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Leseprobe - Ulrich Kienzle und die Siebzehn Schwaben

Ulrich Kienzle hat sich auf eine Reise begeben, Nach Berlin und Baiersbronn, nach Stuttgart, Schwäbisch HAll und München, nach Hamburg, Frankfurt und London. Siebzehn außergewöhnliche Menschen ist er dabei begegnet. Sie sind klug und erfolgreich. Sie leben spannende, außergewöhnliche Lebensentwürfe. Und sie sind völlig unterschiedliche Persönlichkeiten. Eins eint sie: Sie sind Schwaben.

Ulrich Kienzle hat sich auf eine Reise begeben, Nach Berlin und Baiersbronn, nach Stuttgart, Schwäbisch HAll und München, nach Hamburg, Frankfurt und London. Siebzehn außergewöhnliche Menschen ist er dabei begegnet. Sie sind klug und erfolgreich. Sie leben spannende, außergewöhnliche Lebensentwürfe. Und sie sind völlig unterschiedliche Persönlichkeiten. Eins eint sie: Sie sind Schwaben.

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Sibylle Lewitscharoff, Die Sprachtüftlerin<br />

85<br />

im Kinderwagen! Und hier hat sie sie verhökert. Mit ihren<br />

Gewinnen hat sie Häuser gekauft. Ganze Straßenzüge hat sie<br />

zusammengekauft.<br />

Geschäftstüchtig! War sie auch fromm?<br />

Nein, <strong>die</strong>se ältere Schwester meiner Großmutter war nicht<br />

fromm. Sie hat auch meine Großmutter dafür verachtet. Sie<br />

war mehrfache Millionärin – was in den 60ern etwas hieß,<br />

damals war das noch viel Geld! Wir reden von 1963, 1964.<br />

In Stuttgart?<br />

In Stuttgart.<br />

Aber sie hat ihren Reichtum nicht gezeigt?<br />

Sie hat in einer Drei-Zimmer-Wohnung gelebt – <strong>und</strong> zwei<br />

Räume waren gr<strong>und</strong>sätzlich nicht beheizt.<br />

Diese Sparsamkeit hatte ja einmal einen Gr<strong>und</strong>: Württemberg<br />

war früher eine der ärmsten Regionen in Europa. Die<br />

Leute haben gelernt, mit wenig zu leben. Und wenn sie<br />

etwas hatten, es mit niemandem zu teilen, sondern den<br />

Besitz aufzusparen für <strong>die</strong> Zeit, wenn man ihn braucht.<br />

Dabei war <strong>die</strong>se Tante durchaus großzügig. Sie hat schon<br />

mal was rausgerückt, Tante Luise, <strong>die</strong> nobelste Figur unserer<br />

Verwandtschaft. Mein Vater war damals noch ein kleiner Arzt<br />

im Robert-Bosch-Krankenhaus <strong>und</strong> hat noch nicht viel ver<strong>die</strong>nt.<br />

Tante Luise kam immer so reingerauscht – toll hat sie<br />

ausgesehen mit ihrem Charakterkopf. Wie eine Indianerin.<br />

Einmal hat sie sich pompös verabschiedet <strong>und</strong> gesagt: »Do en<br />

d’r Zuckerdos’, do henn’ er no äbbes!« 2 Da lag der Autoschlüssel<br />

eines VW! Um 1949, 1950 ein Riesengeschenk!<br />

Eine beeindruckende Großzügigkeit. Auf der einen Seite<br />

also <strong>die</strong>se Sucht, möglichst viel Besitz anzuhäufen. Auf der<br />

anderen Seite <strong>die</strong>se Großzügigkeit.<br />

Und selber ganz sparsam leben.<br />

Eigentlich blöd, oder?<br />

Ich bin sehr froh darüber, dass meine Familie großzügig war.<br />

Dass sie keine »Entaklemmer« waren. Das sind sie wirklich<br />

nicht gewesen. Und gleichzeitig hat <strong>die</strong>ses Nicht-protzen-<br />

2 »Da in der Zuckerdose, da ist noch etwas für euch!«

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