rücken beherrscht,<br />

zeigt sie nun auf den drei CDs von RADIO<br />

LOVE. Thematisch unterteilt in „The Spirit<br />

Of Jimi Hendrix”, „It’s A Man’s World” und<br />

„Radio Love”, wird sie abwechselnd von<br />

der NDR Bigband und vom NDR Radio<br />

Philharmonie Orchester begleitet, croont<br />

sich durch Klassiker wie “Unchain My<br />

Heart”, “Jumpin’ Jack Flash” oder “Like A<br />

Ship”, zeigt mit jazzigen Interpretationen<br />

von “Foxy Lady” oder “S<strong>to</strong>ne Free” ihre<br />

Verehrung für Jimi Hendrix, setzt Sängerinnen<br />

wie Billie Holiday und Sara Vaughan<br />

mit orchestral begleiteten Titeln – von<br />

“S<strong>to</strong>rmy Wea<strong>the</strong>r” über “Body & Soul” bis<br />

zu “I Cover The Waterfront” – ein Denkmal.<br />

(edel, 2012, 3 CDs)<br />

tk<br />

DIO<br />

THE VERY BEAST OF VOL. 2<br />

Witwe Wendy Dio wertet die musikalische<br />

Hinterlassenschaft des 2010 vers<strong>to</strong>rbenen<br />

Gatten Ronnie James konsequent und clever<br />

aus. Mit VERY BEAST OF VOL. 2<br />

Rock<br />

deckt sie die <strong>Jahre</strong> ab 1996 mit vier Alben<br />

ab. Da es speziell für die Fans zusätzliche<br />

Kaufanreize braucht, gibt es hier ein paar<br />

Schmankerl: “Electra” war der letzte Song,<br />

den Dio – für ein geplantes MAGICA II-<br />

Album – aufnahm; “The Prisoner Of Paradise”<br />

war ein nur in Japan veröffentlichter<br />

Bonus-Track; “Metal Will Never Die” hatte<br />

Dio für/mit seinem Cousin (und Mitstreiter<br />

bei Elf) David Feinstein aufgenommen.<br />

Dokumentiert ist mit dieser CD die zweite,<br />

nicht ganz so starke Karrierephase des Ausnahmevokalisten,<br />

dessen markante Stimme<br />

allein schon den Erwerb dieser Werkschau<br />

wert ist – auch wenn die Songs der ersten<br />

Laufbahnhälfte schlicht stärker waren.<br />

(Niji/Tonpool, 2012, 17/78:31) pro<br />

BOB DYLAN<br />

THE FREEWHEELIN’<br />

BOB DYLAN<br />

Gegenüber<br />

seinem<br />

Debüt stellte der<br />

zweite<br />

Longplayer<br />

von Bob Dylan eine<br />

rasante<br />

Weiterentwicklung<br />

dar, denn<br />

das<br />

zunehmende<br />

Selbstbewusstsein Slbtb t war deutlich wahrnehmbar,<br />

besonders in solch fantastischen Protestsongs<br />

wie “Masters Of War”, “Talkin’<br />

World War III Blues” und “A Hard Rain’s<br />

A-Gonna Fall” und natürlich dem Evergreen<br />

der Friedensbewegung, “Blowin’<br />

In The Wind”. Doch auch die weniger bekannten<br />

Tracks wie “Bob Dylan’s Dream”<br />

oder “Corina, Corinna” stehen für Aufbruch<br />

und die Stimme einer neuen Generation.<br />

Klang Dylan seit dieser Zeit jemals<br />

ehrlicher? Die Ausgabe wurde warm und<br />

sehr direkt remastert, wodurch ein intimer<br />

Eindruck entsteht, der den Hörer klanglich<br />

quasi ins Studio versetzt. Das zwölfseitige<br />

Booklet enthält ein langes, detailliertes und<br />

aufschlussreiches Essay von Nat Henoff.<br />

(Mobile Fidelity/Sieveking Sound,<br />

1963, 13/50:28) at<br />

KLUSTER<br />

SCHWARZ (ERUPTION)<br />

Es verwundert nicht, dass Dieter Moebius<br />

und Hans-Joachim Roedelius das finanzielle<br />

Risiko scheuten, ihr drittes Kluster-Album<br />

zu veröffentlichen, denn SCHWARZ<br />

(ERUPTION) dürfte Anfang der 70er <strong>Jahre</strong><br />

mit das Experimentierfreudigste an elektronischer<br />

Musik gewesen sein. Die LP<br />

erschien dann 1971 als erstes Album des<br />

dritten Mitstreiters Konrad Schnitzlers.<br />

Die anderen beiden werkelten in der Folge<br />

einflussreich unter dem Namen Cluster<br />

weiter. Die Wiederveröffentlichung auf CD<br />

erscheint nun endlich als Kluster-Werk, das<br />

zwei mit “Eruption 1” (31:04) und “Eruption<br />

2” (25:30) betitelte gesangfreie Stücke<br />

enthält. Die erste der beiden dramatisch<br />

durchstrukturierten Geräuschsymphonien<br />

beginnt leise und wird zunehmend lauter,<br />

bei der zweiten verhält es sich umgekehrt<br />

— beide aber voll bedrohlicher Stimmung.<br />

Wahrlich keine leichte Kost, die aber beim<br />

aufmerksamen Zuhören ihre Wirkung nicht<br />

verfehlt: Man wäre gerne bei der Produktion<br />

des damals live aufgenommenen Albums<br />

dabei gewesen, um herauszufinden,<br />

womit welcher Klang hergestellt wurde.<br />

(Bureau B/Indigo, 1971, 2/56:34) an<br />

<br />

Erhältlich als limitiertes 2 CD Mediabook<br />

und als aufwändige 180gr 4fach<br />

Vinyl Edition (inkl. Album auf CD).<br />

Auf Tour mit Genesis Revisited in 2013!<br />

www.insideoutmusic.com<br />

<br />

STEVE<br />

HACKETT<br />

Genesis Revisited II<br />

Steve Hackett<br />

re-interpretiert Genesis<br />

& Solo Klassiker wie<br />

u.a. Supper‘s Ready!<br />

Mit Steven Wilson,<br />

Mikael Akerfeldt, Nik Kershaw,<br />

Francis Dunnery, Steve Ro<strong>the</strong>ry, Simon<br />

Collins, Conrad Keely, Roine S<strong>to</strong>lt,<br />

Steve Hackett Genesis Revisited II<br />

Neal Morse und vielen anderen!<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 49


CD<br />

REVIEWS<br />

DORO<br />

RAISE YOUR FIST<br />

Für ihr 30-jähriges Bühnenjubiläum hat sich<br />

die blonde Metalqueen mit ihrem zwölften<br />

Solostudiowerk mit einigen Arenahymnen<br />

selbst beschenkt, bei denen sie kräftig nach<br />

vorne rockt. Natürlich gibt es einige der<br />

bei Frau Pesch unvermeidlichen Balladen<br />

(bei “It Sills Hurts” wieder mal ein Duett<br />

mit Kumpel Lemmy Kilmister), dazu die<br />

obliga<strong>to</strong>rische deutsch gesungene Nummer<br />

sowie mit “Freiheit (Human Rights)” eine<br />

deutsch-englische Nummer, die nicht nur<br />

gängige Klischees aufgreift. Wobei man<br />

Doro zugute halten muss, dass sie auf positive<br />

Liebes- und Freundschaftsbotschaften<br />

setzt, nicht auf metallische Düsterkeit.<br />

RAISE YOUR FIST präsentiert Doro, wie<br />

man sie seit ihren Anfangszeiten mit Warlock<br />

kennt und schätzt, ohne Anspruch auf<br />

Originalitätspreise, dafür mit überaus solidem<br />

Rock- und Metal-Handwerk.<br />

(Nuclear Blast/Warner, 2012, 13/52:09) pro<br />

THE COSMIC GARDEN<br />

SUN SECRETS<br />

Krautrock mit Ambient/Electronic<br />

zu<br />

vermischen ist nichts<br />

Neues. Aber den beiden<br />

Musikern Tibor<br />

Fredmann und Sigi<br />

Hümmer, die hinter<br />

The Cosmic Garden stehen, geht es mit ihrem<br />

Debüt SUN SECRETS auch weniger<br />

darum, neue Pfade zu erschließen, vielmehr<br />

richten sie ihr Augenmerk darauf, die Hörer<br />

mit ihrer Musik auf einen Streifzug durch<br />

vielschichtige, psychedelische Klanguniversen<br />

mitzunehmen. Das tun sie ohne<br />

Frage gekonnt und lassen keinen Zweifel<br />

darüber aufkommen, wer ihre Lehrmeister<br />

waren: Bands wie Can, Popol Vuh, Tangerine<br />

Dream, Agitation Free oder Amon<br />

Düül. Mit Synthies, Keyboards, Mellotron,<br />

Bass, Drums und Gitarren aller Art wird<br />

der Soundteppich gelegt, auf dem dann<br />

– je nach Bedarf – Sitar, Glockenspiel,<br />

Piano, Perkussion, verfremdete Stimmen<br />

oder Field Recordings für unterschiedliche<br />

Stimmungen sorgen. Dabei lassen sie ihren<br />

Reisen die notwendige Zeit, geraten nie in<br />

Hektik, bieten die passende Beschallung<br />

für eine knappe Stunde Auszeit vom hektischen<br />

Alltag.<br />

(Hyper Fac<strong>to</strong>ry Records, 2012, 8/54:00) us<br />

SON OF A BITCH<br />

VICTIM YOU<br />

1974 hatten Gitarrist Graham Oliver und<br />

Bassist Steve Dawson die Band Son Of<br />

A Bitch gestartet, aus der mit Saxon eine<br />

der Ikonen der New Wave Of British Heavy<br />

Metal hervorging. 1994 mussten beide<br />

dort gehen, formierten aber umgehend mit<br />

Saxon-Mitstreiter Pete Gill (dr; Ex-Glitter<br />

Band, später Motörhead), Sänger Ted Bullet<br />

(Thunderhead) und Gitarrist Haydn<br />

Conway eine neue Combo unter dem alten<br />

Namen. Ihr 1996er Debüt, das jetzt mit dem<br />

Bonus-Track “Running Away” neu aufgelegt<br />

wurde, erinnert mit dem druckvollen<br />

wie riffigen und doch melodischen Gitarrenspiel<br />

sowie Donnerdrums über weite<br />

Strecken an Saxon, weist allerdings auch<br />

einige komposi<strong>to</strong>rische Durchhänger auf.<br />

Insgesamt aber immer noch ordentlich und<br />

für NWOBHM-Fans eine Pflichtnummer.<br />

Anspieltipps: “More For Me”, “Past The<br />

Point” oder “Victim You”.<br />

(Angel Air/Fenn, 1996, 12/53:58) pro<br />

SEX PISTOLS<br />

NEVER MIND THE BOLLOCKS –<br />

DELUXE EDITION<br />

Wäre<br />

interessant<br />

zu wissen, wer<br />

von den Sex Pis<strong>to</strong>ls<br />

1977 daran<br />

geglaubt<br />

hätte,<br />

dass 2012, also<br />

35 <strong>Jahre</strong> später,<br />

ihr NEVER MIND THE BOLLOCKS die<br />

Ehre einer Deluxe Edition erhalten würde.<br />

Die Wucht, mit der dieses Album den Punk<br />

von Großbritannien aus in die ganze Welt<br />

rotzte, die naiv dilettantische Produktion,<br />

die auch nach Hunderten von Tape-<strong>to</strong>-tape-<br />

Kopien nichts von ihrer Ursprünglichkeit<br />

verlor, und letztendlich Songs für die Ewigkeit<br />

beeinflussen bis heute junge Musiker,<br />

haben für einen Meilenstein der Musikgeschichte<br />

gesorgt. Die Deluxe-Ausgabe enthält<br />

das Album, das von den erst kürzlich<br />

wiederentdeckten Originalbändern gemastert<br />

wurde und deren druckvoller Klang<br />

den der 80er-<strong>Jahre</strong>-CD-Version um Längen<br />

schlägt, inklusive der vier Single-B-Seiten.<br />

Auf einer zweiten CD gibt es – trotz „Full<br />

Soundboard Recording” eher in Bootleg-<br />

Qualität – den Mitschnitt eines S<strong>to</strong>ckholmer<br />

Sex-Pis<strong>to</strong>ls-Konzertes vom Juli 1977<br />

sowie drei Songs, die bei einem Auftritt<br />

in Cornwall mitgeschnitten wurden. Deluxe<br />

auch das voluminöse Booklet mit<br />

Geschichte der Band, massenhaft O-Tönen<br />

von John Lydon & Co. sowie ausführlichen<br />

Song-By-Song-Infos. Deluxe!<br />

(Universal, 1977, 16/55:19, 14/54:57) us<br />

ALICE COOPER + BOOKER<br />

T. & THE MG’S + FLEET-<br />

WOOD MAC + THE<br />

REPLACEMENTS<br />

ORIGINAL ALBUM SERIES<br />

Wie gewohnt sind die einzelnen CDs der vier<br />

jetzt erschienenen, neuen Boxen der ORIGI-<br />

NAL ALBUM SERIES in LP-Replica-Pappschubern<br />

verpackt, zusammengehalten von<br />

einem Schuber, auf dessen Rückseite noch<br />

einmal alle Titel aufgeführt sind. Ohne Frage<br />

klassisch die Auswahl der Alice-Cooper-Alben,<br />

chronologisch geht es vom 1969er Debüt<br />

PRETTIES FOR YOU über EASY ACTION,<br />

LOVE IT TO DEATH und KILLER bis zum<br />

ersten großen Erfolg, dem 1972 veröffentlichten<br />

SCHOOL’S OUT (USA #2, D #3). Auch<br />

für die Box von Booker T. & The MG’s wurden<br />

mit GREEN ONIONS, SOUL DRES-<br />

SING, AND NOW!, HIP HUG-HER und<br />

DOIN’ OUR THING die ersten fünf Alben<br />

der Memphis-Soulband ausgesucht, nur das<br />

1966er Weihnachtsalbum IN THE CHRIST-<br />

MAS SPIRIT und BACK TO BACK, der<br />

Livemitschnitt aus dem Jahr 1967, wurden<br />

übersprungen. Bei LP Nummer drei, dem<br />

1969 veröffentlichten THEN PLAY ON,<br />

steigt die Zusammenstellung von Fleetwood<br />

Mac ein, präsentiert dann die drei aufeinanderfolgenden<br />

Longplayer KILN HOUSE,<br />

FUTURE GAMES und BARE TREES, bevor<br />

dann mit MYSTERY TO ME die stärkere<br />

von zwei 1973 veröffentlichten LPs die Box<br />

beschließt – ausgespart wurde PENGUIN.<br />

Fast zehn <strong>Jahre</strong> später veröffentlichten die<br />

Replacements aus Minneapolis, deren enormer<br />

Einfluss auf viele Alternative-Rockbands<br />

umgekehrt proportional zu ihren Plattenverkäufen<br />

war, ihr Debüt SORRY MA, FOR-<br />

GOT TO TAKE OUT THE TRASH. Über<br />

HOOTENANNY, LET IT BE und TIM geht<br />

es bis ins Jahr 1987, als sie mit PLEASED TO<br />

MEET ME ihr fünftes von insgesamt sieben<br />

Alben veröffentlichten. Also wieder einmal<br />

ideale und preisgünstige Gelegenheiten, sträfliche<br />

Sammlungslücken zu füllen!<br />

(Rhino/Warner, 2012, jeweils 5 CDs) us<br />

PAUL BRADY<br />

DANCER IN THE FIRE –<br />

A PAUL BRADY ANTHOLOGY<br />

Unter eigenem Namen<br />

hat der irische<br />

Folk -Rocker Paul<br />

Brady rund zwei<br />

Handvoll<br />

Alben<br />

veröffentlicht,<br />

die<br />

komplett wohl nur<br />

bi bei erpichten iht Fans im Regal stehen. Aber<br />

dieser prächtige Doppeldecker gehört in<br />

jede anständige Folk-Rocksammlung! Abgesehen<br />

davon, dass ausgerechnet vom<br />

starken Album SPIRITS COLLIDING<br />

(1995) kein Track dabei ist, gibt es hier<br />

keinen ernsten Einwand. Brady hat seinen<br />

sorgfältig ausgearbeiteten, nach allen Seiten<br />

umsichtig abgesicherten Stil über all<br />

die <strong>Jahre</strong> seit 1978 nur wenig verändert.<br />

Experimente sind nicht seine Baustelle,<br />

lieber verlässt er sich auf die ohrwürmige<br />

Qualität seiner Kompositionen (sowie dreier<br />

Traditionals und des Hank-Williams-<br />

Klassikers “You Win Again”), be<strong>to</strong>nt je<br />

nach den Erfordernissen der Songs mal<br />

die kontrolliert rockige, mal die verhalten<br />

melancholisch folkige Seite. Zudem ist er<br />

ein konstant zuverlässiger Klassesänger<br />

und Multi-Instrumentalist, der vor allem<br />

als Gitarrist vielseitiges Können vorweisen<br />

kann. All diese mehr als soliden Qualitäten<br />

machen Songs wie “Crazy Dreams”, “Hard<br />

Station”, “Dancer In The Fire” “The Road<br />

To The Promised Land” – alle von seinem<br />

besten Album HARD STATION (1981)<br />

– , “The Game Of Love”, “Sail Sail On”,<br />

“Steel Claw”, “Steal Your Heart Away”, “I<br />

Am A Youth That’s Inclined To Ramble”<br />

und “Walk The White Line” zu völlig zeitlosen<br />

Vergnüglichkeiten. Abgerundet wird<br />

die Edition durch ein 20-seitiges Booklet<br />

mit Track-By-Track-Anmerkungen von<br />

Brady selbst.<br />

(Proper/Rough Trade 2012, 11/55:23,<br />

11/53:41) hjg<br />

Rock<br />

LOS LOBOS<br />

BY THE LIGHT OF THE<br />

MAGICAL MOON<br />

Nach ihrem großen 80er-<strong>Jahre</strong>-Hit “La<br />

Bamba” flutschte das Nachfolge-Album<br />

und brachte den Tex-Mex-Protagonisten<br />

endlich die ihnen gebührende Anerkennung.<br />

Produziert von T-Bone Burnett,<br />

schmiedeten Los Lobos einen packenden,<br />

ungemein tanzbaren Sound, bei dem besonders<br />

die Rhythmussektion für ordentlich<br />

Druck sorgte. Das Spektrum reicht<br />

von geschmackvoll mit Gitarren verzierten<br />

Shuffle (“One Time One Night”) über eine<br />

klassisch mexikanische Schmachtballade<br />

(“Prenda Del Alma”) über Tanzbodenfüller<br />

(“Set Me Free (Rosa Lee)”) bis hin<br />

zu einem offensiveren Blues-Track (“My<br />

Baby’s Gone”). Abwechslungsreich und ein<br />

Garant für gute Laune. Die aktuelle Mobile-<br />

Fidelity-Ausgabe erscheint in einem Digisleeve,<br />

das ein Booklet mit sämtlichen Texten<br />

enthält. In Bezug auf den Sound wurden<br />

die früher unangenehmen Höhen gekappt<br />

und der Gesamtdruck erhöht – sehr angenehm.<br />

(Mobile Fidelity/Sieveking Sound,<br />

1987, 11/<strong>40</strong>:43) at<br />

KROKUS<br />

METAL RENDEZ-VOUS + HARD-<br />

WARE + ONE VICE AT A TIME<br />

Erstmals mit Sänger<br />

Marc S<strong>to</strong>race nahmen<br />

Krokus, die 1975<br />

gegründeten Schweizer<br />

Riffrocker mit<br />

Metal-Affinität, 1980<br />

ihr vierte LP METAL<br />

RENDEZ-VOUS auf und wurden damit<br />

auch international wahrgenommen. Inklusive<br />

des Vorwurfs einer allzu großen Nähe<br />

zu AC/DC, doch diese Kritik traf nur teilweise<br />

zu. Auch Elemente der damals neuen<br />

britischen Metalwelle und traditionelle<br />

Hard-Rockeinflüsse fanden bei Krokus<br />

Niederschlag. Auf HARDWARE griffen<br />

die Schweizer 1981 allzu viele Klischees<br />

und bekannte Versatzstücke auf, lieferten<br />

mit ONE VICE ... dann aber wieder eigenständigere<br />

Songs mit einem gehörigen Maß<br />

Kommerzialität, so dass Krokus selbst den<br />

schwierigen US-Markt knackten. Alle drei<br />

Scheiben sind jetzt preiswert in der sparsam<br />

gestalteten Serie „Original Album Classics”<br />

im Pappschuber wieder erhältlich.<br />

(Sony <strong>Music</strong>, 1980 + 1981 + 1982,<br />

10/43:36 + 9/37:39 + 9/36:36) pro<br />

ROBERT LAMM<br />

LIVING PROOF<br />

67 ist Robert Lamm inzwischen, mit Chicago<br />

hat er Rockgeschichte geschrieben<br />

– und dieser Hintergrund ist auch auf seinem<br />

zwölften Solo-Album unschwer herauszuhören.<br />

Satte Bläser schmettern oder<br />

schleichen gefällig durch seine Songs, die<br />

mal Westcoast-Flair aufweisen, dann funky<br />

tänzeln, ehe sie AOR-mäßig pulsieren oder<br />

durch Jazztupfer aufgelockert werden.<br />

Manchmal tun sie dies allerdings einen<br />

Tick zu gefällig (und die meist zum Einsatz<br />

kommenden Drumcomputer-Rhythmen<br />

kämen mit echtem Schlagzeug besser zur<br />

Geltung); zwischendurch überrascht Lamm<br />

mit unerwarteten (Streicher-)Breaks – und<br />

mit der reichlich zu hörenden Zosia hat<br />

er eine starke Sangespartnerin an der Seite,<br />

die neugierig macht auf mehr aus ihrer<br />

Kehle. Insgesamt ein richtig ordentliches,<br />

abwechslungsreiches Pop-Rockalbum für<br />

Erwachsene.<br />

(Blue Infinity/Import, 2012, 10/36:45) pro<br />

FRANK MARINO<br />

THE POWER OF ROCK’N’ROLL /<br />

JUGGERNAUT<br />

Die Rockmusik wiederholt sich in Zyklen.<br />

Da passt die Wiederveröffentlichung zweier<br />

Alben des Gitarrenvirtuosen Frank Marino<br />

während eines Blues-Rockbooms bestens<br />

in die Zeit. Mit seinen ersten beiden Soloscheiben<br />

ohne seine langjährige Begleit-<br />

Seite 50 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

truppe Mahogany Rush streifte der<br />

oft als Hendrix-Klon abgetane Kanadier<br />

dieses Image ab. THE PO-<br />

WER OF ROCK’N’ROLL ging 1981<br />

richtig gerade aus ab und bot mit<br />

dem Titelstück sowie “Ain’t Dead<br />

Yet” und “Runnin’ Wild” erstklassige<br />

Highlights (und unterschwellige<br />

Blues einflüsse). Marino zündete<br />

darauf und auf dem vielseitigeren,<br />

songschreiberisch gereiften JUG-<br />

GERNAUT begeisternde Gitarrenfeuerwerke,<br />

wobei das in den USA<br />

erfolgreiche “Strange Dreams” ohne<br />

Solo auskam! Mit Krachern wie<br />

“Ditch Queen”, “For Your Love”<br />

oder dem Titelstück war er näher bei<br />

Ted Nugent als bei Hendrix!<br />

(BGO/H’Art, 1981/1982, 8/41:34,<br />

8/44:51) pro<br />

THE WALKABOUTS<br />

BERLIN<br />

Nach<br />

über<br />

30 <strong>Jahre</strong>n<br />

erscheint mit<br />

BERLIN<br />

nun das erste<br />

„richtige”<br />

Live-Album<br />

der Walkabouts, alle bislang veröffentlichten<br />

Konzertmitschnitte waren<br />

entweder nur bei den Tourneen, als<br />

exklusive Mailorder-CDs oder in limitierten<br />

Kleinstauflagen erhältlich.<br />

Getreu dem Albumtitel wurden die 13<br />

Songs im Juli dieses <strong>Jahre</strong>s im Berliner<br />

C-Club mitgeschnitten, als die<br />

amerikanischen Indie-Rocker ihr aktuelles<br />

Album TRAVELS IN DUST-<br />

LAND vorstellten. So stammt etwa<br />

die Hälfte der Songs aus diesem Album,<br />

der Rest setzt sich aus verschiedenen<br />

Walkabouts-Alben der letzten<br />

Jahrzehnte zusammen. Dabei wurden<br />

die älteren Songs mit dem Ziel gespielt,<br />

sie neu zu erfinden, sozusagen um<br />

die alten Geschichten auf eine neue<br />

Weise zu erzählen – das Wort Stillstand<br />

gehörte noch nie zum Vokabular<br />

der Walkabouts. Auch auf der Bühne<br />

stand eine Mischung aus Alt und Neu,<br />

mit den Gründungsmitgliedern Chris<br />

Eckman (voc, g) und Carla Torgerson<br />

(voc, g), den langjährigen Mitstreitern<br />

Michael Wells (b), Terri Moeller (dr)<br />

und Glenn Slater (keys) sowie dem<br />

neuen Mitglied Paul Austin (g), der<br />

erst kurz vor den DUSTLAND-Aufnahmen<br />

zur Band stieß.<br />

(Glitterhouse/Indigo, 2012,<br />

12/76:12) us<br />

JOHN THE CONQUEROR<br />

JOHN THE CONQUEROR<br />

John The Conqueror (1339–1399)<br />

war Herzog der Bretagne und Graf<br />

des britischen Montford, kann aber<br />

nicht gemeint sein. Eher schon der<br />

afrikanische Folk-Hero gleichen<br />

Namens, der die LSD-artige Pflanze<br />

Ipomoea Jalapa unter die Völker<br />

brachte – jenen auch von Dr. John<br />

besungenen Medizinmann nahm<br />

sich das Powertrio aus Philadelphia<br />

mit singenden Gitarristen Pierre<br />

Moore, Drummer Michael Gardner<br />

und Bassist Ryan Lynn zum<br />

Vorbild: mit einem ausgefuchsten,<br />

urwüchsigen und abgehangenen<br />

Debüt. Wer derart entspannt, kraftvoll<br />

und originell eigene Nummern<br />

abspult, läuft zwangsläufig dem<br />

neuen ZZ-Top-Opus den Rang ab:<br />

LA FUTURA liegt hier, in kongenialem<br />

Mix von Blues-Rock, Soul &<br />

Funk, dem man anhört, dass Komponist<br />

Moore und Drummer Gardner<br />

aus Jackson, Mississippi, stammen:<br />

Midtempo-Grooves, Riff-Reichtum<br />

zum Niederknien, lakonisch-rauer<br />

Gesang und bei allen regelmäßigen<br />

„Ausflügen” der drei Akteure ein<br />

homogenes Ensemble-Bewusstsein<br />

– dieser Cocktail wirkt auch ohne<br />

Ipomoea Jalapa!<br />

(Alive/Cargo, 2012, 10/37:45) utw<br />

BILLY SQUIER<br />

ENOUGH IS ENOUGH /<br />

HEAR & NOW / CREATURES<br />

OF HABIT<br />

“The<br />

Stroke”<br />

hieß 1981<br />

der<br />

weltweite<br />

Hit des Billy<br />

Squier, der<br />

ebenso abräumte<br />

wie das dazugehörige<br />

Album DON’T SAY NO. In<br />

den Folgejahren zeigte die Erfolgskurve<br />

des Amerikaners allmählich, aber<br />

kontinuierlich nach unten. ENOUGH<br />

IS ENOUGH rockte 1986 zwar ordentlich,<br />

aber nur durchschnittlich<br />

– den Songs fehlte es schlicht an Originalität.<br />

HEAR & NOW drei <strong>Jahre</strong><br />

später enthielt zwar den mittleren Hit<br />

“Don’t Say You Love” (US #54), riss<br />

aber nicht besonders vom Hocker mit<br />

dem darauf zu hörenden AOR und der<br />

Vermengung von Rock und Pop; die<br />

Platte wies ebenso einige qualitative<br />

Durchhänger auf wie das allzu sehr<br />

auf Kommerz schielende 1991er Opus<br />

CREATURES OF HABIT. Da standen<br />

mit starken Nummern wie “She<br />

Goes Down”, “(L.O.V.E.) Four Letter<br />

Word” oder “Hollywood” zu wenige<br />

Highlights den Schwachstellen gegenüber.<br />

Da stört bei der Verteilung<br />

der drei Alben auf zwei CDs auch die<br />

Stückelung von HEAR ... nicht weiter.<br />

(BGO/H’Art, 1986, 1989, 1991,<br />

16/72:32, 15/71:41) pro<br />

CORY CHISEL AND THE<br />

WANDERING SONS<br />

OLD BELIEVERS<br />

Das neue Album des Liedermachers<br />

Cory Chisel und seiner Wandering<br />

Sons zeigt vor allem eines: Es ist schier<br />

unmöglich, dem übermächtigen Einfluss<br />

von Bob Dylan und seiner Schüler<br />

Tom Petty und Bruce Springsteen<br />

zu entgehen. Wer die genannten Großen<br />

Drei oder auch die Wallflowers, die<br />

Band des Dylan-Sohnes Jakob liebt,<br />

kommt an OLD BELIEVERS nicht<br />

vorbei. Die zwölf Songs haben einen<br />

hohen komposi<strong>to</strong>rischen Standard und<br />

werden von einer Horde kompetenter<br />

Cracks wie Brendan Benson (g), Billy<br />

Mercer (b), Andrew Higley (keys)<br />

Rock<br />

und Adriel Denae (dr, voc) sowie diverser<br />

Spezialhelfer fehlerfrei realisiert.<br />

Für genügend Abwechslung ist<br />

dabei gesorgt: Im Duett “Seventeen”<br />

trifft Chisels raspelige Stimme auf die<br />

weich abfedernde von Adriel Denae.<br />

“Over Jordan” ist ein simpel-handfester<br />

Bluesstampfer mit offensiver<br />

Mundharmonika. Und “Times Won’t<br />

Change” rockt tüchtig und balanciert<br />

genau auf der Trennlinie zwischen<br />

Dylan-Folk und Petty-Rock, relativiert<br />

die aufkommende Härte aber durch<br />

Streicher. Auch “Never Meant To Love<br />

You”, “Foxgloves” und der zarte Eröffner<br />

“This Is How It Goes” liegen klar<br />

über dem Durchschnitt. Etwas mehr<br />

Mühe könnte sich Chisel allerdings<br />

noch mit seinen Texten geben. Die<br />

Mischung aus Alltagslyrik und religiös<br />

gefärbten Versen ist nicht immer<br />

klischeefrei und somit noch um einiges<br />

von Dylans Standardhöhe entfernt.<br />

(Readymade Records/Bertus Import,<br />

2012, 12/39:49) hjg<br />

COCKNEY REBEL<br />

FEATURING STEVE<br />

HARLEY<br />

CAVALIERS: THE ANTHO-<br />

LOGY 1973–1974<br />

Beim<br />

Thema<br />

Steve<br />

Harley<br />

und seiner Band<br />

Cockney<br />

Rebel<br />

fällt schnell<br />

das Schlagwort<br />

„unterbewer-<br />

tt” tet”, was den heute fast vergessenen<br />

Musikern auch gerecht wird. Ihr bunter<br />

Stilmix aus Singer/Songwriter-Folk<br />

und Pub-Rock wirkt durch die nicht<br />

alltäglichen Kompositionsstrukturen,<br />

die ungewöhnlich eingesetzte Violine<br />

und die Offenheit der Arrangements.<br />

Die 4-CD-Ausgabe (plus ein klasse<br />

Booklet) umfasst die beiden Alben<br />

THE HUMAN MENAGERIE (eher-<br />

Soft-Glam-lastig, zusätzlich vier Singletracks)<br />

und THE PSYCHOMODO<br />

(eher experimentell, zusätzlich zwei<br />

Singletracks). Besonders interessant ist<br />

der dritte Silberling, denn hier finden<br />

sich 14 unveröffentlichte Fassungen<br />

der Albumtracks, ungekürzte Versionen<br />

und Alternativmixe im brillanten<br />

Klang. Die letzte CD umfasst BBC-<br />

Aufnahmen und sogar die rare John-<br />

Peel-Session – alles in gutem Sound.<br />

(EMI, 1973, 14/58:12, 1974,<br />

11/50:20, 14/63:41, 10/55:00) at<br />

TEN<br />

HERESY AND CREED<br />

Gary Hughes, Sänger und Gitarrist<br />

der Band Ten, die mit HERESY<br />

AND CREED dieser Tage ihr zehntes<br />

Album vorlegt, ist der Größte.<br />

Und dass diesem Ausnahmekünstler<br />

das überschwängliche Prädikat des<br />

Unantastbaren zugestanden werden<br />

kann, kommt nicht von ungefähr:<br />

Hughes schreibt Songs, die die<br />

meisten ambitionierten Musiker im<br />

melodischen Rock- und Metal-Bereich<br />

nicht einmal träumen können.<br />

HERESY AND CREED belegt das.<br />

Sie haben<br />

gewählt!<br />

Hier sind die<br />

60 besten<br />

kultHits!<br />

Zusammengestellt<br />

von den<br />

Lesern der<br />

<strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 51


CD<br />

REVIEWS<br />

Schon der Opener “Arabian Night” überflutet<br />

den Hörer geradezu mit unter die<br />

Haut gehenden Melodien zwischen Epik<br />

und Melancholie. Ob Ten ohne Federlesen<br />

rocken, Orientalisches einfließen lassen<br />

oder auf keltische Weisen zurückgreifen<br />

– die Stücke klingen wie aus einer anderen<br />

Welt. Zu allem Überfluss erhielten die<br />

Songs Arrangements in Vollendung, in denen<br />

die zwar facettenarme, aber wundervoll<br />

warme Stimme von Hughes bestens<br />

zur Geltung kommt. Und den Konflikt<br />

zwischen Islam und Christentum auf dem<br />

Cover in einem Schwertkampf zweier fast<br />

nackter Amazonen zu personifizieren, ist<br />

der Hammer schlechthin. Ten sind im Melodic<br />

Metal zur Zeit die besten!<br />

(Frontiers/Soulfood, 2012, 13/69:19) jub<br />

IAN HUNTER<br />

FROM THE KNEES OF MY<br />

HEART<br />

In einem großen<br />

Jewel-Case erscheinen<br />

vier CDs, die<br />

das Chrysalis-Werk<br />

Ian Hunters <strong>the</strong>matisieren.<br />

Neben zahlreichen<br />

unveröffentlichten<br />

Tracks überzeugt das Booklet mit<br />

Kommentaren des Musikers. Auf YOU’RE<br />

NEVER ALONE WITH A SCHIZO-<br />

PHRENIC hatte sich Ian Hunter dem Mainstream<br />

verschrieben und lieferte mit “When<br />

The Daylight Comes” einen griffigen, aber<br />

dennoch packenden Hit ab. Die CD wurde<br />

mit diversen Fassungen vornehmlich der<br />

Albumtracks aufges<strong>to</strong>ckt. WELCOME TO<br />

THE CLUB wurde im November 1979 in<br />

L.A. mitgeschnitten und präsentiert einen<br />

feurig performten Querschnitt des Schaffens<br />

des Mannes, der nie seine Sonnenbrille<br />

absetzt, natürlich eingeleitet mit seinem<br />

Lieblings-Shadows-Song “FBI”. SHORT<br />

BACK N’ SIDES leidet eindeutig an dem<br />

sterilen Achtziger-<strong>Jahre</strong>-Sound und ist ein<br />

eindeutiger Ausfall im Gesamtwerk. Dafür<br />

entschädigt aber die vierte CD, ein bislang<br />

unveröffentlichtes Konzert aus dem Jahr<br />

1981, das zwar schlapp beginnt, aber dann<br />

Fahrt aufnimmt.<br />

(EMI, 1979, 16/77:08, 1980, 16/79:39,<br />

1981, 17/77:11, 2012, 14/78:15) at<br />

BREWERS DROOP<br />

THE BOOZE BROTHERS<br />

Ab Ende der 60er <strong>Jahre</strong> tingelte mit Brewers<br />

Droop eine Combo durch die Pubs im UK,<br />

die unüberhörbar von Westcoast-Rock und<br />

Cajun inspiriert war, aber durchaus auch rocken<br />

konnte. Als sie 1973 unter zeitweiliger<br />

Produktionsregie von Dave Edmunds (Banjo-,<br />

Kontrabass-, Pedalsteel- und Harpeinsatz)<br />

ihr zweites Album einspielte, stieß<br />

nach den ersten Aufnahmen ein 21-jähriger<br />

Neuzugang an der Gitarre dazu: Mark<br />

Knopfler, der spätere Höhenflüge mit den<br />

Dire Straits hier dezent andeutete. Als die<br />

Aufnahmen 1989 endlich erschienen, lag<br />

es für das damalige Label nahe, mit dem<br />

an BROTHERS IN ARMS angelehnten<br />

Cover ein wenig auf den Knopfler-Ruhm<br />

zu spechten. Die Neuauflage ist mit vier<br />

Bonus-Tracks angereichert und unterhält<br />

vergnüglich mit ansprechender Stilvielfalt<br />

– als Pub-Rock im weitesten Sinne.<br />

(Angel Air/Fenn, 1998, 14/52:50) pro<br />

CRAAFT<br />

CRAAFT<br />

Nach dem Ende von Tokyo hob Sänger/<br />

Gitarrist Klaus Luley gemeinsam mit Reinhard<br />

Besser (g, b) und Franz Keil (keys)<br />

Craaft aus der Taufe. Das Trio debütierte<br />

1986 mit CRAAFT, das nun ebenfalls neu<br />

aufgelegt wurde. Auf der LP dominierte<br />

deutlich amerikanisch orientierter Melodic<br />

Rock vom Feinsten mit reichlich Druck<br />

und Hooks, gefälligen Melodien, starken<br />

Refrains. Die Songs gingen ins Ohr, angestimmt<br />

von erfahrenen wie hörbar spielfreudigen<br />

Musikern. Natürlich gibt es neben<br />

ansprechenden Gitarren viele typische<br />

80er-<strong>Jahre</strong>-(Keyboard-)Sounds, aber bei<br />

diesen Songs tönen sie immer noch stimmig.<br />

Satte acht Demos werden als Bonus<br />

mitgeliefert – der Vergleich der Grund ideen<br />

und des in den legendären Bearsville Studios<br />

in Woods<strong>to</strong>ck eingespielten Ergebnisses<br />

macht diese Wiederveröffentlichung<br />

noch reizvoller.<br />

(Yesterrock/Alive, 1986, 18/73:24) pro<br />

STACKRIDGE<br />

RADIO SESSIONS<br />

1971–1973<br />

Die skurrile Folk-<br />

Rockband um die<br />

Gitarristen<br />

Andy<br />

Davis und James<br />

Warren sowie Bassist<br />

„Crun” Walter war in<br />

den frühen Siebzigern<br />

trotz t gefälligen Harmoniegesangs und<br />

schöner Melodien eher etwas für offene<br />

Ohren. Seit 1999 <strong>to</strong>urt die Gruppe wieder,<br />

wenn auch nicht mehr als Headliner nach<br />

Tim Rose oder Support für Wishbone Ash.<br />

Querflötist „Mutter” Slater stellte sich im<br />

Mittelteil des mit einer Viertelstunde gefühlt<br />

die Hälfte des Albums einnehmenden<br />

“Slark” quer zu vielen Hörgewohnheiten:<br />

Wer derart die Flöte traktiert und die Natur<br />

mit einem „rülpsenden Seufzer” beobachtet,<br />

hat auch lyrisch ganz eigene Vorstellungen.<br />

Die Band wollte ihren fröhlichen<br />

Anti-Raucher-Song “The Lyder Loo” – „If<br />

you smoke at such a rate, <strong>the</strong>n you’re bound<br />

<strong>to</strong> suffocate (ersticken)” – eigentlich als<br />

Single bringen und ihrem von George Martin<br />

produzierten Album MAN IN A BOW-<br />

LER HAT hinzufügen – bisher ist dieser<br />

Radiomitschnitt die einzig veröffentlichte<br />

Version. Schräg, aber interessant.<br />

(Angel Air/Fenn, 1971–1973, 6/33:58) utw<br />

ANYONE’S DAUGHTER<br />

ANYONE’S DAUGHTER + IN<br />

BLAU + NEUE STERNE + LIVE<br />

Mit diesen vier CDs gibt es nun alle Alben<br />

von Anyone’s Daughter als remasterte<br />

und um Bonus-Tracks ergänzte Wiederveröffentlichungen<br />

(siehe auch Bericht<br />

Seite 24 dieser Ausgabe). Nach dem überraschend<br />

erfolgreichen Debüt, dem Konzeptalbum<br />

ADONIS, erschien 1980 mit<br />

ANYONE’S DAUGHTER (12/52:25) ein<br />

eher Song- und Rock-orientiertes Werk<br />

ohne ausufernde Longtracks. Als Bonus<br />

gibt es drei 1980er Live-Aufnahmen.<br />

Nach dem eher märchenhaften PIKTORS<br />

VERWANDLUNGEN war das 1982 veröffentlichte<br />

IN BLAU (9/62:31) wieder<br />

ein Schritt in Richtung progressiver Rock,<br />

zwei im badischen Ettlingen mitgeschnittene<br />

Livetracks gibt es als Bonus. Ein Jahr<br />

später erschien dann mit NEUE STERNE<br />

(13/57:47) das insgesamt schwächste<br />

Album von Anyone’s Daughter, die sich<br />

mit dieser LP an die aufkommende Neue<br />

Deutsche Welle anhängen wollten, was<br />

aus heutiger Sicht natürlich nur schief gehen<br />

konnte. Bonus-Tracks: drei Livemitschnitte.<br />

Erstmals auf CD erscheint jetzt<br />

das komplette LIVE-Album (9/42:19,<br />

7/43:19) aus dem Jahr 1984, bei dem es<br />

statt Bonus-Tracks vier Bonus-Videos<br />

dazu gibt, alle 1983 bei einem Konzert<br />

im baden-württembergischen Magstadt<br />

aufgenommen.<br />

(Tempus Fugit/SPV, 1980 + 1982 +<br />

1983 + 1984) us<br />

AC/DC<br />

LIVE AT RIVER PLATE<br />

Ist es tatsächlich<br />

schon wieder 20<br />

<strong>Jahre</strong> her, seit AC/<br />

DC mit LIVE ihren<br />

letzten Konzertmitschnitt<br />

auf CD veröffentlicht<br />

haben?<br />

Ja, und ddementsprechend erwartungsvoll<br />

wird die Fangemeinde der Australier<br />

auch auf diesen Doppelpack warten. Besonders<br />

da das gigantische Konzert, das<br />

man auf LIVE AT RIVER PLATE miterleben<br />

kann, seit dem Frühjahr schon als<br />

DVD erhältlich ist. Im Zuge der BLACK<br />

ICE-Tour besuchten AC/DC nach über<br />

zehnjähriger Abstinenz wieder einmal die<br />

argentinische Hauptstadt Buenos Aires,<br />

die 200.000 Tickets waren in Rekordzeit<br />

ausverkauft. In knapp zwei Stunden<br />

rockten sich Angus Young & Co. durch<br />

ein makelloses Programm, das geschickt<br />

Neues mit Altem verband, bei dem sie<br />

sowohl mit Stücken von ihrem aktuellen<br />

Studio-Album als auch mit ihren Klassikern<br />

– von “Hells Bells” über “Let There<br />

Be Rock”, “You Shook Me All Night<br />

Long”, “T.N.T.” und “Thunderstruck” bis<br />

zu “Highway To Hell” – dem Publikum<br />

keine ruhige Minute gönnten.<br />

(Columbia/Sony <strong>Music</strong>, 2012, 10/51:27,<br />

9/59:21) tk<br />

STEVE WINWOOD<br />

ARC OF A DIVER<br />

Das Etikett Deluxe Edition trägt die Neuauflage<br />

von Steve Winwoods 1980er Album<br />

ARC OF A DIVER durchaus zu Recht.<br />

Bei den drei Bonus-Tracks ist der US-Single-Edit<br />

des Titelstück wenig essenziell,<br />

doch die instrumentale 12”-Übernahme<br />

von “Night Train” hat ihren Reiz, wie auch<br />

die 2010er Neufassung von “Spanish Dancer”.<br />

Relevant ist auf der Bonus-CD aber<br />

vor allem die BBC-Doku über Winwood.<br />

Und dann wäre da natürlich das eigentliche<br />

Album, das zweite, im Alleingang eingespielte<br />

Solowerk des singenden Multi-Instrumentalisten.<br />

Winwood griff Seventies-<br />

Einflüsse auf und übertrug sie mit Hilfe<br />

anspruchsvoller wie eingängiger Songs in<br />

die damalige Gegenwart. Beeindruckendes<br />

Spiel, distinktiver Gesang, ausgefeilte Arrangements<br />

und gute Stücke machten ARC<br />

... zu einem der Höhepunkte in Winwoods<br />

Schaffen.<br />

(Island/Universal, 1980,<br />

7/<strong>40</strong>:04, 4/73:49) pro<br />

Rock<br />

TRIBUTE<br />

NEW VIEWS<br />

Tribute waren eine schwedische Band um<br />

Mastermind Gideon Andersson (g, b, dr)<br />

und Josef Rhedin (keys), die ab 1982 auf<br />

gefällige Art und Weise Folk, Pop, Neo<br />

Prog und Klassik kreuzte, dabei verhalten<br />

Psychedelisches integrierte, an Mike Oldfield<br />

ebenso erinnerte wie stellenweise an<br />

Gong. Sie verband in ihren weitestgehend<br />

instrumentalen Nummern harmonisch und<br />

mit viel Wärme symphonische Akustikgitarren<br />

mit Synthie-Sounds und vielen<br />

ausgefallenen Instrumenten von anderen<br />

Kontinenten. So auch auf NEW VIEWS,<br />

das sie 1984 in Kalle Trapps Karo Studios<br />

in Münster aufnahm. Mehrfach wurden die<br />

NEW VIEWS sei<strong>the</strong>r wiederveröffentlicht.<br />

Die von Andersson und Rhedin selbst betreute<br />

Neuauflage für Sireena besticht vor<br />

allem durch ihren Sound und das informative<br />

Booklet – und die immer noch gefangennehmende,<br />

überaus vielfältige Musik.<br />

(Sireena/Broken Silence,<br />

1984, 6/46:42) pro<br />

ELVIS PRESLEY<br />

THE COMPLETE 50’s MASTERS<br />

In dieser s<strong>to</strong>lzen Box hat<br />

RCA auf fünf CDs alle<br />

Studio-Aufnahmen<br />

von<br />

Elvis Presley zusammengefasst,<br />

die der King Of<br />

Rock’n’Roll in den 50er<br />

<strong>Jahre</strong>n aufgenommen hat –<br />

und sich dbi dabei nicht nur auf den Rock’n’Roll<br />

beschränkte, sondern seine Klasse auch mit<br />

Rockabilly, Country oder Gospel bewies.<br />

Im Sommer 1953 begann er im Memphis<br />

Recording Studio mit den Privataufnahmen<br />

“My Happiness” und “That’s When Your<br />

Heartaches Begins” seine Karriere, die ersten<br />

kommerziellen Sessions erfolgten dann<br />

am 5. und 6. Juli 1954, als er unter der Obhut<br />

von Sun-Records-Chef Sam Phillips und<br />

mit Scotty Moore an der Gitarre sowie Bill<br />

Black am Bass vier Songs aufnahm: “I Love<br />

You Because”, “That’s Allright”, “Harbour<br />

Lights” und “Blue Moon Of Kentucky”. So<br />

kann man sich Track für Track durch dieses<br />

beeindruckende Jahrzehnt von Elvis Presley<br />

hören, kann im wunderbar bebilderten Begleitbuch<br />

Session für Session nachverfolgen,<br />

erhält detailliert – mit Datum, Musikern<br />

und aufgenommenen Titeln – Einblick in<br />

eine Zeit, in der man ohne weiteres in zwei<br />

Tagen noch eine komplette LP aufnahm. Mit<br />

dabei natürlich auch einige Outtakes, die legendäre<br />

Million-Dollar-Quartet-Jamsession<br />

vom 4. Dezember 1956 (zusammen mit Carl<br />

Perkins, Jerry Lee Lewis und Johnny Cash),<br />

Livemitschnitte für Radio- und Fernsehproduktionen<br />

sowie alternative oder privat aufgenommene<br />

Versionen, die teilweise bisher<br />

unveröffentlicht waren. THE COMPLETE<br />

50’S MASTERS: sowohl dokumentarisch<br />

als auch musikalisch vorbildlich!<br />

(RCA/Sony <strong>Music</strong>, 2012, 5 CDs) us<br />

JASON COLLETT<br />

RECKON<br />

Jason Collett ist ein Wanderer zwischen<br />

den Welten. Wenn er mit seiner Band Broken<br />

Social Scene unterwegs ist, dann ist<br />

der Musiker aus dem kanadischen Toron<strong>to</strong><br />

Teil eines Kollektivs, das mit ausufernden<br />

Power-Hymnen bunten Indie-Rock präsen-<br />

Seite 52 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

tiert. Als Solokünstler ist er mit RECKON<br />

nun schon bei Album Nummer acht angekommen,<br />

blieb dabei aber immer so sperrig,<br />

dass seine eigenen Veröffentlichungen<br />

kaum aus dem Schatten seiner übermächtigen<br />

Band herauskamen. Auch RECKON<br />

wird daran wenig ändern, Collett bleibt<br />

sich und seinem Stil treu, bietet Musik, die<br />

man weder nebenher hören sollte noch den<br />

Anspruch hat, schon beim ersten Hören geschmeidig<br />

in die Gehörgänge zu flutschen.<br />

Doch wie so oft liegt – auf lange Sicht gesehen<br />

– hier ihre Stärke, denn dringt man<br />

erst mal in ihre emotionale Tiefe ein, dann<br />

hat man ein Leben lang Freude an ihr. Als<br />

Bonus gibt es eine ESSENTIAL CUTS betitelte,<br />

zweite CD dazu, auf der es neben<br />

neun Songs aus seinen bisherigen Alben<br />

noch zwei noch unveröffentlichte B-Seiten<br />

zu hören gibt.<br />

(Arts & Crafts/Rough Trade, 2012,<br />

15/41:50, 11/41:22) us<br />

JEFFERSON STARSHIP<br />

ROSWELL UFO FESTIVAL,<br />

JULY 3, 2009 – TALES FROM<br />

THE MOTHERSHIP<br />

Fette Vierer-Box, die<br />

Sammlerherzen höherschlagen<br />

lässt, aber auf<br />

Grund ihrer Tonqualität<br />

absolut nichts für<br />

High-End-Freaks ist.<br />

Zwei komplette CDs sind<br />

(allerdings in teilweise e<br />

wertiger Bootleg-Qualität) den Proben<br />

und dem Soundcheck vorbehalten,<br />

grenz-<br />

dabei erhält man zumindest einen kleinen<br />

Einblick in die Art und Weise, wie<br />

Paul Kantner (g, voc), David Freiberg (g,<br />

voc), Slick Aguilar (g, voc), Donny Baldwin<br />

(dr), Chris Smith (keys) und Cathy<br />

Richardson (voc, g) zusammen mit musikalischen<br />

Gästen wie Tom Constanten (p)<br />

und Pete Sears (b) an ihren Songs arbeiten.<br />

Zwei Sets spielten Jefferson Starship<br />

dann am Festivaltag, dem 3. Juli 2009. Jedes<br />

ist auf einer separaten CD (in gerade<br />

noch akzeptabler Tonqualität) dokumentiert,<br />

die Songauswahl konzentriert sich<br />

auf das Festival-Thema, also Raumfahrt,<br />

Science-Fic<strong>to</strong>n und zahlreichen Hippieund<br />

Öko-Themen. Neben Bob Dylans<br />

“Chimes Of Freedom” und David Bowies<br />

“Space Oddity” gibt es Traditionals<br />

wie “Follow The Drinking Gourd” sowie<br />

klasse Versionen von Starship-Klassikern<br />

wie “White Rabbit”, “Volunteers” oder<br />

“Somebody To Love”.<br />

(Bear Records/Gonzo Multimedia,<br />

2012, 4 CDs) tk<br />

BOB DYLAN<br />

BOB DYLAN’S GREATEST HITS<br />

Ja, diese Compilation stand in den Sechzigern<br />

und Siebzigern wohl in jeder WG,<br />

die etwas auf sich hielt. Speziell das deutsche<br />

Publikum entdeckte mit der Scheibe<br />

das Werk Dylans, von dem sich auch hier<br />

zu Lande zahlreiche Musiker inspirieren<br />

ließen und das den deutschen Folk-Rock<br />

maßgeblich beeinflusste. “Like A Rolling<br />

S<strong>to</strong>ne”, “Blowin’ In The Wind”, “Mr. Tambourine<br />

Man”, das schmeichelnde “Just<br />

Like A Woman”, “I Want You” und der<br />

aufpeitschende “Subterranean Homesick<br />

Blues” zeugen von der visionären Kraft<br />

Rock<br />

Dylans und dem Gespür für Melodien –<br />

dass er überdurchschnittliche Texte verfasste,<br />

braucht an diese Stelle nicht mehr<br />

erwähnt zu werden. Die Edition erscheint<br />

als 24 KT-Gold-CD und wurde meisterhaft<br />

remas tert, denn die dynamische Bandbreite<br />

blieb vollkommen erhalten. Lediglich<br />

die Höhen wurden sanft angehoben.<br />

(Audio Fidelity/Sieveking Sound, 1967,<br />

10/<strong>40</strong>:21) at<br />

REINER SCHÖNE BAND<br />

MITTEN INS HERZ<br />

Reiner Schöne kann<br />

nicht nur eine beachtliche<br />

Hollywood-Karriere<br />

sowie<br />

überzeugende Filme<br />

(auch als Synchronsprecher)<br />

in der deutschen<br />

Heimat vorweisen, sondern auch eine<br />

lange, erfolgreiche Sangeskarriere. Mit 70<br />

hat er nun seine Au<strong>to</strong>biografie „Werd ich<br />

noch jung sein, wenn ich älter bin” verfasst<br />

und dazu mit seiner Band ein überzeugendes<br />

neues Album vorgelegt. Dafür<br />

spielte er nicht nur seinen größten Erfolg<br />

neu ein, der den Buchtitel lieferte, sondern<br />

elf weitere Lieder in frischem Singer/Songwriter-Stil.<br />

Die wecken vom entspannten<br />

Feeling her durchaus J.J.-Cale- oder Tony-<br />

Joe-White-Assoziationen, bewegen sich<br />

im weiten Rockfeld mit Bluesbasis. Nachdenklich<br />

erinnern sie meist auf Deutsch an<br />

vergangene Zeiten wie die Hippie-Ära und<br />

den Mauerfall, spiegeln (auch augenzwinkernd)<br />

dazu Schönes gegenwärtige Befindlichkeit.<br />

(Hypertension/Soulfood, 2102,<br />

12/46:48) pro<br />

CLARK-HUTCHINSON<br />

A=MH²<br />

Bei Sam Gopal’s Dream begegneten sich<br />

die Multi-Instrumentalisten Andy Clark<br />

und Mick Hutchinson, ehe sie sich als<br />

The Dogs, dann als Clark – Hutchinson<br />

selbstständig machten. 1969 brachten sie<br />

das abgedrehte, bei mehrfachem Lauschen<br />

durchaus faszinierende Album A=MH²<br />

heraus. Darauf verschmolzen sie (psychedelischen)<br />

Rock, Jazz, klassische und exotische<br />

Einflüsse (aus Indien), mal meditativ,<br />

mal aggressiver – abhängig von den<br />

jeweils konsumierten Drogen, die sie bei<br />

den Improvisationsessions eingeworfen<br />

hatten. A=MH² wurde mehrfach wiederveröffentlicht,<br />

so von Reper<strong>to</strong>ire (2002 +<br />

2005), Akarma (2006) und Sunbeam 2008.<br />

Letztgenannte Fassung enthielt als Bonus<br />

erstmals die ebenfalls 1969 mit Band eingespielten,<br />

unveröffentlichten Bluesnummern<br />

des Duos. Die Angel-Air-Version<br />

jetzt ist identisch, mit drei informativen<br />

Liner-Notes-Aufsätzen (u.a. John Peel)<br />

und klangverbessert.<br />

(Angel Air/Fenn, 1969, 13/77:52) pro<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

JUKEBOX FAVOURITES<br />

Mit jeweils vier prallvollen CDs ist jede<br />

Ausgabe der JUKEBOX FAVOURITES<br />

bestückt. Dabei darf man die Stilgrenzen,<br />

die der jeweilige Untertitel vorgibt,<br />

aber nicht zu eng ziehen. THE BEST OF<br />

ROCKABIL LY liefert so neben typischen<br />

Vertretern dieser Musikrichtung wie John-<br />

Das hochwertige Live-Boxset<br />

mit 3 DVDs plus Live-CD und<br />

Buch zeigt die beeindruckendsten<br />

Live-Momente der Ausnahmekünstlerin,<br />

inklusive all ihrer<br />

Hits, wie Rehab, Valerie,<br />

Back To Black u. v. m.<br />

DVD 1:<br />

A Tribute To Amy Winehouse<br />

by Jools Holland<br />

DVD 2:<br />

BBC One Sessions<br />

Live at Porchester Hall<br />

DVD 3:<br />

The Day She<br />

Came To Dingle<br />

CD:<br />

Live With The BBC<br />

<strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 53<br />

AMY<br />

WINEHOUSE<br />

LIVE AT THE BBC<br />

Winehouse (1/2-hoch)<br />

AB 09.11.<br />

IM HANDEL!<br />

www.universal-music.de<br />

Jetzt bei:


CD<br />

REVIEWS<br />

ny Burnette, Hal Harris, Johnny Carroll,<br />

Eddie Cochran und Billy Lee Riley auch<br />

Jukebox-Songs von Roy Orbison, Johnny<br />

Cash, Elvis Presley, Webb Pierce, Carl<br />

Perkins oder Dale Hawkins. Noch breiter<br />

ist natürlich das Spektrum der Künstler,<br />

die es auf HITS OF THE 50S AND 60S<br />

zu hören gibt. Hier ist vor allem die Mischung<br />

aus bekannten und weniger geläufigen<br />

Künstlern interessant, stehen Cracks<br />

wie Pat Boone, Connie Francis, die Everly<br />

Bro<strong>the</strong>rs, Del Shannon, Shirley Bassey<br />

und Paul Anka neben eher unbekannten<br />

Namen wie Eden Kane, Michael Holliday,<br />

den Hollywood Argyles, San<strong>to</strong> & Johnny<br />

oder Jerry Keller.<br />

(AP <strong>Music</strong>/Bellaphon, 2012, je 4 CDs) tk<br />

NEIL YOUNG WITH CRAZY<br />

HORSE<br />

PSYCHEDELIC PILL<br />

„Ja, endlich!” werden<br />

all die Fans sagen,<br />

die sich Anfang Juni<br />

dieses <strong>Jahre</strong>s von<br />

der ersten Zusammenarbeit<br />

mit Crazy<br />

Horse seit rund zehn<br />

Jh <strong>Jahre</strong>n etwas anderes erhofft hatten als die<br />

Interpretationen alter amerikanischer Folksongs,<br />

die ihnen Neil Young und Crazy<br />

Horse auf AMERICANA anboten. Gleich<br />

die ersten Töne von PSYCHEDELIC PILL<br />

gehen da in eine ganz andere Richtung, mit<br />

einem 27-minütigen, epischen Ritt durch<br />

ausufernde Gitarrenlandschaften legt dieses<br />

Album los, als seien nur wenige Tage vergangen,<br />

seit man sprachlos und ehrfürchtig<br />

vor Monumenten wie “Cortez The Killer”<br />

oder “Down By The River” stand. “Driftin’<br />

Back” heißt dieses Songmonster, das alles<br />

in sich vereint, was die Zusammenarbeit<br />

von Neil Young mit Poncho Sampedro (g),<br />

Billy Talbot (b) und Ralph Molina (dr) seit<br />

über 30 <strong>Jahre</strong>n ausmacht. Nach diesem Parforceritt<br />

schalten Young & Co. einen Gang<br />

zurück, gibt es Au<strong>to</strong>biografisches (“Born In<br />

Ontario”), Danksagungen an Kollegen wie<br />

Bob Dylan und Hank Williams (“Twisted<br />

Road”) oder mit “Ramada Inn” eine elegische<br />

Road-Trip-Ode. Ohne Zweifel ein<br />

triumphales Werk!<br />

(Reprise/Warner, 2012, 5/51:47,<br />

5/36:00) us<br />

THE TOASTERS<br />

POOL SHARK + 30TH<br />

ANNIVERSARY<br />

Doppelte Freude für Ska-Fans, die Feierlichkeiten<br />

des 30. Geburtstages der Toasters<br />

werden mit zwei neuen Veröffentlichungen<br />

unterstützt. Einmal gibt es das 1987er<br />

POOL SHARK, das außer den elf Originaltiteln<br />

acht weitere Tracks aus zwei zuvor<br />

erschienen EPs enthält. Darauf klingt die<br />

New Yorker Band noch wesentlich (Stil-)<br />

offener, mit abwechselnden Leadstimmen<br />

geht es wild und rau zwischen Rap, Dub,<br />

2-Tone, Dancehall, Punk und klassischem<br />

Ska hin und her. Ausgeglichener dann das<br />

Bild, das die 20 Tracks auf 30TH ANNI-<br />

VERSARY von den Toasters abgeben. Von<br />

“Life In A Bubble” geht es über die “2Tone<br />

Army” und “Dog Eat Dog” bis zu “Don’t<br />

Let The Bastards Grind You Down”. Schade<br />

nur, dass es von dieser Band, die vor<br />

allem auf der Bühne ihre Sternstunden hatte,<br />

mit “Matt Davis” nur ein einziger Live-<br />

Song auf diese Karriererückschau geschafft<br />

hat.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 1987, 2012,<br />

19/63:29 + 20/76:29) us<br />

HERBERT<br />

GRÖNEMEYER<br />

I WALK<br />

Vierter englischsprachiger<br />

Anlauf des<br />

zwischen Berlin und<br />

London pendelnden<br />

deutschen Vorzeigemusikers,<br />

auch im<br />

Ausland Tritt zu fassen<br />

– und erstaunlicherweise sind die ersten<br />

Kritikerreaktionen im UK oft positiver<br />

ausgefallen als in der Heimat. Grönemeyer<br />

hat ältere Songs mit englischen Texten bestückt,<br />

dazu auch ein paar neue verfasst,<br />

so dass am Ende fast ein „Best Of” mit<br />

Ergänzungen herausgekommen ist. Highlight<br />

ist das mit funky Hooks angereicherte<br />

“Mensch”, zu dem es auch gleich noch eine<br />

zweite, gemeinsam mit U2s Bono eingesungene<br />

Fassung gibt. Auch “Airplanes”,<br />

die Neufassung von “Flugzeuge im Bauch”,<br />

nötigt Respekt ab. I WALK, das ist majestätischer<br />

Pop-Rock, der zugleich (in Ermangelung<br />

eines deutschen Wortes) sophisticated<br />

ausgefallen ist. Gelungen, weil würdig<br />

und international absolut konkurrenzfähig.<br />

(Grönland/Rough Trade, 2012,<br />

13/53:09) pro<br />

THE LYRES<br />

ON FYRE / LYRES LYRES<br />

Die ersten beiden Alben der Fundamental-Garagen-Rockband<br />

aus Bos<strong>to</strong>n. Als<br />

Mitte der 80er <strong>Jahre</strong> Punk verblüht war,<br />

kam bei den heimatlos dastehenden Fans<br />

ruppiger Klänge die Erinnerung an Ausdrucksformen<br />

der Sixties wieder zu Ehren.<br />

Neo-Garagen-Rock war angesagt, und<br />

die Lyres marschierten unter Führung des<br />

komponierenden Keyboarders und Sängers<br />

Jeff Conolly in der Spitzengruppe mit. Ihr<br />

Debütalbum ON FYRE (1984) ist noch<br />

heute eine Offenbarung: Aus den Vorlagen<br />

kerniger US-Vorbilder und Vorläufer – vor<br />

allem The Seeds und ? & The Mysterians<br />

– sowie kantiger Briten formten The Lyres<br />

ein kochendes Gebräu ohne Wenn & Aber.<br />

Großartig krachende Songs wie “Don’t Give<br />

It Up Now”, “I’m Tellin’ You Girl”, “Dolly”<br />

und “Busy Body” sowie das melodisch<br />

außergewöhnliche “I Really Want You Right<br />

Now” fielen dabei zwangsläufig an. Und die<br />

Cover-Versionen der Kinks-Songs (“Tired<br />

Of Waiting”, “Never Met AGirl Like You”,<br />

“Love Me Till The Sun Shines”) überzeugen<br />

ebenso. Der Nachfolger LYRES LYRES<br />

(1986) setzte diesen Kurs nahtlos & meisterhaft<br />

fort, geriet dabei sogar noch etwas<br />

vielseitiger. Neben Härte-Übungen wie “She<br />

Pays The Rent”, “Busy Men” und “Someone<br />

Who’ll Treat You Right Now” gibt es<br />

auch deutlich melodiebe<strong>to</strong>nte Songs wie “I<br />

Love Her Still, I Always Will”, “Teach Me<br />

To Forget” und “I’ll Try Anyway” und sogar<br />

eine Ballade mit schöner Orgelei (“If You<br />

Want My Love”). Beide Alben wurden mit<br />

fünf bzw. vier Bonus-Tracks aufgemöbelt<br />

und ausgezeichneten Booklets ausgestattet.<br />

(Munster/Cargo, 1984/1986, 16/53:36,<br />

17/58:33) hjg<br />

DARE<br />

CALM BEFORE THE STORM 2<br />

Seit 1985 führt der frühere Thin-Lizzy-Keyboarder<br />

Darren Whar<strong>to</strong>n seine Band Dare an,<br />

in der er auch selbst singt. CALM BEFORE<br />

THE STORM 2 ist das achte Album der<br />

Gruppe und die Fortsetzung/Überarbeitung<br />

des gleichnamigen Album von 1998. Mit<br />

dem damaligen Resultat war Whar<strong>to</strong>n nicht<br />

zufrieden, so dass er das Werk noch einmal<br />

vornahm. Er strich “Still In Love With<br />

You” und integrierte stattdessen mit “Cold<br />

Wind Will Blow” und “Precious” zwei neue<br />

Songs. Jetzt klingt vieles frischer, durchaus<br />

auch moderner, ohne den ursprünglichen<br />

Geist der Stücke zu verraten – und dass Richie<br />

Dews’ Gitarre an Präsenz gewonnen hat,<br />

schadet keineswegs. (Manchmal ein wenig<br />

überfrachteter) Melodic Rock mit dezenten<br />

keltischen Untertönen ist am Ende wieder<br />

herausgekommen, mit dem sich Dare erneut<br />

in der Spitzengruppe des Genres einreihen.<br />

(Legend Records/ADA Warner, 2012,<br />

11/54:08) pro<br />

DEMIS ROUSSOS<br />

ON THE GREEK SIDE OF MY<br />

MIND<br />

Dass<br />

Griechenlands<br />

Prog-Rock-König<br />

Demis Roussos schon<br />

1971, also ein Jahr vor<br />

dem legendären Konzeptalbum<br />

666 seiner<br />

Band<br />

Aphrodite’s<br />

Child, mit ONTHE GREEK SIDE OF MY<br />

MIND ein eigenes ausuferndes Werk dieser<br />

Art veröffentlicht hat, ist im Laufe der <strong>Jahre</strong><br />

fast in Vergessenheit geraten. Der britische<br />

Spezialist für solche Geschichten, Cherry<br />

Red Records, hat diese Perle nun wieder ausgegraben<br />

und lässt sie, frisch remastert und<br />

mit einem neuen Booklet versehen, in neuem<br />

Glanz erstrahlen. Zusammen mit Boris Bergmann<br />

– der später auch für die Aphrodite’s-<br />

Child-Texte verantwortlich war – machte<br />

sich Roussos, unterstützt von griechischen<br />

und französischen Musikern, auf eine Reise,<br />

die sie von traditionellen griechischen Volksweisen<br />

bis zu opulent orchestriertem, hymnischem<br />

Prog-Rock führte. Und über <strong>40</strong> <strong>Jahre</strong><br />

nach seiner Erstveröffentlichung zeigt dieses<br />

Album erst recht, welchen Platz es in der<br />

Musikgeschichte einnimmt: ein essenzieller<br />

Meilenstein in der Entwicklung von Demis<br />

Roussos.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 1971,<br />

12/43:44) us<br />

SILVER HORSES<br />

SILVER HORSES<br />

Der nächste Künstler in der Rubrik „Was<br />

macht eigentlich ...?” ist Tony Martin. Insgesamt<br />

neun <strong>Jahre</strong> lang (1987–1990, 1993–<br />

1997) war er der Sänger von Black Sabbath,<br />

hat mit dieser legendären Band fünf Alben,<br />

darunter TYR und CROSS PURPOSES, veröffentlicht.<br />

2011 hat sich der britische Sänger<br />

in der italienischen Heavy-Metal-Szene umgesehen<br />

und zusammen mit dem Gitarristen<br />

Gianluca Galli (Mantra, Time Machine), Andrea<br />

Castelli (Shabby Trick, Cappanera) am<br />

Bass und Drummer Matteo Bonini die Band<br />

Silver Horses gegründet, die jetzt ihr selbstbetiteltes<br />

Debüt vorlegen. Ziel des Quartetts<br />

ist es, laut Tony Martin, „Led Zeppelin<br />

mit frühen Whitesnake” zu verbinden, also<br />

Rock<br />

hymnischen Rock mit einer kräftigen Prise<br />

Heavy Metal vorzulegen. Dies gelingt über<br />

weite Strecken dann auch sehr gut, darüber<br />

hinaus dürfen hier aber auch Fans von (italienischem)<br />

AOR oder (amerikanischem) Melodic<br />

Rock ein Ohr riskieren, auch da stehen<br />

SILVER HORSES ihren Mann!<br />

(7music/New <strong>Music</strong> Distribution, 2012,<br />

11/49:22) tk<br />

ROD STEWART<br />

THE GREAT AMERICAN<br />

SONGBOOK<br />

„Der Schlüssel ist, diesen<br />

Songs einen eigenen<br />

Stempel aufzudrücken,<br />

weil sie schon so oft<br />

interpretiert wurden –<br />

aber eben nicht von jemandem,<br />

der sonst ‘Hot<br />

Legs’ und ‘Maggie May’<br />

gesungen hat.” ht”So<br />

einfach erklärt Rod Stewart<br />

die Motivation, die ihn dazu brachte,<br />

zwischen 2002 und 2005 vier Alben zu veröffentlichen,<br />

auf denen er sich (Standard-)<br />

Songs großer amerikanischer Komponisten<br />

vornahm. Titel wie “They Can’t Take<br />

That Away From Me” von George und Ira<br />

Gershwin, Cole Portes “Every Time We Say<br />

Goodbye” oder “We’ll Be Toge<strong>the</strong>r” von<br />

Frankie Laine suchte sich der Sänger mit<br />

der markanten Reibeisenstimme für Volume<br />

I aus, Duke Elling<strong>to</strong>ns “Don’t Get Around<br />

Much Anymore”, “My Heart S<strong>to</strong>od Still”,<br />

“Where Or When” und “Bewitched, Bo<strong>the</strong>red<br />

& Bewildered” vom Komponistenduo<br />

Richard Rogers und Lorenz Hart für Volume<br />

II, mit “For Sentimental Reasons”, “What A<br />

Wonderful World”, “Night And Day” oder<br />

“My Funny Valentine” geht der Klassiker-<br />

Reigen auf Volume III und IV weiter. Für<br />

Abwechslung sorgen dazu noch illustre Gäste,<br />

von Stevie Wonder über Dolly Par<strong>to</strong>n<br />

und El<strong>to</strong>n John bis zu Eric Clap<strong>to</strong>n. THE<br />

GREAT AMERICAN SONGBOOK lautet<br />

der Titel der hochformatigen Box, in der<br />

nun diese vier Alben zusammengefasst<br />

wurden, im Booklet erzählt Alan Light aus<br />

der wechselvollen Karriere Stewarts, im<br />

Dokuteil kann man die ausführlichen Produktionsinfos<br />

aller Titel nachlesen.<br />

(J Records/Sony <strong>Music</strong>, 2012, 4 CDs) tk<br />

NOVALIS<br />

BUMERANG<br />

Auf harsche Ablehnung stieß BUME-<br />

RANG 1984 bei seiner Veröffentlichung<br />

bei Kritikern wie Fans – zu Recht!.<br />

„Stumpf, platt und banal” schrieb damals<br />

ein Kritiker noch relativ zurückhaltend.<br />

Zu abklingenden Hoch-Zeiten der Neuen<br />

Deutschen Welle schwammen Novalis auf<br />

dieser Welle mit oder ihr auch hinterher,<br />

glitten sogar ins trivial Schlagerhafte ab<br />

(“Torero der Nacht”). Das inhaltlich Hintergründige<br />

war ebenso auf der Strecke<br />

geblieben wie die Entfaltung fantasievoller<br />

Klangwelten. Stattdessen gab’s Syn<strong>the</strong>tik-<br />

Pop (“Über S<strong>to</strong>ck und Stein”) – ein bitterer<br />

Tief- und Endpunkt in der His<strong>to</strong>rie dieser<br />

für den Deutsch-Rock durchaus wichtigen<br />

Combo! Positive Ausreißer waren eigentlich<br />

nur “Nimm meine Hand” und das Instrumental<br />

“Espresso”. Mit BUMERANG<br />

lieferten Novalis Schmalz statt Romantik<br />

und reichlich Anlässe zum Fremdschämen.<br />

(MiG/Intergroove, 1984, 10/39:26) pro<br />

Seite 54 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

TYGERS OF PAN TANG<br />

BURNING IN THE SHADE<br />

Anfang der 80er <strong>Jahre</strong> gehörten die Tygers Of<br />

Pan Tang zur zweiten Reihe der New Wave<br />

Of British Metal. Doch als sie den Sprung<br />

ganz nach vorn nicht schafften, schwenkten<br />

1987 Jon Deverill (voc), Steve Lamb (g) und<br />

Brian Dick (dr) mit neuen Begleitern um,<br />

schielten über den großen Teich. Statt rau-melodiösem<br />

Power-Rock war für BURNING IN<br />

THE SHADE mainstreamiger AOR angesagt<br />

mit dominanten, oft syn<strong>the</strong>tischen Keyboardspielereien.<br />

Dabei konnte die Band doch noch<br />

satt abrocken, wie sie mit “Hit It” zumindest<br />

andeutete! Auch wenn handwerklich alles<br />

gut gemacht war, fehlten Esprit und eigene<br />

Handschrift, zumal die Fans den neuen Weg<br />

nicht mitgingen. Kein Wunder, dass die Band<br />

sich wenig später auflöste. Bei der Neuauflage<br />

gibt’s als Bonus den Videotrack “Waiting”<br />

(bezeichnenderweise vom 85er Album THE<br />

WRECK AGE).<br />

(Lemon/Cherry Red/Rough Trade, 1987,<br />

10/37:16) pro<br />

VELVET UNDERGROUND<br />

& NICO<br />

THE VELVET UNDERGROUND<br />

& NICO (45TH ANNIVERSARY<br />

EDITION)<br />

Das bekannteste Zitat zum Debüt von Velvet<br />

Underground stammt von Brian Eno. Der<br />

ehemalige Roxy-<strong>Music</strong>-Keyboarder sagte<br />

einmal, nur etwa 5000 Leute hätten das Album<br />

gekauft, „aber jeder von ihnen gründete<br />

eine Band”. Die im März 1967 veröffentlichte<br />

LP THE VELVET UNDERGROUND &<br />

NICO, auf der die deutsche Schauspielerin<br />

Nico (bürgerlich Christa Päffgen) für ein<br />

paar Lieder das Mikro von Lou Reed übernahm,<br />

war zwar kommerziell ein Misserfolg.<br />

Sie erwies sich jedoch auf längere Sicht als<br />

ebenso einflussreich wie SGT. PEPPER’S<br />

oder PET SOUNDS. Ob David Bowie, Can,<br />

The S<strong>to</strong>oges oder Sonic Youth, ob Punk,<br />

Gothic, Grunge oder Noise-Rock – sie alle<br />

wurden von dem Album mit Andy Warhols<br />

berühmtem Bananen-Cover inspiriert. Zum<br />

45. Jubiläum erscheint nun ein Neu-Remaster<br />

in unterschiedlichen Versionen. Neben einer<br />

6-CD-Box gibt es eine 2-CD-Edition sowie<br />

eine Einzel-Silberling- bzw. Vinyl-Ausgabe.<br />

Das Sechser-Set beinhaltet die Stereo- und<br />

Monoversionen des Originalalbums sowie<br />

bislang unveröffentlichte Alternativversionen<br />

und Probenmitschnitte aus Warhols Fac<strong>to</strong>ry.<br />

Enthalten ist zum ersten Mal offiziell auch<br />

die Azetat-Pressung vom April 1966, die ersten<br />

Studio-Aufnahmen der Band in den New<br />

Yorker Scepter-Studios, mit denen sie sich<br />

um einen Plattenvertrag bewarb. Zudem gibt<br />

es einen Livemitschnitt vom November 1966<br />

aus Columbus, Ohio. Überdies liegt der Box<br />

Nicos 1967er Debütalbum CHELSEA GIRL<br />

bei, dessen Songs zum Teil aus der Feder<br />

der VU-Mitglieder John Cale und Lou Reed<br />

stammen. Die 2-CD-Ausgabe umfasst die<br />

Stereoversion sowie die Fac<strong>to</strong>ry-Proben und<br />

die Scepter-Studiosessions.<br />

(Verve/Universal, 1967/2012) frs<br />

AEROSMITH<br />

MUSIC FROM ANOTHER<br />

DIMENSION<br />

Im Jahr 2004 gab es<br />

mit HONKIN’ ON<br />

BOBO ja immerhin<br />

ein Cover-Album als<br />

Lebenszeichen, jetzt<br />

haben<br />

Aerosmith<br />

nach elf <strong>Jahre</strong>n wieder<br />

ein Album mit neuen Songs veröffentlicht.<br />

MUSIC FROM ANOTHER DIMEN-<br />

SION haben Steven Tyler (voc), Joe Perry<br />

(g), Brad Whitford (g), Tom Hamil<strong>to</strong>n (b)<br />

und Joey Kramer (dr) – also immer noch<br />

die Originalbesetzung – ihr neues Werk<br />

genannt. Doch keine Angst, statt neuartige<br />

Musik aus einer anderen Dimension anzustimmen,<br />

sind sich Aerosmith treu geblieben,<br />

spielen im Prinzip nichts anderes als<br />

die Musik, die man von ihnen gewöhnt ist<br />

– und erwartet! Heavy-Metal-Hymnen wie<br />

die erste Single “What Could Have Been<br />

Love”, Midtempo-Power-Balladen wie das<br />

Duett mit Carrie Underwood “Can’t S<strong>to</strong>p<br />

Lovin’ You”, rotzige Punk-S<strong>to</strong>mper wie<br />

“Lover Alot” oder straighte Rock’n’Roll-<br />

Kracher wie “Freedom Fighter”, bei dem<br />

kein Geringerer als Johnny Depp als Backgroundsänger<br />

zu hören ist.<br />

(Columbia/Sony <strong>Music</strong>, 2012, 15/68:06) tk<br />

RAY STINNETT<br />

A FIRE SOMEWHERE<br />

Nach Teenie-Band und Duo-Auftritten in<br />

Kneipen und Nachtclubs landet Ray Stinnett<br />

mit gerade mal 20 <strong>Jahre</strong>n bei Sam The Sham<br />

& The Pharaos, mit denen er mit “Woolly<br />

Bully” 1965 einen Riesenhit hat. Nach den<br />

üblichen Streitereien, die so ein schneller<br />

und unerwarteter Erfolg nach sich zieht, trennen<br />

sich die Pharaos (inklusive Stinnett) von<br />

Sam und benennen sich in The Violations<br />

um. 1967 macht sich Stinnett als Komponist<br />

selbstständig, zieht mit Frau und Sohn nach<br />

San Francisco. Freundet sich dort mit Booker<br />

T. Jones an, der mit ihm ein Album aufnimmt,<br />

das bis heute verschollen ist. Dann geht es<br />

nach Memphis, wo er mit Booker T. Jones’<br />

Unterstützung und seinen alten Freunden Jerry<br />

Peterson (die andere Hälfte des eingangs<br />

erwähnten Duos) und Mike Plunk ein Album<br />

voller bunter Musik aufnimmt – heiße Country-Twang-Nummern,<br />

souliger Boogie-Woogie<br />

und psychedelische Pop-Exkursionen. Als<br />

die LP mit dem Titel A FIRE SOMEWHERE<br />

fertig zur Veröffentlichung ist, gibt es Streit<br />

über die Art der Promotion, die Plattenfirma<br />

möchte Stinnett zum Superstar aufbauen, der<br />

wiederum möchte nur seine LP in den Läden<br />

stehen sehen. Kurzerhand schnappt sich Stinnett<br />

seine Tapes und lebt sein Vagabundenleben<br />

weiter. Jetzt erscheint diese Musik aus<br />

einer anderen Galaxie, also mit <strong>40</strong>-jähriger<br />

Verspätung, dafür aber in einem herrlich gestalteten<br />

Digipak, mit einem noch herrlicheren<br />

Booklet, in dem es die Geschichte, die<br />

Bilder und die Song-By-Song-Kommentare<br />

von Ray Stinnett gibt. Irre S<strong>to</strong>ry!<br />

(Light In The Attic/Cargo, 2012,<br />

14/52:56) us<br />

TOM GILLAM<br />

GOOD FOR YOU<br />

„Welcome once again ...” liest man, wenn<br />

man Tom Gillams neue CD aus der Halterung<br />

löst, „Tom Gillam is GOOD FOR<br />

YOU”, darauf weist einen der eindringlich<br />

blickende Herr mit ausgestrecktem Zeigefinger<br />

auf dem Backcover hin. Auch musikalisch<br />

beginnt dieses Album so entspannt, so<br />

freundlich, so gelassen, dass man sich kaum<br />

noch an den kräftigen Roots-Rock erinnern<br />

mag, mit dem Tom Gillam vor gut zehn<br />

<strong>Jahre</strong>n noch stilistischer Kollege von John<br />

Mellencamp, Bob Seger oder John Hiatt war.<br />

Doch ebenso wie mit seiner (Teilzeit- & Neben-)Band<br />

US Rails – zusammen mit Ben<br />

Arnold, Joseph Parsons, Scott Bricklin und<br />

Matt Muir – oder als Duo mit Todd Thibaud<br />

lässt er nun mehr Folk- und Country-Einflüsse<br />

zu, ist seine Musik über die letzten drei<br />

Alben hinweg ein gutes Stück in Richtung<br />

Americana gedriftet. Und somit schließt sich<br />

auch wieder der Kreis zum Titel des Albums,<br />

GOOD FOR YOU ist nämlich alles andere<br />

als eine leere Versprechung, Tom Gillams<br />

Songs klingen einfach zu gut, als dass er<br />

im letzten Stück augenzwinkernd drohen<br />

müsste : „You Better Be Good (To Me)!”<br />

(Blue Rose/Soulfood, 2012, 12/55:44) us<br />

MAD MOON<br />

CHAPTER III<br />

Über ein Jahr lang<br />

haben Mad Moon aus<br />

dem baden-württembergischen<br />

Öhringen<br />

an ihrem dritten<br />

Longplayer gebastelt.<br />

War der progressive<br />

Rock auf den beiden ersten Alben noch stark<br />

von Tom Schmidts Wechselspielen zwischen<br />

seiner 30 <strong>Jahre</strong> alten Orgel und modernen<br />

Syn<strong>the</strong>sizerklängen dominiert, lässt Rainer<br />

Webers Leadgitarre die neuen Songs auf<br />

CHAPTER III auch mal in Richtung Melodic-Rock-Gefilde<br />

driften. Der so entstehende<br />

vielschichtige Klangkosmos erinnert über<br />

weite Strecken an gute alte 70er-<strong>Jahre</strong>-Klänge,<br />

als der verspielte Prog-Rock von Bands<br />

wie Eloy, Anyone’s Daughter oder den frühen<br />

Genesis seine fruchtbarsten Zeiten erlebte. In<br />

diesem Sinne ist das dritte Album von Mad<br />

Moon dann nicht nur eine erwartete Weiterentwicklung<br />

des bisherigen Stiles, sondern<br />

bietet auch neue Töne, die dem Album so<br />

richtig gut tun, die der klasse Musik eine weitere<br />

Facette hinzufügt!<br />

(Mad Moon Records/CMS, 2012,<br />

10/58:25) us<br />

DONALD FAGEN<br />

SUNKEN CONDOS<br />

Erneut ein Meisterwerk! Fagens cooles<br />

Songwriting bildet die Basis für völlig<br />

pathos-freien Gesang, der im Dienste eines<br />

stilsicheren Mixes aus smoo<strong>the</strong>m City-<br />

Rock, Funk-Einarbeitungen, Pop-Spritzern<br />

und Jazz-Verquickungen steht. Fagens Arbeit<br />

an den Tasten versprüht eine unterkühlte<br />

Eleganz und Präzision, der sich die feinen<br />

Rhythmus-Arbeiter an Bass & Drums und<br />

die swingende Bläser-Crew gern anschließen.<br />

Dazu kommen meist eher unauffällige,<br />

aber perfekte Gitarrentöne. Der Song-Zyklus<br />

über untergegangene Apartmenthäuser,<br />

die Liebe in Zeiten der Finanzkrise und<br />

sogar ein verwegener Ausflug zum “Planet<br />

Rock<br />

D’Rhonda” enthält mit “Slinky Thing”,<br />

“Wea<strong>the</strong>r In My Head”, “Miss Marlene”<br />

und “Good Stuff” einige der besten Fagen-<br />

Songs der letzten 30 <strong>Jahre</strong>.<br />

(Reprise/Warner, 2012, 9/44:14) hjg<br />

THE STEVE MILLER BAND<br />

CILDREN OF THE FUTURE +<br />

SAILOR + BRAVE NEW WORLD<br />

+ YOUR SAVING GRACE +<br />

NUMBER 5<br />

Fällt der Name Steve<br />

Miller Band,<br />

denken die meisten<br />

an die großen Hits<br />

aus den Siebzigern<br />

wie “The Joker”,<br />

“Fly Like An Eagle”<br />

oder “Abracadabra” b aus den Achtzigern.<br />

Doch zu Beginn seiner Karriere spielte der<br />

„Space Cowboy” psychedelische Musik in<br />

allen Facetten, die erst in den letzten <strong>Jahre</strong>n<br />

entsprechend gewürdigt wird. Edsel, eins<br />

der führenden Labels auf dem Reissue-<br />

Markt, hat nun klanglich verfeinerte CDs<br />

in sechsseitigen Digipaks mit Booklets auf<br />

den Markt gebracht, bei denen jeder US-<br />

Rock-Fan zuschlagen muss. CILDREN<br />

OF THE FUTURE bewegt sich zwischen<br />

psychedelischen Klangcollagen, Westcoast<br />

mit starkem San-Fancisco-Flair und hauchzarten<br />

Titeln (der Bonus-Track “Sittin’ In<br />

Circles”). Klasse Album, kein einziger Ausfall!<br />

Auf SAILOR gelang Miller die Quadratur<br />

des Kreises, da er sich als hervorragender<br />

Komponist präsentierte (“Dear Mary”),<br />

kräftigen Rockeinfluss in den Sound integrierte,<br />

aber immer noch verspielt-psychedelisch<br />

blieb. BRAVE NEW WORLD ist<br />

natürlich für jeden Beatles-Fan ein Muss, da<br />

Paul McCartney unter dem Pseudonym Paul<br />

Ramon auf dem Track “My Dark Hour” als<br />

Drummer, Background-Sänger und Bassist<br />

gastierte. Obwohl Millers Weggefährten<br />

Boz Scaggs und Jim Peterman die Band<br />

verlassen hatten, gelang ihm ein Album,<br />

das dem Gesamtwerk in nichts nachsteht.<br />

YOUR SAVING GRACE bewegt sich tendenziell<br />

ein wenig in Richtung Blues und<br />

Rock, gefiel den Hippies im Golden Gate<br />

Park aber immer noch, besonders wegen<br />

des offenen und freigeistigen Klangbildes.<br />

Kaum zu glauben, aber auch auf NUMBER<br />

5 kann Miller seine Kreativität voll ausspielen,<br />

ohne sich zu wiederholen oder bei anderen<br />

zu kopieren. Mit “Good Morning” und<br />

“Never Kill Ano<strong>the</strong>r Man” befinden sich<br />

zwei seiner attraktivsten Titel auf der Platte.<br />

Empfehlenswerte Neuauflagen, die ältere<br />

Reissues meilenweit überragen.<br />

(Edsel/Soulfood, 1968, 12/41:25 + 1968,<br />

10/34:33 + 1969, 9/29:59 +1969, 8/37:36<br />

+ 1970, 10:36:22) fl<br />

<strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 55


LP<br />

AGITATION FREE<br />

MALESCH + 2ND<br />

REVIEWS<br />

Nach hder CD-Wiederveröffentlichung der beiden<br />

ersten Alben der Krautrockband Agitation<br />

bi<br />

Free vor vier <strong>Jahre</strong>n legt nun das Label MiG<br />

mit schön edierten, klanglich guten Vinylausgaben<br />

nach. MALESCH (1972) und 2ND<br />

(1973) rechnen Kenner zu den besten Werken<br />

des frühen Krautrock. MALESCH entstand,<br />

nachdem die Berliner Combo auf Einladung<br />

des Goe<strong>the</strong>-Instituts durch Ägypten, Libanon,<br />

Zypern und Griechenland ge<strong>to</strong>urt war. Der<br />

Trip gen Osten hinterließ Eindruck bei den<br />

Musikern, mitunter sind Ethno-Instrumente<br />

oder arabische Tonskalen zu hören. Allerdings<br />

gehen Agitation Free in ihrer Verschmelzung<br />

von Ost und West nicht so weit wie etwa Embryo<br />

auf ihren Goe<strong>the</strong>-Institut-Tourimpressionen<br />

EMBRYO’S REISE. Die Musik ist eher<br />

als frei fließender, von jazzigen Grooves getragener<br />

Electric Space-Rock zu beschreiben.<br />

Diesem Konzept blieben die Mannen um den<br />

Gitarristen Lutz „Lüül” Ulbrich (heute bei den<br />

17 Hippies) auch auf 2ND weitgehend treu.<br />

Allerdings brachte der neue zweite, Jazz- und<br />

Westcoast-versierte Gitarrist Stephan Diez,<br />

der für Jörg Schwenke kam, einen neuen<br />

Sound ein. Den Improvisationen der Gitarrendoppelspitze<br />

Ulbrich/Diez haftet eine sonnige<br />

Leichtigkeit an, die an die kalifornischen<br />

Quicksilver Messenger Service erinnert. Insgesamt<br />

ist 2ND das rundere Album der beiden<br />

Krautrock-Meisterwerke.<br />

(MiG/Intergroove, 1972 + 1973,<br />

7/<strong>40</strong>:01 + 7/41:37) frs<br />

JETHRO TULL<br />

THICK AS A BRICK 1 & 2<br />

1972 veröffentlichten<br />

Jethro Tull mit<br />

THICK AS A TRICK<br />

ihr fünftes Album –<br />

mit einem einzigen,<br />

44 Minuten langen<br />

Song. Gedacht war<br />

es als Persiflage auf den „Konzeptalbum-<br />

Wahn”, den Frontmann Ian Anderson bei<br />

ihrem letzten Werk, AQUALUNG, den Kritikern<br />

bescheinigte. Folglich überzeichneten<br />

Jethro Tull alle (musikalischen) Kennzeichen<br />

eines Konzeptalbums und erfanden<br />

dazu noch eine unglaubwürdige S<strong>to</strong>ry über<br />

ein episches Gedicht, das von einem Achtjährigen<br />

namens Gerald Bos<strong>to</strong>ck stammen<br />

sollte. „If <strong>the</strong> critics want a concept album<br />

we’ll give <strong>the</strong> mo<strong>the</strong>r of all concept albums<br />

