Partnerschaft mit Uganda vertieft - KAB Rottenburg-Stuttgart
Partnerschaft mit Uganda vertieft - KAB Rottenburg-Stuttgart
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<strong>Partnerschaft</strong> <strong>mit</strong> <strong>Uganda</strong><br />
<strong>vertieft</strong><br />
Ein Reisebericht der <strong>KAB</strong> in der<br />
Diözese Rotenburg <strong>Stuttgart</strong><br />
Tief grünes Land, rote Erde und schwarze Kinderaugen<br />
bringt die <strong>KAB</strong>-Delegation aus <strong>Uganda</strong> in ihren Herzen<br />
<strong>mit</strong> nach Deutschland. Fast 3 Wochen waren 15 Mitglieder<br />
der Katholischen Arbeitnehmer Bewegung -<strong>KAB</strong>- aus<br />
der Diözese <strong>Rottenburg</strong> <strong>Stuttgart</strong> in ihren Partnergruppen<br />
und Partnerdiözesen in <strong>Uganda</strong> unterwegs.<br />
In Masaka, unserer ersten Partnerdiözese nach der Hauptstadt Kampala, fällt einem als erstes<br />
auf, dass Schulferien sind. Die bunten Schulkleider wurden ersetzt durch einfache westliche<br />
Kleidung. Auf den Dörfern sind es dagegen eher zerlumpte T-Shirts und Shorts. Das drängt<br />
die Frage auf, sind die Menschen ärmer geworden als vor 4 Jahren beim letzten Besuch? Die<br />
ugandischen Begleiter bejahen die Frage, eine Missernte und die Politik, die bestimmte<br />
Regionen bevorzugt, hinterlassen Spuren. Auf der anderen Seite gibt es mehr und mehr gut<br />
gekleidete Menschen, <strong>mit</strong> viel Reichtum, gerade in Kampala. Die Kluft zwischen Arm und<br />
Reich wird größer. Ein Großkaufhaus <strong>mit</strong>teleuropäischen Stilles in Kampala in dem es alles<br />
zu kaufen gibt drückt dies am besten aus. Auf den Parkplatz dürfen nur Menschen <strong>mit</strong><br />
entsprechenden Autos fahren.<br />
Zwei Nächte in der Partnergruppe von Nordstetten in Narozali, nur 15km von Masaka<br />
entfernt, lässt einen Teil der auf vier Partnergruppen verteilten Delegation, den einfachen<br />
Lebensstil erfahren. Kein Strom, kein Wasser und ein Plumpsklo, einige Meter von unserem<br />
Haus entfernt, machen deutlich, welche Einschränkungen dieses Leben <strong>mit</strong> sich bringt.<br />
Morgens, nach dem der Hahn gekräht hat, geht’s los <strong>mit</strong> den kilometerlangen Fußmärschen<br />
der Kinder, um Wasser in Kanistern zu holen und danach wieder einen langen Fußmarsch zur<br />
Schule, von der die Kinder erst am späten Nach<strong>mit</strong>tag zurückkommen. Das gilt auch für die<br />
Ferien, dann findet dort nämlich Nachhilfeunterricht statt. Wer nicht zur Schule gehen kann,<br />
erhält einen mehrseitigen Fragenkatalog für zuhause. In den Schulen gibt es keine<br />
Verpflegung, allerorts wird nun vermehrt Regenwasser in Tanks gesammelt, da<strong>mit</strong> die<br />
Schulkinder wenigstens etwas zum trinken haben.<br />
In der deutschen Delegation befanden sich auch Vertreter von Partnerschulen. Seit 2006 gibt<br />
es eine Schulpartnerschaft zwischen der Albert Schweizer Realschule in Tübingen und der St.<br />
Michaels Vocational School in Butende. Neben Brief- bzw. Mailfreundschaften zwischen<br />
Schülern gab es einen Austausch von Schülern. Zum einen waren Schüler <strong>mit</strong> ihren Eltern aus<br />
Tübingen 2008 in <strong>Uganda</strong> und in diesem Frühjahr Schüler aus Butende für 4 Wochen rund<br />
um Tübingen unterwegs. Dabei studierten sie gemeinsam ein afrikanisches Musical ein das in<br />
3 Städten auf geführt wurde. Beim Besuch in Butende ging es um die Installierung von<br />
Regenwassertanks die von Schülern und Eltern aus Tübingen finanziert wurden.<br />
Beim Besuch der Partnerdiözese Gulu, fällt schon bei der Anfahrt auf, die einfachen Häuser<br />
weichen den Rundhütten. Viele Häuser und Hütten sind noch leer. In der Region der Acholi<br />
herrschte bis vor 1,5 Jahren Bürgerkrieg. Die Auseinandersetzung <strong>mit</strong> den Kindersoldaten der<br />
Lord's Resistance Army (LRA) hat 20 Jahre lang, das Leben der Menschen vergiftet.
