Johannes Gutenberg
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Leben<br />
erkunft und Jugend<br />
Der Aufenthaltsort und die Tätigkeiten <strong>Gutenberg</strong>s in den 1420er Jahren sind unbekannt.<br />
Nach einer neuerlichen Abwanderungswelle im Zuge weiterer Auseinandersetzungen<br />
zwischen Zünften und Patriziern 1429 wird durch zwei Quellen nur belegt, dass <strong>Gutenberg</strong><br />
sich nicht in Mainz aufhielt. Zum einen vertrat ihn seine Mutter bei Verhandlungen<br />
über den Erhalt einer Leibrente, zum anderen wurde er in dem Sühnevertrag<br />
des Mainzer Erzbischofs Konrad III. 1430 erwähnt. Dieser bot den Geflohenen eine<br />
Rückkehr ohne Auflagen an. <strong>Gutenberg</strong> lehnte das Angebot ab und blieb der Stadt<br />
fern.<br />
<strong>Johannes</strong> <strong>Gutenberg</strong> wurde um 1400 als drittes Kind des Patriziers und Kaufmanns<br />
Friedrich (Friele) Gensfleisch und dessen zweiter Frau Else Wirich wahrscheinlich<br />
in Mainz (im elterlichen Hof zum <strong>Gutenberg</strong>) geboren und starb dort<br />
am 3. Februar 1468. Da sich sein Geburtsdatum nicht genau feststellen lässt, legte<br />
die <strong>Gutenberg</strong>-Gesellschaft am Ende des 19. Jahrhunderts das Geburtsjahr auf<br />
1400 fest, um anschließend im Jahre 1900 seinen 500. Geburtstag zu feiern.<br />
Der Beiname „zum <strong>Gutenberg</strong>“ wurde von der Familie erst ab<br />
den 20er Jahren des 15. Jahrhunderts hinzugefügt. Familiennamen<br />
waren damals noch unstet, vielerorts war es<br />
damals üblich, den Geburtsnamen mit dem Namen<br />
des jeweiligen Hausbesitzes zu ergänzen oder durch<br />
diesen zu ersetzen. Es wird vermutet, dass er in der<br />
nahe seinem Geburtshaus liegenden Kirche St.<br />
Christoph getauft wurde.<br />
1411 zogen 117 Patrizier kurzfristig aus Mainz<br />
aus, um in einer Auseinandersetzung mit den<br />
Zünften ihrem Anspruch auf die Privilegien der<br />
Steuer- und Zollfreiheit Nachdruck zu verleihen.<br />
Darunter war auch Vater Gensfleisch mit<br />
seinen Kindern. Mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />
zog die Familie nach Eltville, wo sie aus mütterlichem<br />
Erbe ein Haus besaß.<br />
1413 zwangen Hungerkrawalle die Familie Mainz erneut<br />
zu verlassen. Als Sohn eines wohlhabenden Patriziers<br />
ist der Besuch einer Lateinschule wahrscheinlich. Zu<br />
dem Stift St. Viktor vor Mainz hatte die Familie eine enge Beziehung,<br />
und <strong>Gutenberg</strong> trat später in die St.-Viktor-Bruderschaft<br />
ein. Dies lässt den Besuch der Klosterschule vermuten.<br />
Ein Universitätsstudium lässt sich im Hinblick auf seine späteren Tätigkeiten<br />
ebenfalls vermuten. In den Matrikelbüchern der Universität Erfurt findet sich ein<br />
Eintrag zu einer Immatrikulation eines <strong>Johannes</strong> de Alta Villa (Eltville) im Sommersemester<br />
1418. Fraglich ist, ob es sich hier um <strong>Johannes</strong> <strong>Gutenberg</strong> handelte.<br />
Ein erstes Dokument, das <strong>Gutenberg</strong> namentlich erwähnt, stammt aus dem Jahre<br />
1420. Die Notiz berichtet über Erbstreitigkeiten der Geschwister <strong>Gutenberg</strong> und<br />
einer Halbschwester nach dem Tod von Friele Gensfleisch senior 1419. Über den<br />
Ausgang wird nicht berichtet, allerdings belegt diese Quelle die Rechtsmündigkeit<br />
(älter als 14 Jahre) <strong>Gutenberg</strong>s zu diesem Zeitpunkt, da er nicht durch einen Vormund<br />
vertreten wurde.<br />
traßburger Jahre<br />
Ab 1434 und bis 1444 lässt sich der Aufenthalt<br />
von <strong>Gutenberg</strong> in Straßburg belegen.<br />
Um ausstehende Rentenzahlungen<br />
der Stadt Mainz einzufordern, veranlasste<br />
er im März 1434 eine Schuldhaft des<br />
durchreisenden Mainzer Stadtschreibers<br />
Nikolaus Wörstadt. Um das Wohlwollen<br />
der Stadt Straßburg nicht zu gefährden,<br />
entließ er ihn kurz darauf, und Mainz beglich<br />
1436 die Schulden.<br />
Rückschlüsse auf <strong>Gutenberg</strong>s geschäftliche<br />
und handwerkliche Tätigkeiten in<br />
Straßburg sind durch die Gerichtsakten<br />
des sogenannten Dritzehn-Prozesses<br />
möglich. 1437 nahm er Andreas Dritzehn<br />
in die Lehre, um ihm das „Polieren von<br />
Edelsteinen“ (Münz- und Goldschmiedehandwerk)<br />
beizubringen. Zusätzlich<br />
gründete er eine Finanzierungsgesellschaft<br />
mit mehreren Teilhabern zur Vorfinanzierung<br />
eines neuen technischen<br />
Verfahrens. Darüber hinaus hatte er eine<br />
vertragliche Vereinbarung mit dem Vogt<br />
Hans Riffe von Lichtenau zur Produktion<br />
von Wallfahrtsandenken. Zusammen mit<br />
Andreas Dritzehn sollte er Wallfahrtsspiegel<br />
aus einer Blei-Zinn-Legierung für<br />
die Aachen-Wallfahrt im Jahre 1439 herstellen.<br />
Aufgrund einer Pestepidemie fand die<br />
Wallfahrt jedoch erst im Jahre 1440 statt.<br />
Andreas Dritzehn starb 1439 vor ihrer<br />
Vollendung, und seine Brüder versuchten,<br />
sich in die Gesellschaft einzuklagen<br />
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