Handout WS 2012/SS2013 - von Alfred Katzenbach
Handout WS 2012/SS2013 - von Alfred Katzenbach
Handout WS 2012/SS2013 - von Alfred Katzenbach
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Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
Informationstechnik und Wissensverarbeitung<br />
in der Produktentwicklung<br />
<strong>Handout</strong><br />
Stand 31.08.<strong>2012</strong>
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
Allgemeines<br />
• Das verteilte <strong>Handout</strong> ist die Grundlage des Vorlesungsumfangs.<br />
• Der komplette Folienumfang sowie weiteres Informationsmaterial<br />
sind <strong>von</strong> der Homepage www.katzenbach-web.de downloadbar.<br />
• Bitte registrieren sie sich über die Homepage für das jeweilige<br />
Semester bzw. für die Exkursion am unter Angabe <strong>von</strong> Vornamen,<br />
Name, Immatrikulationsnummer und E-Mail Adresse.<br />
• Das gedruckte <strong>Handout</strong> (soweit verfügbar) ist für eine Schutzgebühr<br />
<strong>von</strong> € 5.– erhältlich. Die Schutzgebühr für einen gemeinnützigen<br />
Zweck gespendet.
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
Motivation<br />
Ziele<br />
Inhaltsübersicht<br />
Organisatorisches<br />
CV des Referenten
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
Motivation<br />
„Das 21. Jahrhundert bringt uns<br />
die Wissensgesellschaft“<br />
Roman Herzog<br />
„The Learning organisation was simply<br />
a warm up act for the main act -<br />
Knowledge Management“<br />
Ron Young - Knowledge Associates Ltd.<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 4
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
Ziel der Vorlesung:<br />
Die Studierenden<br />
• kennen die Herausforderungen der modernen<br />
Produktentwicklung und deren Anforderungen an die<br />
Informationstechnologie.<br />
• kennen die unterschiedlichen Informationstechnologien zur<br />
Unterstützung der Produktentwicklung.<br />
• kennen die Methoden und Begriffe der Prozessgestaltung, des<br />
Projektmanagements und des Requirements-Engineerings.<br />
• können die Bausteine eines IT unterstützten Entwicklungsprozesses<br />
beschreiben und im Zusammenwirken zuordnen.<br />
• Kennen die Methoden und Systeme zur<br />
- Produktstrukturierung<br />
- Produktmodellierung<br />
- Produktdatenverwaltung<br />
- Produktbewertung
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
Ziel der Vorlesung:<br />
Die Studierenden<br />
• kennen einen methodischen Ansatz einer feature- und<br />
templatebasierten Produktentwicklung.<br />
• können an einem konkreten Beispiel eine featurebasierte<br />
Konstruktion eines Bauteils erstellen.<br />
• kennen die Technologien und Methoden zur Produktbewertung<br />
• kennen Standards und Methoden für eine internationale<br />
Zusammenarbeit im Entwicklungsprozess<br />
• kennen die Grundlagen und Bausteine des Wissensmanagements.<br />
• können unterschiedliche Verfahren und Methoden der<br />
Wissensverarbeitung unterscheiden.<br />
• können konkreten Problemstellungen die adäquate<br />
Wissensverarbeitungsmethode zuordnen.
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
Informationstechnik und Wissensverarbeitung<br />
in der Produktentwicklung<br />
Wintersemester<br />
Sommersemester<br />
1. Einleitung<br />
2 Herausforderungen in der Produktentwicklung<br />
und deren Anforderungen an die IT<br />
3. Prozesse und Methoden in der Produktentwicklung<br />
4. IT- Systeme im Produktentstehungsprozess<br />
5. Produktmodellierung<br />
6. Featuremodellierung<br />
7. Produktdatenverwaltung<br />
8. Produktbewertung<br />
9. IT- unterstützte Zusammenarbeit<br />
10. Wissensmanagement<br />
11. Wissensverarbeitende Systeme<br />
12. Exkursion
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
Inhaltsübersicht Wintersemester<br />
1. Einleitung<br />
1.1 Ziele der Vorlesung<br />
1.2 Struktur der Inhalte der beiden Semester<br />
2. Herausforderungen in der Produktentwicklung und deren IT-Anforderungen<br />
2.1 Tendenzen in der Entwicklung komplexer Produkte<br />
2.2 Anforderungen an die Informationstechnologie<br />
3. Prozesse und Methoden in der Produktentwicklung<br />
3.1 Prozessabläufe in der Produktentwicklung<br />
3.2 Methodik <strong>von</strong> Produktentwicklungssystemen<br />
3.3 Projektmanagement<br />
3.4 Methoden zur Prozessmodellierung<br />
3.5 Requirements Engineering<br />
4. IT- Systeme im Produktentstehungsprozess<br />
4.1 Produktmodellierende Systeme<br />
4.2 Produktdatenverwaltende Systeme<br />
4.3 Bewertende Systeme<br />
4.4 Visualisierungssysteme<br />
4.5 Systeme im Styling<br />
4.6 Systeme in den Folgeprozessen<br />
4.7 Rapid Prototyping<br />
5. Produktmodellierung<br />
5.1 Grundlagen der CAD-Systeme<br />
5.2 3-D Flächenmodellierung<br />
5.3 3-D-Volumenmodellierung<br />
5.4 Zellemodelle<br />
5.5 Subdivision Surfaces<br />
6. Featuremodellierung<br />
6.1 Features Grundlagen<br />
6.2 Feature in der Aggregateentwicklung<br />
6.3 Feature in der Karosserieentwicklung<br />
6.4 Konstruktionstemplates<br />
7. Produktdatenverwaltung<br />
7.1 Grundlagen des Dokumentenmanagements<br />
7.2 Überblick Produktdatenverwaltung<br />
7.3 Teilestamm und Stücklisten<br />
7.4 PDM-Systeme<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 8
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
Inhaltsübersicht Sommersemester<br />
8. Produktbewertung<br />
8.1 Motivation Produktabsicherung<br />
8.2 CAE - Funktionsbewertung<br />
8.3 Digital Mock Up<br />
8.4 Toleranzbewertung<br />
8.5 Bewertung der Herstellbarkeit<br />
10. Wissensmanagement<br />
10.1 Überblick, Motivation<br />
10.2 Zielsetzung und Methodik<br />
10.3 Wissensakquise<br />
10.4 Wissensverteilung<br />
10.5 Bewertung <strong>von</strong> Wissensmanagement<br />
9. IT-Unterstützte Zusammenarbeit<br />
9.1 Standardschnittstellen<br />
9.2 Generische Produktdatenmodelle<br />
9.3 Integrationsarchitekturen<br />
9.4 Collaborative PDM Netze<br />
9.5 WEB Services<br />
9.6 Service Orientierte Architekturen (SOA)<br />
9.7 CSCW<br />
9.8 Workflow-Technologie<br />
9.9 Web 2.0<br />
11. Wissensverarbeitende Systeme<br />
11.1 Regelbasierte Systeme<br />
11.2 Fallbasierte Systeme<br />
11.3 Evolutionäre Algorithmen<br />
11.4 Agentenbasierte Systeme<br />
11.5 Modellbasierte Systeme<br />
11.6 Ontologiebasierte Systeme<br />
12. Exkursion<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 9
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
Organisatorisches<br />
• Das verteilte <strong>Handout</strong> ist die Grundlage des Vorlesungsumfangs<br />
• Der komplette Folienumfang sowie weiteres Informationsmaterial sind<br />
<strong>von</strong> der Homepage<br />
www.katzenbach-web.de downloadbar<br />
• Bitte registrieren sie sich über die Homepage für das jeweilige<br />
Semester bzw. für die Exkursion unter Angabe <strong>von</strong> Vornamen, Name,<br />
Immatrikulationsnummer und E-mail Adresse<br />
• Registrierte StudentInnen erhalten im Bedarfsfall kurzfristig<br />
Informationen<br />
• Die Exkursion findet am Vormittag der letzten Vorlesung des<br />
Sommersemesters statt, der Anmeldungzeitraum ist vom 15.05 bis<br />
30.06. (ohne Anmeldung ist keine Teilnahme möglich).
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong><br />
Persönliches:<br />
Jahrgang 1954, verheiratet, vier Kinder<br />
Ausbildung:<br />
TU Darmstadt: Studium Maschinenbau, Abschluss 1980<br />
Schwerpunkte: Konstruktionsmethodik und Berechnung<br />
Berufliche Laufbahn:<br />
Seit 1980 bei Daimler<br />
• 1980 bis 1989 verschiedene Aufgaben in der Entwicklung und Konstruktion <strong>von</strong><br />
Fertigungseinrichtungen und in der Produktion<br />
• 1989 - 93 Abteilungsleiter Verfahrensentwicklung Konstruktion<br />
• 1993 - 98 Abteilungsleiter CAD/CAM Strategie und Support<br />
• 1998 - 2004 Forschungsdirektor<br />
„Research Information and Communication for Engineering Processes”<br />
• Seit 2004 Direktor „Information Technology Management<br />
for Group-Research and Mercedes-Benz Cars Development.“<br />
• 2002 -2010 Vorstand des ProSTEP - iViP – Vereins<br />
• Seit 2011 Vorsitzender des VDA Arbeitskreises Product Lifecycle Management<br />
Lehraufträge:<br />
• 1991-1996 Fachhochschule Ulm: Konstruktionslehre<br />
• 2002-2008 Steinbeis-Hochschule Berlin: Wissensmanagement<br />
• seit 2002 Universität Stuttgart: Informationstechnik und Wissensverarbeitung<br />
in der Produktentwicklung<br />
• seit 2008 Honorar-Professor an der Universität Stuttgart<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 11
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
Motivation<br />
Ziele<br />
Inhaltsübersicht<br />
CV des Referenten
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
2. Herausforderungen in der Produktentwicklung<br />
und deren Anforderungen an die IT<br />
2.1 Tendenzen in der Entwicklung komplexer Produkte<br />
2.2 Anforderungen an die Informationstechnologie
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
2. 1 Herausforderungen an die Produktentwicklung - Tendenzen<br />
Entwicklungsaufwände in der Industrie<br />
Industrie<br />
Entwicklungszeit<br />
[Jahre]<br />
Entwicklungskapazität<br />
[PJ]<br />
Entwicklungsbudgets<br />
[Mio €]<br />
Automobil 2,5 – 5 1000 - 2000 500 – 2 000<br />
Eisenbahnen 2 - 3 50 – 400 20 - 160<br />
Zivil – Flugzeuge<br />
4 - 7 5000 - 10000 2 500 – 5 000<br />
Kraftwerke 3 – 5 500 - 1000 300 - 500<br />
Unterhaltungselektronik<br />
Automobilkomponenten<br />
0,5 - 1 10 – 100 5 - 50<br />
0,5 - 1 5 – 50 2,5 - 20<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> Quelle: Mc Kinsey<br />
14
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
2. 1 Herausforderungen an die Produktentwicklung - Tendenzen<br />
Unser Ausgangspunkt:<br />
Trends in der Automobilindustrie<br />
Kapazitätsüberschüsse<br />
in reifen Märkten<br />
QUALITÄT<br />
Verlagerung<br />
<strong>von</strong> einem<br />
Verkäufer- zu<br />
einem Käufermarkt<br />
virtuelle<br />
Unternehmen<br />
zwischen OEM<br />
und Lieferanten<br />
ZEIT<br />
Treiber<br />
des<br />
Unternehmenserfolgs<br />
KOSTEN<br />
Globalisierung<br />
<strong>von</strong> Entwicklung,<br />
Beschaffung<br />
und Herstellung<br />
Die Zukunft Ihrer Geschäftsprozesse:<br />
Beherrschung der Komplexität<br />
und Ermöglichung der Agilität<br />
bei Entwicklungs- und Lieferprozessen.<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 15
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
2. 1 Herausforderungen an die Produktentwicklung - Tendenzen<br />
Langfristigen Herausforderungen der<br />
Automobilindustrie bis zum Jahre 2015 mit Bezug<br />
zum „Digital Product Creation Process“<br />
1. „Produktivitätszange“<br />
Mehr Produkt zum gleichen Preis<br />
• Kostendruck<br />
• Innovationsdruck trotz geringer<br />
Preiselastizität<br />
• stagnierende Märkte und Überkapazitäten<br />
Kernherausforderungen<br />
Partnerübergreifende<br />
Zusammenarbeit<br />
(intern und extern)<br />
2. "Silizium und Stahl"<br />
Veränderung der Produktstruktur<br />
Verlagerung der Innovations- und<br />
Wertschöpfungsschwerpunkte weg<br />
<strong>von</strong> den "klassischen OEM-Kernkompetenzen"<br />
3. "Dritte Revolution in der<br />
Automobilindustrie"<br />
Veränderung der Industriestruktur<br />
Verflachung der Wertschöpfungstiefe<br />
führt zu starken Systemzulieferern mit<br />
massivem Einfluss auf das Endprodukt ("Smart-Modell")<br />
Effiziente und frühzeitige<br />
Absicherung der Produktqualität in<br />
Entwicklung und Produktion<br />
"Digitalisierung der Fabrik" und<br />
Integration <strong>von</strong> Entwicklung,<br />
Produktion und Aftersales<br />
Beherrschung der "Mechanik-E/E-<br />
SW"-Integration<br />
[Quelle: “Die smarte Revolution in der Automobilindustrie", McKinsey & Company, 2004]
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
2. 1 Herausforderungen an die Produktentwicklung - Tendenzen<br />
Wege zum Erhalt der Spitzenposition<br />
Produktinnovationen<br />
Neue Produkteigenschaften<br />
sind einfach zu kopieren<br />
Prozessinnovationen<br />
Innovationen im Produktentstehungsprozess<br />
sind<br />
schwer zu kopieren<br />
Quelle: Sälzer<br />
Soziale Innovationen<br />
Innovationen im Unternehmensund<br />
Kooperationskulturen<br />
dauern sehr lange und sind<br />
nicht kopierbar
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
2. 1 Herausforderungen an die Produktentwicklung - Tendenzen<br />
Komplexität <strong>von</strong> Produkten<br />
The Complex DaimlerChrysler Range<br />
Globale Marktanforderungen<br />
an<br />
individuelle Fahrzeuge<br />
-----------------------------<br />
Jedes Fahrzeug ist<br />
nahezu einzigartig,<br />
Wiederholungsrate<br />
ca. 1,4 Fahrz./Jahr<br />
Komplexe Varianz der<br />
Prozesse in internationalen<br />
Netzwerken<br />
-----------------------------<br />
bis zu 4 internen und 7<br />
externen Stufen in der<br />
Lieferkette<br />
Kontinuierliches<br />
Hohe Varianz in sehr<br />
Changemanagement<br />
komplexen Produkten<br />
des Produkts und der<br />
-----------------------------<br />
Prozesse zur Erfüllung<br />
10 27 technisch mögliche<br />
der Marktanforderungen<br />
Fahrzeugvarianten<br />
--------------------------<br />
eines Fahrzeugmodells<br />
Reduktion der<br />
Lebenszykluszeit <strong>von</strong> 10<br />
auf 6 Jahre<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 18
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
2. 1 Herausforderungen an die Produktentwicklung - Tendenzen<br />
Aufgabenkomplexität<br />
- Anforderungen an Unternehmen<br />
Product<br />
Reliability/<br />
Quality Management<br />
Globalization<br />
New Role<br />
of Suppliers<br />
Product<br />
Complexity<br />
Time to<br />
Market<br />
Design<br />
For X<br />
Total Cost<br />
of Ownership<br />
Environmental<br />
Policies<br />
Quelle: Eigner 2005<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 19
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
2. 1 Herausforderungen an die Produktentwicklung - Tendenzen<br />
Komplexität in der mechatronischen Prozessintegration<br />
Mechanik<br />
Funktionsgruppe 1<br />
Funktionsgruppe 2<br />
Elektrik<br />
Elektronik<br />
System 1<br />
System 2<br />
Software<br />
Modul 1<br />
Modul 2<br />
Zwischen den Prozessen<br />
Anforderungen /Konzept<br />
Spezifikation<br />
Modellierung<br />
Simulation<br />
Prüfung<br />
Herstellung<br />
Anforderungen /Konzept<br />
Spezifikation<br />
Modellierung<br />
Simulation<br />
Prüfung<br />
Herstellung<br />
Anforderungen /Konzept<br />
Spezifikation<br />
Modellierung<br />
Simulation<br />
Prüfung<br />
Herstellung<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 20
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
2. 1 Herausforderungen an die Produktentwicklung - Tendenzen<br />
Komplexitätshierarchie im IT basieren<br />
Produktentwicklungsprozess<br />
Kooperation, Arbeitskultur<br />
Wissen<br />
relevante Prozesse<br />
®<br />
. . .<br />
IT-Systeme<br />
Produkt-, Prozess-, Ressourcendaten<br />
Daten<br />
Anforderungen<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 21
Zielszenario<br />
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
2. 1 Herausforderungen an die Produktentwicklung - Tendenzen<br />
Informationstechnologien zur Unterstützung des Produktentwicklungsprozesses<br />
Die vollständigen<br />
Informationen sind<br />
über den gesamten<br />
Produktlebenszyklus<br />
vorhanden<br />
Das Produkt ist<br />
vollständig und<br />
konsistent in einem<br />
globalen Netzwerk<br />
verschiedener<br />
Systeme<br />
beschrieben<br />
Ergebnisse realer<br />
Tests und Gebrauchserfahrungen<br />
sind Teil<br />
der digitalen<br />
Beschreibung<br />
Der gesamte<br />
Produktentstehungsprozess<br />
wird<br />
international<br />
bearbeitet<br />
Der gesamte<br />
Prozess wird in<br />
einem Netzwerk<br />
mit Lieferanten und<br />
Partnern<br />
abgewickelt<br />
Jedes einzeln<br />
konfigurierbare Produkt<br />
ist darstellbar und<br />
simulierbar
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
2. 1 Herausforderungen an die Produktentwicklung - Tendenzen<br />
Informationstechnologien zur Unterstützung des Produktentwicklungsprozesses<br />
Zusammenarbeit vom Produkthersteller mit seinen<br />
Zulieferern<br />
Der Globalisierungsprozess<br />
auf dem Zulieferermarkt<br />
verläuft schneller als bei den<br />
Herstellern komplexer Güter.<br />
Die Zulieferer entwickeln<br />
sich <strong>von</strong> Komponentenherstellern<br />
zu<br />
Systemlieferanten.<br />
Zur Nutzung <strong>von</strong><br />
Skaleneffekten werden<br />
gleiche Komponenten in<br />
unterschiedliche Produkte<br />
verschiedener Hersteller<br />
eingebaut.<br />
Der Entwicklungsprozess<br />
mit Zulieferern<br />
muss genauso gut<br />
funktionieren wie intern<br />
beim Hersteller.<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 23
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
2. 2 Herausforderungen an die Produktentwicklung - IT-Anforderungen<br />
Informationstechnologien zur Unterstützung des Produktentwicklungsprozesses<br />
Anforderungen an die IT Systeme<br />
Eine<br />
• gemeinsame<br />
• einfach bedienbare<br />
• intuitive<br />
• kontextsensitive<br />
Benutzeroberfläche<br />
• Hohe Verarbeitungsleistung<br />
• Hohe Systemstabilität<br />
• Hohe<br />
Datensicherheit<br />
• System unabhängige<br />
und redundanzfreie<br />
Datenverfügbarkeit<br />
Flexible Kommunikation<br />
• zwischen allen Partnern<br />
• zu jeder Zeit<br />
• an jedem Ort<br />
• Assoziativität<br />
<strong>von</strong> Dateninhalten<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 24
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
3. Prozesse und Methoden in der Produktentwicklung<br />
3.1 Prozessabläufe in der Produktentwicklung<br />
3.2 Methodik <strong>von</strong> Produktentwicklungssystemen<br />
3.3 Projektmanagement<br />
3.4 Methoden zur Prozessmodellierung<br />
3.5 Requirements Engineering
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
3. Prozesse und Methoden in der Produktentwicklung -<br />
Überblick über Unternehmensprozesse<br />
Management Processes<br />
Strategic Planning &<br />
Controlling<br />
Business Processes<br />
Financial Planning &<br />
Controlling<br />
Internal Audit<br />
Customer Relationship Management (CRM)<br />
Plan<br />
Understand<br />
Sell<br />
Care<br />
Supply Chain Management (SCM)<br />
Plan<br />
Source<br />
Make<br />
Deliver<br />
Return<br />
Product Lifecycle Management (PLM)<br />
Plan<br />
Product<br />
Portf.-Mgt.<br />
Define<br />
Realize<br />
Commercialize<br />
Phase out<br />
Support Processes<br />
Quality<br />
Mgt.<br />
Financial<br />
Mgt.<br />
Communication<br />
Procurement<br />
Process &<br />
Information<br />
Mgt.<br />
Human<br />
Resources<br />
Environment<br />
Real<br />
Estate<br />
Mgt.<br />
Quelle Siemens Prozesshaus nach Seidenschwarz<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 26
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
3. 1 Prozesse und Methoden in der Produktentwicklung - Abläufe<br />
Ziele der Prozessstandardisierung und -optimierung<br />
• Schaffung einer gleiche Sprache und eines gleichen<br />
Verständnisses der Prozesse<br />
• Realisierung der identifizierten Einsparungspotenziale durch<br />
beschleunigte Implementierung der Standardprozesse, Harmonisierung<br />
der Applikationen sowie Nutzung <strong>von</strong> Synergieeffekten<br />
• Redesign der Prozesse auf Basis gemeinsam definierter Standards<br />
über Soll-Prozesse<br />
• Konfiguration und Gestaltung <strong>von</strong> spezifischen Geschäftsprozessen<br />
vom Kunden zum Kunden<br />
• Ermöglichen <strong>von</strong> übergreifendem Benchmarking und<br />
Best Practice Sharing<br />
Quelle: Seidenschwarz<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 27
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
3. 1 Prozesse und Methoden in der Produktentwicklung - Abläufe<br />
Allgemeines V-Modell (1) nach VDI 2221<br />
Testfälle<br />
Produkt<br />
Testfälle<br />
System<br />
Testfälle<br />
Komponente<br />
Produkt Integration<br />
und Test<br />
System Integration<br />
und Test<br />
Komponenten Test<br />
Produktanforderungen<br />
Zuliefererprozesse<br />
Systemanforderungen<br />
Komponentenanforderungen<br />
Unterstützungsprozesse<br />
Komponentenentwicklung<br />
Lieferantenprozesse<br />
Beauftragungsprozess Auftragsabwicklung<br />
Dokumentations- und Konfigurationsmgmt.<br />
Qualitätssicherungsprozesse<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 28
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
3. 1 Prozesse und Methoden in der Produktentwicklung - Abläufe<br />
CMM-Modell in der Softwareentwicklung<br />
werden<br />
1. Gewachsen<br />
Standardisierter,<br />
durchgängiger<br />
Prozess<br />
2. Wiederholbar<br />
Vorhersehbarer<br />
Prozess<br />
Handlungsbedarf erkannt<br />
Erfolgreich bearbeitete<br />
Schritte können wiederholt<br />
Prozesse sind nicht definiert<br />
Zeitplan, Qualität, Kosten sind<br />
nicht vorhersehbar<br />
Kontinuierlicher<br />
Verbesserungsprozess<br />
4. Gemanaged<br />
Prozess wird gemessen<br />
und gesteuert.<br />
Umsetzungscontrolling<br />
3. Definiert<br />
Prozess ist beschrieben,<br />
und allgemein verstanden<br />
und akzeptiert<br />
Projekt<br />
Management<br />
Integrierter<br />
Engineering<br />
Prozess<br />
5. Optimiert<br />
Nutzung „Best practice“<br />
Benchmarking, Innovationen<br />
Prozessoptimierung<br />
Produkt- und<br />
Prozessqualität<br />
Organisierte<br />
Veränderungen<br />
Nach Capability Matuity Model<br />
Carnegy Mellon University Pittsburgh, PA<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 29
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
3. 2 Prozesse und Methoden in der Produktentwicklung - Methodik<br />
Beschreibungselemente eines Geschäftsprozesses<br />
Rollen<br />
sind durch die Aufgaben,<br />
Kompetenzen und<br />
Verantwortungen zur<br />
Durchführung zugeordneter<br />
Prozessschritte definiert.<br />
Messgrößen<br />
definieren die zu erbringende<br />
Leistung des Lieferanten.<br />
Quality Gates<br />
sind zu erreichende<br />
Etappenziele im<br />
Gesamtprozess.<br />
Prozessschritte<br />
Kunden/Lieferantenbeziehungen<br />
definieren die Aufgaben <strong>von</strong><br />
Lieferanten und die Interaktion<br />
zwischen Lieferanten und<br />
Kunden.<br />
Voraussetzungen<br />
fassen den Inhalt mehrerer<br />
Messgrößen zusammen.<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 30
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
3. 2 Prozesse und Methoden in der Produktentwicklung - Methodik<br />
Reifegradbewertung<br />
Signal<br />
rot<br />
Definition<br />
Der IST-Wert der Messgröße liegt außerhalb des vereinbarten Ziels.<br />
Es liegt noch kein abgesicherter Maßnahmenplan vor.<br />
Das weitere Vorgehen erfordert eine Managemententscheidung<br />
gelb<br />
Der IST-Wert der Messgröße liegt außerhalb des vereinbarten<br />
Ziels.<br />
Es liegt ein abgesicherter Maßnahmenplan vor.<br />
Das Projektteam kann eigenverantwortlich entscheiden<br />
grün<br />
Der IST-Wert der Messgröße trifft das vereinbarte Ziel.<br />
Die Bewertung<br />
• erfolgt auf Basis vereinbarter Messgrößen zwischen Kunden und Lieferanten<br />
• ist Voraussetzung zur Freigabe des nächsten Prozessabschnitts<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 31
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
3. 3 Prozesse und Methoden in der Produktentwicklung - Projektmanagement<br />
‣ Projektmanagement ist die Gesamtheit und das Zusammenspiel aller<br />
Methoden und Prozesse zur Durchführung <strong>von</strong> Projekten.<br />
‣ Im folgenden Vortrag wird ein Überblick über die Projektmanagement Methode<br />
„Houston“ gegeben, welche bei IT-Projekten in der Daimler AG eingesetzt wird.<br />
‣ Die Grundphilosophie <strong>von</strong> „Houston“ basiert auf PMI* und ist in 9<br />
Knowledge Areas (Berichtsklassen) gegliedert. Diese Wissensgebiete stellen<br />
eine nach Projektmanagement-Themen gegliederte Sichtweise dar und<br />
bündeln die weiteren Details zu diesen Themen. Jedes Wissensgebiet ist durch<br />
einen Farbton kenntlich gemacht.<br />
Das 1969 in Philadelphia gegründete Project Management Institute ist mit 265.000<br />
Mitgliedern<br />
aus 170 Ländern die weltweit mitgliederstärkste Projekt Management Organisation.<br />
32
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
3. 3 Prozesse und Methoden in der Produktentwicklung - Projektmanagement<br />
Projektklassifizierung<br />
Die Projektkategorisierung<br />
erfolgt auf Basis<br />
‣ <strong>von</strong> Grenzwerten der<br />
einzelnen Kriterien<br />
‣ Kennwerten <strong>von</strong><br />
Kriterienkombinationen<br />
A<br />
B<br />
C<br />
Klassifizierungskriterien<br />
‣Projektkosten<br />
‣Kritikalität des Terminplans<br />
‣Projektlaufzeit<br />
‣Teamgröße<br />
‣Managementbezug<br />
‣Einfluß auf das operative<br />
Geschäft<br />
‣Sichtbarkeit in der<br />
Öffentlichkeit<br />
33
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
3. 3 Prozesse und Methoden in der Produktentwicklung - Projektmanagement<br />
Berichtsklassen<br />
9 Berichtsklassen<br />
strukturieren die<br />
Zielbeschreibung &<br />
Projektstruktur<br />
Zeitplan<br />
Kostenplan &<br />
Kostenberichte<br />
Projektmanagementaktivitäten<br />
bei<br />
‣ Planung<br />
‣ Überwachung<br />
Qualitätsplan &<br />
Qualitätssicherung<br />
Risikobeschreibung & -<br />
Bewertung<br />
Besetzung der<br />
Projektrollen<br />
‣ Berichterstattung<br />
Kommunikation<br />
& Berichterstattung<br />
Lieferantenauswahl<br />
& -Beauftragung<br />
Einbindung in<br />
das Umfeld<br />
34
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
3. 3 Prozesse und Methoden in der Produktentwicklung - Projektmanagement<br />
Standardisierter Meilensteinplan<br />
Standardisiertes Phasenmodell mit Quality Gates schaffen ein<br />
gemeinsames Prozessverständnis<br />
Beantragung<br />
& Genehmigung<br />
Projekteinrichtung<br />
& Start<br />
Lastenheft<br />
Realisierungs-<br />
Planung<br />
QG-Init<br />
QG-SETUP<br />
QG-REQ<br />
QG-PLAN<br />
Konzeption<br />
Projektumsetzung<br />
Übergabe<br />
Projektende<br />
QG-Design<br />
QG-REAL<br />
QG-GO LIVE<br />
QG-CLOSE<br />
35
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
3. 3 Prozesse und Methoden in der Produktentwicklung - Projektmanagement<br />
Quality Gates (QG):<br />
werden zur Überprüfung formal gesetzter Kontrollpunkte benutzt. Sie legen für bestimmte Arbeitsergebnisse Anforderungen<br />
oder Standards fest. Eine Weitergabe der Ergebnisse an die nächste Bearbeitungsstufe erfolgt erst bei Erfüllung der<br />
Anforderungen oder Standards.<br />
Initiation Planung Execution Closure<br />
Project<br />
Initiation<br />
Project<br />
Setup<br />
Requirement<br />
Specification<br />
Realization<br />
Planning<br />
Design<br />
Realization<br />
Going Live<br />
Closure<br />
QG-INIT<br />
Business Case<br />
Planungssicherheit<br />
erhöhen:<br />
•Scope<br />
Statement<br />
•Strategical<br />
Alignement<br />
•Informationssicherheit<br />
•Betreibbarkeit<br />
Prozesssicherheit<br />
erhöhen<br />
durch Planung<br />
mit HOUSTON:<br />
Business<br />
Anforderungen<br />
finalisieren<br />
Planung der<br />
Umsetzung<br />
Ausschreibung<br />
Auftragvergabe<br />
IT-Konzept<br />
Testkonzept<br />
Tests<br />
Funktionale<br />
Abnahme<br />
QG-SETUP QG-REQ QG-PLAN QG-DESIGN QG-REAL QG-GOLIVE QG-CLOSE<br />
Review Betriebskonzept Betriebsdokumentation<br />
Migration<br />
Business Case<br />
Systemtechnische<br />
Abnahme<br />
Schulung<br />
Rollout<br />
Übernahme in<br />
den Betrieb und<br />
Betreuung<br />
Administrativer<br />
Projektabschluss<br />
Lessons<br />
Learned<br />
PQR<br />
(Kunden<br />
Feedback)<br />
Projekt<br />
freigegeben!<br />
Projekt gem-<br />
HOUSTON<br />
aufgesetzt!<br />
Fachkonzept<br />
freigegeben!<br />
Umsetzung<br />
freigegeben!<br />
System realisiert!<br />
Lösung in die<br />
Linie überführt!<br />
Projekt<br />
abgeschlossen!
