PDF-Datei - J. Voerster | Antiquariat für Musik und Deutsche Literatur
PDF-Datei - J. Voerster | Antiquariat für Musik und Deutsche Literatur
PDF-Datei - J. Voerster | Antiquariat für Musik und Deutsche Literatur
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Ausführliches interessantes Schreiben an Christian Friedrich Frhr. von Stockmar (1787-<br />
1863), einflussreicher bedeutender Staatsmann <strong>und</strong> enger vertrauter Berater <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong><br />
der Königin Viktoria <strong>und</strong> des Prinzen Albert. - Gervinus bedauert, Stockmar bei seinem<br />
Aufenthalt in Frankfurt versäumt zu haben, "da ich Sie so gern einmal wieder über unserer<br />
Dinge gehört hätte. Nebenbei hätte ich Ihnen gerne ein Exemplar der 3 hier jetzt erschienenen<br />
Bändchen meines Shakespeare überbracht, eine Arbeit bei der ich Erholung<br />
fand, <strong>und</strong> mit deren Abschluss ich beschäftigt bin". Es folgte ein abschließender 4. Band.<br />
Falls Stockmar "<strong>für</strong> eine Lecture der Art Zeit <strong>und</strong> Lust habe", so wolle er ihm die Bände<br />
gerne zusenden. Zur politischen Situation kommentiert Gervinus: "Unseren deutschen<br />
Dingen traue ich nichts zu. Wir müssen durch das ganze Fegefeuer hindurch, ohne wird<br />
der faule Leichnam unseres Mittelstandes nicht lebendig <strong>und</strong> unsere Fürsten nicht eher<br />
klug, als bis sie nicht mehr Fürsten sind. Diese Überzeugung haftet in mir, gegen meine<br />
frühen Wünsche <strong>und</strong> Hoffnungen ... Ich hätte daher gewünscht, wir wären lieber gleich<br />
in dieses Purgatorium eingegangen, als dass wie eine neue Gelegenheit dazwischen treten<br />
lassen". Aus der gegebenen Situation "hätten ein paar tüchtige Leute etwas sehr imposantes<br />
<strong>und</strong> fruchtbares machen können". Doch jetzt "ist Blut gesäät" <strong>und</strong> bei der nächsten<br />
Gelegenheit werde wohl auch Blut fließen. Das Parlament müsse eigentlich "mit einer<br />
guten vaterländischen Bewegung" nach außen ablenken. "Aber die Behandlung dieser<br />
Sache zeigt mit die elendste Zukunft im Spiegel". Weiter beklagt er das Joch in das<br />
man sich wieder begeben soll, da doch endlich "die zwei großen Mächte einander die<br />
Zähne zeigen. Die Unmöglichkeit, die Österreich zu gehen, scheint mir nun so durch<br />
alle Kategorien hindurch bewiesen, dass ich auch nicht das größte Opfer gescheut haben<br />
möchte, die Trennung <strong>und</strong> Scheidung positiv auszusprechen". Abschließend bittet er um<br />
Nachricht, wenn Stockmar wieder in Deutschland sei.<br />
Nr. 53 - Emanuel Geibel<br />
26