Vortrag von Angelika Wolf - Homöopathen ohne Grenzen
Vortrag von Angelika Wolf - Homöopathen ohne Grenzen
Vortrag von Angelika Wolf - Homöopathen ohne Grenzen
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Medizinethnologische<br />
Perspektiven auf die<br />
Homöopathie<br />
Internationales Symposium<br />
Homöopathie <strong>ohne</strong> <strong>Grenzen</strong><br />
<strong>Angelika</strong> <strong>Wolf</strong><br />
Institut für Ethnologie<br />
Freie Universität Berlin<br />
7. Juni 2013, Berlin
Medizinethnologie<br />
• Medizin/Biologie<br />
Krankheit, Umwelt,<br />
Krankheitslehre<br />
• Gesellschaft:<br />
Institutionen,<br />
Machtverhältnisse,<br />
Gesundheitssystem,<br />
Wirtschaft<br />
• Kultur: Werte, Symbole,<br />
Wahrnehmung, Rituale<br />
Medizin<br />
Kultur<br />
Gesellschaft
Medizinethnologie<br />
• Junges Fach, kaum 4 Dekaden alt<br />
Medizinethnologie/Medical Anthropology<br />
• (kritische) Reflektion des eigenen und<br />
anderer Medizinsysteme<br />
• Entwicklung <strong>von</strong> wissenschaftlichen<br />
Konzepten zum Verständnis <strong>von</strong><br />
Patientenverhalten
Medizinethnologie<br />
Befasst sich damit, wie Menschen in unterschiedlichen<br />
Kulturen und sozialen Gruppen sich<br />
• Krankheitsursachen<br />
• Richtige Behandlung<br />
• Wahl des/r geeignete/n TherapeutIn<br />
erklären, sowie<br />
• Einbettung dieses Wissens und dieser Praktiken in<br />
biologische, soziale und ökonomische Veränderung<br />
• Handeln unterschiedlicher Akteure
Gesundheit und Krankheit kulturell<br />
verstehen - Gliederung<br />
1) Konzepte und Modelle der<br />
Medizinethnologie<br />
2) gesellschaftlicher Kontext <strong>von</strong> Homöopathie<br />
3) Wirksamkeit aus medizinethnologischer<br />
Perspektive<br />
www.welt.de/multimedia/archive
1) Konzepte und Modelle der<br />
Medizinethnologie<br />
Grundlegende Ansätze und Begrifflichkeiten:<br />
• 1 Medizinsystem und Medizinischer<br />
Pluralismus<br />
• 2 Therapy Managing Group<br />
• 3 Explanatory Model<br />
• 4 Kritische Medizinethnologie<br />
Foto: Christian Fischer; http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:GEO_Globe.jpg
Leslie 1976<br />
Medizinsystem und Medizinischer<br />
Pluralismus<br />
Große Medizintraditionen:<br />
• Griechische (z. B. Galen)<br />
• Arabische (z. B. Unani)<br />
• Indische (z. B. Ayurveda)<br />
• Chinesische (z. B. TCM, Akupunktur)
Medizinsystem und Medizinischer<br />
Pluralismus<br />
• Große Medizintraditionen sind als Lehren<br />
über den Körper, seine Funktionen und seine<br />
Störungen in ihren Charakteristika und<br />
sozialen Merkmalen vergleichbar mit<br />
Biomedizin („Schulmedizin“)<br />
• Biomedizin = basiert auf biologischem Modell<br />
der naturwissenschaftlichen Biologie
Medizinsystem und Medizinischer<br />
Pluralismus<br />
Medizinsysteme :<br />
• Biomedizin<br />
• Humoralpathologie (Balancemedizin,<br />
Säftelehre)<br />
• Punitivmedizin („Strafmedizin“)
Medizinsystem und Medizinischer<br />
Pluralismus<br />
• Biomedizin<br />
Reparieren der Funktionsstörung<br />
OP,<br />
Technische und<br />
chemische Intervention
