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Berliner Leben: Zeitschrift für Schönheit und Kunst

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FREIER VERLAG G. M. B. H<br />

BERLIN SW., FRIEDRICHSTR. 218.<br />

PREIS 50 PFENNIG<br />

MONATLICH EIN HEFT<br />

HEFT IV * JAHRGANG VIII


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W Kühlstein Wagenbau "<br />

Lieferantin Sr. Majestät, des Kaisers <strong>und</strong> Kö ni gs.<br />

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Wag~n<br />

"-__ .... ' BERLIN NW., 11\<br />

~~:auerd.mm 23 ~<br />

Charlottenburg,<br />

Salz-Ufe r 4 . 11\<br />

»»»:-»»>«


Sanatorium Königgrätzerstrasse<br />

Berlin sW., Königgrätzerstr. 105<br />

nahe dem A nh alter Bahnhof.<br />

D as «Sanatorim Königgrätzerstrasse» in der Näh e<br />

des Anhalter <strong>und</strong> Potsdam er Bahnhofs ist im<br />

Jahre 1900 neu erbaut <strong>und</strong> mit den all ern euesten<br />

Einri chtungen auf hygienischem Gebiet versehen.<br />

Trotz di eser Lage im Centrum Berlin s wird der<br />

Kranke in kein er Weise vom Lärm <strong>und</strong> Treiben der<br />

Grossstadt beläs tigt, da das Sa nato rium fern von<br />

d e r S t ras se i m Ga rt e n i n g I' Ö S s t e r Ruh e<br />

geradezu ideal gelegen is t.<br />

Für die Aufnahm e von Kranken <strong>und</strong> deren Angehörigen<br />

sind 65 mit allen erdenklichen Bequemli<br />

chkeiten versehene, vornehm ausgestattete Zimmer<br />

vorhanden. Daneben enthält das Sanatorium<br />

elegante Gesellschaftsräum e, wie Conversationszimm<br />

er, Damensalon, Billardzimm er, Speisesaal <strong>und</strong><br />

die in allen Etagen geschmackvoll eingerichteten<br />

Tageräum e. Im ganzen Hause ist elektrische Beleuchtung<br />

<strong>und</strong> · Ccntralheizung angeordnet. Den<br />

I<br />

1_. ____ ___ ,<br />

Verkehr im Sanatorium vermittelt neben einem grösseren Fahrstuhl<br />

<strong>für</strong> Krankenbetten noch ein besonderer Personen-Fahrstuhl.<br />

Von medicinischen Einrichtungen stehen zur Verfügung:<br />

Zwei Operationssäle mit vollständigem chirurgischen I n-<br />

strumentarium, eine Badeabteilung <strong>für</strong> alle Formen der Wasser- <strong>und</strong><br />

Lichtbehandlung, ein Raum <strong>für</strong> Gymnastik UNd Elektrotherapie sowie<br />

ein voll ständig ausgestattetes Laboratorium.<br />

Es können somit im Sanatorium alle Untersuchungsmethoden<br />

sowie sämmtliche Massnahrnen der inneren <strong>und</strong> äusseren Medi cin<br />

zur Anwendung komm en.<br />

Die Behandlung der Kranken<br />

wird ganz r b esonders dadurch<br />

unterstützt, dass · der Diätfrage<br />

im Sanatorium eine ganz besondere<br />

Sorgfalt gewidmet wird.<br />

Nicht schablonenmässig sondern<br />

je nach Verordnung des Arztes<br />

wird <strong>für</strong> di e einzelnen Patienten<br />

besonders gekocht, so dass dementsprechend<br />

Diät-Kuren jeder<br />

Art in zweckmässigster Weise<br />

durchgeführt werden können.<br />

ohne ärztliche Verordnung-nicht verabfolgt werden.<br />

Auf Wunsch werden die einzelnen Bäder von den<br />

Anstaltsärzten geleitet <strong>und</strong> beaufsichtigt.<br />

Aufnahme in das Sanatorium find en Patienten<br />

aller Art ; ausgenommen von der Aufnahme sind<br />

solche Kranke, die mit einer Geistes- oder Infektionskrankheit<br />

behaftet sind.<br />

An dem Sanatorium sind drei Aerzte tätig, von<br />

denen ei n Arzt Tag <strong>und</strong> Nacht anwesend ist.<br />

Die ärztliche Leitung liegt in den Händen des<br />

Herrn Dr. med. Pritzel.<br />

Die Preise der Zimmer incl. Verpflegung,<br />

Beleuchtung, Heizung <strong>und</strong> hausärztlicher Behandlung<br />

schwanken je nach Lage <strong>und</strong> Grösse<br />

zwi schen 10 un d 25 .;~ M ar k pro Tag.<br />

Für die Badeabteilung sei besonders<br />

bemerkt, dass dieselbe<br />

auch Pati enten zur Verfügung<br />

steht, di e nicht im Sanatorium I<br />

wohn en; jedoch könn en Bäder L._--'-_____________ ,


e.-Sarab Bernbardt<br />

PARIS<br />

schrieb mir i<br />

Herr Leichner I Ich bin sehr glUcklicb,<br />

Ibnen fUr D"e bew<strong>und</strong>ernswerten<br />

Fabrikate (admirables produi ts) danken<br />

zu könoen.<br />

Ich werele mich niemals mehr anelerer<br />

Theaterparfumerien bedienen <strong>und</strong><br />

n men von Paris meine Atl fl räge Obermitteln.<br />

'arah Bernbarelt.<br />

Diese glänzende Anerkennu ng ist ein<br />

grosser 'ft-iumpf der Lelchner'scben<br />

Puder <strong>und</strong> Schminken. Besonders<br />

empfehle :<br />

Leichner's Fettpuder<br />

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Es sind vorzUgliche Gesichtspu der.<br />

Man sieht nicht, dass mall gepudert<br />

ist, vielmehr erh ält das Gesicht jene<br />

interessante <strong>Schönheit</strong>, die all e Welt<br />

bew<strong>und</strong>ert.<br />

Ueberall zu haben, aber nu r in verschl<br />

ossenen Dosen. Man verl ange stets:<br />

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Gegründet 1855. TIschlermeister Gegründet 1855.<br />

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Unsere Bildern<br />

HervonagendePel'sönlichkeiten, welche der bl'eiten Öffentlichkeit<br />

angehören, hören im gewissen Sinne auf, ihre eigeneil<br />

H erren zu sein. Oft wenigel' aus Neugier als vielmehr in Folge<br />

eines jedem Menschen innewohnenden Begehrens, sein e bedeutenderenMitmenschen<br />

auch menschlich zu verstehen, dringt<br />

die Welt in die innersten Gemächer <strong>und</strong> lauscht <strong>und</strong> betrachtet<br />

<strong>und</strong> urteilt , .. Deun aus dem Mikrokosmos der Familie<br />

bildet sich das Makrokosmos des Lebeus , .. Iu diesem<br />

Sinne dörfte das Stimmungsbild "Oberbürgermeister<br />

Martin K irschner nebst Gatti n <strong>und</strong> T öchtern in<br />

seinem H eim" eiue willkommene~Gabe unserer Aprilnummer<br />

sein ; das Bild gewährt einen Blick in das ebenso traute<br />

als elegante I-leim des Oberbürgermeisters <strong>und</strong> man empfindet,<br />

dass ein Vater, der diese Stimmung eines milden, von <strong>für</strong>sorglicher<br />