and we’ll make it so bombastic and so over<br />

<strong>the</strong> <strong>to</strong>p”, so Ian Anderson 2009. Das Ganze<br />

muss der Band aber so viel Spaß gemacht<br />

haben, dass sie im April dieses <strong>Jahre</strong>s mit<br />

THICK AS A BRICK 2 (Review Good-<br />

Times 3/2012) der Geschichte um Gerald<br />

Bos<strong>to</strong>ck ein zweites Kapitel anhängten. Beide<br />

Alben als hochwertige 180g Pressungen<br />

(remastert von Steven Wilson), dazu ein<br />

80-seitiges Buch voller Bilder, Zeitungsausschnitte,<br />

Tourberichte, Studio-Erinnerungen,<br />

Songtexte (u.a. auch in der deutschen Übersetzung)<br />

und (echte und fiktive) Interviews.<br />

Daneben erscheint das Album auch als <strong>40</strong>TH<br />

ANNIVERSARY SET, bei dem die remasterte<br />

Platte als CD sowie als Audio-DVD in<br />

zahlreichen audiophilen Abmischungen enthalten<br />

ist und das Begleitbuch gleichzeitig<br />

vom LP- auf DIN A5-Format schrumpfte.<br />

(EMI, 2012, 2 LPs)<br />

us<br />

FLEETWOOD MAC<br />

THE PIOUS BIRD OF GOOD<br />

OMEN<br />

Eigentlich war THE<br />

PIOUS BIRD OF<br />

GOOD OMEN gar<br />

kein „richtiges” Album<br />

von Fleetwood<br />

Mac. Vielmehr wurden<br />

auf dieser 1969<br />

veröffentlichten LP die ersten vier UK-Singles<br />

(inkl. B-Seiten) sowie zwei Stücke zusammengefasst,<br />

bei denen Peter Green (voc, g, harp),<br />

Jeremy Spencer (voc, g, p), Danny Kirwan (g),<br />

John McVie (b) und Mick Fleetwood (dr) vom<br />

amerikanischen Bluesmusiker Eddie Boyd<br />

unterstützt wurden. So erklärt sich auch die<br />

hohe musikalische Qualität dieser LP, die im<br />

Nachhinein ja nichts anders ist als eine (zugegebenermaßen<br />

sehr frühe) „Best Of”, die neben<br />

selbst verfassten, erfolgreichen Titeln wie<br />

“Albatross” und “Black Magic Woman” auch<br />

klassischen Blues(-Rock) von Elmore James<br />

und Eddie Boyd präsentiert. Die Tonqualität<br />

der 180g-Pressung ist trotz altersbedingter Patina<br />

unglaublich transparent, schließt man die<br />

Augen, könnte man meinen, Mick Fleetwood<br />

hätte seine Hi-Hat direkt vor einem im heimischen<br />

Wohnzimmer, aufgebaut.<br />

(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 1969,<br />

12 Tracks) us<br />

THELONIOUS MONK<br />

IT’S MONK TIME<br />

Unberechenbar,<br />

exzentrisch,<br />

manisch<br />

und grenzüberschreitend<br />

– alles Adjektive,<br />

die auf einen der<br />

wichtigsten Jazzmusiker<br />

des 20. Jahrhunderts<br />

zutreffen, der besonders durch seine<br />

Konzentration auf dissonante Harmonien<br />

bei Genrefans ankam. Doch erst ab 1962,<br />

nachdem er mit Columbia einen Vertrag abgeschlossen<br />

hatte, ereichte er ein größeres<br />

Publikum. Zusammen mit Charlie Rouse (ts),<br />

Butch Warren (b) und Ben Riley (dr) spielte<br />

der legendäre Pianist zwischen Januar und<br />

März 1964 eines seiner wohl bekanntesten<br />

Werke ein – IT’S MONK TIME. Hier konnte<br />

er sich aufgrund der gemäßigten Melodieführung<br />

ein neues Publikum erspielen, ohne<br />

es dabei an rhythmischer Komplexität fehlen<br />

zu lassen (“Lulu’s Back In Town”). Subtilität<br />

beim Songwriting (“Memories Of You”) gepaart<br />

mit swingenden Songs (“Stuff Turkey”)<br />

stehen für die gekonnte Gratwanderung zwischen<br />

seinen vielen Welten. Erstklassig!<br />

(Speakers Corner, 1964, 6 Tracks) at<br />

ANN PEBBLES<br />

STRAIGHT FROM THE HEART<br />

Ann Pebbles? Der<br />

Name der schwarzen<br />

Sängerin wird vielen<br />

zuerst nichts sagen,<br />

doch ihr erster großer<br />

Hit “I Can’t Stand The<br />

Rain” (nicht auf der<br />

Platte enthalten), der einige <strong>Jahre</strong> später von<br />

der Disco-Combo Eruption in die Charts gehievt<br />

wurde, hat eine erstaunlich hohe Halbwertszeit<br />

bewiesen. Auf ihrem 72er-Album<br />

gibt sich die Dame mit der beseelten Stimme<br />

recht bodenständig und zelebriert Black <strong>Music</strong>,<br />

wie die Hörer des Stils es lieben. Bei “I<br />

Feel Like Breaking Up Somebody’s Home<br />

Tonight” taucht sie in Soulgefilde ab, wohingegen<br />

“Trouble, Heartaches & Sadness”<br />

durch das geschmackvoll arrangierte Orchester<br />

gefällt. Als Anspieltipp kann “I Pity The<br />

Fool” genannt werden, denn hier zeigt sie ihre<br />

stimmliche Ausdruckskraft in vollem Umfang.<br />

Empfehlung!<br />

(Speakers Corner, 1972, 10 Tracks) at<br />

BILLY JOEL<br />

PIANO MAN<br />

Der Titel eines seiner<br />

erfolgreichsten (und<br />

immer noch besten)<br />

Alben wurde für Billy<br />

Joel schnell zum<br />

Spitznamen: PIANO<br />

MAN. Erwartet hatte<br />

man so ein Meisterwerk 1973 allerdings<br />

nicht. Denn nach dem relativ erfolglosen<br />

Debüt COLD SPRING HARBOUR und<br />

den daraus resultierenden Streitigkeiten<br />

mit seiner alten Plattenfirma wechselte<br />

Joel zum Branchenriesen Columbia. Und<br />

dort stellte man ihm mit Banjo-Ass Eric<br />

Weissberg, der Elvis-Presley-Rhythmusfraktion,<br />

bestehend aus Schlagzeuger Ronnie<br />

Tutt und Bassist Emory Gordy, sowie<br />

dem Gitarristen Larry Carl<strong>to</strong>n, Dean Parks<br />

und Richard Bennett die idealen Mitstreiter<br />

an die Seite, um seine edlen Songs zwischen<br />

Singer/Songwriter-Pop und Country<br />

passend zu instrumentieren. Herausragend,<br />

neben dem Titeltrack, immer noch “The<br />

Ballad Of Billy The Kid”, bei dem Joel<br />

den Outlaw mit gleichem Vornamen zwar<br />

his<strong>to</strong>risch unkorrekt, aber – besonders im<br />

letzten Vers – mit deutlich au<strong>to</strong>biografischen<br />

Bezügen schildert. Ein Meisterwerk,<br />

das durch die audiophile 180g-Pressung<br />

besser als je zuvor klingt.<br />

(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 1973,<br />

10 Tracks) tk<br />

ALCATRAZ<br />

VAMPIRE STATE BUILDING<br />

Die<br />

Hamburger<br />

hatten als Blues-<br />

Rock-Coverband begonnen,<br />

wechselten<br />

dann 1971 auch für<br />

ihr einziges Album<br />

zu<br />

progressiven,<br />

jazz-rockigen Eigengewächsen, die für das<br />

Publikum gewöhnungsbedürftig sein mochten,<br />

aber sicherlich einen größeren Sog auslösten<br />

als weitere Savoy-Brown-Anleihen.<br />

Manches klingt scheppernd, weniger ausgereift<br />

– so folgt im Opener “Simple Headphone<br />

Mind” auf eine ansprechende Herbie-<br />

Mann-Passage eine persiflierte Blaupause<br />

der ersten Blackmore-Breitseite in Deep<br />

Purples CONCERTO FOR GROUP AND<br />

ORCHESTRA: interessant allemal. Neben<br />

drei kürzeren Titel präsentieren Rüdiger<br />

Berghahn (voc, p), Klaus Holst (g), Klaus<br />

Nagurski (fl, sax) und Ronald Wilson (b)<br />

im 13-minütigen Titelopus auf dem Friedhof<br />

eine gar dürre Schöne im Negligé, die<br />

Vinyl<br />

sich zu allerlei Quälereien anschickt – angereichert<br />

mit Amon-Düül-esken instrumentalen<br />

Breitseiten mit Tempowechseln<br />

und Schlagzeugsolo von Jan Rieck. Ansprechendes<br />

Zeitdokument.<br />

(Malesch/Long Hair <strong>Music</strong>, 1971,<br />

5 Tracks) utw<br />

J.J. CALE<br />

COLLECTED<br />

Einen echten Schatz<br />

hält man mit dieser<br />

Dreifach-LP in Händen,<br />

sowohl was die<br />

Aufmachung<br />

als<br />

auch was den Inhalt<br />

angeht. Von den ursprünglich<br />

h60T Tracks der 2006er CD-Version<br />

sind immerhin noch 49 übriggeblieben,<br />

eine Reduktion, die durch die exzellente<br />

Tonqualität der audiophilen 180g-Scheiben<br />

mehr als wettgemacht wird. Natürlich<br />

stammt das Gros der Auswahl aus den<br />

70ern und frühen 80ern, wer wie J.J. Cale<br />

in dieser Zeit Songs wie “After Midnight”,<br />

“Call Me The Breeze”, “Changes”, “Cocaine”,<br />

“Carry On” oder “Cajun Moon”<br />

geschrieben und veröffentlicht hat, wer<br />

dazu noch in den 90er <strong>Jahre</strong>n mit vielbeachteten<br />

Spätwerken und Kollaborationen<br />

seine Klasse bewies, der kann ohne Probleme<br />

mehrere LPs mit hochklassigem<br />

Material füllen. Eine seltene Ausnahme<br />

auch das mehrseitige, LP-große Booklet,<br />

das COLLECTED beiliegt. Neben einer<br />

kurzen Einführung in Cales Werk lädt es<br />

mit Songlisten und großformatigen Bildern<br />

zum entspannten Blättern ein.<br />

(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 2006,<br />

3 LPs, 49 Tracks) us<br />

HARRY NILSSON<br />

SON OF SCHMILSSON<br />

Auch in den 70er <strong>Jahre</strong>n<br />

funktionierte das<br />

Musikbusiness nach<br />

der alten Regel „Never<br />

change a winning<br />

team”. So forderte<br />

die Plattenfirma von<br />

Harry Nilsson einen möglichst schnellen<br />

Nachfolger zu seinem 1971er Erfolgsalbum<br />

NILSSON SCHMILLSON. Möglichst<br />

mit ähnlichem Titel – der mit SON OF<br />

SCHMILSSON schnell gefunden war –,<br />

und natürlich mindestens genauso guter Musik.<br />

Doch da kannten die Plattenbosse den<br />

exzentrischen Amerikaner scheinbar nicht<br />

gut genug, sonst hätten sie eigentlich wissen<br />

müssen, dass der sein Hauptaugenmerk<br />

noch nie auf unbedingten kommerziellen<br />

Erfolg gelegt hatte. Mit einer namhaften Musikerschar,<br />

darunter Nicky Hopkins, Chris<br />

Spedding, George Harry-son (!), Richie<br />

Snare (aka Ringo Starr), Klaus Voormann,<br />

Peter Framp<strong>to</strong>n und Lowell George macht<br />

sich Harry Nilsson im Laufe des Albums auf<br />

eine bizarre Reise durch orchestralen Singer/<br />

Songwriter-Pop, verzerrte Rock’n’Roll-Kracher,<br />

schräge, Akkordeon-unterstützte Chormusik<br />

und allerlei andere, spleenige Klangexperimente.<br />

Neben dickem 180g-Vinyl<br />

liefert diese Wiederveröffentlichung auch<br />

das originale 60x90-cm-Poster, auf dessen<br />

Rückseite genug Platz für alle Songtexte ist.<br />

(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 1972,<br />

11 Tracks) tk<br />

Seite 56 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


LP<br />

REVIEWS<br />

PELL MELL<br />

FROM THE NEW WORLD<br />

Der Titel täuscht nicht – die ersten 16 Minuten<br />

dieses zweiten Albums der Marburger Formation<br />

mit Frumpy- und Classic-Purple-Nähe<br />

waren 1973 der 9. Sinfonie “Aus der Neuen<br />

Welt” von An<strong>to</strong>n Dvorak gewidmet, geprägt<br />

von Ot<strong>to</strong> Puschs Orgel- und Pianofertigkeiten.<br />

Er weist bei Bachs “Toccata” eine angenehme<br />

Nähe zum Classic-Meets-Jazz Rick van der<br />

Lindens von den niederländischen Mitbewerbern<br />

Ekseption auf. Bei “Suite I” und “Suite<br />

II” übernimmt Dietrich J. Noll die Tasten, teilt<br />

sich die instrumentale Hauptrolle erneut mit<br />

den Violinen- und Querflötenkünsten Thomas<br />

Schmitts. Jörg Götzfried (b) und Mitch<br />

Kniesmeijer (dr) sorgen wie auf dem Debüt<br />

MARBURG für einen perkussiv-jazzigen<br />

Teppich, während die hohen Leadvocals von<br />

Rudolf Schön selbstsicherer, vom Drama<br />

her dosierter und Yes-mäßig Chor-gestützt<br />

daherkommen. Nette Zugabe: Gerade wenn<br />

einem zum Schluss mal ein beherzter Gitarreneinsatz<br />

fehlt, grätscht Andy K. auf “Suite<br />

II – Deficiency” expressiv ins Klangbild: rockiges<br />

Finale.<br />

(Malesch/Long Hair <strong>Music</strong>, 1973,<br />

5 Tracks) utw<br />

McCHURCH SOUNDROOM<br />

DELUSION<br />

Eine der begehrtesten<br />

Krautrock-Scheiben<br />

stammt aus der<br />

Schweiz.<br />

Originale<br />

werden<br />

mittlerweile<br />

für 600 Euro gehandelt,<br />

und das hat auch<br />

seinen Grund, denn hier stimmen Musik,<br />

Cover und Individualität überein. Glücklicherweise<br />

hat das Münchner Reissue-Label<br />

Ohrwaschl Records diesen Schatz gehoben<br />

und nun in einer strengstens limitierten 500er-<br />

Auflage veröffentlicht. Eine Reproduktion des<br />

Original-Flyers, ein Hochglanz-cellofaniertes<br />

Klappcover und das kolorierte, blutrote Vinyl<br />

(erweckt jeden Vampir aus dem Mittagsschlaf)<br />

machen einen vorbildlichen Eindruck.<br />

Die Musik? Hammondorgel, eine Flöte im<br />

Jethro-Tull-Stil, eine starke Gitarre und meist<br />

harte, im Blues verwurzelte Songs werden in<br />

einem einzigartigen Stil dargeboten, der auch<br />

Fans von Frumpy, Birth Control, Epitaph, Gift<br />

oder Gila gefallen wird. Eine der schönsten<br />

Vinylausgaben des <strong>Jahre</strong>s. Empfehlung!<br />

(Ohrwaschl Records, 1971, 6 Tracks) fl<br />

JOHN COUGAR<br />

MELLENCAMP<br />

SCARECROW<br />

Zusammen mit Bruce<br />

Springsteen<br />

dominierte<br />

John Cougar<br />

Mellencamp Mitte der<br />

80er <strong>Jahre</strong> den nordamerikanischen<br />

Heartland-Rock,<br />

Springsteen war dabei dbieher städtisch fixiert,<br />

Mellencamp deckte den ländlichen Part ab.<br />

Bestes Beispiel hierfür ist das LP-Cover –<br />

Mellencamp in sich gekehrt am Weidezaun<br />

– des äußerst erfolgreichen Albums SCARE-<br />

CROW aus dem Jahr 1985, das sowohl in den<br />

USA als auch in Kanada mit jeweils fünffach<br />

Platin ausgezeichnet wurde. Von den drei<br />

Top-Ten-Hits war “R.O.C.K. In The USA (A<br />

Salute To 60’s Rock)” mit Platz 2 am erfolgreichsten,<br />

ein Song, in dem die Klasse von<br />

Frankie Lymon, Bobby Fuller, Martha Reeves,<br />

Jackie Wilson und James Brown gepriesen<br />

wurde. Neben Mellencamps Großmutter<br />

(Leadvocals auf “Grandma’s Theme”) sind<br />

auch Rickie Lee Jones (Backgroundvocals<br />

auf “Between A Laugh And Tear”) sowie Ry<br />

Cooder (Slideguitar auf “The Kind Of Fella<br />

I Am”) zu hören. Gegenüber der ziemlich<br />

flach klingenden Original-CD aus den 80ern<br />

klingt die audiophile 180g-Pressung weit<br />

überlegen, behauptet selbst im Vergleich<br />

zum weitaus besseren 2005er Reissue noch<br />

einen knappen Vorsprung.<br />

(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 1985,<br />

12 Tracks) us<br />

SUZI CHUNK<br />

GIRL FROM THE NECK DOWN<br />

Kaum hört man in Miss Chunk – benannt<br />

nach ihrer Ex-Band Dark Chunk – so etwas<br />

wie die Tochter von Lulu oder empfindet sie<br />

als Enkelin Dusty Springfields, steht das in<br />

den Notes. Es stimmt aber – dabei macht die<br />

muntere, leicht angeraute Sängerin keines-<br />

wegs künstlich auf Retro, sondern liebt und<br />

lanciert tanzbaren Sixties-Soul, als hätte sie<br />

bis zum sechsten Lebensjahr gar nicht gewusst,<br />

dass es andere Musik überhaupt gibt.<br />

Die junge, in Cardiff lebende Sängerin ließ<br />

sich von ihrem Gitarristen/Keyboarder Glenn<br />

Prangnell ein Dutzend Preziosen schreiben:<br />

“For The Millionth Time” mag der “Keep On<br />

Running”-Rhythmus wiederholt werden, zum<br />

Opener passt er. “Got Any Mantras” verbreitet<br />

“Dancing In The Street”-Feeling”, in “Look<br />

Back And Laugh” tritt Bruce Brand als Hank<br />

Marvin auf, überlässt aber John Littlefair ein<br />

schönes Trompetensolo. Suzi Chunk kann als<br />

Jung-Ausgabe von Sharon Tandy aber auch<br />

swingen – “I Can’t S<strong>to</strong>p The Rain” sprüht vor<br />

Charme. Eine Entdeckung.<br />

(State Records/ Import, 2012,<br />

12 Tracks) utw<br />

SPIRIT<br />

THE FAMILY THAT PLAYS<br />

TOGETHER<br />

Diese LP war im<br />

Dezember 1968 das<br />

zweite Album (von<br />

insgesamt<br />

vieren),<br />

das Spirit in der Originalbesetzung<br />

veröffentlichten.<br />

Diese<br />

bestand aus Randy California Cli (voc, g), Mark<br />

Andes (b, voc), John Locke (keys), Jay Ferguson<br />

(keys, voc) und Ed Cassidy (dr). Nach<br />

ihrem surrealistischen Debüt SPIRIT drifteten<br />

sie mit THAT FAMILY THAT PLAYS TO-<br />

GETHER einen Schritt weiter in psychedelische<br />

Gefilde. So weit, dass einige Songs des<br />

neuen Albums – “It Shall Be”, “Silky Sam”<br />

– nichts anderes als purer Jazz-Rock sind.<br />

Doch nicht nur in diese Richtung entwickelten<br />

sie sich, mit “Jewish” und “Aren’t You Glad”<br />

zeigten sie sich auch stark beeinflusst von<br />

Word-<strong>Music</strong> und Jam-Rock, besonders auf<br />

Gitarrist Randy California schien dieses stilistisches<br />

Ausbrechen befreiend zu wirken, man<br />

höre sich nur seine beiden Gitarrenspuren von<br />

“All The Same” an. In der Rückschau eines ihrer<br />

besten Werke, noch dazu mit dem einzigen<br />

richtigen Singlehit, “I Got A Line On You”.<br />

(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 1968,<br />

11 Tracks) tk<br />

Vinyl<br />

MAGGIE & TERRE ROCHE<br />

SEDUCTIVE REASONING<br />

Paul Simon engagierte die heute leider in<br />

Vergessenheit geratenen Roche-Schwestern<br />

als Backgroundsängerinnen für sein Album<br />

THERE GOES RHYMIN’ SIMON. Ihr Debüt<br />

wurde 1973 in den Morgan Studios, London,<br />

und 1974 in den Muscle Shoals Studios,<br />

Alabama, aufgenommen (Produzent: Paul<br />

Simon!) und präsentiert zwei kraftvolle Sängerinnen,<br />

die trotz der Musik, die sich zwischen<br />

Country, Blues und Folk abspielt, einen<br />

eher ungewöhnlichen Satzgesang bieten. Die<br />

Melodieführung mutet modern an, was einen<br />

spannungsvollen Kontrast zum erdigen Background<br />

bietet. Ob sich die beiden im Country-<br />

Blues auslassen (“Western Union”) oder intensive<br />

und leidenschaftliche Balladen singen<br />

(“The Burden Of Proof”, “Telephone Bill”), ist<br />

egal – sie verzaubern den Hörer auf ihre ganz<br />

individuelle Art. Wie bei allen LP-Releases<br />

von Speakers Corner üblich, wurde audiophil<br />

gemastert und auf 180 Gramm gepresst.<br />

(Speakers Corner, 1975, 10 Tracks) at<br />

JOHNNY CASH<br />

HELLO, I’M JOHNNY CASH<br />

Die legendären ersten<br />

Worte eines Johnny-<br />

Cash-Konzertes lauteten<br />

stets „Hello, I’m<br />

Johnny Cash”, und genauso<br />

heißt diese LP,<br />

die Cash 1970 veröffentlichte.<br />

Mit “To Beat The Devil” interpretierte<br />

er darauf erstmals einen Song von Kris<br />

Kris<strong>to</strong>fferson, “See Ruby Fall” schrieb er zusammen<br />

mit Roy Orbison, dazu das erstaunlich<br />

reife “Sing A Travelling Song” – verfasst<br />

vom 14-jährigen Ken Jones, dem Sohn von<br />

Helen Carter, der 1969 bei einem Au<strong>to</strong>unfall<br />

ums Leben kam – aber am berühmtesten ist<br />

wohl immer noch die Tim-Hardin-Komposition<br />

“If I Were A Carpenter”, hier als bewegendes<br />

Duett mit seiner Ehefrau June Carter<br />

Cash. Carl Perkins und Bob Woo<strong>to</strong>n an den<br />

Gitarren, Bass und Schlagzeug; vom Rest der<br />

Tennessee Three Marshall Grant und W.S.<br />

Holland, die Backgroundvocals steuerte die<br />

Carter Family bei.<br />

(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 1970, 12 Tracks) us<br />

<strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 57


CD<br />

REVIEWS<br />

TAJ MAHAL<br />

THE HIDDEN TREASURES OF<br />

TAJ MAHAL 1969–1973<br />

Ein<br />

Doppeldecker<br />

des Klasse-Bluesers<br />

Taj Mahal mit bislang<br />

unveröffentlichtem<br />

Material seiner<br />

sauguten (halb)<br />

frühen <strong>Jahre</strong>, die<br />

nach hAnsicht vieler Fans zu seinen besten<br />

gehören. CD 1 bringt Studio-Aufnahmen<br />

mit verschiedenen Begleitbands, die aus<br />

vier Sessions stammen und bis auf wenige<br />

„Aufwärm-Instrumentals” nur gigantisch<br />

Gutes bieten. Auffällig ist dabei, dass die<br />

längsten Tracks auch die eindringlichsten<br />

sind, weil Taj Mahal hier seiner Improvisationsfreude<br />

freien Lauf lassen kann, ohne sich<br />

in Wiederholungen oder Gedaddel zu verlieren.<br />

So avancieren Songs wie Bob Dylans “I<br />

Pity The Poor Immigrant” (8:09), die Eigenkompositionen<br />

“Ain’t Gwine Whistle Dixie”<br />

(7:22) und “You Ain’t No Streetwalker,<br />

Honey But I Do Love The Way” (16:05!)<br />

sowie die Standards “Good Morning Little<br />

Schoolgirl” und “Shady Grove” zu Trüffeln<br />

im ohnehin hochwertigen Taj-Mahal-Katalog.<br />

Der Meister singt durchweg inspiriert<br />

und nuanciert, und die famose Begleiterschar<br />

vom Gitarristen Jesse Ed Davis über<br />

die Dixie Flyers bis hin zum Bläserquartett<br />

Howard Johnson, Bob Stewart, Joseph Daly<br />

und Earl McIntyre – alle spielen Tuba und<br />

dazu entweder Trompete oder Posaune –<br />

heizt gewaltig ein. CD 2 enthält ein schönes<br />

Konzert aus der Royal Albert Hall (1970),<br />

das eine Bluesreise vom archaisch Akustischen<br />

zum gepfeffert Elektrischen bietet.<br />

Unfassbar, welcher Superqualitätss<strong>to</strong>ff hier<br />

geborgen wurde. Es wäre absolut unverantwortlich<br />

gewesen, diese Schätze Taj Mahals<br />

noch länger vorzuenthalten!<br />

(Legacy/Sony <strong>Music</strong>, 2012, 12/77:28,<br />

10/53:48) hjg<br />

ANDRE WILLIAMS<br />

LIFE<br />

Etwa der Andre Williams, der in den Fifties<br />

seinen Song “Bacon Fat” zum Hit machte,<br />

in Detroit intensiv mit Ike Turner kooperierte<br />

– ihn und Tina mit der Meganummer<br />

“Shake A Tail Fea<strong>the</strong>r” ausrüstete? He <strong>the</strong><br />

man – „Mr. Rhythm”, und der alte Hit wird<br />

neu verkostet! Mit 76 hat das zwischenzeitliche<br />

Drogenwrack und Punk-Blues-<br />

Fak<strong>to</strong>tum ein R&B-Album erster Güte gezaubert.<br />

Auf “Stuck In The Middle” gibt er<br />

den afro-amerikanischen J.J. Cale, für die<br />

wunderbaren Bassläufe sorgt Jim Diamond.<br />

“But’n” belebt das Riff aus “Night Of The<br />

Long Grass” von den Troggs, und der Frauenfuß-Fetisch-Party<br />

“Heels” merkt man an,<br />

dass Williams in New Orleans kürzlich mit<br />

den Morning <strong>40</strong> Federation zusammenkam:<br />

so heiße wie abgehangene Voodoo-Grooves<br />

etwa in der Kragenweite von “Just Wanna<br />

See His Face” auf EXILE ON MAIN ST.<br />

Mit “Blame It On Obama” kommen bissigironische<br />

Ansichten, “Money Ain’t Got No<br />

Loyalty” würzt Philosophie mit abenteuerlichstem<br />

Reggae, und mit “Ty The Fly”<br />

folgt mit Uralt-Drummachine leichte Kinderkost.<br />

Alles wie so oft bei ihm Made in<br />

Detroit, dreckig und ehrlich.<br />

(Natural Sound/ Alive, 2012,<br />

10/53:47) utw<br />

GWYN ASHTON<br />

RADIOGRAM<br />

Der 51-jährige Gitarrist und Sänger, der<br />

durch die Tour mit seiner Two-Man Blues<br />

Army im Vorprogramm von Magnum auch<br />

in Deutschland einem größeren Publikum<br />

bekannt wurde, spielte früher in der<br />

Rory Gallagher-Tribut Band Of Friends,<br />

was auch seine Stilistik zwischen Blues<br />

und Rock erklärt. Sein neues Album frönt<br />

einem 70er-<strong>Jahre</strong> Vintage-Sound, der zwischen<br />

rockig-straighten Grooves, gerne<br />

mal auch mit etwas Funk angereichert,<br />

bluesigen Slides und melodischen Hooks<br />

pendelt. Die zehn Songs stammen alle, außer<br />

Willie Dixons Klassiker “I Just Wanna<br />

Make Love”, aus der Feder von Ash<strong>to</strong>n, der<br />

einen ehrlich-unverkünstelten Stil pflegt.<br />

Eine grundsolide Scheibe, der allerdings<br />

die unverwechselbaren Highlights fehlen.<br />

(Fab<strong>to</strong>ne Records/Proper/Rough Trade,<br />

2012, 10/50:48) rg<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

KING NORTHERN SOUL<br />

VOLUME 3<br />

Auch für diesen Sammeleimer<br />

gilt, was<br />

an dieser Stelle über<br />

Soul-Sampler schon<br />

oft gesagt wurde: Wenige<br />

berühmte oder<br />

halbwegs<br />

bekannte<br />

Namen – hier Hank Ballard, Marv Johnson,<br />

Otis Williams, Little Willie John ... –, viele<br />

knapp bis unbekannte Acts. Große, überzeugende<br />

Stimmen. Songs im oberen Qualitätsdrittel.<br />

Professionelle, ideenreiche Produktion<br />

im Idealfall, oder wenigstens grundsolide<br />

Fließbandware. Ohrwürmer soweit das Ohr<br />

reicht. Es macht einfach Spaß, derartige<br />

Sampler am Stück zu hören – Überdruss<br />

und Langeweile bleiben außen vor. Weshalb<br />

natürlich auch die ersten beiden Folgen der<br />

kleinen Serie lobend erwähnt sein sollen.<br />

So, und nun noch kurz zu den Siegertracks:<br />

Die Plätze eins bis fünf belegen Mill Evans<br />

mit “Right Now Well”, Freddie Williams<br />

mit “Name In Lights”, Oscar Toney Jr. mit<br />

“Keep On Loving Me”, Hank Ballard mit<br />

“I’m Just A Fool (And Everybody Knows)”<br />

und Charles Spurling mit “That’s My Zone<br />

(He’s Pickin’ On)”. Diese Wertung ist natürlich<br />

völlig subjektiv. Wenn vier Hörer(innen)<br />

die Disc gemeinsam hören, gibt es bei der<br />

Sieger(innen)-Suche garantiert Diskussionen,<br />

bis der Arzt kommt ...<br />

(Kent/Soulfood, 2012, 24/58:29) hjg<br />

Blues – R&B – Soul – Funk – Reggae<br />

RAY CHARLES<br />

PURE GENIUS – THE COMPLE-<br />

TE ATLANTIC RECORDINGS<br />

(1952–1959)<br />

2004 verstarb mit Ray Charles ein Musiker,<br />

der völlig zu Recht als ein Gründungsvater<br />

der Soulmusik gilt. In den 50er <strong>Jahre</strong>n verband<br />

er R&B mit Gospel, Blues und Jazz,<br />

ließ sich aber auch von neuen Strömungen<br />

wie Pop und Rock’n’Roll beeinflussen, wurde<br />

mit diesem neugeschaffenen Stil sowohl<br />

für Freunde traditioneller Klänge als auch für<br />

junge, fortschrittlich orientierte Musikfans<br />

interessant. Legendär die Wertschätzung von<br />

Frank Sinatra, der Ray Charles als „<strong>the</strong> only<br />

true genius” bezeichnete. Darauf geht auch<br />

PURE GENIUS, der Titel der jetzt veröffentlichten<br />

Box zurück, in der man auf sieben<br />

CDs die bahnbrechende Musik, die Ray<br />

Charles zwischen 1952 und 1959 für das<br />

New Yorker Label Atlantic aufnahm, nachverfolgen<br />

kann. Sagenhafte 155 Tracks gibt<br />

es insgesamt zu hören, eine komplette CD ist<br />

dabei 35 bisher unveröffentlichten Stücken<br />

vorbehalten – darunter Outtakes, Demos<br />

und Testaufnahmen, bei denen Ray Charles<br />

zusammen mit dem Atlantic-Gründer Ahmet<br />

Ertegun zu hören ist. Dem hochwertigen Inhalt<br />

absolut ebenbürtig ist auch das 80-seitige<br />

Begleitbuch, in dem ein ausführlicher<br />

Essay über Ray Charles’ Atlantic-<strong>Jahre</strong>,<br />

die detaillierten Aufnahme-Infos aller enthaltenen<br />

Songs sowie die originalen Liner-<br />

Notes zahlreicher Alben enthalten sind.<br />

(Rhino/Warner, 2012, 7 CDs) us<br />

JAKI GRAHAM<br />

FOR SENTIMENTAL REASONS<br />

Seit Jaki Graham<br />

1984 mit ihrer ersten<br />

Single “What’s<br />

The Name Of Your<br />

Game” in die Charts<br />

einzog, gehört sie<br />

weltweit zu den erfolgreichsten<br />

iht britischen Soulsängerinnen,<br />

auch wenn es in der letzten Zeit etwas ruhiger<br />

um sie wurde. Für FOR SENTIMEN-<br />

TAL REASONS, ihrem ersten Studiowerk<br />

seit dem 1998er MY LIFE, hat sie zwölf<br />

Titel aufgenommen, die sie im Laufe der<br />

letzten beiden <strong>Jahre</strong>n bei zahlreichen Auftritten<br />

rund um den Globus – darunter auch<br />

als Dauergast bei Cliff Richards gefeierter<br />

„Soulicious Tour” – live erprobt hat. Die<br />

Mischung, die ihr dabei gelungen ist, kann<br />

sich sehen lassen: Neben Klassikern wie<br />

“Summertime”, “My Funny Valentine”,<br />

“Ain’t Nobody’s Business” oder “Someone<br />

To Watch Over Me” hat sie auch einige<br />

beinahe vergessene Songperlen (wieder-)entdeckt,<br />

wie das von H.M. Woods<br />

geschriebene “What A Little Moonlight<br />

Can Do”, Mitte der 30er <strong>Jahre</strong> von Billie<br />

Holiday populär gemacht.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 2012,<br />

12/53:30) tk<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

HARD TO HANDLE – BLACK<br />

AMERICA SINGS OTIS REDDING<br />

Im Sommer 1967 sagte Ray Charles in<br />

einem Interview: „Otis Redding wird mein<br />

Nachfolger” – Titanen unter sich, doch das<br />

Schicksal hatte anderes vor und machte<br />

Charles zum gescheiterten Propheten. Und<br />

Otis Redding zum Mythos, der bis heute<br />

nichts von seinem Zauber verloren hat. Die<br />

harten Fakten des vorliegenden Samplers<br />

beweisen: Bei Charles war nicht Wunschdenken<br />

im Spiel, sondern sein unbestechliches<br />

Ohr. Vulgär formuliert: Otis Redding<br />

war als Komponist der geilste Champion<br />

der Soul-Liedermacher seiner Zeit. Zwangsläufig<br />

besteht HARD TO HANDLE aus 14<br />

Treffern und 11 Volltreffern, wobei natürlich<br />

Reddings berühmteste Songs wie “These<br />

Arms Of Mine”, “I’ve Been Loving You<br />

Too Long”, “Hard To Handle”, “Fa-Fa-Fa-<br />

Fa-Fa-Fa (Sad Song)”, “I’ve Got Songs To<br />

Remember”, “Respect” und “Dock Of The<br />

Bay” in würdevollen Top-Versionen von Albert<br />

Washing<strong>to</strong>n, William Bell, Patti Drew,<br />

Lou Rawls, Percy Sledge, Aretha Franklin<br />

und den Staple Singers vertreten sind. Aber<br />

auch etwas weniger bekannte Lieder wissen<br />

zu gefallen, und auch alle übrigen Protagonisten<br />

singen in der ersten Liga. Stilistisch<br />

verlässt niemand das sichere Fahrwasser des<br />

Redding-Souls, aber was Aretha Franklin als<br />

Queen dieses <strong>to</strong>llen Schaulaufs veranstaltet,<br />

dicht gefolgt von den anderen Soul Sisters<br />

und was die ebenbürtigen Soul Bro<strong>the</strong>rs zu<br />

bieten haben, zeigt – mal wieder –, dass es oft<br />

nicht nur auf den Kern der Sache ankommt,<br />

sondern auf die oft spannenden Details. Die<br />

gibt es hier in Hülle & Fülle, bestens erläutert<br />

im 20-seitigen Booklet. Dass auch drei<br />

unveröffentlichte Tracks dabei sind, darunter<br />

einer von Redding selbst (“Loving By The<br />

Pound”), macht den edlen Sampler noch<br />

wertvoller.<br />

(Ace/Soulfood, 2012, 25/71:08) hjg<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

ATLANTIC SOUL LEGENDS<br />

„20 Original Albums From The Iconic Atlantic<br />

Label” lautet der Untertitel dieser Box,<br />

der damit wahrlich nicht zu viel verspricht.<br />

Mit den Unterlabels Atco, East West und (ab<br />

1961) Stax bot die New Yorker Plattenfirma<br />

Atlantic mit ihrem charismatischen Gründer<br />

Ahmet Ertegun eine ernstzunehmende Alternative<br />

zu den Mo<strong>to</strong>wn-Produktionen aus<br />

Detroit. Besonders im Süden der USA fand<br />

Talentscout Jerry Wexler (Zitat: „Wir machen<br />

keine Scheiben mit weißen Jungs, die<br />

schlechte Kopien schwarzer Sänger liefern.<br />

Wir bringen das Otiginal.”) junge und unverbrauchte<br />

Künstler wie Solomon Burke, Wilson<br />

Pickett oder Aretha Franklin. Mit Ray<br />

Charles’ WHAT’D I SAY aus dem Jahr 1959<br />

beginnt die Reihe der legendären Atlantic-<br />

Alben, führt über GREEN ONIONS (Booker<br />

T. & The MG’s), DON’T PLAY THAT<br />

SONG (Ben E. King), MERCY! (Don Convay),<br />

OTIS BLUE/OTIS REDDING SINGS<br />

SOUL (Otis Redding), SWEET SOUL<br />

MUSIC (Arthur Conley), EVERYTHING<br />

IS EVERYTHING (Donny Hathaway) bis<br />

zum Jahr 1975, in dem Sam Dees mit THE<br />

SHOW MUST GO ON eines der besten<br />

Soulalben aller Zeiten veröffentlichte – hier<br />

übrigens als CD-Premiere!. Alle Silberlinge<br />

(im Vinyl-Outfit) sind in aufwändig gestalteten<br />

LP-Replicas verpackt, die notwendigen<br />

Zusatzinfos zu jedem Album liefert das<br />

30-seitige Booklet, in dem die Geschichte<br />

des Labels vom französischen Journalisten<br />

Chris<strong>to</strong>phe Geudin erzählt wird; dazu noch<br />

Interviews mit Booker T., Sam Moore, Solomon<br />

Burke und Isaac Hayes. Auch klanglich<br />

gibt es an diesen Soul-Highlights absolut<br />

nichts auszusetzen, laut Booklet wurden für<br />

die CD-Überspielungen ja auch „<strong>the</strong> best<br />

existing masters” verwendet.<br />

(Rhino/Warner, 2012, 20 CDs) us<br />

BETH HART<br />

BANG BANG BOOM BOOM<br />

Nach der kläglichen Entwicklung von<br />

Anastacia und dem traurigen Abgang von<br />

Amy Winehouse ist Beth Hart die derzeit<br />

Seite 58 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

Blues – R&B – Soul – Funk – Reggae<br />

beste weiße Rhythm’n’Blues-Interpretin.<br />

Nach einem fürchterlichen<br />

privaten Zusammenbruch arbeitete<br />

sich die heute <strong>40</strong>-Jährige fleißig<br />

nach oben. Ihre Konzerte auf Clubebene<br />

sind inzwischen ausverkauft,<br />

und wer die Sängerin, Keyboarderin<br />

und Gitarristin live erlebt hat, fragt<br />

sich, woher sie die Kraft nimmt,<br />

derart intensive Auftritte durchzustehen.<br />

Jeder Durchschnittsmensch<br />

müsste anschließend die Stimmbänder<br />

erneuern. Auf ihren grandiosen<br />

Live-Alben 37 DAYS und LIVE AT<br />

PARADISO zeigte sie alle Facetten<br />

ihres Könnens, und auch das großartige<br />

Album DON’T EXPLAIN (mit<br />

Joe Bonamassa, 2011) gehört zur<br />

First-Class-Kategorie. Beth Harts<br />

Fähigkeit, knallharten Rock, eindringlichen<br />

Blues und groovenden<br />

Soul umwerfend gut herauszuschreien,<br />

wird mit den überwiegend balladesken<br />

Stücken des neuen Werkes<br />

BANG BANG BOOM BOOM noch<br />

erweitert. Hier werden Talent, Inbrunst<br />

und die absolute Hingabe zur<br />

Musik derart eindringlich dargeboten,<br />

dass man nur folgern kann: Besser<br />

geht’s nicht!<br />

(Provogue/Mascot/Rough Trade,<br />

2012, 11/48:52) p<br />

STEVIE RAY VAUGHAN<br />

S.R. VAUGHAN<br />

Der 1990 vers<strong>to</strong>rbene<br />

Blues-Rocker<br />

steht in einer<br />

Reihe mit großartigen<br />

Kollegen<br />

wie Jimi Hendrix,<br />

Eric Clap<strong>to</strong>n oder<br />

Johnny<br />

Winter.<br />

Als größte Einflüsse bezeichnete<br />

er selbst die „drei Kings”, Albert<br />

King, B.B. King und Freddie King,<br />

mit deren Popularität er im Laufe<br />

seiner Karriere, die durch einen<br />

Hubschrauberabsturz jäh zu Ende<br />

ging, mindestens gleichzog. Zusammen<br />

mit seiner Begleitband – mit<br />

dem programmatischen, von einem<br />

Otis-Rush-Song entliehenen Namen<br />

Double Trouble – spielte er gegen<br />

den Zeitgeist an, ging, als Drumcomputer<br />

und digitale Syn<strong>the</strong>sizer<br />

die Musikwelt eroberten, wieder zurück<br />

zu den Ursprüngen des elektrischen<br />

Blues, bot mit überlangen Soli<br />

und konsequentem Verzicht auf störendes<br />

Beiwerk den Musikfans ein<br />

Rückzugsgebiet, die sich sonst (fast)<br />

nirgends mehr wiederfanden. Mit<br />

54 Tracks, mit insgesamt über vier<br />

Stunden Musik, bietet die Hochformat-Box<br />

S.R. VAUGHAN einen<br />

ebenso breiten wie tiefen Einblick in<br />

sein Schaffen. Chronologisch geht<br />

es durch bekannte Hits aus seinen<br />

Studio-Alben, Live-Aufnahmen aus<br />

allen Karrierephasen, selten zu findende<br />

Raritäten und Tondokumente<br />

aus Radio- und TV-Auftritten; dazu<br />

noch eine DVD, die Stevie Ray<br />

Vaughan und Double Trouble 1989<br />

bei einem TV-Auftritt in Austin<br />

zeigt: eine wahrlich meis terliche<br />

Rückschau auf einen der größten Gitarristen<br />

aller Zeiten.<br />

(Epic/Sony <strong>Music</strong>, 2012,<br />

3 CDs & DVD) us<br />

MICK HUCKNALL<br />

AMERICAN SOUL<br />

Was Rod Stewart<br />

kann,<br />

kann<br />

Mick<br />

Hucknall<br />

erst<br />

recht. Die ehemalige<br />

Stimme<br />

von<br />

Simply<br />

Red Rdging daran, sich im amerikanischen<br />

Soul-Songbook nach Passendem<br />

umzuhören, und dabei<br />

machte Hucknall zumindest keine<br />

groben Fehler. Dass mit “That’s<br />

How Strong My Love Is”, “I’d<br />

Ra<strong>the</strong>r Go Blind”, “Tell It Like It<br />

Is” und “Don’t Let Me Be Misunders<strong>to</strong>od”<br />

etliche seit Jahrzehnten<br />

zigfach aufgenommene Songs im<br />

Mittelpunkt stehen, ist natürlich<br />

ihrem hohen Wiedererkennungswert<br />

geschuldet. Einerseits begibt<br />

sich Hucknall damit in knifflige<br />

Konkurrenzsituationen zu Könnern<br />

wie den S<strong>to</strong>nes, Christine Perfect,<br />

Aaron Neville, Nina Simone oder<br />

den Animals (um nur einige zu nennen),<br />

andererseits erfordert gerade<br />

dies ziemlichen Mut. Im Grunde<br />

verlässt Hucknall dabei in keinem<br />

Fall den Ring als Sieger, aber auch<br />

nicht als Knockout-Opfer. Denn<br />

stimmlich schlägt er sich wacker,<br />

die Punktabzüge gehen klar auf das<br />

Kon<strong>to</strong> der oft allzu glatten, heutigen<br />

Soulerwartungen der Durchschnittshörerschaft<br />

entsprechenden Arrangements.<br />

Auch bei den weiteren<br />

Liedern, darunter “Lonely Avenue”<br />

(Ray Charles), “Baby What You<br />

Want Me To Do” (Jimmy Reed) und<br />

“Let Me Down Easy” (Etta James)<br />

klappt der Spagat zwischen Au<strong>the</strong>ntizitätsbewahrung<br />

und Ringen<br />

ums eigene Profil nur bedingt. So<br />

avanciert ausgerechnet das wenig<br />

bekannte “The Girl That Radiates<br />

That Charm” (Arthur Alexander) zur<br />

besten Leistung hier, während Perry<br />

Comos “It’s Impossible” als wenig<br />

überzeugender Schlager am anderen<br />

Ende der Bewertungsskala rangiert.<br />

(Atco/Warner, 2012, 12/38:08) hjg<br />

BEN HARPER<br />

BY MY SIDE<br />

Seine zwölf Liebslingsballaden hat<br />

Ben Harper für diese vorweihnachtliche<br />

„Best Of”-Kollektion zusammengetragen,<br />

übrigens seine erste<br />

die gesamte Karriere umspannende<br />

Werkschau. Der gelernte Briefträger<br />

gilt zwar in erster Linie als Blueser,<br />

doch seine Lieder passen in keine<br />

Stilschublade, reichert er sie doch mit<br />

(Sou<strong>the</strong>rn) Gospel, Funk oder Reggae<br />

ebenso an wie mit Country, Jazz,<br />

Folk oder auch zurückhaltendem<br />

Rock. Ob er mit samtweicher Stimme<br />

und Akustikgitarre “Forever”<br />

anstimmt oder beim Titeltrack einen<br />

wilden Orgelritt hinlegt oder sich<br />

mit “Gold To Me” Richtung Americana<br />

orientiert, tut er dies stets ohne<br />

Schmalz oder Kitsch – auch wenn<br />

zwischendurch auch mal eine kräftigere<br />

Gangart das sanfte Destillat<br />

seiner bislang zehn (Studio-)Alben<br />

durchaus auflockern würde. Etwas<br />

für herbstliche Wohlfühlabende.<br />

(EMI, 2012, 12/45:12)<br />

pro<br />

AMY WINEHOUSE<br />

AT THE BBC<br />

Rechtzeitig<br />

fürs<br />

Weihnachtsgeschäft<br />

erscheint eine Box<br />

mit diversen Live-<br />

Aufnahmen<br />

der<br />

letztes Jahr tragisch<br />

verschiedenen Soulmusikerin<br />

Amy Winehouse.<br />

Auf drei<br />

DVDs und einer<br />

CD werden noch<br />

einmal ihre großartige Stimme und das<br />

außergewöhnliche Songmaterial vor<br />

allem des zweiten Albums BACK TO<br />

BLACK offenbar. DVD 1 enthält von<br />

Musikfernsehmodera<strong>to</strong>r Jools Holland<br />

zusammengestellte Aufnahmen von<br />

Auftritten zwischen 2003 und 2007,<br />

darunter im Duett mit Paul Weller ein<br />

formidables “I Heard It Through The<br />

Grapevine”. Die zweite DVD bietet<br />

ein 2007 von der BBC aufgezeichnetes<br />

Konzert in der Londoner Porchester<br />

Hall, das Winehouse und ihre Band in<br />

Hochform zeigt. DVD 3 umfasst eine<br />

Dokumentation rund um einen intimen<br />

Auftritt im Dezember 2006 vor nicht<br />

einmal hundert Zuschauern in der<br />

kleinen Kirche des irischen Dörfchens<br />

Dingle, bei dem sie nur von Gitarre und<br />

Bass begleitet wird. Auf der CD sind<br />

schließlich 14 Lieder zu finden, die von<br />

2004 bis 2009 für die BBC aufgenommen<br />

wurden. Dass die stimmgewaltige<br />

Sängerin von 2005 an oft nur wegen<br />

Drogen- und anderer Eskapaden ein<br />

Medien<strong>the</strong>ma war, ist äußerst schade,<br />

denn in AMY WINEHOUSE AT THE<br />

BBC wird vor allem ihre musikalische<br />

Klasse deutlich.<br />

(Universal, 2012, 38 Min. + 51 Min.<br />

+ 59 Min. + 14/48:47) an<br />

SAM APPLE PIE<br />

SAM APPLE PIE<br />

Wer auch nur den Opener “Hawk” auf<br />

einem 1969er Decca-Sampler hörte,<br />

wird diese Band um Sänger/Harpman<br />

Sam Sampson mit den Gitarristen Mick<br />

Tinkerbell Smith und Andy Snakehips<br />

Johnson (Slide) nie wieder vergessen<br />

haben. Deren einziges Album liegt endlich<br />

wieder vor. Vom Sound her in Stil<br />

& Niveau den frühen Fleetwood Mac<br />

und Savoy Brown vergleichbar, konnten<br />

die Apfelkuchenblueser im Nordlondoner<br />

Walthams<strong>to</strong>w mit einem eigenen<br />

Club punkten und an ihren Songs<br />

feilen, angetrieben durch den Dave-<br />

Edmunds-Intimus Dave Charles. Neben<br />

härterem, melodischem R&B gibt<br />

ein 12-Bar-Blues wie “Swan Song”<br />

den beiden Saxern Rex Morris (Tenor)<br />

und Harry Klein (Bari<strong>to</strong>n) Gelegenheit,<br />

<strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 59<br />

ROCK&POP<br />

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His<strong>to</strong>rischer Teil in der Heftmitte<br />

CD<br />

Blues – R&B – Soul – Funk – Reggae<br />

sich ohne Einschränkung zu entfalten; das im<br />

Vorjahr 1968 auch von Elvis Presly gecoverte<br />

“Tiger Man” erfährt eine ekstatische Parodie<br />

– kein Wunder, dass Zappa in Belgien mit<br />

Sam Apple Pie jammte.<br />

(Angel Air/Fenn, 1969, 10/74:42) utw<br />

IKE TURNER<br />

ROCKET 88<br />

Bei dieser randvollen CD erstaunt der<br />

frische Sound, vor allem aber der Inhalt<br />

begeistert geradezu. Wie der Untertitel<br />

„The Original 1951–1960 R&B And<br />

Rock&Roll Sides” besagt, sind hier Ike<br />

Turners frühen Profischritte dokumentiert,<br />

der in jenen Tagen ein gefragter<br />

Studiomusiker war und in allerlei stilistischen<br />

Sätteln absolut sicher saß. Was<br />

allein die Namen der hier zu hörenden<br />

Akteure belegen, von Howlin’ Wolf, Otis<br />

Rush, Willie King über Junior Parker oder<br />

Bobby „Blue” Bland bis zu seiner späteren<br />

Gattin Tina. Und: “Rocket 88”, das<br />

er mit Jackie Brens<strong>to</strong>n aufnahm, gilt als<br />

der erste Rock’n’Roll-Song überhaupt!<br />

Viele der hier enthaltenen 30 Songs (zahlreiche<br />

mit seinem eigenen Orchestra)<br />

waren bislang kaum bis sehr schwer zugänglich<br />

und sind des Hörens wert. Eine<br />

vergnügliche Musikgeschichtsstunde!<br />

(SoulJam/inakustik, 2011, 30/76:08) pro<br />

JOHNNY WINTER<br />

ORIGINAL ALBUM CLASSICS<br />

Den Standardinhalt<br />

von fünf Alben bietet<br />

Teil 2 der „Original<br />

Album Classics”<br />

Johnny Winters aus<br />

dem Hause Sony<br />

<strong>Music</strong>.<br />

Abgedeckt<br />

werden diesmal die <strong>Jahre</strong> 1970 bis 1980,<br />

als der Texaner musikalisch zwischen<br />

Blues(-Rock) und Rock wanderte und dabei<br />

sogar Country-Gefilde streifte. JOHN-<br />

NY WINTER AND (1970, 11/41:44) setzte<br />

auf handfesten und teils richtig harten<br />

Rock (mit dem Klassiker “Rock And Roll,<br />

Hoochie Koo”). JOHN DAWSON WIN-<br />

TER III (1974, 11/38:06) bediente alles<br />

zwischen Rock, Blues und Country – wie<br />

praktisch alle Winter-Scheiben mit einem<br />

Mix aus Selbstverfasstem und Gecovertem.<br />

Auf dem vor Energie schier berstenden<br />

Album CAPTURED LIVE (1976,<br />

6/46:04) dominierten die Fremdnummern,<br />

die bis in die R’n’R-Ära zurückreichten<br />

und den Gitarrenvirtuosen in bestechender<br />

Form zeigten: erdig, rau und vor allem<br />

laut. Mit NOTHIN’ BUT THE BLUES<br />

(1977, 9/34:42) kehrte der schreiberisch<br />

wieder aktivere Maestro zu seinen Blueswurzeln<br />

zurück, führte dabei die Muddy<br />

Waters Band an, und der Altmeister war<br />

zeitweilig auch dabei. New-Orleans-Feeling<br />

verbreitete RAISIN’ CAIN (1980,<br />

11/43:23), Winter slidete einfühlsam. Für<br />

vergleichweise wenig Geld erhält man mit<br />

dieser Box einen umfassenden Einblick in<br />

Winters Schaffensspektrum und kann Lücken<br />

in der Sammlung günstig schließen.<br />

(Legacy/Sony <strong>Music</strong>)<br />

pro<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

SOULFOOD<br />

„Soulfood” nennen Afro-Amerikaner<br />

s<strong>to</strong>lz die einfachen, aber schmack- und<br />

nahrhaften Gerichte ihrer Südstaatenküche:<br />

Fried Chicken Wings, Barbecues,<br />

Gumbos, Jambalayas. All diese Speisen<br />

haben auch Blues-, R&B-, Soul-, Funkund<br />

Hip-Hop-Musiker immer wieder<br />

besungen. Das Münchner Trikont-Label<br />

veröffentlicht nun eine ganz fabelhafte<br />

Song-Anthologie, die von einem Kochbuch<br />

(!) begleitet wird, damit man gleich<br />

auch mal ein paar der Gerichte (Hoppin’<br />

John, Chitterlings, Catfish etc.) nachkochen<br />

kann. Und bei der Zubereitung wiederum<br />

kann man die CD einlegen und sich<br />

von großartig groovenden Songs befeuern<br />

lassen, wie “Soul Food” (Bo Diddley),<br />

“Ham Hocks & Beans” (Chuck Womack<br />

& The Sweet Souls), “Pig Snoots” (Andre<br />

Williams), “Pots On The Fiyo” (Dr. John),<br />

“Watermelon Man” (Oscar Brown Jr.) u.a.<br />

Es ist angerichtet!<br />

(Trikont/Indigo, 2012, 18/61:19) frs<br />

MACY GRAY<br />

TALKING BOOK<br />

Rund 25 Millionen<br />

verkaufte<br />

Tonträger,<br />

mit “I Try” ein<br />

Welthit,<br />

Grammys<br />

und MTV Awards:<br />

Macy Gray hat es<br />

geschafft. Da fällt es<br />

ihr liht leicht, sich ihfür ihr neues Album etwas<br />

Außergewöhnliches einfallen zu lassen,<br />

hat sich dafür entschieden, mit Stevie<br />

Wonders TALKING BOOK – 1972 bei<br />

Mo<strong>to</strong>wn veröffentlicht – einen Klassiker<br />

zu re-interpretieren. Sieben von zehn<br />

Songs schafften es damals in die Top-<br />

10, mit “You Are The Sunshine Of My<br />

Life” und “Superstition” gelang es Stevie<br />

Wonder sogar zweimal, an die Spitze der<br />

Charts zu klettern. Produzent Hal Wilner<br />

ist es für die Neuaufnahme gelungen, den<br />

Sound so gestalten, dass Macy Grays rauchige<br />

Stimme bestens dazu passt, er hat<br />

den spleenigen Funk, den das Original<br />

auszeichnet, durch gelassenes Soulfeeling<br />

ersetzt. Damit entsteht fast ein neues<br />

Album, teilweise sind die Vorlagen kaum<br />

noch erkennbar, besonders deutlich wird<br />

diese Transformation bei “Superstition”,<br />

das in der Macy-Gray-Version ganz im<br />

Gegensatz zum Original eingangs langsam<br />

vor sich hinköchelt und erst gegen<br />

Ende dann so richtig Fahrt aufnimmt.<br />

(Membran/Sony <strong>Music</strong>, 2012, 10/39:16) us<br />

RB STONE<br />

LONESOME TRAVELER’S<br />

BLUES<br />

Aus einem äußerst bewegtem Leben kann<br />

RB S<strong>to</strong>ne erzählen, so dass der Albumtitel<br />

LONESOME TRAVELER’S BLUES keine<br />

hohlen Worte beschert. Arbeiter bei einem<br />

Schienenbautrupp, stellvertretender Manager<br />

einer Installationsfirma, erst Cowboy in<br />

Colorado, dann Rodeo-Reiter, und irgendwann,<br />

nachdem er sich selbst das Gitarre,<br />

spielen beigebracht hatte, dann auch die<br />

erste Band. Zunächst wurden seine Aufnahmen<br />

noch lokal vertrieben, dann, nach<br />

dem Umzug nach Nashville, veröffentlichte<br />

er zahlreiche Alben für den amerikanischen<br />

Markt. Für sein Europadebüt hat er nun<br />

zehn Titel ausgewählt, die er in den letzten<br />

20 <strong>Jahre</strong>n geschrieben hat, kernigen Blues<br />

und feinen Country im Singer/Songwriter-<br />

Gewand, denen man ihre langjährige Erfahrung<br />

mit jeder Note anhört. Und wer auf die<br />

Texte achtet, der wird zusätzlich mit interessanten<br />

Geschichten und der einen oder<br />

anderen Lebensweisheit belohnt.<br />

(www.cactusrock-records.com, 2012,<br />

10/39:43) us<br />

B.B. KING<br />

LADIES AND GENTLEMEN ...<br />

MR. B.B. KING<br />

Trotz seines hohen<br />

Alters von 85 <strong>Jahre</strong>n<br />

<strong>to</strong>urt B.B. King immer<br />

noch, und sein hervorragendes<br />

Renommee<br />

– innerhalb und außerhalb<br />

der Bluesszene<br />

– ist ungebrochen. Anlässlich des 50. <strong>Jahre</strong>stages<br />

seiner Vertragsunterzeichnung bei<br />

ABC-Paramount im <strong>Jahre</strong> 1962 erscheint<br />

(neben einem 10-CD-Boxset mit 194<br />

Titeln) eine wunderschön aufgemachte<br />

4-CD-Edition mit den wichtigsten Tracks<br />

seiner bisherigen Karriere und einem<br />

64-seitigen, edlen Hardcoverbuch mit Beiträgen<br />

von Ashley Kahn und Dick Surman.<br />

Chronologisch führen die vier CDs durch<br />

ein Werk, das mit klassischem elektrischen<br />

Blues beginnt, bei dem B.B. King im Laufe<br />

der 50er <strong>Jahre</strong> mit Songs wie “B.B. Boogie”,<br />

“Early In The Morning” und “Everyday<br />

I Have The Blues” seinen eigenen Stil<br />

fand. Über “Worried Dream”, “The Thrill<br />

Is Gone”, “Sweet Sixteen” und sein unwiderstehliches<br />

“Lucille” begann er Anfang<br />

der 70er <strong>Jahre</strong> mit Kollaborationen mit<br />

Kollegen aus Pop, Rock und Jazz: Carole<br />

King, Ringo Starr, Dr. John, The Memphis<br />

Horns, Lee Ritenour, Hugh McCracken,<br />

später dann Songs zusammen mit U2, Eric<br />

Clap<strong>to</strong>n und Van Morrison. Spätestens zu<br />

diesem Zeitpunkt wurde deutlich, dass der<br />

Schatten dieses Musikers weit über den<br />

Blues hinausreicht, dass er mit seinem<br />

warmen Gesang, seinem charakteristischen<br />

Gitarrenspiel und seinen Songs über<br />

die schönen und die dunklen Seiten des<br />

Lebens zu den ganz Großen der Musikwelt<br />

gehört.<br />

(Universal, 2012, 4 CDs)<br />

tk<br />

INNES SIBUN<br />

CAN’T SLOW DOWN – LIVE AT<br />

THE ESTRADO<br />

Der 44-jährige englische Gitarrist Innes<br />

Sibun begleitete Mitte der 90er <strong>Jahre</strong><br />

Robert Plant, ehe er sich auf eine Blues-<br />

Rock-Solokarriere verlegte. Im März 2011<br />

schnitt er im Estrado im niederländischen<br />

Harderwijk sein zweites Live-Album mit.<br />

Die ursprünglich geplante DVD-Veröffentlichung<br />

scheiterte an Bildproblemen.<br />

Doch die Töne überzeugen auch allein.<br />

Sibun ist ein Meister der eher leisen, getragen<br />

fließenden Gitarrentöne, ist aber<br />

auch für eruptiv-rockige Ausbrüche gut.<br />

Dazu liefert Jim Bucket dezente Keyboard-Hintergrundabrundung,<br />

die Rhythmiker<br />

Rob Brian (dr) und Steve Hall (b)<br />

sorgen für den stets passenden Groove.<br />

Snowy-White-Freunde kommen hier auf<br />

ihre Kosten wie die von Roy Buchanan<br />

oder Rory Gallagher. Sibun hätte deutlich<br />

mehr Beachtung verdient, als er im Augenblick<br />

genießt.<br />

(Zyx, 2012, 7/49:47)<br />

pro<br />

Seite 60 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

RABIH ABOU-KHALIL<br />

HUNGRY PEOPLE<br />

Von den vielen Projekten des im Libanon<br />

geborenen, heute wahlweise in München<br />

und Frankreich lebenden Oud-Spielers<br />

Rabih Abou-Khalil ist das Mediterranean<br />

Quintet sein langlebigstes. Bereits seit<br />

zwölf <strong>Jahre</strong>n spielt der Meister der arabischen<br />

Kurzhalslaute mit Gavino Murgia<br />

(sax), Luciano Biondini (acc), Michel Godard<br />

(tuba) und Jarrod Cagwin (dr, perc)<br />

zusammen. Das Quintett ist inzwischen<br />

dermaßen eingespielt, dass sein unverwechselbarer<br />

Mix aus Jazz sowie östlichen<br />

und mediterranen Musikstilen immer ambitionierter<br />

und komplexer ausfällt, zugleich<br />

aber auch immer leichtfüßiger. Das jüngste<br />

Album HUNGRY PEOPLE, auf dem sich<br />

die fünf Virtuosen gegenseitig zu Höchstleistungen<br />

antreiben, setzt erneut Maßstäbe<br />

in Sachen World-Jazz.<br />

(World Village/Harmonia Mundi,<br />

2012, 10/56:46) frs<br />

MILES DAVIS<br />

MILESTONES<br />

Mit seiner Platte<br />

KIND OF BLUE<br />

schrieb Miles Davis<br />

Jazzgeschichte. Nur<br />

ein Jahr zuvor spielte<br />

er ein bedeutendes<br />

Album ein, auf dem<br />

er sein melodiöses Gefühl und die rhythmische<br />

Extravaganz weiterentwickelte.<br />

Allein die Besetzung lässt Jazz-Freunde<br />

aufhorchen: Julian „Cannonball” Adderly,<br />

John Coltrane, Red Garland, Paul Chambers<br />

und Philly Joe Jones waren ein Dreamteam,<br />

das sich im Studio gegenseitig anstachelte<br />

und zur Höchstleistung antrieb. Die perfekten<br />

Harmonielinien von “Miles<strong>to</strong>nes”,<br />

untermalt von der swingenden Rhythmussektion,<br />

gehören nach wie vor zum Reper<strong>to</strong>ire<br />

vieler Jazzcombos, wohingegen “Billy<br />

Boy” speziell aufgrund der Pianopassagen<br />

punktet. Vergessen werden sollten aber<br />

nicht das legendäre “Sid’s Ahead”, praktisch<br />

ein Symbol des „Coolen”, und das rasante<br />

“Straight, No Chaser”, eine komplexe<br />

Komposition, die durch Gegenrhythmen<br />

wirkt. Durch das Mastering von Rob Lo-<br />

Verde klingt die Scheibe außergewöhnlich<br />

au<strong>the</strong>ntisch und „rund”.<br />

(Mobile Fidelity/Sieveking Sound,<br />

1958, 6/48:30) at<br />

WOLFGANG HAFFNER<br />

HEART OF THE MATTER<br />

Eben so, wie der Albumtitel HEART OF<br />

THE MATTER ein schönes Wortspiel ist,<br />

das aus der „Herzensangelegenheit” ein<br />

„Herz der Sache” macht, eben so „mit<br />

Herz” agieren Wolfgang Hafner und seine<br />

Mitmusiker auf diesem Album. Dabei ist<br />

es ihnen (wieder einmal) gelungen, ihre<br />

Stücke so anzurichten, dass sie zunächst<br />

verspielt und fast beiläufig daherkommen,<br />

dass sich die dem Jazz so oft (negativ)<br />

nachgesagte Ernsthaftigkeit bei Haffners<br />

Kompositionen in keinster Weise einstellen<br />

will. Götz Alsmann steuert ein federleichtes<br />

Akkordeon bei, Till Brönner ein virtuoses<br />

Flügelhorn, selbst die sonst so markanten<br />

Gitarrenlicks von Chuck Loeb passen sich<br />

bestens in das entspannte Gesamtkonzept<br />

ein. Mit Céline Rudolph, Shovell und Tho-<br />

mas Quasthoff gibt es auch drei Stücke mit<br />

Gesang, die sich hervorragend zu den rein<br />

instrumentalen Stücken gesellen. Ohne<br />

Zweifel sind Haffner & Co. mitten im Herzen<br />

der Sache angekommen, ist ihnen ein<br />

wunderschön relaxtes Album gelungen.<br />

(ACT/edel, 2012, 12/53:12)<br />

us<br />

GEORGIE FAME<br />

LOST IN A LOVER’S DREAM<br />

Wie – keine Hammond?<br />

Keine Drums<br />

oder Singing Horns?<br />

Fames alte Freunde<br />

aus Zagreb garantieren,<br />

dass die melodisch-rhythmische<br />

Begleitung ein volles Klangbild ergibt, selbst<br />

wenn Primaz Grasic seinen Partner Mario<br />

Mavrin ein Basssolo spielen lässt oder er sich<br />

bei eigenen Ausflügen auf seiner Yamaha<br />

auf Mavrins sechs Bongo-Bassseiten stützen<br />

muss. Fames Gesang steht im Mittelpunkt<br />

des klaren Spektrums. Mit fast 70 strahlt er<br />

noch immer die Wärme, Dynamik, Zar<strong>the</strong>it<br />

und Phrasierungskunst eines jungen Künstlers<br />

aus. Tonumfang und humorige Einlagen sind<br />

intakt, während die Präzision eher noch zunimmt.<br />

Fame schwelgt in Balladen wie “My<br />

Foolish Heart”, “Cry Me A River” und starken<br />

Eigenwerken wie “How Blue” oder “Singing<br />

Horn”. Es ergeben sich willkommene rhythmische<br />

Varianten: Das Likör-Lamen<strong>to</strong> seines<br />

Freundes Andy Fairwea<strong>the</strong>r Low, “Wide-<br />

Eyed And Legless” – bei dessen Original er<br />

1975 mitwirkte – bekommt ein federleichtes<br />

Bossa-Nova-Arrangement, seine Hommage-<br />

Erwiderung an „Blossom” Dearie aus SE-<br />

VENTH SON ist ein beschwingter Walzer.<br />

Mit dem “Skiing Blues” gibt es eine weitere<br />

stilistische Variante. Beim George-Gershwin-<br />

Standard “I Can’t Get Started (With You)” aus<br />

den 30er <strong>Jahre</strong>n schreibt sich der Profi (seit<br />

1958) neue Zeilen auf den Leib: „I <strong>to</strong>ured with<br />

Basie’s band for a while, and Tony Bennett<br />

sketched my profile”. Ein Juwel.<br />

(Three Line Whip/Import, 2012,<br />

12/50:25) utw<br />

ROYAL STREET<br />

ORCHESTRA<br />

VISIBLE AT GIVEN<br />

TEMPERATURE<br />

Die Macher des Hazelwood-Labels staunten<br />

nicht schlecht, als sie in Wuppertal zufällig<br />

in einen Auftritt des Royal Street Orchestra<br />

hineingerieten. Ihre Plattenfirma (Mardi Gras.<br />

BB, King Khan etc.) ist zwar eigentlich auf<br />

Independent- und Americana-Rock spezialisiert.<br />

Doch mit ihrem feurigen, tanzbaren<br />

Mix aus Maghreb- und Balkan-Sounds hatte<br />

die neunköpfige Multikulti-Formation aus<br />

dem Bergischen Land die Hazelwood-Leute<br />

schnell für sich eingenommen, so dass sie ihr<br />

Debüt auf dem Label veröffentlichen durften.<br />

Da hört man Geigen seufzen, flinke Akkordeonläufe<br />

und Bouzoukisaiten flirren. Mit Folklore<br />

hat das indes nur wenig zu tun, denn E-<br />

Bass, Drums und Elektronik (für Samples und<br />

Scratches ist als Gast DJ Mahmut von Mardi<br />

Gras.BB dabei) legen tiefe, treibende Beats, so<br />

dass man sich streckenweise an vergleichbare<br />

kulturübergreifende Projekte wie Transglobal<br />

Underground oder Suns Of Arqa erinnert fühlt.<br />

Hier groovt die globalisierte Welt!<br />

(Hazelwood/Rough Trade, 2012,<br />

9/35:55) frs<br />

Jazz & World <strong>Music</strong><br />

ASTRID<br />

HIGH BLUES<br />

Der Name der Gruppe und erst recht ihre<br />

Musik deuten auf Skandinavien hin. Doch<br />

Astrid sind eine französische Band, gegründet<br />

1997 von Cyril Secq und Yvan Ros<br />

als Gitarren-Schlagzeug-Duo und durch<br />

das Hinzukommen von Vanina Andreani<br />

und Guillaume Wickel zum Quartett aufges<strong>to</strong>ckt.<br />

Nun macht man mit Gitarren,<br />

Harmonium, Standbass, Violine, Kalimba,<br />

Klarinette, Bassklarinette, Rhodes-Piano,<br />

Schlagzeug und Perkussion Instrumentalmusik<br />

der leisesten, aber ungemein intensiven<br />

Art. Der HIGH BLUES der Gruppe<br />

hat mit Blues im engeren Sinne nichts zu<br />

tun. Stattdessen ertönt eine weiße Improvisationsmusik,<br />

die ihre Wurzeln in der<br />

Ambient <strong>Music</strong>, sanftem Pop-Rock-Jazz,<br />

europäischer Klassik des 20. Jahrhunderts<br />

und ein wenig Seventies-Folk hat. In Namen<br />

ausgedrückt reicht das Spektrum von<br />

Maurice Ravel und Erik Satie über Philip<br />

Glass und Brian Eno bis zu Mark Hollis<br />

(Talk Talk). Dies ist Musik für kleinste<br />

Clubs, Kirchen, Vernissagen in angesagten<br />

Galerien und Keller<strong>the</strong>atern. Und natürlich<br />

für die ganz ruhigen Stunden daheim<br />

bei einem Glas guten Rotwein. Wer dieser<br />

Musik konzentrierte Entspannung, Offenohrigkeit<br />

und Geduld entgegenbringt, wird<br />

reichlich belohnt!<br />

(Rune Gramofon/Cargo, 2012,<br />

5/52:52) hjg<br />

YASMIN LEVY<br />

LIBERTAD<br />

Yasmin<br />

Levy<br />

hat eine der der<br />

schönsten<br />

Stimmen<br />

in der an guten<br />

Sängerinnen nicht<br />

gerade armen spanischsprachigen<br />

Wlt Welt. Wobei Wbi „spanischsprachig” freilich<br />

nicht ganz zutrifft, denn erstens lebt Levy<br />

in Israel, und zweitens ist das Spanisch,<br />

das sie singt, Ladino, die alte romanische<br />

Sprache der einstmals auf der iberischen<br />

Halbinsel lebenden sephardischen Juden.<br />

Doch ihr mit einer satten Portion Flamenco<br />

und leichten Prise Tango gewürzter,<br />

emotionsgeladener Stilmix steht ganz klar<br />

im Erbe ihrer spanischen Vorfahren. Mit<br />

LIBERTAD (Freiheit) legt die 36-Jährige<br />

ihr fünftes Studio-Album vor. Neben Levy<br />

selbst beeindruckt besonders Gitarrist Yechiel<br />

Hasson, der aus seinen Nylonsaiten<br />

einfühlsame, im Flamenco wurzelnde Töne<br />

herauskitzelt. Für Überraschungen sorgt<br />

diesmal das String Orchestra Istanbul, das<br />

der klagenden Ladino-Musik mit seinen<br />

auf- und abschwellenden Streichertönen<br />

einen Hauch von Orient verleiht. Geheimnisvoll,<br />

schön, hin- und mitreißend!<br />

(World Village/Harmonia Mundi,<br />

2012, 12/54:32) frs<br />

NILS LANDGREN<br />

CHRISTMAS WITH MY<br />

FRIENDS III<br />

„Never change a winning team” scheint<br />

sich Nils Landgren gedacht zu haben, als<br />

er den beiden höchst erfolgreichen Vorgängern<br />

nun mit CHRISTMAS WITH MY<br />

FRIENDS III schon das dritte Weihnachtsalbum<br />

mit nordischem Jazz folgen lässt.<br />

<strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 61<br />

kult!<br />

Alle Hefte zu bestellen<br />

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CD<br />

REVIEWS<br />

Recht hat er, es gibt wahrlich noch genügend<br />

(mehr oder weniger) bekannte Weihnachtslieder,<br />

die es wert sind, von Könnern<br />

wie Jonas Knutsson (sax), Sharon Dyall<br />

(voc), Johan Norberg (g), Ida Sand (voc,<br />

p), Eva Kruse (b), Jeanette Köhn (voc) und<br />

Jessica Pilnäs (voc) gesungen und gespielt<br />

zu werden. Wie gewohnt ist die Bandbreite<br />

dieses Projektes enorm, von his<strong>to</strong>rischen<br />

Liedern wie “Ich steh’ an deiner Krippen<br />

hier” oder “Gläd dig, du Kristi brud”, bei<br />

denen der ausgebildeten Sopran von Jeanette<br />

Köhn besonders eindrucksvoll zum<br />

Tragen kommt, über groovende Spirituals<br />

wie “Somebody Talkin’” und das orchestrale<br />

“Someday At Christmas” bis zum<br />

A-cappella-Stück “Bethlehem Down”.<br />

Clever auch der Zeitpunkt und die Art der<br />

Aufnahmen: Da es im August bekanntlich<br />

schwer ist, feierliche Weihnachtsstimmung<br />

aufkommen zu lassen, haben Nils Landgren<br />

& Co. die Lieder am 19. und 20. Dezember<br />

letzten <strong>Jahre</strong>s live vor Publikum in einer<br />

S<strong>to</strong>ckholmer Kirche aufgenommen.<br />

(ACT/edel, 2012, 15/54:20)<br />

us<br />

CHICO FREEMAN – THE<br />

ELVIN JONES PROJECT<br />

ELVIN<br />

Am 9.9.2012 wäre<br />

der 2004 vers<strong>to</strong>rbene<br />

Elvin Jones, einer<br />

der besten Jazzdrummer<br />

aller Zeiten, 85<br />

<strong>Jahre</strong> alt geworden.<br />

Ihm zu Ehren legt<br />

sein einstiger Schützling Shüt Chico Freeman,<br />

selbst längst eine Jazzlegende, ein fantastisches<br />

Tributalbum vor. Freeman (ts, ss),<br />

George Cables (p), Lonnie Plaxico (b),<br />

Winard Harper (dr) sowie die Bläsergäste<br />

Joe Lovano und Martin Fuss haben neun<br />

Stücke eingespielt, die Elvin Jones irgendwann<br />

selbst aufnahm oder in Konzerten anstimmte.<br />

Darunter sind Kompositionen von<br />

John Coltrane, Wayne Shorter, Joe Henderson,<br />

George Cables, Chico Freeman und<br />

natürlich Elvin Jones. Besseres Material<br />

gibt es schwerlich. Zu hören ist Hard Bop,<br />

der bis an die Grenze zum Free Jazz vorstößt,<br />

ungemein swingt, harmonisch und<br />

rhythmisch brilliert, viele Stimmungen von<br />

balladesk bis explosiv in pet<strong>to</strong> hat und somit<br />

vorbildlich abwechslungsreich daherkommt.<br />

Alle Beteiligten legen ein Höchstmaß<br />

an Engagement und Einfallsreichtum<br />

an den Tag, wechseln vom Standardisierten<br />

zum Improvisierten, spielen aber nie wild<br />

drauflos. Die wohl schwersten Aufgaben<br />

hatte dabei Schlagzeuger Winard Harper<br />

zu bewältigen – und es gelang ihm, nicht<br />

genau wie Elvin Jones zu spielen, aber in<br />

dessen Geist originell. ELVIN ist ein einziger<br />

Höhepunkt, aber zwei Stücke ragen<br />

dennoch etwas hervor: “Elvin” und “Think<br />

Of Me”, wo sich Freeman und Lovano fesselnde<br />

Saxofon duelle liefern. Beruhigend<br />

zu wissen, dass die Sprache des Hard Bop<br />

noch immer nicht erschöpft ist!<br />

(o-<strong>to</strong>ne music/Jive/ edel, 2012,<br />

9/59:18) hjg<br />

LEE RITENOUR<br />

RHYTHM SESSIONS<br />

Das neue Album des Gitarrenvirtuosen Lee<br />

Ritenour trägt seinen Titel zu Recht: Der<br />

Amerikaner hat diverse Rhythmusspezialisten<br />

ins Studio gelotst, um über deren<br />

Groovezaubereien mit anderen Größen<br />

wie Chick Corea, Steve Jordan, Christian<br />

McBride, Larry Golding oder Marcus Miller<br />

anspruchsvolle Sechs-Saiten- und Tastenimprovisationen<br />

zu legen. Nathan East,<br />

Tal Wilkenfeld, Dave Weckl, Will Kennedy,<br />

Peter Erskine oder Melvin Davis sorgten<br />

für passende Rhythmen bei dieser Mixtur<br />

aus Funk/R&B, Fusion, Post-Bop und zeitgenössischem<br />

Jazz. Die „Arbeitsbasis” lieferten<br />

drei Ritenour-Kompositionen sowie<br />

Vorlagen von Corea, Herbie Hancock, Agent<br />

Spark oder Nick Drake. Die Kooperationsergebnisse<br />

klingen durchdacht, aber keineswegs<br />

kopflastig, voller Feeling und Groove<br />

– nicht nur für Jazzfans tauglich.<br />

(Concord/Universal, 2012, 12/57:53) pro<br />

ENNIO MORRICONE<br />

MORRICONE IN COLOUR<br />

Mit seiner unvergleichlichen<br />

Vielseitigkeit<br />

und Produktivität<br />

gehört<br />

Ennio Morricone zu<br />

den<br />

profiliertesten<br />

und<br />

einflussreichsten<br />

Komponisten des 20. Jahrhunderts. Mit<br />

seiner riesigen Bandbreite an musikalischen<br />

Stilen konnte er so gut wie jedes Filmgenre<br />

begleiten, was bis heute dazu führte, dass ca.<br />

500 Filme mit seiner Musik unterlegt sind.<br />

Seine Arbeiten für Sergio Leones Italo-Western<br />

sind legendär, veränderten nachhaltig<br />

die Art und Weise, wie Regisseure und Produzenten<br />

die Filmmusik als Stilmittel einsetzten.<br />

Auf vier CDs – zusammengefasst in<br />

einer schönen Box – gibt es nun die Soundtracks<br />

von acht italienischen Filmen, die<br />

zwischen 1969 und 1979 entstanden sind:<br />

von “Metti, Una Sera A Cena (Love Circle)”<br />

über “L’Uccello Dalle Piume Di Cristallo<br />

(The Bird With The Crystal Plumage)” bis<br />

zu “Il Giocat<strong>to</strong>lo (A Dangerous Toy)”. Immer<br />

wieder atemberaubend, wie es Morricone<br />

trotz höchst unterschiedlicher Scores gelingt,<br />

Stimmungen in Töne umzusetzen, wie<br />

er mit Themen spielt, sie verlässt und wieder<br />

aufnimmt, wie seine Musik auch als reines<br />

„Kopfkino” funktioniert.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 1969–1979,<br />

