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Ubuntu User Game Changer - Ubuntu als Spieleplattform (Vorschau)

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UBUNTU<br />

user<br />

AUF<br />

DVD<br />

MultibuntU<br />

UBUNTU<br />

user<br />

die Welt von <strong>Ubuntu</strong> entdecken<br />

Interview<br />

Mark Shuttleworth<br />

02/2013<br />

<strong>Game</strong> <strong>Changer</strong><br />

<strong>Ubuntu</strong> Als <strong>Spieleplattform</strong>?<br />

● Valve macht Linux Dampf<br />

● Neue Engines für <strong>Ubuntu</strong><br />

<strong>Ubuntu</strong> for Phones:<br />

Phone-Apps mit dem QML-Toolkit<br />

Splashtop: <strong>Ubuntu</strong> aufs Tablet<br />

AirDroid: Android und <strong>Ubuntu</strong><br />

Jitsi: VoIP verschlüsselt<br />

Déjà Dup: Easy Backup<br />

Weitere Themen:<br />

• UDS-R in Kopenhagen • Shotwell: Tausende Fotos im Griff<br />

• Dateien direkt in • Grafische Oberflächen mit Python<br />

Nautilus verschlüsseln • <strong>Ubuntu</strong> <strong>als</strong> Business-Desktop<br />

• KDEs Miniprogramme • Tipps & Tricks<br />

Österreich EUR 8,70<br />

Schweiz sfr 15,80<br />

Benelux EUR 9,25<br />

Spanien/Italien EUR 10,25<br />

Deutschland<br />

7,90 €<br />

www.<strong>Ubuntu</strong>-user.de<br />

4 191751 907901 02


Editorial<br />

Service<br />

End of life<br />

Bei Linux-Distributionen ist die Sache klar: <strong>Ubuntu</strong> 11.10 wird ab April 2013 keinen<br />

Support mehr erhalten – der englischsprachige Begriff für solche Software-Verfallsdaten<br />

heißt „end of life“. Im Falle von <strong>Ubuntu</strong> bedeutet das gewöhnlich, dass es eine oder sogar<br />

mehrere neue Versionen gibt, um die alte zu ersetzen. Bei Zeitschriften gibt es diesen<br />

Terminus nicht, denn die haben üblicherweise kein festgelegtes Verfallsdatum – sie<br />

werden irgendwann eingestellt. Insofern macht es mich ein wenig traurig zu berichten,<br />

dass Sie gerade die letzte Ausgabe des <strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong> in den Händen halten.<br />

Kristian Kißling,<br />

Chefredakteur<br />

Der <strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong> ging ursprünglich aus einem Sonderheft des Linux-Magazins hervor<br />

und blieb bis heute die einzige kommerzielle <strong>Ubuntu</strong>-Zeitschrift im deutschsprachigen<br />

Raum. Die Gründe, den <strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong> einzustellen, sind vielfältig, aber letztlich wirtschaftlicher<br />

Natur. Und sie sagen wenig bis nichts darüber aus, wie es um die Zukunft<br />

des Betriebssystems <strong>Ubuntu</strong> bestellt ist.<br />

Als ein Verlag, der noch weitere Linux-Zeitschriften herausgibt, berichten wir auch<br />

in Zukunft über <strong>Ubuntu</strong> – wenn auch nicht mehr in einem eigenen Heft. So wird die<br />

Schwesterzeitschrift Linux<strong>User</strong> die Berichterstattung über <strong>Ubuntu</strong> ausbauen (mehr dazu<br />

im Kasten An die Abonnenten). Gerade im <strong>Ubuntu</strong>-Bereich werden Sie auch im Internet<br />

bestens versorgt. Nicht nur gibt es das gut bestückte Wiki von <strong>Ubuntu</strong>users.de mitsamt<br />

Foren und Newssektion, auch das englischsprachige <strong>Ubuntu</strong>-Wiki hält ausgezeichnete<br />

Artikel bereit. Insofern geht Ihnen der Lesestoff sicherlich nicht aus.<br />

An die Abonnenten<br />

Haben Sie den <strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong> abonniert,<br />

müssen Sie nichts weiter tun.<br />

Sie erhalten demnächst Post vom<br />

Verlag, sofern die bei uns hinterlegte<br />

Adresse aktuell ist. Wir haben uns<br />

speziell für Sie ein Angebot überlegt,<br />

von dem wir hoffen, dass es<br />

Sie interessiert.<br />

Ansonsten bleibe ich bei meiner Einschätzung, nach der sich <strong>Ubuntu</strong> gerade in einer<br />

Umbruchphase befindet. Haben nur einige der vielen Pläne für das Betriebssystem<br />

Erfolg (<strong>Ubuntu</strong> for Phones, Cloud, Apps, Spiele, Tablets, <strong>Ubuntu</strong> TV, um nur einige zu<br />

nennen), könnte <strong>Ubuntu</strong> in Zukunft deutlich wachsen. Eine Garantie gibt es nicht, aber<br />

ich persönlich drücke dem Projekt weiterhin die Daumen und hoffe, dass es auch im<br />

Zuge der Kommerzialisierung die Interessen seiner Nutzer nicht vergisst.<br />

Ich selbst mache <strong>als</strong> Redakteur beim Linux-Magazin weiter und werde <strong>Ubuntu</strong> auch in<br />

Zukunft im Auge behalten, wenn auch nicht <strong>als</strong> einziges Thema. Ich danke abschließend<br />

allen Lesern, Autoren und Mitarbeitern, die den <strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong> in den letzten drei<br />

Jahren begleitet haben, und wünsche viel Vergnügen mit dem aktuellen Heft und dem<br />

wohl besten Betriebssystem der Welt.<br />

<strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong> Online<br />

Fragen, Kritik, Anregungen an:<br />

redaktion@ubuntu-user.de<br />

Neuigkeiten und Artikel aus dem<br />

<strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong>:<br />

http:// ubuntu‐user. de/<br />

Folgen Sie uns auf Twitter/​Identi.<br />

ca, Facebook und Google+:<br />

* http:// twitter. com/ ubuntu_<br />

user_de<br />

* http:// identi. ca/ ubuntuuserde<br />

* http:// www. facebook. com/<br />

ubuntuuser<br />

* http://goo.gl/pbYmL<br />

www.ubuntu-user.de 02/2013<br />

UBUNTU<br />

user<br />

3


Service<br />

Inhalt<br />

<strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong> 02/2013<br />

UBUNTU<br />

user<br />

14<br />

Wie Sie <strong>Ubuntu</strong> 12.10, das schlanke<br />

Xubuntu und Kubuntu mit dem<br />

KDE-Desktop auf den Rechner spielen, lesen<br />

Sie in unserem Installationsartikel.<br />

Service<br />

Aktuelles<br />

Schwerpunkt<br />

3 Editorial<br />

In eigener Sache: Die<br />

letzte Ausgabe des<br />

<strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong><br />

34 DVD-Inhalt<br />

Wir stellen die Besonderheiten<br />

der fünf <strong>Ubuntu</strong>-<br />

Versionen vor, die Sie auf<br />

unserer Heft-DVD finden.<br />

98 Impressum<br />

6 News<br />

<strong>Ubuntu</strong> for Phones,<br />

Steam Box, Upstart 1.6,<br />

Grafikpläne für die 13.04<br />

8 Interview<br />

<strong>Ubuntu</strong>-Gründer Mark<br />

Shuttleworth über die<br />

Zukunft von <strong>Ubuntu</strong><br />

10 Entwicklertreffen<br />

Bericht vom UDS-R<br />

12 Bücher<br />

Rezensiert: „Einstieg in<br />

Reguläre Ausdrücke“ und<br />

„Anonym im Netz“<br />

13 Ubucon<br />

An einem neuen Ort in<br />

Berlin und mit weniger<br />

Teilnehmern <strong>als</strong> bisher war<br />

die Ubucon 2012 dennoch<br />

einen Besuch wert.<br />

29 Intro<br />

Der lange Weg zur <strong>Spieleplattform</strong>:<br />

Vor allem<br />

Klone bekannter Spieleklassiker<br />

empfehlen sich<br />

dem Linux-<strong>Game</strong>r.<br />

30 <strong>Spieleplattform</strong><br />

Dank Valve, Unity und<br />

Co. mutiert <strong>Ubuntu</strong> zu<br />

einer <strong>Spieleplattform</strong>.<br />

Erste Schritte – der Guide für Einsteiger<br />

14 Installation: Schritt für Schritt<br />

Die Installation von <strong>Ubuntu</strong>, Xubuntu<br />

und Kubuntu verläuft relativ ähnlich. Wir<br />

zeigen, was Sie beachten sollten.<br />

18 Paketmanagement<br />

Software installieren Sie unter <strong>Ubuntu</strong><br />

und Co. über die Paketmanager. Wir zeigen,<br />

wie das geht und wie Sie Software<br />

auch aus externen Paketquellen holen.<br />

22 Multimedia<br />

Damit unter <strong>Ubuntu</strong> und Co. auch bekannte<br />

Programme wie Skype, Google<br />

Earth und der Flash Player von Adobe<br />

laufen, müssen Sie etwas nachhelfen.<br />

Auch einige Codecs zum Abspielen von<br />

Filmformaten rüsten Sie nach.<br />

26 Netzwerk & Updates<br />

Damit Ihr System sicher bleibt, sollten<br />

Sie regelmäßig die Sicherheitsupdates<br />

einspielen. Wir beschreiben, wie Sie ins<br />

Internet kommen, um das zu tun.<br />

4 UBUNTU<br />

02/2013<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Inhalt<br />

Service<br />

62<br />

Im Test nahm die Fotoverwaltung Shotwell es<br />

locker mit 10 000 Fotos auf: Wir zeigen, wie Sie<br />

mit Hilfe der eingebauten Exif-Daten Ihre Bildersammlung<br />

in den Griff bekommen und stellen zugleich die zahlreichen<br />

nützlichen Features von Shotwell vor.<br />

Heft-DVD:<br />

Multibuntu: 5 <strong>Ubuntu</strong>-Varianten<br />

Für 32- und 64-Bit-Systeme<br />

Desktop<br />

Admin<br />

Programmieren<br />

36 <strong>Game</strong> Engines<br />

Kommerzielle <strong>Game</strong> Engines<br />

beziehen mittlerweile<br />

auch <strong>Ubuntu</strong> ein.<br />

38 Shopping-Kanal<br />

Steam, Desura und Co.<br />

bringen Spiele direkt auf<br />

Ihren Desktop.<br />

40 Fünf Perlen<br />

Wir stellen fünf kommerzielle<br />

Spiele aus dem<br />

Software-Center vor.<br />

44 Goodfolks<br />

Der Nachfolger von<br />

Family Farm tickt anders,<br />

ist aber gelungen.<br />

48 Splashtop<br />

Splashtop streamt jetzt<br />

auch den <strong>Ubuntu</strong>-Desktop<br />

auf Ihr Tablet.<br />

50 Miniprogramme<br />

KDEs Miniprogramme<br />

sehen gut aus und liefern<br />

nützliche Infos.<br />

Software<br />

56 AirDroid<br />

Mit dem Browser Daten<br />

vom Smartphone holen<br />

58 Jitsi<br />

Freie Skype-Alternative<br />

mit eingebauter Verschlüsselung<br />

62 Shotwell<br />

Fotos sortieren, einfach<br />

wie nie: Shotwell wertet<br />

die Exif-Daten aus.<br />

67 Shortcuts<br />

Dateien und Verzeichnisse<br />

detailliert überwachen mit<br />

„inotifywait“<br />

68 GRUB 2<br />

GRUB 2 verschlüsselt und<br />

zeigt Hintergrundbilder.<br />

72 Verschlüsselung<br />

Dateien in Nautilus per<br />

Mausklick verschlüsseln<br />

76 Déjà Dup<br />

Das flinke Backup-Tool<br />

sichert Ihre Daten.<br />

82 <strong>Ubuntu</strong> Business Remix<br />

<strong>Ubuntu</strong> <strong>als</strong> Unternehmensdesktop<br />

84 Python-Workshop<br />

PySide hilft dabei, mit<br />

Python grafische Oberflächen<br />

zu entwickeln.<br />

90 QML-Toolkit<br />

Schon heute Apps für<br />

<strong>Ubuntu</strong> for Phones entwickeln<br />

Tipps & Tricks<br />

92 Tipps & Tricks<br />

In den aktuellen Tipps<br />

und Tricks synchronisieren<br />

Sie den Kalender<br />

zwischen <strong>Ubuntu</strong> und<br />

Android, erstellen Backups<br />

Ihrer Posteingänge<br />

und verschicken fix<br />

Fotos mit Shotwell.<br />

www.ubuntu-user.de 02/2013<br />

UBUNTU<br />

user<br />

5


Aktuelles<br />

<strong>Ubuntu</strong>-News<br />

<strong>Ubuntu</strong> for Phones, Steam Box, Grafikpläne, Upstart 1.6, Sputnik am Ziel<br />

Newbuntu<br />

Canonical kündigt <strong>Ubuntu</strong> for Phones an<br />

1 Auf der neuen Webseite<br />

von Canonical<br />

finden sich ausführliche<br />

Informationen zu<br />

<strong>Ubuntu</strong> for Phones.<br />

Der Ansturm war groß genug, um die Webseite<br />

von Canonical für ein paar Minuten zu<br />

blockieren (Abbildung 1). Das Resultat war<br />

tatsächlich eine Überraschung, denn <strong>Ubuntu</strong>s<br />

Hauptsponsor Mark Shuttleworth stellte in<br />

einem Video <strong>Ubuntu</strong> for Phones [1] vor. Diese<br />

spezielle <strong>Ubuntu</strong>-Version soll in Zukunft auf<br />

vielen Smartphones laufen. In einem 20-minütigen<br />

Video [2] stellt Shuttleworth einige Features<br />

des neuen Handy-Betriebssystems vor.<br />

Native Web-Apps sollen demnach auf <strong>Ubuntu</strong><br />

for Phones ebenso laufen wie QML-Anwendungen.<br />

Dafür stellt Canonical eine QML-Entwicklungsumgebung<br />

für Android bereit (Referenz:<br />

QML-Toolkit), wobei native QML-Anwendungen<br />

vollen Zugriff auf alle OpenGL-Funktionen<br />

haben. Auch HTML5-Apps anderer Plattformen<br />

lassen sich laut Shuttleworth einfach auf das<br />

<strong>Ubuntu</strong>-System portieren. Die Kernanwendungen<br />

(Uhr, Kalender etc.) seien von nun an ebenfalls<br />

offen für Designer und Entwickler, stellte<br />

Shuttleworth klar. Dabei benutzt <strong>Ubuntu</strong> for<br />

Phones offenbar den Android-Kernel mitsamt<br />

Android-Treibern.<br />

Eines wurde allerdings auch klar: Offenbar<br />

sucht <strong>Ubuntu</strong> nach wie vor nach einem Hersteller,<br />

der Geräte mit einem<br />

vorinstalliertem <strong>Ubuntu</strong><br />

verkauft. Entwickler können<br />

zurzeit zwar schon<br />

Apps für das Smartphone<br />

entwickeln, ein offizielles<br />

Image für Experimente<br />

soll aber erst im Februar<br />

erscheinen. Wer sich für<br />

Neuigkeiten rund um die<br />

ersten verfügbaren Geräte<br />

mit vorinstalliertem<br />

<strong>Ubuntu</strong> interessiert, der<br />

kann auf der Webseite<br />

seine E-Mail-Adresse hinterlassen<br />

[3].<br />

Linux-basierte Spielekonsole von Valve<br />

Referenz<br />

QML-Toolkit: Ab Seite 90 lesen<br />

Sie, wie Sie mit Qt Creator eine<br />

Entwicklungsumgebung aufsetzen,<br />

in der Sie mobile Apps für<br />

<strong>Ubuntu</strong> for Phones entwickeln.<br />

Die Gerüchte um Steam, Valve und eine Linux-<br />

Konsole, die über verschiedene Internetportale<br />

geisterten, haben sich schließlich bewahrheitet:<br />

Einer der Valve-Entwickler bestätigte nun, dass<br />

die geplante Spielekonsole auf Linux laufen<br />

werde und noch in diesem Jahr erscheinen soll.<br />

Im Gespräch mit dem Nachrichtenportal Golem<br />

[4] gab Ben Krasnow, ein Hardwareentwickler<br />

von Valve, zu Protokoll, dass die demnächst erscheinende<br />

Spielekonsole des Steam-Herstellers,<br />

die Steam Box, auf Linux basieren werde.<br />

Um Valve, den Hersteller der Source Engine<br />

und der bei Millionen Spielern sehr beliebten<br />

Plattform Steam, kursierten bereits seit Monaten<br />

Gerüchte, die etwa den Bau einer <strong>Ubuntu</strong>-Konsole<br />

zum Gegenstand hatten. Gleichzeitig hatte<br />

der Hersteller einen Betatest gestartet, um den<br />

Linux-Client zu verbessern und zudem harsche<br />

Kritik an Windows 8 geäußert. Golem zufolge<br />

soll die Konsole 2013 auf den Markt kommen<br />

und zwar zu einer der US-Spielefachmessen<br />

GDC (im März) oder E3 (im Juni).<br />

6 UBUNTU<br />

02/2013<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


<strong>Ubuntu</strong>-News<br />

Aktuelles<br />

Grafikpläne: Valve, Wayland, Hybridgrafik<br />

Auf dem UDS hatten wir Gelegenheit, uns über<br />

die Pläne des X-Server-Teams für die nächste<br />

<strong>Ubuntu</strong>-Version 13.04 zu informieren. Spiele<br />

sind dank des Valve-Engagements ein wichtiger<br />

Punkt, der auch das X-Server-Team betrifft. Konkret<br />

will <strong>Ubuntu</strong>s Grafiktreiber-Team zukünftig<br />

einen experimentellen Treiber von Nvidia und<br />

ATI/​AMD anbieten (für Nvidia ist das bereits<br />

jetzt der Fall), den Spieler dann wie üblich über<br />

den Bereich für Grafiktreiber installieren – auf<br />

eigene Faust. Diesen Treiber will man mit den<br />

offiziellen Updates der Treiberhersteller versorgen,<br />

solange diese welche ausliefern. Kommt<br />

eine neue <strong>Ubuntu</strong>-Version heraus, landen die<br />

<strong>Game</strong>r zunächst wieder beim Standardtreiber.<br />

<strong>Ubuntu</strong>s Init-System Upstart wurde kürzlich in<br />

Version 1.6 veröffentlicht, und ein wichtiges<br />

neues Feature heißt Stateful Re-Exec. Dank ihm<br />

speichert Upstart Zustandsinformationen über<br />

einen Neustart hinweg und weiß so, um welche<br />

Prozesse es sich kümmern muss. Mehr Informationen<br />

dazu liefert ein Wikiartikel [6]. Zudem<br />

„Project Sputnik“ am Ziel<br />

Unter dem Codenamen „Project Sputnik“ hat<br />

Dell ein <strong>Ubuntu</strong> 12.04 an ein XPS-13-Ultrabook<br />

angepasst und für Entwickler optimiert (Abbildung<br />

2). Nun ist das Projekt abgeschlossen,<br />

und der Laptop kommt in den Handel. Geräte<br />

mit <strong>Ubuntu</strong> sind zwar keine echte Neuheit, doch<br />

wurde <strong>Ubuntu</strong> bisher meist vorinstalliert, ohne<br />

es groß an die Hardware anzupassen.<br />

Dell hat im Rahmen von „Project Sputnik“ [8]<br />

nicht nur <strong>Ubuntu</strong> 12.04 perfekt an die Hardware<br />

angepasst, sondern es auch speziell für Entwickler<br />

optimiert. So sind mit Profile Tool und Cloud<br />

Launcher zwei Werkzeuge an Bord, die Softwareentwicklern<br />

das Leben erleichtern sollen.<br />

Das Profile Tool soll per Mausklick hilfreiche<br />

Werkzeuge für Android- oder Ruby-Entwickler<br />

installieren. Der Cloud Launcher erlaubt den<br />

Einsatz von Microclouds auf dem Rechner, die<br />

sich testen und direkt in die Cloud übertragen<br />

lassen. Aktuell kommen dabei Linux-Container<br />

zum Einsatz, wobei Juju die erstellte Umgebung<br />

in die Cloud befördert. Beide Tools befinden sich<br />

noch im Betastadium und lassen sich <strong>als</strong> Git-<br />

Hub-Projekte [9] von der Community erweitern.<br />

X-Server-Entwickler Christopher H<strong>als</strong>e Rogers<br />

gab uns zudem Auskunft über die Pläne für den<br />

neuen Displaymanager Wayland. Man werde die<br />

vorhandene auf die Version 1.0 aktualisieren,<br />

der Compositor bleibe aber zunächst im PPA.<br />

Zudem wolle man einen System-Compositor für<br />

Wayland in der nächsten LTS-Version 14.04 ausliefern.<br />

Generell werde <strong>Ubuntu</strong> den Einsatz des<br />

X-Servers langfristig zurückfahren.<br />

Gute Nachrichten kündigte Rogers für Nutzer<br />

von Rechnern mit mehreren Grafikchips an (Hybridgrafik<br />

[5]): Auch normale Anwender sollen<br />

ab <strong>Ubuntu</strong> 13.04 in der Lage sein, die Treiber für<br />

Hybridgrafik zu installieren. Die Unterstützung<br />

werde sich in diesem Bereich weiter verbessern.<br />

Upstart 1.6: Init-System mit Gedächtnis<br />

unterstützt Upstart nun auch das Booten ohne<br />

Initramfs. Die Entwickler haben daneben einen<br />

Absturz behoben, die Dokumentation berichtigt<br />

und die Fehlerbehandlung verbessert. Upstart<br />

1.6 soll in das <strong>Ubuntu</strong>-Release 13.04 einziehen;<br />

bereits jetzt steht die GPLv2-lizenzierte Software<br />

auf einer Launchpad-Seite [7] bereit.<br />

Nun folgen noch ein paar Informationnen zur<br />

verbauten Hardware: Beim XPS 13 [10] handelt<br />

es sich um ein Ultrabook mit Intel Core-i7-<br />

Prozessor mit einer Taktfrequenz von 3.2 GHz<br />

und einem 13,3-Zoll-Display (verspiegelt,<br />

1366 x 768 Pixel) mit einer 720p-Auflösung.<br />

Das Ultrabook bringt 8 GByte DDR3L-RAM<br />

mit und eine 256 GByte Solid-State-Disk unbekannter<br />

Marke. An Bord ist eine Intel HD<br />

4000 Grafikkarte – für die neuesten<br />

Blockbuster-Spiele dürfte der Laptop<br />

damit nur bedingt taugen. Dafür sollten<br />

die meisten Indie-Spiele auf dem Ultrabook<br />

laufen, dessen Batterie übrigens ungefähr<br />

sechs Stunden lang hält. Die in das Gerät integrierte<br />

WLAN-Karte funkt nach dem schnellen<br />

N-Standard; weiterhin an Bord sind Bluetooth in<br />

Version 3.0 sowie zwei USB-3.0-Ports.<br />

Preislich liegt das Ultrabook zur Zeit bei<br />

1449 US-Dollar; außerhalb von Nordamerika soll<br />

das Gerät Anfang 2013 erhältlich sein. Wer sich<br />

den Laptop direkt in Nordamerika besorgt, sollte<br />

bedenken, dass er eine englisch lokalisierte Tastatur<br />

mitbringt.<br />

Infos<br />

[1] Webseite von<br />

<strong>Ubuntu</strong> for Phones:<br />

[http:// www. ubuntu. com/​<br />

devices/ phone]<br />

[2] Mark Shuttleworth über<br />

<strong>Ubuntu</strong> for Phones: [https://​<br />

www. youtube. com/ watch?​<br />

v=cpWHJDLsqTU]<br />

[3] Canonic<strong>als</strong> Benachrichtigungsformular:<br />

[https:// forms. canonical.​<br />

com/ manhattan/]<br />

[4] Golem spricht mit Ben Krasnow:<br />

[http:// www. golem. de/​<br />

news/ pc‐spielekonsolesteam‐box‐ohnewindows‐1212‐96609.<br />

html]<br />

[5] Mehr zu Hybridgrafik:<br />

[https:// help. ubuntu. com/​<br />

community/ HybridGraphics]<br />

[6] Stateful Re-Exec:<br />

[https:// wiki. ubuntu. com/​<br />

FoundationsTeam/<br />

Specs/​QuantalUpstartStatefulReexec]<br />

[7] Upstart 1.6 in Launchpad:<br />

[https:// launchpad. net/​<br />

upstart]<br />

[8] „Project Sputnik“ hebt ab:<br />

[http:// bartongeorge. net/​<br />

2012/ 11/ 29/ sputnik‐haslanded‐introducingthe‐dell‐xps‐13‐laptopdeveloper‐edition/]<br />

[9] Quellcode vom<br />

Cloud Launcher:<br />

[https:// github. com/ sputnik]<br />

[10] XPS 13 von Dell:<br />

[http:// www. dell. com/ us/​<br />

enterprise/ p/ xps‐13‐linux/​<br />

pd. aspx]<br />

2 Im Rahmen von „Project<br />

Sputnik“ liefert Dell das XPS 13<br />

mit einem vorinstallierten <strong>Ubuntu</strong><br />

12.04 aus.<br />

www.ubuntu-user.de 02/2013<br />

UBUNTU<br />

user<br />

7


Aktuelles<br />

Interview<br />

Interview mit Mark Shuttleworth<br />

„Keine<br />

akademische Übung“<br />

Mark Shuttleworth<br />

ist Gründer und – mit<br />

seiner Firma Canonical<br />

– Hauptsponsor<br />

des <strong>Ubuntu</strong>-Projekts.<br />

Wir haben ihn auf dem<br />

<strong>Ubuntu</strong> Developer Summit<br />

im November 2012<br />

gefragt, welche Ziele<br />

<strong>Ubuntu</strong> aktuell verfolgt<br />

und wohin es in Zukunft<br />

geht. Kristian Kißling<br />

UU Herr Shuttleworth, was sind die dringendsten<br />

Punkte, über die Sie auf dieser Veranstaltung<br />

sprechen wollen?<br />

MS Es passieren gerade zwei große Umbrüche.<br />

Einer davon ereignet sich auf der Seite der<br />

Clients, wo wir ganz klar im Bereich der Mobilgeräte<br />

punkten wollen. In diesem Zyklus konzentrieren<br />

wir uns auf die internen Vorgänge einer mobilen<br />

Plattform, etwa auf die Speicherverwaltung.<br />

Wir schauen, wie wir die internen Prozesse von<br />

<strong>Ubuntu</strong> so gestalten, dass sie besser mit mobilen<br />

Umgebungen, Netzwerken, Systemstarts zurechtkommen.<br />

Wir schauen auf Prozesse, die die ganze<br />

Zeit laufen, beobachten, wie sie mit Geräten interagieren<br />

und so weiter. Diese eine große Aufgabe<br />

zielt <strong>als</strong>o – grob vereinfacht – in die Richtung der<br />

Mobilgeräte.<br />

Der andere Anstrengung richtet sich auf die Cloud:<br />

<strong>Ubuntu</strong> soll in mehr Cloud-Systemen laufen, und<br />

es soll mehr Möglichkeiten geben, <strong>Ubuntu</strong> mit<br />

Juju in der Cloud zu verwenden.<br />

UU Wo wir gerade über das Thema „mobil“<br />

reden: Das <strong>Ubuntu</strong>-Projekt hat entschieden, das<br />

Nexus 7 <strong>als</strong> Referenzgerät zu verwenden. Warum<br />

kam diese Entscheidung nicht früher, wo doch<br />

schon vor anderthalb Jahren von „<strong>Ubuntu</strong> für Android“<br />

die Rede war?<br />

MS Also, das Nexus 7 ist ein relativ junges Gerät.<br />

Ich glaube nicht, dass wir bis jetzt zu diesem<br />

Schritt bereit waren, der darin besteht, das komplette<br />

Plattform-Team auf ein konkretes Gerät anzusetzen.<br />

Das Nexus 7 ist ein netter Mix aus zwei<br />

Dingen: Es ist recht neu und zugleich ein relativ<br />

günstiges Gerät, sodass es eine Menge Leute kaufen<br />

können. Zudem ist es eine schöne Mischung<br />

zwischen Telefon und Tablet. Daher denke ich,<br />

dass es für uns ein gutes Basisgerät abgibt, um<br />

Software darauf zu testen.<br />

UU Hat das <strong>Ubuntu</strong>-Projekt vor der Auswahl<br />

des Tablets mit Google über diese Pläne gesprochen?<br />

MS Nein, überhaupt nicht. Wir haben gesagt,<br />

da gibt es ein Gerät, wir mögen den Preis, wir mögen<br />

die Hardware-Specs, lasst es uns verwenden<br />

und die Leute dazu ermutigen, es zu benutzen.<br />

UU Jetzt zu einer Frage, die einen anderen Bereich<br />

betrifft: Wie funktioniert der App-Developer-<br />

Prozess für das Projekt? Ich habe von einigen Entwicklern<br />

gehört und gelesen, dass es eine ziemlich<br />

lange Zeit dauert, bis eine App begutachtet wird<br />

– speziell bei den freien Apps.<br />

MS Ja, wir haben an dieser Stelle einen Community-basierten<br />

Ansatz probiert, der nicht so<br />

funktioniert hat, wie wir uns das vorgestellt haben.<br />

Also versuchen wir es jetzt mit einem etwas<br />

automatisierteren Prozess, bei dem die Entwickler<br />

mehr Kontrolle behalten. Und wir werden verschiedene<br />

automatisierte Ansätze verwenden, um<br />

die Sicherheit von Apps zu testen, die auf diese<br />

Weise veröffentlicht werden.<br />

8 UBUNTU<br />

02/2013<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Interview<br />

Aktuelles<br />

UU Wie soll die Sache mit den Sicherheitstests<br />

dann im Detail funktionieren?<br />

MS Wir können App Armor und ähnliche Dinge<br />

nutzen, um sicherzustellen, dass eine Anwendung<br />

nur Zugriff auf bestimmte Bereiche hat. Auf diese<br />

Weise konzentrieren wir uns auf das Begutachten<br />

von Anwendungen, die einen breiteren Zugriff auf<br />

das System benötigen. Aber viele Anwendungen<br />

lassen sich in ein bestimmtes Verzeichnis installieren,<br />

können Dateien in dieses Verzeichnis schreiben<br />

und können in ihrem Tun sehr eingeschränkt<br />

werden. Und für uns ist es der beste Weg, um die<br />

Entwickler direkter mit den Anwendern kommunizieren<br />

zu lassen. Wir möchten nicht, dass unsere<br />

Prozesse zwischen die Entwickler und ihre Benutzer<br />

geraten.<br />

UU Auch Entwickler der Spielefirma Valve besuchen<br />

den <strong>Ubuntu</strong> Developer Summit. Wie läuft es<br />

eigentlich mit dem Verkauf von Spielen über das<br />

Software-Center? Diese scheinen ja recht beliebt<br />

zu sein – jedenfalls führen sie die Liste mit der<br />

meistgekauften Software an. Gibt es dafür konkrete<br />

Zahlen?<br />

MS Wir besitzen noch keine konkreten Zahlen.<br />

Wir arbeiten aber mit ihnen daran, herauszufinden,<br />

wie wir ihnen helfen können und sie uns. Es<br />

ist fantastisch, dass Valve für <strong>Ubuntu</strong> erscheint.<br />

Ich sehe es <strong>als</strong> eine Würdigung der Arbeit von uns<br />

und der Community, die wir in den letzten Jahren<br />

bewältigt haben. Und wir tun eine Menge, um den<br />

Grafik-Stack von <strong>Ubuntu</strong> zu verbessern, damit es<br />

die weltbeste Plattform für Spieler wird.<br />

UU Ich könnte mir vorstellen, dass es dabei<br />

Schwierigkeiten gibt. Die wirklich guten Treiber<br />

sind noch immer die proprietären Treiber, was<br />

kann das <strong>Ubuntu</strong>-Projekt daran ändern?<br />

MS Ich denke, das ist, was es ist. Wir müssen<br />

absichern, dass wir gut mit diesen Treibern arbeiten.<br />

Wenn die Hardwareleute so ihre Hardware<br />

unterstützen wollen, dann kümmern wir uns<br />

darum, dass es funktioniert. Ich glaube, dass es<br />

ganz offensichtlich besser wäre, offene Treiber zu<br />

haben; so könnten wir Bugs selbst reparieren und<br />

die Dinge selbst verbessern. Das liegt jedoch in<br />

der Hand der Hardwareanbieter und der Anwender.<br />

Wir werden dafür sorgen, dass das System so<br />

gut wie möglich funktioniert.<br />

UU Eine andere Frage betrifft die Entwicklung<br />

von Gnome, des Gnome-Desktops, weil dieser in<br />

eine andere Richtung zu gehen scheint <strong>als</strong> der<br />

Unity-Desktop, wobei Unity von einigen Paketen<br />

abhängt, die auch Gnome verwendet. Zur Zeit trödelt<br />

das <strong>Ubuntu</strong>-Projekt <strong>als</strong>o ein wenig hinterher,<br />

schaut nach sicheren Plätzen, in denen Nautilus<br />

oder andere Komponenten noch funktionieren.<br />

Aber das erscheint mir nicht wie eine optimale<br />

Langzeitstrategie.<br />

MS Wir haben viele Abhängigkeiten: Wir<br />

hängen von X.Org ab, von Gnome, von Debian<br />

und vom Kernel, wir hängen von einer Reihe unterschiedlicher<br />

Dinge ab. Wir haben eine Menge<br />

Optionen, mit Code umzugehen. Wir bauen auch<br />

eine Menge Code.<br />

Ich denke, es ist ein wenig lächerlich, dass Red-<br />

Hat-Entwickler uns quasi aus Gnome gedrängt<br />

haben, um dann zu versuchen, Teile von Unity<br />

schlecht zu kopieren. Ich denke, es ist sehr<br />

schlecht für Gnome. Aber solange Gnome nicht<br />

willens ist, aufzustehen und zu sagen, dass es etwas<br />

ändern möchte, können wir nichts tun.<br />

Wir suchen nach der besten verfügbaren Software,<br />

integrieren sie in <strong>Ubuntu</strong> und liefern das beste<br />

Benutzererlebnis und bringen die besten Apps mit.<br />

Sie haben Valve erwähnt, aber es werden noch<br />

viele andere kommen. Wir laufen auf der besten<br />

Hardware. Ich meine, wir sind diejenigen, die sich<br />

tatsächlich darum kümmern, freie Software für<br />

ein breiteres Publikum zugänglich zu machen!<br />

Für uns ist das keine akademische Übung. Es geht<br />

nicht darum, etwas für uns selbst zu tun, sondern<br />

etwas zu tun, was für viele funktioniert.<br />

Also stimmen wir nicht immer mit allen anderen<br />

überein und akzeptieren das Recht anderer, ihr<br />

Ding zu tun, während wir das beste für unsere Anwender<br />

machen. Ich denke, wir müssen Red Hat<br />

und Gnome trennen: Wir kommen sehr gut mit<br />

den meisten Gnome-Entwicklern zurecht; mit den<br />

Red-Hat-Entwickler kommen wir nicht zurande. So<br />

ist es eben.<br />

UU Es gab einige Beschwerden – speziell von<br />

der EFF – über die Amazon-Suchlinse. Wäre das<br />

<strong>Ubuntu</strong>-Projekt bereit, hier Änderungen anzubringen<br />

bzw. die Linse zu überarbeiten?<br />

MS Die Electronic Frontier Foundation ist eine<br />

vernünftige Organisation und wirft einige bedenkenswerte<br />

Punkte auf. Wir haben aber etwas<br />

unterschiedliche Vorstellungen davon, was die<br />

Menschen tatsächlich wollen. Ich denke, wir leben<br />

zunehmend sowohl online <strong>als</strong> auch offline. Was<br />

wir wollen: Wir wollen, dass die Rechner unsere<br />

Arbeit erledigen. Man kann Unity auf rein lokale<br />

Weise verwenden, wenn man das will. Man kann<br />

automatisch den Sucher benutzen, der nur lokal<br />

sucht. Oder man verwendet den Sucher, der nur<br />

online sucht oder man konfiguriert die Sucher<br />

so, dass sie online und offline suchen. Aber wir<br />

denken, was die meisten Menschen wollen, ist zu<br />

sagen: „Gib mir das!“ Wir nennen dann den entsprechenden<br />

Ort dazu. Es könnte Halo 4 sein oder<br />

eine Datei auf dem Computer, es spielt keine Rolle.<br />

Darauf zielen wir ab. (kki) <br />

●●●<br />

www.ubuntu-user.de 02/2013<br />

UBUNTU<br />

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9


Aktuelles<br />

UDS-R<br />

<strong>Ubuntu</strong> Developer Summit 2012<br />

Planvoll<br />

Wer wissen will, was im<br />

<strong>Ubuntu</strong>-Bereich gerade<br />

passiert und wohin die<br />

Reise geht, muss einen<br />

Developer Summit besuchen.<br />

Hier planen die<br />

Entwickler das nächste<br />

Release und lassen sich<br />

bei der Arbeit über die<br />

Schulter gucken.<br />

Kristian Kißling<br />

1 Der <strong>Ubuntu</strong> Enterprise Summit stellte Juju und OpenStack in<br />

den Vordergrund und zeigte, wie man <strong>Ubuntu</strong> in Unternehmen<br />

einsetzt (© Sean Sosik-Hamor, CC-BY-SA 2012).<br />

Jedes halbe Jahr versammeln sich <strong>Ubuntu</strong>-Entwickler<br />

und Canonical-Angestellte beim <strong>Ubuntu</strong><br />

Developer Summit. Hier werden die Weichen für<br />

die Distribution gestellt, die <strong>als</strong> Nächstes erscheinen<br />

soll: „Raring Ringtail“, <strong>Ubuntu</strong> 13.04.<br />

Canonical lässt sich, was die Veranstaltungsorte<br />

angeht, nicht lumpen und buchte auch diesmal<br />

wieder ein recht nobles und architektonisch interessantes<br />

Hotel etwas außerhalb von Kopenhagen.<br />

Das Bella Center bot genügend Platz für die etwa<br />

1 000 Gäste, die im Laufe der Woche auf die Veranstaltung<br />

kamen. Dabei handelte es sich nicht<br />

ausschließlich um <strong>Ubuntu</strong>-Entwickler: Parallel fanden<br />

noch zwei weitere Events statt.<br />

Business Talk<br />

Zum einen trafen sich auf der Linaro Connect Europe<br />

die ARM-Entwickler von Linaro, um an den<br />

eigenen ARM-Images zu arbeiten und Synergieeffekte<br />

mit den ARM-Enthusiasten von Canonical<br />

zu nutzen. Zum anderen fand parallel der <strong>Ubuntu</strong><br />

Enterprise Summit (UES) statt, auf dem sich Firmenkunden<br />

(IT-Entscheider, CTOs, Admins) und<br />

Canonical-Partner versammelten (<strong>als</strong>o Anzugträger<br />

aus aller Herren<br />

Länder), um über <strong>Ubuntu</strong><br />

im Unternehmenseinsatz<br />

zu sprechen (Referenz:<br />

<strong>Ubuntu</strong> im Business). Im<br />

Gegensatz zum Developer<br />

Summit war diese Veranstaltung<br />

allerdings nicht<br />

kostenlos: Teilnehmer<br />

mussten für ein Ticket<br />

zwischen 75 und 150 Euro<br />

berappen.<br />

Neben Vorträgen von<br />

Mark Shuttleworth und<br />

CEO Jane Silber erwarteten<br />

die Besucher leckere<br />

Häppchen und Gespräche mit anderen IT-Entscheidern<br />

und Canonical-Kunden. Letztere demonstrierten<br />

zum Beispiel, wie sich <strong>Ubuntu</strong> in Firmen<br />

nutzen lässt, um viele Clients zu verwalten. In<br />

anderen Vorträgen wurde gezeigt, wie man mit<br />

Juju schnell eine OpenStack-Infrastruktur aufsetzt<br />

(Abbildung 1).<br />

Canonical arbeitet jedoch nicht nur an <strong>Ubuntu</strong><br />

selbst, sondern auch am eigenen Auftritt <strong>als</strong><br />

Firma – das ließ sich auf dem Summit ebenfalls<br />

feststellen und dürfte auch die Firmenkunden beeindrucken.<br />

Verglichen mit den meisten anderen<br />

Linux-Veranstaltungen ist der UDS ein Zirkus mit<br />

eigenem Corporate Design und Showelementen;<br />

die Bühnenaufmachung würde auch bei einem<br />

großen IT-Unternehmen durchgehen.<br />

Sitzungsmarathon<br />

Den meisten <strong>Ubuntu</strong>-Entwicklern blieb jedoch<br />

wenig Zeit, um das Ambiente zu genießen. Sie<br />

eilten zu den zahllosen und oftm<strong>als</strong> parallel stattfindenden<br />

Sitzungen und besprachen mit anderen<br />

Entwicklern die drängendsten Probleme in ihrem<br />

jeweiligen Bereich. Die einzelnen Sitzungen diskutierten<br />

oft Detailfragen, die sich mit anderen Sessions<br />

zu einem größeren Bild summierten. So gab<br />

es am Dienstag etwa mehrere Desktopsitzungen<br />

zum Thema „<strong>Ubuntu</strong> as a gaming platform“, um<br />

auf Valves Ankündigung zu reagieren, Steam und<br />

zahlreiche beliebte Spiele auf Linux zu portieren<br />

(Referenz: <strong>Ubuntu</strong> <strong>als</strong> <strong>Spieleplattform</strong>).<br />

Auch Besucher, die es nicht zum Summit geschafft<br />

hatten, blieben nicht außen vor. Sie durften über<br />

Chaträume an den Sitzungen teilnehmen und ihre<br />

Ideen gemeinsam mit den Anwesenden in Etherpad-Dateien<br />

festhalten. Eine Übersicht der Sessions,<br />

die gern auch mal spontan ausfallen oder auf<br />

einen anderen Platz wandern, wurde wie in den<br />

vergangenen Jahren auf großen TV-Schirmen gezeigt,<br />

die überall im Gebäude standen.<br />

10 UBUNTU<br />

02/2013<br />

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UDS-R<br />

Aktuelles<br />

2 Chris Kenyon und Na’Tosha Bard redeten unter anderem über die Zukunft<br />

von Spielen unter <strong>Ubuntu</strong> (© Sean Sosik-Hamor, CC-BY-SA 2012 ).<br />

3 Das Nexus 7 mit <strong>Ubuntu</strong>: Noch befindet sich das <strong>Ubuntu</strong> für Tablets in<br />

einem experimentellen Stadium.<br />

Hot Stuff<br />

Spiele gehörten zu den heißen Themen auf dem<br />

Summit. So stattete Drew Bliss von Valve dem<br />

Summit einen Besuch ab, um mit den anwesenden<br />

Entwicklern zu sprechen. Er zeigte sich uns gegenüber<br />

erfreut von der Atmosphäre sowie von der<br />

Kooperationsbereitschaft der <strong>Ubuntu</strong>-Entwickler<br />

und hoffte auf eine fruchtbare Zusammenarbeit<br />

in der Zukunft. Auch die Macher der plattformübergreifenden<br />

<strong>Game</strong> Engine Unity 4 schickten<br />

mit Na’Tosha Bard eine Botschafterin auf die<br />

Veranstaltung (Abbildung 2). Sie ergänzte ein gut<br />

besuchtes Plenum von Canonic<strong>als</strong> Vertriebsleiter<br />

Chris Kenyon und berichtete über den anstehenden<br />

Linux-Support für Unity 4 und Unity 4 Pro,<br />

während Chris darüber sprach, wo <strong>Ubuntu</strong> inzwischen<br />

überall zum Einsatz kommt.<br />

Auch Mark Shuttleworth betonte in seiner traditionellen<br />

Keynote, man solle die Wichtigkeit von<br />

Spielen für <strong>Ubuntu</strong> nicht kleinreden: „Wir sollten<br />

nicht unterschätzen, was für ein Meilenstein es ist,<br />

dass die allgemeinere Consumer-orientierte Softwareindustrie<br />

hierher kommt, um herauszufinden,<br />

was möglich ist.“<br />

Zugleich setzt Canonical im großen Stil auf<br />

Hardware mit vorinstalliertem <strong>Ubuntu</strong>: Die wird<br />

etwa in China ausgeliefert, aber auch im „Projekt<br />

Sputnik“, in dessen Rahmen Dell ein Ultrabook<br />

mit vorinstalliertem <strong>Ubuntu</strong> 12.04 verkauft. Auch<br />

„<strong>Ubuntu</strong> for Android“ spielte in der Keynote eine<br />

Rolle, und Mark Shuttleworth zeigte <strong>Ubuntu</strong> auf<br />

einem solchen Smartphone. Dieses ließ sich dank<br />

<strong>Ubuntu</strong> auch <strong>als</strong> normales Desktopsystem nutzen.<br />

Beim Arbeiten empfängt und verschickt das Gerät<br />

aber auch SMS, was Mark in der Keynote demonstrierte.<br />

Nexus 7<br />

Ohnehin waren Mobilgeräte ein Thema: Mit dem<br />

Nexus 7 legte sich das <strong>Ubuntu</strong>-Projekt erstm<strong>als</strong> auf<br />

ein existierendes kostengünstiges Tablet fest, auf<br />

dem ein Prototyp von <strong>Ubuntu</strong> laufen soll (Abbildung<br />

3). Die Nachricht schlug große Wellen, und<br />

die Sessions zum Nexus 7 waren gut besucht. Viel<br />

zu sehen war aber noch nicht, was auch Oliver<br />

Grawert uns gegenüber freimütig einräumte, der<br />

das Projekt federführend betreut. Im aktuellen<br />

Entwicklungszyklus gehe es vor allem darum,<br />

das Fundament für <strong>Ubuntu</strong> auf dem Nexus 7 zu<br />

stärken und den Unterbau für die Plattform zu<br />

optimieren. Glamourösere Neuerungen wird man<br />

<strong>als</strong>o erst mal nicht sehen, aber für experimentierfreudige<br />

Besitzer des Tablets dürfte sich ein Blick<br />

in das Nexus-7-Wiki [1] lohnen.<br />

Weniger sexy, aber dafür wichtig war das Thema<br />

„Testing“, das sich <strong>als</strong> roter Faden durch die komplette<br />

Veranstaltung zog. Die Grundfrage lautete,<br />

wie sich die Qualität von <strong>Ubuntu</strong> möglichst permanent<br />

gewährleisten lässt. In den Lightning Talks<br />

und anderen Events wurden nicht nur Werkzeuge<br />

zum Testen vorgestellt, sondern auch verschiedene<br />

Möglichkeiten diskutiert, was und wie man am<br />

besten testet. Entwickler Evan Dandrea hielt einen<br />

interessanten Vortrag dazu, welche positiven Auswirkungen<br />

die automatisierten Bug Reports von<br />

Apport auf die Fehlerbehebung in <strong>Ubuntu</strong> haben,<br />

weil man nun bestimmte Regressionen sehr viel<br />

schneller erkennt.<br />

Nicht zuletzt spielte auch das Thema „Cloud“<br />

eine wichtige Rolle: Mit OpenStack und Juju will<br />

Canonical weiter in den Unternehmensbereich vordringen<br />

und es Admins ermöglichen, schnell und<br />

einfach große Infrastrukturen aufzusetzen. Entsprechend<br />

präsent waren die beiden Frameworks<br />

im Bereich Server und Cloud [2]. Es gab mehrere<br />

Sessions, die sich mit den Charms für Juju beschäftigten,<br />

mit der Juju-GUI, der Roadmap und<br />

einem Support für Anwendungsserver.<br />

Einige Dinge waren aber auch beim jüngsten<br />

<strong>Ubuntu</strong> Developer Summit unverändert. Das traditionelle<br />

Gruppenfoto gehörte ebenso dazu wie<br />

ein Auftritt der Band „<strong>Ubuntu</strong> Allstars“, die aus<br />

<strong>Ubuntu</strong>-Entwicklern besteht. Auch das Vergnügen<br />

kam nicht zu kurz: So gab es an einem der<br />

Abende eine Wikinger-Mottoparty und weitere<br />

kleine Social Events. (kki) <br />

●●●<br />

Referenz<br />

<strong>Ubuntu</strong> im Business: Mehr zu<br />

<strong>Ubuntu</strong>s Business Desktop Remix<br />

lesen Sie ab Seite 82.<br />

<strong>Ubuntu</strong> <strong>als</strong> <strong>Spieleplattform</strong>: Im<br />

Schwerpunkt ab Seite 29 geht es<br />

um die neuesten Entwicklungen<br />

rund um <strong>Ubuntu</strong> und Spiele.<br />

Infos<br />

[1] Nexus-7-Wiki:<br />

[https:// wiki. ubuntu. com/​<br />

Nexus7]<br />

[2] UDS-R-Track zu Server<br />

und Cloud:<br />

[http:// summit. ubuntu.​<br />

com/ uds‐r/ track/​<br />

servercloud/]<br />

www.ubuntu-user.de 02/2013<br />

UBUNTU<br />

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11


Aktuelles<br />

Zwei Bücher<br />

Anonym im Netz<br />

Spionageabwehr<br />

Buchinfo<br />

Jens Kubieziel:<br />

Anonym im Netz. Open Source<br />

Press, 2012, 248 Seiten,<br />

ISBN 978-3-941841-67-3<br />

24,90 Euro Buch<br />

(inkl. 1 Live-CD JonDo)<br />

Stellen Sie sich vor, Sie sitzen auf Ihrem Sofa und<br />

lesen eine Zeitung oder surfen mit dem Rechner<br />

im Internet. Hinter Ihnen sitzt derweilen eine unbekannte<br />

Person, schaut Ihnen über die Schulter<br />

und macht sich Notizen. Die Person versichert<br />

Ihnen zwar, dass die Daten nur Marketingzwecken<br />

dienen und Sie selbst keine Rolle spielen, dennoch<br />

wäre den meisten Menschen so eine Situation<br />

wohl unangenehm. Im Netz hingegen ist es selbstverständlich,<br />

dass große Firmen wie Facebook,<br />

Google und Amazon Nutzer auf Schritt und Tritt<br />

beobachten, was diese aber meist nicht stört, weil<br />

sie es nicht bewusst mitbekommen.<br />

Gehören Sie zu den Leuten, die gern etwas gegen<br />

die permanente Beobachtung unternehmen<br />

würden, sei Ihnen „Anonym im Netz“ von Jens<br />

Kubieziel ans Herz gelegt. Der Autor arbeitet in<br />

seinem Buch sachlich und kompetent die Stärken<br />

und Schwächen verschiedener Anonymisierungsdienste<br />

heraus, wobei es nicht nur um anonymes<br />

Surfen, sondern auch um Remailer, versteckte<br />

Dienste sowie die Abwehr von Cookies und neugierigen<br />

Skripten geht. Kubieziel weiß, wovon er<br />

spricht, denn er betreibt selbst einen Tor-Server<br />

und hält zudem <strong>als</strong> Mitglied des Chaos Computer<br />

Clubs Vorträge zum Thema. Daneben richtet er<br />

so genannte Cryptopartys aus, auf denen Techniklaien<br />

lernen, wie sie im Internet verschlüsselt und<br />

anonym mit ihren Freunden kommunizieren.<br />

Entsprechend nimmt der weltweit beliebte Anonymisierungsdienst<br />

Tor einen breiten Platz im Buch<br />

ein, und die einzelnen Komponenten dieser Lösung<br />

werden im Detail vorgestellt. Kubieziel zeigt,<br />

wie sich mit Tor anonym E-Mails verschicken oder<br />

FTP-Dienste nutzen lassen. Tor ist zwar gut, aber<br />

<strong>als</strong> Anonymisierungs-Software nicht alternativlos.<br />

Zwei kürzere Kapitel besprechen etwas weniger<br />

ausführlich die Lösungen JonDonym und I2P. Hier<br />

wäre allerdings eine Erwähnung von Freenet [1]<br />

noch interessant gewesen.<br />

Fazit<br />

Da das Buch bei Open Source Press erschienen ist,<br />

setzt es alle Beispiele auch konsequent für Linux<br />

um. Schön für Einsteiger ist das Kapitel zu den<br />

verschiedenen Firefox-Add-ons. Nicht nur Einsteigern,<br />

sondern auch fortgeschrittenen Nutzern, die<br />

sich für das Thema interessieren, dürfte das Buch<br />

neue Erkenntnisse bringen. Insofern ist „Anonym<br />

im Netz“ definitiv eine Empfehlung.<br />

Einstieg in Reguläre Ausdrücke<br />

Nadel im Heuhaufen<br />

Info<br />

[1] The Freenet Project:<br />

[https:// freenetproject.​<br />

org/]<br />

Buchinfo<br />

Michael Fitzgerald:<br />

Einstieg in Reguläre Ausdrücke.<br />

O’Reilly, 2012, 156 Seiten,<br />

ISBN 978-3-86899-940-2,<br />

19,90 Euro Buch<br />

16,00 Euro E-Book<br />

Es gibt am Computer nervige Such- und Sortieraufgaben,<br />

für die Sie eine große Datenbank durchforsten<br />

und einige Datensätze kopieren müssen.<br />

In so einem Fall setzen Sie am besten reguläre<br />

Ausdrücke (auch „Regex“ genannt) ein, die Informationen<br />

gezielt aus der Datenflut fischen.<br />

Das Buch „Einstieg in Reguläre Ausdrücke“ bringt<br />

Ihnen diese vielseitige Technik näher. Neben<br />

Programmiersprachen setzen auch viele Suchwerkzeuge<br />

und -funktionen reguläre Ausdrücke<br />

ein, etwa die Suchfunktion von LibreOffice. In der<br />

Bash füttern Sie meist sed und grep mit regulären<br />

Ausdrücken, um aus Textdateien wichtige Informationen<br />

zu extrahieren. Der Einsatz von Regex in<br />

verschiedenen Programmiersprachen (Perl, Ruby,<br />

Python) kommt im Buch ebenso zur Sprache wie<br />

Tools, die reguläre Ausdrücke verwenden (etwa<br />

sed und der Texteditor vim).<br />

Der Autor Michael Fitzgerald wählt für die ersten<br />

Schritte einen plattformübergreifenden Weg<br />

und lässt die Leser die einfachen Ausdrücke auf<br />

regexpal. com testen. Beim Erklären legt er dabei<br />

ein ganz ordentliches Tempo an den Tag, sodass<br />

Sie auf Seite 7 bereits auf den recht kryptischen<br />

Ausdruck (\d{3,4}[.-]?)+ stoßen. Doch keine<br />

Bange: In den Folgekapiteln werden dann quasi<br />

nachträglich die schnellen Schritte vom Anfang<br />

etwas ausführlicher erklärt. Am Ende jedes Kapitels<br />

rekapituliert Fitzgerald noch einmal, worin die<br />

Essenz bestand, gibt technische Hinweise zu den<br />

verwendeten Werkzeugen und geht auf Besonderheiten<br />

in der Syntax ein.<br />

Fazit<br />

Der Autor will die Leser laut Vorwort nicht mit<br />

Fachbegriffen langweilen, diese kommen dann<br />

aber doch recht häufig vor. Auch das Schriftbild<br />

wirkt etwas unstrukturiert mit vielen Einschüben,<br />

Listen und Codebeispielen. Dennoch sollten Sie<br />

sich davon nicht abschrecken lassen, in die wunderbare<br />

Welt der regulären Ausdrücke einzutauchen.<br />

Gerade Programmiereinsteigern, die Daten<br />

auswerten wollen, stehen dann schnell ungeahnte<br />

Möglichkeiten zur Verfügung. Beherrschen Sie<br />

reguläre Ausdrücke, finden Sie im Zweifelsfall<br />

schnell die sprichwörtliche „Nadel im Heuhaufen“.<br />

12 UBUNTU<br />

02/2013<br />

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Ubucon 2012<br />

Aktuelles<br />

<strong>Ubuntu</strong>-Konferenz in Berlin<br />

Nummer 6 lebt<br />

In Berlin fand am 20.<br />

und 21. Oktober die<br />

mittlerweile sechste<br />

Ubucon statt. Sie behauptet<br />

ihre Position <strong>als</strong><br />

wichtiges Communityund<br />

Entwicklertreffen<br />

rund um <strong>Ubuntu</strong>, auch<br />

wenn sie kleiner <strong>als</strong> die<br />

vorherige Ubucon war.<br />

Wenn es früh dämmert, die Tage kürzer werden<br />

und das Laub von den Bäumen fällt, steht die<br />

Ubucon [1] vor der Tür. In diesem Jahr versammelten<br />

sich die Freunde des <strong>Ubuntu</strong>-Betriebssystems<br />

in Berlin. Als Veranstaltungsort konnten die<br />

Organisatoren quasi in letzter Minute die Hochschule<br />

für Wirtschaft, Technik und Kultur gewinnen.<br />

Die befindet sich praktischerweise direkt an<br />

der Friedrichstraße in Berlin-Mitte, weshalb einige<br />

Konferenzteilnehmer das Programm bequem mit<br />

einem Sightseeing-Trip verbinden konnten.<br />

Die mittlerweile sechste Ubucon ist zwar im Vergleich<br />

zum Vorjahr geschrumpft, hat aber nichts<br />

an Qualität eingebüßt und zeichnete sich auch<br />

2012 durch spannende Vorträge und Workshops<br />

aus. Da der Nachwuchsmangel dem <strong>Ubuntu</strong><br />

Deutschland e. V. zu schaffen macht, wurde bereits<br />

im Vorjahr ausgiebig darüber diskutiert, ob<br />

die Ubucon 2012 überhaupt stattfinden kann. Das<br />

macht bereits ihre bloße Existenz zu einem Erfolg.<br />

Prioritätenverschiebung<br />

Auf dem Event selbst fiel die veränderte Balance<br />

zwischen Workshops und Vorträgen auf: Gab es<br />

im letzten Jahr noch 13 Vorträge, kletterte deren<br />

Anzahl in diesem Jahr auf beinahe 20 – dabei fanden<br />

am Freitag keine Veranstaltungen statt. Dies<br />

ging zu Lasten der Workshops, deren Zahl von<br />

11 auf 7 sank. Qualitativ gab es jedoch nichts zu<br />

bemängeln: Das Programm erwies sich <strong>als</strong> rund,<br />

informativ, lehrreich – und gut besucht.<br />

Und noch eine weitere Änderung gab es. In der<br />

Vergangenheit blieben die Inhalte auf der Ubucon<br />

eher im Allgemeinen und drehten sich grob um<br />

freie und Open-Source-Software. Diesmal waren<br />

mehr <strong>Ubuntu</strong>-spezifische Veranstaltungen dabei.<br />

Zum Beispiel ging es sowohl um die strategische<br />

Ausrichtung <strong>als</strong> auch um die Entwicklungspläne<br />

für <strong>Ubuntu</strong> von Seiten Canonic<strong>als</strong>. Daneben diskutierten<br />

