Hessische Seniorenblätter 112/2013 - Hessisches Sozialministerium
Hessische Seniorenblätter 112/2013 - Hessisches Sozialministerium
Hessische Seniorenblätter 112/2013 - Hessisches Sozialministerium
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seniorenblätter<br />
h e s s i s c h e<br />
blätter<br />
<strong>Hessische</strong>s <strong>Sozialministerium</strong> (Hrsg.) Ausgabe <strong>112</strong> / November <strong>2013</strong><br />
Das Undenkbare denken<br />
Rechtzeitige Beschäftigung mit einer<br />
Vorsorgevollmacht unverzichtbar
2<br />
Inhalt<br />
Editorial<br />
Titel<br />
Wenn plötzlich andere<br />
entscheiden müssen<br />
Seiten 3 –6<br />
Pflege<br />
Häusliche Pflege<br />
verdient Anerkennung<br />
Seiten 7 –9<br />
Seniorenbetreuung<br />
Von tierischen Besuchern<br />
und struppigen Therapeuten<br />
Seiten 10 – 12<br />
Generationenpolitik<br />
Senioren helfen Senioren<br />
Seiten 13 – 14<br />
„Seniorenpolitische<br />
Initiative“<br />
Seiten 14<br />
Medien<br />
„Bewegender“ Film<br />
mit Dieter Hallervorden<br />
Seite 15<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Hessische</strong>s <strong>Sozialministerium</strong><br />
Dostojewskistraße 4<br />
65187 Wiesbaden<br />
Telefon: 06 11/8 17-0<br />
E-Mail:<br />
presse@hsm.hessen.de<br />
www.hsm.hessen.de<br />
Redaktion:<br />
Johanna Weigand (verantw.),<br />
Werbeagentur Zimmermann GmbH<br />
Druck:<br />
Dierichs Druck +<br />
Media GmbH & Co. KG,<br />
34121 Kassel<br />
ISSN 1616-5772<br />
Gestaltung und<br />
Anzeigenannahme:<br />
Werbeagentur Zimmermann GmbH<br />
Heddernheimer Landstraße 144<br />
60439 Frankfurt/Main<br />
Telefon: 0 69/95 11 52-0<br />
Stefan Grüttner<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
niemand beschäftigt sich gerne mit Schicksalsschlägen. Schon gar nicht möchte man<br />
darüber nachdenken, was passiert, wenn den nahestehenden Verwandten, Freunden<br />
oder Lebensgefährten etwas Schlimmes wie ein Autounfall oder eine schwere Krankheit<br />
widerfährt. In dieser emotional sehr belastenden Zeit müssen die Angehörigen<br />
manchmal zum ersten Mal auch noch Entscheidungen für jemanden treffen, der sich<br />
selbst nicht mehr äußern kann. In einigen Fällen würden die Angehörigen diese Aufgabe<br />
freiwillig übernehmen, dürfen aber nicht, weil ihnen rechtlich die Hände gebunden<br />
sind.<br />
Auch wenn es schwer fällt, sollte sich jeder für den Fall der Fälle damit auseinandersetzen,<br />
selbst mal ein Pflegefall zu werden, und sich um eine Vorsorgevollmacht<br />
kümmern. Welche Fragen in dieser Vollmacht geklärt werden sollten und wer bei der<br />
Ausformulierung helfen und beraten kann, damit beschäftigt sich in dieser Ausgabe<br />
unsere Titelgeschichte.<br />
Wie viel gerade auch Angehörige von Pflegebedürftigen leisten, darauf will die <strong>Hessische</strong><br />
Landesregierung auch jedes Jahr im Rahmen der Preisverleihung der Landespflegemedaille<br />
aufmerksam machen, über die in den <strong>Hessische</strong>n <strong>Seniorenblätter</strong>n berichtet<br />
wird. Teilweise pflegen die Geehrten über Jahrzehnte ihre Lebenspartner, Eltern<br />
oder Kinder. Dies ist in keinem Fall eine leichte Aufgabe, dafür haben sie eine gesellschaftliche<br />
Anerkennung verdient.<br />
Dass Hunde nicht nur der beste Freund des Menschen sind, sondern in einigen Fällen<br />
auch heilende Kräfte haben können, zeigt die Geschichte über die Tiergestützte Therapie.<br />
Außerdem wollen wir Sie darüber informieren, wie der Aufbau von Seniorenund<br />
Generationenhilfen in Hessen voran geht. Bei diesem Projekt unterstützt die<br />
<strong>Hessische</strong> Landesregierung Initiativen, bei denen sich ältere Ehrenamtliche für ihre<br />
hilfsbedürftigen Mitmenschen engagieren.<br />
Für die Filmfreundinnen und Filmfreunde unter Ihnen haben wir zu guter Letzt noch<br />
einen Tipp: Die prominent besetzte Tragikomödie „Sein letztes Rennen“ handelt von<br />
einem ehemaligen Olympioniken, der sich zum Ziel gesetzt hat, an einem Marathon<br />
teilzunehmen, und zeigt allen, wie aktives Altern aussehen kann.<br />
Ich wünsche Ihnen mit den <strong>Hessische</strong>n <strong>Seniorenblätter</strong>n eine interessante und informative<br />
Lektüre.<br />
Stefan Grüttner<br />
<strong>Hessische</strong>r Sozialminister<br />
<strong>Hessische</strong> <strong>Seniorenblätter</strong> Nr. <strong>112</strong>/November <strong>2013</strong>
Titel<br />
3<br />
Um Pflegevollmacht und<br />
Patientenverfügung muss man<br />
sich rechtzeitig kümmern.<br />
Wenn plötzlich andere<br />
entscheiden müssen<br />
Für Linda G. kam es völlig<br />
unerwartet. Ihr Lebensgefährte<br />
Helmut M. (76) hatte vor einigen<br />
Monaten wegen Demenz in einem<br />
Heim untergebracht werden<br />
müssen. Als dann noch die Entscheidung<br />
über eine Krebsoperation<br />
für ihn bevorstand, machte<br />
die 72-Jährige eine bestürzende<br />
Erfahrung: Sie war auch nach<br />
dem langen Zusammenleben<br />
nicht befugt, für den Partner in<br />
dieser Situation Entscheidungen<br />
zu treffen. Zwar setzte sie das<br />
örtliche Amtsgericht schließlich<br />
als Betreuerin ein, aber auf<br />
das Verfahren hätte Linda in<br />
all ihrer Traurigkeit über die<br />
Erkrankung des geliebten Menschens<br />
gern verzichten können.<br />
Dass selbst Ehepartner oder<br />
Kinder nicht automatisch<br />
für Angehörige entscheiden<br />
können, die dazu nicht mehr<br />
selbst in der Lage sind, wissen die<br />
wenigsten Menschen. Ohne die<br />
Beauftragung durch eine Vollmacht<br />
oder den Beschluss der<br />
Rechtlichen Betreuung geht gar<br />
nichts. In unserem Recht haben<br />
nur Eltern gegenüber ihren minderjährigen<br />
Kindern ein umfassendes<br />
Sorgerecht und damit die Befugnis<br />
zur Entscheidung und Vertretung<br />
in allen Angelegenheiten.<br />
Für eine volljährige Person könnten<br />
hingegen die Angehörigen nur<br />
in zwei Fällen entscheiden oder<br />
Erklärungen abgeben: Entweder<br />
aufgrund einer rechtsgeschäftlichen<br />
