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4.2.2.6: Zimtsäurenitril

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4. Reaktionen der Carbonylfunktion in Aldehyden, Ketonen, www.ioc-praktikum.de<br />

Carbonsäuren und Carbonsäurederivaten<br />

<strong>4.2.2.6</strong> Dehydratisierung von Zimtsäureamid (5) mit Thionylchlorid in Dimethylformamid<br />

zu Zimtsäurenitril (6)<br />

H<br />

5<br />

H<br />

C 9<br />

H 9<br />

NO<br />

(147.1)<br />

O<br />

NH 2<br />

SOCl 2<br />

DMF, 0 °C, 2 d<br />

Cl 2<br />

OS<br />

(119.9)<br />

H<br />

H<br />

6<br />

C 9<br />

H 7<br />

N<br />

(129.2)<br />

C<br />

N<br />

+<br />

H 2<br />

O<br />

Arbeitsmethoden: Arbeiten unter Feuchtigkeitsausschluss, Destillation<br />

Chemikalien<br />

Zimtsäureamid<br />

Thionylchlorid<br />

N,N-Dimethylformamid<br />

tert-Butylmethylether<br />

Schmp. 147–148 °C, wird in Versuch 4.2.2.5 hergestellt.<br />

Sdp. 76 °C, d = 1.64 g/ml. Verursacht schwere Verätzungen, sofort mit viel<br />

Wasser abspülen, zersetzt sich mit Wasser!<br />

DMF, Sdp. 153 °C, d = 0.95 g/ml. Fruchtschädigend.<br />

Sdp. 55 °C, d = 0.74 g/ml, Dampfdruck bei 20 °C: 268 hPa.<br />

Durchführung<br />

Vor Beginn Betriebsanweisung erstellen.<br />

In einem 250 ml Dreihalskolben mit Tropftrichter, Magnetrührstab<br />

und Rückflusskühler mit Trockenrohr werden 80 mmol (11.8 g)<br />

Zimtsäureamid in 40 ml abs. DMF bei 30 °C Wasserbadtemperatur<br />

gelöst. Unter Rühren tropft man 90 mmol (10.7 g, 6.6 ml) Thionylchlorid<br />

langsam zu der Reaktionsmischung. Anschließend werden<br />

Tropftrichter und Rückflusskühler entfernt, die Schlifföffnungen mit<br />

Glasstopfen verschlossen und die Reaktionsmischung wird 48 h bei<br />

0–5 °C (im Kühlschrank) aufbewahrt.<br />

Isolierung und Reinigung<br />

Die Reaktionsmischung wird unter Rühren mit 30 ml Eiswasser und<br />

100 ml tert-Butylmethylether versetzt und anschließend in einen<br />

Scheidetrichter überführt. Die organische Phase wird abgetrennt und<br />

noch dreimal mit 30 ml Wasser gewaschen (→ E 1 ). Die organische<br />

Phase wird über Natriumsulfat getrocknet. Nach dem Absaugen vom<br />

Trockenmittel (→ E 2 ) wird der Ether abdestilliert (→ R 1 ). Ausbeute<br />

Rohprodukt?<br />

Das ölige Rohprodukt wird in einer kleinen Destillationsapparatur<br />

mit Spinne und tarierten Vorlagekölbchen bei vermindertem Druck<br />

fraktionierend destilliert, Fraktionen mit gleichem Brechungsindex<br />

werden vereinigt. (Destillationsrückstand → E 3 ). Das Reinprodukt<br />

erstarrt in der Kälte. Deshalb destilliert man ohne Wasserkühlung<br />

der Destillationsbrücke.<br />

Ausbeute an 6: 50–60%, Sdp. 129–130 °C/14 hPa, 82–83 °C/0.1<br />

hPa; Schmp. 22–23 °C.<br />

Versuch <strong>4.2.2.6</strong>, Rev. 1.0 1


4. Reaktionen der Carbonylfunktion in Aldehyden, Ketonen, www.ioc-praktikum.de<br />

Carbonsäuren und Carbonsäurederivaten<br />