Teilnehmer über den Einsatz der Distribution<br />

im Profiumfeld, denn <strong>Ubuntu</strong> positioniert sich<br />

zunehmend <strong>als</strong> Unternehmensdesktop.<br />

Strictly Business<br />

Eine weitere logische Neuerung war der Business<br />

Talk, zu dem es – <strong>als</strong> einzige Veranstaltung – im<br />

Vorfeld keine detaillierten Informationen gab.<br />

Thematisiert wurden hier z. B. Fragen zu Marktanteilen,<br />

Vermarktungsstrategien und der Nachhaltigkeit<br />

von <strong>Ubuntu</strong> sowie freier und Open-Source-<br />

Software generell. Die Besucher zeigten sich mit<br />

der Veranstaltung zufrieden und beurteilten den<br />

Talk <strong>als</strong> gelungene Neuerung. Das ließ sich vor<br />

allem auf die Möglichkeit zurückführen, über den<br />

technischen Tellerrand zu schauen und sich mit<br />

Gleichgesinnten auszutauschen (Abbildung 1).<br />

Neues Jahr,<br />

neues Glück?<br />

Aktuell bereitet man nun die<br />

Ubucon 2013 vor, wobei die Organisatoren<br />

einmal mehr nach<br />

einem Veranstaltungsort und<br />

neuen Helfern suchen. Auf der<br />

Webseite wurde schon einmal<br />

ein Aufruf [2] geschaltet; Aufgaben<br />

gibt es nicht nur für Geeks.<br />

Wer Interesse an einer Mitarbeit<br />

hat, der kann über team@ubucon.<br />

de jederzeit mit dem Team<br />

Kontakt aufnehmen – mit ein<br />

wenig Unterstützung wäre dann<br />

auch die kommende Ubucon gesichert.<br />

(kki) <br />

●●●<br />

Sebastian Seitz<br />

Infos<br />

[1] Webseite der<br />

Ubucon 2012:<br />

[http:// ubucon. de/ 2012/]<br />

[2] Aufruf zur Mithilfe 2013:<br />

[http:// ikhaya. ubuntuusers.​<br />

de/ 2012/ 12/ 04/ organisations<br />

kommitee‐fuer‐die‐ubucon‐<br />

2013‐gesucht/]<br />

1 Die Ubucon bringt jedes Jahr Menschen zusammen,<br />

die sich für Linux interessieren. (© Horst Böhme)<br />

www.ubuntu-user.de 02/2013<br />

UBUNTU<br />

user<br />

13


Erste Schritte<br />

Installation<br />

icetray, 123RF.com<br />

<strong>Ubuntu</strong>, Xubuntu und Kubuntu 12.10 installieren<br />

Schnell installiert<br />

<strong>Ubuntu</strong>, Kubuntu und<br />

Xubuntu lassen sich auf<br />

ähnliche Weise installieren.<br />

Wir erklären, wie<br />

Sie „Quantal Quetzal“,<br />

so der Codename der<br />

Distribution, möglichst<br />

elegant auf die Festplatte<br />

befördern. Kristian Kißling<br />

Referenz<br />

Déjà Dup: Einen Artikel, der die<br />

aktuelle Version von Déjà Dup beschreibt,<br />

finden Sie ab Seite 76<br />

im Heft.<br />

Heft-DVD: Mehr Details zu unserer<br />

aktuellen Heft-DVD lesen Sie ab<br />

Seite 34.<br />

Installieren Sie ein System neu, geschieht das<br />

meist in drei groben Schritten: Im ersten erstellen<br />

Sie mit Hilfe einer ISO-Datei des gewünschten<br />

<strong>Ubuntu</strong>-Derivats ein Installationsmedium. Das<br />

kann ein USB-Stick sein, aber auch eine DVD.<br />

Besitzen Sie einen DVD-Player, sind Sie aus dem<br />

Schneider und installieren Kubuntu, Xubuntu oder<br />

<strong>Ubuntu</strong> 12.10 von der Heft-DVD. Fehlt Ihnen so<br />

ein Laufwerk, basteln Sie sich einen bootbaren<br />

USB-Stick (siehe Kasten Booten von USB).<br />

Dann folgt Schritt zwei, in dem Sie das Live-System<br />

der jeweiligen Distribution starten, um sich<br />

diese – noch vor einer Installation – in Ruhe anzusehen.<br />

Im Live-Modus kopieren <strong>Ubuntu</strong> und Co.<br />

die benötigten Programme lediglich in den flüchtigen<br />

Arbeitsspeicher (RAM) und führen sie dort<br />

aus. Das Booten dauert daher länger <strong>als</strong> bei einer<br />

installierten Version, und das gesamte System läuft<br />

etwas langsamer. Aber Sie können so Programme<br />

testen und sich die Desktops anschauen.<br />

Gefällt Ihnen, was Sie sehen, spielen Sie die drei<br />

Kandidaten im dritten Schritt über den integrierten<br />

Installer auf Ihren Rechner. Nutzen Sie auf diesem<br />

bereits ein Windows-System, das Sie behalten wollen,<br />

benötigen Sie noch einen zusätzlichen, vorbereitenden<br />

Zwischenschritt, den wir im Kasten<br />

Windows und <strong>Ubuntu</strong> vorstellen.<br />

Upgrade<br />

Verwenden Sie bereits <strong>Ubuntu</strong>, Kubuntu oder<br />

Xubuntu in Version 12.04, springen Sie am einfachsten<br />

per Onlineupdate auf „Quantal Quetzal“.<br />

Ob das Sinn ergibt, müssen Sie selbst entscheiden,<br />

denn bei Version 12.04 handelt es sich um eine<br />

LTS-Variante (LTS = „Long Term Support“), die<br />

drei Jahre (Xubuntu) bzw. fünf Jahre (Kubuntu,<br />

<strong>Ubuntu</strong>) lang Updates von Canonical erhält. Zudem<br />

besteht die Möglichkeit, im April 2014 direkt<br />

auf die nächste LTS-Version upzugraden. Sie sollten<br />

<strong>als</strong>o einen Grund haben, das neuere<br />

(K/X)<strong>Ubuntu</strong> 12.10 zu verwenden.<br />

Bevor Sie loslegen, sichern Sie am besten die<br />

wichtigsten Daten: So schützen Sie sich gegen<br />

Datenverluste (Referenz: Déjà Dup). Zunächst<br />

spielen Sie auf allen drei Systemen über die Aktualisierungsverwaltung<br />

sämtliche Patches und<br />

Updates ein. Unter Kubuntu 12.04 heißt das Programm<br />

Muon-Aktualisierungsverwaltung, unter<br />

<strong>Ubuntu</strong> und Xubuntu 12.04 einfach Aktualisierungen.<br />

Dann starten Sie den Rechner neu und rufen<br />

wieder die Aktualisierungsverwaltung auf. Über<br />

Einstellungen | Software-Quellen einrichten gelangen<br />

Sie unter Kubuntu in ein weiteres Fenster,<br />

in dem Sie den Reiter Aktualisierungen aufrufen.<br />

Aus dem Aufklappmenü Show new distribution<br />

releases wählen Sie Normal Releases, klicken dann<br />

auf Schließen und beenden die gesamte Aktualisierungsverwaltung.<br />

Nach einem Neustart taucht<br />

im Fenster die Schaltfläche Aktualisieren auf, über<br />

die Sie das Upgrade anschieben. Ähnlich gehen<br />

Sie unter Xubuntu und <strong>Ubuntu</strong> vor, nur dass Sie<br />

hier den Menüeintrag Einstellungen wählen und<br />

dann im Reiter Aktualisierungen den Punkt Für<br />

jede neue Version aus dem Aufklappmenü. Auch<br />

14 UBUNTU<br />

02/2013<br />

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user


Installation<br />

Erste Schritte<br />

hier taucht dann der Button Aktualisieren auf<br />

(Abbildung 1). Handelt es sich um einen mobilen<br />

Rechner, schließen Sie ihn an eine Steckdose an –<br />

so ein Upgrade kann dauern. Ist es abgeschlossen,<br />

fordert Sie der Rechner zu einem Neustart auf.<br />

Erkennungsdienst<br />

Die Heft-DVD bringt die Desktopvariante von<br />

<strong>Ubuntu</strong> in verschiedenen Geschmacksrichtungen<br />

mit. Auf der Seite A finden Sie die 32-Bit-Versionen,<br />

auf der Seite B die für 64-Bit-Rechner (Referenz:<br />

Heft-DVD). Da unser Presswerk in der Vergangenheit<br />

gern mal die Seiten vertauschte, achten<br />

Sie auf die Einträge im Bootmenü, welche auf die<br />

jeweilige Systemarchitektur hinweisen.<br />

Um von der DVD zu booten, muss Ihr Rechner<br />

diese zunächst <strong>als</strong> bootfähig erkennen. Häufig<br />

tun Rechner das automatisch: Legen Sie die DVD<br />

ins Laufwerk und schalten Sie den Rechner ein,<br />

lädt dieser den passenden Bootloader. Findet Ihr<br />

Rechner die DVD nicht, müssen Sie ihn über das<br />

BIOS dazu bewegen, die Reihenfolge der Bootmedien<br />

zu ändern, auf die er nach dem Start zugreift.<br />

Das betrifft Sie auch, wenn Sie <strong>Ubuntu</strong> von einem<br />

USB-Stick starten.<br />

Im Bootmenü<br />

Dass Ihr Rechner erfolgreich von der Heft-DVD<br />

bootet, erkennen Sie daran, dass nach dem Start<br />

das Bootmenü erscheint. Hier wählen Sie Ihr präferiertes<br />

System aus – <strong>Ubuntu</strong> beispielsweise über<br />

den Eintrag <strong>Ubuntu</strong> 12.10 (32 Bit) – Live starten<br />

oder installieren. Kurze Zeit später erscheint ein<br />

Fenster, das Sie fragt, ob Sie die Distribution ausprobieren<br />

oder gleich installieren wollen – wählen<br />

Sie die erste Möglichkeit. Nach einer Weile landen<br />

Sie auf dem jeweiligen Desktop, wo bereits ein<br />

Icon auf Sie wartet, über das Sie den Installer der<br />

Distribution aufrufen. Bevor Sie das tun, sollten<br />

Sie sich in aller Ruhe umschauen. Betrachten Sie<br />

die mitgelieferten Anwendungen und prüfen Sie,<br />

ob <strong>Ubuntu</strong> Ihre Hardware unterstützt (vor allem<br />

Drucker, WLAN- und Grafikkarten). Gefällt Ihnen,<br />

was Sie sehen, installieren Sie die Distribution<br />

über das entsprechende Icon auf der Arbeitsfläche.<br />

Auf die Platte<br />

Der Installer öffnet nun ein Fenster, in dem Sie<br />

zunächst eine Sprache auswählen und auf Wunsch<br />

die Veröffentlichungshinweise im Browser lesen.<br />

Der nächste Dialog prüft, ob Ihr Rechner die Voraussetzungen<br />

erfüllt, um die betreffende <strong>Ubuntu</strong>-<br />

Variante zu installieren (Abbildung 3). Er sollte<br />

mindestens 5 oder mehr GByte freien Speicherplatz<br />

mitbringen (das hängt von der Distribution<br />

ab), am Stromnetz hängen (wichtig bei der Installation<br />

auf Laptops und Netbooks) und möglichst<br />

über eine Internetanbindung verfügen.<br />

Weiter unten im Fenster warten unter Kubuntu,<br />

<strong>Ubuntu</strong> und Xubuntu noch zwei ankreuzbare<br />

Optionen: Verwenden<br />

Sie Aktualisierungen<br />

während der Installation<br />

herunterladen, nutzt das<br />

Linux-System die untätige<br />

Zeit der Installation, um<br />

Patches und Sicherheitsupdates<br />

aus dem Internet<br />

zu holen – ohne diese<br />

jedoch zu installieren.<br />

Über den Punkt Software<br />

von Drittanbietern installieren<br />

spielen Sie bereits<br />

während der Installation<br />

einige wichtige Codecs<br />

zum Abspielen von<br />

MP3-Dateien und Flash- 1 Haben Sie alle Updates der aktuellen Version eingespielt, den<br />

Inhalten auf den Rechner. Rechner neu gestartet und ein Knöpfchen gedrückt, erscheint in<br />

Diese lassen sich auch der Aktualisierungsverwaltung ein Upgrade-Button.<br />

über das Paket kubuntu-,<br />

xubuntu- bzw. ubuntu-restricted-addons einspielen.<br />

Über Weiter geht es zum nächsten Fenster.<br />

Besteht keine Netzwerkverbindung über ein Netzwerkkabel,<br />

und erkennen <strong>Ubuntu</strong> und Xubuntu<br />

Ihre WLAN-Karte, zeigen sie im nächsten Fenster<br />

die gefundenen WLAN-Netze in der Umgebung an<br />

(Abbildung 4) – wählen Sie das passende aus. Erscheint<br />

das Fenster mit den WLAN-Netzen nicht,<br />

hat <strong>Ubuntu</strong> womöglich Probleme mit Ihrer WLAN-<br />

Hardware. Kubuntu 12.10 bietet diese Möglichkeit<br />

generell nicht an, allerdings setzt eine Installation<br />

nicht zwingend einen Internetzugang voraus.<br />

Perfekt eingerichtet<br />

Finden <strong>Ubuntu</strong> und Xubuntu kein anderes Betriebssystem,<br />

fordert der Installer Sie jeweils auf,<br />

die Festplatte zu löschen und <strong>Ubuntu</strong> zu installieren<br />

oder etwas anderes zu tun. Bei Kubuntu 12.10<br />

Booten von USB<br />

USB-Sticks gelten <strong>als</strong> beliebte Alternative zu einer Installation<br />

von DVD. Um sie mit einem <strong>Ubuntu</strong>-Image<br />

auszustatten, benötigen Sie einen ausreichend großen<br />

USB-Stick (4 GByte, besser 8 GByte) und ein ISO des<br />

gewählten Linux-Systems [1] für Ihre Zielarchitektur (32<br />

oder 64 Bit). Nun booten Sie ein installiertes Windows<br />

oder bereits vorhandenes <strong>Ubuntu</strong>(-Derivat). Für beide<br />

Betriebssysteme gibt es Software, die Ihnen beim Erstellen<br />

eines Live-USB-Sticks hilft.<br />

Unter Windows installieren Sie den LinuxLive USB<br />

Creator [2] (Abbildung 2), unter <strong>Ubuntu</strong> und Co. rufen<br />

Sie den Startmedienersteller auf, dessen eigentlicher<br />

Programmname usb-creator-gtk bzw. usb-creator-kde<br />

lautet. Achten Sie darauf, dass die Distribution für den<br />

USB-Stick dieselbe Architektur vorweist wie das Gastsystem,<br />

auf dem Sie das Bootmedium erstellen. Als<br />

Zielgerät sollten Sie zudem nicht aus Versehen eine<br />

Partition der Festplatte aussuchen. Mit Hilfe der Software<br />

schreiben Sie das ISO-Image dann auf den USB-<br />

Stick, dessen vorhandene Daten Sie dafür löschen.<br />

2 Der LinuxLive USB Creator –<br />

kurz LiLi – schreibt unter Windows<br />

ein Image auf einen USB-Stick.<br />

www.ubuntu-user.de 02/2013<br />

UBUNTU<br />

user<br />

15


Erste Schritte<br />

Installation<br />

3 Kubuntu verlangt hier 5,4 GByte freien Speicherplatz auf der<br />

Festplatte; besser planen Sie doppelt so viel Platz ein.<br />

Glossar<br />

LUKS: Anders <strong>als</strong> das Akronym<br />

für „Linux Unified Key Setup“ erahnen<br />

lässt, handelt es sich hierbei<br />

um eine plattformunabhängige<br />

Verschlüsselungsspezifikation, mit<br />

cryptsetup <strong>als</strong> Referenzimplikation<br />

und dm-crypt <strong>als</strong> Verschlüsselungs-Backend.<br />

Mit FreeOTFE<br />

liegt auch eine Windows-Implementierung<br />

vor.<br />

LVM: Eine Abstraktionsschicht,<br />

die es ermöglicht, verschiedene<br />

Festplatten und Partitionen in eine<br />

große, dynamisch erweiterbare<br />

Partition zu verwandeln, einem „logical<br />

volume“, das sich selbst mit<br />

einem Dateisystem und mit vorhandenen<br />

Daten erweitern lässt.<br />

lautet die Option Geführt<br />

– vollständige Festplatte<br />

verwenden. Bevölkern bereits<br />

mehrere Systeme die<br />

Platte, können Sie <strong>Ubuntu</strong><br />

und Co. häufig daneben<br />

installieren.<br />

Befindet sich bereits<br />

ein Windows 7 auf dem<br />

Rechner, will der Installer<br />

<strong>Ubuntu</strong> und Xubuntu<br />

neben Windows 7 installieren<br />

(Abbildung 5),<br />

was Sie mit einem Klick<br />

auf Weiter in die Tat umsetzen.<br />

Kubuntu ignoriert<br />

den freien Bereich der<br />

Windows-Festplatte und bietet diese Option nicht<br />

an. Eine Dualboot-Umgebung richten Sie hier zu<br />

Fuß ein, indem Sie Manuell wählen und auf Weiter<br />

klicken. Der Installer zeigt nun die freie neben den<br />

anderen verfügbaren Partitionen an.<br />

Um Kubuntu zu installieren, folgen Sie den Schritten<br />

aus dem Abschnitt <strong>Ubuntu</strong> – Marke Eigenbau.<br />

Die Optionen zur Festplattenverschlüsslung sind<br />

neu: Sie erlauben es, die Festplatte mit LUKS zu<br />

verschlüsseln. In diesem Fall erscheint noch vor<br />

dem Bootmenü eine Passwortabfrage. Das setzt<br />

voraus, dass Sie die komplette Festplatte mit<br />

der neuen Distribution belegen. Peilen Sie eine<br />

Dualboot-Umgebung mit Windows an, lässt sich<br />

die Option nicht auswählen. Planen Sie zudem,<br />

mehrere Festplatten zu verschlüsseln, müssen Sie<br />

diese mit dem LVM bündeln, da LUKS keine Partitionstabellen<br />

unterstützt. Kubuntu 12.10 bietet die<br />

Verschlüsselung generell nur im Verbund mit einer<br />

LVM-Einrichtung an.<br />

<strong>Ubuntu</strong> <strong>als</strong> Hauptmieter<br />

Installieren Sie <strong>Ubuntu</strong>, Kubuntu und Xubuntu<br />

auf die komplette Festplatte, schreiben diese alle<br />

Daten in die primäre Partition /dev/​sda1. Zusätzlich<br />

legen sie eine erweiterte Partition /dev/​sda2<br />

an und innerhalb von dieser wiederum eine logische<br />

Partition /dev/​sda5, in die der Swap-Bereich<br />

kommt (siehe Kasten Festplatten unter <strong>Ubuntu</strong><br />

und Co.). Letzterer übernimmt die Aufgabe des<br />

Arbeitsspeichers, wenn dieser überlastet ist. Das<br />

Schreiben in den Swap-Bereich braucht aber mehr<br />

Zeit <strong>als</strong> der direkte Zugriff auf den Arbeitsspeicher.<br />

<strong>Ubuntu</strong> <strong>als</strong> Untermieter<br />

Windows belegt meist die komplette Festplatte.<br />

Wollen Sie <strong>Ubuntu</strong> und Co. daneben installieren,<br />

müssen Sie zuvor die Windows-Partition verkleinern<br />

und komplett defragmentieren, wie es der<br />

Kasten Windows und <strong>Ubuntu</strong> erklärt. <strong>Ubuntu</strong> und<br />

seine Derivate richten dann den Bootloader GRUB<br />

2 (Referenz: GRUB 2) so ein, dass Sie über ihn<br />

fortan beide Systeme booten (Abbildung 6).<br />

<strong>Ubuntu</strong> – Marke Eigenbau<br />

Wollen Sie beim Installieren die Kontrolle behalten<br />

oder haben Sie Angst, parallel installierte Systeme<br />

zu beschädigen, wählen Sie die Option Etwas<br />

Festplatten unter <strong>Ubuntu</strong> und Co.<br />

<strong>Ubuntu</strong> und seine Derivate hängen Festplatten über<br />

Gerätedateien ein, die sie nach einem bestimmten<br />

Schema benennen: /dev/​sda adressiert die erste erkannte<br />

Festplatte, /dev/​sda1 die primäre Partition auf<br />

dieser (/dev/​sda2 bis /dev/​sda4 heißen die drei weiteren<br />

primären Partitionen). Bei /dev/​sda5 handelt es sich<br />

um die erste logische Partition, die sich innerhalb einer<br />

erweiterten Partition befindet. Windows sollte sich stets<br />

in der ersten primären Partition befinden, belegt <strong>als</strong>o /<br />

dev/​sda1 (und meist zusätzlich /dev/​sda2). Stecken Sie<br />

nun einen USB-Stick oder eine externe Festplatte in<br />

den USB-Slot, erhalten diese Geräte die Bezeichnung<br />

/dev/​sdb, ansonsten folgt alles dem obigen Schema.<br />

Über den Befehl sudo fdisk ‐l erhalten Sie eine<br />

Übersicht der verfügbaren Festplatten sowie USB-<br />

Speicher und der darauf befindlichen Partitionen und<br />

Dateisysteme.<br />

4 Die Installer von Xubuntu und <strong>Ubuntu</strong> versuchen automatisch, die WLAN-<br />

Netze in der Umgebung zu entdecken, wenn sie bei Ihrem Rechner keine<br />

vorhandene Internetanbindung entdecken.<br />

5 Befindet sich noch ein Windows-System auf der Zielfestplatte, das freien<br />

Speicherplatz anbietet, schlagen <strong>Ubuntu</strong> und Xubuntu vor, sich daneben zu<br />

installieren. Unter Kubuntu müssen Sie die Partitionen manuell auswählen.<br />

16 UBUNTU<br />

02/2013<br />

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Installation<br />

Erste Schritte<br />

anderes. Das setzt allerdings ein paar Kenntnisse<br />

über den Aufbau von Festplatten unter <strong>Ubuntu</strong><br />

voraus (siehe Kasten Festplatten unter <strong>Ubuntu</strong> und<br />

Co.). Idealerweise legen Sie dann auf einer leeren<br />

Festplatte mindestens zwei logische Partitionen<br />

für <strong>Ubuntu</strong> an (Abbildung 7): am Anfang der<br />

Festplatte eine Swap-Partition (/dev/​sda5) sowie<br />

eine Partition für das Wurzelverzeichnis /, die<br />

mindestens 5 bis 10 GByte groß sein sollte (/dev/​<br />

sda6). Optional packen Sie eine Extrapartition für<br />

Ihr Home-Verzeichnis /home dazu (/dev/​sda7), der<br />

Sie möglichst viel Platz einräumen sollten. Diese<br />

Aufteilung bietet den Vorteil, dass Sie <strong>Ubuntu</strong> oder<br />

eines der Derivate später neu installieren können,<br />

ohne Ihre Benutzerdateien zu verlieren. Die neuen<br />

Partitionen ergänzen Sie über einen Klick auf Hinzufügen;<br />

für / und /home wählen Sie am besten<br />

jeweils Ext4 <strong>als</strong> Dateisystem.<br />

7 Partitionieren Sie Ihr <strong>Ubuntu</strong>, Xubuntu oder Kubuntu (im Bild), legen<br />

Sie mindestens zwei Partitionen an: eine Swap- und eine Systempartition.<br />

Die „/​home“-Partition bleibt optional.<br />

Installation<br />

Haben Sie sich für eine<br />

Partitionierungsvariante<br />

entschieden, klicken Sie<br />

auf Jetzt installieren. Die<br />

Linux-Systeme stellen nun<br />

Fragen nach Ihrem Aufenthaltsort<br />

(um die Zeitzone<br />

zu ermitteln), Ihrer<br />

Tastenbelegung und Ihrem<br />

Namen, Benutzernamen<br />

sowie dem Passwort. In<br />

diesem letzten Schirm<br />

legen Sie auch fest, ob<br />

<strong>Ubuntu</strong> Sie bei jedem<br />

Hochfahren nach dem<br />

Passwort fragt oder ob Sie<br />

sich automatisch anmelden. Setzen Sie ein Kreuzchen<br />

bei Meine persönlichen Dateien<br />

verschlüsseln, um Ihr Home-Verzeichnis<br />

zu verschlüsseln: <strong>Ubuntu</strong><br />

verwendet dazu EcryptFS. Hängt am<br />

Rechner eine Webcam, schlägt der<br />

Installer vor, ein Profilfoto von Ihnen<br />

zu schießen. Dank der Spielerei<br />

wissen Sie nun, dass <strong>Ubuntu</strong> Ihre<br />

Webcam unterstützt.<br />

Während der Installation sehen Sie<br />

eine Diashow, die das neue <strong>Ubuntu</strong><br />

vorstellt. Der Prozess dauert – abhängig<br />

von der Geschwindigkeit<br />

Ihres Rechners – eine Weile und<br />

endet mit der Aufforderung Jetzt neu<br />

starten. Entfernen Sie kurz darauf<br />

die DVD oder den USB-Stick und<br />

drücken Sie [Eingabe], damit der<br />

Rechner neu bootet. (kki) ●●●<br />

6 Auch wenn es hier nicht explizit steht: Dieser Bootloader<br />

startet sowohl Kubuntu 12.10 <strong>als</strong> auch Windows 7.<br />

Referenz<br />

GRUB 2: Mehr Informationen zum<br />

Bootloader GRUB 2 erhalten Sie in<br />

dieser Ausgabe ab Seite 68.<br />

Windows und <strong>Ubuntu</strong><br />

Windows verteilt seine Dateien beim Speichern gern über<br />

die gesamte Platte. Beim Defragmentieren ordnet es die<br />

zerstreuten Dateifragmente in einem zusammenhängenden<br />

Bereich an. So zerstört das spätere Verkleinern der<br />

Partition keine installierten Programme. Unter Windows 7<br />

starten Sie das Defragmentieren über Start | Programme<br />

8 Die Windows-Partition verkleinern Sie aus Windows<br />

heraus. Dabei hilft das Programm „Festplattenpartitionen<br />

erstellen und partitionieren“.<br />

| Zubehör | Systemprogramme. Haben Sie Windows gerade<br />

frisch installiert, müssen Sie diesen Schritt nicht<br />

machen. Starten Sie Windows anschließend neu, tritt ein<br />

Programm namens Chkdsk auf den Plan, das die Partition<br />

routinemäßig auf Schäden überprüft – erst danach lässt<br />

sich Windows wie gewohnt hochfahren.<br />

Nun verkleinern Sie die Partition aus Windows heraus.<br />

Tippen Sie in die untere Zeile des Startmenüs fest ein<br />

und klicken Sie dann auf den Eintrag Festplattenpartitionen<br />

erstellen und partitionieren. Unter Windows XP und<br />

Vista funktioniert das analog.<br />

Markieren Sie im unteren Bereich die Windows-Partition,<br />

die Sie verkleinern wollen. Klicken Sie mit der rechten<br />

Maustaste auf sie und wählen Sie den Punkt Volume<br />

verkleinern aus dem Kontextmenü. Passen Sie den Wert<br />

in der Zeile Zu verkleinernder Speicherplatz in Megabyte<br />

an Ihre Bedürfnisse an, und wählen Sie dann Verkleinern<br />

(Abbildung 8). Dann booten Sie Windows neu.<br />

Erneut startet Chkdsk, überprüft die Partition nach der<br />

Verkleinerung routinemäßig auf Schäden und startet den<br />

Rechner neu – erst jetzt bootet Windows wie gewohnt.<br />

Infos<br />

[1] <strong>Ubuntu</strong>, Xubuntu und Kubuntu<br />

12.10 zum Download:<br />

[http:// wiki. ubuntuusers.​<br />

de/ Downloads/ Quantal_<br />

Quetzal]<br />

[2] LinuxLive USB Creator:<br />

[http:// www. linuxliveusb.​<br />

com/ en/ home]<br />

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UBUNTU<br />

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17


Erste Schritte<br />

Paketmanagement<br />

Software verwalten mit <strong>Ubuntu</strong>, Xubuntu und Kubuntu<br />

Paketeweise<br />

Software<br />

In den Softwareverwaltungen<br />

von <strong>Ubuntu</strong> und<br />

seinen Derivaten warten<br />

Tausende von freien<br />

Programmen und Apps<br />

auf ihren Einsatz. Doch<br />

wie installieren und entfernen<br />

Sie diese?<br />

Kristian Kißling<br />

bekas007, 123RF.com<br />

Installieren Sie Windows neu, müssen Sie auch<br />

sämtliche Zusatzsoftware (Adobe Reader, Unrar<br />

etc.) erneut einspielen. Sie besuchen diverse Webseiten,<br />

laden die EXE-Dateien herunter und installieren<br />

diese. Die zentrale Softwareverwaltung von<br />

<strong>Ubuntu</strong>, Kubuntu und Xubuntu 12.10 gleicht hingegen<br />

einem App Store: Sie geben die Namen der<br />

gesuchten Programme ein und installieren diese.<br />

Kubuntu setzt zwar optisch auf einen etwas anderen<br />

Paketmanager <strong>als</strong> <strong>Ubuntu</strong> und Xubuntu, doch<br />

unter der Haube arbeiten alle nach demselben<br />

Schema. Die verwalteten Pakete sind Debian-<br />

Pakete (mit der Endung .deb). Dabei handelt es<br />

sich eigentlich um Archive, in denen sich Bibliotheken,<br />

Konfigurationsdateien und ausführbare<br />

Programme stapeln. Installieren Sie den Browser<br />

Firefox, verteilt der Paketmanager<br />

die nötigen Dateien an die richtigen<br />

Orte im Dateisystem.<br />

Häufig verfügen die Pakete<br />

über Abhängigkeiten: Installieren<br />

Sie Programm A, müssen<br />

Sie auf jeden Fall<br />

auch Bibliothek B<br />

einspielen. Die Paketmanager<br />

erkennen<br />

die abhängigen<br />

Pakete während der Installation automatisch und<br />

spielen sie auf den Rechner. Dass ein Programm<br />

von einem anderen abhängt, bemerken Sie oft<br />

erst, wenn Sie ein alleinstehendes Debian-Paket installieren<br />

wollen, das von einer Webseite stammt.<br />

Wie das Leben so spielt, fehlt aber im Paketmanager<br />

mitunter genau die von Ihnen gesuchte<br />

Software, etwa ein Video-Codec oder die neueste<br />

Version einer Software. In diesem Fall binden Sie<br />

meist eine externe Quelle mit Debian-Paketen<br />

ein, die direkt von den Entwicklern der Software<br />

stammen. Die Quelle enthält – neben der gesuchten<br />

Software selbst – auch die von ihr abhängigen<br />

Pakete. Wie Sie externe Paketquellen anzapfen,<br />

verrät der gleichnamige Abschnitt.<br />

<strong>Ubuntu</strong> und Xubuntu:<br />

Software-Center<br />

Unter <strong>Ubuntu</strong> rufen Sie das Software-Center auf,<br />

indem Sie [Super] drücken und soft eingeben. Unter<br />

Xubuntu 12.10 klicken Sie auf das Menü-Icon<br />

links oben im Panel und wählen <strong>Ubuntu</strong> Software-<br />

Center. Die Startseite lädt zum Stöbern ein, weil<br />

sie neue und bestbewertete Anwendungen vorstellt<br />

(Abbildung 1). Über Alle Anwendungen<br />

kehren Sie stets zur Startseite zurück. Ganz oben<br />

sehen Sie meist Werbung für ein Spiel oder eine<br />

spezielle Kaufsoftware: Im Gegensatz zu den meisten<br />

anderen Linux-Distributionen kaufen Sie unter<br />

<strong>Ubuntu</strong> per Kreditkarte oder PayPal-Zugang auch<br />

Software und Zeitschriften, darunter viele Spiele<br />

(Referenz: Spiele unter <strong>Ubuntu</strong>).<br />

Auf der linken Seite ordnet das Software-Center<br />

die Programme nach Kategorien. Alle anderen<br />

Bedienelemente finden Sie im Menü und in<br />

den Symbolleisten. Der kleine Pfeil rechts neben<br />

Alle Anwendungen listet alle verfügbaren Paketquellen<br />

in einem Drop-down-Menü auf. Konkret<br />

erscheinen anfangs die Einträge Bereitgestellt<br />

durch <strong>Ubuntu</strong> (hier finden Sie die meiste, freie<br />

Software), Canonical-Partner (kostenlose, unfreie<br />

Software ohne Quellcode wie Skype und Flash 11)<br />

sowie Zum Kauf (die bereits erwähnte kommerzielle<br />

Software). Ergänzen Sie Paketquellen, tauchen<br />

diese später auch hier auf. Über den zentralen<br />

Button Empfehlungen einschalten verbinden Sie<br />

das Software-Center mit dem <strong>Ubuntu</strong>-One-Account<br />

und erhalten so Empfehlungen für neue Software.<br />

18 UBUNTU<br />

02/2013<br />

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Paketmanagement<br />

Erste Schritte<br />

Klicken Sie in der Menüleiste oben auf Installiert,<br />

erscheinen die installierten Anwendungen sortiert<br />

nach Kategorien. Das kleine Dreieck rechts daneben<br />

dröselt die Ergebnisse nach Paketquellen auf.<br />

Der Eintrag Verlauf informiert Sie darüber, wann<br />

Sie eine Software auf den Rechner gespielt haben.<br />

Funktioniert plötzlich ein Programm nicht mehr,<br />

identifizieren Sie so mit etwas Glück den Übeltäter.<br />

Das „Downgraden“ – <strong>als</strong>o die Rückkehr zu einer<br />

vorherigen Version eines Programms – funktioniert<br />

im Software-Center jedoch nicht: Das klappt<br />

über den alternativen Paketmanager Synaptic, der<br />

im Paket synaptic steckt.<br />

Kennen Sie den Namen einer Software, fahnden<br />

Sie über das Suchfeld rechts oben gezielt nach dieser.<br />

Bereits beim Eintippen erscheinen die Treffer.<br />

Sie stammen jeweils aus der Paketquelle, die Sie<br />

aktuell unter Alle Anwendungen auswählen. In<br />

der Ergebnisliste mit den verfügbaren Programmen<br />

stehen rechts jeweils die Nutzerbewertungen in<br />

Form von Sternen. Bei kommerziellen Paketen tauchen<br />

zusätzlich Preise auf. Wählen Sie ein Paket<br />

aus, erscheinen darunter Schaltflächen mit der Beschriftung<br />

Weitere Informationen und Installieren<br />

bzw. Kaufen auf.<br />

Der erste Link führt zu einer ausführlicheren<br />

Beschreibung des Programms, oft versehen mit<br />

einem Screenshot (Abbildung 2). Werfen Sie hier<br />

auch einen Blick auf den unteren Bereich Erweiterungen:<br />

Er schlägt Software zur Installation vor,<br />

die das Programm sinnvoll ergänzt. Neu dabei ist<br />

der Kasten Andere Leute haben Folgendes installiert,<br />

der Sie vermutlich inspirieren soll, neue<br />

Software auszuprobieren. Er erscheint nur, wenn<br />

Sie die Empfehlungen einschalten. Über den Link<br />

Eine eigene Bewertung schreiben beurteilen Sie die<br />

Software, benötigen dazu aber einen kostenlosen<br />

Launchpad-Account [1]. Die Bewertungen sortieren<br />

Sie nach einer Sprache und nach den Metabewertungen.<br />

Über den Button Installieren spielen<br />

Sie das Paket auf den Rechner, über Kaufen erwerben<br />

Sie es über Ihren <strong>Ubuntu</strong>-One-Account.<br />

Die Suche entdeckt nicht alle Programme, sondern<br />

versteckt Bibliotheken und Entwicklerdateien vor<br />

Ihnen, weil diese Ergebnisse offenbar eher zur<br />

Verwirrung der Nutzer beitragen. Um sie dennoch<br />

zu installieren, klicken Sie entweder bei der Suche<br />

nach solchen Dateien auf den Link Technische<br />

Dateien anzeigen ganz unten oder geben den vollständigen<br />

Namen ein.<br />

Auf weitere interessante Einträge stoßen Sie im<br />

eben schon erwähnten globalen Menü des Software-Centers<br />

oben im Panel. Über den Menüpunkt<br />

Datei | Vorherige Einkäufe erneut installieren<br />

spielen Sie einmal gekaufte Software jederzeit neu<br />

ein. Die Option Zwischen Rechnern abgleichen erlaubt<br />

es, Ihre Paketauswahl über den Cloud-Dienst<br />

<strong>Ubuntu</strong> One auf andere Rechner zu übertragen.<br />

Nicht zuletzt ergänzen Sie über Bearbeiten | Software-Paketquellen<br />

weitere Paketquellen.<br />

1 Die Oberfläche des Software-Centers lädt zum Stöbern ein und hilft dem Anwender, sich eine<br />

erste Orientierung in der Welt freier Software zu verschaffen – dabei helfen auch die Bewertungen.<br />

Kubuntu: Muon-<br />

Programmverwaltung<br />

Seit 2011 kommt unter Kubuntu die neue Paketverwaltung<br />

Muon zum Einsatz. Sie existiert gleich<br />

in zwei Varianten: <strong>als</strong> Muon-Paketverwaltung und<br />

Muon-Programmverwaltung. Beide finden Sie im<br />

K-Menü unter Anwendungen | System. Es gibt<br />

auch noch eine Muon-Aktualisierungsverwaltung,<br />

zu der Sie an anderer Stelle im Heft mehr lesen<br />

(Referenz: Netzwerk und Updates).<br />

Die Muon-Programmverwaltung eifert offenbar<br />

dem Software-Center nach. Links sehen Sie mehrere<br />

Einträge, die ihre Inhalte im Bereich rechts anzeigen.<br />

Wählen Sie Programme beziehen, erscheint<br />

Referenz<br />

Spiele unter <strong>Ubuntu</strong>: Mehr zum<br />

Thema lesen Sie dieses Mal in unserem<br />

Schwerpunkt ab Seite 29.<br />

2 Das Software-Center bietet unter anderem das im Heft vorgestellte Spiel Goodfolks an, warnt<br />

aber in den Details, dass es mit der aktuell genutzten Grafikkarte vermutlich nicht läuft.<br />

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19


Erste Schritte<br />

Paketmanagement<br />

Suchen Sie nach dem nützlichen Konsolentool<br />

imagemagick, wird die Muon-Programmverwaltung<br />

nicht fündig. Auch Bibliotheken und andere<br />

abhängige Programmteile finden Sie nur mit Hilfe<br />

der recht funktional gemachten Muon-Paketverwaltung<br />

(Abbildung 5).<br />

3 Die Muon-Paketverwaltung von Kubuntu besteht aus zwei ähnlich klingenden Komponenten:<br />

einer Programmverwaltung und einer Paketverwaltung – hier sehen Sie Erstere.<br />

Referenz<br />

Netzwerk und Updates: Im Artikel<br />

ab Seite 26 lesen Sie nach,<br />

wie Sie unter <strong>Ubuntu</strong> und Co. eine<br />

Verbindung ins Internet aufbauen<br />

und Aktualisierungen installieren.<br />

rechts die verfügbare Software, eingeteilt in einige<br />

wenige Kategorien (Abbildung 3). Klappen Sie<br />

nun den Eintrag Programme beziehen aus, sehen<br />

Sie wie im Software-Center die eingebundenen Paketquellen<br />

und die darin enthaltene Software. Die<br />

Suchzeile oben rechts reagiert in Echtzeit auf Ihre<br />

Eingaben und listet die gefundene Software auf –<br />

mitsamt Bewertungen.<br />

Klicken Sie auf einen Eintrag, erhalten Sie wahlweise<br />

Weitere Informationen oder Sie wählen<br />

direkt Installieren. Im ersten Fall öffnet sich ein<br />

Bereich, der die Software kurz vorstellt. Auch hier<br />

funktioniert alles wie im Software-Center (Abbildung<br />

4): Die Programmbeschreibungen erscheinen,<br />

häufig gibt es ergänzend Screenshots sowie<br />

Empfehlungen für Erweiterungen, die noch zu<br />

einer Software passen, <strong>als</strong>o Plug-ins, Bibliotheken<br />

o. Ä. Wie beim Vorgänger Kubuntu 12.04 kann die<br />

Muon-Programmverwaltung die Rezensionen zu<br />

den Anwendungen nicht laden. Zudem finden sich<br />

in der Paketquelle Unabhängig kaum Apps; auch<br />

kommerzielle Software sucht man vergebens.<br />

Zusatzquellen<br />

Sowohl die Muon-Programmverwaltung <strong>als</strong> auch<br />

das Software-Center bieten in ihren Menüs eine<br />

Option an, um externe Paketquellen einzubinden.<br />

Doch was genau soll das sein? Über den Paketmanager<br />

erlangen Sie zwar Zugriff auf Tausende von<br />

Paketen, doch brandaktuelle Versionen von Software<br />

(etwa Gwibber) und spezielle Programme<br />

(etwa VirtualBox) müssen Sie mitunter über<br />

externe Paketquellen und die so genannten PPAs<br />

installieren – das sind zwei verschiedene Dinge!<br />

Externe Paketquellen<br />

Das Medibuntu-Projekt [2] bietet eine externe Paketquelle<br />

an, die allerhand Multimediaprogramme<br />

enthält (Referenz: Multimedia). Um diese einzubinden,<br />

wählen Sie im Software-Center zunächst<br />

Bearbeiten | Software-Paketquellen, in der Muon-<br />

Programmverwaltung Einstellungen | Software-<br />

Quellen einrichten. Danach klicken Sie auf allen<br />

Systemen auf den Reiter Andere Software, dann<br />

auf Hinzufügen und geben in die folgende Zeile<br />

deb http://packages.medibuntu.org/ quantal free<br />

non‐free ein (Abbildung 6). Diese Zeile denken<br />

Sie sich nicht aus, sondern sie steht meist auf der<br />

Webseite, die sich <strong>als</strong> externe Paketquelle anbietet.<br />

Über den Button Softwarepaketquelle hinzufügen<br />

übernehmen Sie die neu eingebundene Paketquelle<br />

unter <strong>Ubuntu</strong>. Nutzen Sie Kubuntu, klicken<br />

Sie auf OK, dann auf Schließen.<br />

Damit ist es aber noch nicht getan, denn externe<br />

Paketquellen schützen sich oft mit einem Schlüssel<br />

vor Missbrauch. Jedes Paket erhält eine mit dem<br />

Schlüssel verifizierbare Signatur, manipulierte<br />

Pakete mit anderen Signaturen fallen so schnell<br />

auf. Unter <strong>Ubuntu</strong>, Kubuntu und Xubuntu müssen<br />

Sie diesen Schlüssel nicht importieren, die neuen<br />

Medibuntu-Pakete erscheinen jedoch nur in der<br />

Muon-Paketverwaltung respektive in der Paketverwaltung<br />

Synaptic, die Xubuntu mitbringt, die Sie<br />

aber unter <strong>Ubuntu</strong> explizit installieren müssen.<br />

Tauchen Pakete wie non-free-codecs und libdvdcss2<br />

Textinstallation<br />

4 Die Muon-Programmverwaltung übernimmt die Bewertungen, Screenshots und Softwareempfehlungen<br />

direkt von <strong>Ubuntu</strong>. Nur die Nutzerkommentare erschienen im Test nicht.<br />

Das Software-Center ist lediglich eine grafische Oberfläche<br />

für APT (das Advanced Packaging Tool). Das verwaltet<br />

im Hintergrund die Listen mit der Software, die<br />

in den Paketquellen stecken. Wie schon angedeutet,<br />

bedienen Sie apt auch direkt über die Kommandozeile.<br />

Tabelle 1 stellt die wichtigsten Befehle vor, mit denen<br />

Sie den Paketmanager auch gänzlich ohne eine grafische<br />

Oberfläche bedienen.<br />

20 UBUNTU<br />

02/2013<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Paketmanagement<br />

Erste Schritte<br />

nicht auf, geben Sie auf der Kommandozeile der<br />

beiden Systeme jeweils den Befehl<br />

$ sudo apt‐get update<br />

ein und versuchen, die gewünschten Pakete so<br />

zu installieren, wie es der Kasten Textinstallation<br />

erklärt. Die meisten Webseiten zeigen ohnehin eine<br />

einfache Zeile Code an, die Sie über [Strg]+[C]<br />

und [Strg]+[V] in ein Terminal kopieren und über<br />

[Eingabe] ausführen – sie importiert den Schlüssel.<br />

PPAs einbinden<br />

PPAs (Personal Package Archives) sind eine spezielle<br />

Form externer Paketquellen, die <strong>Ubuntu</strong>s Onlineplattform<br />

Launchpad offeriert. Wenn versierte<br />

<strong>Ubuntu</strong>-Anwender oder Entwickler Debian-Pakete<br />

ihrer Lieblingssoftware basteln, bieten sie diese<br />

häufig in einem Paketarchiv auf Launchpad zum<br />

Download an. Bevor Sie eine Software aus dem<br />

Quellcode kompilieren, schauen Sie über die PPA-<br />

Suche [3] nach, ob es ein PPA dafür gibt.<br />

PPAs binden Sie unter <strong>Ubuntu</strong>, Xubuntu und Kubuntu<br />

12.10 wie externe Paketquellen ein. Anstelle<br />

6 Über die Softwareverwaltungen aller drei Distributionen<br />

binden Sie auch externe Paketquellen ein.<br />

7 Ein PPA binden Sie unter (X)<strong>Ubuntu</strong> und Kubuntu 12.10 entweder über<br />

die Paketquellenverwaltung ein, oder Sie arbeiten auf der Kommandozeile.<br />

5 Optisch eher ein Flop, erlaubt es die Muon-Paketverwaltung jedoch, Software vollständig zu<br />

löschen, Versionen einzufrieren und kennt zudem mehr Kategorien von Programmen.<br />

der in Abbildung 6 gezeigten Adresse geben Sie<br />

hier ein Kürzel ein, etwa ppa:ubuntu-mozilladaily/​ppa<br />

für eine täglich frische Version des<br />

Browsers Firefox. Der Befehl importiert zudem den<br />

Schlüssel für das zugehörige PPA. Etwas später<br />

taucht firefox-trunk <strong>als</strong> Paketquelle im Software-<br />

Center auf. Den Text nach dem Kürzel ppa: entnehmen<br />

Sie übrigens der jeweiligen PPA-Webseite.<br />

Der sehr beliebte manuelle Weg über das Terminal<br />

ergänzt den Schlüssel für das jeweilige PPA hingegen<br />

automatisch (Abbildung 7):<br />

$ sudo add‐apt‐repository ppa:ubuntu‐mozU<br />

illa‐daily/ppa<br />

$ sudo apt‐get update<br />

$ sudo apt‐get install U<br />

firefox‐trunk<br />

Einzelsendung<br />

Nicht zuletzt bieten einige Webseiten<br />

auch einzelne Debian-<br />

Pakete an, die Sie zunächst<br />

herunterladen. Sie installieren<br />

die Software dann über einen<br />

Doppelklick auf das DEB-Paket<br />

im Dateimanager, der die Softwareverwaltung<br />

des jeweiligen<br />

Derivats aufruft. (kki) ●●●<br />

Glossar<br />

Kompilieren: Mitunter liegt von<br />

einer Software nur der Quellcode<br />

vor, und es gibt keine Pakete. Mit<br />

den richtigen Werkzeugen lässt<br />

sich der Quellcode kompilieren<br />

und in ausführbare Software verwandeln.<br />

Referenz<br />

Multimedia: Was für Software die<br />

Medibuntu-Paketquelle anbietet,<br />

lesen Sie im Multimedia-Artikel ab<br />

Seite 22.<br />

Tabelle 1<br />

Kommando<br />

sudo apt-cache search --names-only<br />

inkscape<br />

sudo apt-get install inkscape gimp<br />

sudo apt-get remove --purge inkscape<br />

sudo apt-get update<br />

sudo apt-get upgrade<br />

sudo apt-get dist-upgrade<br />

sudo apt-get install -f<br />

Aktion<br />

Sucht nach allen Paketen, die „inkscape“ direkt im Namen tragen.<br />

Installiert die Programme Inkscape und Gimp.<br />

Entfernt Inkscape mitsamt Konfigurationsdateien.<br />

Synchronisiert die Paketliste mit <strong>Ubuntu</strong>s Servern.<br />

Spielt Fehlerkorrekturen für die vorhandene Software ein.<br />

Spielt neue Versionen einer vorhandenen Software ein, meist Kernel-Updates.<br />

Repariert automatisch Abhängigkeitsprobleme bei fehlerhafter Installation.<br />

Infos<br />

[1] Launchpad-Anmeldung:<br />

[https:// help. launchpad.​<br />

net/ YourAccount/​<br />

NewAccount]<br />

[2] Medibuntu-Projekt:<br />

[http:// medibuntu. org/]<br />

[3] PPAs in <strong>Ubuntu</strong>s Plattform<br />

Launchpad:<br />

[https:// launchpad. net/​<br />

ubuntu/ +ppas]<br />

www.ubuntu-user.de 02/2013<br />

UBUNTU<br />

user<br />

21


Erste Schritte<br />

Multimedia<br />

Multimedia unter <strong>Ubuntu</strong> und Co.<br />

Gut laut<br />

<strong>Ubuntu</strong>, Kubuntu und Xubuntu 12.10 installieren nicht alles, was zur multimedialen<br />

Grundversorgung gehört. Das holen Sie nach, indem Sie beliebte Multimedia-Komponenten<br />

und verschiedene Freeware nachträglich installieren.<br />

Tim Schürmann, Marcel Hilzinger<br />

Glossar<br />

Proprietäre Anwendungen: Software<br />

– dazu gehört auch Freeware<br />

–, von der die Anbieter keinen<br />

Quellcode frei zur Verfügung<br />

stellen.<br />

Zu den wichtigsten Aufgaben aktueller Betriebssysteme<br />

gehört – zumindest im Privatbereich – das<br />

Abspielen von Musik und Filmen. Rein technisch<br />

ist das kein Problem, allerdings sorgen rechtliche<br />

Fragen oft dafür, dass Video- und Audioplayer auf<br />

Anhieb bestimmte Dateien nicht abspielen und<br />

Sie einige proprietäre Programme nicht im Paketmanager<br />

finden. Doch keine Panik: Mit ein paar<br />

Handgriffen verwandeln Sie <strong>Ubuntu</strong> und Co. in<br />

vollwertige Multimediazentralen.<br />

Dass Multimedia-Unterstützung ein wichtiges<br />

Thema ist, merken Sie bereits während der Installation:<br />

Setzen Sie im Installer ein Kreuzchen bei<br />

Drittanbieter-Software installieren, spielen <strong>Ubuntu</strong><br />

und seine Derivate das Paket ubuntu-restrictedaddons<br />

auf den Rechner (Kubuntu und Xubuntu<br />

greifen analog zu kubuntu-restricted-addons und<br />

xubuntu-restricted-addons). Die Software holt einige<br />

Codecs an Bord, beispielsweise den offiziellen<br />

MP3-Codec von Fluendo, Komponenten für das<br />

GStreamer-Framework sowie den Flash Player. Der<br />

Zweck der Übung: Direkt nach der Installation<br />

können Sie MP3-Dateien abspielen, mehr <strong>als</strong> 90<br />

Filmformate anschauen und Flash-Animationen<br />

und ‐Filme im Internet betrachten.<br />

Beliebte proprietäre Anwendungen wie Google<br />

Earth (Abbildung 1) und Skype finden Sie leider<br />

nicht sofort im Paketmanager. Diese Programme<br />

sind kostenlos, stehen aber oft unter unfreien Lizenzen<br />

und bringen keinen offenen Quellcode mit,<br />

weshalb sie in den offiziellen Repositories fehlen.<br />

Einer für alle<br />

Im Hintergrund der hauseigenen Multimedia-<br />

Anwendungen werkelt GStreamer. Bei der Software<br />

handelt es sich um ein modular aufgebautes<br />

JulienTromeur, 123RF.com<br />

22 UBUNTU<br />

02/2013<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Multimedia<br />

Erste Schritte<br />

Multimedia-Framework, das unter allen drei Distributionen<br />

diversen Anwendungen Ton- und Bildschnittstellen<br />

zur Verfügung stellt. Dadurch müssen<br />

die Programme selbst keine speziellen Codecs<br />

unterstützen; es genügt, wenn sie das Playback<br />

über GStreamer beherrschen. Um etwa eine MP3-<br />

Datei abzuspielen, reichen Rhythmbox und Amarok<br />

diese an GStreamer weiter. Die Software kramt<br />

im eigenen Fundus nach einem Plug-in, das sich<br />

um MP3-Formate kümmert. Mit Hilfe des darin<br />

enthaltenen Codecs wandelt GStreamer die Datei<br />

in hörbares Material um, das die Audioplayer umgehend<br />

wieder in Empfang nehmen und über die<br />

Lautsprecher ausgeben (Abbildung 2). Um den<br />

Audio- und Videoabspielern neue Dateiformate<br />

beizubringen, müssen Sie oft nur die passenden<br />

GStreamer-Plug-ins nachinstallieren. Suchen Sie<br />

dazu nach Paketen, die mit gstreamer0.10-pluginsbeginnen<br />

– das ist die aktuelle GStreamer-Variante.<br />

Gefährliche Liebschaften<br />

Zwar decken Sie mit der anfangs erwähnten<br />

Software (restricted-extras und restricted-addons)<br />

einen Großteil aller Multimediaformate ab, doch<br />

verschlüsselte DVDs können Sie so noch nicht anschauen<br />

– das betrifft praktisch alle kommerziellen<br />

DVDs. Die zum Umgehen des Content Scramble<br />

Systems (CSS) benötigte libdvdcss2 fällt in<br />

einigen Ländern (darunter auch Deutschland) in<br />

eine rechtliche Grauzone. Ihr Einsatz ist verboten,<br />

da sie den CSS-Abspielschutz aushebelt und somit<br />

theoretisch einen „wirksamen Kopierschutzmechanismus“<br />

umgeht. Möchten Sie in Deutschland<br />

DVDs legal abspielen, helfen Ihnen zwei kommerzielle<br />

Linux-Programme beim DVD-Playback:<br />

LinDVD aus dem Hause Corel [1] und der DVD-<br />

Player von Fluendo [2], dessen Entwickler auch an<br />

GStreamer arbeiten. In anderen Ländern gilt hingegen<br />

eine andere Rechtsprechung: Unsere Leser<br />

dort finden die Bibliothek zusammen mit anderen<br />

Codecs und dem MPlayer in der Medibuntu-Paketquelle<br />

(siehe Kasten Medibuntu).<br />

1 Google Earth läuft unter <strong>Ubuntu</strong> und Co., setzt allerdings meist einen installierten proprietären<br />

3-D-Treiber für Grafikkarten von Nvidia und ATI/AMD voraus.<br />

Adobe Reader, Skype 4.1,<br />

das Paket adobe-flashplugin<br />

mit dem Flash Player<br />

11.2, das MP3-GStreamer-<br />

Plug-in von Fluendo sowie<br />

der View Client von<br />

VMware und die Tools für<br />

die Eucalyptus-Cloud.<br />

Dieses Repository müssen<br />

Sie unter <strong>Ubuntu</strong> und seinen Derivaten jedoch<br />

zunächst aktivieren. Im Software-Center klicken<br />

Sie dazu auf Bearbeiten | Software-Paketquellen,<br />

dann auf Andere Software und setzen ein Häkchen<br />

in der Zeile Canonical-Partner. Anschließend kann<br />

es ein wenig dauern, bis die neue Paketquelle<br />

mitsamt Inhalt im Software-Center auftaucht – es<br />

handelt sich um einen bekannten Bug.<br />

2 Sowohl der KDE-Desktop <strong>als</strong> auch Unity verwenden GStreamer<br />

<strong>als</strong> Backend zum Abspielen von Filmen und Audiodateien.<br />

Referenz<br />

Paketmanagement: Details zum<br />

Einbinden der Medibuntu-Paketquelle<br />

erfahren Sie im Artikel ab<br />

Seite 18.<br />

Partner- und Kaufquellen<br />

Einige wichtige und häufig nachgefragte Anwendung<br />

von Drittanbietern liefert <strong>Ubuntu</strong> inzwischen<br />

über das so genannte Partner-Repository aus<br />

(Abbildung 3). Dazu gehören der PDF-Betrachter<br />

Medibuntu<br />

Einige exotische Dateiformate aus der Windows-Welt<br />

sowie proprietäre Programme stehen nur in zusätzlichen<br />

Paketquellen bereit. Eine der meistbenutzten ist<br />

das Medibuntu-Repository [3]. Es bringt proprietäre<br />

Programme und unfreie Codecs mit, die im Paket nonfree-codecs<br />

stecken. Der Eintrag für das Medibuntu-<br />

Repository <strong>als</strong> Paketquelle lautet für die drei Distributionen:<br />

deb http://​packages.medibuntu.org/​ quantal<br />

free non-free (Referenz: Paketmanagement).<br />

3 Das Partner-Repository bietet allerhand kostenlose Programme mit unfreien Lizenzen an, die<br />

Canonical offenbar zu seinen Partnern zählt.<br />

www.ubuntu-user.de 02/2013<br />

UBUNTU<br />

user<br />

23


Erste Schritte<br />

Multimedia<br />

4 Da Skype 4.1 eine verbesserte Audio- und Videoqualität mitbringt, ist ein Wechsel zu Windows<br />

nicht mehr nötig, um vernünftig zu videofonieren – <strong>als</strong> sichere Alternative eignet sich Jitsi.<br />

