Leseprobe - Ulrich Kienzle und die Siebzehn Schwaben
Ulrich Kienzle hat sich auf eine Reise begeben, Nach Berlin und Baiersbronn, nach Stuttgart, Schwäbisch HAll und München, nach Hamburg, Frankfurt und London. Siebzehn außergewöhnliche Menschen ist er dabei begegnet. Sie sind klug und erfolgreich. Sie leben spannende, außergewöhnliche Lebensentwürfe. Und sie sind völlig unterschiedliche Persönlichkeiten. Eins eint sie: Sie sind Schwaben.
Ulrich Kienzle hat sich auf eine Reise begeben, Nach Berlin und Baiersbronn, nach Stuttgart, Schwäbisch HAll und München, nach Hamburg, Frankfurt und London. Siebzehn außergewöhnliche Menschen ist er dabei begegnet. Sie sind klug und erfolgreich. Sie leben spannende, außergewöhnliche Lebensentwürfe. Und sie sind völlig unterschiedliche Persönlichkeiten. Eins eint sie: Sie sind Schwaben.
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<strong>Ulrich</strong> <strong>Kienzle</strong><br />
Wenn man sich mit Menschen in Stuttgart unterhält, hört<br />
man immer wieder <strong>die</strong> These, dass <strong>die</strong>ses obrigkeitsstaatliche<br />
Denken, das noch in den schwäbischen Köpfen drin<br />
war, mit Stuttgart 21 verschw<strong>und</strong>en ist.<br />
Da gab es auch schon Vorläufer. Zum Beispiel Boxberg. 4 Boxberg<br />
war von der Zusammensetzung der Protestleute, <strong>die</strong> das<br />
getragen haben, auch eine konservative Kiste. Und ging mindestens<br />
genauso scharf gegen <strong>die</strong> Obrigkeit. Das ging damals<br />
gegen den Späth.<br />
Das waren keine <strong>Schwaben</strong>.<br />
Das waren Franken!<br />
Ausgerechnet der Stuttgarter aber als »Wutbürger« – das<br />
hätte ich mir vor 30 Jahren nie vorstellen können!<br />
Ich kann Ihnen das erklären. Ich bin vorgestern extra in den<br />
Keller gestiegen – ich wollte nachschauen, ob mich meine Erinnerung<br />
nicht täuscht. Und es stimmt: Schon 1996 war das<br />
Hauptthema bei der Bürgermeisterwahl Stuttgart 21!<br />
Schon damals?<br />
In allen Berichterstattungen zum damaligen Wahlkampf<br />
war Stuttgart 21 das Topthema! Und das zentrale Motiv, das<br />
alle Berichte durchzog, war: Das ist einfach völlig überdimensioniert!<br />
Also nicht zu teuer, sondern überdimensioniert?<br />
Überdimensioniert! Das passt zu uns <strong>Schwaben</strong> nicht! Das<br />
ist einfach gesponnen!<br />
Gesponnen?<br />
Wir sind nicht New York <strong>und</strong> nicht London! Wir sind <strong>Schwaben</strong>!<br />
Das war damals so! Dieses Thema war damals das<br />
entscheidende Thema – <strong>und</strong> deswegen habe ich schon damals<br />
<strong>die</strong> Stimmen aus dem konservativen Lager bekommen. Weil<br />
<strong>die</strong> gesagt haben: »Des wellet mir auf gar koin Fall!« 5<br />
4 In den 1980er-Jahren wurde der tauberfränkische Ort Boxberg im Nord -<br />
osten Baden-Württembergs b<strong>und</strong>esweit durch seinen Widerstand gegen eine<br />
vom Daimler-Benz-Konzern geplante Teststrecke bekannt. Die Testst recke<br />
wurde schließlich nicht gebaut, weil das B<strong>und</strong>esverfassungsgericht <strong>die</strong> dafür<br />
nötigen Enteignungen für unzulässig erklärte.<br />
5 Schwäbisch für: »Das wollen wir auf gar keinen Fall!«