Johannes Gutenberg
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ucke neben der <strong>Gutenberg</strong>-Bibel<br />
In den Frühdrucken befinden sich keine Druckermarken oder Angaben im Kolophon,<br />
die <strong>Gutenberg</strong> als Drucker bestätigen. Deswegen erweist sich die Rekonstruktion seiner<br />
Tätigkeiten als schwierig. Da die Typen der Donat-Kalender-Type und der B42<br />
erst nach <strong>Gutenberg</strong>s Tod wieder auftauchten und vermutlich an Schöffer verkauft<br />
wurden, hatten sie sich bis dahin wahrscheinlich im Besitz <strong>Gutenberg</strong>s befunden.<br />
Beachtet werden sollte auch, dass die meisten Forscher die Existenz einer weiteren<br />
Druckwerkstatt in Mainz (neben der von Fust/Schöffer und der von <strong>Gutenberg</strong>) in<br />
der Anfangsphase des Buchdrucks ausschließen und von weiteren Druckereien in<br />
Deutschland erst ab ca. 1460 die Rede ist. Diese Umstände und die Tatsache, dass<br />
Fust und Schöffer den Großteil ihrer Drucke mit Namen versahen, führt dazu, dass<br />
<strong>Gutenberg</strong> die aufgelisteten Drucke zugeschrieben werden. Diese dürften <strong>Gutenberg</strong><br />
ein Einkommen gesichert haben. „Es handelt sich dabei vornehmlich um weniger<br />
umfangreiche Werke, die Abnehmer aus den verschiedensten Leserkreisen ansprachen.<br />
Für diese Kleindrucke bedurfte es vergleichsweise geringer Investitionen, deren<br />
baldige Refinanzierung sich dank kurzer Produktionsdauer und schnellem Absatz<br />
abzeichnete.“ [3]<br />
Für die aufgelisteten Drucke wurde die Donat-Kalender-Type verwendet (Ausnahme:<br />
Catholicon). Sie wird teilweise auch als <strong>Gutenberg</strong>s „Urtype“ bezeichnet und in<br />
die Schriftfamilie der Textura eingeordnet. Im Vergleich zur Textura der B42 fällt die<br />
Donat-Kalender-Type größer und gröber aus. Im Laufe ihrer Verwendung wurde die<br />
Type immer wieder durch weitere Buchstabenvarianten ergänzt.<br />
blassbriefe<br />
(1454/1455)<br />
Ablassbriefe waren einseitig mit einem<br />
formelhaften Text in der Donat-Kalender-Type<br />
bedruckt, und die ersten Auflagen<br />
erschienen auf Pergament. Nach<br />
dem Kauf musste der Gläubige nur<br />
noch seinen Namen in das vorgesehene<br />
Feld eintragen und ihn bei der nächsten<br />
Beichte abgeben. Daraufhin wurden<br />
ihm Sündenstrafen erlassen. Die durch<br />
den Buchdruck geschaffene Vervielfältigungsmöglichkeit<br />
ermöglichte eine hohe<br />
Auflage und weite Verbreitung. Ein bis<br />
heute erhaltenes Exemplar ist durch eine<br />
handschriftliche Notiz auf den 22. Oktober<br />
1454, ein weiteres auf den 26. Januar<br />
1455 datiert.<br />
onate<br />
ürkenkalender für das Jahr 1455<br />
Vorwiegend handelte es sich hierbei um Drucke der lateinischen Grammatik „Ars<br />
minor” des Aelius Donatus. Dieses Schulbuch gehörte schon in der Handschriftenzeit<br />
zu den Standardwerken des Lateinunterrichts. In der Frühdruckzeit konnten die<br />
etwa 28 Seiten schnell gesetzt, gedruckt und, auf Grund der hohen Nachfrage, abgesetzt<br />
werden. Bis 1468 lassen sich 24 Auflagen, von denen heute nur noch Fragmente<br />
erhalten sind, nachweisen. Diese Auflagen sind nicht satzidentisch. Es finden sich<br />
26-, 27- 28- und 30zeilige Donate, die alle auf Pergament gedruckt wurden. Satz und<br />
Druck scheinen bei diesen Schulbüchern noch nicht ganz ausgereift gewesen zu sein.<br />
Diese Donate waren Namensgeber für die Donat-Kalender-Type.<br />
Diese Flugschrift mit der Überschrift „<br />
Eyn manung der cristenheit widder die<br />
durken“ war eine Propagandaschrift,<br />
die vor den Türken warnen sollte und<br />
die Unterstützung zu einem Kreuzzug<br />
forderte (Anlass: Eroberung Konstantinopels<br />
1453). Der Kalender begann mit<br />
dem 1. Januar 1455, und in jedem Monat<br />
wurde, neben den Angaben zum Datum<br />
des Neumondes, ein geistlicher oder<br />
weltlicher Herrscher zum Widerstand<br />
aufgerufen. Obwohl der Text aus paarweise<br />
gereimten Versen bestand, wurde<br />
er in fortlaufenden Zeilen gesetzt. Ein bis<br />
heute erhaltenes vollständiges Exemplar<br />
(Bayerische Staatsbibliothek München,<br />
Rar. 1) besteht aus sechs Blättern und<br />
lässt Schlussfolgerungen über den Typenbestand<br />
zu.[4] Neben den Abkürzungsund<br />
Interpunktionszeichen bestand dieser<br />
aus 93 Minuskeln und 15 Majuskeln.<br />
Die fehlenden Großbuchstaben K, W,<br />
X, Y, Z wurden durch Kleinbuchstaben<br />
ersetzt. Daher kann davon ausgegangen<br />
werden, dass der verwendete Typensatz<br />
der Donat-Kalender-Type ursprünglich<br />
für lateinische Texte gedacht war.