Referenz<br />

Jitsi: Einen Test von Jitsi lesen Sie<br />

im Heft ab Seite 58.<br />

Unter Kubuntu aktivieren Sie die Quelle, indem<br />

Sie die Muon-Paketverwaltung aufrufen, auf Einstellungen<br />

| Software-Quellen einrichten klicken<br />

und dann im Reiter Andere Software ein Häkchen<br />

neben Canonical Partner setzen.<br />

Das Repository mit der Beschriftung Zum Kauf<br />

existiert nur in <strong>Ubuntu</strong> und Xubuntu 12.10. Es<br />

enthält Software, die Sie direkt aus dem Software-<br />

Center heraus käuflich erwerben, darunter viele<br />

Spiele und einige Multimedia-Anwendungen. Auch<br />

kostenlose Apps finden Sie hier, die aber meist unter<br />

proprietären Lizenzen stehen. Klicken Sie auf<br />

ein Programm und wählen Sie Weitere Informationen,<br />

erscheinen links der Preis und rechts die<br />

Schaltfläche Kaufen. Die Kontaktaufnahme zum<br />

Bezahlservice erfolgt in einem integrierten Fenster<br />

über <strong>Ubuntu</strong>s Cloud-Dienst <strong>Ubuntu</strong> One. Sie melden<br />

sich dort kostenlos an und zahlen dann wie<br />

üblich per Kreditkarte oder PayPal.<br />

Adobes Produkte<br />

Eine von Canonical offiziell unterstützte Variante<br />

des Flash Player installieren Sie über das eben<br />

erwähnte Partner-Repository. Spielen Sie hingegen<br />

das Paket flashplugin-installer (Adobe Flash-Erweiterung)<br />

auf den Rechner, holt dieses jeweils die<br />

neueste Flash-Version von Adobes Webseite. Meist<br />

sind beide Versionen identisch, aber im Zweifelsfall<br />

ist die im Partner-Repository besser an <strong>Ubuntu</strong><br />

und Co. angepasst. Probieren Sie diese <strong>als</strong>o, wenn<br />

Sie Probleme mit dem flashplugin-installer haben.<br />

Die Zukunft des Flash Player ist ohnehin ungewiss:<br />

Noch fünf Jahre lang will Adobe die Version<br />

11.2 für Linux mit Updates versorgen. Die folgenden<br />

Flash-Player-Versionen laufen dann nur noch<br />

im Browser Chrome, der die Pepper Plug-in API<br />

unterstützt. Bis dahin sollte auch HTML 5 in der<br />

Lage sein, Flash weitgehend zu ersetzen.<br />

Adobes PDF-Reader (<strong>als</strong> Paket acroread im Partner-<br />

Repository) brauchen Sie eigentlich nur, wenn<br />

<strong>Ubuntu</strong>s eingebauter PDF-Betrachter Evince und<br />

Kubuntus Okular versagen. Das passiert selten.<br />

Aus Gründen der Sicherheit sollten Sie – wenn<br />

möglich – auf den Einsatz des Readers verzichten.<br />

Skype 4.1 und Google<br />

Hangout<br />

Skype liegt für Linux mittlerweile in der Version<br />

4.1 vor (Abbildung 4) und beherrscht unter anderem<br />

die Freigabe des Bildschirms. Sie finden die<br />

Software in der Paketquelle Canonical-Partner.<br />

Die Bildqualität erreicht fast die von Skype für<br />

Windows (die jedoch in der Version 6.0 vorliegt).<br />

Zu den generellen Nachteilen von Skype gehört,<br />

dass es Gespräche zwar verschlüsselt, aber vermutlich<br />

nicht abhörsicher ist [4]. Wollen Sie sensible<br />

Informationen austauschen, greifen Sie besser<br />

zu einer verschlüsselten Open-Source-Lösung<br />

wie Jitsi [5] (Referenz: Jitsi).<br />

Als Alternative zu Skype gibt es zudem Googles<br />

Videoplattform Hangout, die Gespräche zwischen<br />

mehreren Teilnehmern erlaubt – allerdings auch<br />

nicht abhörsicher. Um Hangout zu nutzen, benötigen<br />

Sie einen Account bei Google, melden sich an<br />

und wechseln links oben auf das Google+-Profil.<br />

In der rechten Spalte wählen Sie Hangout starten<br />

und installieren dann ein Video-Plug-in für Ihr<br />

System. Dazu laden Sie für alle drei <strong>Ubuntu</strong>-Varianten<br />

das dort angebotene <strong>Ubuntu</strong>-Paket für Ihre<br />

Rechnerarchitektur herunter und klicken es doppelt<br />

im Dateimanager an. Versagt dieser Weg (wie<br />

unter Kubuntu 12.10), installieren Sie das Plug-in<br />

über die Kommandozeile:<br />

$ sudo dpkg ‐i google‐talkplugin_current_U<br />

amd64.deb<br />

Danach sollten Sie in der Lage sein, ein Hangout<br />

selbst zu starten oder zu betreten (Abbildung 5).<br />

Google Earth<br />

Auch Freunde von Google Earth kommen unter<br />

Linux auf ihre Kosten (Abbildung 1). Um es zu<br />

verwenden, sollten Sie aber die Paketliste aktualisieren<br />

und die Pakete lsb-core und ia32-libs<br />

einspielen (Letzteres auf 64-Bit-Systemen). Sie<br />

laden dann das offizielle Debian-Paket für Ihre<br />

Architektur aus dem Internet herunter [6]. Per<br />

Doppelklick darauf rufen Sie es im Paketmanager<br />

auf und spielen es wie gewohnt auf den Rechner.<br />

Unter Kubuntu und Xubuntu 12.10 müssen Sie das<br />

Paket eventuell manuell installieren, falls der Weg<br />

über den Paketmanager nicht funktioniert. Dazu<br />

begeben Sie sich in das Downloadverzeichnis und<br />

geben (auf 64-Bit-Systemen) Folgendes ein:<br />

$ sudo dpkg ‐i google‐earth‐stable_current_U<br />

amd64.deb<br />

Achten Sie darauf, im Vorfeld genügend freien<br />

Speicherplatz zu reservieren! Unter <strong>Ubuntu</strong> finden<br />

24 UBUNTU<br />

02/2013<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Multimedia<br />

Erste Schritte<br />

Sie Google Earth dann im Dash, unter Kubuntu<br />

suchen Sie in Anwendungen | Internet, unter<br />

Xubuntu in Internet. Ein Wermutstropfen: Die<br />

64-Bit-Variante von Xubuntu stürzte direkt nach<br />

dem Start ab. Ohne eine vernünftige 3-D-Beschleunigung<br />

macht Google Earth meist wenig Spaß – es<br />

ruckelt einfach zu stark.<br />

Das neue Java<br />

Um Java-Anwendungen zu verwenden, benötigen<br />

Sie eine Java-Laufzeitumgebung (Java Runtime<br />

Environment, kurz JRE). <strong>Ubuntu</strong> bietet in den<br />

Paketquellen inzwischen nicht mehr Oracles proprietäre<br />

Java-Variante an, sondern nur noch das<br />

freie OpenJDK. Da einige Java-Programme in der<br />

Vergangenheit Probleme mit OpenJDK hatten,<br />

griffen die Nutzer nicht selten zum proprietären<br />

Java (sun-java). Das fehlt nun, weil Oracle es<br />

unter eine unfreie Lizenz gestellt hat. Da sich das<br />

proprietäre Java stark an OpenJDK 7 orientiert,<br />

das <strong>als</strong> offizielle Java-Referenz gilt, sollten die<br />

meisten Java-Programme auch mit dem freien Java<br />

zurechtkommen. Unter Kubuntu, Xubuntu und<br />

<strong>Ubuntu</strong> 12.10 installieren Sie daher wahlweise<br />

die Pakete openjdk-7-jdk und icedtea-7-plugin (für<br />

Browser) oder die ältere Version über openjdk-<br />

6-jdk und icedtea-6-plugin, falls Sie eine Java-<br />

Anwendung starten wollen. Laufen mehrere Java-<br />

Versionen parallel auf dem Rechner, machen Sie<br />

über diesen Befehl eine davon zum Standard:<br />

$ sudo update‐alternatives ‐‐config java<br />

Läuft eine Java-Anwendung doch einmal nicht,<br />

verfassen Sie am besten einen Bug-Report [7].<br />

Wine<br />

Neben den proprietären Programmen, die unter Linux<br />

laufen, lassen sich auch zahlreiche Windows-<br />

Programme unter <strong>Ubuntu</strong> und Co. ausführen. Dabei<br />

hilft die Windows-kompatible Laufzeitumgebung<br />

Wine. Sie startet automatisch, sobald Sie im<br />

Dateimanager doppelt auf eine EXE-Datei klicken.<br />

Auf diese Weise nutzen Sie etwa Elsterformular,<br />

eine Software, mit der Sie Ihre Steuererklärung<br />

6 Über die Paketverwaltung installieren Sie mit XBMC gar ein komplettes<br />

Mediacenter. Besitzen Sie eine TV-Karte, bringt das sogar LiveTV mit.<br />

5 Neben Skype ermöglicht auch Googles Hangout einen Videochat mit einer oder mehreren<br />

Personen und wird inzwischen recht gern für Firmen-Meetings eingesetzt. Im unteren Bereich<br />

erscheinen die Teilnehmer.<br />

elektronisch erledigen und die offiziell nur unter<br />

Windows läuft. Zuvor sollten Sie noch einen<br />

(freien) PDF-Betrachter für Windows installieren.<br />

Bei umfangreicheren Windows-Anwendungen<br />

(etwa bei Spielen) werfen Sie besser erst einen<br />

Blick in die Wine-Datenbank [8], um zu prüfen, ob<br />

und in welcher Version Wine diese gut unterstützt.<br />

Alternativ bietet das PlayOnLinux-Projekt eine<br />

grafische Software an, um Windows-Software mit<br />

Hilfe von Skripten einfacher unter Linux zu installieren<br />

– eine Liste der unterstützten Spiele und<br />

Anwendungen finden Sie hier [9].<br />

Freier Ersatz<br />

Stets lohnt sich ein Blick ins Software-Center,<br />

denn für fast jede Multimedia-Anforderung existieren<br />

freie Alternativen, die ihre kommerziellen<br />

Gegenparts qualitativ zum Teil sogar übertreffen.<br />

Genügen Ihnen beispielsweise die Funktionen des<br />

Videoabspielers nicht, installieren<br />

Sie den recht bekannten<br />

VLC-Player oder den SMPlayer,<br />

der – wie der Name verrät – ein<br />

grafisches Frontend für den<br />

MPlayer anbietet. Benötigen<br />

Sie ein komplettes Mediacenter,<br />

mit dem Sie Bilder, Musik und<br />

Videos verwalten und sogar TV-<br />

Programme anzeigen und aufnehmen,<br />

testen Sie XBMC (Abbildung<br />

6), das in der stabilen<br />

Version 11.0 im Software-Center<br />

steckt (aktuelle Testingversion<br />

ist 12.0). (kki) ●●●<br />

Infos<br />

[1] Informationen zu LinDVD:<br />

[http:// ixsoft. de/​<br />

cgi‐bin/ web_store. cgi?​<br />

page=Products/ de/​<br />

IVLINDVDBU. html& cart_<br />

id=6010985_17720]<br />

[2] Kommerzielle<br />

GStreamer-Plug-ins:<br />

[http:// www. fluendo. com/]<br />

[3] Medibuntu-Homepage:<br />

[http:// www. medibuntu.​<br />

org/]<br />

[4] Abhörsicherheit von Skype:<br />

[https:// de. wikipedia. org/​<br />

wiki/ Skype# Keine_Abh. C3.​<br />

B6rsicherheit]<br />

[5] Jitsi-Homepage:<br />

[https:// jitsi. org/]<br />

[6] Google Earth:<br />

[http:// www. google. de/ intl/​<br />

de/ earth/ index. html]<br />

[7] Fehler melden:<br />

[http:// wiki. ubuntuusers.​<br />

de/ fehler_melden]<br />

[8] Wine-Supportdatenbank:<br />

[http:// appdb. winehq. org/]<br />

[9] PlayOnLinux:<br />

[http:// www. playonlinux.​<br />

com/ en/ supported_apps.​<br />

html]<br />

www.ubuntu-user.de 02/2013<br />

UBUNTU<br />

user<br />

25


Erste Schritte<br />

Netzwerk und Updates<br />

Zentilia, 123RF.com<br />

(K/X)<strong>Ubuntu</strong> 12.10: Vernetzt und sicher<br />

Anschluss finden<br />

Der NetworkManager<br />

bringt Sie ins Internet<br />

– egal, ob Sie per<br />

WLAN, DSL-Modem,<br />

UMTS-Stick oder Kabel<br />

unterwegs sind. Einmal<br />

online, spielen Sie zuerst<br />

alle Updates ein, um<br />

das System sicherer zu<br />

machen. Kristian Kißling<br />

1 Wenn <strong>Ubuntu</strong> Aktualisierungen für Ihr System anbietet, erscheint<br />

dieses kleine Fenster – anfangs jedoch im Hintergrund.<br />

Nach dem offiziellen Release einer Distribution<br />

bügeln die Entwickler Fehler in der Software aus<br />

und schließen im gesamten Support-Zeitraum Sicherheitslücken.<br />

Das ist bei Kubuntu, <strong>Ubuntu</strong> und<br />

Xubuntu 12.10 nicht anders. Laden Sie eine Distribution<br />

nicht direkt am Tag ihrer Veröffentlichung<br />

herunter, können Sie davon ausgehen, dass nach<br />

der Installation bereits Updates auf Sie warten.<br />

Updates für <strong>Ubuntu</strong><br />

Alle drei Systeme bringen dabei leicht unterschiedliche<br />

Update-Mechanismen mit. <strong>Ubuntu</strong> 12.10 verzichtet<br />

inzwischen auf die Anzeige neuer Patches<br />

ganz rechts oben im Sitzungsmenü. Stattdessen erscheint<br />

die Aktualisierungsverwaltung <strong>als</strong> Icon im<br />

Starter, und Sie rufen die Software per Mausklick<br />

auf den Schirm (Abbildung 1). Alternativ starten<br />

Sie sie von Hand, indem Sie [Super] eingeben und<br />

akt tippen. Die Aktualisierungsverwaltung prüft<br />

anhand von Paketlisten, welche Fehlerkorrekturen<br />

Ihr System betreffen. Nutzen Sie ein PPA, das täglich<br />

Updates erhält (etwa das von firefox-trunk),<br />

fallen meist mehr Aktualisierungen an.<br />

Das nun folgende Fenster zeigt die Gesamtgröße<br />

der auf dem Server wartenden<br />

Patches an. Sie<br />

können sich entweder<br />

Später erinnern lassen<br />

oder die Updates auch<br />

Jetzt installieren. Im<br />

zweiten Fall beginnt die<br />

Software nach Eingabe<br />

des Benutzerpassworts<br />

mit den Downloads (Abbildung<br />

2) und dem Einspielen der Patches. Mitunter<br />

müssen Sie den Rechner anschließend neu<br />

starten. Sind keine Updates vorhanden, erscheint<br />

ein Fenster mit der Aufschrift Die Anwendungen<br />

auf diesem Rechner sind aktuell.<br />

Muon-<br />

Aktualisierungsverwaltung<br />

Stößt Kubuntu 12.10 auf neue Updates, zeigt es<br />

ein Symbol im Benachrichtigungsbereich rechts<br />

unten an. Wollen Sie nicht so lange warten, wählen<br />

Sie Anwendungen | System | Aktualisierungsverwaltung<br />

und starten die Updatesuche manuell.<br />

Sie betätigen die Schaltfläche Auf Aktualisierungen<br />

prüfen, damit die Software im Internet nach<br />

neuen Patches schaut. Mitunter fragt Muon nun,<br />

ob Sie auch Updates zulassen, welche neue Pakete<br />

installieren und alte entfernen – ein Klick auf<br />

Aktualisierungen markieren erlaubt das. Abschließend<br />

wählen Sie Aktualisierungen installieren, um<br />

die Patches einzuspielen.<br />

Muon unterscheidet generell zwischen Sicherheitskritischen<br />

Aktualisierungen, Programm-Aktualisierungen<br />

sowie System-Aktualisierungen (Abbildung<br />

3). Während Sie Erstere stets einspielen sollten,<br />

installieren Sie die Programm- und Systemaktualisierungen<br />

am besten nur, wenn mit einer Anwendung<br />

Probleme auftreten.<br />

Xubuntu<br />

Auch Xubuntu bringt einen Update-Mechanismus<br />

mit. Standardmäßig sucht die Software jeden Tag<br />

nach neuen Updates. Findet sie sicherheitskritische<br />

Aktualisierungen, zeigt sie diese sofort an.<br />

26 UBUNTU<br />

02/2013<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Netzwerk und Updates<br />

Erste Schritte<br />

Stößt sie auf sonstige Updates, meldet sie sich<br />

einmal pro Woche. Sie ändern diese Frequenz, indem<br />

Sie in Xubuntus Startmenü auf Einstellungen<br />

klicken und dann auf Software-Paketquellen, wo<br />

Sie zum Reiter Aktualisierungen wechseln. Hier<br />

warten mehrere Aufklappmenüs, über die Sie Xubuntus<br />

Updatezyklen justieren (Abbildung 4).<br />

Wollen Sie den Updateprozess von Hand starten,<br />

klicken Sie im Startmenü auf Einstellungen,<br />

dann auf Software-Aktualisierungen. Xubuntus<br />

Aktualisierungsverwaltung sucht nun nach neuen<br />

Updates und präsentiert diese – wenn es fündig<br />

wird – in einem ähnlichen Fenster wie <strong>Ubuntu</strong>.<br />

Sie brechen den Vorgang nun wahlweise ab oder<br />

klicken auf Jetzt installieren.<br />

Das Henne-Ei-Problem<br />

Um an die Updates für <strong>Ubuntu</strong> und Co. zu gelangen,<br />

brauchen Sie zuvor in aller Regel einen<br />

Zugang zum Internet. Der NetworkManager hilft<br />

beim Einrichten desselben – das beginnt schon bei<br />

der Installation. Verwenden Sie beim Installieren<br />

von <strong>Ubuntu</strong> und Xubuntu kein Netzwerkkabel,<br />

präsentieren beide Systeme die umliegenden<br />

WLAN-Netze und fordern Sie auf, sich mit einem<br />

davon zu verbinden. Kubuntu kennt dieses Feature<br />

nicht. Hier gelangen Sie erst nach der Installation<br />

per WLAN ins Internet – es sei denn, der Computer<br />

hängt bereits per Kabel (Ethernet) an einem<br />

Router.<br />

Ein kleines Icon oben rechts im Panel repräsentiert<br />

unter <strong>Ubuntu</strong> und Xubuntu den NetworkManager.<br />

Unter Kubuntu suchen Sie im Systemabschnitt unten<br />

rechts danach. Um die Einstellungen für DSL,<br />

UMTS und Co. im Detail zu bearbeiten, klicken<br />

Sie mit der linken (Xubuntu) bzw. mit der rechten<br />

(Kubuntu) oder mit beiden Maustasten (<strong>Ubuntu</strong>)<br />

auf das NetworkManager-Symbol. Unter <strong>Ubuntu</strong><br />

12.10 wählen Sie Verbindungen bearbeiten, unter<br />

Kubuntu 12.10 Einstellungen für „Netzwerkverwaltung“<br />

und unter Xubuntu schlicht Bearbeiten.<br />

WLAN-Probleme<br />

Noch immer funktionieren unter Linux nicht alle<br />

WLAN-Karten anstandslos. Bevor Sie <strong>als</strong>o eine der<br />

Distributionen auf den Rechner spielen, testen Sie<br />

mit Hilfe der Live-Version, ob diese Ihren WLAN-<br />

Chip richtig erkennt. Dazu booten Sie den Live-<br />

Desktop und versuchen dann, sich mit einem der<br />

im NetworkManager angezeigten WLAN-Netze zu<br />

verbinden. Klappt das nicht, oder tauchen keine<br />

Hardwareschalter<br />

Häufige Quelle von WLAN-Problemen sind Hardwareschalter:<br />

Bei vielen Notebooks schalten Sie die WLAN-<br />

Karte über einen Schalter am Gehäuse aus, bei anderen<br />

über eine Tastenkombination (z. B. [Fn]+[F5]) oder<br />

eine einzelne [F]-Taste. Prüfen Sie <strong>als</strong>o, ob Sie das<br />

WLAN nicht aus Versehen deaktiviert haben.<br />

Access Points auf, überprüfen<br />

Sie die Hardwareschalter am<br />

Rechner (siehe Kasten Hardwareschalter)<br />

oder lesen Sie den<br />

Abschnitt WLAN.<br />

Ethernet<br />

Stoßen Sie bei der Konfiguration<br />

von WLAN-Karten, DSL-Modems<br />

oder UMTS-Sticks auf Schwierigkeiten, weil<br />

der NetworkManager die Geräte nicht anzeigt,<br />

verbinden Sie den Rechner behelfsmäßig über<br />

ein Netzwerkkabel mit einem WLAN-Router bzw.<br />

normalen Router – das klappt eigentlich immer.<br />

Sofern der Router IP-Adressen per DHCP vergibt<br />

(was meist der Fall ist), stellt der NetworkManager<br />

direkt nach dem Anstecken des Netzwerkkabels<br />

eine Verbindung her. Nur in Ausnahmefällen<br />

klappt das nicht; weisen Sie dann von Hand eine<br />

IP- und eine DNS-Adresse zu. Letztere ist meist<br />

identisch mit der IP-Adresse des Routers. Diesen<br />

können Sie übrigens auch so konfigurieren, dass<br />

er auf Wunsch nur Rechner mit bestimmten MAC-<br />

Adressen im lokalen Netzwerk erlaubt.<br />

2 Über die Aktualisierungsverwaltung spielen Sie Patches<br />

auf den Rechner und machen diesen so sicherer.<br />

Glossar<br />

DHCP: Steht für Dynamic Host<br />

Configuration Protocol; im Kern<br />

geht es darum, Rechnern über<br />

dieses Protokoll automatisch eine<br />

freie IP-Adresse im lokalen Netzwerk<br />

zuzuweisen. Die meisten<br />

Router verteilen IP-Adressen per<br />

DHCP.<br />

WLAN<br />

Damit <strong>Ubuntu</strong>, Kubuntu und Xubuntu eine<br />

WLAN-Karte automatisch einrichten, muss der<br />

Kernel einen passenden<br />

Treiber für diese mitbringen.<br />

Dann genügt ein<br />

Klick auf das Network-<br />

Manager-Icon, damit<br />

dieser die umliegenden<br />

Netzwerke anzeigt (Abbildung<br />

5). Sie wählen<br />

den Namen Ihres WLAN-<br />

Netzes aus und melden<br />

sich bei diesem mit der<br />

Eingabe des korrekten<br />

Passworts an. Die drei<br />

Distributionen erkennen<br />

dabei selbstständig, welche<br />

Form der Verschlüsselung<br />

(WEP, WPA, WPA2) sich um Aktualisierungen und unterscheidet dabei drei Gruppen.<br />

3 Ein Modul von Kubuntus Paketverwaltung Muon kümmert<br />

der Access Point verlangt.<br />

Nach erfolgreicher Anmeldung<br />

weist der Router<br />

Ihrer WLAN-Karte dann<br />

per DHCP eine gültige IP-<br />

Adresse zu.<br />

Praktisch: Richten Sie<br />

Ihr UMTS-fähiges Smartphone<br />

<strong>als</strong> Internetzugangspunkt<br />

ein, können<br />

Sie auch unterwegs ins<br />

Netz (Tethering). Der NetworkManager<br />

identifiziert<br />

dann das Handy <strong>als</strong> gewöhnlichen<br />

Access Point, funktioniert auch unter Kubuntu und<br />

4 Die Updatezyklen von Xubuntu ändern Sie auf Wunsch – das<br />

<strong>Ubuntu</strong>.<br />

www.ubuntu-user.de 02/2013<br />

UBUNTU<br />

user<br />

27


Erste Schritte<br />

Netzwerk und Updates<br />

5 Der NetworkManager bringt Sie in den meisten Fällen schnell ins Internet. Stoßen Sie auf<br />

Probleme, finden Sie hier im Artikel einige Lösungen.<br />

Referenz<br />

UMTS-Sticks: Wie Sie solche<br />

Sticks im Detail konfigurieren, lesen<br />

Sie in einem Artikel ab Seite<br />

54 im Heft 01/​2012.<br />

OpenVPN: Ein Artikel ab S. 74<br />

im Heft 03/​2012 schildert, wie Sie<br />

unter <strong>Ubuntu</strong> 12.04 eine Open-<br />

VPN-Verbindung über den NetworkManager<br />

einrichten.<br />

Infos<br />

[1] Zertifizierte Hardware<br />

von Canonical:<br />

[http:// www. ubuntu. com/​<br />

certification/ catalog/]<br />

[2] Kristian Kißling,<br />

„Grüne Welle“, <strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong><br />

02/​2010, S. 66 ff.:<br />

[http:// ubuntu‐user. de/​<br />

20104]<br />

und meldet den Rechner wie gehabt an. Vergessen<br />

Sie aber nicht, den Access Point auf Ihrem Smartphone<br />

mit einem guten Passwort zu schützen und<br />

ihn später wieder zu deaktivieren.<br />

Bringt der Kernel keinen Treiber für Ihre WLAN-<br />

Karte mit, gibt es womöglich einen passenden<br />

proprietären Treiber, den Sie am selben Ort installieren,<br />

wie die proprietären Treiber für ATI- und<br />

Nvidia-Karten. Um das zu tun, starten Sie unter<br />

<strong>Ubuntu</strong> und Xubuntu die Anwendung Software-<br />

Paketquellen und klicken darin auf den Reiter<br />

Zusätzliche Treiber. Listet das Register Ihre WLAN-<br />

Karte auf, klicken Sie auf Aktivieren, damit der Assistent<br />

die passende Software herunterlädt und die<br />

Karte einrichtet. Kubuntu bringt für diesen Zweck<br />

nach wie vor Jockey mit, das Sie im K-Menü unter<br />

Anwendungen | System | Additional Drivers finden<br />

(Abbildung 6).<br />

Funktionieren beide Schritte nicht, suchen Sie im<br />

Internet nach dem Gerät. Wie dieses heißt, finden<br />

Sie heraus, indem Sie ein Terminal bzw. eine Konsole<br />

aufrufen und diesen Befehl eingeben:<br />

$ lspci | grep "Network"<br />

Bei USB-Geräten hilft dieses Kommando:<br />

Mittlerweile gibt es auch eine Hardwaredatenbank<br />

von Canonical [1]. Diese listet WLAN-Karten<br />

verschiedener Firmen auf. Das Einrichten nicht<br />

unterstützter WLAN-Karten kann kompliziert sein,<br />

manchmal genügt aber auch ein einfacher Befehl,<br />

um eine unkooperative Karte zu aktivieren. Vereinzelt<br />

helfen zudem Programme wie Ndiswrapper:<br />

Die Software erlaubt es, den Windows-Treiber<br />

einer WLAN-Karte unter <strong>Ubuntu</strong> zu verwenden.<br />

Einen Artikel, der das Thema streift, finden Sie<br />

auch online auf unserer Webseite [2].<br />

UMTS-Sticks und DSL-<br />

Modems<br />

Auch UMTS-Karten und ‐Chips sowie DSL-Modems<br />

richten Sie über den NetworkManager ein.<br />

Voraussetzung ist, dass das System die Hardware<br />

erkennt – andernfalls erscheinen die Reiter nur<br />

grau unterlegt. Unterstützt <strong>Ubuntu</strong> einen UMTS-<br />

Stick (Referenz: UMTS-Sticks), stecken Sie diesen<br />

einfach in den USB-Slot, geben eine PIN ein (Abbildung<br />

7) und konfigurieren ihn anschließend<br />

über den NetworkManager.<br />

Auch DSL-Modems richten Sie über den NetworkManager<br />

ein. Klicken Sie dazu auf das NetworkManager-Icon<br />

und wählen Sie auf allen drei<br />

Systemen jeweils den Eintrag aus, über den Sie<br />

Verbindungen bearbeiten. Im Reiter DSL wählen<br />

Sie Hinzufügen, verbinden das DSL-Modem mit<br />

der Telefondose und Ihren Rechner via Kabel mit<br />

dem Modem. Suchen Sie dann die Zugangsdaten<br />

zu Ihrem Internet-Provider heraus. Diese gehören<br />

in das Register DSL.<br />

Unter den Daten finden Sie gewöhnlich eine längere<br />

Textzeile, die ein @ enthält. Der Teil vor dem<br />

@ ist der Benutzername, nach dem @ folgt der<br />

Dienst. Zum Schluss geben Sie noch das Passwort<br />

ein und wechseln im selben Fenster zum Reiter<br />

Kabelgebunden. Dort geben Sie die MAC-Adresse<br />

der Netzwerkkarte ein, an der das DSL-Modem<br />

hängt. Sie finden die Adresse auch heraus, indem<br />

Sie ein Terminal öffnen und dieses eingeben:<br />

$ lsusb<br />

$ /sbin/ifconfig | grep Hardware<br />

6 Jockey gibt es nur noch für Kubuntu. Die<br />

Software verwaltet die offiziellen Grafikkartentreiber<br />

von Nvidia und AMD/​ATI und manchmal<br />

auch proprietäre WLAN-Treiber.<br />

Es gibt eine Kombination von<br />

{HerstellerID:ProduktID} <strong>als</strong> Ergebnis<br />

aus, nach der Sie dann im Netz fahnden<br />

können.<br />

7 Auch Kubuntu fragt nach dem Anstecken<br />

eines UMTS-Sticks zunächst nach einer PIN.<br />

Die MAC-Adresse besteht aus sechs zweistelligen<br />

Zahlen, die jeweils ein Doppelpunkt trennt: Fügen<br />

Sie diese in die Maske zur DSL-Konfiguration ein.<br />

VPN-Verbindungen<br />

Wollen Sie mit Hilfe eines sicheren VPN-Tunnels<br />

im Internet surfen, dann verwenden Sie am besten<br />

eine freie Lösung wie OpenVPN. Auch solche<br />

Verbindungen verwaltet der NetworkManager<br />

(Referenz: OpenVPN). Sie installieren dafür zusätzlich<br />

das Paket network-manager-openvpn.<br />

Dieser Weg sollte analog auch unter Kubuntu und<br />

Xubuntu 12.10 funktionieren – für letzteres System<br />

brauchen Sie eventuell noch das Paket networkmanager-openvpn-gnome.<br />

(kki) <br />

●●●<br />

28 UBUNTU<br />

02/2013<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Intro<br />

Schwerpunkt<br />

Ruslan Olinchuk, 123rf.com<br />

Schwerpunkt: Spiele<br />

Das Ende<br />

der Klone<br />

Den Satz „Wir können alles – außer Spiele“ würden wohl<br />

mancher Linux-Fans unterschreiben, wenn er wieder<br />

einmal seinen Windows-Rechner einschalten muss, um<br />

zu zocken. Unser Schwerpunkt erklärt, warum sich das<br />

bald ändern könnte. Kristian Kißling<br />

Wenn es etwas gibt, was Linux nicht ist, dann<br />

eine Spielplattform: Gängige Windows-Spiele lassen<br />

sich oft gar nicht oder nur mit Wine zocken.<br />

Das stellt Einsteiger vor Probleme und beeinflusst<br />

nicht selten die Performance der Spiele. Zudem ist<br />

die Auswahl an qualitativ hochwertigen Spielen<br />

begrenzt: Betrachtet man die Liste der bekannten<br />

Linux-Spiele in der Wikipedia [1], zählt diese<br />

gerade mal 182 Exemplare – darunter <strong>Game</strong>s aus<br />

den 90er-Jahren (etwa Heretic). Für die anderen<br />

Plattformen erscheint jährlich mindestens die<br />

zehnfache Anzahl an Spielen.<br />

Und noch eine andere Sache fällt auf: Titel wie<br />

Hedgewars, Teeworlds und Warmux, die alle auf<br />

der oben genannten Liste stehen, haben etwas<br />

gemeinsam: Sie sind allesamt Klone des Windows-<br />

Klassikers Worms. In diesem jagen sich wurmähnliche<br />

Geschöpfe mit Comicwaffen gegenseitig in<br />

die Luft. Und die Worms-Klone sind nicht allein:<br />

Egal, ob Lincity-NG, FreeCiv, FreeCol, Widelands,<br />

UFO: Alien Invasion, SuperTux, Tux Racer – Klone,<br />

wohin man auch schaut. Aber originelle, neue<br />

Ideen? Fehlanzeige.<br />

Viele native Linux-Spiele sind (keinesfalls<br />

schlechte) Kopien bekannter Konsolen- oder Windows-Spiele.<br />

Einige Klone sind gar besser <strong>als</strong> die<br />

Originale. Doch das Umsetzen innovativer Spielideen<br />

mit freier Software bleibt offenbar eine Ausnahme.<br />

Das zeigt auch die erwähnte Wikipedia-<br />

Liste: Die originellsten Spiele liefen meist zuerst<br />

auf anderen Plattfomen.<br />

Spielehelden<br />

Zu diesen originellen Spielen gehören zum Beispiel<br />

Titel wie Braid, Cogs, Hammerfight, Super<br />

Meat Boy, Aquaria und Shank. Auch sie haben<br />

eine Sache gemeinsam: Sie alle wurden von Ryan<br />

C. Gordon [2] (auch bekannt <strong>als</strong> icculus) portiert.<br />

Fast im Alleingang hat Gordon im Laufe der Jahre<br />

diverse Windows- und Konsolenspiele auf die<br />

Linux-Plattform gebracht – zum Teil in seiner<br />

Freizeit, zum Teil im Auftrag von Spieleherstellern.<br />

Ohne ihn wäre die Auswahl an Linux-Spielen<br />

heute noch wesentlich eingeschränkter.<br />

Es gibt andere einflussreiche Linuxer im Spielebereich,<br />

etwa Sam Lantinga [3]. Der Erfinder von<br />

SDL (Simple DirectMedia Layer), einer wichtigen<br />

Multimediabibliotheken unter Linux, arbeitete<br />

zunächst zusammen mit Ryan C. Gordon bei Loki.<br />

Die Firma erlangte in den 90er-Jahren einigen<br />

Ruhm, weil sie Windows-Spiele wie Sim City und<br />

Unreal Tournament auf Linux portierte. 2001,<br />

<strong>als</strong> sich das Ende von Loki bereits abzeichnete,<br />

wechselte Lantinga zur bekannten Spieleschmiede<br />

Blizzard (World of Warcraft, Diablo). Inzwischen<br />

arbeitet er bei Valve, wo er zur Zeit beim Portieren<br />

von Steam und Left 4 Dead 2 auf Linux hilft.<br />

<strong>Ubuntu</strong> <strong>als</strong> <strong>Spieleplattform</strong><br />

Hier schließt sich der Kreis nun (fast). Denn auch<br />

<strong>Ubuntu</strong> spielte eine wichtige Rolle beim Umbau<br />

von Linux zur <strong>Spieleplattform</strong>. Es wird von den<br />

neuen Entwicklungen, die wir im Schwerpunkt beschreiben,<br />

nicht nur profitieren, sondern hat auch<br />

maßgeblich dazu beigetragen. Als zeitgemäße<br />

Plattform ohne Scheu vor Kommerz wird es nun<br />

auch für die großen Spielehersteller interessant.<br />

Die Zeit der Klone geht hingegen vermutlich zu<br />

Ende, falls irgendwann auch mal die Originale auf<br />

der Linux-Plattform laufen. (kki) ●●●<br />

Infos<br />

[1] Zahlreiche Linux-Spiele<br />

im Überblick:<br />

[http:// de. wikipedia. org/​<br />

wiki/ Kategorie:Linux‐Spiel]<br />

[2] Spieleaktivist<br />

Ryan C. Gordon:<br />

[http:// de. wikipedia. org/​<br />

wiki/ Ryan_C. _Gordon]<br />

[3] Sam Lantinga:<br />

[http:// de. wikipedia. org/​<br />

wiki/ Sam_Lantinga]<br />

Inhalt Schwerpunkt<br />

<strong>Ubuntu</strong> <strong>als</strong> <strong>Spieleplattform</strong> 30<br />

<strong>Game</strong>s Engines 36<br />

Spielevetriebs-Plattformen 38<br />

Spiele im Software-Center 40<br />

Goodfolks 44<br />

www.ubuntu-user.de<br />

02/2013<br />

UBUNTU<br />

user<br />

29


Schwerpunkt<br />

<strong>Ubuntu</strong> <strong>als</strong> <strong>Spieleplattform</strong><br />

Steam, Blizzard und Co. entdecken Linux<br />

Nie mehr<br />

zweite Liga?<br />

Große und kleine kommerzielle<br />

Spielefirmen<br />

sowie diverse Distributoren<br />

beginnen, <strong>Ubuntu</strong><br />

<strong>als</strong> <strong>Spieleplattform</strong> zu<br />

entdecken. Wir zeigen,<br />

wo sich etwas tut.<br />

Kristian Kißling<br />

Schildert man Bekannten die Vorteile von<br />

<strong>Ubuntu</strong> oder Linux generell, kommt schnell die<br />

Frage auf: Und wie sieht es mit Spielen aus? Seit<br />

mittlerweile einem Jahrzehnt gibt es darauf eigentlich<br />

nur eine Antwort: Eher mäßig. Anhänger<br />

der reinen Lehre verweisen zwar gern auf Frozen<br />

Bubble, TuxRacer und einige Shooter, aber routinierte<br />

<strong>Game</strong>r zucken bei diesen Namen nur mit<br />

den Schultern – und bleiben bei Windows, weil<br />

damit fast alle großen Spiele laufen.<br />

Nun aber kommt Bewegung in den Spielesektor,<br />

woran <strong>Ubuntu</strong> nicht ganz unschuldig ist. So lassen<br />

sich im Software-Center seit geraumer Zeit nicht<br />

nur Spiele kaufen, sie finden auch tatsächlich Absatz<br />

und bestimmen die Verkaufscharts [1]. Zwar<br />

gab es auch zuvor schon Spiele im Software-Center,<br />

doch die Verkaufsoption lockt neue Entwickler<br />

an, die das Software-Center <strong>als</strong> weiteren Absatzmarkt<br />

betrachten.<br />

Start the engines<br />

Eine Grundvoraussetzung für den Erfolg von Spielen<br />

unter Linux besteht darin, dass sie überhaupt<br />

laufen. Moderne Spiele werden meist nicht von<br />

der Pike auf programmiert, sondern kommerzielle<br />

und freie Spiele-Engines helfen den Entwicklern<br />

dabei, ihre Visionen in funktionierenden Code zu<br />

verwandeln. Mit ihrer Hilfe lassen sich Spiele wie<br />

in einem komplizierten Baukasten zusammensetzen<br />

(Referenz: Spiele-Engines).<br />

Auch diese Engines müssen unter Linux laufen,<br />

doch in diesem Bereich tut sich einiges. Vertrauten<br />

die großen Engines in der Vergangenheit meist auf<br />

Microsoft und DirectX, wächst die Zahl der für<br />

Linux und OpenGL verfügbaren kommerziellen<br />

Engines und damit potenziell auch die Nummer<br />

der Spiele, die nativ unter Linux laufen. Egal,<br />

ob Unigine, Unity 4 oder gar die Source Engine<br />

von Valve – immer mehr Engines nehmen<br />

Linux in die Liste der unterstützten Plattformen<br />

auf oder ziehen es in Erwägung.<br />

Zugleich werden auch die freien Engines<br />

besser: Das im Heft vorgestellte Goodfolks<br />

läuft auf Basis der freien Ogre3D-Engine [2].<br />

Einige Spielefirmen haben aber noch weit mehr<br />

mit Linux vor. Die Firma Valve (Half Live, Portal)<br />

rief mit Steam (Abbildung 1) die weltweit erfolgreichste<br />

Distributions-Plattform für Spiele ins<br />

Leben. Die Software erlaubt es, sämtliche großen<br />

Blockbuster-Spiele bequem online zu kaufen und<br />

zu installieren. Mit 50 Millionen aktiven Benutzerkonten<br />

[3] gilt Steam <strong>als</strong> das Schwergewicht unter<br />

den <strong>Spieleplattform</strong>en.<br />

Gabe Newell, der Chef von Valve, sorgte nun für<br />

Schlagzeilen, weil er Windows 8 nicht nur offen<br />

<strong>als</strong> „Katastrophe“ bezeichnete, sondern aus seiner<br />

Kritik auch Konsequenzen zog. Auf der Casual<br />

Connect, einer Spiele-Convention in Seattle, sagte<br />

er: „Wir wollen es für die 2 500 Steam-Spiele so<br />

einfach wie möglich machen, auch unter Linux<br />

zu laufen. Das ist eine Schutzstrategie. Ich denke,<br />

Windows 8 ist für jeden im PC-Bereich eine Katastrophe.“<br />

[4] Valve hat inzwischen nicht nur Steam<br />

und die Source Engine auf Linux portiert (Referenz:<br />

Spieledistributoren), die Firma plant auch<br />

die Entwicklung der Steam Box, einer Spielekonsole<br />

komplett auf Linux-Basis.<br />

Von den angekündigten 2 500 Linux-Spielen ist<br />

Steam momentan noch weit entfernt; aktuell<br />

stehen gerade einmal 62 Linux-Spiele bereit (darunter<br />

auch schon bekannte Vertreter). Doch für<br />

Spielehersteller ergibt eine Linux-Portierung inzwischen<br />

mehr Sinn: Die plattformübergreifenden<br />

Engines sind ebenso da wie die Spieledistributoren<br />

für den Verkauf.<br />

Steam ist dabei nicht allein. Auch kleinere Spielevertriebs-Plattformen<br />

wie beispielsweise Desura<br />

und IndieCity entwickeln Clients für Linux;<br />

Letzterer befindet sich noch in der<br />

Entwicklung. Beide Plattformen ticken<br />

ähnlich wie Steam, konzentrieren sich<br />

aber auf Spiele aus dem so genannten<br />

Independent-Bereich (kurz Indie-Spiele).<br />

Hinter diesen stehen meist unabhängige<br />

kleine Spielefirmen – mitunter Zwei-Mann-<br />

Produktionen –, die oft fantasievolle Spiele<br />

für zwischendurch (Casual <strong>Game</strong>s)<br />

basteln.<br />

Aleksandr Sulga, 123RF<br />

30 UBUNTU<br />

02/2013<br />

www.ubuntu-user.de<br />

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<strong>Ubuntu</strong> <strong>als</strong> <strong>Spieleplattform</strong><br />

Schwerpunkt<br />

Dass auch solche Spiele gut ankommen, zeigen<br />

die so genannten Humble Indie Bundles (Abbildung<br />

2): Sie schnüren plattformübergreifende<br />

Indie-Spiele zu einem Bündel und verkaufen sie<br />

zu einem vom Verbraucher frei wählbaren Preis.<br />

Beim aktuellen Bundle – bereits das siebte der<br />

Reihe – wurden auf diesem Weg bereits über<br />

2,6 Millionen US-Dollar eingesammelt. Die große<br />

(finanzielle) Resonanz räumt dabei nicht nur<br />

mit dem Vorurteil über die Gratismentalität im<br />

Internet auf. Es stellte sich nebenbei heraus, dass<br />

Linux-Nutzer im Vergleich zu Windows- und Mac-<br />

Anwendern im Durchschnitt das meiste Geld pro<br />

Bundle ausgeben.<br />

Blizzard, EA und Co.<br />

Auf dem <strong>Ubuntu</strong> Developer Summit im November<br />

2012 waren Spiele ein großes Thema: Das wird<br />

sich auch in <strong>Ubuntu</strong> 13.04 manifestieren. Nicht<br />

nur Valve hatte mit Drew Bliss einen Vertreter<br />

nach Kopenhagen abgesandt, auch die Entwickler<br />

der Unity-Engine schickten mit dem bekennenden<br />

Linux-Fan Na’Tosha Bard (Abbildung 3) eine Abgeordnete<br />

auf das Entwicklertreffen.<br />

Zudem erwähnte Mark Shuttleworth in seiner Keynote<br />

noch einmal Electronic Arts (EA), laut Wikipedia<br />

die drittgrößte Spielefirma der Welt (Stand<br />

2011) [5]. EA hatte zuvor mit Command & Conquer:<br />

Tiberium Alliances und Lord of Ultima (Abbildung<br />

4) zwei Webgames im Software-Center<br />

veröffentlicht. Kritiker monierten zwar zurecht,<br />

dass Webspiele eben keine nativen Linux-Spiele<br />

sind, <strong>Ubuntu</strong>s Community-Manager Jono Bacon<br />

argumentierte aber dagegen, dass es sich eben um<br />

die ersten Schritte von EA handele. Mehr Neuigkeiten<br />

folgten bisher nicht, aber das könnte sich<br />

2013 ändern.<br />

Noch größer <strong>als</strong> EA ist Blizzard. Die Firma gilt<br />

nach Nintendo und zusammen mit Activision <strong>als</strong><br />

zweitgrößter Spielehersteller der Welt. Bekannt<br />

1 Der Steam-Client unter Linux: Mit Valve streckt ein Schwergewicht der Spieleindustrie seine<br />

Fühler nach Linux aus. <strong>Ubuntu</strong> spielt dabei eine besondere Rolle.<br />

wurde Blizzard mit Spielen wie World of Warcraft,<br />

Diablo und StarCraft. Michael Larabel, der die<br />

Webseite Phoronix betreibt, will nun aus einer zuverlässigen<br />

Quelle erfahren haben, dass Blizzard<br />

2013 eine Linux-bezogene Ankündigung plane [6].<br />

Laut Larabel existiert intern ohnehin bereits eine<br />

native Version von World of Warcraft für Linux.<br />

Diese sei aber nicht veröffentlicht worden, weil<br />

World of Warcraft mit Wine (Abbildung 5) laufe<br />

und Blizzard die Linux-Landschaft für zu zersplittert<br />

halte, was den Support erschwere.<br />

Mit der zunehmenden Verbreitung von <strong>Ubuntu</strong><br />

und dem Schritt von Valve könnte sich das Blatt<br />

auch für Blizzard-Spiele wenden. Dagegen spricht,<br />

dass sich einige Spekulationen über Linux und<br />

Spielehersteller in der Vergangenheit <strong>als</strong> Wunschvorstellungen<br />

entpuppten: So gibt es noch immer<br />

keinen offiziellen Linux-Port der Unreal-3-Engine.<br />

Pläne für <strong>Ubuntu</strong> 13.04<br />

Doch zurück zum <strong>Ubuntu</strong> Developer Summit,<br />

der auch einige konkrete Lösungen vorstellte, um<br />

Referenz<br />

Spiele-Engines: Wie es um die<br />

Spiele-Engines unter <strong>Ubuntu</strong><br />

steht, beschreiben wir im Artikel<br />

ab Seite 36.<br />

Spieledistributoren: Ein eigener<br />

Artikel ab Seite 38 beschäftigt sich<br />

mit <strong>Spieleplattform</strong>en wie Steam,<br />

Desura und IndieCity.<br />

2 Der Erfolg des Humble Indie Bundle sorgte für Aufsehen in der Spielewelt und rückte<br />

nicht nur Indie-Spiele sondern auch alternative Bezahlmodelle in den Fokus.<br />

3 Na’Tosha (rechts) arbeitet an der plattformübergreifenden<br />

<strong>Game</strong> Engine Unity. (© Sean Sosik-Hamor, CC-BY-SA 2012).<br />

www.ubuntu-user.de 02/2013<br />

UBUNTU<br />

user<br />

31


Schwerpunkt<br />

<strong>Ubuntu</strong> <strong>als</strong> <strong>Spieleplattform</strong><br />

Infos<br />

[1] Downloadcharts im<br />

Software-Center:<br />

[http:// developer. ubuntu.​<br />

com/ 2013/ 01/ top‐10‐<br />

ubuntu‐appdownloads‐for‐december/]<br />

[2] Webseite der freien<br />

Ogre3D-Engine:<br />

[http:// www. ogre3d. org/]<br />

[3] Steam-Nutzerzahl:<br />

[http:// www. buffed. de/​<br />

Steam‐Software‐69900/​<br />

News/ Steam‐Tag‐2‐<br />

des‐Steam‐<br />

Autumn‐Sales‐1037075/]<br />

[4] Vortrag von Valve-<br />

Chef Gabe Newell:<br />

[http:// venturebeat.​<br />

com/ 2012/ 07/ 25/​<br />

valves‐gabe‐newell‐talks/]<br />

[5] Rangliste der<br />

Spielefirmen:<br />

[http:// www.​<br />

softwaretop100. org/​<br />

gaming‐company‐top‐25]<br />

[6] Phoronix über<br />

Blizzards Pläne:<br />

[http:// www. phoronix. com/​<br />

scan. php? page=news_<br />

item& px=MTI2ODE]<br />

[7] Cedega-Webseite:<br />

[http:// gametreelinux. com/​<br />

games‐list]<br />

[8] CrossOver-Webseite:<br />

[http:// www. codeweavers.​<br />

com/ products/]<br />

[9] Liste zur Support-Qualität:<br />

[http:// www. codeweavers.​<br />

com/ compatibility/ browse/​<br />

name/]<br />

[10] PlayOnLinux:<br />

[http:// www. playonlinux.​<br />

com/ en/ supported_apps.​<br />

html]<br />

[11] Linux-Community:<br />

[http:// www.​<br />

linux‐community. de/]<br />

4 Kleines Spiel, große Werbung: Electronic Arts bietet <strong>als</strong> Testballon zwei<br />

Webgames im Software-Center an, die aber nicht nativ unter Linux laufen.<br />

Spieler unter <strong>Ubuntu</strong> künftig besser zu unterstützen:<br />

Während <strong>Ubuntu</strong> für Nvidia-Karten bereits<br />

jetzt optional einen experimentellen Treiber anbietet,<br />

will man dasselbe in Zukunft auch für den<br />

proprietären ATI/​AMD-Treiber tun. Diese Treiber<br />

müssen die Spieler dann über ein Jockey-ähnliches<br />

Interface explizit installieren.<br />

Canonical will die experimentellen Treiber nach<br />

der Installation stets mit den neuesten Updates der<br />

Grafikkartenhersteller pflegen und so sicherstellen,<br />

dass die Spieler auch unter Linux in den Genuss<br />

einer möglichst optimalen Grafikperformance<br />

kommen. Erscheinen neue <strong>Ubuntu</strong>-Versionen, will<br />

man die Spieler zurück auf die Standardtreiber<br />

migrieren; sie müssen dann die experimentellen<br />

Treiber neu einspielen.<br />

Once upon a Wine …<br />

Spielen unter Linux und speziell unter <strong>Ubuntu</strong> beschränkt<br />

sich aber nicht nur auf die vorgestellten<br />

kommerziellen Vertriebskanäle. Auch wenn die<br />

Blockbuster-Spiele unter Linux schon immer einen<br />

schweren Stand hatten, laufen einige von ihnen<br />

tadellos in Wine.<br />

Die Software gaukelt einem Windows-Programm,<br />

das eben auch ein Spiel sein<br />

kann, eine Windows-Umgebung<br />

vor, indem sie Systemaufrufe<br />

umbiegt. Wine unterliegt jedoch<br />

Qualitätsschwankungen: Weil<br />

Spiel X mit der Wine-Version<br />

1.2 funktioniert, muss das nicht<br />

zwingend für die folgende Wine-<br />

Version 1.3 gelten.<br />

Aus diesem Grund haben sich<br />

einige Entwickler darauf spezialisiert,<br />

Wine auf die Bedürfnisse<br />

von Spielern zuzuschneiden.<br />

Cedega basiert auf Wine und<br />

präsentiert auf seiner Webseite<br />

eine recht ausführliche Liste von<br />

Spielen [7], die es unterstützt.<br />

Eine Alternative bietet die Firma<br />

CodeWeavers an, die mit Cross-<br />

Over eine kommerzielle Wine-<br />

Version veröffentlicht [8], auf<br />

der ebenfalls Windows-Spiele<br />

laufen, z. B. Portal 2, Diablo 3<br />

und World of Warcraft. Doch<br />

nicht alle genannten Programme<br />

laufen 100-prozentig rund; eine<br />

ausführliche Liste zeigt, wie gut<br />

CrossOver die jeweilige Software<br />

unterstützt [9].<br />

Nicht zuletzt empfiehlt sich<br />

PlayOnLinux (Abbildung 6).<br />

Im Gegensatz zu CrossOver<br />

und Cedega handelt es sich hier<br />

um freie Software, die aber einen<br />

ähnlichen Ansatz verfolgt.<br />

Nicht selten lassen sich Windows-Spiele nur dann<br />

unter Wine installieren, wenn Sie dafür einige zusätzliche<br />

Schritte in Kauf nehmen: Sie müssen hier<br />

eine Datei kopieren und dort den Pfad in einem<br />

Skript anpassen. PlayOnLinux bringt Installationsskripte<br />

mit, die Ihnen nicht nur diese Arbeit abnehmen,<br />

sondern auch gleich die optimale Wine-<br />

Version für das gewünschte Spiel auswählen. Das<br />

klappt noch nicht immer perfekt, ist aber definitiv<br />

einen Versuch wert, wenn Sie Windows-Software<br />

einsetzen wollen. Im Vorfeld können Sie sich auf<br />

dieser Liste [10] über unterstützte Spiele und Anwendungen<br />

informieren.<br />

Spiele via PlayDeb<br />

Vom Software-Center war bereits die Rede: Vermutlich<br />

haben Sie hier selbst schon einmal nach<br />

Spielen gesucht, denn die Anwendung hält neben<br />

zahlreichen kommerziellen Spielen auch einen<br />

großen Vorrat an freien <strong>Game</strong>s bereit. Zu den beliebtesten<br />

gehört nach wie vor Battle for Wesnoth,<br />

dann folgt lange nichts, bis die kämpfenden Igel<br />

von Hedgewars auftauchen.<br />

Mit den dort angebotenen Spielen ist aber noch<br />

lange nicht das Ende der (freien) Fahnenstange<br />

5 Wer unter <strong>Ubuntu</strong> World of Warcraft spielen will, kann das schon seit<br />

geraumer Zeit mit Wine tun (Screenshot von 2006).<br />

32 UBUNTU<br />

02/2013<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


<strong>Ubuntu</strong> <strong>als</strong> <strong>Spieleplattform</strong><br />

Schwerpunkt<br />

6 PlayOnLinux soll Spielern und Nutzern von Windows-Programmen unter<br />

Linux das Leben erleichtern, indem es Wine-Versionen maßschneidert.<br />

erreicht. Die Webseite Playdeb. net bot bisher<br />

ebenfalls eine Reihe von Spielen für <strong>Ubuntu</strong> an<br />

und ergänzte so die Auswahl im Software-Center<br />

um einige interessante Exemplare. Leider stellte<br />

der Betreiber der Plattform zum Redaktionsschluss<br />

seinen Dienst ein. Es gibt aber noch Spiegelserver<br />

im Internet, die Sie zumindest für Quantal Quetzal<br />

nutzen können. Dazu rufen Sie ein Terminal auf<br />

und geben die folgenden drei Befehle ein:<br />

$ sudo add‐apt‐repository U<br />

'deb http://mirrors.dotsrcU<br />

.org/getdeb/ubuntu quantalU<br />

‐get deb apps games'<br />

$ sudo apt‐key adv ‐‐recv‐U<br />

keys ‐‐keyserver keyserverU<br />

.ubuntu.com A8A515F046D7E7CF<br />

$ sudo apt‐get update<br />

Spielgemeinschaft<br />

Wollen Sie mehr über Spiele für<br />

Linux wissen, statten Sie der<br />

deutschsprachigen Webseite<br />

[http:// www. holarse‐linuxgaming.​<br />

de/] einen Besuch ab. Die<br />

Community dort beschäftigt<br />

sich schon recht lange mit dem<br />

Thema „Spielen unter Linux“<br />

und bietet einen Überblick der<br />

verfügbaren <strong>Game</strong>s an, seien<br />

es freie Spiele, kommerzielle Spiele oder Browserspiele.<br />

Auch das Blog ist einen Besuch wert, da es<br />

regelmäßig über neue Linux-Spiele berichtet. Last,<br />

but not least finden Sie auf der Linux-Community<br />

[11] fast jedes Wochenende einen Spieletest von<br />

Tim Schürmann, der nicht nur ein großer Kenner<br />

von kleinen, aber feinen Spielen ist, sondern zu<br />

diesem Heft auch den Artikel auf Seite 40 beigesteuert<br />

hat. (kki) ●●●<br />

Die heute führenden Spezialisten stammen oft aus der "Freie Software-Szene" und schulen seit<br />

Jahren im Linuxhotel. Das erklärt die Breite und Qualität unseres Schulungsangebotes:<br />

AJAX * Amavis * Android * Angriffstechniken * Apache * Asterisk * BaseX * BayesianAnalysis * Bind * C/C++ * Cassandra *<br />

CiviCRM * Cloud * Cluster * ClusterFS * CouchDB * CSS3 * CUPS * Debian * DHCP * DNS * DNSSEC * Echtzeit Linux *<br />

Embedded Linux * eXist-db * Faces * FAI * Firewall * Forensik * FreeBSD * FreeRADIUS * GeoExt * Git * Grails * GRASS *<br />

Groovy * hadoop * Hochverfügbarkeit * HTML5 * Hudson * iSCSI * IPv6 * ITSM * Java * JavaScript * Jenkins * Kernel * KVM<br />

