⢠Blutstillung und Blutgerinnung + -- -- - Innere-Bamberg
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<strong>Blutstillung</strong> <strong>und</strong> <strong>Blutgerinnung</strong> Seite - 1 -<br />
Störungen der <strong>Blutstillung</strong> <strong>und</strong> <strong>Blutgerinnung</strong><br />
Eine 70jährige Frau kommt in die Klinik wegen eines unklaren Exanthems. Auf der Haut, besonders an den<br />
Ellenbogen, am Gesäß <strong>und</strong> an den Knien sieht man rote Punkte, die nicht jucken <strong>und</strong> nicht erhaben sind.<br />
Wenn man auf die Punkte drückt (mit einem Glasspatel) verschwinden sie nicht.<br />
Nach dem Blutdruckmessen fällt auf, daß am Unterarm noch mehr rote Punkte entstanden sind. Die<br />
Laborgerinnungstests sind unauffällig.<br />
Einteilung:<br />
• Erhöhte Durchlässigkeit der Gefäße für Blut: Vaskulopathien.<br />
Beispiel: Purpura Schönlein-Hennoch (bei Kindern)<br />
• Störung der <strong>Blutstillung</strong>: Thrombozytopathien.<br />
Beispiel: Thrombozytopenie (z.B. bei Leukämien)<br />
• Störung der <strong>Blutgerinnung</strong>: Koagulopathien<br />
Beispiel: Hämophilie<br />
Phy Die <strong>Blutgerinnung</strong> läuft in mehreren Phasen ab:<br />
• primäre <strong>Blutstillung</strong>: Abdichtung eines Gefäßlecks durch einen Thrombozytenklumpen<br />
bei Versagen: Petechialer Blutungstyp<br />
• <strong>Blutgerinnung</strong>: Ausfällung von Fibrin aus der Vorstufe Fibrinogen <strong>und</strong> Bildung<br />
eines festen Thrombus (gemeinsam mit Thrombozyten) bei Versagen:<br />
Hämophiler Blutungstyp<br />
• Fibrinolyse: Aktivierung von Gegenspielern der Gerinnung (Plasmin) zur<br />
Auflösung des Thrombus bei überschießender Fibrinolyse: Kombinierter<br />
Blutungstyp<br />
• <strong>Blutstillung</strong> <strong>und</strong> <strong>Blutgerinnung</strong><br />
Prothrombin<br />
Extrinsic System<br />
(Gewebsendothel)<br />
Fibrinogen<br />
Heparin<br />
--<br />
Thrombin<br />
Fibrin<br />
--<br />
Marcumar<br />
Intrinsic System<br />
(Plasma)<br />
Fibrinspaltprodukte<br />
Plasminogen<br />
Plasmin<br />
+<br />
rTPA, Streptokinase,<br />
Urokinase<br />
© Dr. Hendrik Bachmann, 06.12.2001
<strong>Blutstillung</strong> <strong>und</strong> <strong>Blutgerinnung</strong> Seite - 2 -<br />
Gerinnungstests:<br />
1. Quick: Testet das sog. extrinsic system mit den Gerinnungsfaktoren II, VII, IX,<br />
X, diese Faktoren werden unter Mithilfe von Vitamin K gebildet. Angabe in Prozent<br />
(normal 70-100%). Der Quick ist erniedrigt bei Gabe von Marcumar (Hemmung von<br />
Vitamin K) <strong>und</strong> bei Leberinsuffizienz (fortgeschrittene Leberzirrhose).<br />
2. PTT: Mißt das sog. intrinsic system der Gerinnung, verlängert v.a. bei Therapie<br />
mit Heparin, aber auch bei Hämophilie (Bluterkrankheit).<br />
3. Thrombinzeit: Mißt die Funktion der letzten Phase der Gerinnung, der Bildung<br />
von Fibrin. Sie ist v.a. bei Heparinisierung verlängert.<br />
Thrombozytopenie: Blutung vom petechialem Typ<br />
Urs Wichtige Ursachen sind:<br />
• Mangelhafte Bildung: z.B. bei Verdrängung des normalen Knochenmarks<br />
bei Tumorinfiltration, z.B. Leukämie<br />
• Erhöhter Untergang: Bildung von Antikörpern gegen Thrombozyten (M.<br />
Werlhof)<br />
Sy • Petechien: kleine punktförmige Einblutungen, insbesondere an mechanisch<br />
beanspruchten Stellen (Ellenbogen, Gesäß, Streckseiten der Beine), häufig<br />
aber auch an der M<strong>und</strong>schleimhaut. Auftreten neuer Petechien bei längerem<br />
Stau mit RR-Manschette<br />
(Rumpel-Leed-Test)<br />
Diag • Rumpel-Leed-Test,<br />
Glasspateltest (ein reines<br />
Exanthem läßt sich wegdrücken)<br />
<strong>und</strong> natürlich:<br />
