01_Forstliche_Planung.pdf
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Wer bin ich<br />
Ausbildung<br />
Didaktischer Ausweis in Biologie/Umweltlehre ETH<br />
dipl. Forstingenieur ETH<br />
Forstwart<br />
Berufserfahrung<br />
Wissenschaftlicher Mitarbeiter bei GEO Partner AG<br />
(Ressourcenmanagement) März 2005 – 2009<br />
Praktikant Projekt ORECH-LES, Kirgistan,<br />
März - Sept. 2003<br />
Praktikant Kreisforstamt 10, Ste Croix,<br />
Juli 2002 - Jan. 2003
Habt ihr schon einmal etwas von<br />
forstlicher <strong>Planung</strong> gehört?<br />
Braucht es diese?<br />
Weshalb planen wir im Wald?<br />
Kurzes Brainstorming (5min, dann Diskussion im Plenum)<br />
3
Lernziele der heutigen Lektion<br />
- Sie können die Grundidee der forstlichen<br />
<strong>Planung</strong> in 2 Sätzen grob umschreiben.<br />
- Sie können die 5 wichtigsten<br />
Waldfunktionen nennen.<br />
- Sie kennen den Unterschied zwischen<br />
überbetrieblicher und betrieblicher<br />
<strong>Planung</strong> im Wald.<br />
4
Inhalt der heutigen Vorlesung<br />
- Forstgeschichte<br />
- Schweizer Wald in Zahlen<br />
- Waldfunktionen<br />
- <strong>Forstliche</strong> <strong>Planung</strong> auf zwei Ebenen<br />
- Rechtsgrundlagen<br />
- Waldentwicklungsplan (WEP)<br />
- Betriebsplan<br />
5
Kurzer Exkurs in die Forstgeschichte<br />
• Im 18. und 19. Jahrhundert war der<br />
Wald als Rohstoff- und Energielieferant<br />
enorm wichtig<br />
• Entscheidend für wirtschaftliche<br />
Entwicklung<br />
• Rohstoffknappheit wurde rasch<br />
ersichtlich<br />
• Ursprung des Nachhaltigkeitsgedankens<br />
6
Schweizer Wald in Zahlen<br />
Waldfläche (2006):<br />
Eigentumsverhältnisse:<br />
Holzzuwachs:<br />
Nutzung und Mortalität:<br />
Wirtschaftlich verwertbarer<br />
Zuwachs:<br />
Holzernte 2009:<br />
Beschäftigte Waldwirtschaft:<br />
Beschäftigte Holz, Zellstoff- und<br />
Papierindustrie:<br />
12'746 km2 = 31% der Landesfläche der<br />
Schweiz<br />
71% öffentlicher Wald, 29% Privatwald<br />
9.5 Mio. m3/Jahr<br />
8.6 Mio. m3/Jahr<br />
7.5 Mio. m3/Jahr<br />
4.9 Mio. m3/Jahr<br />
5'844 Personen<br />
82'627 Personen (davon Holzwirtschaft<br />
69'860)<br />
7
Was erwartet die Bevölkerung vom Wald?<br />
Einführung in die Raumplanung der Schweiz 8<br />
Quelle: BAFU
Waldfunktionen und deren Nutzer<br />
- Welche Waldfunktionen kennt ihr?<br />
- Welches sind die wichtigsten Nutzer-/<br />
Interessengruppen?<br />
- Wem gehört der Wald?<br />
9
Leistungen des Waldes<br />
Der Wald erbringt vielfältige Leistungen für die<br />
Menschen, denn er:<br />
• erhält die Artenvielfalt (Biodiversität);<br />
• schützt vor Naturgefahren (Schutzwald);<br />
• produziert Holz (zum Bauen, Heizen usw.) und<br />
bietet Arbeitsplätze;<br />
• bietet Erholung, reinigt die Luft und filtert<br />
Niederschläge zu naturreinem Trinkwasser;<br />
• speichert Kohlenstoff (CO 2 ) in Bäumen und im<br />
Boden.<br />
10
Biodiversität im Wald<br />
120 verschiedenen Waldtypen<br />
über 20 000 Arten<br />
Vielfalt erhalten bedeutet<br />
– naturnah bewirtschaften;<br />
– Wildnis zulassen;<br />
– Arten und Lebensräume gezielt fördern;<br />
– traditionelle Waldformen wiederbeleben;<br />
– Konflikte zwischen Wald und Wild vermeiden.<br />