Medizinsystem und Medizinischer<br />
Pluralismus<br />
• Humoralpathologie:<br />
Säftelehre<br />
• Balancemedizin:<br />
heiß/kalt Konzepte<br />
Yin/yang<br />
Herstellen der<br />
verlorenen Harmonie<br />
der verminderten<br />
Lebenskraft
Medizinsystem und Medizinischer<br />
Pluralismus<br />
• Humoralpathologie:<br />
heiß/kalt Konzepte<br />
• z. B. Schnupfen:<br />
Kaltes („Erkältung")<br />
kann durch Heißes<br />
(Tee) ausgeglichen<br />
werden<br />
http://www.davidgorman.com/maxundmoritz.htm#Dritter_Streich; www.gutenberg.net
Medizinsystem und Medizinischer<br />
Pluralismus<br />
• Punitivmedizin („Strafmedizin“)<br />
• Krankheit als Strafe für (moralisches)<br />
Fehlverhalten<br />
Sühne, Ritual, Opfer, Gebet, Diät
Medizinsystem und Medizinischer<br />
Pluralismus<br />
• Patienten nutzen<br />
verschiedene Systeme<br />
parallel/pluralistisch<br />
• Krankheitsvorstellungen<br />
beeinflussen Gesundheitsverhalten,<br />
Therapiewahl und<br />
–angebot<br />
Der Mensch als Abbild des Kosmos<br />
http://www.bionet.schule.de/health/healmed/bamberg/hvbweltbild.html
Med. Pluralismus<br />
• Medizinische Vorstellungen<br />
sind nie unabhängig <strong>von</strong><br />
Gesellschaft und Kultur in<br />
ihren Vorstellungen vom<br />
Körper, <strong>von</strong> gesundheitlicher<br />
Störung und <strong>von</strong> Heilung<br />
• Z. B. der Körper als<br />
Maschine vs. als flexibles<br />
Informationssystem<br />
http://www.nlm.nih.gov/exhibition/dreamanatomy/da_g_IV-A-01.html
Med. Pluralismus in Deutschland<br />
• Seit fast 30 Jahren Renaissance alternativer<br />
Heilverfahren<br />
• Meistens parallel zu Schulmedizin<br />
• gewandelte Körperkonzepte und Lebensstile<br />
• gestiegene Reflexivität und<br />
Selbstverantwortung „Preventive Self“<br />
• Selbstüberwachung
Med. Pluralismus in Deutschland<br />
• Selbstheilungskräfte des Körpers<br />
• aktive Rolle des Patienten im<br />
Genesungsprozess<br />
• postmoderne Werte z. B.<br />
• Technikskepsis oder -feindlichkeit<br />
• Vorstellungen <strong>von</strong> Ganzheitlichkeit oder<br />
Sanftheit
Med. Pluralismus in Deutschland<br />
• Neue Heilverfahren werden aus<br />
theoretischen Gesamtzusammenhang gelöst<br />
und der Schulmedizin angepasst<br />
• z. B. Akupunktur<br />
• Gewann in späten 1970er Jahren<br />
zunehmende Legitimität<br />
• eng umrissener Indikationsbereich<br />
zugewiesen: die Schmerztherapie
Med. Pluralismus in Deutschland<br />
• Meridiane haben keine schulmedizinische<br />
Entsprechung<br />
• Wirkungsweise erfuhr<br />
naturwissenschaftliches Erklärungsmodell:<br />
• Einführen der Nadeln fördere die<br />
Endorphinausschüttung und wirke so<br />
schmerzhemmend
Med. Pluralismus in Deutschland<br />
• Z. B. Ayurveda:<br />
• Verbot giftiger Substanzen<br />
• Negieren schmerzhafter Anwendungen<br />
• betonen der „sanften“ Aspekte<br />
• medizinische Verfahren sind auch im<br />
Herkunftsland nicht statisch, sondern<br />
beständigen Kontextualisierungsprozessen<br />
unterworfen
1) Konzepte und Modelle der<br />
Medizinethnologie<br />
• 2 Therapy Managing Group<br />