Vollmacht oder wenn sie gerichtlich<br />
bestellte Betreuer sind.<br />
Selbstverständlich wird niemand<br />
dazu gezwungen, eine Vollmacht<br />
zu erteilen. Fehlt diese aber, wenn<br />
wichtige Entscheidungen nicht<br />
mehr selbst getroffen werden können,<br />
wird das Amtsgericht dafür eine<br />
rechtliche Betreuung einsetzen.<br />
Diese soll vorrangig aus dem Familienkreis<br />
kommen. Stehen dafür<br />
allerdings keine Angehörigen zur<br />
Verfügung, kann das Betreuungsgericht<br />
auch eine fremde Person<br />
bestimmen. Bei der Betreuerauswahl<br />
haben die Wünsche der Betroffenen<br />
Vorrang. Hierzu werden<br />
sie im Betreuungsverfahren angehört.<br />
Will man sicher gehen, dass<br />
eine bestimmte Person vom Ge-<br />
Nr. <strong>112</strong>/November <strong>2013</strong> <strong>Hessische</strong> <strong>Seniorenblätter</strong>
4<br />
Titel<br />
richt eingesetzt wird, sollte man<br />
vorsorglich eine schriftliche Betreuungsverfügung<br />
erteilen. Das<br />
Gericht hat sich dann grundsätzlich<br />
an diese Vorgaben zu halten,<br />
es sei denn, die vorgeschlagene<br />
Person ist offensichtlich ungeeignet<br />
und schadet dem Wohl des Betreuten.<br />
Dieser Weg eignet sich für Menschen,<br />
die noch unsicher sind,<br />
wem und für welche Bereiche sie<br />
eine Vorsorgevollmacht erteilen<br />
wollen (z. B. bei Fragen zur Wohnung,<br />
eines Heimaufenthalts oder<br />
zu gesundheitlichen Themen wie<br />
Entscheidungen über Medikamente<br />
und medizinische Versorgung<br />
sowie Geldangelegenheiten wie<br />
Überweisungen und Vermögensanlagen).<br />
„Absolutes Pflichtprogramm“<br />
Wer allerdings in solchen wichtigen<br />
Lebensfragen nichts dem Zufall<br />
überlassen möchte, sollte sich<br />
frühzeitig um eine Vorsorgevollmacht<br />
kümmern. Für den <strong>Hessische</strong>n<br />
Sozialminister Stefan Grüttner<br />
sollte ein solch individuell<br />
ausgestalteter Katalog in einer<br />
funktionierenden Beziehung „zum<br />
absoluten Pflichtprogramm gehören“.<br />
Grüttner weiß, dass die meisten<br />
Menschen dabei eine Hemmschwelle<br />
überschreiten müssen.<br />
„Niemand beschäftigt sich gerne<br />
mit der Vorstellung, durch einen<br />
Ver kehrsunfall oder durch eine<br />
plötzliche Erkrankung seine Hand -<br />
lungs- und Entscheidungsfähigkeit<br />
zu verlieren. Wenn dieser tragische<br />
Fall eintritt, wird es ohne eine<br />
rechtliche Vorsorge aber häufig<br />
sehr schwierig für die Angehörigen“,<br />
so der Sozialminister.<br />
Die Vollmacht zur Vorsorge ermöglicht<br />
ein hohes Maß an Selbstbestimmung.<br />
Wer die Vollmacht<br />
erteilt, kann selbst eine oder mehrere<br />
Personen benennen, die vertrauenswürdig<br />
erscheinen und im<br />
Bedarfsfall bereit sind, zu handeln.<br />
Zudem können Wünsche und Bedürfnisse<br />
formuliert und zusätzlich<br />
Anweisungen aufgenommen werden,<br />
auf welche Art und Weise persönliche<br />
Angelegenheiten geregelt<br />
werden sollen. Die Bevollmächtigten<br />
(z.B. Angehörige oder Freunde)<br />
sollten möglichst schon einbezogen<br />
werden, wenn die Vollmacht<br />
verfasst wird. Anders als eine<br />
gesetzlich bestellter Betreuerin<br />
oder ein Betreuer werden Bevollmächtigte<br />
nicht vom Gericht beaufsichtigt<br />
und sind dem Gericht<br />
daher nicht rechenschaftspflichtig.<br />
Mit der gesonderten Patientenverfügung<br />
kann darüber hinaus im<br />
Voraus festlegt werden, ob und in<br />
welche ärztlichen Eingriffe bei einer<br />
schweren Krankheit oder nach<br />
einem Unfall eingewilligt werden<br />
soll oder in welchen Fällen nicht.<br />
Ebenso kann darin die eigene Vorstellung<br />
über ein würdevolles Sterben<br />
aufgenommen werden.<br />
Viele Bürgerinnen und Bürger fühlen<br />
sich bei der Abfassung dieser<br />
<strong>Hessische</strong> <strong>Seniorenblätter</strong> Nr. <strong>112</strong>/November <strong>2013</strong>
November 2012<br />
Leichte Sprache<br />
Titel<br />
5<br />
Dokumente unsicher. Eine gute<br />
Orientierung bietet die Broschüre<br />
„Betreuungsrecht“, die gemeinsam<br />
vom Hessichen Sozial- und Justizministerium<br />
herausgegeben wurde.<br />
Die Broschüre ist auch in leichter<br />
Sprache erhältlich. Hier erklären<br />
Menschen mit und ohne Behinderung<br />
gemeinsam, welche<br />
Rechte sie als Betreute haben und<br />
wie sie von einer Betreuerin oder<br />
einem Betreuer unterstützt werden<br />
können.<br />
Die Broschüren können kostenlos<br />
beim <strong>Hessische</strong>n <strong>Sozialministerium</strong><br />
angefordert werden (siehe Broschüren<br />
zum Thema in der Randspalte).<br />
Unterstützung und Hilfe bieten die<br />
kommunalen Betreuungsbehörden<br />
an. „Bei uns können Sie die persönlichen<br />
Fragen erörtern und sich<br />
umfassend informieren. Bei Bedarf<br />
führen wir die Beratung im Rahmen<br />
eines Hausbesuches durch“,<br />
bietet Daniela Schädler, Leiterin<br />
Beratungsstellen in Hessen<br />
• Landesarbeitsgemeinschaft<br />
Betreuungsvereine Hessen,<br />
c/o Betreuungsverein<br />
Biedenkopf, Beate Gerigk,<br />
Hospitalstraße 54,<br />
35216 Biedenkopf,<br />
Tel. 06461/924 429;<br />
Mail: lag@<br />
betreuungsvereine-hessen.de,<br />
Internet: www.<br />
betreuungsvereine-hessen.de<br />
• Landesarbeitsgemeinschaft<br />
der Betreuungsbehörden in<br />
Kassel,<br />
Tel. 0561/7875010 oder<br />
0561/787 787 (montags bis<br />
donnerstags 9 – 15 Uhr,<br />
freitags von 9 bis 13.00 Uhr);<br />
Mail: betreuungsbehoerde@<br />
stadt-kassel.de<br />
Broschüren zum Thema<br />
• „Betreuungsrecht“ –<br />
Vorsorgevollmacht,<br />
Betreuungsverfügung,<br />
Patientenverfügung<br />
• „Die rechtliche Betreuung“ –<br />
Hilfen für Erwachsene bei<br />
wichtigen Entscheidungen<br />
in leichter Sprache<br />
<strong>Hessische</strong>s Ministerium der Justiz,<br />
für Integration und Europa<br />
<strong>Hessische</strong>s <strong>Sozialministerium</strong><br />
<strong>Hessische</strong>s <strong>Sozialministerium</strong><br />
