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(Nicht)Flexion des Substantiv(s) - KOBRA

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310<br />

ZGL 34.2006, 286-327<br />

Rektionspotenzträger und Rektionsrealisierungsträger zwei verschiedene Lexeme sind, wenn der Rektionspotenzträger<br />

einer relativen Zeichenklasse angehört. Umgekehrt handelt es sich um dasselbe Lexem,<br />

wenn der Rektionspotenzträger einer absoluten Zeichenklasse angehört.<br />

Dies bedeutet, dass die Genusflexive im Singular den grammatischen Wörtern<br />

<strong>des</strong> Kernsubstantivs angehören. Da die Genusflexive auch Träger der<br />

Kasusflexive sind, ist die gegenwartsdeutsche <strong>Substantiv</strong>flexion im Singular<br />

insgesamt als periphrastisch einzustufen.<br />

Periphrase ist in diesem eher formalen Sinne die funktionale Nutzung<br />

der exzentrischen Kodierungstechnik für den Ausdruck (nur) kernmarkierend<br />

nicht realisierbarer grammatischer Kategorien <strong>des</strong>selben Lexems. Sie<br />

impliziert Analyse, aber nicht umgekehrt.<br />

Das Rektionsverhalten absoluter Zeichen und die exzentrische Kodierungstechnik<br />

dürften die Annahme periphrastischer grammatischer Wörter<br />

hinreichend begründen. Doch es gibt auch eher funktionale Gründe für die<br />

Etablierung periphrastischer grammatischer Wörter, die diese ebenfalls hinreichend<br />

begründen. Gemeint ist die Suppletion:<br />

Periphrasen im engeren Sinne sind nach Haspelmath (2000, 656) die<br />

suppletiven Periphrasen, die entweder die Funktion haben, paradigmatische<br />

Symmetrie herzustellen (suppletive Periphrase I), oder die Funktion, ein<br />

suppletives <strong>Flexion</strong>srealisierungsmuster für Subklassen von Lexemen zur<br />

Verfügung zu stellen (cheaper, more expensive), um „inflectional generality“ zu<br />

erzielen (suppletive Periphrase II). Ein klassisches Beispiel für die Herstellung<br />

paradigmatischer Symmetrie sind Tempusperiphrasen im Lateinischen:<br />

Tabelle 4: suppletive Periphrase I (nach Haspelmath 2000, 656)<br />

Aktiv<br />

Passiv<br />

Präsens capit capitur<br />

Imperfekt capiebat capiebatur<br />

Perfekt cepit [captum est]<br />

Plusquamperfekt ceperat [captum erat]<br />

Das suppletive Prinzip der Herstellung paradigmatischer Symmetrie lässt<br />

sich auf die deutsche <strong>Substantiv</strong>flexion übertragen:<br />

Bereitgestellt von | Universitaetsbibliothek Kassel<br />

Angemeldet | 141.51.38.5<br />

Heruntergeladen am | 22.10.13 12:33

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