Hinweise zur Entsorgung (E), Recycling (R) der Lösungsmittel<br />

E 1 : Wässrige Phasen → Entsorgung (H 2 O mit RHal/Halogenid).<br />

E 2 : Trockenmittel → Entsorgung (Anorg. Feststoffe).<br />

E 3 : Destillationsrückstand in wenig Aceton lösen → Entsorgung (RH).<br />

R 1 : Abdestilliertes Lösungsmittel → Recycling (tert-Butylmethylether).<br />

Auswertung des Versuchs<br />

1 H-NMR-Spektrum von 6 (300 MHz, CDCl 3 ): δ = 5.87 (1 H), 7.38 (1 H), 7.37–7.48 (5 H).<br />

2222.8 Hz<br />

2206.0 Hz<br />

a) b)<br />

1769.9 Hz<br />

1753.2 Hz<br />

a) b)<br />

LM<br />

8.0 7.0<br />

6.0<br />

5.0<br />

4.0<br />

3.0 2.0 1.0 [ppm] 0.0<br />

13 C-NMR Spektrum von 6 (75.5 MHz, CDCl 3 ): δ = 96.36 (CH), 118.26 (C), 127.43 (CH), 129.17 (CH), 131.28<br />

(CH), 133.53 (C), 150.61 (CH).<br />

LM<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60 40 20 [ppm] 0<br />

IR-Spektrum von 6 (Film):<br />

100<br />

T [%]<br />

50<br />

3055<br />

3030<br />

2225<br />

1620<br />

0<br />

4000 3000 2000 1500 1000 ν ~ [cm -1 ]<br />

* Formulieren Sie den zu 6 führenden Reaktionsmechanismus. Welche Funktion hat DMF?<br />

Versuch <strong>4.2.2.6</strong>, Rev. 1.0 2


4. Reaktionen der Carbonylfunktion in Aldehyden, Ketonen, www.ioc-praktikum.de<br />

Carbonsäuren und Carbonsäurederivaten<br />

Weitere denkbare Reaktionsprodukte:<br />

H 5<br />

C 6<br />

-CH=CH N CH=CH-C 6<br />

H 5<br />

N<br />

H 5<br />

C 6<br />

-CH=CH CH=CH-C 6<br />

H 5<br />

N N<br />

N<br />

CH=CH-C 6<br />

H 5<br />

NH<br />

NH<br />

H 5<br />

C 6<br />

-CH=CH O CH=CH-C 6<br />

H 5<br />

A B C<br />

* Mit welchen spektroskopischen Daten lassen sich A–C ausschließen?<br />

* Diskutieren Sie die denkbaren Reaktionsmechanismen.<br />

Literatur, allgemeine Anwendbarkeit der Methode<br />

Alkylnitrile werden üblicherweise durch Umsetzung von Alkylhalogeniden mit KCN in Substanz, in dipolar<br />

aprotischen Solventien oder mit Hilfe der Phasentransfer-Katalyse dargestellt (siehe Einführung Kap. 1.4).<br />

Arylnitrile können auch aus Arylhalogeniden durch nucleophile aromatische Substitution mit Kupfercyanid bei<br />

hohen Temperaturen erhalten werden (Rosenmund-von Braun-Reaktion). [1] Die wichtigste Methode ist allerdings<br />

die Sandmeyer-Reaktion von Diazoniumsalzen mit Cyanid-Ionen (siehe Einführung Kap. 7.4).<br />

In vielen Fällen ist die hier behandelte Dehydratisierung von Carbonsäureamiden die Methode der Wahl, da sie<br />

die Alkyl- und Arylnitrile mit besseren Ausbeuten liefert. [2–4]<br />

[1] D.T. Mowry, Chem. Rev. 1948, 42, 189–289.<br />

[2] E.A. Lawton, D.D. McRitchie, J. Org. Chem. 1959, 24, 26–28.<br />

[3] C.S. Marvel, M.M. Martin, J. Am. Chem. Soc. 1958, 80, 6600–6604.<br />

[4] K. Wallenfels, G. Bachmann, D. Hofmann, R. Kern, Tetrahedron 1965, 21, 2239–2256.<br />

Versuch <strong>4.2.2.6</strong>, Rev. 1.0 3

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