11<br />
Foto: De Micheli
Schutzwald<br />
• Wälder bieten eine natürliche Schutzwirkung<br />
• nachhaltig bewirtschaftete und gepflegte<br />
Schutzwälder kosten weniger als technische<br />
Schutzbauten.<br />
• rund 40 % der Waldfläche haben Schutzfunktion<br />
12
Holzproduktion<br />
Pro Jahr wachsen rund 9.5 Mio. m3 Holz zu, die als<br />
nachwachsender Rohstoff lokal zur Verfügung stehen.<br />
13
Erholungsraum<br />
Wald fördert Wohlbefinden und Gesundheit.<br />
Rund 10 % gelten als Erholungswald und werden entsprechend<br />
bewirtschaftet. Er ist Naherholungsgebiet, bietet Raum für<br />
Sport, Spiel und Abenteuer und fördert so das Wohlbefinden<br />
und die Gesundheit der Bevölkerung.<br />
14
CO 2 Speicherung<br />
• Wälder und Böden sind CO 2 -Speicher. Sie spielen<br />
deshalb eine Rolle für die Treibhausgasbilanz und für<br />
die Erfüllung des Kyoto-Protokolls.<br />
• Pflanzen - insbesondere Waldbäume - nehmen<br />
während des Wachstums viel CO 2 auf. Sie speichern<br />
den Kohlenstoff in der Biomasse und den Sauerstoff<br />
geben sie zurück an die Atmosphäre und wirken so als<br />
CO 2 -Senke.<br />
15
<strong>Forstliche</strong> <strong>Planung</strong><br />
Die forstliche <strong>Planung</strong> umfasst den gesamten Führungsprozess:<br />
Informationsbeschaffung, Zielsetzung, <strong>Planung</strong>, Entscheidung<br />
und Kontrolle.<br />
Zielsetzung<br />
<strong>Planung</strong><br />
Informationsbeschaffung<br />
Entscheidung<br />
Kontrolle<br />
16
Seit gut 15 Jahren fortschrittliches<br />
<strong>Planung</strong>skonzept<br />
Veränderte Ansprüche an<br />
den Wald und die schlechte<br />
finanzielle Lage der<br />
Forstbetriebe haben vor 15<br />
Jahren dazu geführt, dass in<br />
der Schweiz ein neues<br />
fortschrittlies<br />
<strong>Planung</strong>skonzept entwickelt<br />
wurde.<br />
17
überbetrieblich – betrieblich<br />
18<br />
Bachmann, 2005
A) <strong>Planung</strong> auf Behördenebene<br />
Der Waldentwicklungsplan (WEP) dient:<br />
Sicherstellung der öffentlichen Interessen am Wald<br />
Führungsinstrument des Forstdienstes<br />
legt die Ziele der Walderhaltung, die Methoden und<br />
Rahmenbedingungen der Waldbewirtschaftung sowie die<br />
Grössen zur Kontrolle der Nachhaltigkeit fest.<br />
öffentliche Mitwirkung<br />
mittel- bis langfristiger Zeitraum, für allen Wald in einem<br />
bestimmten Raumabschnitt, unabhängig von den<br />
Eigentumsgrenzen<br />
Ist behördenverbindlich<br />
19
B) <strong>Planung</strong> auf Forstbetriebsebene<br />
traditionell, mehr forstpolizeilich orientierte und von den<br />
Forstbehörden stark beeinflusste Betriebsplanung<br />
heute auch modernes Instrument der Managementlehre<br />
zentral ist die mittelfristige strategische <strong>Planung</strong><br />
wirtschaftliche Sicherheit und die konkrete Bewirtschaftung<br />
im Vordergrund stehen<br />
20
Rechtsgrundlagen für den Wald<br />
Die schweizerische Bundesverfassung (BV) enthält einen eigenen<br />
Artikel zum Wald (Art. 77).<br />
21
Rechtsgrundlagen für den Wald<br />
Die Ausführungen sind in der Waldgesetzgebung des Bundes und der<br />
Kantone geregelt.<br />
Ziele des Waldgesetzes (WaG, SR 921.0) sind:<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