4 CDs) us<br />

Jazz & World <strong>Music</strong><br />

FRANK SINATRA<br />

A JOLLY CHRISTMAS<br />

Klar gibt es genug Weihnachts-Platten<br />

von Frank Sinatra. Aber keine mit einem<br />

Album und Querschnitt durch Schellack-<br />

Singles – schon gar nicht eine mit derart<br />

Old-America-Zeitgeist-sprühendem Cover:<br />

Papa Sinatra schlitzt, lächelnd und in<br />

einen lila Schmusewolle-Sweater gewandet,<br />

einem Truthahn den Schenkel ab. A<br />

JOLLY CHRISTMAS stammt von 1957<br />

und entstand unter Begleitung des Gordon<br />

Jenkins Orchestra: “Jingle Bells”, “Adeste<br />

Fideles” und “Have Yourself A Merry Little<br />

Christmas” tauchten auch in der 1945–1948<br />

entstandenen Sammlung CHRISTMAS<br />

DREAMING auf, die von Axel S<strong>to</strong>rdahl<br />

arrangiert wurde: Die ersten Titel wurden<br />

noch als V-Discs an kämpfende Truppen<br />

versandt. Gesucht auch die drei 78-U/<br />

Min-Titel mit Nelson Riddle, “I Believe”,<br />

“White Christmas” und “Silent Night” von<br />

1954, bei denen Sinatras Timbre und Geschmackssicherheit<br />

wieder über Schmalzgefahr<br />

erhaben sind. Wie stets bei Phoenix<br />

bester Klang und beste Kommentierung.<br />

(Phoenix/inakustik, 1945–1957,<br />

25/70:17) utw<br />

LONNIE LISTON SMITH<br />

COSMIC FUNK & SPIRITUAL<br />

SOUNDS<br />

Wem die Grooves<br />

auf COSMIC FUNK<br />

& SPIRITUAL<br />

SOUNDS<br />

bekannt<br />

vorkommen sollten,<br />

muss sich nicht wundern,<br />

selbst wenn er<br />

den Namen Lonnie Lis<strong>to</strong>n Smith noch nie<br />

gehört hat. Denn der Keyboarder, der 1973<br />

seine Solokarriere startete, nachdem er zuvor<br />

u.a. für Miles Davis und Roland Kirk<br />

in die Tasten gegriffen hatte, gehört heute<br />

zu den meistgesampleten Jazzmusikern.<br />

Schon vor seiner Adelung durch die jüngere<br />

Dancefloor-Gemeinde war Smiths Musik, in<br />

der sich relaxte Grooves und spacige Sounds<br />

paaren, äußerst erfolgreich: Sein wohl bekanntestes<br />

Stück, das 1975 als Single veröffentlichte<br />

“Expansions” (1988 von den<br />

HipHoppern Stetsasonic gesamplet), wurde<br />

gerne in Discos gespielt; das gleichnamige<br />

Album kam in die Top 100 der US-Pop-<br />

Charts – ein seltener Erfolg für eine Jazz-<br />

LP. Die treffend mit COSMIC FUNK &<br />

SPIRITUAL SOUNDS betitelte Anthologie<br />

versammelt 15 Stücke, die Smith in seiner<br />

wohl besten Phase zwischen 1973 und 1976<br />

auf seinen fünf Alben für das Label Flying<br />

Dutchman veröffentlichte, darunter “Expansions”.<br />

Expand your mind!<br />

(Ace/Soulfood, 2012, 15/78:29) frs<br />

VOLKER KRIEGEL &<br />

FRIENDS<br />

JAZZFEST BERLIN 81<br />

Kenner halten Volker Kriegel, der sich in<br />

Bands wie dem United Jazz + Rock Ensemble<br />

und Dave Pike Set internationales Renommee<br />

erspielte, für einen der besten deutschen<br />

Jazz- und Fusiongitarristen. Das Spiel des in<br />

Darmstadt geborenen und in der Frankfurter<br />

Jazzszene um Emil Mangelsdorff sozialisierten<br />

Saitenvirtuosen steht dem von Pat Me<strong>the</strong>ny<br />

und John Scofield kaum nach. Im November<br />

1981 trat der Musiker, der 2003 mit 59<br />

<strong>Jahre</strong>n viel zu früh starb, beim Jazzfest Berlin<br />

auf, in Begleitung eines großartigen Ensembles,<br />

zu dem der Bassist Eberhard Weber und<br />

der Vibrafonist Wolfgang Schlüter gehörten.<br />

Das Konzert wurde fürs Fernsehen (für den<br />

„Rockpalast”!) aufgezeichnet und wird nun<br />

als DVD plus beiliegender songidentischer<br />

CD in optisch wie akustisch guter Qualität<br />

veröffentlicht. Das Quintett spielt ein Konzert<br />

voller schwebender Klänge und Rhythmen,<br />

mitunter durchbrochen von eruptiven<br />

Solos. Den Gig beginnt Kriegel, der sich als<br />

Au<strong>to</strong>didakt eine effektive Zweifingertechnik<br />

mit der linken Hand antrainiert hatte, auf<br />

seiner speziellen Sitar-Gitarre mit dem träumerischen<br />

“Calcador”. Die konzentrierten<br />

Musiker sind in Improlaune, einige Stücke,<br />

etwa “Schwebebahn” (nomen est omen!)<br />

und “Chateau Sentimental”, geraten doppelt<br />

bis dreimal so lang wie die Studiofassungen.<br />

Ein kleines Juwel des deutschen Jazz, endlich<br />

wieder geborgen!<br />

(MiG/Intergroove, 2012, 7/64:1) frs<br />

CD<br />

BELLOWHEAD<br />

BROADSIDE<br />

Wie schon für den höchstgelobten Vorgänger<br />

HEDONISM haben Bellowhead<br />

mit John Leckie (Radiohead, S<strong>to</strong>ne Roses)<br />

einen Produzenten verpflichtet, der die<br />

zurzeit wohl beste britische Folkband auf<br />

ihrem neuen Album in der vollen Blüte<br />

ihrer Pracht präsentiert. Zehn der zwölf<br />

Songs von BROADSIDE sind Traditionals,<br />

einer stammt vom 1867 geborenen<br />

Londoner Künstler Harry Wincott, einer<br />

von Leadsänger und Geiger John Boden.<br />

Und trotz der vergleichsweise großen Anzahl<br />

an Musikern – immerhin in der Stärke<br />

einer Fußballmannschaft – und des somit<br />

fast unerschöpflichen Reservoirs an Instrumenten,<br />

klingt ihre Musik alles andere als<br />

überfrachtet. Dort, wo notwendig, kann<br />

man sie im Kirmesband-Sound hören,<br />

pumpt die Tuba, trillern die Flöten, Klarinetten<br />

und Mandolinen; oft reduzieren sie<br />

ihre Begleitung aber auch auf eine einzige<br />

Posaune, Trompete, Konzertina, Geige oder<br />

Bouzouki. Genau diese Wechselwirkungen<br />

zwischen Bigband und Kammerquartett,<br />

zwischen Jazz, World-<strong>Music</strong> und traditionellem<br />

Folk machen die Klasse dieser Band<br />

aus, führen so fast zwangsläufig zu einem<br />

Top-Album.<br />

(Naviga<strong>to</strong>r Records/Rough Trade,<br />

2012, 12/46:41) us<br />

DEAD FINGERS<br />

DEAD FINGERS<br />

Stehen sie in der<br />

Wüs te? Oder doch<br />

nur in einer Kiesgrube?<br />

Das Coverbild<br />

ihres selbst betitelten<br />

Debütalbums DEAD<br />

FINGERS lässt offen,<br />

ob Taylor Hollingsworth (bekannt geworden<br />

als Gitarrist von Conor Oberst) und<br />

Kate Taylor echte oder gefakete Wüstenwanderer<br />

sind. Aber egal – auch bei Lee<br />

Hazlewood und Nancy Sinatra, mit denen<br />

man das Duo schon verglich, stellte kaum<br />

einer die Frage nach Au<strong>the</strong>ntizität. Mitunter<br />

weiß man zwar wirklich nicht genau,<br />

wie ernst den Dead Fingers die Sache ist,<br />

etwa bei ihrer Dylan-Travestie “Ano<strong>the</strong>r<br />

Planet” oder bei sprachlich witzigen Titeln<br />

wie “Closet Full Of Bones”, doch ihr mit<br />

Country, Folk und Blues getränkter Wüsten-Rock<br />

(!) macht enormen Spaß!<br />

(Affairs Of The Heart/Indigo, 2012,<br />

11/39:05) frs<br />

BOBBY GENTRY & GLEN<br />

CAMPBELL / ANNE MUR-<br />

RAY & GLEN CAMPBELL<br />

BOBBY GENTRY & GLEN<br />

CAMPBELL/ANNE MURRAY &<br />

GLEN CAMPBELL<br />

Zwei erfolgreiche Duettplatten von Glen<br />

Campbell, frisch remastert auf einer CD.<br />

1968 veröffentlichte er zusammen mit der<br />

Country-Sängerin Bobbie Gentry das Album<br />

BOBBIE GENTRY & GLEN CAMP-<br />

BELL, das durch seine Stilvielfalt – mit<br />

Songs aus den Bereichen Country, Pop und<br />

Folk – sowohl in den Country-Charts (#1)<br />

als auch in den Billboard Pop-Charts (#11)<br />

höchst erfolgreich war. Als Bonus-Track<br />

ist der 1970 aufgenommene Hit der Everly<br />

Bro<strong>the</strong>rs “All I Have To Do Is Dream”<br />

Seite 62 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD REVIEWS Country & Folk<br />

dabei, mit dem ihnen ein überraschender<br />

Hit in Großbritannien (#3)<br />

gelang. 1971 veröffentlichte Campbell<br />

zusammen mit Anne Murray<br />

neues Material, Cover-Versionen wie<br />

den Bro<strong>the</strong>rhood-Of-Man-Hit “United<br />

We Stand” sowie einige Titel, die<br />

jeder bisher solo aufgenommen hatte.<br />

ANNE MURRAY/GLEN CAMP-<br />

BELL platzierte sich erfolgreich in<br />

den Country-Charts (#4) und wurde<br />

für die bis dahin noch relativ unbekannte<br />

Sängerin zum Startpunkt für<br />

eine höchst eindrucksvolle und bis<br />

heute andauernden Karriere.<br />

(Cherry Red/Rough Trade,<br />

1968/1971, 22/62:06) us<br />

THE McEUEN<br />

SESSIONS<br />

FOR ALL THE GOOD<br />

Wer seit Jahrzehnten<br />

die<br />

Nitty<br />

Gritty<br />

Dirt Band in all<br />

ihren Inkarnationen<br />

mit Freude<br />

gehört hat,<br />

wird idauch gern zu dieser CD greifen.<br />

Urmitglied John McEuen und seine<br />

Söhne Jonathan und Nathan, wie er<br />

Multi-Instrumentalisten, haben sie<br />

bis auf ein paar Schlagzeugparts im<br />

Wesentlichen ohne fremde Hilfe eingespielt.<br />

Zu hören ist abgehangener<br />

Country-Rock mit der Be<strong>to</strong>nung auf<br />

Country, wobei sich alle drei McEuens<br />

auch als Komponisten hervortun. Nathans<br />

“Grand Design” und “Quicker<br />

At The Draw” gehören ebenso zu den<br />

Höhepunkten wie Johns “The Goodtime<br />

Suite”, das er allein am Banjo<br />

spielt. “Love Word” ist eine Arbeit<br />

von Jonathan & Nathan, die in zwei<br />

Versionen zu hören ist, von denen<br />

die schlagzeuglose stärker ausfällt,<br />

weil sie perfekt lieblich, aber nicht<br />

sülzig tönt. Ebenfalls überzeugt das<br />

druckvolle “Old Shep” aus Red Foleys<br />

Feder. Bei seinem Topsong “Only<br />

You And I Know” mischt auch Dave<br />

Mason (Ex-Traffic) mit – dieses Lied<br />

gibt es ebenfalls in zwei Fassungen,<br />

wobei der von Mason besorgte Mix<br />

überzeugender ausfällt. Weitere großartige<br />

Fremdtitel stammen von Rodney<br />

Crowell (“Long Hard Road”)<br />

und Dan Fogelberg (“Leader Of The<br />

Band”). Damit wird endgültig klar:<br />

Die McEuens schmoren nicht engstirnig<br />

im eigenen Saft, sondern sind hellwache<br />

Geister, die dem Country-Rock<br />

durchaus eine eigene Linie abringen<br />

können. Weiterer Pluspunkt ist die liebevolle<br />

Aufmachung: Die CD steckt<br />

in einem Hardcover-Digipak und ist<br />

optisch sehr attraktiv aufgemacht. Ein<br />

prima Sammlerstück.<br />

(Fontana, 2012, 15/52:00) hjg<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

FRANZ JOSEF DEGEN-<br />

HARDT – FREUNDE FEIERN<br />

SEIN WERK<br />

Das Konzert am 19. Dezember 2011<br />

im Berliner Theater am Schiffbauerdamm<br />

sollte eigentlich ein Treffen<br />

zum 80. Geburtstag von Franz Josef<br />

Degenhardt werden. Doch leider erlebte<br />

der Geehrte diesen Tag nicht<br />

mehr – er verstarb am 14. November.<br />

So verabschiedeten viele der bedeutendsten<br />

Liedermacher Deutschlands<br />

einen ihrer Größten mit einem<br />

Gedenkkonzert. Auf der Bühne standen<br />

alte Freunde und Weggefährten<br />

Degenhardts, darunter Hannes<br />

Wader, Konstantin Wecker und<br />

Barbara Thalheim, aber auch viele<br />

junge Vertreter der nachwachsenden<br />

Liedermachergeneration wie Max<br />

Prosa, Daniel Kahn und Dota Kehr<br />

(Sängerin von Dota & Die Stadtpiraten).<br />

Einen Zusammenschnitt aus<br />

dem vierstündigen Konzert bietet<br />

nun die Doppel-CD FRANZ JOSEF<br />

DEGENHARDT – FREUNDE FEI-<br />

ERN SEIN WERK. Jeder Teilnehmer<br />

singt darauf jeweils ein Lied<br />

aus dem Oeuvre des Geehrten sowie<br />

ein eigenes; Götz Widmann z.B.<br />

gleich nach der Degenhardt-Satire<br />

“Deutscher Sonntag” sein nicht<br />

minder bissiges Lied “Proletarier<br />

sucht Frau”. Ähnlich wie zuletzt das<br />

Wader-Salut-Album HEUTE HIER<br />

MORGEN DORT (Good Times<br />

4/2012) beweist diese Jung und Alt<br />

vereinende Doppel-CD, dass die<br />

Liedermacherei weiterhin sehr lebendig<br />

ist, auch wenn nun einer der<br />

Größten gegangen ist.<br />

(Universal/Polydor, 2012, 16/76:46,<br />

14/77:55) frs<br />

SERA CAHOONE<br />

DEER CREEK CANYON<br />

Neues Album<br />

der<br />

Singer/<br />

Songwriterin<br />

aus Seattle, die<br />

über die Stationen<br />

Carissa’s<br />

Weird,<br />

Chick<br />

Bt Betsy Olson und Band Of Horses<br />

seit 2006 als Solokünstlerin unterwegs<br />

ist. DEER CREEK CAN-<br />

YON ist schon ihr drittes Album<br />

sei<strong>the</strong>r, und es ist ein interessanter<br />

Weg, den sie dabei zurückgelegt<br />

hat. War ihr selbst betiteltes Debüt<br />

noch ein karges, in sich gekehrtes<br />

Werk, konnte man 2008 auf ONLY<br />

AS THE DAY IS LONG zumindest<br />

schon erste Hinwendungen zu einer<br />

Art Popmusik erahnen, die sie jetzt,<br />

na ja, zumindest teilweise, fast sonnig<br />

musizierend zeigen. Doch ganz<br />

gleich wie beschwingt sie sich gibt,<br />

umweht immer ein Schleier aus Melancholie<br />

ihre Musik, gelingt es ihr,<br />

die emotionale Tiefe ihrer Songs unmissverständlich<br />

hörbar zu machen.<br />

Besonders die einschmeichelnde<br />

Pedalsteel von Jason Kardong leistet<br />

hier Großartiges, ebenso wie die selten,<br />

aber höchst wirksam eingesetzten<br />

Streicher. Und ganz am Ende,<br />

bei “Oh My”, reist Sera Cahoone<br />

dann zurück an den Anfang ihrer<br />

(Solo-)Karriere, zeigt, dass ihre<br />

Lieder auch mit einsamer Akustikgitarrenbegleitung<br />

funktionieren.<br />

(Sub Pop/Cargo, 2012, 12/39:50) tk<br />

CRYSTAL GAYLE<br />

CRYSTAL GAYLE / SOME-<br />

BODY LOVES YOU<br />

Mit diesen beiden Alben, die jetzt gemeinsam<br />

auf einer CD wiederveröffentlicht<br />

werden, startete Crystal Gayle,<br />

die jüngste Schwester von Country-<br />

Ikone Loretta Lynn, 1975 ihre Karriere.<br />

CRYSTAL GAYLE schaffte es bis<br />

auf Platz 25 in den Billboard Country-Charts,<br />

die erfolgreichste Sing le-<br />

Auskopplung war das von Produzent<br />

Allen Reynolds verfasste “Wrong<br />

Road Again” (#6). Nur acht Monate<br />

nach ihrem Debüt erschien dann ihre<br />

zweite LP mit dem Titel SOMEBO-<br />

DY LOVES YOU, die es schon bis auf<br />

Platz 11 brachte. Die erste Single daraus,<br />

der Titeltrack “Somebody Loves<br />

You”, kletterte in den Single-Charts bis<br />

auf Nummer 8, bevor es dann im April<br />

1976 mit der zweiten Single, “I’ll Get<br />

Over You” endlich mit der Nummer 1<br />

klappte. Ein neues Booklet mit allen<br />

Song- und Produktionsinfos sowie<br />

einem zweiseitigen Text des Musikbiografen<br />

Michael Heatley runden diese<br />

schöne Wiederveröffentlichung ab.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 1975,<br />

20/53:12) us<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

COUNTRY SOUL SISTERS<br />

Country gilt<br />

als<br />

Männerdomäne.<br />

Doch<br />

von<br />

jeher gibt es<br />

auch Frauen,<br />

die in dem<br />

als konservativ verschrienen Genre,<br />

mitunter sehr selbstbewusst, auftreten;<br />

man denke etwa an Dolly Par<strong>to</strong>n, Patsy<br />

Cline und Loretta Lynn. Die großartige<br />

Anthologie COUNTRY SOUL<br />

SISTERS – WOMEN IN COUNTRY<br />

MUSIC 1952–74 richtet den Blick auf<br />

die weibliche Seite dieser Musik, zieht<br />

die Stilgrenzen dabei aber nicht zu eng,<br />

so dass auch Sängerinnen wie Nancy<br />

Sinatra (“Get While The Gettin’s<br />

Good”) oder Bobbie Gentry (mit ihrer<br />

superben, souligen “Ode To Billie<br />

Joe”) darauf Platz finden. Bemerkenswert,<br />

mit welchem Selbstverständnis<br />

die Country-Ladys bereits in den 50er,<br />

60er und frühen 70er <strong>Jahre</strong>n feministische<br />

Themen aufgriffen; so etwa<br />

prangert Billie Jo Spears in “Mr Walker,<br />

It’s All Over” sexuelle Belästigung<br />

am Arbeitsplatz an, Lynn Anderson in<br />

“Fancy” Kinderprostitution und Jeannie<br />

C. Riley in “Harper Valley PTA”<br />

eine heuchlerische Kleinstadtmoral.<br />

(Soul Jazz/Indigo, 2012, 25/66:42) frs<br />

FRANK TURNER<br />

LAST MINUTES & LOST<br />

EVENINGS<br />

Es ist schon ein eindrucksvoller Weg,<br />

den Frank Turner in den letzten zwei<br />

<strong>Jahre</strong>n gegangen ist, und es dabei<br />

von kleinen, unbekannten Landfestivals<br />

bis zur Eröffnungszeremonie<br />

der Olympischen Spiele geschafft hat.<br />

Wenn man sich dann noch die Bilder<br />

ansieht, die ihn – in grünen, kniehohen<br />

Handmade Gert Lange 1/3 hoch<br />

<strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 63


CD REVIEWS Country & Folk<br />

Gummistiefeln – als Headliner des renommierten,<br />

britischen Beautiful-Days-Festival<br />

zeigen, dürfte klar werden, warum das Publikum<br />

diesen Folk-Punk-Prinzen so liebt.<br />

Wer ihn (und seine Musik) bisher übersehen<br />

hat, darf sich jetzt mit 15 (von Turner)<br />

handverlesenen Liedern aus den letzten fünf<br />

Alben ein Bild machen, darf sich mit LAST<br />

MINUTES & LOST EVENINGS auf eine<br />

klasse Sammlung folkiger Singalong-Stücken<br />

voller Punk-Attitüde freuen. Klasse<br />

Sache: Als Bonus gibt es eine zusätzliche<br />

DVD mit einem knapp zweistündigen Konzert<br />

aus dem Londoner Wembley Stadion.<br />

(Epitaph/Indigo, 2012, 15/52:54) us<br />

JIMMY ROBINSON<br />

GUITARWORKS<br />

Aus New Orleans<br />

stammt der Gitarrist<br />

Jimmy Robinson,<br />

der nach<br />

psychedelischem<br />

Rock mit “Ejaculation”<br />

in den<br />

späten 60er <strong>Jahre</strong>n 1975 die Prog-Rock/<br />

Fusion-Band Woodenhead (mit einer Albumveröffentlichung:<br />

PRESEVERANCE)<br />

gründete. GUITARWORKS zeigt ihn – getreu<br />

dem Albumtitel – vor allem als virtuosen<br />

Gitarristen. Doch Robinson hat im<br />

Laufe der <strong>Jahre</strong> ohne Zweifel genügend<br />

musikalische Erfahrung gesammelt, um<br />

ein Album interessant zu machen, so dass<br />

er seinen Hörern neben seinen eigenen,<br />

kraftvoll gespielten Songs auch noch die<br />

eine oder andere Fremdkomposition – noch<br />

dazu in klasse Arrangements – anbietet. So<br />

wird Jimi Hendrix’ “Little Wing” von den<br />

Posaunen der Bonerama Horns eingeleitet,<br />

sorgt Washboard Chaz Leary mit seinem<br />

Waschbrett in “I Can’t S<strong>to</strong>p Drinking” für<br />

Jugband-Feeling, hält sich Robinson bei<br />

Trent Reznors “Hurt” an die Johnny-Cash-<br />

Version, liefert Gastsängerin Susan Coswill<br />

die hohen Stimmen im Byrds-Klassiker<br />

“Eight Miles High”.<br />

(Jimmy Robinson/Import, 2012,<br />

15/53:14) us<br />

AD VANDERVEEN<br />

DRIVEN BY A DREAM<br />

Der niederländische Singer/Songwriter Ad<br />

Vanderveen ist ein Musiker, der den Begriff<br />

Americana ausfüllt wie kaum ein anderer.<br />

Ruhige, in sich gekehrte Folksongs gehören<br />

bei ihm genauso zum Reper<strong>to</strong>ire wie<br />

kraftvolle, Gitarren-getriebene Rocker (die<br />

ihm jahrelang den Ruf eines Neil-Young-<br />

Epigonen einbrachten) und gefühlvolle<br />

Midtempo-Songs zwischen Blues, Folk<br />

und Country. Mittlerweile hat er schon gut<br />

20 Alben veröffentlicht und ist live mit<br />

Hochkarätern wie Eric Andersen, David<br />

Olney, Iain Mat<strong>the</strong>ws oder Eliza Gilkyson<br />

unterwegs gewesen. Auf seinem neuen Album<br />

DRIVEN BY A DREAM zeigt er mit<br />

neuen Songs – bis auf Bob Dylans “When I<br />

Paint My Masterpiece” alle selbst geschrieben<br />

– einen schönen Querschnitt durch<br />

das oben genannte Spektrum. Klasse auch<br />

die bekannt guten Harmony-Vocals seiner<br />

Freundin und langjährigen musikalischen<br />

Begleiterin Kersten de Ligny, wie auch der<br />

Rest seiner kleinen aber feinen Band für<br />

wohltemperierten Backing-Sound sorgt.<br />

(Blue Rose/Soulfood, 2012, 11/44:18) tk<br />

RALF WEIHRAUCH TRIO<br />

GREEN BREAK<br />

Mit seinem Akkordeon (manchmal auch<br />

mit Flöte oder Bodhran) und seiner Stimme<br />

war Ralf Weihrauch bisher vornehmlich<br />

als Solokünstler unterwegs. Für GREEN<br />

BREAK hat er seinem Namen ein „Trio”<br />

angehängt, da er sein neues Album zusammen<br />

mit Jonas Liesenfeld an der Geige und<br />

der Sängerin Beate Rupietta aufgenommen<br />

hat. Schwungvoll und virtuos, aber niemals<br />

bierernst, spielen sich die Drei durch Jigs,<br />

Reels und Songs aus Schottland, Irland und<br />

England. Für weitere musikalische Vielfalt<br />

sorgt eine vielköpfige Gästeschar an Mandoline,<br />

Dobro, Bass, Tuba, Piano, Klarinette<br />

und Schlagzeug, angeführt von Ray<br />

„Chopper” Cooper (Oysterband) an Cello<br />

und Harmonium. Klasse Sache auch das<br />

Booklet, das neben dem bebilderten Picknick<br />

auf einem Golfplatz (siehe Albumtitel)<br />

Track-by-track-Infos von Ralf Weihrauch<br />

enthält, in denen er kurz auf jedes Musikstück<br />

eingeht. Eine äußerst sympathische<br />

Geschichte, dieses Album!<br />

(Blue Bowl/Import, 2012, 13/60:50) us<br />

MERLE HAGGARD<br />

THE TROUBADOUR<br />

Nach einer höchst erfolgreichen<br />

Dekade<br />

bei Capi<strong>to</strong>l Records<br />

und seinem Wechsel<br />

zu MCA gelang<br />

es Merle Haggard<br />

Mitte der 70er <strong>Jahre</strong><br />

zunächst äht nicht, auf fder Erfolgsleiter weiter<br />

nach oben zu klettern. Ganz im Gegenteil,<br />

kurz darauf brauchte er eine sechsmonatige<br />

Auszeit, seine Stimme wurde tiefer<br />

und sanfter, und mit neuer Backingband<br />

gelang der Wechsel von purem Country zu<br />

einem weitaus mehr Blues-beeinflussten<br />

Stil. Doch was viel wichtiger war, Merle<br />

Haggard hatte seine Fähigkeit, richtig gute<br />

Songs zu schreiben, wiedergefunden. Auf<br />

vier CDs versammelt Bear Family nun alle<br />

existierenden Aufnahmen Haggards aus<br />

den MCA-<strong>Jahre</strong>n, also aus dem Zeitraum<br />

von 1976 bis 1981. Mit dabei natürlich<br />

MY FAREWELL TO ELVIS, das von Herzen<br />

kommende Tribute-Album an seinen<br />

großen Kollegen, ebenso wie das wohl<br />

beste Album dieser <strong>Jahre</strong>, SERVING 190<br />

PROOF, auf dem Haggard 1979 in au<strong>to</strong>biografischer<br />

Weise seinen Stilwechsel Revue<br />

passieren lässt. Nicht zu vergessen RAIN-<br />

BOW STEW, das im Ok<strong>to</strong>ber 1980 vor<br />

30.000 enthusiastischen Fans im kalifornischen<br />

Anaheim Stadium mitgeschnitten<br />

wurde, oder SONGS FOR THE MAMA<br />

THAT CRIED, das er 1981 mit Interpretationen<br />

von alten Country-Gospelsongs<br />

seiner Mutter widmete. Dazu noch die<br />

Aufnahmen, die während der MCA-Zeit<br />

unveröffentlicht blieben und aus denen<br />

später dann CBS seine drei Epic-Alben zusammengebastelte.<br />

Insgesamt liefert THE<br />

TROUBADOUR 111 Titel, darunter Hits<br />

wie “Ramblin’ Fever”, “From Graceland<br />

To The Promised Land” und “Red Bandana”,<br />

ein paar unveröffentlichte Stücke und<br />

alternative Versionen, zwei Soundtrackbeiträge<br />

sowie die erst kürzlich (wieder-)<br />

entdeckte Version von “Troubadour”. Ein<br />

wunderbar bebildertes, LP-großes Hardcoverbuch<br />

liefert Dave Samuelsons Essay<br />

zur MCA-Ära, bekannt ausführlich und<br />

detailliert die Discographie von Bear-Family-Chef<br />

Richard Weize.<br />

(Bear Family, 2012, 4 CDs)<br />

us<br />

KRIS KRISTOFFERSON<br />

FEELING MORTAL<br />

Die Hülle von<br />

Kris<br />

Kris<strong>to</strong>ffersons<br />

neuem Album<br />

ist wie ein<br />

ramponiertes,<br />

altes Buch gestaltet.<br />

Sein Titel<br />

FEELING<br />

MORTAL („Sterblich fühlen”)<br />

besagt zudem, nicht nur die Werke<br />

des Menschen sind vergänglich, auch der<br />

Mensch selber. Doch wenn sich auch der<br />

mittlerweile 76 <strong>Jahre</strong> alte Country- und<br />

Folksänger auf seinem nunmehr 28. Album<br />

Gedanken über das Altern und den<br />

Tod macht, fallen seine Songs nicht allzu<br />

düster aus, der (wunderschöne!) Titeltrack<br />

entpuppt sich gar als hoffnungsfrohe Hymne<br />

auf den Schöpfer und seine – wenn auch<br />

endliche, dennoch gelungene – Schöpfung.<br />

Kris<strong>to</strong>ffersons Stimme ist zwar nicht mehr<br />

so voll wie in früheren Tagen, oft bricht<br />

sie, aber das wirkt au<strong>the</strong>ntisch – vergleichbar<br />

mit Johnny Cashs späten Aufnahmen.<br />

Produzent Don Was hat beste Arbeit geleistet,<br />

die Songs sind reduziert arrangiert,<br />

Gesang und Akustikgitarre stehen im Vordergrund,<br />

mit Farbtupfern von Pedalsteel,<br />

Fiedel, Harmonika und Bass. Ein schönes,<br />

ein reifes Alterswerk!<br />

(Proper/Rough Trade, 2012, 10/31:24) frs<br />

SKERRYVORE<br />

WORLD OF CHANCES<br />

Statt in der Folk-Rubrik könnte man<br />

WORLD OF CHANCES genauso gut im<br />

Rock-Bereich präsentieren. Denn ebenso<br />

wie ihre schottischen Landsmänner von<br />

Big Country oder Runrig spielen Skerryvore<br />

eine Mischung aus diesen beiden<br />

Musikrichtungen, wie sie wohl nur in ihrer<br />

Heimat, hoch im Norden Großbritanniens,<br />

entstehen kann. Mit Bass, E-Gitarre<br />

und Schlagzeug wird eine rockige Grundstimmung<br />

erzeugt, die mit den typischen<br />

Folk-Instrumenten Geige, Akkordeon und<br />

Dudelsack verziert wird, angeführt von der<br />

klasse Leadstimme von Alec Dalglish. Benannt<br />

haben sich die sechs jungen Musiker<br />

nach einem Leuchtturm auf ihrer Heimatinsel<br />

– der Isle Of Tiree –, die zu den Inneren<br />

Hebriden gehört. Ihre ersten drei CDs<br />

wurden zu Hause höchst erfolgreich aufgenommen,<br />

erste Touren im Ausland verliefen<br />

vielversprechend. So darf sich nun endlich<br />

auch das deutsche Publikum auf diese junge<br />

Band mit ihrem erfrischenden Folk-Rock<br />

freuen, unter anderem werden sie nächstes<br />

Jahr im März als Headliner bei den Irish<br />

Heartbeat Festivals zu sehen sein. Unbedingt<br />

vormerken!<br />

(Tyree Records/Rough Trade, 2012,<br />

11/44:08) us<br />

TIFT MERRITT<br />

TRAVELING ALONE<br />

„Ich habe immer das Gefühl, alleine unterwegs<br />

zu sein”, singt Tift Merritt im<br />

Titeltrack ihres fünften Albums TRAVE-<br />

LING ALONE und spielt damit auf die<br />

Situation an, als sie ohne Manager und<br />

Seite 64 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

Plattenfirma in der Musikszene unterwegs<br />

war. Nun ist sie beim New Yorker<br />

Label Yep Roc angekommen, das ihr für<br />

die achttägigen Aufnahmen in Brooklyn<br />

ihre „Traum-Studiobesetzung” ermöglichte.<br />

Produziert hat Tucker Martine<br />

(The Decemberists, My Morning Jacket),<br />

am Mischpult saß der dreifache Grammy-<br />

Gewinner Ryan Freeland, an den Saiten<br />

Tom-Waits-Hausgitarrist Marc Ribot, Calexicos<br />

John Convertino am Schlagzeug,<br />

dazu noch Andrew Bird, Eric Heywood<br />

sowie Tift Merritts langjähriger musikalischer<br />

Begleiter Jay Brown. Dabei ist<br />

ihr Songwriting merklich reifer geworden,<br />

gehen Stil und Klang weit über herkömmlichen<br />

Country hinaus, wird TRA-<br />

VELING ALONE – ganz im Gegensatz<br />

zum Titel – eine wunderschöne Gemeinschaftsarbeit<br />

aus erlesenem Songwriting<br />

und exzellenter Umsetzung.<br />

(Yep Roc/Cargo, 2012, 11/44:17) us<br />

MADISON VIOLET<br />

COME AS YOU ARE LIVE<br />

Sie gehören zu den<br />

Schwerarbeiterinnen<br />

des modernen<br />

Country-Folk:<br />

Lisa MacIsaac und<br />

Brenley<br />

MacEachern,<br />

aka Madison<br />

Violet, sind seit etwa 13 <strong>Jahre</strong>n nahezu<br />

ständig auf Tournee. Offenbar hat ihnen<br />

die Atmosphäre in der Kölner Kulturkirche<br />

besonders gut gefallen, denn<br />

dort ließen sie am 4. November 2011<br />

ein Konzert aufzeichnen, um es nun als<br />

CD mit 17 Titeln und als DVD (3 Songs<br />

mehr) zu veröffentlichen. Das Ergebnis<br />

ist beeindruckend. Die beiden Sängerinnen<br />

(die auch Gitarren, Geigen und<br />

Mundharmonika spielen und von Bassist<br />

Adrian Lawryshyn unterstützt werden)<br />

bestechen durch exzellenten Harmoniegesang,<br />

wobei sich die zarte, warme<br />

Stimme von MacIsaac brillant mit der<br />

rauen, bluesigen Stimme MacEacherns<br />

ergänzt. Musikalisch bietet das Duo gefühlvoll-melodiösen<br />

Country-Folk-Pop<br />

mit Hitpotenzial – herausragend: “Come<br />

As You Are”, “If I Could Love You” und<br />

“Small Of My Heart”. Obwohl Madison<br />

Violet inzwischen mehrere Longplayer<br />

veröffentlich haben, konzentrieren sie<br />

sich beim aktuellen Liveprogramm weitgehend<br />

auf Stücke aus den beiden letzten<br />

Alben NO FOOL FOR CRYING (2009)<br />

und THE GOOD IN GOODBYE (2011).<br />

Bei diesem hohen künstlerischen Niveau<br />

verwundert es, dass die Kanadierinnen<br />

immer noch vor relativ wenig Publikum<br />

in Deutschland auftreten müssen. Mit ihrer<br />

positiven Hartnäckigkeit (inzwischen<br />

beehren sie uns jedes Jahr) sollte ihnen<br />

künftig größere Anerkennung nicht weiter<br />

versagt werden.<br />

(Big Lake/India, 2012,<br />

CD: 17/61:31, DVD: 20 Titel) p<br />

CODY McCARVER<br />

I JUST MIGHT LIVE FOREVER<br />

Hier zu Lande ist Cody McCarver noch<br />

längst kein Star, aber in den USA gehört<br />

er zu den Erfolgreichsten in der Kategorie<br />

Liedermacher, Sänger & Schauspieler.<br />

Kein Wunder also, dass mehrere Tracks


CD REVIEWS Country & Folk<br />

seines neuen Albums I JUST MIGHT<br />

LIVE FOREVER aus den Filmen<br />

„Billy The Kid”, „L.A. Dirt” und<br />

„Cole Younger And The Black Train”<br />

stammen. Es sind kernige Countrysongs<br />

von echtem Schrot & Korn,<br />

die McCarver mit strammer, nicht<br />

zu rauer Stimme hemdsärmelig vorträgt,<br />

begleitet von einem routiniert<br />

zupackenden Team, dem die Country-Tradition<br />

deutlich näher steht<br />

als musikalisches Rebellentum oder<br />

gar kecke Experimente. Die konservative<br />

Grundausrichtung ist auch in<br />

den – teils au<strong>to</strong>biografisch gefärbten<br />

– Texten allgegenwärtig. Cody Mc-<br />

Carver, Sohn eines Gefängnisinsassen,<br />

wurde auf der „wrong side of <strong>the</strong><br />

tracks” geboren, gehörte zum „white<br />

trash”, arbeitete sich aber – talentiert<br />

und unverdrossen – nach oben. Ein<br />

Redneck, der zu Recht s<strong>to</strong>lz darauf<br />

ist, aber den Patriotismus auch nicht<br />

übertreibt – in Songs wie “Redneck<br />

Friends Of Mine”, “Kick It In<strong>to</strong><br />

4-Wheel Drive”, “You Can’t Hide<br />

Money” oder “White Trash With Money”<br />

gibt es auch – mal unverblümt,<br />

mal zwischen den Zeilen – nachdenkliche<br />

Aspekte. Am besten beschreibt<br />

McCarver seine Weltsicht natürlich<br />

in “I’m America”, einem Song, dessen<br />

Versöhnlichkeit überzeugt, auch<br />

wenn sie etwas zu plakativ beschworen<br />

wird.<br />

(AGR Television Records/Sony<br />

<strong>Music</strong> 2012, 11/39:44) hjg<br />

PETE SEEGER & LORRE<br />

WYATT<br />

A MORE PERECT UNION<br />

Auch mit mittlerweile<br />

93<br />

<strong>Jahre</strong>n<br />

zeigt<br />

Pete<br />

Seeger<br />

keinerlei<br />

Anzeichen<br />

von<br />

nachlassendem<br />

Abit Arbeitseifer. if A MORE PERECT<br />

UNION ist nach dem Woody-Guthrie-Tribute<br />

vom September (PETE<br />

REMEMBERS WOODY) schon das<br />

zweite Album innerhalb kurzer Zeit.<br />

Zusammen mit seinem langjährigen<br />

Freund, dem Singer/Songwriter Lorre<br />

Wyatt, begann Pete Seeger die<br />

Aufnahmen dafür allerdings schon<br />

vor gut 15 <strong>Jahre</strong>n, die Fertigstellung<br />

verzögerte sich aber aufgrund Wyatts<br />

gesundheitlicher Probleme immer<br />

wieder – und jetzt gaben ein paar weitere<br />

Freunde dem Album den letzten<br />

Schliff: Bruce Springsteen, Emmylou<br />

Harris, Steve Earle, Dar Williams,<br />

Tom Morello, dazu noch der Chor der<br />

River<strong>to</strong>wn Kids, mit denen Seeger<br />

2010 TOMORROW’S CHILDREN<br />

aufgenommen hat. Dennoch muss der<br />

Löwenanteil des Lobes an Seeger/Wyatt<br />

gehen, die alle Songs (bis auf das<br />

von Wyatt alleine verfasste “Somos El<br />

Barco”) gemeinschaftlich geschrieben<br />

haben und so einmal mehr ihre ganz<br />

besondere Klasse in Sachen zeitlose<br />

Folksongs bewiesen haben.<br />

(Appleseed/inakustik, 2012,<br />

16/70:00) us<br />

JIMMIE RODGERS<br />

JIMMIE RODGERS / SINGS<br />

FOLK SONGS<br />

Für<br />

Jimmie<br />

Rodgers (nicht<br />

zu verwechseln<br />

mit dem 1933<br />

ges<strong>to</strong>rbenen<br />

Country-Urvater<br />

gleichen<br />

Namens) wurde in den 50er <strong>Jahre</strong>n<br />

der Begriff Folk’n’Roll geprägt. Das<br />

passte – denn der Sänger und Gitarrist,<br />

der seine größten Erfolge mit “Honeycomb”<br />

(1957, US #1) und “Kisses<br />

Sweeter Than Wine” (1957, US #3)<br />

feierte, mixte Pete Seeger und Buddy<br />

Holly zu einem einzigartig swingenden<br />

Stil. Leider fand die Karriere<br />

des heute 78-Jährigen ein jähes Ende,<br />

als er sich 1967 unter bis heute nicht<br />

ganz geklärten Umständen bei einer<br />

Auseinandersetzung mit einer Polizeistreife<br />

eine Schädelfraktur zuzog und<br />

fortan nicht mehr auftreten konnte.<br />

Hoodoo Records veröffentlicht nun<br />

in schöner Aufmachung und hervorragender<br />

Klangqualität Rodgers’ beide<br />

ersten Alben auf einer CD: das unbetitelte<br />

1957er Debüt, inklusive der<br />

genannten Top-Ten-Hits, sowie den<br />

Nachfolger SINGS FOLK SONGS<br />

(1958), für den er noch tiefer in die<br />

Kiste der Traditionals griff und dabei<br />

überzeugende Fassungen von “Lord<br />

Randal”, “Black Is The Color” und<br />

“Waltzing Matilda” kreierte. Abgerundet<br />

wird der Twofer mit fünf Bonus-Tracks<br />

aus der gleichen Periode,<br />

darunter eine großartige Version von<br />

“The Wreck Of The ‚John B‘“.<br />

(Hoodoo/Harmonia Mundi,<br />

2012, 29/77:42) frs<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

MUSIC IS LOVE –<br />

A SINGER / SONG-<br />

WRITER’S TRIBUTE TO<br />

THE MUSIC OF CSN&Y<br />

Über die Musik, mit der David Crosby,<br />

Stephen Stills, Graham Nash und Neil<br />

Young im Laufe ihrer langen Karriere<br />

Musiker in aller Welt beeinflusst<br />

haben, wurden schon genügend dicke<br />

Bücher geschrieben, so dass man hier<br />

darauf verzichten kann. Hier soll es<br />

ausnahmsweise mal nicht um die Würdigung<br />

ihrer Songs gehen, sondern um<br />

das, was zahlreiche Singer/Songwriter<br />

auf MUSIC IS LOVE aus ihren Vorlagen<br />

machen. Auffallend dabei ist,<br />

dass nicht nur junge, eher unbekannte<br />

Künstler ihren Tribut erweisen, Judy<br />

Collins ist mit “Helplessly Hoping”<br />

dabei, Steve Wynn mit “Triad”, Elliott<br />

Murphy mit “Birds”, und Liam Ó<br />

Maonlaí von den Hothouse Flowers<br />

steuert ein bewegendes “Lady Of The<br />

Island” bei. Dennoch bieten die beiden<br />

CDs immer noch genügend Entdeckungspotenzial:<br />

Wer kennt schon Sadie<br />

Jemmett, die den Hörer mit “ Teach<br />

Your Children” verzaubert, wer hat<br />

schon von Cindy Lee Berryhill gehört,<br />

die Stephen Stills’ Manassas-Song “It<br />

Doesn’t Matter” stilecht als verträumten<br />

Westcoast interpretiert, wer hat<br />

Carrie Rodriguez zugetraut, aus “Cortez<br />

The Killer” eine gefühlvolle Folkballade<br />

zu machen?<br />

(Route 61/Hemifran, 2012,<br />

13/48:39, 14/55:09) us<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

WE’RE ALL IN THIS<br />

TOGETHER – A BENEFIT<br />

ALBUM FOR THE<br />

MORNING STAR<br />

„Ein<br />

Protestsong<br />

ist<br />

so pointiert,<br />

dass du ihn<br />

nicht<br />

mit<br />

Bullshit<br />

verwechselst”,<br />

zitiert t Michael Wes<strong>to</strong>n King<br />

den unvergessenen Phil Ochs in den<br />

Liner-Notes zur Doppel-CD, die er<br />

zugunsten des britischen Linksblattes<br />

„The Morning Star” koppelte, angeregt<br />

durch Redakteur Ivan Beavis.<br />

Der Altlinke Tony Benn sekundiert,<br />

Mainstream-Medien propagierten nur<br />

Marktkräfte: schon ist der Tenor abgesteckt,<br />

in dem die Ska-Funker The<br />

Destroyers fragen “Where Has The<br />

Money Gone” – erster Beweis, dass es<br />

hier neben Agitation beste Musik gibt.<br />

Thea Gilmore weiß durch ihre Obama-Kampagne,<br />

dass es nur “Inch By<br />

Inch” vorangeht. Jackie Leven sieht<br />

“The View From Shit Creek”, Kit<br />

Clark schafft Kinks-Atmosphäre, es<br />

gibt ein Wiederhören mit Eddie Reader,<br />

Robyn Hitchcock, Paul Hea <strong>to</strong>n<br />

und Peter Bruntnell – der wie Kathryn<br />

Williams speziell für dieses Projekt<br />

aufnahm. Andy White lässt sich frech<br />

über Ex-Premier “Gordon Brown”<br />

aus, Wes<strong>to</strong>n King selbst liefert den<br />

solidarischen Titelsong einer Tour-de-<br />

Force des Nicht-Aufgebens als Re-<br />

Write von “Eve Of Destruction”.<br />

(Red Planet Records, 2012,<br />

16/55:51, 17/60:05) utw<br />

JIM BYRNES<br />

I HEAR THE WIND IN THE<br />

WIRES<br />

US-Boy Byrnes legte seit 1981 acht<br />

Platten mit Blues, Folk und Country<br />

vor. Auch sein neues Album bietet<br />

Songs aus den Bereichen Country<br />

und Liedermacherkunst, von Byrnes<br />

mit viel Sinn für Differenzierungen<br />

in einem mätzchenfreien Stil vorgetragen,<br />

trefflich unterstützt von einer<br />

Band fähiger Musiker. Es gibt Country-Lieder<br />

von Hank Williams (“Honky<br />

Tonk”), Hank Snow (“I’m Movin’<br />

On”), Dolly Par<strong>to</strong>n (“The Bargain<br />

S<strong>to</strong>re”) und Buck Owens (“Don’t Let<br />

Her Know”), dazu edle Songs zeitgenössischer<br />

Liedermacher wie Gordon<br />

Lightfoot (“Ribbon Of Darkness”),<br />

Tom Waits (“House Where Nobody<br />

Lives”) und Nick Lowe (“Sensitive<br />

Man”). Byrnes hat null Probleme<br />

damit, das unterschiedliche Material<br />

ohne Stimmungs- und Stilbrüche zusammenzuschweißen,<br />

ohne dass alles<br />

gleich klingt.<br />

(Black Hen/inakustik, 2012,<br />

13/47:07) hjg<br />

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CD<br />

REVIEWS<br />

CANDY BEAT CAMP<br />

STAY OKAY<br />

Mit erfrischendem Indie-Rock, der seine<br />

Punkwurzeln alles andere als versteckt,<br />

sorgt Gitarrist, Sänger und Frontmann<br />

Wolfgang Kanduth (aka Candee Beat) mit<br />

seinen drei Mitstreitern (sowie zwei Gästen<br />

an Violine & Syn<strong>the</strong>sizer) für frischen<br />

Wind in diesem Genre. STAY OKAY heißt<br />

das Album, Candy Beat Camp die Band,<br />

gespielt wird Musik, der man einerseits<br />

jahrelange Bühnenerfahrung anhört, die<br />

sich andererseits aber das raue Live-Feeling<br />

jugendlichen Übermutes erhalten hat.<br />

Regler rechts!<br />

(Las Vegas Records/Broken Silence,<br />

2012, 12/39:53) tk<br />

HIS DOG BINGO<br />

BIG WHITE GHOST<br />

Singer/Songwriter Stephan Greminger<br />

macht sich zusammen mit seiner Band His<br />

Dog Bingo mit seinem Debüt BIG WHITE<br />

GHOST auf eine staubige Reise durch die<br />

Welt der Verlorenen, der Verzweifelten,<br />

der Gestrauchelten. Wichtigster Helfer<br />

hierbei ist ohne Zweifel Gitarrist Oli Hartung,<br />

der nicht nur mit superber Saitenarbeit,<br />

sondern auch mit einer ungemein<br />

atmosphärischer Produktion zum klasse<br />

Gesamteindruck des Albums beiträgt.<br />

Vielfältige Helfer an Flügelhorn, Glockenspiel<br />

oder Hammond, dazu mit Henk<br />

Hofstede (Nits) prominente Unterstützung<br />

aus den Niederlanden, schönes Album!<br />

(7music/New <strong>Music</strong> Distribution, 2012,<br />

10/32:24) us<br />

RICK SPRINGFIELD<br />

SONGS FOR THE END OF THE<br />

WORLD<br />

Was ist denn mit<br />

Rick<br />

Springfield<br />

los? SONGS FOR<br />

THE END OF THE<br />

WORLD der Albumtitel,<br />

“I Hate<br />

Myself”, “My Last<br />

Heartbeat” t” und “Our Ship’s Sinking” die<br />

Songzeilen. Der einstige Australier, der in<br />

den 80ern der Inbegriff für fast unerträglichen<br />

Mainstream war, ist aber weder beim<br />

Gothic noch beim Death Metal angekommen,<br />

trotzdem rockt sein neues Album wie<br />

verrückt. Irgendwo zwischen anspruchsvollem<br />

Pop und Hard Rock angesiedelt, ist<br />

ihm mit SONGS ... eine echte AOR-Perle<br />

gelungen. Hut ab!<br />

(Frontiers/Soulfood, 2012, 12/<strong>40</strong>:32) jub<br />

KATIE MELUA<br />

SECRET SYMPHONY –<br />

SPECIAL BONUS EDITION<br />

Für diese spezielle Edition ihres im Frühjahr<br />

veröffentlichten Albums SECRET<br />

SYMPHONY hat Katie Melua neben vier<br />

Bonus-Tracks – Randy Newmans “Feels<br />

Like Home”, Elvis’ “Love Me Tender”,<br />

Bonnie Raitts “Too Long At The Fair” und<br />

“It’s Over” von Roy Orbison – noch eine<br />

zweite, prallvolle CD dazugepackt. Zu<br />

hören darauf ein Mitschnitt ihres Berliner<br />

Sommerkonzertes, bei dem sie vom Deutschen<br />

Filmorchester Babelsberg begleitet<br />

wurde.<br />

(Dramatico/Rough Trade, 2012,<br />

15/52:09, 21/76:26) tk<br />

MOYA BRENNAN &<br />

CORMAC DE BARRA<br />

VOICES & HARPS<br />

Letztes Jahr erschien die erste Zusammenarbeit<br />

der Clannad-Sängerin Moya Brennan<br />

mit dem Harfenvirtuosen Cormac De Barra<br />

schon in ihrer irischen Heimat, Ende November<br />

wird VOICES & HARPS nun auch<br />

in Deutschland erscheinen. Natürlich stehen<br />

Harfe und vielstimmiger, sphärischer<br />

Gesang im Mittelpunkt ihrer Mischung<br />

aus eigenen Songs und Traditionals, produziert<br />

hat John Reynolds (Enya, U2, Sinéad<br />

O’Connor), dazu Maire Breatnach an<br />

der Fiddle, Eamonn De Barra an Flöte und<br />

Bodhran sowie Aisling Jarvis an der Bouzouki.<br />

(Beo Records/da <strong>Music</strong>, 2012,<br />

12/<strong>40</strong>:53) us<br />

JIMI JAMISON<br />

NEVER TOO LATE<br />

Survivor-Sänger Jimi<br />

Jamison hat sich für<br />

NEVER TOO LATE<br />

mit den schwedischen<br />

Melodic-<br />

Metallern Eclipse zusammengetan<br />

und ein<br />

perfektes fkt Heavy-Rock-Album eingespielt,<br />

das unbedingt nach seinen einstigen AOR-<br />

Bringern vom Schlage “I’m Always Here”<br />

(„Baywatch”-Titelmelodie) klingt, aber um<br />

einiges härter ausfällt. Dadurch bekommen<br />

die Stücke eine Power, die Jamison für den<br />

europäischen Markt interessant machen<br />

dürfte. Schwelgende Balladen, Midtempo-<br />

Headbanger, Melodic-Meisterwerke – so<br />

gut war Jimi Jamison solo vermutlich noch<br />

nie.<br />

(Frontiers/Soulfood, 2012, 11/49:10) jub<br />

AVETT BROTHERS<br />

THE CARPENTER<br />

Dass Rick Rubin auch anders produzieren<br />

kann als mit karger Akustikgitarrenbegleitung,<br />

zeigt er auf THE CARPENTER,<br />

dem neuen Werk der Avett Bro<strong>the</strong>rs. Dabei<br />

gelingt es Seth und Scott Avett zusammen<br />

mit ihrer Band und zahlreichen<br />

musikalischen Gästen (darunter Benmont<br />

Tench, Lenny Castro, Chad Smith), eine<br />

tiefe musikalische Au<strong>the</strong>ntizität zu transportieren,<br />

packen einen die Songs schon<br />

beim ersten Hören. Einen Moment lang<br />

sind purer Sonnenschein und reines Glück<br />

zu hören, kurz darauf schon wieder Leid,<br />

Verzweiflung und Reue: Americana aus<br />

der Top-Etage.<br />

(Universal, 2012, 12/46:26)<br />

us<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

BUNDESVISION SONG<br />

CONTEST 2012<br />

Von der Talentschmiede zum Schaulaufen<br />

arrivierter Künstler hat sich Stefan Raabs<br />

inoffizielle deutsche Pop-Meisterschaft, der<br />

„Bundesvision Song Contest”, entwickelt.<br />

Mit ihrem Duo-Projekt Xavas (“Schau nicht<br />

mehr zurück”) räumten Xavier Naidoo und<br />

Kool Savas souverän ab, die Orsons verpflichteten<br />

für ihr “Horst & Monika” Hip-<br />

Hop-Shootingstar Cro als Gastsänger. Klasse<br />

auch der erfrischende Reggae von Chris<br />

Cosmo (“Herzschlag”), Electro-Disco<br />

aus Sachsen (Laing mit “Morgens immer<br />

müde”) sowie Tim Bendz kos letztjähriger<br />

Siegertitel (“Wenn Worte meine Sprache<br />

wären”) in einer Akustikversion.<br />

(Polystar/Universal, 2012, 16/59:09) tk<br />

HELEN SCHNEIDER<br />

SO CLOSE / LET IT BE NOW<br />

Lange nicht mehr erhältlich,<br />

erscheinen<br />

Helen<br />

Schneiders<br />

erste zwei LPs nun<br />

gemeinsam auf einer<br />

CD. Eigentlich<br />

sollte Helen Schneider<br />

1977 mit SO CLOSE die nächste große<br />

Sängerin in einer Reihe mit Ella Fitzgerald,<br />

Judy Garland oder Barbra Streisand werden.<br />

Nach ernüchternden Verkäufen konnte<br />

aber auch das ein Jahr später veröffentlichte<br />

LET IT BE NOW nichts daran ändern,<br />

dass sie über die Umwege Deutschland und<br />

Rockmusik erst Mitte der 80er <strong>Jahre</strong> die gewünschte<br />

Popularität erhielt, dass sie ihre<br />

einsame Klasse im <strong>Music</strong>al- und im Adult-<br />

Pop-Genre erst viel später als geplant beweisen<br />

konnte.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 1977/1978,<br />

19/64:44) tk<br />

MASSIVE ATTACK<br />

BLUE LINES<br />

Das 1991 erstmals veröffentlichte Debütalbum<br />

BLUE LINES von Massive Attack<br />

ist bereits ein Klassiker; Hörer und<br />

Kritiker wählen es immer wieder auf<br />

Bestenlisten. Neben Portishead war die<br />

Formation aus Bris<strong>to</strong>l, UK, der wichtigste<br />

Vertreter des Trip-Hop, jenem spacigen,<br />

vibrierenden Mix aus Electronica, Breakbeat,<br />

Soul, Rap, Reggae und Dub. Das Album<br />

übt bis heute einen großen Einfluss<br />

auf die Produktion von Popmusik aus.<br />

Nun gibt es eine neu remasterte Abmischung<br />

auf CD bzw. CD/DVD (High Resolution)<br />

sowie Doppel-Vinyl, die rundum<br />

zufriedenstellt.<br />

(EMI, 1991, 9/45:02)<br />

frs<br />

KIX<br />

LIVE IN BALTIMORE<br />

Ihre Karriere verlief typisch für eine Glam-<br />

Metalband: 1978 gegründet, Ende der 80er<br />

am erfolgreichsten, zog der Grunge-Boom<br />

auch bei Kix zu Beginn der 90er den Stecker.<br />

Das neue Jahrtausend brachte das<br />

Comeback und jetzt das Album LIVE IN<br />

BALTIMORE mit knackigem, partytauglichem<br />

Hard Rock. Enthalten sind auf der<br />

Scheibe fast alle erfolgreichen Singles, allen<br />

voran die Ballade “Don’t Close Your<br />

Eyes”. Kix haben Feuer wie einst, und die<br />

Fans rasen.<br />

(Frontiers/Soulfood, 2012, 12/78:39) jub<br />

THE FRETLESS<br />

WATERBOUND<br />

Wenn sich ein (klassisches) Streichquartett<br />

für irische Volksmusik begeistert und<br />

diese dann so raffiniert und hochklassig<br />

arrangiert wie es The Fretless auf WATER-<br />

BOUND getan haben, dann wird daraus<br />

eines der schönsten (Folk-)Alben des <strong>Jahre</strong>s.<br />

Mit drei Geigen und einem Cello (sowie<br />

bei zwei Titeln je einer Gastsängerin)<br />

spielen sich die vier jungen Musiker weit<br />

über traditionelle Folkgrenzen hinaus, bauen<br />

immer wieder Elemente „befreundeter”<br />

Musikrichtungen wie Bluegrass, Jazz und<br />

Kurzvorstellungen<br />

Country ein. Whow!<br />

(Magnetic <strong>Music</strong>/New <strong>Music</strong><br />

Distribution, 2012, 9/38:30)<br />

IRIS DEMENT<br />

SING THE DELTA<br />

Nach 16 <strong>Jahre</strong>n (Album-)Pause steigt Iris<br />

Dement mit “Go On Ahead And Go Home”<br />

so kraftvoll und intensiv in ihr neues Album<br />

ein, als wäre sie nie weg gewesen.<br />

Mit Dixie-Bläsern, klagender Slidegitarre,<br />

Gospelpiano und allerhand New-Orleans-<br />

Feeling in der Stimme wird sie dem Titel<br />

SING THE DELTA mehr als gerecht, zeigt<br />

darüber hinaus auch in Songauswahl (“The<br />

Kingdom Has Already Come”, “There’s A<br />

Whole Lotta Heaven”) sowie in der Wahl<br />

ihrer Begleitmusiker (Al Perkins, Reese<br />

Wynans, Bo Ramsey) ihre Sonderstellung<br />

im weiten Feld zwischen Folk und Country.<br />

(Flariella/Cargo, 2012, 12/59:16) us<br />

TRAVIS & FRIPP<br />

FOLLOW<br />

Nach ihrer ersten<br />

Zusammenarbeit<br />

im Jahr 2008 haben<br />

Saxofonist<br />

Theo<br />

Travis (Porcupine<br />

Tree, The Tangent,<br />

Soft Machine Legacy)<br />

und Gitarrist i t Robert Fripp (King<br />

Crimson) nun für FOLLOW Elemente aus<br />

ihren Konzerten mit Studio-Aufnahmen<br />

verwoben, erzeugen so Sounds zwischen<br />

Ambient und eruptiven Ausbrüchen. Eine<br />

zusätzliche DVD kommt mit drei audiophilen<br />

Audiotracks und vier Videos, die im<br />

Ok<strong>to</strong>ber 2010 bei einem Live-Auftritt in<br />

Cornwall mitgeschnitten wurden.<br />

(Discipline Global Mobile/Galileo <strong>Music</strong><br />

Communication, 2012, 9/58:38) us<br />

NOISETTES<br />

CONTACT<br />

Das zweite Album WILD YOUNG<br />

HEARTS war Retro-Pop erster Güte. Trotz<br />

dreijähriger Vorbereitungszeit gelang es<br />

mit CONTACT nur bedingt, ein würdiges<br />

Nachfolgewerk zu präsentieren. Zwar bieten<br />

die charismatische Frontfrau Shingai<br />

Shoniwa und Gitarrist Dan Smith erneut<br />

guten Neo-Sixties-Pop-Rock, aber an herausragenden<br />

Stücken fehlt es leider.<br />

(Mono-Ra-Ma/Import, 2012, 13/51:08) p<br />

ANIMAL COLLECTIVE<br />

CENTIPEDE HZ<br />

Und wieder hat das Kreativkollektiv aus<br />

Baltimore einen großen Wurf hingelegt:<br />

Auch auf seinem neunten Album CENTI-<br />

PEDE HZ versteht es das Quartett meisterlich,<br />

in frickelige Avantgarde einzutauchen,<br />

ohne dabei je den Blick für eine prachtvolle<br />

Popmelodie zu verlieren. Animal-Collective-Songs<br />

sind Labyrin<strong>the</strong>, in denen der<br />

Hörer sich verlieren kann – und Animal<br />

Collective nehmen ihn an der Hand und<br />

geleiten ihn durch eine Welt des Staunens<br />

und der Wunder.<br />

(Domino, 2012, 11/53:41)<br />

mfg<br />

PRIDE OF LIONS<br />

IMMORTAL<br />

IMMORTAL, das vierte Album von Pride<br />

Of Lions, der aktuellen Band von Melodic-<br />

Rock-Großmeister Jim Peterik (gründete<br />

us<br />

Seite 68 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

Survivor und Ides Of March, schrieb unter<br />

anderem für Sammy Hagar, 38 Special<br />

und REO Speedwagon), und ist das bisher<br />

dramatischste. Die Songs wollen vor Bombast<br />

zerspringen, bleiben aber eingängig.<br />

Peterik schreibt sowas mit links, Sänger<br />

Tobi Hitchcock in<strong>to</strong>niert das Material mit<br />

Inbrunst und klingt gar nicht mehr nach<br />

Bobby Kimball (To<strong>to</strong>). Für AOR-Fans unverzichtbar.<br />

(Frontiers/Soulfood, 2012, 11/51:49) jub<br />

BETH ORTON<br />

SUGARING SEASON<br />

Nach Mutterschaft und sechsjähriger Auszeit<br />

kehrt die frühere Electronica-Königin<br />

nun mit einem Urban-Folkalbum zurück.<br />

Produzent Tucker Martine ist es mit Hilfe<br />

einer hochklassigen Musikerschar (darunter<br />

Laura Veirs, Ted Barnes und Marc Ribot)<br />

gelungen, ihre wunderschöne Stimme<br />

in so sphärische Arrangements einzubauen,<br />

dass SUGARING SEASON an die Zeiten<br />

erinnert, in denen Künstler wie Sandy Denny<br />

und Nick Drake den britischen Folk aus<br />

der Traditionsecke herausholten und in ein<br />

eigenes Genre überführten.<br />

(Anti/Indigo, 2012, 10/37:26) tk<br />

BOB CHEEVERS<br />

SMOKE & MIRRORS<br />

Eigentlich unglaublich,<br />

dass der bei den<br />

2011er Texas <strong>Music</strong><br />

Awards mit dem Titel<br />

„Best<br />

Singer/Songwriter”<br />

ausgezeichnete<br />

Bob Cheevers<br />

für sein neues Album keinen deutschen Vertrieb<br />

findet. Auch dass Johnny Cash oder<br />

Waylon Jennigs seine Songs aufnahmen<br />

zeugt von seiner Qualität, die man jetzt wieder<br />

einmal auf dem Doppelalbum SMOKE<br />

& MIRRORS bewundern darf. Entspannt<br />

präsentierter Americana, Lieder voller Tiefe<br />

und Gefühl, mal nur mit einer akustischen<br />

Gitarre, mal mit voller Band gespielt – richtig<br />

starke Musik aus Texas!<br />

(Back Records/Import, 2012,<br />

11/50:07, 12/51:33) us<br />

DAN SEALS<br />

RAGE ON/REBEL HEART<br />

Zwei der besten 80er-<strong>Jahre</strong>-Alben des 2009<br />

in Nashville vers<strong>to</strong>rbenen Texaners Dan<br />

Seals auf einer CD. Sein Country-Rock<br />

prägte in dieser Zeit zahlreiche junge amerikanische<br />

Künstler, von Garth Brooks über<br />

Keith Urban bis zu Kenny Chesney. RE-<br />

BEL HEART war 1983 sein (Solo-)Comeback<br />

nach dem Split des Soft-Rockduos<br />

England Dan And John Ford Coley, RAGE<br />

ON aus dem Jahr 1987 bietet ein Wiederhören<br />

mit dem von Cheryl Wheeler geschriebenen<br />

Nummer-1-Hit “Addicted”.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 1987/1983,<br />

21/76:49) us<br />

DIRTY AGE<br />

PLUG IN<br />

Wenn sich junge Bands an der Musik der<br />

70er und 80er <strong>Jahre</strong> orientieren, wenn sie<br />

ihre jugendliche Power ganz in den Dienst<br />

von gutem altem Hard Rock stellen, dann<br />

kann daraus so ein Album werden wie<br />

PLUG IN. Diesen programmatischen Titel<br />

setzt die Mannheimer Band Dirty Age dann<br />

auch hundertprozentig um, bei Stimme und<br />

Gitarrensound denkt man sofort an AC/DC,<br />

beim Songwriting sind es eher The Who,<br />

die man da heraushören kann: Beides ja<br />

nicht unbedingt die schlechtesten Vorbilder<br />

für eine junge Rockband!<br />

(7hard/New <strong>Music</strong> Distribution,<br />

2012, 12/53:04) tk<br />

NEAL SCHON<br />

THE CALLING<br />

Bei Journey ist er<br />

diszipliniert<br />

und<br />

zelebriert die großen<br />

Melodien.<br />

Doch wehe, wenn<br />

er<br />

losgelassen:<br />

THE<br />

CALLING<br />

zeigt den Ausnahmegitarristen Neal Schon<br />

einmal mehr im Rausch ausgeflippter Instrumentalorgien<br />

zwischen Latin, Prog,<br />

Blues und Jazz-Rock. Für Journey-Fans ist<br />

das nichts. Wer allerdings über Endlossoli<br />

noch staunen kann und Schons Klampfenkunst<br />

schon immer mochte, wird auf die<br />

Knie fallen. Dauerkumpel Jan Hammer ist<br />

am Moog zu hören.<br />

(Frontiers/Soulfood, 2012, 12/55:36) jub<br />

DOUBLE NAUGHT SPY CAR<br />

WESTERN VIOLENCE<br />

Bo Diddley, Nina Hagen, Johnny Hallyday,<br />

Stan Ridgway, I See Hawks In L.A.: Das<br />

sind nur einige der Künstler, für die die<br />

Sessionmusiker, die ihre (Nebenerwerbs-)<br />

Band Double Naught Spy Car genannt haben,<br />

schon im Studio oder auf der Bühne<br />

waren. Überdrehte Instrumentalmusik, ein<br />

alles andere als alltäglicher Mix aus Surf,<br />

Westcoast, New Wave, Rockabilly, Americana<br />

und Country, damit haben die vier<br />

Musiker Paul Lacques (lapsteel, g, dob),<br />

Marcus Watkins (g, acc), Marc Doten (b,<br />

keys) und Joe Berardi (dr) ihr neues Album<br />

WESTERN VIOLENCE bestückt. So verrückt,<br />

dass es schon wieder gut ist ...<br />

(Foot Pole Record/Import, 2012,<br />

13/61:06) us<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

LAWLESS – ORIGINAL MOTION<br />

PICTURE SOUNDTRACK<br />

Mit „Lawless” verfilmte Regisseur John<br />

Hillcoat einen Roman von Matt Bondurant<br />

– nach einem Drehbuch von Nick Cave!<br />

Klar, dass dieser dann auch mit seinem<br />

Filmmusik-Dauerpartner Warren Ellis (der<br />

vollbärtige Geiger von The Dirty Three)<br />

für den Soundtrack des Gangsterepos verantwortlich<br />

zeigt. Neben eigenen Songs<br />

gibt es Stücke von Lou Reed, Link Wray,<br />

Captain Beefheart und John Lee Hooker zu<br />

hören, Old-Time-bluesig in Szene gesetzt<br />

von Künstlern wie Ralph Stanley, Emmylou<br />

Harris oder Mark Lanegan.<br />

(Sony <strong>Music</strong>, 2012, 14/41:49) us<br />

ANASTACIA<br />

IT’S A MAN’S WORLD<br />

Eigentlich keine schlechte Idee von Anastacia,<br />

sich für ihr Coveralbum IT’S A<br />

MAN’S WORLD lauter Männersongs vorzunehmen.<br />

Doch viel zu selten – bei U2s<br />

“One” und “Dream On” von Aerosmith –<br />

geht dieses Konzept auch auf, denn dass<br />

sie weder ein Brian Johnson noch ein Robert<br />

Plant ist, dass es kein guter Einfall ist,<br />

Kurzvorstellungen<br />

“Back In Black” oder “Ramble On” (fast)<br />

originalgetreu nachzusingen, hätte man ihr<br />

sagen können. Chance vertan, aber immerhin<br />

ein Muss für Sammler kruder Cover-<br />

Versionen!<br />

(BMG/Rough Trade, 2012, 10/48:18) us<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

DIRTY DANCING – THE DELUXE<br />

ANNIVERSARY EDITION<br />

Mit drei Top-5-Hits, Elffach-Platin und<br />

rund 42 Millionen verkauften Exemplaren<br />

ist der Soundtrack von „Dirty Dancing”<br />

immer noch einer der erfolgreichsten der<br />

Musikgeschichte. Zum 25. Geburtstag erscheint<br />

jetzt eine hochformatige Deluxe<br />

Edition, die neben dem remasterten Originalalbum<br />

vor allem mit einem klasse gestalteten<br />

Beglei<strong>the</strong>ft glänzen kann. Darin<br />

die ausführlichen Kommentare der beteiligten<br />

Künstler und Produzenten, die Auflistung<br />

der Hitparadenerfolge der Songs<br />

sowie fünf Hochglanz-Postkarten mit Dirty-Dancing-Motiven.<br />

(RCA/Sony <strong>Music</strong>, 1987, 12/46:27) us<br />

JAMES LAST<br />

THE AMERICA ALBUM<br />

Seit Ende der 60er<br />

geistert<br />

dieses<br />

James-Last-Album<br />

als Gerücht durch die<br />

Musikwelt,<br />

Anfang<br />

November<br />

wurde<br />

das 1969 in Hamburg<br />

aufgenommenen THE AMERICA ALBUM<br />

endlich Realität. Warum das exklusiv für<br />

den amerikanischen Markt konzipierte<br />

Werk nie ans Licht der Öffentlichkeit gelangte,<br />

ist heute nicht mehr nachvollziehbar,<br />

in gekürzter oder veränderter Form<br />

schafften es zumindest einige Titel auf die<br />

eine oder andere James-Last-LP. Die Reise<br />

des mystischen Meisterwerkes geht von<br />

Jimmy Webbs “Evie” über Bob Dylans<br />

“Lay Lady Lay” bis zu “Ballad Of Easy Rider”<br />

der Byrds.<br />

(Polydor/Universal, 2012, 11/47:13) us<br />

JOE BONAMASSA<br />

BEACON THEATRE<br />

Nach der DVD gibt es Joe Bonamassas<br />

Gastspiel im New Yorker Beacon Theatre<br />

nun auch per Doppel-CD und mit dem<br />

Bonus-Stück “Young Man Blues”. Ohne<br />

optische Ablenkung hört man plötzlich,<br />

dass Bonamassas Gitarre auf “Bird On A<br />

Wire” mit Country-Touch ertönt – derlei<br />

Feinheiten gibt es immer wieder zu entdecken.<br />

Dazu die Gäste Paul Rodgers, Beth<br />

Hart und John Hiatt – da kann man nur „zugreifen”<br />

empfehlen.<br />

(Provogue/Rough Trade, 2012,<br />

11/56:12, 9/63:04) pro<br />

BOPPIN’ B<br />

MONKEY BUSINESS<br />

Schon lange bevor Boppin’ B mit dem „kanadischen”<br />

Rock’n’Roll-Star Dick Brave<br />

(aka Sasha) für Furore sorgten, waren die<br />

fünf Jungs aus Aschaffenburg eine gestandene<br />

Rock’n’Roll-Band. So ist es kein Wunder,<br />

dass sie auch ohne ihren berühmten<br />

Teilzeit-Frontmann mit MONKEY BUSI-<br />

NESS ein astreines (und mittlerweile schon<br />

das elfte!) Rockalbum vorlegen, das mit<br />

fetzigem Rockabilly, ungewohnten Cover-<br />

Die CD-Remasters<br />

1979-1984 komplett!<br />

Anyone’s Daughter (1980)*<br />

Original Album + 3 Bonus Tracks<br />

*auch als Vinyl Picture Disc LP<br />

(streng limitiert auf 500 Exemplare!)<br />

In Blau (1982)<br />

Original Album + 2 Bonus Tracks<br />

Neue Sterne (1983)<br />

Original Album + 3 Bonus Tracks<br />

2CD Live (1984)<br />

Original Album + 4 Bonus Videos<br />

Ebenfalls erhältliche CD-Remasters:<br />

Adonis (1979)<br />

Original Album + 3 Bonus Tracks<br />

Pik<strong>to</strong>rs Verwandlungen (1981)<br />

Original Album + 1 Bonus Track<br />

www.tempusfugit.de<br />

<strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 69


CD<br />

REVIEWS<br />

Versionen (“Enjoy The Silence”, “Rolling<br />

In The Deep”) und starken eigenen Songs<br />

seine Klasse beweist. Das rockt richtig gut!<br />

(Nothing To Lose Records/<br />

Broken Silence, 2012, 15/49:07) us<br />

MICHAEL JACKSON<br />

BAD 25<br />

Neu<br />

remasterte<br />

Fassung des legendären<br />

Albums von<br />

Michael Jackson,<br />

dessen<br />

Hitdichte<br />

mit “Smooth Criminal”,<br />

“Man In<br />

The Mirror”, ”“Bd”“A “Bad”, “Ano<strong>the</strong>r Part Of Me”,<br />

“The Way You Make Me Feel” und “Dirty<br />

Diana” mehr als beeindruckend ist. CD 2<br />

bietet neben neuen Remixen und alternativen<br />

Versionen (in Spanisch und Französisch)<br />

noch sechs bisher unveröffentlichte<br />

Demos, die Michael Jackson in seinem damaligen<br />

Zuhause in der Hayvenhurst Avenue<br />

in Encino, Kalifornien, aufgenommen<br />

hat. Die Deluxe Edition bietet zusätzlich<br />

noch ein Konzert im Londoner Wembley<br />

Stadion vom Juli 1988 auf CD und DVD.<br />

(Epic/Sony <strong>Music</strong>, 1987/2012,<br />

11/48:16, 13/53:43) us<br />

THE BLACK EXPLOSION<br />

SERVITORS OF THE OUTER<br />

GODS<br />

Das neueste Projekt des Ex-Dollhouse-<br />

Sängers und -Gitarristen Chris Winter heißt<br />

The Black Explosion. Musikalisch bleibt<br />

der Schwede mit neuer Begleitmannschaft<br />

aber in den gewohnten Gefilden, rückt auf<br />

SERVITORS OF THE OUTER GODS<br />

oft sogar noch weiter in die Psychedelic-Hard-Rock-Ecke<br />

als mit seiner alten<br />

Band. Schwere Riffgewitter überziehen<br />

die Songs, verzerren und verlieren sich in<br />

krachenden Rhythmusschluchten, verlieren<br />

nur dann kurzzeitig an Fahrt, wenn sie ihre<br />

Kräfte für den nächsten Angriff bündeln.<br />

(Metalville/Rough Trade, 2012,<br />

10/36:39) tk<br />

KASEY CHAMBERS AND<br />

SHANE NICHOLSON<br />

WRECK AND RUIN<br />

Überragendes Duo-Album des australischen<br />

Country-Ehepaares Kasey Chambers<br />

und Shane Nicholson. Getarnt als Old-<br />

Time-<strong>Music</strong> und Bluegrass-Heuler haben<br />

sie für WRECK AND RUIN 13 neue Songs<br />

zum Thema „Tod” geschrieben – ohne dass<br />

sie dieses Thema allerdings zu (<strong>to</strong>d-)ernst<br />

nahmen. Mit traumhaften Harmony-Gesängen,<br />

klasse musikalischen Begleitern (Jed<br />

Cardwells Banjo!) und einem glasklaren<br />

Klang ohne Zweifel ein erklärter Favorit<br />

für die Country-<strong>Jahre</strong>sbestenliste.<br />

(Sugar Hill/Import, 2012, 13/34:07) us<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

A CAPELLA BEST OF<br />

Schöner Querschnitt durch die Welt des<br />

A-capella-Gesanges, bei dem ein breites<br />

Spektrum dieser hohen Kunst präsentiert<br />

wird. Humorvoll gehen Basta (“Gimme<br />

Hope Joachim”), Ganz Schön Feist (“Du<br />

willst immer nur f...”) oder Mundwerk<br />

(“Ober, Zack, ‘n Helles!”) die Sache an,<br />

feingeistiger präsentieren Gruppen wie<br />

die King’s Singers (“Kokomo”), 6-Zylinder<br />

(“Wea<strong>the</strong>r With You”) oder Perpetuum<br />

Jazzile (“Africa”) ihr Ausnahmekönnen,<br />

immer noch unerreicht die Harmonien der<br />

Comedian Harmonists, die mit “Mein kleiner<br />

grüner Kaktus” und “Ein Freund, ein<br />

guter Freund” vertreten sind.<br />

(EMI, 2012, 20/67:02, 20/70:03) us<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