• Blutbild: Verminderung<br />
der Thrombozyten (bei<br />
Beschwerden meist unter<br />
15.000)<br />
Th • Therapie der Ursache:<br />
Zytostatika zur Leukämietherapie,<br />
Cortison bei M.<br />
Werlhof usw.<br />
• Notfalls: Thrombozytentransfusion<br />
Hämophilie: Blutung vom hämophilen Typ<br />
Def. Hämophilie ist eine Erbkrankheit (selten Neumutationen), der Defekt sitzt auf<br />
dem X-Chromosom <strong>und</strong> wird rezessiv vererbt -> i.d.R. erkranken nur Männer.<br />
PPh Mangel an Faktor VIII (Hämophilie A) oder Faktor IX (Hämophilie B),<br />
Gerinnungsfaktoren, die von der Leber gebildet werden. Folge: je nach<br />
Ausmaß des Faktorenmangels mehr oder minder schwerer Ausfall der<br />
Sy • <strong>Blutgerinnung</strong>.<br />
Großflächige Einblutungen (Sugillationen), Hämatome<br />
• Muskeleinblutungen (z.B. Psoasblutungen mit dem Bild eines akuten Abdomens)<br />
© Dr. Hendrik Bachmann, 06.12.2001
<strong>Blutstillung</strong> <strong>und</strong> <strong>Blutgerinnung</strong> Seite - 3 -<br />
Lab<br />
Th<br />
• Gelenkeinblutungen (Knie) mit schweren Arthrosen als Folge<br />
Normaler Quick, verlängerte PTT; Spezialuntersuchungen: Mangel an Faktor<br />
VIII/IX.<br />
• Vermeidung von Traumen, sorgfältige<br />
<strong>Blutstillung</strong>, insbesondere bei OP's.<br />
• Gabe von Faktor VIII bzw. IX als s.c.-<br />
Spritze (nur bei Blutungen in Form von<br />
Selbstgabe, bei schwerer Hämophilie regelmäßig),<br />
im Notfall oder bei nicht gesichertem<br />
Verdacht auf Hämophilie: PPSB<br />
(Faktor II, VII, IX, X)<br />
Disseminierte intravasale Gerinnung: Blutung<br />
vom kombinierten Typ<br />
Def Überschießende Fibrinolyse bei schweren<br />
Gr<strong>und</strong>erkrankungen:<br />
• Sepsis mit septischem Schock<br />
• Geburtshilfliche Komplikationen (Abort,<br />
kriminelle Abruptio, Fruchtwasserinfektion)<br />
• bei schwerem Schock jeder Ursache<br />
PPh Bei o.g. Erkrankungen kann es zu einer<br />
generalisierten Gerinnung von Blut in den<br />
kleinen Kapillaren kommen. Dadurch werden fast alle Thromboyzten <strong>und</strong> Gerinnungsfaktoren<br />
verbraucht. Als Gegenreaktion setzt eine überschießende<br />
Fibrinolyse ein Blutung durch Mangel an Thrombozyten <strong>und</strong> Gerinnungsfaktoren<br />
<strong>und</strong> durch überschießende Fibrinolyse<br />
Sy • Blutung vom kombinierten Blutungstyp (Petechien <strong>und</strong> Hämatome)<br />
• Zeichen des schweren Schocks<br />
Lab • Absinken der Thrombozyten (Frühzeichen),<br />
• Alle Gerinnungstests<br />
pathologisch<br />
(Spätzeichen) <strong>Blutstillung</strong> <strong>und</strong> <strong>Blutgerinnung</strong> -<br />
Th • Vorbeugung:<br />
Disseminierte intravasale Gerinnung<br />
Gabe von Heparin<br />
s.c., um eine disseminierte<br />
Gerinnung<br />
Abort .....<br />
von vornherein zu<br />
-- -- Heparin<br />
verhindern<br />
Schock, Sepsis,<br />
OP,<br />
Aktivierung der Gerinnung mit<br />
Symptome<br />
Thrombozytopenie,<br />
• Bei manifester Verbrauch von Gerinnungsfaktoren<br />
Abfall von ATIII,<br />
disseminierter intravasaler<br />
Gerinnung:<br />
<strong>und</strong> Thrombozyten<br />
Entgleisung der der<br />
Gerinnungswerte<br />
--<br />
Ersatz<br />
--<br />
von Gerinnungs-<br />
Ersatz von Thrombozyten,<br />
Gerinfaktoren<br />
<strong>und</strong> Thrombozyten<br />
Überschießende Fibrinolyse als<br />
Symptome<br />
Disseminierte<br />
nungsfaktoren (Ky-<br />
Gegenreaktion<br />
Blutungen, Schock,<br />
Multiorganversagen<br />
bernin, PPSB), bis<br />
zur Normalisierung<br />
der Gerinnungswerte.<br />
• Therapie der Ursache: z.B. Antibiotika bei Sepsis<br />
© Dr. Hendrik Bachmann, 06.12.2001