Liebe gepaarten Ernstes um sich verbleitet, auch<br />

wohl die Eigeuschaften in sich vereinl, ein "Vater" der<br />

tadl zu seiu. - Sieben POl'träts bringen wir auf Seite 6<br />

VOn solchen Pel'sönlichkeiten, die auf den verschiedensten<br />

ebieten des <strong>Berliner</strong> <strong>Leben</strong>s in den letzten "Wochen hervorgetreten<br />

sind; als erstes das Bild des bisherigen zum Min i's t e r<br />

delnIl ern ernannten Oberpräsi denten von Brandenburg,<br />

Herrn v. Bethmann-Hollweg. Der Minister steht im<br />

4,9, <strong>Leben</strong>sjahre <strong>und</strong> hat seit Oktober 1899 die vVlirde<br />

cines Oberpräsidenten bekleidet ; v. Bethmann-Hollweg ist<br />

der :N'achfolger des kürzlich v ~ rstorbene ll "Fl'eiherrn<br />

von Hammerstein". - Haeckel ist ProfessOl' <strong>und</strong> gehört<br />

als solcher deI Universität Jena an, aber als Philosoph, als<br />

Geh~hrter ist er Eigentum der ganzen gebildeten <strong>und</strong><br />

besonders der denkenden W elt. Seine Studien über<br />

"monistische P hilosophie" , seine Glaubensbekenntnisse der<br />

"l'einell Vernunft" haben schon lange ihren siegreicheu<br />

Einzug in Berlin gehalten, wenn auch nicbt immer gedankenklärend,<br />

so doch stets gedankenanregend, <strong>und</strong> nun ist auch<br />

vor wenigen Tagen der greise Gelehrte mit seinel' kampfesfrohen<br />

Persönlichkeit 5elbst in die chranJeen getreten, um<br />

mit W affen der Naturwissenschaft die religiöse Offenbarung<br />

zu bekämpfen. Und ler hat Ruhm <strong>und</strong> Lorbeel' geerntet.<br />

Die drei nächsten Portraits gehören Männern der <strong>Kunst</strong><br />

an, die sich nicht auf dem transcendentalen Gebiete des<br />

Gedankens, der Phi.losophie, sondern des Tones, also del'<br />

Musik hervorgethan haben uud h ervortbun. In Al'lh ur<br />

N ickis ch begrüssen wir den neuen Direktor der Leipziger<br />

O per <strong>und</strong> zugleich den Dirigenten derPhilharmonis c he il<br />

Conc erte, Vor Engelberl Humperdinck machen w il.'<br />

unsere Referenz, dessen neue Oper "Heirat wider Willeil"<br />

im K gl. Opel'nhause roit Erfol g zur Auffllhrung gelangte<br />

<strong>und</strong>Al ex Z. B i r nbauDl beglückwünscheu wir Zll seillcm<br />

ruhmreichen Debiit am 6. ds. Mts. in del' P hilhar-Dlon i e,<br />

wo er das erste Concert französischel' Musik mit dem<br />

verstärkten philharmonischen Orchester dirigierte. Birnbaum,<br />

am 26. Febr nar 1877 in vVarschau geboren, ein Schiiler<br />

Jos ef Joachims <strong>und</strong> E ug /me Ysayes, hat seine elsten<br />

Erfolge als Geigel' enungen, AI5 oncertmeister gehiitle er<br />

dem Orch!,!ster der "Hamburger Musikfre<strong>und</strong>e" <strong>und</strong> dem<br />

"Boston , ymphony Ol'chestra" an ; er war ausserdelll auch<br />

zwei Jahl'e in Paris, besonders an den »Grands ('(,ncerts<br />

symphoniques" küustlerisch tätig, -<br />

Aus der erwähnten Bildergruppe fällt das Porll'ät einer<br />

Dame ins Auge, die zu den Grössen der Mimenwc:lt g'ehörl,<br />

welcher aber die Nachwelt Kränze flechten wir.!. Maria<br />

Pospischil! Eine Böhmin von Geburt, erst i~ ' späteren<br />

Jahren, nachdem sie sich der Bühnenlaufbahn zugewendet<br />

hatte, elie deutsche , prache sich aneignend, er warb sie siel!<br />

als Heroiue bei uns zu Lande einen ausserordrnllichen Ruf<br />

<strong>und</strong> mit Stolz nennen <strong>und</strong> nannten 'i e unsere crsten Thealer<br />

ihr eigen. Unter Direktion ,,.I)rasch" florier l.e sie vel' Jahren<br />

am »<strong>Berliner</strong> Theater", untel' Lindau f;'astierte sie am<br />

"Meininger Hoftheater" nnd seit einer Rei he VOll Jahren<br />

ist sie der Stern des S tadttheaters in Hamburg. Als<br />

Maria Pospischil vor wenigen Wochen wieder hier in Berlin<br />

als »Medea" <strong>und</strong>" Sappho" gastierte, verlieh das Publikum in<br />

lebhaftem Beifallklatschen sei:m.er Begeistcruug Ausdruck. -<br />

Dr. Jon Lehm an u, Veifasser des mit Erfolg aufgeführten<br />

Stückes "Augen rechts" ist der Herausgebel' del' Bres lauer<br />

Ze itung. - Karlshorst, ein Zauberwort fül' die Berliuer<br />

portwelt! Das Fr ühjahr ist da ' <strong>und</strong> die von Pferdeliebhabern,Buchmachcm,<br />

Jobbern, Spielern <strong>und</strong> W ettspekulanteIl<br />

herbeigesehnte Saison beginnt. Die Mittagszöge in Bedill<br />

~ind iiberflillt, Extraz üge werden eingestellt, <strong>und</strong> scharenweise,<br />

zur Linken mit dem Feldstecher ausgerö tet, ZU1'<br />

Rechten die kleine in schmucker Seide paradierende<br />

<strong>Berliner</strong>in, zieht die Lebewelt hinaus, Einen Tip - ein<br />

Königreich Hir einen Tip! W el' ist del' Favorit?<br />

Wer wird , ieger sein? Der schlanke, aber ausgreifende<br />

v. Tresküws ,,] nchhe"? oder von Tepper-Laskis »MumcJas"?<br />

Wir kehren wieder nach der Metropole zurück, um<br />

einer anderen Al't von Wettrennen uusel'e Aufmerksamkeit<br />

zu schc llkeJl , dem Wettrennen auf dem domenreichen TelTain<br />

der <strong>Berliner</strong> Bauwelt <strong>und</strong> der Berlinel' <strong>Kunst</strong>. Wenn Berlin<br />

bisher eine Kirchenstadt war, so hat es Aussicht, sich nach<br />

ulld nach zu einer <strong>Kunst</strong>stadt umzuwandeln. Was tut es<br />

im Sinne der ausgleichenden Gerechtigkeit? SaO'te doch<br />

schon der Sultan Abdul Medschid auf dem ' Throne hallS<br />

als mall bemerkte, <strong>für</strong> die Kosten des mit ungewöhnlichel<br />

l'mchl ge3chmückten Theaters könne Dlan zwei Moscheen<br />

barleid "Moscheen giebt es genug, wir haben nur ein<br />

'1'11I,aler! " Da die Konkuuenz das Geschäft hebt" wird aber<br />

allch hoffentlich vom gewel'blichen Standpunkt aus die<br />

nClle »Komische Oper" , welche im Herbst, am 15. Oktober<br />

1U05 unter Leitung Hans Gregors, dem bisherigen<br />

Direktor des Elberfelder Stadttheaters, ihre Pforten öffnet,<br />

Hur nach all en , eiten hin erfolgbdngend <strong>und</strong> willkommen<br />

sein . . Die Erbauer dieser 1270 Plätze fassenden <strong>Kunst</strong>stätte,<br />