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
3. 3 Prozesse und Methoden in der Produktentwicklung - Projektmanagement<br />
Projektklasse: __________<br />
QG-________:<br />
Berichtsklasse: _________________<br />
Ziel QG-____: ________.<br />
▪ Text<br />
Input<br />
▪ Text<br />
▪ Text<br />
Deliverables<br />
•Text<br />
Dokumente<br />
▪ Text
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
3. 4 Prozesse und Methoden in der Produktentwicklung - Prozessmodellierung<br />
Einführung und Motivation<br />
Wirtschaftliche Aspekte zur Neugestaltung <strong>von</strong> Geschäftsprozessen<br />
• starre Abläufe machen Unternehmen unbeweglich und ineffizient<br />
• Internationalisierung der Märkte erzeugt hohen Wettbewerbsdruck<br />
• Verbesserung der Effizienz (Kosten/Zeit) und rasche und flexible<br />
Reaktionsfähigkeit wird zur Überlebensfrage<br />
Ziele:<br />
- Verschlankung der Prozesse/Entscheidungswege<br />
- Verkürzung der Entwicklungszeiten („time to market“)<br />
- Verkürzung der Fertigungszeiten (bei ausreichender Qualität)<br />
- rasche Reaktion auf Marktveränderungen und neue Trends<br />
implizieren (auch) ständige Anpassung der<br />
Geschäftsprozesse<br />
Business Process Reengineering<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 38
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
3. 4 Prozesse und Methoden in der Produktentwicklung - Prozessmodellierung<br />
Ziele der Prozessmodellierung -<br />
typische Problemstellungen<br />
Typische Ausgangssituation<br />
Potenziale<br />
• Überflüssige Prozessvarianten<br />
differenziert nach Vertriebswegen,<br />
Produkten, Standorten<br />
• Komplexitätsreduktion –<br />
Standardisierung <strong>von</strong> Prozessen,<br />
Aufbauorganisation und Produkten<br />
• Prozesskosten unbekannt -><br />
Produktkalkulation? Profitabilität?<br />
Prioritäten?<br />
• Nacharbeit, geringe Produkt- und<br />
Servicequalität<br />
• Fragmentierte Verantwortung,<br />
überflüssige organisatorische<br />
Schnittstellen, „Dienst nach Vorschrift“,<br />
Widerstände gegen Änderungen<br />
• Unerwartete Änderungen der<br />
Marktanforderungen<br />
• Prozesskostenreduzierung vom xx%<br />
• Qualitätsverbesserung – Reduktion der<br />
Fehlerrate um xx%<br />
• Verbesserte Kundenorientierung,<br />
Identifikation, Eigenverantwortung,<br />
Mitarbeitermotivation<br />
• Parallelisierung <strong>von</strong> Teilprozessen,<br />
Reduktion der Durchlaufzeiten um xx%,<br />
Reduktion „Time to Market“<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 39
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
3. 4 Prozesse und Methoden in der Produktentwicklung - Prozessmodellierung<br />
Begriffsdefinition – Lebenszyklus des<br />
Geschäftsprozessmanagement<br />
Definition: planmäßige Gestaltung, Reorganisation sowie Ausführung und<br />
Beurteilung <strong>von</strong> betrieblichen Abläufen (Geschäftsprozessen)<br />
[in Anlehnung an Krcmar, H. (1997): Informationsmanagement, Springer, S. 88f]<br />
Geschäftsprozessmanagement umfasst<br />
Prozessgestaltung und<br />
-modellierung<br />
Prozessimplementierung<br />
und Einführung<br />
Prozessbewertung<br />
und<br />
-optimierung<br />
Steuerung<br />
und Monitoring<br />
<strong>von</strong> Prozessen<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 40
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
3. 4 Prozesse und Methoden in der Produktentwicklung - Prozessmodellierung<br />
Vorgehensweise der Prozessmodellierung<br />
am Beispiel <strong>von</strong> ARIS<br />
Organisation<br />
ARIS House of Business<br />
Organigramme<br />
Daten<br />
Steuerung<br />
Funktion<br />
erw. ER-Modelle<br />
Ereignis-Prozess-Ketten<br />
Modellierungsaspekte in ARIS<br />
Funktionsbäume
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
3. 5 Prozesse und Methoden in der Produktentwicklung - Requirements Engineering<br />
Requirements Engineering<br />
Konstruktion<br />
Vision:<br />
Die Anforderungen repräsentieren die<br />
eigentliche Produktidee und sind somit<br />
die verbindliche Grundlage für alle<br />
nachfolgenden Prozesse.<br />
Ideen<br />
Erfahrungen<br />
Wissen<br />
Produktion<br />
Anforderungen<br />
Test<br />
Prototyp<br />
Ziele:<br />
Die Anforderungen werden<br />
- als Arbeitsgrundlage für die gesamte<br />
Entwicklung bereitgestellt und verwaltet<br />
- konsistent in Plänen, Aktivitäten und<br />
Prozessen abgebildet
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
3. 5 Prozesse und Methoden in der Produktentwicklung - Requirements Engineering<br />
Begriffsdefinitionen<br />
Eine Anforderung = Requirement<br />
ist eine Aussage über eine zu erfüllende Eigenschaft<br />
oder zu erbringende Leistung<br />
‣eines Produktes,<br />
‣eines Prozesses oder<br />
‣der am Prozess beteiligten Personen<br />
Die Anforderungsverwaltung= Requirements Management (RM, REQM)<br />
umfasst Prozesse, die notwendig sind, um<br />
‣Anforderungen und dazugehörige Informationen<br />
für verschiedene Rollen aufzubereiten<br />
‣Anforderungen konsistent zu ändern<br />
‣Anforderungen wieder verwenden zu können.
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
3. 5 Prozesse und Methoden in der Produktentwicklung - Requirements Engineering<br />
Requirements Engineering Prozess<br />
Das Requirements Engineering (=RE)<br />
umfasst alle Techniken und Aktivitäten rund<br />
um die Anforderungen in einem Projekt.<br />
Requirements Engineering Prozess<br />
Anforderungen<br />
erheben<br />
Anforderungen<br />
dokumentieren<br />
Anforderungen<br />
verifizieren<br />
Anforderungen<br />
validieren<br />
Anforderungen<br />
verwalten
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
3. 5 Prozesse und Methoden in der Produktentwicklung - Requirements Engineering<br />
Qualitätskriterien für Anforderungen<br />
Rechtliche Verbindlichkeit<br />
Verbindlichkeit<br />
Pflicht<br />
Schlüsselwort<br />
(deutsch)<br />
muss (darf<br />
nicht)<br />
Empfehlung sollte / soll should<br />
Schlüsselwort<br />
(englisch)<br />
shall/must, (shall not)<br />
Wunsch/Option kann<br />
can<br />
Die rechtliche Verbindlichkeit ist<br />
eindeutig gekennzeichnet,<br />
wenn eines der aufgeführten<br />
Schlüsselwörter verwendet wurde.<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 45
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
3. 5 Prozesse und Methoden in der Produktentwicklung - Requirements Engineering<br />
Qualitätsregeln der Anforderungsdefinition<br />
Vereinzeln Sie Ihre Anforderungen. Formulieren Sie in einem (Ab-)<br />
Satz nicht mehr als eine Anforderung. Vermeiden Sie Anforderungen in<br />
Nebensätzen.<br />
Formulieren Sie die Anforderung im Aktiv.<br />
Vermeiden Sie Weak Words (aber, allzu, absolut, andere, äußerst,<br />
usw.) sowie qualitative Adjektive<br />
Ordnen Sie mögliche Informationen den Anforderungen zwar zu, aber<br />
machen sie diese eindeutig als Information kenntlich.<br />
Achten Sie auf implizite Annahmen in Anforderungen.
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
3. 5 Prozesse und Methoden in der Produktentwicklung - Requirements Engineering<br />
Methodische Hilfe - Anforderungsschablone<br />
Die Anforderungsschablone gibt eine klare Anleitung vor, wie<br />
Anforderungen zu erstellen sind.<br />
Bedingung<br />
Verbindlichkeit<br />
Subjekt<br />
Charakter der<br />
Aktivität<br />
Objekt<br />
Aktion<br />
zeitlicher bzw.<br />
logischer<br />
Aspekt<br />
Grad der<br />
rechtlichen<br />
Verbindlichkeit<br />
muss<br />
darf … nicht<br />
sollte<br />
das<br />
ausführende<br />
Element,<br />
z.B.<br />
Komponente<br />
oder Person<br />
(selbstständig)<br />
<br />
die Möglichkeit<br />
bieten<br />
das an der<br />
Aktion<br />
beteiligte<br />
Element<br />
Verb<br />
kann<br />
fähig sein<br />
Beispiel: Sobald die gemessene Temperatur 220°C übersteigt,<br />
muss die Kontrolleinheit selbstständig den Motor abstellen.
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
3. 5 Prozesse und Methoden in der Produktentwicklung - Requirements Engineering<br />
Komponentenanforderungen strukturieren<br />
Prinzipien:<br />
Single Source Prinzip<br />
Ein Thema wird an genau einer Stelle umfassend spezifiziert.<br />
Prinzip der vollständigen Zerlegung<br />
Die Bestandteile der Zerlegung decken das gesamte Thema vollständig ab.<br />
Prinzip der überschneidungsfreien Zerlegung<br />
Die Bestandeile der Zerlegung sind untereinander überschneidungsfrei.
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
3. 4 Prozesse und Methoden in der Produktentwicklung - Requirements Engineering<br />
Komponentenanforderungen strukturieren<br />
Komponente<br />
Funktionen<br />
Zweck, Aufgabe, Verhalten der Komponente im Fahrzeug<br />
Was muss die Komponente können/machen?<br />
Eigenschaften<br />
nichtfunktionale Güte, Beständigkeit der Komponente<br />
Wie gut muss die Komponente sein?<br />
Komponentenanforderungen<br />
Schnittstellen<br />
Interaktion, Grenze, Übergang der Komponente<br />
zu anderen Bauteilen<br />
Funktionen, Eigenschaften und Schnittstellen der Komponente<br />
werden bereits auf Systemebene definiert.
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
3. 5 Prozesse und Methoden in der Produktentwicklung - Requirements Engineering<br />
Nutzen:<br />
• Versions- und Variantenmanagement bereits auf<br />
Anforderungsebene<br />
• Aktualität und Konsistenz<br />
• Wiederverwendung<br />
• Automatische Dokumentenableitung varianten- und versionsgesteuert<br />
• Konsistenz mit den Lösungen<br />
• Modularisierung<br />
• Testintegration<br />
• Automatisierte Modell-Ableitung<br />
• Frühzeitige Integration <strong>von</strong> Knowledge Management<br />
• Verbessertes Kosten / Risiko Management<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 50
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
4. IT-Systeme im Produktentstehungsprozess<br />
4.1 Produktmodellierende Systeme<br />
4.2 Produktdatenverwaltende Systeme<br />
4.3 Bewertende Systeme<br />
4.4 Visualisierungssysteme<br />
4.5 Systeme im Styling<br />
4.6 Systeme in den Folgeprozessen<br />
4.7 Rapid Prototyping
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
4. 0 IT-Systeme im Produktentstehungsprozess - Überblick<br />
Begriffsbestimmung der CA - Systeme<br />
CAD - Computer Aided Design<br />
= rechnergestütztes Entwerfen und Konstruieren<br />
CAM - Computer Aided Manufacturing<br />
= rechnergestütztes Fertigen<br />
CAE - Computer Aided Engineering<br />
= rechnergestütztes Berechnen<br />
CAQ - Computer Aided Quality Assurance<br />
= rechnergestützte Qualitässicherung<br />
CAP - Computer Aided Planing<br />
= rechnergestützte Arbeitsablaufplanung<br />
CIM - Computer Aided Integrated Manufacturing<br />
Oberbegriff für alle bisher genannten Teilgebiete<br />
CIM = CAD + CAM + CAE + CAQ+ CAP<br />
CAPE - Computer Aided Process Engineering<br />
= Fertigungsprozessplanung<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 52
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
4. 0 IT-Systeme im Produktentstehungsprozess - Überblick<br />
Begriffsbestimmung der Engineering – Systeme (2)<br />
BOM - Bill of Material = Stückliste<br />
EDM - Engineering Data Manaegment<br />
PDM - Product Data Management<br />
PLM - Product Lifecycle Management<br />
= Produkt Daten Management, sehr häufig synonym verwendet<br />
PPS . Produktionsplanung und -steuerung<br />
ERP - Enterprise Resource Planning – Produktions- und Logistik-Steuerung<br />
DMU - Digital Mock Up<br />
= Digitale Beschreibung eines Gesamtprodukts<br />
CSCW - Computer Supported Collaborative Work<br />
= Werkzeuge zur rechnergestützen Zusammenarbeit<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 53
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
4. 1 IT-Systeme im Produktentstehungsprozess - Modellierung<br />
CAD- Systeme auf dem Markt<br />
Während den letzten 10 Jahren fand eine Bereinigung des Marktes bei den „großen“ CAD-<br />
Systemen statt. Bei den „kleineren“ Systemen werden auf dem Markt unüberschaubar viele<br />
Systeme unterschiedlicher Leistung angeboten.<br />
(s. Übersicht: http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_mechanischer_CAD-Lösungen)<br />
Für die Auswahl müssen folgende Aspekte bzw. Anforderungen betrachtet werden:<br />
- Funktionsumfang und deren Leistungsfähigkeit<br />
• Flächen und/oder Solid<br />
• parametrisch oder explizit<br />
• CAx- Unterstützung (DMU, FEM, STL, NC,…)<br />
- Prozessintegration<br />
• Datenaustausch zu anderen Systemen<br />
• Verbreitung des Systems<br />
- Kosten<br />
Quelle: M. Brill
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
4. 2 IT-Systeme im Produktentstehungsprozess - Datenverwaltung<br />
Bedeutung <strong>von</strong> Integrationen für PDM Systeme<br />
• PDM Systeme bilden den Datenbackbone eines<br />
Unternehmens. Damit wird selbstverständlich vorausgesetzt,<br />
dass<br />
- alle Informationen, die für die Produktentstehung<br />
wesentlich sind, abgegriffen werden können<br />
- Alle Informationen, die eine innerhalb der<br />
Produktentstehung verwendete Applikation erzeugten,<br />
abgelegt werden können<br />
- Alle Informationen, die in einem anschließenden Prozess<br />
benötigt werden, an diesen übergeben werden<br />
Erzeuger Systeme<br />
CAD CAE CAx PPS SCM<br />
PDM Backbone<br />
Ziel Systeme<br />
Quelle: nach Eigner
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
4. 2 IT-Systeme im Produktentstehungsprozess - Datenverwaltung<br />
PDM als Integrationsplattform<br />
Anwendungen in der<br />
Produktentwicklung<br />
• CAD<br />
• FEM<br />
• ...<br />
Zugriffsrollen<br />
• Projektleiter<br />
• Sachbearbeiter<br />
• ...<br />
Tätigkeiten<br />
• Statuskontrolle<br />
• Bearbeiten<br />
• ...<br />
Prozesse<br />
• Konzepterstellung<br />
• Änderungsmanagement<br />
• Freigabemanagement<br />
• ...<br />
PDM<br />
CAD-DB CAP-DB CAx-DB<br />
Daten<br />
• CAD-File<br />
• STEP-File<br />
• Stücklisten<br />
• Funktionsdaten<br />
• ...<br />
Dokumente<br />
• Zeichnungen<br />
• Änderungsantrag<br />
• ...<br />
Quelle: nach Wagner, IAO<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 56
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
4. 3 IT-Systeme im Produktentstehungsprozess - Produktbewertung<br />
Motivation Produktbewertung<br />
Absicher<br />
ung<br />
Absicher<br />
ung<br />
V1.1 V1.2 V1.3 V1.4 V1.5 V1.6 V2.0 V2.1 V2.2 V3.0<br />
t > Wochen<br />
• Iterationen bis zur exakten Konstruktion<br />
• Ergebnisse passen nicht zum aktuellen<br />
Entwicklungsstand<br />
• aufwändiger Abgleich<br />
• Änderungen gehen erst verspätet in<br />
Absicherungsphasen ein<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 57
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
4. 3 IT-Systeme im Produktentstehungsprozess - Produktbewertung<br />
Lösungsansätze<br />
Ab<br />
Absicher<br />
siche<br />
ung<br />
rung<br />
Absicher<br />
ung<br />
1 2 3<br />
V1.1 V1.2 V1.3 V1.4 V1.5 V1.6 V2.0 V2.1 V2.2 V3.0<br />
Verkürzung der Phasen<br />
∆t<br />
Vermeidung <strong>von</strong> Iterationen<br />
Synchronisation der parallelen Prozesse<br />
t > Wochen<br />
Ergebnisvorhersage<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 58
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
4. 3 IT-Systeme im Produktentstehungsprozess - Produktbewertung<br />
DMU: Digital Mock-Up<br />
Digital Mock-Up ist eine<br />
• realistische Computersimulation<br />
eines Produktes<br />
• mit allen erforderlichen<br />
Funktionalitäten zur<br />
Unterstützung <strong>von</strong><br />
- Konstruktion<br />
- Planung<br />
- Fertigung<br />
- Wartung<br />
• Plattform für die<br />
- Produkt- und Prozessentwicklung<br />
- Kommunikation<br />
- Entscheidungsfindung<br />
während des gesamten Lebenszyklus vom ersten Konzept<br />
bis zum Recycling<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> Definition AIT 1996<br />
59
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
4. 3 IT-Systeme im Produktentstehungsprozess - Produktbewertung<br />
Der Frontloading-Effekt: ökonomisches Verständnis des<br />
Technologieeinsatzes<br />
Kosten<br />
∆t<br />
Produktion Entwicklung<br />
Einfluss auf Kosten<br />
Produktentwicklung<br />
Produktionsbeginn<br />
Job No. 1<br />
Zeit<br />
Anpassungskosten<br />
Produktion Entwicklung<br />
Design Vorfertigung Fertigung<br />
75% 13%<br />
6%<br />
Prozess-Schritte<br />
Montage<br />
Gestern<br />
Produktentwicklung<br />
Job No. 1<br />
Produktionsbeginn<br />
Zeit
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
4. 3 IT-Systeme im Produktentstehungsprozess - Produktbewertung<br />
Beispiel: Digitale Mock-Up<br />
Nutzung früher Information durch Frontloading<br />
(gemäß Stefan Thomke, Experimentation Matters,<br />
Harvard Business Schoo Press, 2004, S. 171)<br />
kumulierte<br />
Probleme<br />
Besser<br />
100%<br />
Zielvorstellung<br />
z.B. durch Diagnosemethoden und<br />
verbesserte Testprogramme<br />
3. Diversifizierte<br />
„Experimente“<br />
2. Lernen<br />
<strong>von</strong><br />
Projekten<br />
z.B. durch Anwendung <strong>von</strong><br />
Knowledge-Based Engineering<br />
normaler<br />
Verlauf<br />
Entwicklungszeit<br />
z.B. durch VR- und<br />
Feature-Technologien, aber<br />
auch Workflow-Technologie<br />
1. Schneller und<br />
billiger
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
4. 3 IT-Systeme im Produktentstehungsprozess - Produktbewertung<br />
CAE - Übersicht über die Anwendungsgebiete<br />
Betriebsfestigkeit<br />
Crash<br />
NVH<br />
Ride & Handling,<br />
Lastkollektive<br />
Antriebstrang<br />
Motor<br />
Energiemanagement &<br />
Klimatisierung<br />
Strömung &<br />
Aeroakustik
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
4. 4 IT-Systeme im Produktentstehungsprozess - Visualisierung<br />
Aufgabengebiete zur Daten – Visualisierung<br />
Informationen, ad hoc Abstimmungen und Konstruktionsreviews<br />
Analyse <strong>von</strong> 3D<br />
Modellen durch<br />
“nicht CAD User”<br />
Feedback auf Basis<br />
<strong>von</strong> 3D Modellen<br />
Online Konferenzen<br />
mit 3D Modellen<br />
Künftige Nutzung in “nicht - CAD Anwendungen” und nachgelagerten Prozessschritten<br />
Installation in der<br />
Kundenumgebung<br />
Anwendung in der<br />
digitalen Fabrik<br />
Quelle:Anderl, Mendgen<br />
Kunden-Präsentation,<br />
Service, Testplanung, …
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
4. 4 IT-Systeme im Produktentstehungsprozess - Visualisierung<br />
Künftige Entwicklung der Daten – Visualisierung<br />
früher<br />
Physische<br />
Modelle<br />
heute<br />
CAD<br />
Modelle<br />
morgen<br />
DEV Modelle<br />
(Digital Engineering Visualization)<br />
Tonmodelle +<br />
manuelle Zeichnungen<br />
3D CAD Modelle +<br />
Abgeleitete 2D Zeichnungen<br />
3D kommentierte<br />
Visualisierungsmodelle<br />
Quelle: VDA/ AIAG/ JAMA / GALIA/ SASIG in 5/2004)
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
4. 4 IT-Systeme im Produktentstehungsprozess - Visualisierung<br />
Digital Engineering Visualization - Merkmale<br />
Viewer für Datennutzer<br />
Produkte werden mit Hilfe <strong>von</strong> komplexen CAD-Systemen<br />
konstruiert; für DMU-, Produktions- und AfterSales-Prozesse<br />
können einfache 2D/3D Viewer eingesetzt werden<br />
einfacher Datenzugriff<br />
2D/3D-Datenzugriff erfolgt in Web-basierter Umgebung;<br />
Viewer in kostengünstiger PC-Umgebung verfügbar<br />
CAD-System-neutrales Visualisierungsformat<br />
CAD-Daten werden in Visualisierungsformat konvertiert:<br />
2D: hauptsächlich TIFF; 3D: kein standardisiertes Format<br />
(z.B. "JT-Format", Fa. Siemens PLM)<br />
vollständige Produktbeschreibung<br />
Visualisierung aller fertigungsrelevanter Informationen<br />
(Toleranzen, Material, ...) notwendig, auch wenn Fokus auf<br />
"einfach";<br />
Treiber: zeichnungslose Prozesse - alle Informationen sind im<br />
3D-Modell enthalten<br />
10000<br />
5000<br />
1000<br />
Users<br />
Data<br />
Creators<br />
CAX<br />
Systems<br />
Data<br />
Consumers<br />
Digital<br />
Engineering<br />
Visualization<br />
Quelle: SASIG WG DEV
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
4. 4 IT-Systeme im Produktentstehungsprozess - Visualisierung<br />
Digital Engineering Visualization - Funktionen<br />
Darstellung <strong>von</strong> Geometrie<br />
Tesselierte Daten für performante Visualisierung + exakte,<br />
mathematische Beschreibung für Meßoperationen<br />
Darstellung <strong>von</strong> textuellen Annotationen und Attributen<br />
Stammdaten, Baugruppenstruktur, Toleranz- und<br />
Fertigungsinformationen, Features, Verbindungselemente, ...<br />
Querbezüge zwischen Informationen<br />
z.B. Highlighting <strong>von</strong> tolerierten Flächen; effizientes Filtern:<br />
zeige nur Toleranzen des Typs X; nur für den Rohbau relevante<br />
Features, ...<br />
Performance: Streaming-Fähigkeit;<br />
Levels of Details (LODs)<br />
Streaming: nachladen bei Bedarf z.B. exakte Geometrie bei<br />
Messoperation<br />
Levels of Detail: ungenaue Darstellung bei großer Entfernung;<br />
genaue Darstellung bei geringer Entfernung<br />
LOD 1<br />
LOD 2<br />
LOD 3<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 66
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
4. 4 IT-Systeme im Produktentstehungsprozess - Visualisierung<br />
JT Format (Jupiter Tesselation)<br />
JT ist ein 3D Visualisierungsformat zur Repräsentation <strong>von</strong> CAD Daten<br />
Tesselierte Daten<br />
Unterschiedliche Detaillierungsgrade<br />
für eine leistungsfähige Visualisierung<br />
Exakte Geometrie (NURBS)<br />
Mathematische Flächenbeschreibung<br />
für exakte<br />
Maßanalysen.<br />
1 2<br />
JT Inhalt<br />
3 4<br />
z. Bsp., CATIA V5 Daten mit Attributen<br />
Produkt Struktur / Teile Attribute<br />
z. Bsp.: Sichten oder<br />
Vorrichtungsteile<br />
Produkt- und Fertigungsinformation
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
4. 4 IT-Systeme im Produktentstehungsprozess - Visualisierung<br />
Vorteile der „Digital Engineering Visualization“<br />
Geringere Kosten<br />
Einfach anzuwenden<br />
Ermöglicht “nicht-CAD Anwendern” die Anwendung <strong>von</strong><br />
Funktionen, die bisher nur CAD Anwendern vorbehalten waren<br />
Mobilität durch Nutzung <strong>von</strong> Laptops mit DEV Systemen<br />
Gemeinsames Tool zur Darstellung<br />
unterschiedlicher CAD - Formate<br />
Möglichkeit zur Darstellung großer Assemblies<br />
Einfache kollaborative Nutzung<br />
Reduktion bzw. Vermeidung <strong>von</strong> Zeichnungen<br />
Quelle: Klass
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
4. 4 IT-Systeme im Produktentstehungsprozess - Visualisierung<br />
Industrielle Virtual Reality<br />
Merkmale:<br />
•Echtzeit<br />
• Stereo-<br />
3D-Grafik<br />
• Interaktion<br />
• Simulation<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 69
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
4. 4 IT-Systeme im Produktentstehungsprozess - Visualisierung<br />
Photorealistic Rendering - Merkmale<br />
Global Illumination<br />
Es wird nicht nur die direkte Beleuchtung <strong>von</strong><br />
der Lichtquelle zum Objekt,sondern auch<br />
indirekte Beleuchtung zwischen den Objekten<br />
berücksichtigt.<br />
Physikalisches Shading-Modell<br />
Die Licht-Objekt-Interaktion basiert auf physikalischen Modellen die möglichst alle optischen<br />
Effekte berücksichtigen (Reflektion, Brechung, Beugung, Streuung, Polarisation, …).<br />
Vielgestaltige Lichtquellen<br />
Neben klassischen Typen <strong>von</strong> Lichtquellen (Punktlicht, Spot-Light, …) existieren auch<br />
ausgedehnte Lichtquellen ggf. auch atmosphärische Lichtquellen (z.B. Skylight).<br />
Soft-Shadows "Weiche" Schattenverläufe<br />
Hohe Farbdynamik Erweiterung des 24-Bit RGB-Farbraumes,<br />
z.B. durch HDRI (High Dynamic Range Images)<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 70
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
4. 6 IT-Systeme im Produktentstehungsprozess - Folgeprozesse<br />
Ziele und Nutzen des Digitalen Fabrik<br />
Digitales Produkt<br />
Digitale Fabrik<br />
Reale Fabrik<br />
Verkürzung der<br />
Produktentstehungszeit<br />
Parallele Produkt- und<br />
Prozessentwicklung<br />
Automatisierung der<br />
Planungsabläufe<br />
Übergreifendes Änderungsmanagement<br />
Erhöhung der Produkt- u.<br />
Prozessqualität<br />
Durchgängige<br />
Betrachtung <strong>von</strong><br />
3D-Toleranzen<br />
Rückführung <strong>von</strong><br />
Produktions-Knowhow<br />
Konsequente Nutzung<br />
<strong>von</strong> Simulationen zur<br />
Planungsabsicherung<br />
Erhöhung der Flexibilität in<br />
Planung und Produktion<br />
Durchgängiges<br />
Datenmanagement in<br />
Planung u. Produktion<br />
Abgleich <strong>von</strong> digitaler<br />
und realer Fabrik<br />
Enge Verzahnung <strong>von</strong><br />
Entwicklung, Planung<br />
und Produktion
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
4. 6 IT-Systeme im Produktentstehungsprozess - Folgeprozesse<br />
Zusammenfassung Digitale Fabrik<br />
Durchgängige Prozesskette wird schrittweise Realität:<br />
• Management <strong>von</strong> Produkt-, Prozess- und Ressourcendaten<br />
• Aufzeigen <strong>von</strong> Absicherungsphasen für Produkt,<br />
Fertigungsprozess und Ressourcen mit abgestimmten CAx-<br />
Applikationen<br />
• Enge Verbindung der digitalen zur realen Welt<br />
Digitales Produkt<br />
Digitale Fabrik<br />
Reale Fabrik
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
4. 6 IT-Systeme im Produktentstehungsprozess - Folgeprozesse<br />
Produktionsprozessplanung<br />
• Die Produktionsprozessplanung bildet einen<br />
wichtigen Teilbereich der betrieblichen<br />
Unternehmensplanung.<br />
• Aufgabe der Produktionsprozessplanung ist<br />
die Festlegung der Produktionsprozesse<br />
und Produktionsmittel (wie und womit die<br />
Produkte wirtschaftlich produziert werden).<br />
• Die Produktionsprozessplanung ist ein Teil<br />
des Produktentstehungsprozesses.<br />
CAx /<br />
PDM<br />
Design<br />
Konstruktion<br />
Produktionsprozesspl.<br />
Produktentstehungsprozess<br />
PPS<br />
Vertrieb /<br />
Marketing<br />
Bezugsplanung<br />
Programmplanung<br />
Bedarfsplanung<br />
Kundenbetreuung<br />
Produktion<br />
Auslieferung<br />
Kundenauftragsprozess<br />
Quellen: Wildemann, H.: Produktionscontrolling, 2002 - Teich, T.: Extended value<br />
chain management, 2002, Günther H-O., Tempelmeier, H.: Produktion und Logistik,<br />
2002 - Much D., Nicolai, H.: PPS-Lexikon 1995<br />
Qualitätssicherung<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 73
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
4. 6 IT-Systeme im Produktentstehungsprozess - Folgeprozesse<br />
Systeme zur Produktionsprozessplanung<br />
CAP-Systeme (Computer Aided<br />
Planning bzw. Computer Aided<br />
Production Process Planning)<br />
sind IT-Systeme zur<br />
Unterstützung der<br />
Produktionsprozessplanung.<br />
CAP-Systeme unterstützen<br />
• die Entscheidungsfindung in der<br />
Planungsphase mit Produkt-,<br />
Prozess- und Ressourceninformationen.<br />
• die Realisierung der<br />
Produktionsmittel unter Zeit-,<br />
Qualitäts- u. Kostenaspekten.<br />
Bekannte Beispiele für CAP-Systeme<br />
sind <strong>von</strong> den Firmen<br />
DELMIA (Dassault Systemés)<br />
und Tecnomatix (Siemens PLM).<br />
Längsträger<br />
Halter<br />
Schließblech<br />
Alphanumerische Produktionsplanungssysteme<br />
Geometrieorientierte Produktionsplanungssysteme<br />
Produkt Prozess Ressource<br />
Verstärkung<br />
ZB Längsträger<br />
Konsole<br />
Spannvorrichtung<br />
Schweißprozess<br />
Transportprozess<br />
Materialbereitstellung<br />
und -abtransport<br />
Roboter<br />
Transportsystem<br />
Werker<br />
Entwicklung der PPS-Systeme
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
4. 6 IT-Systeme im Produktentstehungsprozess - Folgeprozesse<br />
Produktionsplanung und –steuerung<br />
• Die Produktionsplanung und –steuerung (PPS)<br />
bildet einen wichtigen Teilbereich der<br />
betrieblichen Unternehmensplanung.<br />
• Die PPS unterstützt die gesamte<br />
Auftragsabwicklung <strong>von</strong> der Angebotsbearbeitung<br />
über die Teilefertigung und Montage bis hin zum<br />
Versand.<br />
• Aufgabe der PPS ist es den Prozess der<br />
Auftragsabwicklung mengen-, termin- und<br />
kapazitätsmäßig zu planen und zu steuern und<br />
für alle diese Aufgaben die erforderlichen<br />
Informationen zu verwalten.<br />
CAx /<br />
PDM<br />
Design<br />
Konstruktion<br />
Produktentstehungsprozess<br />
PPS<br />
Vertrieb /<br />
Marketing<br />
Kundenauftragsprozess<br />
Bezugsplanung<br />
Programmplanung<br />
Bedarfsplanung<br />
Kundenbetreuung<br />
Produktion<br />
Quellen: Wildemann, H.: Produktionscontrolling, 2002 - Teich, T.: Extended value chain<br />
Qualitätssicherung<br />
management, 2002, Günther H-O., Tempelmeier, H.: Produktion und Logistik, 2002 - Much D.,<br />
Nicolai, H.: PPS-Lexikon 1995<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 75<br />
Auslieferung<br />
Produktionsprozesspl.