Schätzungen zufolge hat die LRA in <strong>Uganda</strong> im Laufe der Jahre mehr als 65.000 Kinder und<br />
Jugendliche entführt, nach Uno-Angaben mussten rund 1,8 Millionen Menschen in der<br />
Region vor den Überfällen in Sammellager flüchten.<br />
Da kann jeder Gesprächspartner ein Kriegserlebnis berichten. So wie der Diözesankaplan der<br />
<strong>KAB</strong> in Gulu Santo Onen. Er konnte <strong>mit</strong> 14 Jahren aus seinem Dorf flüchten, als die LRA es<br />
überfallen hat. Es war ca. 21 Uhr als die ersten Schüsse vielen. Er konnte sich aus dem Dorf<br />
schleichen. „Ich bin bis lang nach Mitternacht kreuz und quer durch den Busch gerannt und<br />
irgendwann erschöpft unter einem Baum eingeschlafen“ erzählt Father Santo. Am nächsten<br />
Tag flüchtete er nach Gulu in eine Schule. Viel wurden umgebracht, seine Mutter überlebte.<br />
Doch bei ihr übernachten kann er nicht, noch immer kann er bei ihr nicht einschlafen. Die<br />
Angst sitzt tief. Es fällt auf, die Gespräche enden abrupt, <strong>mit</strong> „Lasst uns in die Zukunft<br />
blicken“. Das traumatisierte Land hat seinen Lebensrhythmus noch nicht gefunden. Die<br />
Menschen aus den Auffanglagern müssen <strong>mit</strong> ihrer Angst zurück in ihre Dörfer oder bleiben<br />
in dem Lagerost. So auch in Pagak. Dort wurde eine der 10 neuen <strong>KAB</strong> Gruppen seit 2007<br />
gegründet. In der Gruppe arbeiten Dorfbewohner, neu zugezogene Flüchtlinge und in der<br />
dazu gehörigen Jugendgruppe drei ehemalige Kindersoldaten <strong>mit</strong>. Das Schweineprojekt vom<br />
Weltnotwerk der <strong>KAB</strong> gefördert und beim Bohnenanbauprojekt gefördert von der <strong>KAB</strong><br />
<strong>Rottenburg</strong> <strong>Stuttgart</strong> lernen die Menschen das Zusammenleben neu, auf der Basis christlicher<br />
Werte und verbesserten landwirtschaftlichen Anbaumethoden. Die Mutterschweine haben<br />
schon dreimal geworfen. Der Erlös aus dem Verkauf der Ferkel geht zu 60% an die<br />
Gruppen<strong>mit</strong>glieder, 10% an die Kirchengemeinde für Grund und Boden und 30% in die<br />
Gruppenkasse für Rücklagen und weitere Projekte.<br />
Peter Niedergesäss bei der Übergabe eines Solarlichtes <strong>mit</strong> 8 Stunden Brenndauer in Gulu.
