Kapitel 1 - Integriertes Organisch-chemisches Praktikum
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1. Substitutionsreaktionen am sp 3 -Kohlenstoff I.O.C-<strong>Praktikum</strong><br />
Einführung<br />
• Radikale sind Spezies mit ungepaarten Elektronen. Kohlenstoff-, Stickstoff- oder<br />
Sauerstoffradikale spielen eine besondere Rolle.<br />
R<br />
R<br />
C<br />
R<br />
R<br />
N<br />
R<br />
R<br />
O<br />
In Substanz isolierbar bzw. in Lösung stabil sind nur mesomeriestabilisierte Radikale,<br />
z.B. Wursters Blau (Radikalkation), Semichinone (Radikalanionen) bzw. Triphenylmethyl-Radikal<br />
(Neutralradikal).<br />
• Einfache Radikale, z.B. • CH 3 , • C 6 H 5 , Br • , Cl • sind hochreaktive Zwischenstufen, denen<br />
in der organischen Synthese erhebliche Bedeutung zukommt.<br />
• Die Erzeugung reaktiver Radikale gelingt durch thermisch oder photochemisch ausgelöste<br />
homolytische Spaltung schwacher kovalenter Bindungen (B.E. 80–200 kJ/mol):<br />
R O O R<br />
Br Br<br />
Δ<br />
hν<br />
2<br />
R O R N N R'<br />
2 Br<br />
Δ<br />
oder hν<br />
R + N 2<br />
+ R'<br />
• Während in technischen Prozessen Radikalreaktionen insbesondere in der Gasphase bei<br />
höheren Temperaturen häufig sind (Petrochemie, Chlorierung, Sulfochlorierung), besitzen<br />
radikalische Substitutionsreaktionen im Labor nicht die Bedeutung der nucleophilen<br />
Substitution am sp 3 -Kohlenstoff oder der elektrophilen Substitution aromatischer Kohlenwasserstoffe<br />
(Kap. 7).<br />
• Präparativ wichtig sind insbesondere Radikalkettenreaktionen. Hier werden im ersten<br />
Schritt, der Startreaktion, durch einen Initiator (Peroxide, Azoverbindungen, Licht, siehe<br />
oben) Radikale (In • ) gebildet, die eine Kettenreaktion auslösen:<br />
R H + In InH +<br />
R<br />
Startreaktion<br />
R<br />
+ R X +<br />
X 2<br />
R H + X R + HX<br />
X<br />
Radikalkette<br />
R<br />
+<br />
X<br />
R<br />
X<br />
Kettenabbruch<br />
R H : Alkane mit tertiären CH-Bindungen, Benzyl-H, Allyl-H<br />
X 2<br />
= Cl 2<br />
, Br 2<br />
, O 2<br />
(Autoxidation)