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
4. 6 IT-Systeme im Produktentstehungsprozess - Folgeprozesse<br />
PPS-Systeme<br />
PPS-Systeme sind IT-<br />
Systeme zur Planung,<br />
Steuerung und<br />
Überwachung der<br />
Produktionsabläufe im<br />
Hinblick auf die gesamte<br />
Auftragsabwicklungskette.<br />
PPS-Systeme unterstützen<br />
die Entscheidungsfindung<br />
insbesondere über die zu<br />
beschaffenden und zu<br />
produzierenden Mengen,<br />
die Terminvorgaben, die<br />
Kosten und die<br />
Kapazitätsbelegung.<br />
Bekannte Beispiele für<br />
PPS-Systeme sind<br />
SAP R3 u. BAAN.<br />
Klassische Konzepte<br />
Neuere Konzepte<br />
Material Requirements Planning (MRP I)<br />
• Sukzessivplanung und hierarchische Planungsstufen (Regelkreis).<br />
• Bedarfs- / programmgesteuerte Bedarfsermittlung.<br />
Material Resource Planning (MRP II)<br />
• Sukzessivplanung und hierarchische Planungsstufen (Regelkreis).<br />
• Zusätzlich zu den Produktionskapazitäten werden wirtschaftliche<br />
und strategische Aspekte der Produktionsplanung berücksichtigt.<br />
Enterprise Resource Planning (ERP)<br />
• Einbeziehung sämtlicher Unternehmensbereiche und<br />
Berücksichtigung der gesamten Unternehmensressourcen.<br />
• Annahme: Maximierung der Ressourcennutzung führt auch zu einer<br />
Maximierung des Unternehmensertrags.<br />
• Einbeziehung externer Lieferanten (Lieferabruf) bzw. Kunden<br />
(Bestellabwicklung) durch Unterstützung des elektr.<br />
Datenaustausches.<br />
Advanced Planning Systems (APS)<br />
• Umfassende, untenehmensübergreifende<br />
Entscheidungsunterstützung für die strategische, taktische und<br />
operative Planung der Produktions- und Logistikaktivitäten.<br />
• Hierarchisches Planungskonzept mit modernen<br />
Optimierungsverfahren zur Ergänzung der klassischen PPS-Systeme.<br />
Entwicklung der PPS-Systeme
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
4. 7 IT-Systeme im Produktentstehungsprozess - Rapid Prototyping
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
4. 7 IT-Systeme im Produktentstehungsprozess - Rapid Prototyping<br />
Verfahren<br />
Fused Deposition Modeling<br />
(FDM)<br />
3D - Printing<br />
direkter Werkstoffauftrag<br />
3D – Printing<br />
Auftragen <strong>von</strong> Material und<br />
Bindemittel<br />
Materialien:<br />
Funktionsablauf:<br />
Polyamid, ABS<br />
Polycarbonat, Polysulfone<br />
Lokales Auftragen <strong>von</strong> verflüssigten<br />
Material mit einer Düse<br />
Schichtweiser Aufbau.<br />
Thermoplastische Kunststoffe Stärke-Zellstoff / Keramik /<br />
Sand<br />
300 Düsenköpfe in Matrixanordnung Pulver/Sand wird durch<br />
tragen in Einzelansteuerung verflüssigten auftragen eines Bindemittels<br />
Kunststoff auf.<br />
über eine Düse<br />
Schichtweiser Aufbau.<br />
verfestigt.<br />
Schichtweiser Aufbau.<br />
Bemerkungen<br />
Einbaufertige Prototypen,<br />
flexible Bauteile, hohe<br />
Bauteilfestigkeit<br />
hohe Genauigkeit<br />
kleiner Bauraum; geeignet für schnelle,<br />
preisgünstige Teilstudien.<br />
Anschauungsmodelle,<br />
Feingußanwendungen.,<br />
Formen für gummielastische Bauteile<br />
extrem kurze Bauzeiten;<br />
preisgünstige Materialien<br />
Gießformen für Sandguß<br />
Anschauungsmodelle
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
5. Produktmodellierung<br />
5.1 Grundlagen der CAD-Systeme<br />
5.2 3-D Flächenmodellierung<br />
5.3 3-D Volumenmodellierung<br />
5.4 Zellenmodelle<br />
5.5 Subdivision Surfaces
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
5. 1 Produktmodellierung - CAD Grundlagen<br />
RechnerInternes Daten-Modell (RID-Modell)<br />
RID - Modell<br />
=<br />
Daten<br />
+<br />
Struktur<br />
• Koordinaten der Geometrie (Linienanfangs- und<br />
Endpunkte, Kreispunkte, …)<br />
• Geometrietypen (Linien, Kreise, Ebenen, Flächen, Solids)<br />
• Attribute (Bauteilnummer, Version, Oberfläche, Farbe, …)<br />
• Gliederung und Abhängigkeit der Daten<br />
+<br />
Algorithmen<br />
• Programmelemente der Modellierungssoftware zur<br />
Erzeugung und Veränderung <strong>von</strong> Daten und Strukturen<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 80
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
5. 1 Produktmodellierung - CAD Grundlagen<br />
Übersicht über die Datentypen (RID-Datenmodelle)<br />
2D-Modell<br />
2 ½ D-Modell<br />
3D-Modell<br />
Drahtmodell Flächenmodell Drahtmodell Flächenmodell<br />
Drahtmodell<br />
Flächenmodell<br />
Volumenmodell<br />
CSG<br />
Modellierer<br />
B-REP-<br />
Modellierer<br />
Zellen<br />
Modellierer<br />
Hybrid<br />
Modellierer<br />
(Constructive (Boundary<br />
SolidsGeometry)<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong><br />
Representation)<br />
81
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
5. 1 Produktmodellierung - CAD Grundlagen<br />
2-D Modelle<br />
Konturelemente wie Linien, Kreise, Ellipsen oder Splines<br />
dienen zur Darstellung der Objektgeometrie in zwei Koordinaten.<br />
Beziehungen zwischen den einzelnen Ansichten oder<br />
Geometrieelementen bestehen nicht.<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 82
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
5. 1 Produktmodellierung - CAD Grundlagen<br />
2 ½ -D Modelle<br />
Keine einheitliche Verwendung des Begriffs:<br />
• Abbildung eines Objekts durch zweidimensionale Konturzüge<br />
verbunden mit einer konstanten Ausdehnung<br />
• Zweidimensionale Beschreibung <strong>von</strong> Objekten in unterschiedlichen<br />
Ansichten, wobei das System die Beziehungen zwischen<br />
den Ansichten kennt und neue Ansichten herleiten kann<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 83
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
5. 1 Produktmodellierung - CAD Grundlagen<br />
3-D Grundmodelle (1)<br />
Das Modell des Objekts wird in drei Koordinaten gespeichert.<br />
Zur vollständigen Beschreibung der Modellgeometrie dienen<br />
Elemente wie Punkte, Linien, Kurven,<br />
Flächen und Volumenprimitive.<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 84
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
5. 1 Produktmodellierung - CAD Grundlagen<br />
3-D Grundmodelle (2)<br />
Draht oder Linienmodell (Wireframe Model):<br />
Das Drahtmodell nutzt als Informationsmittel nur Punkte, Linien, Kreis und Kurven<br />
zur Darstellung der begrenzenden Kanten. Der einfache Aufbau führt zu schnellen<br />
Antwortzeiten und wenig Speicherbedarf. Ein Objekt kann nicht vollständig<br />
dargestellt werden, da nicht festgelegt ist, wo sich Material befindet. Dies kann zu<br />
Mehrdeutigkeiten führen.<br />
Flächenmodell (Surface Model):<br />
Die Repräsentation der Objektgestalt erfolgt über die Beschreibung der<br />
Begrenzungsflächen. Es ist aber keine Volumendefinition, d.h. es ist nicht festgelegt,<br />
wo sich Material befindet. Zur Flächenbeschreibung werden verschiedene<br />
mathematische Beschreibungsverfahren benutzt.<br />
Volumenmodell (Volume Model):<br />
Mit Volumenmodellen lässt sich der Inhalt eines dreidimensionalen Objekts rechnerintern<br />
beschreiben und auswerten. Zur Ablage der Volumeninformation werden<br />
unterschiedliche Datenstrukturen herangezogen.<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> Quelle: nach Göhlich<br />
85
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
5. 1 Produktmodellierung - CAD Grundlagen<br />
Zusammenspiel <strong>von</strong> Geometrie und Topologie (1)<br />
Die Geometrie eines Modells umfasst die<br />
mathematisch exakte oder angenäherte Beschreibung<br />
der Modellform und der -abmessung<br />
Die Topologie eines Modells beschreibt den<br />
logischen Zusammenhang (Anzahl der<br />
Nachbarschaftsverhältnisse) zwischen Datenelementen
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
5. 1 Produktmodellierung - CAD Grundlagen<br />
Zusammenspiel <strong>von</strong> Geometrie und Topologie (3)
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
5. 1 Produktmodellierung - CAD Grundlagen<br />
Abbildung <strong>von</strong> Datenpunkten
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
5. 1 Produktmodellierung - CAD Grundlagen<br />
Zusammenfassung Modellierung<br />
Volumenmodell<br />
Linienmodell<br />
Flächenmodell<br />
flächenorientiert körperorientiert<br />
P8<br />
P4<br />
P5<br />
P3<br />
K4<br />
K3<br />
K2<br />
P1 K1 P2<br />
P7<br />
P6<br />
P4<br />
P1<br />
P8<br />
F3<br />
P5<br />
P3<br />
F1<br />
P2<br />
F2<br />
P7<br />
P6<br />
P4<br />
K4<br />
P1<br />
P8 F3<br />
F5<br />
F6<br />
P5<br />
P3<br />
F4<br />
K3 K2<br />
F1 K1 P2<br />
F2<br />
P7<br />
P6<br />
V1<br />
V2<br />
L<br />
K1 K2 K3 K4<br />
P1 P2 P3 P4<br />
.......<br />
.......<br />
F1 F2<br />
F<br />
F3 F4 .......<br />
F1 F2<br />
V<br />
F3 F4 .......<br />
K1 K2 K3 K4 .......<br />
K1 K2 K3 K4 .......<br />
P1 P2 P3 P4 .......<br />
P1 P2 P3 P4 .......<br />
V1<br />
V<br />
V2<br />
Punkt, Linie<br />
Punkt, Linie, Fläche<br />
Punkt, Linie,<br />
Fläche, Volumen<br />
Volumen<br />
Drahtmodell<br />
Flächenmodell<br />
B-Rep (Boundary<br />
Representation)<br />
CSG (Constructive<br />
Solids Geometry)<br />
Quelle: Spur/Krause
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
5. 2 Produktmodellierung - 3-D Flächenmodellierung<br />
Vieldeutigkeit <strong>von</strong> 3-D Drahtmodellen<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> Quelle: Göhlich<br />
90
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
5. 2 Produktmodellierung - 3-D Flächenmodellierung<br />
3-D Flächenmodellen (1)<br />
Flächendefinition durch Festlegung der Flächenbegrenzung<br />
Quelle: Göhlich
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
5. 2 Produktmodellierung - 3-D Flächenmodellierung<br />
3-D Flächenmodellen (2)<br />
Flächendefinition durch Vorgabe <strong>von</strong> Schnittkurven<br />
Leitlinie = Spine = Skelettlinie<br />
Querschnittslinie<br />
Quelle: Göhlich
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
5. 2 Produktmodellierung - 3-D Flächenmodellierung<br />
3-D Flächenmodellen (3)<br />
Vielseitigkeit der Flächendefinition entlang einer Leitkurve<br />
Rotationsmodell<br />
„Kalottenfläche“<br />
Profilfläche<br />
Übergangsfläche<br />
offene Kreiskanteoffene<br />
Langlochkontur<br />
Übergangsfläche großer-kleiner Querschnitt<br />
Quelle: Göhlich
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
5. 2 Produktmodellierung - 3-D Flächenmodellierung<br />
3-D Flächenmodellen (4)<br />
Erzeugen <strong>von</strong> komplexen Flächenstrukturen<br />
Einzelpatch<br />
B-Spline-Fläche<br />
(aus mehreren Patches)<br />
Begrenzte Fläche<br />
(trimmed surface)<br />
Flächenverband<br />
Quelle: Göhlich
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
5. 3 Produktmodellierung - CSG Volumenmodellierung<br />
Boolsche Operationen (1)<br />
Boolsche Operationen sind mengentheoretische Verknüpfungen<br />
<strong>von</strong> Körpern, bei denen eine Änderung der Topologie und<br />
Geometrie erfolgt. Zuerst wird die Topologie berechnet,<br />
nachfolgend die Geometrie und abschließend wird geprüft, ob<br />
die topologischen Randbedingungen eingehalten sind.<br />
Boolsche Operationen:<br />
• Vereinigung (A U B)<br />
• Differenz (A \ B) oder (B \ A)<br />
• Durchschnitt (A ∩ B)<br />
Quelle: Göhlich
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
5. 3 Produktmodellierung - CSG Volumenmodellierung<br />
Boolsche Operationen (2)<br />
Quelle: Göhlich
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
5. 3 Produktmodellierung - CSG Volumenmodellierung<br />
Prinzip des CSG Solids (1)<br />
CSG Bäume als arithmetrische Ausdrücke<br />
Quader 1<br />
Zylinder 1<br />
Zylinder 2<br />
Quader 2<br />
Modell<br />
Z 2<br />
Z 2<br />
Z 1 Q 2<br />
Q 1 Q 2<br />
Q 1 Z<br />
M:((Q 1 + Q 2 )-Z 1 )-Z 1<br />
2<br />
M:((Q 1 -Z 1 )+ Q 2 )-Z 2<br />
Q 1 Z 1<br />
Q 2 Z 2<br />
Q 1<br />
Q 2<br />
Z 1 Z 2<br />
M:(Q 1 -Z 1 )+(Q 2 -Z 2 )<br />
M:(Q 1 + Q 2 )-(Z 1 +Z 2 )<br />
Quelle: Göhlich
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
5. 3 Produktmodellierung - CSG Volumenmodellierung<br />
Prinzip des CSG Solids (2)<br />
Vor- und Nachteile <strong>von</strong> CSG Volumenmodellen<br />
Vorteile:<br />
• Geringer Speicherbedarf.<br />
• Einfache Generierung, wenn die Geometrie durch einfach definierte<br />
Grundelemente beschreibbar ist.<br />
• Konsistenz des Objekts durch die mathematische Definition der Grundelemente.<br />
• Entstehungsgeschichte (History) im bool´schen Verknüpfungsbaum erkennbar.<br />
Nachteile:<br />
• Partielles Ändern einer Fläche oder Kontur eines Körpers ist ausgeschlossen.<br />
• Zur Modellerstellung ist eine gedankliche Zerlegung des Objekts in<br />
Grundelemente (Primitives) erforderlich. Dies entspricht nicht der Denkweise des<br />
Konstrukteurs, der die Gestalt Schritt für Schritt entwickelt und nicht schon vorher<br />
kennt.<br />
• Bei jeder Änderung wird der bool´sche Verknüpfungsbaum aufgelöst und muss<br />
neu berechnet werden (zumindest der betroffene Ast des Baums).<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> Quelle: Göhlich<br />
98
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
5. 3 Produktmodellierung - B-Rep Volumenmodellierung<br />
Prinzip der B-Rep Solids (1) - B-Rep Datenstruktur<br />
•<br />
Objekt<br />
B-Rep Darstellung der Begrenzungsflächen<br />
B-Rep Datenstruktur:<br />
Ein Körper setzt sich aus mehreren Flächen, und diese wiederum aus<br />
Kanten zusammen. Eine Kante kann ihrerseits aus zwei Flächen oder<br />
zwei Punkten entstehen.<br />
Quelle: Göhlich
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
5. 3 Produktmodellierung - B-Rep Volumenmodellierung<br />
Prinzip der B-Rep Solids (2)<br />
Hierarchie topologischer Elemente<br />
Je Körper werden mitgeführt:<br />
• Schale (shell),<br />
als abgeschlossene Menge <strong>von</strong> verbundenen (connected)<br />
Einzelflächenstücken, die grundsätzlich auch<br />
Freiformflächen sein können.<br />
• Flächenstücke (face),<br />
begrenzt <strong>von</strong> einem oder mehreren geschlossenen<br />
Kantenzyklen (loops), die systematisch orientiert sind,<br />
z.B. so, dass das zugehörige Flächenstück immer links<br />
liegt (Uhrzeigersinn, <strong>von</strong> außen gesehen).<br />
• Kanten (edges),<br />
Zyklus als abgeschlossene Menge <strong>von</strong> verbundenen<br />
Kanten (orientierte Halbkanten)<br />
• Ecken (vertices),<br />
Kante ist als Kanten- (Kurven)stück durch genau zwei<br />
Ecken begrenzt; Ecken sind letztlich durch die einzige<br />
metrische Information, nämlich Koordinaten definiert.<br />
• Nachbarschaftsrelationen (adjacentcy relationships),<br />
die angeben, wie Randelemente aneinander liegen.<br />
shell<br />
face<br />
edges<br />
vertices<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> Quelle: Göhlich<br />
100
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
5. 3 Produktmodellierung - B-Rep Volumenmodellierung<br />
Prinzip der B-Rep Solids (3)<br />
Vor- und Nachteile <strong>von</strong> B-Rep Volumenmodellen<br />
Vorteile:<br />
• Definition <strong>von</strong> Flächen als Modellierungsbasis entspricht dem üblichen<br />
Konstruktionsprozess auf Basis <strong>von</strong> Funktions- und Wirkflächen.<br />
• Beim Vorliegen definierter Wirkflächen ist es einfach, die Gegenfläche des<br />
Nachbarteils zu beschreiben.<br />
• Es ist möglich, an einzelnen Elementen partielle Veränderungen vorzunehmen<br />
ohne die gesamte Beschreibung aufzulösen.<br />
• Den Flächen und Kanten können technologische Informationen (Maßtoleranzen,<br />
Form- und Lagetoleranzen, Rauhigkeiten) zugeordnet werden.<br />
Nachteile:<br />
• Hoher Speicherbedarf.<br />
• Aufwändige interne Maßnahmen zur Sicherstellung der Konsistenz des Modells<br />
notwendig.<br />
• Grundsätzliche topologische Änderungen nur schwer realisierbar.<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> Quelle: Göhlich<br />
101
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
5. 3 Produktmodellierung - 3D Volumenmodellierung<br />
Direkte Modellierung<br />
• Das Modell kann mit beliebigen Methoden erzeugt werden.<br />
• Die Reihenfolge der Erzeugungs- und Modifikationsoperationen<br />
ist beliebig.<br />
• Modifikationen erfolgen auf Basis der Grundelemente.<br />
• Mit den Grundelementen können Unterstrukturen erzeugt<br />
werden, Attribute und Zwangsbedingungen hinzugefügt und<br />
wieder gelöscht werden.<br />
• Das Modell enthält nur Abhängigkeiten zwischen Elementen<br />
der Geometrie und der Topologie.
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
5. 3 Produktmodellierung - 3D Volumenmodellierung<br />
Parametrische Modellierung<br />
• Die erzeugten Geometrien werden automatisch parametrisiert und<br />
dabei implizite Zwangsbedingungen erzeugt.<br />
• Modifikationen<br />
• lassen sich durch Änderungen der Parameter durchführen.<br />
• sind abhängig <strong>von</strong> den Zwangsbedingungen.<br />
• Strukturen des parametrischen Modells sind durch die Art<br />
und die Reihenfolge der Erzeugungsoperationen festgelegt.<br />
• Zusätzliche Attribute oder Zwangsbedingungen können<br />
hinzugefügt werden.