die sowohl in der grotesk-phantastischen Ornamentik deI'<br />

F a ~ade, als auch des Innenraumes einen märchenartigen<br />

Eindruck macht, sind die als hervorragende Archikten bekanutenHerrenl<br />

arl Za Llbel' <strong>und</strong>Louis Lachmann.- "Le<br />

cabaret est mOl't, vive le cabaret I" so konnte man rufen,<br />

als die Vertl'eter der Brettlkunst vor zwei Jahren aus den<br />

Theatern vertrieben wurden, um in vornehmen R estaurants<br />

eine Stätte, eine bleibende Stätte zu finden. Die besuchtesten,<br />

bekanutesten <strong>und</strong> kl\nstlerisch obenan stehenden Cabarets<br />

sind: "Das Cabal'e l zum Roland von B edin", "He itere<br />

Nachmitt age ", "Pserhofer" <strong>und</strong> "Zum Klimperkasten".<br />

Um die Bedeutung des E nsembles auf dem ersten<br />

Bilde zu markieren, genügt es schon, wenn ich auf die kleine<br />

"König" mit ihrem lieblichen, durchgeistigten Gesicht hinweise,<br />

das Schosskind des Ensembles <strong>und</strong> der Liebling der<br />

Cabaretbesucher. Die "H eiteren Nachmittage" vel'danken<br />

ihre Existenz <strong>und</strong> ihre Erfolge der als Schrütstell erin<br />

bekannten Frau Neumann-I-IofeL ' Auf dem Bilde<br />

Psel'hofel' sehen wir den berühmten Wienel'­<br />

Kor n a u aus der Schriftstellel'welt Pserhofer selbst' <strong>und</strong><br />

Rud olf S chanzer. Die Namen dieser beiden Dichter<br />

blirgen Hh' die literarische Bedeutun g des so überaus beliebten<br />

mitternächtigen Unternehmen. . Gros5e'r, besonders<br />

materieller Erfolge erfreut sich 1).uch das Cabaret "Z um<br />

K limp erkas te n." Herr K lihn e ist ein routinierter<br />

Vor tragskünstl er, wenn er bpispielsweise zu Leo Hellel's<br />

lustigem Gedicht "Abbe tmd Graf" die Hände faltet <strong>und</strong><br />

die Stirnfalten frömmelnd nach oben zieht, dann jubelt das<br />

Pl,blikum in sichtlichem Entzücken.<br />

Auf der folgenden Seite' des "<strong>Berliner</strong> <strong>Leben</strong>s" begrüssen<br />

wi!' die Natur des Tiergartens, soweit sie sich an der<br />

Strassenseite vor der Alles in Staub <strong>und</strong> Stein umwandelnden<br />

Gro stadtkultur <strong>und</strong> <strong>Kunst</strong> konserviert hat. Es ist<br />

F rühjahr, die Arp.me kommt ;,mit dem, gewiss zum<br />

erslen Mal ausfahrenden Sprössling, mit dessen Mutter <strong>und</strong> dem<br />

Kinderfräulein <strong>und</strong> dem H<strong>und</strong> <strong>und</strong> den übrigen drei Kindern<br />

aus dem Hause hervor, Soldaten lassen ihre militärische<br />

Würde ohne Charge 'in der Nähe der dienenden Hausgeisler<br />

prangen <strong>und</strong> leuchten <strong>und</strong> die Tiergartenarbeiter, wenn auch<br />

noch ZU!? Teil im Winterpaletot, sonnen sich beim Miltagsbrol.<br />

<strong>Kunst</strong> <strong>und</strong> Natur, sei eine~ nur ; im Thiergartenviertel trifft<br />

das nicht immer zu, denn bald fehlt die <strong>Kunst</strong> <strong>und</strong> bald die<br />

Natur, an die Theorie jenes Lehl'satzes werden WU' schon<br />

mehr erinnert, wenn wir E man u e 1 Re ich er, unseren<br />

bedeutendsten Jbsenillterpreten im IÜ'eise seiner Familie aufsuchen.<br />

In diesem Heim ist die Kun~t zu Hause - hier<br />

erscheint jeder Gegenstand geheiligt <strong>und</strong> verklärt dUl'ch den<br />

Sü'ahl, deI von dem sinnigen Blick des !Ginsllers auf die<br />

Umgebung fällt, <strong>und</strong> das zahlreiche Kinderensemble - beweist<br />

es nicht durch lebendige Grössen, dass hier in dem<br />

,Reicher'schen Heim gleichzeitig neben der <strong>Kunst</strong> auch die<br />

ges<strong>und</strong>e Natur zu ihrem R echte gekommen ist? - In Reicher<br />

vereint sich zu einem seltenen <strong>Kunst</strong>ingenium Realismus<br />

<strong>und</strong> Idealismus der <strong>Kunst</strong> <strong>und</strong> des <strong>Leben</strong>s. - Auf . eite 14-<br />

bringen wir wieder eine Corona von Bühnengrössen aus<br />

Alt-Bedin. An der Spitze sehen wir den am 10. März 1823<br />

geb,ort!nen <strong>und</strong> nunmehr schon längst wieder VOn dem<br />

chauplatz der die W elt bedeutenden Bl'elter abgetretenen<br />

Theodor Wach tel. Theodor Wachtel, der Unvergessliche I<br />

Sein Postillion erklingt nicht mehr auf der Bühne,<br />

abel' wer Wachtel gehört, der wird auch noch<br />

inder Erinnerung seine Stimme geniessen nnd in dem Gcnusse<br />

ihres Klanges schwelgen.<br />

Gleich wm staud auf der höchsten Höhe der <strong>Kunst</strong><br />

Theodor Form es. Es folgt Adele Gran tzow, die<br />

einstige Prima Ballerina unserer Königlichen Oper, die<br />

durch Selbstmord aus dem <strong>Leben</strong> schied, das ihr so bittere<br />

Enttäuschungen bereitete, obgleich 5ie in ihrel' <strong>Kunst</strong> an<br />

Erfolgen so reich war. Wer kennt nicht die Namen Marie<br />

<strong>und</strong> Auguste Taglioni, diese Sterne am Bühnenhimmel?<br />

Und einige Decennien weiter - der jetzigen Generation<br />

noch in dankbarer Ed nnerung Franz Krolop, unser<br />

Buffo mit seinem köstlichen H umor, seine noch vor ihm<br />

dahingeschiedene Gattin Vilma von Voggenhuber <strong>und</strong><br />

Heinrich S a l 0 mO ll mit seines Basses Gr<strong>und</strong>gewalt. Alle<br />

nicht mehr unter den <strong>Leben</strong>den! H ingegen sind die drei<br />

andel'en Grössell der Sangeskunst, die wir hier im Bilde<br />

bringen, noch in voller Kraft <strong>und</strong> Frische tätig - allerdings<br />

nicht mehr auf den Brettern aber als hochgeschätzte Lehrer<br />

ihl'er Kun5t. Etelka Gerstel' in Berlin <strong>und</strong> das Ehepaar<br />

Desu'ee Art6 t <strong>und</strong> Mariano de Padilla in Paris.<br />

Vor etwa 14 Tagen fand im Berlinel' Theater, wo Kainz<br />

gastierte, die Erstaufführung der Ernst Welisch'schen<br />

Ko m ödie "Das Fes t von St. Matern" statt. Kainz, der<br />

wie immer wenn el' seine alten <strong>Berliner</strong> besucht, Ruhm einheimst<br />