* LDAP * LibreOffice * Linux * LPI * m23 * MacOSX * MapFish * Mapserver * Maven * Mikrocontroller * MVS/380 * MySQL *<br />

Nagios * Node.js * OpenBSD * OpenLayers * OpenOffice * openQRM * OpenVPN * OPSI * OSGi * OTRS * Perl * PHP *<br />

Postfix * PostgreSQL * Puppet * Python * QuantumGIS * R * Rails * RedHat * Routing * Request-Tracker RT * Ruby * Samba<br />

* SAN * Scala * Scribus * Shell * Sicherheit * SNMP * Spacewalk * Spamfilter * SQL * Struts * Subversion * SuSE * TCP/IP *<br />

Tomcat * Treiber * TYPO3 * <strong>Ubuntu</strong> * UML * Unix * Univention * Virenfilter * Virtualisierung * VoIP * WebGIS * Webservices *<br />

Windows Autoinstall * Windowsintegration * x2go * xen * XML * Xpath * Xquery * z/OS * Zabbix * Zend<br />

Fast 100% der Teilnehmer empfehlen uns weiter. Siehe www.linuxhotel.de<br />

Ja, wir geben es zu und haben überhaupt kein schlechtes Gewissen dabei: Unsere Schulungen machen auch Spaß ;-)


Service<br />

Heft-DVD<br />

Fünf <strong>Ubuntu</strong>-Varianten auf der Heft-DVD<br />

Gib mir fünf!<br />

Einmal mehr haben wir<br />

fünf brandneue <strong>Ubuntu</strong>-<br />

Varianten auf die Heft-<br />

DVD gepackt, darunter<br />

Linux Mint 14 mit KDE-<br />

Desktop und Mythbuntu,<br />

das Ihren Rechner in einen<br />

Festplattenrekorder<br />

verwandelt.<br />

Kristian Kißling<br />

Taufrische <strong>Ubuntu</strong>-Varianten auf einer Doppel-<br />

DVD – die Multibuntu-Version bringt wieder ein<br />

<strong>Ubuntu</strong> für jeden Geschmack mit. In diesem Artikel<br />

zeigen wir, wie Sie die DVD nutzen und stellen<br />

einige wichtige Änderungen und Neuerungen der<br />

verschiedenen Versionen kurz vor.<br />

Erste Schritte<br />

Die DVD bietet sämtliche <strong>Ubuntu</strong>-Versionen jeweils<br />

für 32- und 64-Bit-Systeme an. Üblicherweise legen<br />

Sie die DVD so herum in den Schacht, dass Sie das<br />

64-Bit-Label sehen, wenn Sie die 64-Bit-Version<br />

installieren wollen. In der Vergangenheit gab es<br />

jedoch immer wieder Probleme mit der Position<br />

des Labels, weshalb das Bootmenü nun auch die<br />

jeweilige Systemarchitektur anzeigt.<br />

Sie müssen <strong>Ubuntu</strong> und Co. aber nicht gleich<br />

installieren, sondern können zum Testen das Live-<br />

System verwenden. Das lädt <strong>Ubuntu</strong> zunächst in<br />

den Arbeitsspeicher, sodass Sie es ohne Installation<br />

bequem ausprobieren. Mehr zum Booten der<br />

DVD, dem Live-System und der Installation lesen<br />

Sie in unserem ausführlichen Installationsartikel<br />

(Referenz: Installation). Dieser zeigt die Installationswege<br />

von Kubuntu, <strong>Ubuntu</strong> sowie Xubuntu<br />

12.10. Für die Mythbuntu-Installation verweisen<br />

wir auf einen älteren Onlineartikel aus dem <strong>Ubuntu</strong><br />

<strong>User</strong>, der das Prinzip recht ausführlich bespricht<br />

(Referenz: Mythbuntu).<br />

<strong>Ubuntu</strong> 12.10<br />

Setzen Sie <strong>Ubuntu</strong> 12.04 LTS zurzeit ohne Probleme<br />

ein, sollten Sie nicht zu <strong>Ubuntu</strong> 12.10<br />

wechseln, wenn Sie nicht bewusst auf eine der<br />

Neuerungen warten. Die fünf Jahre Support und<br />

die Stabilität der LTS-Version 12.04 sprechen dafür,<br />

diese längere Zeit zu behalten.<br />

Zu den Neuerungen von <strong>Ubuntu</strong> 12.10 gehört etwa,<br />

dass Sie aus dem Installer heraus extrem einfach<br />

eine Vollverschlüsselung des Systems einrichten<br />

können. Das bedeutet, dass Ihre Daten verschlüsselt<br />

auf der Festplatte liegen bleiben, wenn Sie<br />

nicht vor dem Erscheinen des Bootmenüs das korrekte<br />

Passwort eingeben. Bisher ließ sich lediglich<br />

das Home-Verzeichnis chiffrieren.<br />

Auch Unity, der Desktop von <strong>Ubuntu</strong> 12.10, bringt<br />

ein paar Änderungen mit, von denen nicht alle auf<br />

helle Begeisterung stoßen. So erscheinen im Dash<br />

auch Suchergebnisse von Amazon, sobald Sie eine<br />

beliebige Suche starten. Das hat Canonical Ärger<br />

eingebracht, weil die Benutzer das Feature aktiv<br />

abschalten müssen. Alternativ entfernen Sie gleich<br />

das komplette Paket unity-lens-shopping. Zudem<br />

gehen die Suchanfragen zwar anonymisiert über<br />

Canonic<strong>als</strong> Server an Amazon, die zugehörigen Bilderabfragen<br />

betrifft das jedoch nicht.<br />

Eine positive Entwicklung ist hingegen die <strong>Vorschau</strong>funktion:<br />

Klicken Sie mit der rechten Maustaste<br />

auf bestimmte Dateien, öffnet sich direkt<br />

im Dash eine <strong>Vorschau</strong>, und Sie können Musik<br />

vorhören, Bilder ansehen und so weiter. Eine etwas<br />

merkwürdige Änderung, die neben <strong>Ubuntu</strong> auch<br />

Xubuntu betrifft, ist die Abschaffung von Jockey<br />

(auch <strong>als</strong> Zusätzliche Treiber bekannt), über das Sie<br />

bisher zum Beispiel die proprietären Grafikkartentreiber<br />

installieren konnten. Die lassen sich zwar<br />

weiterhin installieren, aber nur über ein eigenes<br />

Register Zusätzliche Treiber, das Sie unter <strong>Ubuntu</strong><br />

in dem Programm Software-Paketquellen finden<br />

(Abbildung 1). In diesem Fenster richten Sie üblicherweise<br />

zusätzliche Paketquellen ein. Was die<br />

Treiberinstallation dort soll, bleibt unklar. Unter<br />

Xubuntu 12.10 gelangen Sie über Einstellungen |<br />

Software-Paketquellen dorthin.<br />

Linux Mint 14 mit KDE<br />

Auf der Heft-DVD finden Sie auch wieder eine<br />

Version von Mint, diesmal Linux Mint 14 mit KDE-<br />

Desktop. Es hat Version 4.9 an Bord, deren Neu-<br />

34 UBUNTU<br />

02/2013<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Heft-DVD<br />

Service<br />

erungen wir im Abschnitt zu<br />

Kubuntu 12.10 erläutern. Spezifische<br />

Verbesserungen an Linux<br />

Mint 14 betreffen unter anderem<br />

die Softwareverwaltung,<br />

die nicht mehr von aptdaemon<br />

abhängt, sondern von einem<br />

eigenen APT-Client, was Abstürze<br />

reduzieren soll. Pakete,<br />

die debconf nutzen und bei der<br />

Installation Benutzereingriffe<br />

erfordern, lassen sich nun auch<br />

über die Softwareverwaltung<br />

installieren.<br />

Den USB Image Writer, ein<br />

Programm, mit dem Sie Linux<br />

auf einem USB-Stick installieren, haben die Macher<br />

durch MintStick ersetzt, das eine hübschere<br />

Oberfläche mitbringen soll und zudem den Fortschritt<br />

besser visualisiert. Findet Linux Mint beim<br />

Aufbau der Internetverbindung zudem keinen gültigen<br />

DNS-Server, dient OpenDNS neuerdings <strong>als</strong><br />

Fallback-Lösung. Nicht zuletzt haben die Designer<br />

von Mint mit dem Artwork gespielt, und es bringt<br />

schicke neue Hintergrundbilder mit.<br />

Kubuntu 12.10<br />

Kubuntu 12.10 ist ein direkter Konkurrent von<br />

Linux Mint, denn es basiert ebenfalls auf <strong>Ubuntu</strong><br />

und bringt den KDE-Desktop mit. Bis zur Version<br />

12.04 LTS gehörte die Distribution zu den offiziellen<br />

<strong>Ubuntu</strong>-Derivaten, nun aber hat Canonical<br />

den Support gekappt, und die deutsche Firma Blue<br />

Systems sponsert viele der KDE-Entwickler.<br />

Auch Kubuntu hat KDE 4.9 im Gepäck, das mit<br />

ein paar Veränderungen aufwartet. So sind beim<br />

Dateimanager Dolphin nun Buttons zum Vorwärtsund<br />

Rückwärtsblättern integriert. Er zeigt zudem<br />

nicht nur Metadaten zu Dateien an, sondern sortiert<br />

Letztere auch nach diesen. Zudem wurde der<br />

Orte-Bereich überarbeitet.<br />

Die Aktivitäten wurden nicht nur weiter verbessert,<br />

sondern auch nachhaltiger in den Desktop integiert<br />

und sind nun besser erreichbar. Neu ist ein<br />

KIO-Slave für Aktivitäten, der diese im Dateimanager<br />

anzeigt. Darüber hinaus lassen sich private<br />

Aktivitäten jetzt auch verschlüsseln. Die Kontact-<br />

Suite ist quasi die Kommunikationszentrale von<br />

KDE: Das in ihr enthaltene Mailprogramm KMail<br />

importiert nun auch E-Mails aus Thunderbird und<br />

Evolution; außerdem lassen sich Kalender und<br />

Kontakte von Google synchronisieren.<br />

Mythbuntu 12.04.1<br />

Etwas exotischer ist sicherlich die LTS-Variante<br />

von Mythbuntu, die versucht, eine möglichst einfach<br />

einzurichtende Version von MythTV auszuliefern.<br />

Falls Sie MythTV nicht kennen: Die Software<br />

verwandelt Ihren Rechner in eine TV-Station mit<br />

integriertem Festplattenrekorder. Verknüpfen Sie<br />

1 Der neue Ort für die Installation der proprietären Grafikkartentreiber wurde<br />

unter <strong>Ubuntu</strong> und Xubuntu 12.10 etwas versteckt.<br />

MythTV dann noch über ein XBMC-Plug-in mit der<br />

allerneuesten Variante von XBMC 12 („Frodo“),<br />

nutzen Sie MythTV im Hintergrund und verwenden<br />

die polierte XBMC-Oberfläche (Abbildung 2),<br />

um Ihre Videos, Musik und Fotos zu verwalten,<br />

TV zu schauen und die Sendungen aufzunehmen.<br />

Sogar Timeshifting, <strong>als</strong>o zeitversetztes Fernsehen,<br />

ist so möglich. Seien Sie allerdings gewarnt: Sie<br />

brauchen zum sinnvollen Einsatz von Mythbuntu<br />

nicht nur eine TV-Karte, sondern müssen auch<br />

eine gewisse Lernkurve bewältigen [1], [2].<br />

Xubuntu 12.10<br />

Last, but not least finden Sie mit Xubuntu 12.10<br />

eine schlanke <strong>Ubuntu</strong>-Variante auf der DVD, die<br />

dank ihres Xfce-Desktops in Version 4.1. auch auf<br />

älteren Rechnern noch ordentlich läuft, aber kaum<br />

Verzicht auf Komfort verlangt. Die Neuerungen<br />

fallen hier aber insgesamt wenig spektakulär aus.<br />

Neben einer komplett neu verfassten Offline-Dokumentation<br />

sind zwei neue Versionen von Catfish<br />

(eine integrierte Suche für den Dateimanager Thunar)<br />

und Parole (Mediaplayer) mit an Bord. Die<br />

Entwickler schrieben zudem die Anwendungssuche<br />

komplett neu und behoben Bugs. (kki) ●●●<br />

Referenz<br />

Installation: In dem Artikel ab<br />

Seite 14 lesen Sie, wie Sie <strong>Ubuntu</strong>,<br />

Xubuntu und Kubuntu 12.10 erkunden<br />

und installieren.<br />

Mythbuntu: Wie Sie Mythbuntu installieren,<br />

beschreibt ein freier Onlineartikel<br />

aus dem <strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong>:<br />

[http:// ubuntu‐user. de/ 20185]<br />

Infos<br />

[1] Wikiartikel zu MythTV:<br />

[http:// wiki. ubuntuusers.​<br />

de/ MythTV]<br />

[2] Tim Schürmann: „Privatvorstellung“,<br />

<strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong><br />

04/2011, S. 44 ff., [http://​<br />

ubuntu‐user. de/ 23679]<br />

2 „Frodo“ lautet der Codename der neuesten XBMC-Variante. Das Mediacenter lässt sich über<br />

ein Plug-in mit MythTV verbinden, das im Mittelpunkt der Distribution Mythbuntu steht.<br />

www.ubuntu-user.de 02/2013<br />

UBUNTU<br />

user<br />

35


Schwerpunkt<br />

Spiele-Engines<br />

Thomas Sztanek, 123rf.com<br />

Freie und kommerzielle <strong>Game</strong> Engines<br />

Entwicklungsmotoren<br />

Neue Spiele-Engines mit<br />

Kommerziell erfolgreiche Spiele punkten meist<br />

durch eine gute Mischung aus atemberaubender<br />

Linux-Support lassen<br />

Grafik, gut animierten Charakteren, realistischer<br />

die Hoffnung aufkommen,<br />

dass auch größere<br />

Beleuchtung, einer spektakulären Soundkulisse<br />

sowie überzeugenden Effekten. All diese Dinge<br />

lassen sich natürlich auch von der Pike auf entwickeln;<br />

meist kommen heute aber Spiele-Engines<br />

<strong>Game</strong>s zukünftig in einer<br />

zum Einsatz. Diese gibt es für Spiele mit 2-D- und<br />

Linux-Variante erscheinen.<br />

Zugleich werden Entwicklung notwendigen Module mit.<br />

3-D-Grafik; einige bringen gleich sämtliche für die<br />

Sehr wichtig ist die Grafik-Engine, die sich um<br />

die freien Engines besser.<br />

Kristian Kißling<br />

kümmert usw. Die Physics Engine sorgt dafür,<br />

Texturen, Lichteffekte, Animationen von Objekten<br />

dass sich die Objekte im Spiel möglichst nach physikalischen<br />

Regeln verhalten (Rigid-Body-Physik)<br />

– das betrifft auch Flüssigkeiten. Das Soundsystem<br />

soll für einen räumlichen<br />

Klang sorgen,<br />

sodass sich der Spieler<br />

mitten im Geschehen<br />

wähnt. Es gibt noch<br />

weitere Module, die<br />

zum Beispiel das Zusammenspiel<br />

über das<br />

Netzwerk koordinieren,<br />

eine Schnittstelle für<br />

Skripte anbieten oder<br />

die Intelligenz der Gegner<br />

steuern.<br />

1 Rochard wurde mit der neuen Unity Engine entwickelt und Während einige Engines<br />

all diese lässt sich über das Software-Center bestellen.<br />

Dinge<br />

vereinen, lassen sich andere über einzelne Module<br />

ergänzen. Die Spielseite Mobygames versammelt<br />

139 verschiedene Spiele-Engines [1] – die wenigsten<br />

davon unterstützen allerdings Linux. Das war<br />

schon dam<strong>als</strong> ein Nischensystem, sodass Portierungen<br />

und plattformübergreifende Programmierung<br />

für die meisten Spielefirmen nicht in Frage<br />

kamen. Vielmehr wurde oft allein für Windows<br />

und die Direct-X-Grafikschnittstelle entwickelt,<br />

und Linux-Nutzer schauten dann in die Röhre.<br />

Zwar liefen und laufen einige der Spiele unter<br />

Wine, doch der Support war eher schlecht und die<br />

Performance gegenüber Windows stets deutlich<br />

eingeschränkt.<br />

In den 90er-Jahren und nach der Jahrtausendwende<br />

dominierten vor allem First-Person-Shooter<br />

das Feld der Spiele mit ansprechender Grafik. Ihre<br />

Engines basierten meist auf Code von kommerziellen<br />

Anwendungen, den die Entwicklerfirmen<br />

unter eine Open-Source-Lizenz gestellt hatten –<br />

wohl auch mit dem Hintergedanken, eine lebhafte<br />

Fankultur um ein Spiel zu entwickeln. So veröffentlichte<br />

id Software den Quellcode seiner Quake<br />

Engine, auf der dann eine Reihe von grafisch gut<br />

gemachten Linux-Shootern basierten, etwa Wolfenstein:<br />

Enemy Territory, Nexuiz, Alien Arena,<br />

Warsow, Open Arena, aber auch UFO: Alien Invasion.<br />

Auch der Quellcode der Doom-3-Engine (offizieller<br />

Name id tech 4) steht nun unter einer GPL-<br />

Lizenz [2]. Unabhängig davon existiert die Sauerbraten<br />

<strong>Game</strong> Engine, die trotz des merkwürdigen<br />

36 UBUNTU<br />

02/2013<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Spiele-Engines<br />

Schwerpunkt<br />

Namens einige erfolgreiche<br />

Spiele hervorbrachte, darunter<br />

Cube 2 und Red Eclipse.<br />

Next Generation<br />

Betrachtet man all diese Spiele,<br />

fällt auf, dass sie nicht mehr<br />

den neuesten Ansprüchen an<br />

eine Spiele-Engine genügen.<br />

Diese soll heute nicht nur die<br />

anfangs erwähnten Module in<br />

sich vereinen, sondern auch auf<br />

möglichst vielen Plattformen<br />

laufen. Das soll den Aufwand<br />

minimieren, ein Spiel zugleich<br />

auf der PS3, dem PC oder dem<br />

iPad zu veröffentlichen. Spiele laufen heute nicht<br />

nur auf Mobilgeräten, sondern auch im Browser –<br />

moderne Engines sollen Alleskönner sein.<br />

Während kleinere Firmen dabei fremde Engines<br />

für ihre Spiele lizenzieren, entwickeln große<br />

Spielestudios häufig ihre eigenen Motoren. Die<br />

Rockstar Advanced <strong>Game</strong> Engine (kurz RAGE), die<br />

zum Beispiel Grand Theft Auto IV antreibt, wurde<br />

angeblich entwickelt, um dem neuen Besitzer der<br />

bis dato genutzten RenderWare Engine (Electronic<br />

Arts) kein Informationen über die Rockstar-Spiele<br />

zu verraten. RAGE ist leider auch ein Beispiel für<br />

eine Engine ohne Linux-Support – andere Firmen<br />

sind da weiter.<br />

Unity<br />

Unity lautet nicht nur der Name des <strong>Ubuntu</strong>-Desktops,<br />

auch eine Spiele-Engine nennt sich so [3].<br />

Diese unterstützt seit Version 4 auch Linux, wenn<br />

bisher auch offiziell nur <strong>Ubuntu</strong>. Vielleicht ist es<br />

kein Zufall, dass die Namensvetter nun auch im<br />

Spielebereich zusammenarbeiten und eine Vertreterin<br />

der Firma auf dem letzten <strong>Ubuntu</strong> Developer<br />

Summit erschien.<br />

Unity erfüllt genau das eben geschilderte Profil<br />

für moderne Engines: Die Grafik sieht großartig<br />

aus, die damit entwickelten Spiele laufen auf den<br />

drei großen PC-Plattformen, auf den wichtigsten<br />

Konsolen (Wii, Xbox, PS3), auf Mobilgeräten (iOS,<br />

Android) und dank des Plug-ins für den Unity<br />

Web Player auch im Browser. Da die Engine zugleich<br />

vergleichsweise günstig ist, erfreut sie sich<br />

bei Spieleentwicklern großer Beliebtheit. Die mit<br />

Unity entwickelten Spiele sind nicht unbedingt die<br />

großen Blockbuster – Linuxer könnten Rochard<br />

(Abbildung 1) kennen –, aber dafür zahlreich [4].<br />

Unigine<br />

Fast ähnlich klingt der Name einer anderen Engine,<br />

die ebenfalls professionelle Grafik abliefert<br />

und unter Linux läuft: Unigine [5]. Im Gegensatz<br />

zu Unity liegen die Lizenzkosten jedoch deutlich<br />

höher, und es sind erst wenige Spiele verfügbar<br />

[6]. Zu den bekanntesten gehört sicherlich<br />

2 Oil Rush ist das Vorzeigeprojekt für die Unigine-Engine. Sie finden die<br />

Echtzeitstrategie auch im Software-Center.<br />

Oil Rush (Abbildung 2), das Sie auch über das<br />

Software-Center kaufen. Eine Reihe weiterer Spiele<br />

befindet sich noch in der Entwicklung.<br />

Source Engine<br />

Der Schritt von Valve, die Distributions-Plattform<br />

Steam auch unter Linux anzubieten, hat viele<br />

Spieler elektrisiert. Zudem will Valve mehrere<br />

Spiele der hauseigene Source Engine (auf der unter<br />

anderem Half Life, Counter-Strike und Portal 2<br />

laufen) für die Linux-Plattform umschreiben [7].<br />

Valve ist sicherlich nicht der größte Spieleproduzent<br />

der Welt, hat aber bereits ein paar interessante<br />

Titel auf die Beine gestellt und entwickelt<br />

die Source Engine kontinuierlich weiter.<br />

Gerüchteküche<br />

Epic <strong>Game</strong>s heißt eine Firma, die an der Unreal<br />

Engine 3 bastelt. Diese sollte auch offiziell für Linux<br />

erscheinen, was aber nie geschah. Zu den bekannten<br />

Spielen, die mit dieser Engine laufen, gehören<br />

Unreal Tournament 3, Gears of War, Mirror’s<br />

Edge sowie Mass Effect [8]. Für die CryEngine<br />

3, die <strong>als</strong> Basis für Crysis 2 und 3 dient, soll laut<br />

Michael Larabel [9] bereits ein Linux-Port existieren.<br />

Allerdings gibt es laut Larabel kein offiziell<br />

damit verbundenes Projekt. Zugleich spricht der<br />

Phoronix-Autor von einem bei Blizzard angeblich<br />

existierenden Linux-Port von World of Warcraft.<br />

Freie Engines<br />

Bleiben noch die freien Engines, mit denen sich<br />

qualitativ durchaus ansehnliche Spiele hervorbringen<br />

lassen. Zu nennen wären hier Ogre3D, auf<br />

dem das im Heft vorgestellte Goodfolks basiert,<br />

und die Crystal Space Engine, die für das freie<br />

Spiel YoFrankie! verantwortlich ist, aber auch<br />

für Planeshift und weitere freie Spiele. Panda 3D<br />

wurde von Disney gestartet und wird nun von einer<br />

breiten Community weiterentwickelt, der auch<br />

Disney angehört. Auf der Engine basieren Titel<br />

wie Pirates of the Caribbean Online und Vampyre<br />

Story. Eine ausführliche Liste mit freien und Open-<br />

Source-Engines gibt es unter [10]. (kki) ●●●<br />

Infos<br />

[1] Große Liste mit <strong>Game</strong><br />

Engines:<br />

[http:// www. mobygames.​<br />

com/ search/ quick?​<br />

q=3D+Engine& x=0& y=0]<br />

[2] Doom-3-Engine in GitHub:<br />

[https:// github. com/ TTimo/​<br />

doom3. gpl]<br />

[3] Unity Engine:<br />

[http:// unity3d. com/]<br />

[4] Liste von Spielen mit der<br />

Unity Engine:<br />

[http:// unity3d. com/​<br />

gallery/ made‐with‐unity/​<br />

game‐list]<br />

[5] Unigine-Webseite:<br />

[http:// unigine. com/]<br />

[6] Unigine-Spiele:<br />

[http:// unigine. com/​<br />

products/ unigine/​<br />

showcase/ # games]<br />

[7] Portierungspläne von Valve:<br />

[http:// blogs.​<br />

valvesoftware. com/ linux/​<br />

the‐great‐winter‐migration/​<br />

# comment‐53740]<br />

[8] Spiele mit der Unreal<br />

Engine:<br />

[http:// de. wikipedia. org/​<br />

wiki/ Unreal_Engine#​<br />

Spiele_auf_Basis_der_Unreal_Engine]<br />

[9] CryEngine 3 für Linux:<br />

[http:// www. phoronix. com/​<br />

scan. php? page=news_<br />

item& px=MTA4Mjk]<br />

[10] Diverse Open-Source-<br />

Engines in einer Liste:<br />

[http:// en. wikipedia. org/​<br />

wiki/ List_of_game_engines#<br />

Free_and_open_<br />

source]<br />

www.ubuntu-user.de 02/2013<br />

UBUNTU<br />

user<br />

37


Schwerpunkt<br />

Steam, Desura und Co.<br />

Plattformen für den Spielevertrieb<br />

Spielen auf<br />

Knopfdruck<br />

Dank Steam, Desura<br />

und IndieCity können<br />

bald auch <strong>Ubuntu</strong>-<br />

Nutzer ihre Spiele direkt<br />

vom Desktop aus kaufen.<br />

Kristian Kißling<br />

Michael Brown, 123RF.com<br />

So schnell sterben die bunten Pappschachteln<br />

mit den neuesten Spiele-Blockbustern zwar nicht<br />

aus, doch die digitalen Vertriebskanäle werden<br />

wichtiger – gerade bei der jüngeren Zielgruppe.<br />

Über Steam und Co. lassen sich Spiele sofort online<br />

kaufen, an den eigenen Account heften und<br />

direkt spielen. Gelegentliche Schnäppchen halten<br />

die Käufer bei Laune, und beim Bewerten der<br />

<strong>Game</strong>s helfen andere Mitspieler.<br />

Der digitale Vertriebsweg hat aber auch Nachteile:<br />

Sie müssen stets online sein und mitunter eine ordentliche<br />

Datenmenge herunterladen. Ein Weiterverkauf<br />

der Spiele ist nicht ohne Weiteres möglich.<br />

Zudem erreichen Sie die gekauften Spiele nicht<br />

mehr, wenn beim Plattformbetreiber die Server<br />

ausfallen. Nicht zuletzt bestehen Sicherheitsrisiken:<br />

Immer wieder mal landen die Zahlungsinformationen<br />

bei Hackerangriffen in den f<strong>als</strong>chen<br />

Händen. Das wissen die meisten Leute, leben mit<br />

dem Risiko aber offenbar gut, betrachtet man die<br />

steigenden Nutzerzahlen von Steam.<br />

Unter Druck<br />

Steam ist die wohl größte Vertriebsplattform für<br />

Spiele, die mehr <strong>als</strong> 2 000 Titel im Angebot hat<br />

und 50 Millionen aktiver<br />

Konten (auf der<br />

Webseite ist<br />

noch von<br />

40 Millionen die Rede). Zu den Anbietern, die ihre<br />

Produkte über Steam verkaufen, gehören Ubisoft,<br />

Epic <strong>Game</strong>s, Electronic Arts, id Software, Rockstar<br />

<strong>Game</strong>s, Activision und natürlich Valve selbst. Der<br />

Vertrieb der eigenen Spiele Half Live, Counter-<br />

Strike, Left 4 Dead und Portal war der Anstoß für<br />

die Entwicklung von Steam. Das erschien 2003<br />

und wurde bald Voraussetzung, um bestimmte<br />

Valve-Spiele zu zocken, etwa Half Live 2.<br />

Steam für Linux<br />

Ein nativer Steam-Client für Linux wurde offiziell<br />

im Juli 2012 angekündigt; das Thema geisterte<br />

aber schon vorher durch Blogs und Onlineforen.<br />

Bis dahin betrieben Linux-<strong>Game</strong>r Steam mit<br />

Hilfe von Wine. Aktuell liegt Steam für Linux in<br />

einer Betaversion vor, die allen Linux-Spielern<br />

offensteht. In unserem Test lief diese ohne nennenswerte<br />

Probleme unter <strong>Ubuntu</strong> 12.10, lediglich<br />

beim Umschalten auf den Big-Picture-Modus<br />

stürzte die Software ab.<br />

Zunächst laden Sie den Steam-Client von der<br />

Webseite [1] herunter. Klicken Sie oben rechts auf<br />

Steam installieren, sollte der Webserver Ihre Plattform<br />

automatisch erkennen und den Linux-Client<br />

zum Download anbieten. Auf der nächsten Seite<br />

genügt dann ein Mausklick auf Steam jetzt installieren,<br />

um das Debian-Paket lokal zu speichern.<br />

Das Software-Center öffnet sich und präsentiert Ihnen<br />

die Lizenzbedingungen, die Sie über den Klick<br />

auf Installieren anerkennen.<br />

<strong>Ubuntu</strong> spielt nun die Steam-Pakete samt Abhängigkeiten<br />

auf den Rechner und öffnet<br />

dann ein Fenster, das Sie auffordert, den<br />

Steam Client zu starten. Alternativ rufen<br />

Sie Steam wie gewohnt über das Dash<br />

auf. Starten Sie den Client, lädt dieser erst<br />

mal Updates aus dem Internet herunter,<br />

was ein paar Minuten dauert. Haben<br />

Sie Steam noch nie verwendet bzw. die<br />

alten Dateien nicht gelöscht (siehe Kasten<br />

Steam entfernen), landen Sie nun in<br />

einem Fenster, über das Sie einen neuen<br />

Account anlegen (Create New Account)<br />

oder sich bei einem existierenden Konto<br />

anmelden (Login to existing account). Ersteres<br />

bringt Sie zwecks Registrierung auf eine Webseite,<br />

Letzteres zeigt zwei Loginzeilen an.<br />

38 UBUNTU<br />

02/2013<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Steam, Desura und Co.<br />

Schwerpunkt<br />

Nach dem Anmelden landen Sie in einem leeren<br />

Fenster, das Ihre verfügbaren Spiele anzeigt. Wollen<br />

Sie ein bestimmtes Spiel erwerben, geben Sie<br />

dessen Namen links oben in die Suchleiste ein.<br />

Um alle für Linux verfügbaren Spiele zu betrachten,<br />

klicken Sie hingegen auf Store und dann in<br />

der Kopfzeile rechts auf Linux (Abbildung 1). Im<br />

Shop landen jeden Tag neue Spiele oder Spielezubehör.<br />

Klicken Sie auf Top Sellers, um die meistverkauften<br />

Spiele zu betrachten.<br />

Über den Menüpunkt Steam | Settings und den Reiter<br />

Interface stellen Sie die grafische Oberfläche auf<br />

die deutsche Sprache um, müssen Steam danach<br />

aber neu starten. Klicken Sie auf ein Spiel, erhalten<br />

Sie weitergehende Informationen dazu. Unter<br />

Umständen verlangt Steam nach dem neuesten<br />

Flash Player, um bestimmte Inhalte abzuspielen.<br />

Haben Sie jedoch bereits einen Flash Player installiert,<br />

müssen Sie den Browser schließen, das Paket<br />

adobe-flashplugin im Software-Center entfernen<br />

und es durch das Paket flashplugin-installer ersetzen.<br />

Wollen Sie etwas kaufen, stecken Sie es wie<br />

gewohnt in den Warenkorb und folgen dann den<br />

weiteren Anweisungen. Neben PayPal und Kreditkarte<br />

erlaubt Steam auch (die umstrittene) Sofortüberweisungen<br />

sowie die Zahlung per Handy.<br />

Desura<br />

Ähnlich wie Steam funktioniert Desura [2], nur<br />

dass es hier zwei Clients gibt und der Fokus der<br />

wesentlich kleineren Plattform ein anderer ist.<br />

Diese konzentriert sich auf Indie-Spiele und so genannte<br />

Mods (von engl. „modifications“), <strong>als</strong>o von<br />

den Spielern selbst entwickelte Erweiterungen und<br />

Add-ons für bestimmte Spiele. Desura verzichtet<br />

zwar auf DRM (Digital Rights Management), erlaubt<br />

aber den Spieleherstellern, eigene Formen<br />

von Kopierschutz einzusetzen. Angeschlossen an<br />

die Indie-Plattform Desura sind die recht bekannten<br />

Spieledatenbanken ModDB [3] und IndieDB<br />

[4], auf die Desura zurückgreift.<br />

Das Entwicklungsmodell des Desura-Clients orientiert<br />

sich offenbar an dem von Googles Browsern<br />

Chrome und Chromium: Es gibt einen funktionierenden<br />

Open-Source-Client namens Desurium, der<br />

<strong>als</strong> Vorlage für die nur wenig veränderte offizielle<br />

Variante dient, die das Projekt auf der eigenen<br />

Webseite veröffentlicht. Den Open-Source-Client<br />

Steam entfernen<br />

Um Steam wieder von der Festplatte zu werfen, rufen<br />

Sie ein Terminal auf und geben sudo apt‐get remove<br />

‐‐purge steam ein. Nach dem erfolgreichen Deinstallieren<br />

löschen Sie auch gleich die lokalen Dateien,<br />

indem Sie in Ihrem Home-Verzeichnis die versteckten<br />

Verzeichnisse entfernen, die mit .steam beginnen.<br />

Dazu gehören .steampath, .steam sowie .steampid.<br />

Auch den Ordner Steam im Unterverzeichnis .local/​<br />

share/​entfernen Sie.<br />

Desurium installieren Sie<br />

in einer stabilen Fassung<br />

über das inoffizielle PPA<br />

eines Benutzers:<br />

$ sudo add‐apt‐ repoU<br />

sitory ppa:makson96/U<br />

desurium‐stable<br />

$ sudo apt‐get update<br />

$ sudo apt‐get installU<br />

desurium<br />

Um hingegen den offiziellen<br />

Desura-Client zu Spieler im Shop von Steam.<br />

1 Fast jeden Tag landen neue Spiele und Add-ons für Linuxinstallieren,<br />

der noch das<br />

Branding der Firma trägt,<br />

laden Sie das tar.gz-Archiv<br />

für Ihre Linux-Architektur<br />

von der Webseite herunter<br />

und entpacken es<br />

irgendwo im Home-Verzeichnis.<br />

Dann navigieren<br />

Sie im Dateimanager in<br />

den Ordner und klicken<br />

doppelt auf desura, um<br />

den Client herunterzuladen<br />

und zu installieren.<br />

Zusätzlich brauchen Sie<br />

noch das Paket libssl0.9.8,<br />

das Sie über das Software- 2 Siedler Online gehört zu den Spielen, die Sie im Chrome Web<br />

Center einspielen. Erst danach<br />

sollten Sie den Client<br />

Store finden und im Browser spielen.<br />

starten. Das klappt nicht über das Dash, sondern<br />

indem Sie im Ordner mit der auszuführenden Datei<br />

doppelt auf Desura klicken.<br />

Andere Clients<br />

Mit IndieCity [5] gibt es noch eine weitere Distributions-Plattform,<br />

die sich auf unabhängige Spiele<br />

und Modifikationen spezialisiert. Die erst 2011 entstandene<br />

Plattform ist in der Tat noch jung, und<br />

der Linux-Client befindet sich in der Entwicklung.<br />

Bis zum Redaktionsschluss war es nicht möglich,<br />

eine Testversion des Clients zu erhalten, da dieser<br />

gerade aufgrund eines Download-Bugs überarbeitet<br />

wurde.<br />

Auch in den Shops für Browserspiele warten mitunter<br />

spannende Apps auf den Linux-Nutzer, so<br />

etwa im Chrome Web Store (Abbildung 2), den<br />

Sie erreichen, wenn Sie den Browser Chrome oder<br />

seine Open-Source-Variante Chromium installieren<br />

und dann auf der Startseite den Link zum Shop<br />

anklicken. Viele dieser Spiele basieren auf Flash,<br />

Shockwave oder Microsofts Silverlight; ob sie im<br />

Browser laufen, ist <strong>als</strong>o ein wenig Glückssache.<br />

Angry Birds startete zwar, doch der fünf Jahre<br />

alte Rechner rödelte ganz ordentlich. Einige Spiele<br />

verlangten im Test vor dem Einsatz die neueste<br />

Flash-Version, die Sie so installieren, wie es der<br />

Abschnitt zu Steam beschreibt. (kki) ●●●<br />

Infos<br />

[1] Steam für Linux:<br />

[http:// store.​<br />

steampowered. com/]<br />

[2] Desura-Plattform:<br />

[http:// www. desura. com/]<br />

[3] ModDB-Webseite:<br />

[http:// www. moddb. com/]<br />

[4] IndieDB-Webseite:<br />

[http:// www. indiedb. com/]<br />

[5] IndieCity-Homepage:<br />

[http:// store. indiecity. com/]<br />

www.ubuntu-user.de 02/2013<br />

UBUNTU<br />

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39


Schwerpunkt<br />

Spiele aus dem Software-Center<br />

Fünf kommerzielle Spiele<br />

Exklusive<br />

Köstlichkeiten<br />

Igor Gratzer, 123RF.com<br />

Das Software-Center<br />

bietet mittlerweile ein<br />

paar exklusive Spieletitel<br />

zum Kauf an. Wir stellen<br />

fünf besonders interessante<br />

Spaßmacher aus<br />

unterschiedlichen Genres<br />

vor. Tim Schürmann<br />

Bit.Trip Beat<br />

Homepage:<br />

Entwickler:<br />

Preis:<br />

Altersfreigabe:<br />

Voraussetzungen:<br />

http://​www.​aksysgames.​com/​bittripbeat/<br />

Gaijin <strong>Game</strong>s<br />

ca. 8 US-Dollar<br />

Nicht von der USK geprüft<br />

Aktuelle Linux-Distribution mit aktivierter ​<br />

3-D-Grafik, mindestens 2-GHz-Prozessor, ​<br />

512 MByte Hauptspeicher<br />

Auch Linux-Anwender sind durchaus bereit, für<br />

Programme Geld auszugeben. Besonders locker<br />

sitzt das Portemonnaie, wenn es sich um Spiele<br />

handelt. <strong>Ubuntu</strong>-Nutzer müssen das Spiel dabei<br />

nicht über Homepage des Herstellers oder bei<br />

einem Vertrieb wie Desura [1] erwerben, sondern<br />

können es komfortabel über das Software-Center<br />

ordern. Zudem sind einige Spieletitel exklusiv für<br />

<strong>Ubuntu</strong> verfügbar. Zum Redaktionsschluss galt<br />

das unter anderem für den Geschicklichkeitstest<br />

Bit.Trip Beat, das Strategiespiel Fieldrunners, das<br />

Jump-and-Run-Spiel Psychonauts, das Knobelspiel<br />

Splice und das Rollenspiel Torchlight.<br />

Keines der vorgestellten Spiele bietet eine deutsche<br />

Übersetzung an – selbst wenn es wie bei Torchlight<br />

eine deutsche Windows-Version gibt. Man benötigt<br />

<strong>als</strong>o durchweg Englischkenntnisse. Das gilt<br />

insbesondere für den schwarzen Humor in Psychonauts,<br />

das zugleich auf Untertitel verzichtet.<br />

Bit.Trip Beat<br />

In Bit.Trip Beat muss der Spieler eigentlich nur mit<br />

einem Schläger die unablässig von rechts heranbrausenden<br />

Punkte zurückschlagen.<br />

Das klingt zunächst<br />

monoton und langweilig. Sie<br />

kommen allerdings spätestens<br />

dann ins Schwitzen, wenn<br />

diese Beats genannten Punkte<br />

schräg in Richtung Schläger<br />

zischen oder auf ihrem Weg<br />

pausieren und die Richtung<br />

ändern. Im späteren Verlauf<br />

lassen spezielle<br />

Beats den Schläger<br />

schrumpfen oder zaubern<br />

gleich zwei Exemplare auf den<br />

Schirm. Mit diesen erwischen Sie dann auch parallel<br />

hereinströmende Beats. Darüber hinaus zieht<br />

Bit.Trip Beat im Laufe des Spiels das Tempo immer<br />

weiter an und lenkt Sie fieserweise zugleich mit<br />

seinem bewegten Weltallhintergrund bewusst von<br />

den Beats ab.<br />

Haben Sie zu viele Beats verpasst, müssen Sie<br />

sich eine Weile in einem speziellen Schwarz-Weiß-<br />

Modus bewähren. Scheitern Sie auch hier, ist das<br />

Spiel zu Ende. Für jeden erwischten Beat erhalten<br />

Sie Punkte gutgeschrieben. Die besten Spieler dürfen<br />

sich in einer Highscore-Liste verewigen.<br />

FAZIT: Bei Bit.Trip Beat benötigen Sie flinke Finger<br />

und ein gutes Reaktionsvermögen. Wer das Spiel<br />

nur auf Bildern oder in Videos sieht, der kann<br />

kaum glauben, wie stark es motiviert und in seinen<br />

Bann zieht. Einen nicht unerheblichen Anteil<br />

daran hat die Hintergrundmusik, die sich passend<br />

zur jeweiligen Spielsituation verändert. Durch das<br />

so erzeugte Spielgefühl erwischen Sie sich schnell<br />

dabei, „nur noch einen weiteren Versuch“ zu starten.<br />

Da der Schwierigkeitsgrad recht schnell stark<br />

anzieht, sorgt Bit.Trip Beat allerdings auch immer<br />

wieder für Frustrationsmomente.<br />

Fieldrunners<br />

In Fieldrunners laufen auf einer kleinen Waldlichtung<br />

schwer bewaffnete Bösewichte von links<br />

nach rechts. Durch geschicktes Errichten von<br />

In Bit.Trip Beat muss man nur die von rechts heranfliegenden (hier gelben)<br />

Punkte treffen. Die Grafik wirkt in Bewegung etwas beeindruckender.<br />

Bit.Trip Beat: Der Balken am unteren Rand wächst mit jedem verpassten<br />

Punkt. Erreicht er das rechte Ende, muss man in eine Bewährungsrunde.<br />

40 UBUNTU<br />

02/2013<br />

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Spiele aus dem Software-Center<br />

Schwerpunkt<br />

Fieldrunners: Während die roten Gegner heranstürmen, dürfen Sie weiterbauen.<br />

Der grüne Kreis zeigt den Wirkungskreis des Geschützes an.<br />

Fieldrunners: Während Soldaten um die Geschütze herumlaufen müssen,<br />

können Hubschrauber einfach darüber hinweg fliegen.<br />

Abwehrtürmen müssen Sie verhindern, dass die<br />

Schurken die rechte Bildschirmseite erreichen.<br />

Mehr <strong>als</strong> 20 dürfen dort nicht ankommen; andernfalls<br />

ist das Spiel unweigerlich beendet.<br />

Dummerweise strömen die Gegner in immer stärkeren<br />

Wellen heran, im späteren Verlauf kommen<br />

neben den marschierenden Soldaten auch noch<br />

andere Einheiten wie schnelle Motorräder und<br />

Flugzeuge hinzu. Folglich müssen immer mehr<br />

Abwehrtürme her. Die kosten jedoch Geld, das Sie<br />

mit abgeschossenen Gegnern verdienen. Umgenietete<br />

Bösewichte erhöhen gleichzeitig auch noch<br />

ein Punktekonto. Von dort zieht das Spiel gemeinerweise<br />

wieder etwas ab, wenn Sie Geschütztürme<br />

abreißen müssen.<br />

Von denen gibt es wiederum vier verschiedene<br />

Typen mit unterschiedlichen Vor- und Nachteilen:<br />

Das Maschinengewehr feuert erst, wenn die Gegner<br />

bereits recht nah sind. Es richtet zudem mit<br />

jeder Kugel nur relativ wenig Schaden an. Demgegenüber<br />

beharkt der Raketenwerfer die Gegner<br />

schon aus der Ferne und erzeugt einen etwas<br />

größeren Schaden. Der Blitzgenerator malträtiert<br />

ebenfalls aus der hinteren Reihe die Bösewichte<br />

mit Elektroschocks. Schließlich gibt es noch einen<br />

Schleimwerfer, dessen Auswurf den Gegner<br />

verlangsamt. Idealerweise bremsen Sie folglich<br />

die Gegner erst mit einer Schleimladung aus und<br />

nehmen sie dann aus den hinteren Reihen mit Raketen<br />

unter Beschuss, während vorne die Maschinengewehre<br />

ihr Übriges erledigen.<br />

Für weitere Abwechslung sorgen verschiedene<br />

Spielmodi. So können Sie neben der Lichtung<br />

auch noch zwischen verschiedenen anderen Landschaften<br />

wählen, wie etwa einer Wüsten- oder Eislandschaft.<br />

In diesen strömen die Gegner nicht nur<br />

von links, sondern auch noch aus anderen Richtungen<br />

heran. Zudem kommen auf einigen Karten<br />

zusätzliche beziehungsweise andere Geschütztürme<br />

zum Einsatz, wie etwa Eisstrahler. Der Extended-Modus<br />

spendiert schließlich noch weitere<br />

zusätzliche Gebäudetypen, darunter beispielsweise<br />

einen Flammenwerfer. Im Endlos-Modus hören die<br />

Angriffswellen nie auf, während ansonsten nach<br />

100 Wellen Schluss ist. Drei Schwierigkeitsgrade<br />

stellen zudem Anfänger, Fortgeschrittene und Experten<br />

zufrieden.<br />

FAZIT: Fieldrunners ist ein netter Klon des Klassikers<br />

Pflanzen gegen Zombies [2], wenngleich<br />

seine 3-D-Grafik ernster und martialischer ausfällt.<br />

Obwohl es für ein Strategiespiel nur relativ wenige<br />

Gebäudetypen bereitstellt, ermöglicht es dennoch<br />

ausgeklügelte Taktiken. Fieldrunners lässt sich<br />

zudem schnell erlernen; der Schwierigkeitsgrad<br />

steigt genau im richtigen Maße an. Unterm Strich<br />

ist Fieldrunners ein nettes Tower-Defence-Spiel für<br />

zwischendurch oder die Mittagspause.<br />

Psychonauts<br />

Kinder mit übernatürlichen und paranormalen<br />

Fähigkeiten sollten natürlich gefördert werden.<br />

Vorbildliche amerikanische Eltern stecken ihren<br />

hochbegabten Nachwuchs deshalb in ein speziell<br />

auf sie zugeschnittenes Sommerlager. Dort bilden<br />

zwei hagere Geheimagenten und ein etwas übergewichtiger<br />

Militäroffizier die kleinen Racker zu<br />

so genannten Psychonauts aus. Diese elitären Geheimagenten<br />

sind in der Lage, in die Träume und<br />

Gedanken von Menschen einzudringen.<br />

Im Jump-and-Run-Spiel Psychonauts lenkt der<br />

Spieler die Geschicke des kleinen Raz, der unbedingt<br />

auch solch ein Psychonaut werden möchte.<br />

Mit ihm rennt und springt der Spieler durch die<br />

Gedanken und Traumwelten verschiedener Personen.<br />

Zunächst gilt es dabei nur, verschiedene<br />

neue übersinnliche Fähigkeiten zu erlernen. Im<br />

späteren Verlauf muss er die psychologischen<br />

Probleme anderer Fieldrunners<br />

Personen oder gar Tiere lösen.<br />

Homepage: http://​subatomicstudios.​com/<br />

Zu allem Überfluss soll durch die<br />

Wälder des Sommerlagers ein Entwickler: Subatomic Studios<br />

Monster streifen, und der Streber<br />

Preis:<br />

ca. 5 US-Dollar<br />

vom Dienst möchte Raz lieber<br />

heute <strong>als</strong> morgen aus dem Camp Altersfreigabe: Nicht von der USK geprüft<br />

schmeißen. Die Situation spitzt Voraussetzungen: Aktuelle Linux-Distribution mit ​<br />

sich zu, <strong>als</strong> neben den Gehirnen<br />

aktivierter 3-D-Grafik, mindestens ​<br />

der übrigen Kinder auch die Betreuer<br />

spurlos verschwinden.<br />

1,6-GHz-Prozessor, 512 MByte ​<br />

Hauptspeicher<br />

www.ubuntu-user.de 02/2013<br />

UBUNTU<br />

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41


Schwerpunkt<br />

Spiele aus dem Software-Center<br />

Raz springt in Psychonauts durch die Träume und Gedanken anderer.<br />

Psychonauts: Im Sommercamp herrscht trügerische Ruhe.<br />

Psychonauts<br />

Homepage:<br />

Entwickler:<br />

Preis:<br />

Altersfreigabe:<br />

Voraussetzungen:<br />

Splice<br />

Homepage:<br />

Entwickler:<br />

Preis:<br />

Altersfreigabe:<br />

Voraussetzungen:<br />

http://​www.​psychonauts.​com/<br />

Double Fine<br />

ca. 10 US-Dollar<br />

12 Jahre<br />

Aktuelle Linux-Distribution mit aktivierter<br />

3-D-Grafik, mindestens 2-GHz-Prozessor, ​<br />

2 GByte Hauptspeicher<br />

In Splice packen Sie eine der Zellen mit der Maus an und<br />

ziehen sie mitsamt angehängten Zellen an eine andere Position.<br />

Wo Sie diese ablegen können, zeigt Splice über die<br />

hellschwarzen Felder. Der weiße Kreis ist der Mauszeiger.<br />

http://​www.​cipherprime.​com/​games/​<br />

​splice/<br />

Cipherprime<br />

ca. 10 US-Dollar<br />

Nicht von der USK geprüft<br />

Aktuelle Linux-Distribution mit aktivierter<br />

3-D-Grafik, mindestens 2 GByte Hauptspeicher,<br />

250 MByte freier Festplattenplatz,<br />

Prozessor der Klasse Core 2 Duo 1,2 GHz ​<br />

oder besser<br />

Neue Fähigkeiten wie etwa<br />

Unsichtbarkeit oder Telekinese<br />

erlernt Raz, indem er<br />

fleißig die in der Umgebung<br />

herumliegenden Trugbilder<br />

und Postkarten einsammelt.<br />

Zwischen seinen Reisen in<br />

die Gehirne und Traumwelten<br />

kann Raz im Camp mit den<br />

anderen Kindern reden, die<br />

Wälder nach Gegenständen<br />

absuchen oder sich in einem<br />

Laden mit weiteren nützlichen<br />

Werkzeugen eindecken, wie<br />

etwa einem Mental-Sauger,<br />

der Gedanken-Spinnennetze<br />

einsammelt. Die gewonnenen<br />

Fähigkeiten und Gegenstände<br />

helfen Raz dann wiederum,<br />

Puzzle zu lösen oder Gegner<br />

abzuwehren.<br />

FAZIT: Psychonauts lässt sich<br />

am besten mit dem Wort „abgedreht“<br />

beschreiben. Auch<br />

wenn die 3-D-Grafik streckenweise<br />

comichaft wirkt,<br />

ist das Spiel aufgrund der<br />

komplexen Inhalte für kleine<br />

Kinder ungeeignet. Davon<br />

abgesehen ist Psychonauts ein<br />

spannend inszeniertes und<br />

extrem abwechslungsreich gestaltetes<br />

Jump-and-Run-Spiel.<br />

Einzig die Steuerung ist recht<br />

fummelig geraten: Allzu oft<br />

springt Raz in den Abgrund<br />

und darf dann eine Passage<br />

noch einmal in Angriff nehmen.<br />

Glücklicherweise sind<br />

die Rücksetzpunkte durchweg<br />

fair gewählt; speichern darf<br />

man an allen Stellen.<br />

Splice<br />

Im Denkspiel Splice schaut der Spieler durch ein<br />

Mikroskop auf einen kleinen Zellhaufen. Dessen<br />

miteinander verkettete Zellen gilt es, anhand eines<br />

Bauplans umzuordnen. Klicken Sie mit der<br />

Maus eine der Zellen an, trennen Sie diese vom<br />

Rest ab und kleben sie dann wieder an eine der<br />

anderen Zellen an. Dummerweise lassen sich an<br />

jedes Ende einer Zelle nur maximal zwei weitere<br />

Kolleginnen anheften. Darüber hinaus ist die Anzahl<br />

der Schnittversuche limitiert. Das zwingt Sie,<br />

möglichst große Teile abzutrennen und <strong>als</strong> Ganzes<br />

zu verschieben. Im späteren Spielverlauf kommen<br />

noch weitere Gemeinheiten hinzu, wie zum Beispiel<br />

explosive Zellen. Haben Sie sich verklickt,<br />

dürfen Sie über das Mausrad jeden einzelnen Zug<br />

zurücknehmen – oder Sie stellen per Leertaste den<br />

Ausgangszustand wieder her.<br />

Haben Sie einen Zellhaufen erfolgreich geordnet,<br />

geht es mit einem anderen, komplexeren weiter.<br />

Benötigen Sie zur Lösung weniger Mausklicks <strong>als</strong><br />

eigentlich vorgesehen, erhalten Sie eine kleine<br />

Auszeichnung. Auf diese Weise motiviert Splice,<br />

auch bereits gespielte Puzzle noch einmal in Angriff<br />

zu nehmen. Insgesamt bietet das Spiel 49<br />

Puzzle, die in sieben Gruppen zusammengefasst<br />

sind. Gute Spieler können zudem noch besonders<br />

schwierige Bonuspuzzle freischalten.<br />

FAZIT: Hinter der minimalistischen Grafik von<br />

Splice versteckt sich ein knackiges Denkspiel. Da<br />

es mit Erklärungen geizt, verlangt es vom Spieler<br />

stets etwas Experimentiergeist. Der Schwierigkeitsgrad<br />

steigt langsam, aber stetig an – meist müssen<br />

Sie ein Puzzle mehrfach in Angriff nehmen, bevor<br />

Sie zu einer Lösung kommen. Splice richtet sich<br />

somit an Tüftler, die zwischendurch immer mal<br />

wieder ihre Gehirnzellen foltern wollen.<br />

Torchlight<br />

Unter der kleinen Stadt Torchlight finden sich<br />

große Vorkommen des Erzes Ember, das die<br />

Grundlage aller Magie bildet. Kein Wunder, dass<br />

42 UBUNTU<br />

02/2013<br />

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user


Spiele aus dem Software-Center<br />

Schwerpunkt<br />

Im Gegensatz zu vielen anderen Rollenspielen ist die Grafik in Torchlight<br />

wesentlich farbenfroher und sogar etwas comichaft.<br />

Im beschaulichen Städtchen Torchlight bieten die Einwohner Waren und<br />

Dienstleistungen an.<br />

die Stadt mittlerweile von zahlreichen verschlungenen<br />

Minengängen unterhöhlt ist. Dummerweise<br />

sind die übereifrigen Bergarbeiter dabei auch auf<br />

alte Höhlen gestoßen, aus denen nun unablässig<br />

bösartige Kreaturen an die Oberfläche drängen.<br />

Gleichzeitig finden sich dort aber auch wertvolle<br />

Schätze, die wiederum Abenteurer anlocken.<br />

Unter ihnen ist auch der Magier Alric, der jedoch<br />

schon seit geraumer Zeit verschollen scheint.<br />

Seine verzweifelte Schülerin Syl schickt daher den<br />

Spieler auf die Suche.<br />

Drei Jahre nach der Windows-Version kommen<br />

seit September 2012 endlich auch <strong>Ubuntu</strong>-Nutzer<br />

in den Genuss des Action-Rollenspiels Torchlight.<br />

In ihm steuert der Spieler einen namenlosen Helden<br />

durch die Stadt Torchlight und ihre weitläufigen<br />

Höhlen und Minen. Die wiederum setzt das<br />

Spiel bei jedem Spielstart nach dem Zufallsprinzip<br />

neu zusammen. Keine Partie spielt sich folglich<br />

wie die andere.<br />

Zu Beginn darf sich der Spieler selbst sein Alter<br />

Ego zusammenbauen. Dabei hat er zunächst die<br />

Wahl zwischen drei verschiedenen Charakterklassen,<br />

die jeweils unterschiedliche Stärken und<br />

Schwächen besitzen. Während der Destroyer ein<br />

guter und starker Nahkämpfer ist, schießt die Vanquisher<br />

lieber aus der Ferne und stellt ihren Gegnern<br />

besonders geschickt Fallen. Der Alchemist<br />

wiederum beschwört Zauber und wenn es sein<br />

muss, sogar ganze Armeen aus Robotern. Jedem<br />

Torchlight<br />

Homepage:<br />

Entwickler:<br />

Preis:<br />

Altersfreigabe:<br />

Voraussetzungen:<br />

http://​www.​torchlightgame.​com/<br />

Runic <strong>Game</strong>s<br />

ca. 15 US-Dollar<br />

16 Jahre<br />

Aktuelle Linux-Distribution mit aktivierter<br />

3-D-Grafik, mindestens 1-GHz-Prozessor ​<br />

und 1 GByte Hauptspeicher<br />

Held steht wahlweise ein Wolf oder ein Luchs<br />

beiseite. Der kleine tierische Begleiter kämpft aktiv<br />

mit, trägt für den Helden Gegenstände, beschwört<br />

eigene Zauber, verkauft selbstständig Gegenstände<br />

in der Stadt und verwandelt sich, mit Fisch gefüttert,<br />

in ein kampfstarkes Zauberwesen. Im Laufe<br />

des Spiels gewinnt der Held Erfahrungspunkte, mit<br />

denen Sie seine Stärke, Geschicklichkeit, Magie<br />

und Verteidigung verbessern. Des Weiteren besitzt<br />

jeder Held Spezialfähigkeiten, die Sie auf unterschiedliche<br />

Weisen aus- und weiterbilden.<br />

In den Höhlen warten unzählige Gegenstände<br />

darauf, erbeutet und eingesammelt zu werden.<br />

Unter dem Nippes finden sich neben Waffen und<br />

Rüstungsteilen auch magische Tränke, Schriftrollen<br />

mit Zaubersprüchen und natürlich Gold. Jeder<br />

Gegenstand ist dabei in unterschiedlich guter<br />

Verfassung: Eine abgenutzte Rüstung hält weniger<br />

Treffer ab, <strong>als</strong> eine nigelnagelneue. Zudem gibt<br />

es noch sehr seltene Gegenstände, die besondere<br />

magische Eigenschaften haben und nur schwer<br />

zu finden beziehungsweise zu ergattern sind. Als<br />

Handelsplatz dient das kleine Städtchen Torchlight<br />

an der Oberfläche. Dort kann man seine Beute verkaufen<br />

oder bessere Gegenstände erwerben. Einige<br />

Bewohner haben zudem lukrative Nebenaufträge<br />

zu vergeben.<br />

FAZIT: Wer Diablo [3] mochte, der wird auch<br />

Torchlight lieben. Die Steuerung ist bewusst einfach<br />

gehalten: Ein Mausklick genügt, und schon<br />

drischt der Held auf einen Gegner ein oder<br />

sammelt einen Gegenstand auf. Das Einsammeln<br />

von Gegenständen und das Spezialisieren<br />

des Helden macht schnell süchtig;<br />

der Schwierigkeitsgrad steigt in passenden<br />

Portionen. Es dauert allerdings eine Weile,<br />

bis Sie sich in der etwas überladenen Benutzeroberfläche<br />

zurechtfinden. Unter dem<br />

Strich ist Torchlight damit genau das richtige<br />

Spiel für lange Winter- oder verregnete<br />

Frühlingstage. (kki)<br />

●●●<br />

Infos<br />

[1] Desura:<br />

[http:// www. desura. com/]<br />

[2] Pflanzen gegen Zombies:<br />

[http:// de. wikipedia. org/​<br />

wiki/ Pflanzen_gegen_Zombies]<br />

[3] Diablo:<br />

[http:// de. wikipedia.<br />

org/ wiki/ Diablo_%28<br />

Computerspiel%29]<br />

www.ubuntu-user.de 02/2013<br />

UBUNTU<br />

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43


Schwerpunkt<br />

Goodfolks<br />

Echtzeitstrategie-Spiel Goodfolks<br />

Bäuerchen<br />

Mit der liebevoll gemachten<br />

Echtzeitstrategie<br />

Family Farm landete<br />

eine unabhängige tschechische<br />

Spieleschmiede<br />

2011 einen kleinen Hit.<br />

Nun gibt es einen würdigen<br />

Nachfolger.<br />

Kristian Kißling<br />

Egal, ob Fernsehen (Bauer sucht Frau), Zeitschriften<br />

(Landlust) oder Computerspiele (Farmville):<br />

Die Flucht ins Ländliche boomt seit einiger<br />

Zeit. Wer nicht gleich ganz aufs Land zieht, der<br />

baut mitten in der Stadt Salat an, züchtet Bienen<br />

oder kümmert sich zumindest virtuell um Schäfchen,<br />

Schweine und Weizenfelder.<br />

Auch die tschechische Spieleschmiede Hammerware<br />

haute mit ihrer plattformübergreifenden 3-D-<br />

Echtzeitstrategie Family Farm 2011 in diese Kerbe<br />

– und gewann glatt einen nationalen Preis dafür.<br />

Nun ist mit Goodfolks der Nachfolger auf dem<br />

Markt, der zwar in vielen Details anders tickt, aber<br />

dank der Open-Source-Engine Ogre3D auch nativ<br />

unter Linux läuft (siehe Kasten Installation). Intel-<br />

Nutzer haben allerdings Pech: Das Spiel arbeitet<br />

wie der Vorgänger nur mit Grafikkarten von AMD/​<br />

ATI und Nvidia zusammenund setzt deren proprietäre<br />

Treiber voraus. Die zentralen Unterschiede<br />

zwischen den beiden Spielen erläutert der Kasten<br />

Family Farm versus Goodfolks.<br />

Landflucht<br />

Anders <strong>als</strong> sein Vorgänger bietet Goodfolks ein<br />

Spiel mit offenem Ende an, laut Hammerware-<br />

Sprecher Martin Prochazka war das eine Forderung<br />

der Fans. Allerdings – so viel sei verraten –<br />

gibt es bis zu einem bestimmten Level neue Dinge<br />

zu entdecken bzw. freizuschalten. Haben Sie das<br />

geschafft, erwartet Sie zwar eine Endsequenz, Sie<br />

können aber noch lange weiterspielen. Wollen Sie<br />

danach noch einmal neu starten, wählen Sie im<br />

Hauptmenü (Abbildung 1) eine andere Figur aus,<br />

die dann automatisch bei Level 1 beginnt.<br />

Worum geht es nun? Sie starten mit einem Bauer<br />

und einer Bäuerin, die vor ihrem Haus Felder<br />

anlegen, Gemüse und Weizen anbauen, Tiere<br />

ansiedeln, essen, schlafen und wieder arbeiten.<br />

Mit dem dabei verdienten Geld schalten Sie nach<br />

Installation<br />

1 Nach jedem Zyklus landen Sie wieder im Hauptmenü, wodurch Goodfolks die bisherigen Fortschritte<br />

speichert. Hier erreichen Sie technische Optionen zum Spiel, etwa den Vollbildmodus.<br />