KUSCHELROCK 26<br />

Wie gewohnt prall gefüllt mit Schmusesongs<br />

kommt auch die 26. Ausgabe von<br />

KUSCHELROCK daher, reicht die Palette<br />

von Coldplays “Paradise” über Lenny Kravitz’<br />

“I’ll Be Waiting” bis zu “Live To Tell”<br />

von Madonna. Auf einer dritten (Bonus-)CD<br />

kommen dann die Freunde ausgefallener<br />

Cover-Versionen zu ihrem Recht: Xavier<br />

Naidoo croont Peter Gabriels “Don’t Give<br />

Up”, Chris De Burgh lässt Elvis’ “In The<br />

Ghet<strong>to</strong>” auferstehen, Springsteens “I’m On<br />

Fire” gibt es von Laith Al Deen zu hören,<br />

und Jennifer Rush covert “Nights In White<br />

Satin”, im Original von The Moody Blues.<br />

(Sony <strong>Music</strong>, 2012, 19/74:36,<br />

19/78:26, 19/78:39) tk<br />

THE CHEVIN<br />

BORDERLAND<br />

Sänger und Songschreiber<br />

Coyle<br />

Girelli nennt Nirvana,<br />

Oasis und die<br />

Beatles, wenn er<br />

nach dem Soundtrack<br />

seiner Jugend<br />

gefragt wird. id Hört man die Musik, die<br />

er jetzt zusammen mit seiner Band The<br />

Chevin auf BORDERLAND präsentiert,<br />

dann darf man mit ziemlicher Sicherheit<br />

noch U2, Coldplay und Arcade Fire dazu<br />

addieren. Hymnische, Streicher-unterstützte<br />

Brecher wie die Single-Auskopplung<br />

“Champion”, Power-Rocksongs wie<br />

“Drive”, Synthie-Pop wie “Colours” oder<br />

auch mal eine herzzerreißende Ballade<br />

wie “Love Is Just A Game”: alles drin in<br />

diesem Debüt!<br />

(Sony <strong>Music</strong>, 2012, 14/41:48) tk<br />

PARAGUAY<br />

POST-FUTURE<br />

Der Titel des Debüts der texanischen Band<br />

Paraguay führt in die richtige Richtung, auf<br />

POST-FUTURE verbinden Claire Hamil<strong>to</strong>n<br />

(voc, g), Jon Sanchez (voc, g, keys, synths)<br />

Marc Fort (b) und George Duron (dr) Americana<br />

und Indie-Rock mit allerlei elektronischen<br />

Zutaten, paaren staubtrockene<br />

Gitarrenklänge mit Synthie-Beats und Dub-<br />

Clubsounds. Über allem schwebt die coole<br />

Stimme von Claire Hamil<strong>to</strong>n, sie spielt<br />

gekonnt mit den Stimmungen, die zwischen<br />

relaxtem Chill-Out und lässiger New Wave<br />

liegen. Definitiv mal was anderes!<br />

(Cactus Rock Records, 2012, 6/30:57) us<br />

ROYAL HUNT<br />

20TH ANNIVERSARY – SPECIAL<br />

EDITION<br />

Die 20TH ANNIVERSARY – SPECIAL<br />

EDITION von Royal Hunt ist eine ultrafette<br />

Werkschau der dänischen Symphonic<br />

Metaller, die auf drei CDs Songs sämtlicher<br />

elf Studio-Alben enthält und deutlich<br />

macht, weshalb die Band um Andre Andersen<br />

und DC Cooper derart stilprägend<br />

für den Melodic und christlich orientierten<br />

White Metal war. Zusätzlich gibt es in dem<br />

Paket noch eine DVD mit ihren Videoclips<br />

und einem Interview.<br />

(Frontiers/Soulfood, 2012, 12/63:36,<br />

13/70:35, 9/39:05 + DVD) jub<br />

RYAN BINGHAM<br />

TOMORROWLAND<br />

Für seinen Song “The Weary Kind”, den<br />

Ryan Bingham zum Soundtrack des (vom<br />

Leben das Countrysängers Hank Thompson<br />

inspirierten) Filmes “Crazy Heart” beisteuerte,<br />

erhielt er 2010 einen Oscar. Doch<br />

daraus zu schließen, dass TOMORROW-<br />

LAND ein massenkompatibles Americana-<br />

Album ist, ist falsch. Bingham raspelt und<br />

röhrt sich (mit an Bruce Springsteen erinnernder<br />

Stimme) durch die Außenseiters<strong>to</strong>rys<br />

seiner Lieder, geht auch musikalisch<br />

mit einer Mischung aus Roots-Rock und<br />

Singer/Songwriter-Country ziemlich eigene,<br />

aber sehr sehr gute Wege!<br />

(Axter Bingham Records/Alive,<br />

2012, 13/62:45) us<br />

A FINE FRENZY<br />

PINES<br />

Mit ihrem dritten<br />

Album PINES versucht<br />

sich die 28-jährige<br />

Songwriterin<br />

aus Seattle, Alison<br />

Sudol, an einem<br />

Konzeptalbum,<br />

das<br />

die Lebensgeschichte ht eines Pinienbaumes<br />

schildert. Natürlich hat sich die Künstlerin<br />

dabei etwas gedacht, so lässt sich die<br />

Geschichte auf menschliche Lebenslinien<br />

umsetzen. Was für Freunde guter Songtexte<br />

durchaus ein Genuss sein kann, wurde aber<br />

musikalisch nur unzureichend umgesetzt.<br />

Zwar ist nicht mehr der nervige Keyboardbombast<br />

des Vorgängerwerkes BOMB IN<br />

A BIRDCAGE (2009) zu hören, doch sind<br />

die einzelnen Titel allzu balladenhaft und<br />

teilweise derart unnötig ausgeweitet (der<br />

Schlusstitel dauert fast neun Minuten), dass<br />

bald Langeweile aufkommt. Leider kein<br />

Vergleich zum grandiosen Erstling ONE<br />

CELL IN THE SEA von 2008. Schade.<br />

(Virgin/EMI, 2012, 17/67:51)<br />

p<br />

THE BIBLE<br />

EUREKA<br />

Mit wunderschönem Dream-Pop begeisterten<br />

The Bible Ende der 80er <strong>Jahre</strong> hauptsächlich<br />

Musikfans in Großbritannien,<br />

die Single “Graceland” wurde in ihrer<br />

Heimat zu einem kleinen Hit, “Crystal Palace”<br />

brachte es in Deutschland immerhin<br />

zu Geheimtipp-Ehren. Neben den zwölf<br />

Songs des Originalalbums gibt es noch eine<br />

zweite CD mit einer guten Stunde voller<br />

Remix-, Alternativ- oder neu eingespielter<br />

Versionen, im neu gestalteten Booklet fachkundig<br />

kommentiert von Bandmitglied Boo<br />

Hewerdine.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 1988,<br />

12/48:18, 18/61/21) tk<br />

INCUBUS<br />

THE ESSENTIAL<br />

1991 gegründet, lief diese Band aus Kalifornien<br />

mit ihrer Mischung aus hartem<br />

Crossover und gefühlvollem Alternative-<br />

Rock Ende der 90er zu Hochform auf.<br />

Kurzvorstellungen<br />

Seit MAKE YOURSELF (1998) hat es jedes<br />

Album von Incubus in die US-Top-10<br />

geschafft, das von Brendan O’Brien produzierte<br />

LIGHT GRENADES (2006) gar<br />

an die Spitze. THE ESSENTIAL bietet<br />

auf zwei CDs nun einen ausführlichen<br />

Streifzug durch ihr bisheriges Schaffen,<br />

liefert neben den regulären Studiotracks<br />

auch Songs, die es nur auf Singles oder<br />

längst nicht mehr erhältlichen EPs gab.<br />

(Epic/Sony <strong>Music</strong>, 2012, 14/55:50,<br />

14/62:30) us<br />

VANGELIS<br />

THE COLLECTION<br />

Mit seinen vielfältigen<br />

elektronischen<br />

Sounds war (und<br />

ist) der griechische<br />

Komponist<br />

und<br />

Musiker<br />

geradezu<br />

prädestiniert für<br />

Soundtracks, Eröffnungshymnen und ähnlich<br />

bombastische musikalische Untermalungen.<br />

THE COLLECTION versammelt<br />

auf zwei randvollen CDs aber nicht nur<br />

seine Musik für Filme wie „1492 – The<br />

Conquest Of Paradise”, „Chariots Of Fire”<br />

und „Blade Runner” sondern mit “I’ll Find<br />

My Way Home”, “I Hear You Now” und<br />

“So Long Ago, So Clear” auch einige Kostproben<br />

seiner höchst erfolgreichen Zusammenarbeit<br />

mit Yes-Sänger Jon Anderson.<br />

(Rhino/Warner, 2012, 17/78:09,<br />

14/77:34) tk<br />

WOPRKING WEEK<br />

WORKING NIGHTS<br />

Anfang der 80er waren der Jazzgitarrist Simon<br />

Booth und Saxofonist Larry Stabbins<br />

in Verbindung mit der lasziven Stimme von<br />

Sängerin Julie Roberts der Auslöser einer<br />

Jazz-Welle in der Londoner Clubszene.<br />

Kurz darauf schwappte diese Welle – angeführt<br />

vom “Inner City Blues” – auch aufs<br />

europäische Festland über. Das Debüt von<br />

Working Week mit dem Titel WORKING<br />

NIGHTS war zugleich ihr bestes Werk, das<br />

jetzt mit einer zweiten CD voller Alternativversionen<br />

und zwei bisher unveröffentlichten<br />

Live-Songs seine mehr als verdiente<br />

Wiederveröffentlichung feiern darf.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 1984/1985,<br />

12/73:01, 11/68:45) us<br />

KC & THE SUNSHINE BAND<br />

DO IT GOOD<br />

1973 gründeten Harry Wayne „KC” Casey<br />

und Richard Finch in Miami, Florida, die<br />

KC & The Sunshine Band. Mit feurigem<br />

Soul lieferten sie genau das richtige Material<br />

für das tanzhungriges Publikum der<br />

Disko<strong>the</strong>ken, DO IT GOOD ist ihr Debüt<br />

aus dem Jahr 1974, ergänzt um fünf Bonus-Tracks,<br />

darunter die Singleversionen<br />

von “Sound Your Funky Horn” (US # 21,<br />

UK #17) und ihrem ersten internationalen<br />

Hit, “Queen Of Clubs” (US #25, UK #7).<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 1974,<br />

14/41:26) tk<br />

EVA CASSIDY<br />

THE BEST OF EVA CASSIDY<br />

Es ist schon eine tragische Geschichte,<br />

dass die 1996 vers<strong>to</strong>rbene Eva Cassidy den<br />

enormen Erfolg ihrer zehn, größtenteils<br />

posthum veröffentlichten Alben nicht mehr<br />

Seite 70 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

miterleben durfte. Nächstes Jahr wäre sie<br />

50 <strong>Jahre</strong> alt geworden, aus diesem Anlass<br />

gibt es nun mit THE BEST OF EVA CAS-<br />

SIDY einen Querschnitt ihrer schönsten<br />

Songs, eröffnet von “You Take My Breath<br />

Away”, einer bisher unveröffentlichten<br />

Version des bewegenden Liebesliedes von<br />

Claire Hamill.<br />

(Blix Street Records/Rough Trade,<br />

2012, 20/79:35) tk<br />

ANDREAS KÜMMERT<br />

THE MAD HATTERS<br />

NEIGHBOUR<br />

Dass<br />

Andreas<br />

Kümmert<br />

erst<br />

25 <strong>Jahre</strong> alt ist,<br />

kann man seiner<br />

Musik – und<br />

vor allem seiner<br />

Stimme – nicht<br />

anhören. Ray Dorset (Mungo Jerry) fühlt<br />

sich beim Hören dieser rauen Rockröhre<br />

an den jungen Joe Cocker erinnert, und<br />

auch von der Musik her geht es in eine<br />

ähnliche Richtung: THE MAD HATTERS<br />

NEIGHBOUR liefert sowohl souligen<br />

Rock in Bandstärke als auch knorrigen<br />

Singer/Songwriter-Blues zur akustischen<br />

Gitarre – und dazu noch alles selbst geschrieben.<br />

Respekt!<br />

(7music/New <strong>Music</strong> Distribution,<br />

2012, 12/44:25) us<br />

DIE LIGA DER GEWÖHN-<br />

LICHEN GENTLEMEN<br />

JEDER AUF ERDEN IST<br />

WUNDERSCHÖN<br />

Ihre Single “Die Gentlemen-Spieler” erhielt<br />

unlängst den Preis für den Fußballsong<br />

des <strong>Jahre</strong>s – vergeben von der Deutschen<br />

Akademie für Fußballkultur (in der Jury<br />

u.a. Thomas Häßler und Gerald Asamoah!).<br />

Auch die weiteren Songs (“Der fünfte Four<br />

Top”, “Meine Jeans” etc.) auf dem Debütalbum<br />

der Hamburger Band sind allerfeinster<br />

Soul- und Sixties-orientierter Diskurs-Pop<br />

– ganz in der Nachfolge von Superpunk,<br />

der Combo, in der Sänger und Gitarrist<br />

Carsten Friedrichs und Bassist Tim Jürgens<br />

bis zur Bandauflösung 2012 spielten.<br />

(Tapete/Indigo, 2012, 11/34:58) frs<br />

DICK FARRELLY &<br />

MAT WALKLATE<br />

KEEP IT CLEAN<br />

Nach einer gemeinsamen (musikalischen!)<br />

Nacht in Amsterdam beschlossen Gitarrist<br />

Dick Farrelly – der schon in Diensten von<br />

Mary Coughlan und Van Morrison stand –<br />

und Sänger/Mundharmonika-Virtuose Mat<br />

Walklate, zusammen ein Album einzuspielen.<br />

Knapp zehn Stunden dauerten die Aufnahmen<br />

in einem kleinen Studio in Dublin,<br />

dann waren die zehn Songs für KEEP IT<br />

CLEAN auf den Bändern, alte Bluesstandards,<br />

weitgehend unbekannte Traditionals<br />

sowie drei spontan entstandene Songs.<br />

Klasse Irish Blues!<br />

(www.matwalklate.co.uk, 2012,<br />

10/33:54) us<br />

EVERY MOTHERS’ SON<br />

COME ON DOWN – THE COM-<br />

PLETE MGM RECORDINGS<br />

1967, im „Summer of Love”, hatte diese<br />

Band aus dem New Yorker Greenwich<br />

Village mit “Come On Down To My Boat”,<br />

das es bis auf Platz 6 in den Billboard Pop-<br />

Charts brachte, ihren größten Hit. COME<br />

ON DOWN liefert nun ihre beiden einzigen<br />

LPs, EVERY MOTHERS’ SON und EVE-<br />

RY MOTHERS’ SON’S BACK, als gemeinsame<br />

CD-Premiere. Darauf vermischte<br />

die Band den Folk der beiden Brüder<br />

Lary und Dennis Larden mit poppigem<br />

Rock und gelangte so – zumindest einen<br />

Sommer lang – zu kurzfristigem Ruhm.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 1967,<br />

21/59:02) tk<br />

LIPPS INC.<br />

MOUTH TO MOUTH –<br />

EXPANDED EDITION<br />

1979 veröffentlichte Produzent Steven<br />

Greenberg aus Minneapolis die von Cynthia<br />

Johnson (im Jahr 1976 Miss Black<br />

Minnesota!) gesungene 12”-Single “Rock<br />

It”, die kurz darauf Grundstein für MOUTH<br />

TO MOUTH wurde, dem Album, mit dem<br />

die Lips Inc. getaufte „Band” nicht zuletzt<br />

durch ihren Disco-Hit “Funky<strong>to</strong>wn”<br />

– Nummer 1 in Deutschland, Schweden,<br />

Österreich, Schweiz, Norwegen und den<br />

Niederlanden – zu ewiger Berühm<strong>the</strong>it gelangte.<br />

Als Bonus-Tracks gibt es alle vier<br />

Albumtitel noch als Singleversionen.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 1979,<br />

8/43:46) tk<br />

SUZI QUATRO<br />

IN THE SPOTLIGHT –<br />

DELUXE EDITION<br />

Wunderschöne<br />

Deluxe-Wiederveröffentlichung<br />

von Suzi Quatros<br />

letztem Album IN<br />

THE<br />

SPOTLIGHT<br />

(Review <strong>GoodTimes</strong><br />

05/2011) in einer dicken<br />

Box. Neben einem Bonus-Track (“Singing<br />

With Angels”) und einem 24-seitigen<br />

Booklet (mit allen Texten und persönlichen<br />

Worten von Suzi) wurde das Album noch<br />

um eine zweite CD ergänzt, auf der sich acht<br />

bisher unveröffentlichte Studiodemos sowie<br />

zwei Promo-Videos befinden.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 2011,<br />

11/<strong>40</strong>:43, 8/29:23) us<br />

MARY WELLS<br />

THE COMPLETE 20TH<br />

CENTURY FOX RECORDINGS<br />

Zum ersten Mal gibt es nun alle 20th-<br />

Century-Fox-Aufnahmen von Mary Wells<br />

zusammengefasst auf zwei CDs. Dem<br />

1964er Debüt MARY WELLS wurden<br />

sechs Bonus-Tracks hinzugefügt, die erstmals<br />

auf einer 1996er US-Compilation zu<br />

hören waren. Eine CD-Premiere erfährt das<br />

komplette 1965er Album LOVE SONGS<br />

TO THE BEATLES, auf dem die R&B-<br />

Sängerin Beatles-Vorlagen wie “All My<br />

Lovin’”, “Help”, “Yesterday”, “Can’t Buy<br />

My Love” oder “I Saw Him (!) Standing<br />

There” in Richtung Jazz und Soul interpretiert.<br />

Eine wunderbare Entdeckung!<br />

(Cherry Red/Rough Trade,<br />

1964/1965, 18/46:11, 12/29:04) us<br />

VOLKAN BAYDAR<br />

RAUM SCHAFFEN<br />

Erstmals ist Volkan Baydar, als Sänger<br />

des Popduos Orange Blue bekannt ge-<br />

worden, auf Deutsch zu hören, ehe er im<br />

Verlauf seines Solodebüts ins Englische<br />

wechselt (und in der Liebeserklärung<br />

“My Heart Belongs To Istanbul” orientalische<br />

Anklänge einfließen lässt). Zwischen<br />

Pop, Soul, Jazz und Funk (in eingängiger<br />

Manier) variiert Baydar versiert<br />

mit viel Leidenschaft und dürfte so viele<br />

neue Fans gewinnen.<br />

(Go Jimmee/Groove Attack, 2012,<br />

12/47:12) pro<br />

MERL SAUNDERS &<br />

JERRY GARCIA<br />

KEYSTONE COMPANIONS –<br />

THE COMPLETE 1973 FANTASY<br />

RECORDINGS<br />

Großzügige Erweiterung<br />

der beiden<br />

KEYSTONE-COM-<br />

PANIONS-LPs. Auf<br />

vier CDs gibt es nun<br />

erstmals die kompletten<br />

Mitschnitte<br />

zweier Konzerte von Jerry Garcia und<br />

Merl Saunders, bei denen sich die beiden<br />

zusammen mit John Kahn (b) und<br />

Bill Vitt (dr) einmal quer durch ein alles<br />

andere als alltägliches Programm aus<br />

Broadway-Jazz, Mo<strong>to</strong>wn-Soul, Blues<br />

und Rock’n’Roll spielen. Neben sieben<br />

bisher unveröffentlichten Tracks macht<br />

die Box auch mit dickem Booklet und<br />

diversen Sammler-Gimmicks (Poster,<br />

Bierdeckel, Ansteckbut<strong>to</strong>n) eine Top-<br />

Figur.<br />

(Concord/Universal, 1973, 4 CDs) us<br />

GLEN CAMPBELL AND<br />

JIMMY WEBB<br />

IN SESSION<br />

CD/DVD-Doppelpack eines der erfolgreichsten<br />

amerikanischen Songwriter-<br />

Duos, keiner konnte Jimmy Webbs Lieder<br />

so gefühlvoll in Szene setzen wie Glen<br />

Campbell. Webb spielte Klavier, Campbell<br />

sang und spielte Gitarre, so präsentierten<br />

sie in zwei Sessions für das kanadische<br />

Fernsehen Hits wie “Wichita<br />

Lineman”, “Galves<strong>to</strong>n” und “Where’s<br />

The Playground Susie”. Die amerikanische<br />

Journalistin Lee Hildebrand<br />

schrieb den bewegenden Begleittext für<br />

das Booklet, erzählt die Geschichte über<br />

die Triumphe und das tragische Ende ihrer<br />

musikalischen Zusammenarbeit.<br />

(Concord/Universal, 2012, 9/35:41,<br />

DVD 43 Min.)<br />

us<br />

LAU<br />

RACE THE LOSER<br />

Neuestes Werk des zurzeit wohl innovativsten<br />

und besten Folktrios aus Großbritannien,<br />

produziert vom omnipräsenten<br />

Tucker Martine aus Nashville, Tennessee.<br />

Wie gewohnt sind die (größtenteils) instrumentalen<br />

Stücke von Kris Drever (g,<br />

voc), Martin Green (acc, p) und Aidan<br />

O’Rourke (fiddle) weder überladen noch<br />

allzu gefällig angelegt, passen sich eher an<br />

die raue und unwirtliche Natur ihrer schottischen<br />

Heimat an. Dennoch – oder gerade<br />

deswegen – nimmt einen diese Musik von<br />

den ers ten Tönen an gefangen, gelingt es<br />

RACE THE LOSER, unglaublich viel Atmosphäre<br />

zu erzeugen.<br />

(Reveal Records/Import, 2012, 9/44:52) us<br />

Kurzvorstellungen<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

BEST OF BOND ... JAMES BOND<br />

Mit 50 Titeln feiert diese Doppel-CD das<br />

50-jährige Jubiläum der James-Bond-<br />

Filme. Schon von Beginn an war es eine<br />

Auszeichnung, einen Bond-Song singen<br />

zu dürfen, dementsprechend hochklassig<br />

ist auch die Reihe der Künstler, von Shirley<br />

Bassey (“Goldfinger”), Paul McCartney<br />

& Wings (“Live And Let Die”), Sheena<br />

Eas<strong>to</strong>n (“For Your Eyes Only”), Sheryl<br />

Crow (“Tomorrow Never Dies”) bis zu<br />

Madonna (“Die Ano<strong>the</strong>r Day”). Neben<br />

den Songs gibt es noch das Beste aus den<br />

Filmmusiken, größtenteils gespielt vom<br />

John Barry Orchestra, auch hier gibt es<br />

zeitlose Klassiker zu hören.<br />

(Capi<strong>to</strong>l/EMI, 2012, 23/77:21,<br />

27/78:19) us<br />

PORCUPINE TREE<br />

OCTANE TWISTED<br />

Nachdem die Porcupine-Tree-Mitglieder<br />

das letzte Jahr für zahlreiche Solo-Aktivitäten<br />

nutzten, war klar, dass ein neues<br />

Album aller Wahrscheinlichkeit nach<br />

wohl ein Livemitschnitt werden dürfte.<br />

Voilà, hier ist OCTANE TWISTED, das<br />

auf zwei CDs die 2010er Tour dokumentiert,<br />

in deren Verlauf derer sie damals<br />

ihren Fans THE INCIDENT vorstellten<br />

– aber neben den neuen Songs natürlich<br />

auch noch einiges an älteren Stücken mit<br />

im Programm hatten.<br />

(Kscope/edel, 2012, 14/56:43, 7/71:42) us<br />

HAWKLORDS<br />

WE ARE ONE<br />

1978 brachten ehemalige<br />

Hawkwind-<br />

Musiker unter dem<br />

Namen<br />

Hawklords<br />

ihr bislang einziges<br />

Album, 25 YEARS<br />

ON, heraus. 34 <strong>Jahre</strong><br />

später veröffentlichen sie nun ihr zweites:<br />

WE ARE ONE. Freunde von Space-,<br />

Hard-, S<strong>to</strong>ner- und Prä-Punk-Rock à la<br />

Hawkwind und The S<strong>to</strong>oges werden an<br />

den harten Riffs und spacigen Soundbeigaben<br />

ihre wahre Freude haben.<br />

(Hawklords/Broken Vinyl, 2012,<br />

15/75:14) frs<br />

THE DUST BUSTERS WITH<br />

JOHN COHEN<br />

OLD MAN BELOW<br />

Pflichtalbum für Freunde von Old- Time-<br />

<strong>Music</strong>: Zusammen mit John Cohen,<br />

dem legendären Gründungsmitglied<br />

der New Lost City Ramblers (vor denen<br />

Grateful Dead sich in ihrem Song<br />

“Uncle John’s Band” verbeugten), spielen<br />

die drei jungen Musiker der Dust<br />

Busters auf OLD MAN BELOW wunderbar<br />

altmodischen, amerikanischen<br />

Folk aus den 30er <strong>Jahre</strong>n. Die Songvorlagen<br />

haben sie von alten Okeh-,<br />

Vic<strong>to</strong>r- oder Folkways-Shellackplatten;<br />

Banjo, Fiddle, Gitarre und Mandoline<br />

sind die Hauptinstrumente, dazu ab und<br />

zu etwas Piano oder Harmonium. Klasse<br />

auch das dicke Booklet, in dem jeder Titel<br />

detailliert vorgestellt wird.<br />

(Smithsonian Folkways Recordings/<br />

Galileo <strong>Music</strong> Communications, 2012,<br />

20/61:21) us<br />

<strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 71


DVD<br />

REVIEWS<br />

PAT METHENY<br />

THE ORCHESTRION PROJECT<br />

Pat Me<strong>the</strong>ny hat<br />

während seiner Karriere<br />

die Fans immer<br />

wieder durch unverhoffte<br />

stilistische<br />

Extravaganzen begeistert.<br />

Mit THE<br />

ORCHESTRION<br />

PROJECT erforscht<br />

er sowohl musikalisch<br />

als auch technisch neues Terrain. Im<br />

Grunde genommen ist das Orchestrion ein<br />

Ein-Mann-Orchester, da Me<strong>the</strong>ny mit seiner<br />

Gitarre durch technische Raffinessen<br />

verschiedenste Instrumente ansteuert und<br />

in einem höchst individuellen Soundbild<br />

vereint. Ein Piano, verschiedene Glocken,<br />

Perkussioninstrumente allgemein und auch<br />

ein Vibrafon gehören zu den Klangkörpern,<br />

mit denen er seinen ruhigen, mal aufwühlenden<br />

und dann wieder hochexperimentellen<br />

Modern Jazz performt. Die erste DVD<br />

zeigt die faszinierende „Orchestrion Suite”<br />

und bekannte Songs wie “Unity Village”<br />

oder “An<strong>to</strong>nia”, bei denen zu keiner Sekunde<br />

Langweile aufkommt. Auf der zweiten<br />

DVD wird das Projekt ausgiebig vorgestellt,<br />

und auch Clips von den Sessions zum<br />

2010 erschienenen Album sind zu sehen.<br />

Abgerundet wird das Ganze mit einem<br />

Interview mit Me<strong>the</strong>ny selbst. Klasse und<br />

innovativ!<br />

(Eagle Vision/edel, 2012, 173 Min.) at<br />

PETER GABRIEL<br />

SO<br />

Wer neben den zusätzlichen<br />

Tracks<br />

und Live-Aufnahmen<br />

(siehe Highlight<br />

Box diese Ausgabe)<br />

von Peter Gabriels<br />

SO auch noch einen<br />

Blick auf die Entstehungsgeschichte<br />

dieses epochalen Albums<br />

werfen möchte, für den kommt diese<br />

Blu-ray aus der „Classics Album”-Reihe<br />

wohl genau zur richtigen Zeit. Dabei dürfen<br />

die zahlreiche Künstler, die an der Entstehung<br />

dieser Musik und seiner bahnbrechenden<br />

Videos beteiligt waren, ihre Sicht<br />

der Dinge erzählen. Neben Jerry Marotta,<br />

Manu Katché und Tony Levin hört man natürlich<br />

auch Peter Gabriel selbst, sowie den<br />

Co-Produzenten Daniel Lanois und Toningenieur<br />

Kevin Killen. Interessant ist auch das<br />

gut 30 Minuten umfassende Bonus-Material<br />

(u.a. „The Making Of Sledgehammer”), das<br />

in der ursprünglichen TV-Version nicht zu<br />

sehen war.<br />

(Eagle Vision/edel, 2012, 94 Min.) us<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

CHICO & RITA<br />

Der<br />

Animationsfilm<br />

ist in den vergangenen<br />

<strong>Jahre</strong>n<br />

erstaunliche<br />

Wege<br />

gegangen. Streifen<br />

wie<br />

„Persepolis”<br />

oder „Waltz With<br />

Bashir” haben sich<br />

ungewöhnlicher,<br />

bis da<strong>to</strong> als eher<br />

zeichentrickfern eingeschätzter, teils<br />

brisanter Themen angenommen. In dieser<br />

Reihe ist auch die spanisch-britische<br />

Koproduktion „Chico & Rita” zu sehen,<br />

die die dramatische und bewegende Liebesgeschichte<br />

eines Musikerpaars in Havanna<br />

und New York in den späten <strong>40</strong>er<br />

<strong>Jahre</strong>n zum Höhepunkt der Afro-Cuban-<br />

Jazz-Welle erzählt. Statt mit computeranimierter,<br />

temporeicher Disney- oder<br />

Pixar-Äs<strong>the</strong>tik beeindruckt der mit vielen<br />

internationalen Preisen ausgezeichnete,<br />

für den Oscar nominierte Trickfilm mit<br />

ruhigen, äs<strong>the</strong>tischen, in Handarbeit und<br />

mit viel Liebe zum Detail gezeichneten<br />

Bildern. Im Soundtrack läuft die heiße,<br />

rhythmische Musik von Dizzy Gillespie,<br />

Cole Porter, Thelonious Monk und Bebo<br />

Valdés.<br />

(Good Movies/Indigo, 2012, 93 Min.) frs<br />

PAUL McCARTNEY<br />

LIVE KISSES<br />

Die<br />

Bezeichnung<br />

Dokumentation trifft<br />

es im Falle Paul<br />

McCartney zu 100<br />

Prozent. Denn LIVE<br />

KISSES – FROM<br />

CAPITOL<br />

STU-<br />

DIOS,<br />

HOLLY-<br />

WOOD dokumentiert<br />

im wahrsten Sinne<br />

des Wortes. Und zwar die Aufführung von<br />

13 Songs seines im Februar veröffentlichten<br />

Album KISSES ON THE BOTTOM.<br />

Darauf hatte der Ex-Beatle jazzig angelegte<br />

Standards croonermäßig neu interpertiert,<br />

die er einst durch seinen Vater kennen gelernt<br />

hatte. Live offerierte McCartney aber<br />

nicht nur die per Stream im Internet übertragenen<br />

und vom öffentlich-rechtlichen<br />

Sender PBS ausgestrahlten Stücke, sondern<br />

gab mit Produzent Tommy LiPuma<br />

ein ausführliches Interview, desgleichen<br />

seine Mitstreiter/Gäste wie Diana Krall,<br />

Eric Clap<strong>to</strong>n und Joe Walsh. Die Gespräche<br />

wurden zwischen die Songs gebaut und<br />

um einen reichhaltigen Bonus-Teil ergänzt<br />

– herausgekommen ist eine erstklassige<br />

Doku eines speziellen Ereignisses, perfekt<br />

als Weihnachtsgeschenk geeignet.<br />

(Eagle Vision/edel, 2012, 127 Min.) pro<br />

BERLUC<br />

DAMALS WAR’S …<br />

IM FERNSEHEN<br />

Diese DVD ist<br />

ein reines Fan-<br />

Geschenk:<br />

Von<br />

Schlagzeuger<br />

Dietmar<br />

Ränker<br />

selbst<br />

produziert<br />

und im Eigenvertrieb<br />

unter die<br />

Leute<br />

gebracht,<br />

beinhaltet sie lediglich<br />

zwölf TV-Auftritte der ostdeutschen<br />

Heavy-Rock-Speerspitze Berluc aus<br />

der Zeit zwischen 1978 und 1989. Ränker<br />

hat dafür in den MDR-Archiven gewühlt<br />

und sich die Genehmigung zur Veröffentlichung<br />

geholt. Und was in Sachen<br />

Qualität und Ausstattung eher bescheiden<br />

rüberkommt, dürfte Anhängern der Band<br />

Freudentränen in die Augen treiben. Chronologisch<br />

sortiert sind neben dem Metal-<br />

Gassenhauer “No Bomb” von 1983 weitere<br />

Hits wie “Die Erde lebt”, “Gradaus”<br />

oder “Das in hundert <strong>Jahre</strong>n” zu sehen.<br />

Kurios, wenn beim Auftritt Berlucs mit<br />

“Bleib Sonne bleib” in der Jugendsendung<br />

„Rund” der Modera<strong>to</strong>r die Musik zwischen<br />

Pink Floyd und Manfred Mann verortet<br />

und konstatiert, dass die Band „hörbar und<br />

eingängig” sei, „ohne Krach und gewaltige<br />

Phonstärke”. Deutlich macht die Zusammenstellung,<br />

dass Sänger Manfred Kähler<br />

im Osten ein absoluter Ausnahme-Frontmann<br />

war, der Berluc trotz des durchaus<br />

charismatischen Ralf Dohanetz (mit drei<br />

Songs auf der DVD vertreten) nach seinem<br />

Ausstieg 1988 schmerzlich fehlte.<br />

(Eigenproduktion, 2012, 51 Min.) jub<br />

PAUL SIMON<br />

LIVE IN NEW YORK CITY<br />

Mit SO BEAUTI-<br />

FUL OR SO WHAT<br />

kehrte Paul Simon<br />

2011 nach einigen<br />

<strong>Jahre</strong>n Albumpause<br />

grandios zurück. Zudem<br />

ging er wieder<br />

ausgedehnt auf Tour,<br />

die ihn für wenige<br />

Stationen auch nach<br />

Deutschland führte (siehe Live-Bericht im<br />

<strong>GoodTimes</strong> 5/2011). Das Abschlusskonzert<br />

des USA-Abschnitts seiner Welt<strong>to</strong>urnee gab<br />

er am 6. Juni in der New Yorker Webster<br />

Hall, einem his<strong>to</strong>rischen Theater, das nur<br />

1200 Zuschauer fasst. Den Gig ließ Simon<br />

in Bild und Ton aufzeichnen, das Ergebnis<br />

ist jetzt auf der großartigen Live-DVD bzw.<br />

-Blu-ray (wahlweise plus songidentischer<br />

Doppel-CD) LIVE IN NEW YORK CITY<br />

zu bewundern. Die Bildführung ist angenehm<br />

ruhig, im Vordergrund steht die Musik.<br />

Aus Simons gut eingespielter Begleitband<br />

stechen insbesondere Gitarrist Mark<br />

Stewart und Bassist Bakithi Kumalo (der<br />

schon auf GRACELAND mitwirkte) hervor.<br />

Das Reper<strong>to</strong>ire reicht mit “The Only<br />

Living Boy In New York” und einem superb<br />

solo vorgetragenen “Sounds Of Silence”<br />

zurück bis in Simon & Garfunkel-Zeiten,<br />

streift die 70er <strong>Jahre</strong> (“50 Ways To Leave<br />

Your Lover”, “Still Crazy After All These<br />

Years”), die World-<strong>Music</strong>-Phase (“The Boy<br />

In The Bubble”, “Diamonds On The Soles<br />

Of Her Shoes”) und landet schließlich bei<br />

den wunderschönen Songs von SO BEAU-<br />

TIFUL OR SO WHAT.<br />

(Hear/Universal, 2012, DVD 93 Min.,<br />

CD 10/48:16, 10/45:09)<br />

frs<br />

THE DOORS<br />

LIVE AT THE BOWL ’68<br />

Die altehrwürdige<br />

Hollywood Bowl<br />

gehörte in den<br />

Sechzigern zu den<br />

wichtigsten Veranstaltungsorten<br />

der<br />

USA, und wer es<br />

geschafft hatte, das<br />

dortige Publikum<br />

zu überzeugen,<br />

durfte sich auf weitere Gigs freuen. Zum<br />

ersten Mal ist nun das gesamte Konzert der<br />

Doors zu sehen, und das auch noch in einer<br />

guten Qualität, da die alten Filmaufnahmen<br />

sorgsam restauriert wurden. Zwar mussten<br />

DVD – Blu-ray<br />

die Techniker bei einem Track wie zum Beispiel<br />

“Hello, I Love You” ein wenig schummeln,<br />

da damals die Gesangs-Audiospur bei<br />

der Nummer streikte, aber das Ergebnis (ein<br />

Zusammenschnitt von einzelnen Phrasen<br />

des Gesangs von Jim Morrison aus anderen<br />

Konzerten) verblüfft. Ein gelungenes Konzert,<br />

wenn auch nicht das beste der Doors,<br />

da Morrison bei einigen Passagen neben<br />

sich zu stehen scheint. Zu den zahlreichen<br />

Bonus-Features zählen Interviews mit den<br />

noch lebenden Bandmitgliedern, ein Bericht<br />

über das Konzert, zwei Clips aus TV-Shows<br />

(besonders sehenswert “Light My Fire” aus<br />

der Jonathan Winters Show mit psychedelischen<br />

Effekten) und ein Video zu “Gloria”.<br />

(Eagle Vision/edel, 2012, 135 Min.) at<br />

THE WHO<br />

LIVE IN TEXAS ’75<br />

Diese DVD ist ein<br />

wahres Ärgernis!<br />

Warum? Jeder, aber<br />

wirklich jeder wird<br />

sich ärgern, nicht bei<br />

diesem packenden,<br />

rauen und gleichzeitig<br />

gefühlvollen<br />

Konzert vom 20.<br />

November 1975 dabei<br />

gewesen zu sein! Sowohl Bild als auch<br />

Ton (einen Hauch zu höhenreich) wurden<br />

von dem Mischschpult-Ass Jon Astley erstklassig<br />

restauriert, so dass sich nicht nur<br />

Fans der legendären Gruppe auf fast zwei<br />

Stunden blendende Unterhaltung freuen<br />

dürfen. Beginnend mit “Substitute”, bei<br />

dem The Who für ordentlichen Druck sorgen,<br />

geht es weiter mit Klassikern (“Baba<br />

O’Riley”), Material aus TOMMY (“Acid<br />

Queen”, “Pinball Wizard”) und dem unvermeidlichen<br />

“My Generation”. Nach fast<br />

zwei Stunden könnte man meinen, dass den<br />

Jungs die Puste ausgegangen ist, doch die<br />

Abfolge “Roadrunner”, “Won’t Get Fooled<br />

Again” und ein erstklassiges “Magic Bus”<br />

belehren jeden Zweifler eines Besseren.<br />

LIVE IN TEXAS ’75 ist eines dieser Konzerte,<br />

bei denen sich der Nachwuchs mal<br />

eine Scheibe in Sachen Classic Rock abscheiden<br />

kann – und zwar eine dicke.<br />

(Eagle Vision/edel, 2012, 117 Min.) at<br />

CITY<br />

<strong>40</strong> JAHRE CITY – DAS KONZERT<br />

„Live aus dem Tempodrom,<br />

Berlin”<br />

heißt der Untertitel<br />

des Mitschnitts des<br />

Konzerts, mit dem<br />

City am 23. März<br />

2012 ihr <strong>40</strong>-jähriges<br />

Bestehen feierten.<br />

Ungewöhnlich: Sänger<br />

Toni Krahl dankt<br />

den Fans explizit, bevor die Aufzeichnung<br />

startet. Die Ost-Rockveteranen waren prächtig<br />

in Form, rockten satt mit dreiköpfiger<br />

Bläserverstärkung und erhielten Besuch von<br />

Anna Loos und Uwe Hassbecker von Silly<br />

oder Dieter „Maschine” Birr (Puhdys), die<br />

bei je einem neuen City-Titel mitsangen und<br />

eine eigene Nummer beisteuerten. Höhepunkt<br />

ist das Finale “Casablanca” mit allen<br />

Beteiligten (inklusive Die Zöllner). Die bei<br />

Songübergängen eingebauten Statements<br />

stören nicht; zwei der auf DVD ausgelas-<br />

Seite 72 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


DVD<br />

REVIEWS<br />

senen Nummern werden im sehenswerten<br />

Bonus-Teil nachgereicht. Der enthält zudem<br />

eine halbstündige Doku des Geschehens vor<br />

und nach der Show. Sehr empfehlenswert!<br />

Bestens geeignet auch für City-Nichtkenner,<br />

um sich mit der Band vertraut zu machen.<br />

(Sony <strong>Music</strong>, 2012, 145 Min.) pro<br />

STATUS QUO<br />

HELLO QUO<br />

Mit Songs wie<br />

“Pictures<br />

Of<br />

Matchstick Man”<br />

und “Gerdundula”<br />

begannen<br />

Status<br />

Quo Ende der 60er<br />

<strong>Jahre</strong> ihrer Karriere,<br />

erreichten ihre<br />

größten<br />

Erfolge<br />

– mit gefeierten<br />

Alben wie PILEDRIVER und QUO – während<br />

der 70er, bevor sie nach einigen Umbrüchen<br />

seit Mitte der 80er zu Konstanten der<br />

britischen Rockszene wurden, regelmäßige<br />

Tourneen und neue Alben inklusive. Was es<br />

hier in einem Satz zu lesen gibt, bietet HEL-<br />

LO QUO in über zwei Stunden. Neben den<br />

überraschend humorvollen Statements der<br />

Status-Quo-Mitglieder, die dabei nicht mit<br />

Anekdoten und gegenseitigen Frotzeleien<br />

geizen, kommen auch Kollegen wie Brian<br />

May, Jeff Lynne und Cliff Richard zu Wort.<br />

Dabei nimmt sich Regisseur Alan G. Parker<br />

ausreichend Zeit für seine Dokumentation,<br />

beleuchtet die Geschichte der Band von allen<br />

Seiten, lässt auch die Drogen- und Alkoholexzesse<br />

nicht außen vor. Führt den Zuschauer<br />

über den legendären „Live Aid”-Auftritt<br />

aus dem Jahr 1985 und die vielen großen<br />

und kleinen Zerwürfnisse bis hin zur emotionalen<br />

Reunion der Originalband – einer<br />

bisher unveröffentlichte Jamsession – die im<br />

Jahr 2011 stattfand.<br />

(Studiocanal, 2012, 135 Min.) tk<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

SONS OF NORWAY<br />

Die Flagge Norwegens<br />

angekokelt an<br />

die Lederjacke gepinnt<br />

– da fühlt sich<br />

der 14-jährige Nikolaj<br />

doch gleich wie<br />

Johnny Rotten: „God<br />

Save The Queen”!<br />

Es ist 1978 und die<br />

Punkwelle erreicht<br />

auch die Vorstädte Oslos. Nikolaj (Asmund<br />

Hoeg), von seinen Hippie-Eltern antiau<strong>to</strong>ritär<br />

erzogen, hat es schwerer zu rebellieren<br />

als der Rest seiner Clique; denn schließlich<br />

ist auch sein Vater Magnus (Sven Nordin,<br />

bekannt aus dem Film „Elling”) seit 68er-<br />

Tagen ein Rebell: Die Bananen, die er an<br />

den Weihnachtsbaum hängt, stammen –<br />

hoch die internationale Solidarität! – aus<br />

Ekuador. „Sons Of Norway” (Regie: Jens<br />

Lien) handelt, ähnlich wie der schwedische<br />

Kommunen-Film „Zusammen!”, die 70er<br />

<strong>Jahre</strong> auf komödiantische Weise ab. Nikolaj<br />

findet schließlich einen Weg, aufzubegehren:<br />

Punk. Denn der bedeutet viel mehr<br />

Dagegensein als Hippietum. Es braucht<br />

dann schließlich zwei Unfälle und einen Todesfall<br />

– und einen kurzen Gastaufritt von<br />

Johnny Rotten –, bis Vater und Sohn wieder<br />

zusammenfinden. „Sons Of Norway” ist<br />

ein schräger Film, der zwar einen Großteil<br />

seines Humors aus Klischees bezieht, doch<br />

so herrlich ins Satirische überspitzt einfach<br />

Spaß macht. Die DVD-Fassung des Films,<br />

der im Sommer in den Kinos lief, kommt<br />

mit zahlreichen Extras, darunter einem Making<br />

Of, einem Interview mit Johnny Rotten<br />

sowie geschnittenen Szenen.<br />

(Alamode/Alive, 2012, 85 Min.<br />

+ Bonus) frs<br />

QUEEN<br />

HUNGARIAN RHAPSODY –<br />

LIVE IN BUDAPEST<br />

In astreinem HD-<br />

Bild und bombastischem<br />

5.1-Surround-Sound<br />

liefert die jetzt<br />

veröffentlich te<br />

Blu-ray einen magischen<br />

Blick zurück<br />

ins Jahr 1986,<br />

als Freddie Mercury,<br />

Brian May, John Deacon und Roger<br />

Taylor im Budapester Népstadion 80.000<br />

Fans mit einer einmaligen Show begeisterten.<br />

Natürlich konnte damals noch keiner<br />

ahnen, dass diese „Magic-Tour” die letzte<br />

große Konzertreise von Queen war, dass es<br />

bald darauf auf Grund von Freddie Mercurys<br />

Erkrankung nur noch selten zu abendfüllenden<br />

Live-Aufführungen von Songs<br />

wie “Bohemian Rhapsody”, “Tie Your Mo<strong>the</strong>r<br />

Down” oder “Now I’m Here” kommen<br />

sollte. Neben dem knapp zweistündigen<br />

Konzert gibt es noch die 25-minütige Dokumentation<br />

„A Magic Year” zu sehen, die<br />

Queen durch ein aufregendes Jahr begleitet,<br />

beginnend mit dem his<strong>to</strong>rischen Auftritt am<br />

13. Juli 1985 beim Londoner „Live Aid”<br />

bis hin zu den Proben für die kurz darauf<br />

beginnende „Magic-Tour”. Neben der Bluray<br />

erscheint HUNGARIAN RHAPSODY<br />

auch als DVD sowie als 2-CD/DVD- bzw.<br />

2-CD/Blu-ray-Deluxe-Edition.<br />

(Island/Universal, 2012, 145 Min.) us<br />

GARY MOORE<br />

BLUES FOR JIMI<br />

Nach der CD-Version<br />

(siehe <strong>GoodTimes</strong><br />

5/2012) ist Gary<br />

Moores Verbeugung<br />

vor Jimi Hendrix nun<br />

auch optisch zu erleben.<br />

Die DVD bietet<br />

ohne Bonus-Ergänzungen<br />

(aber mit informativem<br />

Booklet)<br />

das identische Set von Moores Gastspiel<br />

am 25.10.2007 im Londoner Hippodrome<br />

mit Darrin Mooney (dr) und Dave Bronze<br />

(b, voc). Blautöne dominieren bei der nicht<br />

übermäßig inspirierten filmischen Wiedergabe.<br />

Das Trio hielt sich dicht an die Originale,<br />

auch wenn Moore diverse eigene Duftmarken<br />

setzte; es agierte tighter, als es der Fall<br />

war beim Gastspiel der Hendrix-Mitstreiter<br />

Mitch Mitchell (dr) und Bill Cox (b) mit<br />

Moore am Ende der Show. Neben den durchaus<br />

beeindruckenden Performances gewinnt<br />

dieses musikalische Dokument dadurch an<br />

Bedeutung, dass Moore (2011) und Mitchell<br />

(2008) inzwischen mit Hendrix in der Himmelsband<br />

spielen.<br />

(Eagle Vision/edel, 2012, 74 Min.) pro<br />

HERBERT GRÖNEMEYER<br />

UNS REICHT DAS NICHT<br />

Gut zwei <strong>Jahre</strong> bevor<br />

Marius Müller-<br />

Westernhagen im Kinofilm<br />

„Theo gegen<br />

den Rest der Welt”<br />

(1980) den Aufmüpfigen<br />

gab, schlüpfte<br />

Herbert Grönemeyer<br />

für die WDR-Fernsehproduktion<br />

„Uns<br />

reicht das nicht” in eine ähnliche Rolle.<br />

Erstaunlich, mimte doch Grönemeyer,<br />

dem zu Beginn seiner Karriere Musik<br />

und Schauspielerei gleich wichtig waren,<br />

in späteren Filmen („Frühlingssinfonie”,<br />

„Das Boot” etc.) den eher sensiblen Typ.<br />

In der vergessenen TV-Perle „Uns reicht<br />

das nicht” (Regie: Jürgen Flimm), die seit<br />

ihrer Ausstrahlung im Jahr 1978 nicht<br />

mehr wiederholt wurde und nun auf DVD<br />

veröffentlicht wird, spielt er den rebellischen<br />

Schlosserlehrling und Freizeitrocker<br />

Gerd. Der schmeißt seine Ausbildung<br />

und hängt lieber ab mit seiner Freundin<br />

Anna (dargestellt von Grönemeyers späterer<br />

Ehefrau Anna Henkel) und seinem<br />

Kumpel Jörg (in einer grandiosen Rolle:<br />

der junge Uwe Ochsenknecht). Sie wollen<br />

frei sein – doch eine ihrer Mo<strong>to</strong>rrad<strong>to</strong>uren<br />

endet in einer Easy-Rider-haften Tragödie<br />

... Die DVD-Ausgabe des im typischen,<br />

mitunter etwas steifen 70er-<strong>Jahre</strong>-Sozialrealismus-Stil<br />

gedrehten Film enthält als<br />

Extras unter anderem eine Bonus-CD mit<br />

der – sehr jazz-rockigen – Filmmusik des<br />

Ocean Orchestra (Grönemeyers erster Albumproduktion!)<br />

sowie einen Audiokommentar<br />

des Regisseurs.<br />

(Turbine Medien, 1978/2012, 105 Min.) frs<br />

THE LUCKY PETERSON<br />

BAND FEATURING<br />

TAMARA PETERSON<br />

LIVE AT THE 55 ARTS CLUB<br />

BERLIN<br />

Wenn schon, denn<br />

schon: Gleich die<br />

erste DVD-Veröffentlichung<br />

des<br />

amerikanischen<br />

Bluesmusikers Lucky<br />

Peterson erscheint<br />

als luxuriöser<br />

Premium-Pak<br />

mit drei DVDs und<br />

zwei CDs. Schnell hat der charismatische<br />

Gitarrist (unterstützt von einer klasse<br />

Liveband!) das Publikum des Berliner 55<br />

Arts Club mit unbändiger Spielfreude auf<br />

seiner Seite, sucht (und findet) den Kontakt<br />

zu seinen Fans. Als dann noch seine<br />

Frau Tamara mit ihrer wunderbar souligen<br />

Stimme aus dem Backstage-Bereich auftaucht<br />

und singend durch die Zuschauer in<br />

Richtung Bühne tanzt, wird dieses Konzert<br />

zur perfekten Show zwischen Blues und<br />

Soul. Flirtend improvisieren sie miteinander,<br />

kokettieren mit den Erwartungen der<br />

Fans, bringen es mit folgendem Zitat auf<br />

den Punkt: „We are <strong>the</strong> new Ike and Tina<br />

Turner – except all <strong>the</strong> fighting!” Zwei<br />

DVDs (bzw. CDs) bringen das komplette<br />

Konzert (rund 160 Min.), eine dritte DVD<br />

(45 Min.) ist den „Special Features” vorbehalten:<br />

Proben, Behind-The-Scenes,<br />

DVD – Blu-ray<br />

Interviews und vier Songs der Backing-<br />

Band.<br />

(Blackbird <strong>Music</strong>/Soulfood, 2012,<br />

3 DVDs, 215 Min.) tk<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

ROADCREW<br />

Vor jedem Konzert<br />

sieht man sie mit<br />

dem Bühnenaufbau<br />

beschäftigt:<br />

die Roadies. Doch<br />

während die Künstler<br />

im Rampenlicht<br />

stehen, bleiben<br />

die, die hinter den<br />

Kulissen für den<br />

reibungslosen Ablauf sorgen, unbekannt.<br />

Regisseur Olaf Held gibt in seiner Doku<br />

„Roadcrew”, seinem Abschlussfilm für<br />

die Hochschule für Film und Fernsehen<br />

(HFF) in Potsdam, einigen von ihnen ein<br />

Gesicht. Hauptprotagonisten sind die drei<br />

Chemnitzer Axel, Tino und Jan, die schon<br />

seit <strong>Jahre</strong>n im legendären Bühnenteam Das<br />

Dreckige Dutzend für die Toten Hosen und<br />

Die Ärzte unterwegs sind. Der im cinémavérité-Stil<br />

– direkt, nah, ungestellt und<br />

ohne Off-Kommentar – gedrehte Film geht<br />

u.a. Fragen nach, wie lange man ein Leben<br />

on <strong>the</strong> road führen kann, ob feste Beziehungen<br />

und Familie möglich sind, und was<br />

dran ist am Hotelzimmer-Zertrümmer-<br />

Mythos, der so mancher Band vorauseilt ...<br />

In Interviews kommt auch Toten-Hosen-<br />

Bassist Andreas „Andi” Meurer zu Wort.<br />

(Good Movies/Indigo, 2012,<br />

81 Min.) frs<br />

PETER FRAMPTON<br />

FCA! 35 TOUR – AN EVENING<br />

WITH PETER FRAMPTON<br />

Das mystische<br />

Kürzel FCA! 35<br />

TOUR beschreibt<br />

natürlich nichts<br />

anderes als die<br />

Feierlichkeiten<br />

zu Ehren des 35.<br />

Geburtstags von<br />

FRAMPTON<br />

COMES ALIVE.<br />

Im Zuge seiner 2011/12er Welt<strong>to</strong>urnee<br />

wurden zwei Shows vom Februar dieses<br />

<strong>Jahre</strong>s im New Yorker Beacon Theatre<br />

und im Pabst Theater in Milwaukee<br />

mitgeschnitten. Aus diesem Material<br />

wurden dann die beiden Discs zusammengestellt.<br />

Gespickt mit Klassikern wie<br />

“Show Me The Way”, “Do We Feel Like<br />

We Do” und “Baby, I Love Your Way”<br />

umfasst die erste DVD das komplette Erfolgsalbum<br />

(im Original 1976 veröffentlicht),<br />

während sich die zweite DVD auf<br />

Songs von Framp<strong>to</strong>ns neueren Alben wie<br />

FINGERPRINTS oder THANK YOU<br />

MR. CHURCHILL sowie auf ein paar<br />

ganz alte Nummern wie “I Don’t Need<br />

No Doc<strong>to</strong>r” aus der Humble-Pie-Zeit<br />

konzentriert. Als Bonus-Material gibt es<br />

„The Phoenix” zu sehen, Peter Framp<strong>to</strong>ns<br />

Reunion mit seiner geliebten (und<br />

lange verschollenen) Gibson Les Paul<br />

Gitarre, die er während der 2012er Tour<br />

auf der Bühne spielte.<br />

(Eagle Vision/edel, 2012, 2 DVDs,<br />

189 Min) tk<br />

<strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 73


DVD<br />

REVIEWS<br />

MOTÖRHEAD<br />

THE WÖRLD IS OURS – VOL. 2<br />

Kann es für einen<br />

Metal-Fan Größeres<br />

geben als<br />

Motörhead live<br />

in Wacken? Eben,<br />

und so punktet<br />

auch die zweite<br />

Ausgabe von<br />

THE WÖRLD IS<br />

OURS mit krachendem<br />

Hard Rock, mit Lemmys unverwüstlicher<br />

Stimme und mit einem klasse<br />

Streifzug durch das Werk des britischen<br />

Powertrios. Von “Iron Fist” rockten sie<br />

sich im August 2011 vor einem frenetischen<br />

Publikum über “The Chase Is<br />

Better Than The Catch” bis zu ihren Killer-Hymnen<br />

“Ace Of Spades” und “Overkill”.<br />

Mit dabei auch noch sechs bzw.<br />

fünf Songs, die im gleichen Jahr beim<br />

britischen Sonisphere Festival und beim<br />

(wie immer gigantischen) „Rock in Rio”<br />

aufgezeichnet wurden, als Bonus-Material<br />

gibt es Festival-Eindrücke aus Wacken.<br />

(UDR/EMI, 2012, 1<strong>40</strong> Min.)<br />

us<br />

BRIAN AUGER’S OBLIVION<br />

EXPRESS<br />

LIVE AT THE BAKED POTATO<br />

Wer Brian Auger in<br />

den letzten <strong>Jahre</strong>n<br />

mit seinen Begleitbands<br />

Trinity oder<br />

Oblivion Express<br />

live gesehen hat und<br />

das Konzerterlebnis<br />

noch mal Revue passieren<br />

möchte, der<br />

ist bei LIVE AT THE<br />

BAKED POTATO genau richtig. Den in<br />

zwei Sets unterteilten Gig spielte der Hammond-Pionier<br />

der Londoner Swinging Sixties<br />

am 17. Juli 2005 zusammen mit Tochter<br />

Savanna Grace (Gesang), Sohn Karma<br />

D. (Schlagzeug) und dem Bassisten Derek<br />

Frank im kleinen Club Baked Pota<strong>to</strong> in Los<br />

Angeles. Der Auftritt entspricht ziemlich<br />

genau dem, was die Familie Auger in den<br />

letzten <strong>Jahre</strong>n auch auf deutschen Bühnen<br />

gezeigt hat. Die groovige Band präsentiert<br />

vor allem Augers Hits aus den 60er- und<br />

frühen 70er <strong>Jahre</strong>n wie “Truth” “Season Of<br />

The Witch”, “Indian Rope Man” und “Light<br />

My Fire”. Als Doppel-Live-CD gibt es das<br />

Konzert schon seit einigen <strong>Jahre</strong>n, das gute<br />

Zusammenspiel und die Club-Atmosphäre<br />

sind aber natürlich auf DVD um einiges<br />

besser zu erleben.<br />

(MiG/Intergroove, 2012, 130 Min.) an<br />

LAST SHOP STANDING<br />

THE RISE AND REBIRTH OF THE<br />

INDEPENDENT RECORD SHOP<br />

Inspiriert durch<br />

Graham Jones’<br />

Buch mit dem gleichem<br />

Titel entstand<br />

diese englischsprachige<br />

(Achtung:<br />

keine Untertitel!)<br />

Dokumentation<br />

über britische Plattengeschäfte,<br />

wie<br />

sie den Wandel der Zeiten, beginnend<br />

in den 60er <strong>Jahre</strong>n bis heute, mal besser<br />

oder schlechter überstanden haben.<br />

Neben über 20 Besitzern solcher Läden<br />

kommen auch Musiker wie Paul Weller,<br />

Johnny Marr, Billy Bragg, Norman Cook<br />

und Richard Hawley zu Wort, erzählen<br />

wie diese Orte für sie zu Tempeln musikalischer<br />

Entwicklung wurden, wie sie<br />

dort neue Musik und neue Bands kennenlernten.<br />

Gedreht zwischen Dezember<br />

2011 und Juni 2012 geht es in LAST<br />

SHOP STANDING aber nicht nur um die<br />

Vergangenheit, nicht nur darum, warum<br />

zurzeit statistisch gesehen drei Läden<br />

pro Woche dichtmachen müssen und wie<br />

neue Technologien diesen Trend beeinflussen,<br />

sondern auch darum, welche<br />

Wege man aus dieser Krise gehen kann.<br />

(Proper/Rough Trade, 2012, 50 Min.) us<br />

TWISTED SISTER<br />

A TWISTED XMAS – LIVE IN LAS<br />

VEGAS<br />

Schrill, schräg, nicht<br />

jedermanns Gus<strong>to</strong> –<br />

das waren/sind Twisted<br />

Sister mit dem<br />

(tuntig) geschminkten<br />

Frontmann Dee<br />

Snider. Entsprechend<br />

fiel ihre Weihnachtsfeier<br />

2006<br />

in Las Vegas aus,<br />

nachdem sie zuvor das Album A TWIS TED<br />

CHRISTMAS veröffentlicht hatten. Sechs<br />

<strong>Jahre</strong> später gibt es ihre Mischung aus<br />

selbst verfassten Weihnachtsliedern, metallisch<br />

überarbeiten Christmas-Klassikern<br />

und den Bandfavoriten zu sehen und hören<br />

(samt beifügter Bonus-CD). All zu groß unterschiedet<br />

sich das zu Sehende nicht von<br />

der 2007er DVD LIVE: A DECEMBER<br />

TO REMEMBER, die mit ähnlichem Programm<br />

in New York entstanden war. Wie<br />

gesagt, Geschmacksache – etwas für Teenager,<br />

die ihre Eltern schockieren wollen, für<br />

beinharte TS-Anhänger, Metal-Fans und<br />

Komplettisten. Es gibt aber auch reichlich<br />

gehaltvollere moderne Weihnachtsmusik!<br />

(Eagle Vison/edel, 2012, 104 Min.,<br />

CD 14/71:13)<br />

pro<br />

THE BEAT<br />

LIVE AT THE US FESTIVAL<br />

Im September<br />

1982 und im Mai<br />

1983 gingen mit<br />

dem „US” im<br />

kalifornischen<br />

San Bernardino<br />

zwei Open-Air-<br />

Wochenenden<br />

über die Bühne, die an die Festivalkultur<br />

der späten Sechziger anknüpfen sollten. Da<br />

Hauptveranstalter Steve Wozniak, Mitbegründer<br />

der Computerfirma Apple, mehrere<br />

Millionen Miese machte, blieb es bei diesen<br />

Veranstaltungen. An beiden nahmen The<br />

Beat teil. Die Engländer waren zu Beginn<br />

der 80er <strong>Jahre</strong> die nach Madness und The<br />

Specials wohl bekannteste Band, die aus<br />

dem Stall des 2Tone-Labels hervorgegangen<br />

war. Mit ihrem Mix aus Ska, Reggae,<br />

Soul, New Wave und <strong>60s</strong>-Mod-Pop waren<br />

sie äußerst erfolgreich – zumindest im englischsprachigen<br />

Raum. Als sie beim „US”<br />

auftraten, kündigten sich nach drei Alben<br />

und mehreren Hit-Singles (“Mirror In The<br />

Bathroom”, 1980, UK #4, “Too Nice To<br />

Talk To”, 1980, UK #7) bereits erste Auflösungsprozesse<br />

an. Die Mitglieder gründeten<br />

kurze Zeit später mit den Fine Young<br />

Cannibals und General Public erfolgreiche<br />

Nachfolgebands. Gleichwohl brannten die<br />

Briten mit beiden Gigs treibende Groove-<br />

Feuerwerke ab, die in der kalifornischen<br />

Sonne erst so recht zündeten. An beiden<br />

Festivaltagen war es glühend heiß: Auf der<br />

DVD, die nun die Konzerte wiedergibt,<br />

sieht man die Zuschauer in kurzen Hosen,<br />

Tops und anderer Leichtbekleidung. Beide<br />

Auftritte sind komplett dokumentiert, abgesehen<br />

von den 1982er Eröffnungsnummern<br />

“Ranking Full S<strong>to</strong>p” und “Big Shot”,<br />

deren Tonbänder hin waren. Die DVD (26<br />

Titel) kommt mit einer CD, die einen Bes<strong>to</strong>f-Querschnitt<br />

von 16 Songs enthält.<br />

(Shout/Soulfood, 2012, DVD 100 Min.,<br />

CD 16/58:32)<br />

frs<br />

HERBERT GRÖNEMEYER<br />

LIVE AT MONTREUX 2012<br />

So schnell kam bislang<br />

keine DVD<br />

nach einem Montreux-Auftritt<br />

auf<br />

den Markt wie bei<br />

Herbert Grönemeyer.<br />

Da spielten wohl<br />

geschäftliche Überlegungen<br />

(Anhängen<br />

an den Erfolg der<br />

neuen CD I WALK) eine Rolle. Am 14. Juli<br />

2012 bestritt Grönemeyer den Abschluss des<br />

legendären Montreux Jazz Festivals – noch<br />

mit seinem deutschen Programm. Dabei bot<br />

er mit 29 Songs eine Live-Werkschau, die<br />

auch auf DVD mitreißend rüberkommt. Wer<br />

Grönemeyer länger nicht mehr konzertant erlebt<br />

hat wie der Rezensent, kann sich an den<br />

teils kräftig überarbeiteten Arrangements älterer<br />

Lieder erfreuen, die der Protagonist und<br />

seine Band mit sichtbarer Spielfreude vortrugen.<br />

Dazu sind die Kameras immer dort,<br />

wo die Musik spielt, mit vielen Close-Ups,<br />

ohne zu hektisch hin- und herzuspringen.<br />

Da bleiben wirklich keine Wünsche offen,<br />

wie es auf der Coverrückseite versprochen<br />

wird! Auch wenn es kein Bonus-Material<br />

gibt – aber wofür braucht’s eigentlich die<br />

deutschen Untertitel?<br />

(Eagle Vison/edel, 2012, 149 Min.) pro<br />

STRAY CATS<br />

LIVE AT MONTREUX 1981<br />

Kaum zu glauben,<br />

dass diese Aufnahme<br />

schon über 30 <strong>Jahre</strong><br />

alt ist! Die Bilder<br />

geben keinen Anlass<br />

zu klagen, die Akustik<br />

ebenso wenig,<br />

und die Musik des<br />

Rockabilly-Trios aus<br />

New York ohnehin<br />

nicht. 1980 waren Brian Setzer (voc, g), Lee<br />

Rocker (Kontrabass) und Slim Jim Phan<strong>to</strong>m<br />

(Minischlagzeug) vorübergehend nach London<br />

umgezogen, wo Dave Edmunds ihr selbst<br />

betiteltes Debüt produzierte. Wenig später<br />

gaben die Youngster ihr einziges Gastspiel in<br />

Montreux, rotzten ihre frühen Hits wie “Stray<br />

Cat Strut”, “Runyaway Boys” und “Rock<br />

This Town” heraus, dazu einige eigenwillige<br />

Cover-Versionen (“Be Bop A Lula”, Dorsey<br />

DVD – Blu-ray<br />

Burnettes “My One Desire”, Charles Underwoods<br />

“Ubangi S<strong>to</strong>mp”), und lieferten ein<br />

herzerfrischend ungeschliffenes Hybrid aus<br />

Rockabilly, Punkenergie und Fifties-Einflüssen,<br />

das man sich heute gerne noch/wieder anschaut<br />

und fehlende Boni gar nicht vermisst.<br />

(Eagle Vision/edel, 2012, 80 Min.) pro<br />

MIRIAM MAKEBA<br />

MAMA AFRICA<br />

Miriam Makeba ist<br />

viel mehr als “Pata<br />

Pata”. An einer Stelle<br />

der Filmdoku „Mama<br />

Africa” beschwert<br />

sich die Sängerin<br />

(1932–2008) selbst<br />

darüber, wie sehr sie<br />

auf dieses fröhliche<br />

Tanzlied (USA #12)<br />

reduziert wird, das die Südafrikanerin 1967<br />

über Nacht zum Weltstar machte. Regisseur<br />

Mika Kaurismäki (Bruder des finnischen<br />

Kultfilmers Aki Kaurismäki), der schon mit<br />

mehreren Filmen seine Liebe zur Musik Brasiliens<br />

zum Ausdruck brachte, fokussiert auf<br />

eher weniger bekannte Facetten Makebas,<br />

etwa ihre umstrittene Ehe mit dem Black-<br />

Pan<strong>the</strong>r-Aktivisten S<strong>to</strong>kely Carmichael, ihr<br />

Anti-Apar<strong>the</strong>id-Engagement, ihre Flucht<br />

ins Exil oder die Trauer über den Verlust ihrer<br />

einzigen Tochter Bongi, die bis zu ihrem<br />

frühen Tod für die Mutter als Songau<strong>to</strong>rin<br />

und Backgroundsängerin tätig war. Der Film<br />

zeigt in vielen Archivaufnahmen Makeba u.a.<br />

zusammen mit Harry Belafonte, Paul Simon<br />

und Nelson Mandela. In neueren Interviews<br />

kommen ihr Ex-Ehemann, der Jazz-Trompeter<br />

Hugh Masekela, die Sängerin Angélique<br />

Kidjo sowie zahlreiche weitere musikalische<br />

und befreundete Wegbegleiter zu Wort.<br />

(Arthaus/Studiocanal, 2012, 88 Min.) frs<br />

THE DOOBIE BROTHERS<br />

LET THE MUSIC PLAY –<br />

THE STORY OF THE DOOBIE<br />

BROTHERS<br />

1970 starteten die<br />

Doobie Bro<strong>the</strong>rs in<br />

Kalifornien als Biker-Band<br />

ihre Karriere,<br />

kämpften sich<br />

mit zahlreichen Stilund<br />

Besetzungswechseln<br />

durch<br />

höchst erfolgreiche<br />

70er <strong>Jahre</strong> – besonders nach dem Einstieg<br />

von Michael McDonald im Jahr 1976. Ausgebrannt<br />

und tief zerstritten brach die Band<br />

1982 ausein ander, versuchte in den <strong>Jahre</strong>n<br />

darauf mit ein paar unausgegorenen Versuchen,<br />

wieder ins Rampenlicht zurückzukehren,<br />

doch erst in den frühen 90ern, mit<br />

einem stabilen Line-Up, neuen Alben und<br />

regelmäßigen Touren, war das Comeback<br />

von Erfolg gekrönt. LET THE MUSIC<br />

PLAY erzählt die über vier Jahrzehnte reichende<br />

Geschichte der Doobie Bro<strong>the</strong>rs<br />

mittels zahlreicher Beiträge von Management,<br />

Studiopersonal und Bandmitgliedern,<br />

von Patrick Simmons über John McFee und<br />

Jeff Baxter bis zu Michael McDonald. Als<br />

Bonus gibt es noch 48 Minuten Livematerial,<br />

darunter legendäre Songs wie “Long<br />

Train Running”, “Listen To The <strong>Music</strong>” und<br />

“Rainy Day Crossroad Blues”.<br />

(Eagle Vision/edel, 2012, 148 Min. ) tk<br />

Seite 74 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


PRÄSENTIERT


Books For You<br />

Live dabei – Mein Leben mit den Rolling S<strong>to</strong>nes, den<br />

Grateful Dead und anderen verrückten Gestalten<br />

Von Sam Cutler<br />

2012, Hannibal<br />

ISBN 978-3-85445-399-4<br />

338 Seiten<br />

19,99 €<br />

D<br />

ie Stars stehen<br />

im Rampenlicht<br />

und ernten den Erfolg.<br />

Dabei werden<br />

meist die „Nebenfiguren”<br />

vergessen,<br />

die eine gelungene<br />

Show erst ermöglichten.<br />

Sie rackern<br />

sich ab, müssen sich<br />

ständig mit uner-<br />

warteten<br />

Situationen<br />

auseinandersetzen,<br />

improvisieren und werden als Dank für die<br />

ganze Plackerei mit einem Hungerlohn abgespeist.<br />

Sam Cutler gehört zu diesem Personenkreis.<br />

Nachdem er maßgeblich an den<br />

Hyde-Park-Festivals in London beteiligt gewesen<br />

war, engagierten ihn die S<strong>to</strong>nes als<br />

Tourmanager für die 69er US-Konzertreise,<br />

die mit der Hölle von Altamont endete.<br />

Cutler schildert seine Kindheit, die Jugend<br />

im Swinging London, die ersten Drogenerfahrungen,<br />

die aufstrebenden Künstler wie<br />

Pink Floyd oder Alexis Korner lebhaft und<br />

sprachlich versiert. Kaum einem Au<strong>to</strong>ren ist<br />

es bislang gelungen, die Atmosphäre eines<br />

gesellschaftlichen Umbruchs so hautnah<br />

und emotional zu präsentieren. Dann geht<br />

es ab in die USA, wo er mit den S<strong>to</strong>nes eine<br />

wilde Zeit verlebt und dabei zusehen muss,<br />

wie Mick von einer liebes<strong>to</strong>llen 70-Jährigen<br />

angesprungen wird! Mit der Schilderung<br />

des Altamont-Konzerts, bei der<br />

Cutler reinen Tisch macht und langjährige<br />

Gerüchte negiert, ist die Reise noch nicht<br />

beendet, denn der Au<strong>to</strong>r arbeitete von nun<br />

an für die Acidheads von Grateful Dead<br />

– und erlebte die berühmt-berüchtigte<br />

Kanada-Reise im Festival-Train. Nicht nur<br />

die Anekdoten und aberwitzigen Geschichten<br />

sprechen für diesen vorzüglichen Band,<br />

sondern auch die intimen Porträts von unter<br />

anderem Jerry Garcia, Buddy Guy und<br />

besonders Janis Joplin, mit der Cutler sehr<br />

gut befreundet war. Nach der Lektüre legt<br />

der Leser den Band mit ein wenig Wehmut<br />

zur Seite, denn so eine Zeitreise kann nie<br />

lang genug sein! Packend wie ein Krimi, informativ<br />

wie ein Sachbuch und so bildhaft<br />

wie ein surreales Gemälde – noch nie ist<br />

es einem Au<strong>to</strong>ren gelungen, diese Gegensätze<br />

so geschickt und mühelos in einem<br />

rasanten Lese-Abenteuer zu vereinen. fl<br />

Ein Hippie-Traum – Die Au<strong>to</strong>biografie<br />

Von Neil Young<br />

2012, Kiepenheuer & Witsch, Köln<br />

ISBN 978-3-462-04477-5<br />

475 Seiten, Hardcover mit<br />

Schutzumschlag<br />

22,99 €<br />

on Lebensbeich-<br />

aus direkter<br />

Hand des Künstlers<br />

erwarten sich Fans<br />

und Leser stets tiefere<br />

Einblicke und neuere<br />

Erkenntnisse, als sie<br />

ihnen Biografen, die<br />

naturgemäß alles nur<br />

aus zweiter Hand haben,<br />

liefern können.<br />

Lange erwartet, erscheint nun endlich Neil<br />

Vten<br />

Youngs „Ein Hippie-Traum” (der Originaltitel<br />

ist um einiges besser: „Waging Heavy<br />

Peace”). Gleich vorweg: Das Buch ist – verglichen<br />

etwa mit den Au<strong>to</strong>biografien von<br />

Bob Dylan oder Patti Smith – eher eine<br />

Enttäuschung. Nur wirklich Wohlgesonnene<br />

werden den 475-Seiten-Wälzer, den<br />

die Tagespresse schon fast einhellig verrissen<br />

hat, wirklich bis zu Ende lesen. Young,<br />

der als Schriftsteller debütiert, wäre besser<br />

beraten gewesen, sich einen Co-Au<strong>to</strong>ren<br />

zur Seite zu nehmen. Er verheddert sich in<br />

Nebensächlichkeiten, erzählt mal zu ausufernd,<br />

mal zu sprunghaft, meist auch noch<br />

in einem schwachen Sprachstil. Zwar liegt<br />

ein gewisser Reiz darin, spontan und improvisierend<br />

zu Werke zu gehen (man höre<br />

seine Crazy-Horse-Gitarren-Solos!), aber<br />

Neil Young ist kein Jack Kerouac; es ist<br />

vermessen von ihm, wenn er an einer Stelle<br />

damit kokettiert: „Ich habe bisher nur einen<br />

einzigen Absatz überarbeitet. Aber für das<br />

Leben gibt es sowieso keine Rechtschreibkorrektur.”<br />

Gleichwohl sei das Buch all denjenigen<br />

ans Herz gelegt, die an der Person<br />

oder an dem Musiker Neil Young interessiert<br />

sind. Die langweiligen Stellen, etwa wenn<br />

Young immer wieder mit dem von ihm mitentwickelten<br />

Soundsystem PureTone anfängt,<br />

kann man bedenkenlos überspringen<br />

und sich diejenigen Passagen herauspicken,<br />

in denen es wirklich interessant wird. Etwa<br />

wenn Young über seine ersten musikalischen<br />

Gehversuche bei The Squires und Buffalo<br />

Springfield schreibt oder über seine geliebte<br />

Gibson-Les-Paul-Gitarre „Old Black”, sein<br />

Verhältnis zu dem viel zu früh vers<strong>to</strong>rbenen<br />

Crazy-Horse-Mitglied Danny Whitten oder<br />

zu Stephen Stills, seinem Partner in guten<br />

wie in schlechten Zeiten.<br />

frs<br />

Bowie – Retrospektive<br />

Von Paolo Hewit (Einf. von Robert Elms)<br />

2012, edel Books, Hamburg<br />

ISBN 978-3-84190-159-0<br />

288 Seiten, 200 farb. Abb.<br />

29,95 €<br />

owies immenser<br />

„ Bkultureller Einfluss<br />

hallt immer noch nach,<br />

wenn ein junger Musiker<br />

versucht, Kunst<br />

und Pop, Avantgarde<br />

und Mainstream miteinander<br />

in Einklang<br />

zu bringen und die<br />

Grenzen von Theater<br />

und Musik zu sprengen. Es ist, vor allem<br />

in Großbritannien, unmöglich, sich die<br />

Popwelt ohne den Einfluss jenes Mannes<br />

vorzustellen, der vor so vielen <strong>Jahre</strong>n Ziggy<br />

Stardust war und alle zukünftigen Generationen<br />

mit Sternenstaub besprenkelte.” Zu<br />

diesem Schluss kommt der BBC-Modera<strong>to</strong>r<br />

Robert Elms in seinem Vorwort zum Buch<br />

„Bowie – Retrospektive” von Paolo Hewitt<br />

(britischer Mod- und Glam-Experte). Der<br />

reichlich bebilderte, grafisch schön gestaltete<br />

Prachtband (Originaltitel: „Bowie –<br />

Album By Album”) behandelt ausführlich<br />

und in chronologischer Reihenfolge alle 27<br />

Studio-Alben, die David Bowie seit 1967<br />

veröffentlicht hat. Hewitts Texte sind informativ,<br />

kenntnisreich und mit kritischer<br />

Distanz geschrieben, viele eingearbeitete O-<br />

Töne aus früheren Bowie-Interviews runden<br />

die Sache ab.<br />

frs<br />

Retromania – Warum Pop nicht von seiner Vergangenheit lassen kann<br />

Von Simon Reynolds<br />

2012, Ventil Verlag, Mainz<br />

ISBN 978-3-93155-529-0<br />

422 Seiten, Klappenbroschur<br />

29,90 €<br />

R<br />

evivals, Cover-Bands,<br />

60er/70er/80er-<br />

Partys,<br />

Jubiläums/Deluxe-Wiederveröffentlichungen:<br />

Wir leben<br />

in einem Jahrzehnt der<br />

Retro-Phänomene. Noch<br />

nie hat die Rock- und<br />

Popwelt so stark auf ihre<br />

Vergangenheit zurückgeblickt wie heute –<br />

auch ein Magazin wie <strong>GoodTimes</strong> lebt von<br />

dieser Nostalgie. Dabei waren Rock und Pop<br />

vor einem halben Jahrhundert einmal mit<br />

dem Geist der Erneuerung und dem Willen<br />

nach dem Jetzt und Hier angetreten. Gibt es<br />

etwa immer weniger gute aktuelle Musik?<br />

Ist die Vergangenheit zu übermächtig? Gab<br />

es Retro-Erscheinungen nicht auch schon<br />

früher? Sind in Mode und Film nicht die<br />

gleichen Phänomene zu beobachten? Mit<br />

Fragen wie diese beschäftigt sich der englische<br />

Musikpublizist Simon Reynolds („Rip<br />

It Up And Start Again”) in seinem äußerst<br />

lesenswerten Buch „Retromania”, das sich<br />

gleich mit Erscheinen in seiner englischen<br />

Originalausgabe 2011 zu einem der meistdiskutierten<br />

Pop-Bücher entwickelte. Nun<br />

liegt das kluge und <strong>the</strong>oriefreudige Buch<br />

endlich in deutscher Übersetzung vor. frs<br />

Plattensüchtig – Expeditionen in eine andere Welt<br />

Von Jürgen Schmich<br />

2012, www.plattensuechtig.de<br />

ISBN 978-3-00036-732-8<br />

168 Seiten; 22,00 €<br />

er abstreitet, dass<br />

WPlattensammeln<br />

eine Sucht ist, wer sich<br />

nicht eingesteht, dass<br />

man für diese Leidenschaft<br />

– natürlich im positiven<br />

Sinne – verrückt sein<br />

muss, für den ist „Plat-<br />

tensüchtig” das falsche Buch. Alle anderen<br />

werden es lieben, werden sowohl Jürgen<br />

Schmichs kluge, fast schon philosophische<br />

Betrachtungen zum Thema Plattensammeln<br />

als auch die ausführlichen Interviews mit<br />

sieben „Süchtigen” regelrecht verschlingen.<br />

Dabei geht es eigentlich immer wieder um<br />

die gleichen Fragen: Warum wird gerade dies<br />

und nicht das gesammelt, wo macht man die<br />

besten Funde, wie viel Geld ist man bereit,<br />

für diese Fundstücke zu bezahlen, wie ordnet<br />

man solch gigantische Sammlungen, ist<br />

es wichtiger, eine Platte zu besitzen oder sie<br />

zu hören, oder ob es gar schöner ist, eine<br />

Platte zu jagen, als sie tatsächlich zu besitzen?<br />

Egal, ob europäischer Jazz der Schellackzeit,<br />

Picture Discs, Rock’n’Roll, Beatles,<br />

Rolling S<strong>to</strong>nes, Schlager oder Techno- und<br />

House-LPs gesammelt werden, agieren die<br />

befragten Sammler nach ähnlichen Verhaltensmustern,<br />

findet man auch sich selbst in<br />

vielen dieser Aussagen wieder. Auf alle Fälle<br />

ist ein Besuch auf www.plattensuechtig.de<br />

zu empfehlen, dort gibt es Leseproben,<br />

Sammlerbiografien sowie ein höchst interessantes<br />

Blog zum Thema.<br />

us<br />

Show wie noch nie – 50 <strong>Jahre</strong> HÖR ZU Langspielplatte<br />

Von Roland Butza<br />

2012, www.die-beatles-seite.de<br />

152 Seiten; 39,00 €<br />

lvis Presley und<br />

„ Edie Beatles auf<br />

einer Langspielplatte<br />

...”. Nicht ohne<br />

S<strong>to</strong>lz wirbt die Programmzeitschrift<br />

„Hör Zu” 1964 mit<br />

dieser Glanznummer,<br />

war es ihr doch gelungen,<br />

die beiden<br />

konkurrierenden Label Electrola und Teldec<br />

zur Kooperation zu bewegen, womit die<br />

vier Pilzköpfe aus Liverpool und der King<br />

des Rock’n’Rolls aus Memphis zum ersten<br />

Mal gemeinsam auf einem Album zu hören<br />

waren. Doch das Spektrum der Künstler, die<br />

es auf die legendären Hör-Zu-LPs schafften,<br />

war noch wesentlich breiter. Wie breit, das<br />

zeigt jetzt Roland Butzas Buch SHOW WIE<br />

NOCH NIE, in dem er das im September<br />

2013 anstehende 50-jährige Jubiläum dieser<br />

Schallplatten zum Anlass nimmt, die Veröffentlichungen<br />

von Maria Callas, Herbert<br />

von Karajan, Deep Purple, Pink Floyd, Ray<br />

Charles, Jimi Hendrix, James Last, der Beach<br />

Boys oder Heino in ganz besonderer Form<br />

darzustellen. Neben den Coverabbildungen,<br />

Hitparaden-Notierungen und Erscheinungsdaten<br />

liefert ein kurzer Text zu jeder Platte<br />

interessante Hintergrundinfos, garniert mit<br />

Originalauszügen aus der „Hör Zu”, in denen<br />

sie ihre Schallplatten und deren Künstler<br />

ausführlich vorstellten. Eine wunderbare<br />

Zeitreise, nicht nur für Plattensammler ein<br />

klasse Nachschlagewerk.<br />

us<br />

Seite 76 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Cosmic Dancer: The Life And <strong>Music</strong> Of Marc Bolan Rolling S<strong>to</strong>nes Worldwide IV LP/CD Releases 1971 – 2012<br />