Foto: Christian Fischer; http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:GEO_Globe.jpg
Janzen 1978<br />
Therapy Managing Group (TMG)<br />
• Vermittlungsposition zwischen Heilkundigem<br />
und Erkranktem<br />
• oft Entscheidungsträger der Therapie<br />
• Patientenrolle: „Leidender“<br />
• Konsequenzen für Kommunikation im<br />
Heilungsprozess
Janzen 1978<br />
Therapy Managing Group (TMG)<br />
• Kann sich sowohl aus Verwandten als auch<br />
Freunden zusammensetzen<br />
• Wird aktiv, sobald ein Mitglied der Gruppe erkrankt<br />
• Versucht die Situation einzuschätzen und die richtige<br />
Therapie zu finden<br />
• Größe und Zusammensetzung je nach Situation<br />
verschieden (oft abhängig <strong>von</strong> Finanzierung)
Therapy Managing Group (TMG)<br />
• Behält Bedeutung auch im Kontext <strong>von</strong><br />
Globalisierung<br />
• situationsbezogene, formelle und<br />
informelle Kontakte und Netzwerke zw.<br />
Personen, die im Falle <strong>von</strong> Erkrankung<br />
bedeutend werden<br />
• „transnational therapy networks“<br />
• Krause 2008
Therapy Managing Group (TMG)<br />
• Transfer <strong>von</strong> Heilmitteln<br />
aus Ghana nach Europa<br />
• Versenden <strong>von</strong><br />
Heilmitteln innerhalb<br />
Europas<br />
• <strong>von</strong> Heilmitteln aus<br />
Europa nach Ghana<br />
• Krause 2008
1) Konzepte und Modelle der<br />
Medizinethnologie<br />
• 3 Explanatory Model
Explanatory Model / Erklärungsmodell<br />
• Disease-Illness-Sickness<br />
• Disease: biomedizinische Krankheit<br />
• Illness: Krankheitserfahrung, subjektive<br />
Interpretation<br />
• Sickness: Erkrankung, Prozess der<br />
Sozialisierung <strong>von</strong> Krankfühlen und<br />
Kranksein<br />
Arthur Kleinman 1980, Allan Young 1982
Explanatory Model<br />
Interpretative Methode zur Vermittlung<br />
zwischen unterschiedlichem medizinischen<br />
Wissen hinsichtlich:<br />
• Ätiologie<br />
• Zeitlicher Verlauf und Art der Symptome<br />
• Patho-physiologische Prozesse<br />
• Krankheitsverlauf<br />
• Angemessene Behandlung des Zustands
Explanatory Model<br />
• Erklärungsmodelle für Krankheit<br />
unterscheiden sich bei Laien und Experten<br />
• Eine Diagnose - eine Behandlung vs.<br />
Vielfalt an unterschiedlichen Einflüssen<br />
Dieter Finkenzeller; http://polilog.files.wordpress.com/2009/07/krankenbett.png
Explanatory Model / Erklärungsmodell<br />
Probleme der Arzt-Patienten-Kommunikation<br />
• Explanatory Models sind inkompatibel<br />
• Unverständnis, wie Pat. Leiden ausdrückt (z.<br />
B. auch Mimik, Gestik)<br />
• Probleme fachsprachlicher Natur<br />
• Rolle des settings: Wo findet Kommunikation<br />
statt?<br />
• Zeitliche Zwänge
Erklärungsmodell<br />
Ärztliche biomedizinische Perspektive<br />
• Wissenschaftliche Rationalität<br />
• Betonung auf Messungen, Zahlen,<br />
chemische Analysen<br />
• Trennung <strong>von</strong> Körper und Geist<br />
• Betonung auf Patient als Individuum statt auf<br />
Familie oder Gemeinde
Erklärungsmodell Krankheitsursachen<br />
Mögliche Sphären<br />
der Verursachung<br />
<strong>von</strong> Krankheit<br />
individuell<br />
