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über August Sanders „Frau eines Architekten“

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Als überzeugter SPD- Anhänger befürwortete er die<br />

Weimarer Republik, doch deren Misere weckte auch seine<br />

Sympathien für die alte Zeit in der er aufwuchs. Dennoch<br />

gingen die Diskussionen mit den rheinischen Progressiven<br />

nicht spurlos an ihm vorüber. Zum Bürgertum, mit dem er<br />

sich vor dem Krieg rückhaltlos identifiziert hatte, ging er<br />

schließlich auf Distanz und die Qualität des Exakten die seine<br />

Bilder nun annahmen waren Ausdruck dieses<br />

Distanzierungsprozesses und „Signal des Übergangs von der kunstfotografischen Verklärung<br />

des Bürgertums zu dessen- zumindest der Absicht nach- sachlichen Inventarisierung“.<br />

(Gunther Sander: 25)<br />

Sander begann auch in dieser Zeit die Negativbestände der Linzer und Westerwälderzeit zu<br />

sichten, wobei sich besonders interessante Aufnahmen herauskristallisierten. Bilder, die<br />

größtenteils und der Intention nach als „Kunstwerke“ entstanden, enthüllten nun einen<br />

dokumentarischen Gehalt und <strong>Sanders</strong> Portraitarchiv, welches zunächst für den<br />

kommerziellen Zweck bestimm war, gewann eine neue Dimension- er nutzte es als<br />

Anschauungsmaterial der psychischen und sozialen Verfassung des Einzelnen und der<br />

Gesellschaft. Sein Blick auf verschiedene soziale Gruppen erweiterte sich und er fasste den<br />

Plan einen fotografischen Querschnitt durch alle Klassen, Berufe und Lebensbereiche der<br />

Weimarer Republik in ein großes Portraitkompendium 6 zu legen.<br />

Mit der Währungsreform (1923/24), mit der auch die wirtschaftliche Konsolidierung der<br />

Weimarer Republik begann, bekam Sander, in Form von Industrieaufträgen, die<br />

Konjunkturbelebung unmittelbar zu spüren. Diese Aufträge, die er gerne seinen Angestellten<br />

überließ, sicherten ihn lange Zeit finanziell ab und er machte die zunächst brotlosen, aber<br />

dennoch bedeutsamen und interessanten Bestandsaufnahmen der Weimarer Republik zu<br />

seiner Hauptaufgabe. In einer methodischen Form in Mappen gegliedert, sollten seine<br />

Portraits die Schichtung der Gesellschaft spiegeln und den Namen Menschen des 20.<br />

Jahrhunderts tragen.<br />

Gesellschaft im Umbruch<br />

In der Realisierung dieses großen Portraitwerks finden sich unter Anderem Aufnahmen von<br />

Persönlichkeiten, die <strong>Sanders</strong> Werk beeinflusst haben und spiegeln persönliche Kontakte und<br />

6 Kompendium: ein kurz gefasstes Nachschlagewerk<br />

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