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
5. 3 Produktmodellierung - 3D Volumenmodellierung<br />
Funktionale Modellierung<br />
Die funktionale Modellierung ist die nächste Generation der Solid<br />
Modellierung. Sie kann für die Entwicklung jeder Art <strong>von</strong><br />
mechanischen Bauteilen verwendet werden<br />
Main Shell<br />
Core<br />
Internal<br />
Added<br />
Cavity<br />
Protected<br />
Shellable<br />
Quelle: Meitinger IBM
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
5. 3 Produktmodellierung - Hybrid Volumenmodellierung<br />
Prinzip Hybride Datenstrukturen (1)<br />
Algorithmik:<br />
• Boolsche Operationen basieren auf CSG<br />
• Teilkörper können auch mit B-Reps erzeugt werden<br />
Datenstrukturen:<br />
• Volumenprimitive mit Transformationen<br />
• Kombination Verknüpfungshistorie und B-Rep-Historie<br />
Charakteristika:<br />
• sehr anwendungsfreundliche Benutzerführung möglich<br />
• hoher Speicherbedarf<br />
• sehr aufwändige Algorithmen und komplexe Datenstrukturen<br />
• teilweise erzwingt das System ungewollte Operationen<br />
• Vollparametrisierung möglich aber nicht zwingend erforderlich<br />
Quelle: Göhlich
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
5. 3 Produktmodellierung - Hybrid Volumenmodellierung<br />
Prinzip Hybride Datenstrukturen (2)<br />
Quelle: Göhlich
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
5. 5 Produktmodellierung - Subdivision Surfaces<br />
Subdivision: Daten-Repräsentation, Zielsetzung<br />
Automatische<br />
Datenrückführung<br />
Keine explizite<br />
Vernetzung<br />
Ständige Aktualität<br />
für CAE-Daten<br />
CAE früher<br />
verfügbar<br />
Ziel:<br />
Einheitliches<br />
Datenformat<br />
für CAD und CAE<br />
Vereinfachung<br />
des Prozesses<br />
Kürzere<br />
Produktentwicklungszyklen<br />
Grobe Netze zur<br />
Funktionsoptimierung<br />
Feine Netze zur<br />
Qualitätsvalidierung<br />
Subdivision<br />
mit Multi-Resolution<br />
High-End<br />
Visualisierung<br />
Kontrollpunkte als<br />
Design-Parameter<br />
und Netzknoten<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 107
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
5. 5 Produktmodellierung - Subdivision Surfaces<br />
Subdivision: Grundprinzip<br />
Subdivision definieren eine geglättete Kurve oder Fläche als eine<br />
Anzahl <strong>von</strong> successiven Verfeinerungen.<br />
beliebig<br />
erzeugte<br />
Polygone<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 108
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
5. 5 Produktmodellierung - Subdivision Surfaces<br />
Subdivision Konstruktion: Details<br />
Boolsche Operationen<br />
1. Erzeugung einer angenäherten<br />
Schnittkurve<br />
2. Erzeugung der Verknüpfung der<br />
Verbindung über gemeinsame<br />
Netzpunkte eines Referenznetzes.<br />
3. Optimierung der<br />
Ergebnisparameter<br />
4. Bestimmung der geometrischen<br />
Position der Referenzpunkte als<br />
Ergebnis der hierarchischen<br />
Verknüpfung<br />
H. Biermann, D. Kristjansson, D. Zorin:<br />
Approximate Boolean Operations on Free-form Solids<br />
SIGGRAPH 2001<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 109
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
5. 5 Produktmodellierung - Subdivision Surfaces<br />
Subdivision im Engineering: Beispiel<br />
Optimization: hood of beetle<br />
FE simulation to optimize weight and stiffness of the hood<br />
optimal weight<br />
optimal stiffness<br />
subdivision<br />
control<br />
points<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 110
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
6. Featuretechnologie<br />
6.1 Feature Grundlagen<br />
6.2 Feature in der Aggregateentwicklung<br />
6.3 Feature in der Karosserieentwicklung<br />
6.4 Konstruktionstemplates
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
6. 1 Feature - Grundlagen<br />
Features und Wissensverarbeitung<br />
Wissensverarbeitung<br />
Feature-Technologie<br />
(Repräsentation <strong>von</strong> Hintergrundwissen)<br />
Geometrische<br />
Eigenschaften<br />
(herkömmliches CAD)<br />
Weitere Eigenschaften<br />
(z.B. Berechnungs- oder<br />
Fertigungsinformationen)<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 112
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
6. 1 Feature - Grundlagen<br />
Feature-Definition (VDI2218)<br />
Features sind informationstechnische<br />
Elemente, die Bereiche <strong>von</strong><br />
besonderem (technischen) Interesse<br />
<strong>von</strong> einzelnen oder mehreren<br />
Produkten darstellen [VDI2218].<br />
Bohrcharakter<br />
Zylinderbohrung<br />
Zündkerzenbohrung<br />
Durchgangsbohrung<br />
Sacklochbohrung<br />
Gewindebohrung<br />
Gewindesackloch<br />
x<br />
Funktionsobjekt<br />
Bohrcharakter<br />
Fräscharakter<br />
x<br />
Sacklochbohrung<br />
x<br />
Durchmesser<br />
Tiefe<br />
Passung<br />
Passungslänge<br />
Fasenwinkel<br />
Fasenlänge<br />
Funktion<br />
Positionierung<br />
10<br />
10<br />
N 8<br />
8<br />
45<br />
0.5<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 113
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
6. 1 Feature - Grundlagen<br />
Weitere Feature-Definitionen<br />
• Features are a representation of shape with geometry and attributes that are recognizable to<br />
humans and programs.<br />
TURNER & ANDERSON 1988<br />
• A feature is a partial form or a product characteristic that is considered as a unit and that has a<br />
semantic meaning in design, process planning, manufacture, cost estimation or other engineering<br />
disciplines.<br />
WIERDA 1990<br />
• Features are generic shapes with which engineers associate certain properties or attributes and<br />
knowledge useful in reasoning about the product.<br />
SHAH 1991<br />
• ... features is a model of the form and ident of some aspect of a design which is of direct interest in a<br />
CIM viewpoint.<br />
ROSEN et al. 1991<br />
• Features werden als Konstruktionsobjekte gesehen, die Informationen über ihre Gestalt, die<br />
geometrische Ausprägung der Gestalt und nichtgeometrische Feature-informationen enthalten.<br />
KRAUSE et al. 1992<br />
• A feature is a term used to define the characteristics of a part. A feature can add material, remove<br />
material or may just be used as reference.<br />
PTC 1993<br />
• Features sind gestaltsorientierte Beschreibungselemente, die neben der Geometrie auch funktionale<br />
und technologische Informationen repräsentieren können.<br />
HAASIS 1994<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 114
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
6. 1 Feature - Grundlagen<br />
Einsatzgebiete der Feature-Technologie<br />
Kostenkalkulation<br />
Produktmodellierung<br />
Konstuktionsüberprüfung<br />
Features<br />
Rohteil und<br />
Bearbeitungsverfahren<br />
Prüfkriterien<br />
NC<br />
Bearbeitung<br />
NC<br />
Programmierung<br />
Prozessplanung<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 115
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
6. 1 Feature - Grundlagen<br />
Vorteile der Feature-Technologie<br />
• Parametrierbare und übersichtliche Beschreibung <strong>von</strong> Produkt, Prozess und<br />
Ressourcen (z.B. Koordinatenmessgeräte und Sensoren)<br />
• Verknüpfung <strong>von</strong> Produkt, Prozess und Ressourcen<br />
• Unterstützt das Änderungsmanagement<br />
• Zerlegung <strong>von</strong> einer komplizierten Problemstellung in überschaubare<br />
Teilaufgaben<br />
• Kapselung und Weitergabe <strong>von</strong> Know-How zur Modellierung und Herstellung<br />
<strong>von</strong> Produkten<br />
• Unterstützung <strong>von</strong> unterschiedliche Sichten auf Modellinformationen je nach<br />
Tätigkeitsbereich des Nutzers<br />
• Teilweise Automatisierung des Informationsflusses durch Feature-Mapping<br />
• Unterstützung bidirektionaler Informationsfluss entlang der Prozesskette<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 116
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
6. 1 Feature - Grundlagen<br />
Features am Beispiel eines Zylinderkopfs<br />
Gewindedurchgangsbohrung<br />
Injektorbohrung<br />
Fläche<br />
Gewindesackloch<br />
Fläche Sackloch Glühkerzenbohrung<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 117
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
6. 1 Feature - Grundlagen<br />
Nutzen der featurebasierten Produktbeschreibung<br />
Intuitive<br />
Produktmodellierung<br />
Automatische<br />
Kostenkalkulation<br />
Design to X<br />
Ermöglichen der<br />
anforderungsgetriebenen<br />
Modellierung<br />
<strong>von</strong> Produkt, Prozess und<br />
Ressource<br />
Features<br />
Standardisierung durch<br />
Featurebibliotheken<br />
Bidirektionaler<br />
Informationsaustausch<br />
entlang der Prozesskette<br />
Strukturierter<br />
Erfahrungsaustausch<br />
Unterstützung<br />
verschiedener<br />
Prozesssichten<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 118
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
6. 2 Feature in der Aggregateentwicklung<br />
Integration <strong>von</strong> Produkt, Prozess und Ressource<br />
Produkt<br />
Antriebsstrang<br />
Baugruppen<br />
Einzelteil-Referenz<br />
Attribute<br />
Hilfegeometrien<br />
Montage-Feature<br />
Toleranzen<br />
Einzelteile<br />
Geometrie<br />
Design-Features<br />
Attribute<br />
Toleranzen<br />
Werkstoff<br />
Motor<br />
Kolben<br />
Pleuel<br />
Feature<br />
Daten<br />
Prozess<br />
Produktionsplanung<br />
Herstellungsprozesse:<br />
Gießen<br />
Schmieden<br />
Pressen<br />
Schweißen<br />
Fertigungsprozess:<br />
Fördertechnik<br />
Flexible Fertigungssysteme<br />
Einzelteilfertigung<br />
Montageprozess<br />
Prüfprozess<br />
Ressource<br />
Produktionsumgebung<br />
und -anlagen<br />
Fabrik<br />
Linie<br />
Maschine<br />
Station<br />
Vorrichtung<br />
Fabrik<br />
Layout<br />
Logistik<br />
Elektrik<br />
Linie<br />
Maschinen<br />
Leistung<br />
Materialfluss<br />
Maschine<br />
Stationen<br />
Kinematik<br />
Bearbeitung<br />
Station<br />
Vorrichtungen<br />
Schweißzangen<br />
Sensoren<br />
NC-Programme<br />
Werkzeuge<br />
Off-line<br />
KMG<br />
BAZ<br />
Workflow Management<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 119
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
Integration <strong>von</strong> Produkt, Prozess und Ressource<br />
Produkt<br />
6. 2 Feature in der Aggregateentwicklung<br />
Planung &<br />
Simulation<br />
<strong>von</strong> Gieß- /<br />
Schmiedeprozess<br />
Prozess<br />
Ressource<br />
Motor<br />
Kurbeltrieb<br />
Bearbeitungs-/<br />
Montage-/ Prozessplan<br />
Betriebsmittel<br />
Pleuel<br />
(Fertigteil)<br />
Rohteil<br />
Fertigungsabschnittsmodell<br />
Spann- und Fixiervorrichtung<br />
Bearbeitungs<br />
-modell<br />
NC-/ Mess-<br />
Programm<br />
Produktsimulation<br />
Fertigungsabschnittszeichnung<br />
Betriebsmittel Qualitätssicherung<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 120
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
Multi-Model-Links<br />
6. 2 Feature in der Aggregateentwicklung<br />
Unter Multi-Model-Links versteht man die Verknüpfung<br />
mehrerer CAD-Modelle zu einem Gesamtmodell.<br />
Die Geometrie wird in das Gesamtmodell importiert<br />
und ein Link zum ursprünglichen Modell erzeugt.<br />
Multi-Model-Links werden für die Modellierung <strong>von</strong><br />
komplexen Bauteilen z.B. Zylinderkopf genutzt und<br />
unterstützen Simultaneous Engineering.<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 121
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
6. 2 Feature in der Aggregateentwicklung<br />
Multi-Model-Links - Beispiel Zylinderkopf<br />
Ebene 3<br />
Ebene 3<br />
Rohteil-<br />
Zeichnung<br />
Fertigteil-<br />
Zeichnung<br />
Rohteil<br />
Fertigteil<br />
Ebene 2<br />
Aussenkontur<br />
Ölraumkerne<br />
Wassermantel<br />
Bearbeitungsmodell<br />
Ebene 1<br />
Grundkörper<br />
Kettenkasten<br />
Einlass- /<br />
Auslasskanäle<br />
Grundkörper -<br />
mehrfach<br />
Grundkörper<br />
Teilungen<br />
Fertigungshilfskörper<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 122
Stand der Technik<br />
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
6. 2 Feature in der Aggregateentwicklung<br />
Fertigungsabschnittsmodelle (FAM)<br />
• Die Planung <strong>von</strong> Transferstrassen erfolgt aktuell auf<br />
Basis <strong>von</strong> Fertigungsabschnittszeichnungen (FAZ).<br />
• Die Ergebnisse der Simultaneous Engineering (SE)<br />
- Phase werden vom Zulieferer umgesetzt.<br />
• Die Planungsabteilungen prüfen die FAZ und<br />
dokumentieren Änderungen.<br />
Ziel und Vision<br />
• Erstellung <strong>von</strong> digitalen 3-D Fertigungsabschnittsmodellen<br />
bereits in frühen Phasen.<br />
• Durchgängige Verwendung <strong>von</strong> Feature-<br />
Informationen.<br />
Methoden-/Technologieeinsatz<br />
• Digitale Erstellung der FAM mit DPM Machining<br />
Process Planner.<br />
• Standardisierte, durchgängige Methodik für<br />
digitale Planung.<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 123
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
Zündkerzenbohrung <br />
Bohren<br />
6. 2 Feature in der Aggregateentwicklung<br />
Produkt, Prozess, Ressourcen Integration am Beispiel<br />
einer Zündkerzenbohrung<br />
Senken<br />
Wendelbohrer <br />
Feature-<br />
Technologie<br />
Profilsenker <br />
Reiben<br />
Profilreibahle <br />
Gewindebohren<br />
Gewindebohrer <br />
= Feature (Produkt)<br />
= NC-Bearbeitung (Prozess)<br />
= Werkzeug (Ressource)<br />
<br />
<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 124
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
Prozesskette Karosserie<br />
6. 3 Feature in der Karosserieentwicklung<br />
• Karosserie als Funktionselement und Aufgabenträger im Gesamtfahrzeug.<br />
• Funktionale Strukturierung als Grundlage für die Beschreibung der<br />
Karosserie durch Features<br />
- Unterteilung in Komponenten und sowie in beeinflussende und<br />
gestalterisch funktionstragende Elemente.<br />
• Anforderungen an die Karosserie:<br />
- Maximale Sicherheit, Komfort und Ergonomie bei minimalem Gewicht.<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 125
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
6. 3 Feature in der Karosserieentwicklung<br />
Beschreibung der Karosserie mittels Features<br />
• Allgemeine Vorgehensweise:<br />
- Unterteilung der Bauteilbeschreibung in einzelne Merkmale.<br />
- Beschreibung der Merkmale durch administrative, geometrische,<br />
technologische, strukturelle und funktionelle Semantik.<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 126
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
Arten <strong>von</strong> Features<br />
6. 3 Feature in der Karosserieentwicklung<br />
Ein Design-Feature besteht aus einem einzelnen oder einer Topologie <strong>von</strong><br />
geometrischen Elementen mit einer gemeinsamen funktionalen Bedeutung. Die<br />
funktionale Bedeutung des Design-Features wird durch ihre geometrische Form<br />
sowie durch Maß-, Form- und Lagetoleranzen repräsentiert.<br />
Ein Manufacturing-Feature verknüpft ein Design-Feature mit einem<br />
Fertigungsprozess. Über Manufacturing-Features ist das Fertigteil sowie eine<br />
beliebiger Fertigungsabschnitt in Abhängigkeit des Rohteils abgebildet.<br />
Ein Assembly-Feature verknüpft verschiedene Design-Features<br />
unterschiedlicher Werkstücke und beschreibt den Zusammenbau sowie die<br />
erforderlichen Zusammenbaustufen eines Bauteils. Hierzu gehören auch die<br />
Darstellung der Einbaubedingungen sowie des Fügeprozesses.<br />
Ein Inspection-Feature enthält folgerichtig alle Informationen, die zur<br />
Überprüfung eines Design-Features oder eines Assembly-Features und deren<br />
funktionalen Bedeutung (Verifikation des Bauteils) oder eines<br />
Fertigungsabschnitts (Verifikation des Fertigungsprozesses), beschrieben durch<br />
Manufacturing-Features, erforderlich sind.<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 127
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
Karosserie-Features<br />
6. 3 Feature in der Karosserieentwicklung<br />
...<strong>von</strong> der Einzelfläche<br />
zum Design-Feature<br />
Ohne Features:<br />
• Beschnittgeometrie (Face) als<br />
Ergebnis einer Folge <strong>von</strong><br />
Konstruktionsschritten<br />
• Unübersichtliche Darstellung des<br />
Strukturbaums<br />
• Gefahr <strong>von</strong> Inkonsistenzen<br />
Mit Features:<br />
• Konstruktionslogik im Feature<br />
hinterlegt<br />
• Feature bleibt im Strukturbaum als<br />
persistentes Element enthalten<br />
• Feature-Parameter direkt<br />
modifizierbar<br />
• Wiederverwendbarkeit<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 128
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
6. 3 Feature in der Karosserieentwicklung<br />
Funktionale Gruppen am Beispiel Seitenwand<br />
Schließkeil<br />
A-Säule<br />
Kabelzuführung<br />
Scharnierbefestigung<br />
B-Säule<br />
Türbremse<br />
A-Säule<br />
Schließkeil<br />
C-Säule<br />
Freiformtasche<br />
Scharnierbefestigung<br />
A-Säule<br />
Langloch verrundet<br />
Flächenverbund<br />
Versteifungsrippe<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 129
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
6. 3 Feature in der Karosserieentwicklung<br />
Vom Design-Feature zum Prozess-Feature<br />
Ebene<br />
Kreis<br />
42 +/-0.05 74 +/-0.05<br />
0.05 XYZ<br />
Interaktive Auswahl<br />
der relevanten Qualitätskriterien<br />
Punkt<br />
Kreis<br />
Mapping der Qualitätskriterien<br />
in Messelemente<br />
KMG = Koordinatenmessgerät<br />
Auswahl des KMG<br />
sowie der Sensoren<br />
0.05 XYZ<br />
42 +/-0.05 74 +/-0.05<br />
Auswahl des Design-Features<br />
„Kabelzuführung“<br />
z.B. CAD/CAQ-Prozesskette<br />
Berechnung der Sollvorgaben<br />
und der Sensorwege<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 130
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
Feature-Klassen<br />
6. 3 Feature in der Karosserieentwicklung<br />
Feature<br />
Feature-Gruppe<br />
Part<br />
Part<br />
Rohteil<br />
Workingstep<br />
Feature<br />
Feature<br />
Feature<br />
Feature<br />
Feature<br />
Assembly Part<br />
Assembly<br />
*<br />
Fertigteil<br />
Design-Feature<br />
Feature-Gruppe<br />
Assembly-Feature<br />
Features für<br />
Fertigungsabschnitte<br />
Loch<br />
Rechteck<br />
0.5 x y z<br />
A<br />
Spalt und<br />
Übergang<br />
Getrimmte Kante<br />
Rechteck<br />
verrundet<br />
Langloch<br />
0.2<br />
A<br />
Lochbild<br />
Gebördelte Kanten<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 131
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
6. 3 Feature in der Karosserieentwicklung<br />
Feature-Gruppen am Beispiel „Lochgruppe“<br />
• Die Lochgruppe stellt eine Gruppe<br />
<strong>von</strong> Löchern dar, die zusammen eine<br />
Funktion erfüllen.<br />
• Aus funktionaler Sicht ist die relative<br />
Positionstolerierung vorzuziehen.<br />
• Die Lochgruppe strukturiert die<br />
Konstruktion.<br />
Feature-Gruppe<br />
Definitionsschritte einer Feature-Gruppe mit Tolerierung<br />
Feature<br />
Feature<br />
Feature<br />
Feature-Gruppe<br />
• Erzeugen einer Positionstoleranz in X, Y und Z auf dem<br />
Masterloch<br />
• Relative Referenz auf das Masterloch (z.B.: Referenz A)<br />
• Relative Positionstoleranzerzeugung per Makro auf die<br />
Slavelöcher<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 132
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
6. 3 Feature in der Karosserieentwicklung<br />
Feature-Spezifikationen am Beispiel „Langloch“<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 133
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
6. 3 Feature in der Karosserieentwicklung<br />
Die Tätigkeiten in der CAD/CAQ-Prozesskette<br />
Prüfplanung<br />
• Festlegung der<br />
Qualitätskriterien<br />
(Toleranzen)<br />
• Auswahl der<br />
Prüfmethode<br />
• Festlegung der<br />
Prüfschärfe<br />
• Festlegung des<br />
Auswerteverfahrens<br />
Messplanung<br />
• Ermittlung der<br />
Messelemente<br />
• Ermittlung der<br />
Anforderungen an das<br />
Prüfgerät sowie an die<br />
Sensoren<br />
• Festlegung der<br />
Aufspannung<br />
Prüfprogrammierung<br />
• Ermittlung der<br />
Antastpunkte<br />
• Ermittlung der Anfahrund<br />
Rückzugswege<br />
• Ermittlung der Sensorbahn<br />
und Simulation<br />
• Ausgabe des<br />
Messprogramms<br />
Inspection-Features Messelemente Sensorbahn<br />
... werden auf der Basis<br />
der Design-Features und<br />
der zugehörigen Toleranzen<br />
definiert<br />
... werden auf der Basis<br />
der Inspection-Features und<br />
der zugehörigen messrelevanten<br />
Parameter ermittelt<br />
... enthält die Bewegungsbeschreibung<br />
für das Koordinatenmessgerät<br />
sowie Anweisungen<br />
für die Online-Analyse<br />
... unabhängig vom Prüfmittel ... abhängig vom Prüfmittel<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 134
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
6. 3 Feature in der Karosserieentwicklung<br />
Feature-basierter Qualitätsregelkreis<br />
CAP/NC-System<br />
Fehlerursachen<br />
Maßnahmen<br />
Messplanungssystem<br />
Feature-basierte<br />
Mängelliste<br />
Feature-basierte<br />
Werkstückbeschreibung<br />
Fertigungskontext<br />
Analysemodul<br />
Feature-basiertes<br />
Messprogramm<br />
Messergebnisse<br />
Koordinatenmessgerät<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 135
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
Zusammenfassung<br />
6. 3 Feature in der Karosserieentwicklung<br />
• Features können effizient und gewinnbringend (Zeit,<br />
Kosten, Qualität) in der Karosserieentwicklung eingesetzt<br />
werden, um<br />
- die Modellierung zu vereinfachen bzw. zu<br />
automatisieren,<br />
- die Standardisierung der Bauteilbeschreibung durch<br />
den Einsatz <strong>von</strong> Feature-Bibliotheken zu fördern,<br />
- nachfolgende Prozessschritte z.B. für die Messtechnik<br />
(teil-) automatisch und Feature-optimiert abzuleiten.
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
6. 4 Feature Konstruktionstemplates - Templatedefinition<br />
Definition Template (deutsch: Vorlage, Schablone)<br />
Wissensbasierte Templates sind parametrische, wiederverwendbare, vorstrukturierte<br />
Ausgangsmodelle für die Konstruktion (Fahrzeugeinzelteile, Zusammenbaukonstr.).<br />
Sie enthalten konstruktionsrelevante Informationen wie z.B.<br />
Erfahrungen aus Vorgängermodellen, deren Funktionsbeschreibung sowie<br />
Prozessinformationen entlang des Produktlebenszyklusses.<br />
Sie sichern die Einhaltung <strong>von</strong> Best-Practices und Richtlinien in der Konstruktion.<br />
Mit Hilfe wissensbasierter Engineering Templates soll der Beginn der Fahrzeugkonstruktion<br />
durch die Wiederverwendung <strong>von</strong> Vorgängerinformationen/Standardkonzepten beschleunigt<br />
werden und die Durchgängigkeit der Information entlang des Produktentstehungsprozesses<br />
sichergestellt werden. Wissensbasierte Templates unterstützen somit das Lead<br />
Engineering.<br />
Konzeptmodell<br />
Baugruppen-<br />
Template<br />
Einzelteil-Template<br />
Parametrik<br />
Features<br />
0.05 XYZ<br />
42 +/-0.05 74 +/-0.05<br />
Frühe Phasen<br />
Serienentwicklung<br />
Planung/<br />
Folgeprozesse
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
6. 4 Feature Konstruktionstemplates - Templatedefinition<br />
Konstruktionstemplates –<br />
Definition (1)<br />
Definition:<br />
Templates sind prozessgetriebene und<br />
produktfamilienunabhängige CAD-<br />
Anwendungen,<br />
die als Startpunkt für eine Ausarbeitung <strong>von</strong><br />
Zusammenbau- und Einzelteilkonstruktionen<br />
dienen<br />
Template Based<br />
Design Methodology<br />
Concept Model<br />
Derived from a library<br />
Assembly Templates<br />
Eigenschaften:<br />
• Wiederverwendung <strong>von</strong> standardisierten<br />
Produktstrukturen.<br />
• Bereitstellung <strong>von</strong> “ best practices” <strong>von</strong> Geometrie<br />
und Technologie<br />
• Vorgehensmodell für Konstruktions- und<br />
Absicherungsprozesse<br />
• Standardisierte Struktur des CAD Modells.<br />
Part Templates<br />
Final Design<br />
Besseres Bild!<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> Quelle: Haasis<br />
Wintersemester 2011 /<br />
Sommersemester <strong>2012</strong><br />
Detailing<br />
138
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
6. 4 Feature Konstruktionstemplates - Templatedefinition<br />
Konstruktionstemplates – Definition (2)<br />
Template<br />
Klassen<br />
Geometrischer<br />
Detailierungsgrad<br />
Beschreibung<br />
Funktionstemplate<br />
10 %<br />
Alle Fahrzeuge<br />
• Haupt- und Anschlussmaße<br />
• Funktionsbeschreibungen<br />
• Generische Produktstrukture<br />
Konzepttemplate<br />
Limousine<br />
Cabrio<br />
Geländewagen<br />
• Basisvarianten<br />
• Standard<br />
konzepte<br />
Studytemplate<br />
Bauteiltemplate<br />
100 %<br />
C-/E- Klasse<br />
W204<br />
S- Klasse<br />
• Produktfamilien<br />
spezifische<br />
Hauptabmessungen<br />
• konkrete Teile<br />
• mit allen Details<br />
• Downstream process<br />
information<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 139<br />
W212
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
6. 4 Feature Konstruktionstemplates - Templatedefinition<br />
Konstruktionstemplates – Vorteile<br />
• Zunahme <strong>von</strong> Produktqualität und<br />
Prozessstabilität.<br />
• Reduktion der Konstruktionskomplexität<br />
• Beschleunigung der Produktentwicklung<br />
und verstärkte Unterstützung der frühen<br />
Entwicklungsphase.<br />
• Berücksichtigung <strong>von</strong> Standard-<br />
Konstruktionskonzepten und<br />
Konstruktionsregeln.<br />
• Wiederverwendung <strong>von</strong> erprobtem<br />
Konstruktionswissen.<br />
Template<br />
Bibliothek<br />
Feature<br />
Bibliothek<br />
• Unterstützung <strong>von</strong> “LEAD Engineering<br />
Konzepten” im internationalen Verbund.<br />
• Prozessstabilität für die nachgelagerten<br />
Prozesse (Simulation, Produktionsplanung,<br />
Betriebsmittelerstellung, …..).<br />
Powerfeatures<br />
PT-Formfeat.<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> Quelle: Haasis<br />
140
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
6. 4 Feature Konstruktionstemplates - Templatedefinition<br />
Karosserietemplates - Übersicht<br />
Lokale Parameteranpassungen<br />
Layout,<br />
Parameters<br />
Bauteiltemplate<br />
Konzeptmodell<br />
Grundsätzliche<br />
geometrische<br />
Beschreibung <strong>von</strong><br />
Fahrzeugen (Bauräume,<br />
Strukturen<br />
Grundgeometrien ...).<br />
Zielsetzung:<br />
konzeptionelle<br />
Untersuchungen<br />
Study-Template<br />
Vereinfachte parametrische<br />
Beschreibung <strong>von</strong> „Best Practice“<br />
Zielsetzung: konzeptionelle<br />
Detailierung<br />
Parametrisierte Einzelteile<br />
Zielsetzung:<br />
Einzelteilkonstruktion,<br />
Bereitstellung <strong>von</strong><br />
Prozessinformationen
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
6. 4 Feature Konstruktionstemplates - Templatedefinition<br />
Methodik und Assoziativität <strong>von</strong> Bauteiltemplates<br />
Template<br />
Seitenwand<br />
DMU Anforderungen<br />
Geom. Konstruktion<br />
D-, E-, B-Linie, Fensteröffnung,<br />
Türkontur, …<br />
Fahrzeug Layout<br />
Layout-Maße<br />
Drehpunkte und Radien<br />
Standards,<br />
Vorschriften<br />
Blickwinkel, A-Säule,<br />
Sichtfeld, Seitenspiegel<br />
Anforderungen,<br />
Schließsystem,<br />
B-Säulenanaschluss,<br />
Flanschkonzpept,<br />
…<br />
Sicherheitsanforderungen<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong><br />
Templates:<br />
• Fensterheber<br />
• Seitenaufprallstrebe<br />
• Türmodul<br />
Input<br />
ZB Türinnenblech<br />
Output<br />
Funktionale Anforderungen<br />
Platz für Windowbag<br />
Produktions-<br />
Anforderungen<br />
Zugänglichkeit für<br />
Schweißzangen,<br />
Umformbarkeit, Aufnahmepunkte<br />
Absicherungen<br />
Seitenaufprall<br />
Scheibentonne<br />
Schließposition<br />
Sichtfelduntersuchungen<br />
142
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
6. 4 Feature Konstruktionstemplates - Templatedefinition<br />
Zusammenfassung<br />
• Zunahme <strong>von</strong> Produktqualität und<br />
Prozessstabilität<br />
• Reduktion der Konstruktionskomplexität<br />
• Beschleunigung der Produktentwicklung<br />
und verstärkte Unterstützung der frühen Entwicklungsphase.<br />
• Berücksichtigung <strong>von</strong> Standard-<br />
Konstruktionskonzepten und Konstruktionsregeln.<br />
• Wiederverwendung <strong>von</strong> erprobtem Konstruktionswissen.<br />
• Unterstützung <strong>von</strong> “LEAD Engineering<br />
Konzepten” in internationalen Verbünden.<br />
• Prozessstabilität für die nachgelagerten Prozesse (Simulation,<br />
Produktionsplanung, Betriebsmittelerstellung, …..)