Als Nutzer von <strong>Ubuntu</strong> und Xubuntu 12.04 oder 12.10<br />

haben Sie es leicht: Sie kaufen Goodfolks über das<br />

Software-Center. Auch die <strong>Spieleplattform</strong> Desura hat<br />

Goodfolks im Angebot, nicht zuletzt erwerben Sie das<br />

Spiel auf der Webseite selbst [1]. Wir haben Goodfolks<br />

unter Kubuntu 12.10 gespielt, wo es problemlos lief.<br />

Käufer der Software erhalten ein Archiv, das sie im<br />

Dateimanager entpacken. Ein Doppelklick auf die Datei<br />

Goodfolks startet das Spiel.<br />

44 UBUNTU<br />

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Goodfolks<br />

Schwerpunkt<br />

und nach weitere Häuser frei, roden die dazugehörigen<br />

Waldflächen und dehnen die Anbaufläche<br />

aus. Jedes neue Haus bringt einen neuen Besitzer<br />

mit, am Ende haben Sie das komplette Dorf neu<br />

besiedelt. Wenn Sie zudem alle offenen Aufgaben<br />

lösen, erreichen Sie irgendwann die Endsequenz<br />

von Goodfolks.<br />

Die Herausforderung besteht darin, die Nahrungskette<br />

aufzubauen und sie im Gleichgewicht zu<br />

halten. Sie müssen Gemüse und Weizen anbauen,<br />

davon Nahrung produzieren und die Erträge der<br />

Felder steigern, um auch die Tiere füttern zu können<br />

(Abbildung 2). Ein Beispiel: Kühe brauchen<br />

regelmäßig Gemüse zur Ernährung, mitunter<br />

Kräuter, wenn sie krank sind. Dafür geben Sie<br />

Milch und produzieren große Haufen Mist. Diesen<br />

Mist nehmen Sie, um die Erträge auf einem Gemüsefeld<br />

zu steigern: Mit sechs Einheiten Gemüse<br />

und zwei Einheiten Mist bauen Sie ein Gemüsefeld<br />

an, das 22 Einheiten Gemüse erzeugt – genug,<br />

um alle Tiere zu füttern und Mahlzeiten für die<br />

Bauern zuzubereiten. Füttern Sie die Tiere nicht,<br />

sterben diese nach ein paar Runden. Züchten Sie<br />

hingegen Schafe, ernten Sie Wolle, die sich hervorragend<br />

zum Verkauf eignet. Generell geht es<br />

darum, die Balance zwischen den Rohstoffen zur<br />

Reproduktion und zum Verkauf zu wahren.<br />

Erste Schritte<br />

Die wichtigsten Bedienfelder von Goodfolks erkennen<br />

Sie auch in Abbildung 2. Unten rechts<br />

sehen Sie den Feldplaner, mit dessen Hilfe Sie per<br />

Drag & Drop bestimmen, was Sie auf welchem<br />

Feld anbauen. Abhängig vom erreichten Level stehen<br />

hier unterschiedliche Möglichkeiten zur Verfügung.<br />

Neben der Art des Feldes (Weizen, Gemüse,<br />

Schafe usw.) sehen Sie auch, wie viele Kacheln es<br />

benötigt. Eine Pferdekoppel nimmt zum Beispiel<br />

vier Kacheln in Beschlag (Abbildung 3).<br />

Links unten sehen Sie vier Icons: Faulenzer zeigt<br />

die zur Zeit untätigen Bauern an, Aufgaben die<br />

anstehenden Erledigungen, Hungrige die Arbeiter<br />

mit einem Loch im Bauch und Hungrige Tiere die<br />

fütterungsbedürftigen Tiere. Klicken Sie auf Aufgaben,<br />

erscheint ein charakteristischer grauer Pfeil,<br />

der zum Beispiel auf ein leeres Feld verweist. Verwenden<br />

Sie den Pfeil, kommt der nächste freie Arbeiter<br />

angerannt und pflügt das Feld oder bestellt<br />

es. Überschreitet die Zahl der offenen Aufgaben<br />

die der „faulenzenden“ Bauern, deaktiviert das<br />

Spiel die schwarzen Pfeile, bis wieder arbeitswillige<br />

Helfer bereitstehen.<br />

Haben Bauern oder Tiere Hunger, erscheinen Zahlen<br />

neben den entsprechenden Symbolfeldern. Für<br />

die Bauern bereiten Sie dann (basierend auf den<br />

zur Zeit vorhandenen Ressourcen) Essen zu. Auch<br />

die Tiere müssen Sie regelmäßig mit Gemüse oder<br />

anderen Nahrungsmitteln versorgen – und mit<br />

Kräutern, wenn sie krank werden (siehe Kasten<br />

Kräutersammler).<br />

2 Kühe geben Milch und machen (wertvollen) Mist; dafür erwarten sie aber auch Futter – im Bild<br />

acht Einheiten Gemüse und Weizen.<br />

3 Im Laufe des Spieles kommen immer mehr Möglichkeiten hinzu, Kacheln anzulegen. Auf diesen<br />

weiden dann Tiere, blüht Weizen oder wächst Gemüse.<br />

Family Farm versus Goodfolks<br />

Die Unterschiede zwischen den beiden Spielen<br />

sind zahlreich und betreffen vor allem den<br />

Spielablauf. Gab es in Family Farm ein eher<br />

vertikal aufrollbares Spielfeld mit einem einzigen<br />

zentralen Gebäude, das Sie nach und nach<br />

ausbauen durften, finden Sie in Goodfolks ein<br />

horizontales Spielfeld vor. Auf dem bewegen<br />

Sie sich über die Pfeiltasten oder Pfeilsymbole<br />

nach links und rechts. Es dauert etwas, sich<br />

daran zu gewöhnen, doch der gleichzeitige<br />

Einsatz von Maus und Tastatur führt schnell<br />

zu einem angenehmen Spielerlebnis. Zugleich<br />

bleibt die hübsche Grafik erhalten, die beim<br />

Vorgänger durch das taktische Herauszoomen<br />

ein wenig in den Hintergrund geriet.<br />

Weitere Details, die gegenüber dem Origin<strong>als</strong>piel<br />

wegfallen: Die Mittagspause läuft schneller,<br />

denn Sie müssen die Figuren nicht mehr<br />

zum Essen an einem zentralen Punkt versammeln.<br />

Dafür brauchen Sie nun die Produkte<br />

Ihrer Farm, um Essen zu kochen. Hungrige<br />

Bauern arbeiten zudem nicht, sondern sitzen<br />

einfach herum. Auch die Tiere verlangen nach<br />

Futter. Statt einem Gebäude gibt es nun mehrere<br />

Häuser (oder Hütten), die Sie nach und<br />

nach sanieren und freischalten. Das vergrößert<br />

nicht nur die Anbaufläche, sondern bringt<br />

auch neue Leute in das virtuelle Dorf, das Sie<br />

auf diese Weise wiederbeleben. Kinder gibt es<br />

im neuen Spiel ebensowenig wie Hilfsarbeiter.<br />

Zudem besitzen die Bauern keine individuellen<br />

Fähigkeiten mehr (Kochen, Feld bestellen etc.).<br />

Konnten Sie zum Beispiel im letzten Spiel die<br />

Fähigkeiten einzelner Bauern gezielt ausbilden,<br />

fällt das nun komplett weg: Wer zuerst vor Ort<br />

ist, der erledigt die Arbeit – das war es. Zugleich<br />

fallen die Anbau- und Erntezyklen und<br />

damit die Jahreszeiten weg: Sie pflanzen und<br />

ernten <strong>als</strong>o parallel und kontinuierlich.<br />

Am stärksten fiel uns aber auf, dass Sie in<br />

Goodfolks kein bestimmtes Ziel mehr verfolgen:<br />

Sie müssen nicht innerhalb von sechs Jahren<br />

eine Pferdezucht vorweisen, viel Geld verdienen<br />

oder das Haus optimal ausbauen. Das<br />

offenere Ende geht wohl auf eine Forderung der<br />

Fans zurück. Sie können dafür pro Level neue<br />

Aufgaben freischalten und bewältigen – es gibt<br />

<strong>als</strong>o immer wieder neue, kleine Ziele.<br />

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45


Schwerpunkt<br />

Goodfolks<br />

4 Die Prozentzahlen im unteren Bereich geben die Wahrscheinlichkeit an, mit der Sie neben<br />

dem offiziell angebauten Produkt auch Kräuter ernten.<br />

Kräutersammler<br />

Werden Tiere krank, müssen Sie<br />

diese jeweils mit einer Einheit Kraut<br />

versorgen, sonst sterben sie nach<br />

zwei bis drei Runden. Leider lässt<br />

sich Kraut nicht wie Weizen einfach<br />

anbauen, sondern wächst <strong>als</strong> Nebenprodukt<br />

auf Feldern. Legen Sie<br />

ein neues Gemüse- oder Weizenfeld<br />

an, sehen Sie ein blaues Kraut<br />

darunter (Abbildung 4) mitsamt<br />

einer Prozentzahl: Letztere gibt<br />

an, wie wahrscheinlich es ist, dass<br />

das Feld neben dem Produkt auch<br />

ein Kraut abwirft. Achten Sie <strong>als</strong>o<br />

ein wenig auf das Anbauen von<br />

Kräutern und kochen Sie besser<br />

kein Essen, das wertvolle Kräuter<br />

benötigt.<br />

Info<br />

[1] Spielehersteller<br />

Hammerware:<br />

[http:// www. hammerware.​<br />

cz/]<br />

Essen fassen<br />

5 Mit Kürbiskuchen versorgen Sie vier Bauern, benötigen dafür aber einige Zutaten.<br />

Um Essen für die hungrigen Landarbeiter zuzubereiten,<br />

klicken Sie auf das Icon mit dem Teller in<br />

der oberen Reihe (die Spielzeit stoppt derweilen).<br />

Hier stehen nun verschiedene Essen zur Auswahl,<br />

die Sie je nach vorhandenen Nahrungsmitteln<br />

zubereiten können (Abbildung 5). Um beispielsweise<br />

Kürbiskuchen zu fabrizieren, brauchen Sie<br />

8 Einheiten Weizen, 4 Eier, 16 Einheiten Gemüse<br />

sowie 4 Einheiten Milch. Essen, das zahlenmäßig<br />

mehr Nahrungsmittel erfordert, sättigt am Ende<br />

auch mehr Bauern. Kürbiskuchen reicht zum Beispiel<br />

für vier Personen (und bringt pro Person 4<br />

Zufriedenheitspunkte), während einfache Früchte<br />

nur für einen Bauern genügen. Eine ganze Reihe<br />

potenzieller Nahrungsmittel fällt zudem weg,<br />

wenn Ihnen ein wichtiger Rohstoff fehlt, etwa Gemüse<br />

oder Weizen.<br />

Das Zubereiten der Essen dauert unterschiedlich<br />

lange – im Vergleich zu Family Farm geht es aber<br />

sehr schnell. Klicken Sie auf den Teller über dem<br />

Kopf eines Hungrigen, beginnt dieser zu essen und<br />

lässt sich gleich darauf wieder einsetzen. Wenn<br />

Sie wollen, kochen Sie auch Essen auf Vorrat:<br />

Dann wartet schon etwas in der Küche, wenn ein<br />

fleißiger Landarbeiter Hunger bekommt. Achten<br />

Sie aber darauf, nicht Ihre wertvollsten und womöglich<br />

gerade sehr knappen Rohstoffe für Essen<br />

zu verbraten. Doch wie finden Sie heraus, ob ein<br />

Rohstoff gerade knapp ist?<br />

Flüssig werden<br />

Das Symbol mit dem Gemüse rechts neben dem<br />

Tellersymbol zeigt den aktuellen Bestand an Rohstoffen<br />

an; Engpässe fallen so schnell auf. Zudem<br />

können Sie hier Rohstoffe, über die Sie in Hülle<br />

und Fülle verfügen, prima verkaufen. Das lohnt<br />

sich etwa bei Wolle, für die es im Spiel offenbar<br />

keinen wirklichen Verwendungszweck gibt, oder<br />

für Fisch und Fleisch. Diese Rohstoffe bringen<br />

tatsächlich auch Geld. Gemüse und Früchte zu<br />

verkaufen, lohnt sich weniger, und Sie brauchen<br />

das Zeug, um Tiere zu füttern, Felder zu bestellen<br />

usw. Da nicht alle Rohstoffe in das Fenster passen,<br />

klicken Sie rechts unten auf die Schaltfläche Weiter,<br />

um weitere Rohstoffe zu betrachten.<br />

Jobs<br />

Bleiben noch die Aufgaben: Läuft das System soweit,<br />

dass die grundlegende Nahrungsversorgung<br />

für die Spielfiguren funktioniert, gibt es viele Aufgaben<br />

zu erledigen, die das TODO-Icon links oben<br />

versammelt. Mit jedem neuen Level, den Ihre<br />

Spielfigur erreicht, schaltet das Spiel neue Aufgaben<br />

frei, und die Spielfigur erhält neue Möglichkeiten,<br />

kann etwa plötzlich Pferde züchten oder Ähnliches.<br />

Daneben gilt es, die weiter oben erwähnten<br />

Häuser und einige Denkmäler zu reparieren, die in<br />

der Landschaft stehen und Boni versprechen.<br />

Fazit<br />

Goodfolks tickt anders <strong>als</strong> Family Farm, ist aber<br />

durchaus ein würdiger Nachfolger. Es vereinfacht<br />

einige etwas umständliche Prozeduren des Vorläufers<br />

– manchmal aber ein bisschen zu sehr.<br />

Das offene Spiel haben sich die Fans gewünscht,<br />

wir vermissten aber zusätzliche Szenarien. Es gibt<br />

nur eine Welt, die sich (einmal erschlossen) nicht<br />

mehr ändert. Im Vorläufer gab es verschiedene<br />

Missionen mit unterschiedlich gestalteten Höfen,<br />

sodass der Spielspaß länger anhielt.<br />

Das ist aber neben einer etwas nachlässigen Übersetzung<br />

auch der Hauptkritikpunkt am Spiel – andere<br />

Dinge haben sich zum Positiven gewendet.<br />

Die Jahreszeiten fallen nun ebenso weg, wie das<br />

etwas lästige Mittagsritual. Da die Figuren keine<br />

individuellen Fähigkeiten mehr besitzen, müssen<br />

Sie diese auch nicht einzeln ansteuern, sondern<br />

ziehen einfach die nächstbeste Person zum Bearbeiten<br />

einer Aufgabe heran.<br />

Denken Sie beim Wort „Echtzeitstrategie“ jedoch<br />

an angestrengte Klickorgien: Keine Sorge, Sie finden<br />

nach und nach in Goodfolks hinein. Erst gegen<br />

Ende des Spiels, wenn die Zahl der bestellten<br />

Flächen, Tiere und Bauern ein Maximum erreicht,<br />

wird es etwas hektischer. Aber das macht dann<br />

auch den Spaß am Spiel aus. (kki) ●●●<br />

46 UBUNTU<br />

02/2013<br />

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Desktop<br />

Splashtop<br />

<strong>Ubuntu</strong> auf Tablets und Smartphones streamen<br />

Der Geist<br />

in der Maschine<br />

Thomas L. Raukamp<br />

Der <strong>Ubuntu</strong>-Desktop auf<br />

dem Tablet oder Smartphone?<br />

Mit Splashtop<br />

muss dies kein Traum<br />

bleiben: Die Streaming-<br />

App erlaubt den Remote-Zugriff<br />

auf Daten,<br />

Videos, Musik und ist<br />

endlich auch für <strong>Ubuntu</strong><br />

erhältlich. Thomas Raukamp<br />

1 Die Streaming-Software für Windows und OS X (im Bild)<br />

bietet wesentlich mehr sichtbare Funktionen <strong>als</strong> ihr noch junges<br />

<strong>Ubuntu</strong>-Gegenstück.<br />

Es ist immer dasselbe: Da haben Sie sich bestens<br />

auf die Präsentation vorbereitet, alle wichtigen<br />

Daten auf dem Tablet gespeichert – und dann fehlt<br />

beim Vorführen eine entscheidende Grafik, die Sie<br />

gestern noch einbauen wollten. Wäre es nicht so<br />

spät geworden, hätten Sie daran gedacht, nun aber<br />

schlummert sie auf dem Rechner im Büro.<br />

Jetzt wäre es gut, schnell und unkompliziert per<br />

Smartphone oder Tablet-PC auf den Rechner zuzugreifen.<br />

Möglich macht dies eine so genannte Remote-Desktop-Lösung,<br />

die den externen Systemzugang<br />

von einem anderen Computer aus gestattet.<br />

Im mobilen Bereich hat sich dabei Splashtop einen<br />

guten Ruf erarbeitet – wenn auch nur in der Windows-<br />

und Mac-Welt. Seit November steht jedoch<br />

auch <strong>Ubuntu</strong> auf der Liste der unterstützten Betriebssysteme<br />

– ein Zeugnis der Beharrlichkeit der<br />

Benutzergemeinde, die immer wieder eine kompatible<br />

Version forderte, wie Splashtop-CEO Mark<br />

Lee jüngst in einem<br />

Interview bekannte.<br />

LTS<br />

bevorzugt<br />

Eine Splashtop-Konfiguration<br />

besteht im<br />

Wesentlichen aus zwei<br />

Komponenten: erstens<br />

der Streaming-Software<br />

auf dem System, das<br />

Sie per Fernzugriff<br />

erreichen wollen, und<br />

zweitens aus der App<br />

auf dem Tablet-PC beziehungsweise<br />

auf dem<br />

Smartphone, über die<br />

der Zugriff stattfindet (siehe Kasten So funktioniert<br />

Splashtop). Während Sie die App für iPhone, iPad<br />

und Android-Systeme (sowie OS X und Windows)<br />

aus den jeweiligen App Stores installieren, wartet<br />

die Streaming-Software für Nutzer der LTS-Version<br />

12.04 in <strong>Ubuntu</strong>s Software-Center (siehe Kasten<br />

Preisgestaltung). Nutzen Sie die aktuelle Version<br />

12.10, müssen Sie hingegen ein Debian-Paket von<br />

der Entwickler-Webseite [1] herunterladen und<br />

installieren – dazu genügt ein Doppelklick auf die<br />

deb-Datei. Zusätzlich müssen Sie den x264-Video-<br />

Encoder nachinstallieren. Dazu geben Sie im<br />

Software-Center x264 ein, klicken unten auf Technische<br />

Dateien anzeigen und spielen die Pakete x264<br />

sowie libx264-120 auf den Rechner.<br />

Verwendeten frühe Versionen von Splashtop für<br />

das Streaming noch Googles Serverdienste, verfügt<br />

der Anbieter seit Version 2 über eine eigene Technologie,<br />

was die Handhabung vereinfacht, eine<br />

bessere Leistung ermöglicht, aber das Einrichten<br />

eines eigenen Splashtop-Kontos erzwingt. Die<br />

Firma verlangt jedoch lediglich die Angabe einer<br />

E-Mail-Adresse und eines Kennworts; Sie erstellen<br />

das Konto beim Erststart der Mobilapp.<br />

So funktioniert Splashtop<br />

Splashtops Streaming-Software schickt die Daten von<br />

dem zu steuernden <strong>Ubuntu</strong>-Rechner in Form von enkodierten<br />

Pixelinformationen zunächst an einen externen<br />

Server, der sie wiederum an das verbundene Endgerät<br />

leitet. Dieses sendet auf dem umgekehrten Weg die<br />

Steuerkommandos zurück. Beim Anwender kommt<br />

quasi ein Streaming-Video an, auf das er interaktiv in<br />

Echtzeit einwirkt. Für die nötige Datensicherheit sorgt<br />

ein SSL-Protokoll mit 256-Bit-AES-Verschlüsselung.<br />

48 UBUNTU<br />

02/2013<br />

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Splashtop<br />

Desktop<br />

Lasst den Zauber beginnen!<br />

Nach dem Aufruf der Streaming-Software von<br />

Splashtop über das Dash offeriert diese ein Eingabefenster<br />

für die eben festgelegten Einwahldaten.<br />

Die Versionen für Windows und OS X wirken eleganter<br />

(Abbildung 1), dafür lässt sich Splashtop<br />

unter Linux mit Hilfe einer Konfigurationsdatei<br />

im Home-Verzeichnis ($HOME/​.config/​splashtopstreamer/​.SplashtopStreamer.rc)<br />

optimieren (etwa<br />

die Frame-Rate des Streams).<br />

Passen E-Mail-Adresse und Kennwort, stellt der<br />

Streamer die Verbindung zu den Splashtop-Servern<br />

her und überträgt seine Daten in Echtzeit. Melden<br />

Sie sich nun mit der App auf Ihrem Tablet oder<br />

Smartphone an, listet diese den angemeldeten<br />

Rechner mitsamt Gerätenamen auf. Nun kommt<br />

der große Moment: Nach der Auswahl des gewünschten<br />

Eintrags stellt die Splashtop-App die<br />

Verbindung zwischen beiden Geräten her und zaubert<br />

ein <strong>Ubuntu</strong> auf den kleinen Bildschirm. Eine<br />

Hilfefunktion erklärt die wichtigsten Gesten und<br />

Elemente des Remote-Desktop-Clients und wartet<br />

danach in einer Funktionsleiste (Abbildung 2) am<br />

rechten unteren Bildschirmrand. Je nach Größe<br />

des Displays und der gewählten Auflösung bildet<br />

die App zumeist nicht den gesamten Bildschirm<br />

ab, weshalb Sie in horizontaler Richtung oft mit<br />

dem Finger scrollen müssen. Es erstaunt jedoch,<br />

wie gut sich auf einem 7-Zoll-Tablet arbeiten lässt<br />

– hier zahlen sich die Piktogramme der Unity-<br />

Startleiste sowie des Dash aus. Kleinere Elemente<br />

erreichen Sie über das gewohnte Heranzoomen<br />

Preisgestaltung<br />

Splashtop nutzen Sie im eigenen WLAN-Netzwerk<br />

kostenlos. Wollen Sie von externen Netzwerken und<br />

Mobilfunknetzen auf den eigenen Rechner zugreifen,<br />

müssen Sie ein „Anywhere Access Pack“ abonnieren,<br />

für das entweder 16,99 US-Dollar im Jahr beziehungsweise<br />

1,99 US-Dollar pro Monat anfallen. Die Apps für<br />

Android- und iPhone-Geräte gibt es wie die Streaming-<br />

Software für <strong>Ubuntu</strong> kostenlos. Eine spezielle iPad-<br />

Variante kostet hingegen 2,99 US-Dollar.<br />

3 Für Texteingaben klappt die unter dem jeweiligen mobilen Betriebssystem<br />

festgelegte Standardtastatur auf.<br />

2 Die Funktionsleiste zeigt die verfügbaren Optionen und ihre Bedeutung an.<br />

mit zwei Fingern, Benutzereingaben lassen die<br />

Standardtastatur von iOS bzw. Android aufklappen.<br />

Das Tippen langer Texte ist damit bekanntlich<br />

keine Freude, für die Adresseingabe im Webbrowser<br />

langt es aber (Abbildung 3).<br />

Mobile Performance<br />

Die tatsächliche Leistung von Splashtop hängt<br />

stark von den technischen Voraussetzungen ab.<br />

Dazu gehört etwa die Verbindungsgeschwindigkeit<br />

ins Internet: Auf Smartphones und Tablets ist<br />

diese im WLAN deutlich höher <strong>als</strong> im Mobilfunknetz;<br />

Desktoprechner übertragen ihre Daten am<br />

schnellsten via Kabel.<br />

Doch auch die Hardware spielt eine Rolle: Im Test<br />

konnten wir zwar auf einem angestaubten Think-<br />

Pad X31 mit Pentium-M-Prozessor problemlos<br />

arbeiten, beim Übertragen großer Datenmengen<br />

(Videos, grafiklastige Spiele etc.) kamen beim Tablet<br />

aber keine flüssigen Bilder mehr an – zudem<br />

blieb die Audiospur oft stumm. Mit zeitgemäßer<br />

Hardware und einer guten Netzwerkverbindung<br />

zaubert Splashtop selbst HD-Videos mit nur geringer<br />

Verzögerung auf den mobilen Schirm und<br />

erlaubt flüssiges Spielen. Doch bei datenintensiven<br />

Apps gilt auch beim eingesetzten Mobilgerät: je<br />

schneller, desto besser.<br />

Fazit<br />

Es macht Spaß, mit Splashtop<br />

den gewohnten <strong>Ubuntu</strong>-Desktop<br />

auf einem Tablet zu nutzen,<br />

bekannte Programme zu verwenden,<br />

Videos und DVDs zu<br />

streamen und für Mobilplattformen<br />

nicht verfügbare Spiele zu<br />

nutzen. Besonders die einfache<br />

Installation und Konfiguration<br />

überzeugen. Würde der Anbieter<br />

noch etwas Arbeit in<br />

das Streamer-Fenster stecken,<br />

würde <strong>Ubuntu</strong> zur wohl besten<br />

Plattform für den Remote-Desktop<br />

mutieren. (kki) ●●●<br />

Infos<br />

[1] Splashtops Streaming-<br />

Software für <strong>Ubuntu</strong>:<br />

[http:// www. splashtop.​<br />

com/ streamer/ linux#​<br />

download]<br />

[2] Vinagre:<br />

[http:// projects. gnome.​<br />

org/ vinagre]<br />

[3] Remmina:<br />

[http:// remmina.​<br />

sourceforge. net/]<br />

[4] TeamViewer:<br />

[http:// www. teamviewer.​<br />

com/ de/ download/ linux.​<br />

aspx]<br />

Splashtop-Alternativen<br />

* Vinagre, ein VNC-Client für den<br />

Gnome-Desktop [2]<br />

* Remmina, ein Remote-Desktop-<br />

Client in für VNC und SSH [3]<br />

* TeamViewer, einer der verbreitetsten<br />

Remote-Desktops [4]<br />

www.ubuntu-user.de 02/2013<br />

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49


Desktop<br />

KDE<br />

Miniprogramme im Test<br />

Feng Yu, Fotolia.com<br />

Für jeden etwas<br />

Eine der Besonderheiten<br />

des KDE-Desktops sind<br />

die verfügbaren Miniprogramme,<br />

die zahlreiche<br />

nützliche Aufgaben erledigen.<br />

Wir stellen einige<br />

interessante Desktop-<br />

Widgets vor. Kristian Kißling<br />

Im Prinzip sind die Miniprogramme (auch Plasmoiden<br />

genannt) von KDE eine gute Idee: Die<br />

kleinen Helfer bevölkern den KDE-Desktop und<br />

versorgen Sie über zahlreiche transparente Fenster<br />

mit den verschiedensten Informationen. Sie prüfen<br />

zum Beispiel, ob neue E-Mails angekommen sind,<br />

schauen nach dem Wetter in Ihrer Gegend, zeigen<br />

Bilder aus Ihrer Fotosammlung oder lassen Sie mit<br />

Freunden auf Facebook plaudern.<br />

Kubuntu 12.10 hat eine ganze Reihe von Miniprogrammen<br />

an Bord. Diese installieren Sie, indem<br />

Sie rechts unten auf die gelbe Bohne klicken. Nun<br />

öffnet sich ein Extrabereich, der unter anderem<br />

dazu dient, die Kontrollleiste von KDE einzurichten.<br />

Klicken Sie aber auf Miniprogramme hinzufügen,<br />

erscheinen eine Reihe von Plasmoiden<br />

(Abbildung 1), die Sie per Drag & Drop auf den<br />

Desktop ziehen.<br />

Zum Konfigurieren der Desktophelfer bewegen<br />

Sie den Mauszeiger über ein Miniprogramm. Eine<br />

kleine Leiste fährt heraus, die in den meisten<br />

Fällen auch ein Schraubenschlüssel-Symbol anzeigt.<br />

Sie klicken auf dieses, um das Plasmoid zu<br />

konfigurieren. Halten Sie nach einem Mausklick<br />

auf den Anfasser eines Miniprogramms die linke<br />

Maustaste gedrückt, bewegen Sie das zugehörige<br />

Fenster über die Desktopoberfläche und lassen es<br />

an einem passenden Ort fallen.<br />

Oberhalb der Reihe von Miniprogrammen, die<br />

Kubuntu von Haus aus mitbringt, sehen Sie auch<br />

eine kleine Schaltfläche mit der Inschrift Neue Miniprogramme<br />

holen: Im Internet warten noch zahlreiche<br />

weitere Plasmoiden, die Sie wie in einem<br />

Paketmanager einfach herunterladen und installieren<br />

– so jedenfalls die Theorie (Abbildung 2).<br />

Ärger im Paradies<br />

In der Praxis sieht das Ganze etwas anders aus.<br />

Die Entwickler des Desktops überprüfen nicht,<br />

welche Miniprogramme mit einer KDE-Version<br />

funktionieren und welche nicht. Einige der Plasmoiden<br />

sind uralt und starten nicht, weil KDE bestimmte<br />

Voraussetzungen nicht erfüllt. So steht im<br />

Detailtext eines Miniprogramms, dass es mit KDE<br />

4.2 getestet wurde. Aktuell ist KDE 4.8; die Software<br />

wurde demnach 2009 zuletzt angefasst. Andere<br />

Miniprogramme laufen zwar, tun aber nicht<br />

das, was sie zu können vorgeben. Solche Dinge<br />

trüben schnell den positiven ersten Eindruck.<br />

Praktischer wäre es, wenn die im Internet angebo-<br />

1 Viele Plasmoiden hält Kubuntu 12.10 bereits in Reserve. Sie aktivieren die für Sie nützlichen Exemplare via Drag & Drop.<br />

50 UBUNTU<br />

02/2013<br />

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user


KDE<br />

Desktop<br />

tenen Miniprogramme KDE-Versionen zugeordnet<br />

wären, unter denen sie sicher funktionieren – das<br />

erspart dem Anwender ein Herumprobieren.<br />

Neben den mitgelieferten und den über das Internet<br />

herunterladbaren Exemplaren finden Sie auch<br />

auf Webseiten wie [http://kde‐apps. org/] Miniprogramme,<br />

deren Qualität jedoch variiert. Einige<br />

Programme müssen Sie aus dem Quellcode übersetzen,<br />

für andere gibt es Debian-Pakete.<br />

It’s magic!<br />

Zu den funktionierenden Miniprogrammen gehört<br />

Magic Folder, das auf dem Desktop einen großen<br />

grünen Ordner erzeugt. Sämtliche Dateien, die Sie<br />

auf diesen Ordner schieben, landen automatisch in<br />

einem zur Endung passenden Verzeichnis: Videos<br />

landen <strong>als</strong>o unter /home/​{BENUTZER}/​Videos,<br />

Musik unter /home/​{BENUTZER}/​Musik und so<br />

weiter. Die Idee dahinter: Sie legen zukünftig Dateien<br />

aus dem Internet auf dem Desktop ab, und<br />

der Magische Ordner sortiert sie ein.<br />

Welche Dateien wo landen, definieren Sie selbst.<br />

Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf den<br />

Ordner und wählen Einstellungen für „Magischer<br />

Ordner“. Im Konfigurationsdialog definieren Sie<br />

die Filter. Klicken Sie auf das leere Blatt mit dem<br />

grünen Plussymbol, sehen Sie etwa den Eintrag<br />

Videodateien. Voreingestellt sind zudem Profile für<br />

Bilddateien, Textdateien sowie Audiodateien.<br />

Wählen Sie das Profil Videodateien aus, erscheinen<br />

im Fenster darunter die Endungen für viele<br />

verschiedene Videoformate, die Sie in der Zeile<br />

Suchausdruck um eigene Formate erweitern (Abbildung<br />

3). Wo diese Dateien landen, definieren<br />

Sie in der Zeile neben Ziel, in der Sie den absoluten<br />

Pfad zum Wunschordner eintragen. Es besteht<br />

auch die Möglichkeit, eine Datei direkt an ein bestimmtes<br />

Programm weiterzureichen, doch dafür<br />

müssen Datei und Programm einige Bedingungen<br />

erfüllen, zu denen Sie mehr erfahren, wenn Sie<br />

auf das Symbol mit dem Rettungsring klicken.<br />

Trotz des hilfreichen Ansatzes gibt es einige<br />

Fälle, bei denen der Magische Ordner eher wenig<br />

bringt. Archive müssen Sie zum Beispiel explizit<br />

entpacken, um die<br />

Inhalte nach Dateiendungen<br />

zu sortieren.<br />

Zudem werfen<br />

viele Benutzer ihre<br />

Bilder nicht einfach<br />

in ein Verzeichnis,<br />

sondern definieren<br />

zusätzlich Unterordner,<br />

die zum<br />

Beispiel Urlaub 2010<br />

heißen oder Ähnliches.<br />

In diesem Fall<br />

müssten Sie sehr<br />

detaillierte Regeln<br />

aufstellen, damit<br />

der Magische Ordner<br />

funktioniert.<br />

2 Über „Neue Miniprogramme holen“ landen Sie in einer Art Paketmanager<br />

für Miniprogramme. Ob diese funktionieren, ist häufig Glückssache.<br />

3 Der „Magische Ordner“ steckt Dateien automatisch<br />

in die passenden Ordner, wenn Sie ihn damit bewerfen.<br />

Welche das sind, definieren Sie im Vorfeld.<br />

Das AppMenu QML<br />

Ein schönes Miniprogramm heißt AppMenu QML<br />

und lässt sich ebenfalls über den eingebauten<br />

Paketmanager von Plasma installieren. Es handelt<br />

sich um ein Anwendungsmenü, welches das standardmäßig<br />

verwendete K-Menü ersetzen kann und<br />

dabei vor allem durch seine Performance glänzen<br />

will. Es sieht wie eine abgespeckte Version des<br />

alternativen K-Menü-Miniprogramms Lancelot aus,<br />

soll aber nach Auffassung der Macher sehr viel<br />

schneller sein (Abbildung 5).<br />

Auf unserem schnellen Testrechner fiel das nicht<br />

weiter auf; auf älteren Geräten könnte der Einsatz<br />

des alternativen App-Menüs Sinn ergeben. Klicken<br />

Sie auf das Herzchen neben einem Eintrag, landet<br />

dieses Programm im Bereich Favoriten. Auch die<br />

geliebte Suchleiste fehlt nicht: Sie funktioniert<br />

sogar besser <strong>als</strong> im Standardmenü, weil Sie das<br />

Suchergebnis über [Pfeil runter] erreichen.<br />

Negativ fiel auf, dass Sie einige der Programmkategorien<br />

nur mit Hilfe eines Scrollbalkens erreichen.<br />

Das gelingt recht gut, wenn Sie das Scrollrad Ihrer<br />

Maus nutzen, wird aber mühselig, wenn die Maus<br />

kein Scrollrad besitzt.<br />

Dienstplan<br />

Schön ist auch der Service Monitor:<br />

Er zeigt Ihnen, welche<br />

Dienste gerade laufen, etwa<br />

CUPS oder Cron. Per Mausklick<br />

schalten Sie die Dienste nach<br />

Eingabe des Benutzerpassworts<br />

ein und aus. Das Feature dürfte<br />

vor allem Admins und Entwicklern<br />

gefallen.<br />

Welche Dienste das Miniprogramm<br />

verwaltet, legen Sie<br />

recht einfach in den Einstellungen<br />

fest (Abbildung 4).<br />

In diesem Fall sehen Sie zwei<br />

Bereiche: Einer zeigt die über-<br />

www.ubuntu-user.de 02/2013<br />

UBUNTU<br />

user<br />

51


Desktop<br />

KDE<br />

6 Facebook auf dem Desktop: Das<br />

Miniprogramm könnte noch etwas<br />

ausgefeilter sein, beherrscht aber<br />

einige grundlegende Dinge.<br />

wird womöglich das Facebook-<br />

Plasmoid zusagen, das sich<br />

in der Liste der vorhandenen<br />

Miniprogramme befindet. Sie<br />

melden sich mit den gewohnten<br />

Facebook-Anmeldedaten<br />

an und sehen die Seite dann<br />

in einem größenverstellbaren<br />

Fenster (Abbildung 6). Hier<br />

lassen sich nicht nur die aktuellen<br />

Einträge im Auge behalten,<br />

sondern auch Kommentare betrachten<br />

und verfassen.<br />

Leider konnten wir nicht herausfinden,<br />

wie oft das Miniprogramm<br />

die Facebook-Seite<br />

4 Über den praktischen Service Monitor schalten Sie wichtige Systemdienste<br />

einfach grafisch und per Mausklick ein und aus. Die Liste der unter-<br />

das nicht zu sein. Das führt<br />

aktualisiert – sehr oft scheint<br />

stützten Dienste lässt sich zudem erweitern.<br />

dazu, dass Sie neue Kommentare<br />

erst sehen, wenn Sie das<br />

Plasmoid explizit neu laden ([F5]). Voreinstellungen,<br />

um eine feste Frequenz einzurichten, fehlen<br />

leider. Entfernen Sie das Plasmoid vom Desktop,<br />

müssen Sie die Anmeldedaten neu eingeben.<br />

5 Schlanker und schneller soll das in JavaScript geschriebene<br />

Anwendungsmenü AppMenu QML sein.<br />

wachten Dienste an, der andere die verfügbaren<br />

Dienste. Die grünen Buttons im rechten Bereich<br />

symbolisieren die installierten Dienste. Die klicken<br />

Sie an und schieben sie über den nach links weisenden<br />

Pfeil auf die andere Seite.<br />

In der rechten Liste befinden sich bereits eine<br />

ganze Reihe von Diensten, doch die Liste lässt<br />

sich noch erweitern. Dazu klicken Sie im linken<br />

Bereich auf den Reiter Quellen<br />

verwalten. Hier sehen Sie die<br />

XML-Dateien, aus denen das<br />

Plasmoid seine Informationen<br />

über Dienste bezieht. Über das<br />

Register Eigene Dienste lassen<br />

sich zudem benutzerdefinierte<br />

Services ergänzen. Ein Demo-<br />

Eintrag zeigt, welche Informationen<br />

Sie eintragen müssen.<br />

Facebook<br />

Alle lieben Facebook! Naja,<br />

nicht alle, aber viele Anwender<br />

nutzen das soziale Netzwerk<br />

nach wie vor intensiv. Ihnen<br />

Das Wetter<br />

Als Wetterstation gut funktioniert hat im Test das<br />

Miniprogramm Wetterbericht, das bereits in der<br />

Standardauswahl steckt. Für Berlin stehen gleich<br />

mehrere Wetterstationen zu Auswahl. Das Widget<br />

holt neben den Temperaturwerten auch Daten<br />

zum Luftdruck, zur Windgeschwindigkeit und zur<br />

Sichtweite aus dem Internet. Wer Fahrenheit <strong>als</strong><br />

Messeinheit bevorzugt, der kann das ebenso einstellen<br />

wie die Einheit der Windgeschwindigkeit.<br />

Diese Infos zeigt das Plasmoid an, wenn Sie in der<br />

Anzeige auf Details klicken. Einziger Schwachpunkt:<br />

Sie sehen stets die Wettervorhersage für die<br />

nächsten drei Tage, nicht aber für nur einen Tag.<br />

Online Photo Effects Client<br />

Auch der Online Photo Effects Client ist kein fester<br />

Bestandteil der verfügbaren Plasmoiden, sondern<br />

lässt sich über Miniprogramme hinzufügen<br />

7 Photofunia.com lässt Sie zum Beispiel <strong>als</strong> schlecht gelaunten Diktator<br />

von einem Propagandaplakat herunterstarren.<br />

52 UBUNTU<br />

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user


nachholen. Es handelt<br />

sich eher um ein Spaßprogramm,<br />

das den Webdienst<br />

​[http://photofunia.​<br />

com/] verwendet. Über<br />

ihn lassen sich Porträts<br />

von Menschen auf mehr<br />

oder wenige witzige<br />

Weise verfremden (Abbildung<br />

7).<br />

Sie wählen links zunächst<br />

8 Der Systemmonitor lässt sich durch den gewünschten Filter<br />

Komponenten erweitern und erlaubt ein aus und rechts über einen<br />

gewisses Maß an Feintuning.<br />

Klick auf das kleine blaue<br />

Icon ein passendes Porträtfoto.<br />

Das Miniprogramm zeigt dann in dem leeren Bereich ein<br />

Foto an, das Ihr Porträt und den Effekt mischt. Über das Diskettensymbol<br />

speichern Sie das Resultat und senden es an Freunde.<br />

News<br />

Trotz Twitter, Facebook und Co. bieten viele Webseiten noch<br />

immer RSS-Feeds an, um es ihren Lesern zu erlauben, möglichst<br />

komfortabel auf dem neuesten Stand zu bleiben und immer die<br />

aktuellsten Nachrichten auf ihren Desktop zu bekommen. Alles,<br />

was die Leser dazu brauchen, ist ein RSS-Feedreader. Der KDE-<br />

Desktop bringt einen solchen <strong>als</strong> Miniprogramm mit, das sich<br />

schlicht News nennt. Mit seiner Hilfe abonnieren Sie Feeds, die in<br />

einem Fenster direkt auf dem Desktop erscheinen.<br />

Über die Einstellungen gelangen Sie zunächst zum Reiter Allgemein,<br />

in dem Sie ein Aktualisierungsintervall (ab 1 Minute)<br />

einstellen, gemäß dem das Miniprogramm nach neuen Informationen<br />

schaut. Im Reiter Nachrichtenquellen ergänzen Sie weitere<br />

RSS-Feeds, die Sie aus der URL-Leiste des Browsers kopieren.<br />

Das News-Fenster sortiert die Feeds dabei nach ihrem Veröffentlichungsdatum.<br />

Ein Klick auf einen Eintrag öffnet den kompletten<br />

Artikel im Browserfenster.<br />

Systemmonitor<br />

Ein Systemmonitor zeigt Ihnen die aktuelle Auslastung der Rechnerkomponenten<br />

grafisch an. Er visualisiert beispielsweise die Belastung<br />

der CPU(s), die Zugriffe auf die Festplatte, die verwendete<br />

Bandbreite im Netzwerk und liefert allgemeine Hardwareinformationen.<br />

Es gibt verschiedene Systemmonitore; wir haben den<br />

mitgelieferten Monitor gleichen Namens getestet.<br />

Sie finden ihn unter den Miniprogrammen und lassen ihn per<br />

Drag & Drop auf den Desktop fallen. Anfangs sehen Sie nur eine<br />

Reihe von grau unterlegten Icons, die Sie dann je nach Bedarf per<br />

Mausklick aktivieren. Jedes Icon liefert bestimmte Informationen<br />

zu den Systemkomponenten. Das Plasmoid wird <strong>als</strong>o länger,<br />

wenn Sie mehrere Dienste aktivieren (Abbildung 8).<br />

Über die Einstellungen verändern Sie die Standardwerte die der<br />

Monitor nach dem Start anzeigt. Klicken Sie beispielsweise im<br />

linken Bereich des Konfigurationsfensters auf Prozessoren, dürfen<br />

Sie <strong>als</strong> Besitzer eines Mehrkern-Rechners auch einzelne Prozessoren<br />

ankreuzen. Anschließend müssen Sie aber im oberen Bereich<br />

das Prozessorsymbol neu aktivieren. Im Register Schnittstellen<br />

wählen Sie nur die tatsächlich genutzte Netzwerkschnittstelle<br />

aus, <strong>als</strong>o meist entweder wlan0 oder eth0. Die Überwachung der<br />

Festplattenbelegung weiten Sie bei Bedarf vom Root-Dateisystem<br />

auf andere Partitionen aus. (kki) <br />

●●●<br />

Kurse & Urlaub<br />

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verstehen lernen. Oder wie wäre es mit Python, die<br />

Programmiersprache auf die Google setzt? Stöbern Sie doch<br />

einfach mal in unserem Kursprogramm im Internet. Neben<br />

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Sprachen wie Perl, C, C++, Tcl/Tk, Java, Bash, PHP und<br />

viele andere: www.bodenseo.de<br />

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bodenseo will, dass Lernen Spaß macht und schnell geht.<br />