in Kooperation mit dem<br />
<strong>Hessische</strong>n Ministerium der Justiz, für Integration und Europa<br />
und der LAG Betreuungsvereine Hessen<br />
Betreuungsrecht<br />
Vorsorgevollmacht – Betreuungsverfügung –<br />
Patientenverfügung<br />
Die rechtliche Betreuung<br />
Hilfen für Erwachsene bei wichtigen Entscheidungen<br />
Über die Frage, wie man<br />
gegebenenfalls als Pflegefall<br />
behandelt werden<br />
will, sollte man sich<br />
eingehend Gedanken<br />
machen.<br />
Die beiden Broschüren<br />
können angefordert werden<br />
beim <strong>Hessische</strong>n<br />
<strong>Sozialministerium</strong>,<br />
Dostojewskistraße 4,<br />
65187 Wiesbaden;<br />
Tel. 0611/817-3301,<br />
Fax: 0611 / 817-2273,<br />
Mail: publikationen@<br />
hsm.hessen.de,<br />
Internet:<br />
www.hsm.hessen.de<br />
Nr. <strong>112</strong>/November <strong>2013</strong> <strong>Hessische</strong> <strong>Seniorenblätter</strong>
6<br />
Titel<br />
Eine sichere Schublade<br />
Wer seine Vollmachten und<br />
Verfügungen nicht zu Hause<br />
aufheben oder beim Notar<br />
lassen will, kann sie unter<br />
folgenden Adressen hinterlegen:<br />
• Zentralarchiv für<br />
Patientenverfügungen,<br />
Vorsorgevollmachten und<br />
Betreuungsverfügungen<br />
beim DRK Ortsverein<br />
Mainz,<br />
Altenauergasse 1,<br />
55116 Mainz,<br />
Tel. 06131/221 117<br />
(Mo – Mi – Fr<br />
9.00 – 12.00 Uhr),<br />
Fax: 06131/224 730,<br />
Mail: info@drkovmainz.de,<br />
Internet:<br />
www.zentralarchiv.info<br />
oder bei:<br />
• Zentrales Vorsorgeregister<br />
bei der<br />
Bundesnotarkammer,<br />
Postfach 08 01 51,<br />
10001 Berlin,<br />
Tel. 0800/3550 500<br />
(gebührenfrei: Mo – Do:<br />
7.00 – 17.00 Uhr,<br />
Fr: 7.00 – 13.00 Uhr),<br />
Mail: info@<br />
vorsorgeregister.de,<br />
Internet:<br />
www.vorsorgeregister.de<br />
der Betreuungsbehörde der Stadt<br />
Wiesbaden, Rat vor Ort an. Wer Informationen<br />
sucht, kann sich auch<br />
an einen der 57 Betreuungsvereine<br />
in Hessen wenden. Auf der Internetseite<br />
der Landesarbeitsgemeinschaft<br />
Betreuungsvereine Hessen<br />
sind die Kontaktdaten aller Betreuungsvereine<br />
und kommunaler<br />
Betreuungsbehörden aufgelistet<br />
(siehe Beratungsstellen in Hessen<br />
in der Randspalte).<br />
Schulungen für<br />
ehrenamtliche Betreuerinnen<br />
und Betreuer<br />
Wenn Familienangehörige oder<br />
an dere engagierte Bürgerinnen<br />
und Bürger eine Betreuung übernehmen,<br />
sind sie insbesondere in<br />
der Anfangszeit noch unsicher und<br />
haben viele Fragen.<br />
Um niemanden mit dieser Aufgabe<br />
allein zu lassen, wurden Betreuungsvereine<br />
eingerichtet, die u. a.<br />
die Aufgabe haben Ehrenamtliche<br />
zu gewinnen, zu schulen und sie zu<br />
beraten.<br />
Vor dem Hintergrund langjähriger<br />
Schulungserfahrungen haben die<br />
Betreuungsvereine und das <strong>Hessische</strong><br />
<strong>Sozialministerium</strong> das „<strong>Hessische</strong><br />
Curriculum zur Schulung<br />
ehrenamtlicher Betreuerinnen und<br />
Betreuer“ entwickelt. Mit diesem<br />
Schulungskonzept wird Ehrenamtlichen<br />
umfassendes Handwerkszeug<br />
sowohl zu rechtlichen als<br />
auch medizinischen und psychosozialen<br />
Themenbereichen vermittelt,<br />
die für die Übernahme einer<br />
Betreuung hilfreich und unterstützend<br />
sind.<br />
„Es gibt zahlreiche Bürgerinnen<br />
und Bürger außerhalb des Familienkreises,<br />
die bereit sind, für hilfsbedürftige<br />
Menschen dieses wichtige<br />
und anspruchsvolle Ehrenamt<br />
zu übernehmen“, stellt Petra Jähnigen-Reber<br />
vom Betreuungsverein<br />
des Caritasverbandes Rheingau-<br />
Taunus e. V. in Wiesbaden fest.<br />
„Wir bieten in regelmäßigen Abständen<br />
Schulungen nach dem<br />
<strong>Hessische</strong>n Curriculum zur Schulung<br />
ehrenamtlicher Betreuerinnen<br />
und Betreuer an.“<br />
Die Schulungen werden in regelmäßigen<br />
Abständen von den Betreuungsvereinen<br />
in Hessen durchgeführt.<br />
Auskunft darüber, wann<br />
und wo in Hessen Schulungen geplant<br />
sind, gibt es bei den zuständigen<br />
Betreuungsbehörden vor Ort<br />
oder direkt bei einem Betreuungsverein.<br />
In den Schulungen wird das Handwerkszeug<br />
für rechtliche, medizinische<br />
und psychosoziale Fragen<br />
vermittelt. Folgende Inhalte werden<br />
in der Schulung behandelt:<br />
• Die gesetzlichen Grundlagen<br />
einer Betreuung<br />
• Die Rechte und Pflichten einer<br />
Betreuerin oder eines Betreuers<br />
• Die Rechte des oder der Betreuten<br />
• Krankheiten und Behinderungen,<br />
die zu einer Betreuung führen<br />
können, wie sie sich auswirken<br />
und wie eine Betreuerin oder<br />
ein Betreuter damit umgehen<br />
sollte<br />
• Überblick über die Leistungen<br />
der in der Arbeit mit Betreuten<br />
wichtigen Teile des Sozialgesetzbuches<br />
• Der persönliche Kontakt zwischen<br />
Betreuerinnen bzw.<br />
Betreuern und der betreuten<br />
Person<br />
• Beratungs- und Unterstützungsmöglichkeiten<br />
für ehrenamtliche<br />
Betreuerinnen und Betreuer<br />
Die Schulung umfasst ca. 15 bis 20<br />
Unterrichtseinheiten à 45 Minuten.<br />
In den Kursen findet darüber hinaus<br />
ein Erfahrungsaustausch statt,<br />
um sich bei Fragen und Problemen<br />
gegenseitig zu unterstützen. Die<br />
Teilnahme ist kostenlos. Am Ende<br />
der Schulung erhalten die Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer ein Zertifikat<br />
und eine Teilnahmebescheinigung,<br />
aus der die Inhalte der<br />
Schulung ersichtlich sind.<br />
<strong>Hessische</strong> <strong>Seniorenblätter</strong> Nr. <strong>112</strong>/November <strong>2013</strong>
Pflege<br />
7<br />
Häusliche Pflege<br />
verdient Anerkennung<br />
Niemand möchte in die Situation kommen, so schwer zu erkranken,<br />
dass fremde Hilfe notwendig wird, aber doch kennen wir alle solche<br />
Fälle aus dem eigenen Familienkreis, dem Umfeld oder der Nachbarschaft.<br />
Dann ist es schön für die Betroffenen, wenn sie zu Hause<br />