Von Paul Roland<br />

2012, Tomahawk Press<br />

ISBN 978-0-95668-3<strong>40</strong>-3<br />

304 Seiten (engl.)<br />

20,00 Pfund<br />

aul Roland<br />

Pveröffentlich-<br />

te 1979 „Electric<br />

Warrior”, die<br />

erste Bio über den<br />

Glam-König.<br />

Dadurch<br />

konnte er<br />

auf frische Informationen<br />

zugreifen<br />

und zahlreiche<br />

Interviews mit vie-<br />

len Protagonisten führen, die im Laufe der<br />

letzten 30 <strong>Jahre</strong> tragischerweise vers<strong>to</strong>rben<br />

sind. Als lebenslanger T.Rex-Fan sammelte<br />

Roland während dieser langen Zeitspanne<br />

zusätzliche Fakten und legt nun ein Werk<br />

vor, das mehr als beeindruckt. Im Gegensatz<br />

zum glänzenden Bolan-Biograf Mark<br />

Paytress (an machen Stellen zu kritisch)<br />

und dem nur an der Oberfläche kratzenden<br />

Carl Ewens (verfasste „Born To<br />

Boogie: The Songwriting Of Marc Bolan”)<br />

ist ihm ein ausgewogenes Porträt gelungen,<br />

das den Werdegang von Marc Bolan<br />

angemessen schildert. Dabei faszinieren<br />

nicht nur einige unbekannte Fo<strong>to</strong>s (Bolan<br />

zusammen mit Joan Baez und Donovan<br />

1965 auf einer Demo!, Bolan zusammen<br />

mit den Ramones) und Aufnahmen aus<br />

der Privatsammlung von Danielz (spielt in<br />

der Band T.Rexstasy), dem wohl größten<br />

Bolan-Fan des Planeten, sondern auch<br />

die vielen Coverabbildungen, Konzertplakate<br />

und Flyer. Letztendlich überzeugt der<br />

Text, denn der Au<strong>to</strong>r, ein ausgebildeter<br />

Journalist, hat seinen Erzählstrang mit<br />

vielen O-Tönen angereichert und liefert<br />

dadurch ein au<strong>the</strong>ntisches Bild, bei dem<br />

auch die Schattenseiten des Musikers<br />

nicht vernachlässigt werden. Neben einer<br />

bislang noch nie so intensiv geschilderten<br />

Kindheit Marcs und der Zeit mit John’s<br />

Children und Tyrannosaurus Rex wird die<br />

T.Rex-Karriere <strong>the</strong>matisiert, gefolgt von einer<br />

20-seitigen Abhandlung der Zeit nach<br />

1977 (sehr detailliert) und einer ausgiebigen<br />

Discografie. Durch das Layout vermittelt<br />

Roland nicht nur den Menschen,<br />

der hinter all den <strong>to</strong>llen Songs steckt, sondern<br />

auch ein Gefühl für die Faszination<br />

der Musik, die bei vielen Fans immer noch<br />

besteht und die auch von jungen Hörern<br />

entdeckt wird – wer will da nicht schnell<br />

wieder ELECTRIC WARRIOR, THE SLIDER<br />

oder TANX auflegen?<br />

at<br />

Von Chris<strong>to</strong>ph Maus<br />

2012, Maus Of <strong>Music</strong><br />

ISBN 978-3-98091-377-5<br />

<strong>40</strong>2 Seiten, englisch/deutsch<br />

38,00 €<br />

rneut ein Band,<br />

Eder für Sammler<br />

und Bandhis<strong>to</strong>riker<br />

zu ihren<br />

unverzichtbaren<br />

Arbeitsgrundlagen<br />

zählen wird.<br />

Format, Bindung,<br />

Papier- und Druckqualität<br />

halten<br />

ebenfalls den empfohlenen,<br />

durch-<br />

weg hohen Standard der Ausgaben I-III.<br />

Veröffentlichtes S<strong>to</strong>nes-Material – seit<br />

den Neunzigern trotz des hier berücksichtigten<br />

CD-Auss<strong>to</strong>ßes quantitativ natürlich<br />

rückläufig – aus der großen internationalen<br />

Staatenpalette ist optisch und textlich<br />

erfasst, soweit verfügbar gewesen;<br />

wiederum mit außergewöhnlichen Raritäten,<br />

die viele „Steinis” vermutlich nie<br />

in eigenen Händen halten werden. Rund<br />

1600 Farbabbildungen (Cover, Labels) aus<br />

über 50 Ländern überzeugen und dürften<br />

Interessenten einmal mehr auf die Jagd<br />

scheuchen. Neu ist diesmal der Wechsel<br />

der Sortierung (nach Alben) – gewiss<br />

Geschmacksache jedes einzelnen Käufers.<br />

Einen letzten Treffer könnte bzw. sollte es<br />

geben, wenn ein Extra-Band nachgeschoben<br />

würde: Speziell die deutschen Ausgaben<br />

aller Formate – naturgemäß noch immer<br />

eines der Hauptsammelgebiete hiesiger<br />

Fans – verlangen ganz einfach danach.<br />

Gründe: a) Es gab bislang keine angemessenen<br />

Korrekturen und Ergänzungen des<br />

bereits Erschienenen; b) bei existierenden<br />

Varianten (u.a. Labels, Cover, Schriften,<br />

Katalognummern) herrscht in Teilen Unterdeckung<br />

bzw. Nichtberücksichtigung.<br />

Dies alles, großzügig ausgebreitet, ergäbe<br />

eine weitere Ausgabe. So fehlen im aktuellen<br />

Kompendium z.B. die deutschen 70s-<br />

WEA-Exporte, die vielschichtige „Reißverschluss-Problematik”<br />

(STICKY FINGERS)<br />

kommt zu kurz, das Thema Counterfeits<br />

(nicht Bootlegs) ist ausgespart usw. An der<br />

Wichtigkeit dieses Buches bzw. der gesamten<br />

Reihe ändert dies nichts: Es bietet<br />

wiederum erweiterte Grundlagenarbeit mit<br />

Langzeitwirkung und bringt erneut Licht<br />

in einen über <strong>40</strong>-jährigen globalen Veröffentlichungsdschungel.<br />

Ein Sammelschuber<br />

ist für Käufer aller vier Bände (nur über<br />

Website!) kostenlos erhältlich. bm<br />

Neil Young: Long May You Run – Eine Biografie in Bildern<br />

Von Daniel Durchholz und Gary Graff<br />

2012, edel Rockbuch, Hamburg<br />

ISBN 978-3-84190-158-3<br />

224 Seiten, Hardcover, ca. <strong>40</strong>0 Abb.<br />

24,95 €<br />

eitgleich<br />

Zmit<br />

Neil<br />

Youngs<br />

Au<strong>to</strong>biografie<br />

kommt<br />

eine<br />

neue<br />

Biografie<br />

über den<br />

Sänger/-Songschreiber<br />

und<br />

Gitarristen in<br />

die deutschen<br />

Buchläden. Gegenüber der nicht-chronologisch,<br />

etwas chaotisch angeordneten<br />

Lebensbeichte Youngs bietet das reichlich<br />

bebilderte, großformatige „Long May You<br />

Run” der beiden US-Amerikaner Daniel<br />

Durchholz und Gary Graff einen Vorteil:<br />

Man gewinnt sofort den Überblick.<br />

In vielen kurzen, gut geschriebenen und<br />

recherchierten Kapiteln kommen unterschiedliche<br />

Aspekte aus Youngs Leben zu<br />

Wort, angefangen von seiner Kindheit in<br />

der kanadischen Provinz über die Lynyrd-<br />

Skynyrd-Fehde („Sou<strong>the</strong>rn Man”) und<br />

den Einfluss auf die Grunge-Generation<br />

bis hin zu seinem „Archives”-Projekt. Wie<br />

in einem Lexikon bieten die Kurzkapitel<br />

die Möglichkeit, sich dem Phänomen Neil<br />

Young stets von einer neuen Perspektive<br />

aus zu nähern. Die Texte wie auch die<br />

über <strong>40</strong>0 Fo<strong>to</strong>s laden dazu ein, immer<br />

wieder in dem Buch zu blättern und zu<br />

lesen.<br />

frs<br />

Klaus Modick – We’d Love To Turn You On<br />

Von Klaus Modick & Matthias Bischoff (Hg.)<br />

2012, Eichborn/Lübbe<br />

ISBN 978-3-8479-0503-5<br />

224 Seiten<br />

18,00 €<br />

nd immer wieder<br />

Udie Beatles: Auch<br />

weit über <strong>40</strong> <strong>Jahre</strong> nach<br />

Auflösung der ultimativen<br />

Popband machen<br />

sich die unterschiedlichsten<br />

Zeitgenossen<br />

der schreibenden Zunft<br />

ihre Gedanken über das<br />

Phänomen Fab Four. Ein „runder” Anlass,<br />

seinen Gedanken darüber freien Lauf zu<br />

lassen, findet sich beinahe immer. Der<br />

mehrfach ausgezeichnete Oldenburger Literat<br />

Klaus Modick (Jahrgang 1951) und<br />

sein Kumpan, der FAZ-Theaterkritiker<br />

Matthias Bischoff (Jahrgang 1962), nahmen<br />

das Erscheinen der ersten Beatles-<br />

Single “Love Me Do” vor einem halben<br />

Jahrhundert zum Anlass, um selbst ihren<br />

radikal persönlichen Bezug zu den Pilzköpfen<br />

schreibend zu erläutern, gewannen<br />

in ihrer Funk<strong>to</strong>n als Herausgeber parallel<br />

namhafte Au<strong>to</strong>ren wie Frank Goosen, Elke<br />

Heidenreich, Thommie Bayer u.v.a., um<br />

sie sehr intime Anekdoten erzählen zu<br />

lassen, in denen John, Paul, George und<br />

Ringo mal mehr, mal weniger – aber immer<br />

irgendwie – präsent sind. „Wir hätten<br />

gerne auch eine Anti-Beatles-Hommage<br />

im Buch gehabt”, erläutert Klaus Modick,<br />

„aber wir haben niemanden gefunden, der<br />

sie verfasst. Dafür ist diese Band schlicht<br />

zu gut.”<br />

mfg<br />

We Rocked Salzburg<br />

Blondie – Parallel Lives<br />

Von Hannes Stiegler<br />

2012, Colorama Verlagsgesellschaft,<br />

A-5020 Salzburg<br />

ISBN 978-3-90269-254-2<br />

160 Seiten<br />

24,95 €<br />

uf Bands<br />

Aund<br />

Musiker,<br />

die von der<br />

Nachkriegszeit<br />

bis in die 80er<br />

<strong>Jahre</strong> hin ein im<br />

Raum Salzburg<br />

aktiv waren,<br />

wird in diesem<br />

großformatigen<br />

Buch zurückgeschaut.<br />

Hannes Stiegler, in Berlin geborener<br />

und nun in Fürstenbrunn bei Salzburg<br />

lebender Neuphilologe, Pädagoge,<br />

Schriftsteller und selbst Musiker bei der<br />

60er-<strong>Jahre</strong>-Band Les Marquis, nahm sich<br />

der Herkulesaufgabe an, die aufwändigen<br />

Recherchen durchzuführen, die solch ein<br />

umfangreiches Werk erfordern. Jede einzelne<br />

der Rock-, Pop- oder Tanzbands<br />

wird ausführlich mit Bildern, ihren Mitgliedern,<br />

regelmäßiger Auftrittsorten und (falls<br />

vorhanden ...) Plattenveröffentlichungen<br />

vorgestellt, beginnend mit den Flamingos<br />

(1954–1979) über die Hearts Of S<strong>to</strong>ne<br />

(1966–1970) mit dem Salzburger Original<br />

Siegwulf Turek – 1970 beim Isle-Of-<br />

Wight-Festival durch einem gemeinsamen<br />

Smoke mit Jimi Hendrix geadelt –, bis zu<br />

Scheiblingseder & Gehilfen (1980–1984,<br />

1989–heute). Auch als langfristiges Nachschlagewerk<br />

ist WE ROCKED SALZBURG<br />

bestens geeignet, am Ende des liebevoll<br />

gestalteten Buches finden sich sowohl eine<br />

Liste aller erwähnten Bands (auch wenn sie<br />

kein eigenes Kapitel haben) als auch ein<br />

Musikerglossar mit Angabe von Bands und<br />

Instrumenten. Top!<br />

us<br />

Von Dick Porter und Kris Needs<br />

2012, Bosworth Edition<br />

ISBN 978-3-86543-733-4<br />

380 Seiten<br />

24,95 €<br />

ie beiden<br />

DAu<strong>to</strong>ren<br />

stellen<br />

das<br />

frühere<br />

Paar<br />

Debbie<br />

Harry<br />

und Chris Stein<br />

ins<br />

Zentrum<br />

ihrer<br />

Monografie<br />

zur vor<br />

allem Ende der<br />

70er und An-<br />

fang der 80er <strong>Jahre</strong> äußerst erfolgreichen<br />

New-Wave-Gruppe Blondie. Das verwundert<br />

natürlich nicht, waren die beiden vom<br />

Beginn im New Yorker CBGB’s an maßgeblich<br />

für die künstlerische und konzeptionelle<br />

Ausrichtung zwischen Punk- und<br />

Disco-Pop verantwortlich. Im Gegensatz<br />

zu vielen anderen Büchern zur Rock-/Pop-<br />

Musik gelingt es den Au<strong>to</strong>ren, stets die<br />

journalistische Distanz zu ihrem Thema zu<br />

wahren und und ihr Fansein in den Hintergrund<br />

zu stellen. Das ist im Falle von<br />

Blondie – „Parallel Lives” insofern einfach,<br />

da die musikalische Szene der 70er <strong>Jahre</strong><br />

in der Lower East Side mit Gruppen wie<br />

den New York Dolls, Ramones, Television<br />

und eben Blondie äußerst lebendig war.<br />

Kris Needs hatte außerdem schon früh<br />

freundschaftliche Beziehungen zur Band<br />

und war als Redakteur des „ZigZag”-<br />

Magazins und des „New <strong>Music</strong>al Express”<br />

gut mit der New Yorker und auch der englischen<br />

Independent-Szene vernetzt. Deswegen<br />

ist das Buch ein mit vielen Zitaten<br />

von Zeitzeugen Blondies angereichertes<br />

Werk, dessen Lektüre nie langweilt und<br />

selbst ein Gewinn für Nicht-Blondie-Hörer<br />

sein kann.<br />

an<br />

<strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 77


Heft 11 1994 Heft 14 1994 Heft 4 1995 Heft 5 1995 Heft 1 1996 Heft 2 1996 Heft 3 1996 Heft 4 1996 Heft 6 1996<br />

Heft 5 1997<br />

Heft 6 1997<br />

Heft 2 1999<br />

Heft 3 1999<br />

Heft 4 1999<br />

Heft 5 1999 Heft 6 1999 Heft 2 2000 Heft 3 2000 Heft 4 2000<br />

Heft 5 2000<br />

Heft 6 2000<br />

Heft 1 2001<br />

Heft 2 2001<br />

Heft 3 2001<br />

Heft 4 2001 Heft 5 2001 Heft 6 2001 Heft 1 2002 Heft 2 2002<br />

Heft 3 2002<br />

Heft 4 2002<br />

Heft 5 2002<br />

Heft 6 2002<br />

Heft 1 2003<br />

Heft 2 2003 Heft 3 2003 Heft 4 2003 Heft 5 2003 Heft 6 2003<br />

Heft 1 2004<br />

Heft 2 2004<br />

Heft 3 2004<br />

Heft 4 2004<br />

Heft 5 2004<br />

Heft 6 2004 Heft 1 2005 Heft 2 2005 Heft 3 2005 Heft 4 2005<br />

Heft 5 2005 Heft 6 2005 Heft 1 2006 Heft 2 2006 Heft 3 2006 Heft 4 2006<br />

Heft 5 2006 Heft 6 2006 Heft 1 2007<br />

Heft 2 2007 Heft 3 2007 Heft 4 2007 Heft 5 2007 Heft 6 2007 Heft 1 2008 Heft 2 2008 Heft 3 2008<br />

Heft 4 2008 Heft 5 2008<br />

Heft 6 2008 Heft 1 2009 Heft 2 2009 Heft 3 2009 Heft 4 2009 Heft 5 2009 Heft 6 2009 Heft 1 2010 Heft 2 2010<br />

Heft 3 2010<br />

Heft 4 2010 Heft 5 2010 Heft 6 2010 Heft 1 2011 Heft 2 2011 Heft 3 2011 Heft 4 2011 Heft 5 2011 Heft 6 2011 Heft 1 2012<br />

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Weitere Artikel und nähere Informationen finden Sie im Internet unter:<br />

www.goodtimes-magazin.de (Index alter Ausgaben)<br />

Seite 78 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


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11/94 14/94 4/95 5/95 1/96 2/96 3/96 4/96 6/96 5/97 6/97 2/99 3/99 4/99 5/99 6/99 2/00 3/00 4/00 5/00 6/00<br />

1/01 2/01 3/01 4/01 5/01 6/01 1/02 2/02 3/02 4/02 5/02 6/02 1/03 2/03 3/03 4/03 5/03 6/03 1/04 2/04 3/04<br />

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per Bankeinzug (nur Inland! Daten bitte unten eintragen) ❏<br />

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____________________________________________________ Kon<strong>to</strong>-Nr.: _____________________________<br />

Die Genehmigung zum Bankeinzug und die Information über die 14-tägige Widerrufsmöglichkeit bestätige ich mit meiner folgenden Unterschrift:<br />

Datum: _____________________ Unterschrift: ____________________________________________________<br />

Vor-/Nachname: ________________________________________ Straße: _____________________________<br />

PLZ/Ort: __________________________________________________ Land: _________________________________<br />

Telefon: ____________________ Fax: _____________________ email: ________________________________<br />

Zuzüglich Versandkosten: Inland: 2,– € · Ausland: 3,50 € · versandkostenfrei ab 20,– € Warenwert<br />

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2/08 3/08 4/08 5/08 6/08 1/09 2/09 3/09 4/09 5/09 6/09 1/10 2/10 3/10 4/10 5/10 6/10 1/11 2/11 3/11<br />

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17.02. (So.) Langen, Stadthalle<br />

24.03. (So.) Frankfurt, Jahrhunderthalle<br />

21.04. (So.) Marburg, Stadthalle<br />

04.05. (Sa.) Mannheim, Rosengarten<br />

26.05. (So.) Duisburg, Rheinhausenhalle<br />

08.06. (Sa.) Karlsruhe, Badnerlandhalle<br />

09.06. (So.) Frankfurt, Jahrhunderthalle<br />

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Info. W.W. Korte, Tel: 06101-128 662, Fax:<br />

06101-128 663, email: wwkorte@t-online.de,<br />

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09.12 Bochum Stadthalle Wattenscheid<br />

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23.12. Wuppertal Stadthalle<br />

26.12. Dortmund Westfalenhalle<br />

30.12. Köln Stadthalle Mülheim<br />

20.01. Osnabrück OsnabrückHalle<br />

03.02. Münster Halle Münsterland<br />

10.02. Wuppertal Stadthalle<br />

24.02. Oberhausen Revierpark Vonderort<br />

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finden Sie auf Seite 108!<br />

Seite 80 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


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TIPP<br />

BAND OF HORSES<br />

Berg – Tal – Berg<br />

Aus Seattle im US-Bundesstaat<br />

Washing<strong>to</strong>n, einst Heimat des Grunge,<br />

stammt das Quintett Band Of Horses. Da<br />

lag es nahe, dass Sänger/Gitarrist Ben<br />

Bridwell und seine Mitstreiter schon kurz<br />

nach der Gründung 2004 einen Vertrag<br />

beim wegweisenden lokalen Label Sub<br />

Pop unterschrieben, nachdem sie 2005<br />

ihre „Tour EP" auf eigene Faust herausgebracht<br />

hatten.<br />

In den Anfangsjahren gab es in der Indie-<br />

Truppe zahlreiche Personalwechsel, „bis<br />

die Chemie innerhalb der Gruppe stimmte,<br />

schließlich ist eine Band so etwas wie<br />

eine Ehe, weil man ständig zusammen<br />

ist", beschreibt es Bridwell rückblickend.<br />

Zehn Mitglieder waren beteiligt, die heutige<br />

Besetzung mit Bridwell, Ryan Monroe<br />

(keys), Tyler Ramsey (g), Bill Reynolds (b)<br />

und Creigh<strong>to</strong>n Barrett (dr) spielt seit drei<br />

<strong>Jahre</strong>n zusammen.<br />

Nachdem sich das Debütalbum<br />

EVERYTHING ALL THE TIME<br />

2006 zu einem Underground-<br />

Erfolg entwickelte – nicht<br />

zuletzt dank des Einsatzes der<br />

Single "The Funeral" in einem<br />

Au<strong>to</strong>-Werbespot sowie in mehreren<br />

TV-Serien –, schaffte es<br />

zwölf Monate später CEASE TO BEGIN<br />

erstmalig in die US-Charts (#35). Das drei<br />

<strong>Jahre</strong> später folgende INFINITE ARMS<br />

stieg in den USA bis auf Platz 7,<br />

schnupperte auch in Europa an<br />

den Hitparaden (UK #21, D #88) –<br />

und bescherte der Band Of Horses<br />

eine Grammy-Nominierung.<br />

„Ich bin mit Neil Young, aber<br />

auch den Eagles und Rolling<br />

S<strong>to</strong>nes aufgewachsen. Ebenso<br />

haben mich 90er-<strong>Jahre</strong>-Bands<br />

wie Dinosaur Jr. oder Pavement<br />

geprägt", schildert Bridwell den<br />

musikalischen Hintergrund, der<br />

in den Songs seiner Band mitschwingt.<br />

„Wir spielen einfach,<br />

was uns in den Sinn kommt."<br />

Schrammelgitarren sind bei der Band Of<br />

Horses ebenso zu hören wie Folkanklänge<br />

und<br />

Country/Sou<strong>the</strong>rn-Rockanleihen.<br />

„Unser neues Album MIRAGE<br />

ROCK ist sehr viel stärker<br />

als die Vorgänger eine<br />

Gemeinschaftsleistung.<br />

Ich<br />

habe zwar einen Teil der<br />

Songs allein geschrieben, aber<br />

jeder hat etwas beigesteuert<br />

– vor allem bei den Intros<br />

und Outros, denen wir diesmal<br />

auch<br />

dank unseres Produzenten Glyn<br />

Fo<strong>to</strong>: © Chris Wilson<br />

Johns sehr viel mehr Augenmerk gewidmet<br />

haben." Wobei die fünf Musiker nicht<br />

nur in diesen Passagen ihrer eingängigen<br />

Songs stark mit dem Kontrast zwischen<br />

elektrischen und akustischen Instrumenten<br />

arbeiten. „Wir<br />

haben uns bemüht,<br />

dass jedes Lied<br />

eine eigene Note<br />

hat, damit es nicht<br />

zu gleichförmig<br />

klingt. Nachdem<br />

wir zuletzt selbst<br />

produziert hatten,<br />

wollten wir diesmal eine neutrale Instanz<br />

ENTDECKT – EMPFOHLEN<br />

dabei haben, weil der Produktionsprozess<br />

bislang etwas zu kompliziert verlief – und<br />

es war schon eine große Ehre, als<br />

Glyn Johns Interesse signalisierte.<br />

Er war es auch, der uns überzeugte,<br />

im Team live im Studio zu<br />

spielen", erzählt Bridwell.<br />

Die Kommunikation innerhalb des<br />

Quintetts scheint während der<br />

Entstehung von INFINITE ARMS<br />

nicht die allerbeste gewesen zu<br />

sein, wie der Anführer durchblicken<br />

lässt: „Wir sind fünf Männer und<br />

nicht immer sehr kommunikativ.<br />

Wir haben nicht soviel geredet,<br />

wohl auch um Konflikte zu vermeiden,<br />

was manchmal kontraproduktiv<br />

sein kann."<br />

Mit der rockigsten Nummer, "Knock,<br />

Knock”, startet MIRAGE ROCK und endet<br />

mit dem eher düster-ruhigen "Heartbreak<br />

On The 101". „Wir wollten, dass das<br />

Album Höhen und Tiefen hat – und so<br />

steht am Anfang gewissermaßen ein Berg,<br />

während ein tiefes Tal der Verzweiflung<br />

den Abschluss bildet. Vielleicht motiviert<br />

dies die Hörer, gleich wieder zum Gipfel<br />

zurückzukehren", begründet Bridwell die<br />

Songfolge.<br />

Philipp Roser<br />

RYAN McGARVEY<br />

Unverwechselbar<br />

Sein gefeiertes CD-Debüt von 2007 (!)<br />

kam wie aus dem Nichts, war bereits<br />

zum Niederknien stark und er gerade mal<br />

schlappe 19 <strong>Jahre</strong> jung. Bis heute hat<br />

der fabelhafte Gitarrist seinen Erstling<br />

keinem bekannten Label anvertraut, das<br />

ihn womöglich hätte gängeln<br />

können, und es darum lieber<br />

im Eigenvertrieb behalten;<br />

dennoch machte FORWARD<br />

IN REVERSE ihn weit über<br />

die Landesgrenzen hinaus<br />

bekannt und gehörte zu den<br />

gefeierten Bestsellern im<br />

350.000 CDs umfassenden<br />

Katalog des amerikanischen<br />

Web-Anbieters CD Baby. Und erst jetzt<br />

folgte die Nr. 2, REDEFINED, das zunächst<br />

ausschließlich für Konzertbesucher erhältlich<br />

war. Ryan McGarvey aus Albuquerque<br />

q<br />

nutzte fünf <strong>Jahre</strong> lang<br />

endloses Touren quer über<br />

den Globus als lehrreiche<br />

Entwicklungshilfe in eigener<br />

Sache, er wurde seitdem<br />

mit mehr als einem Dutzend<br />

Auszeichnungen überhäuft;<br />

und Eric Clap<strong>to</strong>n wählte<br />

ihn 2010 aus weltweit<br />

<strong>40</strong>00 (!) Kandidaten für sein<br />

„Crossroads"-Festival in Chicago aus. Im<br />

Sommer 2011 kam der unverwechselbare<br />

Über-Player aus New Mexico erstmals<br />

nach Europa, in diesem Jahr konnten<br />

sich auch deutsche Fans von den – live<br />

noch umwerfenderen – begnadeten und<br />

mit glaubwürdigem Feeling durchsetzten<br />

Fähigkeiten des Jungstars<br />

überzeugen: Wenn der eher introvertiert<br />

wirkende Jungmann in<br />

Spiellaune ist, gilt das bekannte<br />

Van-Morrison-Mot<strong>to</strong> „It's <strong>to</strong>o late<br />

<strong>to</strong> s<strong>to</strong>p now", und es<br />

geht schon mal unter<br />

Starkstrom über volle<br />

zwei, drei Stunden nons<strong>to</strong>p.<br />

Personalwechsel<br />

in der Triobesetzung<br />

sind keine Seltenheit:<br />

Wer an der Seite eines<br />

derart dominierenden<br />

Frontmanns<br />

antritt,<br />

muss wissen, dass er – ungeachtet<br />

der eigenen Qualitäten – auch genau<br />

dort verbleiben wird. Auf der aktuellen<br />

CD unterstützen Sam Miller<br />

(Bass) und August<br />

Johnson (Drums)<br />

den akribischen<br />

Gefühlsspezialisten.<br />

Ryan McGarveys<br />

größtes Plus ist<br />

bereits nach nur zwei<br />

Veröffentlichungen<br />

erkennbar: Er kann auf<br />

einen ganz eigenen<br />

Ton bauen<br />

– neudeutsch „signature<br />

sound" –, was ihn als Unikum aus<br />

den Heerscharen aktueller, auch ausgezeichneter<br />

Mitbewerber löst; atemberaubendes<br />

Können (sowieso), eine<br />

enorme spielerische Leichtigkeit und<br />

offenbar nie versiegender Ideenreichtum<br />

haben ihn bereits wie selbstverständlich<br />

auf Augenhöhe zum Beispiel mit<br />

dem inzwischen arrivierten Kollegen Joe<br />

Bonamassa gehievt. REDEFINED (elf ausnahmslos<br />

überzeugende Titel mit einer<br />

Laufzeit von 54 Minuten) ist – Stück<br />

für Stück – ein Ausbund an Variabilität:<br />

Höllenritte auf der Akustischen ("Four<br />

Graces"), traditionell-schnörkelloser Slow-<br />

Blues mit individuellem Garvey-Stempel<br />

("So Close To Heaven", ganz gewiss ein<br />

künftiges Reper<strong>to</strong>ire-Schlachtross mit filigraner,<br />

feingeistiger Umsetzung) und mit<br />

"Prove Myself" eine perfekt inszenierte,<br />

zu jeder Sekunde bündige Funk-Hard-<br />

Rockvariation über ein immer wieder neu<br />

aufgenommenes Motiv.<br />

Doch nicht nur über den Playerschacht<br />

kann (und sollte) man sich diesem<br />

Hochkaräter annähern; denn rundum<br />

empfehlenswerte Kennenlern-Tipps in<br />

guter Klangqualität gibt es bei YouTube<br />

mehr als genug. Zum Beispiel bieten neun<br />

ausgezeichnete Titel für das Bluesmoose<br />

Radio im niederländischen Groesbeek<br />

73 Minuten McGarvey in elektrischer<br />

Hochform! Ebenso ein Genuss, wenngleich<br />

ganz anderer Machart: fünf Tracks,<br />

präsentiert in der Toad Tavern in Little<strong>to</strong>n,<br />

Colorado: ein 45-minütiges akustisches<br />

Solo-Inferno, darunter seine einfach<br />

umwerfende Paradenummer "Mystic<br />

Dream" vom CD-Erstling als stromloser<br />

Viertelstünder (alle Aufnahmen von 2011).<br />

Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />

Seite 82 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Der Online-<br />

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<strong>GoodTimes</strong>-<br />

Leser<br />

800.000 Musik-CDs<br />

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<strong>40</strong>.000 Film- und<br />

Musik-DVDs<br />

2,6 Millionen Bücher<br />

Jimi Hendrix<br />

West Coast Seattle Boy:<br />

The Jimi Hendrix<br />

Anthology<br />

4 CDs + DVD 614 00 17<br />

Herbert Grönemeyer<br />

Live At Montreux 2012<br />

DVD 312 25 80<br />

Jeff Lynne<br />

Long Wave<br />

CD 299 84 22<br />

Don Felder<br />

Road To Forever<br />

CD 297 05 06<br />

Anyone’s Daughter<br />

Anyone’s Daughter<br />

Remaster<br />

CD 141 06 04<br />

Der Online-Service zur<br />

neuen <strong>GoodTimes</strong>:<br />

<br />

<br />

Puhdys<br />

Es war schön<br />

CD 145 17 68<br />

Joe Cocker<br />

Fire It Up<br />

CD 310 83 91<br />

Steve Hackett<br />

Genesis Revisited II<br />

(Limited Edition)<br />

2 CDs 312 00 91<br />

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jpc-schallplatten Versandhandelsgesellschaft mbH · Lübecker Straße 9 · 49124 Georgsmarienhütte · Geschäftsführer: Gerhard Georg Ortmann<br />

Amtsgericht Osnabrück HRB 110327


Stadthalle Offenbach, 06.10.2012<br />

Von Uli Twelker<br />

Sofort volles Haus. Vollges<strong>to</strong>pfte LP- und CD-Stände nebst<br />

<strong>GoodTimes</strong>-Tresen vorn. Viele aufregende Großleinwand-<br />

Videos des HR- "<br />

Beat-Beat-Beat"-Archivs hinten – zwischen<br />

Lee Dorsey, Sandie Shaw und Jimi Hendrix. Könnte dergleichen<br />

nicht ewig so weitergehen?<br />

Ewig war jedenfalls der Mann unterwegs, der<br />

Ersatz für das defekte Keyboard holen sollte.<br />

HR-Discjockey-Legende Werner Reinke (66<br />

<strong>Jahre</strong> jung) berichtete wie immer launig-schrill: Die<br />

tastenfreien Christie würden nun den Opener machen<br />

– und Jeff Christie ging in die Vollen: Seit über<br />

20 <strong>Jahre</strong>n mit Kev Moore (b) aus Alicante, Simon Kay<br />

(dr) und dem brillanten Leadgitarristen Adrian Foster<br />

lieferte er "Down The Mississippi Line", "San Bernadino"<br />

und ein dynamisches Remake des Beatles-<br />

Klassikers "No Reply". Angesichts seiner inspirierten<br />

Outtake-Sammlung NO STONE UNTURNED gab es<br />

zwischen "San Bernadino" und "Yellow River" dann<br />

doch zu viele Cover-Versionen: CCR müsste der begabte<br />

Komponist nicht bemühen, wenn auch "Sabre<br />

Dance"/"Hall Of The Mountain King" dank<br />

Foster bestach und "I Feel A Whole Lot Mike<br />

D'Abo<br />

Better" von den Byrds perfekt zum Christie-<br />

Stil passt. Gesamtwertung: gelungen.<br />

Keyboard endlich da, Racey legten los:<br />

Die „<strong>GoodTimes</strong>" zelebrierende Truppe ist<br />

noch immer mit Gitarrist & Sänger Phil<br />

Fursdon und Drummer Clive Wilson unterwegs<br />

– einem erklärten Jugendfan des<br />

Family- und heutigen Manfreds-Drummers<br />

Rob Townsend. Von 1978–1982 erschienen<br />

unter der Regie der Londoner Hitgaranten<br />

„ChinniChap" (Nicky Chinn & Mike Chapman)<br />

elf Racey-Singles und ein Album, SMASH & GRAB.<br />

So gab es reichlich Auswahl für einen äußerst druckvollen<br />

(manchmal zu lauten) Gig: Allem voran stand<br />

natürlich neben "Baby It's You", "Such A Night" und<br />

"Rest Of My Life" das unvergessliche "Some Girls"<br />

zum Mitsingen – nicht zu verwechseln mit dem Disco-Schlager<br />

der S<strong>to</strong>nes.<br />

Am <strong>GoodTimes</strong>-Stand: Racey mit<br />

Herausgeber Fabian Leibfried (3.v.l.)<br />

Im Jahr 2010 eine „Beat Beat Beat"-Sensation und<br />

prompt zurückgeholt: The Manfreds, also Manfred<br />

Mann ohne Earth-verbundenen Mr. Mann, sind nun<br />

schon seit 21 <strong>Jahre</strong>n<br />

mit beiden Leadsängern<br />

(und ganz<br />

trefflichen Plauderern)<br />

unterwegs: Paul<br />

„Pretty Flamingo"<br />

Jones und Mike<br />

„Ragamuffin Man"<br />

D'Abo, der sich mit<br />

Ex-Drummer Mike Hugg Keyboard-Dienste teilt.<br />

Tom McGuinness konnte kein Flugzeug besteigen<br />

– er fiel über seinen Koffer und hofft, trotz Rückenverletzung<br />

<strong>40</strong> Auftritte der 50-<strong>Jahre</strong>-Jubiläums-Tour<br />

zu überstehen. Marcus Cliffe wechselte versiert an<br />

die Gitarre, mit Wayne Elliott wurde einer der besten<br />

Christie v. l.: Adrian Foster, Jeff Christie, Kev Moore<br />

H K b d Di il Fanfarenklänge sorgten für ein dramatisches Searchers-Intro<br />

– "Sugar & Spice" kam anfangs bei aller<br />

Präzision etwas cool herüber. Die alten Merseybeater<br />

fingen sich schnell – Bassist und Ex-Rebel Rouser<br />

Frank Allen, seit 48 <strong>Jahre</strong>n ein Searcher, stellte Verbindungen<br />

zu den Fans her mit seit Jahrzehnten erprobten<br />

deutschsprachigen Überleitungen. Spencer<br />

James zeigte mit "Beach Baby" von seiner Ex-Band<br />

First Class, warum ihn die Seachers vor 26 <strong>Jahre</strong>n holten.<br />

Das Medley "All My Sorrows"/"Where Have All<br />

The Flowers Gone" ließ alle schwelgen, "Sweets For<br />

My Sweet" räumte ab. Nach beseelter Interpretation<br />

des Byrds-Dylan-Epos "Mr. Tambourine Man" – der<br />

Searchers-Twangsound inspirierte einst Roger Mc-<br />

Guinn – kam der Höhepunkt mit "Take Me For What<br />

I'm Worth": Gründervater John McNally spickte seinen<br />

ureigenen Gitarrensound mit psychedelischen<br />

Tönen im Duktus von Pink Floyds David Gilmour.<br />

"Just A Little Rain", "Love Potion No. 9", "Needles<br />

Jazzbassisten<br />

Englands<br />

nach Offenbach<br />

dabei. Wenn Frank<br />

& Pins", alles<br />

Allen<br />

geflogen. "Ha Ha! Said<br />

sich Allen auch<br />

The Clown" ließ D'Abo den Vortritt, Jones konterte beim Wunschkonzert<br />

mit "Sha La La" und reicherte "Fox On The Run"<br />

mit seiner Bass-Stimme an, ehe die Band diesen entschul-<br />

digte, man habe<br />

vorletzten Hit mit einer Funk-Einlage à la Average<br />

das Siebziger-<br />

White Band ergänzte. "The One In The<br />

Middle" war das perfekte Vehikel, die<br />

Band vorzustellen: mit dabei Saxofonist/Flötist<br />

Simon Currie, der vor zehn<br />

<strong>Jahre</strong>n Mike Vickers' Platz einnahm<br />

und die Tradition jazziger Einlagen<br />

etwa mit "Watermelon Man" fortführt.<br />

Comeback "Hearts In<br />

"Build Me Up Buttercup" schrieb Mike<br />

D'Abo einst für die Foundations, es<br />

Their Eyes" momentan<br />

nicht drauf – es war ein<br />

fügt sich kongenial ins Manfreds-Reper<strong>to</strong>ire<br />

makelloses Finale ei-<br />

ein. Nach der 1965er Nummer<br />

ner perfekten „Saturday<br />

John<br />

2, "If You Gotta Go, Go Now" gab es<br />

McNally Night Out".<br />

mit der 1968er Pole-Position "Mighty<br />

Quinn" einen weiteren Bob-Dylan-Song – und dki kein<br />

Halten mehr. Die Zugabe "Doo Wah Diddy Diddy"<br />

vergoldete Paul Jones mit einem genial-bluesigen<br />

Mundharmonikasolo samt Mozarts "Kleiner Nachtmusik".<br />

Die Fans waren derart engagiert dabei, dass<br />

DJ Reinke nach Gig-Schluss einfach weitersingen ließ<br />

– Kabinettstück!<br />

In dieser Form das letzte Mal? Bei „Beat Beat Beat"<br />

wird es 2013 zu einer einmaligen Pause kommen. Ab<br />

2014 geht es mit geändertem Mot<strong>to</strong> weiter: „Musik<br />

der 60er bis 80er" – und mit Sweet, Chris Thompson<br />

und nun Racey hatte das ja ohnehin längst begonnen.<br />

2016 folgt eine große Sonderveranstaltung zu<br />

50 <strong>Jahre</strong>n „Beat Beat Beat".<br />

Paul Jones<br />

Fo<strong>to</strong>s: © NikMa Verlag / Andrea Leibfried<br />

Seite 84 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


KLASSIK TRIFFT POP<br />

Family<br />

Von Philipp Roser<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Zwei Konzerte –<br />

oder mehr?<br />

Es war eine echte Überraschung als die Meldung die Runde machte, dass<br />

die britische Kultband Family sich knapp <strong>40</strong> <strong>Jahre</strong> nach ihrem letzten Gig<br />

(Leicester, Ok<strong>to</strong>ber 1973) reformiert. Schließlich hatten Roger Chapman<br />

& Co. eine Reunion der aus The Farinas/Roaring Sixties hervorgegangenen,<br />

ab 1966 als Family arbeitenden Combo stets abgelehnt. Da die<br />

für den 1. Februar 2012 angesetzte Wiedervereinigungsshow im Londoner<br />

Shepherd's Bush Empire schnell ausverkauft war, wurde für den Tag<br />

darauf ein zweites Konzert angesetzt.<br />

<strong>GoodTimes</strong> fragte bei<br />

Chappo" nach.<br />

"<br />

Wie kam es zu der Reunion?<br />

Ich bin in den letzten Jahrzehnten<br />

endlose Male gefragt worden, war<br />

aber mit meiner Solokarriere gut<br />

ausgelastet, und auch die anderen In den 70er <strong>Jahre</strong>n waren die Haare<br />

gingen eigene Wege. Anfang des<br />

noch deutlich mehr und länger ...<br />

<strong>Jahre</strong>s wurde ich wieder angegangen, und ich fragte die Kumpel. Die meinten<br />

Warum nicht? Es gibt offenbar eine Menge Leute, die uns sehen wollen.'<br />

'<br />

John Poli" Palmer, Rob Townsend und Jim Cregan sind dabei – was<br />

"<br />

ist mit Charlie Whitney?<br />

Natürlich habe ich ihn als ersten angesprochen. Er lebt seit langem in Griechenland,<br />

und ihm war der Aufwand für eine einmalige Show zu groß. Außer den<br />

Originalmitgliedern haben wir ein paar Freunde dabei: Geoff Whitehorn (g), John<br />

Lingwood (perc), Gary Twigg (b), Nick Payne (harp, sax), dazu Paul Hirsh (keys).<br />

Wir stehen zu neunt auf der Bühne, weil es bei Family ja immer ziemlich vertrackte<br />

Arrangements und viele Instrumente gab. Im Augenblick sind wir dabei,<br />

die Songs auszuwählen, und dann müssen wir sie wieder neu lernen.<br />

Bleibt es bei dieser einmaligen Sache, oder gibt es schon weitere<br />

Überlegungen?<br />

Die ersten Anfragen für Festivals im UK sind schon eingegangen, auch die deutscher<br />

Veranstalter. Aber jeder von uns hat seine Verpflichtungen. In erster Linie<br />

kommt es sowieso darauf an, wie die Shows im Februar laufen. Ich denke, dass es<br />

keine Enttäuschung werden wird, aber man kann sich ja nie hundertprozentig sicher<br />

sein. Dann wird man weitersehen, aber wer weiß, ich will mich nicht festlegen.<br />

Schneidet ihr mit?<br />

Da kamen auch schon die ersten Anfragen. Im Moment habe ich aber zu viel um<br />

die Ohren, um mich auch noch darum zu kümmern. Mal sehen, wenn ich den<br />

Kopf wieder freier habe – aber sinnvoll wäre es sicher.<br />

Wie sieht es mit neuen Studio-Aufnahmen aus?<br />

Von Family garantiert nicht! Ich selbst schreibe ständig, nehme immer wieder<br />

auch mal auf – da wird es irgendwann wohl was Neues geben.<br />

MICK HUCKNALL<br />

THE VOICE OF SIMPLY RED<br />

ANASTACIA<br />

JUPITER JONES<br />

NATURALLY 7<br />

JOHN MILES<br />

REMY VAN KESTEREN (HARFE)<br />

IL NOVECENTO • ROBERT GROSLOT<br />

KÖLN<br />

Fr 30.11.12* 20 Uhr | Sa 01.12.12 20 Uhr<br />

OBERHAUSEN So 02.12.12 18 Uhr + So 23.12.12 18 Uhr<br />

FRANKFURT<br />

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BERLIN<br />

HAMBURG<br />

BREMEN<br />

MÜNCHEN<br />

STUTTGART<br />

MANNHEIM<br />

HANNOVER<br />

DORTMUND<br />

Di 04.12.12 20 Uhr | Mi 05.12.12* 20 Uhr<br />

+ Sa 22.12.12 20 Uhr (komplett bestuhlt)<br />

Do 06.12.12 20 Uhr<br />

Fr 07.12.12* 20 Uhr<br />

Sa 08.12.12* 20 Uhr | So 09.12.12 18 Uhr<br />

Di 11.12.12* 20 Uhr<br />

Fr 14.12.12* 20 Uhr | Sa 15.12.12* 20 Uhr | So 16.12.12 15 Uhr<br />

Di 18.12.12 20 Uhr<br />

Mi 19.12.12* 20 Uhr<br />

Do 20.12.12* 20 Uhr<br />

Fr 21.12.12 20 Uhr<br />

TICKETHOTLINE 0 18 05 - 570 000 (0,14 €|Minute, Mobilfunkpreise können abweichen)<br />

TICKETS UNTER WWW.EVENTIM.DE UND AN DEN BEKANNTEN VORVERKAUFSSTELLEN<br />

*VIP-KARTEN ERHÄLTLICH UNTER 089 - 9 45 28 10 | VIP@PSE-GERMANY.DE | ALLE INFOS UNTER WWW.NOTP.COM<br />

Daten unter Vorbehalt | Produktion: P.S.E. Germany GmbH Feldkirchen/München | Örtliche Veranstaltung: P.S.E. Germany GmbH Feldkirchen/München


Anyone's Daughter<br />

Von Michael Fuchs-Gamböck<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Schwaben-Romantik<br />

Auch im Deutschland der frühen 1980er<br />

<strong>Jahre</strong>, trotz erdrückender Konkurrenz<br />

von Punk oder Metal in all seinen Spielarten,<br />

gab es noch romantischen Rock<br />

– nicht selten sogar hart am Rand zum Kitsch. Aus<br />

Schwaben kam damals Futter für die Träumer der Nation.<br />

Alt-Romantik-Rocker wie Novalis und Hoelderlin<br />

waren zu Beginn des Jahrzehnts dabei, die Segel<br />

zu streichen, weil sie ihre besten Zeiten hinter sich<br />

hatten. Doch diese musikalische Nische wurde von<br />

einem Quartett aus Stuttgart ausgefüllt, wenn auch<br />

zunächst mit englischen Texten: Anyone's Daughter.<br />

Der Vierer um Gitarrist Uwe Karpa und Keyboarder<br />

Matthias Ulmer hatte zwar schon 1972 erste zaghafte<br />

Schritte in die Öffentlichkeit gewagt, „doch<br />

erst 1979", so Ulmer rückblickend, „wagten wir den<br />

Sprung von der Schülerband zur Profitruppe”.<br />

Gleich das Debütalbum ADONIS, Ende 1979 erschienen,<br />

belohnte diesen Mut: rund 25.000<br />

verkaufte Exemplare. Ulmer: „Das war beachtlich für<br />

Newcomer, deren Musik kaum im<br />

Radio gespielt wurde." ADONIS<br />

umfasst lediglich vier Titel, "Herzkammer"<br />

ist das bis heute in Prog-<br />

Kreisen hochgehandelte Titelstück<br />

mit satten 24 Minuten Spielzeit.<br />

„Man hat uns mit diesem Lied gerne in die Genesis-,<br />

Yes- und Pink-Floyd-Ecke gestellt”, erinnert sich der<br />

Keyboarder. „Dieser Umstand hat uns geschmeichelt,<br />

denn das waren unsere ganz großen Idole. Kopiert<br />

haben wir ihren Sound allerdings nie.”<br />

Um das Debüt unters Volk zu bringen, „haben<br />

wir im Anschluss an die Veröffentlichung pausenlos<br />

ge<strong>to</strong>urt. Kein Jugendclub, kein Schuppen war<br />

vor uns sicher”, bekennt Ulmer lachend. "Adonis”<br />

wurde immer wieder mit Spannung vom Publikum<br />

erwartet und meist euphorisch gefeiert. Ulmer: „Von<br />

diesem Zeitpunkt an war klar, dass die Fans von uns<br />

in erster Linie kleine Epen erwarteten, auch wenn<br />

wir selbst darauf gar nicht so wild waren, weil die<br />

ziemlich schwierig zu komponieren sind. Aber wegen<br />

unserer Anhänger haben wir auf diese Erwartungshaltung<br />

immer mal wieder Rücksicht genommen.”<br />

Bereits ein Jahr nach ADONIS kam der titellose<br />

Nachfolger auf den Markt: musikalisch ähnlich<br />

gestrickt, ein wenig forscher und härter in der musikalischen<br />

Gangart, außerdem gab's<br />

keinen Song mit mehr als zehn<br />

Minuten Spielzeit. 1981 erschien<br />

Anyone’s Daughters Meis terwerk,<br />

das die Band endgültig zu einer<br />

der wichtigsten einheimischen<br />

Progressive- und Romantik- Rockformationen machte:<br />

PIKTORS VERWANDLUNGEN. Es handelte sich dabei<br />

um die eigenwillige Ver<strong>to</strong>nung eines 1925 veröffentlichten<br />

Märchens von Hermann<br />

Hesse. Im Prinzip<br />

besteht die LP lediglich<br />

aus einem einzigen, in 13<br />

verschiedene Abschnitte<br />

unterteilten Stück. Das Album<br />

wurde am 18.1.1981<br />

während eines Konzerts in<br />

Heidenheim mitgeschnit-<br />

ten. Zum Zeitpunkt dieser<br />

Aufnahme<br />

existierte<br />

"Pik<strong>to</strong>r”<br />

als<br />

Komposition bereits seit<br />

vier <strong>Jahre</strong>n und war Herzstück<br />

jedes Auftritts von<br />

Anyone’s Daughter. „Trotz<br />

der recht melan cholischen<br />

literarischen Vorlage von<br />

Hesses Text sind wir nie Gefahr fh gelaufen, mit unserer<br />

Instrumentierung in pa<strong>the</strong>tischem Kitsch zu ersaufen”,<br />

erinnert sich Matthias Ulmer. „Tatsächlich haben<br />

wir uns der Atmosphäre der Erzählung angepasst<br />

und versucht, die darin enthaltenen transzendenten<br />

Stimmungen in Töne umzusetzen.”<br />

Auf PIKTORS VERWANDLUNGEN NGEN folgte 1982<br />

IN BLAU – ein weiteres vom<br />

Prog gefärbtes Album, ebenfalls<br />

mit deutschen Texten: Sie waren<br />

weniger märchenhaft als der Vorgänger,<br />

dafür voller gelungener,<br />

kitschfreier Beobachtungen des<br />

Spät-Hippies aus dem Ländle:<br />

Anyone's Daughter 1982 (Matthias Ulmer vorn)<br />

modernen Lebens. „Das ist ein schönes Album”, meint<br />

Ulmer, „jenseits von irgendwelchen Trends und Moden,<br />

einfach nur darauf aus, dem Hörer angenehm in<br />

Erinnerung zu bleiben.” Genauso war es, was man vom<br />

letzten Anyone’s-Daughter-Produkt NEUE STERNE<br />

(1983) nicht behaupten kann.<br />

Diese Scheibe versuchte textlich<br />

und musikalisch, sich der damals<br />

angesagten Neue Deutsche Welle<br />

anzubiedern – ein Versuch, der<br />

wegen<br />

der Vorgeschichte ht der Band<br />

kläglich scheiterte. Ein Jahr<br />

später erschien LIVE, ein<br />

<strong>to</strong>lles<br />

Konzertdokument.<br />

Das war es mit der ersten<br />

Phase dieser schwäbischen<br />

Progressive Rockband, die<br />

bei aller gelegentlichen<br />

Unbeholfenheit bis heute<br />

unvergessen ist.<br />

Die Urbesetzung von<br />

Anyone's Daughter<br />

löste sich Mitte der Achtziger<br />

auf, 2000 wurde die<br />

Formation als Quintett<br />

erneut ins Leben gerufen<br />

und ist weiterhin aktiv.<br />

Der aktuelle Sänger ist ein<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

schwarzer US-Amerikaner,<br />

„wenn er Songs von ADO-<br />

NIS anstimmt, wackelt live<br />

die Bude”, grinst Ulmer. „Dies bedeutet, dass diese<br />

Lieder weder etwas von ihrer einstigen Magie verloren<br />

haben, noch dass sie ausschließlich in Deutschland<br />

funktionieren.”<br />

Das kleine Tempus-Fugit-Label hat im Lauf der<br />

<strong>Jahre</strong> sämtliche fünf Studio- sowie das Live-<br />

Album der ersten Anyone’s-Daughter-Phase digital<br />

sauber remastert wiederveröffentlicht – jeweils ergänzt<br />

um bislang nicht auf CD erhältliche Live- und<br />

Studio-Aufnahmen. Ende dieses <strong>Jahre</strong>s soll das letzte<br />

dieser Werke in den Läden stehen. Für sensible Menschen<br />

mit Hang zu frickelig-feinen Melodien lohnt<br />

sich eine Wiederentdeckung unbedingt.<br />

Seite 86 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


© Pressefo<strong>to</strong><br />

Van Morrison<br />

Beruf(ung): Sänger – kein "<br />

Plan B"<br />

Van Morrison ist nicht nur ein genialer Musiker;<br />

er ist zudem berüchtigt für seine Verschlossenheit<br />

auch und gerade gegenüber den Medien.<br />

Interviews gewährt er so gut wie gar nicht, auf<br />

der Bühne gibt er häufig den missmutigen Grantler.<br />

Umso überraschender war die Offenheit, mit der er<br />

die Veröffentlichung seines neuen Albums BORN<br />

TO SING: NO PLAN B begleitete: Morrison führte<br />

mit dem englischen Magazin „Mojo" ein Gespräch,<br />

in dem er seine frühen Gastspiele in Deutschland<br />

als wichtige Lehrzeit bezeichnete. „Wir mussten bei<br />

den Auditions in einem alten Theater am Leicester<br />

Square vorspielen, dort hieß es dann ja oder nein. Wir<br />

landeten schließlich in Heidelberg – dort lernten wir,<br />

wie man es macht", erinnerte „Van The Man" an die<br />

musikalische „Lehre mit sieben Sets am Abend, sogar<br />

neun am Wochenende".<br />

Doch auch für andere Medien stellte Morrison über<br />

das diesmal zuständige Label Blue Note einige wenige<br />

O-Töne zur Verfügung. Er habe dort (wie schon<br />

2003 für WHAT'S WRONG WITH THIS PICTURE?)<br />

unterschrieben, weil mit Don Was ein Mann als Chef<br />

amtiere, der um die Anliegen seiner Kollegen besser<br />

Bescheid wisse als ein Bürokrat. Zum CD-Titel BORN<br />

TO SING: NO PLAN B meinte der 67-Jährige in gewohnt<br />

knarziger Manier: „Der ist so gemeint, wie er<br />

da steht, es gibt keine verborgene Bedeutung dahinter.<br />

Singen ist für mich Beruf und Berufung – einen<br />

Plan B, eine Alternative gab und gibt es nicht.”<br />

Morrison weiter: „Ich habe von klein auf gesungen,<br />

schon in der Grundschule – dass das mal mein Leben<br />

bedeuten würde, ist mir allerdings erst später<br />

bewusst geworden, als ich das alte Lomax-<br />

Gitarrenbuch enteckt habe. Bis dahin hatte<br />

ich verzweifelt versucht, auf einer sechssaitigen<br />

Gitarre das zu spielen, was Leadbelly<br />

auf einer Zwölfsaitigen bot – davor wollte<br />

ich eigentlich Tierarzt werden." Morrison<br />

meint das heute noch erhältliche „Book Of<br />

American Folk Songs For Guitar" des amerikanischen<br />

Musik-Feldforschers Alan Lomax<br />

aus den 50er <strong>Jahre</strong>n. Und weiter: „Die<br />

Tierarztpläne gab ich endgültig auf, als ich<br />

’Irene Goodnight’ von Leadbelly hörte, auf<br />

dem Sonny Terry Mundharmonika spielte."<br />

Auf seinem neuen Album setzt sich Morrison<br />

kritisch auch mit dem Bankensystem und der<br />

Wirtschaftskrise auseinander. Doch er wehrt sich dagegen,<br />

darum gleich als „Protestsänger" eingestuft zu<br />

werden. „Ich habe nur Beobachtungen in Songform<br />

gebracht. Ein Journalist, der darüber berichtet, wird<br />

doch auch nicht gleich als Protestierer eingestuft!"<br />

Der Materialismus der Gegenwart störe ihn einfach:<br />

„Wenn man das Radio einschaltet, geht es seit einiger<br />

Zeit immer nur um Geld, Geld, Geld! Heute dominiert<br />

oft nur noch die Gier!"<br />

Philipp Roser


Freddie Starr (70)<br />

Der Hamster-Mann<br />

Dave Clark (70)<br />

Reich mit Rolli<br />

Scott Walker (70)<br />

Prächtig, sperrig<br />

Die „Sun"-Überschrift „Freddie Starr hat meinen<br />

Hamster gefressen!" wurde 2006 zu einer<br />

der<br />

bes ten englischen Boulevard-Schlagzeilen al-<br />

ler<br />

Zeiten gewählt. Und: Vor Gericht musste 1994<br />

festgestellt werden, ob er beschnitten ist. Und:<br />

Er<br />

sorgte für Gesprächss<strong>to</strong>ff in der UK-Ausgabe<br />

der TV-Show „Ich bin ein Star – holt mich hier<br />

raus!" Und so weiter. Ein schräger Vogel, dieser<br />

Frederick Leslie Fowler, der am 9.1.1943 in Liverpool<br />

geboren wurde. Seit den 70ern gehörte er<br />

zu den gefragtesten Comedians in England, dem<br />

1974/75 mit "It's You" (#9) und "White Christmas"<br />

(#41) zwei Single- und 1989/90 mit AFTER<br />

THE LAUGHTER (#10) und THE WANDERER (#33)<br />

sogar Charterfolge gelangen. Denn er konnte auch<br />

Musik. Begonnen hatte alles 1961 am Mersey River.<br />

Fowler/Starr war neben Derry Wilkie Co-Sänger bei<br />

Howie Casey & The Seniors, übernahm dann von Gus<br />

Travis dessen Midnighters. Produzent Joe Meek griff<br />

Übermäßig viele Freunde unter Beatsammlern<br />

dürfte der Geschäftsmann Dave Clark vielleicht<br />

nicht haben. Diejenigen, die es mit seiner populären<br />

Gruppe halten, müssen sich auch mehr als <strong>40</strong> <strong>Jahre</strong><br />

nach der Hoch-Zeit der Dave Clark Five (DC 5) mit<br />

CD-Reissues aus zum Teil obskuren Quellen trösten.<br />

Grund: Der trommelnde Bandleader hält die<br />

Rechte am Songmaterial und mag sich kaum zu<br />

Reissues aufraffen. Mit Mike Smith (voc; †), Denis<br />

Pay<strong>to</strong>n (sax; †), Lenny Davidson (g) und Rick<br />

Huxley (dr) gehörte Ex-Stuntman Clark – geboren<br />

am 15.12.1942 in Tottenham – zu einer der<br />

beliebtesten britischen Combos der Mittsechziger;<br />

vor allem jenseits des Atlantiks, wo die gern geschniegelt<br />

antretende Crew mit Weiß-Rolli, Blazer<br />

und Bügelfaltenhosen auch bei Ma & Pa den besten<br />

Eindruck hinterließ: 24 amerikanische Single-Hits<br />

zwischen 1963 und 1967 (im UK: 22 bis 1970) sind<br />

ein eindeutiger Beleg dafür. Populäre, handwerklich<br />

Vom blutjungen Plattenbesinger (siehe Good-<br />

Times 3/2011) zum Megastar: Noel Scott Engel<br />

aus<br />

Hamil<strong>to</strong>n in Ohio, dort geboren am 9.1.1943,<br />

zählt zu den definitiven Kultstars der Sixties. Mit seinen<br />

Landsleuten John Maus (†) und Gary Leeds<br />

wurde er zu einer künstlichen Bruderschaft aufgebaut,<br />

die ab 1964 die Popwelt eroberte. Basislager<br />

der nicht verwandten Walker Bro<strong>the</strong>rs: England.<br />

Vorbei war die Zeit als US-Kinderstar und auch<br />

die als Solist, dessen erste Single schon 1957 erschien.<br />

Engel, außerdem ein solider Bassist, arbeitete<br />

in den USA außerdem schon als Studiomusiker<br />

und -sänger, bevor der Boom in London<br />

einsetzte. Seine voluminöse Stimme prägte prächtige<br />

Balladen wie "Make It Easy On Yourself", "My<br />

Ship Is Coming In", den Welt-Hit "The Sun Ain't<br />

Gonna Shine Anymore", "In My Room", "Archangel"<br />

und viele andere. Drei Studio-Alben lang war das<br />

Trio an poppig-orchestralem Schönklang kaum zu<br />

zu, rare Singles wie "Who Told You" and "It's Shakin'"<br />

erschienen auf Decca, verpufften aber. Mitte 1964<br />

wechselte Starr zu den Flamingos (u.a. mit Aynsley<br />

Dunbar). Da hatte er schon die Ochsen<strong>to</strong>ur durch<br />

Deutschland hinter sich, die aber Grundlage für eine<br />

inzwischen sehr seltene LP war: THIS IS LIVERPOOL<br />

BEAT (Vogue 17006) von Freddie Starr & The Star<br />

Boys. Sie wurde angeblich live im Iron Door Club in<br />

Liverpool aufgenommen, was Produzent Larry Yaskiel<br />

aber korrigierte: Es sind Studio-Einspielungen aus<br />

London, mit Beifall aufgepeppt. Starr lieferte sogar<br />

eine deutsche Version von "You'll Never Walk Alone"<br />

ab, "Du wirst niemals einsam sein". Bis 1969 blieb<br />

er im Musikgeschäft, dann avancierte er zu einem<br />

Top-Comedian mit eigenen Fernsehshows. Seine Gesundheit<br />

sorgte oft für Probleme, 2011 war's knapp:<br />

Vier Herz-Bypässe mussten gelegt werden. Nach wie<br />

vor ist das Unikum aktiv: für das Kinderhilfswerk Kidz<br />

Foundation Children's Charity.<br />

bm<br />

ausgezeichnete Titel wie unter anderem "Glad All<br />

Over", "Bits And Pieces", "Do You Love Me", "Red Balloon"<br />

("Callow-la-vita") und "Everybody Knows" gehören<br />

zu den Sixties-Standards mit Langzeitwirkung.<br />

Clark, der Clevere, war zugleich Manager der eigenen<br />

Band und verlegte sich ab Ende der Sechziger verstärkt<br />

auch aufs Produzieren von Fernsehsendungen.<br />

Eine Handverletzung hinderte ihn zusätzlich an einer<br />

intensiven Fortführung der Karriere als Schlagzeuger.<br />

Clark schrieb das Science-Fiction-<strong>Music</strong>al „Time",<br />

das u.a. mit Cliff Richard und David Cassidy zwei<br />

<strong>Jahre</strong> lang im Londoner Westend lief. Er sicherte sich<br />

obendrein die Rechte an allen Folgen der legendären<br />

<strong>Music</strong>-Show „Ready Steady Go!". 2008 wurden Dave<br />

Clark und seine Band in die Rock'n'Roll Hall Of Fame<br />

aufgenommen. Der Chef (auf Platten angeblich oft<br />

von Sessiondrummer Bobby Graham „vertreten") lebt<br />

zurückgezogen in einem sündhaft teuren Anwesen in<br />

London.<br />

bm<br />

überbieten, gab live aber auch Kostproben seines zupackenden<br />

R&B-Verständnisses. Dann scherte Engel/<br />

Walker aus, setzte auf seine Fähigkeiten als Solist.<br />

Strotzten seine ersten vier Alben noch vor Können<br />

und Qualität, rutschten Folge-LPs mit 08/15-Material<br />

streckenweise ins Banale ab. Das Band-Comeback<br />

NITE FLIGHTS (1978) wurde vor allem durch Engels<br />

ungewöhnliche Songs nicht zur Durchschnittsware,<br />

nachdem zuvor NO REGRETS und LINES nur bedingt<br />

überzeugt hatten. Der Sänger zog sich zurück, beschäftigte<br />

sich mit Literatur und Philosophie, erdachte<br />

neue Kompositionen. Erst 1984 gab er sein<br />

Eremitendasein auf und war mit CLIMATE OF HUN-<br />

TER wieder greifbar; die relative Sperrigkeit seiner<br />

Kreationen steigerte sich mit TILT (1995) und THE<br />

DRIFT (2006). Seitdem hat er Instrumentalmusik für<br />

Bühnenwerke geschrieben (u.a. für Jean Cocteaus<br />

„Duet For One"), die Arbeit an einem weiteren Solo-<br />

Album soll er 2011 aufgenommen haben. bm<br />

Seite 88 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


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© Pressefo<strong>to</strong><br />

Chris Jagger<br />

Bei<br />

Brüdern im Rock-Pop-Business gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder<br />

sie machen gemeinsam höchst erfolgreich Musik, wie die Kinks Ray<br />

& Dave Davies, Phil & Don Everly oder Duane & Gregg Allman. Oder sie<br />

gehen getrennte Wege, die sich nur selten kreuzen. Ein solches Brüderpaar<br />

gibt es in der Familie Jagger mit den Söhnen Mick & Chris.<br />

Von Hans-Jürgen Gün<strong>the</strong>r<br />

Kleiner Bruder, großer Könner<br />

Chris (links) mit Bruder Mick<br />

Chris Jagger wurde am 19. Dezember 1947 in<br />

Dartford, Kent, geboren. Als Micks kleiner Bruder<br />

hatte er es schon als Kind nicht ganz leicht. Es<br />

wird berichtet, dass der Große den vier <strong>Jahre</strong> jüngeren<br />

Chris regelmäßig verprügelt haben soll. Chris nahm<br />

dabei zum Glück keinen Schaden; er studierte Theaterwissenschaft<br />

und arbeitete danach in verschiedenen<br />

Bereichen, darunter Theater, Film und Textil-Design<br />

sowie als Dekorateur. Es folgte der übliche Hippie-Trip<br />

nach Indien und Nepal. Erste musikalische Zeichen<br />

setzte er nach der Rückkehr als Mitwirkender beim <strong>Music</strong>al<br />

„Hair" und den – gescheiterten – Versuchen, mit<br />

den Flying Burri<strong>to</strong> Bro<strong>the</strong>rs und Steve Cropper Platten<br />

zu produzieren.<br />

Richtig los ging es 1973. Sein Debütalbum erschien<br />

unter dem schlichten Titel CHRIS JAGGER – aber nicht<br />

gefüllt mit ebenso schlichter Musik. Zwar ähnelte er<br />

damals stimmlich (und optisch) Mick noch ziemlich,<br />

doch es wurde klar, dass er andere musikalische Vorstellungen<br />

hatte, nicht etwa der „unterbelichtete kleine<br />

Bruder" war. Die rundum gelungene Platte spielte er<br />

mit einem gemischten Ensemble aus wenig bekannten<br />

und einigen prominenten Musikern wie Roger Earl,<br />

Brian Belshaw und S<strong>to</strong>nes-Pianist Ian Stewart ein. Und<br />

Bruder Mick singt bei "Handful Of Dust" mit. Zu hören<br />

gibt es eine feine Mischung aus Rock, Blues und<br />

Country, wie sie für Chris typisch werden sollte. Er trägt<br />

sie mit druckvoller Stimme gekonnt vor, wenngleich<br />

letztlich ohne Micks „Killerinstinkt". Der Promi-Fak<strong>to</strong>r<br />

steigerte sich beim vielseitigeren und ausgefeilteren<br />

Nachfolger THE ADVENTURES OF VALENTINE VOX<br />

THE VENTRILOQUIST (1974) durch<br />

den Einsatz von Spitzenkräften wie<br />

Chris Stain<strong>to</strong>n, Neil Hubbard, Peter<br />

Framp<strong>to</strong>n, Pete Sears, Pick Wi<strong>the</strong>rs,<br />

Andy Bown und Mick Waller. Verdienter<br />

Durchbruch? Fehlanzeige!<br />

Die Folge: Chris Jagger wandte sich anderen Interessen<br />

zu. Die 80er <strong>Jahre</strong> verbrachte er als Journalist bei verschiedenen<br />

Zeitschriften, bei der BBC, und er beteiligte<br />

sich am Film „I Got The Blues In Austin" mit Pine<strong>to</strong>p<br />

Perkins und Hubert Sumlin. Chris betrieb mit seinem<br />

Partner Pat Townshend eine Gitarrenbaufirma und entwarf<br />

unter anderem eine spezielle Gitarre namens „The<br />

Stacca<strong>to</strong>", die sich auch Gene Simmons (Kiss) zulegte.<br />

Er half den S<strong>to</strong>nes bei ihrem Album STEEL WHEELS<br />

(1989) und arbeitete in Frankreich für Franck Langolff,<br />

Produzent von Vanessa Paradis.<br />

Erst 1994 erschien das nächste eigene Album. ATCHA<br />

(in den USA als ROCK THE ZYDECO veröffentlicht)<br />

brachte – unter Beibehaltung bisheriger<br />

Errungenschaften – eine<br />

heftige Hinwendung zur Musik<br />

Louisianas und entstand mit der<br />

neuen Gruppe Chris Jagger's Atcha:<br />

Malcolm Mortimore (dr), Constance<br />

Redgrave (b), Ed Deane (g, steel-g) und Robin McKidd<br />

(Fiddle) sowie einigen Gästen wie Charlie Hart. Chris<br />

Jaggers Äußeres erinnerte noch ein wenig an Mick, seine<br />

Stimme hingegen überhaupt nicht mehr – ein Fall<br />

von kompletter Emanzipation, die ihm sehr gut getan<br />

hat. ATCHA überzeugt in jeder Hinsicht, und dabei ist<br />

es bei allen folgenden Alben geblieben. Die Eigenkompositionen<br />

haben ein scharfes Profil, verbinden uramerikanische<br />

Musik mit britischen Einflüssen und lassen<br />

es an Wiedererkennungswert nicht fehlen. Songs wie<br />

"Blow The Zydeco", "Whispering Wind", "Toad In The<br />

Hole" und "Lhasa Town" sind Hochkaräter.<br />

Den Nachfolger FROM LHASA TO<br />

LEWISHAM (1996) gestaltete Jagger<br />

mit Ben Waters (Piano) und<br />

Charlie Hart (Fiddle, Akkordeon)<br />

akustisch, aber nicht weniger eindrucksvoll<br />

mit Toptracks wie "Pretty<br />

Little Thing", "The Bar" und<br />

"Manyatela".<br />

CHANNEL FEVER erschien 2001<br />

dann wieder mit der leicht umbesetzten<br />

Atcha-Gruppe; Charlie<br />

Hart war nun Vollmitglied<br />

und Paul<br />

Emile neuer Bassist.<br />

Auch hier mangelt<br />

es nicht an Spitzenliedern wie "Channel Fever", "Law<br />

Against It" und "Arms Of Kari-Ann".<br />

Die identische Besetzung spielte<br />

2006 ACT OF FAITH ein, mit den<br />

Gästen Sam Brown (Gesang) und<br />

Pink Floyds David Gilmour (Gitarre).<br />

Und sogar Bruder Mick ließ<br />

sich beim "DJ Blues" nicht lumpen.<br />

Bislang letztes Album ist THE RIDGE (2009), eingespielt<br />

mit Könnern wie Danny Thompson (b), John<br />

E<strong>the</strong>ridge (g), Malcolm Mortimore<br />

(dr), John „Rabbit" Bundrick<br />

(keys) und Andy Sheppard<br />

(sax). Die Platte ist eine rundum<br />

reife Leistung und fasst Jaggers<br />

Gesamtspektrum perfekt zusammen.<br />

Herausragend sind die <strong>to</strong>lle Country-Jazz-Mixtur<br />

"Lights Of The City" und die elegischen Folknummern<br />

"Single Spark" und "Rare Beauty".<br />

Neben seinem eigenen Hauptwerk ist Chris Jagger auch<br />

auf einigen Samplern vertreten.<br />

Darunter finden sich das Dylan-<br />

Tribute WHATEVER COLORS YOU<br />

HAVE IN YOUR MIND (2007, leider<br />

nur als MP3-Download erhältlich)<br />

und KNIGHTS OF THE BLUES<br />

TABLE (1997). Hier ist Chris beim "Racketeer Blues"<br />

vereint mit Mick zu hören.<br />

Dem kann man wirklich nicht vorwerfen, er habe seinem<br />

Bruder übertriebene Förderung angedeihen lassen.<br />

Letztlich war das auch nicht erforderlich – Chris<br />

Jagger hat auch ohne den Älteren wundervolle Musik<br />

zustande gebracht, die am ehesten unter Pub-Rock<br />

einzusortieren ist.<br />

Seite 90 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Kolumne Christian Simon – Folge 6 –<br />

Die Lords und Christian Simon in der Küche des Baden-Badener Weinkellers.<br />

Fo<strong>to</strong>s: © Christian Simon Productions<br />

The Lords –<br />

Freundschaft<br />

und Trauer<br />

Meine Geschichte über die Lords beginnt sehr früh.<br />

1966, ich war damals Gitarrist in der Duisburger<br />

Beatband The Dukes, gastierten die Lords in der dortigen<br />

Merca<strong>to</strong>r-Halle bei einem Karnevalsball. Mit 15<br />

war man natürlich zu jung, um für die Veranstaltung<br />

eine Karte zu bekommen. Also zog ich los und sah<br />

den Auftritt der Band von außen durch ein großes<br />

Fenster, bei dem die Vorhänge nicht ganz zugezogen<br />

waren. Ich sah Ulli, Leo, Bernd, Gandy und Max in<br />

ihren blauen Uniformjacken und war <strong>to</strong>tal begeistert.<br />

Dann ging ich in die Tiefgarage der Halle und fand<br />

den dunkelroten Mercedes der Lords vor, den ich am<br />

Düsseldorfer Kennzeichen und an Utensilien erkannte,<br />

die auf der Rückbank lagen. Ich schrieb einen Zettel,<br />

dass ich die Jungs unbedingt mal kennen lernen<br />

wollte und steckte ihn an die Windschutzscheibe.<br />

Und dann geschah das eigentlich Unglaubliche – ich<br />

bekam einen Brief vom Management, dass ich jederzeit<br />

gern mal im Büro in Düsseldorf vorbeischauen<br />

könne. Und das tat ich auch!<br />

Persönliches altes Au<strong>to</strong>gramm von Lord Ulli<br />

Christian Simon und die Lords 2008 beim Open Air auf der Rennbahn Iffezheim<br />

Das Büro war eine Wohnung in der Corneliusstraße.<br />

In der Diele saß Gandy, der mich sehr nett begrüßte,<br />

mir eine Cola anbot und alle Fragen beantwortete,<br />

die ich auf dem Herzen hatte. Die anderen Jungs<br />

waren nicht da. Zum Abschied gab’s noch Au<strong>to</strong>grammkarten<br />

und die Adresse des Ladens, wo die<br />

Lords einige ihrer Bühnenklamotten<br />

kauften. Da holte<br />

ich mir dann auch das große<br />

Lords-Karohemd und eine Stufenhose,<br />

um „verdammt in" zu<br />

sein. Acht <strong>Jahre</strong> später begann<br />

ich dann als Sprecher bei Radio<br />

Luxemburg und moderierte unter<br />

anderem die Sendung „Stars<br />

im Studio". Da wurden Künstler<br />

eine Stunde lang interviewt<br />

und die Lieblingsplatten des<br />

Gastes gespielt. Eines Tages<br />

kam „Lord Ulli" in die Show,<br />

und wir verbrachten einen Tag<br />

– der Beginn einer Freundschaft!<br />

Von da an hatte ich<br />

immer Kontakt zu den Lords,<br />

bis zum heutigen Tag. Ulli lud<br />

mich zu sich nach Hause ein,<br />

dort lernte ich seine Frau Re-<br />

nate kennen. Das war schon<br />

ein verrücktes Rock’n’Roll-Paar – und die nung in Oberkassel glich einem<br />

Woh-<br />

Lords-Museum.<br />

Ich organisierte dann einige Veranstaltungen fürs<br />

Radio, und wir alle hatten immer viel Spaß und<br />

lange Nächte. Ulli besuchte mich dann sehr oft in<br />

München, wo ich nach meiner RTL-Zeit ab 1979<br />

die ZDF-Sendung „Rockpop" moderierte. Ein besonderes<br />

Highlight meiner persönlichen Lords-S<strong>to</strong>-<br />

ry<br />

war der 17. Juni 1981, mein<br />

30. Geburtstag. Ich hatte eine<br />

Menge Leute aus der Szene<br />

zu mir nach Hause eingeladen,<br />

natürlich auch die Lords.<br />

Aber die kamen nicht allein,<br />

sondern mit einem großen<br />

Tourbus und ihren Roadies.<br />

Ihr Geburtstagsgeschenk: ein<br />

Open-Air-Konzert in meinem<br />

Garten – das volle Programm!<br />

Das war nicht nur eine grandiose<br />

Überraschung für meine<br />

Gäste, sondern auch für<br />

alle Nachbarn und Anwohner<br />

im<br />

Umkreis von einigen Kilometern.<br />

Eine Anzeige wegen<br />

Ruhestörung gab es nicht,<br />

dafür Applaus aus allen Richtungen,<br />

viele Zuschauer hinter<br />

Bäumen und Hecken – und<br />

Seite 92 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

tanzende Polizisten auf der<br />

Straße. Ein unvergesslicher<br />

Tag! 1989 konnte ich mich für<br />

dieses Gastspiel revanchieren<br />

und moderierte das 30-jährige<br />

Bandjubiläum der Lords, das<br />

sie<br />

mit vielen musikalischen<br />

Gästen im Münchner Rigan<br />

Club<br />

feierten.<br />

Das<br />

nächste runde Jubiläum<br />

wurde dann zur Tragödie. Ulli rief<br />

mich<br />

an und fragte, ob ich „<strong>40</strong><br />

<strong>Jahre</strong><br />

Lords" in Potsdam mode-<br />

rieren<br />

könne. Er war <strong>to</strong>tal eupho-<br />

risch<br />

und aufgedreht. Ich hätte es<br />

wahnsinnig gern gemacht, aber der Termin war belegt;<br />

und ob man es mir glaubt oder nicht ... ich hatte<br />

wirklich so ein komisches Gefühl, das sich leider<br />

bestätigte. Abends hörte ich es in den Nachrichten,<br />

am nächsten Tag las ich es in der Zeitung. Ulli lag<br />

nach seinem Sturz beim Jubiläumskonzert im Koma<br />

– ein Wiedersehen gab es nicht mehr ... Einige Tage<br />

später trafen wir uns alle wieder – alle, außer Ulli.<br />

Er war im Rock’n’Roll-Heaven und wir in der Trauerhalle<br />

eines Düsseldorfer Friedhofs. Einige Kollegen<br />

erwiesen ihm die letzte Ehre, eine ganz besondere<br />

bekam er von „seinen Jungs": Leo, Bernd und Jupp<br />

spielten vor dem Sarg „Poor Boy" unplugged. Diesen<br />

Moment werde ich mein Leben lang nicht vergessen.<br />

Anschließend saßen wir in kleiner Runde noch zusammen.<br />

Auch Gandy und Max waren da. Max konnte<br />

sich sogar noch an die „Duisburger Begegnung"<br />

und den Zettel erinnern. Unglaublich, aber Max weiß<br />

sowieso noch vieles aus den alten Tagen, wie auch<br />

Leo. Zu ihm habe ich heute ein sehr freundschaftliches<br />

Verhältnis, wie auch zu Bernd und Jupp. Wir<br />

haben in all den <strong>Jahre</strong>n unzählige Gigs zusammen<br />

gemacht. Viele davon in der Region Baden. 2008 ein<br />

großartiges Open Air auf der Iffezheimer Rennbahn<br />

und im letzten Jahr ein umjubeltes Konzert zum 50.<br />

Bandjubiläum im Baden-Badener Kurhaus. Und jedes<br />

Treffen ist eine „herzliche Umarmung" – hoffentlich<br />

gibt es noch viele davon!


