04.03.2014 Aufrufe

4.2.2.9

4.2.2.9

4.2.2.9

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

4. Reaktionen der Cabonylfunktion in Aldehyden, Ketonen, www.ioc-praktikum.de<br />

Carbonsäuren und Carbonsäurederivaten<br />

<strong>4.2.2.9</strong> Enzymatische Hydrolyse von meso-cis-4-Cyclohexen-1,2-dicarbonsäuredimethylester<br />

(8) zu (1S,2R)-cis-4-Cyclohexen-1,2-dicarbonsäure-1-methylester<br />

(9) mit Schweineleberesterase<br />

H<br />

O<br />

2 R(S)<br />

1 S(R)<br />

O CH 3<br />

O<br />

CH3<br />

+<br />

H 2<br />

O<br />

PLE<br />

H<br />

2<br />

1<br />

R<br />

S<br />

O<br />

OH<br />

+<br />

O<br />

CH3<br />

H 3<br />

COH<br />

H<br />

O<br />

8<br />

H<br />

O<br />

9<br />

C 10<br />

H 14<br />

NO 4<br />

(198.2)<br />

C 9<br />

H 12<br />

O 4<br />

(184.2)<br />

Arbeitsmethoden: Reaktion mit Enzymen, Drehwertbestimmung<br />

Chemikalien<br />

cis-4-Cyclohexen-1,2-dicarbon- Sdp. 80–81 °C/0.1 hPa, wird in Versuch 4.2.2.8 dargestellt.<br />

säuredimethylester<br />

Schweineleberesterase (PLE) (E.C. 3.1.1.1), rohes Lyophilisat, Aktivität 27 kU/g. 1<br />

Essigsäureethylester<br />

Sdp. 77 °C, Dampfdruck bei 20 °C: 97 hPa, d = 0.90 g/ml.<br />

Kaliumdihydrogenphosphat<br />

Natronlauge (1 M)<br />

Verursacht Verätzungen.<br />

Durchführung<br />

Vor Beginn Betriebsanweisung erstellen.<br />

Darstellung des Phosphatpuffers: 10 mmol (1.36 g) Kaliumdihydrogenphosphat<br />

werden in 100 ml Wasser gelöst und mit 1 M Natronlauge auf pH<br />

7.5 gebracht (Kontrolle mit pH-Meter).<br />

In einem eingespannten 250 ml Weithals-Erlenmeyerkolben mit Magnetrührstab<br />

und pH-Elektrode werden 50 ml Phosphatpuffer pH 7.5 und 10.0<br />

mmol (2.0 g) cis-4-Cyclohexen-1,2-dicarbonsäuredimethylester vorgelegt<br />

und unter Rühren auf 30 °C thermostatisiert. Anschließend werden 1000 U<br />

(37 mg bei 27 kU/g) PLE zugegeben und der pH-Wert durch Zugabe von 1<br />

M Natronlauge aus einer Bürette auf pH 7.5 gehalten. 2 Die Reaktion ist<br />

beendet, wenn der pH-Wert der Reaktionsmischung konstant bleibt<br />

(Verbrauch NaOH: ca. 10 ml).<br />

Hinweis: Der Versuch kann – abhängig von der Aktivität der Esterase – 6–8 Stunden<br />

dauern, er sollte deshalb gleich zu Beginn des Praktikumtages begonnen werden. Falls die<br />

Reaktion zum Ende des Praktikumstages noch nicht abgeschlossen ist, wird der pH-Wert<br />

auf 8 eingestellt und der Reaktionskolben verschlossen über Nacht in den Kühlschrank<br />

gestellt. Der Versuch kann am nächsten Tag fortgesetzt werden.<br />

Isolierung und Reinigung<br />

Die Reaktionsmischung wird über einen kleinen, mit ca. 1 cm Celite<br />

beschichteten Büchnertrichter abgesaugt und mit wenig Wasser nachgewaschen.<br />

Das wässrige Filtrat wird 3 x mit 25 ml tert-Butylmethylether<br />

gewaschen (→ E 1 ). 3 Die Wasserphase wird mit konz. Salzsäure auf pH 2–3<br />

Versuch <strong>4.2.2.9</strong>, Rev. 1.0 1


4. Reaktionen der Cabonylfunktion in Aldehyden, Ketonen, www.ioc-praktikum.de<br />

Carbonsäuren und Carbonsäurederivaten<br />

gebracht und dreimal mit je 50 ml tert-Butylmethylether extrahiert (→ E 2 ).<br />

Die vereinigten organischen Phasen werden über Natriumsulfat getrocknet.<br />

Nach dem Absaugen vom Trockenmittel (→ E 3 ) wird das Lösungsmittel am<br />

Rotationsverdampfer abdestilliert (→ R 1 ), Lösungsmittelreste bei vermindertem<br />

Druck entfernt; das ölige Produkt kristallisiert langsam im Eisbad.<br />

Eine weitere Reinigung ist nicht nötig. Ausbeute Reinprodukt (g, %)? Man<br />

bestimme den spezifischen Drehwert von 9 und berechne den Enantiomerenüberschuss<br />