Deshalb sind alle Kurse sorgfältigst auf die jeweilige<br />

Zielgruppe abgestimmt. Wir legen großen Wert darauf, dass<br />

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Telefon<br />

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www.ubuntu-user.de


Software<br />

AirDroid<br />

Android und <strong>Ubuntu</strong><br />

Luftpost<br />

Mit AirDroid laden Sie<br />

auf komfortable Weise<br />

Fotos, Videos und Musik<br />

von Ihrem Android-<br />

Smartphone über den<br />

Browser auf den Desktoprechner.<br />

Kristian Kißling<br />

1 Starten Sie die App AirDroid, und hängen<br />

das Smartphone und der PC im selben Netzwerk,<br />

greifen Sie über den Browser auf die<br />

Handydaten zu.<br />

Solange Sie noch auf das Erscheinen<br />

des ersten offiziellen<br />

<strong>Ubuntu</strong>-Telefons warten, vertreiben<br />

Sie sich die Zeit ja eventuell<br />

mit einem Android-Gerät.<br />

Das Herunterladen der Dateien<br />

vom Smartphone ist zwar einfach,<br />

doch brauchen Sie dafür ein passendes<br />

USB-Kabel, das Daten überträgt.<br />

Zudem müssen Sie sich durch das<br />

Android-Dateisystem hangeln.<br />

Vergessen Sie Ihr Kabel einmal, gelangen Sie<br />

nur umständlich an die Daten auf dem Smartphone.<br />

Hier kommt AirDroid ins Spiel: Die kostenlose<br />

App erlaubt es, Ihre Handydaten über das<br />

lokale Netzwerk mit Ihrem Rechner abzugleichen.<br />

Da Sie über den Browser auf die Daten zugreifen,<br />

funktioniert der Weg auch in fremden Netzwerken<br />

und betriebssystemunabhängig. Voraussetzung<br />

ist lediglich, dass Ihr Handy sich im lokalen Netzwerk<br />

anmelden darf.<br />

Ready for Take-off<br />

Getestet haben wir mit einem Samsung Galaxy S,<br />

auf dem CyanogenMod 10 läuft, was einem Android<br />

in Version 4.1 entspricht. Die Screenshotfunktion<br />

von AirDroid lässt sich nicht nutzen,<br />

wenn Sie das vorinstallierte Android verwenden,<br />

weil Sie dafür einen Root-Zugriff<br />

auf das System benötigen.<br />

Sie installieren AirDroid über Google Play<br />

und starten die App anschließend. Üblicherweise<br />

verlangt sie <strong>als</strong> Erstes, dass Sie<br />

sich mit dem Handy per WLAN im lokalen<br />

Netzwerk anmelden. Auch eine UMTS-<br />

Option gibt es: Das Synchronisieren über<br />

das Internet klappt problemlos, ist aber<br />

weniger sicher. Klicken Sie jedoch auf das<br />

orangefarbene Register Secure auf der Webseite,<br />

um HTTPS zu nutzen, wirkt sich das<br />

unter Umständen negativ auf die Übertragungsgeschwindigkeit<br />

aus. Egal, welchen<br />

Weg Sie wählen: Sobald das Handy ein<br />

Netzwerk entdeckt, zeigt es eine Internetadresse<br />

sowie ein Passwort an, über die Sie<br />

auf das Smartphone zugreifen.<br />

Browser vorbereiten<br />

Sie rufen nun unter <strong>Ubuntu</strong> (oder auf einem<br />

anderen System) einen Browser auf<br />

und geben die IP-Adresse mitsamt Portnummer<br />

ein, um das Smartphone über<br />

das lokale<br />

Netzwerk zu erreichen.<br />

Zusätzlich finden Sie eine über das Internet<br />

erreichbare Adresse vor, etwa [http:// web. airdroid.​<br />

com/] (Abbildung 1).<br />

Im ersten Fall erscheint nach der Eingabe der IP-<br />

Adresse ein kleines Fenster und fragt Sie nach dem<br />

Passwort. Das sehen Sie ja auf dem Smartphone:<br />

Tippen Sie es einfach ab (in Großbuchstaben),<br />

landen Sie im AirDroid-Dashboard.<br />

Es gibt aber noch weitere Optionen, die Sie vor<br />

der Passworteingabe aktivieren können. Über den<br />

Link Languages unten links stellen Sie zum Beispiel<br />

die Sprache auf Deutsch um. Legen Sie Wert<br />

auf eine sichere lokale Verbindung über HTTPS,<br />

setzen Sie unterhalb der Passworteingabe noch ein<br />

Häkchen bei der entsprechenden Option. In diesem<br />

Fall öffnet sich ein Fenster und erklärt Ihnen,<br />

wie Sie an das zugehörige Zertifikat gelangen. Der<br />

Browser Firefox zeigt in diesem Fall etwa nach der<br />

Passworteingabe eine Zertifikatswarnung an. Sie<br />

klappen dann den Link Ich kenne das Risiko aus<br />

und klicken auf Ausnahmen hinzufügen. In dem<br />

Fenster, das nun auftaucht, setzen Sie ein Häkchen<br />

bei Diese Ausnahme dauerhaft speichern und<br />

klicken auf Sicherheits-Ausnahmeregel bestätigen<br />

(Abbildung 2). Sie landen nun, wenn das Passwort<br />

stimmt, ebenfalls im Dashboard von AirDroid<br />

(Abbildung 3).<br />

Fotos, Videos und Musik<br />

Das Dashboard von AirDroid bietet eine Reihe von<br />

Funktionen an, von denen Sie vermutlich nicht<br />

alle brauchen werden und von denen im Test<br />

auch nicht alle einwandfrei liefen. Ein Beispiel:<br />

Klicken Sie unter <strong>Ubuntu</strong> 12.10 im Browserfenster<br />

von Firefox auf Fotos, erblicken Sie die mit Ihrer<br />

Kamera geschossenen Aufnahmen. Um sie alle<br />

herunterzuladen, klicken Sie auf Alle auswählen<br />

und dann auf Download. Die Software stellt jetzt<br />

Oxana Lebedeva, 123rf.com<br />

56 UBUNTU<br />

02/2013<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


AirDroid<br />

Software<br />

ein ZIP-Archiv zusammen, das<br />

Sie im Idealfall auf Ihrem Desktoprechner<br />

speichern. Im Test<br />

patzte die Funktion, und das<br />

Archiv war am Ende nicht einmal<br />

1 MByte groß. Bewegen Sie<br />

den Mauszeiger hingegen auf ein<br />

Einzelfoto, lässt es sich über das<br />

zugehörige Piktogramm herunterladen.<br />

Dieser Weg ist bei einer<br />

großen Zahl von Fotos jedoch<br />

recht mühselig.<br />

Alternativ klicken Sie im Dashboard<br />

auf Dateien und durchsuchen<br />

im Dateimanager von<br />

AirDroid die SD-Karte des Handys<br />

nach einem Ordner namens<br />

DCIM. Hier finden Sie meist alle gespeicherten<br />

Fotos und markieren diese über [Strg]+[A]. Der<br />

Klick auf Download erstellt ein ZIP-Archiv, das Sie<br />

lokal ablegen und das sämtliche Fotos enthält.<br />

Auch Videos spielen Sie theoretisch direkt aus<br />

dem AirDroid-Dateimanager ab, allerdings reagierte<br />

<strong>Ubuntu</strong> hier mit einer Fehlermeldung, weil<br />

es die passenden Codecs nicht fand (Referenz:<br />

Multimedia). In diesem Fall hilft es, das Video herunterzuladen,<br />

indem Sie den Mauszeiger darüber<br />

bewegen und es lokal aufrufen. Das Abspielen von<br />

Musik funktionierte hingegen problemlos. Klicken<br />

Sie dazu im Dashboard auf den Ordner Musik,<br />

erscheint neben jedem Song ein kleines Icon, um<br />

diesen abzuspielen oder herunterzuladen. Über<br />

das kleine Zahnrad lässt sich ein Song sogar <strong>als</strong><br />

Klingelton setzen, was sehr praktisch ist. Eine<br />

Playlist können Sie zwar nicht einrichten, aber das<br />

ist wohl auch nicht der Sinn der App.<br />

Apps, Screenshots und<br />

Kommunikation<br />

Wollen Sie auf Ihrem Handy CyanogenMod ohne<br />

Google-Zutaten betreiben, benötigen Sie von allen<br />

Apps die passenden APK-Pakete. Bevor Sie umsteigen,<br />

gelangen Sie über AirDroid an diese Pakete.<br />

Dazu klicken Sie im Dashboard auf Apps, kreuzen<br />

die Apps an, die Sie brauchen, und laden diese<br />

herunter. Besitzen Sie bereits APK-Pakete, erlaubt<br />

die Anwendung, diese zu installieren.<br />

Über Kontakte, Anrufprotokolle und Nachrichten<br />

gelangen Sie zu Ihrem Adressbuch, zur Anrufliste<br />

und zu den verschickten und empfangenen SMS.<br />

Nicht nur senden Sie SMS direkt über das Webinterface,<br />

Sie bearbeiten hier auch die vorhandenen<br />

Einträge. An dieser Stelle würde man sich noch<br />

wünschen, dass sich die gezeigten Informationen<br />

exportieren ließen, um zum Beispiel ein Backup<br />

anzulegen, aber dafür gibt es andererseits spezielle<br />

Backup-Lösungen.<br />

Schließlich beherbergt AirDroid noch ein Screenshotfeature,<br />

das jedoch Root-Rechte benötigt.<br />

Klicken Sie auf das zugehörige Icon, erscheint die<br />

2 Wollen Sie sich sicher über HTTPS mit AirDroid verbinden, muss Firefox<br />

ein Zertifikat akzeptieren.<br />

Oberfläche Ihres Smartphones in einem Fenster,<br />

und Sie navigieren zu einer beliebigen App und<br />

nehmen von ihr ein Bildschirmfoto auf (Abbildung<br />

3). Ein blinkendes Icon weist Sie darauf hin, dass<br />

AirDroid über Root-Rechte verfügt.<br />

Interessant ist auch der kleine URL-Balken auf<br />

der rechten Seite: Über ihn rufen Sie auf dem<br />

Smartphone eine Webseite auf, wobei spontan<br />

kein Fall einfällt, in dem so ein Feature nötig wäre.<br />

Das Telefon-Widget oben rechts gibt schließlich<br />

noch eine Statistik aus, die verrät, was für Daten<br />

auf Ihrem Telefon schlummern, <strong>als</strong>o die Zahl der<br />

Nachrichten, Fotos, Apps usw.<br />

Fazit<br />

Zwar kommen Sie auch über ein USB-Kabel an<br />

Ihre Handydaten, aber AirDroid ist komfortabler,<br />

weil es zugleich eine einfache Navigation anbietet<br />

und Sie sich eben nicht über Nautilus durch<br />

sämtliche Ordner wühlen müssen, um die Daten<br />

zu finden. Auch in fremden Netzwerken erweist<br />

sich AirDroid <strong>als</strong> eine schnelle Möglichkeit, Daten<br />

auszutauschen oder einfach Fotos auf dem großen<br />

Bildschirm zu betrachten, ohne sich lange mit<br />

Konfigurationsproblemen zu plagen. (kki) ●●●<br />

3 Das Dashboard von AirDroid erlaubt den Download von Multimediainhalten, das Bearbeiten<br />

von Kontakten, die Aufnahme von Screenshots und vieles mehr.<br />

Referenz<br />

Multimedia: Ab Seite 22 lesen<br />

Sie, welche Codecs Sie installieren<br />

müssen, damit <strong>Ubuntu</strong> die gängigen<br />

Videoformate abspielt.<br />

www.ubuntu-user.de 02/2013<br />

UBUNTU<br />

user<br />

57


Software<br />

Jitsi<br />

Chatten und (Video-)Telefonie mit Jitsi<br />

Abhörsicher<br />

plaudern<br />

Instant Chat<br />

Jitsi präsentiert sich wie die meisten Instant<br />

Messenger: Ein Fenster zeigt die so genannte<br />

Buddy-Liste mit Ihren Kontakten, ein zweites die<br />

Gespräche, verteilt auf mehrere Tabs. Um eine<br />

Unterhaltung zu starten, klicken Sie mit der linken<br />

Maustaste einen Kontakt an. Unter dessen Namen<br />

erscheinen entsprechende Icons, die verraten, über<br />

welche Kommunikationsmittel die Gegenstelle ver-<br />

Jitsi ist ein vielseitiger<br />

Verschlüsselungskünstler.<br />

Das Java-Programm<br />

beherrscht alle gängigen<br />

Instant-Messaging-<br />

Protokolle und sogar<br />

(Video-)IP-Telefonie.<br />

Die Kommunikation<br />

verschlüsselt die freie<br />

Software mit OTR (Sofortnachrichten)<br />

sowie<br />

ZRTP (Bild und Ton).<br />

Heike Jurzik<br />

Das früher unter dem Namen SIP Communicator<br />

bekannte Programm Jitsi [1] ist ein Allroundtalent.<br />

Als Instant Messenger beherrscht es die Protokolle<br />

XMPP (Jabber, Google Talk und Facebook Chat),<br />

ICQ, AIM, .NET Messenger Service (bekannt <strong>als</strong><br />

MSN oder Windows Live Messenger), Yahoo! Messenger<br />

und SIP. Letzteres nutzt es ebenso wie die<br />

XMPP-Erweiterung Jingle auch für Audio-/​Videogespräche<br />

und das Desktop-Sharing.<br />

Seit März steht auf den Jitsi-Servern eine stabile<br />

Version 1.0 zum Download bereit. Eine Java-<br />

Laufzeitumgebung vorausgesetzt, plaudern Linux-,<br />

Mac- und Windows-Nutzer gleichermaßen komfortabel<br />

mit dem Programm. <strong>Ubuntu</strong>-Anwender<br />

installieren das <strong>als</strong> jitsi_1.0-latest gekennzeichnete<br />

Paket für ihre Architektur (32 oder 64 Bit). Erscheint<br />

das Fenster von Jitsi unter Kubuntu 12.10<br />

nicht, müssen Sie vermutlich Ihre Java-Version<br />

austauschen (siehe Kasten Jitsi und Java). Nach<br />

einem Klick auf den Link zur .deb-Datei im Browser<br />

öffnet sich unter <strong>Ubuntu</strong> ein Fenster, welches<br />

Ihnen anbietet, das Paket und seine Abhängigkeiten<br />

direkt über das Software-Center auf die Platte<br />

zu befördern. Zusätzlich legt die Installationsroutine<br />

eine neues Repository an (konkret ist das<br />

die in der Datei /etc/​apt/​sources.list.d/​jitsi.list genannte<br />

Quelle), sodass Sie zusammen mit den üblichen<br />

Updates auch Aktualisierungen und Patches<br />

für Jitsi erhalten.<br />

Beim ersten Start (z. B. über das Dash und die Eingabe<br />

von jit) öffnet sich neben dem Hauptfenster<br />

mit der Buddy-Liste auch ein Dialogfenster, in<br />

dem Sie auf einen Schwung die wichtigsten Konten<br />

einrichten. Neue Zugänge konfigurieren Sie<br />

auch jederzeit über Datei | Konto hinzufügen. Der<br />

Assistent unterstützt Sie zudem beim Registrieren<br />

neuer Konten für einige ausgewählte Anbieter. Jitsi<br />

beendet sich nicht, wenn Sie das Programmfenster<br />

schließen, sondern verschwindet hinter einem<br />

Indicator-Icon. Sie schließen die Anwendung<br />

entweder über Datei | Beenden oder über einen<br />

Rechtsklick auf das Icon im oberen Panel.<br />

In der Voreinstellung sind die meisten Parameter<br />

so konfiguriert, dass Jitsi genau das tut, was es<br />

soll. Wollen Sie dennoch an den Schräubchen für<br />

Mikrofon und Kamera, für die Benachrichtigungen<br />

oder für die fortgeschrittenen Optionen zum Netzwerk<br />

drehen, rufen Sie über Werkzeuge | Einstellungen<br />

den passenden Dialog auf.<br />

Jitsi und Java<br />

sellingpix, 123rf.com<br />

Offenbar kommt Jitsi weniger gut mit der neuen Java-<br />

Version OpenJDK 7 zurecht – zumindest unter Kubuntu<br />

12.10. Nach dem Start der Software aus einem<br />

Terminal heraus, taucht dann das Startfenster nicht<br />

auf. Prüfen Sie über folgenden Befehl, welche Version<br />

Sie verwenden:<br />

java ‐version<br />

Handelt es sich um OpenJDK in Version 7, entfernen<br />

Sie das zugehörige Paket über dieses Kommando:<br />

sudo apt‐get remove ‐‐purge openjdk‐7‐jre<br />

Installieren Sie, wenn es nicht ohnehin schon auf dem<br />

Rechner ist, das Paket openjdk-6-jdk, das zu einer<br />

Java-Version gehört, mit der auch Jitsi kooperiert.<br />

58 UBUNTU<br />

02/2013<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Jitsi<br />

Software<br />

fügt. Neben einer Sprechblase<br />

für den einfachen Textchat sehen<br />

Sie hier einen Telefonhörer,<br />

eine Kamera und zwei kleine<br />

Desktops für die Freigabe der<br />

eigenen Arbeitsfläche.<br />

Im reinen Textchat tippen Sie<br />

einfach drauf los und schicken<br />

die Nachricht mit Druck<br />

auf [Eingabe] ab. Über Icons<br />

am oberen Fensterrand laden<br />

Sie weitere Kontakte zu einer<br />

Gruppenunterhaltung ein, versenden<br />

Dateien, zeigen den<br />

Verlauf und verfügbare Smileys<br />

an (Abbildung 1). Über das<br />

Symbol mit der Flagge schalten<br />

Sie die Rechtschreibprüfung ein<br />

und aus. Das Vorhängeschloss<br />

aktiviert die Verschlüsselung<br />

mit OTR (Off-the-Record Messaging):<br />

Das muss auf beiden Seiten<br />

passieren! Außerdem sollte<br />

jeder Gesprächsteilnehmer über das Menü Sicherer<br />

Chat den oder die anderen authentifizieren.<br />

Konferenzraum<br />

Audio- und Videotelefonie verschlüsselt Jitsi out<br />

of the box (Abbildung 2). Das Videochat-Fenster<br />

stellt am unteren Rand Symbole bereit, mit denen<br />

Sie unter anderem weitere Personen zu einer Konferenz<br />

laden, in den Vollbildmodus wechseln, die<br />

Kamera ein- und ausschalten und die Desktopfreigabe<br />

aktivieren. Der Vollbildmodus funktioniert<br />

unter Unity nur dann, wenn Sie den Launcher auf<br />

der linken Seite ausblenden. Haben Sie das Desktop-Sharing<br />

aktiviert, erlauben Sie der Gegenseite<br />

über die Checkbox Freigabe aktivieren sogar die<br />

Fernsteuerung Ihres Desktops.<br />

Am unteren Rand finden Sie zudem ein Icon, über<br />

das Sie den Ton von Gesprächen mitschneiden. In<br />

der Voreinstellung speichert Jitsi die Aufnahmen<br />

im MP3-Format im Standard-Downloadverzeichnis.<br />

Beides ändern Sie in den Programmeinstellungen<br />

auf dem Tab Erweitert. Dort sind übrigens<br />

auch nicht-komprimierte Audioformate im Angebot.<br />

Aber Vorsicht: WAV-Datei brauchen viel Platz.<br />

1 Jitsi blendet ältere Nachrichten über den Gesprächsverlauf ein. Verschlüsselte<br />

Aussagen erscheinen innerhalb der Tags „“.<br />

Tester auswählten: Kleine Textdateien und Bilder<br />

rutschten durch, während schon bei ca. 1 MByte<br />

großen Dateien Schluss war.<br />

Dennoch überzeugen vor allem die kinderleichte<br />

Bedienung und die Rundum-Sorglos-Verschlüsselung.<br />

Wer Wert auf Privatsphäre legt und mit<br />

Windows- oder OS-X-Benutzern chattet oder<br />

telefoniert, findet in Jitsi eine freie und vor allem<br />

sichere Alternative zu Skype und Co., die alle gängigen<br />

Protokolle unterstützt. (kki) ●●●<br />

Info<br />

[1] Jitsi: [https:// jitsi. org/]<br />

Gut geplaudert<br />

Die Tester waren trotz Glasfaserkabel an beiden<br />

Enden oft nicht zufrieden mit der Qualität. Gerade<br />

beim SIP-Telefonat tauchten in den Videos oft Artefakte<br />

auf, ab und zu verabschiedete sich eine der<br />

Webcams, oder Jitsi stürzte komplett ab. Etwas<br />

flüssiger gestaltete sich das Ganze beim Einsatz<br />

von Google Talk: Mit den beiden Gmail-Konten<br />

überzeugte die Qualität von Audio und Video, und<br />

sogar die Desktopfreigabe klappte plattformübergreifend<br />

(OS X und <strong>Ubuntu</strong>). Keine Chance hatten<br />

Dateiübertragungen. Egal, welches Protokoll die<br />

2 Dass Jitsi Audio- und Videotelefonate verschlüsselt, zeigt das kleine Vorhängeschloss unterhalb<br />

des Bildes (hier ein OS-X-Client im Gespräch mit einem <strong>Ubuntu</strong>-System).<br />

www.ubuntu-user.de 02/2013<br />

UBUNTU<br />

user<br />

59


Software<br />

Shotwell<br />

Christine Lamour, Fotolia.com<br />

Fotos und Videos verwalten mit Shotwell<br />

Bilderstürmer<br />

Ohne ein gutes Bildarchiv<br />

kommen weder<br />

ambitionierte Foto- und<br />

Filmamateure noch<br />

Profis aus. Shotwell<br />

macht beiden das Leben<br />

leichter.<br />

Dr. Karl Sarnow, Kristian Kißling<br />

Springen Sie <strong>als</strong> engagierter Fotoamateur nach<br />

einigem Zögern auf den Zug der Digitalfotografie<br />

auf, wird Ihnen schnell klar, dass Sie Ordnung in<br />

Ihren Bildspeicher auf der Festplatte bringen müssen,<br />

weil Sie die schiere Flut der aufgenommenen<br />

Bilder andernfalls überrollt. Der gern gewählte<br />

erste Ansatz, im Verzeichnis Bilder Unterordner<br />

anzulegen, welche die Namen der Orte, Motive<br />

oder das Aufnahmedatum tragen, erweist sich sehr<br />

schnell <strong>als</strong> untauglich. Sie finden dann zwar die<br />

Urlaubsorte, aber nichts zu den abfotografierten<br />

Motiven selbst. Etwas professioneller sollte es für<br />

ambitionierte Amateure doch gehen, oder?<br />

Was ist Shotwell?<br />

Hier kommt Shotwell [1] ins Spiel. Die Software ist<br />

Teil von <strong>Ubuntu</strong> oder lässt sich notfalls über das<br />

1 Beim ersten Start erkundigt sich Shotwell, in welchem Verzeichnis Sie<br />

standardmäßig Ihre Bilder ablegen wollen.<br />

Software-Center nachinstallieren. Getestet haben<br />

wir die Version 0.12.3 unter <strong>Ubuntu</strong> 12.04 LTS<br />

bzw. Version 0.13 unter <strong>Ubuntu</strong> 12.10.<br />

Beim ersten Start fragt Shotwell nach einem Basisverzeichnis<br />

(Abbildung 1). Im Regelfall geben<br />

Sie das in vielen Distributionen vorkonfigurierte<br />

Verzeichnis Bilder an. Dort legt Shotwell fortan<br />

sämtliche Bilder ab und verwaltet diese gespickt<br />

mit zusätzlichen Stichworten und Zeitangaben.<br />

Suchen Sie <strong>als</strong>o ein Bild, spüren Sie es über sein<br />

Datum auf oder fahnden mit Hilfe eines Stichworts<br />

danach. Mit anderen Worten: Shotwell ist eine Fotoarchivsoftware,<br />

welche die Verwaltung eines eigenen<br />

Fotoarchivs übernimmt und es Ihnen leicht<br />

macht, sich im Chaos der digitalen Bilderflut zu<br />

orientieren. Und noch mehr: Auch gängige Containerformate<br />

für Videos (MP4, AVI, Quicktime, Ogg)<br />

erkennt und verwaltet die Software.<br />

Ein Mausklick genügt,<br />

und Totem spielt den Videoschnipsel<br />

ab. Das ist in Zeiten<br />

von Handyvideos eine superpraktische<br />

Zusatzfunktion, welche<br />

die Shotwell-Macher eher<br />

beiläufig erwähnen [2].<br />

Arbeitszyklus<br />

Zunächst übertragen Sie Ihre<br />

Bilder auf den Computer.<br />

Hierzu stöpseln Sie entweder<br />

die Kamera direkt über ein<br />

USB-Kabel an den Rechner an<br />

oder stecken die Speicherkarte<br />

in den Kartenleser. In beiden<br />

Fällen öffnet sich die Dateiverwaltung<br />

wie in Abbildung 3.<br />

62 UBUNTU<br />

02/2013<br />

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user


Shotwell<br />

Software<br />

Das Besondere ist nun, dass im Dateimanager ein<br />

Knopf zum Starten von Shotwell erscheint. Ist das<br />

nicht der Fall, stellen Sie Shotwell <strong>als</strong> Standardprogramm<br />

für Bilder ein. Dazu genügt im Dateimanager<br />

Nautilus ein Rechtsklick auf ein beliebiges<br />

Bild. Sie wählen Eigenschaften aus dem Kontextmenü,<br />

dann den Reiter Öffnen mit und entscheiden<br />

sich in der Liste für den Shotwell Viewer, den<br />

Sie <strong>als</strong> Vorgabe festlegen (Abbildung 2). Starten<br />

Sie Shotwell dann, zeigt es sowohl Speicherkarten<br />

<strong>als</strong> auch Digitalkameras in der linken Statusleiste<br />

<strong>als</strong> Mass Storage Camera an. Zugleich erscheinen<br />

auf dem Leuchttisch in der Mitte die Bilder auf der<br />

Karte (Abbildung 3). Über den Menüeintrag Datei<br />

| Alle importieren kopieren Sie alle Bilder der Speicherkarte<br />

in Shotwells Bilderverzeichnis.<br />

Verwaltet bisher F-Spot Ihre Bilddateien, ändern<br />

Sie das einfach. Dazu wählen Sie Datei | Importieren<br />

von Anwendung, dann oben rechts F-Spot und<br />

schließlich die passende Datenbankdatei. Auch<br />

hier landen die Bilder in dem anfangs festgelegten<br />

Zielordner (hier /home/​{BENUTZER}/​Bilder), den<br />

Shotwell <strong>als</strong> seine Bibliothek betrachtet.<br />

Das zum richtige Einsortieren notwendige Datum<br />

findet Shotwell in den EXIF-Informationen der Bilder,<br />

welche die Kamera bei der Aufnahme direkt in<br />

die Fotodatei schreibt. Zu den EXIF-Daten gehören<br />

neben dem Kameramodell beispielsweise auch die<br />

Brennweite, die Blende der verwendeten Optik,<br />

die Belichtungszeit, die Empfindlichkeit sowie<br />

das Aufnahmedatum des Bildes mitsamt Uhrzeit.<br />

Einige Kameras schreiben auch GPS-Daten in den<br />

EXIF-Header der Bilddatei.<br />

Ein Importvorgang kann dabei diverse Unterordner<br />

erzeugen, in denen die Bilder sortiert nach ihrem<br />

Aufnahmedatum landen. Damit bekommt die<br />

Datums- und Uhrzeiteinstellung der Kamera eine<br />

besondere Bedeutung, denn eigentlich beginnt Ihr<br />

Arbeitszyklus mit Shotwell bereits beim Einstellen<br />

der richtigen Zeitangabe an der Kamera.<br />

Vorhandene Bildschätze auf Ihrer Festplatte übergeben<br />

Sie ebenfalls problemlos an Shotwell. In<br />

den meisten Fällen lagern solche Fotos in diversen<br />

Unterordnern des Ordners Bilder, manchmal aber<br />

auch im Dokumentenordner oder an ganz anderer<br />

Stelle. Wählen Sie den Menüpunkt Datei | Aus<br />

Ordner importieren (oder den Shortcut [Strg]+[I]),<br />

will Shotwell wissen, ob es gleich die Bilder in<br />

den Ordner kopieren soll oder lediglich die Verweise<br />

auf diese. Im ersten Fall kopiert Shotwell die<br />

Aufnahmen in seine Bibliothek, erzeugt <strong>Vorschau</strong>bilder<br />

und lädt die Informationen in seine Datenbank.<br />

Danach fahren Sie wie oben beschrieben<br />

mit dem Neuimport weiterer Fotos fort.<br />

Ordnung ist das halbe Finden<br />

Nehmen wir an, Sie haben zu Weihnachten, Silvester<br />

und Neujahr Fotos aufgenommen. Dann<br />

tragen diese Fotos auf Ihrer Speicherkarte die<br />

Aufnahmedaten 24.12.2012, 25.12.2012, 31.12.2012<br />

sowie 1.1.2013 <strong>als</strong> EXIF-<br />

Daten in sich. Im nächsten<br />

Schritt importieren<br />

Sie die Bilder nun mit<br />

Shotwell, um weiter damit<br />

zu arbeiten. Shotwell legt,<br />

wenn noch nicht geschehen,<br />

in Ihrem Basisordner<br />

(im Beispiel heißt er Bilder)<br />

die Unterordner 2012<br />

und 2013 an. Im Ordner<br />

2012 legt die Software nun<br />

den Unterordner 12 an<br />

(für den Monat Dezember),<br />

darin wiederum die<br />

Unterordner 24, 25 sowie<br />

31. Analog dazu erstellt 2 Üblicherweise schlägt <strong>Ubuntu</strong> beim Einstecken einer SD-Karte<br />

vor, die Bilder davon in Shotwell zu öffnen. Ist das nicht der<br />

Shotwell einen Ordner<br />

2013 mitsamt Unterverzeichnis<br />

1.<br />

Fall, wechseln Sie die automatisch gewählte Anwendung aus.<br />

Nach dem Anlegen der Unterordner kopiert es die<br />

entsprechenden Bilder in diese und folgt dabei<br />

den EXIF-Informationen. Unter dem Stichwort<br />

Ereignisse im linken Bereich von Shotwell finden<br />

Sie die Bilder anschließend nach Datum sortiert<br />

jederzeit wieder. Wollen Sie das Schema ändern,<br />

nach dem Shotwell die Verzeichnisse für die Fotos<br />

anlegt, rufen Sie über Bearbeiten | Einstellungen<br />

die Konfiguration der Software auf und wählen im<br />

Bereich Importieren eine Ordnerstruktur für die<br />

Verzeichnisse aus. Es ist sogar möglich, mit Hilfe<br />

von Variablen selbst ein Muster zu definieren.<br />

Wo Sie schon einmal hier sind, setzen Sie am<br />

besten ein Kreuzchen unterhalb von Meta-Daten,<br />

3 Praktisch: Stecken Sie eine Speicherkarte mit Bildern in den SD-Karten-Slot Ihres Rechners,<br />

erscheint rechts oben gleich der Button zum Start von Shotwell.<br />

www.ubuntu-user.de 02/2013<br />

UBUNTU<br />

user<br />

63


Software<br />

Shotwell<br />

4 Tags fügen Sie über ein Fenster hinzu. Sie dürfen<br />

mehrere durch Kommata getrennte Tags eingeben.<br />

Shotwell zeigt dabei bereits vorhandene Tags an, von<br />

denen Sie schnell einen passenden aussuchen.<br />

damit Shotwell Ihre Metadaten gleich in die Bilder<br />

schreibt – wahlweise in den Formaten XMP, EXIF<br />

oder IPTC. Das hängt von den Einstellungen des<br />

Ursprungsfotos ab. Etwas weiter oben im Fenster<br />

im Bereich Speicherort der Bibliothek setzen Sie ein<br />

Kreuzchen, um den Ordner auf neu hinzu gekommene<br />

Dateien zu überwachen. Zugleich speichert<br />

Shotwell sämtliche Informationen über die Fotos<br />

in einer Datenbank namens photo.db, die <strong>Ubuntu</strong><br />

im Verzeichnis ~/​.shotwell/​data aufbewahrt.<br />

Die zugehörigen <strong>Vorschau</strong>bilder landen indes in<br />

zwei Größen in den Verzeichnissen ~/​.shotwell/​<br />

thumbs/​thumbs128 und ~/​.shotwell/​thumbs/​<br />

thumbs360. Nach Abschluss des Imports fragt<br />

Shotwell, ob es die Bilder auf der Karte/​Kamera<br />

löschen soll oder nicht. Die Bilder sind nun auf<br />

der Festplatte, und damit ist der erste Schritt im<br />

Arbeitszyklus (der Import) abgeschlossen.<br />

Wer, wo, was, warum?<br />

Beim Importieren legt Shotwell bereits ohne Ihr<br />

Zutun eine Grundordnung an, mit der Sie sehr gut<br />

leben könnten, wenn das menschliche Gedächtnis<br />

nicht so vergesslich wäre. Nicht nur Profis, auch<br />

ambitionierte Amateure möchten später zu jeder<br />

Zeit und oder aus einem Anlass auf die passenden<br />

Fotos zurückgreifen. Leider erinnern sie sich oft<br />

nicht mehr, wann sie ein Motiv aufgenommen<br />

haben. Deshalb folgt direkt nach dem Import der<br />

zweite Schritt im Arbeitszyklus mit Shotwell: das<br />

Taggen. Sie versehen die Aufnahmen mit Stichworten,<br />

welche die Motive genauer beschreiben, etwa<br />

Brandenburger Tor, Berlin, Urlaub.<br />

5 Hinter dem Eintrag Markiert versammelt Shotwell die gekennzeichneten Bilder. Markieren Sie<br />

nur ein einzelnes Bild (blauer Rand), erscheinen die Knöpfe zum Bearbeiten dieses Bildes.<br />

Um das zu tun, markieren Sie die Bilder auf der<br />

rechten Seite mit der Maus, wodurch sie ein blauer<br />

Rahmen umfängt. Über das Kontextmenü, das Sie<br />

über den Rechtsklick auf ein Bild erreichen (oder<br />

über den Menüpunkt Tags | Tags hinzufügen),<br />

versehen Sie die markierten Bilder nun mit einem<br />

oder mehreren durch Kommata getrennte Tags<br />

(Abbildung 4). Diese landen ebenfalls in der oben<br />

erwähnten Datenbank.<br />

Anschließend erscheinen die Tags unterhalb der<br />

Bilder und gleichzeitig in der Tag-Liste im linken<br />

Bereich von Shotwell (unter den Kalenderdaten).<br />

Als Tags eignen sich Ortsnamen oder Themen<br />

ebenso wie Jahreszeiten. Wählen Sie einfach all<br />

das, was Ihnen das spätere Auffinden der Motive<br />

erleichtert (siehe Kasten Schnelles Taggen).<br />

Markieren, bewerten,<br />

exportieren<br />

Nach dem Taggen der Bilder folgt ein dritter Schritt<br />

im Arbeitsprozess, der erheblich mehr Zeit kostet:<br />

das Bewerten und Markieren. Ersteres dient<br />

dazu, die Spreu vom Weizen zu trennen, gute und<br />

schlechte(re) Fotos auszuwählen. Später schränken<br />

Sie die Suche dann auf die Bewertungen ein<br />

und lassen sich nur die Top-Fotos anzeigen.<br />

Wollen Sie hingegen einen Kalender, eine Fotogalerie<br />

oder ein Fotobuch erstellen, für das nur einige<br />

der Fotos in Betracht kommen, erweisen sich Markierungen<br />

<strong>als</strong> wichtig. Mit ihnen kennzeichnen<br />

Sie im zentralen Bereich alle Bilder, die für das<br />

entsprechende Projekt in Frage kommen, indem<br />

Sie diese mit der rechten Maustaste anklicken<br />

und Markieren wählen. Um die so zusammengesuchten<br />

Fotos in ihrer Gesamtheit zu betrachten,<br />

klicken Sie abschließend in der Statusleiste links<br />

auf den Eintrag Markiert und bekommen die eben<br />

gewählten Aufnahmen angezeigt (Abbildung 5).<br />

Diese verwerten Sie nun unterschiedlich weiter<br />

(Abbildung 6). Klicken Sie auf Datei | Exportie-<br />

Schnelles Taggen<br />

Über die Tag-Liste in der Statusleiste spüren Sie Motive<br />

schnell wieder auf, wenn Sie etwas Arbeit und Zeit in<br />

das Verschlagworten der Fotos stecken und Letzteres<br />

möglichst nicht zu lange nach der Aufnahme in die Tat<br />

umsetzen. Die folgenden Tipps erleichtern Ihnen diese<br />

Arbeit. Angenommen, 20 Fotos stammen aus Ihrem<br />

Urlaub auf Kreta. In diesem Fall wollen Sie alle Fotos mit<br />

Kreta taggen, aber auch andere Tags einsetzen.<br />

Beginnen Sie stets mit den allgemeinsten Tags und<br />

wenden Sie sich dann den spezielleren Stichworten zu.<br />

Über [Strg]+[A] markieren Sie zunächst alle 20 Bilder<br />

und taggen diese mit Kreta und/​oder Urlaub. Dann<br />

wählen Sie, wobei Sie [Strg] gedrückt halten, eine Untermenge<br />

von Fotos aus, auf denen Sie beispielsweise<br />

das Meer sehen, wählen wieder Tags | Tags hinzufügen<br />

bzw. [Strg]+[T] und ergänzen das Stichwort Meer. So<br />

kommen Sie schneller vorwärts, <strong>als</strong> wenn Sie sämtliche<br />

Fotos einzeln nacheinander beschreiben.<br />

64 UBUNTU<br />

02/2013<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


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Software<br />

Shotwell<br />

ren, um die<br />

Fotos in einem<br />

bestimmten<br />

Format und<br />

in festgelegter<br />

Größe in<br />

einem Ordner<br />

zu speichern,<br />

von wo aus<br />

Sie diese zum<br />

Beispiel auf<br />

eine CD brennen<br />

oder sie in<br />

anderer Form<br />

6 So einfach, wie Sie Bilder in Shotwell importieren, exportieren Sie diese bearbeiten.<br />

in verschiedene Formate und an diverse Orte.<br />

Für routinierte<br />

Internetnutzer<br />

dürfte aber der Eintrag Datei | Veröffentlichen noch<br />

interessanter sein, der es erlaubt, die Bilder direkt<br />

auf Facebook zu posten (Abbildung 7) oder sie<br />

in Online-Fotoalben wie Flickr, Picasa und Piwigo<br />

zu verschieben. Getestet haben wir die Facebook-<br />

Funktion, die problemlos funktionierte.<br />

Traditionellere Versandarten wie beispielsweise<br />

E-Mail, Dateiserver und Bluetooth deckt die Funktion<br />

Datei | Senden an ab. Sie bringt Möglichkeiten<br />

mit, um die ausgewählten Bilder direkt auf<br />

eine CD oder DVD zu brennen oder sie an einen<br />

USB-Stick zu senden (Abbildung 8). Nicht zuletzt<br />

können Sie markierte Fotos über [Strg]+[B] oder<br />

über das Datei-Menü <strong>als</strong> Diaschau für die Arbeitsfläche<br />

festlegen und erhalten auf diese Weise einen<br />

bewegten Desktophintergrund.<br />

Sie über einen Doppelklick auf ein Bild, mit [F11]<br />

rufen Sie es im Vollbildmodus auf, und [F5] startet<br />

eine Diaschau.<br />

Nicht zuletzt möchten Sie ausgewählte Bilder<br />

womöglich drucken. Dazu markieren Sie zuerst<br />

alle Bilder, die mit auf den Ausdruck sollen. Dann<br />

wählen Sie Datei | Drucken und stellen im Register<br />

Bildeinstellungen im Aufklappmenü neben Automatische<br />

Größe ein, wie viele Bilder Sie auf eine<br />

Seite packen wollen. Sind Sie fertig, klicken Sie<br />

auf die Schaltfläche Drucken. Scheitert der Druck<br />

aus irgendwelchen Gründen, bleibt noch die Möglichkeit,<br />

das Dokument in eine (PDF-)Datei zu<br />

drucken und diese Datei an einen anderen Drucker<br />

zu verfüttern, der den Job dann erledigt.<br />

Fazit<br />

Shotwell erleichtert Hobbyfotografen das Leben.<br />

Das Programm arbeitete im Test mit etwa 10 000<br />

Bildern absturzsicher und effizient – das Importieren<br />

dauerte eine Weile. Wer ein umfangreiches<br />

Der Autor<br />

Karl Sarnow ist seit den Tagen<br />

des TRS-80 Model 1 ein Fan<br />

des eigenen Computers. Der<br />

Lehrer für Mathematik, Physik<br />

und Informatik hat früher<br />

Vernetzungskonzepte unter<br />

Linux und entsprechende<br />

Anwendungen für Schulen<br />

und Unterricht entworfen und<br />

darüber auch ein Buch geschrieben:<br />

[http:// tinyurl. com/​<br />

lu1212‐sarnow]. Seit seiner<br />

Pensionierung widmet er sich<br />

seinen Hobbys Fotografie, Reisen<br />

und Astronomie.<br />

Infos<br />

[1] Shotwell-Homepage:<br />

[http:// yorba. org/ shotwell/]<br />

[2] Unterstützte Formate:<br />

[http:// yorba. org/ shotwell/​<br />

help/ formats. html]<br />

Bearbeiten<br />

Bilder dürfen Sie über die Symbole am unteren<br />

rechten Bildschirmrand nachträglich verändern.<br />

Diese erscheinen, sobald Sie ein Bild auf dem<br />

Leuchttisch auswählen (Abbildung 5). Als verfügbare<br />

Funktionen bietet Shotwell u. a. Drehen,<br />

Verbessern und Suchen an. Erwähnenswert ist hier<br />

noch, dass die Funktion Verbessern Bilder automatisch<br />

verbessert, was bedeutet, dass Sie keinen<br />

Einfluss auf das Ergebnis haben. Die gute Nachricht<br />

ist: Shotwell nimmt sämtliche Veränderungen<br />

nicht am Original vor, sondern speichert die<br />

dafür notwendigen Algorithmen<br />

in eine separaten Datei (engl.<br />

„non-destructive“). Lediglich<br />

über den Export kommen Sie<br />

dann an das modifizierte Bild.<br />

Ansehen und<br />

Drucken<br />

Der Leuchttisch in der Mitte des<br />

Fensters zeigt die Bilder in einer<br />

Miniaturansicht an. Deren Größe<br />

stellen Sie mit Hilfe des Schiebereglers<br />

am unteren rechten Rand<br />

ein. Zur Detailansicht gelangen<br />

8 Über die Option „Senden an“<br />

lassen sich die Bilder nicht nur auf<br />

CDs und DVDs brennen, sondern<br />

auch direkt an Wechselmedien wie<br />

USB-Sticks verschicken.<br />

7 Facebook ist für viele Nutzer ein Muss. Die Fotoverwaltung<br />

Shotwell weiß das und bietet eine einfache<br />

Exportfunktion für Ihre Fotos an.<br />

digitales Foto- und Videoarchiv sein eigen nennt,<br />

kann dieses problemlos integrieren und direkt von<br />

der Speicherkarte oder Kamera weiterverarbeiten.<br />

Das Sortieren der Bilder mit Hilfe von Tags klappt<br />

problemlos, die übersichtliche Darstellung auf dem<br />

Leuchttisch erleichtert die Auswahl<br />

der passenden Fotos. Dank<br />

Diaschau und Vollbildansicht<br />

lässt sich die Software zudem<br />

<strong>als</strong> Bildbetrachter verwenden.<br />

Shotwell wird so schnell zu<br />

einem Tool, auf das Sie schon<br />

bald nicht mehr verzichten wollen.<br />

Lediglich die Arbeit, das<br />

umfangreiche bestehende Archiv<br />

aus Fotos mit Stichworten und<br />

Bewertungen zu versehen, kann<br />

Ihnen auch Shotwell nicht abnehmen.<br />

(kki) <br />

●●●<br />

66 UBUNTU<br />

02/2013<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Shortcuts<br />

Admin<br />

123RF<br />

„inotifywait“<br />

Dateien im Blick<br />

Nicht nur für Skripte, auch für Experimente eignet sich „inotifywait“, das auf dem Kernel-Subsystem „inotify“<br />

basiert und Dateien sowie Verzeichnisse des Systems im Auge behält. Kristian Kißling<br />

Das kleine Kommandozeilentool inotifywait stammt aus dem Paket<br />

inotify-tools und erweist sich <strong>als</strong> praktisch, wenn Sie wissen wollen,<br />

ob und wann sich eine oder mehrere Dateien verändern. Da die<br />

meisten Aktivitäten dabei im Kernel stattfinden (inotify ist ein Kernel-<br />

Subsystem), braucht das Tool wenig Ressourcen und lässt sich auch<br />

schön in Skripte einbinden.<br />

Shortcuts & Schalter<br />

Befehl<br />

inotifywait {DATEI}<br />

inotifywait ‐m {DATEI}<br />

inotifywait ‐mr {VERZEICHNIS}<br />

inotifywait --fromfile {DATEI}<br />

inotifywait ‐t 3600 {DATEI}<br />

inotifywait ‐c {VERZEICHNIS}<br />

Funktion<br />

Gibt eine Meldung aus, sobald etwas mit einer {DATEI} passiert. Danach beendet sich das Programm.<br />

Der Monitormodus gibt alle Events an, die eine Datei betreffen, bis Sie inotifywait beenden<br />

Überwacht dauerhaft (-m) und rekursiv (-r) alle Dateien in einem {VERZEICHNIS}.<br />

Beobachtet eine Reihe von Dateien und Verzeichnissen, die in {DATEI} stehen, nimmt aber Einträge<br />

mit vorangestelltem @ aus.<br />

Verfolgt die Änderungen an einer {DATEI} 3 600 Sekunden lang und hört dann auf.<br />

Trennt die Ausgabe der Events von inotifywait durch Kommata und macht die Resultate besser<br />

lesbar oder verarbeitbar.<br />

inotifywait --format "%e %w" {DATEI}<br />

inotifywait ‐rm {VERZEICHNIS} --exclude "{DATEI}"<br />

Events: Sämtliche verfügbaren Events gibt der Befehl „man inotifywait“ aus.<br />

inotifywait ‐e access {DATEI}<br />

inotifywait ‐e open {DATEI}<br />

inotifywait ‐e modify {DATEI}<br />

inotifywait ‐e close {DATEI}<br />

inotifywait ‐e create {DATEI}<br />

inotifywait ‐e delete {DATEI}<br />

inotifywait ‐e attrib {DATEI}<br />

inotifywait ‐e unmount {VERZEICHNIS}<br />

Formatiert das Ergebnis so, dass durch Kommata getrennt erst die {DATEI}-Aktionen erscheinen (%e),<br />

dann der Pfad zur Datei (%w).<br />

Überwacht ein {VERZEICHNIS} dauerhaft (-m) und rekursiv (-r), lässt aber "{DATEI}" aus.<br />

Meldet, wenn ein Zugriff auf eine {DATEI} stattfindet.<br />

Zeigt an, wenn eine {DATEI} geöffnet wird.<br />

Reagiert auf Veränderungen an einer {DATEI}.<br />

Meldet sich, wenn das System eine {DATEI} schließt.<br />

Beobachtet, wann eine {DATEI} erzeugt wird.<br />

Informiert über eine gelöschte {DATEI}.<br />

Realisiert Änderungen an den Metadaten einer {DATEI}.<br />

Bemerkt, wenn ein Dateisystem ausgehängt wird.<br />

#<br />

Chode,<br />

www.ubuntu-user.de 02/2013<br />

UBUNTU<br />

user<br />

67


Admin GRUB 2.00<br />

GRUB 2 absichern<br />

Air0ne, Fotolia.de<br />

Next<br />

Generation<br />

GRUB 2 kann mehr,<br />

<strong>als</strong> nur ein System von<br />

einem Datenträger<br />

starten. Wir geben einen<br />

kurzen Überblick zu den<br />

Möglichkeiten der aktuellen<br />

Version.<br />

Michael Kappes, Frank Hofmann<br />

1 Befindet sich nur ein System auf der Festplatte, zeigt GRUB 2<br />

das Bootmenü nicht mehr an. Das lässt sich über eine Konfigurationseinstellung<br />

ändern.<br />

Früher war das erste Betriebssystem auf der<br />

Festplatte meist auch das einzige – heute wollen<br />

wir mehr: Nicht nur sollen unterschiedliche Systeme<br />

parallel auf dem Rechner laufen, es gibt auch<br />

diverse Bootmedien und individuelle Konfigurationen.<br />

Aktuelle Linux-Systeme vertrauen auf GRUB<br />

2 und dessen Variabilität. Mit seiner Hilfe individualisieren<br />

Sie unter anderem den Startvorgang,<br />

sichern eigene Systeme stärker gegen Unbefugte<br />

ab und machen mobile Geräte unverwechselbar.<br />

Was ist GRUB 2?<br />

GRUB ist die Abkürzung für den GRand Unified<br />

Bootloader [1]. Das Programm hilft bei der Auswahl<br />

und beim Start eines<br />

Betriebssystems von<br />

einem Speichermedium<br />

– seien es eine Festplatte,<br />

CD/​DVD, USB-Stick oder<br />

SD-Karte. Nach dem Einschalten<br />

Ihres Rechners<br />

liest GRUB zunächst die<br />

Bootinformationen vom<br />

Speichermedium. Diese<br />

befinden sich im Master<br />

Boot Record (MBR) oder<br />

– bei Mobilgeräten – im<br />

ROM.<br />

Nach einem kleinen<br />

Willkommensgruß zeigt<br />

GRUB im zweiten Schritt<br />

ein Auswahlmenü an, aus dem Sie das zu startende<br />

Betriebssystem auswählen. GRUB übergibt<br />

dann die Kontrolle an den (Linux-)Kernel des von<br />

Ihnen ausgewählten Systems.<br />

GRUBs Vorgänger war der Linux Loader (LILO);<br />

seit Juni 2012 steht GRUB offiziell in der Version<br />

2.00 zur Verfügung – wobei bereits seit <strong>Ubuntu</strong><br />

9.10 eine Vorabversion von GRUB 2 (in Form der<br />

Versionen 1.98/​1.99) zum Einsatz kam. Theoretisch<br />

können Sie auch weiterhin GRUB 1 verwenden<br />

(Version 0.97), der nun offiziell GRUB Legacy<br />

heißt. GRUB 2 wurde komplett neu geschrieben<br />

und ist nicht abwärtskompatibel, da der Bootloa-<br />

UUID<br />

Grob vereinfacht handelt es sich bei den UUIDs (standardisiert<br />

nach RFC 4122 [2]) um eine standardisierte<br />

Zeichenfolge, die unter anderem beim Identifizieren von<br />

Festplatten und ‐partitionen (auch in RAID-Systemen<br />

und im Logical Volume Manager (LVM) zum Einsatz<br />

kommt. Sie besteht immer aus einer 16-Byte-Zahl, die<br />

hexadezimal notiert und in fünf Gruppen unterteilt ist.<br />

Zum Beispiel verwendet die Datei /etc/​fstab diese Kennung,<br />

um die einzelnen Partitionen am richtigen Ort im<br />

Dateisystem einzuhängen (Listing 1). Die UUIDs sorgen<br />

zum Beispiel dafür, dass Linux zwei Festplatten nach jedem<br />

Booten stets die gleichen Einhängepunkte zuweist.<br />

Bei der älteren Schreibweise (über /dev/​sda1 und /dev/​<br />

sda6), die Sie in den auskommentierten Zeilen darüber<br />

sehen, blieb mitunter unsicher, welche Einhängepunkte<br />

das System verteilte.<br />

68 UBUNTU<br />

02/2013<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


GRUB 2.00<br />

Admin<br />

der keine Altlasten mit sich<br />

herumschleppen soll.<br />

Warum GRUB 2?<br />

GRUB 2 ist extrem flexibel<br />

und unterstützt nicht nur das<br />

Booten von Partitionen mit den<br />

Dateisystemen ISO9660 (CD/​<br />

DVD), NTFS, EXT 2/​3/​4, ZFS<br />

und BTRFS, sondern kommt<br />

auch mit Logical Volume Managern<br />

(LVM) und einem Softund<br />

Hardware-RAID zurecht.<br />

Über das Netzwerk (TFTP) bereitgestellte<br />

Linux-Kernel lassen<br />

sich ebenfalls in das Auswahlmenü<br />

integrieren (PXE-Boot).<br />

GRUB 2 hält Festplatten zudem<br />

über Universally Unique Identifiers<br />

(siehe Kasten UUID) auseinander, über Labels<br />

sowie über den Einsatz von Shell-ähnlichen Skripten,<br />

die für die Einträge im Bootmenü sorgen.<br />

Zu den Highlights von GRUB 2 gehört, dass er einzelne<br />

Komponenten <strong>als</strong> Module auch zur Laufzeit<br />

lädt. Zudem lassen sich die Einträge im Bootmenü<br />

flexibler handhaben <strong>als</strong> beim Vorgänger. Das geschieht<br />

über eine zentrale Konfigurationsdatei<br />

(/etc/​default/​grub), die nicht nur den Einsatz eines<br />

Hintergrundbildes erlaubt, sondern auch eine Rettungsumgebung<br />

integriert. Geht beim Booten etwas<br />

schief, wechseln Sie in einen Rettungsmodus<br />

und beheben das Problem.<br />

Im Unterschied zu seinem Vorgänger, zeigt GRUB<br />

2 das Bootmenü nicht an, wenn er nur ein einziges<br />

Betriebssystem auf dem Rechner vorfindet.<br />

Damit es erscheint, müssen Sie die Konfiguration<br />

des Bootloaders verändern. Dazu rufen Sie über<br />

[Strg]+[Alt]+[T] ein Terminal auf und öffnen die<br />

Konfigurationsdatei in einem Editor:<br />

$ gksu gedit /etc/default/grub<br />

Ersetzen Sie im Eintrag #GRUB_HIDDEN_TIME-<br />

OUT=0 die 0 durch eine 5, so zeigt <strong>Ubuntu</strong> das<br />

Bootmenü nach dem Systemstart fünf Sekunden<br />

lang an, bevor es das zuoberst eingestellte System<br />

bootet (Abbildung 1). Über<br />

$ sudo update‐grub<br />

prägen Sie GRUB 2 Ihre Änderung ein. Nun sollte<br />

beim Booten jedes Mal das Bootmenü erscheinen.<br />

2 GRUB akzeptiert nicht jedes beliebige Bild <strong>als</strong> Hintergrund, ein paar<br />

Beispiele installieren Sie über ein Paket.<br />

Den letzten Befehl müssen Sie stets absetzen, um<br />

Änderungen für GRUB 2 anzuwenden.<br />

Installation & Konfiguration<br />

Der Installer von <strong>Ubuntu</strong> installiert GRUB 2 automatisch.<br />

Dank des so genannten „OS prober“<br />

erkennt GRUB die auf der Festplatte vorhandenen<br />

Betriebssysteme selbstständig und erstellt für diese<br />

Einträge im Bootmenü. Ändern Sie GRUB nachträglich<br />

über die zentrale Konfigurationsdatei /etc/​<br />

default/​grub [3] (die Datei menu.lst existiert nicht<br />

mehr), muss das System die Einstellungen wieder<br />

neu einlesen, was – wie erwähnt – der Befehl sudo<br />

update‐grub erledigt. Komfortabler geht es jedoch<br />

über Tools wie den GRUB Customizer [4] oder den<br />

GRUB-2-Editor [5].<br />

Hintergrundbild für GRUB 2<br />

Wie Sie GRUB 2 verändern, zeigen wir am Beispiel<br />

des Hintergrundbildes (Abbildung 2). Bevor Sie<br />

aber dem Bootloader auf den Pelz rücken, sichern<br />

Sie – mit administrativen Rechten – das komplette<br />

Verzeichnis /etc/​grub.d. Das enthält sämtliche<br />

Skripte, die das Verhalten von GRUB 2 definieren,<br />

wobei der Bootloader sie in alphanumerischer Reihenfolge<br />

startet. Sichern Sie diese, greifen Sie im<br />

Notfall auf die bisherige Konfiguration zurück, indem<br />

Sie <strong>Ubuntu</strong> von der Heft-DVD <strong>als</strong> Live-System<br />

starten und die externe Festplatte im Dateimanager<br />

per Doppelklick einhängen.<br />

Hintergrundbilder müssen verschiedene Kriterien<br />

erfüllen [6]: Sie müssen im PNG-, JPG/​JPEG- oder<br />

TGA-Format vorliegen, dürfen aus höchstens<br />

Infos<br />

[1] Projektseite von GRUB:<br />

[http:// www. gnu. org/​<br />

software/ grub/]<br />

[2] RFC zur UUID:<br />

[https:// www. ietf. org/ rfc/​<br />

rfc4122. txt]<br />

[3] GRUB 2 konfigurieren:<br />

[http:// wiki. ubuntuusers.​<br />

de/ GRUB_2/​<br />

Konfiguration#​<br />

Die‐Datei‐etc‐default‐grub]<br />

[4] GRUB Customizer:<br />

[https:// launchpad. net/​<br />

grub‐customizer]<br />

[5] Tim Schürmann, „Neues<br />

Design – Bootmanager<br />

konfigurieren mit dem<br />

GRUB-2-Editor“: [http://​<br />

www. linux‐community.​<br />

de/ Internal/ Artikel/​<br />

Print‐Artikel/ Linux<strong>User</strong>/​<br />

2012/ 07/ Bootmanager‐kon<br />

figurieren‐mit‐dem‐Grub2‐<br />

Editor]<br />

[6] Hintergrundbilder für<br />

GRUB 2: [https:// help.​<br />

ubuntu. com/ community/​<br />

Grub2/ Displays# Installing_<br />

Splash_Images]<br />

[7] Chris Hoffman, „How to<br />

Password Protect <strong>Ubuntu</strong>’s<br />

Boot Loader“: [http:// www.​<br />

howtogeek. com/ 102009/ h<br />

ow‐to‐password‐protect‐u<br />

buntus‐boot‐loader/]<br />

[8] Brian Proffitt, „UEFI and<br />

Secure Boot“: [http://​<br />

www. linux‐magazine.​<br />

com/ Online/ Features/​<br />

UEFI‐and‐Secure‐Boot]<br />

[9] Secure Boot im <strong>Ubuntu</strong>-<br />

Wiki: [https://help.<br />

ubuntu.com/community/<br />

UEFI#SecureBoot]<br />

Listing 1: „/​etc/​fstab“<br />

01 # <br />

02 # /dev/sda1 /boot ext3 defaults 0 2<br />

03 UUID=0127f1e9‐6401‐44c0‐ab71‐1515795a473b /boot ext3 defaults 0 2<br />

04 # /dev/sda6 /home ext3 defaults 0 2<br />

05 UUID=dddcee4d‐69c3‐401e‐8c20‐28ec531ebe60 /home ext3 defaults,user_xattr 0 2<br />

www.ubuntu-user.de 02/2013<br />

UBUNTU<br />

user<br />

69


Admin GRUB 2.00<br />

256 verschiedenen Farben<br />

bestehen, sollten zum RGB-<br />

Farbraum gehören und nicht<br />

indiziert sein. Das alles lässt<br />

sich mit natürlich mit der<br />

Bildbearbeitung GIMP oder<br />

dem Kommandozeilentool<br />

ImageMagick einstellen,<br />

doch es geht auch einfacher.<br />

Über den Befehl<br />

$ sudo apt‐get install grub2‐splashimages<br />

3 Mit Hilfe der Kommandozeile erzeugen Sie eine sichere Variante eines Passworts,<br />

mit dem Sie dann GRUB verschlüsseln.<br />

String <strong>als</strong> Ergebnis aus (Abbildung 3). Dieses<br />

gehärtete Passwort (im folgenden <strong>als</strong> $PASSWORT<br />

bezeichnet) sichern Sie dann so:<br />

Der Autor<br />

Michael Kappes ist Inhaber<br />

von GLX Consult [http://​glxconsult.com/]<br />

und arbeitet<br />

seit über zehn Jahren mit freier<br />

Software. Er ist aktives Mitglied<br />

der FSFE Berlin (Fellow, [http://​<br />

blogs. fsfe. org/ majestyx/]) und<br />

legt die meisten Wege zu Fuß,<br />

per Rad oder mit öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln zurück. Sein<br />

Interesse gilt insbesondere der<br />

gegenseitigen Beeinflussung<br />

von sozialen und gesellschaftspolitischen<br />

Bereichen und freier<br />

Software.<br />

Der Autor<br />

Frank Hofmann hat Informatik<br />

an der Technischen Universität<br />

Chemnitz studiert. Derzeit arbeitet<br />

er in Berlin im Büro 2.0<br />

[http:// www. buero20. org/],<br />

einem Open-Source-Experten-<br />

Netzwerk, <strong>als</strong> Dienstleister<br />

mit Spezialisierung auf Druck<br />

und Satz [http:// www. efho.​<br />

de]. Er ist Mitgründer des<br />

Schulungsunternehmens Wizards<br />

of FOSS [http:// www.​<br />

wizards‐of‐foss. de]. Seit 2008<br />

koordiniert er das Regionaltreffen<br />

der Linux <strong>User</strong> Groups aus<br />

der Region Berlin-Brandenburg.<br />

spielen Sie eine Reihe von Beispielbildern für<br />

GRUB 2 auf den Rechner, die im Verzeichnis /usr/<br />

share/images/grub landen. Eines davon kopieren<br />

Sie dann in das Verzeichnis /boot/​grub; im konkreten<br />

Fall trägt das Bild den Namen Apollo_17_The_<br />

Last_Moon_Shot_Edit1.tga:<br />

$ sudo cp /usr/share/images/grub/Apollo_17_U<br />

The_Last_Moon_Shot_Edit1.tga /boot/grub/<br />

Findet GRUB beim Booten in seinem Verzeichnis<br />

mehrere Bilder vor, greift der Bootloader zum<br />

ersten Bild in alphanumerischer Reihenfolge. Um<br />

dieses Bild nun dauerhaft mit dem Bootloader zu<br />

verbinden, geben Sie noch<br />

$ sudo update‐grub<br />

ein. Im Ausgabetext sollte nun auch die Abbildung<br />

namentlich auftauchen, die GRUB 2 <strong>als</strong> Hintergrundbild<br />

setzen möchte.<br />

GRUB 2 absichern<br />

Von Haus aus dürfen Sie die GRUB-2-Konfiguration<br />

nur <strong>als</strong> Benutzer mit administrativen Rechten ändern,<br />

normale Benutzer erhalten keinen Zugriff.<br />

Sie erhöhen die Sicherheit noch weiter, indem Sie<br />

ein zusätzliches Passwort für GRUB 2 setzen [7].<br />

So darf niemand beim Systemstart an den Bootoptionen<br />

spielen oder eigene Systeme starten. In<br />

der Datei /etc/​grub.d/​40_custom setzen Sie zum<br />

Beispiel diesen Eintrag:<br />

set superusers="felix"<br />

password felix geheim<br />

Damit darf nur Benutzer felix mitsamt Passwort<br />

GRUB verändern. Da Felix’ Passwort in der Datei<br />

leider im Klartext steht, erzeugen Sie im Terminal<br />

ein neues, sicheres Passwort, indem Sie<br />

$ sudo grub‐mkpasswd‐pbkdf2<br />

eingeben. Die Funktion pbkdf2 („Password-Based<br />

Key Derivation Function 2“) erwartet zuerst Ihr<br />

Benutzerpasswort und spuckt nach der Eingabe<br />

Ihres gewünschten Passworts einen sehr langen<br />

$ password_pbkdf2 felix $PASSWORT<br />

Einmal mehr geben Sie dann sudo update‐grub ein<br />

und erzeugen so eine neue Konfigurationsdatei für<br />

GRUB 2.<br />

Secure Boot<br />

In der aktuellen Diskussion hört man häufig von<br />

einem neuen UEFI-Feature namens Secure Boot,<br />

mit dem Microsoft angeblich den Bootprozess<br />

vertrauenswürdiger gestalten will [8]. Es kommt<br />

erstm<strong>als</strong> im Rahmen von Windows 8 zum Tragen<br />

und betrifft insbesondere Multi-Boot-Systeme.<br />

Secure-Boot-fähige Rechner werden bereits seit<br />

einiger Zeit ausgeliefert.<br />

Für die Sicherheit soll bei Secure Boot das Zertifikat<br />

einer von Microsoft gutgeheißenen Zertifizierungsstelle<br />

sorgen. Ist Secure Boot auf dem<br />

Rechner aktiviert (auf ARM-Rechnern lässt es sich<br />

nicht ausschalten), startet das System nur, wenn<br />

alle am Bootvorgang beteiligten Komponenten und<br />

Module ein gültiges Zertifikat vorweisen – andernfalls<br />

lädt sie der Rechner nicht.<br />

Der Vorteil dieses Verfahrens soll darin bestehen,<br />

dass ein Rechner nur noch vertrauenswürdig und<br />

vorab geprüfte Komponenten aus sicherer Quelle<br />

lädt, was das Unterjubeln von Schadcode erschwert.<br />

Secure Boot macht aber auch das Entwickeln<br />

und Testen von unsignierten Kernel-Modulen<br />

schwieriger. Problematisch ist dabei nicht das Verfahren<br />

selbst, das ja zusätzlich Sicherheit bringen<br />

kann, sondern die Rolle von Microsoft, das dank<br />

seiner Marktmacht Secure Boot <strong>als</strong> Quasistandard<br />

durchdrückt.<br />

Die einzelnen Linux-Distributionen gehen unterschiedlich<br />

damit um. RedHat/​Fedora, OpenSuse<br />

und <strong>Ubuntu</strong> verwenden einen signierten Bootloader,<br />

RedHat/​Fedora zusätzlich einen signierten<br />

Kernel. OpenSuse ergänzt das Verfahren mit einer<br />

selbstentwickelten Schlüsselverwaltung. Von den<br />

Debian-Entwicklern fehlt bislang eine Aussage<br />

zum Thema. Das <strong>Ubuntu</strong>-Wiki empfiehlt, Secure<br />

Boot im BIOS zu deaktivieren (auf disabled<br />

setzen), falls beim Booten der Live-Version von<br />

<strong>Ubuntu</strong> 12.10 oder vorherigen <strong>Ubuntu</strong>-Varianten<br />

eine Secure-Boot-Fehlermeldung oder eine Signatur-Warnung<br />

auftauchen [9]. (kki) ●●●<br />

70 UBUNTU<br />

02/2013<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


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Admin<br />

Dateien verschlüsseln<br />

PGP-Verschlüsselung einrichten<br />

Encryption to go<br />

Bevor Sie Ihre Dateien<br />

zum Sichern in die<br />

Cloud schicken, sollten<br />

Sie diese verschlüsseln.<br />

Das lässt sich einfach im<br />

Dateimanager erledigen,<br />

wenn Sie die entsprechende<br />

Software einrichten.<br />

Kristian Kißling<br />

Corina Rosu, 123RF.com<br />

Mit der Cloud ergeben sich heutzutage völlig<br />

neue und vor allem einfache Möglichkeiten, die<br />

eigenen Dateien zu sichern. Sie verschieben diese<br />

in Ihren Cloud-Ordner, und der Cloud-Anbieter sichert<br />

sie dann (hoffentlich) regelmäßig. Die Wolke<br />

bringt jedoch auch Nachteile mit: Immer wieder<br />

kommt es vor, dass Angreifer Accounts hacken<br />

und Daten stehlen. Datendiebstahl beschränkt sich<br />

jedoch nicht nur auf die Cloud: Auch Ihr privater<br />

Rechner kann, wenn er in f<strong>als</strong>che Hände fällt, vertrauliche<br />