Templatetypen<br />
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
6. 4 Feature Konstruktionstemplates - Templatedefinition<br />
Vehicle<br />
Layout<br />
(Konzept Modell)<br />
Zusammenbau<br />
Templates<br />
(Komponenten)<br />
Teile<br />
Templates<br />
(Komponenten)<br />
Study Templates<br />
CAVA<br />
Gesamtfahrzeug<br />
Zusammenbau<br />
(Informationen für<br />
Downstream Processe)<br />
Physische<br />
Teile<br />
Detailierungsphase
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
7. Produktdatenverwaltung<br />
7.1 Grundlagen des Dokumentenmanagements<br />
7.2 Überblick Produktdatenverwaltung<br />
7.3 Teilestamm und Stücklisten<br />
7.4 PDM-Systeme<br />
7.5 Produkt – Prozess – Ressourcen Integration
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
7. 1 Produktdatenmanagement - Grundlagen des Datenmanagements<br />
Grundbegriffe des Datenmanagements (1)<br />
Semantik<br />
Genaue und interpretationsfreie<br />
fachliche Definition<br />
Syntax<br />
Datum: 17.06.2005 oder 2005-06-17<br />
oder 17.6.05 oder …<br />
Format<br />
Feldlänge:<br />
• durchgängige Länge über den gesamten<br />
Prozess<br />
• numerisch, alphanumerisch<br />
Quelle: Stöcker, Siemens<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 146
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
7. 1 Produktdatenmanagement - Grundlagen des Datenmanagements<br />
Grundbegriffe des Datenmanagements (2)<br />
Ausprägung Kunden<br />
Objekte<br />
Geschäftspartner<br />
Kunde<br />
Name<br />
Anschrift<br />
…<br />
Kunde<br />
Rechnung<br />
Relationen<br />
Stückliste<br />
Quelle: Stöcker, Siemens<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 147
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
7. 1 Produktdatenmanagement - Grundlagen des Datenmanagements<br />
Datenqualität ist eine wesentliche Voraussetzung<br />
für stabile Prozesse<br />
• Vollständig<br />
„Sind alle relevanten Informationen übermittelt?“<br />
• Aktuell<br />
„Handelt es sich um die neuesten Informationen?“<br />
• Richtig<br />
„Sind die Inhalte korrekt (z.B. stimmt der Preis?)?“<br />
genereller Grundsatz : „Quality at source“<br />
Quelle: Stöcker, Siemens<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 148
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
7. 1 Produktdatenmanagement - Grundlagen des Datenmanagements<br />
Integriertes PDM als Enabler für effiziente Produktentwicklung<br />
und Komplexitätsreduktion im Prozess<br />
Die Einführung <strong>von</strong><br />
PLM/PDM führt bei den<br />
Nutzern zu folgenden<br />
signifikanten Vorteilen im<br />
Vergleich zum Wettbewerb:<br />
• Informationsdurchgängigkeit<br />
• Standardisierung der<br />
Prozesse<br />
• verbesserter Datenflussund<br />
-austausch.<br />
Wesentlicher Erfolgsfaktor<br />
bei der Einführung ist, dass<br />
die Initiative prozess- und<br />
nicht IT-getrieben abläuft.<br />
[Quelle: Dr. Lars Krause, McKinsey & Co, "Strategische Bedeutung des Digital Engineering am Beispiel der<br />
Automobilindustrie",<br />
Digital Engineering Forum, Bochum, 18.11.2004]<br />
[Quelle: Prof. Michael Abramovici, ITM<br />
Uni Bochum u. Kaiserslautern, "Benefits<br />
of PLM", Digital Engineering Forum,<br />
Bochum, 18.11.2004]
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
7. 2 Produktdatenmanagement - Überblick Produktdatenverwaltung<br />
Produktinformationen<br />
Produktinformationen<br />
Technische Informationen Kommerzielle Informationen Qualitätsinformationen<br />
Geometrische Informationen<br />
Darstellungen 2D<br />
Darstellungen 3D<br />
Darstellungsangaben<br />
Maßangaben<br />
Toleranzangaben<br />
Technologische Informationen<br />
Werkstoff<br />
Oberflächen<br />
Schablonen<br />
Urmodelle<br />
NC-Quellprogramm<br />
NC-Maschinencode<br />
Systemtechnische Informationen<br />
Stromlaufpläne<br />
R+ I -Diagramme<br />
Programme<br />
Unterlagenbez.<br />
Angaben<br />
Unterlagennr.<br />
Blattnr.<br />
Änderungsindex<br />
Freigabevermerke<br />
Erstelldatum<br />
Maßstab<br />
Format<br />
Organisatorische<br />
Informationen<br />
Stamm-/ Strukturbez.<br />
Angaben<br />
Sachnr.<br />
Positionsnr.<br />
Änderungsindex<br />
Benennung<br />
Mengenangaben<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> Quelle: Eigner/Stelzer<br />
150
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
7. 3 Produktdatenmanagement - Teilestamm und Stücklisten<br />
Ordnungssysteme<br />
Ordnungssysteme<br />
ahierarchische<br />
Systeme<br />
-Schlagwortkataloge<br />
-Fulltextretrieval<br />
teilhierarchische<br />
Systeme<br />
- Thesauren<br />
Hierarchische Systeme<br />
- Klassifizierungssysteme<br />
<br />
Codierung<br />
Manuell<br />
Automatisch<br />
-Nummernsysteme - Fourieranalyse<br />
Sachmerkmalleiste nach DIN 4000<br />
Quelle: Eigner/Stelzer<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 151
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
7. 3 Produktdatenmanagement - Teilestamm und Stücklisten<br />
Sachnummernsystem<br />
Identifizierung<br />
Klassifizierung<br />
Identnummer<br />
Grobklassifizierung<br />
Feinklassifizierung<br />
Laufende aussagelose<br />
Zählnummer, die eine<br />
Sache unabhängig <strong>von</strong><br />
der Klassifizierung<br />
eindeutig und<br />
unverwechselbar<br />
anspricht.<br />
Grobe Unterscheidung,<br />
welche Gruppe <strong>von</strong> der<br />
Sache angesprochen<br />
wird.<br />
.....<br />
Feinklassifizierung in Abhängigkeit<br />
<strong>von</strong> der Grobklassifizierung :<br />
Beschreibung der<br />
charakteristischen Merkmale in<br />
einem oder mehreren<br />
Nebenschlüsseln oder in<br />
Merkmalfeldern.<br />
Quelle: Eigner/Stelzer<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 152
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
7. 3 Produktdatenmanagement - Teilestamm und Stücklisten<br />
Sachmerkmalleisten<br />
Grobklassifizierung<br />
Identifizierung und Feinklassifizierung<br />
Gegenstandsgruppe Sachmerkmal-Leiste DIN 4000 - ...<br />
Kennbuchstabe A B C D E F G H<br />
- Klassifizierung Sachmerkmal Sach-<br />
- Benennung Benennung nummer<br />
- Norm-Nummer<br />
Bezeichnung<br />
Anzahl der Schneiden<br />
Schneidrichtung<br />
Referenz-Hinw.<br />
Einheit mm Grad<br />
Parallelverschlüsselung<br />
Charakterisierende Merkmale (Attribute)<br />
Quelle: Eigner/Stelzer<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 153
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
7. 3 Produktdatenmanagement - Teilestamm und Stücklisten<br />
Grunddatenverwaltung<br />
Stammdaten<br />
Artikeldaten<br />
Kundendaten<br />
Lieferantendaten<br />
Lagerortdaten<br />
Personaldaten<br />
Arbeitsplatzgruppendaten<br />
Betriebskalenderdaten<br />
Kostenstellenrechnung<br />
Strukturdaten-Zuordnungsdaten<br />
Stücklistendaten<br />
Arbeitsplandaten<br />
Kundenstrukturdaten<br />
Lieferantenstrukturdaten<br />
Kundenkonditionendaten<br />
Lieferantenkonditionendaten<br />
Strukturspezifische Texte<br />
Zuordnungsspezifische Texte<br />
PDM-relevant<br />
Quelle: Eigner/Stelzer<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 154
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
7. 3 Produktdatenmanagement - Teilestamm und Stücklisten<br />
Ableitung <strong>von</strong> Stücklisten<br />
Strukturdarstellung<br />
in Listen<br />
Analytische Betrachtung :<br />
Woraus besteht ein Erzeugnis ?<br />
Systematische Betrachtung :<br />
Worin ist ein Teil enthalten ?<br />
Stückliste i,e,S Variantenstücklisten Verwendungsnachweis<br />
Mengen-<br />
Struktur-<br />
Baukasten-<br />
Mengenver-<br />
Strukturver-<br />
Baukasten-<br />
stückliste<br />
stückliste<br />
stückliste<br />
wendungs-<br />
wendungs-<br />
wendungs-<br />
nachweis<br />
nachweis<br />
nachweis<br />
Mischform Baukasten-<br />
Strukturstückliste<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> Quelle: Eigner/Stelzer<br />
155
Begriffe<br />
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
7. 4 Produktdatenmanagement - PDM-Systeme<br />
• EDM: Engineering Data Management<br />
- Management <strong>von</strong> Engineering-Daten aller Art<br />
- Prozesssicht „Engineering“: Arbeitsprozesse in der Entwicklung<br />
• PDM: Product Data Management<br />
- Management <strong>von</strong> Produktdaten aller Art<br />
- Datensicht „Product Data“<br />
• PLM: Product Lifecycle Management<br />
- Management (aller Daten) des Produktlebenszyklusses<br />
• vereinfacht: EDM PDM PLM<br />
- Prozess- und Datensicht<br />
• Systembeispiele:<br />
ENOVIA und Smartteam(Dassault Systemes),<br />
Teamcenter Engineering und Teamcenter Enterprise (Siemens-PLM)<br />
Windshill (PTC)<br />
Daimler: SMARAGD (Basis Teamcenter Enterprise Unified Architecture)<br />
BMW: Prisma (Eigenentwicklung<br />
VW: KVS (Eigenentwicklung), Ziel Teamcenter Unified Architecture
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
7. 4 Produktdatenmanagement - PDM-Systeme<br />
Definition<br />
• VDI 2219:<br />
Informationsverarbeitung in der Produktentwicklung -<br />
Einführung und Wirtschaftlichkeit <strong>von</strong> EDM/PDM-Systemen:<br />
• EDM/PDM-Systeme<br />
sind technische Datenbank- und Kommunikationssysteme,<br />
die dazu dienen, Informationen über<br />
- Produkte<br />
- deren Entstehungsprozesse<br />
- bzw. Lebenszyklen<br />
- konsistent zu speichern<br />
- zu verwalten<br />
- transparent für alle relevanten Bereiche eines<br />
Unternehmens bereitzustellen<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 157
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
7. 4 Produktdatenmanagement - PDM-Systeme<br />
Ziele nach VDI 2219<br />
• Inhalte, Abhängigkeiten und Strukturen der<br />
produktbeschreibenden Daten zu übernehmen bzw. zu<br />
erzeugen und transparent zu machen<br />
• Das Auffinden, Weitergeben und Verwalten dieser Daten<br />
effektiv durchzuführen<br />
• Optimierte Abläufe abzubilden und zu unterstützen<br />
• Integration bzw. Kopplung an benachbarte IT-Systeme wie<br />
Produktionsplanung und -steuerung, Büroautomatisierung<br />
und Projektmanagementsysteme zur Verfügung zu stellen
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
7. 4 Produktdatenmanagement - PDM-Systeme<br />
Mögliche Funktionsaufteilung<br />
in modularen PDM-Systemen<br />
O p t i o n a l e F u n k t i o n a l i t ä t<br />
Workflowmanagement<br />
Projektmanagement<br />
Scannen/<br />
Plotten<br />
K e r n s y s t e m<br />
Versionsmanagement Konfigurationsmanagement<br />
Dokumentmanagement<br />
PPS-<br />
Schnittstelle<br />
Änderungsmanagement<br />
Freigabemanagement<br />
Geometrieformate/<br />
Produktmodelle<br />
Archivierung<br />
CAD-<br />
Schnittstelle<br />
Quelle: Spur/Krause
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
7. 4 Produktdatenmanagement - PDM-Systeme<br />
Komponenten <strong>von</strong> PDM-Systemen<br />
Graphische Benutzeroberfläche<br />
Funktionsmodule<br />
Anwendungsbezogene Funktionen<br />
• Produktdaten- und Dokumentenmanagement<br />
• Produktstruktur- und Konfigurationsmanagement<br />
• Klassifizierung und Teilefamilienmanagement<br />
• Prozess- und Workflowmanagement<br />
• Projektdatenmanagement<br />
Anwendungsübergreifende Funktionen<br />
DB-Managementsystem<br />
Datenbank<br />
Anpassung<br />
Konfiguration<br />
Administration<br />
Schnittstellen<br />
[VDI 2219]
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
7. 4 Produktdatenmanagement - PDM-Systeme<br />
Grundfunktionen eines PDM Systems<br />
Stamm- und Strukturdaten<br />
Produkt<br />
Dokumentenmanagement<br />
Articlel<br />
Dcument<br />
Gruppentechnik /SML<br />
baugruppe<br />
3D -Model<br />
vault<br />
Teil<br />
Drawings<br />
/ structure<br />
NC - Prog.<br />
Projektmanagement<br />
Workflow<br />
-Management<br />
Freigabe-/Änderungsmgmt. .<br />
Produkt -<br />
struktur<br />
Dokument<br />
struktur<br />
Effectivity<br />
Viewing , Redlining , DMU<br />
I/O Management<br />
Publishing<br />
besser !<br />
Archiv / Backup<br />
Daten Replikation<br />
Integrationen<br />
ERP<br />
CAx<br />
DTP<br />
Office<br />
Quelle: Eigner/Stelzer
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
7. 4 Produktdatenmanagement - PDM-Systeme<br />
PDM System mit maximaler Funktion<br />
PDM - System<br />
Modellstruktur<br />
Ableitung aus<br />
Modellstruktur<br />
Konstruktionsfreigabe<br />
Konstruktionsstückliste<br />
Fertigungsstückliste<br />
Erzeugung und<br />
Verwaltung der<br />
Dokumentation<br />
Vertrieb<br />
Service<br />
Fertigung<br />
Kommerzielle<br />
und<br />
+ logistische<br />
Daten<br />
spezifische<br />
Sichten auf das<br />
Produkt<br />
Fertigungsstückliste<br />
PPS - System<br />
Quelle: Eigner/Stelzer<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 162
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
7. 4 Produktdatenmanagement - PDM-Systeme<br />
Metadaten vs. Daten (1)<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 163
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
7. 4 Produktdatenmanagement - PDM-Systeme<br />
Metadaten vs. Daten (2)<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 164
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
8. Produktbewertung<br />
8.1 Motivation Produktabsicherung<br />
8.2 CAE - Funktionsbewertung<br />
8.3 Digital Mock-Up<br />
8.4 Toleranzbewertung<br />
8.5 Bewertung der Herstellbarkeit
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
8. 1 Produktbewertung - Motivation<br />
Lösungsansätze<br />
Ab<br />
Absicher<br />
siche<br />
ung<br />
rung<br />
Absicher<br />
ung<br />
1 2 3<br />
V1.1 V1.2 V1.3 V1.4 V1.5 V1.6 V2.0 V2.1 V2.2 V3.0<br />
Requirements-Engineering<br />
∆t<br />
Konstruktionsbegleitende Berechnung<br />
Feature- und Templatemethoden<br />
t > Wochen<br />
Synchronisation reproduzierbarer Prozesse<br />
Ergebnisvorhersage<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 166
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
8. 1 Produktbewertung - Motivation<br />
Reduzierung durch Requirements Engineering<br />
Ziele<br />
• Durchgängigkeit der Anforderungen<br />
• Konsistenz der Anforderungen<br />
• Aktualität der Anforderungen im Prozess<br />
• Integration <strong>von</strong> Standards und Gesetzen<br />
Nutzen<br />
Markt,<br />
Kunde<br />
• Aktueller Informationsstand der Mitarbeiter<br />
• Erhöhte Qualität<br />
• Durchgängiges Anforderungsmanagement<br />
ist Basis für Qualitätsmanagement<br />
Design<br />
CAD,<br />
DMU<br />
Entwurf<br />
Feedback, Beeinflussung<br />
Innovation<br />
Kosten<br />
Qualität<br />
Entwicklung<br />
CAE<br />
Initial-<br />
Anforderungen<br />
Detail-<br />
Anforderungen<br />
Kosten, Planung,<br />
Benutzerschnittstelle,<br />
Technik<br />
Feedback - Schleife,<br />
Entwicklungsprozess<br />
Digitale<br />
Prototypen<br />
Versuch,<br />
Reale<br />
CAT<br />
Prototypen<br />
Absicherung<br />
Gesetze/Normen<br />
Externe<br />
State of the Art<br />
Einflüsse<br />
Wettbewerber<br />
Test,<br />
Überprüfung<br />
Anforderungsmanagement<br />
Prozessintegration<br />
Serienproduktion<br />
Verkauf<br />
Produktion<br />
Produkt
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
8. 1 Produktbewertung - Motivation<br />
Reduzierung und Verkürzung<br />
durch konstruktionsbegleitende Berechnung<br />
CAD<br />
CAE<br />
Ziele<br />
Konstruktion<br />
Bewertung<br />
Vergleich <strong>von</strong><br />
Varianten<br />
OK?<br />
Berechnung<br />
Absicherung <strong>von</strong><br />
Anforderungen<br />
OK? ...<br />
• Frühzeitige Bewertung <strong>von</strong><br />
Konstruktionsvarianten<br />
CAD-System<br />
CATIA V5<br />
CAE-Tools<br />
• Berechnung <strong>von</strong> Standardlastfällen in<br />
der Konstruktion<br />
Nutzen<br />
• Voroptimierte Bauteile<br />
• Weniger Iterationen<br />
• Besseres Bauteilverständnis<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 168
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
8. 1 Produktbewertung - Motivation<br />
Verkürzung durch CAD Features und Templates<br />
Ziele<br />
• Umsetzung Best Practice Konzepte<br />
• Integration prozessübergreifender<br />
Anforderungen<br />
• Berücksichtigung <strong>von</strong> Standards<br />
Nutzen<br />
• Schnellere Modellbildung<br />
• Höhere CAD Modellqualität<br />
• Weniger Iterationen<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 169
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
8. 1 Produktbewertung - Motivation<br />
Synchronisation durch reproduzierbare Prozesse<br />
Definierte<br />
Synchronisationspunkte<br />
Berechnung<br />
Transparenz über<br />
den Gesamtprozess<br />
Konstruktion<br />
Frühzeitige<br />
Informationen<br />
aus dem<br />
Prozess<br />
Produktionsplanung<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 170
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
8. 1 Produktbewertung - Motivation<br />
Synchronisation durch reproduzierbare Prozesse<br />
Ziele<br />
• Reproduzierbare Prozesse<br />
Definierte<br />
Definierte<br />
Synchronisationspunkte<br />
Berechnung<br />
Transparenz über<br />
den Gesamtprozess<br />
• Systemgestützte Prozesse<br />
• Benachrichtigung bei<br />
Änderungen<br />
Frühzeitige<br />
Informationen<br />
aus dem Prozess<br />
Konstruktion<br />
Produktionsplanung<br />
Nutzen<br />
• Sichere und effiziente<br />
Prozesse<br />
• Transparente und<br />
synchronisierte Prozesse<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 171
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
8. 1 Produktbewertung - Motivation<br />
Ergebnisvorhersage durch fallbasiertes Schließen<br />
Absicherung<br />
Daten-<br />
Daten-<br />
Daten-<br />
Ergebnis-<br />
versorgung<br />
aufbereitung<br />
nutzung<br />
darstellung<br />
V1.1 V1.2 V1.3 V1.4 V1.5 V1.6 V2.0 V2.1 V2.2 V3.0<br />
t > Wochen<br />
Ziele<br />
• Gemachte Erfahrung wird als Fall gespeichert<br />
• Wiederverwendung <strong>von</strong> Erfahrung<br />
Nutzen<br />
• Automatisierte Ergebnisinerpretation<br />
Neues Problem<br />
Neue Lösung<br />
Ähnlichkeit<br />
Adaption<br />
bekanntes<br />
Problem<br />
Lösung<br />
Fallbasis<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 172
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
8. 1 Produktbewertung - Motivation<br />
BMW: Funktionale Absicherung mittels CAE<br />
(Quelle: Stefan Thomke, Experimentation Matters, HBS, 2004)<br />
[Quelle: Dr. Lars Krause, McKinsey & Co, "Strategische Bedeutung des Digital Engineering am Beispiel der<br />
Automobilindustrie",<br />
Digital Engineering Forum, Bochum, 18.11.2004]
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
8. 2 Produktbewertung - CAE Funktionsbewertung<br />
CAE - Übersicht über die Anwendungsgebiete<br />
Betriebsfestigkeit<br />
Crash<br />
NVH<br />
(Noise, Vibration, Harshness)<br />
Ride & Handling,<br />
Lastkollektive<br />
Antriebstrang<br />
Motor<br />
Energiemanagement &<br />
Klimatisierung<br />
Strömung &<br />
Aeroakustik
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
8. 4 Produktbewertung - Toleranzbewertung<br />
CAD integrierte Toleranzanalyse<br />
Toleranzmodellierung<br />
CAD-Modell<br />
Toleranzsimulation<br />
CAD integrierte Analyse<br />
CAD-Template<br />
Quelle: C. Glöggler<br />
Ergebnisdarstellung
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
8. 4 Produktbewertung - Toleranzbewertung<br />
Rückführung Produktionsdaten<br />
Quelle: C. Glöggler
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
9. IT Unterstützte Zusammenarbeit<br />
9.1 Standardschnittstellen<br />
9.2 Generische Produktdatenmodelle<br />
9.3 Integrationsarchitekturen<br />
9.4 Collaborative PDM Netze<br />
9.5 WEB Services<br />
9.6 Service Orientierte Architekturen (SOA)<br />
9.7 Computer Supported Cooperative Work (CSCW)<br />
9.8 Workflowtechnologie
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
9. IT- unterstützte Zusammenarbeit -<br />
Stufen der Zusammenarbeit<br />
Engineering Collaboration<br />
(Neutrale echtzeitfähige “Kollaborationsplattform“)<br />
Management <strong>von</strong> Produkt-, Prozess und Ressourcendaten<br />
(PDM, ERP, ERM, SCM, SRM…)<br />
Modellierung <strong>von</strong><br />
Produkten und Prozessen<br />
(CAD, CAM, FEM…)<br />
“Wertschöpfungskette Engineering“<br />
Abteilung<br />
Geschäftseinheit<br />
Gesamtunternehmen<br />
Zulieferer /<br />
Partner<br />
Quelle: Siemens PLM<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 178
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
9. IT- unterstützte Zusammenarbeit -<br />
Anforderungen an ein Collaborative Engineering<br />
Partner Integration<br />
- synchroner Zugriff<br />
(online)<br />
- asynchroner Zugriff<br />
(batch)<br />
- heterogene<br />
Systemlandschaft<br />
Integration des gesamten<br />
Produktlebenszyklus<br />
- Datenzugang über<br />
unterschiedliche<br />
Domänen<br />
Datenaustausch<br />
Einfache Benutzung<br />
- einfach zu installieren<br />
- einfach zu betreiben<br />
- flexibel und erweiterbar<br />
Gemeinsame Lösung für<br />
die Automobilindustrie<br />
- plattformunabhängig<br />
- basierend auf<br />
eingeführten Standards<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> Quelle: Feltes<br />
179
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
9. 1 IT- unterstützte Zusammenarbeit - Standardschnittstellen<br />
Übersicht der Kooperationsmodelle und<br />
Integrationstiefen ( VDA SE-Checkliste)<br />
Generalunternehmer<br />
Geometrische<br />
Integration<br />
Funktionale<br />
Integration<br />
Prozessintegration<br />
Produktionstechnische<br />
Integration<br />
Systemlieferant/-entwickler<br />
Modullieferant/ -entwickler<br />
Komponentenlieferant/<br />
-entwickler<br />
Teilelieferant/-entwickler<br />
Entwicklungsdienstleister<br />
Auftragnehmer<br />
Auftraggeber<br />
Integrationsaufgabenverteilung je nach Beauftragung<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 180
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
9. 1 IT- unterstützte Zusammenarbeit - Standardschnittstellen<br />
Definition & Klassifizierung<br />
„Eine Schnittstelle ist ein System <strong>von</strong> Bedingungen, Regeln und<br />
Vereinbarungen, das den Informationsaustausch zweier oder<br />
mehrerer miteinander kommunizierender DV-Systeme oder<br />
System-Komponenten festlegt.“<br />
Hardware-Schnittstellen<br />
Anschluss-<br />
Schnittstellen<br />
Netzwerk-<br />
Schnittstellen<br />
Schnittstellen<br />
Protokoll-<br />
Schnittstellen<br />
Software-Schnittstellen<br />
Schnittstellen zur<br />
Software-<br />
Integration<br />
Schnittstellen zur<br />
Anwendungs-<br />
Integration<br />
USB, RS 232 etc. Ethernet, ISDN etc. TCP/IP etc. Grafik, DB etc.<br />
• Produktbezogene Daten<br />
• Prozessbezogene Daten<br />
• Daten zur Auftragsabwicklung etc.
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
9. 1 IT- unterstützte Zusammenarbeit - Standardschnittstellen<br />
Informationsaustausch<br />
ERP<br />
E<br />
PDM<br />
A<br />
PDM<br />
B<br />
: Prozessoren,<br />
Schnittstellen /<br />
Interfaces,<br />
APIs<br />
ERP<br />
E<br />
PDM<br />
A<br />
Standard<br />
Interface<br />
PDM<br />
B<br />
CAx<br />
D<br />
CAD<br />
C<br />
CAx<br />
D<br />
CAD<br />
C<br />
OHNE Standardschnittstellen<br />
Prozessoren: n • (n-1) = 20<br />
MIT Standardschnittstellen<br />
Prozessoren : 2 • n = 10<br />
Effizienz (Kosten und Zeit) für Implementierung und Betrieb!<br />
Flexibilität trotz sich ständig ändernder Komponenten!