(ee). Ausbeute an 9: 75–85%, Schmp. 28 °C, [ a]<br />

D<br />

20<br />

=<br />

+11.0° (c = 1.0, Aceton).<br />

1 Die übliche Mengeneinheit bei Einsatz von Enzymen ist 1 U (Unit). Die Aktivität eines<br />

Substrats wird in U/g (Units per g) angegeben, was bei verschiedenen Enzymqualitäten<br />

eine Umrechnung ermöglicht und somit der Reproduzierbarkeit dient. Die hier<br />

verwendete Schweineleberesterase ist bei SIGMA erhältlich (Best.-Nr. E3019).<br />

2 Protokollieren Sie den Verbrauch in Abhängigkeit von der Zeit, graphische Darstellung!<br />

3 Was bewirkt dieser Reinigungsschritt?<br />

Hinweise zur Entsorgung (E), Recycling (R) der Lösungsmittel<br />

E 1 : Organischer Extrakt → Entsorgung (RH).<br />

E 2 : Wässrige Phasen → Entsorgung (H 2 O mit RHal/Halogenid).<br />

E 3 : Trockenmittel → Entsorgung (Anorg. Feststoffe).<br />

R 1 : abdestilliertes Lösungsmittel → Recycling (tert-Butylmethylether).<br />

Auswertung des Versuchs<br />

1 H-NMR-Spektrum von 9 (300 MHz, DMSO-d 6 ): δ = 2.20–2.47 (4 H), 2.90–3.00 (2 H), 3.57 (3 H), 5.55–5.67<br />

(2 H), 12.28 (1 H).<br />

3.0 2.8 2.6<br />

2.4 2.2<br />

13.0 12.0 11.0 10.0 9.0 8.0 7.0 6.0 5.0 4.0 3.0 2.0 [ppm] 0.0<br />

13 C-NMR-Spektrum von 9 (300 MHz, DMSO-d 6 ): 25.21 (CH 2 ), 25.57 (CH 2 ), 38.54 (CH), 38.66 (CH), 51.26<br />

(CH 3 ), 124.89 (CH), 125.20 (CH), 173.23 (C), 174.23 (C).<br />

LM<br />

40<br />

38<br />

180<br />

160<br />

140 120<br />

100<br />

80<br />

60 40 20 [ppm] 0<br />

Versuch <strong>4.2.2.9</strong>, Rev. 1.0 2


4. Reaktionen der Cabonylfunktion in Aldehyden, Ketonen, www.ioc-praktikum.de<br />

Carbonsäuren und Carbonsäurederivaten<br />

IR-Spektrum von 9 (KBr):<br />

100<br />

T [%]<br />

50<br />

3030 2960<br />

1735 1710<br />

0<br />

~<br />

4000 3000 2000 1500 1000 ν [cm -1 ]<br />

* Formulieren Sie den zu 9 führenden Reaktionsmechanismus.<br />

Weitere denkbare Reaktionsprodukte:<br />

O<br />

O<br />

O<br />

OH<br />

OH<br />

OH<br />

OH<br />

O<br />

O<br />

O<br />

A B C<br />

* Mit welchen spektroskopischen Daten lassen sich A–C ausschließen?<br />

* Diskutieren Sie die denkbaren Reaktionsmechanismen.<br />

Literatur, allgemeine Anwendbarkeit der Methode<br />

Literatur, auf der dieser Versuch beruht: [1]. Schweineleberesterase (Pig Liver Eserase, PLE) kann zur stereoselektiven<br />

Hydrolyse einer Vielzahl von Estern eingesetzt werden. [2–4]<br />

Esterasen sind Enzyme (biologische Katalysatoren), die aus pflanzlichen und tierischen Organismen bzw.<br />

Organen (z.B. Schweineleber) isoliert werden können. Sie katalysieren die Hydrolyse von Carbonsäureestern,<br />

mit chiralen Estern reagieren sie enantioselektiv:<br />

O<br />

O OR O OR<br />

O OH<br />

O<br />

C<br />

C<br />

C<br />

C<br />

R S<br />

Schweineleberesterase<br />

H C Me Me C<br />

R<br />

S<br />

H C Me Me C H<br />

+<br />

H C Me H C Me<br />

H C Me H C<br />

S<br />

S H 2<br />

O<br />

S S<br />

C<br />

C<br />

C<br />

C<br />

O OR O OR<br />

O OR<br />

O<br />

meso-<br />

rac-<br />

OR<br />

H<br />

Me<br />

OR<br />

[1] H.-J. Gais, K.L. Lukas, W.A. Ball, S. Braun, H.J. Lindner, Liebigs Ann. Chem. 1986, 687–716.<br />

[2] L.M. Zhu, M.C. Tedford, Tetrahedron, 1990, 46, 6587–6611.<br />

[3] M. Ohno, M. Otsuka, Org. React. 1989, 37, 1–55.<br />

[4] C.-H. Wong, G.M. Whitesides, “Enzymes in Synthetic Organic Chemistry” Pergamon Verlag, 1994.<br />

Versuch <strong>4.2.2.9</strong>, Rev. 1.0 3

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!