in der gewohnten Umgebung leben und gepflegt werden können.<br />
Häusliche Pflege ist nicht selbstverständlich und harte Arbeit, die<br />
sich hinter den Kulissen der Öffentlichkeit abspielt und von denen,<br />
die es auf sich genommen haben, andere Menschen zu pflegen, aber<br />
in den meisten Fällen mit großer Selbstverständlichkeit verrichtet<br />
wird. Dabei heißt das aber, eigene Lebensentwürfe hinten anzustellen.<br />
Diese Leistung verdient Respekt und Anerkennung. Deshalb hat<br />
die <strong>Hessische</strong> Landesregierung beispielhaft und stellvertretend für<br />
alle Hessinnen und Hessen, die eine solche Aufgabe auf sich genommen<br />
haben, im September zum zehnten Mal die Pflegemedaille verliehen.<br />
Von etwa 2,5 Millionen Pflegebedürftigen<br />
in Deutschland<br />
werden 1,76 Millionen<br />
zuhause gepflegt und das überwiegend<br />
von Angehörigen. In Hessen<br />
werden drei Viertel aller Pflegebedürftigen<br />
in der Familie, von<br />
den Lebenspartnern oder anderen<br />
nahestehenden Personen betreut.<br />
Einige Menschen pflegen ihre<br />
Liebsten über mehrere Jahrzehnte<br />
hinweg, oftmals ohne Unterstützung<br />
durch einen Pflegedienst. Um<br />
diese wichtige Leistung anzuerkennen,<br />
verleiht das Land Hessen<br />
Die Betreuung von<br />
Angehörigen kann<br />
nicht hoch genug<br />
geachtet werden.<br />
Nr. <strong>112</strong>/November <strong>2013</strong> <strong>Hessische</strong> <strong>Seniorenblätter</strong>
8<br />
Pflege<br />
Die Pflegemedaille des<br />
Landes Hessen<br />
Mit der Pflegemedaille<br />
zeichnet das Land Hessen<br />
seit dem Jahr 2004 Personen<br />
aus, die einen pflegebedürftigen,<br />
kranken oder<br />
behinderten Menschen,<br />
der ihnen nahe steht, unentgeltlich<br />
im häuslichen<br />
Bereich über einen zusammenhängenden<br />
Zeitraum<br />
von mindestens fünf Jahren<br />
gepflegt und betreut<br />
haben. Leistungen der<br />
Pflegeversicherung oder<br />
ein geringfügiges Entgelt<br />
schließen die Ehrung nicht<br />
aus.<br />
Vorschlagsberechtigt sind<br />
Kirchen und Religionsgemeinschaften,<br />
Verbände<br />
der freien Wohlfahrtspflege,<br />
die privatgewerblichen<br />
Verbände der Alten- und<br />
Behindertenhilfe, die<br />
Landesseniorenvertretung<br />
Hessen, der Beauftragte<br />
der <strong>Hessische</strong>n Landes -<br />
regierung für behinderte<br />
Menschen, Selbsthilfegruppen,<br />
die Gemeinden und<br />
Kreise und jede natürliche<br />
Person. Der Vorschlag ist<br />
an den Landrat oder Oberbürgermeister<br />
zu richten,<br />
der ihn mit einer Stellungnahme<br />
zur Entscheidung<br />
an das <strong>Hessische</strong> Sozial -<br />
ministerium weiterleitet.<br />
seit nunmehr zehn Jahren die Landespflegemedaille<br />
an Menschen<br />
wir Erika Brückel, die hier stellvertretend<br />
für die weiteren 24 Geehrten<br />
genannt ist. Die 91-Jährige<br />
pflegt und betreut seit mehr als 57<br />
Jahren ihre Tochter. Insgesamt 25<br />
Personen wurden in diesem Jahr<br />
für ihren unverzichtbaren Dienst<br />
an der Gesellschaft und ihre<br />
Nächstenliebe von Sozialminister<br />
Stefan Grüttner gewürdigt. Die<br />
Stimmung war festlich und bewegend.<br />
„Die Kraft und Anstrengung<br />
der Geehrten kann nicht hoch genug<br />
geschätzt werden. Sie setzen<br />
sich für Ihre Nächsten unter Zurückstellung<br />
eigener Lebensentwürfe,<br />
Wünsche und Träume bedingungslos<br />
ein“, erklärte der<br />
Staatsminister.<br />
Anziehen, Waschen und Essen –<br />
oftmals erfordert diese Aufgabe<br />
viel Geduld, Zeit und Kraft. Um<br />
Pflegebedürftige und ihre pflegenden<br />
Angehörigen zu unterstützen,<br />
wurden bundesweit so genannte<br />
Pflegestützpunkte eingerichtet. An -<br />
gehörige erhalten hier auch Tipps<br />
für den Pflegealltag und werden etwa<br />
zu Hilfsmitteln für die Pflege im<br />
häuslichen Umfeld beraten. Diese<br />
Anlaufstellen sollen dabei helfen,<br />
den organisatorischen Aufwand<br />
für die Beantragung von Leistungen<br />
zur Behandlung von Erkrankungen,<br />
Hilfen bei der Pflege und<br />
der Altenhilfe zu reduzieren. In ei-<br />
ner Erstberatung kann der pflegerischen<br />
Hilfebedarf erfasst und analysiert<br />
werden, um so die im Einzelfall<br />
erforderlichen Sozialleistungen<br />
und gesundheitsfördernden<br />
sowie rehabilitativen oder<br />
sonstigen medizinischen sowie<br />
pflegerischen und sozialen Hilfen<br />
zu identifizieren. Dazu gehört<br />
auch, das recht formale Verfahren<br />
zur Anerkennung der Pflegebedürftigkeit<br />
(Pflegestufe) zu unterstützen.<br />
(Siehe Liste der Pflegestützpunkte<br />
in der Randspalte).<br />
Trotz der professionellen Hilfen<br />
kann dem Wunsch nach einem Leben<br />
in den eigenen vier Wänden<br />
oft nur dann nachgegangen werden,<br />
wenn neben ambulanten Pflegediensten<br />
auch Angehörige Pflegeaufgaben<br />
übernehmen. Diese<br />
zeigen dabei oft einen physisch<br />
und psychisch in hohem Maße belastenden<br />
Einsatz. Die Geehrten<br />
stünden stellvertretend für die große<br />
Zahl von pflegenden Angehörigen,<br />
die sich täglich für ihre Mitmenschen<br />
engagieren, lobte Sozialminister<br />
Grüttner. „Eigene Interessen<br />
und die Verwirklichung eigener<br />
Lebensinhalte treten bei den<br />
Pflegenden oft in den Hintergrund.<br />
Die <strong>Hessische</strong> Landesregierung,<br />
Ministerpräsident Volker Bouffier<br />
und ich übermitteln Ihnen mit dieser<br />
Auszeichnung Dank und Anerkennung<br />
für Ihr aufopferungsvolles<br />
Engagement. Wir danken Ihnen<br />
für Ihren unermüdlichen Einsatz“,<br />
betonte Grüttner.<br />
Mit der Pflegemedaille<br />
des Landes Hessen wurden<br />
dieses Jahr geehrt:<br />
Erika Brückel aus Lollar (Landkreis<br />
Gießen), 91 Jahre. Sie pflegt<br />
und betreut seit mehr als 57 Jahren<br />
ihre Tochter.<br />
Maria Diegelmann aus Hofbieber<br />
(Landkreis Fulda), 79 Jahre. Sie<br />
pflegt und betreut seit mehr als<br />
22 Jahren ihren Ehemann.<br />