In Gulu selber wird nahe der Universität, ein Container von der <strong>KAB</strong> zu einem Verkaufsshop<br />
umgebaut. Der Verkauf von Schulmaterialien soll dreimal im Jahr eine Seife für jeden der<br />
rund 1000 Schüler in einer speziellen Schule für ehemalige Kindersoldaten finanzieren. Die<br />
Anschubfinanzierung stammt von Einzelspendern aus der <strong>KAB</strong> <strong>Rottenburg</strong> <strong>Stuttgart</strong>. Dies<br />
macht deutlich, es sollen von Anfang an Selbsthilfestrukturen geschaffen werden, an denen<br />
die Betroffenen beteiligt werden. Auch an diesem Projekt sind einzelne Kindersoldaten<br />
beteiligt. So gelingt am besten die Integration, sagte der Vorsitzende der <strong>KAB</strong> Charles Odoki.<br />
Von speziellen Gruppen von Kindersoldaten hält er nichts. Es ist der langatmigere und<br />
mühsamere Weg, festigt aber die sozialen Strukturen der Region, meint auch der Leiter <strong>KAB</strong>-<br />
Delegation aus Baden Württemberg Peter Niedergesäss. Für die Soforthilfe sind die UN und<br />
unzählige Hilfsorganisationen zuständig, „wir als <strong>KAB</strong> schaffen nachhaltige Strukturen und<br />
bilden in den Projekten Verantwortliche für die Zivilgesellschaftlichen Organisationen die das<br />
Land dringend braucht aus, betonte der <strong>KAB</strong> Diözesansekretär nach seiner Rückkehr in Bad<br />
Waldsee.<br />
Ja, man kann sagen, die Dörfer <strong>mit</strong> einer aktiven <strong>KAB</strong>-Gruppe unterschieden sich in allen<br />
besuchten Diözesen schon optisch von den anderen Dörfern. Zum einen sieht man dies an den<br />
gepflegten Bananenbäumen und der Tierhaltung. Aber auch weil der Gedanke der Solidarität<br />
<strong>mit</strong> den Ärmsten im Dorfleben verankert ist, zum Beispiel im Umgang <strong>mit</strong> den Aidswaisen.<br />
Der Erlös aus der besseren Ernte wird an die Aidswaisen im Dorf abgeben. Verantwortliche<br />
aus den <strong>KAB</strong>-Gruppen schauen nach staatlichen Förderprogrammen für Aidswaisen oder<br />
versuchen, selbst Projekte zu starten, um das Schulgeld für sie aufzubringen. Ermutigend und<br />
bedrückend zugleich, wenn uns die Aidswaisenkinder Lieder vorsingen die ihr Schicksal<br />
beschreiben und vor der todbringenden Krankheit warnen. In allen Dörfern und Städten<br />
werden wir freundlich empfangen und da<strong>mit</strong> verbunden, werden große Erwartungen in uns<br />
und die <strong>KAB</strong> gesetzt.<br />
Bei den vielen Gesprächen <strong>mit</strong> Bischöfen wird<br />
deutlich. Alle wollen eine aktive <strong>KAB</strong> in ihrer<br />
Diözese. Auf die Frage warum gerade <strong>KAB</strong>,<br />
werden drei Aspekte genannt: Die <strong>KAB</strong> schafft<br />
Solidarität in den Dörfern, hat eine Spiritualität,<br />
die in der Katholischen Sozialverkündigung<br />
begründet ist und bildet Verantwortliche aus,<br />
die sich aktiv in die Politik einbringen. Sei es<br />
nun auf kommunaler Ebene, wo <strong>mit</strong> Hilfe der<br />
<strong>KAB</strong> gerade Frauen gewählt werden oder auf<br />
Kreis- und Bundesebene. Die katholische Kirche<br />
will durch die <strong>KAB</strong> gesellschaftlichen Einfluss<br />
gewinnen, das ist deutlich spürbar. Die <strong>KAB</strong><br />
muss lernen, <strong>mit</strong> diesen Erwartungen umzugehen,<br />
um nicht ihr Profil zu verlieren.<br />
Bei der Konferenz der <strong>KAB</strong> Vorsitzenden, Kaplänen<br />
und Hauptamtlichen aus 9 Diözesen wurden Fragen einer gemeinsamen Aktion besprochen,<br />
wo und wie die weitere Ausbreitung der <strong>KAB</strong> erfolgen kann und durch welche Finanzprojekte<br />
eine Eigenfinanzierung der <strong>KAB</strong> in <strong>Uganda</strong> möglich ist. Dabei wurde auch die Feier zur<br />
Gründung der <strong>KAB</strong> vor 15 Jahren ausgewertet. Insgesamt gibt es in <strong>Uganda</strong> nun über 6700<br />
<strong>KAB</strong>-Mitglieder.<br />
Bis Ende des Jahres soll geklärt werden ob ab nächstes Jahr an einem Freitag in der Fastenzeit<br />
zeitgleich ein Kreuzweg oder Gottesdienst in den Partnergemeinden oder Schulen in <strong>Uganda</strong>
und Deutschland stattfinden kann. Das gibt unserer <strong>Partnerschaft</strong> eine ganz neue Dimension<br />
betonte <strong>KAB</strong> – Sekretär Niedergesäss vor den Delegierten in <strong>Uganda</strong>.<br />
Peter Niedergesäss<br />
<strong>KAB</strong>-Diözesansekretär<br />
Typische Dorf und Landschaften aus dem Norden von <strong>Uganda</strong>