THE CLASSIC ALBUMS<br />

180g HEAVYWEIGHT VINYL<br />

OUT 09.11.2012<br />

www.<strong>the</strong>beatles.com


Live in Concert<br />

Van Morrison<br />

Vokalarbeiter in Ekstase<br />

Van Morrisons Auftritte bleiben erfrischend unkalkulierbar.<br />

Der Meister wählte aus 78 Songs, die seine Band auf<br />

Abruf beherrschen muss, zunächst ein paar R&B-Perlen<br />

aus der Them-Zeit der Mittsechziger aus. Nach dem<br />

Opener "Brown Eyed Girl" gab es "Baby, Please Don't<br />

Go", "Here Comes The Night", es folgten "Early In The<br />

Morning" und "Rock Me Baby". Der als grantig bekannte<br />

Nordire wirkte aufgekratzt und bei Laune, er ließ sich zu<br />

witzigen Ansagen wie „Jetzt was wie von Bert Kaempfert<br />

..." hinreißen. Und Morrison zeigte Einsatz, geizte auch<br />

nicht mit herrlich saftigen Sax-Einlagen, akzentuiertem<br />

Mundharmonika-Spiel, und er setzte sich ans Piano.<br />

Doch es dreht sich bekanntlich fast alles um seine Stimme.<br />

Zeitweise hielt Morrison Maß und Übersicht, da er –<br />

wie immer – noch per Fingerzeig seine virtuose (aber mit<br />

dringend gebotenem Respekt agierende) Band dirigieren<br />

musste. Doch Leidenschaft und Emotionen brachen immer<br />

wieder durch, es war ein Kampf: Er, den Fans „The<br />

Voice" nennen, er schrie, bellte, keuchte, flüsterte. Morrison<br />

stellte Songs vom neuen Album BORN TO SING:<br />

NO PLAN B vor, brillierte mit Standards wie "I Can't S<strong>to</strong>p<br />

Loving You" und (mit Tochter Shana) "Old Black Magic".<br />

Donny & Marie Osmond<br />

Superstars, Marke USA<br />

Was zeichnet einen Superstar aus? Um diese Frage zu beantworten, sollte man<br />

sich von den in Deutschland geltenden Parametern zu diesem Begriff schleunigst<br />

verabschieden. In den USA gelten andere Dimensionen. Donny und Marie<br />

Osmond zum Beispiel sind Superstars. Nicht etwa, weil sie seit Mitte September<br />

fünfmal pro Woche den Showroom im Flamingo-Hotel ausverkaufen. Vielmehr<br />

können die Geschwister aus dem Osmond-Clan wahrhaftig alles. Vor allem Marie.<br />

Traumwandlerisch sang sie sich an diesem Abend durch Country-Songs,<br />

<strong>Music</strong>al-Arien und Pop-Perlen, schwelgte in warmen Alt-Tönen, stieg in glasklares<br />

Sopran-Vibra<strong>to</strong> hinauf. Donny ist stimmlich limitierter, hatte aber nicht<br />

die geringste Mühe, jede Note auf den Punkt zu treffen. Und er kann rocken.<br />

Seine 89er Comeback-Nummer "Soldier Of Love" kam im neuen, druckvolleren<br />

Gewand, und der Osmonds-Hit "Crazy Horses" behielt trotz fetter<br />

Bläsersätze unverkennbar seinen Hard-Rock-Touch.<br />

Getanzt wurde praktisch pausenlos. Donny sah mit seinen 54 <strong>Jahre</strong>n dabei<br />

blendend aus und ließ die gutgemeinten Hänseleien seiner Schwester wegen<br />

der 2009 von ihm gewonnenen TV-Show „Dancing With The Stars"<br />

gern über sich ergehen. Marie (52) gab sich elegant, plumpste sich für einen<br />

Gag aber auch schon mal bäuchlings aufs Parkett. Überhaupt: Humor<br />

spielte bei dem Duo eine wesentliche Rolle. Wo es passte, wurde gewitzelt,<br />

dass sich das Publikum vor Lachen bog.<br />

Die Interaktion mit den Fans war hinreißend. Zwischen liebevoll und<br />

dankbar suchten die Geschwister immer wieder den Dialog mit auffälligen<br />

Typen in den ersten Reihen, reichten ihre Hände oder stiegen über Tische.<br />

Auch herzliche Umarmungen und vertraulich anmutenden Körperkontakt,<br />

indem sie singend auf den Schößen aufgeregt-rotwangiger Anhänger<br />

landeten, scheuten sie nicht. Rührend die Szene, als Donny eine Endvierzigerin<br />

auf die Bühne holte, die sich als Uralt-Fan outete und beim Entgegennehmen<br />

eines Au<strong>to</strong>gramms in Tränen ausbrach. Erinnerungen an Schrei-Anfälle aus den<br />

Frühsiebzigern wurden wach, als die Mädchen reihenweise in Ohnmacht fielen,<br />

wenn Donny damals sein "Puppy Love" anstimmte. In Las Vegas ließen sich die<br />

Backfische von einst und Damen von heute im Flamingo bereitwillig zu Kreischattacken<br />

animieren, als Donny diesen akustischen Nostalgietrip einforderte.<br />

Edelschnulzen wie "Paper Roses" oder "Deep Purple" gab das Paar mit einem<br />

Augenzwinkern zum Besten; Kostproben aus jenen <strong>Music</strong>alaufführungen, in<br />

Düsseldorf, Mitsubishi Halle, 13. September 2012<br />

denen vor allem Donny über die<br />

<strong>Jahre</strong> immer wieder mitgewirkt<br />

hatte, kamen voller Inbrunst.<br />

Als „Dirty Joke" bezeichnete der<br />

Sänger im Nachhinein die Ankündigung,<br />

er habe es geschafft, seine<br />

Brüder für einen Auftritt nach<br />

Vegas zu lotsen. Und als die freudige<br />

Unruhe immer größer wurde,<br />

erschienen Backgroundsänger auf<br />

der Bühne, die mit dem<br />

Spätestens, als "Enlightenment" den eher elegischen<br />

Part einläutete, kulminierte die Spannung: Mit "It's All<br />

In The Game" und "Burning Ground" sang er sich endgültig<br />

in Herz und Seele der Fans; "In The Garden" war<br />

an Schönheit und Intensität kaum auszuhalten. Momente<br />

absoluter Stille in der Halle, in denen niemand<br />

einen Mucks wagte – Hochachtung vor dem Vokalarbeiter,<br />

der sich immer wieder in Ekstase sang und alle<br />

Kraft in seine Stimme und auch seine Faust presste, mit<br />

der er wiederholt gen Boden schlug. Unfassbar wertvolle<br />

Momente.<br />

Dann musste selbst der Großmeister auf den Boden<br />

zurück. Nach einem erdigen "Help Me" folgt mit<br />

"Gloria" als fetzige Zugabe ein weiterer Griff in den<br />

Fundus aus den Tagen, als er mit Them noch der rothaarige<br />

"Belfast Cowboy" war. Van Morrison kämpft<br />

vielleicht noch mit Dämonen und hadert mit der Welt<br />

– dies jedoch fließt nach wie vor in seine Kunst und<br />

Poesie ein, wird spannend in Form gebracht und zielsicher<br />

präsentiert.<br />

Text: Peter Harasim, Fo<strong>to</strong>: Thomas Brill<br />

Las Vegas, Flamingo-Hotel, 21. September 2012<br />

Star „Yo Yo" in den legendären<br />

70er-<strong>Jahre</strong>-Tanzschritten aufführten.<br />

Aber nicht nur Nostalgie<br />

wurde transportiert – unterstützt<br />

durch stimmige Leinwandeinspieler<br />

–, auch neues Material kam zu<br />

Gehör. "A Beautiful Life" zum Beispiel.<br />

Der Song stammt von DON-<br />

NY & MARIE, dem aktuellen Album<br />

des sympathischen Duos.<br />

Für einen stillen Moment sorgte<br />

schließlich Marie, als sie an ihren Adoptivsohn erinnerte, der sich 2010 mit 18<br />

<strong>Jahre</strong>n das Leben genommen hatte. Die Tränen der Sängerin wirkten echt, das<br />

Schluchzen im Saal auch.<br />

Donny und Marie machten an diesem Abend deutlich, dass Entertainment eine<br />

Erfindung der Amerikaner ist. Bis zu 260 Dollar für einen Platz an den vordersten<br />

Tischen im Saal mögen manchem schwindelerregend erscheinen – die<br />

beiden Osmonds haben allerdings über <strong>40</strong> <strong>Jahre</strong> Erfahrungen im Show-Biz in<br />

die Show gesteckt, was sie über ein normales Konzerterlebnis erhebt.<br />

Text: Jens-Uwe Berndt<br />

Fo<strong>to</strong>: © Jens-Uwe Berndt<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Seite 94 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Live in Concert<br />

Bill Wyman's Rhythm Kings<br />

Senioren-Sause<br />

Savoy Theater Düsseldorf, 10. Ok<strong>to</strong>ber 2012<br />

Die Rhythmuskönige des Ex-S<strong>to</strong>ne ohne Albert Lee an der Gitarre, das ist<br />

selten (der flinke Country-Finger <strong>to</strong>urte gerade mit seinen Hogan's Heroes).<br />

Und doch ergaben sich Chancen: für einige Bandmitglieder und für die Viel-<br />

Hörer der Truppe, die ins ausverkaufte Savoy gekommen waren. Rhythm-<br />

Kings-Urmitglied Terry Taylor (Ex-Tucky Buzzard) hatte an diesem Abend die<br />

Gitarrenhoheit und brillierte mit unaufdringlicher Rhythmusarbeit, beeindruckendem<br />

Slidespiel und einigen fein gesetzten Soli.<br />

Bill Wymans Band-Intro zeigte, wie viele fähige Gesangsstimmen der Neunercombo<br />

auch ohne Lee blieben: Die süße Dreadlock-Soulqueen Beverly Skeete<br />

betörte mit Etta James' "Tell Mama", begeisterte mit James Browns "It's A<br />

Mans Mans World" und transportierte den Memphis-Klassiker "Sweet Soul <strong>Music</strong>"<br />

in die Gegenwart. Geraint Watkins präsentierte neben trockenstem Waliser<br />

Humor Allen Toussaints "It's Raining" und brachte am Akkordeon Chuck Berrys<br />

Cajun-Kracher "You Never Can Tell" zur Aufführung. Der Ohrwurm "Man<br />

Smart, Women Smarter" war in seiner Lesart „von dem berühmten Chicago-<br />

Bluesmann Harry Belafonte", wobei das mit Harry natürlich stimmt ...<br />

Drei Rhythm Kings (v.l.): Terry Taylor, Bill Wyman und Geraint Watkins<br />

Selbst Frank Mead aus dem ewigen Sax-Tandem mit Nick Payn (das erlesene<br />

Bläsersätze, fetzige Solo-Einlagen und Las-Vegas-fähige Choreografie anbot)<br />

und er kombinierte i "Hit The Road Jack" mit Louis Jordans Jump-Jive Ji "Is You<br />

bekam zwei Boogie-Nummern seines großen Blues-Harmonicavorbilds Little Is Or Is You Ain't My Baby" zu „einer Karaoke-Party – weil ich auf Düsseldorfs<br />

Walter und lieferte diese bravourös ab. Inzwischen schwang Payn das Tanzbein Straßen so verdammt viele Japaner sehe". Dazu ein paar Japanisch-Brocken,<br />

mit Frau Skeete: Aussehen, Anzugwahl und Brille ließen glatt Peer Steinbrück und die Lacher waren gesichert.<br />

auf dem Parkett vermuten! Bill Wyman selbst ließ es sich nicht nehmen, mit Bill Wyman feierte zwei Wochen nach dem Konzert seinen 76. Geburtstag. Man<br />

Beverly Skeete "Honky Tonk Women" zu zelebrieren – hier ging das Theaterpublikum<br />

aus den bequemen Sitzen und feierte mit.<br />

über die Bühnen ziehen lässt. Und vielleicht erreicht er ja sogar das Alter seines<br />

kann ihm nur wünschen, dass er seine Rhythm Kings noch weitere 16 <strong>Jahre</strong><br />

Den lautesten Beifall jedoch verbuchte schon beim Einmarsch Georgie Fame: Blueshelden Pine<strong>to</strong>p Perkins: Der spielte mit 97 sein letztes Album ein und trat<br />

Er begann nach verschmitzter Schlagereinlage lässig mit Ray Charles' "I Got A bis zuletzt auf Kreuzfahrtschiffen auf.<br />

Woman", schwelgte in Louis Armstrongs "Just For A Thrill" vom gleichnamigen<br />

2004er Rhythm-Kings-Album, ehrte die S<strong>to</strong>nes/Bobby Troup mit "Route 66" –<br />

Text: Uli Twelker, Fo<strong>to</strong>: Michael Ackermann<br />

Peter Hammill<br />

Ein Abend mit dem Gentleman<br />

Ein Mann allein auf der Bühne. Nur Gesang, abwechselnd begleitet am Flügel<br />

und mit einer Akustikgitarre. Kommt da nicht Langeweile auf? Nicht<br />

bei Peter Hammill! Die Solo-Auftritte des Van-Der-Graaf-Genera<strong>to</strong>r-Sängers<br />

sind bekannt für ihre intime Nähe und emotionale Intensität. Mit hingegen<br />

fast schon buddhistischer Seelenruhe betritt der 64-Jährige die Bühne<br />

der Brotfabrik, in dunkler,<br />

legerer Sporthose und mit<br />

weißem, wehendem Hemd.<br />

Sein Haar indes weht nicht<br />

mehr so sehr, ist inzwischen<br />

schlohweiß. Äußerlich<br />

strahlt er Würde und<br />

Distinguier<strong>the</strong>it aus; wenn<br />

je ein Rockmusiker die Bezeichnung<br />

„Gentleman"<br />

verdient hat, dann Peter<br />

Hammill.<br />

Der nahezu ausverkaufte<br />

Saal in Frankfurt am<br />

Main ist nach Berlin, Erfurt<br />

und Hamburg die<br />

vierte Deutschlandstation<br />

seiner Herbst-Europa<strong>to</strong>ur,<br />

im Gepäck das aktuelle Album<br />

CONSEQUENCES. Die<br />

neuen Songs stehen jedoch nicht im Vordergrund. d Einfach nur, wie er sagt,<br />

„das aktuelle Produkt zu promoten", wie sonst im Rockzirkus üblich, sei seine<br />

Sache nicht. Stattdessen schöpft er ausgiebig aus seinem rund <strong>40</strong> Alben<br />

Frankfurt am Main, Brotfabrik, 23. Ok<strong>to</strong>ber 2012<br />

umfassenden Oeuvre, spielt auch mal zwei Van-Der-Graaf-Titel: gleich als<br />

Eröffnungsstück "The Siren Song", mit breiten Akkorden und kniffligen Zwischenparts<br />

am Flügel interpretiert, sowie das zur Akustikgitarre vorgetragene<br />

"Masks".<br />

Gesanglich überzeugt Hammill; seine Stimme ist tiefer als in jungen <strong>Jahre</strong>n,<br />

die anspruchsvollen hohen Passagen bewältigt er<br />

jedoch passabel. Die vielschichtigen Kompositionen,<br />

gespickt mit Elementen aus Progressive Rock, klassischem<br />

Kunstlied und Song-Dramolett, verlangen<br />

seiner Stimme und seinen Fähigkeiten am Instrument<br />

einiges ab. Unablässig, wie ein Ein-Mann-Orchester,<br />

wechselt Hammill Tonlagen und Klangfarben. "The<br />

Siren Song" geht nahtlos in das trickreiche "The Unconscious<br />

Life" über (vom 1982er Album ENTER K).<br />

Später schafft er mit dem bedrückenden "Primo On<br />

The Parapet" (THE NOISE, 1992) knisternde Atmosphäre;<br />

auch beim ruhigen "Close To Me" vom aktuellen<br />

Album lauscht das Publikum andächtig.<br />

Im Saal sitzen viele Fans, in den Pausen rufen einzelne<br />

Hammill Liederwünsche zu. Er geht darauf mit britischem<br />

Charme ein, gelegentlich spricht er deutsch<br />

mit dem Publikum (er beherrscht die Sprache, war<br />

auch schon als Grönemeyer-Übersetzer tätig). Am<br />

Ende, nach anderthalb Stunden Höchstkonzentration,<br />

verabschiedet er sich a-cappella mit "Chicago". Und<br />

bei bidieser Gelegenheit Gl hi verrät er auch, in welcher US-Stadt er sein wehendes<br />

weißes Hemd gekauft hat ...<br />

Text: Frank Schuster<br />

<strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 95


TATZES STREIFZÜGE November 2012<br />

Bei meinen Streifzügen<br />

durch die<br />

Läden des noch<br />

real existierenden Plattenhandels<br />

stöbere ich<br />

immer wieder Perlen &<br />

Trüffel auf, die nicht auf meiner Want-List stehen,<br />

weil mir ihre Existenz schlicht unbekannt war. Drei<br />

Beispiele der letzten Monate:<br />

MAGIC LANDSCAPE des Duos Ian Hunt & John<br />

Turner. Die beiden singenden und diverse Instrumente<br />

beherrschenden Briten spielten die Platte 1972 in den<br />

Village Thing Studios und den berühmten Rockfield<br />

Studios in Wales ein. Sie klingen wie eine Mischung<br />

aus Magna Carta, John Martyn und Wizz Jones und<br />

produzierten hier hochwertigen Folk-Rock der – ganz<br />

deutlich – Frühsiebziger-Spielart, eine gut gelaunte<br />

Melange aus Brit-Folk und Ragtime.<br />

Neben eindrucksvollen eigenen Liedern wie "Hold<br />

Me Now", "Silver Lady", "Man Of Rings" und dem Titeltrack<br />

gibt es auch eine prima Version des Klassikers<br />

"Mr. Bojangles", die zu den besten mir bekannten Fassungen<br />

zählt. Der Gesang<br />

der beiden ist mustergültig<br />

aufeinander<br />

abgestimmt,<br />

die Gitarren-Bass-Perkussion-Arrangements<br />

sind<br />

weder zu karg noch überladen.<br />

Hier macht sich die<br />

Vergangenheit von Hunt<br />

& Turner bezahlt. Gitarrenzauberer<br />

Turner hatte<br />

1970 die Insider-Kapelle Pigsty Hill Light Orchestra<br />

auf der Suche nach neuen Ufern verlassen. Er traf<br />

auf Ian Hunt, einen Songwriter mit bestem Ruf in der<br />

Szene in Bris<strong>to</strong>l, wo er einige <strong>Jahre</strong> Chef des lokal legendären<br />

Bris<strong>to</strong>l Troubadour Clubs war. Das Duo verschaffte<br />

sich mit MAGIC LANDSCAPE eine beachtliche<br />

Fanschar in ganz Europa und erreichte sogar Platz 6.<br />

Das erklärt auch, dass die Platte auf CD ab 2002<br />

nicht nur bei H&T Records, sondern auch auf anderen<br />

Labels wie Village Thing, Lion Production und Bella<br />

Terra immer wieder erschienen ist. Der goldene Mittelweg<br />

von Hunt & Turner war also gewiss nicht Resultat<br />

einer ängstlich-biederen Grundhaltung, sondern<br />

genau der richtige Weg, auf dem sie leider trotzdem<br />

keinen Marsch in eine nachhaltige Karriere starten<br />

konnten.<br />

Zweite Entdeckung: 7 DAYS IN MEMPHIS (Epic<br />

82796 97753) von Peter Gallagher. Der 1955 in New<br />

York geborene Künstler ist im Hauptberuf Schauspieler,<br />

der bislang in über 20 Filmen<br />

(u.a. „American Beauty"<br />

und „Mr. Deeds") sowie einigen<br />

TV-Serien („O.C., California",<br />

„Californication", „Covert Affairs")<br />

zu sehen war. Musik<br />

ist also nur sein „zweiter Vorname",<br />

aber im Unterschied<br />

etwa zum ebenfalls nebenbei<br />

singenden Kollegen Bruce Willis macht er ne Sache erstaunlich gut. Gallagher verfügt über eine<br />

sei-<br />

sympathische, keineswegs überragende, aber flexible<br />

Stimme, die er white-soulig einzusetzen weiß. Er steht<br />

zwar nicht bis zu den Knien im Soul, aber immerhin<br />

knöcheltief. Und er wählte sein Liedmaterial umsichtig<br />

aus: Songs aus der Feder von Isaac Hayes/David Porter,<br />

John D. Loudermilk, Randy Newman, Dan Penn und<br />

Lucinda Williams. Sie wurden ohne Effekthaschereien<br />

von versierten Memphis-Musikern realisiert, wobei Gitarrist<br />

Steve Cropper die herausragende Persönlichkeit<br />

ist. Zudem ist das Album ein „grower" – es wächst<br />

mit jedem Hördurchlauf, der neue Feinheiten enthüllt.<br />

Beste Tracks: "I've Got To Love Somebody's Baby",<br />

"Then You Can Tell Me Goodbye", "When You Move<br />

You Lose" und eine Spitzenversion des Klassikers<br />

"When Something Is Wrong With My Baby", im Original<br />

ein Hit von Sam & Dave.<br />

Nummer Drei: Ian<br />

King und sein Debütalbum<br />

PANIC GRASS &<br />

FEVER FEW (Fledg'ling<br />

FLED 3082). Mr. King ist<br />

ein wahrer König des aktuellen<br />

britischen Folk,<br />

denn er macht ihn fit fürs<br />

21. Jahrhundert. Zu hören<br />

sind sowohl vorzügliche Eigenkompositionen wie<br />

"Evil Eye" und "By George" als auch Traditionelles<br />

wie "Adieu To Old England" und "Ah Robin, Gentle<br />

Robin". King singt mit klarer Stimme allürenlos und<br />

mit festem Zugriff auf die Songs und spielt routiniert<br />

akustische Gitarre, Banjo und Mandoline. Und damit<br />

enden die Parallelen zum gewohnten Folk. Denn Produzent<br />

dieser Scheibe ist der legendäre Dub-Wizzard<br />

Adrian Sherwood, der unter Mithilfe von Musikern wie<br />

Skip McDonald (g) und Doug Wimbish (b) sowie der<br />

Crispy Horns voll durchstartet: Kings Folk wird vermengt<br />

mit Dub-Reggae, Funk, Ambient- und Weltmusik.<br />

Sherwood arbeitet mit denselben Kunstgriffen,<br />

die er schon Acts wie den New Age Steppers oder African<br />

Head Charge angedeihen ließ und die er im Schlaf<br />

beherrscht. Die Resultate klingen unglaublich frisch<br />

und gleichzeitig ohrwürmig, avantgardistisch, vertraut<br />

und abenteuerlich.<br />

Auf dem in <strong>GoodTimes</strong><br />

4/2012 auf Seite 50 rezensierten<br />

Sampler COUNTRY FUNK<br />

fiel mir ein Sänger ganz besonders<br />

auf: Larry Jon Wilson. Der<br />

Amerikaner steuert mit "Ohoopee<br />

River Bot<strong>to</strong>mland" den vielleicht eicht besten Track bei.<br />

Derselbe Song erschien mit vollem Recht auch schon<br />

2004 auf Volume 2 der britischen Kleinserie COUNTRY<br />

GOT SOUL, die ich damals irgendwie verpasste. Den<br />

Erwerb habe ich nun nachgeholt, versteht sich. Wilson<br />

ist dort auch auf Volume 1 ("Seldon Church Yard")<br />

und Volume 3 ("Life Of A Good Man") zu hören.<br />

Alle drei Lieder stammen von seinem Doppelschlag<br />

1975/76, als die Alben NEW BEGINNINGS und LET<br />

ME SING MY SONG TO YOU (Monument KZ 33382<br />

und 3<strong>40</strong>41) erschienen und die Riesenkarriere eines<br />

Giganten in Gang hätte kommen müssen. Wilson<br />

brachte alle Voraussetzungen mit: melodisch und<br />

textlich bestes Songmaterial aus (fast nur) eigener<br />

Feder, sehr ordentliches Gitarrenspiel und eine<br />

wundervolle Brummelstimme. Gesamteindruck: Ein<br />

gewichtiger und seelenvoller Country-Folk-Rock-Poet,<br />

ein S<strong>to</strong>ryteller und Troubadour erster Güte, eine<br />

exquisite Mixtur aus Johnny Cash, Tony Joe White<br />

und Kenny Rogers. Und ausgezeichnete<br />

Begleitmusiker<br />

wie Reggie Young (g), Tommy<br />

Cogbill (b), Bobby Woods<br />

(keys) und Hayward Bishop<br />

(dr) standen außerdem an seiner<br />

Seite. Zudem zählte Prominenz<br />

wie Willie Nelson, Kris<br />

Kris<strong>to</strong>fferson, John Prine,<br />

Guy Clark und Steve Earle<br />

zu seinen großen Fans, wodurch<br />

die kaufende Fanzahl<br />

aber nicht entscheidend größer<br />

wurde. Ein ebenso rätselwie<br />

boshaftes Schicksal sorgte<br />

dafür, dass Wilson ohne Hit<br />

blieb. Er veröffentlichte 19777<br />

noch LOOSE CHANGE und<br />

1979 THE SOJOURNER und<br />

verabschiedete sich dann für<br />

zehn <strong>Jahre</strong> von der Musik. Ab<br />

1989 <strong>to</strong>urte er wieder, traf<br />

aber leider nicht Rick Rubin,<br />

der ihm einen neuen Anlauf<br />

à la Johnny Cash hätte ermöglichen<br />

können. Erst 2008 erschien sons Comeback-Album LARRY JON WILSON (Drag<br />

Wil-<br />

City 8168<strong>40</strong>3992) mit neuen Songs, die er mit reifer<br />

Stimme allein zur Gitarre präsentiert, sparsam begleitet<br />

nur vom Geiger Noel Sayre. Elegische, zwischen<br />

den Zeilen auch durchaus etwas bitter klingende, intime<br />

Kammermusik. Das Album war sein letztes. Am<br />

21. Juni 2010 ist Larry Jon Wilson im Alter von 69<br />

<strong>Jahre</strong>n ges<strong>to</strong>rben, nach einem keineswegs erfüllten<br />

Leben. Er durfte nicht mal erleben, dass seine ersten<br />

beiden Alben 2011 auf einer CD (Omni 146) neu veröffentlicht<br />

wurden und nun, ebenso wie seine letzte<br />

Arbeit, problemlos erhältlich sind. Die Alben Nr. 3 und<br />

4 dagegen sind derzeit praktisch unauffindbar. Aber<br />

vielleicht tut sich da ja noch mal was.<br />

Auf den besagten COUNTRY GOT SOUL-<br />

Samplern findet sich auch ein weiterer herausragender<br />

Vertreter undogmatischer Country-Kost:<br />

Travis Wammack. Der 68-jährige Amerikaner nahm<br />

schon als Elfjähriger seine erste Single auf, gilt seit<br />

Jahrzehnten als zuverlässiger Memphis-Sessiongitarrist<br />

der gehobenen Klasse und war von 1984<br />

bis 1995 Anführer der Band<br />

von Little Richard. Von den<br />

gelegentlich unter seinem<br />

Namen erscheinenden Alben<br />

ist COUNTRY IN MY SOUL<br />

(2009, Eigenlabel) besonders<br />

interessant. Wammack<br />

kombiniert traditionellen<br />

Rock'n'Roll mit Country der<br />

Vollfettstufe und einem guten<br />

Schuss Soul. Songs wie "No Place Like Home", "Country<br />

Cruisin'", "Heart To Heart" und "Pearl" – alle aus<br />

eigener Edelfeder – sind unwiderstehlich. Einmal mehr<br />

stellt sich die – wohl unbeantwortbare – Frage, wieso<br />

derartige Könner fernab eines größeren Publikums<br />

musizieren (müssen).<br />

Seite 96 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


BILL WYMAN’S<br />

RHYTHM KINGS<br />

The Best Of Bill Wyman’s<br />

Rhythm Kings Vol.2<br />

REP 5278<br />

Digipak<br />

GIORGIO MORODER<br />

On The Groove Train:<br />

Volume 1 (1975 - 1993)<br />

REP 5256<br />

2CD slipcase<br />

GIORGIO MORODER<br />

On The Groove Train:<br />

Volume 2 (1974 - 1985)<br />

REP 5280<br />

2CD slipcase<br />

Forthcoming release<br />

FLASH AND THE PAN<br />

The 12 Inch Mixes<br />

REP 5265<br />

2CD slipcase<br />

Forthcoming release<br />

ALVIN LEE<br />

The Best Of Alvin Lee<br />

REP 5257<br />

2CD slipcase<br />

SPARKS<br />

Shortcuts - The 7 Inch Mixes<br />

(1979 -1984)<br />

REP 5255<br />

2CD slipcase<br />

SPARKS<br />

Real Extended -<br />

The 12 Inch Mixes (1979 - 1984)<br />

REP 5277<br />

2CD slipcase<br />

IF<br />

IF2 (CD) + If Live In Liverpool (DVD)<br />

REPUK 1158<br />

CD+DVD in slipcase<br />

CLIMAX BLUES BAND<br />

Blues From The Attic<br />

REP 5276<br />

Digipak<br />

Forthcoming release<br />

CLIMAX BLUES BAND<br />

Drastic Steps<br />

REP 5275<br />

Digipak<br />

Forthcoming release<br />

THE BLUES BAND<br />

Brand Loyalty<br />

REPUK 1151<br />

Digipak<br />

Forthcoming release<br />

THE BLUES BAND<br />

Live - Bye Bye Blues<br />

REPUK 1152<br />

2CD slipcase<br />

Forthcoming release<br />

STEAMHAMMER<br />

Riding On The L&N -<br />

The Anthology<br />

REP 5254<br />

2CD slipcase<br />

OSIBISA<br />

Heads<br />

REPUK 1166<br />

Digipak<br />

Forthcoming release<br />

OSIBISA<br />

Happy Children<br />

REPUK 1165<br />

Digipak<br />

Forthcoming release<br />

CLIMAX BLUES BAND<br />

Fully Climaxed: The Best Of 1969 - 1989<br />

REP 5210<br />

2CD slipcase<br />

Forthcoming release<br />

www.reper<strong>to</strong>irerecords.com


Von Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />

"<br />

Die wohl wichtigste Compilation der Geschichte",<br />

vertreten in den "<br />

200 besten Alben aller Zeiten" als<br />

"<br />

unverzichtbares Dokument der Rock-His<strong>to</strong>rie": Die<br />

Bewertungstendenz für NUGGETS war stets eindeutig.<br />

Als die amerikanische Songsammlung 1972 auf<br />

dem Elektra-Label erschien, konnte keiner der Initi-ia<strong>to</strong>ren<br />

eine so immense Nachhaltigkeit der Zusammenstellung<br />

mit 27 Titeln von 27 Bands erwarten.<br />

Der Weg<br />

Lenny Kaye war damals 26. Der gebürtige New<br />

Yorker hatte in New Jersey das College besucht,<br />

spielte als Gitarrist in den Mittsechzigern unter<br />

anderem mit The Vandals und The Zoo bluesigen<br />

Folk-Rock und scheppernden R&B. Kaye schrieb<br />

außerdem als freier Mitarbeiter für Magazine wie<br />

„Crawdaddy", den „Rolling S<strong>to</strong>ne"<br />

und „Disc". 1971 ging er musikalisch<br />

für die Folgejahre auf<br />

Kurs: Erstmals begleitete er eine<br />

Frau, die 1975 ihren Durchbruch<br />

feierte – Patti Smith.<br />

Weg vom Aufgeblähten, zurück<br />

zur Bodenhaftung – so lautete<br />

damals das Credo von Smiths<br />

Zeitgenossen wie den Modern<br />

Lovers und S<strong>to</strong>oges. Und sie erinnerten<br />

sich dabei an eine Zeit, die<br />

gerade mal ein halbes Jahrzehnt<br />

auf dem Buckel hatte und auf die<br />

Flaute reagierte, die zu Beginn der Sixties ies die USA<br />

beschäftigte: Die Hoch-Zeit des Rock'n'Roll war<br />

passé, Surf nach erheblichem Wellengang wieder<br />

abgesoffen, der Twist und weitere 1000 Dances<br />

mit verrenkten Hüften zur Ruhe gekommen. Ruhe,<br />

Ideendiät. Und plötzlich gab es aus Richtung Alter<br />

Welt massiv was auf die Ohren: Beat & Co.<br />

fegten über den Kontinent. Die „British Invasion"<br />

von den Applejacks bis Zephyrs hatte den auch<br />

musikalisch selbst ernannten Weltenwächter quasi<br />

über Nacht handstreichartig überrollt. Superverkäufe,<br />

Chartbelagerung, Livespektakel<br />

überall von Seattle<br />

bis Miami, zwischen San<br />

Francisco und Bos<strong>to</strong>n – dennoch<br />

dumm gelaufen: keine<br />

Eigengewächse, Rambazamba<br />

von Zugereisten.<br />

Im Land der plötzlich stark<br />

begrenzten Möglichkeiten<br />

musste was passieren. Und<br />

Jimmy, Jack und Johnny<br />

nahmen die Sache – besser: Instrumente te – selbst<br />

in die Hand. Halbstarke schoben Vatis Chevy aus<br />

der Garage, Billigver-<br />

igve<br />

stärker wurden aufgebaut<br />

und Krachmacher eingestöpselt.<br />

Und Putz gab<br />

es auch, weil die geschmuggel-<br />

te<br />

Butter ter aus der Frisur gewrungen wurde: Wo<br />

eben noch der per Axt gezogene Seitenscheitel<br />

dominierte, prägten jetzt<br />

cooler Mop-Kopp und<br />

erste Langzotteln die Erscheinung<br />

oberhalb des<br />

Halses. Was äußerlich<br />

an die vier Liverpooler<br />

erinnerte, hatte zugleich<br />

ein inneres Pendant aus<br />

London – nicht weni-<br />

ge<br />

Sänger eiferten<br />

en<br />

schnarrend dem UK-<br />

Typ mit den Wulstlippen<br />

nach.<br />

Die etablierten Plattenkonzerne<br />

taten<br />

sich – wen wundert's<br />

– zumindest anfangs<br />

schwer: Solche Rowdies nach den geölten Schwiegermutter-Schnullis<br />

der Fünfziger? Niemals!<br />

Capi<strong>to</strong>l zum Beispiel gab in einem Anfall wirtschaftlicher<br />

Schlich<strong>the</strong>it desinteressiert sämtliche<br />

Beatles-Rechte weiter, an Welt-Labels wie Swan,<br />

Tollie und Vee-Jay. Wohnzimmerfirmen schossen<br />

landesweit aus dem Boden, die sackweise nach<br />

nur einer Handvoll Veröffentlichungen scheiterten;<br />

andere kämpften sich durch, immer<br />

öfter landeten sie Achtungserfolge,<br />

ihre Produkte wurden von den klug gewordenen<br />

„Großen" übernommen oder<br />

in deren Vertriebe eingegliedert.<br />

Der Garagen-Rock der Baureihe „1964<br />

plus" war geboren, später auch als<br />

„Frühpunk" schubladisiert. Nordamerikaner<br />

kopierten das, was da aus Europa<br />

angelandet war; sie würzten es in Teilen<br />

noch<br />

eine<br />

Spur<br />

schärfer, reicherten<br />

Abgekupfertes mit<br />

eigenen guten Ideen<br />

an, schufen damit – in<br />

einem Meer von Untergegangenem<br />

– auch<br />

kleine Meilensteine.<br />

Und massig Müll gab<br />

es dabei ebenso, kein<br />

Deut anders als in Britannien.<br />

Seite 98 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Zur Hoch-Zeit dieser Aufbruchstimmung<br />

hatte sich niemand die<br />

Mühe gemacht, all das mal zu<br />

bündeln, um den Fokus gezielt<br />

darauf zu lenken. Drei mögliche<br />

Gründe: 1) es fehlte der Glaube an<br />

Langzeitwirkung; 2) zu verstreut<br />

lagen die Rechte; 3) Verdacht<br />

auf Eintagsfliegen, mangelnde<br />

Popularität der Interpreten. Und<br />

so entstanden<br />

zwar „Szenen"<br />

in allen Winkeln<br />

des großen<br />

Kontinents,<br />

doch es wurde<br />

weitestgehend<br />

lokal abgeschottet<br />

gewurstelt.<br />

Arrivierte Firmen<br />

wie Reprise,<br />

Epic, Columbia,<br />

Warner Bros.,<br />

A&M und Mercury landeten en versprengte reng<br />

Hits (meist<br />

auf zwei- und dreistelligen Positionen), andere<br />

Einzeltreffer hingegen kamen u.a. von Marken wie<br />

Soma, NGC, Double Shot, Mira, deren Namen bis<br />

dahin bestenfalls Eingeweihte vernommen hatten.<br />

Die <strong>Jahre</strong> 1965 bis 1968 bescherten dem Trend<br />

mit (vielleicht zu) vielen losen Enden seine beste<br />

Zeit – mit kaum noch zählbaren Singles als ideales<br />

Format für die Dreiminüter (Hunderte kurzlebiger<br />

Bands haben es nie bis zu einer LP geschafft). Dann<br />

rutschte die Sache fließend in neue Strömungen:<br />

Westcoast-Sound, Hippie-Rock, Bluesverwandtes,<br />

Progressive Rock – Haare, Songs und die Gesichter<br />

vieler Gescheiterter wurden länger. Bald erinnerte<br />

sich kaum noch jemand – Fans ausgenommen –<br />

an dieses Mittsechziger-Phänomen, das zumindest<br />

Teilen der US-Plattenindustrie als<br />

Notbeatmung gedient hatte. Und<br />

dann kam Lenny Kaye.<br />

Bands & Songs<br />

eins oben drauf: NUGGETS GETS<br />

–<br />

ORIGINAL ARTYFACTS FROM<br />

THE FIRST PSYCHEDELIC ERA<br />

1965–1968, die ganz große Ladung,<br />

Aufs<strong>to</strong>ckung der Doppel-<br />

LP per 4-CD-Box auf 118 Tracks!<br />

Jetzt hatten auch Crews wie<br />

<strong>Music</strong> Machine, The Litter, die<br />

Sonics, Monks, Charlatans, Beau<br />

Brummels, Kingsmen, Brogues<br />

ihren Platz sicher – das Spektrum<br />

war massiv erweitert.<br />

Vertragliche Probleme – bzw.<br />

Engstirnigkeit und/oder Missgunst<br />

der Rechtehalter – verhinderten<br />

z.B. den Einbau von<br />

Mit Jac Holzman (*1931), Gründer<br />

des Elektra-Labels und u.a. Doors-<br />

Entdecker, bastelte Kaye 1971 an der<br />

Idee für eine Compilation: Sie sollte<br />

erstmals flächendeckend „Goldstücke"<br />

aus der Zeit von 1964 bis<br />

1968 bündeln. Die NUGGETS waren geboren! Das "Persecution Smith"<br />

Original-Doppelalbum von 1972 enthielt 27 Songs<br />

von 27 Bands, um die sich niemand mehr gekümmert<br />

(Bob Seger System).<br />

Ein kapitales, unent-<br />

hatte. Kaye goss zunächst ein Hit-Fundament, schuldbares (Song-)<br />

u.a. mit "I Had Too Much To Dream (Last Night)" Manko jedoch ist den<br />

von den Electric Prunes, "Dirty Wa-<br />

Machern<br />

selbst<br />

ter" (Standells), "Pushin' Too<br />

Hard"<br />

(Seeds), "Psychotic Reaction" (Count<br />

Five), "Lies" (Knickerbockers), ers)<br />

"You're<br />

Gonna Miss Me" (13th Floor or<br />

Eleva<strong>to</strong>rs).<br />

Weitere – seitdem<br />

– populäre Namen:<br />

Shadows Of Knight,<br />

anzulasten:<br />

Obwohl<br />

damals von<br />

jeder zweiten<br />

Band gespielt<br />

und auf Dutzenden<br />

Castaways, Leaves,<br />

ve<br />

d<br />

Amboy Dukes, Nazz,<br />

Chocolate Watch Band.<br />

fe<br />

ch<br />

Eher unbekannt, dennoch<br />

mehr als nur Füllspachtel<br />

waren die Magicians,<br />

ians<br />

NUGGETS – ORIGINAL ARTYFACTS FROM<br />

THE FIRST PSYCHEDELIC ERA 1965–1968<br />

Third<br />

Rail,<br />

Michael & The<br />

Messengers<br />

und andere.<br />

Volle 26 <strong>Jahre</strong><br />

später. 1998<br />

setzte<br />

das<br />

Rhino-Label<br />

Garagen-Klassi-<br />

assi<br />

sikern,<br />

allen voran<br />

"96 Tears" (? &<br />

The<br />

Mysterians),<br />

"99th Floor" (Moving<br />

Sidewalks/<br />

pre-ZZ Top) und<br />

verschiedener Singles verfügbar,<br />

fehlt auf der Originalveröffentlichung<br />

und sogar in der Monster-<br />

Box die Garagen-<br />

Hymne schlechthin:<br />

"Gloria".<br />

Namen & Nachfolger<br />

Hundertschaften einst mitwirkender Musiker sind<br />

längst vergessen, andere hinterließen per NUGGETS<br />

frühe Fußspuren: John Fogerty (mit den Golliwogs),<br />

Leslie West (Vagrants), Al Kooper (Blues Project),<br />

Ted Nugent (Amboy Dukes), Todd Rundgren (Nazz),<br />

Bugs Henderson (Mouse & The Traps), Warren Zevon<br />

(Lyme & Cybelle). Damals fast vergessen, verbuchten<br />

ihre Songs und Sounds viel später Vorbildcharakter.<br />

Zunächst für die UK-Punks<br />

und New Waver ab 1976.<br />

Und in den 80er/90er <strong>Jahre</strong>n<br />

nahmen – um nur ganz wenige<br />

zu nennen – Bands wie<br />

u.a. die Chesterfield Kings,<br />

Cramps, Fuzz<strong>to</strong>nes, Lyres,<br />

aber auch Unclaimed, Green<br />

On Red, Dream Syndicate,<br />

Naked Prey, Gun Club, Giant<br />

Sand & Co. die gelegte Fähr-<br />

te wieder auf. Auch noch frischeren<br />

Formationen wie etwa den White Stripes,<br />

Black Keys, Strokes und dem Black Rebel Mo<strong>to</strong>rcycle<br />

Club darf man eine nicht unwesentliche Affinität<br />

zum Garagen-Rock der Vergangenheit attestieren.<br />

Und das NUGGETS-Projekt selbst war ebenfalls<br />

eine Initialzündung. Bis heute fand es eine Flut von<br />

Nachfolgern/Nachahmern, legale wie illegale. Vinylund<br />

CD-Reihen stürzen sich seitdem immer wieder<br />

auf zum Teil obskurste Songs von noch obskureren<br />

Sixties-Gruppen: „Pebbles", „Boulders", „Rubble",<br />

„Mindrocker", „Ripples", „Perfumed<br />

Garden" usw. erschienen<br />

– oft auf windigen Labels, x-fach<br />

durchgemischt, zu Mehrfach-CDs<br />

und sogar Boxen verarbeitet.<br />

Die NUGGETS kopierten sich<br />

auch selbst: NUGGETS II – ORI-<br />

GINAL ARTYFACTS FROM THE<br />

BRITISH EMPIRE AND BEYOND,<br />

1964–1969 (Rhino, 2001; 109<br />

Titel) richtete den Fokus auf die<br />

Alte Welt. Was<br />

dabei für das UK weitgehend passte,<br />

muss niemand für andere Terri<strong>to</strong>rien als gelungen<br />

betrachten: Mangelnde Kenntnis – und offenbar die<br />

fehlende Bereitschaft, sich intensiv zu informieren<br />

– führte hier zu indiskutablen Versäumnissen und<br />

Auslassungen (Deutschland, Österreich, Schweiz,<br />

Niederlande, Frankreich, Skandinavien, Übersee).<br />

Zum Jubiläum gibt es jetzt noch einmal das<br />

intensive NUGGETS-Original (Einzel-CD und<br />

Doppel-LP) als geballte Ladung – mit 27<br />

Tracks von 27 Kultbands wie den Seeds, Electric<br />

Prunes, Amboy Dukes (Killerversion von<br />

"Baby, Please Don't Go"), Standells, Leaves,<br />

Count Five und allen anderen Wegbereitern.<br />

<strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 99


The Who – My Generation<br />

das legendäre Debut Album erstmalig auf<br />

Original Mono CD.<br />

MUSIC AT<br />

The Who – Live At Hull<br />

Das Live Konzert in Hull aus dem Jahr 1970 –<br />

als 2CD Deluxe Edition im Digipack neu<br />

aufgelegt.<br />

The Kinks – Live At The BBC<br />

Auf einer repräsentativen Doppel CD und als Boxset<br />

mit 5 CDs und einer DVD präsentiert „The Kinks At<br />

The BBC“ die brillante Beat-Band aus der Radio-<br />

Perspektive.<br />

Ladies & Gentlemen...<br />

Mr B.B. King –<br />

50th Anniversary<br />

Ein einzigartiger Rückblick auf 50 <strong>Jahre</strong><br />

B.B. King bei den ABC Paramount Records –<br />

10 CDs, 72 Seiten Hardcover Buch mit rarem<br />

Bildmaterial und persönlichen Essays von Ashley Kahn<br />

und Dick Shurman und unveröffentlichten Songs.<br />

10cc – Tenology - <strong>40</strong>th Anniversary<br />

Ein umfassendes Boxset mit 4CD und 1 DVD, aufgeteilt in Singles, ausgewählte<br />

Album-Tracks und B-Seiten / Raritäten und diverse Auftritte der Band.<br />

The Pogues – Live At Olympia<br />

30th Anniversary Edition<br />

Das Konzert Live At Olympia in Paris als Doppel CD,<br />

DVD, Blu-ray und im Boxset als 2CD/2DVD Edition.


ITS BEST!<br />

The Beach Boys<br />

50 <strong>Jahre</strong> – Live In Concert<br />

Die aktuelle LIVE DVD, inklusive aller Hits wie z.B.<br />

„Good Vibrations“, „Wouldn’t It Be Nice” und “California Girls”.<br />

Plus zusätzliches Interview-Material, sowie bisher ungesehener<br />

Aufnahmen der 1966er „Good Vibrations“ und 2012er „That‘s Why<br />

God Made <strong>the</strong> Radio“ Recording Session! Erhältlich als 2 DVD und Blu-ray.<br />

The Jam – A Gift...<br />

30th Anniversary Box<br />

Das Boxset mit 3 CDs plus Compilation DVD enthält unter anderem<br />

das bisher unveröffentlichte Konzert von 1982 ”Live at Wembley”<br />

und 14 unveröffentlichte Tracks. Auch als 2CD Deluxe Edition.<br />

Merl Saunders/Jerry Garcia –<br />

The Complete 1973<br />

Fantasy Recordings Boxset<br />

Als Highlight die legendäre Zusammenarbeit<br />

von Merl Saunders & Jerry Garcia.<br />

Inklusive 7 bisher unveröffentlichter Songs.<br />

Queen – Hungarian Rhapsody<br />

Live In Budapest<br />

In HD-Qualität mit 5.1-Surround Sound!<br />

Als limitierte 2CD/DVD und 2CD/Blu-ray Edition mit zusätzlichem<br />

Bonusmaterial.<br />

www.universal-music.de


Fo<strong>to</strong>: © Privatarchiv<br />

EDGAR BROUGHTON (BAND)<br />

Der Chef rockt weiter<br />

Zu den wildesten und musikalisch eigenwilligsten Acts der späten 60er und frühen 70er <strong>Jahre</strong> gehörte<br />

die Edgar Brough<strong>to</strong>n Band. Der Namensgeber (voc, g) und sein trommelnder Bruder Steve<br />

hatten sie 1966 als Bluescombo gegründet. Wenig später verschrieb sie sich dem Polit-Rock und<br />

entwickelte ihren bis heute legendären Schlachtruf „Out, demons, out!". "Hotel Room" war einer der<br />

populärsten Titel der Brough<strong>to</strong>n Band, die bis in die 90er <strong>Jahre</strong> unregelmäßig <strong>to</strong>urte, zwischen<br />

2006 und 2010 nochmals intensiver unterwegs war, ehe ihr Boss sie endgültig auflöste. Heute ist<br />

Edgar Brough<strong>to</strong>n, der am 29. Ok<strong>to</strong>ber seinen 65. Geburtstag feierte, solo unterwegs<br />

– und freut sich über die erstmalige Veröffentlichung der CD LIVE<br />

IN HAMBURG – THE FABRIK CONCERT 1973 durch den norddeutschen Reissue-<br />

Spezialisten Sireena Records.<br />

Edgar, du bist immer noch aktiv und unterwegs?<br />

Ja, ich betreibe ein spezielles Ding, das sich „A fair<br />

day's pay for a fair day's work” nennt. Das ist ein alter<br />

Gewerkschafts-Slogan aus meiner Kindheit. Ich spiele<br />

außer öffentlichen Konzerten private Gigs, bei denen<br />

mich die Auftraggeber nach ihren Möglichkeiten bezahlen<br />

– meine niedrigste Gage waren 50 Pfund, die<br />

höchste 1500. Und es macht mir viel Spaß! In Deutschland<br />

war ich noch nicht, aber ich spiele viel im UK und<br />

in Norwegen. Das ist außerdem eine großartige Gelegenheit,<br />

für mein neues Projekt zu proben – meine<br />

neue Band, die ich 2013 an den Start bringen will.<br />

Bei diesen Gigs stehst du mit der Akustikgitarre<br />

allein auf der Bühne. Was spielst du?<br />

Ein paar alte Songs aus meiner His<strong>to</strong>rie, aber nicht<br />

viele – in einem 90-minütigen Programm sind es<br />

höchstens fünf. Diese Konzerte sind vor allem ein<br />

Labor für meine neuen Lieder, die ich da vor Publikum<br />

schon mal testen kann. Ich bin völlig frei, kann<br />

Songs kombinieren, halbfertige Nummern ausprobieren<br />

und weiterentwickeln, mittendrin aufhören,<br />

wenn etwas nicht so klappt wie geplant – mit einer<br />

Band wäre das niemals möglich. Irgendwie bin ich<br />

damit auch zu meinen Wurzeln zurückgekehrt: Es ist<br />

so, wie ich einst angefangen habe, als ich Blues und<br />

Folk spielte und dann die Edgar Brough<strong>to</strong>n Band<br />

gründete. Die begann ähnlich: Wir spielten vier <strong>Jahre</strong><br />

lang, entwickelten unsere Songs auf der Bühne,<br />

ehe wir zum ersten Mal ins Studio gingen. Das geht<br />

aber nur bis zur ersten Platte, danach nie wieder,<br />

weil man dann dafür gar<br />

nicht mehr die Zeit hatte.<br />

In welche Richtung wird<br />

die neue Band gehen?<br />

Ich arbeite mit alten Freunden<br />

aus den Midlands zusammen, wo ich einst herkam.<br />

Wir proben bereits – aber wir legen erst los, wenn<br />

gewährleistet ist, dass es wirklich etwas Besonderes<br />

wird, auch was die Texte und die Musik angeht. Denn<br />

Lange Mähne, wilder Bart ...<br />

während<br />

dieser Sologigs<br />

habe<br />

ich wieder<br />

mal festgestellt,<br />

wie<br />

wichtig<br />

die<br />

Lyrics sind! Wir sind<br />

ja alles ältere Herren<br />

und müssen erst<br />

klären, ob wir noch<br />

was zu sagen haben.<br />

Wenn es nichts wirklich<br />

Spezielles wird, lassen wir die Finger davon – aber<br />

... Edgar Brough<strong>to</strong>n in den 70ern<br />

wenn es klappt, wird es bis Ende 2013 dauern, bis wir<br />

richtig starten.<br />

Ist außer dir keiner aus der alten Band dabei?<br />

Nein, niemand.<br />

Hast du bei den aktuellen Konzerten Tonträger<br />

Fo<strong>to</strong>s: © Wilfried Zinzow<br />

Von Philipp Roser<br />

dabei, die du verkaufst?<br />

Ja, ein Album mit dem Titel BY MYSELF; das ist eine<br />

Kollektion von Songs, die ich in den letzten zwei <strong>Jahre</strong>n<br />

mitgeschnitten habe.<br />

Hier ist gerade LIVE IN HAMBURG erschienen –<br />

kamen da viele Erinnerungen hoch?<br />

Als ich das zum ersten Mal hörte, konnte ich mich<br />

kaum an den Auftritt erinnern. Natürlich konnte ich<br />

mich an die Fabrik entsinnen, dort haben wir oft<br />

gespielt. Und es war jedesmal interessant und aufregend.<br />

Je öfter ich mir die Aufnahmen anhörte, des<strong>to</strong><br />

mehr Erinnerungen kamen zurück. Wir traten damals<br />

oft und wirklich gern in Deutschland auf. Und es<br />

kommen bei meinen Gigs oft Leute zu mir, die was<br />

erzählen und fragen, „Kannst du dich noch daran und<br />

daran erinnern?"<br />

Wie war das, als Sireena Records dich wegen der<br />

Aufnahmen kontaktierten?<br />

Ehrlich? Anfangs interessierte es mich nicht besonders.<br />

Aber dann dachte ich mir, wenn Leute das noch<br />

hören und die es machen wollen, sollte ich mich aufgeschlossen<br />

zeigen. Und je intensiver ich mich damit<br />

befasste, des<strong>to</strong> positiver sah ich es. Schließlich gibt es<br />

aus jener Ära nicht viel Brough<strong>to</strong>n-Material, vor allem<br />

auch kaum Livemitschnitte.<br />

Hast du noch alte unveröffentlichte Sachen?<br />

Möglicherweise, kann sein – ein paar Demos, unfertige<br />

Aufnahmen, aber sicher kein Livematerial. Vor ein<br />

paar <strong>Jahre</strong>n haben wir ja THE ONES THAT NEARLY<br />

GOT AWAY zusammengestellt, eine Demokollektion.<br />

Unser altes Label EMI brachte außerdem die im<br />

Dezember 1969 in den Abbey Road Studios entstandenen<br />

Live-Aufnahmen raus, die wir schon längst vergessen<br />

hatten.<br />

Du warst bis 2010 mit der Edgar Brough<strong>to</strong>n Band<br />

unterwegs – warum habt ihr euch getrennt?<br />

Ein wichtiges Bandmitglied, das für die damalige<br />

Konstellation praktisch unersetzbar war, wollte aussteigen.<br />

Als ich das meinem Bruder Steve erzählte,<br />

meinte der lakonisch: Dann müssen wir eben jemand<br />

anderen holen. Das konnte ich nicht nachvollziehen.<br />

Als mein Sohn von dieser Reaktion erfuhr, stieg er<br />

ebenfalls aus. Mein Versuch, alle noch mal an einen<br />

Tisch zu kriegen, scheiterte. Ich habe letztlich resigniert,<br />

und wir lösten uns auf.<br />

Seite 102 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


KRAVETZ & FRIENDS<br />

Pascal Kravetz Carl Carl<strong>to</strong>n Peter Maffay Fools Garden Caro Josée Camille Taver Julien


Wie Elektronik die Musik veränderte<br />

Von Michael Fuchs-Gamböck<br />

Chicago 1980, eine alte, versiffte Lagerhalle namens<br />

Warehouse. Hier lebte zu jener Zeit noch<br />

der Disco-Sound des vorangegangenen Jahrzehnts<br />

weiter, den die zuckende Öffentlichkeit in den<br />

meisten Clubs auf diesem Planeten längst abgeschrieben<br />

hatte. An Frankie Knuckles<br />

den Wochenenden<br />

allerdings bediente<br />

hier ein außergewöhnlicher<br />

DJ die<br />

Regler und sorgte<br />

regelmäßig für ein<br />

volles Haus, das bis<br />

ins Morgengrauen<br />

vor ekstatischen<br />

Tänzern wackelte:<br />

Frankie<br />

Knuckles.<br />

Der stets<br />

freundliche<br />

Schwarze<br />

(Jahrgang<br />

1955) aus<br />

New York,<br />

den es<br />

Mitte der 1970er nach Chicago verschlagen hatte,<br />

war ein begnadeter DJ mit feinem Gehör und<br />

ein prima Live-Entertainer. Schon bald wurde ehrfürchtig<br />

von seiner Arbeit als „<strong>the</strong> sound that plays<br />

down <strong>the</strong> house” gesprochen. So entstand der Terminus<br />

„House”, der bald weltweit die Clubs und<br />

DJ-Ohren durchrüttelte. House wurde der legitime<br />

Nachfolger von Disco, dessen elektronische Variante.<br />

Gern wurde House zusätzlich mit Funk, Gospel<br />

und Soul vermengt. Hauptsache, es kam optimistisch<br />

rüber!<br />

Doch auch andere<br />

Musikstile der<br />

Vergangenheit speisten<br />

sich zu Beginn der<br />

Achtziger mit elektronischen<br />

Klängen:<br />

So nahm Rap-Urvater<br />

Afrika Bambaataa<br />

1982 den legendären<br />

Song "Planet Rock”<br />

auf. Dieser Titel war<br />

der glänzende Ritter des<br />

Elektro: Afrika Bambaataa<br />

eine explosive Mixtur aus<br />

Funkbeats einer Drum-Machine,<br />

gespickt mit würzigen<br />

HipHop-Gesangslinien und<br />

– beim ersten Hören paradox<br />

– kühlen<br />

Syn<strong>the</strong>sizerklängen<br />

aus Düsseldorf,<br />

Afrika Bambaataa<br />

nämlich Samples von Kraftwerks<br />

"Trans Europa Express”.<br />

In David Toops’ HipHop-Bibel<br />

„Rap Attack” äußerte sich der<br />

New Yorker Rapper über diesen<br />

zunächst irritierenden musikalischen<br />

Einfluss: „Ich glaube<br />

nicht, dass Kraftwerk wussten,<br />

wie wichtig sie 1977 für uns<br />

Schwarze waren. Aber bei Gott, sie waren es! Sie<br />

werden es immer sein!”<br />

Dieser eine Song löste die Ur-Electro-Welle aus.<br />

Ebenso wie Afrika Bambaataa vermengten auch<br />

Musiker wie Grandmaster Flash & The Furious Five,<br />

Run-DMC und Arthur Baker HipHop,<br />

Rock kühle elektronische Klänge und<br />

noch mehr Beat-Lastiges zu einer scharfen<br />

Sound-Sauce – und nannten das<br />

Resultat „Electro”. Dieses Genre wurde<br />

ebenfalls konsequent in verschiedenste<br />

musikalische Richtungen weiterentwickelt<br />

und ist heute – auch kommerziell<br />

– eines der wichtigsten Standbeine der<br />

Musikbranche. Folgerichtig wurden 1986<br />

HipHop und House vermischt – Bezeichnung:<br />

Hip House. Im Folgejahr begann<br />

sich diese Musikrichtung weltweit in<br />

Szeneläden durchzusetzen.<br />

Seite 104 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

Am Ende der 1980er avancierte die<br />

elektronische Musik unter dem Etikett<br />

„Techno” zur Jugendleitkultur. Vor<br />

allem in der Tanzmusik wurden computergenerierte<br />

oder -verarbeitete Sounds von Produzierenden,<br />

DJs und Tanzenden bevorzugt. Was durch<br />

Avantgardekreise in den Siebzigern und Achtzigern<br />

begonnen worden war – von Pionieren wie Kraftwerk,<br />

Suicide, Giorgio Moroder, Cabaret Voltaire und Heaven<br />

17 –, wurde nun auch kommerziell ausgeschöpft.<br />

Mit Techno hatten Trend-Spürhunde endlich<br />

ein Phänomen geortet, das alle Bedingungen<br />

einer ernstzunehmenden Jugendkultur aufwies:<br />

Techno war kreativ, innovativ und avantgardistisch,<br />

aber nicht völlig unzugänglich. Er war schon bald<br />

nach seinem ersten Auftauchen keine Untergrundbewegung<br />

mehr, selbst wenn manche der Pioniere<br />

sich rasch nach diesen Zeiten zurücksehnten.<br />

Die Techno-Raver bildeten in den späten<br />

1980ern und in den kompletten 1990ern zwar<br />

keineswegs die einzige Jugendszene, aber der allgemeinen<br />

Einschätzung nach die größte und bedeutendste.<br />

Die Konsolidierung von Techno als<br />

führende Jugendbewegung und die Entwicklung<br />

zum Massenphänomen (ohne Berührungsängste<br />

selbst in der bürgerlichen Presse) belegte anschaulich<br />

ein Beitrag in der „Süddeutschen Zeitung”. Sie<br />

Grandmaster Flash &<br />

The Furious Five Run-DMC Arthur Baker<br />

titelte im Frühjahr 1995: „Techno – eine Spaßbewegung<br />

wird zum festen Bestandteil des verpönten<br />

Mainstreams.” Die Macht der wummernden Beats<br />

hatte mitten in der Gesellschaft eingeschlagen!<br />

Techno als Pop-musikalisches Phänomen ging<br />

einen völlig anderen Weg im Umgang mit<br />

elektronischen Klängen als seine nahezu „akademischen”<br />

Vorgänger des Kalibers eines Karlheinz<br />

S<strong>to</strong>ckhausen oder auch Kraftwerk. Identisch war<br />

jedoch der kreative Anspruch aller „Elektroniker”:<br />

zu erkennen, welche Vielfalt syn<strong>the</strong>tischer Soundmöglichkeiten<br />

das elektronische Instrumentarium<br />

bot – gemessen an herkömmlicher, „handgemachter”<br />

Pop- und Rockmusik. Das komposi<strong>to</strong>rische<br />

Element war in der Elektronik-Szene weitaus weniger<br />

entscheidend als vielmehr das Ausloten von<br />

Klangvariationen, eine fast uneingeschränkte Experimentierlust<br />

und natürlich als Fundament ein<br />

unschlagbarer Groove.


Piet Blank und René Runge, Jahrgang 1971 bzw.<br />

1968, sind seit den Achtzigern der Techno-Bewegung<br />

verfallen, obwohl sie auch satte Led-Zeppelin-<br />

und Deep-Purple-Riffs zu schätzen wissen.<br />

„Doch die elektronischen Klänge sind unsere wahre<br />

musikalische Heimat”, schwärmt Blank. Die Kölner<br />

Kumpel kennen sich seit den Schultagen und<br />

sammelten schon als Teenager erste Erfahrungen<br />

als DJ’s. Sie taten sich in den 1990ern zum Duo<br />

Blank And Jones zusammen und veröffentlichen<br />

Um die Zukunft der elektronischen Musik ist es<br />

Blank And Jones definitiv nicht bange. Runge:<br />

"Die Entwicklung in diesem Bereich geht rasend<br />

schnell voran. So schnell, dass selbst wir Profis<br />

dabei nicht immer völlig durchblicken. Die ganze<br />

Geschichte bleibt spannend. Da ist kein Ende in<br />

Sicht!” Oder, um es mit Kraftwerk auf den Punkt<br />

zu bringen: "Es wird immer weitergeh’n/Musik als<br />

Träger von Ideen”.<br />

Zeus B. Held im Tasteneinsatz für Birth Control 1973 und vor dem privaten Tastenreich.<br />

Techno ist keine Kultur aus zweiter Hand!":<br />

"<br />

Blank und Jones<br />

seitdem in regelmäßigen Abständen auch über<br />

Deutschlands Grenzen hinaus höchst erfolgreiche<br />

Alben, die musikalisch in den unterschiedlichsten<br />

Formen der Techno-Kultur angesiedelt sind: Dance,<br />

House, Ambient, Rough Techno und einiges mehr.<br />

Woher kommt diese Begeisterung für elektronische<br />

Klänge? „Das ist eine Frage unseres Alters”, erklärt<br />

René „Jones” Runge. „Mit Beginn der 80er<br />

tauchten elektronische Klänge erstmals geballt<br />

unter kommerziellem Aspekt auf. Das alles war<br />

neu, frisch und zukunftsorientiert. So etwas hat<br />

uns Jungspunde natürlich begeistert!” Piet Blank<br />

ergänzt: „Das musikalische Feindbild in jener Zeit<br />

waren Gitarren, der Rock'n'Roll. Techno hingegen<br />

war rudimentärer Punk mit elektronischen Mitteln.<br />

Super spannend!”<br />

Und wie begegnet man dem Vorwurf, die DJoder<br />

Techno-Kultur sei eine „Kultur aus zweiter<br />

Hand”? „Das ist völliger Unsinn”, ereifern sich<br />

beide: „Es ist ja nicht so, dass wir beliebig auf<br />

Knöpfe drücken und dann ein neues Lied haben,<br />

wie Rock-Puristen glauben. Um am Computer kreativ<br />

zu komponieren, braucht man genauso viele<br />

Ideen und genauso viel Wissen wie ein Rock'n'-<br />

Roller. Nur haben wir den Vorteil, dass unsere Ausrüstung<br />

wesentlich mehr Möglichkeiten bietet als<br />

die sechs Saiten einer Gitarre.” Piet Blank: „Mag<br />

sein, dass ein Computer keine Seele besitzt. Aber<br />

ich habe schließlich eine! Und die verleibe ich meinen<br />

Gerätschaften ein.”<br />

Fo<strong>to</strong>: © Soundcolours GmbH, Björn Kommerell<br />

Der Freiburger Zeus B(ernd) Held war zwischen<br />

1973 und 1978 Keyboarder bei Birth Control,<br />

schon lange ist er weltweit tätiger Produzent.<br />

Die große Liebe des 62-Jährigen<br />

gehört elektronischen<br />

Instrumenten, speziell dem<br />

Vocoder, der Stimmen elektronisch<br />

verfremdet. Eindrucksvoll<br />

nachzuhören auf der<br />

unlängst erschienenen Kopplung<br />

VOICE VERSA mit eigenen n Stücken. Held ist<br />

eine der nationalen Koryphäen, was die His<strong>to</strong>rie<br />

der elektronischen Musik betrifft.<br />

Wie hat der Einsatz von Elektronik die Rockund<br />

Popmusik verändert?<br />

Die Hörgewohnheiten wurden durch diese neuen<br />

Musik- und Klangmöglichkeiten<br />

gewaltig erweitert.<br />

Zu jedem neu entwickelten<br />

Instrument gab es meistens<br />

eine bahnbrechende Platte,<br />

z.B. das Mellotron wurde<br />

von den Moody Blues sowie<br />

nachhaltig auf der ersten<br />

LP von King Crimson vorgestellt,<br />

die analogen Sequencer<br />

im Rock mit WHO’S<br />

NEXT, der Vocoder durch<br />

Herbie Hancock. Natürlich<br />

gab es auch immer eine<br />

Welle von Musikern, Produzenten<br />

und Interpreten, die<br />

für einen jeweiligen neuen<br />

Sound standen: Walter Carlos, Tomita, Giorgio<br />

Moroder, Kraftwerk, etc. – und auch Peter Framp<strong>to</strong>n<br />

für die Voice Box.<br />

Was fällt dir zu den ersten Einsätzen von<br />

Elektronik in der Rockmusik ein?<br />

Für mich war es ganz besonders der Einsatz des<br />

Syn<strong>the</strong>sizers bei Emerson, Lake & Palmer, Wea<strong>the</strong>r<br />

Report, Roxy <strong>Music</strong>s Single "Virginia Plain”,<br />

Spooky Tooths CEREMONY mit dem Elektronik-<br />

Avantgardisten Pierre Henry und WHO’S NEXT.<br />

Sie brachten meine Welt der Musik und Klänge<br />

in Aufruhr.<br />

Wie bewertest du die Entwicklung elektronischer<br />

Rock- und Popmusik seit den späten<br />

Siebzigern?<br />

Da hat sich eine wunderbare Dynamik entwickelt<br />

– zwischen den technischen Neuheiten und deren<br />

Umsetzung in kreative Musikspielereien. Elektronik<br />

bedeutet eben nicht nur Syn<strong>the</strong>se, Elektrik oder<br />

Klangbearbeitung, sondern auch Klangkommunikation.<br />

Was hältst du von Techno?<br />

Die Entwicklung war vorhersehbar als Weiterentwicklung<br />

des Disco-Genres: elektronische Musik<br />

zum Tanzen und allein für den Körper gedacht,<br />

abgefeiert in den Tempeln der Frequenzen. All das<br />

zwar in überdimensionaler Lautstärke, aber durchaus<br />

von hoher Qualität.<br />

Wie siehst du die Zukunft elektronischer<br />

Musik, speziell im Rock und Pop?<br />

Der Begriff „Elektronische Musik” ist aktuell etwas<br />

aufgeweicht und bedarf eigentlich einer neuen Definition.<br />

Dass sich fast jeder Lap<strong>to</strong>p-unterstützte Live-<br />

Act als Elektroband ausgibt, enttäuscht mich. Elektronische<br />

Musik sollte nach meiner Philosophie immer<br />

mit Experiment und inspiriertem Anspruch verbunden<br />

sein. Der alleinige Einsatz von Software zur Erzeugung<br />

elektronischer Musik hat das Genre verwässert.<br />

Also: her mit der analogen Elektronik im Rock und<br />

Pop, denn sie erst machen diese Musik innovativ!<br />

Fo<strong>to</strong>: © Marc Doradzillo<br />

<strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 105


Steve Hackett<br />

Genesis und kein Ende<br />

Es ist mal wieder Genesis-Zeit: Steve Hackett, der bei den Pionieren<br />

des Progressive Rock zwischen 1971 und 1977 die Gitarre<br />

grandios bearbeitete, lässt dieser Teil seiner musikalischen<br />

Vergangenheit nicht los. Er hat Dutzende von Solo-Alben aufgenommen,<br />

wirkte bei der Prog-Supergroup GTR mit und rief mit<br />

Chris Squire (Yes) das Duo Squackett ins Leben, aber: Genesis, "<br />

das war meine Berufung", erklärt der 62-jährige Brite.<br />

Von Michael Fuchs-Gamböck<br />

Und weil das so ist, hat der Londoner nach 1996 jetzt mit GE-<br />

NESIS REVISITED II erneut bekanntere und unbekanntere<br />

Genesis-Stücke (plus einige Eigenkompositionen) neu aufgenommen;<br />

dieses Mal allerdings in Neuinterpretationen von geradezu<br />

wagnerianischem Ausmaß: Drei Dutzend musikalische<br />

Helfer assistierten Hackett, um den Prog-Perlen neuen Glanz<br />

zu verleihen; darunter sind Musiker mit sehr unterschiedlichem<br />

musikalischem Hintergrund, etwa John Wet<strong>to</strong>n (King Crimson,<br />

Asia), Steve Ro<strong>the</strong>ry (Marillion), Neal Morse (Spock’s Beard),<br />

Simon Collins (Phils Sohn) und andere. "<br />

Das alles ist eine Anti-Zeitgeist-Angelegenheit<br />

geworden, wir haben geklotzt statt<br />

gekleckert, ohne dass wir dabei an künstlerischem Niveau eingebüßt<br />

hätten", erklärt Hackett das Konzept hinter GENESIS<br />

REVISITED II.<br />

Fo<strong>to</strong>s: © Tina Korhonen<br />

Was war das Besondere an deinen sechs<br />

Genesis-<strong>Jahre</strong>n?<br />

Die Zeit mit dieser Band<br />

ist bis heute schlicht unvergleichlich!<br />

Es war für<br />

mich ein real gewordenes<br />

Märchen, eine Fleisch<br />

gewordene Vision. Weil<br />

wir einzigartige Musik<br />

gemacht haben, die es<br />

so weder vorher noch<br />

nachher gab. Ich weiß,<br />

das klingt arrogant, und<br />

vermutlich bin ich ein<br />

arroganter Sack: Aber das Arbeiten in einem unbändigen<br />

Kreativkollektiv wie Genesis war für mich<br />

berauschend.<br />

Was unterscheidet die Originalsongs von den<br />

Versionen auf GENESIS REVISITED II?<br />

Wir sind dem Grundgeist der Originalmusik treu geblieben<br />

– doch während der Arbeit entwickelte sie<br />

gleichzeitig eine Eigendynamik. Man erkennt den<br />

Ur-Spirit jedes Songs, doch der wird durchaus neu<br />

interpretiert. Was bei rund drei Dutzend Mitwirkenden<br />

unvermeidlich ist.<br />

Steht die Gitarre im Mittelpunkt deines<br />

neuen Projekts?<br />

Sie ist definitiv im Zentrum des Geschehens – ein<br />

Schelm, wer Böses dabei denkt, schließlich bin ich<br />

Gitarrist (lacht). Ich habe eine kleine späte Rache an<br />

den Originalen geübt, denn zur Zeit ihrer Entstehung<br />

stand mein Instrument nicht im Vordergrund.<br />

Dies habe ich ganz egoistisch ein wenig korrigiert …<br />

Wie kam es zu all den Mitstreitern?<br />

Das sind durchweg Freunde von mir, deren Privatnummern<br />

ich habe. Mit meiner Ehefrau Jo habe<br />

ich sie in tage- und nächtelangen Telefonsessions<br />

angerufen und ihnen das Projekt erklärt. Wir<br />

erhielten keine einzige Absage!<br />

Darauf bin ich sehr<br />

s<strong>to</strong>lz.<br />

Ist so ein Projekt<br />

nicht sehr teuer?<br />

Bis auf ganz wenige Ausnahmen<br />

basiert die Kooperation<br />

auf einem<br />

Tauschgeschäft:<br />

Ich habe<br />

den Mitwirkenden<br />

versprochen, dass<br />

ich bei einem ihrer<br />

nächsten Projekte<br />

helfen werde<br />

(lacht). Wenn sie<br />

mich als Musiker<br />

nicht wollen, wasche<br />

ich eben ihre<br />

Au<strong>to</strong>s oder putze<br />

ihre Häuser. Ich bin<br />

darin ziemlich gut,<br />

frag meine Frau!<br />

Aber im Ernst: Wir<br />

alle sind GENESIS<br />

REVISITED II spontan<br />

angegangen, weil<br />

wir diesen Enthusiasmus<br />

für die Genesis-<br />

Originale besitzen. Natürlich<br />

hoffen wir, dass<br />

wir mit der Neuinterpretation<br />

einiger Nummern auch die<br />

junge Generation begeistern<br />

können.<br />

Im nächsten Jahr soll alles auch live umgesetzt<br />

werden ...<br />

Die Planungen sind noch nicht komplett abgeschlossen,<br />

aber wir werden das durchziehen,<br />

weil wir alle versessen darauf sind. Wir<br />

wollen das komplette Jahr über in vielen<br />

Hallen weltweit auftreten; sechs bis acht<br />

Leute sollen auf der Bühne stehen, jeder<br />

Auftritt wird mindestens zweieinhalb<br />

Stunden dauern. Ich freue mich schon<br />

unbändig darauf!<br />

Glaubst du noch an<br />

Auftritte mit den Genesis-Originalmitgliedern?<br />

Ich war immer offen für<br />

die „Original-Lösung”<br />

und bin es noch immer.<br />

Doch die Chance<br />

auf eine Realisierung<br />

schwindet Jahr für<br />

Jahr. Alle Beteiligten<br />

haben weiterhin<br />

Kontakt, sind<br />

Freunde. Aber speziell<br />

Phil Collins und<br />

Peter Gabriel haben<br />

aus unterschiedlichen<br />

Gründen nicht die<br />

große Motivation, diese<br />

Idee umzusetzen. Phils Gehör<br />

ist angeschlagen, Peter hat<br />

sehr viele andere Projekte. Jetzt<br />

schauen wir erst mal, wie „Genesis<br />

Revisited” läuft. Wer weiß, vielleicht<br />

akzeptiert uns die Menschheit<br />

ja als die legitimen Nachfolger des<br />

Originals! Mich würde es freuen …<br />

Seite 106 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


tOP VINYL UND CD beI<br />

LP<br />

ODER<br />

CD<br />

€14, 99<br />

JE<br />

EUROPE<br />

Bag Of Bones<br />

UNISONIC<br />

Unisonic<br />

STRATOVARIUS<br />

Elysium<br />

LOSTBOY! AKA JIM KERR<br />

Lostboy! aka Jim Kerr<br />

PUSHKING<br />

The World As We Love It<br />

CHICKENFOOT<br />

III<br />

GAMMA RAY<br />

To The Metal<br />

FOREIGNER<br />

Can‘t Slow Down<br />

SKUNK ANANSIE<br />

Paranoid & Sunburnt<br />

BETONTOD<br />

Entschuldigung für Nichts<br />

NOFX<br />

Self Entitled<br />

Knallerpreise<br />

BIS SILVESTER 2012!<br />

AGAINST ME!<br />

Total Clarity<br />

RE-MACHINED<br />

A tribute <strong>to</strong> Deep Purple‘s<br />

Machine Head


SINGLES<br />

VOR 45 JAHREN<br />

16. November 1967<br />

Foundations<br />

Baby Now That I’ve Found You<br />

Dave Dee, Dozy, Beaky, Mick & Tich<br />

Zabadak!<br />

Bee Gees<br />

Massachusetts<br />

Engelbert Humperdinck<br />

The Last Waltz<br />

Troggs<br />

Love Is All Around<br />

Kinks<br />

Autumn Almanac<br />

Long John Baldry<br />

Let The Heartaches Begin<br />

Donovan<br />

There Is A Mountain<br />

Frankie Vaughan<br />

There Must Be A Way<br />

Dave Clark Five<br />

Everybody Knows<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

LPs<br />

VOR 45 JAHREN<br />

16. November 1967<br />

Soundtrack<br />

The Sound Of <strong>Music</strong><br />

Beatles<br />

Sgt Pepper’s Lonely Hearts Club Band<br />

Various Artists<br />

British Mo<strong>to</strong>wn Chartbusters<br />

Various Artists<br />

Break Through<br />

Cream<br />

Disraeli Gears<br />

Beach Boys<br />

Best Of The Beach Boys Vol. 2<br />

Donovan<br />

Universal Soldier<br />

Beach Boys<br />

Smiley Smile<br />

Soundtrack<br />

Dr. Zhivago<br />

Engelbert Humperdinck<br />

The Last Waltz<br />

SINGLES<br />

VOR <strong>40</strong> JAHREN<br />

16. November 1972<br />

Gilbert O’Sullivan<br />

Claire<br />

Chuck Berry<br />

My Ding-A-Ling<br />

Lieutenant Pigeon<br />

Mouldy Old Dough<br />

Shangri-Las<br />

Leader Of The Pack<br />

Donny Osmond<br />

Why<br />

10cc<br />

Donna<br />

Shag<br />

Loop Di Love<br />

Osmonds<br />

Crazy Horses<br />

Carpenters<br />

Goodbye To Love<br />

Junior Campbell<br />

Hallelujah Freedom<br />

GB-CHARTS<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

LPs<br />

VOR <strong>40</strong> JAHREN<br />

16. November 1972<br />

Simon & Garfunkel<br />

Greatest Hits<br />

Various Artists<br />

Leo Sayer<br />

20 All Time Greats Of The 50s You Make Me Feel Like Dancing<br />

Cat Stevens<br />

Catch Bull At Four<br />

Gilbert O’Sullivan<br />

Back To Front<br />

Rod Stewart<br />

Never A Dull Moment<br />

Bread<br />

Best Of Bread<br />

Max Bygraves<br />

Sing Along With Max<br />

Various Artists<br />

20 Star Tracks<br />

Gary Glitter<br />

Glitter<br />

David Cassidy<br />

Cherish<br />

SINGLES<br />

VOR 35 JAHREN<br />

16. November 1977<br />

Chicago<br />

If You Leave Me Now<br />

Pussycat<br />

Mississippi<br />

Tavares<br />

Don’t Take Away The <strong>Music</strong><br />

Wild Cherry<br />

Play That Funky <strong>Music</strong><br />

Showaddywaddy<br />

Under The Moon Of Love<br />

Manhattans<br />

Hurt<br />

Dr. Hook<br />

If Not You<br />

Demis Roussos<br />

When Forever Has Gone<br />

Joan Armatrading<br />

Love And Affection<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

LPs<br />

VOR 35 JAHREN<br />

16. November 1977<br />

Bread<br />

The Sound Of Bread<br />

Sex Pis<strong>to</strong>ls<br />

Never Mind The Bollocks Here’s The Sex Pis<strong>to</strong>ls<br />

Diana Ross & The Supremes<br />

20 Golden Greats<br />

Stranglers<br />

No More Heroes<br />

Various Artists<br />

Feelings<br />

Cliff Richard<br />

<strong>40</strong> Golden Greats<br />

Queen<br />

News Of The World<br />

Rod Stewart<br />

Footloose And Fancy Free<br />

Santana<br />

Moonflower<br />

Fleetwood Mac<br />

Rumours<br />

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Seite 108 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


WOODEN SKY<br />

New<br />

comer<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Kanadier auf Höchstniveau<br />

Die Gruppe um den Komponisten und vorzüglich singenden Multi-Instrumentalisten<br />

Gavin Gardiner entstammt der fruchtbaren Campus-Folk-Rockszene<br />

Toron<strong>to</strong>s. Die Band startete mit ihrem nach diversen Seiten stiloffenen Folk-Rock<br />

2003 und präsentierte Ende 2010 ihr zweites Album IF I DON'T COME HOME<br />

YOU'LL KNOW I'M GONE. Das erste, WHEN LOST AT SEA (2008, #33 in Kanada),<br />

ließ bereits aufhorchen: Die Mischung aus kraftvollen Rocktönen und weichen,<br />

aber nicht schlabberigen Folk- und Country-Elementen stimmte<br />

in sich, die Songs kamen allesamt melodisch stark rüber. Der<br />

Nachfolger baute all das noch aus und ergab ein Meisterwerk.<br />

Die Musik ist zwar im Kern Americana-Folk-Rock, weist aber<br />

auch Anklänge an blues-rockige Strukturen à la Allman Bro<strong>the</strong>rs,<br />

an den Kunstanspruch von Wilco und – in fein dosierter<br />

Form – sogar an kakofonische Vorstellungen wie bei den Flaming Lips auf. Diese<br />

Spannbreite erfordert natürlich hochkomplexe Arrangements, darum wurden neben<br />

den üblichen Rockinstrumenten auch Streicher, Harmonium, Steelguitar, Mandoline<br />

und Klarinette integriert. Das aktuelle Album EVERY CHILD A DAUGHTER,<br />

EVERY MOON A SUN tritt stilistisch etwas kürzer, man konzentriert sich auf eine<br />

Mischung aus verhalten druckvollem und be<strong>to</strong>nt balladeskem Country-Folk-Rock<br />

und Art-Rock à la Wilco. Nur bei "I'm Your Man" bricht die Gitarre mal gedrosselt<br />

krachend aus. Ansonsten regieren zarte, schwermütige Balladen ("Angelina", "Bald,<br />

Naked And Red") und Soft-Rock auf Himalaya-Niveau, wobei "Child Of The Valley"<br />

und "Take Me Out" zu den bislang besten Songs der Gruppe gehören. hjg<br />

The Fling<br />

Großer Wurf auf Daddys Spuren<br />

Früher lehnten sich junge Musiker gegen ihre Eltern auf, indem sie sich die<br />

Haare lang wachsen ließen und lauten Krach fabrizierten. Und jetzt treten<br />

sie in die Fußstapfen ihrer Väter, gerade weil die Haare wachsen und sie ihre<br />

E-Gitarren aufdrehen. So auch bei den Brüdern Dustin und Graham Lovelis<br />

aus Long Beach, Kalifornien: Sie gründeten eine Band, die mit The Fling („Der<br />

Wurf") sogar den Namen der früheren Combo ihres Daddys übernahm. Vor<br />

einem Jahr veröffentlichten sie in den USA ihr grandioses<br />

Debütalbum WHEN THE MADHOUSE APPEAR,<br />

das nun auch in Deutschland erhältlich ist – dank<br />

des kleinen Hamburger Independent-Labels Devil-<br />

Duck. Die CD enthält zwölf wunderschöne Songs,<br />

die mit Chorgesängen und mal folk rockig perlenden,<br />

mal fuzztönig verzerrten Gitarren deutlich von<br />

den Sixties und Bands wie den Beatles und Byrds<br />

beeinflusst sind. Der Opener "Friend Of Mine" nimmt einen mit seinem vibrierenden<br />