UJl(i LOl'beeren erntet, wurde auch in diesem Stück<br />

Gegenstand eiuer intellsiven Ovation.<br />

Zum Schluss bringen wu' noch eine Zusammenstellung<br />

von Portraits, an denen das lernende <strong>und</strong> lehrende <strong>Kunst</strong>berlin<br />

seine besondere Freude finden dürfte. Wir stellen<br />

den F re<strong>und</strong>en des "<strong>Berliner</strong> <strong>Leben</strong>s" die Lehrerinnen,<br />

Lehl'er <strong>und</strong> di esjähl'igen Solisten der Opern5chul e<br />

des t ern's ch e n Konservatoriums vor. Welche<br />

illustel'en P ersönlichkeiten, welche klangvollen Namen! Die<br />

Musik der Kehle oder Instrumente hat sich verzaubernd auf<br />

die Namen gelegt <strong>und</strong> wenn wir die nackten Namen der<br />

Känstler vernehmen, klingt es wie Musik in unseren Ohren. , .<br />

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]luxus- Reif- u. Wa~enpferde.<br />

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(Kuvert 2,50 M.)<br />

<strong>und</strong> t ägli c h Ab e nds vo n 8 Uhr a n. Tag <strong>und</strong> Nacht warme /(üche.<br />

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Illustr. Preisliste g ralis.<br />

I W . Kra hl, Be rlin N. "<br />

I<br />

f ried,·ichstr. 110 pt.<br />

. Gegriindet 1875. -<br />

_<br />

Im Geb ra uc h e _<br />

S r. Maj. d. Kaisers u. Königs<br />

f ra nz ,1osef J. von Oesterr. - Ullgarn.<br />

p rämiert mi t der<br />

hücbsten J\.uszeichn.<br />

i. d. Ausstell rlOg f.<br />

Gesunc1 beitspA . ge in<br />

H amburg 1898.<br />

Von m ·diz. Autorit.<br />

d. 1n- u. Ausland. be­<br />

~ nützt <strong>und</strong> empfohlen.<br />

~ ,LONfiLIFE'<br />

bll<br />

(La nges <strong>Leben</strong>)<br />

t. erhiilt man sich durch<br />

$ A nbring. d. gleichz.<br />

~ als Zimmerscbmuck<br />

f cl iecenden i n allen<br />

:;; K ult11rstaat. patent.<br />

L 0 n g J j f e-Appal:ate<br />

c: da dieselb. selbsttiit.<br />

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zimmern \I. s. w . an ­<br />

.:t dauernd entfe rnen.<br />

.~ 1 Longlife-AllPa rat<br />

c: E. kom pI. M


2<br />

Gelbe Chrysanthemum.!<br />

Skizze aus dem ßiihll enleben von H. Oerald.<br />

(Nachdruck vel"bote ll).<br />

"Bitte mein fräulein, treten Sie nur näher! - Hier<br />

bitte, in mein Privatkontor - ich komme gleich nach.<br />

Sie entschuldigen einen Moment!" -<br />

Die Gestalt des Direktors verschwindet hinter der<br />

dicken braunen Ledertür. Diese Tür ist das erste, was<br />

der jungen Schauspielerin auffällt.<br />

Wie beim Zahnarzt - denkt sie - <strong>und</strong> macht ein<br />

etwas verdutztes Gesicht.<br />

Überhaupt - ihr Kopf ist noch ganz heiss von<br />

all den neuen Eindrücken.<br />

Heute früh die Anku nft. - Um zehn Vorstellung<br />

beim Direktor - dann nachmittags die kleine Scenenprobe<br />

auf der dunklen Bühne.<br />

Was hatte sie doch sprechen müssen? - Ja,<br />

richtig - die Brunnenscene aus dem Egmon! <strong>und</strong><br />

Gretchens Gebet.<br />

Schrecklich aufgeregt war sie gewesen -- es war<br />

auch sicher sehr schlecht - aber der Direktor schien<br />

trotzdem zufrieden - hatte so eigentümlich gelächelt.<br />

"Wird sich schon machen - hatte er gesagt -<br />

wird sich schon machen!" -<br />

Sie war halbtot, als sie wieder im Hotelzimmer<br />

sass, ganz verwirrt von all dem Neuen <strong>und</strong> dann noch<br />

die Angst, man könnte sie wieder fortschicken.<br />

Um halb zehn plötzlich hatte man sie dann noch<br />

rufen lassen. Der Herr Direktor wünsche sie zu<br />

sprechen.<br />

Herrgott - die Ei le, mit der sie sich hergerichtet<br />

hatte.<br />

Sie fand sich hübsch, als sie vor dem Spiegel<br />

stand - sehr hübsch <strong>und</strong> jung - wonnig jung! -<br />

Und nun stand sie hier im Privatkontor uud der<br />

Direktor sagte, er w.ürde gleich wiederkommen - sie<br />

solle nur warten.<br />

Während sie andächtig die Bilder ihrer berühmten<br />

Kolleginnen studiert, die überall hängen <strong>und</strong> stehen,<br />

tritt der Direktor wieder ein.<br />

"So, mein Kind - nun setzen Sie sich bitte -<br />

Martin Kettner<br />

der popllläl"e Ko miker des "Apollo-Theaters."<br />

hier - mir gegenüber - SO! - Und nun erzählen<br />

Sie mal. Sie möchten also bei mir engagiert sein?"<br />

"Ja, Herr Direktor, schrecklich gern!"<br />

"Na ja - was ich so von Ihn en gehört habe,<br />

klingt ja auch im allgemeinen sehr günstig. Die kleine<br />

Probe heut - er fährt mit der rechten liand glättend<br />

durch den krausen Bart - die haben Sie ja auch ganz<br />

gut bestanden. Also ich denke, wir machen den<br />

Kontrakt perfekt, ja?"<br />

Die kleine Schauspielerin bekommt vor freude <strong>und</strong><br />

Aufregung glutrote Wangen. Der Direktor sieht sie<br />

lächelnd an.<br />

Irgend etwas in seinem Blick zwingt sie die Augen<br />

niederzuschlagen. Sie weiss selbst nicht, was es ist,<br />

aber sie wird verlegen <strong>und</strong> hat ein beklemmendes<br />

Gefühl.<br />

Im Zimmer ist es ganz still, - so still, dass sie<br />

meint, er müsse ihr Herz klopfen hören.<br />

"Sie sind sehr ehrgeizig, kleines fräulein, nichtwahr?"<br />

Der Direktor nimmt ihre Hand <strong>und</strong> streicht langsam<br />

darüber hin.<br />

"Gewiss, Herr Direktor, ich möchte sehr viel<br />

erreichen. "<br />

Die Kleine fasst plötzlich Mut <strong>und</strong> sagt schnell <strong>und</strong><br />