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
9. 1 IT- unterstützte Zusammenarbeit - Standardschnittstellen<br />
Übersicht über neutrale Datenformate<br />
Quelle: Eigner
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
9. 1 IT- unterstützte Zusammenarbeit - Standardschnittstellen<br />
Schnittstellen-Entwicklung<br />
Heterogene<br />
Portale &<br />
Marktplätze<br />
PDTnet<br />
XPDI<br />
PLM Services<br />
XML Schema<br />
Heterogene<br />
TDM/PDM<br />
Systeme<br />
PDMI<br />
PDMI2<br />
AP214CC6 - PDM Data<br />
AP214CC2 - 3D Assemblies<br />
Heterogene<br />
2D/3D<br />
CAD<br />
Systeme<br />
IGES<br />
VDAFS<br />
STEP AP203/214 CC1 - 3D Parts<br />
Drawings, 3D Parts<br />
3D Surface Models<br />
1980 1990 2000 2010<br />
nach Bosch 2003<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 184
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
9. 1 IT- unterstützte Zusammenarbeit - Standardschnittstellen<br />
Produktdatenaustausch über sequentielle Dateien<br />
• IGES<br />
- Verbale Spezifikation<br />
- Datei-/Datenformat: ASCII<br />
- Modellinhalte: Techn. Zeichnungen, Geometriemodelle (Linien-,<br />
Flächen- und Volumenmodelle) sowie anwendungsspezifische<br />
Modellelemente (z.B. FEM, Elektrik)<br />
• VDAFS<br />
- Verbale Spezifikation<br />
- Datei-/Datenformat: ASCII<br />
- Modellinhalte: Freiformflächen<br />
• VDAPS<br />
- Programmschnittstelle zur CAD-neutralen Darstellung <strong>von</strong><br />
Erzeugungslogiken für Norm- und Zukaufteile<br />
• EDIFACT<br />
- Vereinheitlichung <strong>von</strong> Nachrichtentypen verschiedener<br />
Geschäftsvorfälle (z.B. Bestellungen) in Form <strong>von</strong> Formularen<br />
- dient nicht dem Austausch <strong>von</strong> Geometriedaten
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
9. 1 IT- unterstützte Zusammenarbeit - Standardschnittstellen<br />
Prozedurale Schnittstellen zum Austausch <strong>von</strong><br />
Produktdaten<br />
• Mittels prozeduraler Schnittstellen wird die Erzeugungsvorschrift für<br />
die Produktdatengenerierung beschrieben.<br />
• Erst mit dem Füllen aktueller Parameterwerte und der Auswertung<br />
der Erzeugungsvorschrift wird die aktuelle Produktausprägung<br />
ermittelt.<br />
Diese Methode hat große Bedeutung zur Abbildung <strong>von</strong> Normteilen auf<br />
Basis <strong>von</strong> Sachmerkmalleisten (SML) nach DIN 4000<br />
• VDAPS<br />
- Programmschnittstelle zur CAD-neutralen Darstellung <strong>von</strong><br />
Erzeugungslogiken für Norm- und Zukaufteile
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
9. 1 IT- unterstützte Zusammenarbeit - Standardschnittstellen<br />
Produktdatenaustausch auf Basis integrierter<br />
Produktdatenmodelle<br />
• Merkmale integrierter Produktdatenmodelle sind:<br />
- Abbildung <strong>von</strong> Produktinformationen über den<br />
Produktlebenszyklus hinweg.<br />
- Abbildung <strong>von</strong> verschiedenen physikalischen<br />
Produkteigenschaften.<br />
- Berücksichtigung der Anforderungen <strong>von</strong> Anwendungsgebieten.<br />
• Integrierte Produktdatenmodelle unterstützen die Funktionen der<br />
Produktdatenverarbeitung:<br />
- Produktdatenspeicherung<br />
- Produktdatenaustausch<br />
- Produktdatentransformation<br />
- Produktdatenarchivierung<br />
• STEP (ISO 10303) ist das wohl bekannteste integrierte<br />
Produktdatenmodell
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
9. 1 IT- unterstützte Zusammenarbeit - Standardschnittstellen<br />
Architektur der Normenreihe ISO 10303 (STEP)<br />
Anwendungsneutrale<br />
Bausteine zur<br />
Produktbeschreibung<br />
Beschreibungsmethode<br />
für Produktdaten<br />
(EXPRESS)<br />
Implementierungsmethoden<br />
für den<br />
Datenaustausch<br />
Entwicklungsmethodik<br />
für Datenmodelle<br />
Spezifikationssprache<br />
EXPRESS<br />
Anwendungsdatenmodelle<br />
(Application Protocols, APs)<br />
Prozessketten Automobilindustrie (AP 214)<br />
Entw. elektrotechnischer Anlagen (AP 212)<br />
Technische<br />
Zeichnung<br />
3D-Geometrie<br />
Produktkonfig.<br />
(AP 203)<br />
(AP 201)<br />
. . .<br />
anwendungsorientierte Kernmodelle<br />
(Application Resources)<br />
Zeichnung<br />
(101)<br />
Elektrik<br />
(103)<br />
Kinematik<br />
(105)<br />
. . .<br />
anwendungsorientierte Kernmodelle<br />
(Integrated Resources)<br />
Spezifikationsmethoden<br />
Geometrie<br />
(42)<br />
Repräsen-Produkttatiostruktur<br />
(43) (44)<br />
Darstellung<br />
(46)<br />
. . .<br />
Grundlagen der Produktbeschreibung (41)<br />
Implementierungsmethoden<br />
Datei<br />
(21)<br />
SDAI<br />
(22)<br />
Datenbank<br />
32 Test- und Prüfmethoden 33 34<br />
31<br />
Branchenspezifische<br />
Anwendungsdatenmodelle<br />
zur<br />
Produktbeschreibung<br />
(z.B. AP214, AP212,<br />
AP203, AP201)<br />
Test- und<br />
Prüfmethoden für<br />
Implementierungen<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 188
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
9. 2 IT- unterstützte Zusammenarbeit - Produktdatenmodelle<br />
Integration der Prozessabschnitte und Technologien<br />
Marketing Konzept Entwicklung Produktion<br />
Vertrieb/<br />
Service<br />
Integrierte Datenbeschreibung für den gesamten Produktlebenszyklus<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 189
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
9. 3 IT- unterstützte Zusammenarbeit - Integrationsarchitekturen<br />
Integration über Systemgrenzen hinweg<br />
Engineering Portal<br />
Anforderung:<br />
• Überwindung <strong>von</strong> Systemgrenzen<br />
für Daten und<br />
Funktionen<br />
Portal<br />
Engineering Systeme<br />
Vorteile:<br />
• Weiterverwendung <strong>von</strong> Daten<br />
über Systemgrenzen hinweg<br />
• Zusammenführen/Bearbeitung<br />
<strong>von</strong> Daten unterschiedlicher<br />
Systeme (Portal)<br />
Virtuelle Integration durch Middleware Technologie<br />
PCM<br />
SRM<br />
DIALOG<br />
SRM<br />
GIS<br />
CATIA VPM STV<br />
SMARAGD<br />
EBOM<br />
Kerntechnologien:<br />
• Integrationsarchitekturen<br />
• Mappingmechanismen<br />
• Middleware Technologien<br />
• Portaltechnologien<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 190
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
9. 3 IT- unterstützte Zusammenarbeit - Integrationsarchitekturen<br />
Engineering Portal<br />
Ziele: Integrierte und konsistente Sicht<br />
auf alle relevanten Daten, Funktionen<br />
und Prozesse<br />
Middleware<br />
Probleme:<br />
• Verknüpfung <strong>von</strong> Daten<br />
unterschiedlicher Quellen<br />
• Identifikation der richtigen<br />
(führenden) Datenquelle<br />
• Festlegung des führenden Systems<br />
• Wissen, welches System in<br />
welchem Fall genutzt werden soll<br />
Realität: Verteilte Daten, heterogene<br />
Systeme, unbeabsichtigte Redundanzen,<br />
Inkonsistenzen<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 191
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
9. 4 IT- unterstützte Zusammenarbeit - Collaborative PDM Netze<br />
Globale Produkt Daten Management Systeme<br />
zum weltweiten Zugriff auf alle Daten im Produktlebenszyklus<br />
Produktvisualisierung<br />
Integration <strong>von</strong><br />
„Altsystemen“<br />
Integration <strong>von</strong><br />
Spezialsystemen<br />
Management <strong>von</strong><br />
verteilten Prozessen<br />
Intelligente<br />
Suchmechanismen<br />
Management <strong>von</strong><br />
verteilten Produktdaten<br />
Integration <strong>von</strong><br />
Produktdokumenten<br />
Anwendungsabhängige<br />
Sichten auf die Daten<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 192
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
9. 4 IT- unterstützte Zusammenarbeit - Collaborative PDM Netze<br />
Kollaboration zwischen unterschiedlichen<br />
Engineering-Welten<br />
Partner (OEM)<br />
Ingenieurbüro<br />
Plattform zur Kollaboration<br />
Informationsmanagement<br />
Zulieferer<br />
Web-Services zur Kollaboration<br />
PDM WFL CSCW Auth. Secur.<br />
Kunde<br />
Integrationsschicht (Mapping)<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 193
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
9. 4 IT- unterstützte Zusammenarbeit - Collaborative PDM Netze<br />
Kollaborationsplattform (vereinfacht)<br />
Informationsbereitstellung/Organisation<br />
• Organisation, Team, Teamwork, Projeke<br />
• Authentifizierung, Sicherheitsaspekte<br />
Funktionalität am Markt erhältlich (Kauftools)<br />
Plattform zur Kollaboration<br />
Informationsmanagement<br />
Modulare, webbasierte Teilanwendungen<br />
• Definierte Engineering Tasks (z.B. DMU-Absich.)<br />
• Abgeschlossen, übergreifend, konfigurierbar<br />
Know How des Unternehmens und der Partner<br />
Web-Services/ Use Cases<br />
PDM WFL CSCW Auth. Secur.<br />
Integrationsschicht (Mapping)<br />
Anbindung Daten/Systeme<br />
• Datenaustausch, Viewing, Statusinfo., Change<br />
Management, Versionisierung…(PLM-Services).<br />
Definition für Partnerverbund (basierend auf Standards)<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 194
Partner 1<br />
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
9. 4 IT- unterstützte Zusammenarbeit - Collaborative PDM Netze<br />
Weltweit verteiltes Entwickeln basierend auf einer<br />
gemeinsamen Kollaborationsplattform<br />
Partner 2<br />
M-CAD<br />
M-CAD<br />
Information Brokering Layer<br />
Workflow-Management<br />
EDM-System<br />
E-CAD<br />
Special<br />
Systems<br />
PPSproprietäre<br />
Systems<br />
Integration Architecture<br />
Common Repository<br />
E-CAD<br />
Partner 3<br />
EDM/WFL<br />
Information Brokering Layer<br />
Documentation<br />
Spezial-<br />
Systeme<br />
PPS-<br />
System<br />
XML<br />
Gemeinsame Plattform<br />
zur kollaborativen<br />
Produktentwicklung<br />
Services<br />
Services for für<br />
distributed verteiltes Entwickeln Engineering<br />
Kommunikationsmodell<br />
Communication model<br />
Process Prozessmodell<br />
Organisationsmodell<br />
Project Produktdatenmodell<br />
Product data CSCW<br />
Workflow Workflow<br />
PDM<br />
PDM<br />
XML<br />
M-CAD<br />
M-CAD<br />
Information Brokering Layer<br />
Workflow-Management<br />
EDM-System<br />
E-CAD<br />
Special<br />
Systems<br />
PPSproprietäre<br />
Systems<br />
Integration Architecture<br />
Common Repository<br />
E-CAD<br />
EDM/WFL<br />
Information Brokering Layer<br />
Workflow-Management<br />
EDM-System<br />
M-CAD<br />
E-CAD<br />
Special<br />
Systems<br />
Documentation<br />
PPSproprietäre<br />
Systems<br />
Documentation<br />
Spezial-<br />
Systeme<br />
PPS-<br />
System<br />
Partner 4<br />
Workflow-Management<br />
EDM-System<br />
M-CAD<br />
E-CAD<br />
Special<br />
Systems<br />
Documentation<br />
PPSproprietäre<br />
Systems<br />
Integration Architecture<br />
XML<br />
XML<br />
Integration Architecture<br />
Common Repository<br />
Common Repository<br />
M-CAD<br />
E-CAD<br />
EDM/WFL<br />
Spezial-<br />
Systeme<br />
PPS-<br />
System<br />
M-CAD<br />
E-CAD<br />
EDM/WFL<br />
Spezial-<br />
Systeme<br />
PPS-<br />
System<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 195
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
9. 4 IT- unterstützte Zusammenarbeit - Collaborative PDM Netze<br />
Arbeitsweise der Web-Services zur Kollaboration<br />
zwischen heterogenen PDM-Systemen (Funktionsebene)<br />
Partner 1, System 1<br />
Funktions- und Datenanfrage, Syst. 1<br />
Rückübertragung der Daten, Syst. 2<br />
Partner 2, System 2<br />
Anfrage generieren<br />
Anfragesprache (OOPath)<br />
API System 1<br />
System spec. XML<br />
System spec. XML<br />
API System 2<br />
Adapter System 1<br />
Web-Services Common Core<br />
XSLT Mapping<br />
XML System<br />
spec. zu<br />
XML PDTnet<br />
XSLT Mapping<br />
XML System<br />
Spec. zu<br />
XML PDTnet<br />
Adapter System 2<br />
Web-Service Common Core<br />
Services for<br />
distributed Engineering<br />
Communication model<br />
Process model<br />
Project model<br />
P roduct data model<br />
CSCW<br />
Workflow<br />
PDM<br />
Internet / ENX<br />
( XML / SOAP )<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 196<br />
Services for<br />
distributed Engineering<br />
Communication model<br />
Process model<br />
Project model<br />
P roduct data model<br />
CSCW<br />
Workflow<br />
PDM
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
9. 5 IT- unterstützte Zusammenarbeit - WEB Services<br />
Was ist ein Web Service?<br />
Ein Web Service ist<br />
• ein serverseitiges Stück Software,<br />
• das mit Hilfe <strong>von</strong> XML(Inhalt) und SOAP (Übertragung)<br />
• Funktionalität (als Black-box) über ein Netz anbietet.<br />
Die Schnittstelle des Dienstes wird meist mit <strong>WS</strong>DL beschrieben<br />
und in einem Verzeichnisdienst wie UDDI veröffentlicht.<br />
Infrastruktur<br />
Web<br />
Service<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 197
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
9. 5 IT- unterstützte Zusammenarbeit - WEB Services<br />
Web Services -- Warum?<br />
• Viele Dienste gibt es schon => Wiederverwendbarkeit<br />
• Zugriff auf heterogene Systeme => Plattformunabhängigkeit<br />
• Verteilte Ausführung => Externe Programmaufrufe<br />
• Für viele Nutzer/Systeme verfügbar => Offene Protokolle<br />
• Vielfältig nutzbar => Formale Schnittstellenbeschreibung<br />
• Existierende Dienste finden => Gelbe Seiten für<br />
(Netz-)Dienste<br />
• Zusammenarbeit unterschiedlicher => Integration / Verbindung<br />
(Software)-Systeme<br />
existierender Systeme
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
9. 5 IT- unterstützte Zusammenarbeit - WEB Services<br />
Was ist ein Web Service?<br />
Verzeichnisdienst<br />
UDDI<br />
Web Service<br />
Universal Description,<br />
Discovery and Integration<br />
Beschreibung<br />
<strong>WS</strong>DL<br />
WEB-Service Description<br />
Language<br />
Übertragung<br />
SOAP<br />
Simple Object Access<br />
Protocol<br />
Inhalt<br />
XML<br />
Extensible Markup<br />
Language<br />
Infrastruktur<br />
Web<br />
Basis für<br />
Web Service<br />
Service<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 199
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
9. 6 IT- unterstützte Zusammenarbeit - Service Orientierte Architekturen<br />
Definition <strong>von</strong> SOA – eine Literatur Recherche<br />
• SOA erlaubt eine flexible Unterstützung <strong>von</strong> Geschäftsprozessen<br />
• SOA reduziert die Komplexität der IT und ermöglicht eine gesteigerte<br />
Agilität<br />
• SOA ist ein abstrakter Ansatz, eine Methode für die Zukunft<br />
• SOA erfordert eine Service Orientierte Organisation<br />
- zur effizienten Wiederverwendung <strong>von</strong> standardisierten Services<br />
- zum Paradigmenwechsel <strong>von</strong> “meine Applikation” zu “unser Service”<br />
• SOA kann schrittweise eingeführt werden<br />
• SOA erlaubt<br />
- Wiederverwendung<br />
- Austausch <strong>von</strong> IT Komponenten<br />
- Auslagerung <strong>von</strong> Services (im Sinne Outsourcing)<br />
• SOA ist ein Paradigmenwechsel<br />
• SOA ist die logische Weiterentwicklung der Web Services
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
9. 6 IT- unterstützte Zusammenarbeit - Service Orientierte Architekturen<br />
Ziele einer Service Oriented Engineering IT<br />
• Effiziente Unterstützung und flexible Anpassungsfähigkeit <strong>von</strong><br />
Geschäftsprozessen<br />
• Bereitstellung einer einfach zu bedienenden Benutzerschnittstelle<br />
• Überwindung <strong>von</strong> Systemgrenzen<br />
• Möglichkeit zur Strukturierung und Integration vorhandener<br />
Engineering IT Systeme in ein Gesamtkonzept<br />
• Vereinfachung der Systemwartung und <strong>von</strong> Releasewechseln<br />
• Basis für einen effektiven und effizienten IT-Betrieb
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
9. 6 IT- unterstützte Zusammenarbeit - Service Orientierte Architekturen<br />
Konzept für eine Service Oriented Engineering IT<br />
Produkt-Entstehungs-Prozess<br />
Rollenbasierter Arbeitsplatz<br />
Engineering Client<br />
Engineering Service Bus<br />
Service Service Service
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
9. 7 IT- unterstützte Zusammenarbeit - CSCW<br />
Computer Supported Cooperative Work (CSCW)<br />
Headquarters<br />
Supplier<br />
Manufacturing<br />
R & D<br />
Training<br />
Marketing<br />
Service<br />
Unterstützung <strong>von</strong>:<br />
• Kommunikation<br />
• Zusammenarbeit<br />
• Koordination<br />
Informationsaustausch<br />
Arbeiten auf gemeinsamen Daten<br />
Management <strong>von</strong> unabhängigen Aktivitäten<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 203
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
9. 7 IT- unterstützte Zusammenarbeit - CSCW<br />
Darstellung der Realität durch technische Lösungen<br />
Bedarf<br />
Informationsaustausch<br />
Besprechung<br />
Visualisierung<br />
Datenaustausch<br />
Arbeitsorganisation<br />
Projektmanagement<br />
Datenverwaltung<br />
Technische Lösung<br />
Telefon, eMail, Chat<br />
Online Audio/Video Konferenz<br />
2-D/3-D CAD Konferenz<br />
FTP, Freigaben, DMS, Portale<br />
Adressbuch, Kalender, …<br />
Projektmanagementsysteme<br />
PDM-Systeme
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
9. 7 IT- unterstützte Zusammenarbeit - CSCW<br />
Framework CTR –<br />
Kommunikation & Datenzugriff<br />
auf heterogene Systeme<br />
Zulieferer<br />
Framework<br />
Collaborative Team Room<br />
OEM<br />
Systeme<br />
Chat, Audio/Video,<br />
Online Konferenz<br />
Kommunikation<br />
zwischen<br />
Teams<br />
+<br />
Virtuelle<br />
Projekträume<br />
Systeme<br />
DB<br />
PDM<br />
Online-Zugriff<br />
Datenzugriff auf<br />
heterogene<br />
Systeme<br />
DB<br />
=<br />
Zusammenarbeit<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 205
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
9. 7 IT- unterstützte Zusammenarbeit - CSCW<br />
Framework Collaborative Team Room (CTR)<br />
Anwesenheit<br />
Virtuelle<br />
Besprechung<br />
2-D/3-D<br />
Konferenz<br />
eMail,<br />
Adressbuch,<br />
Kalender,..<br />
Partner<br />
Audio &<br />
Video<br />
Partner<br />
Projektdateien<br />
Projektliste<br />
Projektplanung
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
9. 8 IT- unterstützte Zusammenarbeit - Workflowtechnologie<br />
Prozessmanagement<br />
durch Workflow Technology<br />
Prozess Simulation<br />
Prozess<br />
Modellierung<br />
Prozess Gestaltung<br />
Prozess<br />
Optimierung<br />
Workflow Prozess<br />
Management<br />
t<br />
Workflow Modellierung<br />
Prozess Steuerung<br />
Aufgaben<br />
Unterstützung<br />
Prozess Monitoring
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
9. 8 IT- unterstützte Zusammenarbeit - Workflowtechnologie<br />
Workflow - Begriffe und Definitionen<br />
• Ein Workflow ist<br />
„die Automatisierung <strong>von</strong> Geschäftsprozessen im Ganzen oder in<br />
Teilen, wobei Dokumente und Informationen zwischen den<br />
Betroffenen weitergeleitet oder Aufgaben nach definierten Regeln<br />
koordiniert werden.“ (WfMC)<br />
•Ein Workflow-Management-System ist<br />
„ein Software-System, das vorgegebene Prozessdefinitionen interpretiert<br />
und die Ausführung der Workflow-Instanzen entsprechend<br />
steuert. Neben dieser Steuerung der Workflows unterstützen die<br />
Systeme die graphische Modellierung und Verwaltung der<br />
Workflow-Schemata, sowie das Monitoring der laufenden Workflow-<br />
Instanzen.“ (WfMC, GI, DIN)
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
9. 8 IT- unterstützte Zusammenarbeit - Workflowtechnologie<br />
Workflow - Begriffe und Definitionen<br />
• Groupware ist<br />
„ein generischer Begriff für rechnergestützte Systeme, die<br />
speziell zur Unterstützung kollaborativer Arbeitsgruppen<br />
entworfen wurden.<br />
Üblicherweise richten sich diese Systeme an kleine,<br />
projektorientierte Gruppen, die wichtige Aufgaben bei<br />
definierten Terminen in Teams auszuführen haben. Der<br />
Begriff schließt dabei Software, Hardware, sowie Dienste zur<br />
Unterstützung <strong>von</strong> gruppenorientierten Prozessen ein.“
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
9. 8 IT- unterstützte Zusammenarbeit - Workflowtechnologie<br />
Vorteile <strong>von</strong> Workflow-Management-Anwendungen<br />
• Operative Ziele<br />
Zuverlässige und sichere<br />
Ausführung <strong>von</strong> Prozessen<br />
Basis-Technologie<br />
für eBusiness-Anwendungen<br />
Einfache Entwicklung<br />
prozessorientierter Anwendungen<br />
Graphische Modellierung<br />
Ausführung <strong>von</strong> Prozessen<br />
Datenversorgung<br />
Organisations-Modellierung<br />
Verbindung <strong>von</strong> Prozessen<br />
Wiederverwendung <strong>von</strong> Proz.<br />
• Strategische Ziele<br />
Hohe Prozessqualität<br />
Simultaneous Engineering<br />
Monitoring und Controlling<br />
Schnelle Prozess-Anpassungen<br />
Integration externer Prozesse<br />
Einfacher Austausch <strong>von</strong><br />
Prozessen und Partnern<br />
Transparenz und Flexibilität<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 210
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
9. 8 IT- unterstützte Zusammenarbeit - Workflowtechnologie<br />
Genereller Nutzen<br />
<strong>von</strong> Workflow-Management-Anwendungen<br />
Verkürzung der Durchlaufzeit um 20 bis 70 %<br />
Reduzierung der Prozesskosten um 20 bis 40 %<br />
Reduzierung der Bearbeitungszeiten um 25 bis 60 %<br />
Reduzierung der Zeiten zur Informationsgewinnung um<br />
50 bis 90 % durch bedarfsgerechte Informationsbereitstellung<br />
Verbesserung der Vorgangsbearbeitung und Auskunftsfähigkeit<br />
Dem Mitarbeiter stehen auf „Knopfdruck“ Informationen über den<br />
gesamten Vorgang zur Verfügung<br />
Unterstützung der ISO 9000-Vorgaben (Dokumentenlenkung,<br />
Identifikation und Rückverfolgbarkeit <strong>von</strong> Vorgängen)<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> Quelle: IAO, IAT<br />
211
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
9. 8 IT- unterstützte Zusammenarbeit - Workflowtechnologie<br />
Organisationsübergreifendes Workflow Management<br />
Daimler<br />
Sparten<br />
Organisation A<br />
Chrysler<br />
,,po,po, send<br />
pökjp, event<br />
output<br />
data<br />
input<br />
data<br />
current<br />
actor<br />
external<br />
activity<br />
WfMS 1<br />
Organisationseinheiten<br />
Workflow Integration Architecture<br />
Entwicklung<br />
Produktion<br />
Events<br />
Trigger<br />
Organization<br />
Information<br />
Privacy<br />
Security<br />
Zulieferer<br />
External<br />
Event<br />
,,po,po, get<br />
pökjp, event<br />
data<br />
in - out<br />
responsible<br />
Organisation B<br />
WfMS 2<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 212
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
9. 9 IT- unterstützte Zusammenarbeit - WEB 2.0<br />
Charakteristika Web 2.0<br />
Charakteristika <strong>von</strong> Web 2.0<br />
• Veränderte Wahrnehmung und Benutzung des Webs<br />
• Keine spezielle Technik, sondern das Zusammenwirken<br />
verschiedener Technologien, die erst mit der gestiegenen<br />
Verfügbarkeit des Internets wirksam werden<br />
Anwendungen<br />
Konzepte<br />
• Feeds<br />
• Wikis & Tags (Folksonomien)<br />
• Blogs<br />
• Mashups<br />
• Peer-to-peer<br />
• Content-Management-System<br />
Voraussetzung zur<br />
Industriellen Anwendung<br />
• Gesicherter Datenverkehr<br />
• Gewährte Nutzungsrechte<br />
• Kritische Masse<br />
• Motivierte Anwender<br />
• Offene und vertrauensvolle<br />
Kommunikationskultur<br />
• Anonymität ist kritisch<br />
(Falschinformationen)<br />
• Altersstruktur ist zu<br />
berücksichtigen<br />
• Ajax<br />
• Web-Service<br />
• REST<br />
• Mikroformate<br />
Technologien<br />
Philosophien<br />
• Soziales Netzwerk<br />
• User Created Content<br />
• Wissen/Software/Technologien teilen<br />
• Browserbasierte Arbeitsweise<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 213
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
9. 9 IT- unterstützte Zusammenarbeit - WEB 2.0<br />
Grundlagen und Einsatzgebiete für Feeds<br />
Beschreibung<br />
• Elektronisches Nachrichtenticker zur<br />
Übermittlung oft geänderter Inhalte<br />
(z.B. News)<br />
Einsatzgebiete im Unternehmen<br />
Feeds im<br />
Daimler-<br />
Blog<br />
• Möglichkeit zum Abonnieren der<br />
Inhalte<br />
• Automatisches Informieren bei<br />
Änderungen der Inhalte
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
9. 9 IT- unterstützte Zusammenarbeit - WEB 2.0<br />
Grundlagen zu Wiki und Tag Clouds<br />
Beschreibung Wiki<br />
Beschreibung Tag Cloud<br />
Tag Cloud Spiegel Online vom 20.05.08<br />
Wiki<br />
• Sammlung <strong>von</strong> Internet-Seiten<br />
• Autorengemeinschaft generiert den Inhalt<br />
gemeinschaftliches Erstellen und Publizieren<br />
<strong>von</strong> Wissen<br />
• Wiki = Hawaiianisch für „schnell“<br />
Schnelle Informationsverteilung<br />
hohe Aktualität des Inhalts<br />
Tag Cloud<br />
• „Tag“ = Schlagwort<br />
• „Tag Cloud“ = Schlagwortwolke<br />
• Methode zur Informationsvisualisierung<br />
• alphabetisch sortiert<br />
• Worte anhand Gewichtung (Bedeutung)<br />
hervorgehoben<br />
• Tagging <strong>von</strong> Inhalten oder Web-Links
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
9. 9 IT- unterstützte Zusammenarbeit - WEB 2.0<br />
Grundlagen und Einsatzgebiete für Blogs<br />
Beschreibung<br />
Einsatzgebiete im Unternehmen<br />
Nachrichten<br />
Information &<br />
Kommunikation<br />
Ideensammlung<br />
Kooperation<br />
• Kreuzung aus Web & Logbuch<br />
• Tagebuch oder Journal<br />
• Links zu Audios/Videos/Präsentationen<br />
• Kommentierung & Diskussion möglich<br />
• Kategorisierung nach Themen,<br />
Annotation<br />
Projektlogs,<br />
Statusberichte<br />
Reiseberichte<br />
Projekt,<br />
Linie,<br />
Interessenten,<br />
Partner, …<br />
Meinungen &<br />
Persönliches<br />
Diskussion<br />
Problemlösung<br />
Wissensmanagement<br />
Erfahrungsberichte<br />
Themen-<br />
Missionierung<br />
Wenig Erfolgsstories sowie<br />
begrenzte Mächtigkeit (vgl. Wikis)
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
9. 9 IT- unterstützte Zusammenarbeit - WEB 2.0<br />
Grundlagen und Einsatzgebiete für Mashups<br />
Beschreibung<br />
Begriffsursprung & inhaltliche Bedeutung<br />
• Musikbranche, Jahr 1990<br />
• Remix, Kombination unterschiedlicher Musiktitel<br />
Schaffung neuer Songs<br />
Einsatzgebiete im Unternehmen<br />
1. Data Mashups<br />
Anreicherung <strong>von</strong> Daten aus bestehenden Systemen<br />
„Bauteileverantwortlicher in Smaragd“<br />
Daten<br />
Quelle<br />
A<br />
Bedeutung als Web2.0-Konzept<br />
• Sinnvolle Kombinatorik <strong>von</strong> Daten, Services und<br />
Prozessen<br />
Schaffung zielorientierter Businessprozesse<br />
Web 2.0 Technologie<br />
Smaragd<br />
WiW<br />
Geometrie Daten Corporate Directory<br />
Service<br />
Daten<br />
Quelle<br />
B<br />
Mashup Typologien<br />
• Data Mashups, Business Mashups<br />
Geschäftsbezug<br />
• Mashups werden heute sehr eng mit „Service<br />
Oriented Architecture (SOA)“ in Zusammenhang<br />
gebracht<br />
• Mashups sind der „letzte Schritt“ zur Umsetzung<br />
der SOA Philosophie<br />
2. Business Mashups<br />
Optimierung der IT-Geschäftsprozesse durch bedarfsgerechte<br />
Vernetzung <strong>von</strong> Prozessen und Daten<br />
Engineering Desktop „Konstrukteur“<br />
Smaragd<br />
Geometrie<br />
Daten<br />
Dialog<br />
SOA<br />
SRM<br />
Stücklisten<br />
Sach-<br />
Nummern<br />
NCM<br />
PÄV/<br />
KEM<br />
Prozess<br />
D<br />
Prozess<br />
A<br />
Service<br />
Prozess<br />
C<br />
Prozess<br />
B
Prozess<br />
D<br />
Prozess<br />
A<br />
Service<br />
Prozess<br />
C<br />
Prozess<br />
B<br />
Daten<br />
Quelle<br />
A<br />
Service<br />
Daten<br />
Quelle<br />
B<br />
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
9. 9 IT- unterstützte Zusammenarbeit - WEB 2.0<br />
Zusammenfassung WEB 2.0 Technologien<br />
Konzept Szenario/Anwendungsbereich Nutzen<br />
Feeds<br />
Wikis<br />
&Tags<br />
Blogs<br />
Mashups<br />
Rollenbasiertes Angebot der<br />
Änderungsinformationen<br />
Unterstützung des<br />
Wissensaustauschs<br />
Kommunikation &<br />
Kooperation in Linie & Projekt<br />
Unterstützung durch die<br />
Kombination <strong>von</strong> Services<br />
und Dienste<br />
• Umkehrung des Verantwortlichkeit<br />
bei der Informationsbeschaffung<br />
• Objekt- statt systemzentrierte<br />
Informationsverteilung<br />
• Integrative Wissenspflege sowie<br />
bessere Wissensfindung durch<br />
Verschlagwortung<br />
• Thematisch strukturierte und breite<br />
Kommunikation<br />
• Intuitive Bedienung der IT-<br />
Werkzeuge in einer<br />
integrierten/einheitlichen Oberfläche<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 218
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
10. Grundlagen des Wissensmanagements<br />
10.1 Überblick, Motivation<br />
10.2 Zielsetzung und Methodik<br />
10.3 Wissensakquise<br />
10.4 Wissensverteilung<br />
10.5 Bewertung <strong>von</strong> Wissensmanagement
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
10. 1 Grundlagen des Wissensmanagements - Überblick, Motivation<br />
Was ist Wissen ?<br />
• Stand der Diskussion über Wissen im 20. Jhd.:<br />
- Wissen findet immer auf Basis eines Vorverständnisses<br />
statt.<br />
- Wissen ist ein sozialer Prozess, der auf Daten und<br />
Informationen basiert.<br />
- Wissen und Informationen bedingen einander.<br />
- Wissen findet im Kontext <strong>von</strong> Verstehen und Erklären statt.<br />
- Wissen als Ergebnis eines Verstehens- oder<br />
Erklärensprozesses impliziert immer eine Selektion, die sich<br />
an anwendungs- bzw. zweckbezogenen Zielen orientiert.<br />
Quelle (Capurro 1998)
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
10. 1 Grundlagen des Wissensmanagements - Überblick, Motivation<br />
Was ist Wissensmanagement ?<br />
Wissensmanagement ist die<br />
systematische, zielorientierte Anwendung <strong>von</strong> Maßnahmen<br />
zur Steuerung, Kontrolle und Unterstützung <strong>von</strong><br />
Wissensprozessen<br />
in und über Unternehmensgrenzen hinweg.<br />
Ziel dabei ist es<br />
mit bestehendem Wissen Möglichkeiten zu schaffen,<br />
neues Wissen zum Zwecke der Verbesserung, Wertschöpfung<br />
und Innovationen zu erzeugen.<br />
Thoben 2002
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
10. 1 Grundlagen des Wissensmanagements - Überblick, Motivation<br />
Wirklichkeit und Information (1)<br />
• in jeder Sekunde nehmen wir auf mit unseren<br />
Sinnen wie Augen, Ohren, Haut, Mund, Nase etc.<br />
10 9 Bit<br />
• in jeder Sekunde verarbeiten wir mit unserem Gehirn 10 7 Bit<br />
• in jeder Sekunde nutzen wir aktiv<br />
... und wir leben gut damit! erneute<br />
Ohr<br />
Auge<br />
Haut<br />
Input:<br />
9<br />
10 bit/s<br />
Informationsreduktion<br />
auf:<br />
Anreicherung auf:<br />
7<br />
10 bit/s<br />
Sprache<br />
Mimik<br />
allgemeine<br />
Motorik<br />
100 Bit<br />
Umwelt<br />
2<br />
ca. 10 bit/s<br />
Umwelt<br />
Aufmerksamkeit<br />
gespeicherte<br />
Programme<br />
Quelle: Vester,<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 222
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
10. 1 Grundlagen des Wissensmanagements - Überblick, Motivation<br />
Komplexität des Gehirns<br />
1.000.000.000.000<br />
Neuronen [10 12 ]<br />
10.000 bis 15.000<br />
Verbindungen eines<br />
Neurons mit anderen<br />
Neuronen<br />
10.000.000.000.000.000<br />
Synapsen [10 16 ]<br />
Permanente<br />
Zustandsänderungen<br />
Quelle: Dr. Reinhard Schmitt, 2007
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
10. 1 Grundlagen des Wissensmanagements - Überblick, Motivation<br />
Wirklichkeit und Information (2)<br />
Philosophisches Grundproblem:<br />
Wir kennen keine (eindeutige) Wirklichkeit;<br />
wir kennen nur Informationen über sie –<br />
und auch das nur, soweit wir die vorhandenen Informationen<br />
aufnehmen,<br />
verarbeiten,<br />
auswählen<br />
verstehen.<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 224
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
10. 1 Grundlagen des Wissensmanagements - Überblick, Motivation<br />
Wirklichkeit und Information (3)<br />
Was können wir uns merken?<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 225
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
10. 1 Grundlagen des Wissensmanagements - Überblick, Motivation<br />
Daten, Informationen und Wissen<br />
Quelle: ISO/IEC 2382 (ex DIN 44330)
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
10. 1 Grundlagen des Wissensmanagements - Überblick, Motivation<br />
Wissenstreppe (nach Krause / Tang)<br />
Strategisches Wissensmanagement<br />
Wettbewerbsfähigkeit<br />
Kompetenz<br />
+ Einzigartigkeit<br />
Handeln<br />
+ richtig Handeln<br />
Können<br />
+ Wollen<br />
Wissen<br />
+ Anwendungsbezug<br />
Informationen<br />
+ Vernetzung mit Kontext<br />
Daten<br />
+ Bedeutung<br />
Zeichen<br />
+ Syntax<br />
Operatives Daten- und Wissensmanagement<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 227
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
10. 1 Grundlagen des Wissensmanagements - Überblick, Motivation<br />
Information und Wissen<br />
Information ist häufig<br />
unvollständig<br />
unpräzise<br />
widersprüchlich<br />
Wissen braucht:<br />
Eine umfassende Beschreibung<br />
Präzise Aussagen<br />
Folgerichtige Zusammenhänge<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 228
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
10. 1 Grundlagen des Wissensmanagements - Überblick, Motivation<br />
Schnelles Denken<br />
Langsames Denken<br />
Implizites<br />
Wissen<br />
verborgen<br />
im Kopf<br />
basiert auf<br />
- Erfahrungen,<br />
- Kenntnissen<br />
Wissen<br />
Information<br />
Daten<br />
Explizites<br />
Wissen<br />
• veröffentlicht<br />
• dokumentiert<br />
• digital<br />
Quelle: nach P. Braun, 2002<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 229
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
10. 1 Grundlagen des Wissensmanagements - Überblick, Motivation<br />
Inhalt (Content)<br />
Dies ist ein Beispiel für Inhalte<br />
in der Form <strong>von</strong> Sätzen<br />
die einander folgen<br />
um einen Aspekt zu beschreiben.<br />
Die meisten Inhalte sind<br />
wie eine Sprache,<br />
die <strong>von</strong> Menschen verstanden wird<br />
mit der sie ihre bisherigen Erfahrungen beschreiben.<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 230
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
10. 1 Grundlagen des Wissensmanagements - Überblick, Motivation<br />
Zusammenhänge (Kontext)<br />
Zusammenhänge beschreiben:<br />
• Situationen<br />
• Perspektiven<br />
• Randbedingungen<br />
„Kontext” bedingt, dass die Bedeutung des Inhalts sich in<br />
Abhängigkeit <strong>von</strong> der Situation verändert.<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 231
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
10. 1 Grundlagen des Wissensmanagements - Überblick, Motivation<br />
Bezüge (Relationship)<br />
Mit einem scheinbar unstrukturierten Fluss wie diesem Satz,<br />
können Bezüge mehrdeutig, unklar oder hinderlich sein,<br />
wie zum Beispiel: die Relation “kommt vorher”.<br />
Sie beschreibt die relative Position des Wortes<br />
“unstrukturiert” zu dem Wort “Fluss” in der ersten Zeile.<br />
Bei einer eindeutigen Struktur sind Bezüge weniger<br />
unklar und mehrdeutig:<br />
1. Bezüge zeigen mehrere Typen <strong>von</strong> Eigenschaften<br />
2. Bezüge sind oft komplex und verändern sich häufig<br />
3. Komplexe Bezüge in Dokumenten sind selten<br />
beherrschbar und benötigen zur klaren Darstellung<br />
spezielle Systeme<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 232
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
10. 1 Grundlagen des Wissensmanagements - Überblick, Motivation<br />
Barrieren des Wissensmanagement<br />
Alles was jemanden im Kontext<br />
• Mensch,<br />
• Organisation<br />
• Technologie<br />
daran hindern könnte, Wissen zu<br />
• identifizieren, akquirieren,<br />
• generieren, speichern,<br />
• strukturieren, verteilen<br />
• bewerten, wiederverwenden.<br />
Thoben 2002
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
10. 1 Grundlagen des Wissensmanagements - Überblick, Motivation<br />
Barrieren im Kontext Mensch<br />
• Vorurteile bzgl. internationaler Unterschiede<br />
(z.B. Deutsche sind sehr genau und exakt)<br />
• Profilverlust durch Weitergabe unsicherer<br />
Informationen/Vorschläge/Ideen<br />
• Schlechte Artikulation und Sprache<br />
• Mangelnder Schutz des individuellen Wissens<br />
• Pflege <strong>von</strong> Kommunikationskanälen und Beziehungen<br />
• Doppeldeutungen<br />
• Falsche Wortwahl oder Betonung<br />
• Sender – Empfänger-Störung<br />
• Emotionen<br />
Nach Thoben 2002
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
10. 1 Grundlagen des Wissensmanagements - Überblick, Motivation<br />
Theoretische Ansätze<br />
Sichtbar<br />
Unbewusst, unsichtbar<br />
Artefakte/Objekte/Struktur<br />
Bekundete Werte<br />
Grundlegende<br />
Annahmen<br />
Modell nach Schein, 1986<br />
• Kultur entwickelt sich immer in einer<br />
Gruppe, Organisation, Gesellschaft.<br />
• Kultur steuert Wahrnehmung und<br />
Verhalten.<br />
• Die eigene Kultur wird erst im Kontakt zu<br />
einer anderen Gruppe mit einer anderen<br />
Kultur deutlich.<br />
• Kultur lässt sich nicht einfach „abfragen“<br />
• Der Einzelne ist oft Mitglied in<br />
verschiedenen Gruppen bzw. durchläuft<br />
im Laufe seiner Sozialisierung<br />
verschiedene Gruppen und Kulturen.