natürlich<br />
sozial<br />
übernatürlich<br />
Helman 2000
Erklärungsmodell Krankheitsursachen<br />
Internalisierende und externalisierende<br />
Vorstellungen:<br />
• Internalisierende: Anlass für Krankheit ist im<br />
Individuum verortet<br />
• Verantwortung für Krankheit liegt beim<br />
Patienten (falsches Verhalten)<br />
• oder ist Resultat persönlicher Anfälligkeit
Erklärungsmodell Krankheitsursachen<br />
Externalisierende Vorstellungen<br />
Ursache für Krankheit wird<br />
zugeschrieben:<br />
• Natur: Umwelt, Klima, Infektion<br />
• Sozialen Welt: Hexerei,<br />
Zauberei, böser Blick<br />
• Übernatürliche Welt: Gott,<br />
Geister, Ahnen<br />
www.orient-shop.de/shop/geschenkartikel-schluesselanhaenger/artikel/nazar-wandbehang-3/
1) Konzepte und Modelle der<br />
Medizinethnologie<br />
• 4 Kritische Medizinethnologie<br />
Foto: Christian Fischer; http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:GEO_Globe.jpg
Kritische Medizinethnologie<br />
• Politische und ökonomische Ungleichheiten<br />
innerhalb und zwischen Gesellschaften<br />
• Verbindung zwischen Armut und Krankheit<br />
• Biomedizin als kulturelles System selbst<br />
Gegenstand der Untersuchung<br />
• Auch evidenzbasierte Medizin ist Teil <strong>von</strong><br />
Kultur!<br />
Baer, Singer & Susser 1997
2) Kultureller Kontext <strong>von</strong> Homöopathie<br />
• Robert Frank 2002 Globalisierung<br />
alternativer Medizin. Homöopathie und<br />
Ayurveda in Deutschland und Indien<br />
• doppelt vergleichende Perspektive <strong>von</strong><br />
Regionen und medizinischen Verfahren<br />
• Qualitative Studie mit 20<br />
Leitfadeninterviews<br />
www.welt.de/multimedia/archive
2) Kultureller Kontext <strong>von</strong> Homöopathie<br />
• 1 Motivationale Strukturen<br />
• 2 Typen homöopathischer Praxis<br />
• 3 Patienten homöopathischer Ärzt_innen<br />
• 4 Konfliktlinien mit Patienten
Motivationale Strukturen<br />
Entscheidungsfördernd wirkten:<br />
• Nebenwirkungen biomedizinischer<br />
Medikamente<br />
• erfolgreiche Behandlung eigener chronischer<br />
Krankheiten<br />
• Kenntnis <strong>von</strong> Personen mit beeindruckenden<br />
Heilungserfolgen<br />
• Spirituelle Bezüge
Typen homöopathischer Praxis<br />
• Muster der Integration schulmedizinischer<br />
und homöopathischer Strategien<br />
• 3 Typen:<br />
• I: Segregation der Patienten<br />
• II: Komplementäre Biomedizin<br />
• III: Homöopathie als Alternativmedizin
Typen homöopathischer Praxis<br />
Typ I Segregation der Patienten<br />
• Meist frisch niedergelassenen Ärzte<br />
• Kategorisierung der Patienten in<br />
schulmedizinisch und homöopathisch<br />
behandelte<br />
• Ausrichtung an Präferenz der Patient_innen<br />
• Diagnosebasiert: Insbesondere bei<br />
Erkrankungen, für die Homöopathie als bes.<br />
wirksam angesehen wird (chron. Leiden)
Typen homöopathischer Praxis<br />
Typ I Segregation der Patienten<br />
• Schulmedizin erhält bei koronarer<br />
Herzkrankheit oder Tumoren den Vorzug<br />
• Im Verlauf der Behandlung ist therapeutischer<br />
Erfolg wichtiges Kriterium für weitere Therapie<br />
