[bewegt] 01/13 - Spitex Basel
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gebiet lesen. Visuelle Hirnregionen –<br />
Regionen, die für das Sehen zuständig<br />
sind – übersetzen die Reize und geben<br />
sie weiter an die Regionen, die für das<br />
Sprachverständnis zuständig sind.<br />
Es begann mit Spurenlesen<br />
Eigentlich gibt es die menschliche Fähigkeit<br />
des Lesens seit rund zwei Millionen<br />
Jahren. Der Homo erectus hat<br />
während der Jagd vermutlich schon<br />
Spuren gelesen. Er konnte Tierfährten<br />
entschlüsseln und dabei wichtige<br />
von unwichtigen Informationen<br />
trennen. «Es ist eine vor Millionen<br />
von Jahren adaptierte Entwicklung<br />
der für die Sprache zuständigen Hirnareale»,<br />
so die Ärztin Undine Lang.<br />
Unsere Sprache und damit die komplexere<br />
Kommunikation begann vermutlich<br />
– so die Professorin – mit<br />
der Benützung von Werkzeugen und<br />
dem überlegten Jagen. Diese Aktivitäten<br />
erforderten die Strategien, sich<br />
zu verständigen, zu kommunizieren.<br />
Mehr noch: Die Sprache hat wahrscheinlich<br />
auch die Emotionen von<br />
uns Menschen verändert und zu einer<br />
Art Kontrolle von Emotionen geführt.<br />
Mit der Sprache und somit<br />
mit dem Lesen begann eine wesentliche<br />
Veränderung für uns Menschen,<br />
die heute noch Gültigkeit hat,<br />
nicht zuletzt auch in der modernen<br />
Verhaltenstherapie.<br />
Abstrakte Zeichen gab es vermutlich<br />
erstmals in Mesopotamien rund<br />
5000 Jahre vor unserer Zeitrechnung.<br />
Es war eine Art Buchhaltung. Die Zeichen<br />
auf den Tontöpfen zeigten den<br />
Inhalt der Töpfe an. Die ersten ausgeprägten<br />
Hieroglyphen datieren<br />
vom Jahr 3000 v. Chr. Allerdings ist<br />
bis heute nicht erwiesen, ob es nicht<br />
schon vorher eine Schrift gab. Während<br />
der ersten 3000 Jahre veränderte<br />
sich die Schrift nicht gross.<br />
Allerdings erhöhten sich die verschiedenen<br />
Zeichen von rund 700<br />
auf etwa 5000 Zeichen. Lange Zeit<br />
waren bei uns die Bildung und das<br />
Wissen auf ein paar wenige Auserwählte<br />
beschränkt. Erst ab Mitte des<br />
18. Jahrhunderts war das Bildungsniveau<br />
so weit gediehen, dass breite<br />
Schichten lesen konnten. Staatliche<br />
und kirchliche Organisationen förderten<br />
das Lesen mit Lesesalons und<br />
Leihbibliotheken.<br />
Schwieriges Lesenlernen<br />
Wie vor rund zweihundert Jahren<br />
müssen auch heute noch die Kinder<br />
Buchstaben um Buchstaben lernen,<br />
sie zusammensetzen, das Wort finden,<br />
den Satz bilden. Eine harte Arbeit<br />
für das Lehrpersonal oder die Eltern.<br />
Immer mehr Freizeitangebote<br />
machen zudem dem Buch Konkurrenz.<br />
Kinder müssen sich heute eine<br />
sogenannte «Medienkompetenz», den<br />
richtigen Umgang mit Medien, aneignen.<br />
Sie müssen lernen, aus dem riesigen<br />
Angebot an Informationslieferanten<br />
die richtige Quelle zu wählen und<br />
umgekehrt die verschiedenen Medien<br />
auch richtig einzusetzen.<br />
Eine mögliche Erklärung für den Leserückgang<br />
bei Jungen liefert Lutz Hagestedts,<br />
Literaturkritiker und Literaturwissenschaftler<br />
der Universität<br />
Rostock: «Keiner liest, wenn er nicht<br />
schon immer gelesen hat.» Demnach<br />
müssen das Lesen und die Freude am<br />
Lesen erst erlernt werden.<br />
Lesen<br />
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