Westcoast-Sound sofort gefangen, den schleppenden Country-Walzer<br />

"Nothing Makes Sense" hätten Buffalo Springfield kaum besser hinbekommen,<br />

und durch das psychedelische "Out Of My Head" hört man die Lovin' Spoonful<br />

trapsen. Neben Dustin (voc, g) und Graham (b, voc) gehören Justin Roeland (g,<br />

keys, voc), Joel Bond (g, keys, voc) und Justin Ivey (dr) zum Quintett. Hoffentlich<br />

kommt das Nachfolge-Album nicht wieder erst mit einem Jahr Verspätung<br />

über den großen Teich ...<br />

frs<br />

COCKER.COM <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 109<br />

DAS NEUE<br />

ALBUM<br />

AB 16.11.12 ERHÄLTLICH


Seit dem 1. Ok<strong>to</strong>ber ist die Zeit der<br />

Ungewissheit und des Bangens<br />

vorbei: Nach drei <strong>Jahre</strong>n ist das Insolvenzverfahren<br />

bei SPV, einer der<br />

international renommiertesten deutschen<br />

Indie-Plattenfirmen, abgeschlossen. Mit<br />

neuen Gesellschaftern und Errol Rennalls als<br />

Geschäftsführer legt das inzwischen enorm<br />

geschrumpfte, aber immer noch sehr effektiv<br />

arbeitende Unternehmen wieder voll los,<br />

um an alte Erfolgszeiten anzuknüpfen und<br />

in eineinhalb <strong>Jahre</strong>n das 30-jährige Firmenjubiläum<br />

als Schallplatten, Produktion und<br />

Vertrieb GmbH zu feiern.<br />

SPV ist die Company aus Hannover, deren Künstlerriege<br />

der letzten drei Jahrzehnte sich wie ein<br />

Lexikon der Rockmusik liest: The Who, Jimmy Page<br />

& The Black Crowes, Motörhead, Lynyrd Skynyrd,<br />

Judas Priest, Paul Rodgers, Dio, Molly Hatchet,<br />

Alice Cooper, Whitesnake, Helloween,<br />

Glenn Hughes haben dort Tonträger<br />

veröffentlicht, ebenso Robin Gibb,<br />

Xavier Naidoo, Simply Red und Type<br />

O-Negative. Nicht zu vergessen Acts<br />

wie Axel Rudi Pell, Sodom, Magnum,<br />

UFO, Lita Ford, Running Wild und<br />

Freedom Call, die SPV auch während<br />

des Insolvenzverfahrens<br />

die Treue gehalten haben oder<br />

in dieser Zeit dazustießen. „Eigentlich<br />

hatte SPV alle wichtigen<br />

Bands außer AC/DC und Kiss irgendwann<br />

mal unter Vertrag", bringt es Olly<br />

Hahn auf den Punkt, der seit 2001 in Hannover<br />

mit an Bord und heute beim angesehenen<br />

SPV-Label Steamhammer als A&R- und<br />

Product-Manager tätig ist.<br />

Der Name SPV steht als Synonym für Hard<br />

Rock und Heavy Metal, auch wenn das Unternehmen<br />

während seines Bestehens Platten<br />

von Punk-, Gothic-,<br />

New-Wave-,<br />

EBM- und Pop-<br />

Interpreten<br />

veröffentlicht<br />

hat. Olly Hahn<br />

schildert die<br />

Firmengeschichte<br />

im<br />

Schnelldurchlauf:<br />

„SPV<br />

entstand<br />

am 1.<br />

Januar<br />

Alice Cooper<br />

Olly Hahn<br />

Weiter geht's –<br />

mit schwarzen Zahlen<br />

Frank Uhle<br />

1984 aus den Überresten des Boots-Vertriebes und<br />

wurde von Manfred Schütz gegründet" (siehe auch<br />

das Labelporträt von Schütz' neuer Company MiG<br />

in <strong>GoodTimes</strong> 2011/2). Der Macher bewies schon<br />

damals ein Näschen für kommende Trends und<br />

übernahm früh den deutschlandweiten<br />

Vertrieb von US-Labels wie<br />

Metal Blade, Roadrunner, <strong>Music</strong> For<br />

Nations und auch Noise aus Berlin –<br />

er schob so den Heavy-Metal-Boom<br />

der frühen 80er<br />

<strong>Jahre</strong> kräftig mit<br />

an. „Manfred hat<br />

aber auch sehr<br />

schnell eigene<br />

Labels gegründet.<br />

Steamhammer war nicht<br />

das erste, denn die Debüt-EP 'In<br />

The Sign Of Devil' der Gelsenkirchener<br />

Thrash-Band Sodom<br />

erschien auf Devil Records, erst<br />

danach lief alles über Steamhammer."<br />

Heute teilweise in Vergessenheit<br />

geratene Namen wie Destruction, Iron Angel,<br />

Metal Church, Laaz Rockit oder Zed Yago fallen im<br />

Gespräch, aber auch die Hannoveraner Band Fury In<br />

The Slaughterhouse. Die hatte zwar mit Metal nichts<br />

im Sinn, avancierte<br />

aber ab<br />

Ende der 80er<br />

<strong>Jahre</strong> zum erfolgreichsten<br />

SPV-Act überhaupt<br />

– neben<br />

den internationalen<br />

Topverkäufern<br />

Jimmy<br />

Page & The<br />

Olly Hahn mit UFO: Manager Peter Knorn,<br />

Vinnie Moore & Phil Mogg (v.l.)<br />

Black Crowes:<br />

„Fury haben<br />

hier bei SPV fast fünf Millionen Einheiten verkauft",<br />

konstatiert Frank Uhle, der SPV als General Manager<br />

durch die unruhigen Zeiten des Insolvenzverfahrens<br />

gesteuert hat.<br />

Heute sind 14 Mitarbeiter bei SPV tätig – 150<br />

waren es zu Hoch-Zeiten Mitte der 90er <strong>Jahre</strong><br />

Seite 110 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

weltweit, ehe die wirtschaftliche Schlagseite<br />

kam. „Wir mussten richtig abspecken und<br />

umstrukturieren, können aber heute sagen,<br />

dass wir mit 15 Prozent der damaligen Mitarbeiter<br />

in 2009 durch Umstrukturierung<br />

und Auslagerung bestimmter Arbeitsbereiche<br />

heute sogar mehr Services anbieten, ohne an<br />

Schlagkraft eingebüßt zu haben", sagt Uhle<br />

mit S<strong>to</strong>lz.<br />

„Es ist uns<br />

gelungen,<br />

nicht nur<br />

unsere Partner<br />

davon<br />

zu überzeugen<br />

- mit den Kollegen,<br />

die im Team<br />

verblieben sind,<br />

haben wir die Qualität<br />

gehalten, wenn nicht sogar verbessert", zieht<br />

er Bilanz.<br />

Warum das Unternehmen überhaupt an den Rand<br />

des Abgrunds geraten war? Ein aufgeblasener<br />

Personalapparat, zu viel Geld für namhafte Acts, die<br />

die Ausgaben nicht<br />

einspielen konnten<br />

– so wollen<br />

es Uhle und Hahn<br />

nicht formulieren,<br />

sie stellen einfach<br />

fest: „Es wurden<br />

Fehler gemacht."<br />

Uhle: „Das haut<br />

bei einem mittelständischen<br />

Unternehmen<br />

wie uns<br />

gleich ins Kon<strong>to</strong>r.<br />

Ein Major verkraftet schon mal den ein oder anderen<br />

Flop im Geschäftshalbjahr, weil andere Produkte genug<br />

Umsatz und Gewinn einbringen; aber bei einem<br />

Mittelständler bringt das eben gleich das ganze Geschäftsjahr<br />

in die roten Zahlen." Doch<br />

die haben die heute Verantwortlichen<br />

schon einige Monate nach der Insolvenzeröffnung<br />

in den schwarzen<br />

Sek<strong>to</strong>r gelenkt. Außerdem war Pech<br />

im Spiel, wie Hahn an einem konkreten<br />

Beispiel schildert: „Robin<br />

Gibbs Album sollte im Januar<br />

2003 erscheinen. Es war alles<br />

geplant mit Fernsehsendungen,<br />

Tageszeitungen,<br />

das volle<br />

Programm. Und<br />

dann starb drei Wochen vor<br />

der Veröffentlichung Maurice<br />

Gibb – da machte Robin<br />

drei Monate lang keine Promotion,<br />

und schon war das ganze<br />

Thema hinfällig geworden<br />

und unrentabel."<br />

Labelporträt<br />

Lita Ford


Vorsichtig erweitert man inzwischen bei SPV wieder die Geschäftsfelder. „Wir<br />

sind mit einigen namhaften Acts im Gespräch, docken neue Vertriebslabels<br />

an", beschreibt es Hahn. Und auch das Glück ist zurück, wie die Verkaufserfolge<br />

der Chartstürmer Frei.Wild und Mono Inc. belegen, die auf dem SPV-Vertriebslabel<br />

Rookies & Kings unter dem Management von Stefan Harder veröffentlicht<br />

wurden. Ein wichtiges Betätigungsfeld ist der Vinylsek<strong>to</strong>r, der etwa zehn bis<br />

zwölf Prozent zum Umsatz beiträgt, wie in etwa gleichem Umfang auch der<br />

Online-Sek<strong>to</strong>r. „Wenn man eine Limited Edition macht, die schön aussieht, und<br />

nicht so ein 08/15-Teil ist, dann verkauft man auch noch! Ist Vinyl gut gemacht<br />

– und wir bringen die immer mit Doppel-Gatefold, mit farbigem Vinyl, vielleicht<br />

auch mit Bonus-Tracks –, wird das auch honoriert und gekauft. Da haben wir<br />

eine sehr ordentliche Verkaufsmenge von<br />

1000 bis 3000 Stück pro Titel", schildert<br />

Hahn die Entwicklung.<br />

Deutlich kürzer tritt die Firma in Sachen<br />

DVDs. Reine Konzertmitschnitte sind<br />

nicht Hahns Ding, „aber wenn wir richtig<br />

schöne Dokus haben, machen wir die<br />

schon", kündigt er für 2013 derartige DVD-<br />

Editionen der Metal-Veteranen Raven und<br />

Assassin an. Gestrichen sind in Hannover<br />

hingegen Hörbücher, obwohl gerade SPV zu den Vorreitern gehörte und mit der<br />

„John Sinclair Reihe" dieses Format erstmals auch in Plattenläden, zu Saturn und<br />

Media Markt brachte. Hahn:<br />

„Davon haben wir etwa eine<br />

Million verkauft."<br />

Gegen <strong>Jahre</strong>sende ist ein<br />

Blick in die Zukunft gestattet,<br />

um schon mal den Appetit<br />

der Fans und potenziellen<br />

Käufer zu wecken: Bis zum<br />

Frühjahr sollen neue Produkte<br />

(frisch eingespielt oder neu<br />

aufgelegt) von so unterschiedlichen<br />

Acts wie Die Krupps,<br />

Klaus Schulze, Anyone's<br />

Daughter, Vicious Rumours,<br />

Kingdom Come, Mad Max, Kamelot,<br />

Raven, Sodom, Freedom<br />

Intersphere<br />

Call, Intersphere und Fair Warning erscheinen. Und auch die Reissue-Labels Yellow<br />

(Schwerpunkt Country) und Blue (Blues, Rock) werden reaktiviert. Neuauflagen<br />

von Bands wie Asleep At The Wheel und Diamond Rio wird es dann geben.<br />

SPV will sich breiter aufstellen und durch den Umzug in den Peppermint<br />

Pavillion auf dem früheren Expo-Gelände die Synergie-Effekte nutzen, die<br />

sich mit den Geschäftsfeldern der neuen Besitzer ergeben. Das aber vorsichtig<br />

und nicht um jeden Preis, schließlich hat man aus der jüngeren Vergangenheit<br />

gelernt. So werden mit Martin Lanzerath und Wolfgang Funk weitere externe<br />

A&Rs in das SPV-Set-Up integriert. „Wir wollen über unseren<br />

Kernkompetenz-Tellerrand hinausblicken, was man in Zukunft<br />

sinnvoll andocken kann. Aber immer unter der Prämisse, dass es<br />

für SPV glaubwürdig bleibt – wir werden sicher nicht vorrangig<br />

Pop-, Dance-, Disco-Genres bedienen, wollen aber unseren Horizont<br />

schon ein bisschen erweitern", formuliert es Frank Uhle.<br />

Und er ist bei aller Erleichterung über den Abschluss der Insolvenz<br />

durchaus selbstbewusst: „Das Interessante ist doch, dass<br />

die Marke SPV nach all dieser Zeit keinerlei Schaden davongetragen<br />

hat!"<br />

Olly Hahn legt nach: „Wir wollen nicht den Fehler machen,<br />

dass wir jetzt wieder überkandideln und alles unter Vertrag<br />

nehmen, was bei drei nicht auf den Bäumen ist. Wir werden<br />

weiter mit realistischen Acts unsere Grundabdeckung haben und<br />

versuchen, hier und da mit ein paar größeren Künstlern zu arbeiten<br />

– aber dann auch wirklich ausgesucht und nicht zu viele."<br />

Namen werden allerdings noch nicht genannt, schließlich soll 2013<br />

einige SPV-Überraschungen bescheren –<br />

diesmal aber bitte nur positive ...<br />

Philipp Roser<br />

LIVE IN CONCERT<br />

50 JAHRE<br />

THE BEACH BOYS<br />

Die aktuelle LIVE DVD,<br />

inklusive aller Hits wie z.B.<br />

„Good Vibrations“,<br />

„Wouldn´t It Be Nice” und<br />

“California Girls”.<br />

Plus zusätzliches Interview-Material,<br />

sowie bisher ungesehener<br />

Aufnahmen der 1966er<br />

„Good Vibrations“ und 2012er<br />

„That‘s Why God Made <strong>the</strong> Radio“<br />

Recording Session!<br />

Erhältlich als 2 DVD<br />

und Blu-ray.<br />

www.universal-music.de


Doppelhals &<br />

Solo-Album<br />

Do<br />

n Felder gab<br />

einst Tom<br />

Pettyty Git<br />

itarrenunter<br />

richt, spiel<br />

te in Ga<br />

in<br />

esville,<br />

Florida, mit Stephe<br />

n Stills bei<br />

The<br />

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4 zu<br />

den Eagles, st<br />

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i – und wurde Anfa<br />

ng<br />

2001 vor die Tür gese<br />

tzt. 29 <strong>Jahre</strong> nach<br />

seinem<br />

Solodebüt AIRBOR<br />

NE läs<br />

st er nun ROAD<br />

TO<br />

FOREVER folgen. Der 65<br />

-Jährige<br />

im Gesp<br />

rä<br />

ch<br />

mit <strong>GoodTimes</strong>-Mitarbeiter Phil<br />

ipp Roser.<br />

Meditation scheint in deinem Leben eine wichtige<br />

Rolle zu spielen ...<br />

Das mache ich zu bestimmten Zeiten, aber nicht unbedingt<br />

täglich. Wenn größere Entscheidungen anstehen,<br />

wenn es Beziehungsprobleme gibt, meditiere<br />

ich. Dann tauche ich in mich selbst ein, suche nach<br />

Antworten. Bislang hat mich das in der Regel zu guten<br />

Orten geführt, wenn ich meinem Instinkt gefolgt bin.<br />

Half es, als du an deinem Buch Heaven & Hell<br />

– My Life In The Eagles" von 2008 "<br />

gearbeitet<br />

hast?<br />

Ja, sehr! Da lief gerade die Trennung von den Eag les,<br />

und nahezu parallel wurde ich nach 29 <strong>Jahre</strong>n Ehe geschieden<br />

– plötzlich waren alle Rollen zerbrochen, die<br />

ich bis dahin gespielt hatte: Ehemann, Vater, Rockstar<br />

in einer großen Band. Alles war plötzlich weg. Ich ließ<br />

mein Leben noch einmal an mir vorüberziehen: Wie<br />

ich in einer dreckigen, kleinen<br />

Straße in Gainesville aufgewachsen<br />

war, all meine Wege, die<br />

mich schließlich zu den Eagles<br />

geführt hatten – und plötzlich<br />

war alles vorbei und ich nicht<br />

mehr derjenige, der ich bis dahin<br />

gewesen war. Damals fing ich<br />

an zu meditieren, jeden Tag. Ich<br />

habe versucht, mir alle Erinnerungen<br />

und Erfahrungen wieder<br />

bewusst zu machen. Das alles schrieb ich<br />

auf, gab<br />

es meiner damaligen Verlobten zum Lesen, und die<br />

meinte, daraus müsse man ein Buch machen.<br />

Und dann schloss sich ROAD<br />

TO FOREVER an?<br />

Während ich das Buch schrieb,<br />

komponierte ich auch wieder<br />

Songs. Denn ich erinnerte mich<br />

plötzlich wieder an die Zeit,<br />

als ich zehn <strong>Jahre</strong> alt war und<br />

dann im Laufe der <strong>Jahre</strong> entdeckte,<br />

wie groß meine Liebe<br />

zum Livespielen, Schreiben und<br />

Aufnehmen von Musik gewesen<br />

ist. Und so habe ich mein Leben gewissermaßen in<br />

Songs gepackt.<br />

Die Songs sind also au<strong>to</strong>biografisch?<br />

Ein Teil des Titelstücks entstand, als mein Vater starb<br />

– er arbeitete bis 65 und starb dann mit 66. Daraus<br />

entstand ein Song über<br />

ein intensives Leben mit<br />

vielen Höhen und Tiefen.<br />

Ich führte viele Gespräche<br />

mit Greg Ladanyi, der<br />

das Album produzieren<br />

sollte, aber kurz vor dem<br />

Aufnahmebeginn starb.<br />

Er hatte mir eine Liste<br />

mit Leuten gegeben, die<br />

an der Platte mitwirken<br />

sollten. Einige habe ich<br />

dann ins Studio geholt, Steve Luka<strong>the</strong>r zum<br />

Beispiel.<br />

Die Eagles in den 70er <strong>Jahre</strong>n mit Don Felder (vorne rechts)<br />

Auch deine Freunde David Crosby, Graham<br />

Nash und Stephen Stills sind dabei<br />

gewesen ...<br />

"Fall From The Grace Of Love” schildert meine<br />

Emotionen während dieses <strong>Jahre</strong>s der<br />

Trennungen. Der Song hat einen großen<br />

Chorus – da lag es nahe, David und Graham<br />

zu fragen. Einen meiner ersten Jobs nach<br />

dem Umzug nach Los Angeles hatte ich damals für<br />

sie gespielt. Und mit Stephen hatte ich eine Band, als<br />

wir 15 <strong>Jahre</strong> alt waren.<br />

Du hast mit Ausnahme<br />

von Steve Luka<strong>the</strong>rs<br />

Beitrag zum Titelsong<br />

alle Gitarren selbst gespielt elt und kreierst er so immer<br />

wieder eigene Atmosphären ...<br />

Bei den Eagles habe ich gelernt, einen Song so anzulegen,<br />

dass die Gitarre nur dort spielen sollte, wo<br />

der Gesang nicht zu hören ist. Denn sonst lenkt sie ab<br />

vom Text. Die Löcher im Gesangsvortrag sollte man<br />

füllen – und wenn das Solo kommt, sollte es genauso<br />

wichtig und ausdrucksstark sein wie der Leadgesang.<br />

Und für mein Empfinden sollte ein Solo melodiös<br />

und vor allem simpel strukturiert sein, so dass man es<br />

mitsummen kann. Dazu kommt, dass mich in jungen<br />

<strong>Jahre</strong>n Bläser sehr geprägt haben, weil mein Vater viel<br />

Musik von Tommy Dorsey und Glenn Miller hörte.<br />

Daher schreibe ich meine Soli meist so, dass sie auch<br />

ein Bläser spielen könnte. Das<br />

Solo auf "One Of These Nights”<br />

der Eagles klingt wie ein Altsaxofon.<br />

Eines deiner Markenzeichen<br />

ist bis heute die Doppelhalsgitarre<br />

...<br />

Als ich 14 war, sah ich Chet Atkins<br />

live im Day<strong>to</strong>na Beach Audi<strong>to</strong>rium.<br />

Er spielte eine Stereogitarre,<br />

bei der die oberen und<br />

die unteren drei<br />

Saiten jeweils einen eigenen Tonabnehmer<br />

hatten. Er erinnerte während der Show an<br />

den Bürgerkrieg. Um auszudrücken, dass der Norden<br />

und Süden zusammengehören, spielte er den "Yankee<br />

Doodle Dandy” auf den tiefen Saiten und gleichzeitig<br />

auf den anderen "Dixie”. An dieses Prinzip erinnerte<br />

ich mich, als wir überlegten, wie wir "Hotel California”<br />

live umsetzen könnten. Im Studio hatte ich so<br />

viele einzelne Parts gespielt, die aber alle wichtig waren.<br />

Also ließ ich mir eine Doppelhalsgitarre bauen,<br />

mit einem zwölf- und einem sechssaitigen Hals. Mit<br />

diversen Knöpfen konnte ich hin- und herschalten<br />

und so in etwa den Sound der Platte auch auf der<br />

Bühne reproduzieren.<br />

© Pressefo<strong>to</strong>s<br />

Seite 112 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


PAUL VINCENT<br />

PAUL VINCENT<br />

MY BEATLES SONGBOOK<br />

PAUL VINCENT<br />

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VINCENT ROCKS<br />

DIE NEUE<br />

PAUL VINCENT<br />

HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH!<br />

PAUL VINCENT<br />

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Jeff Wayne<br />

Krieg der Welten – die nächste Version<br />

Als Hörspiel, TV-Serie und Film wurde das 1898<br />

von H.G. Wells geschriebene Buch „The War<br />

Of The Worlds" (Krieg der Welten) mehrfach<br />

in Bild und Ton umgesetzt. Doch keine dieser<br />

Versionen war so erfolgreich wie das Konzeptalbum<br />

von Jeff Wayne aus dem Jahr 1978. Top-10-Platzierungen<br />

in 22 Ländern (11x auf Rang 1) – THE WAR<br />

OF THE WORLDS räumte richtig ab, erschien auch<br />

in einer deutschen und spanischen Version. Richard<br />

Bur<strong>to</strong>n sprach die Hauptrolle, führte als Journalist<br />

Herbert George durch die Geschichte, in der Justin<br />

Hayward, David Essex, Phil Lynott und Julie Coving<strong>to</strong>n<br />

in weiteren Hauptrollen singend zu hören waren.<br />

Mehr als 13 Millionen Exemplare wurden von der<br />

Original-Doppel-LP verkauft, die ab 2006 regelmäßig<br />

<strong>to</strong>urende musikalische Bühnenumsetzung füllte<br />

weltweit Arenen.<br />

Nun hat der inzwischen 69-jährige<br />

Wayne – ein New Yorker, der<br />

schon lange im UK lebt – sein<br />

Werk überarbeitet und komplett<br />

neu aufgenommen. Mit Liam<br />

Neeson als Erzähler, dazu Joss<br />

S<strong>to</strong>ne, Gary Barlow (Take That),<br />

Alex Clare, Maverick Sabre und<br />

Ricky Wilson (Kaiser Chiefs) als<br />

Vertreter der „New Generation",<br />

wie das aktuelle Opus im Untertitel<br />

heißt. In England hatte<br />

Wayne die überaus opulente<br />

<strong>Music</strong>alversion bei Drucklegung<br />

dieser <strong>GoodTimes</strong>-Ausgabe bereits<br />

in Marsch gesetzt. Ab dem<br />

3. Januar wird sie dann auch in fünf deutschen<br />

Städten zu erleben sein. Von den Beteiligten, die mit<br />

Wayne im Studio waren, ist Wilson dabei, ansonsten<br />

werden Jason Donovan, Marti Pellow (Wet Wet Wet)<br />

und Kerry Ellis singend auf der Konzertbühne stehen.<br />

Wayne erzählte <strong>GoodTimes</strong>-Mitarbeiter Philipp<br />

Roser mehr über das Album und die Show.<br />

Fo<strong>to</strong>s: © Sony <strong>Music</strong><br />

Nicht mehr Boygroup, sondern Weltenkrieg:<br />

Gary Barlow (r.) mit Jeff Wayne.<br />

Warum überhaupt eine Neueinspielung, warum jetzt "<br />

The New<br />

Generation"?<br />

Die Frage ist legitim und naheliegend. Als ich vor<br />

sechs <strong>Jahre</strong>n die Bühnenversion schuf und diese<br />

Multimedia-Extravaganza und Live-Performance<br />

erlebte, wurde mir klar, dass<br />

aus dramaturgischer Sicht noch<br />

sehr viel mehr möglich wäre. Im<br />

Lauf der Zeit wurde ich auch<br />

immer wieder auf das Thema<br />

einer Bearbeitung angesprochen.<br />

Zwei <strong>Jahre</strong> lang habe ich<br />

dann mit mir selbst gerungen,<br />

ehe ich mich aufraffte. Ich habe<br />

mir das Originalskript noch einmal<br />

vorgenommen, ebenso das<br />

Buch von H.G. Wells. Von den<br />

ursprünglichen Aufnahmen war<br />

damals einiges auf der Strecke<br />

geblieben, weil die Kapazität des<br />

Vinyls limitiert war, obwohl wir ja<br />

eine Doppel-LP gemacht hatten.<br />

Ich entdeckte im Archiv noch<br />

einiges an Musik, die es allemal<br />

wert war, diesmal mit veröffentlicht<br />

zu werden. Außerdem habe<br />

ich manche Passagen um- und<br />

auch ganz neu geschrieben und<br />

dann alles bis auf die Streicher<br />

komplett neu aufgenommen. Es<br />

wurden frische Sounds kreiert<br />

und die heutigen Studiomöglichkeiten<br />

genutzt. Um es an<br />

einer Zahl zu verdeutlichen: Richard Bur<strong>to</strong>n hatte<br />

damals auf Platte und live 74 Einzelsequenzen. Bei<br />

Nachfolger Liam Neeson sind es auf dem Album und<br />

in der 3D-Holografie-Produktion für die Bühnenshow<br />

90 Sequenzen, das heißt einzelne, voneinander<br />

unabhängige Auftrittseinheiten! Alles in allem hat<br />

die Arbeit an der Neufassung zwei <strong>Jahre</strong> gedauert.<br />

Es ist eine komplett neue Besetzung – gab es Überlegungen,<br />

auch Beteiligte des ersten Line-Ups wieder zu verpflichten?<br />

Wir haben kurz darüber diskutiert, aber das Thema<br />

war relativ schnell vom Tisch, auch wenn bis auf<br />

Phil Lynott alle damals Beteiligten heute noch aktiv<br />

sind. Aber hätten wir auch nur einen zurückgeholt,<br />

wäre der Gedanke der „New<br />

Generation" konterkariert gewesen.<br />

Wie schwierig war es, eine neue Künstlergeneration<br />

für die Neuaufnahmen zu finden?<br />

Das war eine echte Herausforderung! Aber<br />

alle kannten das Original, viele von ihnen<br />

waren sogar Fans. Darum hatten wir keine<br />

Probleme, diejenigen zu überzeugen, die<br />

ich dabei haben wollte. Liam Neeson, den<br />

ich noch nicht kannte, kaufte sich extra das Album,<br />

bevor ich nach New York reiste, um mit ihm über ein<br />

Engagement zu sprechen. Wichtig war für mich auch<br />

eine Erkenntnis, die ich durch die Live-Aufführungen<br />

mit mindestens sechs verschiedenen Bühnenbesetzungen<br />

gewonnen hatte: Jede Rolle ist sehr unterschiedlich<br />

interpretierbar. Was ja für die Hörer und<br />

die Showbesucher durchaus seine Reize hat.<br />

Joss S<strong>to</strong>ne und Gary Barlow vom Studioteam standen für<br />

die Bühnenproduktion nicht zur Verfügung ...<br />

Richtig, beide haben ihre Verpflichtungen,<br />

wollten aber im Studio<br />

mitmachen. Dafür ist Ricky<br />

Wilson auch live vertreten<br />

– und Jason Donovan,<br />

der in England dank<br />

seiner Westend-<br />

<strong>Music</strong>als und TV-<br />

Shows erfolgreicher<br />

ist denn<br />

je, sorgt für ein<br />

Novum: Er war<br />

früher schon als<br />

Seite 114 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


The Artillery Man dabei, den ursprünglich David Essex verkörpert hatte. Jetzt<br />

spielt Jason den Parson Nathaniel, also den verrücktesten Charakter in der Geschichte<br />

– das war für ihn eine enorme Herausforderung, die er bislang bei den<br />

Proben hervorragend gemeistert hat..<br />

Bist du selbst live dabei?<br />

Selbstverständlich! Ich habe bislang alle Aufführungen dirigiert und mache das<br />

jetzt natürlich wieder. Das werde ich so lange machen, bis ich nicht mehr auf das<br />

Dirigentenpodest klettern kann (lacht)!<br />

Wie kam es überhaupt zu THE WAR OF THE WORLDS?<br />

Ich suchte damals längere Zeit nach einem S<strong>to</strong>ff, den ich in einer derartigen Form<br />

umsetzen könnte. Ich habe zahllose Bücher gewälzt, bis mich mein Vater auf<br />

H.G. Wells' „The War Of The Worlds" aufmerksam machte.<br />

Hat das Interesse mit deinem persönlichen Hintergrund zu tun? Du hast ja mal Journalismus<br />

studiert ...<br />

Stimmt, ich habe einen Abschluss der University Of California. Das Journalistikstudium<br />

hat mich sicher für das Thema sensibilisiert.<br />

Du hast während des Studiums auch Martin Lu<strong>the</strong>r King interviewt?<br />

Richtig. Er besuchte unsere Universität, und nach seiner Rede durften einige<br />

Journalisten der Tageszeitungen der Gegend sowie unserer College-Zeitung mit<br />

ihm sprechen. Ich habe<br />

für mein Interview damals<br />

sogar eine Auszeichnung<br />

bekommen.<br />

Fo<strong>to</strong>s: © Sony <strong>Music</strong><br />

In den Spuren von Richard Bur<strong>to</strong>n:<br />

Liam Neeson (r.) & Jeff Wayne<br />

Ein paar <strong>Jahre</strong> später hast du<br />

dann in London am Trinity College<br />

Of <strong>Music</strong> studiert ...<br />

Ich hatte in meiner frühen<br />

Jugend einige <strong>Jahre</strong><br />

in London gelebt, als<br />

mein Vater, der als Sänger<br />

und Schauspieler arbeitete,<br />

dort ein Engagement<br />

hatte. Er bekam<br />

dann später den Auftrag,<br />

ein <strong>Music</strong>al im Londoner<br />

Westend auf die Beine zu<br />

stellen. Und in einem Anfall von Wahnsinn hat er mich als 18-Jährigen beauftragt,<br />

die Musik dafür zu komponieren – und es hat funktioniert, „Two Cities”<br />

war zum Glück ein Erfolg. Die Pausen während dieser Arbeit habe ich genutzt,<br />

um am Trinity College vertiefende Kurse im Dirigieren und Orchestrieren zu<br />

belegen.<br />

Und bist dann später im Musikgeschäft gelandet, hast Rock und Pop gemacht und lange Zeit mit<br />

David Essex kooperiert.<br />

Er war einer der ersten Künstler, mit dem ich arbeitete. Ich nahm ihn unter<br />

Vertrag, und wir hatten einige Erfolge. Ich habe viel Geld riskiert, das ich in ihn<br />

investierte, was sich letztlich aber ausgezahlt hat. So lief es eigentlich immer:<br />

Ich habe stets mein eigenes Geld riskiert, wenn ich von einer Sache überzeugt<br />

war. 1978 hatte ich mit CBS zwar eine Plattenfirma, die mir für das Album ein<br />

ordentliches Budget zur Verfügung stellte. Doch das war nur ein Drittel der<br />

Gesamtkosten – für den Rest habe ich meine Lebensversicherungen eingesetzt!<br />

Und bei den Tourneen ist es meist ähnlich, dass ich zunächst viel Geld selbst<br />

investiere – aber wenn ich von etwas überzeugt bin und es mit Leidenschaft<br />

verfolge, dann riskiere ich auch was.<br />

David Essex war aber nicht dein einziger musikalischer Partner ...<br />

Ich habe in der Folge viele Leute produziert und mit<br />

Songs beliefert, so habe ich einen Film und ein Album<br />

mit The Who gemacht, außerdem viele Filmmusiken<br />

geschrieben, war fürs Fernsehen tätig<br />

und realisierte andere Projekte wie „Spartacus".<br />

Ich habe Soloplatten von Justin Hayward produziert,<br />

mit Ca<strong>the</strong>rine Zeta-Jones und dem<br />

London Symphony Orchestra gearbeitet –<br />

ich hatte eigentlich immer gut zu tun und<br />

glücklicherweise auch einige Erfolge.<br />

30TH<br />

ANNIVERSARY BOX<br />

DIE BOX ENTHÄLT 3 CDS PLUS DVD:<br />

DISC 1<br />

DISC 2<br />

Original Album + 10 Singles / B-Sides<br />

Bonus Tracks<br />

21 Demos & alternate Tracks, 14 davon bisher unveröffentlicht!<br />

DISC 3 Live at Wembley December 1982<br />

23 Tracks, das komplette Konzert der letzten Tour,<br />

bisher unveröffentlicht!<br />

DISC 4 DVD Compilation<br />

Promo clips (Town Called Malice / Precious / The Bitterest Pill)<br />

Trans-Global Unity Express Tour – Live Tracks der Birmingham Show<br />

Danish TV Special / Das komplette Album live im TV Studio gespielt,<br />

45 Minuten Länge<br />

Top Of The Pops 1982 - Town Called Malice / Precious<br />

AUCH ALS 2CD DELUXE EDITION ERHÄLTLICH!<br />

www.universal-music.de


Duffy Power<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Ray Howard (alias Duffy Power; *9.9.1941) aus<br />

Fulham hatte immer die besten Begleiter: das<br />

Gitarrengenie John McLaughlin ebenso wie<br />

Jack Bruce und Gary Brooker. Warum also<br />

jetzt ein zarter, spartanischer Solo-Unplugged-Ansatz<br />

mit seltenen Gästen? „ Jetzt' ist gut: Wir nahmen das<br />

'<br />

Album schon zwischen 2001 und 2003 auf. Drei <strong>Jahre</strong><br />

dauerte es, weil immer Geld fehlte. Wir versuchten,<br />

verschiedene Musiker zu beteiligen, aber das stellte<br />

sich als Fehler heraus. So kam ich auf die Idee mit<br />

dem sparsamen Klangbild, das nicht auf übliche Bassund-Drums-Begleitung<br />

baut. Ich habe oft mit open<br />

tunings gearbeitet (Anm. d. Au<strong>to</strong>rs: offen' gestimmte<br />

'<br />

Gitarre, bei der leere Saiten einen einfachen Akkord<br />

ergeben). Auf diese Weise spielte eines Tages Bonnie<br />

Raitt jemand einen Skip-James-Song, und ich wollte<br />

so was unbedingt auch machen. So habe ich meine<br />

Nylonklampfe etwa in der Art des Afrikaners Ali<br />

Farka Touré gestimmt und bekam bald eine ganze<br />

Reihe weiterer Gitarrenstimmungen. Zu jeder fiel mir<br />

ein Song ein."<br />

Powers Stimme hat über all die <strong>Jahre</strong> nichts von<br />

ihrer Ausdrucksstärke verloren: „Ich habe immer<br />

gesungen, wenn ich an neuen Nummern arbeitete,<br />

nur eben seit den Neunzigern keine Gigs mehr<br />

gemacht und bin so gesehen im Ruhestand. Aber<br />

ich habe schon wieder drei gute Songs und möchte<br />

genug ansammeln für ein weiteres Album. 2008<br />

erlitt ich leider einen Kollaps und verlor jegliche<br />

Spielfreude. Aber ich arbeite mich wieder auf Anfang<br />

zurück. Meine Kompositionen werden immer<br />

besser, und ich hole alte Tapes wieder hervor." Hat<br />

denn Material aus den zahlreichen Clubgigs mit Dick<br />

Heckstall-Smith überlebt? Power: „Live-Aufnahmen<br />

mit Dick habe ich nicht, doch es gibt einige Radio-<br />

Sendungen. Die könnten sogar erscheinen, aber es<br />

ist schwierig, Inter esse dafür zu wecken. 'Spaces', ein<br />

Heckstall-Smith-Track auf TIGERS, entstand 2001,<br />

nicht 1997, wie es im Booklet steht – das war nur das<br />

Demo. Dick war stets hilfsbereit,<br />

in seiner stillen Art<br />

sehr enthusiastisch, aber er<br />

konnte auch brummig sein.<br />

Wir haben oft hier in meiner<br />

Wohnung gespielt, und<br />

dann ging es zum Greater<br />

London Radio. Für Sendungen<br />

bei denen du noch<br />

nicht mal bezahlt wurdest!<br />

Die waren nur nützlich, um<br />

Fans zu aktuellen Londoner<br />

Gigs zu locken."<br />

Dass Duffy Power mal<br />

mitten in einer Sendung<br />

einen Herzinfarkt hatte,<br />

ist das Boulevard-Müll? „Nein, das stimmt, es war<br />

in Paul Jones' Bluesprogramm bei der BBC. Kein<br />

schwerer Infarkt, bei dem du auf die Erde knallst,<br />

aber ich hatte starke Schmerzen, und sie brachten<br />

mich direkt in die Klinik. Vorher musste ich noch diesen<br />

lächerlich harten Song singen, 'Little Boy Blue',<br />

bei dem Dick richtig klasse auf zwei Saxofonen brillierte.<br />

Mein Gesang schwächelte bereits, aber sie bekamen<br />

es prima auf ihr Band. Wir hätten jedenfalls<br />

genug für eine CD beisammen."<br />

Wie war die Arbeit mit Alexis Korner und Graham<br />

Bond? „Alexis war angenehm, richtig nett. Ich spürte<br />

meine Begeisterung für unsere Projekte, nicht wegen<br />

des Geldes, sondern weil es Alexis Korner war – und<br />

Blues: Er ließ sich eine Menge von mir gefallen – ich<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Comeback auf<br />

der Nylon-Gitarre<br />

1973 sah es recht gut aus für den expressiven Sänger, den<br />

versierten Gitarristen und begnadeten Harp-Spieler. Nach<br />

"<br />

Rock'n'Trad Spectacular"-Revuen zwischen 1958 und 1961,<br />

wild-drogenbetankten Zeiten bei Alexis Korner, Graham Bond<br />

und mit den Fen<strong>to</strong>nes – zu denen sein Lieblingsdrummer Ginger<br />

Baker geholt wurde – war Power als Session-Crack bestens<br />

im Studiogeschäft. Mit DUFFY<br />

POWER kam dann endlich ein Album<br />

mit eigenen und zeitgenössischen<br />

Songs auf den Markt. Das erste in<br />

einer Serie? Leider nicht, es schien<br />

das letzte zu sein, von inspirierten<br />

Kompilationen abgesehen. Vor drei<br />

<strong>Jahre</strong>n schloss das Blues-Porträt<br />

Nr. 24 in <strong>GoodTimes</strong>: "<br />

Für eine Entdeckung ist es auch 2009<br />

09<br />

nicht zu spät." Nun die kleine Sensation: Power ist mit einem<br />

Album zurück, TIGERS. Mit Uli Twelker führte er sein erstes<br />

Interview seit über drei Jahrzehnten.<br />

Der junge Duffy als Spectacular<br />

Rock'n'Trad-Sänger<br />

war naiv, jedenfalls naiver als er. Alexis hat sich nie in<br />

mein Spiel und meinen Gesang eingemischt. Wenn<br />

er dich in seine musikalische Welt holte, konntest<br />

du dich auslassen, er führte keine Regie. Bei seiner<br />

Party zum 50. Geburtstag gab es<br />

allerdings zu viele Musiker, da kam<br />

ich gar nicht zum Zug! Mit Graham<br />

Bond lief die Arbeit damals noch<br />

leicht, er war großartig. Später wurde<br />

er drogenabhängig, er rauchte<br />

Pot und warf gelegentlich eine Pille<br />

ein. Graham zog in eine Wohnung<br />

neben mir, Paris Terrace in Westbourne<br />

Park. Er war ein Paradiesvogel,<br />

wollte alles gleichzeitig."<br />

Mit wem gab es die inspirierendsten<br />

Sessions? „Wohl mit Bert<br />

Jansch, das lief ohne Produzent.<br />

Als ich auf dem Soundtrack von<br />

The Italian Job' spielte, führte<br />

'<br />

Quincy Jones Regie, alle lasen Partituren; auch der<br />

berühmte Jazz-Saxer Tubby Hayes war dabei. Produzenten<br />

wie Ron Richards holten mich immer, wenn<br />

eine spezielle Blues-Mundharmonika gebraucht<br />

wurde, ein Vamper. So war ich Ende 1973 auf 'Down<br />

On The Run' für die Hollies dabei, denn Allan Clarke<br />

spielte eine andere Harmonika, eine chromatische.<br />

Wir ließen meinen Vamper über einen Leslie-Lautsprecher<br />

laufen. Auch den Job bei SECOND OPINION<br />

für Marvin, Welch & Farrar bekam ich über Richards,<br />

ich kannte Hank Marvin gar nicht. Alle diese Leute<br />

kennen aber diesen Duffy Power aus den Sixties.<br />

Wenn einer eine Vamper-Harp brauchte, wurde ich<br />

angerufen." Gut, dass die Vampers auch auf TIGERS<br />

endlich wieder zu hören sind.<br />

Seite 116 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Fo<strong>to</strong>: © Thommy Mardo<br />

Queen Es<strong>the</strong>r Marrow &<br />

The Harlem Gospel Singers<br />

Königinmutter<br />

Von Michael Fuchs-Gamböck<br />

Für Queen Es<strong>the</strong>r Marrow war 2011<br />

ein ganz besonderes Jahr: Die<br />

Grande Dame des Gospel feierte<br />

ihren 70. Geburtstag, der von ihr zusammengestellte<br />

Chor The Harlem Gospel Singers<br />

blickte auf 20 <strong>Jahre</strong> Existenz zurück;<br />

außerdem veröffentlichte die Plattenfirma<br />

– ihrer Künstlerin zu Ehren – die Doppel-CD LEGEND<br />

mit einem Querschnitt aus rund 50 <strong>Jahre</strong>n Karriere.<br />

Zusätzlich enthalten: 15 neue Kompositionen, bei<br />

denen Queen Es<strong>the</strong>r (ihr richtiger Name!) auch deutsche<br />

Soul- und Gospelkoryphäen wie Xavier Naidoo<br />

oder Cassandra Steen tatkräftig zur Seite standen.<br />

Natürlich war, wie bei dieser Formation längst üblich,<br />

die anschließende mehrmonatige Tournee der „Singers”<br />

quer durch die Welt ein Riesenerfolg.<br />

„Es war ein schönes, unvergessliches Jahr”, konstatiert<br />

die lebenslustige Sängerin aus dem US-Bundesstaat<br />

Virginia, „aber jetzt ist genug gefeiert worden,<br />

nun geht es weiter mit harter Arbeit.” Die besteht<br />

vorrangig aus Proben für die nächste Tour unter dem<br />

Mot<strong>to</strong> „Wonderful World”, die das Ensemble zwischen<br />

dem 21.12. und 20.1. beinahe allabendlich auf<br />

eine Bühne in der Schweiz oder in Deutschland führen<br />

wird. Wie jedes Mal bei den „Singers” wird derzeit<br />

eine komplett neue Choreografie ausgearbeitet. „Das<br />

Mot<strong>to</strong> der Shows gibt sich optimistisch, doch die<br />

Show selbst wird mehr ernste Lieder als je zuvor haben.<br />

Wir sind uns des Ernstes des Zustands bewusst,<br />

in dem sich unser Planet ökologisch und ökonomisch<br />

befindet”, grübelt Ms. Marrow. Um im nächs ten Satz<br />

ihrem optimistischen Naturell entsprechend hinzuzufügen:<br />

„Aber selbstverständlich löst sich am Ende<br />

alles in Harmonie auf, wir entlassen keinen einzigen<br />

Besucher resigniert. Wir stehen immer im Licht. Das<br />

ist unsere Leidenschaft, das ist unsere Berufung!”<br />

Den Begriff „Licht” assoziiert Queen Es<strong>the</strong>r Marrow<br />

vorrangig mit Gott und Jesus, an die der Gospelstar<br />

voller Inbrunst glaubt: „Die Musik, die ich singe, ist<br />

zunächst ganz der Liebe zu meinem Schöpfer gewidmet,<br />

doch wenn die Hörer diese<br />

Lieder auch auf reale’ Personen<br />

'<br />

und reale’ Liebe beziehen, habe<br />

'<br />

ich damit natürlich kein Problem.<br />

Wenn sich zwei Menschen bedingungslos<br />

lieben, begegnen sie zumindest in meiner<br />

Philosophie ohnehin immer dem göttlichen<br />

Plan der Liebe.”<br />

Auch ihre ausdrucksstarke Stimme sieht<br />

die Queen als ein „gewaltiges Geschenk<br />

des Herrn, um der Menschheit Freude zu<br />

schenken”, erklärt sie leicht pas<strong>to</strong>ral, „aber man muss<br />

unbedingt Tag für Tag an seiner Stimme arbeiten,<br />

wenn man sie sich erhalten will. Ich möchte die Menschen<br />

weiterhin mit meinem Gottesgeschenk begeistern.<br />

Schon darum bin ich es ihnen schuldig, dass ich<br />

mein Sangesorgan trainiere. Auch den Harlem Gospel<br />

Singers bin ich es schuldig. Ich habe sie ins Leben<br />

gerufen, meine Babies', wie ich sie nenne. Also darf<br />

'<br />

ich sie nicht mit untrainierten Stimmbändern kompromittieren.<br />

Die Babies' kommen mit jedem zwischenmenschlichen<br />

Problem zu mir, ich bin für sie<br />

'<br />

verantwortlich. Kürzlich haben sie mich allen Ernstes<br />

zu ihrer Königinmutter' ernannt”, kichert Harrow.<br />

'<br />

Schon ehe sie 1991 die Harlem Gospel Singers ins<br />

Leben rief, hatte Marrow eine erstaunliche Karriere<br />

hinter sich. Bereits in den 1960ern war sie gefeierte<br />

<strong>Music</strong>al-Darstellerin, sie verkörperte u.a. die von ihr<br />

innig verehrte Mahalia Jackson, als deren Nachfolgerin<br />

sie seit Jahrzehnten immer wieder bezeichnet<br />

wird. Im Lauf der Zeit traf sie auf Musiklegenden wie<br />

Bob Dylan, Ella Fitzgerald, Harry Belafonte und Ray<br />

Charles, entdeckt wurde sie bereits im Teenager-Alter<br />

vom Jazzer Duke Elling<strong>to</strong>n.<br />

Und auch politisch zeigte Queen Es<strong>the</strong>r stets Flagge<br />

– die der Bürgerrechte; sie setzte sich Hand in Hand<br />

u.a. mit Martin Lu<strong>the</strong>r King und Jesse Jackson gegen<br />

Rassendiskriminierung ein. Allerdings: „Wenn ich auf<br />

meine Karriere zurückblicke, entdecke ich selbstverständlich<br />

Dinge, die ich besser nicht getan hätte”,<br />

seufzt die beeindruckende Lady. „Aber immerhin<br />

kann ich mir zugute halten, keinen einzigen Fehler<br />

zweimal begangen zu haben. Dem Herrn sei Dank!<br />

Darauf ein Halleluja!”<br />

ZOUNDS-Chef Wolfgang Feld<br />

mit aktuellen CD-Tipps.<br />

SUPERCHARGE<br />

BEST »Get Up And<br />

Dance«<br />

Pink Champagne ·<br />

Swing Bro<strong>the</strong>r Swing ·<br />

Mellow Saxophone ·<br />

Eat That Chicken ·<br />

Memphis Soul Stew ·<br />

Sir La Dude · Teach<br />

Me Tonight · Fatman<br />

Blues · Rainy Night In<br />

Georgia · When U Get<br />

Back · Fool That I Am ·<br />

The Spirit In Me · T-<br />

Bone Shuffle (live) ·<br />

Them Changes ·<br />

Wysiwyg · Don't Worry 'Bout A Thing · I Think I'm Gonna Fall (In<br />

Love) · We Both Believe In Love · Get Up And Dance.<br />

Spielzeit: 79:21.<br />

Mit CD-Text. CD Best.Nr. 27000 20171 D 22,49<br />

Für CD-Abonnenten nur D 19,12<br />

BILLY JOEL BEST<br />

»The Golden<br />

Essentials«<br />

CD 1: Just The Way<br />

You Are · My Life · It’s<br />

Still Rock And Roll To<br />

Me · An Innocent Man ·<br />

Piano Man · You’re My<br />

Home (Live) · Every -<br />

body Loves You Now ·<br />

The Enter tainer ·<br />

Street life Serenader<br />

(Live) · New York State<br />

Of Mind · Say Goodbye<br />

To Hollywood · She’s<br />

Got A Way · Movin’ Out (Anthony’s Song) · She’s Always A<br />

Woman · Honesty · You May Be Right · Don’t Ask Me Why ·<br />

Miami 2017 (Seen The Lights Go Out On Broadway) (Live).<br />

CD 2: Up<strong>to</strong>wn Girl · Tell Her About It · The River Of Dreams ·<br />

The Longest Time · We Didn’t Start The Fire · Goodnight Saigon<br />

· Allen<strong>to</strong>wn · All For Leyna · This Is The Time · Leave A Tender<br />

Moment Alone · A Matter Of Trust · Baby Gran · I Got To<br />

Extremes · Leningrad · The Downeaster ”Alexa“ · You’re Only<br />

Human (Second Wind) · All About Soul (Remix).<br />

Lieferbar ab 3.12.2012. Spielzeit: 154:53. Mit CD-Text.<br />

CD Best.Nr. 27000 33008 D 42,95<br />

Für CD-Abonnenten nur D 36,51<br />

2<br />

Echtgold-<br />

CDs<br />

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Keep On<br />

ROCKING<br />

79:21<br />

JÜRGEN ZÖLLER<br />

NET WORK;<br />

3-Track-Single.<br />

»Mein Körper und<br />

ich«. Der BAP-<br />

Drummer auf Solo-<br />

Pfaden: Mit seinem<br />

neuen Projekt erfüllt<br />

sich der schon seit 1987<br />

amtierende BAP-Schlag -<br />

zeuger einen persönlichen<br />

Musiker traum.<br />

Für sein »Jürgen Zöller<br />

Network« produziert<br />

der mittlerweile im<br />

Badischen beheimatete<br />

Zöller zusätzlich zur aktuellen BAP-Tour eine CD mit seinen<br />

Lieblingsmusikern und Freunden, die ihn im Laufe der Karriere<br />

auf der Bühne und im Studio begleitet haben. Und einen ersten<br />

Vorge schmack dafür gibt es jetzt mit dieser Single bei FL45 –<br />

dem Label des Musikjournalisten Frank Laufenberg und ZOUNDS.<br />

Mein Körper und ich (Nobody’s Perfect) · It’s Your Party · Take<br />

You Out Tonight. Spielzeit: 13:02. Mit CD-Text.<br />

Gold-CD Best.Nr. 27000 45201 D 6,82<br />

Für CD-Abonnenten nur D 5,80<br />

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Fo<strong>to</strong>: © Thomas Brill<br />

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ZOUNDS die kompetenten Musikprofis


© Pressefo<strong>to</strong><br />

"<br />

Es war schön/einfach schön/endgültig vorbei, aber schön/Winde dreh’n, Menschen geh’n/was<br />

war, kann uns keiner mehr neh’m/denk an unsre Zeit, sie war schön" – so singen die Puhdys im<br />

Titelstück ihrer neuen CD ES WAR SCHÖN. Worte, die man den Altrockern zweifelsohne glauben<br />

kann. Etwa 20 Millionen verkaufte Tonträger und 4500 Konzerte finden sich auf der Habenseite<br />

Ostdeutschlands bekanntester Band, die auch im Westteil des Landes schon seit den 1970ern<br />

eine große Fangefolgschaft hat.<br />

Abschied von einer Legende?<br />

Es war schön" ist nicht der einzige Song des aktuellen<br />

Albums, der von einem gelebten Leben<br />

„ erzählt. Weise und sehr emotional <strong>the</strong>matisiert<br />

die Rockband ebenso Krankheit und Tod. Die Puhdys<br />

befinden sich im nunmehr 44. Jahr ihres Bestehens.<br />

Das älteste Mitglied, Keyboarder Peter Meyer, ist 72<br />

<strong>Jahre</strong> alt, der Sänger Dieter Birr auch schon 68. Das ist<br />

zwar im großen Rock’n’Roll-Zirkus nichts Ungewöhnliches<br />

mehr, doch die Puhdys machen nicht den Fehler,<br />

etwa von 20-jährigen Blondinen zu singen. Es ist dennoch<br />

kein trauriges Album geworden, viele Songs sind<br />

gewohnt fröhlich und optimistisch ausgefallen. Der<br />

Eindruck, es könne sich um<br />

ein Abschiedsalbum handeln,<br />

lässt sich jedoch nicht einfach<br />

ignorieren. „Vielleicht ist es ja<br />

wirklich unser letztes Album",<br />

erklärt Gitarrist Dieter Hertrampf,<br />

„wir haben alle ein gewisses<br />

Alter erreicht. Außerdem<br />

fährt jeder von uns zig tausende<br />

Kilometer durchs Land.<br />

Es kann ja alles sehr schnell<br />

vorbei sein." Wer die Puhdys<br />

– neben Birr, Hertrampf und<br />

Meyer gehören Drummer Klaus<br />

Scharfschwerdt (seit 1979) und<br />

Bassist Peter Rasym (seit 1997) dazu – aber kennt, sie<br />

in Gesprächen erlebt, weiß von der Energie, mit der die<br />

Musiker an den Tag gehen. Ans Aufhören denkt hier<br />

konkret niemand. 2013/14 sind längst durchgeplant,<br />

© Pressefo<strong>to</strong> 1976<br />

von der Akustik<strong>to</strong>ur bis zur Weihnachtsshow. In ihren<br />

Konzerten singen mittlerweile drei Generationen ihre<br />

Hits lauthals mit. Wohltuend unterscheiden sich die<br />

Puhdys von vielen anderen „alten" Formationen. Sie<br />

ruhen sich nicht auf ihren früheren Erfolgen aus, mutieren<br />

nicht zur Oldieband, die sich auf das Abspielen<br />

erprobter Klassiker beschränkt. Akribisch fließen immer<br />

wieder neue Musikströmungen in den Sound ein,<br />

jahrzehntelange Erfahrungen bilden die Basis. Das gilt<br />

auch für ES WAR SCHÖN. Jeder Ton ist unverkennbar<br />

Puhdys, und dennoch handelt es sich um eine sehr<br />

moderne Produktion.<br />

Die Band will es noch mal<br />

wissen und heuerte darum<br />

beim Branchenriesen Universal<br />

an. Das ist neu, denn<br />

nach dem letzten Album<br />

DEZEMBERTAGE, 2001 bei<br />

BMG erschienen, wechselten<br />

die Puhdys zu kleineren Labels<br />

mit überschaubareren Strukturen.<br />

Als dann das Angebot<br />

von Universal kam, fühlten sie<br />

sich dennoch geschmeichelt.<br />

„Die haben ja nachweislich<br />

einige Erfolge vorzuweisen",<br />

schmunzelt Dieter Birr, der von<br />

den Fans „Maschine" genannt wird. „Wir sind sehr<br />

gespannt", sagt Schlagzeuger Klaus Scharfschwerdt,<br />

„unsere Single 'Es war schön' wird jetzt schon von<br />

vielen Radiostationen in Ost und West gespielt. Das<br />

Seite 118 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

Von Christian Hentschel<br />

ist neu für uns." Die Band freut sich darüber sehr,<br />

denn wenngleich die Puhdys auch immer in den Medien<br />

präsent waren, beschränkten sich die Airplays auf<br />

die alten Hits. Neu war auch die Entstehungsweise<br />

des neuen Albums. Zwar lassen sich die gestandenen<br />

Rocker nur bedingt in ihre Arbeit hineinreden, doch<br />

die Verantwortlichen von Universal sagten sehr wohl,<br />

wenn ihnen etwas nicht gefiel. „Das gab es bei uns<br />

noch nicht", sagt Dieter Birr. Ein glattgebügeltes,<br />

nur auf Kommerz ausgelegtes Werk ist es aber dennoch<br />

nicht geworden, wie der Sänger ergänzt: „Die<br />

Diskussionen mit dem Label haben zum Nachdenken<br />

angeregt. Beispielsweise haben wir uns entschlossen,<br />

zwei Songs nur in den Downloadportalen anzubieten,<br />

weil sie sich in den Gesamtkontext der Platte nicht<br />

integrieren ließen. Und über eine Single-Auskopplung<br />

hatten wir früher auch nie nachgedacht, wenn etwas<br />

im Radio lief, waren es die alten Hits."<br />

Die Klassiker sind allerdings auch stark genug, die<br />

Jahrzehnte zu überdauern. 1973 erlebten die Puhdys<br />

ihren endgültigen Durchbruch. Für den Kinofilm „Die<br />

Legende von Paul und Paula" schrieb Filmkomponist<br />

Peter Gotthardt die Songs "Wenn ein Mensch lebt"<br />

und "Geh zu ihr", die Puhdys interpretierten sie. Der<br />

Spielfilm, sehr nah am wirklichen Leben in der DDR,<br />

entwickelte sich zum Publikumsmagneten. Auch die<br />

Puhdys profitierten davon. Zwar waren sie da schon<br />

vier <strong>Jahre</strong> in Aktion und hatten mit "Türen öffnen


sich zur Stadt" und einigen anderen Liedern kleinere<br />

Hits, doch über Nacht wurden sie nun zur populärsten<br />

Band Ostdeutschlands.<br />

Beim staatlichen Label Amiga folgte 1974 die erste<br />

LP. Im selben Jahr konnte die Gruppe erstmals ein<br />

Konzertengagement außerhalb des Ostblocks annehmen,<br />

bei einem Brauereifest in Belgien. 1975 spielten<br />

die Puhdys viele Konzerte in niederländischen Disco<strong>the</strong>ken,<br />

bevor es 1976 auch nach Westdeutschland<br />

ging. Zunächst zu einem Dortmunder Festival mit<br />

Frumpy, dann nach Berlin (West) und im November<br />

nach Hamburg. „Die Pilzköpfe vom Alexanderplatz",<br />

titelte die lokale „Morgenpost". Im Publikum saß auch<br />

Udo Lindenberg, der die Ost-Rocker prompt zu sich<br />

einlud. 1977 waren es schon mehrwöchige Tourneen,<br />

die durch die BRD führten. Außerdem gastierten sie<br />

im „<strong>Musikladen</strong>", und gleich drei Puhdys-LPs erschienen<br />

in der Bundesrepublik. Mitunter waren die Puhdys<br />

mehr im Westen unterwegs als im Osten. Songs wie<br />

"Alt wie ein Baum", "Lebenszeit"<br />

oder "Melanie" wurden<br />

in Ost und West gehört. Seit<br />

1980 erschienen die Langspielplatten<br />

in beiden Teilen<br />

des Landes fast zeitgleich, in<br />

der BRD aber oft mit einem<br />

veränderten Cover. Beispiel:<br />

NEUE HELDEN. Es zeigt zwei<br />

Babys, die prima miteinander<br />

klarkommen. An den Windeln<br />

(!) ist zu erkennen, dass es sich<br />

um ein amerikanisches und ein<br />

sowjetisches Kind handelt. Für<br />

die DDR war das im Frühling<br />

1989 offenbar zu spektakulär, die Ost-LP wurde in<br />

schlichtem Blau veröffentlicht.<br />

Es war das vorläufig letzte Puhdys-Jahr. Die Musiker<br />

gingen auf „Goodbye"-Tour und kündigten die Auflösung<br />

der Band an. In Ost-Berlin pilgerten 80.000 Fans<br />

zum vielleicht letzten Konzert auf dem Bebelplatz. Die<br />

Puhdys spielten jährlich 150 Konzerte, nun sahen sie<br />

ihre Zukunft in der Produktion. Lediglich Dieter Birr<br />

und Klaus Scharfschwerdt mussten sofort auf die<br />

Bühnen zurück und tingelten als Maschine & Männer<br />

durchs Land. Doch schon 1992 waren die Puhdys<br />

wieder komplett. Weder die Bandpause noch das Verschwinden<br />

eines ganzen Landes konnten die Popularität<br />

schmälern. Ein Film mit Mario Adorf, ein Duett mit<br />

Rammstein-Sänger Till Lindemann sowie ein Hit ("Hey,<br />

wir woll’n die Eisbären sehn", den<br />

auch Jürgen Drews coverte) sind die<br />

Eckpfeiler des 1990er-Jahrzehnts.<br />

Auch im neuen Jahrtausend behielten<br />

die Puhdys die Nase vorn.<br />

Unter dem Mot<strong>to</strong> „Ost-Rock Klassik"<br />

luden sie Kollegenbands wie<br />

City und Karat sowie das Filmorchester<br />

Babelsberg ein, die größten<br />

Hits klassisch zu interpretieren.<br />

Mit Weihnachtsprogrammen zogen<br />

sie zwischen den Festtagen Zehntausende<br />

in die Konzerthallen. Ein<br />

Spirituosenhersteller veredelte seine<br />

Schnaps-Etiketten mit den Konterfeis<br />

der Puhdys, und in S<strong>to</strong>rkow<br />

bei Berlin gibt es ein Puhdys-Museum.<br />

Nachdem die Musiker 2009<br />

© Pressefo<strong>to</strong> 1995<br />

das <strong>40</strong>-jährige Jubiläum mit großen Livespektakeln,<br />

dem Album ABENTEUER und einer gleichnamigen<br />

Bandbiografie feierten, hätte<br />

es den Musikern niemand<br />

übelgenommen, wenn sie<br />

in Zukunft alles einen Gang<br />

langsamer angegangen wären.<br />

Machen sie aber nicht.<br />

Im Gegenteil: Der Puhdys-<br />

Dampfer steuert wieder volle Kraft voraus, folgerichtig<br />

singen sie in "Unser Schiff": „Auf unserm Schiff, sind<br />

wir zu Haus/werfen keine Anker, steigen nie aus/die<br />

Fahrt ist lang, hört niemals auf/wir nehmen Flauten<br />

und Stürme in Kauf." Es lohnt sich dabei zu sein, ES<br />

WAR SCHÖN ist die beste Puhdys-Platte seit 20 <strong>Jahre</strong>n.<br />

Mindestens.<br />

www.metal-and-wine.de


Es war einmal ...<br />

Von Philipp Roser<br />

17.11. Bob Gaudio schrieb mit 15 als<br />

Co-Au<strong>to</strong>r den ersten Hit "Who Wears<br />

Short Shorts" für seine The Royal Teens,<br />

war später Gründungsmitglied der Four<br />

Seasons, für die er "December '63 (Oh,<br />

What A Night)" verfasste; produzierte Neil<br />

Diamond, Barbra Streisand, Frank Sinatra,<br />

Marvin Gaye, Barry Manilow, komponierte<br />

für das <strong>Music</strong>al „Peggy Sue Got<br />

Married" und TV-Serien. Das Mitglied der<br />

Rock'n'Roll Hall Of Fame und der Songwriters<br />

Hall Of Fame ist nun 70.<br />

20.11. Norman Greenbaum profilierte<br />

sich 1969 als One-Hit-Wonder: Die Tantiemen<br />

für "Spirit In The Sky" sichern ihm<br />

auch mit 70 ein ordentliches<br />

Auskommen.<br />

24.11. Billy Connolly (voc,<br />

g) gründete 1965 in Schottland<br />

The Humbelbums (mit<br />

Gerry Rafferty); nach einer<br />

kurzen Solokarriere verlegte<br />

er sich auf die Schauspiele-<br />

Nor<br />

man Gr<br />

eenen<br />

rei und Stand-up-Comedy. Dreht jetzt mit<br />

70 am liebsten Reiseberichte.<br />

30.11. Bob Moore gehörte als Bassist in<br />

Nashville zum so genannten A-Team der<br />

Sessionmusiker, spielte ab 1958 oft für Elvis<br />

Presley, Roy Orbison, Bob Dylan; gründete<br />

mit Fred Foster Monument Records,<br />

war einige Zeit Mitglied bei Moby Grape<br />

und begeht nun seinen 80. Geburtstag.<br />

30.11. Jimmy Bowens eigene Karriere<br />

war weniger erfolgreich als die als Produzent<br />

von Kenny Rogers, Glen Campbell,<br />

Hank Williams jr., Reba McEntire, Kim<br />

Carnes und Garth Brooks, schuf Soundtracks<br />

und gibt mit 75 noch<br />

längst keine Ruhe.<br />

2.12. Ted Buechel Jr. (voc, g,<br />

b, dr) war 1965 Gründungsmitglied<br />

der Soft- und Folk-Rockgruppe<br />

The Association; war mit<br />

wechselnden Besetzungen bis<br />

Noe<br />

oel lP<br />

Paul<br />

1984 unterwegs, stieg dann aus,<br />

um sich um seinen autistischen Sohn zu<br />

kümmern. Auch wenn im Internet Todesmeldungen<br />

kursieren, soll er seinen 70. fit<br />

begehen.<br />

4.12. Bob Mosley erfuhr am<br />

meisten Aufmerksamkeit als<br />

Bassist/Sänger/Songschmied<br />

von Moby Grape, veröffentlichte<br />

diverse Soloplatten (zuletzt<br />

2005 TRUE BLUE für das<br />

deutsche Taxim-Label), wurde<br />

baum<br />

in seinem Schaffensdrang oft<br />

durch seine Schizophrenie-Erkrankung<br />

gebremst. Gehört nun zum Kreis der 70er.<br />

eenbau<br />

5.12. Little Richard (bürgerlich Richard<br />

Wayne Penniman) mischte ab Mitte der<br />

50er <strong>Jahre</strong> mit Klassikern wie "Tutti Frutti",<br />

"Long Tall Sally", "Rip It Up", "Good<br />

Golly Miss Molly" die Musikszene auf,<br />

der singende Pianist avancierte mit seiner<br />

schrillen Show zum wilden Mann der Szene,<br />

zog sich 1957–1964 ein wenig zurück,<br />

um als Prediger zu amtieren und Gospel<br />

zu in<strong>to</strong>nieren, feierte ein Comeback und<br />

Geburtstage<br />

ist bis heute mit Höhen und Tiefen aktiv.<br />

Das Mitglied der Rock'n'Roll Hall Of Fame<br />

hat mit 80 noch reichlich Power.<br />

au St<br />

ooko ey<br />

30.12. Noel Paul S<strong>to</strong>okey<br />

wurde erfolgreich mit dem<br />

Folktrio Peter, Paul & Mary,<br />

veröffentlichte immer wieder<br />

Soloplatten und ist seit dem<br />

Tod von Mary Allin Travers<br />

2009 allein musikalisch und<br />

als Politaktivist unterwegs,<br />

veröffentlichte kurz vor seinem 75. das<br />

Album CABIN FEVER WALTZ.<br />

31.12. Andy Summers, englischer Multi-Instrumentalist,<br />

wurde berühmt als Gitarrist<br />

von The Police, nachdem er zuvor<br />

schon bei Soft Machine und als vielgefragter<br />

Studiomusiker (u.a. für Eberhard<br />

Schoener) gespielt hatte. Nach dem Ende<br />

von Police solo aktiv (u.a. im New-Age-<br />

Sek<strong>to</strong>r), profilierte sich als Fo<strong>to</strong>graf, ist<br />

