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Die Architektur der Werkbund-Ausstellung.

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ei denen die sogenannte persönliche Note verfehlt ist, weil sie durch ihren Anspruch<br />

stört und ein einzelnes ungebührlich sich vordrängen läßt. <strong>Die</strong>sem Beispiel haben dann<br />

die Kölner Architekten unabsichtlich das bestätigende Gegenbeispiel gerade gegenübergestellt.<br />

Links von dem Hause <strong>der</strong> Farbenschau führt die Ladenstraße gerade auf den Hauptplatz<br />

zu, Es ist eine mo<strong>der</strong>ne Laubenstraße, <strong>Die</strong> Hallen, von Oswin Hempel gebaut,<br />

schließen sich dem Hause <strong>der</strong> Farbenschau in Proportion und Form gut an. Ladenausbau<br />

und Dekoration, die als Muster dienen sollten, sind wenig erfreulich. Man hat hier Dinge<br />

gewollt, für die we<strong>der</strong> die Stadt Köln noch die <strong>Ausstellung</strong> Mittel und Kräfte aufbringen<br />

konnten- <strong>Die</strong> Straße selbst ist nicht übel- In <strong>der</strong> Mitte unterbricht sie ein Platz, hinter<br />

dessen linker Seite zwischen alten Bäumen am Rhein das anmutige Cafehaus des Müncheners<br />

Adalbert Niemeyer liegt, Auch aus <strong>der</strong> Wirkung dieses Hauses, das nur durch<br />

die Linien seiner Mauern und seines Daches wirkt, kann man eine Lehre ziehen, die nicht<br />

nur für den <strong>Ausstellung</strong>sbau wichtig ist- Wäre die Straßenzeile nicht so letzt einfach, so<br />

könnte ein Haus nicht bloß durch diese Mittel sich wirkungsvoll und als Pointe hinstellen.<br />

Je<strong>der</strong> Schmuck, ja nur jede beson<strong>der</strong>e Form an den Bauten <strong>der</strong> Reihe würde den Architekten<br />

des Einzelhauses, das sich aus ihr herausheben soll, dazu zwingen, stärker zu<br />

akzentuieren und unter Umständen gewaltsam zu werden.<br />

<strong>Die</strong> Straße rechts vom Hause <strong>der</strong> Farbenschau, <strong>der</strong>en an<strong>der</strong>e Seite die Verkehrshalle<br />

einnimmt, läuft nach <strong>der</strong> Bastion, In ihrer Achse liegt <strong>der</strong> Mittelbau des Teehauses, das<br />

Wilhelm Kreis als massiven und bleibenden Bau vor die schöne Baumreihe auf <strong>der</strong> Höhe<br />

des alten Festungswerkes gestellt hat. Der Grundriß dieses Hauses war durch die Situation<br />

gegeben, Mit einem runden Mittelbau und stumpfwinklig angesetzten Flügeln folgt es genau<br />

<strong>der</strong> Linie <strong>der</strong> Bastion. Es stellt eine ruhige Silhouette gegen die Baumkulisse, <strong>der</strong>en Mitte<br />

ein Lüftungstürmchen — durch einen Irrtum des ausführenden Eisenwerkes etwas zu breit<br />

und zu hoch geworden — gut markiert. Der Bau wird sich, wenn einmal die großen <strong>Ausstellung</strong>shallen,<br />

die seinen Maßstab drücken, gefallen sein werden, sehr gut ausnehmen.<br />

Er ist natürlich auf die Wirkung berechnet, die er in <strong>der</strong> dauernden Situation haben soll,<br />

nicht in <strong>der</strong> provisorischen. Wäre er in die richtige Proportion zu den <strong>Ausstellung</strong>sbauten<br />

gebracht worden, so würde er spater unverhältnismäßig groß wirken, Und ebenso sind<br />

Form und Schmuck diskret gehalten, während im Verhältnis zu dem ziemlich starken Relief<br />

<strong>der</strong> Verkehrshalle stärkere Akzente am Platz gewesen wären, die aber später dann plump<br />

gewirkt hätten. Man kann darüber streiten, ob die ausgesprochene Tempelfront, die für<br />

die Flügel verwendet worden ist, nicht zu feierlich für den Zweck des Hauses ist. Der<br />

Künstler kann sich auf klassizistische Beispiele berufen, beson<strong>der</strong>s auf die Kurhäuser des<br />

frühen 19- Jahrhun<strong>der</strong>ts. Mir geht die Anwendung dieses Motives für solche Zwecke gegen<br />

das Gefühl. Und da lei<strong>der</strong> die neue Schätzung dieser Zeit bereits dazu geführt hat, daß<br />

die landläufigen Architekten die antike Bauform überall mißbräuchlich anwenden, so sollten<br />

die Baukünstler von Rang darauf verzichten. <strong>Die</strong> ruhige Wirkung <strong>der</strong> Baumasse, die schon<br />

strenge Formen for<strong>der</strong>t, wenn dem Gewimmel <strong>der</strong> bunten Menge ein Gegengewicht geschaffen<br />

werden soll, hätte sich auch ohne das Tempelmotiv erreichen lassen, das sich auch mit<br />

dem Charakter des turmartigen Rundbaues im Zentrum nicht recht verbindet. Wie immer<br />

ist Kreis am glücklichsten, wenn er nicht auf <strong>Architektur</strong> sinnt. <strong>Die</strong> Rückseite des Hauses<br />

mit <strong>der</strong> ansetzenden Brücke beweist das: hier sind die Formen rein aus <strong>der</strong> Situation<br />

entwickelt und ganz ohne Zusatz geblieben, Das ergibt die eigentliche baukünstlerische<br />

Wirkung.<br />

An die Rückseite <strong>der</strong> Bastion lehnt sich das Sächsische Haus, das als eine Art von<br />

Torbau zu <strong>der</strong> breiten platzartigen Straße führt, die den Hauptplatz von <strong>der</strong> Haupthalle<br />

schneidet und in <strong>der</strong> Fabrik von Gropius ihren Abschluß hat. Das Haus, von Lossow und<br />

Kühne erbaut, würde sich auf je<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en <strong>Ausstellung</strong> gut ausgenommen haben. Bei<br />

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