Zum deutsch-ungarischen Verhältnis 1939-1944 - EPA
Zum deutsch-ungarischen Verhältnis 1939-1944 - EPA
Zum deutsch-ungarischen Verhältnis 1939-1944 - EPA
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
J. M. Zellner: <strong>Zum</strong> <strong>deutsch</strong>-<strong>ungarischen</strong> <strong>Verhältnis</strong> <strong>1939</strong>-<strong>1944</strong> 219<br />
August 1940 meinte der britische Gesandte in Budapest, O’Malley, England<br />
solle sich gegenüber Ungarn aktiver und wohlwollender verhalten,<br />
weil das Land seine Unabhängigkeit bewahren wolle. 88 Premierminister<br />
Winston Churchill meinte zum Wiener Schiedsspruch: »Personally I have<br />
never been happy about the way in which Hungary was treated after the<br />
last war, […] the result of a dictation by the Axis Powers, imposed on Rumania<br />
under duress.« 89 Jugoslawien war zunächst erfreut, dass ein rumänisch-ungarischer<br />
Krieg verhindert werden konnte, befürchtete aber, dass<br />
Ungarn Anspruch auf das angrenzende jugoslawische Gebiet mit 500.000<br />
Magyaren erheben werde. Belgrad war zu kleineren Gebietsabtretungen<br />
bereit, befürchtete aber auch italienische Ansprüche auf das Kosovo und<br />
Dalmatien. Die Slowakei, in der seit März <strong>1939</strong> eine antiungarische Propaganda<br />
betrieben wurde, forderte von Ungarn ein 2.500 Quadratkilometer<br />
großes Gebiet mit 140.000 Einwohnern zurück. 90 Der Zweite Wiener<br />
Schiedsspruch beruhigte die Lage keineswegs und beseitigte auch nicht<br />
den rumänisch-<strong>ungarischen</strong> Gegensatz.<br />
Wie wird der Wiener Schiedsspruch und die Politik der Regierung<br />
Teleki in der Forschung bewertet? Christof meint, dass die Eingliederung<br />
Nordsiebenbürgens negativ auf die Politik Ungarns wirkte, denn diese<br />
verpflichtete sich fortan zur bedingungslosen Erfüllung aller <strong>deutsch</strong>en<br />
Wünsche. Nordsiebenbürgen war ein Druckmittel des Dritten Reiches, das<br />
nun militärische und wirtschaftliche Zugeständnisse von beiden Seiten einfordern<br />
konnte. 91 Nach Nebelin war die zunehmende Abhängigkeit Ungarns<br />
von Deutschland durch den sich verschärfenden rumänisch-<strong>ungarischen</strong><br />
Gegensatz bestimmt. Bukarest und Budapest versuchten gleichermaßen,<br />
die Gunst Hitlers zu erlangen. 92 Czettler vertritt wie Macartney die<br />
Meinung, dass Hitler nicht gezielt auf die Zweiteilung Siebenbürgens hinarbeitete,<br />
um die Unzufriedenheit in Ungarn und Rumänien zu schüren.<br />
Der Konflikt sei dem Führer ebenso ungelegen gekommen, wie später der<br />
italienische Angriff gegen Griechenland. Czettler widerspricht der Ansicht,<br />
dass der Zweite Wiener Schiedsspruch Ungarn unwiderruflich an die Seite<br />
der Achse führte. Er hält die Anerkennung der tschechoslowakischen Exilregierung<br />
durch Großbritannien (Mitte Juli 1940) für den eigentlichen<br />
Grund für die Verschlechterung der ungarisch-britischen Beziehungen. 93<br />
Betrachtet man den Zweiten Wiener Schiedsspruch unter dem Gerechtigkeitsaspekt,<br />
so ist festzustellen, dass diese Grenzziehung ebenso wenig<br />
gerecht war wie der Friedensvertrag von Trianon. Denn Ungarn erhielt ein<br />
Gebiet, auf dem über eine Million Rumänen lebten.<br />
88<br />
Ebenda, 65.<br />
89<br />
Ebenda.<br />
90<br />
Czettler: Pál Graf Teleki, 131.<br />
91<br />
Christof 113.<br />
92<br />
Nebelin 149.<br />
93<br />
Czettler: Pál Graf Teleki, 127, 129.