Manfred Ebert aus Neuenstein<br />
(Landkreis Hersfeld-Rotenburg),<br />
<strong>Hessische</strong> <strong>Seniorenblätter</strong> Nr. <strong>112</strong>/November <strong>2013</strong>
Pflege<br />
9<br />
61 Jahre. Er pflegt und betreut seit<br />
mehr als 11 Jahren seine Ehefrau.<br />
Außerdem pflegte er seine Schwiegermutter<br />
bis zu deren Tod 2008.<br />
Horst Eckel aus Allendorf / Eder<br />
(Landkreis Waldeck-Frankenberg),<br />
73 Jahre. Er versorgte und betreute<br />
25 Jahre lang seine Ehefrau bis zu<br />
deren Tod.<br />
Daniela Friesenhahn aus Bad Vilbel<br />
(Wetteraukreis), 54 Jahre. Sie<br />
pflegt und versorgt seit fast 24 Jahren<br />
ihre Tochter.<br />
Renate Gössl aus Heidenrod-Laufenselden<br />
(Rheingau-Taunus-Kreis),<br />
64 Jahre. Sie betreut und pflegt seit<br />
mehr als 15 Jahren ihren Sohn.<br />
Das Ehepaar Marlies und Anton<br />
Graf aus Bad Soden am Taunus<br />
(Main-Taunus-Kreis), 71 und 74<br />
Jahre. Beide pflegten Vater und<br />
Schwiegervater bis zu deren Tod<br />
und mehr als sieben Jahre lang die<br />
schwerstbehinderte und schwerstpflegebedürftige<br />
Mutter bzw.<br />
Schwiegermutter.<br />
Brigitte Güldner aus Wehretal<br />
(Werra-Meißner-Kreis), 56 Jahre.<br />
Sie pflegt seit 20 Jahren ihre<br />
Schwester und ihren Bruder und<br />
versorgte zudem zwei weitere<br />
Schwestern und ihren Vater bis zu<br />
deren Tod.<br />
Helga Haas aus Oestrich-Winkel<br />
(Rheingau-Taunus-Kreis), 73 Jahre.<br />
Sie pflegte und betreute mehr als<br />
15 Jahre ihre schwerkranke Mutter.<br />
Renate Heck aus Bischoffen<br />
(Lahn-Dill-Kreis), 71 Jahre. Sie<br />
pflegte über mehr als 12 Jahre ihren<br />
Ehemann, ihren Vater und ihre<br />
Mutter bis zu deren Tod.<br />
Olinda Hepner aus Baunatal<br />
(Landkreis Kassel), 74 Jahre alt.<br />
Sie versorgt seit mehr als 23 Jahren<br />
ihren schwerstbehinderten Sohn.<br />
Helga Karlberger aus Brachttal-<br />
Neuenschmidten (Main-Kinzig-<br />
Kreis), 65 Jahre. Sie betreut seit mehr<br />
als sieben Jahren ihre Ehemann.<br />
Christa Keck aus Fischbachtal<br />
(Landkreis Darmstadt-Dieburg),<br />
60 Jahre. Sie pflegte und versorgte<br />
mehr als elf Jahre lang ihre im<br />
Wachkoma liegende Mutter bis zu<br />
deren Tod.<br />
Das Ehepaar Brigitte und Otto<br />
Köpge aus Bischoffen (Lahn-Dill-<br />
Kreis), 55 und 57 Jahre. Beide betreuen<br />
gemeinsam seit zehn Jahren<br />
ihren Sohn.<br />
Konrad Kuhn aus Altenstadt<br />
(Wetteraukreis), 74 Jahre. Er pflegte<br />
mehr als 21 Jahre seine Frau bis<br />
zu deren Tod.<br />
Elke Kureck aus Breitscheid-Erdbach<br />
(Lahn-Dill-Kreis), 64 Jahre.<br />
Sie pflegt seit 42 Jahren ihre<br />
schwerstbehinderte Tochter.<br />
Anita Schaake aus Idstein (Rheingau-Taunus-Kreis),<br />
66 Jahre. Sie<br />
versorgte und pflegte über einen<br />
Zeitraum von mehr als 20 Jahren<br />
ihre Mutter und ihre Schwiegermutter<br />
bis zu deren Tod.<br />
Erika Schneider aus Butzbach<br />
(Wetteraukreis), 73 Jahre. Sie betreut<br />
seit mehr als acht Jahren ihren<br />
Ehemann.<br />
Hiltrud Schneider aus Stadtallendorf<br />
(Landkreis Marburg-Biedenkopf),<br />
64 Jahre. Sie pflegte mehr<br />
als zehn Jahre ihren Ehemann.<br />
Doris Sippel aus Felsberg<br />
(Schwalm-Eder-Kreis), 68 Jahre.<br />
Sie pflegt und versorgt seit mehr<br />
als 41 Jahren ihren Ehemann, ihren<br />
Sohn und betreute außerdem<br />
ihren Vater bis zu dessen Tod.<br />
Heike Stumpf aus Mörlenbach-<br />
Weiher (Landkreis Bergstraße),<br />
46 Jahre. Sie betreut und versorgt<br />
seit 19 Jahren ihre Tochter.<br />
Christa Türk aus Dornburg-Frickhofen<br />
(Landkreis Limburg-Weilburg),<br />
71 Jahre. Sie pflegte mehr als<br />
24 Jahre ihre schwerstbehinderte<br />
Tante bis zu deren Tod.<br />
Lydia Waßmuth aus Baunatal<br />
(Landkreis Kassel), 73 Jahre. Sie<br />
pflegte mehr als zehn Jahre ihren<br />
Ehemann bis zu dessen Tod.<br />
Wenn Sie Fragen zu Pflege haben,<br />
finden Sie unter<br />
www.pflege-in-hessen.de<br />
viele wichtige Informationen<br />
und Services im Sozialnetz des<br />
<strong>Hessische</strong>n <strong>Sozialministerium</strong>s.<br />
Pflegestützpunkte<br />
in Hessen<br />
• Bergstraße,<br />
Telefon: 06252/959 8740 41<br />
• Darmstadt,<br />
Telefon: 06151/669 9631<br />
• Darmstadt-Dieburg,<br />
Telefon: 06071/881 2172<br />
• Frankfurt,<br />
Telefon: 0800/5893659<br />
• Fulda,<br />
Telefon: 0661/6006 692<br />
• Gießen,<br />
Telefon: 0641/20916497<br />
• Groß-Gerau,<br />
Telefon: 06152/989463<br />
• Hersfeld-Rotenburg,<br />
Telefon: 06621/87 3707<br />
• Hochtaunuskreis,<br />
Telefon: 06172/999 5172<br />
• Kreis Waldeck-Frankenberg,<br />
Telefon: 05631/954 881<br />
und 882<br />
• Landkreis Kassel,<br />
Telefon: 0561/1003 1371<br />
• Limburg-Weilburg,<br />
Telefon: 06431/296375<br />
• Main-Kinzig-Kreis,<br />
Telefon: 06051/828 4996<br />
• Main-Taunus-Kreis,<br />
Telefon: 06192/201 1989<br />
• Marburg-Biedenkopf,<br />
Telefon: 06421/405 7401<br />
• Rheingau-Taunus-Kreis,<br />
Telefon: 06124/510 525<br />
• Schwalm-Eder-Kreis,<br />
Telefon: 05681/775 250<br />
• Stadt Kassel,<br />
Telefon: 0561/787 5630<br />
• Stadt Offenbach,<br />
Telefon: 069/8065 2453<br />
• Vogelsbergkreis,<br />
Telefon: 06641/977 2091<br />
• Werra-Meissner-Kreis,<br />
Telefon: 05654/302 1435<br />
• Wetteraukreis,<br />
Telefon: 06042/989 3700<br />
• Wiesbaden,<br />
Telefon: 0611/31 3648<br />
Nr. <strong>112</strong>/November <strong>2013</strong> <strong>Hessische</strong> <strong>Seniorenblätter</strong>
10<br />
Seniorenbetreuung<br />
Von tierischen Besuchern<br />
und struppigen Therapeuten<br />
Tiere wirken positiv auf alte,<br />
kranke oder behinderte Menschen<br />
ein. Deshalb werden sie<br />
immer häufiger als „Co-Therapeuten“<br />
eingesetzt. Gefiedert<br />
oder vierbeinig, Tiere nehmen<br />
Menschen an, wie sie sind. Sie<br />
machen keinen Unterschied zwischen<br />
blond oder dunkelhäutig,<br />
alteingesessen oder anderssprachig<br />
und haben keine Scheu vor<br />
