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Leseprobe - Ulrich Kienzle und die Siebzehn Schwaben

Ulrich Kienzle hat sich auf eine Reise begeben, Nach Berlin und Baiersbronn, nach Stuttgart, Schwäbisch HAll und München, nach Hamburg, Frankfurt und London. Siebzehn außergewöhnliche Menschen ist er dabei begegnet. Sie sind klug und erfolgreich. Sie leben spannende, außergewöhnliche Lebensentwürfe. Und sie sind völlig unterschiedliche Persönlichkeiten. Eins eint sie: Sie sind Schwaben.

Ulrich Kienzle hat sich auf eine Reise begeben, Nach Berlin und Baiersbronn, nach Stuttgart, Schwäbisch HAll und München, nach Hamburg, Frankfurt und London. Siebzehn außergewöhnliche Menschen ist er dabei begegnet. Sie sind klug und erfolgreich. Sie leben spannende, außergewöhnliche Lebensentwürfe. Und sie sind völlig unterschiedliche Persönlichkeiten. Eins eint sie: Sie sind Schwaben.

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Sibylle Lewitscharoff, Die Sprachtüftlerin<br />

87<br />

Da bin ich auf der sicheren Seite. Jeder Schriftsteller, glaube<br />

ich, kann <strong>die</strong> Kindheit stark befeuern. Dieses merkwürdige<br />

Reich, das man nicht mehr erkennen kann, weil es verschw<strong>und</strong>en<br />

ist <strong>und</strong> worüber auch trügerische Fantasien existieren.<br />

Meistens stimmt es ja nicht, was man sich im Kopf zusammenbastelt.<br />

Aber trotzdem ist <strong>die</strong> Kindheit stark als Erlebnis – <strong>und</strong><br />

man profitiert als Schriftsteller von starken Erlebnissen. Und<br />

<strong>die</strong> Kindheit ist schwer zu übertreffen in <strong>die</strong>ser Hinsicht.<br />

Auf der anderen Seite rechnen Sie kräftig ab mit den<br />

<strong>Schwaben</strong>.<br />

Das stimmt nicht ganz. Ich bin eigentlich immer gnädig mit<br />

ihnen umgegangen. Mit Bulgarien ist es scharf, das stimmt.<br />

Aber <strong>die</strong> <strong>Schwaben</strong> kommen immer ganz gut weg.<br />

Sie beschreiben in Ihrem Roman »Montgomery« das Schwäbische<br />

als »fest verbackenen schwäbischen Filz«.<br />

Dabei geht es um <strong>die</strong> Nazivergangenheit. Das hätte in jedem<br />

deutschen Landstrich so ausgesehen.<br />

Wie Sie das Thema »Jud Süß« in »Montgomery« verarbeiten,<br />

ein Thema, das hier schwer anzugehen ist, ist sehr<br />

geschickt.<br />

Dafür gibt es übrigens einen interessanten Auslöser: Nicht weit<br />

von uns gab es ein großes Gr<strong>und</strong>stück mit einer kleineren<br />

Villa. Dort gab es ein schmiedeeisernes Gitter. Das ist das Gitter<br />

vom Galgen, an dem Süß erhängt wurde. Kurios, dass sich<br />

das erhalten hat. Als Parkgitter.<br />

Eine sehr schwäbische Geschichte? 3<br />

3 1736 wurde Joseph Süß Oppenheimer, ein Jude, zum Geheimen Finanzrat<br />

<strong>und</strong> politischen Ratgeber von Herzog Karl Alexander ernannt. Da Karl<br />

Alexander lange vorher vom protestantischen zum katholischen Glauben<br />

übergetreten war, gab es in Württemberg <strong>die</strong> kuriose Situation, dass ein<br />

katholischer Herrscher, der von einem Juden beraten wurde, über eine<br />

protestantisch-pietistische Bevölkerung regierte. Das führte zu erheblichen<br />

Spannungen, <strong>und</strong> als Karl Alexander 1737 durch einen Schlaganfall starb,<br />

entlud sich der Unmut der Pietisten: Oppenheimer wurde festgenommen.<br />

Um Beweise für eine Anklage zu sammeln, be<strong>die</strong>nten sich <strong>die</strong> Pietisten<br />

der Aufforderung zur Denunziation, <strong>die</strong> öffentlich verlesen <strong>und</strong> an den Rathäusern<br />

in ganz Württemberg ausgehängt wurde. Im Februar 1738 wurde<br />

Oppenheimer an dem Galgen, der am heutigen Südeingang des Stuttgarter<br />

Pragfriedhofs stand, erhängt.

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