• Aber: pragmatische Mischung <strong>von</strong><br />
Homöopathie und Schulmedizin nicht immer<br />
unproblematisch<br />
•
Typen homöopathischer Praxis<br />
Typ II Komplementäre Biomedizin<br />
• Homöopath. Behandlung im Vordergrund<br />
• Nicht Diagnose sondern homöopathische<br />
Erstanamnese Therapie leitend<br />
• Anerkennung der Schulmedizin zu<br />
diagnostischen Zwecken zum Ausschluss<br />
<strong>von</strong> Risiken<br />
• verzweigtes kollegiales Netz <strong>von</strong> Fachärzten
Typen homöopathischer Praxis<br />
Typ II Komplementäre Biomedizin<br />
• Konzeption der Lebenskraft höher als bei Typ I<br />
• Wird die Lebenskraft als gering eingeschätzt, wird eher<br />
zu homöopathischen Mitteln gegriffen, da Schulmedizin<br />
als zu schwächend angesehen wird − dann eine<br />
niedrigere Potenz gewählt<br />
• Selbstbild dieser Ärzte wird da<strong>von</strong> geprägt,<br />
„undogmatisch“ zu sein<br />
• Stärken und Schwächen der beiden Methoden werden<br />
betont
Typen homöopathischer Praxis<br />
Typ III Homöopathie als Alternativmedizin<br />
• wendet sich am stärksten <strong>von</strong> schulmedizinisch<br />
anerkannten Verfahren ab<br />
• wenden nahezu ausschließlich homöopathische<br />
Verfahren an<br />
• Homöopathische Verfahren stellen eine<br />
mögliche Lösung für nahezu alle Indikationen<br />
• Ausnahme vereinzelte diagnostische<br />
Maßnahmen zur Gefahrenvermeidung
Typen homöopathischer Praxis<br />
Typ III Homöopathie als Alternativmedizin<br />
• „therapeutische Diagnostik“ um ängstliche<br />
Patienten zu beruhigen<br />
• Ggf. nur Chirurgie und Notfallmedizin<br />
• Vorwurf der Unwissenschaftlichkeit an<br />
Biomedizin<br />
• Tendenz zu spirituellen/christlichen<br />
Interpretationen homöopathischer Konzepte
Patienten homöopathischer Ärzte<br />
Struktur der Patientenschaft in homöopathischen<br />
Arztpraxen:<br />
• Altersstruktur: Gros der Patienten zwischen 30<br />
und 50 Jahre alt<br />
• Kinderanteil in privat organisierten Praxen 30-<br />
70%<br />
• große sozioökonomische Streuung in<br />
Kassenpraxen, in Privatpraxen vorwiegend<br />
Bezieher höherer Einkommen
Patienten homöopathischer Ärzte<br />
Struktur der Patientenschaft in homöopathischen<br />
Arztpraxen:<br />
• verschiedene Kategorien homoöpath. Pat.<br />
• kritischen Einstellungen gegenüber der<br />
Schulmedizin<br />
• Pat. mit starkem Gesundheitsbewusstsein<br />
• Mit häufig chronischen Erkrankung<br />
• Tendenz zu Interpretation <strong>von</strong> Homöopathie als<br />
spirituelles Heilverfahren
4 Konfliktlinien mit Patienten<br />
• Bekanntgabe des verabreichten Mittels<br />
• begrenzte Zeitbudget in kassenärztl. Praxis<br />
• Konflikte (mit den Krankenversicherungen) um<br />
Abrechnungen<br />
• In privatärztlichen Praxis fallen zu behandelnde<br />
Person und ökonomischer Akteur zusammen:<br />
• Vorstellungen über eine angemessene<br />
Bezahlung der Behandlung können differieren
Konfliktlinien mit Patienten<br />
• Erwartungshaltungen hinsichtlich:<br />
• Geschwindigkeit der Besserung <strong>von</strong><br />
Symptomen<br />
• passive Rolle im Genesungsprozess<br />