mit 70 immer noch gefragt als Studiogast.<br />

2.1. Wolfgang Sauer (Markenzeichen:<br />

Sonnenbrille, die er wegen einer<br />

Augenerkrankung als Kind<br />

trägt) war als Schlagerinterpret<br />

("Tango für den Kommissar",<br />

"Cindy, oh Cindy") erfolgreich,<br />

ersang sich auch einen Ruf als<br />

Jazz- und Bluesvokalist. Tönt<br />

mit 85 leiser.<br />

Chr<br />

is Mon<br />

3.1. Michael Zager spielte ab 1968<br />

Jazz-Rock mit Ten Wheel Drive, mach-<br />

Montez<br />

te viel (Radio-)Werbung, landete mit<br />

der Michael Zager Band im Disco-Genre<br />

(Hit: "Let's All Chant", 1978), produzierte<br />

(Spinners, Johnny Guitar Watson), machte<br />

mit The Moving Images Smooth Jazz;<br />

dazu lehrte der nun 70-Jährige an der<br />

Florida Atlantic University.<br />

6.1. Adriano Celentano gelangte als<br />

Sänger, Schauspieler („Das süße Leben",<br />

„Gib dem Affen Zucker") und TV-Modera<strong>to</strong>r<br />

zu Ruhm und Reichtum. Sein größter<br />

Hit war 1968 das von Paolo Conte<br />

geschriebene "Azzurro". Ist auch mit 75<br />

noch live zu erleben.<br />

7.1. Paul Revere lernte Frisör, zog es<br />

dann aber vor, mit seinen in Uniformen<br />

des Unabhängigkeitskrieges auftretenden<br />

Raiders zu rocken, mit denen der Keyboarder<br />

und Songschreiber bis 1973 zahlreiche<br />

Hits in seiner Heimat USA landete<br />

und auch mit 75 noch eifrig <strong>to</strong>urt.<br />

9.1. Roy Head – der US-Bluey-eyed-<br />

Soulsänger landete mit seiner Band Traits<br />

1965 mit "Treat Her Right" weltweit einen<br />

Hit, zog sich 1985 aus<br />

dem Musikbusiness zurück,<br />

kehrte zu diversen Traits-<br />

Reunions zurück und ist<br />

nun 75.<br />

17.1. Chris Montez tingelt<br />

heute mit 70 immer<br />

noch mit seinem Evergreen<br />

"Let's Dance" von 1962 durch den Oldie-<br />

Zirkel.<br />

Sie könnten mit 65 in den offiziellen Ruhestand gehen:<br />

17.11. Robert "<br />

Stewkey" An<strong>to</strong>ni war<br />

neben Todd Rundgren Leadsänger und<br />

Keyboarder bei The Nazz, spielte zuvor mit<br />

Rick Nielsen und Tom Petersson (Cheap<br />

Trick) bei Fuse und Sick Man Of Europe.<br />

Der fünffache Großvater ist noch mit Nazz<br />

5.0 unterwegs.<br />

20.11. Joe Walsh war schon mit<br />

der James Gang und solo erfolgreich,<br />

als er 1976 bei den Eagles<br />

einstieg. Der begeisterte Funkamateur<br />

veröffentlichte zuletzt<br />

das Solowerk ANALOG MAN.<br />

Joe<br />

Walsh<br />

20.11. George Grantham, der in den<br />

letzten Aufnahmezügen bei Buffalo<br />

Springfield dabei war, trommelte 1969 auf<br />

Neil Youngs Solodebüt, wurde als singender<br />

Drummer von Poco rekrutiert. Nach<br />

einem Schlaganfall 2002 nicht mehr aktiv.<br />

22.11. Sonny Geraci sang bei den Outsiders<br />

und Climax, die mit "Precious And<br />

Few" 1972 einen #3-Hit landeten. Ein<br />

Comebackversuch als Peter Emmett scheiterte<br />

1983, <strong>to</strong>urte nach langer Pause ab<br />

2007 wieder. Ist seit April 2012 und einem<br />

Gehirnaneurysma ein Pflegefall.<br />

25.11. Val Fuentes machte sich einen<br />

Namen als Drummer der psychedelischen<br />

Folk-Rocker It's A Beautiful Day, mit denen<br />

er wieder aktiv ist; war zwischendurch<br />

bei New Riders Of The Purple Sage und<br />

The Moments.<br />

5.12. Jim Messina war<br />

Mitglied von The Dragsters<br />

(gleichnamiges Surfalbum<br />

1966), Buffalo Springfield,<br />

Poco, Loggins & Messina,<br />

arbeitete später als Mixer<br />

und Produzent und ist<br />

noch solo unterwegs.<br />

6.12. Kim Simmonds ist<br />

seit 1966 singender Gitarrist<br />

und Bandleader von Savoy<br />

Brown, hat für das Frühjahr<br />

eine neue Scheibe angekündigt.<br />

Betätigt sich nebenbei<br />

live und auf Platte auch als<br />

Akustik-Solokünstler.<br />

Gregg<br />

All<br />

man<br />

8.12. Gregg Allman schreibt als singender<br />

Keyboarder mit der Allman Bro<strong>the</strong>rs<br />

Band seit 1969 (Blues & Sou<strong>the</strong>rn-)<br />

Rockgeschichte, war stets auch als Solist<br />

aktiv (letztes Album: 2011 LOW COUNTRY<br />

BLUES), <strong>to</strong>urt immer noch, hat allerdings<br />

seit seiner Lebertransplantation 2010 immer<br />

wieder gesundheitliche Probleme.<br />

28.12. Dick Diamonde (bürgerlich: Dingeman<br />

Ariaan van der Sluys) spielte Bass<br />

bei den Easybeats.<br />

30.12. Jeff Lynne sammelte<br />

erste Erfahrungen bei Idle Race<br />

und The Move, führte das Electric<br />

Light Orchstra auf Erfolgshöhen,<br />

war bei den Traveling<br />

Wilburys dabei, ist als Produzent<br />

Don<br />

ald<br />

gefragt – derzeit an<br />

der Veröffentlichungsfront mit<br />

LONG WAVE aktiv.<br />

2.1. Kerry Minnear studierte<br />

Musik, stieß 1970 als Keyboarder<br />

(und Gelegenheitssänger)<br />

zu Gentle Giant. Lebt heute<br />

zurückgezogen in den UK-Midlands.<br />

7.1. Kenny Loggins – der US-Soft-<br />

Rocker war mit Jim Messina unterwegs<br />

(Loggins & Messina), debütierte 1977<br />

solo, erhielt für "Footloose" eine Oscar-<br />

Nominierung und ist heute auch mit<br />

dem Countrytrio Blue Sky Riders aktiv.<br />

10.1. Scott English landete 1971 mit<br />

dem selbst verfassten "Brandy" im UK<br />

auf #12, (Barry Manilow machte 1974<br />

daraus den Abräumer<br />

"Mandy"). English arbeitete<br />

danach als Songau<strong>to</strong>r und<br />

Produzent.<br />

10.1. Donald Fagen<br />

gründete 1972 mit Walter<br />

Becker die Kultband Stee-<br />

gen<br />

ly Dan, sang und spielte<br />

Keyboards. Veröffentlichte hochwertige<br />

Solo-Alben, zuletzt gerade SUNKEN<br />

CONDOS.<br />

Fa<br />

gen<br />

14.1. Allen Toussaint begleitete schon<br />

früh Fats Domino im Studio, veröffentlichte<br />

1958 seine erste eigene Single<br />

"Whirlaway" (noch als Al Tousan), leitete<br />

das Minit-Label, entwickelte sich zum<br />

vielgefragten Songlieferanten, Mitspieler<br />

und Produzenten in New Orleans.<br />

Hat bislang 818 Songs bei der BMI registriert!<br />

Seite 120 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Gedenktage<br />

Gerald "<br />

Gerry" Lockran (*19.7.1942), in<br />

Indien geborener und im UK aufgewachsener<br />

Gitarrist spielte Folk und Blues, <strong>to</strong>urte in Europa<br />

und den USA, zog 1981 nach Amerika,<br />

erlitt ein Jahr später auf Tour in Deutschland<br />

einen Herzinfarkt, weniger später einen<br />

Schlaganfall, deren Folgen ihn am 17.11.1987<br />

das Leben kosteten.<br />

Danny Whitten (29) machte sich sowohl<br />

einen Namen als Gitarrist bei Crazy Horse<br />

(an der Seite Neil Youngs) als auch als Songschmied<br />

– aus seiner Feder stammte das vielgecoverte<br />

"I Don't Want To Talk About It".<br />

Starb am 18.11.1972 an einer fatalen Mixtur<br />

aus Medikamenten und Drogen.<br />

Robert „Bobby" Nelson Relf (*10.1. 1937)<br />

veröffentlichte in den 50er solo, war Mitglied<br />

bei den Doo-Woppern The Laurels, dann den<br />

Crescendoes und Hollywood Flames, landete<br />

1963 mit dem Duo Bob & Earl den Hit<br />

"Harlem Shuffle" (mit Partner Bobby Day<br />

alias Bobby Byrd); nahm als Bobby Valentino<br />

und Bobby Garrett auf, produzierte<br />

Jackie Lee und Barry White, starb nach längerer<br />

Krankheit am 20.11.2007.<br />

Hadda Brooks (29.10.1916) konnte auf<br />

eine 60 <strong>Jahre</strong> anhaltende Karriere als Sängerin<br />

von Blues, Boogie, R&B und Torch Songs zurückblicken,<br />

als sie 21.11.2002 an den Folgen<br />

einer Herzoperation starb.<br />

Michael Hutchence (22.1.1960) führte<br />

INXS ab 1979 als Sänger zu Welterfolgen,<br />

wurde am 22.11.1997 unter ungeklärten Umständen<br />

mit einem Gürtel erhängt in einem<br />

Hotel in Sydney aufgefunden. Sexspielchen<br />

sollen möglicherweise eine Rolle gespielt haben.<br />

June Tyson (*5.2.1936) sang von 1968<br />

bis zu ihrem krebsbedingten Ableben am<br />

24.11.1992 mit Sun Ra.<br />

Eagles, war in diversen Spielfilmen zu sehen,<br />

starb beim Joggen am 2.12.1982 in New York.<br />

Michael Hedges (*31.12.1953) gehörte zu<br />

den innovativsten und stilistisch vielseitigsten<br />

(Akustik-)Gitarristen der 80er <strong>Jahre</strong>, nahm für<br />

das renommierte Windham-Hill-Label auf<br />

und kam am 2.12.1997 bei einem Au<strong>to</strong>unfall<br />

in seiner Heimat Kalifornien ums Leben.<br />

Thomas "<br />

Tommy" Cogbill war einer der<br />

gefragtesten Sessionbassisten der 60er und<br />

70er <strong>Jahre</strong>, arbeitete in Memphis und verewigte<br />

sich mit seinem Basslauf auf Dusty<br />

Springfields Hit "Son Of A Preacher Man"<br />

(1969). Auf Aufnahmen von Elvis Presley, Kris<br />

Kris<strong>to</strong>fferson, Aretha Franklin, J.J. Cale, Chuck<br />

Berry, Dolly Par<strong>to</strong>n und Neil Diamond zu hören<br />

– legte sein Instrument am 7.12.1982 für<br />

immer aus der Hand.<br />

Otis Redding<br />

(*9.9.1941) hat sich<br />

mit Klassikern wie<br />

"These Arms Of<br />

Mine", "Mr. Pitiful",<br />

"Respect", vor allem<br />

aber dem posthum<br />

Oi<br />

Oti<br />

sR edding<br />

gecharteten "(Sittin'<br />

On) The Dock Of The Bay" unsterblich<br />

gemacht. Der Sohn eines Predigers avancierte<br />

zu einer prägenden Gestalt des Memphis<br />

Soul und kam viel zu früh ums Leben, als das<br />

Flugzeug mit ihm und vier Musikern seiner<br />

Begleitband The Bar-Kays (Ronnie Caldwell/keys,<br />

Jimmy King/g, Phalon Jones/<br />

sax und Carl Cunningham/dr) am 10. Dezember<br />

1967 in Madison abstürzte.<br />

Simon Jeffes (*19.2.1949), englischer Gitarrist,<br />

Komponist und Arrangeur führte 24<br />

<strong>Jahre</strong> lang bis zu seinem Tod am 11.12.1997<br />

(Gehirntumor) das Penguin Cafe Orchestra<br />

an, mit dem er die Grenzen zwischen Klassik,<br />

Rock und Folk überwand.<br />

selbst auf, kooperierte mit Leon Russell und<br />

erneut mit Waters. Als er am 19.12.1997<br />

überraschend starb, arbeitete er gerade mit<br />

Eric Clap<strong>to</strong>n, Robert Plant, Jimmy Page, Taj<br />

Mahal, Stephen Stills, Jeff Healey und Keith<br />

Richards an einem All-Star-Projekt<br />

– das Ergebnis BLUES, BLUES,<br />

BLUES erschien 1999 posthum.<br />

Albert King (*25.4.1923) avancierte<br />

zu einer der einflussreichsten<br />

Persönlichkeiten im Blues –<br />

viele Gitarristen berufen sich bis<br />

Albe ert<br />

Ki<br />

heute auf ihn als Vorbild. Nach<br />

ersten Aufnahmen Anfang der 50er <strong>Jahre</strong><br />

in Chicago zog er nach Memphis, veröffentlichte<br />

dort auf Stax. Spielte wie Jimi<br />

Hendrix, John Mayall und Janis Joplin am<br />

1.2.1968 in San Francisco bei der Eröffnung<br />

des Fillmore West, <strong>to</strong>urte mit dem St. Louis<br />

Symphony Orchestra. Starb am 19.12.1992<br />

an einem Herzinfarkt.<br />

Jackie Landry (*22.5.1941) sang von<br />

1957 bis 1970 bei der ersten landesweit<br />

erfolgreichen Frauen-Popgruppe The Chantels.<br />

Starb am 23.12.1997 an Brustkrebs.<br />

Conny Plank (3.5.19<strong>40</strong>) war Tonstudio-<br />

Pionier nicht nur der deutschen Rockszene,<br />

arbeitete als Tonmeister und Produzent für<br />

Cluster, Ash Ra, die Scorpions, Gomorrha,<br />

<br />

King<br />

Ber<br />

ry Oak<br />

ley<br />

Neu!, Guru Guru, Kraan und vor allem dann<br />

Kraftwerk, Grobschnitt, Ultravox, Devo, Eurythmics<br />

oder Brian Eno. Daneben nahm<br />

Plank im Duo mit Dieter Moebius vier eigene<br />

Alben auf. Während der Arbeit am ersten<br />

Solo-Album von Heiner<br />

Pudelko (Interzone) erlag<br />

Plank völlig überraschend<br />

am 18.12.1987 einem Krebsleiden.<br />

Eddie Hazel (10.4.1950)<br />

sorgte für die richtigen<br />

Gitarrentöne bei den P-<br />

Funkern Parliament und Funkadelic, mit<br />

denen er 1997 posthum in die Rock'n'Roll<br />

Hall Of Fame aufgenommen wurde. Nierenversagen<br />

und innere Blutungen hatten am<br />

23.12.1992 zu seinem Ableben geführt.<br />

Hank Williams (*17.9.1923) gilt als die<br />

Country-Ikone schlechthin, sowohl als Interpret<br />

wie auch als Songschmied – sein<br />

erster Hit "Lovesick Blues" öffnete ihm<br />

1949 alle Türen. Er kämpfte früh mit Alkohol-<br />

und Drogenproblemen. Er wurde<br />

am 1.1.1953 von einer Polizeistreife <strong>to</strong>t<br />

in seinem Au<strong>to</strong> aufgefunden. Offizielle<br />

Todesursache war zwar ein Herzinfarkt,<br />

doch ein fataler Drogen- und Medikamentenmix<br />

dürfte eine größere Rolle gespielt<br />

haben.<br />

Fen<strong>to</strong>n Robinson (*23.9.1935) nahm seine<br />

erste (Blues-)Single "Tennessee Woman"<br />

1957 in Memphis auf, zog 1962 nach Chicago<br />

weiter, nahm für Alliga<strong>to</strong>r auf, saß wegen<br />

Totschlags neun Monate im Knast und starb<br />

am 25.11.1997 an einem Gehirntumor.<br />

Wayne Bennett (*13.12.1931) griff für<br />

Bobby Bland, Buddy Guy, John Lee Hooker,<br />

die Chi-Lites, aber auch viele Jazzer in seine<br />

Gitarrensaiten. Starb am<br />

28.11.1992.<br />

Paul Ryan (*24.10.1948)<br />

war mit seinem Zwillingsbruder<br />

Barry als Duo unterwegs,<br />

zog sich aber bald<br />

zurück und überließ dem<br />

Bruder das Scheinwerfer-<br />

Nic olett<br />

tte<br />

Lars<br />

rson<br />

licht. Schrieb dessen 1968er Welthit "Eloise",<br />

aber auch für Dana, Dalida sowie Frank Sinatra.<br />

Ging am 29.11.1992 für immer.<br />

David Blue (*18.2.1941) war integraler Bestandteil<br />

der Greenwich-Village-Folkszene,<br />

<strong>to</strong>urte später mit Bob Dylans „Rolling Thunder<br />

Revue", schrieb "Outlaw Man" für die<br />

Clif<strong>to</strong>n Chenier (26.6.1925), der „King Of<br />

Zydeco", war ab Mitte der 50er mit seinem<br />

Akkordeon unterwegs, 1983 gewann er einen<br />

Grammy für sein Album I'M HERE! Diabeteskrank<br />

musste ihm ein Fuß amputiert werden,<br />

er starb am 12.12.1987 an Nierenversagen.<br />

Kurt Winter (*2.4.1946) stieg 1970 als<br />

Nachfolger Randy Bachmans als Gitarrist<br />

bei Guess Who ein, schrieb gemeinsam mit<br />

Sänger Bur<strong>to</strong>n Cummings zahlreiche<br />

Songs, u.a. "Clap For The Wolfman",<br />

stieg 1974 aus und kehrte dem Musikgeschäft<br />

den Rücken. Erlag am<br />

14.12.1997 einem Nierenversagen.<br />

Nicolette Larson (*17.7. 1952)<br />

startete als Chorsängerin bei Commander<br />

Cody, arbeitete mit Emmylou<br />

Harris, Linda Ronstadt, Neil Young, den<br />

Doobie Bro<strong>the</strong>rs und Rodney Crowell, lieferte<br />

auf ihren eigenen Alben Westcoast-Rock.<br />

Ein Blutgerinnsel im Gehirn kostete sie am<br />

16.12.1997 das Leben.<br />

Jimmy Rogers (*3.6.1924) spielte ab<br />

1947 Gitarre in Muddy Waters' Band, nahm<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 121


Konzertkalender<br />

präsentiert:<br />

ALAN PARSONS LIVE<br />

PROJECT<br />

www.mfpconcerts.com<br />

15.03. Hamburg, Laeiszhalle<br />

16.03. Weimar,<br />

Congress Centrum<br />

18.03. Nürnberg,<br />

Meistersingerhalle<br />

19.03. Mainz, Phönixhalle<br />

21.03. Stuttgart, Liederhalle<br />

22.03. Wien, Gasometer<br />

24.03. CH-Zürich,<br />

Kongresszentrum<br />

DAN BAIRD & HOMEMADE SIN<br />

www.danbairdandhomemadesin.com<br />

16.11. Duisburg, Parkhaus<br />

19.11. Nürnberg, Hirsch<br />

21.11. Habach, Village<br />

BARCLAY JAMES HARVEST<br />

feat. Les Holroyd<br />

www.kul<strong>to</strong>polis.com<br />

28.11. Erfurt, Alte Oper<br />

29.11. Osnabrück, Rosenhof<br />

30.11. Bremen, Aladin<br />

02.12. Paderborn, Paderhalle<br />

05.12. Donaueschingen,<br />

Donauhalle<br />

06.12. Düdingen, Podium<br />

07.12. CH-Biel, Rockin<br />

Christmas Marquee<br />

09.03. Lohmar, Jabachhalle<br />

11.05. Freising, Festival<br />

12.05. Augsburg, Spectrum<br />

31.07. CH-Cevio, Festival<br />

BOPPIN' B<br />

www.boppinb.de<br />

16.11. Altenkunstadt,<br />

Nepomuk<br />

17.11. Mark<strong>the</strong>idenfeld,<br />

Lichtspielhaus<br />

22.11. Oldenburg, Cadillac<br />

23.11. Köln, Underground<br />

24.11. A-Marbach, Riot Show<br />

25.11. Saarbrücken, Garage<br />

30.11. Landau, Altes Kaufhaus<br />

01.12. Kassel, Fiasko<br />

07.12. Fulda, Alte Piesel<br />

08.12. Hasselfelde, Festival<br />

14.12. Emden, Alte Post<br />

15.12. Lünen, Lükaz<br />

21.12. Regensburg, Gloria<br />

22.12. Freudenburg, Ducsal<br />

23.12. Schwäbisch Hall,<br />

Kantine 26<br />

26.12. Aschaffenburg,<br />

Colos-Saal<br />

27.12. Frankfurt, Batschkapp<br />

28.12. Hamburg, Logo<br />

29.12. Osnabrück, Rosenhof<br />

30.12. Ingolstadt,<br />

Eventpark West<br />

ALLISON BURNSIDE EXPRESS<br />

www.jazzhausbooking.com<br />

09.01. Aschaffenburg,<br />

Colos-Saal<br />

10.01. Minden, Jazzclub<br />

11.01. Berlin, Quasimodo<br />

12.01. Wilhelmshaven,<br />

Pumpwerk<br />

13.01. Rheinberg,<br />

Schwarzer Adler<br />

15.01. Bonn, Harmonie<br />

16.01. Hamburg,<br />

Down<strong>to</strong>wn Bluesclub<br />

17.01. Dortmund, Piano<br />

19.01. Hannover, Bluesgarage<br />

21.01. Kaiserslautern,<br />

Kammgarn<br />

22.01. Koblenz, Cafe Hahn<br />

23.01. Mainz, KUZ<br />

25.01. Freiburg, Jazzhaus<br />

26.01. CH-Cham,<br />

Live In Cham<br />

HAMBURG BLUES BAND &<br />

FRIENDS<br />

www.handmadeconcerts.de<br />

30.11. Braunschweig,<br />

Barnaby's<br />

01.12. Wissen, Kulturwerk<br />

07.12. Rheinberg,<br />

Schwarzer Adler<br />

08.12. Melle, Kulturwerkstatt<br />

14.12. Ros<strong>to</strong>ck, Pumpe<br />

15.12. Erfurt, HsD<br />

Gewerkschaftshaus<br />

21.12. Oldenburg, Charly's<br />

22.12. Worpswede, <strong>Music</strong> Hall<br />

04.01. Freiburg, Jazzhaus<br />

05.01. Garching,<br />

Gasthof zum Bräu<br />

10.01. Bensheim, Kolpinghaus<br />

12.01. Schwerin, Speicher<br />

17.01. Bonn, Harmonie<br />

18.01. Göttingen, Musa<br />

19.01. Rheine, Tholi<br />

08.02. Minden, BÜZ<br />

09.02. Schöneiche,<br />

Kulturgießerei<br />

15.02. Hamburg, Fabrik<br />

16.02. Bordesholm,<br />

Savoy Kino<br />

21.02. Kaiserslautern,<br />

Kammgarn<br />

22.02. Wuppertal, LCB<br />

23.02. Koblenz, Café Hahn<br />

01.03. Bocholt, Alte Molkerei<br />

02.03. Hamm, Kulturwerkstatt<br />

12.03. A-Linz, Arbeiterkammer<br />

15.03. A-Ried, KiK<br />

16.03. Marburg, KFZ<br />

22.03. Berlin, Quasimodo<br />

23.03. Forst, Manitu<br />

28.03. Ravensburg,<br />

Zehntscheuer<br />

30.03. Torgau, Kulturbastion<br />

05.04. Idstein, Scheuer<br />

06.04. Baden Baden, Bluesclub<br />

30.04. A-Wien, Reigen<br />

01.05. Habach, Village<br />

03.05. Mannheim, Hbf.<br />

04.05. Heidelberg, Hbf.<br />

10.05. Husum, Speicher<br />

11.05. Cloppenburg, Bebop<br />

17.05. Soest,<br />

Alter Schlachthof<br />

RANDY HANSEN & BAND<br />

www.jazzhausbooking.com<br />

16.11. Fulda, Alte Piesel<br />

17.11. Esslingen, Dieselstraße<br />

HARLEM GOSPEL SINGERS<br />

www.harlemgospelsingers.de<br />

21.12. CH-Genf,<br />

Théâtre du Léman<br />

22.12. Bregenz, Festspielhaus<br />

23.12. Nürnberg,<br />

Meistersingerhalle<br />

25.12. Stuttgart, Liederhalle<br />

26.12. Mannheim, Rosengarten<br />

27.+28.12. CH-Zürich,<br />

Kongresshaus<br />

29.12. CH-Basel, Stadtcasino<br />

31.12. Essen,<br />

Colosseum Theater<br />

03.+04.01. Köln, Philharmonie<br />

05.+06.01. Düsseldorf,Tonhalle<br />

07.01. Frankfurt, Alte Oper<br />

09.01. Bremen, Glocke<br />

10.01. Hamburg, CCH1<br />

11.+12.01. Dortmund,<br />

Konzerthaus<br />

14.01. Leipzig, Gewandhaus<br />

15.–19.01. München,<br />

Deutsches Theater<br />

20.01. CH-Luzern, Kultur- und<br />

Kongresszentrum<br />

JOHN IDAN GROUP<br />

www.viking-music.de<br />

23.11. Obing, Kleinkunstbühne<br />

zur Post<br />

24.11. Habach, Village<br />

LEVELLERS<br />

www.levellers.co.uk<br />

28.11. Münster, Gleis 22<br />

LITTLE FEAT<br />

www.lb-events.de<br />

12.02. Hamburg, Grünspan<br />

JOHN MAYALL<br />

www.assconcerts.com<br />

16.11. Oldenburg, Kulturetage<br />

17.11. Osnabrück, Rosenhof<br />

18.11. Bochum, Zeche<br />

19.11. Aschaffenburg,<br />

Colos-Saal<br />

20.11. Freiburg, Jazzhaus<br />

21.11. München, Muffathalle<br />

22.11. Dresden,<br />

Alter Schlachthof<br />

23.11. Erfurt, HsD<br />

Gewerkschaftshaus<br />

24.11. Affalter, Zur Linde<br />

25.11. Berlin, C Club<br />

26.11. Köln, Die Kantine<br />

PROCOL HARUM &<br />

Sinfonieorchester Wuppertal<br />

www.cts.de<br />

05.+06.04. Wuppertal,<br />

Stadthalle<br />

ACHIM REICHEL<br />

www.assconcerts.com<br />

16.11. Heide, Stadt<strong>the</strong>ater<br />

17.11. Wuns<strong>to</strong>rf, Stadt<strong>the</strong>ater<br />

19.11. Gummersbach,<br />

Theater<br />

20.11. Verden, Stadthalle<br />

21.11. Cloppenburg,<br />

Stadthalle<br />

23.11. Bremerhaven,<br />

Stadthalle<br />

24.11. Helgoland,<br />

Nordseehalle<br />

SAGA<br />

www.dmc-music.de<br />

16.11. CH-Pratteln, Z7<br />

17.11. München, Muffathalle<br />

ERIC SARDINAS & BIG<br />

MOTOR<br />

www.jazzhausbooking.com<br />

16.11. Berlin, Quasimodo<br />

17.11. Hannover, Bluesgarage<br />

STATUS QUO<br />

www.kb-k.com<br />

Seite 122 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

16.11. Köln, Palladium<br />

17.11. Aurich,<br />

Sparkassen-Arena<br />

VARGAS BLUES BAND<br />

www.mfpconcerts.com<br />

25.01. Köln, Yard Club<br />

26.01. Frankfurt, Nachtleben<br />

29.01. München,<br />

Garage deLuxe<br />

30.01. Augsburg, Spectrum<br />

31.01. Fulda, Alte Piesel<br />

01.02. Hannover,<br />

Bluesgarage<br />

WISHBONE ASH<br />

www.assconcerts.com<br />

22.01. Twist, Heimathaus<br />

23.01. Bonn, Harmonie<br />

24.01. Esslingen, Dieselstraße<br />

25.01. Karlsruhe, Substage<br />

27.01. Mannheim, Alte Seilerei<br />

29.01. München, Ampère<br />

30.01. Nürnberg, Hirsch<br />

31.01. Freiburg, Jazzhaus<br />

01.02. CH-Zug, Chollerhalle<br />

02.02. CH-Rubigen,<br />

Mühle Hunziken<br />

05.02. Aschaffenburg,<br />

Colos-Saal<br />

06.02. Tübingen, Sudhaus<br />

15.02. Osnabrück, Rosenhof<br />

16.02. Affalter, Zur Linde<br />

17.02. Braunschweig,<br />

Meier <strong>Music</strong> Hall<br />

19.02. Oberhausen,<br />

Zentrum Altenberg<br />

20.02. Hamburg, Fabrik<br />

21.02. Leipzig, Moritzbastei<br />

22.02. Hannover,<br />

Bluesgarage<br />

23.02. Berlin, Quasimodo<br />

24.02. Dortmund, Piano<br />

MUSICALS<br />

ALL YOU NEED IS LOVE<br />

Das Beatles-<strong>Music</strong>al<br />

www.cofo.de<br />

14.12.–30.04.<br />

MASSACHUSETTS<br />

Das Bee Gees-<strong>Music</strong>al<br />

www.resetproduction.de<br />

16.01.– 29.04.<br />

HEY TONIGHT<br />

Das CCR-<strong>Music</strong>al<br />

www.resetproduction.de<br />

08.01.–30.04.<br />

ANIMALS<br />

www.kul<strong>to</strong>polis.com<br />

03.04. CH-Pratteln, Galery<br />

04.04. Friedrichshafen,<br />

Bahnhof Fischbach<br />

05.04. Regensburg,<br />

Kulturzentrum<br />

11.04. Neuss, Ham<strong>to</strong>rkrug<br />

12.04. Pleißenthal, Stadthalle<br />

14.04. Stemwede,<br />

Live House<br />

JOAN ARMATRADING<br />

www.hypertension-music.de<br />

26.11. Köln, Gloria<br />

27.11. Hannover, Pavillon<br />

29.11. Pforzheim, Kulturhaus<br />

30.11. Darmstadt,<br />

Centralstation<br />

01.12. Worpswede,<br />

<strong>Music</strong> Hall<br />

02.12. Berlin, Kesselhaus<br />

05.12. Oldenburg,<br />

Kulturetage<br />

06.12. Hamburg, Fabrik<br />

08.12. Offenburg, Reithalle<br />

THE AUSTRALIAN PINK<br />

FLOYD SHOW<br />

www.fkpscorpio.com<br />

12.04. Trier, Arena<br />

13.04. Oberhausen,<br />

KöPi-Arena<br />

14.04. Emden, Nordseehalle<br />

16.04. Berlin, Tempodrom<br />

17.04. Hannover, AWD Hall<br />

18.04. Köln, Lanxess Arena<br />

19.04. Leipzig, Arena<br />

21.04. Chemnitz, Stadthalle<br />

23.04. Neu-Ulm,<br />

Ratiopharm Arena<br />

24.04. Ludwigsburg, Arena<br />

26.04. Bremerhaven,<br />

Stadthalle<br />

27.04. Hamburg, o2 World<br />

28.04. Frankfurt,<br />

Jahrhunderthalle<br />

BARCLAY JAMES HARVEST<br />

feat. John Lees<br />

www.live-concept.de<br />

13.04. Aschaffenburg,<br />

Colos-Saal<br />

14.04. Stuttgart, LKA<br />

15.04. CH-Pratteln Z7<br />

16.04. Ravensburg,<br />

Schwabenhalle<br />

18.04. Leipzig, Gewandhaus<br />

19.04. Dresden,<br />

Alter Schlachthof<br />

20.04. Neuruppin, Kulturkirche<br />

21.04. Berlin, Kesselhaus<br />

PHILLIP BOA &<br />

THE VOODOOCLUB<br />

www.phillipboa.de<br />

16.11. Fulda, Kreuz<br />

17.11. Dresden,<br />

Alter Schlachthof<br />

23.11. Celle, CD Kaserne<br />

24.11. Münster, Sputnikhalle<br />

30.11. Lingen,<br />

Alter Schlachthof<br />

01.12. Bochum, Zeche<br />

07.12. Kassel, Panoptikum<br />

08.12. Berlin,<br />

Huxleys Neue Welt<br />

JOE BONAMASSA<br />

www.jbonamassa.com<br />

05.03. Ravensburg,<br />

Oberschwabenhalle<br />

07.03. Freiburg, Konzerthaus<br />

09.03. Stuttgart, Liederhalle<br />

11.03. Nürnberg,<br />

Meistersingerhalle<br />

12.03. München,<br />

Kleine Olympiahalle<br />

14.03. Dortmund,<br />

Westfalenhalle 2<br />

15.03. Hannover, AWD Halle<br />

17.03. Hamburg, CCH


Konzertkalender<br />

ANGELO BRANDUARDI<br />

www.<strong>to</strong>urneen.com<br />

16.11. Geiselwind,<br />

Strohofer Halle<br />

17.11. Ludwigshafen,<br />

Theater im Pfalzbau<br />

19.11. Stuttgart, Theaterhaus<br />

20.11. Düsseldorf, Tonhalle<br />

21.11. Stade, Stadeum<br />

22.11. Bremen, Glocke<br />

23.11. Bielefeld,<br />

Ringlokschuppen<br />

27.11. Köln, Theater<br />

am Tanzbrunnen<br />

28.11. Mainz, Kurfürstliches<br />

Schloss<br />

30.11. Schwäbisch Gmünd,<br />

Stadtgarten<br />

01.12. Saarbrücken,<br />

Congresshalle<br />

TONY CAREY BAND<br />

www.<strong>to</strong>nycarey.com<br />

27.11. Nürnberg, Hirsch<br />

28.11. Ingolstadt, Ohrakel<br />

29.11. Erding, Schiaßn<br />

30.11. München,<br />

Garage Deluxe<br />

19.12. Braunschweig,<br />

Meier <strong>Music</strong> Hall<br />

20.12. Hamburg, Kaiserkeller<br />

21.12. Bremen, Tivoli<br />

PAUL CARRACK<br />

www.india-media.de<br />

02.12. Neckarsulm,<br />

Audi Forum<br />

10.12. Mannheim, Rosengarten<br />

11.12. Karlsruhe, Konzerthaus<br />

13.12. Stuttgart, Liederhalle<br />

16.12. CH-Visp,<br />

Theatre La Poste<br />

17.12. Friedrichshafen,<br />

Zeppelinhalle<br />

CITY<br />

www.city-internet.de<br />

24.11. Kölpinsee,<br />

Strandhotel Seerose<br />

14.12. Hemelingen,<br />

Aladin <strong>Music</strong> Hall<br />

27.12. Magdeburg,<br />

Johanniskirche<br />

28.12. Berlin, Konzertsaal<br />

der HdK<br />

29.12. Schwedt, Theater<br />

30.12. Suhl, CCS<br />

03.01. Chemnitz, Brauclub<br />

04.01. Erfurt, Alte Oper<br />

05.01. Jena, Volkshaus<br />

06.01. Staßfurt,<br />

Salzland<strong>the</strong>ater<br />

11.01. Barth,<br />

Vineta Sportarena<br />

12.01. Grevesmühlen,<br />

Sporthalle<br />

13.01. Greifswald,<br />

Mehrzweckhalle<br />

18.01. Neubrandenburg,<br />

Marienkirche<br />

19.01. Ros<strong>to</strong>ck, Nikolaikirche<br />

20.01. Schwerin, Capi<strong>to</strong>l<br />

15.02. Eisenhüttenstadt,<br />

Theater<br />

16.02. Leipzig, Theaterfabrik<br />

22.02. Riesa, Stadthalle Stern<br />

23.02. Neuruppin,<br />

Stadtpfarrkirche<br />

02.03. Coswig, Börse<br />

07.03. Potsdam, Nikolaisaal<br />

CLANNAD<br />

www.assconcerts.com<br />

21.01. Mainz,<br />

Kurfürstliches Schloss<br />

22.01. Stuttgart, Theaterhaus<br />

23.01. Köln, Theater<br />

am Tanzbrunnen<br />

24.01. Erfurt, Alte Oper<br />

25.01. Chemnitz, Markuskirche<br />

27.01. Hannover, Theater<br />

am Aegi<br />

ERIC CLAPTON<br />

www.clap<strong>to</strong>n.de<br />

29.05. Frankfurt, Festhalle<br />

30.05. Berlin, o2 World<br />

01.06. Hamburg, o2 World<br />

02.06. Leipzig, Arena<br />

09.06. München, Olympiahalle<br />

12.06. Stuttgart,<br />

Schleyer-Halle<br />

14.06. Oberhausen, KöPi-Arena<br />

18.06. Nürnberg,<br />

Arena Nürnberger Vers.<br />

JOE COCKER<br />

www.prknet.de<br />

12.04. München, Olympiahalle<br />

13.04. Nürnberg,<br />

Arena Nürnberger Vers.<br />

16.04. Leipzig, Arena<br />

17.04. Neu-Ulm,<br />

Ratiopharm Arena<br />

19.04. Halle,<br />

Gerry Weber Stadion<br />

20.04. Bremen, ÖVB-Arena<br />

22.04. Köln, Lanxess Arena<br />

24.04. Frankfurt, Festhalle<br />

25.04. Berlin, o2 World<br />

27.04. Erfurt, Messehalle<br />

28.04. Mannheim, SAP Arena<br />

30.04. Freiburg, Rothaus Arena<br />

03.05. Oberhausen,<br />

KöPi-Arena<br />

04.05. Stuttgart,<br />

Schleyer-Halle<br />

07.05. Hannover, TUI Arena<br />

08.05. Hamburg, o2 World<br />

23.05. Zwickau, Stadthalle<br />

25.05. Magdeburg,<br />

Bördelandhalle<br />

26.05. Ros<strong>to</strong>ck, Stadthalle<br />

DEEP PURPLE<br />

www.kb-k.com<br />

16.11. Bremen, Halle 7<br />

17.11. Hannover, AWD-Hall<br />

20.11. Kiel, Sparkassen Arena<br />

22.11. Frankfurt, Festhalle<br />

23.11. Oberhausen, KöPi-Arena<br />

24.11. Hamburg, o2 World<br />

26.11. Leipzig, Arena<br />

27.11. Berlin, o2 World<br />

29.11. Augsburg,<br />

Schwabenhalle<br />

30.11. München, Olympiahalle<br />

01.12 Stuttgart,<br />

Schleyer-Halle<br />

DORO<br />

www.ics-int.com<br />

16.11. Bremen, Aladin<br />

28.11. Stuttgart, Longhorn<br />

30.11. Memmingen,<br />

Kaminwerk<br />

01.12. A-Wien, Szene<br />

06.12. Bochum, Zeche<br />

07.12. Karlsruhe, Substage<br />

08.12. Vacha, Vachwerk<br />

09.12. Berlin,<br />

Huxleys Neue Welt<br />

11.12. Aschaffenburg,<br />

Colos-Saal<br />

DUBLINERS<br />

www.karsten-jahnke.de<br />

30.11. Berlin, Tempodrom<br />

02.12. Dresden, Schlachthof<br />

03.12. Braunschweig,<br />

Stadthalle<br />

04.12. Cloppenburg,<br />

Stadthalle<br />

05.12. Kiel, Schloss<br />

06.12. Lübeck, MuK<br />

07.12. Flensburg,<br />

Deutsches Haus<br />

08.12. Hamburg, CCH<br />

EPITAPH<br />

www.m2-music.com<br />

27.11. Capi<strong>to</strong>l, Köln<br />

ANDY FAIRWEATHER LOW<br />

& THE LOW RIDERS<br />

www.rock-<strong>the</strong>-earth.de<br />

30.11. Dortmund,<br />

Musik<strong>the</strong>ater Piano<br />

01.12. Hannover, Bluesgarage<br />

02.12. Frelsdorf,<br />

Kulturtransport<br />

04.12. Bremen, Meisenfrei<br />

05.12. Hamburg,<br />

Down<strong>to</strong>wn Bluesclub<br />

06.12. Bad Salzufl en, Bahnhof<br />

07.12. Eckernförde,<br />

Carls Showpalast<br />

08.12. Torgau, Kulturbastion<br />

11.12. Kirchheim, Bastion<br />

12.12. A-Wels, Sound<strong>the</strong>atre<br />

13.12. Ingolstadt, Neue Welt<br />

14.12. Habach, Village im<br />

Obermühltal<br />

15.12. Mühldorf, Haberkasten<br />

CHRIS FARLOWE &<br />

NORMAN BEAKER BAND<br />

www.rock-<strong>the</strong>-earth.de<br />

16.11. Halle, Objekt 5<br />

17.11. Oldenburg,<br />

Charlys Musikkneipe<br />

19.11. A-Salzburg, Rockhouse<br />

20.11. Offenbach, KjK<br />

21.11. Marburg,<br />

Kulturladen Kfz<br />

22.11. Bonn, Harmonie<br />

23.11. Ludwigshafen, Das Haus<br />

25.11. CH-Pratteln, Z7<br />

FLOYD RELOADED<br />

www.fl oydreloaded.com<br />

04.01. Düsseldorf, Mitsubishi<br />

Electric Halle<br />

10.01. München, Olympiahalle<br />

12.01. Berlin, Columbiahalle<br />

16.01. CH-Basel,<br />

St. Jakob-Arena<br />

19.01. Mannheim, SAP Arena<br />

20.01. Bremen, Pier 2<br />

15.06. Ros<strong>to</strong>ck, IGA Park<br />

FOOLS GARDEN<br />

www.foolsgarden.de<br />

03.12. München, Circus Krone<br />

14.12. Goslar, Kulturkraftwerk<br />

15.12. Schwerin, Speicher<br />

08.02. Pforzheim,<br />

Kulturhaus Osterfeld<br />

GOTTHARD<br />

www.bot<strong>to</strong>mrow.com<br />

16.11. Bamberg,<br />

Stechert Arena<br />

17.11. München, Zenith<br />

20.11. A-Wien, Gasometer<br />

HERBERT GRÖNEMEYER<br />

www.groenemeyer.de<br />

17.11. Freiburg, Zäpfl e Club<br />

18.11. CH-Zürich, Maag Halle<br />

GURU GURU<br />

www.guru-guru.com<br />

16.11. Wuppertal, LCB<br />

20.11. Rutesheim,<br />

Uhlenspiegel<br />

23.11. Unna, Ladenbrauerei<br />

24.11. Hannover, Alter Bahnhof<br />

08.12. Hersbruck, Kick<br />

12.12. Mainz, Kuz<br />

13.12. Mannheim,<br />

Alte Feuerwache<br />

14.12. Karlsruhe, Jubez<br />

BETH HART<br />

www.mascotlabelgroup.com<br />

19.11. Nürnberg, Hirsch<br />

24.11. Köln, Live <strong>Music</strong> Hall<br />

26.11. Hamburg, Markthalle<br />

<strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 123


Konzertkalender<br />

28.11. Berlin, Lido<br />

21.12. Karlsruhe, Substage<br />

HEAVEN 17<br />

www.assconcerts.com<br />

10.12. Aschaffenburg,<br />

Colos-Saal<br />

11.12. Hamburg, Fabrik<br />

12.12. Berlin, C-Club<br />

13.12. Köln, Live <strong>Music</strong> Hall<br />

14.12. Leipzig, Anker<br />

16.12. Bielefeld, Forum<br />

HELLMUT HATTLER<br />

www.hellmut-hattler.de<br />

24.11. Korntal, Stadthalle<br />

30.11. Obertrubach,<br />

The Studio Lounge<br />

08.12. Rodgau,<br />

Bühne der GBS<br />

HELTER SKELTER<br />

www.helter-skelter-live.de<br />

17.11. Kempten, bigBOX<br />

24.11. Friedrichshafen,<br />

Dornier Museum<br />

01.12. Mering, Mehrzweckhalle<br />

08.12. Bad Waldsee,<br />

Durlesbachhalle<br />

15.12. Rosenheim, Ballhaus<br />

22.12. Erding, Stadthalle<br />

26.12. Memmingen, Kaminwerk<br />

27.12. Nürnberg, Hirsch<br />

04.01. Dellmensingen,<br />

Mehrzweckhalle<br />

05.01. Ravensburg,<br />

Konzerthaus<br />

12.01. Königsbronn, Ostalbhalle<br />

19.01. Ulm, Roxy<br />

25.01. Neustädtlein,<br />

Tanzmetropole<br />

02.02. Westerstetten,<br />

Lonetalhalle<br />

09.02. Ulm, Club Fort<br />

06.02. München,<br />

Rockmuseum<br />

23.02. Augsburg,<br />

Kongresshalle<br />

02.03. Neustadt, NeuStadt-<br />

Halle am Schloss<br />

23.03. Untersulmetingen,<br />

Mehrzweckhalle<br />

31.03. Baindt,<br />

Schenk-Konrad-Halle<br />

HOT'N'NASTY<br />

www.hot-n-nasty.de<br />

16.11. Dortmund,<br />

Blues Notez Club<br />

17.11. Lüdenscheid,<br />

Panoptikum<br />

08.12. Köln, Cafe Kram<br />

HUMAN LEAGUE<br />

www.contrapromotion.com<br />

16.11. Saarbrücken, Garage<br />

17.11. Herford, X<br />

IRON MAIDEN<br />

www.wizardpromotions.de<br />

11.06. Frankfurt, Festhalle<br />

18.06. Berlin, o2 World<br />

19.06. Hamburg, o2 World<br />

29.06. Singen-Aach, Open Air<br />

06.07. Oberhausen, Open Air<br />

AL JARREAU<br />

www.kb-k.com<br />

19.11. Leipzig, Arena<br />

20.11. Berlin, Philharmonie<br />

JETHRO TULL'S<br />

IAN ANDERSON<br />

www.dmc-music.de<br />

21.11. Osnabrück,<br />

Osnabrückhalle<br />

30.04. Paderborn, Paderhalle<br />

01.05. Bremen, Glocke<br />

02.05. Gronau, Stadthalle<br />

03.05. Chemnitz, Stadthalle<br />

05.05. Ulm, CCU<br />

06.05. Leipzig, Arena<br />

07.05. Berlin, Tempodrom<br />

08.05. Ros<strong>to</strong>ck, Stadthalle<br />

10.05. CH-Zürich,<br />

Kongresshaus<br />

11.05. CH-Basel,<br />

<strong>Music</strong>al Theater<br />

12.05. Heilbronn, Harmonie<br />

13.05. Bonn, Beethovenhalle<br />

14.05. Mainz, Phönixhalle<br />

15.05. München, Circus Krone<br />

17.05. Zweibrücken,<br />

Westpfalzhalle<br />

18.05. Freiburg, Konzerthaus<br />

KARAT<br />

www.karat-band.de<br />

24.11. Erfurt, Messehalle<br />

15.12. Hagenow,<br />

Ot<strong>to</strong>-Ibs-Sporthalle<br />

29.12. Zwönitz, Wind<br />

KRIS KRISTOFFERSON<br />

www.modernewelt.de<br />

27.11. Stuttgart, Theaterhaus<br />

28.11. Frankfurt,<br />

Jahrhunderthalle<br />

KuK<br />

Heinz Rudolf Kunze &<br />

Tobias Künzel<br />

www.heinzrudolfkunze.de<br />

17.01. Schwerin,<br />

Sport- u. Kongreßhalle<br />

18.01. Leipzig, Werk II<br />

19.01. Halle, Stein<strong>to</strong>r-Varieté<br />

21.01. Zwickau, Neue Welt<br />

22.01. Erfurt, Kaisersaal<br />

23.01. Berlin, Postbahnhof<br />

25.01. Magdeburg, AMO<br />

26.01. Dresden,<br />

Alter Schlachthof<br />

28.01. Hamburg, Fabrik<br />

29.01. Hannover , Capi<strong>to</strong>l<br />

KRAAN<br />

www.hellmut-hattler.de<br />

01.12. Steele, Grend<br />

LORDS<br />

www.<strong>the</strong>lords.de<br />

16.11. Vluyn, Klingerhuf<br />

07.+ 08.12. Winnenden,<br />

S<strong>to</strong>rchenkeller<br />

05.01. Schwerin, Speicher<br />

26.01. Greiz, Vogtlandhalle<br />

PETER MAFFAY & Tabaluga<br />

www.deag.de<br />

16.–18.11. München,<br />

Olympiahalle<br />

23.+ 24.11. Köln,<br />

Lanxess-Arena<br />

30.11.– 02.12. Leipzig, Arena<br />

08.12. Oberhausen, KöPi-Arena<br />

11.12. Chemnitz,<br />

Chemnitzarena<br />

13.12. Bremen, ÖVB Arena<br />

15.12. Kiel, Sparkassen-Arena<br />

18.12. Ros<strong>to</strong>ck, Stadthalle<br />

MANFRED MANN'S<br />

EARTHBAND<br />

www.dmc-music.de<br />

06.12. Ulm, Theatro<br />

07.12. Würzburg, Posthalle<br />

13.12. Aschaffenburg,<br />

Colos-Saal<br />

14.12. Winterbach, Salierhalle<br />

MARILLION<br />

www.marillion.com<br />

20.11. Köln, Live <strong>Music</strong> Hall<br />

23.11. Nürnberg, Löwensaal<br />

24.11. München, Theaterfabrik<br />

MOTHER JANE<br />

www.mo<strong>the</strong>r-jane.de<br />

24.11. Braunschweig,<br />

Barnaby’s Bluesbar<br />

28.12. Hannover, Gig<br />

29.12. Harburg,<br />

Marias Ballroom<br />

22.02. Bremen, MS Treue<br />

23.02. Kirchheim,<br />

Teck Club Bastion<br />

23.03. Metzingen, Hirsch<br />

24.03. Marbach, Cafe Provinz<br />

MOTÖRHEAD<br />

www.mlk.com<br />

25.11. Oberhausen,<br />

Turbinenhalle<br />

26.11. Offenbach, Stadthalle<br />

28.11. Ludwigsburg, Arena<br />

30.11. Erfurt, Thüringenhalle<br />

01.12. München, Zenith<br />

04.12. Hannover, AWD-Hall<br />

05.12. Berlin, Columbiahalle<br />

07.12. CH-Bern, Festival<br />

08.12. Bamberg, Festival<br />

11.12. Kempten, BigBox<br />

NEW MODEL ARMY<br />

www.noisenow.de<br />

15.12. Köln, Palladium<br />

DIE PRINZEN<br />

www.dieprinzen.de<br />

16.12. Berlin, Admiralspalast<br />

PUHDYS<br />

www.puhdys.com<br />

23.+ 24.11. Freiberg, Tivoli<br />

28.11. Stuttgart, Theaterhaus<br />

29.11. Villingen-Schwenningen,<br />

Neue Tonhalle<br />

30.11. München, Tonhalle<br />

08.12. Hildesheim, Audimax<br />

09.12. Nürnberg, Hirsch<br />

15.12. Detmold, Stadthalle<br />

16.12. Darmstadt,<br />

Staats<strong>the</strong>ater<br />

26.12. Weinböhla,<br />

Zentralgasthof<br />

28.12. Altenburg,<br />

Landgasthof Kosma<br />

29.12. Halle, Stein<strong>to</strong>r Varieté<br />

LIONEL RICHIE<br />

www.semmel.de<br />

24.11. Stuttgart,<br />

Schleyer-Halle<br />

26.11. Berlin, o2 World<br />

01.12. Oberhausen,<br />

KöPi-Arena<br />

03.12. Hamburg, o2 World<br />

06.12. Köln, Lanxess-Arena<br />

RUFUS ZUPHALL<br />

www.rufus-zuphall.de<br />

23.11. Aachen, Jakobshof<br />

RUNRIG<br />

www.india-media.de<br />

27.11. Oberhausen, KöPi-Arena<br />

28.11. Hannover, AWD-Hall<br />

29.11. Berlin, Tempodrom<br />

30.11. Leipzig, Haus Auensee<br />

01.12. Karlsruhe, Europahalle<br />

JOE SATRIANI<br />

www.shooter.de<br />

20.06. Hannover, Capi<strong>to</strong>l<br />

21.06. Münster, Jovel<br />

22.06. Hamburg, Fabrik<br />

23.06. Berlin, Columbia Halle<br />

24.06. Leipzig, Haus Auensee<br />

26.06. Nürnberg,<br />

Serenadenhof<br />

27.06. Köln, E-Werk<br />

28.06. Mainz, Phönixhalle<br />

29.06. Stuttgart, Theaterhaus<br />

SCORPIONS<br />

www.semmel.de<br />

15.12 Oberhausen,<br />

KöPi-Arena<br />

17.12. München, Olympiahalle<br />

SILLY<br />

www.silly.de<br />

12.05. Köln, E-Werk<br />

14.05. Hannover, Capi<strong>to</strong>l<br />

15.05. Dortmund, FZW<br />

17.05. Bremen, Aladin<br />

18.05. Hamburg, Große Freiheit<br />

21.05. Stuttgart, Theaterhaus<br />

22.05. Saarbrücken, Garage<br />

31.05. Neubrandenburg,<br />

Jahnsportforum<br />

01.06. Cottbus, Stadthalle<br />

07.06. Chemnitz, Wasserschloss<br />

Klaffenbach<br />

08.06. Sondershausen,<br />

Thüringentag<br />

14.06. Schwerin,<br />

Freilichtbühne<br />

15.06. Dresden, Junge Garde<br />

21.06. Leipzig, Parkbühne<br />

21.07. München,<br />

Tollwood Festival<br />

17.08. Berlin, Zitadelle<br />

SPIDER MURPHY GANG<br />

www.helloconcerts.de<br />

30.11. Mühldorf, Stadtsaal<br />

01.12. Gersthofen, Stadthalle<br />

06.12. München, Circus Krone<br />

SWEET<br />

www.stuff-music.de<br />

02.03. A-Wien, Szene<br />

05.03. A-Rankweil, Altes Kino<br />

06.03. Augsburg,<br />

Club Spectrum<br />

07.03. Stuttgart, Longhorn<br />

08.03. Nürnberg, Hirsch<br />

09.03. Aschaffenburg,<br />

Colos-Saal<br />

13.03. Hamburg, Markthalle<br />

14.03. Krefeld, Kulturfabrik<br />

15.03. Bremen,<br />

Aladin <strong>Music</strong> Hall<br />

16.03. Schwalmstadt,<br />

Festhalle<br />

TEN YEARS AFTER<br />

www.kul<strong>to</strong>polis.com<br />

17.11. A-Wörgl, Komma<br />

21.11. CH-Solothurn,<br />

Kulturfabrik Kofmehl<br />

23.11. Pforzheim,<br />

Kulturhaus Osterfeld<br />

24.11. Ingolstadt,<br />

Kulturhalle Westpark<br />

08.12. Kellinghusen,<br />

Ulmenhofschule<br />

09.12. Dortmund, Piano<br />

THIN LIZZY<br />

www.wizardpromotions.de<br />

16.11. Köln, Kantine<br />

CHRIS THOMPSON<br />

www.christhompson-central.com<br />

23.11. Göppingen, Lambert<br />

18.02. Berlin,<br />

Max-Schmeling-Halle<br />

19.02. Ros<strong>to</strong>ck, Stadthalle<br />

22.02. Halle,<br />

Gerry Weber Stadion<br />

DIE TOTEN HOSEN<br />

www.jkp.de<br />

17.11. Köln, Lanxess-Arena<br />

18.11. Frankfurt, Festhalle<br />

21.11. Bremen, ÖVB-Arena<br />

23.+24.11. Düsseldorf,<br />

ISS Dome<br />

28.11. Hamburg, o2 World<br />

01.12. München, Olympiahalle<br />

02.12. Stuttgart,<br />

Schleyer-Halle<br />

05.12. CH-Zürich,<br />

Hallenstadion<br />

08.12. Erfurt, Messehalle<br />

09.12. Chemnitz, Arena<br />

11.+12.12. Hannover,<br />

TUI-Arena<br />

14.12. Friedrichshafen,<br />

Rothaus-Halle<br />

15.12. Mannheim, SAP-Arena<br />

18.12. CH-Basel,<br />

St. Jakobshalle<br />

19.12. Nürnberg,<br />

Arena Nürnberger Vers.<br />

21.+22.12. A-Graz,<br />

Stadthalle<br />

26.+27.12. Dortmund,<br />

Westfalenhalle 1<br />

29.+30.12. Berlin,<br />

Max-Schmeling-Halle<br />

MIDGE URE<br />

www.hypertension-music.de<br />

07.12. Oberhausen,<br />

Zentrum Altenberg<br />

Seite 124 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

08.12. Frankfurt, Das Bett<br />

09.12. Leverksuen, Scala<br />

11.12. Kiel, Kulturforum<br />

12.12. Braunschweig,<br />

Meiers <strong>Music</strong> Hall<br />

13.12. Bremen, Ki<strong>to</strong><br />

URIAH HEEP<br />

www.dmc-music.de<br />

07.12. Burglengenfeld,<br />

VAZ Pfarrheim<br />

09.12. Aschaffenburg,<br />

Colos-Saal<br />

10.12. Augsburg, Spectrum<br />

13.12. Worpswede, <strong>Music</strong> Hall<br />

VINCENT ROCKS<br />

www.vincentrocks.de<br />

23.11. Besigheim, Alte Kelter<br />

14.12. Schwerin, Der Speicher<br />

15.12. Brakel, Stadthalle<br />

16.12. Twist, Heimathaus<br />

HANNES WADER<br />

www.scala-kuenstler.de<br />

16.11. Friedrichshafen,<br />

Graf-Zeppelin-Haus<br />

17.11. Mannheim, Capi<strong>to</strong>l<br />

18.11. Saarlouis,<br />

Theater am Ring<br />

19.11. Bonn, Brückenforum<br />

20.11. Fulda, Orangerie<br />

JOHNNY WINTER<br />

www.kul<strong>to</strong>polis.com<br />

09.04. München, Muffathalle<br />

10.04. Aschaffenburg,<br />

Colos-Saal<br />

FESTIVALS<br />

Ost-Rock<br />

www.semmel.de<br />

16.11. Frankfurt/O.,<br />

Messehalle<br />

17.11. Chemnitz, Arena<br />

Puhdys, Karat, Rockhaus,<br />

Pankow<br />

6. Lörracher Rocknacht<br />

www. rocktimes.de<br />

17.11. Lörrach, Festhalle<br />

u.a. Jane<br />

Traumrock<br />

www.traum-rock.de<br />

24.11. Erfurt, Messehalle<br />

u.a. Mungo Jerry, Suzi<br />

Quatro, Dozy Beaky Mick &<br />

Tich, Rubettes, Karat<br />

Jimi Hendrix wird 70-Tribute<br />

www.musikmarktmueller.de<br />

28.11. Gaggenau, Kulturhaus<br />

05.12. Osterfeld, Kulturhaus<br />

Aida Night Of The Proms<br />

www.notp.com<br />

30.11.– 01.12. Köln,<br />

Lanxess-Arena<br />

02.12. Oberhausen,<br />

KöPi-Arena<br />

04.+05.12. Frankfurt, Festhalle<br />

06.12. Erfurt, Messehalle<br />

07.12. Berlin, o2 World<br />

08.+09.12. Hamburg,<br />

o2 World<br />

11.12. Bremen, Arena<br />

14.–16.12. München,<br />

Olympiahalle<br />

18.12. Stuttgart,<br />

Schleyer-Halle<br />

19.12. Mannheim, SAP Arena<br />

20.12. Hannover, TUI Arena<br />

21.12. Dortmund,<br />

Westfalenhallen<br />

22.12. Frankfurt, Festhalle<br />

23.12. Oberhausen,<br />

KöPi-Arena<br />

u.a. Mick Hucknall,<br />

Anastacia, Jupiter Jones,<br />

John Milles<br />

WISHBONE ASH, MARTIN<br />

TURNER'S<br />

www.kul<strong>to</strong>polis.com<br />

20.11. CH-Pratteln, Z7<br />

21.11. Metzingen, Hirsch<br />

22.11. Freising, Lindenkeller<br />

23.11. Habach, Village<br />

24.11. Ansbach,<br />

Kammerspiele<br />

26.11. Saarlouis,<br />

Theater am Ring<br />

27.11. Leverkusen, Scala<br />

29.11. Dortmund,<br />

Musik<strong>the</strong>ater Piano<br />

30.11. Hamburg,<br />

Down<strong>to</strong>wn Bluescub<br />

ALEXANDER WOLFRUM<br />

www.alexanderwolfrum.de<br />

22.11. Kulmbach,<br />

Brauereimuseum<br />

24.11. Neunkirchen,<br />

Brauerei Wolfshöher<br />

26.11. München, Fraunhofer<br />

15.12. Nürnberg,<br />

Pegnitzbühne<br />

23.12. Bayreuth, Katharina<br />

von Bora-Kirche<br />

ZUCCHERO<br />

www.wizardpromotions.de<br />

24.05. München, Olympiahalle<br />

25.05. Stuttgart,<br />

Schleyer-Halle<br />

29.05. Düsseldorf, Mitsubishi-<br />

Electric-Halle<br />

31.05. Berlin, o2 World<br />

War Of The Worlds<br />

www.<strong>to</strong>urneen.com<br />

03.01. Hamburg, o2 World<br />

04.01. Oberhausen, KöPi-Arena<br />

05.01. Berlin, o2 World<br />

07.01. Nürnberg, Arena<br />

08.01. München, Olympiahalle<br />

Rock Meets Classic<br />

www.<strong>to</strong>urneen.com<br />

18.02. Berlin,<br />

Max-Schmeling-Halle<br />

19.02. Ros<strong>to</strong>ck, Stadthalle<br />

22.02. Halle,<br />

Gerry-Weber-Stadion<br />

23.02. Essen, Grugahalle<br />

25.02. Frankfurt,<br />

Jahrhunderthalle<br />

26.02. Hof, Freiheitshalle<br />

27.02. Passau, Dreiländerhalle<br />

02.03. Ingolstadt, Saturn Arena<br />

03.03. Neu-Ulm, Arena<br />

05.03. Landshut, Arena<br />

06.03. München, Olympiahalle<br />

08.03. Mannheim, SAP-Arena<br />

09.03. Nürnberg, Arena<br />

10.03. Würzburg, s.Oliver Arena<br />

11.03. Saarbrücken,<br />

Saarlandhalle<br />

13.03. Stuttgart, Porsche-Arena<br />

15.03. Kempten, BigBox<br />

16.03. Regensburg,<br />

Donau Arena<br />

17.03. CH-Zürich, Hallenstadion<br />

Bonnie Tyler, Paul Rodgers,<br />

Chris Thompson, Eric<br />

Bazillian, Steve Augeri, Mat<br />

Sinner Band<br />

Porsche <strong>Music</strong> Night<br />

www.porsche-music-night.de<br />

22.+23.03. Stuttgart,<br />

Schleyer-Halle<br />

u.a. Rattles, Umber<strong>to</strong> Tozzi,<br />

The Queen Kings<br />

Christian Simon’s Original<br />

Oldie Night<br />

www.eventim.de<br />

04.05. Sindelfi ngen, Glaspalast<br />

u.a. Hollies, Suzi Quatro,<br />

Sweet, Boney M., George<br />

McCrae


© Pressefo<strong>to</strong><br />

KREUZVERHÖR<br />

Von Philipp Roser<br />

Alvin Lee<br />

Naomi darf alles<br />

Alvin Lee hatte schon seinen eigenen<br />

n<br />

(Dick-)Kopf, als er mit Ten Years<br />

After und dem legendären "I'm Going<br />

Home" in Woods<strong>to</strong>ck abräumte und<br />

sich mit seiner Gibson ES 335 den Ruf<br />

des (damals) schnellsten Gitarristen<br />

der Welt erspielte. 1974 verließ er die<br />

Band, formierte in den 80er <strong>Jahre</strong>n Ten<br />

Years Later, war aber meist solo aktiv,<br />

ist live nur noch sehr selten zu erleben<br />

und veröffentlicht unregelmäßig Alben.<br />

Vor kurzem warf der bald 68-Jäh-<br />

rige (*19.12.1944) STILL ON THE ROAD<br />

TO FREEDOM auf den Markt.<br />

Dienstag, 22. Januar 2013, 20 Uhr<br />

Stuttgart, Liederhalle Beethoven-Saal<br />

A Tribute <strong>to</strong> <strong>the</strong><br />

Greatest Rock Band<br />

on Earth<br />

ONE NIGHT OF QUEEN<br />

performed by<br />

Gary Mullen & The Works<br />

Samstag, 9. März 2013, 20 Uhr<br />

Stuttgart, Liederhalle Beethoven-Saal<br />

An Evening with<br />

Montag, 25. März 2013, 20 Uhr<br />

Stuttgart, Theaterhaus<br />

DIE ANDEREN …<br />

Bester Sänger? Howlin' Wolf oder Little Richard<br />

Beste Sängerin? Mrs. Wolf oder Big Mama<br />

Thorn<strong>to</strong>n<br />

Beste Band? Glenn Miller Orchestra oder Count<br />

Basie<br />

Beste(r) Songschreiber(in)? Chris Smi<strong>the</strong>r<br />

Unterschätzteste(r) Band/Solist? Earl &<br />

The Neutrons<br />

Überschätzteste(r) Band/Solist? Beach Boys<br />

Beste Single? "Hound Dog"<br />

Bestes Album? RSVP (Herbie Hancock)<br />

Bester Song? "What 'd I Say" (Ray Charles)<br />

Deine Allstar-Band? DJ Fontana an den Drums,<br />

Bill Black am Bass & Naomi Campbell, die machen<br />

kann, was sie will.<br />

... UND ICH<br />

Welche Cover-Version möchtest du mal<br />

aufnehmen? "Heartbreak Hotel"<br />

Welchen Song hättest du gern selbst geschrieben?<br />

"Blowing In The Wind"<br />

Wer sollte einen Song über dich schreiben?<br />

Niemand<br />

Wie sollte der Song heißen? "Unreleased"<br />

Was war das Highlight deiner Karriere? Das<br />

erste Mal in den USA, die Gigs im Fillmore West und<br />

dergleichen.<br />

Dein Lebensmot<strong>to</strong>? Play it by ear and follow<br />

your nose (Spiele nach Gehör und folge deiner Nase).<br />

EINIGE W0RTE ZU ...<br />

Nottingham (Geburtsstadt): Zwei Mädchen für<br />

jeden Jungen (sagt man) – ich hatte mehr als zwei.<br />

Spanien (dort lebt er): Leidenschaft für den<br />

Flamenco.<br />

Klarinette (sein erstes Instrument): Goodman<br />

& Artie Shaw.<br />

Elvis Presley: Viel zu pfleglich.<br />

Scotty Moore: Viel zu gut.<br />

The A<strong>to</strong>mites: Die Band aus Mansfield, bei der ich<br />

Mad Dan" Lyons mitgehen ließ.<br />

"<br />

Deutschland: Der Star-Club Hamburg. Crashkurs<br />

in Sachen Sex, Drogen und Rock'n'Roll.<br />

Woods<strong>to</strong>ck: Wo sind sie alle hingegangen?<br />

Jimi Hendrix: Der Mann vom Mars.<br />

George Harrison: The Bluest Blues.<br />

Steve Gould (Bassist der Alvin Lee Band<br />

ab 1980): Hat sein Instrument an den Nagel gehängt<br />

und seine Blue Suede Shoes weggeräumt.<br />

Country: & Western.<br />

Live spielen: The highest high.<br />

Arbeit im Studio: Suche nach magischen<br />

Momenten – ich lerne jeden Tag etwas Neues dazu.<br />

Big Red" (seine legendäre Gitarre): My<br />

"<br />

main man, kostete mit Koffer 45 Pfund.<br />

Priva<strong>the</strong>it: Fast schon eine Obsession.<br />

PLEASE, ANSWER<br />

THE S0NG …<br />

Why Do Fools Fall In Love?<br />

(FRANKIE LYMON, 1963)<br />

Weil sie können.<br />

Where Have All The Good Times Gone?<br />

(KINKS, 1965)<br />

Sie sind zu meinem Haus weitergezogen.<br />

What Are You Doing Sunday? (DAWN, 1971)<br />

Ich kümmere mich um meine eigenen Angelegenheiten.<br />

Who's Gonna Rock You? (THE NOLANS, 1980)<br />

Jerry Lee Lewis.<br />

Why Believe In You? (TEXAS, 1991)<br />

Ich werde nicht existieren, wenn du das nicht tust.<br />

Samstag, 6. April 2013, 20 Uhr<br />

Stuttgart, Schleyer-Halle<br />

CHRIS de BURGH<br />

& Band<br />

Live<br />

In Concert<br />

2013<br />

Dienstag, 30. April 2013, 20 Uhr<br />

Stuttgart, Theaterhaus<br />

Steve Hackett<br />

Genesis Revisited<br />

2013 World Tour<br />

Samstag, 4. Mai 2013, 20 Uhr<br />

Stuttgart, Schleyer-Halle<br />

JOE<br />

COCKER<br />

FIRE IT UP<br />

TOUR<br />

Vorverkauf an der Konzertkasse im Saturn Stuttgart, Königsbau-<br />

Passagen sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen und bei:<br />

<strong>Music</strong> Circus Concertbüro GmbH Kartentelefon 0711 22 11 05


BAND-ARCHIV HISTORY Tomorrow<br />

Flower, Power, Eigen<strong>to</strong>r<br />

Dass ein Sänger mit einem (erfolgreich) parallel l laufenden Soloprojekt<br />

seine eigentliche Band erschüttert, kommt nicht so<br />

oft vor. Keith Hopkins, besser bekannt als Keith West, ist genau<br />

dies passiert. Tomorrow bleiben dennoch im Gedächtnis<br />

als eine der potentesten Psychedelic-Pop-Formationen der UK-<br />

Sixties. Der obendrein ein Hit gelang, der nie einer wurde.<br />

v.l.: Keith West, John "<br />

Junior" Wood,<br />

Steve Howe, John "<br />

Twink" Alder<br />

Einfach dumm gelaufen. Produzent<br />

Mark Wirtz aus dem Elsass<br />

hatte 1967 eine "Teenage Opera"<br />

ausgebrütet, daraus ein "Excerpt<br />

From ..." ausgeklinkt und diesen Titel<br />

– Volksmund: „Grocer Jack" – Keith<br />

West aufnehmen lassen. Das Resultat<br />

ist bekannt: ein süßlicher Ohrwurm<br />

europaweit, Chartplatz 2 zum Beispiel<br />

in Deutschland und England. Wirtz saß<br />

zeitgleich auch für die Band Tomorrow<br />

an den Reglern, deren Sänger er für<br />

das vermeintliche Nebenprodukt abgezogen<br />

hatte. Die Folge: Treffer hier,<br />

Tristesse dort, Eigen<strong>to</strong>r.<br />

Die angeschmierte Crew war zu diesem<br />

Zeitpunkt schon seit rund drei <strong>Jahre</strong>n<br />

in London aktiv; zunächst mit Keith<br />

West (voc) und John „Junior" Wood<br />

(b; später kurz bei Jeff Beck) als Four<br />

Plus One und – nach dem Einstieg von<br />

Gitarrist Steve Howe (ab April 1970<br />

bei Yes) – als The In Crowd, die sich<br />

zwischen souligem R&B ("That's How<br />

Strong My Love Is"), Freakbeat ("S<strong>to</strong>p!<br />

Wait A Minute") und Folk-Rock ("Why<br />

Must They Criticize") nicht entscheiden<br />

konnten. Vier gute Parlophone-Singles<br />

verpufften – u.a. auch weil das Label<br />

es schaffte, "Time Is On My Side" als<br />

A-Seite zu veröffentlichen, obwohl es<br />

mit den Aufnahmen der Rolling S<strong>to</strong>nes,<br />

Moody Blues und Brian Poole & The<br />

Tremeloes bereits drei (!) nahezu zeitgleich<br />

gestartete Versionen gab. Am<br />

In-Crowd-Schlagzeug saß ab Juni 1966<br />

John „Twink" Alder (Pre-Pink Fairies).<br />

Der neue EMI-Produzent Mark Wirtz<br />

nahm sich der Band an. Ihr eher<br />

hausbackener Name wurde umgehend<br />

in Tomorrow geändert, um sich<br />

den neuen Gegebenheiten<br />

anzupassen:<br />

Psychedelische<br />

Klänge waren<br />

inzwischen angesagt,<br />

West,<br />

Howe & Co.<br />

drückten auf<br />

„Neustart".<br />

Es galt, sich<br />

zwischen Pink<br />

Floyd, Soft<br />

Machine und<br />

Nice, zwischen<br />

Nirvana, Kaleidoscope, Procol Harum<br />

und ungezählten anderen zu behaupten.<br />

Ein runderneuertes Reper<strong>to</strong>ire und<br />

die Qualität der Musiker sorgten überaus<br />

schnell<br />

für eine gute<br />

(Live-)Akzeptanz:<br />

Tomorrow<br />

gehörten<br />

dazu und<br />

erhielten das<br />

Angebot für<br />

die Filmmusik und einen Kurzauftritt<br />

im Kultklassiker in spe, „Blowup".<br />

Musikteile (inklusive des Titelsongs<br />

"Blow Up") waren komponiert, alles<br />

lief – doch nach sechs Wochen<br />

kam es zum Abbruch:<br />

John Wood war erkrankt,<br />

Regisseur Michelangelo<br />

An<strong>to</strong>nioni übergab den<br />

Job an die bekannteren<br />

Yardbirds.<br />

Während Tomorrow noch<br />

ihre Wunden leckten und<br />

für Parlophone im Studio standen,<br />

kam eine neue Offerte. Die Band<br />

wirkte als The Snarks in einem anderen<br />

Swinging London-Film mit, „Smashing<br />

Time" (mit den UK-Top-Mimen Rita<br />

Tushingham,<br />

Lynn Redgrave<br />

und Michael<br />

York), von dem<br />

leider kein<br />

Soundtrack<br />

existiert. Mark<br />

Wirtz hatte<br />

bereits vielversprechende<br />

Tomorrow-Töne<br />

aufgenommen,<br />

John<br />

Peel spielte in<br />

seiner „Perfumed<br />

Garden"-Show beim Piratensender<br />

Radio London eines der Highlights:<br />

"My White Bicycle" wurde im<br />

Mai 1967 zum Flo wer-Power-Favorit<br />

bei Fans und Kritikern – doch nichts<br />

passierte (erst Nazareth gelang 1975<br />

ein Hit damit). Auch die ähnlich starke<br />

Folgesingle "Revolution" verpuffte;<br />

und als im Februar 1968<br />

endlich das gleichnamige<br />

Tomorrow-LP-Debüt erschien<br />

(zur grell-buntschrillen<br />

Zeit passend<br />

im Schwarzweiß-Cover),<br />

war zwischenzeitlich<br />

Schwerwiegendes passiert<br />

– siehe Anfang.<br />

Wirtz hatte Keith West ab Juli 1967<br />

als Solisten quasi ausgekoppelt. Dem<br />

Bandverbund nicht eben zuträglich,<br />

drehte sich fast alles nur noch um die<br />

(damals nicht beendete) "Teenage Opera".<br />

Ein paar Brocken Popularität fielen<br />

zwar auch für Tomorrow ab, doch<br />

schon im März 1968 war die Endstation<br />

erreicht. Howe, Wood und Alder<br />

veröffentlichten mit Herbie Flowers (b)<br />

und Clem Cattini (dr) noch eine Single<br />

als Aquarian Age ("10000 Words In A<br />

Cardboard Box"; 5/1968); Howe schob<br />

mit Ron Wood (b) und Aynsley Dunbar<br />

(dr) "On A Saturday"/"The Kid Was A<br />

Killer" (7/1968) nach – Tomorrow aber<br />

waren unverdient Geschichte.<br />

Gelungene CD-Ausgaben wie TO-<br />

MORROW (EMI), EXCERPTS FROM ...<br />

(Keith West), 50 MINUTE TECHNICO-<br />

LOR DREAM (Howe, West, Tomorrow)<br />

und MOTHBALLS von Steve Howe (alle<br />

RPM) leuchten die Zeit ab 1964 bis<br />

zum bitteren<br />

Ende sehr<br />

detailliert<br />

aus. Sie erinnern<br />

an eine<br />

Band, die als<br />

„klassischer<br />

Fall für ungenutztes<br />

Potenzial des britischen <strong>60s</strong>-<br />

Underground" (Richie Unterberger)<br />

trefflichst beschrieben ist.<br />

Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />

Seite 126 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Liebe, Liebe, Liebe<br />

Emotionen haben schon unzählige Rock- und Popsongs inspiriert und<br />

geprägt – allen voran die Liebe. Bei Stevie Wonder war das Resultat gleich<br />

eine ganze LP; sie war Teil 2 der Trilogie,<br />

die seine kreative Explosion in den<br />

70ern markierte: Nach MUSIC OF MY MIND<br />

(1972) folgten noch im selben Jahr TAL-<br />

KING BOOK und ein Jahr später INNVER-<br />

VISIONS. Kurz vor TALKING BOOK hatte<br />

er seine Partnerin verlassen, die Sängerin<br />

Syreeta Wright, von der noch zwei Texte<br />

für dieses Album stammten. Thematisch<br />

reichten die Themen der LP von den Freuden<br />

der Liebe bis zu den Qualen einer<br />

Trennung. Es begann mit "You Are The<br />

Sunshine Of My Life", das vom Funk von<br />

"Maybe Your Baby" konterkariert wurde.<br />

Die Achterbahnfahrt einer Beziehung spiegelten<br />

auch die Songs "You And I (Toge<strong>the</strong>r<br />

We Conquer The World)", "Tuesday Heartbreak" und "You've Got It Bad, Girl"<br />

wider. "Superstition", ein zynischer Kommentar zur freien Liebe, eröffnete die<br />

zweite LP-Seite und gab den Rhythmus vor. "I Believe (When I Fall In Love<br />

It Will Be Forever)" stand als Abgesang an die aktuelle Liebe, glaubte aber<br />

Januar 1968: Walker Bro<strong>the</strong>rs in Fernost<br />

HISTORY<br />

STEVIE WONDER • TALKING BOOK • (10/43:26; 1972)<br />

Gesuchtes nach (Bank-)Noten<br />

Rolling S<strong>to</strong>nes: Let It Bleed (Decca SLK 166<strong>40</strong>); Dezember 1969<br />

ROCK-CLASSICS<br />

zugleich an die Kraft der Liebe insgesamt. Musikalisch gelang Wonder eine<br />

nahezu geniale Mischung aus Soul, Funk, Pop und Rock, die er mit der Hilfe<br />

seines Produzenten musikalisch äußerst modern kreiert hatte – dem<br />

Syn<strong>the</strong>sizer-Magier Robert Margouleff,<br />

der zudem den Elektronik-Supertüftler<br />

Malcolm Cecil mit in die<br />

Arbeit eingebunden hatte. te.<br />

Diesen Weg behielt Wonder<br />

während der 70er <strong>Jahre</strong><br />

bei, in denen er die besten<br />

und mutigsten Platten<br />

seiner Laufbahn ablieferte.<br />

Stets war der Syn<strong>the</strong>sizer<br />

prominent vertreten,<br />

gleichzeitig komponierte e<br />

der Top-Star Songs, von nen etliche seitdem zum Kanon<br />

der Rockmusik gehören. TALKING<br />

BOOK bedeutete seine Emanzipation n nicht nur<br />

de-<br />

als Künstler, sondern auch vom Mo<strong>to</strong>wn-Sound. Ohne dieses Album wäre seine<br />

Entwicklung gar nicht zu verstehen; es ist das entscheidende Bindeglied in der<br />

Karriere des Stevie Wonder.<br />

mr<br />

DATENBANK<br />

Es muss wohl mächtig Kohle geflossen sein, um noch mal für ein paar Tage<br />

die Rucksäcke zu schnüren. Denn im Januar 1968 hatten die drei amerikanischen<br />

„Brüder" Scott Engel, John Maus und Gary Leeds nur noch eines gemeinsam –<br />

nichts mehr. Ego-Probleme, Depressionen, die guten alten „künstlerischen Differenzen",<br />

die ganze Palette war medial ausgekippt<br />

worden. Ihre Hoch-Zeit lag einige Monate<br />

zurück, alle drei waren bereits mit Solo-Arbeiten<br />

in den UK-Charts vertreten. Trotzdem rauften<br />

sie sich für einige Auftritte in Japan nochmals<br />

zusammen; oder auch nicht, wenn man dem<br />

gepressten Produkt lauscht: gepflegtes Neben-<br />

statt Miteinander. Mitschnitte aus der Osaka<br />

Festival Hall vom 2.–4. Januar 1968 wurden –<br />

anfangs nur in Nippon – auf der Doppel-LP THE<br />

WALKER BROTHERS IN JAPAN (Philips SFL<br />

9046-7; 1968) veröffentlicht. 21<br />

Tracks waren Beleg für eine absolvierte Pflichtveranstaltung<br />

mit monumentaler Kreischbeilage. Dabei hatte das Tracklisting<br />

immenses Raritätenpotenzial: Solotitel erstmals als Gruppenaufnahme ("Lady<br />

Came From Baltimore"/Scott, "Annabella"/<br />

John, "Twinkie Lee"/Gary), dazu diverse R&B-<br />

Standards von Larry Williams, Ray Charles, Bobby<br />

Bland, Sam & Dave, Stevie Wonder, den Four<br />

Tops und anderen, die sonst nirgends als Walkers-Nummern<br />

zu hören sind, und es gab sogar<br />

ein Beatles-Cover ("Yesterday"). Eigene Mega-<br />

Hits wie "The Sun Ain't Gonna Shine Anymore"<br />

und "Make It Easy On Yourself" blieben fast<br />

Randerscheinungen. Erst 1987 erfolgte ein<br />

Euro-Reissue auf Bam Caruso (AIDA 076), das<br />

– offenbar aus rechtlichen Gründen – recht flott wieder vom Markt verschwand.<br />

Offizielle CD? Fehlanzeige. Was Fans und Sammlern geblieben ist, sind die<br />

Vinylalben – als Soul- und Rock'n'Roll-Dokument der kuriosen Art. bm<br />

RAR & TEUER<br />

Wer sich selbst oder Bekannte im Dezember 1969 zu Weihnachten mit dem neuen<br />

S<strong>to</strong>nes-Album LET IT BLEED beschenken wollte, bekam schon zum zweiten Mal<br />

in nur drei Monaten eine optische Gurke. Im September<br />

waren die (in der Fertigung schwierigen)<br />

Achteck-Cover für THROUGH THE PAST, DARKLY<br />

nicht rechtzeitig fertig geworden; Fans erhielten<br />

zunächst eine Nothülle. Und nun – wegen des<br />

angepeilten Festtagsumsatzes noch ärgerlicher –<br />

gab es wieder Probleme: Für die internationale e<br />

Erstauflage der mit Spannung erwarteten LP war<br />

ein großformatiges Band-Poster der noch relativ<br />

neuen Besetzung mit Mick Taylor als Beipack vorgesehen.<br />

Die Anlieferung der Beilage aus England<br />

ging jedoch, wie schon bei der Oktagonalhülle für ... DARKLY, kapital in die<br />

Wicken – Lieferprobleme. Was tun? Das fertig auf Halde gebunkerte Cover mit der<br />

Spezial<strong>to</strong>rte konnte nicht verwendet werden, da dort der Hinweis „Full Color Rolling<br />

S<strong>to</strong>nes Poster Included" in die Frontseite eingedruckt war, das aber noch nicht existierte.<br />

Also wurde in Deutschland eiligst erneut eine Billighülle auf den Weihnachts-<br />

Markt geworfen, die den reißerischen Zusatz „Aktuelle Express-Ausgabe" verpasst<br />

bekam. Beigelegt war ferner eine kleine Karte: Wer<br />

diesen Beleg später im Plattenladen vorlegte, konnte<br />

die Schrotti-Hülle mit der unbedruckten Rückseite<br />

abgeben und gegen die reguläre (samt Poster)<br />

tauschen, was natürlich ab Januar 1970 vieltausendfach<br />

geschah. Die Folge: Unzählige Behelfstüten<br />

verschwanden auf Nimmerwiedersehen, wurden<br />

geschreddert – und sind heute gesuchte Raritäten. So<br />

selten und begehrt, dass 2010 einmal mehr clevere<br />

Bootlegger aktiv wurden und THROUGH THE PAST,<br />

DARKLY und auch LET IT BLEED in den schlichten<br />

Simpelhüllen neu in Umlauf brachten (zusätzlicher Anreiz: farbiges Vinyl). Auch<br />

diese illegalen Nachbauten sind inzwischen schon wieder Mangelware. bm<br />

<strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 127


SPURENSUCHE<br />

HISTORY<br />

Major Minor (Label)<br />

Mal größer,<br />

mal kleiner<br />

Seit fast 30 <strong>Jahre</strong>n freuen sich Sammler, über CD-Reissues ihren Kollektionen<br />

rare Originalveröffentlichungen einverleiben zu können.<br />

Und reine Musikfans hören endlich Songs (oft als Bonus-Tracks von<br />

seltenen Singles), die sie als Vinylausgaben vergeblich suchten. Ein<br />

UK-Label hinkt hinterher: Major Minor Records. Mit Ausnahme der Arbeiten<br />

eines irischen Singer/Songwriters blieb bis heute viel Interessantes<br />

in den Archiven. Ein Blick in die Regale.<br />

Von Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />

Der Grund fürs Fehlen etlicher<br />

Perlen: Major Minor hatte zwar<br />

auch eigene Künstler, war aber<br />

stark als Vertriebslabel unterwegs; das<br />

heißt: Viele Rechte liegen noch immer<br />

bei anderen Firmen. Am 23.11.1966<br />

schickte der Nordire Phil(ip) Solomon<br />

die neue Marke von London aus ins<br />

Rennen. Sein älterer Bruder Mervyn<br />

hatte in Belfast bereits Emerald Records<br />

aufgebaut. Ihr Vater Maurice<br />

war in den Vierzigern der Gründer des<br />

allgemeinen Vertriebsimperiums Solomon<br />

& Peres mit Sitz in Dublin.<br />

Phil Solomon (*27.4.1924, Belfast),<br />

wegen seines aggressiven<br />

Geschäftsgebarens nicht<br />

unumstritten, war außerdem<br />

Teilhaber am Piratensender<br />

Radio Caroline;<br />

ihn nutzte er intensiv als<br />

willkommenes Vermarktungvehikel<br />

eigener Produkte,<br />

bis DJs wie der<br />

landesweit populäre Emperor<br />

Rosco die Nase voll<br />

hatten und gingen.<br />

Philip Solomon,<br />

Gründer des Labels<br />

Drei stilistisch unterschiedliche (nord-)<br />

irische Acts prägten die Anfangszeit<br />

von Major Minor Records: die Folkies<br />

The Dubliners, Van Morrisons<br />

Them und der Singer/Songwriter Da-<br />

vid McWilliams. Sie landeten Hits<br />

wie<br />

"Seven<br />

Drunken<br />

Nights" und<br />

Reper<strong>to</strong>ire-<br />

Klassiker<br />

à<br />

la<br />

"Friday's<br />

Child"<br />

und<br />

"Days<br />

Of<br />

Pearly Spencer".<br />

Damit entstand ein<br />

solides Fundament, auf<br />

dem vier <strong>Jahre</strong> lang clevere<br />

Übernahmen Halt<br />

fanden. Phil Solomon<br />

kaufte zusätzlich weltweit eit<br />

(Vertriebs-)Rechte an Songs<br />

etablierter Künstler zusammen:<br />

Crazy Elephant, Tommy<br />

James & The Shondells,<br />

Isley Bro<strong>the</strong>rs, Johnny Nash,<br />

Lloyd Price (USA), Milva<br />

(Italien), Golden Earring,<br />

Tee-Set (Holland), Jeronimo<br />

(Deutschland), Pop Tops (Spanien),<br />

Charles Aznavour (Frankreich)<br />

– kaum<br />

aufregend.<br />

Im MM-Programm<br />

mit<br />

Schwerpunkt<br />

auf Singles lagern<br />

jedoch auch<br />

etliche Perlen. So<br />

verbirgt sich<br />

hinter Peter<br />

Lincoln<br />

("My Monkey<br />

Is A Junkie", MM 520) Peter<br />

„Where Do You Go To"<br />

Sarstedt mit einem 67er-<br />

Erstling. Für Furore sorgten im<br />

selben Monat die Italo-Stars Equipe<br />

84 mit ihrer Single "Auschwitz"/"Bang<br />

Bang" (MM 517). Von Taste erschien<br />

– ohne Wissen der Band – 1968 als<br />

MM 560 "Blister On The Moon"/"Born<br />

On The Wrong Side Of Time" (alternative<br />

Frühfassungen samt Fehler im gedruckten<br />

Titel und beim Komponisten<br />

Roy Gallaher; Neustart: MM 718). Eine<br />

Schottin war um 1964 in Deutschland<br />

als Isabella Bond bekannt – von<br />

Isabel<br />

Bond<br />

gab es bei<br />

Major Minor<br />

1968/69 die<br />

Singles "Cry"<br />

(MM 566) und<br />

"Don't<br />

Forget<br />

About Me" (MM<br />

627) und sogar<br />

eine LP, THE HEART<br />

AND SOUL OF ... (MLP 28).<br />

Sehr gesucht sind längst<br />

zwei 45er ("My Clown"/<br />

MM 568 und "The Way"/<br />

MM 580) und vor allem die<br />

gleichnamige<br />

Original-LP<br />

(MLP 29) der<br />

UK-Psychedelic-Band<br />

July.<br />

Auch<br />

der Berliner<br />

Michael Vol-<br />

ker Kogel ist vertreten:<br />

Der<br />

Los-Bravos-Sänger ist als<br />

Mike Kennedy mit den<br />

1969er Singles "I'll Never<br />

Forget" und "Johnny Rebel"<br />

(MM 614/629)<br />

im Angebot. Und<br />

wer "Cecilia" von<br />

The New Wave Band<br />

(MM 694; 1970) findet,<br />

hört die Herren Godley,<br />

Creme, Stewart (10cc)<br />

mit dem ehemaligen<br />

Herman's-Hermits-Gitarristen<br />

Derek Leckenby.<br />

Bis heute nicht (mehr leicht) auf CD<br />

zu finden sind <strong>60s</strong>-Gruppen wie The<br />

Choir, The Gibsons, The Sands, Wild<br />

Angels, The Deep Set,<br />

Second City Sound<br />

und andere – sie standen<br />

bzw. stehen alle im<br />

Major-Minor-Katalog,<br />

genau wie die Nashville<br />

Teens-Single<br />

"The Lament Of The<br />

Cherokee<br />

Reservation<br />

Indian" (MM 599). Mit LPs hielt sich<br />

das Label eher zurück: Außer den<br />

schon genannten ragen lediglich der<br />

Psycho-Kracher ORGASM (von Head<br />

Machine, MLP 79), DHARMA BLUES<br />

(Dharma Blues Band, MCP 5017) und<br />

ACCORDING TO ST. JOHN (MLP 43)<br />

heraus – von der ewig<br />

unterbewerteten schottischen<br />

Soul-Pop-Sängerin<br />

Barry St. John<br />

(Elizabeth<br />

Thompson),<br />

deren<br />

Gesamtauss<strong>to</strong>ß<br />

auf Decca, Columbia,<br />

Major Minor und<br />

Bradleys noch nie offiziell<br />

auf CD transferiert<br />

wurde.<br />

Das Label ging 1970 den Bach runter,<br />

im September war Schluss. Umso<br />

größer die Überraschung, als<br />

am 27.9.2010 urplötzlich<br />

die Morrissey-<br />

Single "Everyday Is Like<br />

Sunday" (MMX 721)<br />

erschien – mit exaktem<br />

Nummernanschluss an<br />

die MM 720 von 1970<br />

(Roger Webb, "Love Theme<br />

From 'Sunflower'") und mit<br />

identischer Labeloptik. Es blieb bis<br />

jetzt eine Einzelunternehmung. Major-Minor-Gründer<br />

Phil Solomon ist<br />

am 23.4.2011 vers<strong>to</strong>rben.<br />

Seite 128 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


... zuguterletzt Impressum<br />

Fo<strong>to</strong>: © Jeff Katz<br />

BETH HART KuK BLACK COUNTRY COMMUNION<br />

Eigen-BOOM &<br />

Neues mit Joe<br />

Einst studierte die <strong>40</strong>-jährige Kalifornierin<br />

Beth Hart Cello und Gesang, als Solokünstlerin<br />

ist sie seit Anfang der 90er <strong>Jahre</strong> aktiv.<br />

Auf ihren ersten sieben Alben sang sie sich<br />

quer durch alle Stile, 2011 coverte sie mit<br />

Joe Bonamassa auf DON'T EXPLAIN grandios<br />

Blues-, Soul- und Gospelvorlagen. Ihre<br />

neue Solo-CD enthält starke eigene Nummern<br />

mit mehr Tiefgang, als es der schlichte<br />

Titel BANG BANG BOOM BOOM vielleicht<br />

erwarten lässt.<br />

War da eine bestimmte<br />

Vision im Hinterkopf, als<br />

du die neuen Songs komponiert<br />

hast?<br />

Nach MY CALIFORNIA war<br />

für mich das Ende meiner Songwriting-<br />

Straße erreicht. Ich hatte nichts mehr zu sagen<br />

und keine Ideen mehr, wollte aber nicht<br />

aufgeben, sondern weitersingen – was hätte<br />

ich auch anderes machen sollen? DON'T<br />

EXPLAIN hat mich dann so inspiriert, dass<br />

ich mehr in diese Richtung schreiben wollte.<br />

Das lief nach dem Mot<strong>to</strong> „Versuch & Irrtum"<br />

ab: Ich hatte noch nie eine Swingnummer<br />

komponiert, hatte keine Ahnung, wie man<br />

das anstellt. Ich hörte mir darum viel Thelonius<br />

Monk, Billie Holiday, Ella Fitzgerald,<br />

Dinah Washing<strong>to</strong>n, Frank Sinatra, aber auch<br />

Amy Winehouse und Fiona Apple an, und<br />

irgendwann flossen mir die Songs förmlich<br />

aus der Feder.<br />

Gleich der Opener "Baddest Blues" hat<br />

was von einer Zusammenfassung des<br />

gesamten Albums, er vereint viele Stile ...<br />

Stimmt! Außerdem haben mich meine Co-<br />

Au<strong>to</strong>ren James House, Juan Winans, Rune<br />

Westberg und Monty Byron sowie mein<br />

Produzent Kevin Shirley stark inspiriert – die<br />

Arbeit mit ihnen war eine geradezu spirituelle<br />

Erfahrung und gab mir unglaublichen<br />

Auftrieb.<br />

Die neuen Texte klingen positiver – viele<br />

deiner früheren Songs handelten von<br />

Schmerz und Leid.<br />

Da fand die musikalische Inspiration ihren<br />

Niederschlag, weil diese Musik eine romantische<br />

Ader in sich birgt. Außerdem fühle ich<br />

mich momentan pudelwohl, bewege mich<br />

auf neuen Lebenspfaden, es ist wieder alles<br />

aufregend und voller Leidenschaft. Wobei<br />

ich nicht sagen kann, wie die nächste Platte<br />

ausfallen wird. Dafür habe ich schon wieder<br />

Kevin Shirley gebucht, der aber erst in zwei<br />

<strong>Jahre</strong>n Zeit hat. Vorher werde ich mit Joe<br />

Bonamassa noch DON'T EXPLAIN VOL. II<br />

machen!<br />

pro<br />

© My Darling Clementine<br />

Einmalig &<br />

exklusiv<br />

Tobias Künzel wurde mit den Prinzen erfolgreich<br />

und berühmt. <strong>GoodTimes</strong>-Leser<br />

kennen ihn auch als singenden Drummer<br />

der sporadisch aufspielenden Spaßband<br />

Final Stap. Jetzt hat sich der Blondschopf<br />

mit dem Rockpoeten Heinz Rudolf Kunze<br />

zum Projekt KuK zusammengetan – beide<br />

werden im Januar auf Tour zu erleben sein.<br />

Tobias, wie kam es zur Zusammenarbeit<br />

mit Heinz Rudolf?<br />

Wir kennen uns schon seit mehr als 20<br />

<strong>Jahre</strong>n. Zum ersten Mal habe ich ihn<br />

1992 bei einem Konzert von Emerson,<br />

Lake & Palmer in Hannover gesehen und<br />

mich gewundert, dass er auch darauf<br />

steht. Unsere musikalischen Vorlieben<br />

und das Leben überhaupt haben wir vor<br />

ungefähr zehn <strong>Jahre</strong>n, als HRK und die<br />

Prinzen in Berlin in der Wuhlheide ein<br />

Festival gespielt haben, eine Nacht lang<br />

besprochen und festgestellt: „Wir müssen<br />

mal was zusammen machen." Jetzt<br />

klappt es endlich, darum wird es im Januar<br />

2013 einen Monat lang KuK geben.<br />

Was können Konzertbesucher erwarten?<br />

Wir haben neues Material geschrieben –<br />

und wir werden die Songs weitestgehend<br />

zweistimmig singen, man kann sich das<br />

so ein bisschen wie „Simon & Garfunkel<br />

singen NDW" vorstellen. Außerdem gibt<br />

es drei Prinzen- und drei HRK-Songs, die<br />

vom jeweils anderen gesungen werden.<br />

Ich werde "Dein ist mein ganzes Herz" als<br />

Ballade bringen, ganz besonders spannend<br />

wird sicher die HRK-Version von<br />

"Mann im Mond". Unser Gitarrist Chris<strong>to</strong>f<br />

Stein-Schneider wird mit einem Song<br />

von Fury In The Slaughterhouse vertreten<br />

sein, und selbstverständlich wird auch<br />

Paul Millns ein paar seiner Titel singen.<br />

Ich bin ja eigentlich Schlagzeuger und<br />

freue mich darauf, bei KuK mein erlerntes<br />

Instrument zu bedienen.<br />

Schneidet ihr mit?<br />

Jeder, der ein KuK-Ticket gekauft hat,<br />

wird die Möglichkeit erhalten, die Musik<br />

mit nach Hause zu nehmen.<br />

Ist die Zusammenarbeit längerfristig<br />

angelegt?<br />

KuK gibt es einmalig und exklusiv im Januar<br />

2013. Danach geht es ganz normal<br />

mit HRK und den Prinzen weiter. Heinz<br />

und ich werden aber Freunde bleiben und<br />

mal sehen ... was sich so ergibt. pro<br />

Vier Männer<br />

– ein Hut<br />

Die Gerüchteküche brodelt anlässlich der<br />

Veröffentlichung von AFTERGLOW, des<br />

dritten Studio-Albums von Black Country<br />

Communion. Ist es der Abgesang von Glenn<br />

Hughes (voc, b), Joe Bonamassa (g, voc),<br />

Derek Sherinian (keys) und Jason Bonham<br />

(dr)? <strong>GoodTimes</strong> fragte bei Bandleader<br />

Hughes nach.<br />

Du genießt offenbar das volle Vertrauen<br />

der Kollegen hinsichtlich des Songwritings<br />

...<br />

Stimmt. Ich habe ein halbes Jahr investiert,<br />

um wirklich starke und persönliche<br />

Titel zu komponieren. Ich schreibe jeden<br />

Tag, morgens und am Abend – und<br />

das Ergebnis spiele<br />

ich dann meiner<br />

Frau vor dem Zubettgehen<br />

vor. Die<br />

anderen bekamen<br />

die Songs erst zu<br />

hören, als wir uns<br />

im Studio trafen.<br />

Wir spielten alles live ein, höchstens drei<br />

Durchgänge pro Nummer – und ich bin<br />

sehr zufrieden mit dem Ergebnis.<br />

Wie sieht es mit Konzerten aus?<br />

Wir spielen im Januar zwei Shows in<br />

London, alles Weitere liegt in den Händen<br />

der Rockgötter. Ich will nicht zu viel<br />

versprechen, weil ich für 2011 Konzerte in<br />

Deutschland angekündigt hatte, die dann<br />

aber nicht zustande kamen – da stand<br />

ich wie ein Depp da. Eines kann ich versprechen:<br />

Ihr werdet mich nächstes Jahr<br />

in Deutschland live erleben – wenn nicht<br />

mit BCC, dann mit einer anderen Band,<br />

über die ich aber aus vertraglichen Gründen<br />

noch nichts erzählen darf. Ich werde<br />

2013 etwas machen, aber nicht solo.<br />

Ist AFTERGLOW das letzte BCC-Album?<br />

Ich will nicht sagen, dass dies das Ende<br />

von Black Country ist. Da haben mich<br />

US-Medienvertreter falsch verstanden.<br />

Ich habe vielleicht gesagt, dass es das<br />

letzte Album ist, bis wir wieder <strong>to</strong>uren.<br />

Damit wollte ich die Notwendigkeit signalisieren,<br />

dass wir <strong>to</strong>uren müssen! Aber<br />

wir sind vier Mann, und die muss man<br />

unter einen Hut bringen. Ich bin nur<br />

einer davon, und ich versuche, alles zusammenzuhalten.<br />

Bei AFTERGLOW ist<br />

mir das gelungen, aber der Rest liegt, wie<br />

schon gesagt, bei den Göttern. Was ich<br />

sonst sagen kann, ist, dass 2013 für mich<br />

etwas Aufregendes und Neues bringen<br />

wird.<br />

pro<br />

Die nächste <strong>GoodTimes</strong>-Ausgabe erhalten Sie ab dem 18. Januar 2013.<br />

Fo<strong>to</strong>: © Christie Goodwin<br />

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Gün<strong>the</strong>r (hjg), Ralf Gün<strong>the</strong>r (rg), Hartmut<br />

Hennig (hhe, Fo<strong>to</strong>s), Christian Hentschel<br />

(che), Tino Krauter (tk), Frank Küster (fk), Willi<br />

Kuper (wk, Fo<strong>to</strong>s), Andrea Leibfried (al, Fo<strong>to</strong>s),<br />

Bernd Ma<strong>the</strong>ja (bm), Alexander Neumann (an),<br />

Helmut Ölschlegel (ös, Fo<strong>to</strong>s), Martin Reichold<br />

(mr), Michele Robustino (mro, Fo<strong>to</strong>s), Markus<br />

Roosen, Philipp Roser (pro), Elmar Schürmann,<br />

Oliver Schuh (os), Frank Schuster (frs), Ulrich<br />

Schwartz (us), Peter Seeger (p), Claudia Seeger-<br />

Wedeleit (csw), Alan Tepper (at), Uli Twelker<br />

(utw), Thomas Wachter<br />

Abonnements, Shop:<br />

Andrea Leibfried<br />

Grafische Gestaltung:<br />

Kathleen Müller, grafi k@nikma.de<br />

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England-Korrespondentin: Brigitte Jeffs (bj)<br />

Amerika-Korrespondent: Eric Drolette (ed)<br />

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Vertrieb: IPS Pressevertrieb GmbH,<br />

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Seite 130 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


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