bittend: "Und nicht wahr, Sie werden mir etwas dazu<br />

verhelfen, bitte!"<br />

"Aber gewiss, Kindchen, gewiss. Sehen Sie sich<br />

mal um - dorthin bitte nach der Wand - da hinter<br />

Ihnen. Sehen Sie das Bild, das da hängt <strong>und</strong> wissen<br />

Sie, wer das ist?"<br />

Die Augen der Kleinen leuchten warm auf <strong>und</strong> sie<br />

sieht andächtig auf das grosse Bild, das Portrait einer<br />

berühmten Kollegin.<br />

"Aber natürlich weiss ich, wer das ist", sagt sie<br />

fast ehrfurchtsvoll. "So möcht ich auch mal werden,<br />

Herr Direktor, genau so berühmt. Gott muss das<br />

schön sein!/l<br />

"Na ja, sehen Sie, das ist vernünftig gesprochen.<br />

So lass ich's mir gefallen." Sein Ton klingt fast<br />

väterlich <strong>und</strong> die Klein e sieht ihn dankbar an.<br />

"Und nun wollen wir mal ganz ruhig überlegen,<br />

wie wir am schnellsten dahin kommen. Was meinen<br />

Sie wohl, wenn ich Ihnen sage, das vor - na, sagen<br />

wir mal fünfzehn Jahren die Dame da - er zeigt<br />

wieder auf das Porträt - genau so vor mir gesessen<br />

hat wie Sie jetzt, kleines fräulein, <strong>und</strong> dass dann "ich'<br />

es war, der ihr die ersten Stufen zur Ruhmesleiter<br />

hinaufgeholfen hat! Aber natürlich - eine frau muss<br />

ihren Beruf sehr li eben <strong>und</strong> ihm viele Opfer bringen -<br />

sehr viele! Das sehen Sie doch ein, Kind, nicht?"


Dfterfeter.<br />

Dftern - .Ruferfte61I11gGfeft! 19immef fac6t ßera6 ;ur 4;rbe ;<br />

ßmße Se6t fic6 froß 110m (!teft, frei Ilon irbifc6er @efc6l\?erbe;<br />

~teigt mit füßem ~eßnfueßtGfaut vfeifgefc6l1linb ßinauf iM<br />

@faue,<br />

q;)aß rit bort bel' ~onnen6raut iM lletlHlirte .Rntfit; fe6aue,<br />

q;)ie rieß ßeute f06efam, ac6, naeß !Ilillterfallgem Ql'ciltCII,<br />

(!nit bem ßen;, bem @riiutigam, treu ;um @unbe , ,,,H'!'<br />

Ilereinell,<br />

maßet q;)anR <strong>für</strong> Ql>ort ullb allgclI,<br />

zagem ~inll ullb mii~em .§uß, ßufbigen~ lIIieß ;u emvfallgell.<br />

JII bel' ~tiibte (!tallc6 ullb ~uaflll fagt ißt reßlllcr;(lIb Illlb<br />

ßefabell,<br />

(!tllll 3u Ql>iere, Ql>afb unb .Rfm füßt' ie6 weß auf grüllm<br />

(pfaben!<br />

.Rßet lilie etfreu' ic6 q;) i c6, meillet .Rugell ftof;e ßaße 1<br />

~onllclIßtaut , lIlaG 6rillg ic6, rvdc6 , ßeute q;) i t 3ur 190c6-<br />

;eitogaßc 1"<br />

(!tc6en , bcrell I\)Ür;'gel' ~aft (hafell . fi '~bcd, ~e6l11er3m<br />

meirtett<br />

(!lnb bllG @fut lIIit . zaußerl\rllft Beiß bure6gfutd unb<br />

Begeirter/ 1<br />

Jebe ZUlIge, 1I0eß ro fein, ~lIbet ßier, lIlaG ißr Be6agc ;<br />

.Reß, 6ei rOllief ebfem Ql>ein rc6afft bie Ql>aßf oft 6ittere<br />

(pfllgc'<br />

Ql>&ßer allG ~er 6ulltell ~c6l1ar roff UII(l 6t1lt bllG §ert<br />

llerrc6önell 1<br />

4;illell nur, bao reßeint mir Rfar, barf bel' ~icgcofor6eer<br />

RTönen'<br />

ßerc6e, fhige lIic6t ;U fc6n erf , Ql>eß, ge6~ellbet<br />

(!tein, ric reßlIleßt!<br />

lIieb~r -<br />

rtür;t ric<br />

(!lnb re6metternb ßd'l' jauc6;t ric ißrt<br />

19oc6;eitGficbet!<br />

q;)TUIII, bel' miT am 6ertell rc6l11eeRt, bell ieB fießc flingrt im<br />

~tiffell:<br />

q;)u 1101' affelll , (!tßeingofb - ~el\t, roffft mir Beut ; UT<br />

19oeß3eit quiffen '"<br />

19öd'G, unb ßaftet cuc6 ßereit! (!taum auf @rüdiell unb<br />

auf Ql>tgen!<br />

JunRet §rüßfing ßat gefteit, ~onne cHt i6m 60fb cntgegen!<br />

~cßt , Cl' reßreitct ü6cr'n ~ttom! @)je bic §irc6fein munter<br />

rvdngen !<br />

Ql>ie ßeta6 110m ßeßren q;)om unric6t6ate ie bel' .Rngel' Reimt ullb rVdcßt, ,I\aum baß ißn rein<br />

§uß 6ettetell,<br />

(!lnb eill q;)uftßauc6 ric6 ergießt, lilie \)011 taufcnb Q?eifc6ell'<br />

6eelell !<br />

Crtern - .RllferrteSungGfcrt! cin, reillc IIlUllberBlI\'tI1 (!teßell 1<br />

JunRer §riiBfing liieRt Ullb fac6t ,! Ullb eT rvtieBt: .. Jn<br />

illRt ballll rein


3<br />

Die Kleine hört ihm strahlend zu. Alles in ihr ist<br />

Aufregung. Sie baut Luftschlösser <strong>und</strong> lässt in<br />

f li egender Hastalles an sich vorliberziehen : Berlihmtheit­<br />

Geld - Lorbeer - die ganze Zukunft ist ein Rosenhauch<br />

<strong>und</strong> aus all edem heraus klingt's so begeistert<br />

<strong>und</strong> jubel voll, als sie sagt : "flir meinen Beruf könnt<br />

ich all es tun, Herr Direktor - alles!"<br />

Der Mann vor ihr lächelt wieder <strong>und</strong> seine grauen<br />

Augen flimmern, als er sie unter halbgeschlossenen<br />

Lid ern anstarrt.<br />

Aber sie merkt nichts von alledem, sie ist so glücklich.<br />

"Na <strong>und</strong> sagen Sie mal, Kindchen, wie steht es denn<br />

mit dem Herzchen da? Ist das noch frei, ganz frei?"<br />

Sie lacht auf - etwas gezwungen - aber sie lacht<br />


4<br />

Es war eines Abends im Hochsommer, als sich Schiller<br />

mit dem Mädchen allein im Garten erging; schweigsam<br />

<strong>und</strong> tief in Gedanken. Der Mond übergoss mit seiuem<br />

Glanze eine märchenhafte Landschaft von Bergen, 1'1üs5en<br />

<strong>und</strong> Thälern. Bäume <strong>und</strong> Blumen sangen im Säuseln der<br />