Krankheit, Alter oder Behinderung.<br />
Peter J. ist 84 Jahre alt, ein<br />
freundlicher Mann, der vor<br />
40 Jahren aus Osteuropa<br />
nach Deutschland kam. Die deutsche<br />
Sprache hat er damals nur<br />
notdürftig gelernt. Seit anderthalb<br />
Jahren leidet er an fortschreitender<br />
Demenz und wohnt seit ein paar<br />
Monaten in einem Seniorenheim.<br />
Das wenige Deutsch, das er konnte,<br />
hat er mittlerweile fast vergessen.<br />
Manchmal fällt ihm noch<br />
nicht einmal der Name des eigenen<br />
Sohnes ein, der ihn oft besucht.<br />
Den Namen eines anderen<br />
Besuchers merkt Peter J.<br />
sich allerdings sehr wohl.<br />
Wenn die Hündin Nora<br />
immer montags und<br />
donnerstags mit ihrem<br />
Hundeführer zu Besuch<br />
kommt, ist die Freude groß. Da<br />
überschüttet der Senior das Tier<br />
mit tausend Worten in seiner Sprache<br />
und streichelt das Fell des geduldigen<br />
golden Retrievers. Nora<br />
apportiert für Leckerlis brav den<br />
kleinen Ball und wedelt so vehement<br />
mit der Rute, dass schon mal<br />
das Sitzkissen vom Stuhl auf den<br />
Boden gefegt wird. Dann lacht Peter<br />
glockenhell. Manchmal singt<br />
der Senior dem Hund auch ein<br />
Liedchen aus seinen Kindertagen<br />
vor. Nora stellt dann ihren Kopf<br />
ein wenig schräg und findet Peters<br />
zitternde Stimme so wunderbar,<br />
als wäre er Enrico Caruso.<br />
Schutz vor Einsamkeit<br />
und Resignation<br />
Es gibt Millionen von Tieren in<br />
deutschen Haushalten. Ob treuer<br />
Hund, verschmuste Katze, farbenfroher<br />
Wellensittich oder bunte<br />
Zierfische – die tierischen Freunde<br />
wirken sich positiv aufs Gemüt<br />
aus. Gerade im Alter haben die Lebewesen<br />
positive Auswirkungen<br />
auch auf die Gesundheit der Menschen<br />
um sie herum. „Tiere binden<br />
alte Menschen ans Leben und wirken<br />
oft besser als jedes Medikament“,<br />
weiß Professor<br />
Erhard Olbrich von<br />
der Universität Erlangen-Nürnberg,<br />
der sich in seinen<br />
Forschungen mit der Psychologie<br />
der Mensch-Tier-Beziehung<br />
widmet. In seinem Buch „Menschen<br />
brauchen Tiere“ wird deutlich,<br />
dass Heimtiere als Vorbeugung<br />
gegen Einsamkeit, Resignation<br />
und Depression wirken.<br />
Tiere tun hibbeligen Kindern gut,<br />
Schwerkranke schöpfen im Angesicht<br />
von Pferden neue Hoffnung,<br />
Anbieter von Delphin-Therapien<br />
locken gar mit der Aussicht auf eine<br />
„entscheidende Wende“ im Rehabilitationsprozess<br />
Querschnitts-<br />
<strong>Hessische</strong> <strong>Seniorenblätter</strong> Nr. <strong>112</strong>/November <strong>2013</strong>
Berlin – Hauptstadt<br />
der Weihnachtsmärkte<br />
gelähmter. Da war es naheliegend,<br />
auch in Seniorenheimen Besuchszeiten<br />
für Hunde oder gar für Lamas<br />
einzurichten. Das Füttern,<br />
Bürsten und Streicheln der Tiere<br />
fördert die Feinmotorik der Senioren.<br />
Ein kleiner Spaziergang mit<br />
dem Tier hat positive Auswirkungen<br />
auf die körperliche Fitness insgesamt.<br />
Die Begegnung mit Tieren<br />
und dadurch angeregte Gespräche<br />
können schöne Erinnerungen<br />
wachrufen, die Kommunikation<br />
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Ob nostalgisch, romantisch, traditionell oder modern,<br />
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Weihnachtsmarkt und das „Holländische Viertel“<br />
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12<br />
Seniorenbetreuung<br />
Welche Tier wofür?<br />
Hunde wirken beruhigend.<br />
Sie besitzen einen hohen<br />
Aufforderungscharakter,<br />
was Kontaktaufnahme und<br />
Zuwendung betrifft. Darüber<br />
hinaus wirken sie integrierend.<br />
Lamas wirken auf die meisten<br />
Klienten als sehr offen<br />
und wertfrei, da in der Regel<br />
noch keine schlechten<br />
Erfahrungen mit diesen<br />
Tieren gemacht wurden.<br />
Die Lamatherapie kann bei<br />
Menschen mit Behinderung<br />
oder bei Patienten mit einer<br />
psychischen Erkrankung<br />
angewendet werden.<br />
Hamster sind nachtaktive<br />
Tiere und schlafen in der<br />
Regel tagsüber. Da sie erst<br />
spät abends wach werden,<br />
können sie gut harmonieren<br />
mit Klienten, die nicht mehr<br />
so viel Schlaf brauchen.<br />
Katzen fungieren aufgrund<br />
einer geschickten Domestikation<br />
als Begleiter, Kumpan<br />
oder Familienmitglied.<br />
Sie tun der Psyche des Menschen<br />
besonders in Krisensituationen<br />
gut. Katzenhalter<br />
fühlen sich weniger verlassen<br />
und einsam.<br />
Aquariumsfische üben<br />
wohltuende und beruhigende<br />
Wirkung auf Patienten<br />
mit einem zu hohen Puls<br />
aus. Außerdem sind sie<br />
äußerst praktisch zu halten,<br />
verschmutzen die Wohnung<br />
nicht, verursachen keinen<br />
Lärm und müssen nicht<br />
erzogen werden.<br />
regt geistig an. Ganz wichtig: Tiere<br />
bringen Leben und Spaß in den<br />
Alltag der Heimbewohner.<br />
Vorbereitung unumgänglich<br />
Allerdings müssen die Tiere selbst<br />
auch auf ihre Aufgabe vorbereitet<br />
werden. Beispielsweise wird bei<br />
der praktischen Schulung der<br />
Hunde Wert darauf gelegt, dass das<br />
Tier lenkbar ist. Nicht jede Hunderasse,<br />
nicht jeder Hundecharakter<br />
eignet sich dazu, auf Befehl zum<br />
passiven Streicheltier zu mutieren.<br />
Auch muss sich der Hund mit seinen<br />
Artgenossen vertragen. Und<br />
schließlich ist es wichtig, therapiespezifische<br />
Situationen einzuüben,<br />
damit der Vierbeiner sich etwa vor<br />
Rollstühlen oder Krücken nicht<br />
fürchtet oder nicht nach einer<br />
stark zitternden Hand schnappt.<br />
Und sie können auch neue Impulse<br />
und Ordnung in ein Leben bringen.<br />
Wie bei der Witwe Brigitte A.:<br />
In ihrem Berufsleben musste sie<br />
viel und oft verreisen. „Als ich<br />
Rentnerin wurde, hatte ich auf einmal<br />
viel Zeit darüber nachzudenken,<br />
was mir alles weh tut. Besonders<br />
nach meinem Schlaganfall“,<br />
erzählt die 70-Jährige. Da blieb ihre<br />
linke Hand verkrampft, sie<br />