Informationen preisgeben.<br />

Zugegeben: Das Verschlüsseln der Daten schützt<br />

Sie nicht vor dem Diebstahl selbst, aber zumindest<br />

erhalten die Angreifer dann ohne den Schlüssel<br />

nur wertlosen Datenmüll. <strong>Ubuntu</strong> 12.10 erlaubt<br />

es zwar neuerdings auch, neben dem Home-Verzeichnis<br />

die komplette Festplatte zu verschlüsseln,<br />

aber für das einfache Chiffrieren von Dateien mit<br />

Hilfe grafischer Mittel müssen Sie noch ein paar<br />

Abhängigkeiten nachinstallieren.<br />

Fang das Seepferdchen<br />

Seahorse, <strong>als</strong>o Seepferdchen, heißt eine Software,<br />

die es Ihnen erlaubt, Dateien einfach über den Dateimanager<br />

Nautilus zu verschlüsseln. Sie rufen in<br />

diesem Fall Nautilus auf, klicken die gewünschte<br />

Datei mit der rechten Maustaste an und wählen<br />

Verschlüsseln aus dem Kontextmenü – viel einfacher<br />

geht’s eigentlich kaum.<br />

Um die dazu passende Software auf die Festplatte<br />

zu holen, rufen Sie über [Strg]+[Alt]+[T]<br />

ein Terminal auf den Schirm. Im Test gelang es<br />

uns aus unbekannten Gründen nicht, die Software<br />

über das Software-Center zu installieren. Ist das<br />

auch bei Ihnen so, wählen Sie den Weg über die<br />

Kommandozeile und geben nacheinander die folgenden<br />

drei Befehle ein:<br />

$ sudo apt‐get update<br />

$ sudo apt‐get install seahorse‐nautilus<br />

$ sudo killall nautilus<br />

Im ersten Schritt aktualisieren Sie die Liste verfügbarer<br />

Software, im zweiten Schritt installieren<br />

Sie das benötigte Paket mitsamt seinen Abhängigkeiten.<br />

Ist das vollbracht, beenden Sie den aktuell<br />

laufenden Dateimanager über den killall-Befehl<br />

– das terminiert den Prozess. Starten Sie Nautilus<br />

nun neu, sollte auch bereits die Verschlüsselungsoption<br />

im Kontextmenü auftauchen, sobald Sie mit<br />

der rechten Maustaste auf eine Datei klicken.<br />

Schlüsselmeister<br />

Ein Klick auf die Option selbst bringt allerdings<br />

nur eine Meldung auf den Schirm, die besagt,<br />

dass Sie noch selbst einen PGP-Schlüssel erzeugen<br />

müssen (siehe Kasten PGP), wobei Ihnen die Software<br />

Passwort und Verschlüsselung hilft. Klicken<br />

Sie auf OK, sollte die Software automatisch starten<br />

und ein leeres Fenster anzeigen. Im Test ließ sich<br />

die Software hingegen erst nach einem Neustart<br />

des Systems aufrufen.<br />

Über einen Klick auf das Pluszeichen oder die<br />

Wahl von Neu aus dem globalen Menü legen Sie<br />

einen neuen Schlüssel an. Wählen Sie PGP-Schlüssel<br />

aus der Liste mit den angebotenen Optionen<br />

(Abbildung 1). Um den Schlüssel eindeutig zu<br />

identifizieren, geben Sie nun einen Namen, eine<br />

E-Mail-Adresse sowie einen Kommentar an. Letzterer<br />

kann sich zum Beispiel auf die Funktion des<br />

Schlüssels beziehen. Über Erweiterte Optionen<br />

stellen Sie dann eine Verschlüsselungsart ein:<br />

RSA mit einem 2 048-Bit-Schlüssel ist eine<br />

gute Wahl (Kasten RSA). Lassen Sie das<br />

Kreuzchen bei Läuft nie ab am besten<br />

stehen, denn Sie wollen den Schlüssel ja<br />

aller Voraussicht nach noch in einigen<br />

Jahren nutzen, um Ihre Dateien wieder<br />

zu entschlüsseln (Abbildung 2).<br />

Im nächsten Schritt legen Sie ein Passwort<br />

für den PGP-Schlüssel fest. Hier<br />

sollten Sie darauf achten, ein möglichst<br />

langes Passwort zu wählen (mindestens<br />

acht Zeichen) und dabei eine Kombination<br />

aus verschiedenen Buchstaben,<br />

Zahlen und Sondereichen zu wählen.<br />

72 UBUNTU<br />

02/2013<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Dateien verschlüsseln<br />

Admin<br />

PGP<br />

PGP ist eine Abkürzung für Pretty Good Privacy und<br />

eine Verschlüsselungsart, bei der Sie zwei Schlüssel<br />

verwenden – einen öffentlichen und einen privaten (geheimen).<br />

Diese Aufteilung ermöglicht es, mit PGP auch<br />

gleich E-Mails zu verschlüsseln (über das Add-on Enigmail).<br />

Schickt Ihnen jemand eine verschlüsselte E-Mail,<br />

chiffriert er diese mit Ihrem öffentlichen Schlüssel, den<br />

Sie per E-Mail schicken oder auf einen öffentlich erreichbaren<br />

Server laden. Die so verschlüsselte E-Mail können<br />

dann allein Sie mit Ihrem privaten Schlüssel dechiffrieren<br />

und im Klartext lesen. Zum rein lokalen Entschlüsseln<br />

und Verschlüsseln von Dateien benötigen Sie übrigens<br />

lediglich den privaten Schlüssel.<br />

Andernfalls lassen sich die Backupdaten doch<br />

entschlüsseln, falls jemand Ihren geheimen PGP-<br />

Schlüssel in die Hände bekommt.<br />

Datensalat anrichten<br />

Nach einem Klick auf OK generiert <strong>Ubuntu</strong> den<br />

PGP-Schlüssel aus Zufallsdaten, die entstehen,<br />

während Sie am Rechner arbeiten. Seien Sie aktiv,<br />

um den Prozess zu beschleunigen: Surfen Sie im<br />

Internet, betrachten Sie Bilder oder Ähnliches. Der<br />

fertige Schlüssel taucht nach einiger Zeit in der<br />

Oberfläche von Seahorse auf.<br />

Nun folgt ein erster Test: Klicken Sie mit der rechten<br />

Maustaste auf eine Datei und wählen Sie die<br />

Option Verschlüsseln. Es erscheint ein Fenster,<br />

in dem Sie den passenden Schlüssel ankreuzen<br />

(Abbildung 3), um die Datei zu verschlüsseln –<br />

mitunter nutzen Sie ja mehrere Schlüssel parallel.<br />

Basierend auf Ihrer Auswahl erstellt das System<br />

eine Datei mit der Endung .gpg, die Sie dann in<br />

die Cloud hochladen. Beim Entschlüsseln gehen<br />

Sie den umgekehrten Weg: Sie wählen Mit Datei<br />

entschlüsseln öffnen und geben in die Zeile das<br />

passende Passwort ein. Läuft der Test erfolgreich,<br />

setzen Sie den Schlüssel fortan im großen Stil ein.<br />

Caveats<br />

Ein paar Dinge sollten Sie beim Verschlüsseln<br />

beachten. Planen Sie, den Schlüssel langfristig<br />

einzusetzen, sollten Sie den geheimen bzw. privaten<br />

PGP-Schlüssel auf<br />

einem externen Medium<br />

sichern. Dazu starten Sie die<br />

Anwendung Passwörter und<br />

Verschlüsselung, wählen den<br />

eben erzeugten Schlüssel<br />

aus und klicken danach auf<br />

Datei | Exportieren. Im neuen<br />

Fenster wählen Sie aus dem<br />

Aufklappmenü unten rechts<br />

den kryptischen Eintrag<br />

E-Mail-sichere PGP-Schlüssel<br />

und speichern den Schlüssel<br />

mit der Endung .asc ab.<br />

Zudem hilft in einigen Fällen<br />

auch das Wissen, dass Sie die<br />

Dateien im Notfall auch über<br />

die Kommandozeile ver- und<br />

entschlüsseln, falls der grafische<br />

Weg einmal versagt.<br />

Zum Beispiel entschlüsseln<br />

Sie die Datei verschluesselte_<br />

datei.txt.gpg über:<br />

$ gpg verschluesselte_datU<br />

ei.txt.gpg ‐o entschluessU<br />

elt.txt<br />

Dank der nach dem verschlüsselten<br />

Dateinamen<br />

eingefügten Option -o erhalten<br />

Sie am Ende den unverschlüsselten<br />

Text in der Datei<br />

entschluesselt.txt. Geben Sie<br />

jedoch umgekehrt<br />

$ gpg ‐c entschluesselt.txt<br />

ein, liegt nach der zweifachen Eingabe des Passworts<br />

eine verschlüsselte Datei namens entschluesselt.txt.gpg<br />

im Verzeichnis.<br />

1 Um Dateien zu verschlüsseln, müssen Sie zunächst einen<br />

PGP-Schlüssel anlegen.<br />

3 Aus dem Fenster wählen Sie den passenden Schlüssel<br />

aus, mit dessen Hilfe Sie die Datei verschlüsseln wollen.<br />

2 Um den für das Backup angelegten Schlüssel später eindeutig zu identifizieren,<br />

geben Sie einige Zusatzinformationen ein.<br />

Schlüsselrolle<br />

Für Backups ist das grafische Verschlüsseln von<br />

Daten nicht unbedingt erforderlich, denn die im<br />

Heft ebenfalls vorgestellte Standardlösung Déjà<br />

Dup bringt von Hause aus eine<br />

(symmetrische) Verschlüsselungsart<br />

mit. Doch wollen Sie<br />

einzelne Dateien in der Cloud<br />

speichern, ergibt das manuelle<br />

Verschlüsseln von Dateien Sinn.<br />

Ebenso sichern Sie so den lokalen<br />

Datenschatz besser ab.<br />

Nebenbei lassen sich die dabei<br />

generierten Schlüssel dazu verwenden,<br />

verschlüsselte E-Mails<br />

mit anderen Nutzern auszutauschen<br />

– doch das ist wiederum<br />

ein anderes Thema. (kki) ●●●<br />

RSA<br />

Benannt nach den Kryptologen<br />

Rivest, Shamir und Adleman bildet<br />

dieses asymmetrische Verschlüsselungsverfahren<br />

die Grundlage<br />

von PGP. Im Kontrast zu symmetrischen<br />

Verschlüsselungssystemen,<br />

bei denen beide Parteien den geheimen<br />

Schlüssel kennen, arbeitet<br />

die asymmetrische Verschlüsselung<br />

mit mathematischen Einwegfunktionen,<br />

die den öffentlichen und<br />

privaten Schlüssel erzeugen, aber<br />

nicht umkehrbar sind. Das bedeutet,<br />

aus dem öffentlichen Schlüssel<br />

lässt sich der private Schlüssel<br />

nicht ableiten.<br />

www.ubuntu-user.de 02/2013<br />

UBUNTU<br />

user<br />

73


Admin<br />

Backup<br />

Daten sichern mit Déjà Dup<br />

Datentresor<br />

Braverabbit, 123RF.com<br />

Die Backup-Software<br />

Déjà Dup wirkt schlicht,<br />

bringt aber ein paar interessante<br />

Möglichkeiten<br />

mit: Sie sichert Daten<br />

in der Cloud und verschlüsselt<br />

sie zugleich.<br />

Kristian Kißling<br />

Referenz<br />

Dateien verschlüsseln: Einen<br />

recht einfachen Weg, um Dateien<br />

unter <strong>Ubuntu</strong> direkt im Dateimanager<br />

zu ver- und entschlüsseln,<br />

beschreibt der Artikel ab Seite 72.<br />

Glossar<br />

Symmetrische GPG-Verschlüsselung:<br />

Anders <strong>als</strong> bei der asymmetrischen<br />

Verschlüsselung, die<br />

private/​geheime und öffentliche<br />

Schlüssel kennt, einigen sich hier<br />

zwei Parteien beim Verschlüsseln<br />

auf ein gemeinsames Passwort.<br />

Backups gelten <strong>als</strong> lästig, aber<br />

sind unverzichtbar, um Daten dauerhaft<br />

aufzubewahren. Diese Erfahrung<br />

musste auch ein Journalist der amerikanischen<br />

Zeitschrift Wired machen<br />

[1], dem Hacker quasi die komplette digitale<br />

Identität stahlen. Sein schwerster Verlust: Private<br />

Fotos seiner kleinen Tochter, die über mehrere<br />

Jahre entstanden waren, wurden unwiderruflich<br />

gelöscht. Der Journalist hatte die Fotos zwar in<br />

der Cloud von Apple gesichert, aber kein lokales<br />

Backup angelegt.<br />

Natürlich kommen Datendiebstähle durch Hacker<br />

eher selten vor, doch der Fall zeigt, dass auch die<br />

Cloud kein unfehlbarer Datentresor ist. Sichern<br />

Sie, wenn Sie die Cloud für Backups benutzen,<br />

Ihre wertvollen Daten am besten zusätzlich auf<br />

einer lokalen Festplatte. Der zweite Punkt betrifft<br />

die Privatsphäre: Wollen Sie nicht, dass andere<br />

Nutzer Zugriff auf private Daten erhalten, sollten<br />

Sie diese verschlüsseln. Das machen Sie entweder<br />

selbst (Referenz: Dateien verschlüsseln) oder<br />

Sie lassen es von Déjà Dup, <strong>Ubuntu</strong>s schlauer<br />

Backup-Lösung, erledigen.<br />

Schlaue Oberfläche<br />

Déjà Dup ist lediglich eine grafische Oberfläche für<br />

duplicity, ein Kommandozeilentool, das wiederum<br />

auf das in Linux-Kreisen bekannte rsync zurückgreift.<br />

Das erklärt auch, warum die von Déjà Dup<br />

erstellten Archive mit dem Begriff duplicity beginnen.<br />

Mit Hilfe von duplicity erstellen Sie nicht nur<br />

Backup-Typen<br />

Es gibt verschiedene Methoden, um Backups anzulegen.<br />

Im einfachsten Fall schieben Sie alle wichtigen Dateien in<br />

einen entfernten Ordner. Nach einiger Zeit wiederholen<br />

Sie die Prozedur mit einem anderen Verzeichnis – Sie<br />

erkennen hier sicherlich das Schema.<br />

Diese Vollsicherungen (Full Backups) funktionieren gut,<br />

belegen aber viel Platz auf der Festplatte, weil Sie dabei<br />

alle Daten mehrfach ablegen – das gilt insbesondere,<br />

wenn Sie große Dateien (Videos, ISO-Images) sichern.<br />

Inkrementelle Backups, wie Sie Déjà Dup verwendet,<br />

funktionieren daher ein wenig anders. Die Software<br />

sichert nur die Daten, die sich seit der letzten<br />

Vollsicherung oder der letzten inkrementellen Sicherung<br />

verändert haben. Mit der Zeit entsteht so eine<br />

inkrementelle<br />

Backups (siehe Kasten<br />

Backup-Typen), es verschlüsselt die Sicherungen<br />

dabei auch automatisch mit Hilfe einer symmetrischen<br />

GPG-Verschlüsselung.<br />

Das bedeutet, Sie müssen beim Anlegen des<br />

Backups ein Passwort einrichten und sich dieses<br />

beim Entschlüsseln wieder ins Gedächtnis rufen.<br />

Bewahren Sie es am besten an einem sicheren<br />

Ort auf, denn manchmal dauert es sehr lange,<br />

bis Sie das Passwort wieder benötigen. Alternativ<br />

lässt sich das Passwort im Gnome-Schlüsselbund<br />

speichern, der Passwortverwaltung von <strong>Ubuntu</strong>.<br />

All diese Dinge erledigt Déjà Dup automatisch für<br />

Sie und nimmt Ihnen so einige Arbeitsschritte ab.<br />

Allerdings kennt es auch Beschränkungen, auf die<br />

wir weiter unten eingehen.<br />

Déjà Dup in Aktion<br />

Die Installation von Déjà Dup ist denkbar einfach<br />

– sie findet unter <strong>Ubuntu</strong> 12.10 nicht statt. Wollen<br />

Sie gezielt nach dem Programm suchen, rufen Sie<br />

über [Super] das Dash auf und geben Sicher ein.<br />

Unter <strong>Ubuntu</strong> heißt die Anwendung Sicherung und<br />

verwendet einen schwarzen Tresor <strong>als</strong> Symbol. Eigentlich<br />

müssen Sie Déjà Dup gar nicht aufrufen:<br />

recht lange Kette aus kontinuierlichen Sicherungen,<br />

die Déjà Dup beim Wiederherstellen der Daten einfach<br />

rückwärts durchläuft.<br />

Ähnlich wie die inkrementelle funktioniert die differenzielle<br />

Sicherung, die aber mehr Speicherplatz benötigt.<br />

Sie sichert alle Daten, die sich seit der letzten Vollsicherung<br />

verändert haben, orientiert sich <strong>als</strong>o allein an<br />

Vollsicherungen! Schließlich gibt es noch Speicherabbilder,<br />

die aber meist zu Reparatur- und Rettungszwecken<br />

dienen. Dabei erzeugt ein Tool wie dd eine ISO-Datei mit<br />

den Inhalten einer kompletten Festplatte, eines USB-<br />

Sticks oder einer CD/​DVD – mitsamt dem Dateisystem.<br />

Diese Abbilddatei können Sie dann wie eine physikalische<br />

Festplatte mounten und untersuchen.<br />

76 UBUNTU<br />

02/2013<br />

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user


Backup<br />

Admin<br />

In die Cloud<br />

Laut Handbuch kann duplicity auch Amazon S3 und<br />

die Rackspace Cloud <strong>als</strong> Speicherorte verwenden –<br />

das gilt auch für Déjà Dup. Dafür müssen Sie zusätzlich<br />

die Pakete python-boto (für Amazon S3) und<br />

python-rackspace-cloudfiles (für Rackspace Cloud)<br />

installieren. Anschließend tauchen beide Optionen in<br />

der grafischen Oberfläche von Déjà Dup auf, im Register<br />

Speicher. Ob und wie gut die Cloud-Speicher<br />

funktionieren, haben wir nicht getestet.<br />

1 Das Hauptfenster von Déjà Dup zeigt die zur Zeit gültigen Einstellungen an.<br />

2 Déjà Dup kennt eine Reihe von Speicherorten für Backups. Dazu gehören neben dem Cloud-<br />

Dienst <strong>Ubuntu</strong> One die üblichen Verdächtigen wie FTP, SSH oder eine Windows-Freigabe.<br />

<strong>Ubuntu</strong> startet die Software nach einer Weile automatisch,<br />

wohl auch, um Sie daran zu erinnern,<br />

Ihre Daten zu sichern.<br />

In jedem Fall sehen Sie im ersten Fenster nur<br />

zwei mögliche Schaltflächen zum Anklicken. Die<br />

Beschriftung der ersten lautet: Ich möchte, dass<br />

Dateien von einer früheren Sicherung wiederhergestellt<br />

werden – diesen Fall behandeln wir weiter<br />

hinten im Text. Vermutlich wollen Sie zunächst<br />

Daten sichern und klicken deshalb auf Meine Sicherungseinstellungen<br />

anzeigen.<br />

Es erscheinen mehrere Reiter mit den Überschriften<br />

Übersicht, Speicher, Ordner und Zeitplan. Im<br />

ersten Reiter (Abbildung 1) aktivieren Sie automatische<br />

Datensicherungen. Die brauchen Sie<br />

jedoch erst, wenn Sie genau wissen, welche Daten<br />

Sie wie genau sichern wollen. Insgesamt listet das<br />

Register eine Übersicht der aktuellen Konfiguration<br />

auf, die Sie in den anderen Reitern ändern. Sie<br />

sehen etwa den Ort der Datensicherung (voreingestellt<br />

ist ein Ordner in <strong>Ubuntu</strong>s Cloud-Dienst<br />

<strong>Ubuntu</strong> One), welche Ordner Déjà Dup sichert,<br />

welche Ordner es vom Backup ausnimmt, wann<br />

die letzte Sicherung erfolgte und wann die nächste<br />

Sicherung ansteht.<br />

Über die Option Jetzt sichern starten Sie manuell<br />

ein Backup, etwa, um den Erfolg einer automatischen<br />

Sicherung zu testen oder weil Sie gerade<br />

keine Daten wiederherstellen wollen – auch für<br />

Letzteres gibt es eine Schaltfläche.<br />

Das tun Sie zum Beispiel im Reiter Speicher (Abbildung<br />

2), wo Sie einen Ort der Datensicherung<br />

definieren. Dabei stellt Ihnen ein Aufklappmenü<br />

zahlreiche Optionen zur Verfügung. Standard ist<br />

der Einsatz des Cloud-Dienstes <strong>Ubuntu</strong> One, aber<br />

Daten lassen sich auch per FTP, SSH, WebDAV<br />

und über die Windows-Freigabe sichern. Auch<br />

einen benutzerdefinierten Ort akzeptiert Déjà Dup<br />

sowie einen lokalen Ordner. Mit Hilfe von Erweiterungen<br />

steuert Déjà Dup noch weitere Speicherorte<br />

an (siehe Kasten In die Cloud). In der Zeile<br />

Ordner geben Sie ein Unterverzeichnis am Sicherungsort<br />

an. Ein Hinweis im unteren Bereich des<br />

Fensters erinnert Sie zudem daran, dass Déjà Dup<br />

nur so lange Daten sichert, bis der Speicherplatz<br />

im Sicherungsordner zur Neige geht.<br />

Im Register Ordner stellen Sie auf der linken Seite<br />

die Ordner ein, die Sie sichern wollen. Neue Ordner<br />

ergänzen Sie über das Pluszeichen, überflüssige<br />

entfernen Sie über das Minussymbol. Rechts<br />

(Folgende Ordner ignorieren) nehmen Sie indes<br />

bestimmte Ordner vom Backup aus – etwa den Papierkorb<br />

und das Downloadverzeichnis.<br />

Bleibt noch der Zeitplan, über den Sie festlegen,<br />

wie oft Déjà Dup Ihre Daten sichert (Abbildung<br />

3). Ein zeitliches Feintunung erlaubt die Software<br />

leider nicht, weil sie zum Timen der Backups einen<br />

eigenen Dienst verwendet und nicht auf die<br />

üblichen Verdächtigen Cron oder Anacron zurückgreift.<br />

Daher stehen <strong>als</strong> zeitliche Abstände lediglich<br />

täglich und wöchentlich zur Wahl. An dieser<br />

Stelle wollen wir auch erwähnen, dass Déjà Dup<br />

im Gegensatz zu anderen Backup-Tools nur dann<br />

seine Arbeit aufnimmt, wenn Sie sich auf <strong>Ubuntu</strong>s<br />

Desktop (Unity oder Gnome 3) anmelden. Die<br />

zweite Frage im Reiter Zeitplan betrifft das Aufbewahren<br />

der Datensicherung: Wollen Sie diese Für<br />

immer aufbewahren oder genügt ein Maximum<br />

von sechs Monaten oder einem Jahr?<br />

Sicher sichern<br />

Nachdem Sie nun die wichtigsten Parameter kennen,<br />

erstellen Sie ein erstes Backup. Bevor Sie aber<br />

Glossar<br />

Cron: Ein traditioneller Unix-<br />

Systemdienst, der in (benutzerdefinierten)<br />

zeitlichen Abständen<br />

bestimmte (benutzerdefinierte)<br />

Aufgaben erledigt – die so genannten<br />

Cronjobs.<br />

Anacron: Anacron funktioniert wie<br />

Cron, spezialisiert sich aber auf<br />

Rechner, die man regelmäßig einund<br />

ausschaltet. Es erkennt, ob<br />

ein Job hätte ausgeführt werden<br />

müssen und holt das gegebenenfalls<br />

nach.<br />

www.ubuntu-user.de 02/2013<br />

UBUNTU<br />

user<br />

77


Admin<br />

Backup<br />

3 Sie können Ihre Daten mit Déjà Dup zur Zeit lediglich täglich oder wöchentlich sichern.<br />

4 Nutzen Sie den Cloud-Dienst <strong>Ubuntu</strong> One,<br />

müssen Sie Déjà Dup einmal Ihr Passwort verraten,<br />

damit es zukünftig damit arbeiten kann.<br />

die automatische Sicherung aktivieren, sollten Sie<br />

zunächst mit einer Handvoll Testdateien prüfen,<br />

wie gut Ihre Einstellungen funktionieren. Um das<br />

zu tun, wählen Sie im Reiter Ordner einen Testordner<br />

aus, wechseln zum Reiter Übersicht und<br />

klicken auf den Button Jetzt sichern.<br />

Haben Sie <strong>Ubuntu</strong> One <strong>als</strong> Speicherort gewählt,<br />

fordert das System Sie nun auf, sich bei <strong>Ubuntu</strong>s<br />

Cloud-Dienst anzumelden (Abbildung 4). Dann<br />

erfragt Déjà Dup ein Passwort von Ihnen, mit dem<br />

es die Daten chiffriert (Abbildung 5). Sie können<br />

auch eine Wiederherstellung ohne Passwort erlauben,<br />

wenn Sie Ihre Daten <strong>als</strong> ausreichend gut<br />

gesichert betrachten.<br />

Entscheiden Sie sich für ein Passwort, legen Sie es<br />

dank des Häkchens neben An Passwort erinnern in<br />

der Passwortverwaltung ab und müssen es dann<br />

beim Entschlüsseln nicht parat haben. Das Sichern<br />

der Dateien begleitet Déjà Dup mit einem Fenster<br />

(Abbildung 6), dessen Fortschrittsbalken im Test<br />

aber mitunter hängen blieb, obwohl die Sicherung<br />

erfolgreich verlief.<br />

Ein Blick auf die Dateistruktur des Backups lässt<br />

ein Schema erkennen (Abbildung 7): Déjà Dup<br />

erzeugt meist ein vollständiges Backup, das mit<br />

5 Einer der Vorteile von Déjà Dup ist, dass es<br />

Dateien auch verschlüsselt. Setzen Sie dafür<br />

ein möglichst intelligentes Passwort ein.<br />

dem Begriff duplicity-full… beginnt, denn im Hintergrund<br />

arbeitet ja duplicity. Es legt dabei jeweils<br />

drei verschlüsselte Dateien an: eine, die Signaturen<br />

enthält (signatures), eine, die ein so genanntes<br />

Manifest mitbringt (manifest), und ein Archiv, das<br />

die eigentlichen Daten umfasst (difftar).<br />

Basierend auf der Vollsicherung generiert Déjà<br />

Dup später die inkrementellen Backups. Die zugehörigen<br />

Dateien beginnen mit der Zeichenkette duplicity-inc….<br />

Es sichert hier nur die Unterschiede<br />

zur Vollsicherung, legt aber wieder die drei eben<br />

aufgezählten Dateitypen an.<br />

Das gelegentliche Anlegen von Vollsicherungen<br />

ergibt Sinn, weil lange Ketten von inkrementellen<br />

Sicherungen unter Umständen Probleme beim<br />

Wiederherstellen verursachen. Zur Not bleibt dann<br />

immer ein vollständiges Backup übrig, wobei Déjà<br />

Dup ältere Vollsicherungen gemäß Ihrer Aufbewahrungsvorgabe<br />

löscht.<br />

Eine wichtige Sache: Planen Sie, Dateien auf<br />

einem entfernten Rechner zu speichern, um sie<br />

anschließend lokal zu löschen (etwa, um Platz auf<br />

der Festplatte zu schaffen), seien Sie vorsichtig.<br />

Das automatische Backup würde anfangen, Ihre<br />

leeren Ordner auf dem entfernten Server zu sichern!<br />

Da Déjà Dup irgendwann routinemäßig alte<br />

Backups löscht, verschwinden auch jene Sicherungen,<br />

die noch Daten enthalten, und Sie stehen<br />

mit leeren Händen da. Ein Workaround besteht<br />

in diesem Fall darin, nach dem Löschen der lokalen<br />

Dateien ein neues Backup-Unterverzeichnis<br />

für Déjà Dup einzurichten – etwa deja-dup/​<br />

<strong>Ubuntu</strong>1210_neu.<br />

Back in Time<br />

Das Wiederherstellen der Daten beherrscht die<br />

Software zum Glück auch. Alternativ besteht die<br />

Möglichkeit, Daten über den Dateimanager Nautilus<br />

wiederherzustellen – wie das geht, erklären<br />

wir weiter unten. Da Déjà Dup die Dateien verschlüsselt<br />

und inkrementell speichert, können Sie<br />

diese anders <strong>als</strong> bei anderen Backup-Programmen<br />

nur mit Déjà Dup wiederherstellen. Es gibt im<br />

Notfall auch die Möglichkeit, Daten ohne Déjà<br />

Dup zu retten, doch das ist eher Stoff für fortgeschrittene<br />

Anwender [2].<br />

Klicken Sie im Reiter Übersicht auf die Schaltfläche<br />

Wiederherstellen, erkundigt sich die Software<br />

zunächst nach dem Speicherort, an dem sich Ihr<br />

Backup befindet. Die Software schaut nun, ob dort<br />

überhaupt gesicherte Dateien liegen. Nutzen Sie<br />

<strong>Ubuntu</strong> One <strong>als</strong> Datentresor, müssen Sie sich unter<br />

Umständen noch anmelden. Gewöhnlich erledigt<br />

die Software das aber von selbst, denn Sie haben<br />

Ihre Zugangsdaten ja bereits hinterlegt.<br />

Im nächsten Schritt will Déjà Dup wissen, welche<br />

Sicherungsdatei es wiederherstellen soll. Die<br />

potenziellen Kandidaten tragen das Sicherungsdatum<br />

und die entsprechende Uhrzeit in ihrem<br />

Namen. Das genügt in den meisten Fällen, aber<br />

78 UBUNTU<br />

02/2013<br />

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Admin<br />

Backup<br />

Infos<br />

[1] Hacking-Opfer aus Wired:<br />

[http:// www. wired. com/​<br />

gadgetlab/ 2012/ 08/​<br />

apple‐amazon‐mat‐honanhacking/<br />

all/]<br />

[2] Backup von Hand retten:<br />

[https:// live. gnome. org/​<br />

DejaDup/ Help/ Restore/​<br />

WorstCase# Restoring_by_<br />

Hand]<br />

besser wäre es, wenn sich<br />

die Backups auch mit Kommentaren<br />

versehen ließen,<br />

damit es nicht zu Verwechslungen<br />

kommt.<br />

Nach dem Klick auf Vor<br />

fragt Déjà Dup nach einem<br />

Ort, an dem Sie die Dateien<br />

wiederherstellen wollen.<br />

Nach einer finalen Zusammenfassung<br />

der von Ihnen<br />

gewählten Optionen gibt<br />

der Klick auf die Schaltfläche<br />

Wiederherstellung den<br />

Startschuss für die Rücksicherung<br />

(Abbildung 8).<br />

Wie oben erwähnt geht<br />

Déjà Dup davon aus, dass Sie die lokalen Dateien<br />

nach dem Backup nicht löschen, sondern weiter<br />

behalten; andernfalls sichert es nur leere Ordner.<br />

Löschen Sie aber aus Versehen die Inhalte eines<br />

lokalen Ordners, holen Sie diese auch problemlos<br />

über den Dateimanager Nautilus zurück. Rufen Sie<br />

den betroffenen Ordner in Nautilus auf und klicken<br />

Sie im Kontextmenü auf den Eintrag Fehlende<br />

Dateien wiederherstellen. Déjà Dup sucht nun<br />

selbstständig nach Dateien, die es aus diesem Ordner<br />

gesichert hat und stellt diese wieder her.<br />

Findet die Software keine Dateien, bedeutet dies<br />

eventuell, dass Sie den leeren Ordner bereits <strong>als</strong><br />

Backup gesichert haben – Déjà Dup wählt beim<br />

Wiederherstellen über Nautilus stets das letzte<br />

6 Dauert das Sichern der Dateien extrem<br />

lange, lässt es sich zu einem späteren Zeitpunkt<br />

fortsetzen – ein Vorzug von „rsync“.<br />

7 Dass Déjà Dup ein GUI für das Kommandozeilentool „duplicity“ ist,<br />

erkennen Sie spätestens bei der Namensgebung der Backup-Dateien.<br />

8 Auch das Rücksichern der Daten lässt sich unterbrechen und wird<br />

detailliert protokolliert.<br />

Backup. In diesem Fall müssen<br />

Sie die Software manuell<br />

starten, den Weg über<br />

Wiederherstellen wählen<br />

und ein älteres Backup aus<br />

der Liste wählen, das die<br />

Dateien noch enthält.<br />

Fazit<br />

Wünschenswert wäre es,<br />

wenn Déjà Dup Ihre Dateien<br />

redundant an zwei<br />

(oder mehr) Orten ablegen<br />

könnte. Knackt jemand<br />

Ihren Cloud-Account und<br />

stiehlt die Daten, haben<br />

Sie in diesem Fall noch ein<br />

zweites Backup an einem anderen Ort vorrätig.<br />

Aktuell müssen Sie solche Sonderwünsche von<br />

Hand umsetzen, indem Sie Daten manuell sichern,<br />

oder Sie starten ein Skript, das die Backup-Daten<br />

automatisch an einen anderen Ort kopiert.<br />

Des Weiteren funktioniert die Software nur, wenn<br />

Sie sich auf dem Desktop anmelden: Das gilt auch<br />

für die automatischen Backups, weil Déjà Dup<br />

kein Cron oder Anacron verwendet. Letzteres hat<br />

zugleich den Nachteil, dass ein richtiges Feintuning<br />

bei den Backup-Intervallen fehlt.<br />

Hinzu kommen die üblichen Bugs: Aktuell hat<br />

Déjà Dup etwa Probleme beim Sichern im Web-<br />

DAV-Speicher. Zudem prüft es zur Zeit (noch)<br />

nicht, ob für die Wiederherstellung genügend<br />

Platz auf der lokalen Festplatte<br />

vorhanden ist – das müssen Sie<br />

selbst übernehmen.<br />

Doch abgesehen von diesen Kleinigkeiten<br />

genügt Déjà Dup für<br />

die meisten Sicherungsansprüche<br />

von Privatanwendern vollkommen.<br />

Schön ist die Möglichkeit,<br />

einen Backup-Vorgang nötigenfalls<br />

zu unterbrechen (über<br />

Später fortsetzen), denn gerade<br />

umfangreiche Sicherungen dürften<br />

je nach Bandbreite geraume<br />

Zeit dauern. Das automatische<br />

Verschlüsseln der Backups<br />

macht duplicity und Déjà Dup<br />

zu einem Dreamteam, diverse<br />

andere Backup-Programme können<br />

das nicht. Déjà Dup sichert<br />

versteckte Dateien, hat keine<br />

Probleme mit Sonderzeichen und<br />

Umlauten und wirkt auch sonst<br />

relativ robust. Poweruser mit<br />

Spezialwünschen sollten sich indes<br />

duplicity ansehen, das noch<br />

über einige zusätzliche Schalter<br />

verfügt – ein einfaches man duplicity<br />

hilft hier weiter. (kki) ●●●<br />

80 UBUNTU<br />

02/2013<br />

www.ubuntu-user.de<br />

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MAGAZIN


Admin<br />

Enterprise-Linux<br />

<strong>Ubuntu</strong> Business Desktop Remix 12.04 LTS<br />

Arbeitspferd<br />

Scott Maxwell, Fotolia.com<br />

Mit seiner erstm<strong>als</strong><br />

mit der Version 11.04<br />

veröffentlichten Variante<br />

<strong>Ubuntu</strong> Business<br />

Desktop Remix möchte<br />

Canonical nicht nur Windows<br />

vom Unternehmens-Desktop<br />

verdrängen,<br />

sondern auch eine<br />

kostengünstige Alternative<br />

zu den Lösungen<br />

von Red Hat und Suse<br />

anbieten. Thomas Drilling<br />

Zwei Wochen nach der Veröffentlichung von<br />

<strong>Ubuntu</strong> 12.04 LTS (Long Term Support) gab Canonical<br />

im Mai 2012 auch eine LTS-Variante des Business<br />

Desktop Remix [1] genannten Unternehmens-<br />

Desktops heraus. Diese spezielle <strong>Ubuntu</strong>-Variante<br />

wurde erstm<strong>als</strong> in der Version 11.10 mit dem Ziel<br />

veröffentlicht, den Enterprise-Desktop-Produkten<br />

von Red Hat und Suse eine <strong>Ubuntu</strong>-Variante gegenüberzustellen.<br />

Seit Version 12.04 bietet Canonical<br />

auch für den Business Desktop Remix mit Long<br />

Term Support garantiert fünf Jahre lang Updates.<br />

Damit wird der Desktop möglicherweise zu einer<br />

Alternative zu den kommerziellen Unternehmens-<br />

Desktops von Red Hat (RHEL, Red Hat Enterprise<br />

Linux für Desktops) und Suse (SLED, Suse Linux<br />

Enterprise Desktop).<br />

Beim Studium der Papierform wird jedoch schnell<br />

klar, dass ein Vergleich mit den genannten Enterprise-Desktops<br />

hinkt. Zum einen ist der <strong>Ubuntu</strong><br />

Business Desktop Remix im Unterschied zu RHEL<br />

und SLED nach einmaliger Registrierung kostenlos<br />

verfügbar. Zum zweiten unterscheidet sich die<br />

Distribution faktisch kaum von einer regulären<br />

<strong>Ubuntu</strong>-12.04-Distribution, was die Installation<br />

angeht – bis auf den Startbildschirm – überhaupt<br />

nicht. Die Enterprise-Versionen von Suse und Red<br />

Hat weichen dagegen erheblich von OpenSuse und<br />

Fedora ab.<br />

Vorteil <strong>Ubuntu</strong><br />

Im Rahmen des Advantage-Programms [2] bietet<br />

Canonical allerdings ein kostenpflichtiges Support-<br />

Programm (Abbildung 1) wahlweise für Server-,<br />

Desktop- und Cloud-Dienste beziehungsweise<br />

‐Produkte. Zumindest unter dem Kostengesichtspunkt<br />

können wir daher unsere Übersicht der<br />

aktuell verfügbaren Enterprise-Distributionen um<br />

je eine Server- und Desktopvariante von <strong>Ubuntu</strong><br />

ergänzen (Tabelle 1).<br />

Übrigens verspricht Canonical mit dem Advantage-<br />

Programm seinen Kunden unter dem Namen<br />

<strong>Ubuntu</strong> Assurance auch eine Art Versicherung<br />

gegen Patentklagen beim Einsatz von <strong>Ubuntu</strong><br />

im Unternehmen. Canonical sichert seinen<br />

Advantage-Kunden im Falle eines Falles sowohl<br />

die Verteidigung <strong>als</strong> auch die Übernahme der entstandenen<br />

Kosten zu. Im Zusammenhang mit dem<br />

Advantage-Programm lässt sich auch Canonic<strong>als</strong><br />

Landscape [3] erwähnen, das <strong>Ubuntu</strong>-Installationen<br />

zentral verwaltet (siehe Kasten Landscape).<br />

Business Desktop Remix<br />

durchleuchtet<br />

Der Business Desktop Remix steht nach einer obligatorischen<br />

Registrierung zum kostenlosen Download<br />

in 32- und 64-Bit-Varianten zur Verfügung.<br />

Aus technischer Sicht unterscheidet sich <strong>Ubuntu</strong><br />

Business Desktop 12.04 nicht von der Standardversion<br />

im Gegensatz zu den Desktopprodukten von<br />

Red Hat und Suse.<br />

Das Ziel des <strong>Ubuntu</strong> Desktop Remix besteht laut<br />

Canonical [4] darin, Administratoren in Unternehmen<br />

ein Fundament zur Verfügung zu stellen,<br />

das diese nach Belieben für ihre Zwecke<br />

gebrauchen. Daher hat Canonical für<br />

den Business Desktop Remix in erster<br />

Linie Spiele, Anwendungen, die sich mit<br />

sozialen Netzwerken verbinden, sowie<br />

Filesharing-Tools aus dem Repertoire<br />

entfernt. Ebenso fehlen eine Reihe<br />

weiterer Programme und Tools, die<br />

sich vor allem an Heimanwender richten.<br />

Im Gegenzug spendiert Canonical<br />

seiner Businessvariante einige speziell<br />

im Unternehmen nützliche Anwendungen,<br />

wie das Adobe Flash-Plug-in,<br />

OpenJDK, VMware View oder den Remmina<br />

Remote Desktop Client, der MS Windows RDP 7.1<br />

unterstützt. Der universelle Remote Desktop Client<br />

beherrscht dank Plug-ins neben RDP auch die Protokolle<br />

für VNC, NX, Telepathy oder XDMCP.<br />

82 UBUNTU<br />

02/2013<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Enterprise-Linux<br />

Admin<br />

Alles davon lässt sich naturgemäß auch bei einer<br />

regulären <strong>Ubuntu</strong>-Variante nachinstallieren. Allerdings<br />

erspart der <strong>Ubuntu</strong> Desktop Remix dem<br />

Administrator dank fehlender Spiele und Heimanwendungen<br />

viel Arbeit. Darüber hinaus wird sich<br />

der eine oder andere Admin über nützliche Kleinigkeiten<br />

wie einen Libre-Office-Importfilter für<br />

Microsoft Visio freuen.<br />

Fazit<br />

<strong>Ubuntu</strong>s Businessdesktop klingt auf den ersten<br />

Blick nach einer interessanten und preiswerten<br />

Alternative zu den Enterprise-Versionen von Suse<br />

und Red Hat. Updates gibt es bei Canonical allerdings<br />

ohnehin kostenlos, bei den LTS-Versionen<br />

sogar fünf Jahre lang. Support kann man bei Bedarf<br />

dazu kaufen und ist in der Standardvariante<br />

mit 105 US-Dollar im Jahr auf der sicheren Seite.<br />

Das gilt aber für alle <strong>Ubuntu</strong>-Versionen.<br />

Die von Canonical zum Business Desktop Remix<br />

formulierte Philosophie [4], eine Distribution für<br />

den Unternehmenseinsatz zu liefern, ist fundiert.<br />

Landscape<br />

Neben dem kommerziellen Support bietet Canonical<br />

mit Landscape auch professionelle Unterstützung<br />

beim „Ausrollen“ der Distribution an. Landscape ist<br />

eine Managementsoftware, mit deren Hilfe der Administrator<br />

Server-, Desktop- und Cloud-Dienste verwalten<br />

kann. Landscape erlaubt es beispielsweise,<br />

Sicherheitsupdates auf mehreren Hundert Maschinen<br />

gleichzeitig einzuspielen. Canonical bietet Landscape<br />

optional zu seinem Advantage-Support-Dienst an. Darüber<br />

hinaus bietet Landscape dem Admin exklusiven<br />

Zugriff auf Canonic<strong>als</strong> interne Wissensdatenbank.<br />

Tabelle 1: Preise und Supportleistungen<br />

<strong>Ubuntu</strong>-Server<br />

Basispreise für ein Jahr<br />

Anzahl 1 Server –<br />

Vorteile für den Anwender<br />

sind hierbei die einfache<br />

Benutzbarkeit, freie Software,<br />

zertifizierte proprietäre<br />

Anwendungen und<br />

Virenfreiheit. Alle diese<br />

Vorteile könnte eine maßgeschneiderte<br />

<strong>Ubuntu</strong>-<br />

Variante liefern, allein:<br />

So maßgeschneidert ist<br />

<strong>Ubuntu</strong> Business Desktop<br />

Remix nicht.<br />

Das soll keine Abwertung<br />

einer an sich gelungenen<br />

Distribution sein, sondern<br />

lediglich die Feststellung,<br />

dass es sich um eine gewöhnliche<br />

LTS-Version<br />

von <strong>Ubuntu</strong> handelt, die<br />

den Businesskunden die<br />

bei Heimandwendern<br />

populäre <strong>Ubuntu</strong>-Distribution<br />

näherbringen soll. Das aber hat Canonical<br />

in Anbetracht seines fairen Support-Angebots eigentlich<br />

nicht nötig. Andererseits böte das Thema<br />

einer für den Unternehmenseinsatz optimierten<br />

Desktopvariante von <strong>Ubuntu</strong> durchaus noch mehr<br />

Potenzial, doch lehnt Canonical diese Trennung<br />

bisher strikt ab.<br />

So oder so stellt derzeit auch ein reguläres LTS-<br />

<strong>Ubuntu</strong> im Zusammenhang mit dem Advantage-<br />

Support-Paket und der Verwaltungssoftware<br />

Landscape bereits eine stimmige Lösung für den<br />

Einsatz in kleinen Unternehmen dar – und das<br />

nicht nur, wenn auch auf der Serverseite ein<br />

<strong>Ubuntu</strong>-System läuft. (ofr/​kki) <br />

●●●<br />

<strong>Ubuntu</strong>-Desktop<br />

1 <strong>Ubuntu</strong> Advantage empfiehlt sich mit einem übersichtlichen,<br />

kostenpflichtigen Support-Angebot für <strong>Ubuntu</strong>.<br />

Der Autor<br />

Thomas Drilling ist seit mehr <strong>als</strong><br />

zehn Jahren hauptberuflich <strong>als</strong><br />

freier Journalist und Redakteur<br />

für Wissenschafts- und IT-Magazine<br />

tätig. Er selbst und das<br />

Team seines Redaktionsbüros<br />

verfassen regelmäßig Beiträge<br />

zu den Themen Open Source,<br />

Linux, Server, IT-Administration<br />

und OS X. Außerdem arbeitet<br />

Thomas Drilling <strong>als</strong> Buchautor<br />

und Verleger, berät <strong>als</strong> IT-<br />

Consultant kleine und mittlere<br />

Unternehmen und hält Vorträge<br />

zu Linux, Open Source und IT-<br />

Sicherheit.<br />

Support-Umfang Essential: Landscape, <strong>Ubuntu</strong> Assurance,<br />

–<br />

Wissensdatenbank, Installation<br />

Preis 320 US-Dollar –<br />

Standardpreise für ein Jahr<br />

Anzahl 1 Server 1 Desktop<br />

Support-Umfang Standard: Landscape, <strong>Ubuntu</strong> Assurance,<br />

Wissensdatenbank, Installation, Windows-Integration,<br />

Virtualisierung<br />

Standard: Landscape, <strong>Ubuntu</strong> Assurance,<br />

Wissensdatenbank, Installation<br />

Preis 700 US-Dollar 105 US-Dollar<br />

Premiumpreise für ein Jahr<br />

Anzahl 1 Server 1 Desktop<br />

Support-Umfang Advanced: Landscape, <strong>Ubuntu</strong> Assurance,<br />

Wissensdatenbank, Installation, Windows-Integration,<br />

Virtualisierung, Clustering, angepasstes Paket-<br />

Repository<br />

Advanced: Landscape, <strong>Ubuntu</strong> Assurance,<br />

Wissensdatenbank, Installation,<br />

Desktop-Virtualisierung, Entwicklertools<br />

Preis 1 300 US-Dollar 165 US-Dollar<br />

Infos<br />

[1] <strong>Ubuntu</strong> Business<br />

Desktop Remix:<br />

[http:// www. ubuntu. com/​<br />

business/ desktop/ remix]<br />

[2] Advantage-Programm:<br />

[http:// www. ubuntu. com/​<br />

business/ advantage]<br />

[3] <strong>Ubuntu</strong> Landscape:<br />

[http:// www. ubuntu. com/​<br />

business/ landscape]<br />

[4] Zielsetzung Business<br />

Desktop Remix:<br />

[http:// blog. canonical.​<br />

com/ 2012/ 05/ 10/ the‐newbusiness‐desktop‐remix‐is<br />

‐out‐now]<br />

www.ubuntu-user.de 02/2013<br />

UBUNTU<br />

user<br />

83


Programmieren Python-Workshop : Teil 2<br />

Erste Schritte mit Python<br />

Alles ist<br />

ein Objekt<br />

Nach dem Einstieg in<br />

Python im letzten Heft<br />

steht in diesem Artikel<br />

das Thema „Objektorientierung“<br />

auf dem Programm.<br />

Als praktische<br />

Übung dazu programmieren<br />

Sie eine einfache<br />

grafische Benutzeroberfläche.<br />

Mike Müller<br />

Kirsty Pargeter, Fotolia.com<br />

Bevor Sie mit Python eine grafische Oberfläche<br />

entwerfen, sollten Sie ein paar Grundlagen der<br />

objektorientierten Programmierung verstehen.<br />

Letztere brauchen Sie unter anderem, um die GUI<br />

(engl. für „Graphical <strong>User</strong> Interface“) zum Leben<br />

zu erwecken.<br />

Hemden sind auch nur<br />

Objekte<br />

Weil in Python alles ein Objekt ist, müssen Sie<br />

oft eigene Objekte entwerfen, um diese in Ihrem<br />

Programm einzusetzen. Um das etwas abstrakte<br />

Konzept verständlicher zu machen, gehen Sie einfach<br />

davon aus, dass es sich bei dem Objekt um<br />

ein Hemd handelt. Dieses lässt sich <strong>als</strong> abstraktes<br />

Konzept durchaus in objektorientiertem Code<br />

abbilden. Das Ergebnis sehen Sie in Listing 1.<br />

Wie immer, finden Sie übrigens alle verwendeten<br />

Quelltexte auf unserer Webseite [1].<br />

Gleich in der ersten Zeile geben Sie der Datei über<br />

# -*- coding: utf-8 -*- eine Kodierung mit auf den<br />

Weg. Dadurch dürfen Sie im Quellcode Umlaute<br />

und Sonderzeichen wie ä, ö oder ß verwenden. Allerdings<br />

müssen Sie die Datei dann auch im Editor<br />

in dieser Kodierung speichern, andernfalls weigert<br />

sich das Programm zu starten! Wie das geht,<br />

hängt vom genutzten Editor ab: Gedit zeigt die<br />

Kodierung z. B. an, wenn Sie auf den Menüeintrag<br />

Datei | Speichern unter klicken.<br />

In der Zeile 03 (class Shirt(object)) definieren<br />

Sie eine neue Klasse Shirt. Diese erbt ihre Eigenschaften<br />

von der Basisklasse object, um richtig<br />

<strong>als</strong> Klasse funktionieren zu können. Es handelt<br />

sich um eine Konvention, die Sie auch weglassen<br />

können. Das Schlüsselwort class definiert die neue<br />

Klasse im Code. Solche Klassen bilden den Kern<br />

der objektorientierten Programmierung. Wir setzen<br />

sie hier pragmatisch ein, ohne ihre theoretischen<br />

Untiefen zu ergründen; einige Details stehen im<br />

Kasten Klasse, Instanz, Attribut, Methode.<br />

Es folgt die Methode _ _ init_ _ , in die Sie einige<br />

Attribute einbetten: die Größe (size) des Shirts,<br />

seine Farbe (color) und die Anzahl der Waschgänge<br />

(washes). Python ruft die Methode _ _ init_ _<br />

automatisch auf und weist den Attributen konkrete<br />

Werte zu, sobald Sie eine neue Instanz der<br />

Klasse starten (siehe auch Kasten Klasse, Instanz,<br />

Attribut, Methode).<br />

Methoden wie _ _ init_ _ kennen Sie im Prinzip<br />

schon. So heißen Funktionen, die sich innerhalb<br />

einer Klasse befinden (denken Sie an die Funktion<br />

get_total_size() aus dem letzten Workshop [2]). Als<br />

erstes Argument bekommen alle Methoden ein self<br />

mit auf den Weg. Der Ausdruck dient <strong>als</strong> Platzhalter<br />

für die Instanz, die Sie später erzeugen.<br />

Der Grund: Beim Definieren einer<br />

Klasse und ihrer Methoden kennen<br />

Sie die Argumente meist noch<br />

nicht. Die Methode wash()<br />

in Zeile 10 greift auf das Attribut<br />

washes zu und erhöht<br />

dessen Zähler.<br />

Im nächsten Schritt schauen<br />

Sie sich am interaktiven<br />

Prompt an, wie Sie ein digitales<br />

84 UBUNTU<br />

02/2013<br />

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user


Python-Workshop : Teil 2<br />

Programmieren<br />

Hemd waschen. Sie importieren Ihr Modul (die<br />

Datei shirt.py) und erzeugen ein neue Instanz der<br />

darin definierten Klasse Shirt():<br />

>>> import shirt<br />

>>> shirt_1 = shirt.Shirt(42, 'white')<br />

Die Attribute der neuen Instanz fragen Sie nun ab:<br />

>>> shirt_1.color<br />

'white'<br />

>>> shirt_1.size<br />

42<br />

Sie können das digitale Hemd sogar waschen und<br />

dabei zusehen, wie das den Waschzähler erhöht:<br />

>>> shirt_1.washes<br />

0<br />

>>> shirt_1.wash()<br />

>>> shirt_1.washes<br />

1<br />

>>> shirt_1.wash()<br />

>>> shirt_1.washes<br />

2<br />

Eine grafische<br />

Benutzeroberfläche<br />

Mit Python greifen Sie auf viele verschiedene GUI-<br />

Bibliotheken zu – darunter GTK, wxWidgets und<br />

Qt, die Python mit grafischen Elementen ausstatten.<br />

Prinzipiell verwenden Sie diese Bibliotheken<br />

auf ähnliche Weise und gehen nach demselben<br />

Programmierstil vor (siehe Kasten Programmier-<br />

Paradigmen). Im Detail unterscheiden sich Handhabung<br />

und Funktionalität jedoch.<br />

In unserem Beispiel kommt PySide [3] zum Einsatz,<br />

das die leistungsfähige Qt-Bibliothek auch für<br />

Python-Programmierer erschließt. PySide ist Open<br />

Source (LGPL) und auch für OS X und Windows<br />

verfügbar. Sie installieren es über diesen Befehl:<br />

$ sudo apt‐get install python‐pyside<br />

Die Installation erfordert das Passwort des administrativen<br />

Benutzers und dauert eine Weile. Haben<br />

Sie die Bibliothek erfolgreich eingespielt, können<br />

Sie am interaktiven Prompt >>> import PySide<br />

eingeben, ohne eine Fehlermeldung zu erhalten.<br />

Programmier-Paradigmen<br />

Nun erzeugen Sie eine zweite Instanz:<br />

>>> shirt_2 = shirt.Shirt('L', 'green')<br />

>>> shirt_2.size<br />

'L'<br />

>>> shirt_2.color<br />

'green'<br />

Auch in diesem Fall zählt das Hemd die Anzahl<br />

der Waschgänge mit:<br />

>>> shirt_2.washes<br />

0<br />

>>> shirt_2.wash()<br />

>>> shirt_2.washes<br />

1<br />

Es gibt verschiedenste Programmierstile oder<br />

‐Paradigmen, um Probleme im Rahmen eines<br />

Programms zu lösen. Im letzten Heft haben Sie<br />

– vermutlich ohne es zu wissen – die „imperative<br />

Programmierung“ genutzt. Ein solches<br />

Programm besteht aus Befehlen, die der Computer<br />

nacheinander abarbeitet; es reiht praktisch<br />

Einzelschritte aneinander. Das „prozedurale Paradigma“<br />

ist eine Variante des imperativen. Eine<br />

Prozedur ist eine abgeschlossene Einheit oder (in<br />

unserem Fall) eine Funktion, die mit def beginnt.<br />

Solche Prozeduren strukturieren ein Programm;<br />

es arbeitet sie hintereinander ab.<br />

Beim „objektorientierten Programmieren“ stehen<br />

Objekte im Mittelpunkt (die Instanzen),<br />

welche Daten verarbeiten (etwa die Größe und<br />

Farbe eines Hemdes) und sich auf bestimmte<br />

Weise verhalten (Hemden waschen). In der objektorientierten<br />

Programmierung interagieren<br />

diese Objekte miteinander und bilden Objekte<br />

der realen Welt oft besser ab, <strong>als</strong> das andere<br />

Programmierstile erlauben. Im Kontrast trennt<br />

die prozedurale Programmierung Daten und<br />

Prozeduren.<br />

Für Ihre grafische Oberfläche nutzen Sie eine<br />

ereignisorientierte Programmierung (engl.<br />

„event-driven“). Ihr Programm läuft nicht linear<br />

durch, sondern wartet und reagiert auf auslösende<br />

Ereignisse. Die Methode calculate( )<br />

rufen Sie zum Beispiel auf, indem Sie auf den<br />

Knopf Größe berechnen klicken. So lösen Sie<br />

ein Ereignis aus. Beim Programmieren ist noch<br />

nicht klar, ob und wann Sie auf diese Methode<br />

zugreifen. Schließen Sie das Programm zum<br />

Beispiel gleich nach dem Start wieder, gibt es<br />

kein Ereignis, das die Methode ausführt.<br />

Listing 1: „shirt.py“<br />

01 # ‐*‐ coding: utf‐8 ‐*‐<br />

02 <br />

03 class Shirt(object):<br />

04 """A shirt that will be washed<br />

repeatedly.<br />

05 """<br />

06 def __init__(self, size, color):<br />

07 self.size = size<br />

08 self.color = color<br />

09 self.washes = 0<br />

10 def wash(self):<br />

11 """Count how often I was washed.<br />

12 """<br />

13 self.washes += 1<br />

Klasse, Instanz, Attribut, Methode<br />

Klasse: Klassen definieren neue Datentypen<br />

und helfen dabei, Dinge aus der realen Welt in<br />

Programmen abzubilden. Aus der Klasse Shirt<br />

lassen sich beispielsweise Hemden herstellen,<br />

die alle über eine Größe (size), eine Farbe (color)<br />

und eine Anzahl von Waschvorgängen (washes)<br />

verfügen.<br />

Instanz: Ein weißes Hemd in Größe 42 wäre<br />

eine Instanz der Klasse Shirt. In einem Programm<br />

kann es beliebig viele Instanzen geben.<br />

Die Klasse legt <strong>als</strong>o allgemeine Kriterien für<br />

Hemden fest. Bei den Instanzen handelt es sich<br />

dann um konkrete Manifestationen.<br />

Attribute: Klassen und ihre Instanzen haben Attribute.<br />

Die Instanz shirt_1 der Klasse Shirt verfügt<br />

über die Attribute Größe (size), Farbe (color)<br />

und Anzahl der Waschvorgänge (washes), die in<br />

der Instanz im Gegensatz zur Klasse konkrete<br />

Werte besitzen. Jede Instanz, <strong>als</strong>o jedes Hemd,<br />

bringt individuelle Attribute mit und kann eine<br />

andere Farbe und Größe besitzen.<br />

Methoden: Technisch betrachtet sind Methoden<br />

Funktionen, die Sie innerhalb einer Klasse<br />

definieren. Methoden tun gewöhnlich etwas: So<br />

„wäscht“ wash( ) Ihre Hemden und erhöht nach<br />

jedem Waschgang den Zähler.<br />

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85


Programmieren Python-Workshop : Teil 2<br />

1 Die mit dem Toolkit<br />

PySide entwickelte grafische<br />

Anwendung läuft<br />

plattformübergreifend<br />

und wartet nach dem<br />

Start auf eine Eingabe.<br />

Listing 2: „recursive_gui.py“<br />

Der Quelltext …<br />

Den Quelltext für Ihr GUI-Programm zeigt Listing<br />

2; gehen Sie ihn Zeile für Zeile durch. Laden Sie<br />

das Python-Skript aus dem Internet herunter [1]<br />

und machen Sie es ausführbar:<br />

$ chmod +x recursive_gui.py<br />

01 #!/usr/bin/env python<br />

02 # ‐*‐ coding: utf‐8 ‐*‐<br />

03 <br />

04 """GUI for recursive calculation of the size of<br />

05 all files in a directory tree.<br />

06 """<br />

07 <br />

08 import sys<br />

09 from PySide import QtGui<br />

10 from recursive_func import get_total_size<br />

11 <br />

12 class Form(QtGui.QDialog):<br />

13 """Main Window.<br />

14 """<br />

15 def __init__(self, parent=None):<br />

16 super(Form, self).__init__(parent)<br />

17 self.setWindowTitle(u"Recurser")<br />

18 self.path = QtGui.QLineEdit(u"")<br />

19 self.button = QtGui.QPushButton(u"Größe berechnen")<br />

20 self.res = QtGui.QLabel(u"Ergebnis")<br />

21 layout = QtGui.QVBoxLayout()<br />

22 layout.addWidget(self.path)<br />

23 layout.addWidget(self.button)<br />

24 layout.addWidget(self.res)<br />

25 self.setLayout(layout)<br />

26 self.button.clicked.connect(self.calculate)<br />

27 <br />

28 def calculate(self):<br />

29 """Display the calculated result.<br />

30 """<br />

31 path = self.path.text()<br />

32 self.res.setText(u'Gesamt: %d' % get_total_size(path))<br />

33 <br />

34 def show_app():<br />

35 """Display the window.<br />

36 """<br />

37 app = QtGui.QApplication(sys.argv)<br />

38 form = Form()<br />

39 form.show()<br />

40 sys.exit(app.exec_())<br />

41 <br />

42 if __name__ == '__main__':<br />

43 show_app()<br />

Tippen Sie den Code selbst ab, achten Sie zudem<br />

darauf, ihn in einer UTF-8-Kodierung zu sichern.<br />

Dann rufen Sie das Skript über das Kommando<br />

./recursive_gui.py auf. Als Ergebnis erhalten Sie<br />

das in Abbildung 1 gezeigte Fenster. Das Programm<br />

summiert dabei, wie im Workshop des<br />

letzten Hefts gezeigt, die Größen aller Dateien in<br />

einem bestimmten Verzeichnis und all seinen Unterverzeichnissen.<br />

In das Texteingabefeld tippen<br />

oder kopieren Sie den Pfad zu diesem Verzeichnis<br />

und erhalten nach dem Klick auf Größe berechnen<br />

das Ergebnis (Abbildung 2).<br />

Schritt für Schritt<br />

Betrachten Sie das Programm im Detail. In der<br />

Zeile 01 (#!/​usr/​bin/​env python) verweisen Sie<br />

zum Auftakt auf den Pfad zum Kommando python.<br />

Die Zeichenkombination #! heißt übrigens Shebang<br />

und funktioniert auf allen unixoiden Systemen.<br />

Beim Ausführen des Skripts weiß das System<br />

sofort, um welche Sprache es sich handelt und wo<br />

es den zugehörigen Interpreter findet.<br />

Nach dem obligatorischen Doc-String importieren<br />

Sie in den Zeilen 08 bis 10 einige Module. Das<br />

Modul sys entspringt der Standardbibliothek; konventionell<br />

listet man solche Module zuerst auf.<br />

Danach laden Sie das Modul QtGui aus dem Paket<br />

PySide, das alle Funktionen mitbringt, die Sie für<br />

die GUI der Anwendung benötigen. Zuletzt importieren<br />

Sie das im letzten Workshop entworfene<br />

Modul recursive_func, das mit im Downloadarchiv<br />

steckt und dessen Funktion get_total_size() Sie ja<br />

bereits kennen.<br />

Obwohl recursive_func recht kurz ist, sollten Sie<br />

nicht der Versuchung erliegen, die Funktion get_total_size()<br />

innerhalb Ihres Module mit der GUI zu<br />

definieren. Es ist gute Praxis, den Quelltext für die<br />

grafische Oberfläche immer soweit wie möglich<br />

von der restlichen Funktionalität eines Programms<br />

zu trennen. Das Aufteilen auf mehrere Dateien,<br />

wie Sie es hier tun, kann dabei sehr helfen. So<br />

versehen Sie Ihr Programm später ohne große<br />

Eingriffe mit einer Kommandozeilenschnittstelle<br />

oder setzen die Funktion get_total_size() in einem<br />

anderen Programm ein.<br />

Über class Form(QtGui.QDialog): definieren Sie<br />

eine neue Klasse Form, die Methoden und Attribute<br />

von QtGui.QDialog (<strong>als</strong>o der Klasse QDialog<br />

aus dem Modul QtGui) erbt. Damit kann Ihre<br />

Klasse Form alles, was QDialog anbietet – und das<br />

ist eine Menge wie Listing 3 zeigt. Der Befehl dir()<br />

erzeugt ein Liste mit den Namen aller Attribute,<br />

die zu dieser Klasse gehören, und len() ermittelt,<br />

wie lang diese Liste ist: Es sind 348 Attribute.<br />

Jetzt konstruieren Sie die grafische Oberfläche<br />

(Abbildung 3). Das geschieht alles innerhalb des<br />

eingerückten Bereichs nach der Zeile def _ _ init_ _<br />

Listing 3: „Attribute von QDialog“<br />

>>> from PySide import QtGui<br />

>>> len(dir(QtGui.QDialog))<br />

348<br />

>>> print dir(QtGui.QDialog)<br />

<br />

86 UBUNTU<br />

02/2013<br />

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Python-Workshop : Teil 2<br />