den Wald in seiner Fläche und in seiner räumlichen Verteilung zu<br />
erhalten;<br />
den Wald als naturnahe Lebensgemeinschaft zu schützen;<br />
dafür zu sorgen, dass der Wald die von der Gesellschaft erwarteten<br />
Leistungen erfüllen kann (Schutz, Wohlfahrt und Nutzung); und<br />
die Waldwirtschaft zu fördern und zu erhalten.<br />
22
Begriff Nachhaltigkeit<br />
Der Begriff „Nachhaltigkeit“ stammt ursprünglich aus der Forstwirtschaft und<br />
wurde erstmals im Jahr 1713 von Hans Carl von Carlowitz aus der Not der<br />
Waldvernichtung heraus beschrieben:<br />
Der Begriff bezeichnet die Bewirtschaftungsweise eines Waldes, bei der dem<br />
Wald immer nur so viel Holz entnommen wird wie nachwachsen kann, so<br />
dass der Wald nie zur Gänze abgeholzt wird, sondern sich immer wieder<br />
regenerieren kann.<br />
Heute steht die umfassendere Begriffsbezeichnung „nachhaltige Entwicklung<br />
(sustainable development)“ im Vordergrund. 1987 definierte die Brundlandt<br />
Kommission diesen Begriff wie folgt:<br />
„Die nachhaltige Entwicklung bezeichnet eine Entwicklung, welche den<br />
Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten<br />
künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu<br />
befriedigen“.<br />
23
Nachhaltigkeit in der heutigen<br />
Forstwirtschaft<br />
Grund für den hohen Stellenwert der forstlichen Nachhaltigkeit<br />
sind die langen Regenerationszeiten, der steigende Holzbedarf<br />
sowie die steigenden Ansprüche an den Wald. Die Helsinki-<br />
Resolution (1993) definiert in modernen Begriffen die<br />
nachhaltige Forstwirtschaft als:<br />
„die Behandlung und Nutzung von Wäldern auf eine Weise und<br />
in einem Ausmass, dass deren biologische Vielfalt, Produktivität,<br />
Verjüngungsfähigkeit, Vitalität sowie deren Fähigkeit, die<br />
relevanten ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen<br />
Funktionen gegenwärtig und in der Zukunft auf lokaler,<br />
nationaler und globaler Ebene zu erfüllen gewährleistet, ohne<br />
anderen Ökosystemen Schaden zuzufügen.“<br />
24
Rechtsgrundlagen § § §<br />
Waldgesetz (WaG) Art. 20 Abs. 1<br />
Der Wald ist so zu bewirtschaften, dass er seine Funktionen dauernd und<br />
uneingeschränkt erfüllen kann.<br />
Ökologie<br />
Ökonomie<br />
Soziales<br />
25
Rechtsgrundlagen § § §<br />
Art. 699 ZGB Abs.1<br />
Das Betreten von Wald und Weide und die Aneignung wildwachsender<br />
Beeren, Pilze u. dgl. sind in ortsüblichem Umfange jederman gestattet,<br />
soweit nicht im Interesse der Kulturen seitens der zuständigen Behörde<br />
einzelne bestimmt umgrenzte Verbote erlassen werden.<br />
Öffentliche Interessen am Wald haben stark zugenommen<br />
Privatwaldanteil: CH = 30%<br />
ZH = 50%<br />
26
Rechtsgrundlagen § § §<br />
• WaG Art. 20 Abs. 2<br />
Die Kantone erlassen <strong>Planung</strong>s- und Bewirtschaftungsvorschriften…<br />
• WaV Art. 18<br />
• … darin sind festzuhalten: Planarten, Inhalte, Pflichtigen,<br />
<strong>Planung</strong>sziele, Verfahren, periodische Überprüfung.<br />
• <strong>Planung</strong>sdokumenten mind.: Standortverhältnisse, Waldfunktionen<br />
• Muss: Mitwirkung Bevölkerung bei überbetrieblicher <strong>Planung</strong><br />
• RPG Art. 18 Abs. 3<br />
