Zum deutsch-ungarischen Verhältnis 1939-1944 - EPA
Zum deutsch-ungarischen Verhältnis 1939-1944 - EPA
Zum deutsch-ungarischen Verhältnis 1939-1944 - EPA
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
252 Ungarn-Jahrbuch 29 (2008)<br />
den verbalen Attacken aus Deutschland schützen. 236 Der <strong>deutsch</strong>e Gesandte<br />
in Budapest brachte in seinem am selben Tag verfassten und nach<br />
Berlin übermittelten Bericht zum Ausdruck, dass das Treffen von Klessheim<br />
positive Auswirkungen zeitigen werde: »Ungarn habe den Kampf<br />
gegen die europafeindliche Kraft des Bolschewismus im Sinne seiner eigenen<br />
Sendung aufgenommen und es ist bereit, offen und aufrecht die Folgen<br />
dieser prinzipiellen Entscheidung zu tragen. Darum ist jede Auslegung<br />
der <strong>ungarischen</strong> Politik, die ihre kleinmütige Charakterlosigkeit unterschieben<br />
möchte, falsch. Der ungarische Weg ist heute derselbe, der es<br />
immer war. Der Weg der Treue zu sich selbst.« 237<br />
Mussolinis Sturz sowie die Niederlagen auf Sizilien und bei Kursk übten<br />
eine nachhaltige Wirkung auf die ungarische politische Öffentlichkeit<br />
aus. Diese glaubte – mit Ausnahme der Generalstabsoffiziere und der<br />
rechtsextremen Vertreter – fest daran, dass die Alliierten die Entscheidung<br />
in Italien beziehungsweise auf dem Balkan erzwingen und vor den Sowjettruppen<br />
im Donauraum eintreffen würden. So überreichte der Universitätsprofessor<br />
Dr. Ferenc Vályi den englischen und amerikanischen Gesandten<br />
in der Türkei den Vorschlag zum Abschluss eines vorläufigen<br />
Waffenstillstandes. Die ungarische Regierung erklärte darin ihre Bereitschaft,<br />
nicht gegen die englischen und amerikanischen Truppen zu kämpfen<br />
und erbat Vorschläge über praktische Maßnahmen zur Verwirklichung<br />
des Angebotes. 238 Am 17. August 1943 reiste der Mitarbeiter der Presseabteilung<br />
des Außenministeriums, László Veres, im Auftrag des Ministerpräsidenten<br />
nach Istanbul, wo er dem englischen Diplomaten Sterndale<br />
Bennett folgende Botschaft der <strong>ungarischen</strong> Regierung übergab: »[…] of<br />
Hungary’s readiness to surrender to the Allies on the basis of the formula<br />
already communicated in the previous March (amounting, roughly, to<br />
unconditional surrender), which surrender could, however, only come into<br />
effect if Anglo-American troops reached the frontiers of Hungary.« 239 Der<br />
britische Botschafter Sir Hugh Knatchbull-Hugesson informierte Veres am<br />
9. September 1943, dass die Alliierten von der Kapitulationsbereitschaft<br />
Kenntnis genommen haben und von Ungarn folgendes fordern: 240<br />
– Geheimhaltung der <strong>ungarischen</strong> Kapitulation; Bekanntgabe erst zu<br />
einem späteren Zeitpunkt;<br />
– Reduzierung der militärischen und wirtschaftlichen Zusammenarbeit<br />
mit Deutschland; Rückzug der <strong>ungarischen</strong> Truppen aus der<br />
Sowjetunion; Überfliegen des Hoheitsgebietes durch alliierte Luftstreitkräfte;<br />
236<br />
Horthy 257.<br />
237<br />
ADAP E, VI, 296, Nr. 171.<br />
238<br />
AHHM 91.<br />
239<br />
Kállay 373.<br />
240<br />
AHHM 357-358, Nr. 121.