Lüfte die süssesten Serenaden, Die blaue lJnendlichkeit<br />

wogte <strong>und</strong> zilterte im ' l er~enmeere, Ulld beide schweigsam<br />

aber überwältigt von EmpGndungen. Da drällg'le es<br />

plötzlich chi1ler sich endgültig dem Mädchen zu 0 rfenb~rcn.<br />

Glaubte er doch nicht anders, dass auch ihr chw~igen als<br />

('in beredtes Zeichen ihrer Liebe zu ihm 'verrate. Toch<br />

hatte aber nicht sein Herzensgeheimnis den kurzen Weg<br />

bis zn dell Lippen zurückgelegt, als plötzlich Emilie das<br />

Wort ergritl: <strong>und</strong> nicht ohne Bedeutung fragte: "Nicht<br />

wahr, 'ie erfreut es auch, dass uns der Graf n1ln 'doch<br />

nicht jetzt verlassen wird 7"<br />

, ." Gewiss", antworte te el' <strong>und</strong> wad einen forschenden<br />

Blick auf ih.r von grossen Wim peru eigenartig heschattetes<br />

Auge. Diese Frage berührte chiller seitsa~ <strong>und</strong> ~ i e<br />

Frost legte es sich auf seinen KÖrper, eine Reihe weiteIer<br />

FI'agen rissen ihn aus allen I l immeln !<br />

Am Ende des Gespräches konnte Schille'r keineIl Augenblick<br />

mehr daran zweifeln, ' in Emilie die Zukünftige des<br />

Russell zu erblicken,<br />

Der gros5e Mann empfand diese Entwicklung der Dinge<br />

als' etwas unabänderliches, er wünschte von Herzen, dass<br />

das reizende Mädchen mit dem russischen Grafen glÜcklich<br />

werden möchte <strong>und</strong> sprach nie in sein ~m Lebel1 wiedcr<br />

VOll dell Geheimnissen 3einer Thiiringer L iebe,<br />

Als' man in 's Zimmer trat, sah man den jungeil Forsteleven:<br />

<strong>und</strong> den alten J'l'ofessor Ritter. Der Graf begrüsste<br />

Emilie äusserst herzlich, flüsterte ihr einige Worte in's Ohr,<br />

trat ' dann an ihrem Vater herall <strong>und</strong> bat um die Hand<br />

der Tochter. Raschel dem dic g'u teu Verhälltnisse d'es<br />

russischell Edelmal1ns bckannt waren, gab seinen egeu.<br />

Es wurde Verlobuug gefeiel't, das Braulpaar liess man<br />

leben <strong>und</strong> aus "Ihrem" Glase trank Schillcr auf das Wohl<br />

der GlUcklicheu." ..<br />

-Der ' Pfauer lässt in sciner Erzählung einc kurze Pause<br />

einh'eten <strong>und</strong> sinnend betraehtct er das Zimmer, iu dem<br />

das ' Fcst seinen Verlauf genommen hatte, dann fährt er<br />

fort: »Mein I lerr, ich bin nicht abergläubisch, immerhin<br />

gescheb'en im Lebeu D inge, die mit biossem Menschenverstand<br />

nicht zu begreifen sind. Als der Professor auf das<br />

,,y oll I des Brautpaares das Glas erhob, liess er es fallen<br />

<strong>und</strong> es brach in zwei Hälften, Die aufgeheiterte Weinstimmung<br />

liess momentan keine sentimentalen Gedanken<br />

aufkommen, ohne Mis5stimmung worden die 'cherben<br />

beseitigt. Einige Tage sräter aber Zllr selben St<strong>und</strong>e starb<br />

der Professor an einem Lungenschlage,<br />

Jetzt waren ' die Abende nicht mehr so lustig, wie fI üher;<br />

der liebenswürdige, alte Professor fehlle immer in der<br />

Mitte. Aber auch Schiller fand sich von dieser Zeit an<br />

nicht mehr so oft im Hause RascheIs ein - ob ihn just<br />

die Liebe zu I ~ milie fernhielt ?<br />

Emiliens Liebe zum Grafen wuchs mehr ' uJld ~ehr -<br />

seine Fehlel' verklärten sich im Lichte ihrer Zuneigung<br />

"<br />

<strong>und</strong> auf beidcn 'eitcll schien man den Tag herbeizuwünschen,<br />

der das Paar auf ewig verbinden sollte! \oVün5che sind<br />

Kinder unscrer Seele, der das Mass <strong>für</strong> elie innere I ~n twi cklu<br />

ng der Dinge abgeht, ' I ~ s kam anders, es trat plötzlich<br />

eine folgenschwere 'Wendung ein, Der Graf erhielt einen<br />

Brief seines Vilters, der ihn nach Rnssland rief. Al er<br />

Abschied nahm, versprach der Russe, bald ZLlrÜckzukommen,<br />

um seine Braut zu holen ; innerhalb viel' 'Wochen sollte sie<br />

den CI'sten Brief bekommen. - "Vier Wochen," schaltete<br />

der Pfarrer sanft lächelnd eill, das \oVeinglas au seine<br />

Lippen führend - "ja zu uuseJ:es chillers gloneichen<br />

%eiten haben "ich die Dinge der Welt noch langsamer<br />

bewegt als heute, aber die Welt war doch tiefer bedeutender<br />

- heute I " Nach dieser Reflexion, die mir Ü'aglllentarisch<br />

zum Ausdruck kam, fährt der P farrer in seiuer<br />

Erzählung als9 fort: ,"Es war ein sehr herzlicl~er, abcr<br />

auch ebenso herber Abschied, Emilie weinte, als ginge<br />

ihr Bräutigam in den Tod.<br />

In den ersten sechs Wochen hörte das Mädchell nichts<br />

von dem Grafen, es vergingen weitere sechs Wocl.Jen <strong>und</strong><br />

es traf immer noch keine Nachricht ein, Es beGel nunmehJ;<br />

das Weib eine unsägliche Angst; Gedanken, SOl'gen, Hoffnungen,<br />

\oVlinsche, zermarterten Tag <strong>und</strong> Nacht ihr Gehirn<br />

<strong>und</strong> ihre Seele. Il1 dieser Zeit bewährte sich wieder<br />

Schillers MenschliC;,hkeit <strong>und</strong> strahlte im schönsten ,Lichte<br />

Hir das Mädchen, das ihm, . wenn auch unbewusst so viel<br />

We'h zugefügt, empfand er Mitleid <strong>und</strong> er tröstete sie. ' Und<br />

der Tros~ di~ses edlen JüngUngs, der sich ,die veränderten<br />

UmsWnde in kehlcr 'Weise zu Nutze machte, fachte die<br />

Hoffnung der Bl''!-ut an ,un,d ruhiger betete sie um die<br />

Rückkehr ihres Geliebten , ,<br />

Jammer nnd EI nd kommeil seIlen eiozeln, Hatte sie,<br />

ihren Bräutigam nic,hl mehr , an der eite, so sollte sie bald<br />

auch Schiller verlieren, der ihr die E in samkeit ertragen<br />

half. Es wal' inzwischen die Zeit gekommen, W,O er<br />

beschli essen konnte, die mgebung- Meiningens zu verlassen.<br />

Als Emilie keine Menschenseele halte, elem sie ihr Hel'Z<br />

erschliessen kOllnte, da fasste sie ein grosser Jammer. Sie<br />

nahm von 'keinem Mcnschen T.rost an, nicbt VOll ihl'em<br />

Vater, nicht von den chwestel'D, sie wurde unheimlich,<br />

krankhaft, still in ihrer Trauer - <strong>und</strong> eines Tages war sie<br />