Das Waldareal ist durch die Forstgesetzgebung umschrieben<br />
und geschützt.<br />
27
Betriebsplan<br />
§ 13 KaWaG (Kt. ZH)<br />
Die Ausführungsplanung erfolgt durch:<br />
a) Betriebspläne<br />
b) Verordnungen und Verfügungen<br />
c) Beitragsbedingungen<br />
d) Verträge<br />
§ 8 KaWaV (Kt. ZH)<br />
Ab 50 ha Waldeigentum wird ein Betriebsplan<br />
ausgearbeitet.<br />
Der Betriebsplan:<br />
- beschreibt Bewirtschaftungsabsichten<br />
- nennt die waldbaulichen Massnahmen und<br />
- voraussichtlichen Nutzungsmengen.<br />
28
Inhalt des Betriebsplans<br />
1) Grundlagen<br />
2) Bisherige Bewirtschaftung<br />
3) Aktueller Zustand<br />
4) <strong>Planung</strong> für die nächsten 10 Jahre<br />
- Betriebliche Ziele, Betriebskonzept<br />
- Produktliste / Leistungsangebot<br />
- Massnahmenplanung im Wald<br />
- Herleitung Hiebsatz<br />
5) Genehmigung<br />
29
<strong>Planung</strong>sgrundlagen<br />
Um strategische <strong>Planung</strong>en im Wald vornehmen zu<br />
können müssen die natürlichen Grundlagen und<br />
Rahmenbedingungen bekannt sein.<br />
1. Pflanzensoziologische Standortskarte<br />
2. Bestandeskarte<br />
3. Massnahmenpläne<br />
30
Pflanzensoziologische Standortskarte<br />
31
Bestandeskarte<br />
32
Waldentwicklungsplan (WEP)<br />
Die Vielzahl unserer Ansprüche an die Leistungen des<br />
Waldes verlangen eine integrale Waldplanung mit<br />
Einbezug der Öffentlichkeit.<br />
<br />
<br />
<br />
Mit WEP raumplanerische Ordnung zu schaffen<br />
Schwerpunkt Aussagen zu den Waldfunktionen<br />
Aktionsräume festlegen<br />
Interessenkonflikte vermeiden<br />
33
Waldentwicklungsplan<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Führungs- und Koordinationsinstrument der<br />
Forstbehörde<br />
Mitwirkung der Öffentlichkeit (Interessengruppen)<br />
Steuerung der langfristigen Waldentwicklung<br />
Genehmigung durch Regierungsrat<br />
Entspricht einer Richtplanung und ist<br />
behördenverbindlich<br />
Perimeter: Region, Forstrevier oder ganzer Kanton<br />
34
Vergleich WEP - LEK<br />
Gesetzliche Grundlage<br />
Pflicht<br />
Verbindlichkeit<br />
Genehmigung<br />
Umgrenzung<br />
Leitung<br />
Finanzierung<br />
WEP<br />
LEK<br />
35
Vergleich WEP - LEK<br />
WEP<br />
LEK<br />
Gesetzliche Grundlage Waldgesetz Keine<br />
Pflicht ja nein<br />
Verbindlichkeit behördenverbindlich meist freiwillig<br />
Genehmigung Kanton i.d.R. Gemeinderat<br />
Umgrenzung<br />
Leitung<br />
Wald in Region<br />
(Forstreviere oder<br />
Kanton)<br />
Landschaftskammer,<br />
Region, Gemeinde<br />
Kreisforstmeister / Kanton Verschieden (Gemeinde,<br />
Verein etc.)<br />
Finanzierung durch Kanton je nach Trägerschaft,<br />
Gemeinde<br />
36
<strong>Forstliche</strong> <strong>Planung</strong> und Raumplanung<br />
37
Zusammenfassung<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Veränderte Anspruche an den Wald erhöhen den<br />
<strong>Planung</strong>sbedarf.<br />
Die wichtigsten Funktionen sind: Schutz vor Naturgefahren,<br />
Holzproduktion, Biodiversität, Erholung, CO 2 -Speicherung<br />
Es wird klar zwischen <strong>Planung</strong> auf Behördenebene und<br />
<strong>Planung</strong> auf Eigentümerebene unterschieden.<br />
Waldentwicklungsplanung unter Mitwirkung der<br />
Bevölkerung<br />
38