schaffte es kaum, sie zu öffnen. Bis<br />
eine Freundin mit ihrem neuen<br />
Hund zu Besuch kam, da geschah<br />
ein kleines Wunder. Beim Streicheln<br />
und Füttern des Hundes<br />
wurde die linke Hand allmählich<br />
„entkrampft“. „Da hat selbst meine<br />
Ergotherapeutin Klötze gestaunt“,<br />
lacht Brigitte. Später hat sich Brigitte<br />
den Hundemischling Max aus<br />
dem Tierheim geholt. Seitdem<br />
geht es gesundheitlich aufwärts.<br />
„Es tut mir gut, mit dem Hund<br />
mehrmals täglich rauszugehen, die<br />
Bewegung hält mich fit. Max ist der<br />
beste Doktor!“<br />
Zu einem richtigen Highlight des<br />
Tages kann die tierische Freude<br />
über den Besuch eines Vierbeiners<br />
bei bettlägerigen Personen werden.<br />
Goldhamster, Schildkröte<br />
und Co. sind imstande, selbst mürrischen<br />
Zeitgenossen ein Lächeln<br />
oder ein paar freundliche Worten<br />
abzuringen. So wird Lebensfreude<br />
in den Pflegealltag gebracht.<br />
Literatur zum Thema<br />
Immer häufiger werden Tiere erfolgreich<br />
im Tierbesuchsdienst<br />
oder in pädagogischen und therapeutischen<br />
Projekten eingesetzt.<br />
In dem Buch „Menschen brauchen<br />
Tiere“ der Herausgeber Prof. Erhard<br />
Olbrich und Carola Otterstedt<br />
wird von heilpädagogischen<br />
Förderungen verhaltensauffälliger<br />
Kinder über Begleitung von Koma-<br />
Patienten und Schwerkranken bis<br />
hin zu Assistenzhunden für Behinderte<br />
über tiergestützte Arbeit in<br />
Schule, Altenheim und Krankenhaus<br />
berichtet.<br />
Prof. Dr. Erhard Olbrich (* 1941)<br />
ist emeritierter Hochschullehrer<br />
für Psychologie, insbesondere Entwicklungspsychologie<br />
der Universität<br />
Erlangen-Nürnberg. Er ist<br />
Präsident der International Society<br />
for Animal-Assisted Therapy.<br />
Carola Otterstedt gründete 2009<br />
die Stiftung Bündnis Mensch &<br />
Tier (buendnis-mensch-und-tier.de),<br />
die sich für eine nachhaltige<br />
Förderung der Mensch-Tier-Beziehung<br />
in der Gesellschaft einsetzt.<br />
Olbrich, E. & Otterstedt, C.<br />
(Hrsg.): Menschen brauchen Tiere.<br />
Grundlagen und Praxis der<br />
tiergestützten Pädagogik und<br />
Therapie, Kosmos, Stuttgart<br />
<strong>Hessische</strong> <strong>Seniorenblätter</strong> Nr. <strong>112</strong>/November <strong>2013</strong>
Generationenpolitik 13<br />
Im Ehrenamt kann Lebens -<br />
erfahrung Wunder wirken.<br />
Senioren helfen Senioren<br />
Das hessische Modellprojekt<br />
„Aufbau von Senioren- und<br />
Generationenhilfen“ konnte im<br />
Spätsommer Halbzeit feiern. Die<br />
bisherigen Erfahrungen in acht<br />
Förderregionen haben gezeigt,<br />
dass gerade ältere Menschen in<br />
großer Zahl bereit sind, sich freiwillig<br />
für andere zu engagieren.<br />
Die Bereitschaft, sich freiwillig<br />
für das Gemeinwohl einzusetzen,<br />
ist in Hessen sehr<br />
hoch. Der dritte Freiwilligensurvey<br />
zeigt, dass allein der Anteil der ehrenamtlich<br />
engagierten 60- bis 69-<br />
Jährigen in der untersuchten Periode<br />
von 1999 bis 2009 von 31 auf 37<br />
Prozent angewachsen ist. Auch in<br />
der Altersgruppe der über 70-Jährigen<br />
ist die Quote derjenigen, die ein<br />
bürgerschaftliches Engagement ausüben,<br />
um fünf Prozentpunkte auf<br />
rund 25 Prozent gestiegen.<br />
Um diese Entwicklung zu unterstützen,<br />
hat die <strong>Hessische</strong> Landesregierung<br />
im Rahmen der Seniorenpolitischen<br />
Initiative (SPI) das Modell-<br />
projekt „Aufbau von Senioren- und<br />
Generationenhilfen“ initiiert. Ziel<br />
ist, das Angebot der Senioren- und<br />
Generationenhilfen auszubauen,<br />
die Einrichtung neuer Projekte zu<br />
begleiten und die im Modellprojekt<br />
erzielten Erfahrungen auch weiteren<br />
interessierten Kommunen zugänglich<br />
zu machen.<br />
Seit Ende 2012 werden die vier<br />
Landkreise Odenwald, Hersfeld-<br />
Rotenburg, Schwalm-Eder sowie<br />
Limburg-Weilburg gezielt gefördert,<br />
um vor allem die Strukturen der Ini-<br />
Nr. <strong>112</strong>/November <strong>2013</strong> <strong>Hessische</strong> <strong>Seniorenblätter</strong>
14<br />
Generationenpolitik<br />
tiativen im ländlichen Raum zu stärken.<br />
Weiterhin erhalten die vier<br />
Freiwilligenagenturen Hanau, Usinger-Land,<br />
Marburg-Biedenkopf und<br />
Kassel Zuwendungen für den Aufbau<br />
neuer Organisationen in ihrem<br />
Einzugsgebiet. Für das Modellprojekt<br />
stehen rund 280.000 Euro zur<br />
Verfügung. Das Modellprojekt wird<br />
gemeinsam vom <strong>Hessische</strong>n <strong>Sozialministerium</strong>,<br />
der <strong>Hessische</strong>n Staatskanzlei<br />
und der LandesEhrenamtsagentur<br />
Hessen unterstützt.<br />
„Die Seniorinnen und Senioren<br />
sind mit ihrem hohen Erfahrungsschatz<br />
hoch kompetent, sich aktiv<br />
in den Initiativen zu engagieren und<br />
sich nach ihren Möglichkeiten einzubringen“,<br />
hat der <strong>Hessische</strong> Sozialminister<br />
Stefan Grüttner festgestellt.<br />
„Damit kommen wir zu einem<br />
Geben und Nehmen, zwischen de-<br />
nen, die sich gerne freiwillig engagieren<br />
möchten und dabei denen<br />
helfen, die alters- oder krankheitsbedingt<br />
auf Hilfe und Unterstützung<br />
angewiesen sind.“ Diese Hilfen bieten<br />
nach Überzeugung des Ministers<br />
genau das, was ältere Menschen<br />
an Unterstützung für ein möglichst<br />
selbstständiges Leben brauchen, so<br />
dass sie weiterhin in ihrem Heimatort<br />
leben können: Mobilitätsangebote,<br />
Besuchsdienste, Begleit- und<br />
Einkaufshilfen, handwerkliche oder<br />
Gartenhilfe, aber auch beispielsweise<br />
eine gemeinsame Mittagstafel.<br />
Für Grüttner ist die Stärkung des<br />
Engagements von Freiwilligen und<br />
Ehrenamtlichen auch deshalb so<br />
wichtig, weil sich wegen der Alterung<br />
der Gesellschaft ein zunehmender<br />
Bedarf an Unterstützung für<br />
ältere Mitbürgerinnen und Mitbür-<br />
ger abzeichnet. „Senioren- und Generationenhilfen<br />
bieten die Möglichkeit,<br />
