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Pressetext - Albertina

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Der Fauvismus dauerte kaum drei Jahre. Seine Wirkung ist jedoch nicht zu überschätzen.<br />

Erstmals in der Geschichte der Malerei steht die Farbe, die nun als individuelles<br />

Ausdrucksmittel gilt, im Mittelpunkt. Kunst muss nicht mehr das Sichtbare wiedergeben,<br />

sondern ist Spiegel der Befindlichkeit des Malers.<br />

Die Vorgeschichte des Fauvismus: Henri Matisse, Henri Manguin und Albert Marquet<br />

Zwischen 1900 und 1905 experimentieren Matisse, Manguin und Marquet mit Form und<br />

Farbe und widmen sich dabei besonders der Aktmalerei. Bei Matisse tritt der Akt<br />

schemenhaft aus dem düsteren Umraum hervor; bei Marquet hebt er sich deutlich vor<br />

einem Hintergrund locker und unregelmäßig gestreuter Pinselannotationen ab. Als<br />

Bildhauer bearbeitet Matisse den Gips mit dem Spachtelmesser und gibt seiner Skulptur<br />

Der Sklave eine zerklüftete, raue und flimmernde Oberfläche; der Körper ist gedrungen und<br />

– nachdem ihm Matisse die Arme mit den zu Fäusten geballten Händen abgeschlagen hat –<br />

zum Torso fragmentiert.<br />

An der Küste von Saint-Tropez systematisieren die Künstler ihre Farbgebung. Manguin malt<br />

mit kurzen Strichen und sorgfältig nebeneinander gesetzten hellen, zarten Farben subtile<br />

Gegenlichteffekte. Seine Frau Jeanne ist ihm Modell für eine im Sonnenlicht badende<br />

Nymphe und Metapher für individuelle Mythologien, die ihm Gelegenheit zu reichem,<br />

farbigem Ornament von intensiver Leuchtkraft geben.<br />

Sommer 1905: Matisse und Derain in Collioure<br />

1905 ist das Geburtsjahr des Fauvismus. Geburtsort ist Collioure, das Fischerdorf an den<br />

nordöstlichen Ausläufern der Pyrenäen.<br />

Nachdem Matisse im Jahr zuvor das Gemälde Golf von Saint-Tropez noch im Sinn des<br />

Divisionismus aus kleinen Punkten und kurzen Strichen konstruiert hat, deren Farben sich<br />

erst im Auge des Betrachters mischen, setzt er nun die Farbpunkte weit auseinander und<br />

lässt den Bildgrund durchscheinen, um das irritierende pointillistische Flimmern zu<br />

verhindern.<br />

Matisse fängt an, mit dem Pinsel zu zeichnen. Er lässt die Leinwand mitsprechen, verstößt<br />

gegen die akademischen Regeln der Luft-, Linear- und Farbperspektive. Die Materialität der<br />

pastos aufgetragenen Farbe unterbindet zusätzlich die Raumillusion. Matisse emanzipiert<br />

die Kunst endgültig vom Prinzip der Naturnachahmung.<br />

André Derain, der Autodidakt aus Chatou, folgt seinem Freund nach Collioure. Für beide ist<br />

die pittoreske Topografie des Ortes zweitrangig. Es geht ihnen um eine harmonisch-

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