Programmieren<br />

(self, parent=None):. Die Methode _ _ init_ _ ()<br />

führt Python stets aus, wenn Sie eine neue Instanz<br />

einer Klasse aufrufen. Das tun Sie in der Zeile<br />

36, wo Sie über form = Form() eine Instanz der<br />

Klasse Form erzeugen, woraufhin Python alle<br />

Schritte der Methode _ _ init_ _ umsetzt.<br />

Der Ausdruck super(Form, self)._ _ init_ _ (parent)<br />

in Zeile 16 ist notwendig, damit Python die Klasse<br />

QtGui.QDialog richtig initialisiert. In den folgenden<br />

Zeilen 17 bis 25 baut PySide die verschiedenen<br />

grafischen Elemente schrittweise nacheinander<br />

auf. Das Fenster ohne Elemente sehen Sie im<br />

Hintergrund von Abbildung 3. Nach dem Setzen<br />

des Namens für die Anwendung mit setWindow-<br />

Title() fügen Sie drei GUI-Elemente hinzu: ein<br />

einzeiliges Eingabefenster mit QLineEdit(), einen<br />

Knopf mit QPushButton() und einen Ausgabetext<br />

mit QLabel(). Das eingefügte u vor Texten wie<br />

u"Größe berechnen" erzeugt einen Unicode-String,<br />

dank dem Sie Umlaute verwenden dürfen.<br />

Ab Zeile 21 stecken Sie Ihre drei GUI-Elemente in<br />

den so genannten Container QVBoxLayout(), der<br />

sich um das Layout kümmert und die Elemente<br />

vertikal anordnet (Abbildung 3). Dazu erstellen<br />

Sie erst eine Instanz des Containers und ordnen<br />

diesem die Elemente dann jeweils über layout.add-<br />

Widget() zu. Abschließend pappt die Zeile 25 den<br />

eben erstellten Container über self.setLayout() auf<br />

das anfangs noch leere Programmfenster.<br />

Fehlercodes in PySide<br />

Normalerweise müssen Sie sich nicht um Fehlercodes<br />

kümmern, welche die Anwendungen zurückgeben. Da<br />

aber PySide ein System für sich ist (es wurde in der<br />

Programmiersprache C++ bzw. Qt geschrieben) und<br />

hinter der Kulisse mit C++ arbeitet, reichen Sie den<br />

Fehlercode von PySide hier explizit weiter.<br />

Haben Sie den grafischen Teil im Programmcode<br />

erledigt, sorgen Sie im nächsten Schritt dafür, dass<br />

etwas passiert, sobald der Nutzer auf die Schaltfläche<br />

Größe berechnen klickt. In diesem Fall soll Python<br />

die Methode calculate() aufrufen, was Sie in<br />

der Zeile 26 über den Ausruck self.button.clicked.<br />

connect(self.calculate) festlegen.<br />

Über self.path.text() holt sich calculate() den Text<br />

aus dem Eingabefenster. Dieser muss aus einem<br />

gültigen Pfadnamen bestehen. Die Funktion get_total_size()<br />

verwendet den Pfadnamen anschließend<br />

<strong>als</strong> Argument, errechnet die Dateigrößen und<br />

liefert das Berechnungsergebnis an die Funktion<br />

self.res.setText(), die das Resultat in der grafischen<br />

Oberfläche anzeigt.<br />

Sie haben nun zwar alle wesentlichen Funktionen<br />

und Klassen definiert, müssen die Anwendung<br />

aber noch explizit starten. Das erledigt die Funktion<br />

show_app() aus der Zeile 43. Sie erzeugt<br />

zunächst eine Instanz einer QApplication, danach<br />

ruft sie eine Instanz der Klasse Form auf. Die<br />

Funktion form.show() sorgt dafür, dass Python<br />

die App und ihre Fenster nach dem Start auf den<br />

Bildschirm zeichnet.<br />

Erklärungsbedürftig ist noch der Aufruf sys.exit(),<br />

der einen Aufruf der Anwendung einschließt (app.<br />

exec_()). Durch das Einwickeln in sys.exit() können<br />

andere Programme auf Fehlercodes im Skript<br />

reagieren (Kasten Fehlercodes in PySide). Dabei bedeutet<br />

0 (Null) „Alles in Ordnung“, während eine<br />

andere Zahl für einen bestimmten Fehler steht. Es<br />

gibt viele Rückgabecodes, die zum Beispiel signalisieren,<br />

dass eine Datei nicht gefunden wurde oder<br />

dass die Festplatte voll ist.<br />

Alles in allem erweist sich PySide <strong>als</strong>o <strong>als</strong> eine<br />

gute erste Wahl, wenn Sie vorhaben, mit Python<br />

Anwendungen zu schreiben, die sich über eine<br />

grafische Oberfläche bedienen lassen. (kki) ●●●<br />

2 Geben Sie den Pfad zu einem<br />

bestimmten Verzeichnis ein, ermittelt<br />

die Anwendung nach einem<br />

Klick auf „Größe berechnen“ die<br />

Gesamtgröße der darin enthaltenen<br />

Dateien.<br />

Der Autor<br />

Dr.-Ing. Mike Müller ist Geschäftsführer<br />

der Python Academy [4]<br />

und ein erfahrener Python-Trainer.<br />

Seitdem er Python 1999 entdeckt<br />

hat, ist dies seine bevorzugte Programmiersprache.<br />

Er ist regelmäßiger<br />

Sprecher auf nationalen und internationalen<br />

Python-Konferenzen<br />

und hat schon etliche Kursteilnehmer<br />

mit den Vorzügen von Python<br />

vertraut gemacht.<br />

3 Die Klasse „Form“ definiert die Elemente, die dann auf der grafischen Oberfläche der Anwendung erscheinen.<br />

Im Hintergrund sehen Sie ein leeres Fenster, auf dem die grafischen Elemente noch fehlen.<br />

Infos<br />

[1] Quelltexte dieses Artikels<br />

zum Download:<br />

[http:// www. ubuntu‐user.​<br />

de/ Media/ Files/​<br />

Python‐Workshop‐Teil‐2]<br />

[2] Python-Workshop Teil 1:<br />

[http:// www. ubuntu‐user.​<br />

de/ Media/ Files/​<br />

Python‐Workshop‐Teil‐1]<br />

[3] PySide:<br />

[http:// www. pyside. org/]<br />

[4] Python Academy:<br />

[http:// www.​<br />

python‐academy. de/]<br />

www.ubuntu-user.de 02/2013<br />

UBUNTU<br />

user<br />

87


Programmieren<br />

QML-Toolkit<br />

Apps für das <strong>Ubuntu</strong> Phone<br />

Mobile Apps<br />

Canonical zeigt in einem<br />

Tutorial, wie Sie bereits<br />

heute Apps für <strong>Ubuntu</strong><br />

for Phones entwickeln.<br />

Wir fassen die wichtigsten<br />

Punkte zusammen.<br />

Kristian Kißling<br />

Referenz<br />

Paketverwaltung: Auf Seite 18<br />

finden Sie unseren Artikel zum<br />

Paketmanagement, der erklärt,<br />

was PPAs sind und wie Sie diese<br />

einrichten.<br />

Was ist QML?<br />

QML steht für Qt Modeling Language<br />

und ist Teil von Qt Quick,<br />

mit dem sich grafische Oberflächen<br />

für das Qt-Framework entwerfen<br />

lassen. Als Skriptsprache integriert<br />

QML JavaScript in das C++basierte<br />

Qt-5-Framework und eignet<br />

sich vor allem zum Entwerfen<br />

schlanker grafischer Oberflächen<br />

für mobile Anwendungen. Dabei<br />

interpretiert die Laufzeitumgebung<br />

Qt Declarative den mit QML geschriebenen<br />

Code.<br />

<strong>Ubuntu</strong> hat mit der Ankündigung von <strong>Ubuntu</strong><br />

for Phones offenbar einen Nerv getroffen. Fast<br />

sämtliche Medien berichteten von den Plänen für<br />

das Smartphone auf <strong>Ubuntu</strong>-Basis. Wer das alternative<br />

Betriebssystem allerdings herunterladen<br />

und testen möchte, schaut bislang in die Röhre:<br />

Entsprechende Images will Canonical aller Voraussicht<br />

nach im Februar 2013 veröffentlichen.<br />

Für Entwickler gibt es dennoch eine interessante<br />

Nachricht, denn mit dem QML-Toolkit lassen sich<br />

schon jetzt erste Apps für „<strong>Ubuntu</strong> for phones“<br />

basteln. Wie Sie die Entwicklungsumgebung dafür<br />

einrichten, zeigen wir in diesem Artikel und stützen<br />

uns dabei im Wesentlichen auf die Anleitungen<br />

von App-Entwickler David Planella. Er ist bei<br />

Canonical verantwortlich für die Anstrengungen<br />

rund um die neue Softwarekategorie Apps und hat<br />

eine Webseite auf die Beine gestellt [1], die angehende<br />

App-Entwickler an QML für <strong>Ubuntu</strong> heranführt<br />

(siehe Kasten Was ist QML?).<br />

Der Artikel erklärt, wie Sie mit Qt Creator eine<br />

Entwicklungsumgebung für QML aufsetzen. Wir<br />

gehen jedoch nicht auf den Code selbst ein, da es<br />

dafür sehr gute Online-Ressourcen gibt, die wir<br />

weiter unten vorstellen. Voraussetzung ist zudem,<br />

dass Sie <strong>Ubuntu</strong> 12.10 benutzen, da die Komponenten<br />

für „Quantal Quetzal“ vorgesehen sind.<br />

Allerdings lassen sich die Quantal-Pakete mit ein<br />

wenig Handarbeit wohl auch unter <strong>Ubuntu</strong> 12.04<br />

installieren, was wir aber nicht getestet haben [2].<br />

Die Komponenten für das QML-Toolkit stecken<br />

bis jetzt noch nicht in den offiziellen Paketquellen<br />

von Canonical. Vermutlich wird <strong>Ubuntu</strong> 13.04 die<br />

vorgestellten Pakete offiziell anbieten. Der hier<br />

geschilderte Weg ist daher ein „bewegliches Ziel“:<br />

Die Schritte könnten sich bald ändern.<br />

Hands-on: Qt 5<br />

Was Sie zunächst brauchen, ist eine sehr aktuelle<br />

Version von Qt 5, die Sie aus einem PPA (Referenz:<br />

Paketverwaltung) holen. Das binden Sie über die<br />

folgenden drei Zeilen ein:<br />

$ sudo add‐apt‐repository ppa:canonicalU<br />

‐qt5‐edgers/qt5‐beta1<br />

$ sudo apt‐get update<br />

$ sudo apt‐get install qt5‐meta‐full<br />

Der letzte Befehl holt die wesentlichen Qt-Pakete<br />

auf den Rechner. Die ausführbaren Qt-Anwendungen<br />

finden Sie dann im Verzeichnis /opt/​qt5/​<br />

bin. Um sie unter <strong>Ubuntu</strong> systemweit auszuführen,<br />

müssen Sie der Bash im nächsten Schritt<br />

diesen Pfad beibringen. Dazu rufen Sie über<br />

[Strg]+[Alt]+[T] ein Terminal auf und geben<br />

$ echo 'export PATH=/opt/qt5/bin:$PATH' U<br />

>> ~/.bashrc<br />

ein. Der Pfad landet nun in der versteckten Konfigurationsdatei<br />

~/​.bashrc.<br />

QML-Toolkit<br />

Bei den qt-components handelt es sich um wiederverwendbare<br />

QML-Dateien bzw. Komponenten für<br />

Qt Quick, etwa bestimmte Schaltflächen und andere<br />

grafische Elemente. Solche Komponenten gibt<br />

es auch speziell für <strong>Ubuntu</strong>, und Sie installieren<br />

diese im nächsten Schritt aus einem PPA:<br />

Canonical<br />

$ sudo add‐apt‐repository ppa:ui‐toolkit/U<br />

ppa<br />

$ sudo apt‐get update<br />

$ sudo apt‐get install qt‐components‐ubuU<br />

ntu* notepad‐qml qtcreator<br />

Wie Sie bemerkt haben, spielen Sie an dieser<br />

Stelle auch gleich den Qt Creator auf<br />

den Rechner. Die grafische Anwendung<br />

dient zum Entwerfen von GUIs mit Qt<br />

und eignet sich auch hervorragend,<br />

um die gewünschten QML-Oberflächen<br />

zu bauen. Dafür müssen Sie die<br />

IDE (Integrierte Entwicklungsumge-<br />

90 UBUNTU<br />

02/2013<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


QML-Toolkit<br />

Programmieren<br />

bung) allerdings mit qmlscene verknüpfen (einem<br />

Betrachter für QML-Dokumente) um den Code<br />

direkt aus Qt Creator heraus zu testen.<br />

Qt Creator vorbereiten<br />

Sie müssen qmlscene nicht extra installieren, es<br />

landet zusammen mit der anfangs installierten<br />

Qt-5-Version im Ordner /opt/​qt5/​bin. Den Ort geben<br />

Sie nun an Qt Creator weiter. Starten Sie Qt<br />

Creator dazu über das Dash und wählen Sie den<br />

Menüpunkt Extras / Einstellungen. Im Tab Externe<br />

Werkzeuge wählen Sie im nächsten Schritt <strong>Vorschau</strong><br />

(qmlviewer) aus. Per Doppelklick lässt sich<br />

dieser Text zu <strong>Vorschau</strong> (qmlscene) abwandeln,<br />

und taucht dann so später auch <strong>als</strong> Menüpunkt in<br />

Qt Creator auf. Neben dem Eintrag Ausführbare<br />

Datei klicken Sie auf die Schaltfläche Auswählen<br />

und navigieren in das Verzeichnis /opt/​qt5/​bin, in<br />

dem Sie qmlscene auswählen. Weitere Klicks auf<br />

Öffnen und OK besiegeln die Verbindung.<br />

Nun lässt sich direkt ein erstes Projekt erstellen,<br />

was Sie über Datei | Neu in die Tat umsetzen. Unter<br />

Projekte wählen Sie den Eintrag Anwendungen<br />

und rechts daneben Qt Quick UI. Sie verpassen<br />

dem Projekt <strong>als</strong> Nächstes einen klingenden Namen.<br />

In seinem Tutorial erklärt David Planella,<br />

wie Sie eine App zur Währungsumrechnung entwickeln,<br />

die den Namen CurrencyConverter trägt.<br />

Für den Ordner, in dem Sie die zukünftige App ablegen,<br />

sollten Sie Schreibrechte besitzen: Das kann<br />

Listing 1: „CurrencyConverter“<br />

01 import QtQuick 2.0<br />

02 import <strong>Ubuntu</strong>.Components 0.1<br />

03 <br />

04 Rectangle {<br />

05 id: root<br />

06 width: units.gu(60)<br />

07 height: units.gu(80)<br />

08 color: "lightgray"<br />

09 <br />

10 property real margins: units.gu(2)<br />

11 property real buttonWidth: units.U<br />

gu(9)<br />

12 <br />

13 Label {<br />

14 id: title<br />

15 ItemStyle.class: "title"<br />

16 text: i18n.tr("Currency U<br />

Converter")<br />

17 height: contentHeight + root.U<br />

margins<br />

18 anchors {<br />

19 left: parent.left<br />

20 right: parent.right<br />

21 top: parent.top<br />

22 }<br />

23 }<br />

24 }<br />

1 Über das QML-Toolkit lassen sich bereits erste Apps für <strong>Ubuntu</strong> for Phones entwickeln.<br />

zum Beispiel ein Ordner in Ihrem Home-Verzeichnis<br />

sein, etwa /home/​{BENUTZER}/​qml. Zudem<br />

können Sie zum Verwalten des Codes und seiner<br />

diversen Versionen wahlweise eine Versionsverwaltung<br />

wie Bazaar einrichten. Wie das im Detail<br />

funktioniert, führen wir hier nicht weiter aus, weil<br />

es den Rahmen sprengen würde; unter [3] finden<br />

Sie eine Anleitung dazu.<br />

Hello World!<br />

Haben Sie alle Schritte erfolgreich abgeschlossen,<br />

landen Sie in einem Dokument, das bereits Code<br />

enthält. Über Extras | Extern | Qt Quick | <strong>Vorschau</strong><br />

(qmlscene) lässt sich dieser Code aber nicht ausführen,<br />

weil er bereits veraltet ist. Ein funktionierendes<br />

Codebeispiel von David Planella stammt<br />

von der entsprechenden Webseite [4]; Sie sehen es<br />

im Listing 1. Ein einfaches Copy & Paste genügt,<br />

um den Code einzufügen; über den oben genannten<br />

Weg führen Sie ihn dann aus und erblicken<br />

das Fenster aus Abbildung 1.<br />

Startpaket<br />

Nun können Sie beginnen, sich durch verschiedene<br />

Tutori<strong>als</strong> zu hangeln, um QML besser zu verstehen.<br />

Einen guten Start ermöglicht das Tutorial<br />

von David Planella [4], das auch auf die API mitsamt<br />

den verfügbaren Elemente verweist [5].<br />

Daneben bieten auch die Entwickler von Qt 5<br />

Tutori<strong>als</strong> an, die erklären, wie man mit QML grafische<br />

Oberflächen entwickelt [6]. Vermutlich wird<br />

auch Canonical noch ein einfach installierbares<br />

Software Development Kit (SDK) für <strong>Ubuntu</strong> for<br />

Phones veröffentlichen, das einige der jetzigen<br />

Umständlichkeiten beseitigt. Interessierte Entwickler<br />

können sich zudem für Projekte rund um<br />

<strong>Ubuntu</strong> for Phones registrieren, deren Inhalt allerdings<br />

vertraulich bleiben soll [7]. (kki) ●●●<br />

Infos<br />

[1] Apps für <strong>Ubuntu</strong><br />

for Phones:<br />

[http:// www. ubuntu.​<br />

com/ devices/ phone/​<br />

app‐ecosystem]<br />

[2] QML-Toolkit<br />

für <strong>Ubuntu</strong> 12.04:<br />

[http:// askubuntu. com/​<br />

questions/ 235440/ how‐doi‐install‐the‐qml‐toolkiton‐12‐04]<br />

[3] Versionsverwaltung Bazaar<br />

einrichten:<br />

[http:// wiki. ubuntuusers.​<br />

de/ Bazaar]<br />

[4] Codebeispiel<br />

CurrencyConverter:<br />

[http:// developer.​<br />

ubuntu. com/ resources/​<br />

app‐developer‐cookbook/​<br />

mobile/ currencyconverter‐phone‐app/]<br />

[5] QML-API:<br />

[http:// developer. ubuntu.​<br />

com/ api/ ubuntu‐12.​<br />

10/ qml/ mobile/​<br />

overview‐ubuntu‐sdk. html]<br />

[6] Qt-Quick-Grundlagen:<br />

[http:// qt‐project. org/​<br />

doc/ qt‐5. 0/ qtdoc/​<br />

qtexamplesandtutori<strong>als</strong>.​<br />

html# qt‐quick‐essenti<strong>als</strong>]<br />

[7] Bewerbung für<br />

QML-App-Entwickler:<br />

[http:// developer.​<br />

ubuntu. com/ get‐started/​<br />

gomobile/]<br />

www.ubuntu-user.de 02/2013<br />

UBUNTU<br />

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91


Tipps & Tricks<br />

<strong>Ubuntu</strong>-Tipps<br />

Tipps & Tricks zu <strong>Ubuntu</strong><br />

Tricksen<br />

mit Thunderbird<br />

In den aktuellen Tipps<br />

lesen Sie unter anderem,<br />

wie Sie ein lokales<br />

Backup Ihrer E-Mails<br />

erstellen und einen Kalender<br />

anlegen, den Sie<br />

synchron in Thunderbird<br />

und auf Ihrem Android-<br />

Smartphone nutzen.<br />

Kristian Kißling<br />

Kirsty Pargeter, 123RF<br />

Thunderbird: E-Mails sichern<br />

Es kommt vor, dass überraschend eine E-Mail<br />

Ihres Providers ins Haus flattert, die Sie darauf<br />

hinweist, dass Ihr Account bald seine Kapazitätsgrenze<br />

erreicht. Mitunter melden sich die Provider<br />

auch gar nicht, sondern vielmehr beschweren sich<br />

Freunde, dass ihre an Sie gerichteten Mails zurückkommen.<br />

In beiden Fällen ergibt es Sinn, die<br />

vorhandenen E-Mails lokal zu sichern und dann<br />

online zu löschen, um neuen Platz beim Provider<br />

zu schaffen. Das dachte wir uns auch, stießen<br />

aber beim Sichern der 2 000 E-Mails via IMAP auf<br />

einige Hindernisse (siehe Kasten IMAP).<br />

Eine einfache Möglichkeit der Sicherung besteht<br />

darin, sämtliche E-Mails in einem Ordner zu markieren<br />

(über [Strg]+[A]) und diese dann lokal<br />

<strong>als</strong> EML-Dateien zu sichern. In diesem Textformat<br />

lässt sich das Archiv dann zum Beispiel mit grep<br />

durchsuchen. Das ist wenig komfortabel, erfüllt<br />

aber seinen Zweck. In der Praxis scheiterte dieser<br />

Versuch allerdings, weil Thunderbird 17.0 beim<br />

Sichern der Mails wiederholt abstürzte.<br />

Nächster Versuch: Die Erweiterung ImportExport-<br />

Tools [1] lässt Sie – wie der Name erahnen lässt –<br />

Ordner und Nachrichten bequem importieren und<br />

exportieren. Unter <strong>Ubuntu</strong> 12.04 und Thunderbird<br />

17.0 ließ sich das praktische Add-on leider nicht<br />

installieren – ein bekanntes und bisher nicht gelöstes<br />

Problem. Schließlich gelang es uns, die E-Mails<br />

Jahrgang für Jahrgang in der Weboberfläche des<br />

Providers zu markieren und lokal zu speichern.<br />

Doch es gibt noch einen anderen Weg.<br />

Thunderbird kennt einen Lokalen Ordner, der zum<br />

Einsatz kommt, wenn Sie E-Mails nicht über das<br />

schnelle IMAP-Protokoll, sondern das etwas angestaubte<br />

POP-Protokoll abholen. In diesem lokalen<br />

Ordner legen Sie einen Unterordner an, in dem Sie<br />

das Backup Ihrer E-Mails aufbewahren.<br />

Zunächst müssen Sie dafür sorgen, dass die<br />

E-Mails eines Ordners auch lokal vorliegen; mit<br />

IMAP ist das nicht selbstverständlich. Wählen Sie<br />

den zu sichernden Ordner aus, indem Sie mit der<br />

rechten Maustaste darauf klicken, und wählen Sie<br />

den Eintrag Eigenschaften und dann den Reiter<br />

Synchronisation. Hier setzen Sie ein Häkchen bei<br />

Diesen Ordner zum Offline-Lesen auswählen und<br />

klicken auf Jetzt herunterladen (Abbildung 1),<br />

was den Download startet.<br />

Nun gilt es, diese zu sichern. Dazu rufen Sie den<br />

Dateimanager auf, lassen sich versteckte Dateien<br />

anzeigen ([Strg]+[H]), navigieren in Ihren Persönlichen<br />

Ordner und dann in das Thunderbird-<br />

Profil unter .thunderbird/​{PROFILNAME}/​, wobei<br />

{PROFILNAME} gewöhnlich aus einer durch einen<br />

Punkt getrennten Kombination von Zahlen und<br />

Buchstaben besteht. Nutzen Sie IMAP, besuchen<br />

Sie nun den Unterordner ImapMail. Hier stoßen<br />

Sie auf einen oder mehrere Ordner, welche für die<br />

verschiedenen E-Mail-Konten stehen, die Thunderbird<br />

verwaltet (oder früher einmal verwaltet hat,<br />

wenn Sie das Konto aktuell nicht mehr nutzen).<br />

Suchen Sie nun nach einem Ordner namens IN-<br />

BOX, in dem gewöhnlich sämtliche E-Mails landen<br />

– es sei denn, Sie oder ein Filter verschieben diese<br />

in verschiedene Unterordner.<br />

Ist Letzteres der Fall, navigieren Sie in einen Ordner<br />

namens Inbox.sbd, in dem sich Dateien für<br />

92 UBUNTU<br />

02/2013<br />

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<strong>Ubuntu</strong>-Tipps<br />

Tipps & Tricks<br />

sämtliche Unterordner befinden. Angenommen,<br />

Sie wollen einen Unterordner sichern, der den Namen<br />

privat trägt. In dem Fall stoßen Sie auf zwei<br />

Dateien namens privat und privat.msf, die Sie<br />

kopieren. Kehren Sie dann in den Ordner {PRO-<br />

FILNAME} zurück und wechseln Sie dort in das<br />

Unterverzeichnis /Mail/​Local Folders. Hier fügen<br />

Sie die beiden Dateien ein. Nach einem Neustart<br />

von Thunderbird sollte im Bereich Lokale Ordner<br />

ein neues Verzeichnis namens privat auftauchen,<br />

das die gesicherten E-Mails enthält.<br />

Wollen Sie hingegen die Hauptordner mit den Namen<br />

INBOX und INBOX.msf sichern, müssen Sie<br />

beide Ordner umbenennen, bevor Sie diese nach<br />

/Mail/​Local Folders kopieren. Entfernen Sie Ihre<br />

E-Mails erst dann vom Server (indem Sie diese aus<br />

dem normalen Posteingang löschen), wenn das<br />

lokale Backup erfolgreich war.<br />

Thunderbird und Firefox:<br />

Lock-Dateien entfernen<br />

Thunderbird und Firefox stürzen gelegentlich ab.<br />

Mitunter erscheint dann ein Crash-Report, Sie starten<br />

die jeweiligen Programme per Mausklick neu<br />

und melden den Fehler zugleich den Entwicklern.<br />

Nun kommt es beim Start gelegentlich vor, dass<br />

Thunderbird oder Firefox darauf bestehen, dass<br />

bereits eine Instanz von ihnen läuft. Sie verweigern<br />

dann den Start. Es handelt sich hier um einen<br />

Schutzmechanismus, der dafür sorgen soll, dass<br />

Sie nicht mehrere Instanzen desselben Programms<br />

aufrufen und so ein Datenchaos anrichten. In diesem<br />

Fall macht dann genau dieser Schutzmechanismus<br />

Probleme.<br />

Der Schutz besteht darin, dass beide Programme<br />

nach dem Start in ihrem Profilordner jeweils die<br />

beiden Dateien lock und .parentlock anlegen. Diese<br />

Dateien finden Sie in den versteckten Verzeichnissen<br />

~/​.thunderbird/​{PROFILNAME} (Thunderbird)<br />

und ~/​.mozilla/​firefox/​{PROFILNAME}<br />

(Firefox), wobei Sie im Dateimanager [Strg]+[H]<br />

drücken müssen, damit Nautilus beide anzeigt.<br />

Stoßen Firefox und Thunderbird beim Start auf<br />

diese Lock-Dateien, brechen sie das Laden ab und<br />

geben die anfangs erwähnte Fehlermeldung aus.<br />

Löschen Sie beide Dateien von Hand, lassen sich<br />

sowohl Firefox <strong>als</strong> auch Thunderbird wieder wie<br />

gewohnt starten.<br />

IMAP<br />

Das Internet Message Access Protocol lädt standardmäßig<br />

nur die Kopfzeilen von E-Mails herunter und holt<br />

die komplette E-Mail erst, wenn Sie diese explizit im<br />

E-Mail-Client auswählen. Das spart Zeit und lässt Sie<br />

E-Mails spürbar schneller empfangen, insbesondere,<br />

wenn Sie auf einem anderen Rechner einen neuen<br />

E-Mail-Client aufsetzen. Nicht nur die E-Mails bleiben<br />

dabei auf dem Server liegen, lokal angelegte Ordner<br />

landen dank IMAP ebenfalls dort.<br />

1 Holen Sie Ihre E-Mails über IMAP, müssen Sie diese<br />

lokal speichern, um ein lokales Backup anzulegen.<br />

Shotwell: Senden an<br />

Shotwell bringt praktische Funktionen mit, die wir<br />

im Shotwell-Artikel nicht alle detailliert vorgestellt<br />

haben (Referenz: Shotwell). Einer besteht im<br />

schnellen Verschicken von Bildern. Wir nehmen<br />

an, Sie wählen auf dem Leuchttisch mehrere<br />

Bilder aus, indem Sie [Strg] gedrückt halten und<br />

diese mit der linken Maustaste aussuchen. Wollen<br />

Sie die Auswahl nun an jemanden verschicken,<br />

klicken Sie auf Datei | Senden an, ändern bei Bedarf<br />

die Qualität und das Format der Bilder und<br />

wählen im nächsten Fenster den Eintrag E-Mail<br />

aus dem Aufklappmenü neben Senden <strong>als</strong>.<br />

In die Zeile Senden an tragen Sie den Empfänger<br />

der E-Mail (Abbildung 2). Geben Sie im Bereich<br />

darunter einen Namen für ein ZIP-Archiv an,<br />

verpackt Shotwell die Fotos vor dem Abschicken<br />

automatisch und selbstständig. Im Anschluss daran<br />

startet der Bildbetrachter das auf dem System<br />

vorkonfigurierte E-Mail-Programm und präsentiert<br />

eine leere E-Mail plus Archivanhang, die Sie jetzt<br />

mit einer Betreffzeile und einem Text ausfüllen.<br />

Shotwell: Bilder rotieren<br />

Das Drehen von Bildern gehört zu den Aufgaben,<br />

die Shotwell ebenfalls erledigt. Befinden sich in<br />

Ihrer Sammlung mehrere Bilder, die Sie in dieselbe<br />

Richtung rotieren lassen wollen, erledigen Sie das<br />

auf einen Streich. Dazu markieren Sie die Kandidaten,<br />

indem Sie diese mit der linken Maustaste<br />

anklicken und zugleich [Strg] gedrückt halten. Anschließend<br />

klicken Sie auf die Schaltfläche Drehen<br />

unterhalb des Leuchttisches, bis sich die Bilder in<br />

der gewünschten Position befinden.<br />

Shotwell: Tags übertragen<br />

Haben Sie ein Bild mit mehreren Stichworten versehen<br />

und würden diese nun gern auf ein anderes<br />

Bild übertragen, müssen Sie nicht alle Tags neu<br />

eingeben. Markieren Sie das Foto mit den vorhandenen<br />

Tags und wählen Sie Tag | Tags ändern. Es<br />

erscheint ein kleines Fenster, das die zugehörigen<br />

Schlagworte anzeigt, die Sie über [Strg]+[C] markieren.<br />

Dann klicken Sie auf Abbrechen, wählen<br />

das andere Foto aus und rufen den Menüpunkt<br />

Tags | Tags hinzufügen aus. Über [Strg]+[V] fügen<br />

2 Über die Option „Senden an“<br />

bereiten Sie direkt aus Shotwell heraus<br />

das Versenden von (gepackten)<br />

Bildern per E-Mail vor.<br />

Glossar<br />

POP: Das Post Office Protocol<br />

(aktuell ist die Version 3) ist ebenfalls<br />

sehr verbreitet, bietet aber<br />

weniger Optionen für Änderungen<br />

auf Serverseite an <strong>als</strong> IMAP. Es<br />

kann lediglich E-Mails abholen,<br />

schicken und diese löschen.<br />

Referenz<br />

Shotwell: Was für Features der<br />

Bildbetrachter Shotwell mitbringt,<br />

lesen Sie in diesem Heft ab Seite<br />

62.<br />

www.ubuntu-user.de 02/2013<br />

UBUNTU<br />

user<br />

93


Tipps & Tricks<br />

<strong>Ubuntu</strong>-Tipps<br />

3 Über ein Shutter-Plug-in fügen Sie Wasserzeichen in Bilder<br />

ein. Den Text legen Sie ebenso fest wie das Format des Datums.<br />

Sie die kopierten Tags ein<br />

und schließen den Vorgang<br />

über OK ab.<br />

Shutter:<br />

Wasserzeichen<br />

setzen<br />

Das umfangreiche Bildschirmfoto-Tool<br />

Shutter<br />

bringt neben zahlreichen<br />

Features auch nützliche<br />

Plug-ins mit. Eines davon<br />

eignet sich, um Bilder<br />

mit Wasserzeichen zu<br />

versehen. Das Vorgehen<br />

ist recht einfach: Sie rufen<br />

ein Bild in Shutter auf<br />

(etwa über das Kontextmenü<br />

in Nautilus) und<br />

wählen dann aus dem globalen Menü den Eintrag<br />

Bildschirmfoto | Plugin ausführen. Nun erscheint<br />

ein kleines Fenster, dessen Aufklappmenü alle<br />

verfügbaren Plug-ins auflistet. Sie entscheiden<br />

sich hier für den Eintrag Wasserzeichen, was nach<br />

einem kleinen Moment ein neues Fenster auf den<br />

Plan ruft (Abbildung 3).<br />

Standardmäßig verwendet Shutter <strong>als</strong> Wasserzeichen<br />

das Copyright-Symbol ©, das Sie unter<br />

<strong>Ubuntu</strong> übrigens – <strong>als</strong> Tipp im Tipp – über [Alt<br />

Gr]+[Umschalt]+[C] erzeugen. Es folgen das<br />

aktuelle Jahr, welches die Variable %Y kennt, sowie<br />

der <strong>User</strong>name des angemeldeten Benutzers.<br />

Natürlich lassen sich die Textdetails ändern. Den<br />

Benutzernamen haben wir im Handumdrehen in<br />

EasyLinux verwandelt. Soll das Wasserzeichen auf<br />

dem Bild gleich das komplette Datum anzeigen,<br />

ersetzen Sie %Y durch %d.%m.%Y. Nicht zuletzt<br />

modifizieren Sie die Anordnung der Schrift über<br />

Ausrichtung ebenso wie die Schriftgröße. Damit<br />

Sie eine <strong>Vorschau</strong> der Änderung sehen, klicken Sie<br />

jeweils auf Aktualisieren.<br />

4 Mit einem Editor wie Gedit (oder hier Geany) erstellen<br />

Sie eine kleine Textdatei und speichern diese mit<br />

der Endung „.desktop“ im passenden Verzeichnis.<br />

5 Von Hand müssen Sie Unity beibringen, dass es eine neue „.desktop“-<br />

Datei gibt, die ein Icon im Launcher erhalten soll.<br />

Unity: Ordner im Launcher<br />

Ein Icon aus dem Launcher zu entfernen, ist einfach.<br />

Wie aber legen Sie ein neues an, das etwa<br />

auf einen Ordner oder ein Laufwerk verweist? Dafür<br />

legen Sie eine so genannte .desktop-Datei an.<br />

Dazu benötigen Sie einen Editor wie Gedit, in den<br />

Sie die Zeilen aus Abbildung 4 übertragen.<br />

Die Datei speichern Sie dann im Verzeichnis .local/​<br />

share/​applications, das versteckt in Ihrem Home-<br />

Verzeichnis liegt; [Strg]+[H] macht diesen Ordner<br />

im Dateimanager sichtbar. Den Namen des Launchers<br />

und den Kommentar legen Sie selbst fest; <strong>als</strong><br />

Icon wählen wir das von Nautilus. Interessant ist<br />

der Exec-Teil: Beim Klick auf das Launcher-Icon<br />

ruft der dort angegebene Befehl den Ordner Musik<br />

in Nautilus auf den Plan. Geben Sie in ein Terminal<br />

diesen Befehl ein.<br />

$ gsettings get com.canonical.Unity.Launcher<br />

favorites<br />

Als Ergebnis erhalten Sie eine Liste von vorhandenen<br />

.desktop-Dateien (Abbildung 5):<br />

['nautilus‐home.desktop', 'thunderbird.deU<br />

sktop', 'firefox.desktop', 'chromium‐browU<br />

ser.desktop', 'libreoffice‐writer.desktopU<br />

', 'libreoffice‐calc.desktop', 'ubuntu‐soU<br />

ftware‐center.desktop']<br />

Über einen sehr ähnlich wirkenden Befehl ergänzen<br />

Sie nun diese Liste um einen weiteren Eintrag:<br />

$ gsettings set com.canonical.Unity.LaunchU<br />

er favorites<br />

"['nautilus‐home.desktop', 'thunderbird.deU<br />

sktop', 'firefox.desktop', chromium‐browseU<br />

r.desktop', 'libreoffice‐writer.desktop', U<br />

'libreoffice‐calc.desktop', 'ubuntu‐softwaU<br />

re‐center.desktop', 'musik.desktop']"<br />

Achten Sie darauf, dass hier anstelle des get nun<br />

ein set steht. Um die eckigen Klammern herum befinden<br />

sich zudem Anführungszeichen ("). Nicht<br />

zuletzt sehen Sie am Ende der Liste in den eckigen<br />

Klammern den zusätzlichen Eintrag 'musik.<br />

desktop', der nach Ihrer .desktop-Datei benannt<br />

ist. Haben Sie diesen Befehl fehlerfrei eingegeben,<br />

erscheint im Launcher ein Desktop-Icon, das Sie<br />

fortan zum Musik-Ordner bringt.<br />

Shutter: Polaroideffekt<br />

Ein weiteres Plug-in macht aus Ihrem Foto ein Polaroid.<br />

Dazu dreht Shutter das<br />

vorhandene Foto um ein paar<br />

Grad und verpasst ihm einen<br />

weißen Rand. Auf den unteren<br />

weißen Rand schreibt es einen<br />

Text, für den die Variable %c<br />

<strong>als</strong> Platzhalter dient, gefolgt<br />

94 UBUNTU<br />

02/2013<br />

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Tipps & Tricks<br />

<strong>Ubuntu</strong>-Tipps<br />

6 Die Thunderbird-Erweiterung Lightning bringt einen eigenen Kalender mit, der sich gut in Thunderbird integriert<br />

und auch auf Googles Kalender zugreift.<br />

vom Pfad zum Bild. Der Platzhalter %c setzt automatisch<br />

das aktuelle Datum ein, gefolgt von der<br />

Uhrzeit sowie der Zeitzone. Text, Rotation und<br />

Schriftgröße können Sie verändern.<br />

Google Calendar: Lightning<br />

installieren<br />

Immer wieder kommt bei unseren Nutzern der<br />

Wunsch auf, einen Kalender unter <strong>Ubuntu</strong> zu nutzen,<br />

der seine Termine mit dem Kalender auf dem<br />

Android-Smartphone austauscht. Es mag andere<br />

Möglichkeiten geben, aber der Weg über einen<br />

Google-Account scheint hier doch der einfachste<br />

zu sein. Neben dem Google-Account benötigen Sie<br />

allerdings ein Handy mit Android-Betriebssystem,<br />

und auf Ihrem <strong>Ubuntu</strong>-Rechner sollte der Mailclient<br />

Thunderbird zum Einsatz kommen.<br />

Als lokale Kalenderanwendung nutzen Sie Lightning,<br />

eine Erweiterung für Thunderbird, die offenbar<br />

gut betreut wird – jedenfalls war sie bisher<br />

stets kompatibel zu den aktuellen stabilen Thunderbird-Versionen.<br />

Unter <strong>Ubuntu</strong> 12.10 starten Sie<br />

Thunderbird und richten die E-Mail-Software mit<br />

Hilfe Ihrer neu erworbenen Google-Adresse ein.<br />

Das ist kein Muss, Lightning funktioniert auch<br />

ohne existierendes E-Mail-Konto.<br />

Klicken Sie direkt nach dem ersten Start von<br />

Thunderbird auf eine der unteren Schaltflächen,<br />

um das Konto gleich oder später einzurichten. Sie<br />

7 Klicken Sie auf die E-Mail-Adresse des oberen Kalenders, landen Sie in der Detailansicht.<br />

landen dann auf der Oberfläche des Donnervogels,<br />

wo Sie den Menüeintrag Extras | Add-ons aus dem<br />

globalen Menü wählen. Oben rechts im neuen<br />

Fenster sehen Sie die Add-on-Suche, in die Sie<br />

Lightning eingeben, um dann neben Lightning 1.9<br />

auf Installieren zu klicken (Abbildung 6). Starten<br />

Sie das Programm aber noch nicht neu, sondern<br />

suchen Sie jetzt nach Provider und installieren Sie<br />

die Erweiterung Provider for Google Calendar 0.18.<br />

Erst jetzt folgt der Neustart über einen Klick auf<br />

den Link Jetzt neu starten.<br />

Google Calendar: Kalender<br />

einrichten<br />

Nun ist es Zeit, bei Google den Kalender anzulegen.<br />

Dazu öffnen Sie einen Browser und melden<br />

sich unter der URL [https:// mail. google. com] bei<br />

Ihrem Google-E-Mail-Account an. Klicken Sie im<br />

schwarzen Menü am oberen Browserrand auf Kalender<br />

und richten Sie einen ersten Kalender ein,<br />

der in der Regel automatisch Ihre E-Mail-Adresse<br />

<strong>als</strong> Namen erhält – diesen Kalender benutzen Sie<br />

für den Austausch.<br />

Danach klicken Sie oben rechts auf das Icon mit<br />

dem Rädchen und wählen Einstellungen. Unter<br />

den oberen Links klicken Sie auf Kalender und<br />

sehen nun alle verfügbaren Kalender in der Übersicht<br />

(Abbildung 7). Klicken Sie auf den Namen<br />

Ihres Kalenders (der, mit Ihrer E-Mail-Adresse),<br />

landen Sie auf einer weiteren Seite, die im unteren<br />

Bereich ein XML-Icon anzeigt (Abbildung 8).<br />

Klicken Sie auf das XML-Icon neben Privatadresse<br />

und kopieren Sie den angezeigten Link über das<br />

Kontextmenü, ohne aber die Webseite oder das<br />

Fenster zu schließen.<br />

Sie starten nun Thunderbird und sehen rechts einen<br />

eigenen Bereich für die Kalender-Erweiterung<br />

Lightning. Diesen blenden Sie auf Wunsch aus,<br />

indem Sie den vertikalen Trenner des Kalenders<br />

an den rechten Rand schieben. Jetzt machen Sie<br />

Lightning mit dem eben eingerichteten Google-Kalender<br />

bekannt. Über den Menüpunkt Termine und<br />

96 UBUNTU<br />

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<strong>Ubuntu</strong>-Tipps<br />

Tipps & Tricks<br />

Aufgaben | Kalender richten<br />

Sie einen neuen Kalender ein.<br />

Dazu wählen Sie im linken Bereich<br />

des angezeigten Kalenders<br />

den Punkt Neuer Kalender aus<br />

dem Kontextmenü, das Sie über<br />

einen Rechtsklick auf die leere<br />

Fläche erreichen. Thunderbird<br />

will <strong>als</strong> Nächstes wissen, ob Sie<br />

den Kalender auf Ihrem Rechner<br />

oder im Netzwerk stationieren.<br />

Ihre Wahl fällt auf Letzteres,<br />

da der Kalender ja auf dem<br />

Server von Google liegt.<br />

Im nächsten Fenster wählen<br />

Sie Google Kalender aus. In der<br />

Zeile darunter erwartet Thunderbird<br />

von Ihnen die Eingabe<br />

einer HTTPS-Adresse, um den<br />

Google-Kalender einzubinden.<br />

Nun ist ein guter Zeitpunkt, um<br />

die kopierte XML-Adresse einzufügen (Abbildung<br />

9) und auf den Button Weiter zu klicken. Sie geben<br />

anschließend Ihre Anmeldedaten für Google<br />

ein, verpassen dem Kalender einen wiedererkennbaren<br />

Namen und stellen ihn mit einem finalen<br />

Klick auf Weiter fertig.<br />

Nun folgt ein Test der Synchronisation. Wählen<br />

Sie im linken Bereich von Lightning den eben<br />

erstellten Kalender aus und klicken Sie doppelt<br />

auf ein Feld vom aktuellen Tag. Dadurch legen<br />

Sie einen Termin an. Achten Sie darauf, dass im<br />

Aufklappmenü Kalender tatsächlich der Name<br />

des neuen Kalenders steht. Den Titel wählen Sie<br />

beliebig, über Speichern und schließen besiegeln<br />

Sie den Eintrag. Wechseln Sie dann wieder zur<br />

Google-Webseite, melden Sie sich gegebenenfalls<br />

noch mal an und klicken Sie oben im Menü auf<br />

Kalender. Hat alles geklappt, sollten Sie in Ihrem<br />

Kalender nun den eben angelegten Termin sehen.<br />

8 Hinter dem XML-Icon wartet ein Link, mit dem Sie die Thunderbird-Erweiterung<br />

Lightning füttern, um sie mit dem Kalender bekannt zu machen.<br />

9 Den eben erstellten Google-Kalender integrieren Sie nun in Lightning; die<br />

aus Googles Webinterface kopierte XML-Adresse macht es möglich.<br />

Google Calendar: Aufs<br />

Smartphone<br />

Bleibt noch der letzte Schritt: Sie wollen auch von<br />

Ihrem Smartphone aus auf Ihren neuen Kalender<br />

zugreifen. Üblicherweise sind dazu keine größeren<br />

Verrenkungen nötig. Wenn Sie den zuerst angelegten<br />

Kalender verwenden, genügt es offenbar<br />

schon, auf Ihrem Smartphone die Kontodaten von<br />

Ihrem Google-Account anzugeben. Die Kalender-<br />

App greift dann automatisch auf Ihren Standard-<br />

Google-Kalender zurück.<br />

Im Testfall kam ein Samsung Galaxy S zum Einsatz,<br />

auf dem ein CyanogenMod 10.1 läuft, das auf<br />

der offiziellen Android-Version 4.1 basiert. Hier<br />

genügte es, auf Systemeinstellungen zu klicken<br />

und unter dem Auswahlpunkt Konten das eben<br />

eingerichtete Google-Konto zu ergänzen. Ein Klick<br />

auf das neue Konto führte dann in ein weiteres<br />

Menüfenster, in dem wir ein Häkchen bei Kalender<br />

setzten, um das automatische<br />

Synchronisieren zu aktivieren.<br />

Das war es auch schon. Unter<br />

dem offiziell installierten Android<br />

(Version 2.3) ließ sich der<br />

Kalender in der Vergangenheit<br />

ähnlich problemlos einrichten.<br />

Hier führt der Weg über die<br />

Menüpunkte Einstellungen |<br />

Konten&Sync, wo Sie dann das<br />

automatische Synchronisieren<br />

aktivieren.<br />

Wenn Sie dann wie oben beschrieben<br />

einen Termin anlegen<br />

und eine Erinnerung einstellen,<br />

erhalten Sie zukünftig sowohl<br />

auf dem Handy <strong>als</strong> auch in<br />

Ihrem E-Mail-Programm eine<br />

Nachricht, sobald ein neues Ereignis<br />

ansteht. (kki) ●●●<br />

Info<br />

[1] Thunderbird-Add-on<br />

ImportExportTools:<br />

[https:// addons. mozilla.​<br />

org/ de/ thunderbird/ addon/​<br />

importexporttools/]<br />

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eines Geschäftsbereichs der Medialinx AG<br />

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Kristian Kißling (v. i. S. d. P.) (kki)<br />

Markus Feilner (mfe)<br />

Oliver Frommel (ofr)<br />

Marcel Hilzinger (mhi)<br />

Mathias Huber (mhu)<br />

Jörg Luther (jlu)<br />

Thomas Leichtenstern (tle)<br />

Christian Ullrich <br />

Kristina Fleischer<br />

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Stock.xchng, Fotolia.de, Photocase.com, 123RF.com und andere<br />

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Tel.: +49 (0)89 / 99 34 11 24<br />

Fax: +49 (0)89 / 99 34 11 99<br />

Ann Jesse <br />

USA und<br />

weitere Länder Tel.: +1 785 841 8834<br />

Eric Henry <br />

Tel.: +1 785 917 0990<br />

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Breslauer Straße 5, 85386 Eching<br />

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Telefon D/A: +49 (0)7131 2707 274<br />

Telefon CH: +41 (0)43 816 1627<br />

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Linux ist ein eingetragenes Warenzeichen von Linus Torvalds und wird von uns mit seiner<br />

freundlichen Genehmigung verwendet. »Unix« wird <strong>als</strong> Sammelbegriff für die Gruppe der Unixähnlichen<br />

Betriebssysteme (wie beispielsweise HP/UX, FreeBSD, Solaris) verwendet, nicht <strong>als</strong><br />

Bezeichnung für das Trademark (»UNIX«) der Open Group. Der Linux-Pinguin wurde von Larry<br />

Ewing mit dem Grafikprogramm »The GIMP« erstellt. Google ist ein eingetragenes Warenzeichen<br />

von Google Inc.<br />

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durch die Redaktion – vom Verlag nicht übernommen werden. Mit der Einsendung von<br />

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positions of Canonical Ltd or imply affiliation with <strong>Ubuntu</strong> or www.ubuntu.com. <strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong><br />

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Abodaten<br />

Preise Print Deutschland Österreich Schweiz Ausland EU<br />

Einzelheft € 7,90 € 8,70 Sfr 15,80 (siehe Titel)<br />

Jahres-DVD (Einzelpreis) € 14,95 € 14,95 Sfr 18,90 € 14,95<br />

Jahres-DVD (zum Abo 1) € 6,70 € 6,70 Sfr 8,50 € 6,70<br />

Jahresabo € 26,90 € 29,90 Sfr 44,24 € 33,90<br />

Autoren<br />

Thomas Drilling S. 82<br />

Frank Hofmann S. 68<br />

Heike Jurzik S. 58<br />

Michael Kappes S. 68<br />

Mike Müller S. 84<br />

Thomas L. Raukamp S. 48<br />

Dr. Karl Sarnow S. 62<br />

Tim Schürmann S. 22/40<br />

Sebastian Seitz S. 13<br />

Anzeigen<br />

Ixsoft S. 2<br />

Linux-Hotel S. 33<br />

Bodenseo S. 53<br />

PlusServerAG S. 54/55<br />

S. 60/61<br />

S. 74/75<br />

S. 88/89<br />

LinuxTag S. 81<br />

Linux Online Shop S. 99<br />

Preise Digital Deutschland Österreich Schweiz Ausland EU<br />

Heft-PDF Einzelausgabe € 7,90 € 7,90 Sfr 10,25 € 7,90<br />

DigiSub (4 Ausgaben) € 24,20 € 24,20 Sfr 34,85 € 24,20<br />

DigiSub (zum Printabo) € 4,– € 4,– Sfr 4,– € 4,–<br />

HTML-Archiv (zum Abo 1) € 12,– € 12,– Sfr 12,– € 12,–<br />

1 nur erhältlich in Verbindung mit einem Jahresabo Print oder Digital<br />

Schüler- und Studentenermäßigung: 20 Prozent gegen Vorlage eines Schülerausweises<br />

oder einer aktuellen Immatrikulationsbescheinigung. Der aktuelle Nachweis ist bei<br />

Verlängerung neu zu erbringen. Andere Aboformen, Ermäßigungen im Ausland etc.<br />

auf Anfrage.<br />

Adressänderungen bitte umgehend mitteilen, da Nachsendeaufträge bei der Post nicht<br />

für Zeitschriften gelten.<br />

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