diesem Mehrbedarf zu begegnen.<br />
Hier kann der organisatorische<br />
Rahmen für niedrigschwellige<br />
Hilfssysteme bereitgestellt werden.“<br />
Große Potentiale sieht der Sozialminister<br />
zudem in der Verzahnung<br />
von professionellen Diensten und<br />
Senioren- sowie Generationenhilfen.<br />
Informationen:<br />
LandesEhrenamtsagentur,<br />
Otto-Fleck-Schneise 4,<br />
60528 Frankfurt am Main;<br />
<strong>Hessische</strong>s <strong>Sozialministerium</strong>,<br />
Dostojewskistrße 4,<br />
65187 Wiesbaden<br />
www.gemeinsam-aktiv.de/<br />
Modellprojekte<br />
„Seniorenpolitische Initiative“<br />
Die <strong>Hessische</strong> Landesregierung hat die „Seniorenpolitische Initiative“ (SPI) gestartet, um angesichts<br />
des demografischen Wandels die Belange und Bedürfnisse älterer Menschen verstärkt in den Blick zu<br />
nehmen, Arbeitsschwerpunkte zu benennen und Impulse für neue Handlungskonzepte zu geben.<br />
Senioren- und Generationenpolitik sollen sich dabei ergänzen. Das Modellprojekt „Koordinierungsstellen<br />
für Senioren- und Generationenhilfen“ ist Teil der Umsetzung der Seniorenpolitischen Initiative.<br />
Parallel zum Modellprojekt wird im Rahmen der Seniorenpolitischen Initiative zum Beispiel das 2009<br />
erschienene Handbuch „Generationenhilfen“ überarbeitet und aktualisiert. Das Handbuch ist eine<br />
Arbeitshilfe für Kommunen und Initiativen zum Aufbau von Senioren- und Generationenhilfen, Seniorengenossenschaften<br />
und Nachbarschaftshilfen. In die überarbeitete Auflage, die im kommenden Jahr<br />
erscheinen soll, werden die bis dahin gemachten Erfahrungen und Erkenntnisse aus dem Modellprojekt<br />
„Aufbau von Senioren- und Generationenhilfen“ einfließen.<br />
Ausführliche Informationen über die Zielsetzung und die Themenfelder der SPI gibt die Broschüre<br />
„Seniorenpolitische Initiative“. Die Publikation enthält überdies einen „Aktionsplan 2012/<strong>2013</strong>“,<br />
der die Projekte und Maßnahmen der Landesregierung im Rahmen der „Seniorenpolitischen<br />
Initiative“ vorstellt, dabei Anregungen der Dialogforen aufgreift und insgesamt die seniorenpolitische<br />
Schwerpunktsetzung der Landespolitik unterstreicht.<br />
Informationen:<br />
<strong>Hessische</strong>s <strong>Sozialministerium</strong>, Dostojewskistraße 4, 65187 Wiesbaden;<br />
Tel. 0611/817 0; Fax: 0611/809399; www.hsm.hessen.de<br />
<strong>Hessische</strong> <strong>Seniorenblätter</strong> Nr. <strong>112</strong>/November <strong>2013</strong>
Medien 15<br />
„Bewegender“ Film<br />
mit Dieter Hallervorden<br />
Dieter Hallervorden als der<br />
ewige TV-Spaßvogel unterhält<br />
in einem neuen Film nicht mit<br />
„Nonstop Nonsens“, sondern<br />
überzeugt als differenzierter<br />
Charakterdarsteller. Die nachdenkliche<br />
Tragikomödie „Sein<br />
letztes Rennen“, die seit Anfang<br />
Oktober in den Kinos zu sehen<br />
ist, erzählt von kleinen Schritten<br />
und großen Zielen, vom Älterwerden<br />
und der Notwendigkeit<br />
des Weitermachens.<br />
Hintergründig und humorvoll<br />
im Ton, ernst im Thema,<br />
besticht der Film<br />
durch sein kluges Drehbuch, die<br />
sorgfältige Milieuzeichnung sowie<br />
die gute Besetzung, zu der auch<br />
Heike Makatsch und Katrin Sass<br />
zählen. Es geht um Paul Averhoff<br />
(Dieter Hallervorden), der 1956 als<br />
Marathonläufer olympisches Gold<br />
geholt hat. Er war eine Legende.<br />
Doch jetzt, im Alter, müssen Paul<br />
und seine Frau Margot (Tatja<br />
Seibt) nach vielen glücklichen Jahren<br />
von Zuhause ausziehen und<br />
ins Altenheim.<br />
Ihre Tochter Birgit (Heike Makatsch)<br />
fliegt als Stewardess um<br />
die Welt und kann sich nicht mehr<br />
um sie kümmern. So findet sich<br />
Paul auf einmal zwischen Singkreis<br />
und Bastelstunde wieder –<br />
und fühlt sich wie scheintot. Das<br />
soll es nun gewesen sein? Nicht<br />
mit Paul! Er holt seine alten Laufschuhe<br />
hervor und beginnt im<br />
Park seine Runden zu drehen. Anfangs<br />
schleppend und jämmerlich,<br />
dann immer schneller – fest entschlossen,<br />
einmal noch einen Marathon<br />
zu laufen. Margot ist alles<br />
andere als begeistert, lässt sich<br />
aber überreden, ihn wie früher zu<br />
trainieren.<br />
Doch seine Mitbewohner erklären<br />
ihn für verrückt – und der Heimleitung<br />
ist Paul ein Dorn im Auge,<br />
weil er mit seiner Eigenwilligkeit<br />
die zeitlich genau abgestimmten<br />
Abläufe durcheinander wirbelt.<br />
Dann aber taucht ein altes Foto<br />
von Pauls Olympiasieg auf – und<br />
seine Mitbewohner erinnern sich<br />
an den Helden von einst. Als er<br />
auch noch ein Rennen gegen den<br />
jungen Pfleger Tobias (Frederick<br />
Lau) gewinnt, schlägt ihre Zurückhaltung<br />
in Begeisterung um, sie feiern<br />
mit ihm, feuern ihn an. Und<br />
entdecken mit ihm das Gefühl,<br />
dass auch für sie das Leben noch<br />
nicht ganz vorbei ist.<br />
Paul zieht sein Training durch –<br />
Runde für Runde, Tag für Tag, „immer<br />
weiter“, wie er sich geschworen<br />
hat. Denn er will seinen Traum<br />
verwirklichen, für sich selbst, für<br />
Margot, für seine Tochter Birgit,<br />
und für all die anderen, denen er es<br />
beweisen möchte…<br />
Besetzung:<br />
Dieter Hallervorden<br />
spielt den früheren<br />
Marathonläufer<br />
Paul Averhoff,<br />
Tatja Seibt ist seine<br />
Frau Margot,<br />
Heike Makatsch deren<br />
Tochter Birgit.<br />
In weiteren Rollen<br />
sind zu sehen<br />
Frederick Lau,<br />
Katrin Sass,<br />
Katharina Lorenz,<br />
Otto Mellies,<br />
Heinz W. Krückeberg u.a.<br />
Regie und Drehbuch:<br />
Kilian Riedhof,<br />
Produzent:<br />
Boris Schönfelder<br />
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unserer Gesellschaft. Menschen, die sich<br />
engagieren, spenden Lebenszeit. Sie gestalten<br />
unser Umfeld mit, helfen anderen und setzen<br />
sich für Ziele ein. Bürgerschaftliches<br />
Engagement hat viele Gesichter und Formen.<br />
Dazu gehören auch die Freiwilligendienste.