I>lötz.1ic,h verschw<strong>und</strong>en, -<br />

Der Pfarrer glaubte nicht andel's, als habe sie sich das<br />

J,:-eben gCI1~Jvmen. ~r ran,g' die Hände wic eiDst Vater<br />

Jakob 1101 seinen Lieblingssohll <strong>und</strong> jammerte <strong>und</strong> weinte,<br />

<strong>und</strong> seine Haare ergrauten im Kummer. Die Töch.ter<br />

setzte,n sich leich tel' über elen Verlust der Sch wester hin weg<br />

~ n d g~ d ac hten sellen ihrer, :als sie heu'ateten.<br />

o wal' 'vielleicht ein halbes Jahr <strong>und</strong> mehr vergangen,<br />

als die Totgeglaubte iu Oreissigacker auftauchte. Auftauchte<br />

wie ein' G~s p ens t. Bleich <strong>und</strong> elend sah sie aus, ihre<br />

Kleider waren zerfetz t, ihre Haare wirr <strong>und</strong> sie glich einer<br />

Bettlerin. Und eine Bettlerin war sie in der Tat gewesen<br />

- ein weiblicher Handwerksbursche - bald mit Arbeit<br />

Brot verdienend, bald die Mildtätigkeit der Mitmenschen in<br />

Anspnlch nehmcnd, hatte Emilie zu F uss Deutschland<br />

durcnwalldert uud war bis nach Warschau gezogen, um<br />

ihren Bräutiga:n aufzusuchen. - Und ihr Stern, das Irrlicht<br />

ihrer Liebe hatte sie geführt - aber welche entsetzliche<br />

Enttäuschung erlebt sie, Der Graf hatte sich verheil'atet<br />

uud befand sich fcrn von Warschau auf seiner Hochzeitsl'eise,<br />

\oVal'um er seinen Schwur gebrochen halle, das halte<br />

die lJnglückliche nicht crfabl'en, aber sie - g,ebrochcn an<br />

Leib <strong>und</strong> Seele wanderte sie nach Deutschland zurück.<br />

Sie kam iu einem bejammernswerten Zustande, aber des<br />

Jammers wars noch nicht genug, Eines Tages bemerkte<br />

Emilie das \oVeinglas in ihrem Spinde, aus dem ihr Bräutigam<br />

einst <strong>und</strong> so oft getrunken. Eine unbändige, schrankenlose<br />

Verzweifluugswut fasste sie, <strong>und</strong> sie ergriff das Glas <strong>und</strong><br />

zerschmetterte es zu tausend tücken am Boden. N IIn<br />

wurde sie wieder ruhig - ,,0 ruhig, als hätte sie mit<br />

dem Glas Liebe <strong>und</strong> Hass verloren - sie lachte <strong>und</strong><br />

weinte nicht mehr - sie verfi 1 in eine seltsaI\le Apathie,<br />

Emiliens Natur hatten diese unsäglichen Leiden, überwältigt<br />

uud eines Tages hatte sich ihr Geist umnachtet. Da3<br />

Mädchen bildete sich wohl ein, jedes Papier auf der Strasse<br />

könne ein BI'ief ihres Bräutigams aus Warschan sein, <strong>und</strong><br />

so hob sie jedes Papicrschoitzel anf, das sie fand, um cs<br />

zu lesen, Als ihr Vater starb, kam, sie nach J\Ieiningen<br />

ins Al'menhaus,<br />

Noch in den zwanziger Jahren, erzählen ältere Leute,<br />

konnte man in Meiningen öfters auf der Strasse ein kl~ i nes,<br />

di,ckes, zusammengeschrumpftes Frauenzimmer in groteskcm<br />

Aufzug sehen, das nach jedem Hinften, sechsten Schrilte<br />

si~h blickte, Pa[lierschnitzel anflas, den [nhalt studierte'. ulld<br />

die Schnitzel in die Tasche steckte, \o,T urde sie dabei VOll<br />

älteren f ersouen ,beobacbtet <strong>und</strong> ausgelacht, so genierte sie<br />

das nicht, suchten sie aber K inder zu höhnen, "Schnitl.elemilie"<br />

Oder .1 apierraschel" ihr zurufend, dann schlng die<br />

Unglückliche um sich <strong>und</strong> murmelte unverständliche Worte.<br />

Das war das bildhiipsche Fräulein Emilie Rasche!. aus.<br />

Dreissigacker, das Schiller verehrte <strong>und</strong> in einigen Qeclichten<br />

verherrlicht hallc. - Freilich in seinen Wcrken sind sie<br />

ni9ht zu linden, - r iemand hat sie zu Gesicht bekommen -<br />

auch seine Gelieute nicht - er hat sie vernichtet, wie er<br />

seine Licbe vergraben, Und nUll ist schon lange das<br />

arme Weib gestorben <strong>und</strong> auch die ,chwestern sind lOt.<br />

Von jener ~chönen Zeit, da der Dichter im Hause des<br />

Pfarrers ein- <strong>und</strong> ausgiJlg, ist nichts anderes übrig geblieben,<br />

als dieses ,,\oVeinglas," .... ,<br />

DeI Pfarrer schweigt. Ich trete ans Fenster <strong>und</strong> ~c):ta ne<br />

sinnend hinab in die Meininger Schlucht, wo das Städtchen,<br />

vo;n der \oVerra umsthluugen, in seiner Windung wie eine<br />

Harfe liegt.' Die 'onne sinkt mehr <strong>und</strong> meh.r zur anderen<br />

Se!te ,derBerghligel herab <strong>und</strong> dehllt sicb in ihren erlöschenden<br />

<strong>und</strong> ewig ' wiederkehrenden Purpurg!rlten, Als ich mich<br />

wieder dem Zimmer zuwandte sitzt der Pfarrer, in ,tiefes<br />

Schweigen versunken, noch auf dcmselbeu Platze, Mutter<br />

<strong>und</strong> , Tochter wischen, sich Tränen aus elen A~gen <strong>und</strong> das<br />

Weinglas flimmcrL seltsam im Goldst r a hl ~ der untergehende n<br />

Abendsonne, . ,


Oberbürgern1eister Martin lCirschner<br />

nebst Gattin <strong>und</strong> Töcbtern in seinem H eim.<br />

SpL~ialallfl/(//lIl1e I/irs "Be/ ~/i n ~y Lelun­<br />

V()II ZaJlder 8: Labisc/1.<br />

BERLIKER LEBEN


6<br />

[xc. D1'. Theobald vou Bethmann-Hollweg<br />

der neue Mini tel' des Innern.<br />

Prof. Dr. Ernst H äckel, J ena.<br />

Dr. Jon Leh1ll30o,<br />

Vel [asser von "Auge!1 ,'e' h ts".<br />

Arthur Nickisch,<br />

der neue Dirtktor der Leipziger Oper <strong>und</strong> Dirigent<br />

der Philharmonischen oncerte.<br />

BERLINER LEBEN<br />

Prof. Eng'elberl Humpercl inck.<br />

dessen neue Oper "Heirat wider "Villen" im<br />

Kgl. Opelnhause zur AufführtlO g gelangte.<br />

"<br />

Al ex, J. Birnbaum ,<br />

c1iJ ig ierte am 6. IV. das erste Concert fran zösischer<br />

Musik in der Philharmonie.<br />

.:IIaria Pospischil<br />

vom Hamburger Stadttheater gasti rle am<br />

Schiller-Theater als Medea <strong>und</strong> Sappho.