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
10. 1 Grundlagen des Wissensmanagements - Überblick, Motivation<br />
Barrieren im Kontext Organisation<br />
• Wissensträger sind oftmals nicht verfügbar.<br />
• Eingeschränkte Zeitfenster für die Kommunikation<br />
(z.B. Kommunikation mit Indien oder Amerika).<br />
• Fehlende Mechanismen zum Umgang mit vertraulichen<br />
Informationen.<br />
• Risiko bei Kooperation mit zu wenigen Partnern.<br />
• Eine enge Zusammenarbeit mit zu vielen Partnern bewirkt evtl.<br />
diametrische Zielsetzungen im Unternehmen.<br />
• Erhöhte Investitionen in WM-Partner erschweren im Falle eines<br />
Dissenses den Ausstieg aus der Partnerschaft.<br />
• Eine zu hohe Transparenz des eigenen Unternehmens bewirkt evtl.<br />
die Offenbarung der wirklichen Herstellkosten und reduziert die<br />
Vorteile gegenüber den Wettbewerbern.<br />
Thoben 2002
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
10. 1 Grundlagen des Wissensmanagements - Überblick, Motivation<br />
Barrieren im Kontext Technologie<br />
• Fehlende Verfügbarkeit geeigneter Technologien.<br />
• Kompatibilität angewandter Systeme.<br />
• Akzeptanzprobleme der Nutzer im Umgang mit<br />
neuer Software.<br />
• Technologien sind nicht angepasst an die<br />
Bedürfnisse der Nutzer.<br />
Thoben 2002
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
10. 1 Grundlagen des Wissensmanagements - Überblick, Motivation<br />
Wissen in der Produktentwicklung<br />
Verbindet Produkt, Prozess und Ressourcen Informationen<br />
mit Engineering Problemlösungen.<br />
• Anforderungsanalyse.<br />
• Spezifikationsorientierte Konstruktion.<br />
• Analyse <strong>von</strong> Konflikten und deren Lösung.<br />
• Änderungsmanagement.<br />
• Konzeptkonstruktion - Anpassungskonstruktion - Detailkonstruktion.<br />
• Design-to-X (zum Beispiel: Herstellbarkeit, Testbarkeit,<br />
Demontierbarkeit, Wiederverwertbarkeit).<br />
• Systemanalyse: FMEA, Sicherheit, etc.<br />
• Arbeitsabläufe / Planung.
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
10. 1 Grundlagen des Wissensmanagements - Überblick, Motivation<br />
Die Schlüsseldimensionen <strong>von</strong> Wissensmanagement<br />
Wissensmanagementprozess<br />
Wissensmanagement<br />
Wissen<br />
• Inhalt<br />
• Zusammenhang<br />
• Bezüge<br />
• Mensch<br />
• Organisation<br />
• Technologie<br />
• Identifikation • Akquisition • Generierung<br />
• Speicherung • Strukturierung • Verteilung<br />
• Bewertung • Wiederverwendung • Recycling<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 239
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
10. 1 Grundlagen des Wissensmanagements - Überblick, Motivation<br />
Gründe für Wissensmanagement<br />
Qualität war die führende Größe der 80´er Jahre<br />
QUALITÄT<br />
In den 90´er Jahren ZEIT war Zeit<br />
der kritische Erfolgsfaktor.<br />
In den 70´ern waren die<br />
KOSTEN Kosten der strategische<br />
Erfolgsfaktor für den<br />
unternehmerischen Erfolg<br />
In dieser Dekade werden nur die Unternehmen erfolgreich sein, die in<br />
der Lage sind, den höchsten Wert bei geringsten Kosten in der<br />
kürzesten Zeit zu liefern<br />
Quelle: Acc. to Kenichi Omahae (Former McKinsey Director in Tokyo)<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 240
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
10. 1 Grundlagen des Wissensmanagements - Überblick, Motivation<br />
State of the Art: Produkt Wissenserfassung<br />
EBOM VPM CATIA DIALOG SRM<br />
Das Wissen, das mit diesen Systemen bearbeitet wird, ist aufgeteilt in<br />
die Informationen, die explizit in den IT-Systemen behandelt werden<br />
und in das implizite Wissen des Anwenders: die Annahmen,<br />
Vereinfachungen, Vernachlässigungen, Interpretationen.<br />
Konsequenz: Jedes IT System trifft unterschiedliche Annahmen.<br />
Folgerichtige Behandlung ist kompliziert.<br />
Kommunikation erfordert spezielle Schnittstellen (interfaces).<br />
Erweiterungen und Modifikationen sind schwer durchzuführen.<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 241
Die Chancen :<br />
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
10. 1 Grundlagen des Wissensmanagements - Überblick, Motivation<br />
Zusammenfassung: Wissen in der Produktentwicklung<br />
Die Herausforderung:<br />
• Sehr komplex, mit vielen unterschiedliche Aspekten.<br />
• Mit einer Vielfalt an Wechselwirkungen und gegenseitigen<br />
Abhängigkeiten.<br />
• Unterschiedliches Verständnis <strong>von</strong> Inhalten bei Verwendung gleicher<br />
Begriffe.<br />
• Enge Verknüpfung <strong>von</strong> Produkt und Prozess.<br />
• Problemlösungswissen.<br />
Wissen in der Produktentwicklung<br />
• ist gut strukturiert,<br />
• hat wenig Zweideutigkeiten<br />
• und eine klare Semantik.
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
10. 2 Grundlagen des Wissensmanagements - Zielsetzung und Methodik<br />
Wissensmanagement heute - Beispiele<br />
• Regelkommunikation<br />
• Reviews<br />
• Technologie Kolloquien<br />
• Messen<br />
• Vorträge<br />
• Präsentationen<br />
• Forschungsklausuren<br />
• Monitoringberichte<br />
• Technische Berichte<br />
• Organisationshandbuch<br />
• Qualitätshandbuch<br />
• Themenspeicher<br />
• interne Publikationen<br />
• Patente<br />
• High Tech Reports<br />
• Intranet<br />
• Auditberichte<br />
• Gutachterberichte<br />
• Interaktive Demos<br />
• Laborstrategien<br />
• Patenschaften für neue MA<br />
• Bereichsentwicklungen<br />
• Kunden<br />
• Sekretariats-Kommunikation<br />
• Austauschgruppe<br />
• Hospitanzen<br />
• Kaffeeküchen u.ä<br />
• und vieles mehr<br />
Es gibt<br />
eine Unmenge an Wissen<br />
• das an unterschiedlichen Stellen dokumentiert (oder gar nicht)<br />
• ohne (einheitliche) Systematik/Struktur und ohne Vernetzung<br />
• ohne Kontext der Informationen<br />
• erteilt auf unterschiedliche Personen<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 243
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
10. 2 Grundlagen des Wissensmanagements - Zielsetzung und Methodik<br />
Unterschiedliche Perspektiven <strong>von</strong> Wissen<br />
Paketmodell<br />
Interaktionsmodell<br />
Sender<br />
Empfänger<br />
Sender<br />
Empfänger<br />
Wissen als Input in den Prozess.<br />
Wissen als ein Bild der Realität.<br />
Wissen entsteht in einem Prozess.<br />
Wissen erzeugt Realität.<br />
führt zu<br />
Ausrichtung auf Effektivität,<br />
IT - Lösungen.<br />
Ausrichtung auf menschliche<br />
Beziehungen und Prozesse.<br />
[Ursula Schneider: Wissensmanagement 1996, S. 19]<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 244
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
10. 2 Grundlagen des Wissensmanagements - Zielsetzung und Methodik<br />
Probst: Prozessmodell des Wissensmanagement<br />
Feedback<br />
Wissensziele<br />
Wissensbewertung<br />
Erkennen <strong>von</strong><br />
Wissen<br />
Erwerben <strong>von</strong><br />
Wissen<br />
Entwickeln<br />
<strong>von</strong> Wissen<br />
Verwenden<br />
<strong>von</strong> Wissen<br />
Bewahren <strong>von</strong><br />
Wissen<br />
Verteilen<br />
<strong>von</strong> Wissen<br />
Strukturieren<br />
<strong>von</strong> Wissen<br />
[Probst, Romhardt 1997]<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 245
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
10. 2 Grundlagen des Wissensmanagements - Zielsetzung und Methodik<br />
Unternehmenspraxis - Prozesse<br />
• Wissensidentifikation:<br />
„Ich frage jemanden, der vielleicht jemanden kennt.“<br />
• Wissensakquisition:<br />
„Ich lasse es mir <strong>von</strong> einem Kollegen erzählen, ich lese ein Buch, oder ...“<br />
• Wissensgenerierung:<br />
„Wir setzen uns zusammen und denken nach.“<br />
• Wissensspeicherung:<br />
„Wissen für alltägliche Abläufe ist schriftlich dokumentiert (QM-Handbuch<br />
etc.), aber Wissen für nicht-routine Situationen ist in den Köpfen.“<br />
• Wissensstrukturierung:<br />
„Ich ordne mein Wissen so, dass ich es wiederfinde (aber kein anderer).“<br />
• Wissensverteilung:<br />
„Kollegen schicken mir ungefragt eine Vielzahl <strong>von</strong> Informationen zu, die ich<br />
aber mangels Zeit gar nicht verarbeiten kann.“<br />
• Wissensbewertung:<br />
„Ich erkenne schon am Namen des Absenders, ob die Nachricht wichtig ist<br />
oder nicht.“
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
10. 2 Grundlagen des Wissensmanagements - Zielsetzung und Methodik<br />
Prozess des Wissenserwerbs und der<br />
Wissensnutzung (3-Phasenmodell)<br />
Kognitive<br />
Phase<br />
deklaratives Erlernen <strong>von</strong> Wissen auf Basis<br />
<strong>von</strong> Fakten und Erkennen <strong>von</strong> Zusammenhängen<br />
in Mustern und Regeln<br />
Assoziative<br />
Phase<br />
prozedurales Anwenden der erlernten Muster<br />
und Regeln. In dieser Phase wird das Wissen<br />
als erlernt betrachtet<br />
Automatisierte intuitive Anwendung der Muster und Regeln,<br />
Phase<br />
zum Teil verbunden mit dem Verlust deren<br />
Beschreibbarkeit<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> Quelle: Fitts/Anderson<br />
247
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
10. 2 Grundlagen des Wissensmanagements - Zielsetzung und Methodik<br />
Formen der Wissensgenerierung (Nonaka/Takeuchi)<br />
zu<br />
<strong>von</strong><br />
implizit<br />
explizit<br />
implizit<br />
Sozialisierung<br />
z.B. gemeinsame<br />
Erfahrungen<br />
Verinnerlichung<br />
z.B. Gewohnheit,<br />
Ausdruck<br />
explizit<br />
Veräußerlichung<br />
z.B. Wissenserwerb<br />
Kombination<br />
z.B. Berechnung<br />
Schwerpunkt <strong>von</strong> IT<br />
Diese vier Formen sind in einer Wissensspirale verbunden.<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 248
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
10. 3 Grundlagen des Wissensmanagements - Wissensakquise<br />
Eigenschaften einer<br />
Community of Practice<br />
• Gemeinsame Bereiche <strong>von</strong> Erfahrungen.<br />
• Orientierung an der strategischen Ausrichtung.<br />
• Aufgaben-, Organisations- und<br />
Funktionsübergreifende Gruppen.<br />
• Erfassung <strong>von</strong> Wissen und Erfahrungen, nicht<br />
Abarbeitung <strong>von</strong> Aufgaben.<br />
• Organisiert durch Beziehungen zwischen Menschen.<br />
• Ausrichtung auf Wertsteigerung durch intensiven<br />
Austausch und lebenslanges Lernen.<br />
• Selbstorganisierte Weiterentwicklung der Gruppen.<br />
Erfolgsfaktoren<br />
• Vertrauen<br />
• Wichtigkeit<br />
• gegenseitiger<br />
Respekt<br />
• persönliche<br />
Interessen<br />
• Kerngedanken<br />
des Leiters<br />
• offene<br />
Kommunikation<br />
“…you cannot force a plant to grow by pulling its leaves…<br />
what you can do is create the infrastructure in which it can prosper.”<br />
- Etienne Wegner, 1999<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> Wintersemester 2011 /<br />
Sommersemester <strong>2012</strong><br />
249
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
10. 3 Grundlagen des Wissensmanagements - Wissensakquise<br />
Plattformübergreifende Ziele <strong>von</strong> TechClubs<br />
Herausforderungen<br />
• Unzureichende<br />
Kommunikation<br />
zwischen den<br />
Plattformen.<br />
• Führende Spezialisten<br />
sind über die<br />
Plattformen verteilt.<br />
• Kommunikations-<br />
Beziehungen sind<br />
schwierig.<br />
Ansätze<br />
• verteiltes Produkt- und<br />
Prozesswissen.<br />
• gemeinsame Nutzung<br />
<strong>von</strong> “Best Practises”<br />
• Management der<br />
Ressourcen.<br />
• Karriere-Entwicklung.<br />
• Training.<br />
• Plattformübergreifende<br />
Produkt-Reviews.<br />
• Nutzung gleicher<br />
Technologien und<br />
Lieferanten.<br />
• Qualität und<br />
Kulanzkosten Review.<br />
Vorteile<br />
• Bereitstellung <strong>von</strong><br />
Mechanismen für eine<br />
Plattform<br />
übergreifende<br />
Kommunikation auf<br />
den wichtigsten<br />
Gebieten.<br />
• Bessere und sichere<br />
Managemententscheidungen.<br />
• Standardisierung für<br />
Teile und Systemlieferanten.<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 250
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
10. 3 Grundlagen des Wissensmanagements - Wissensakquise<br />
Hauptaufgaben in der Wissensakquise<br />
• Kommunikation (Informell / Implizit):<br />
Schaffe die Voraussetzungen dafür, dass Menschen ihr Wissen<br />
teilen:<br />
- bringe Menschen zusammen,<br />
- schaffe eine Kultur des share2win (löse die Bremsen!)<br />
- sorge für Effizienz durch klare Prozesse,<br />
ohne die Kreativität einzuengen.<br />
• Dokumentation (Formell / Explizit)<br />
Dokumentiere Wissen und mache es zugänglich:<br />
- mache explizierbares Wissen explizit,<br />
- schaffe einheitliche Struktur und gemeinsames Verständnis,<br />
(d.h. alle Beteiligten verstehen unter den gleichen Begriffen das<br />
Gleiche)<br />
- definiere Wissensmanagement-Prozesse<br />
- sichere die Unterstützung der Hierarchie
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
10. 3 Grundlagen des Wissensmanagements - Wissensakquise<br />
Elemente der Wissensakquise (1)<br />
Verbale Kommunikation verbessern<br />
• Regelkommunikation auf Labor- und Abteilungsebene<br />
• Labor- oder Abteilungskolloquien<br />
• „Steh-Convent“<br />
• gemeinsame Mittagessen<br />
• Hospitanzen<br />
• Mitarbeiter-Veranstaltungen,<br />
• digitale Diskussionsforen<br />
Wichtig:<br />
Transparenz, Win2Win-Situation, Offenheit<br />
(inkl. Umgang mit Fehlern)<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 252
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
10. 3 Grundlagen des Wissensmanagements - Wissensakquise<br />
Elemente der Wissensakquise (2)<br />
Textuelle Dokumentation<br />
• gemeinsame Platte für einfache Dokumente ( z.B.Protokolle)<br />
• gemeinsamer Kalender<br />
• regelmäßige Bereichs oder Abteilungsinformationen (z. B.<br />
Bereichszeitung)<br />
• Intranet-Auftritt<br />
Wichtig:<br />
Teilnehmer, Prozesse, Zugriffsrechte,<br />
Syntax <strong>von</strong> Dokumenten, Ablagestrukturen usw.<br />
müssen definiert und jedem bekannt sein<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 253
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
10. 3 Grundlagen des Wissensmanagements - Wissensakquise<br />
Elemente der Wissensakquise (3)<br />
• Aufbau eines ontologiebasierten Wissensmanagements für<br />
Ergebnisse eines Arbeitsgebiets<br />
• Inhalte<br />
- Projekte<br />
- Publikationen<br />
- Monitoringberichte<br />
- Literaturquellen<br />
- Kundeninformationen<br />
- Personen<br />
- usw.<br />
• Aufbau eines Wissensmodells zur Vernetzung des<br />
vorhandenen Wissens<br />
- Definition <strong>von</strong> Core Topics und Key Words<br />
- Erarbeitung des Wissensmodells<br />
- Verabredung eines Glossars oder Aufbau einer Ontologie
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
10. 4 Grundlagen des Wissensmanagements - Wissensverteilung<br />
Schritte zur Nutzung <strong>von</strong> „verteiltem Wissen”<br />
Wissen sollte breit verfügbar sein:<br />
• Unternehmenswissen<br />
• Produktwissen<br />
• Wissen über den Wettbewerb<br />
• Technologiewissen<br />
• Wissen über Rechte und Regelungen<br />
Austausch <strong>von</strong> „best practices“ zwischen<br />
vergleichbaren Abteilungen und<br />
Tätigkeitsfeldern.<br />
Austausch <strong>von</strong> Wissen zwischen unterschiedlichen<br />
Abteilungen und Bereichen<br />
z.B. Konstruktion, Berechnung, Versuch<br />
Erzeugung eines Bewusstseins<br />
für eine Wissensgemeinschaft<br />
mit dem Ziel der Verkürzung<br />
<strong>von</strong> Zykluszeiten.<br />
Verstärkte Möglichkeiten zur<br />
Nutzung des Wissens.<br />
Bessere, schnellere und kostengünstigere<br />
Produktentwicklung mit<br />
Entscheidungen auf einer breiteren<br />
Wissensgrundlage.<br />
Basis für ein Wissenssystem zur Speicherung,<br />
Bereitstellung und Nutzung dieses Wissens ist ein<br />
„Knowledge Warehouse“.<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 255
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
10. 4 Grundlagen des Wissensmanagements - Wissensverteilung<br />
Bestandteile eines „Knowledge Warehouse”<br />
Erweiterte Nutzung<br />
filtern, kombinieren<br />
Erstellung<br />
und<br />
Wartung<br />
Kommunikation<br />
• Email<br />
• News<br />
Nutzung<br />
navigieren, suchen,<br />
präsentieren<br />
Basis Dienste<br />
• Bereitstellung • Versionierung<br />
• Back-up • Zugriffssteuerung<br />
Die Funktionen können auf unterschiedlichste Weise programmiert werden<br />
- Intranet mit Ergänzungen<br />
- Dokumenten Management Software<br />
- Groupware-Systeme<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 256
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
10. 4 Grundlagen des Wissensmanagements - Wissensverteilung<br />
Die „Engineering Knowledge Management“-<br />
Prozesskette<br />
Engineering<br />
Knowledge<br />
zusammentragen,<br />
gliedern, explizit<br />
machen.<br />
Konsolidiertes<br />
Engineering<br />
Knowledge auf<br />
Hypermedia-Struktur<br />
abbilden.<br />
Vorteile:<br />
• Jede Phase liefert einen definierten<br />
Nutzen.<br />
• reduziertes Implementierungsrisiko<br />
Wiederverwendbare<br />
Module definieren<br />
Teile des Engineering<br />
Knowledge ausführbar<br />
formalisieren.<br />
Wissen<br />
sammeln<br />
Wissen<br />
verteilen<br />
Wissen<br />
wiederverwenden<br />
Wissen<br />
verarbeiten<br />
Konsolidiertes<br />
Wissen<br />
Wissen im<br />
Intranet<br />
Lösungsbibliotheken<br />
Ausführbares<br />
Wissen<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 257
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
10. 5 Grundlagen des Wissensmanagements - Bewertung <strong>von</strong> Wissensmanagement<br />
Messkriterien für „Community of Practice“<br />
Die unterschiedlichen Messkriterien können auf verschiedene<br />
Ebenen der Berichterstattung angewendet werden.<br />
Unternehmenszielkriterien<br />
Ergebniskriterien<br />
Soft fact-<br />
Kriterien<br />
Basistypen <strong>von</strong> Messkriterien<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 258
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
10. 5 Grundlagen des Wissensmanagements - Bewertung <strong>von</strong> Wissensmanagement<br />
Messergebnisse<br />
Die Messergebnisse sind ein Attraktivitätsmaß für die<br />
„Community“.<br />
Dies ermöglicht dem Koordinator die Überwachung der<br />
Beteiligung und bildet die Grundlage für nötige<br />
Anpassungen.<br />
Output<br />
Measures<br />
Beispiele für Messergebnisse:<br />
• Anzahl der „reads and writes” in den überwacht die Trends und<br />
CoP Tools<br />
Veränderungen<br />
• Zahl der Teilnehmer an CoP meetings bewertet die aktuelle Beteiligung<br />
• Anzahl der Kapitel im Book of Knowledge prüft künftige Ziele der CoP<br />
Vorteile der Messergebnisse:<br />
Messungen sind leicht durchzuführen.<br />
Grenzen der singulären Messung:<br />
„Aktivität” bedeutet nicht unbedingt<br />
auch Produktivität und Qualität.<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 259
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
10. 5 Grundlagen des Wissensmanagements - Bewertung <strong>von</strong> Wissensmanagement<br />
Messungen auf Basis <strong>von</strong> Geschäftszielen<br />
Zur Erreichung allgemeiner Geschäftsziele<br />
können verschiedene Messkriterien für<br />
„Communities of Practice“<br />
eingesetzt werden.<br />
Beispiele für Messergebnisse zum Beitrag<br />
<strong>von</strong> CoP zum Unternehmensziel „Kundenzufriedenheit“:<br />
• Entwicklung:<br />
• Fertigung:<br />
• Finanzdienstleistung:<br />
Business<br />
Goal Measures<br />
Kundenzufriedenheitsindex bezüglich Produktinnovationen<br />
Reduzierung der Fehlerquote<br />
schnellere Bearbeitung <strong>von</strong> Finanzierungsanträgen<br />
Vorteile der Messergebnisse:<br />
Die Effekte der „Community of<br />
Practice“ werden direkt mit den<br />
Unternehmenszielen in Bezug gesetzt.<br />
Grenzen der singulären Messung:<br />
Die Beiträge der CoP an der<br />
Verbesserung der Unternehmensziele<br />
sind schwer <strong>von</strong> andern Einflüssen<br />
abzugrenzen.<br />
(Der Erfolg hat viele Väter und Mütter)<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 260
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
10. 5 Grundlagen des Wissensmanagements - Bewertung <strong>von</strong> Wissensmanagement<br />
Messungen <strong>von</strong> „Soft facts“<br />
Eine ausgeglichene Messung integriert die<br />
Zufriedenheit <strong>von</strong> Kunden und Mitarbeitern.<br />
In einer CoP können beide Gruppen<br />
Mitglieder sein.<br />
Health<br />
Measures<br />
Beispiele für Messergebnisse<br />
<strong>von</strong> „Soft facts“:<br />
• Hat jedes Mitglied genügend Zeit, während<br />
der Meetings seine wichtigen Fragen<br />
einzubringen?<br />
• Sind die externen Teilnehmer nützlich?<br />
• Werden auch außerhalb der Meetings die<br />
anderen Mitglieder häufig einbezogen?<br />
• Sind die community tools (Datenbank, Teamrooms)<br />
einfach zu benutzen?<br />
• Wie oft werden aus der CoP neue<br />
Erkenntnisse für den Einzelnen gewonnen?<br />
Vorteile der Messergebnisse:<br />
Der Moderator kann erkennen, ob er<br />
die Bedürfnisse aller Teilnehmer<br />
angemessen berücksichtigt und das<br />
Team in einer optimalen<br />
Arbeitsatmosphäre hält.<br />
Grenzen der singulären Messung:<br />
Die „Soft fact“ Messung kann nicht<br />
ermitteln, ob die Ziele des Unternehmens<br />
adressiert und erreicht<br />
werden.<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 261
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
10. 5 Grundlagen des Wissensmanagements - Bewertung <strong>von</strong> Wissensmanagement<br />
Erfolgsstories<br />
Erfolgsstories adressieren alle drei Messkriterien gemeinsam.<br />
Oft sind sie frei verfügbar oder werden zumindest allen<br />
Teilnehmern <strong>von</strong> CoP´s innerhalb eines Unternehmens<br />
zugänglich, um einen Erfahrungsaustausch zu betreiben.<br />
Beispiel:<br />
Unternehmeszielkriterien<br />
Ergebniskriterien<br />
Erfolgsstories<br />
Soft fact<br />
Kriterien<br />
Unternehmensziel<br />
Ergebnis<br />
Soft facts<br />
Es konnte ermittelt werden, dass das<br />
neue Material langlebiger ist und<br />
weniger wiegt. Wir erwarten eine<br />
Reduktion der Ausfälle <strong>von</strong> 12%.<br />
„Nach dem Studium des Entwicklungs-<br />
„Book of Knowledge“ und dem Kontakt<br />
mit zwei Mitgliedern der CoP konnte<br />
eine Materialalternative für das Produkt<br />
gefunden werden.<br />
Es hat Spaß gemacht, mit den anderen<br />
Mitgliedern der Community<br />
zusammenzuarbeiten. Ich freue mich<br />
auf das nächste Treffen.“<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 262
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
10. 5 Grundlagen des Wissensmanagements - Bewertung <strong>von</strong> Wissensmanagement<br />
Kosten versus Nutzen<br />
Projekt Kosten<br />
Direkte Kosten<br />
• Entwicklung<br />
• Installation, Veränderung<br />
• HW/SW<br />
Indirekte Kosten<br />
• Datenzugriffe<br />
• Datenintegration<br />
• Netzwerk<br />
• Wartung<br />