• Heilung <strong>von</strong> unheilbaren Krankheiten
3) Wirksamkeit aus<br />
medizinethnologischer Perspektive<br />
• Nicht Wirksamkeit,<br />
sondern Untersuchung<br />
des gesellschaftlichen<br />
Feldes, in welchem<br />
solche Debatten<br />
wirksam werden
Wirksamkeit aus<br />
medizinethnologischer Perspektive<br />
• Streit um Deutungshoheit <strong>von</strong> Erkrankung<br />
• Debatte spielt sich ab vor Hintergrund<br />
privilegierter Position der Biomedizin im<br />
System öffentlicher Krankenversicherungen<br />
• Patient als Konsument_in und informierte<br />
Bürger_in
Wirksamkeit aus<br />
medizinethnologischer Perspektive<br />
• Verhalten der gesetzlichen Krankenkassen<br />
ist in Deutschland durch den Gesetzgeber<br />
geregelt<br />
• Parallel zur gewachsenen Beliebtheit <strong>von</strong><br />
Homöopathie Wandel in der Einschätzung<br />
politischer Akteure
Wirksamkeit aus<br />
medizinethnologischer Perspektive<br />
• Homöopathie wird<br />
ergänzender Wert<br />
zugesprochen,<br />
solange die<br />
Behandlung unter<br />
ärztlicher Aufsicht<br />
durchgeführt wird
Wirksamkeit aus<br />
medizinethnologischer Perspektive<br />
• Nationale Unterschiede in der Schulmedizin<br />
sind beträchtlich<br />
• schulmedizinisches Wissen befindet sich in<br />
stetigem Wandel<br />
• Kann <strong>von</strong> schulmedizinischem Kanon<br />
gesprochen werden?<br />
• Debatte um Wirksamkeit vor Hintergrund<br />
einer intakten Allianz zwischen Schulmedizin<br />
und Staat?
Literatur<br />
• Baer, H. I. Susser & M. Singer 1997. Medical Anthropology and the World System.<br />
• Dilger, Hansjörg, Susann Huschke, Dominik Mattes, <strong>Angelika</strong> <strong>Wolf</strong>: Medizin und Gesundheit in<br />
globalen Felder: Forschen und Studieren am Institut für Ethnologie. In: Ethnoscripts 14 (2): 156-<br />
180<br />
• Robert Frank 2002 Globalisierung alternativer Medizin. Homöopathie und Ayurveda in<br />
Deutschland und Indien<br />
• Janzen, John 1978. The Quest for Therapy in Lower Zaire. Berkeley<br />
• Kleinman, Arthur 1978. Concepts and a model for the comparison of medical systems as<br />
cultural systems. Soc Sci & Med 12, pp. 85-93<br />
• Krause, Kristine 2008 Transnational therapy networks among Ghanaians in London. Journal of<br />
Ethnic and Migration Studies, Vol. 34, No. 2: 235-251<br />
• Leslie, Charles (ed.) 1976. Asian Medical Systems: A Comparative Study. Berkeley<br />
• Leslie, Charles 1980. Medical Pluralism in World Perspective. Soc Sci & Med 4 (B), 191-195<br />
• Young, Allan 1982. "The Anthropology of Illness and Sickness". In: Annual Review of<br />
Anthropology 11. S. 257-85<br />
• <strong>Wolf</strong>, A. und V. Hörbst 2003. Medizin und Globalisierung. Universelle Ansprüche – lokale
Danke!<br />
• <strong>Angelika</strong> <strong>Wolf</strong>, Institut für Ethnologie<br />
Arbeitsstelle Medical Anthropologie, Leitung<br />
Prof. Hansjörg Dilger<br />
• http://www.polsoz.fuberlin.de/ethnologie/forschung/arbeitsstellen/<br />
medical_anthropology/index.html<br />
• angewolf@zedat.fu-berlin.de<br />
• Alle Rechte an den Fotos bleiben bei der<br />
Autorin