7<br />

r' - ,*---. ~,,;tJ>- r -<br />

, , .-:.""'; . c..... lIIro •<br />

rl. von Treskow 's " Juchhe"<br />

Zum S aison-B gInn In l


8<br />

Hans Gregor, bisher Direktor des<br />

EI berfelder Stadttheaters, vom<br />

nächsten Oktober ab Eigentümer<br />

<strong>und</strong> Direktor der neuen<br />

"Komischen Oper" in Berlin.<br />

e arl Zauber.<br />

Die Erbauer der "Komischen<br />

per".<br />

L ouis Lacllluann.<br />

Das Innere eier "Komisch en<br />

(1270 SitZt lätze).<br />

per".<br />

BERLINER LEI3E:.J


F acade der "I


10<br />

Mirjam Horwitz. The odor Franke. . Johanna Richter. r-rax Laurence. Rlldolf Nelso n.<br />

Hans Frcdy. Lucie König, Pa"l Schn idcr-Duukcr.<br />

== Cabar t "R oland von Berlin" . ==<br />

IIermann Ylink,<br />

Frau Professor CorelIi. Mlle. N egri. Mcla Szinta. Betty Thomas-Damhofer. Clement Geol'ge. Else Stieber.<br />

Annie Neumann-Hofer. Heinz Buda. Dora Ballel'- achse.<br />

BERLINER LEBE J _ Cabaret "Heitere N achmiltage" . -<br />

Paul Nelva. Bona Ronta. Speciatau/,llalt.,IIe1f, f/;rs "Bel'lint,· I~<br />

'VOll Zauder &: La!Ji~'clt


11<br />

Ecluard KOrnall. Emil Justiz. Johanlles Cotta. ESlhi von tc' in. Dr. Arlhur Pserhorer. Rudolf challZer. Nelly [rmen.<br />

abarct Pscrbofcr.<br />

Alfred Ackermann<br />

t 2 3 4 5 Cl 7 8 9 10 1t 12 13<br />

A. Albclts. 2 Max Reicharclt. 3 F rl. B. Fox. 4. William Schüff. 5 C. Lenlschow. 6 Fd. Pepi Weiss. 7 Frl. Griseldis. 8~W illi am~Latoun~ .<br />

10 Joser Falkner. 11 Olto Wiemer. 12 Fritz Hoberg. 13 Frl. Angele Latow·e. 14:=Willy:Kunkel.<br />

- Cabaret "Zum Klimperkasten". _<br />

j4<br />

!fFrau Therese Schüff-Delina.<br />

Spezt"alau.fl/altme1/ fii,ys "Berli'J/ty LebuJ,M<br />

VP" Zaudcr 3< Labisc"<br />

BERLINER LEBEN


12<br />

F rühlingsbilder aus de tTI Thieraarten<br />

b .<br />

Spe::ia.lau.{uakmell <strong>für</strong>s "Be1/i'J/,cr Ltbcu·<br />

vo" der ßcr/. illustrations-Gesellschaft.<br />

BERLINER LEBEN


13<br />

Emanuel Reicher (Lessing Theater) 1m Kreise seiner Fal11ilie.<br />

Spe:dala·ltl"ahme jttrs , <strong>Berliner</strong> Leb .. ,·<br />

vo" Zander 8< Labisch<br />

BERLINER LEBEN


14<br />

Thc:odor \VacLl cl. Theodor Formes. Theodor For mes. Adele Grantzo\\".<br />

Marie Taglioni. August e Taglioll i. Desiree Artot-Padilla. Mariallo Padill a lIud Frau Artot-Padilla.<br />

Fl-aoz Krolol'. \ ' ilma von Voggeohuber·. H eim'ich Salomon. E telka Gerster.<br />

Bühn ng-röss n a us .L\.ll-B din.<br />

BERLINER LEBEN


15<br />

EIsa Bütlicher.<br />

losef Kainz.<br />

Gastspiel J osef Kainz In1 "<strong>Berliner</strong> Theater".<br />

E r s t~\LlrführLlng von "Da · Pest von St. ~Iatern", Komiic1ie von Ern t "\V lisch.<br />

Leo Connard.<br />

Spe::ialaltj llaIJ.1/1,t! <strong>für</strong>s #<strong>Berliner</strong> <strong>Leben</strong>"<br />

vo" Zallder Ik Labisch<br />

BERLINER LEBEN


16<br />

Die Lehrerinnen, Lehrer <strong>und</strong> diesjährigen Solisten der Opernschule<br />

de" Stern'schen I(onservatoriu111 zu Berlin.<br />

BERLINER LEBEN


Sttrn'stbts Ronstruatorium<br />

zUlrlelch Theatarschule <strong>für</strong> Oper <strong>und</strong> Schauspiel.<br />

Direktor: Professor Gusta v Hollaender.<br />

Berlln .sW. Ge,rUndet 1850. Bernburgerstr.22a.<br />

Efementar-Klavier- <strong>und</strong> Violinschule <strong>für</strong> I' inder vom 6. J ahre an.<br />

.. P.r.ois .eik.te.".nid ,Taih.rei".he.r.i t.h'.P .k.ositein.f'.' e l.·rl.".r c.h~dia.s iseik.r eitiar ia.t .. S .prie cihi7. e i .t l.l.-.ll~<br />

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MODE'SALON<br />

UND<br />

elegantei' <strong>und</strong> einfacher Zimmer· Einrichtungen.<br />

J. Groschkus,<br />

Hoftischlel'meister Sr. Majestat des Kaisers <strong>und</strong> Königs<br />

<strong>und</strong> Ihrer Majestät der Kaiserin <strong>und</strong> Königin.<br />

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von Damen· u. Herren-Kleidern,<br />

sowie von Möbelstoften jeder Art.<br />

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Pedern <strong>und</strong> Handschuhe.<br />

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Gebrüder<br />

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Lelpzlge.<br />

Platz<br />

Vornehmes ruhiges<br />

Gegeniiber dem Potsdamer <strong>und</strong><br />

Mässlge Prel.e. ======= nahe beim Anhalter Bahnhof.<br />

Alle Abend .<br />

mit seinem weltberühmten<br />

-<br />

Ho A<br />

Riga<br />

Zigeuner-Orchester Pege Karoi,<br />

Im ,<br />

t IR· hshof Wilhelme<br />

eie J stra •• e 70a.<br />

An Sonn- u, Pesttagen Beginn 6 Ub.r an Wochentagen 7'/2 Uhr,<br />

Berlin NW., Unter den Linden<br />

neben d er Passage<br />

Inhaber: Paul Boermel.<br />

Diners 1 Mk, <strong>und</strong> 1,50 Mk. von ' 12- 5 Uhr,<br />

Reichhaltige Abe~dkarte. Abends I(ünstler-Concert,<br />

Berlin .<br />

Unter den linden32 Ecke Charlottenstr.<br />

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