• Training<br />
• Support<br />
direkt<br />
Projekt Nutzen<br />
messbar<br />
indirekt<br />
nicht messbar<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 263
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
10. 5 Grundlagen des Wissensmanagements - Bewertung <strong>von</strong> Wissensmanagement<br />
Bewertung <strong>von</strong> Intellektuellem Kapital<br />
Balanced Score Card<br />
(Kaplan /Norton)<br />
Lernen und<br />
Wachstum<br />
„Wie erhalten wir<br />
unsere Fähigkeit<br />
zur Veränderung<br />
und Verbesserung<br />
um die Vision<br />
zu erreichen?”<br />
Strategische Ziele<br />
Messkriterien<br />
Operative Ziele<br />
Maßnahmen<br />
Kunden<br />
„Wie müssen wir<br />
uns dem Kunden<br />
gegenüber<br />
darstellen um<br />
unsere Vision zu<br />
erreichen?“<br />
Strategische Ziele<br />
Messkriterien<br />
Operative Ziele<br />
Maßnahmen<br />
Vision<br />
und<br />
Strategie<br />
Interne Geschäfts-<br />
Prozesse<br />
„Welche Prozesse<br />
müssen wir verbessern,<br />
um die<br />
Kunden und<br />
Aktionäre zufriedenzustellen?“<br />
Strategische Ziele<br />
Messkriterien<br />
Operative Ziele<br />
Maßnahmen<br />
Finanzen<br />
Strategische Ziele<br />
Messkriterien<br />
Operative Ziele<br />
Maßnahmen<br />
„Wie sollen wir<br />
uns unseren<br />
Aktionären<br />
präsentieren<br />
um erfolgreich<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> zu sein?”<br />
264
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
11. Wissensverarbeitende Systeme<br />
11.1 Regelbasierte Systeme<br />
11.2 Fallbasierte Systeme<br />
11.3 Evolutionäre Algorithmen<br />
11.4 Agentenbasierte Systeme<br />
11.5 Modellbasierte Systeme<br />
11.6 Ontologiebasierte Systeme
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
11. 1 Wissensverarbeitende Systeme - Regelbasierte Systeme<br />
Regelbasierte Systeme<br />
Idee<br />
Verknüpfung <strong>von</strong> Wissenselementen in Form <strong>von</strong> Regeln<br />
Wissensdarstellung<br />
Inferenz<br />
• Regeln: WENN A DANN B<br />
• zusätzlich Kombinationen möglich<br />
WENN (A UND B) DANN C<br />
WENN A DANN (B ODER C)<br />
• Ähnlichkeit mit einfacher Logik,<br />
• auch Verknüpfung mit Unschärfemassen<br />
(z.B. fuzzy oder probabilistische Gewichtung <strong>von</strong> Fakten<br />
und Regeln)<br />
Musterorientiert / Erkennen <strong>von</strong> Zyklen<br />
• Vorwärtsverkettung<br />
• Rückwärtsverkettung<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 266
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
11. 1 Wissensverarbeitende Systeme - Regelbasierte Systeme<br />
Wie viele Arten <strong>von</strong> Wissen können in einer Regel<br />
stehen?<br />
Steuerungswissen<br />
Klassifizierungswissen (Taxonomie)<br />
IF part x is placed<br />
and next-part is-of-type P12<br />
THEN connect part 27 to previous-part<br />
and set length = diameter / 3<br />
Strukturwissen<br />
Parameter Abhängigkeiten<br />
Regeln mischen verschiedene Arten <strong>von</strong> Wissen<br />
=> Der Aufwand zur Pflege der Wissensbasis ist groß<br />
=> Wiederverwendung <strong>von</strong> Wissen in anderen Basen ist nicht möglich<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 267
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
11. 1 Wissensverarbeitende Systeme - Regelbasierte Systeme<br />
Regelbasierte Systeme: Zusammenfassung<br />
Stärken<br />
Schwächen<br />
• relativ leichte, intuitive Erstellung <strong>von</strong> heuristischem<br />
Wissen<br />
• explizites („tiefes“) Verständnis der<br />
Anwendungsdomäne ist nicht erforderlich<br />
• bei größerer Regelmenge schwer überschaubar<br />
• kaum strukturierbar / modularisierbar<br />
• Konsistenz der Regeln nicht garantierbar<br />
• Tendenz zum „Spaghetti“-Code<br />
• unterschiedliche Arten <strong>von</strong> Wissen sind im Regelwerk<br />
vermischt<br />
Anwendungsfelder<br />
• kleine, einfache Systeme zur Synthese und Analyse<br />
• frühe Konfigurationssysteme (XCON)<br />
• eingebunden auch in andere Engineering-Tools (CATIA)<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 268
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
11. Wissensverarbeitende Systeme<br />
11.1 Regelbasierte Systeme<br />
11.2 Fallbasierte Systeme<br />
11.3 Evolutionäre Algorithmen<br />
11.4 Agentenbasierte Systeme<br />
11.5 Modellbasierte Systeme<br />
11.6 Ontologiebasierte Systeme
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
11. 2 Wissensverarbeitende Systeme - Fallbasierte Systeme<br />
Fallbasierte Systeme<br />
Idee<br />
Wissensdarstellung<br />
Inferenz<br />
Generiere für ein gegebenes Problem eine Lösung aus<br />
bereits gelösten „ähnlichen“ Problemen<br />
Fallbasis:<br />
bereits gelöste Fälle mit ihren Lösungen<br />
Vergleich des Problems mit denen in der Fallbasis.<br />
Festlegung des „ähnlichsten“ Problems; Zyklus<br />
• RETRIEVE: was ist der beste vergleichbare Fall bzw.<br />
Fälle<br />
• REUSE: welches Problemlösungswissen war in dem<br />
Fall anzuwenden<br />
• REVISE: welche Lösung wurde vorgeschlagen und<br />
umgesetzt<br />
• RETAIN: Abspeichern des neuen Falls und der<br />
Lösung in der Fallbasis<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 270
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
11. 2 Wissensverarbeitende Systeme - Fallbasierte Systeme<br />
Grundidee vom “Fallbasierten Schließen”<br />
Case-based Reasoning (CBR)<br />
• Gemachte Erfahrung wird als Fall gespeichert.<br />
• Um ein neues Problem zu lösen, wird:<br />
- ein ähnlicher Fall verwendet,<br />
- die gemachte Erfahrung wiederverwendet, ggf. modifiziert,<br />
- die neue Erfahrung als Problemlösungspaar in der<br />
Fallbasis gespeichert.<br />
Neues Problem<br />
Ähnlichkeit<br />
bekanntes<br />
Problem<br />
Neue Lösung<br />
Adaption<br />
Lösung<br />
Fallbasis<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 271
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
11. 2 Wissensverarbeitende Systeme - Fallbasierte Systeme<br />
Fallbasierte Systeme: Zusammenfassung<br />
Stärken<br />
• explizite Modellierung nicht notwendig<br />
• mit jedem neu gelösten Problem wächst die<br />
Fallwissensbasis und damit die Verlässlichkeit des<br />
Systems<br />
Schwächen<br />
• blindes Verfahren<br />
• bei kleiner Fallwissensbasis wenig verlässlich<br />
• Wahl des Maßes für „Ähnlichkeit“ ist häufig schwierig<br />
Anwendungsfelder<br />
• schlecht modellierbare Bereiche mit Fülle <strong>von</strong> Beispielen<br />
• Beispiele:<br />
• User Help Desk<br />
• medizinische Diagnose<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 272
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
11. Wissensverarbeitende Systeme<br />
11.1 Regelbasierte Systeme<br />
11.2 Fallbasierte Systeme<br />
11.3 Evolutionäre Algorithmen<br />
11.4 Agentenbasierte Systeme<br />
11.5 Modellbasierte Systeme<br />
11.6 Ontologiebasierte Systeme
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
11. 3 Wissensverarbeitende Systeme - Evolutionäre Algorithmen<br />
Evolutionäre Algorithmen<br />
Idee<br />
Nutze Prinzipien der Biologie / Evolution<br />
Wissensdarstellung<br />
• nicht explizit<br />
• in Form <strong>von</strong> Informationssträngen in Analogie zu<br />
Gensträngen<br />
Inferenz<br />
Modifikation einer Anfangslösung durch Variation und<br />
Selektion im Hinblick auf Fitness<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 274
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
11. 3 Wissensverarbeitende Systeme - Evolutionäre Algorithmen<br />
Die zwei Prinzipien der Evolution<br />
Selektion<br />
Individuen, die besser an ihre Umgebungsbedingungen<br />
angepasst sind, haben bessere Fortpflanzungschancen.<br />
„Survival of the fittest“<br />
Variation (durch Fortpflanzung)<br />
Generierung <strong>von</strong> veränderten Nachkommen,<br />
d.h. Generierung neuer Vielfalt.<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 275
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
11. 3 Wissensverarbeitende Systeme - Evolutionäre Algorithmen<br />
Evolutionäre Algorithmen: Zusammenfassung<br />
Stärken<br />
Schwächen<br />
• „verteilte“ Wissensrepräsentation<br />
• hohe Stabilität/Fehlertoleranz<br />
• geeignet für unterschiedlichste Optimierungsaufgaben<br />
(kontinuierlich, diskret, hybrid)<br />
• nahezu freie Wahl der Gütefunktion<br />
• blinde Verfahren<br />
• noch nicht ausreichend theoretisch fundiert<br />
• explizites Wissen nur bedingt darstellbar<br />
• Effizienz hängt stark ab <strong>von</strong> der Nutzung expliziten<br />
Wissens über die Domäne<br />
Anwendungsfelder<br />
• Planung und Optimierung<br />
• Reglersynthese<br />
• Design<br />
• Klassifikation <strong>von</strong> Daten<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 276
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
11. Wissensverarbeitende Systeme<br />
11.1 Regelbasierte Systeme<br />
11.2 Fallbasierte Systeme<br />
11.3 Evolutionäre Algorithmen<br />
11.4 Agentenbasierte Systeme<br />
11.5 Modellbasierte Systeme<br />
11.6 Ontologiebasierte Systeme
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
11. 4 Wissensverarbeitende Systeme - Agentenbasierte Systeme<br />
Agentenbasierte Systeme<br />
Idee<br />
Lösungserarbeitung durch verteilte, intelligente, autonome<br />
Einheiten mit Selbstorganisation<br />
Wissensdarstellung<br />
• Kapselung <strong>von</strong> Strukturen und/oder Funktionen in<br />
abgeschlossenen Einheiten („Agenten“)<br />
• Granularität: Ein Agent ist ein zielgerichteter<br />
Entscheidungsfinder, der sich situationsabhängig auch<br />
in der Koordinierung mit anderen Agenten verhält<br />
• letztlich Erweiterung objekt-orientierter Modellierung<br />
Inferenz<br />
Kooperation der Agenten entweder durch direkte<br />
Kommunikation oder über Signale in der Umgebung<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 278
... weil sie<br />
Vorteile bieten<br />
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
11. 4 Wissensverarbeitende Systeme - Agentenbasierte Systeme<br />
Warum Agenten ?<br />
Agenten sind das Mittel ...<br />
... für Planung, Bau und Betrieb<br />
komplexer, verteilter, dynamischer, vernetzter offener Systeme<br />
Agenten arbeiten nach dem Motto ...<br />
... „so dezentral wie möglich, so zentral wie nötig“<br />
Die Agenten-Philosophie steigert<br />
... eine natürliche, modulare Entwicklung sowie<br />
einfache Wartung und Erweiterbarkeit<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 279
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
11. 4 Wissensverarbeitende Systeme - Agentenbasierte Systeme<br />
Agenten orientierte Modellierung <strong>von</strong> Prozessen<br />
Vorgehensweise:<br />
Zerlegen <strong>von</strong> Prozessen in modulare Prozessschritte;<br />
Unterscheidung <strong>von</strong> Ausführungsvarianten<br />
Spezifikation des Kontextes, in dem der Prozessschritt<br />
anwendbar ist<br />
Spezifikation des Unterziels, das mit dem Prozessschritt<br />
erreicht werden kann<br />
Weitere Aspekte:<br />
Definition einer Zielhierarchie<br />
Definition <strong>von</strong> Notfall-Strategien<br />
Definition <strong>von</strong> Rollen (der Akteure)<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 280
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
11. 4 Wissensverarbeitende Systeme - Agentenbasierte Systeme<br />
Zielkontextorientierte Auswahl <strong>von</strong> Prozessschritten<br />
Agenten wählen Pläne (d.h. die nächsten Schritte) in Abhängigkeit<br />
ihrer Ziele und des Kontextes aus.<br />
Aktuelle<br />
Ziele<br />
Ziel: Wähle nächste Maschine<br />
Ziel:<br />
Ziel:<br />
Kontext:<br />
Wähle<br />
Wähle<br />
Letzte<br />
nächste<br />
nächste<br />
Bearbeitung<br />
Maschine<br />
Maschine<br />
beendet<br />
Kontext:<br />
Kontext:<br />
Letzte<br />
Letzte Bearbeitung beendet<br />
Bearbeitung<br />
Bearbeitung<br />
noch<br />
beendet<br />
nicht<br />
Bearbeitung<br />
Bearbeitung noch nicht<br />
komplett<br />
noch nicht<br />
komplett<br />
komplett<br />
Aktueller<br />
Kontext<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 281
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
11. 4 Wissensverarbeitende Systeme - Agentenbasierte Systeme<br />
Agentenbasierte Systeme: Zusammenfassung<br />
Stärken<br />
• abstraktere Modellierung und Realisierung als z.B. mit<br />
Objekten; dadurch Reduktion der Entwurfskomplexität<br />
• verfolgt das Prinzip „so dezentral wie irgend möglich<br />
und so zentral wie gerade noch notwendig“; dadurch<br />
erhöhte Flexibilität und Robustheit<br />
Schwächen<br />
• noch nicht ganz aus den Kinderschuhen heraus<br />
• wenig Tool-Unterstützung<br />
Anwendungsfelder<br />
• Modellierung, Planung und Steuerung dynamisch<br />
vernetzter Systeme mit autonomen Knoten<br />
• z.B. Fabrik- und Zuliefernetze<br />
• z.B. Concurrent Engineering<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 282
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
11. Wissensverarbeitende Systeme<br />
11.1 Regelbasierte Systeme<br />
11.2 Fallbasierte Systeme<br />
11.3 Evolutionäre Algorithmen<br />
11.4 Agentenbasierte Systeme<br />
11.5 Modellbasierte Systeme<br />
11.6 Ontologiebasierte Systeme
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
11. 5 Wissensverarbeitende Systeme - Modellbasierte Systeme<br />
Modellbasierte Systeme<br />
Idee<br />
Wissensdarstellung<br />
Nutze wiederverwendbare explizite Modelle einer<br />
Anwendungsdomäne<br />
• Modellbibliothek, in der für jeden Modelltyp das<br />
funktionale Verhalten (Normal- und Fehlerverhalten)<br />
festgelegt ist<br />
• Instanzierung der Modelltypen in einer die<br />
Modellbausteine verbindenden strukturellen und<br />
kausalen Darstellung<br />
Inferenz<br />
Gleichungs- bzw. Constraint-Verarbeitung<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 284
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
11. 5 Wissensverarbeitende Systeme - Modellbasierte Systeme<br />
Grundlagen Constraint-Technologie:<br />
Paradigmenvergleich<br />
Klassische Programmierung vs. Constraint-basierte Programmierung<br />
Klassische Programmierung<br />
Variablen mit Werten<br />
belegen (assignment)<br />
Constraint-basierte Programmierung<br />
Constraints definieren<br />
(absetzen)<br />
Funktion<br />
berechnen<br />
Funktion<br />
berechnen<br />
Bedingungen<br />
(Constraints)<br />
eingehalten<br />
Dämon: Fehlerbehandlung<br />
Werte für Variablen suchen<br />
(labeling)<br />
Dämon: Propagation<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 285
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
11. 5 Wissensverarbeitende Systeme - Modellbasierte Systeme<br />
Beispiel: Constraintberechnung<br />
X + 2 < Y,<br />
X + Y > 15,<br />
X =< 10, Y =< 10,<br />
X, Y N<br />
Klassische Programmierung: Im worst case, Generierung und Test <strong>von</strong> 121 Wertepaaren.<br />
Constraint-Programmierung:<br />
Nach Absetzen der Constraints verbleiben lediglich 4 Wertepaare.<br />
X = (6..7)<br />
Y = _(9..10)<br />
Intervallgrenzenpropagation<br />
X + 2 < Y<br />
X:: 0, 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10 Y:: 0, 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10<br />
X + Y > 15<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 286
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
11. 5 Wissensverarbeitende Systeme - Modellbasierte Systeme<br />
Vision<br />
Wissensbasiertes<br />
Design-To-X<br />
• Modularität<br />
• Wiederverwendbarkeit<br />
• Life Cycle Cost Reduktion<br />
durch intelligente CAD-<br />
Dokumentation<br />
R<br />
S D<br />
Modellbasierte<br />
X-Analysis<br />
• Zuverlässigkeit<br />
• Verfügbarkeit<br />
M DS<br />
• Wartbarkeit<br />
• Sicherheit<br />
• Diagnosegenerierung<br />
Digitales<br />
Produkt<br />
Der modellbasierte Ansatz erlaubt<br />
die Verknüpfung der funktionalen<br />
Entwicklung mit der Systemanalyse<br />
Modellbibliothek<br />
Engineering Wissensmanagement<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 287
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
11. 5 Wissensverarbeitende Systeme - Modellbasierte Systeme<br />
Modellbasierte Systeme: Zusammenfassung<br />
Stärken<br />
• Wissensmodellierung ist explizit<br />
(z.B. in Form physikalischer Gesetzmäßigkeiten)<br />
• Modellierung ist strukturiert<br />
• Produktstruktur und Modelle der Bausteine sind<br />
getrennt<br />
• Wissenserwerb geschieht einmalig bei der Erstellung<br />
eines Modellbausteins<br />
Schwächen<br />
• Anwendungsdomäne muss explizit modellierbar sein<br />
• Aufwand zur Erstellung der Modellbibliothek<br />
Anwendungsfelder<br />
• funktionales Design und Analyse<br />
• technische Domänen<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 288
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
Informationstechnik und Wissensverarbeitung<br />
in der Produktentwicklung<br />
11. Wissensverarbeitende Systeme<br />
11.1 Regelbasierte Systeme<br />
11.2 Fallbasierte Systeme<br />
11.3 Evolutionäre Algorithmen<br />
11.4 Agentenbasierte Systeme<br />
11.5 Modellbasierte Systeme<br />
11.6 Ontologiebasierte Systeme
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
11. 6 Wissensverarbeitende Systeme - Ontologiebasierte Systeme<br />
Definition: Ontologie<br />
Basisdefinition Ontologie (Platon):<br />
Lehre <strong>von</strong> der Bedeutung der Worte<br />
• Ontologien sind:<br />
- eine formale Beschreibung <strong>von</strong> (Wissens-)Objekten<br />
- mit ihren Relationen zueinander<br />
- für ein definiertes Themenfeld<br />
- die <strong>von</strong> allen Beteiligten<br />
gemeinsam verwendet werden<br />
Nockenwelle<br />
Zusammenbau Zylinderkopf<br />
ist Teil <strong>von</strong><br />
Nocken<br />
Ventil<br />
ist hergestellt aus<br />
ist Teil <strong>von</strong><br />
ist Teil <strong>von</strong><br />
Stahl<br />
wird geliefert <strong>von</strong><br />
Ventilsitz<br />
ist Teil <strong>von</strong><br />
Werk x<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 290
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
11. 6 Wissensverarbeitende Systeme - Ontologiebasierte Systeme<br />
Warum Ontologien?<br />
Effekt:<br />
Der Computer wird in die Lage versetzt Wissen zu repräsentieren,<br />
zu prüfen, zu verteilen und zu nutzen.<br />
Das Konzept der Ontologie integriert Wissen in einer formalen,<br />
für den Computer verständlichen Weise:<br />
• Teilebäume,<br />
• Objekthierarchien,<br />
• Semantische Netze<br />
• Datenschemata<br />
Nutzung <strong>von</strong> Ontologien:<br />
• Bereitstellung einer Plattform für die breite, modulare,<br />
wiederverwendbare Wissensbasis für ein semantisches Datenmodell<br />
• speziell für internetbasierte Anwendungen<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 291
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
11. 6 Wissensverarbeitende Systeme - Ontologiebasierte Systeme<br />
Ontologiebasierte Wissensrepräsentation<br />
Aerodynamische<br />
Effekte<br />
Gesetzliche<br />
Regelungen<br />
Haftpflichtversicherung<br />
Generelles Wissen<br />
Gewicht<br />
Nutzlast<br />
Produkt<br />
Größe<br />
Attribute<br />
Flugzeug<br />
Relation wie<br />
ist Teil <strong>von</strong><br />
Bauteil<br />
Gewicht<br />
“ist ein”-Hierarchie<br />
Flügel Rumpf Leitwerk<br />
A300<br />
A310<br />
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11. 6 Wissensverarbeitende Systeme - Ontologiebasierte Systeme<br />
Ontologie Modellierungsmethode<br />
Metamodell (Domainenwissen)<br />
• sichert Konsistenz und<br />
Wiederverwendbarkeit<br />
• definiert die Semantik,<br />
• führt den Anwender<br />
Teil<br />
ist ein<br />
Klassenmodell (Contentwissen)<br />
• spezialisierte<br />
Beschreibung des<br />
Konzepts<br />
Querruder<br />
• angepasst an ein<br />
bestimmtes Feld<br />
Ist hergestellt aus<br />
Werkstoff<br />
ist ein<br />
Aluminum<br />
Instanz (Beispielwissen)<br />
• konkrete Ausprägung<br />
des Konzepts<br />
A319<br />
linkes<br />
Querruder<br />
XYZ<br />
Aluminium<br />
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11. 6 Wissensverarbeitende Systeme - Ontologiebasierte Systeme<br />
Ontologiebasiertes Wissensmanagement<br />
Steigerung der Leistungsfähigkeit <strong>von</strong> Wissensmanagement<br />
Stand der Technik<br />
Textbasierte Suche<br />
Navigation durch Anwender<br />
Erzeugen <strong>von</strong> Referenzen<br />
durch den Anwender<br />
Von Hand erstellte<br />
textuelle Glossare<br />
Redundante Informationen<br />
Programmierte Abfragen<br />
Manuelle Konsistenztests<br />
Mögliche Verbesserungen<br />
Intelligente Suche<br />
Automatisch generierte<br />
verschiedene Sichten<br />
Automatisch generierte<br />
Referenzen<br />
allgemeingültiges Verständnis<br />
<strong>von</strong> Strukturen<br />
„Vererbung“ <strong>von</strong> Informationen<br />
und Zusammenhängen.<br />
Benutzerabhängige<br />
Filter und Abfragen<br />
Konsistenz wird automatisch<br />
sichergestellt<br />
Der ontologiebasierte<br />
Ansatz adressiert alle<br />
möglichen<br />
Verbesserungen<br />
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11. 6 Wissensverarbeitende Systeme - Ontologiebasierte Systeme<br />
Zusammenfassung<br />
Klassisches „Book of Knowledge”<br />
• begrenzte Anzahl <strong>von</strong> „Büchern” in einer Bibliothek<br />
(gespeicherte Informationen beantworten vordefinierte<br />
Fragen)<br />
Ontologiebasiertes „Book of Knowledge”<br />
• unbegrenzte Anzahl <strong>von</strong> aufgabenspezifischen „Heften”<br />
(gespeicherte Informationsteile werden auf intelligente<br />
Weise abhängig <strong>von</strong> dem aktuellen Problem kombiniert)<br />
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Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
11. Wissensverarbeitende Systeme -<br />
Herausforderungen:<br />
• Wissensakquise<br />
• Wartung der Wissensbasis<br />
• Interaktive Anwendungen<br />
Zusammenfassender Vergleich<br />
Wissensbasierte Engineering-Systeme reduzieren<br />
Entwicklungszeiten<br />
Erste Generation: Regelbasierte Systeme<br />
(Stand der Technik)<br />
• Vermischung unterschiedlicher Wissensarten<br />
erhöhen den Wartungsaufwand<br />
• starre Wissensverarbeitung<br />
Systeme<br />
verfügbar<br />
• Kurzfristige Erfolge<br />
möglich<br />
• Systemansatz wird sich<br />
nicht durchsetzen<br />
Zweite Generation: Modellbasierte Systeme<br />
• Durch Trennung <strong>von</strong> Domänenwissen und<br />
Steuerung reduzierter Wartungsaufwand<br />
• Constraint-Technik macht Applikationen interaktiver<br />
Systeme in<br />
Entwicklung<br />
Mittelfristiger<br />
Systemeinsatz<br />
Dritte Generation: Ontologiebasierte Systeme<br />
• Ontologien unterstützen generische Modelle<br />
• logischer nächster Entwicklungsschritt<br />
• stärkere Aufteilung der Wissensebenen<br />
Systeme in<br />
Forschung<br />
• Mittelfristig einfache<br />
Systeme<br />
• Langfristig auch<br />
kommerzielle Lösungen<br />
Prof. <strong>Alfred</strong> <strong>Katzenbach</strong> 296
Informationstechnik und Wissensverarbeitung in der Produktentwicklung<br />
12. Exkursion<br />
Besuch eines Industrieunternehmens im Kontext<br />
Produktentwicklungs-IT