Ã¼ber August Sanders âFrau eines Architektenâ

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Vor-Ikonographie Das Portrait Frau eines Architekten. Verheiratet mit Hans Heinz Lüttgen. entstand ca. 1928 in Köln und wurde von dem Fotografen August Sander angefertigt. Es ist Teil einer Portraitsammlung, welche in 7 Gruppen gegliedert gesellschaftliche Bereiche repräsentiert und findet sich unter der Gruppe 3- Die Frau in M.14- die Elegante Frau 1 . Das Originalnegativ trägt keine Nummer, jedoch die Beschriftung Mappenplatte Frau Lüttgen. Das Bild ist schwarz-weiß. Der Ort, an dem das Portrait entstand, ist nicht eindeutig zu erkennen. Das Model sitzt vor einem hellen, texturierten Hintergrund seitlich auf der Kante eines Holztisches. Als sichtbar junge, schlanke Frau trägt sie eine Bubikopffrisur und ein eher sachliches, einfaches Kleid, das sich lediglich durch das karierte Muster und Ziernähte, die sich vom Rücken über die Schultern bis hin zum Bauch erstrecken, hervorhebt und dessen Länge nicht eindeutig erkennbar ist. Sie wendet sich der Kamera nicht frontal zu, sondern bietet dem Betrachter nur den Blick auf ihre linke Körperhälfte. Dabei sitzt sie nicht kerzengerade, sondern mit entspanntem Rücken und schaut geradeaus. Ihr Gesicht ist ungeschminkt und der 1 In der Einzelausgabe der Menschen des 20. Jahrhunderts Gruppe 3 findet sich die Beschriftung Frau eines Architekten. 1926 6
Mund leicht geöffnet. Die rechte Hand und ihre Beine sind nicht zu sehen, doch an ihrer linken Hand erkennt man drei Finger, die sie mit den Fingerspitzen auf den Tisch gesetzt hat. Ikonographie In diesem Portrait definiert sich das Model durch ihre Kleidung, ihren Körper und ihren Habitus. Dieses Bild erscheint mit einer eher ungewöhnlichen Perspektive und experimentiert mit der Körpersprache des Models. Die seitliche Haltung der Frau lässt sich auf eine gewisse Eitelkeit dieser eleganten Frau beziehen, die dem Betrachter nur ihre beste Seite zu zeigen gewillt ist. Es ist der Look der neuen Frau den sie verkörpert und der zur Zeit der Weimarer Republik ein zentrales Thema darstellt. Durch die Technisierung, Unterhaltungsindustrie, Kunst und Dynamisierung der Zeit entstanden neue, verschiedene Erscheinungsformen der 20er Jahre Frau, die zu Leitbildern der Weimarer Republik wurden und sich in besonderem Maße durch ihre Kleidung definierten. Der Umbruch dieser Zeit und die Suche nach klar definierten Geschlechterrollen näherten die Suche nach einem kategorisierten Frauenbild. Verschiedene Frauentypen wurden, unter Anderem auch in der Kunst, entworfen und stilisierten Frauen zu sportlichen, unkomplizierten Jungmädeln und modischen Damen, was eine zeitgeschichtliche Sichtweise auf Frauentypen darstellt. Dies zeigt sich besonders gut am Beispiel des Elida 2 - Wettbewerbs um „das schönste deutsche Frauenportrait“ 1928, den der Maler Willy Jaeckel mit seinem Bild einer sportlichen jungen Frau mit kurzen Haaren und knielangem Rock, als „Stehendes Mädchen“ betitelt, gewann. Wie auch die beschriebene, von August Sander portraitierte Frau, stellte Jaeckels Mädchen eine Frauenfigur dar, die einfach, aber modern angezogen, weibliche Alltäglichkeit und Normalität verkörpert. Wie viele junge Frauen der 20er Jahre trägt auch sie eine Bubikopffrisur und scheint sich auch ohne den Einsatz exklusiver oder traditioneller weiblicher Attribute ihrer Ausstrahlung sicher zu sein. Auch Sanders Frau eines Architekten wirkt durch ihre Ausstrahlung, wenngleich sie sich durch die Körperhaltung und ihre Körpersignale vom Betrachter distanziert. Ihr Kleid ist einfach, nicht tailliert, es betont weder die Beine und Hüfte noch das Dekolletee, ihre Handstellung ist elegant, die Frisur ist die der modischen 20er Jahre Frau, eine praktische Kurzhaarfrisur, ihr Gesicht ist „das Gesicht“ einer ganzen Generation. Sie verkörpert die schlanke, starke 2 Die Elida AG ist eine ehemaliger deutscher Kosmetikkonzern 7
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Seite 18 und 19: Eine Vielzahl von Illustrierten und
Seite 20 und 21: In der Anfertigung seines Werkes tr
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